Pokémon goes fairytale von Evaleska ================================================================================ One-Shot -------- Es war einmal ein Pokémontrainer, der mit seinen Freunden Maike, Rocko und Max durch die Lande zog, auf der Suche nach Abenteuern und der Herausforderung der Pokémonarenen. Ash sein Name und in Begleitung seines Partner Pikachu schaffte er es immer wieder, sich in Schwierigkeiten zu bringen. So war es nicht weiter verwunderlich, dass die Gruppe auf ihrem Weg nach Graphitport City gänzlich die Orientierung verloren hatte. Die Straße hatte sich in einen Trampelpfad verwandelt, der sich kreuz und quer durchs Unterholz schlängelte. Bäume links, Bäume rechts, Bäume vorne, Bäume hinten – Ash bekam allmählich die Krise. „Rocko, wo sind wir?“, fragte er zum dritten Mal binnen weniger Minuten. „Das kann unmöglich der richtige Weg sein. Du sagtest vor einer halben Stunde, wir müssten gleich da sein.“ „Vor einer halben Stunde waren wir noch auf dem richtigen Weg“, entgegnete Rocko ruhig. „Aber ich kenne jemanden, der unbedingt einem wilden Bojelin nachjagen wollte.“ Er warf Ash einen eindeutigen Blick zu und fuhr fort: „Das bedeutet, dass uns dieser Jemand in den Wald geführt hat.“ „Ihr hättet mir nicht folgen brauchen“, protestierte der Trainer aufgebracht. „Hey, seht mal, da sind Häuser!“, rief auf einmal Maike. Sie war voraus gelaufen den nächsten Hügel hinauf und deutete von dort oben auf der anderen Seite hinunter. „Immer geradeaus. Wenn wir dem Weg folgen, müssten wir hinkommen.“ Max stöhnte. „Müsste, ja, ja, soweit die Theorie.“ Die Jungen schlossen zu Maike auf. Von hier oben sah der Hügel mehr aus wie ein Berg. Es ging steil abwärts und das über gut 500 Meter hinweg. Unten im Tal befand sich eine Ansammlung von etwa einem Dutzend Holzhütten. Ein Pokémon-Center war auch dabei. „Da können wir eine Pause einlegen“, meinte Maike erleichtert. Vielleicht um ihre Worte zu bestärken, vielleicht um sie zu widerlegen, krachte auf einmal ein nahezu perfekt gerader Blitz hernieder. Der Himmel leuchtete auf, was die kleine Gruppe veranlasste, hinaufzusehen. Tiefschwarze Wolken hingen dort oben. Wie auf Kommando begann es nun auch noch zu regnen. Maike schrie erschrocken auf und hielt sich die Hände über den Kopf. „Oh nein“, heulte sie. „Bis wir da unten sind, sind wir klatschnass.“ „Wir sind vorhin an einer Hütte vorbeigekommen“, informierte Rocko seine Begleiter. „Wir sollten uns unterstellen, bis der Himmel aufklart.“ Da niemand etwas dagegen sagte, ging er voran den Weg zurück. Kurz darauf sprinteten die jungen Leute einer nach dem anderen in besagte Hütte. Ash warf die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Draußen brachen die Wolken nun völlig. Der Regen rauschte geräuschvoll zu Boden und hämmerte gegen das Dach der Hütte, dass das Gebälk nur so knarrte. Maike sah besorgt hinauf. Max hingegen widmete sich der Ausstattung des einzigen Raumes. Neben Tisch, Stühlen und einer Bank gab es nichts. Alles aus dem gleichen Holz gefertigt, was dem Ganzen einen sehr eintönigen und langweiligen Touch verlieh. Über allem baumelte eine einsame Glühbirne lose von der Decke. Diese beleuchtete auch sogleich das Innenleben der Hütte, kaum dass Ash den Lichtschalter gefunden hatte. Maike ging ans Fenster. „Oje, hoffentlich hört das bald auf zu regnen“, murmelte sie betrübt. „Ich mache uns erst mal was zu essen“, beschloss Rocko und entleerte seinen Rucksack auf dem Tisch. „Gute Idee“, stimmte Ash zu. „Unsere Pokémon könnten bestimmt auch was ertragen. Kommt mal alle raus.“ Er öffnete seine Pokébälle und sah sich gleich auf den Boden der Realität zurückversetzt. „Ah! Das habe ich ja total vergessen!“ Maike drehte sich verwirrt um. Ihr Blick blieb an Schwalboss hängen. Der Vogel hockte ziemlich lädiert auf der Lehne eines Stuhls und wippte bedrohlich hin uns her. „Oh, Ash“, schalte die Trainerin ihren Begleiter. „Dein Kurzzeitgedächtnis ist wirklich nicht das Beste. Du hast Schwalboss doch vorhin erst in den Kampf gegen Bojelin geschickt. Das hat es ganz schön mitgenommen.“ „Ja, Bojelins Aquaknarre war echt nicht von schlechten Eltern“, warf Max dazwischen. Das brachte Ash auf die Palme. „Lob nicht das Pokémon, das meinem Schwalboss das angetan hat!“, meckerte er lautstark. Dann wandte er sich an Rocko „Was soll ich denn jetzt machen?“ Der Älteste der Gruppe besah sich den Vogel von allen Seiten. „Am besten, du bringst ihn schnellstmöglich ins Pokémon-Center hinunter“, antwortete er schließlich. „Es ist wie Max gesagt hat, auch wenn du es nicht hören willst. Dieses Bojelin war enorm stark. Und das sieht man hieran.“ Er deutete auf Schwalboss, das daraufhin wehleidig den Kopf hängen ließ. Maike sah wieder aus dem Fenster. „Es sieht so aus, als würde der Regen etwas nachlassen“, stellte sie nicht sehr überzeugt fest. „Bis ich da bin, bin ich nass bis auf die Knochen“, maulte Ash betreten. Er wusste, dass es seine Pflicht als Trainer war, sich um sein Pokémon zu kümmern, andererseits kam es seinem eigenen körperlichen Heil nicht gerade entgegen, in dieses Unwetter hinauszugehen. Der weibliche Part der Gruppe wirbelte wütend herum. Sie stemmte die Hände in die Hüften und starrte Ash wie vom Donner gerührt an. „Hör mal zu, Ash Ketchum! Das ist dein Pokémon. Du bist Schuld, dass es so aussieht, schließlich hast du es kämpfen lassen, obwohl es schon von der Auseinandersetzung mit Team Rocket geschwächt war.“ Sie holte Luft. „Also beweg deinen Hintern da raus, aber ein bisschen plötzlich!“ Max sah seine Schwester perplex an. „Wow, Maike, mach mal halblang“, ergriff er Partei für seinen Freund. „Du würdest dich bei dem Wetter auch nicht ohne Weiteres draußen rumtreiben.“ „Oh, doch, das würde ich!“, protestierte die. „Muss ich euch das erst beweisen?!“ Sie stapfte zu Ash und streckte die Hand aus. „Gib mir Schwalboss’ Pokéball.“ Der Trainer wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte. Also tat er erst einmal gar nichts. „Na los“, beharrte Maike „Bis du in die Gänge kommst, ist Mitternacht.“ „Also das ist beeindruckend“, kommentierte Max ehrlich überrascht. Er stand mit Rocko in der Tür und sah den beiden anderen nach, die ein Wettrennen zum Pokémon-Center veranstalteten. Der vom Regen aufgeweichte und spiegelglatte Untergrund konnte sie dabei kaum aufhalten. Plötzlich schrie Rocko auf, weshalb sein Freund erschrocken beiseite sprang. „Ich kann Schwester Joy doch nicht warten lassen!“, begründete der Ältere sein Verhalten, was ihm einen verständnislosen Blick seitens Max und ein recht eindeutiges „Hä?“ einbrachte. Rocko jedoch stürmte wieder in die Hütte, schnappte sich seinen Rucksack und hastete Ash und Maike hinterher. „Hey“, rief Max ihm nach. „Lasst mich doch nicht alle allein.“ Als einen Augenblick später gleich drei Blitze krachend niedergingen, raste er wie von der Tarantel gestochen selbst durch den Regen den Hügel hinauf. In der Tür tauchte die kleine gelbe Gestalt von Pikachu auf. Es legte den Kopf schief und sah den kleiner werdenden Konturen der Freunde seines Trainers nach. Verständnislos den Kopf schüttelnd trat es dann wieder in die Hütte und betrachtete die Gesamtsituation. Als Ash mit Maike und Schwalboss aufgebrochen war, waren ihnen Schneppke und Reptain beharrlich gefolgt, Rocko hatte erst gar nicht alle seine Pokémon aus den Bällen geholt und Maike hatte ihr Papinella mitgenommen. Somit waren sie hier zu siebt. Flemmli und Hydropi machten sich über das Futter her, das der Älteste ihnen dagelassen hatte. Das kleine blaue Wasserpokémon hatte dabei alle Mühe mit dem nicht weniger kleinen orangenen Küken mitzuhalten. Mampfaxo hockte in einer Ecke und döste. Qurtel versuchte gleichzeitig seinem Trainer Ash nachzuweinen und das hibbelige Eneco loszuwerden, welches auf seinem Panzer balancierte. Das Vorhaben gelang der Feuerschildkröte erst, als sie in Sturzbächen zu weinen begann und das pinke Kätzchen dadurch derart schockiert wurde, dass es mit zwei gewaltigen Sätzen durch den Raum flüchtete. Pikachu wagte irgendwie zu bezweifeln, dass es ihm gelingen würde, diesen Haufen unter Kontrolle zu halten, bis die Menschen zurückkehrten. Das erste Problem bahnte sich bereits an, als das gelbe Elektropokémon den Kopf hob. Dort oben auf den Balken lief Krebscorps auf und ab. Wie immer es da raufgeklettert war, ein Krebs gehörte nicht in luftige Höhen. Noch recht unschlüssig, was es nun tun sollte, wurde Pikachus Aufmerksamkeit im nächsten Moment abgelenkt. Eneco hatte bei seiner Flucht Flemmli über den Haufen gerannt, das daraufhin wütend mit Glut konterte, jedoch nicht das Kätzchen traf sondern das balancierende Krebscorps. Dieses fiel vom Balken und landete auf Qurtel, welches wiederum so viel Rauch ausstieß, dass den Pokémon nichts anderes übrig blieb, als schnellstens die Hütte zu verlassen. Im Regen baute sich Pikachu vor den anderen auf. „Pika! Pika, Pikachu, Chu!“ Als ihm die anderen mehr oder weniger zuhörten, machte es ihnen klar, dass sie alle miteinander auskommen mussten, bis ihre Trainer zurückkehrten. Außerdem verbot es jegliche Attacken, was Qurtel, der nun auch hinauskam veranlasste, gleich wieder kehrt zu machen. Die übrigen folgten ihm missmutig. Das Elektropokémon war stolz auf sich. Nachdem der Rauch sich verzogen hatte, waren auch die dunklen Wolken über den Gemütern seiner Freunde verschwunden. Sie tollten herum oder schliefen – Mampfaxo hatte von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen. So würde es sich aushalten lassen, bis Ash und Co sie abholen kamen. Nun, zumindest theoretisch. Zur gleichen Zeit stapfte ein deprimiertes Team Rocket durch den Regen. Mauzi voran hatte sich das Trio hoffnungslos verlaufen. „Dieser Wald nimmt kein Ende“, maulte James. „Ich hab doch gesagt, wir hätten an der letzten Kreuzung rechts abbiegen sollen!“ „Es wäre ganz hilfreich gewesen, wenn du das gesagt hättest, bevor wir einen Kilometer weiter geradeaus gelaufen sind“, protestierte Mauzi. Der Kater fuhr die Krallen aus. „Oder willst du mir unterstellen, mein Orientierungssinn wäre für die Katz?!“ Jessie stöhnte. „Klappe halten, ihr beide. Es gibt ja wohl Wichtigeres.“ Sie fuhr sich durchs Haar. „Meine Frisur ist ruiniert!“ „Pika!“ „Hm?“ Mauzi drehte den Kopf in Richtung des Geräusches. Bevor es etwas erkennen konnte, wurden es und James von Jessie gepackt und hinter den nächsten Baum gezogen. „Seht mal“, trällerte die auf einmal mit guter Laune. Sie deutete auf die andere Seite des Weges. Eneco jagte einer blauen Beere nach, die der Schwerkraft folgend, von ihm fortrollte. Ihm auf den Fersen war Pikachu, sichtlich genervt. „Schau an. Wen haben wir denn da?!“, flüsterte James. „Die gehören doch zu den Knirpsen, oder?“ „Es sind keine Knirpse in Sicht“, stellte Jessie fest. „Aber soweit ich weiß, haben die auch ein Eneco.“ Sie rieb sich die Hände. „Hehe, Pikachu ohne Anhang, das ist die Gelegenheit.“ Sie wollte sich gerade etwas überlegen, wie sie die beiden Pokémon möglichst schnell einfangen konnten, als noch ein drittes dazustieß. Mauzi nickte. „Ja, die gehören den Knirpsen. Knirps Junior hat ein Krebscorps.“ Besagter Krebs redete gerade aufgeregt auf Pikachu ein, das daraufhin kurz mit den Ohren wackelte und das Wasserpokémon Eneco hinterherschickte, während es selbst in die Richtung lief, aus der es zuvor gekommen war. Krebscorps passte das augenscheinlich nicht, weshalb es das Kätzchen kurzerhand am Schanz packte und mit sich zerrte. Dieses wiederum war damit überhaupt nicht einverstanden und leistete energisch Gegenwehr. Team Rocket sah den Dreien verwirrt nach. „Worum ging es da gerade?“, wollte James von Mauzi wissen, das als Pokémon schließlich hatte verstehen können, was da beredet wurde. „Pikachu wollte, das Eneco zurück zu den anderen kommt“, übersetze der Kater, „und Krebscorps meinte, das Mampfaxo allen anderen das Futter klauen würde.“ Jessies Augen leuchteten. „Wisst ihr, was das heißt?“, fragte sie begeistert. „Die Knirpse sind anscheinend nicht da, sonst würden die das regeln, was bedeutet, dass mindestens fünf Pokémon darauf warten, von uns eingesammelt zu werden.“ Sie lachte in sich hinein. „Los, vorwärts! Wir folgen Krebscorps!“ Pikachu voran hasteten die Pokémon durch den Wald. Der Weg lag irgendwo auf der linken Seite, aber den brauchten sie nicht zur Orientierung. Nach kurzer Zeit rückte die Hütte in Sichtweite. Unbemerkt schlich Team Rocket den Dreien hinterher. Von einem Baum zum nächsten verfolgten sie ihre künftigen Opfer. Etwa zehn Meter von dem hölzernen Gebäude entfernt, versteckten sie sich hinter einem Busch. James lugte darüber. „Sie gehen rein“, stellte er fest. „Wie sollen wir vorgehen?“ „Lasst mich nur machen“, war die Antwort seitens Jessie. Zur Verwunderung ihrer Teampartner spazierte sie direkt auf die Hütte zu. Sie schaute kurz durch das Fenster und klopfte dann dagegen. „Hey ihr da drin“, rief sie durch die Tür. „Ratet mal, was ich hier draußen habe. Lecker Beeren. Wollt ihr sie nicht mal kosten?“ Mauzi entglitten die Gesichtszüge. „Meint die das ernst?“, fragte es mehr sich selbst als James, der genauso perplex dreinschaute. Beide vermieden es tunlichst, auch noch vor der Hütte herumzulungern. Just in dem Moment öffnete sich die Tür. Jessie zückte ein Netz, wo immer sie das auf einmal hergeholt hatte, und machte sich bereit, das, was da vermutlich gleich rauskommen würde, einzufangen. Umso erstaunter war sie, als sie nichts Geringeres als Pikachus Donnerblitz erwartete. Das Elektropokémon schaute sie nur kurz angriffslustig an und bombardierte sie dann gleich mit seiner Attacke, auf dass die Schurkin schleunigst das Weite suchte. „Ähm, was war das denn?“, wagte James zu fragen, woraufhin er sich eine Kopfnuss einfing. „Schnauze!“, fauchte Jessie aufgebracht. „Machs erst mal besser!“ Gesagt getan. Nun versuchte der männliche Part von Team Rocket sein Glück. Auch er warf erst einen Blick ins Innere, bevor er sich vor die Tür stellte. Er räusperte sich und jaulte dann in den schiefsten Tönen: „Piiikaa. Pikachuu. Pikaa!“ Jessie schlug sich die Hand vors Gesicht. Sollte das funktionieren, würde sie den Beruf wechseln. Umso belustigender fand sie es, als James das gleiche Schicksal ereilte, wie zuvor sie. Mit dem feinen Unterschied, dass Pikachu diesmal extrem wütend aussah. Die weibliche Rocket brach in schallendes Gelächter aus, als ihr Kollege zu ihr zurückgekrochen kam. Denn zu mehr war er kaum noch fähig. „Mal ehrlich, da war mein Auftritt doch erheblich besser“, behauptete sie grinsend. „Au Mann“, brachte Jamens nur fertig zu sagen. Er hockte sich neben Jessie auf den aufgeweichten Boden und hielt sich den Kopf. Irritiert sah er dann hinauf. „Es regnet gar nicht mehr.“ „Blitzmerker“, zischte Jessie. Die beiden saßen eine Weile schweigend da und schmiedeten neue Pläne, bis James fragte: „Wo ist eigentlich Mauzi?“ „Hm?“ Sie sahen sich um. Der Kater war verschwunden. Er hatte sich aus dem Staub gemacht, als sie versucht hatten, die Pokémon aus der Hütte zu locken. Wieso eigentlich locken? Jessie sprang auf. „Wir gehen da jetzt rein und holen sie raus!“, beschloss sie. „Ich habe eine bessere Idee.“ Das war Mauzi. Es kam zwischen den Bäumen hervor und zog irgendetwas hinter sich her, das verdächtig nach einem Pelz aussah. Bei seinen Teampartner angekommen legte er dieses Etwas vor deren Füße. Stolz verschränkte es die Arme. „Damit kriegen wir sie.“, meinte es überzeugt. „Was ist das?“, wollte James wissen, und Jessie fügte hinzu: „Wen hast du denn gehäutet?“ „Das ist die perfekte Verkleidung“, erklärte Mauzi, während es seinem Kollegen bereits das pelzige Ding überzog. „Ein Magnayen-Kostüm!“ Der Verkleidete begutachtete sich skeptisch. Auch der weibliche Part des Teams hatte seine Zweifel. „Das Aussehen allein reicht nicht“, stellte sie klar. „Und um irgendwelche Stimmen zu imitieren ist James freundlich ausgedrückt überhaupt nicht in der Lage.“ Sie warf einen Blick zur Hütte. „Pikachu wird uns nur wieder grillen.“ „Mauzi hat an alles gedacht“, erwiderte der Kater. Er zückte einen Kassettenrekorder. „Die Akustik lasst mal meine Sorge sein. Und jetzt leg los, James!“ Er sprang seinem Kollegen in den Rücken und zwang ihn so auf alle Viere. „Du musst nur so tun, als wärst du total hinüber. Das dürfte dir ja nicht schwerfallen. Und wenn sie rauskommen, lauf in die Hütte.“ Noch immer nicht überzeugt, krabbelte James erneut zur Tür der Hütte. Gerade der letzte Satz bereitete ihm Kopfschmerzen. Was sollte er denn in der Höhle des Löwen? „Warum lasse ich mich nur immer auf so was ein?“, fragte er sich resigniert. Er sank in sich zusammen und versuchte, ein Bild des Jammers abzugeben. Der Boden war schlammig und nass. Das Wasser kroch durch die Verkleidung über seinen ganzen Körper. All zu lange würde er hier garantiert nicht liegen bleiben. Mauzi aktivierte den Kassettenrekorder. Sofort erklang die Stimme eines Magnayen. Jessie war beeindruckt. Nicht nur, dass ihr Kollege auf die Schnelle ein Kostüm aufgetrieben hatte, es war ihm sogar gelungen, das wehleidige Heulen eines echten Pokémon einzufangen. Dafür hatte er doch sicherlich wieder ihre Ersparnisse ausgegeben. In dem Fall sollteder Plan besser funktionieren, sonst würde sie dem aufrecht gehenden Vierbeiner die Ohren langziehen. Über weitere Foltermethoden nachgrübelnd, wandte sie sich wieder dem Schauspiel vor der Hütte zu. Wieder einmal öffnete sich die Tür und erneut war es Pikachu, das herauskam. Nur diesmal wirkte es weder wütend, noch in irgendeiner Weise an einem Kampf interessiert. Statt dessen zeigte es Besorgnis. Es ging auf James zu und besah ihn sich von allen Seiten. Irgendwie musste es aber doch etwas bemerkt haben, denn auf einmal verzog es skeptisch das Gesicht. „Los!“, schrie Mauzi von seinem Standpunkt hinter einem Busch aus. Völlig überfordert rappelte sich der junge Mann im Magnayenpelz auf und stolperte an dem perplexen Elektropokémon vorbei ins Innere der Hütte. Ihm war nach wie vor nicht klar, wozu das gut sein sollte. Er merkte nur, dass Pikachu ihm eilig folgte und ihn wütend anschrie. Das alamierte Flemmli und Krebscorps, die sich James auch gleich in den Weg stellten. Der wiederum war nun gänzlich überzeugt, dass Flucht in diesem Fall wesentlich praktischer sein wäre, als Mauzis eigenartiger Plan. Er wollte tatsächlich gerade kehrt machen, als ihm ein seltsamer Geruch in die Nase stieg. „Jessie, Tür zu!“, kommandierte der Kater weiter und im nächsten Moment fiel besagtes Stück Holz ins Schloss. Die weibliche Rocket sah durch das Fenster in die Hütte. Allmählich dämmerte ihr, was das Ganze sollte. Eine Bestätigung lieferte ihr das Bild, welches sich ihr bot. Während sie den Blick über die schlafenden Pokémon wandern ließ, erklärte Mauzi ihr, was gerade geschehen war: „Unter dem Kostüm sind Drüsen mit Schlafpuder versteckt. Und auf Knopfdruck wird dieses freigesetzt. Einfach, aber effektiv. Naja, James schläft jetzt auch eine Weile.“ „Genial, Mauzi“, lobte Jessie. Endlich hatte ein Plan mal wieder funktioniert. Der Kater zückte das Netz, mit dem seine Kollegin zuvor schon einen Fangversuch hatte starten wollen. „Dann wollen wir sie mal einsammeln.“ Der Mond schob sich bereits an den Himmel, als Ash, Maike, Rocko und Max den Rückweg antraten. Schwester Joy hatte Schwalboss zwar helfen können, doch wegen Rockos Schwärmereien und zwei akuten Notfällen hatte der Aufenthalt im Pokémon-Center länger gedauert als geplant. Zumindest hatte der Regen nicht wieder eingesetzt. Im straffen Tempo lief Ash seinen Freunden voran den Hügel hinauf. Er war gar nicht gegeistert, dass seine Pokémon die ganze Zeit allein zugebracht hatten. Und ob Pikachu auf den Haufen Chaoten hatte aufpassen können, wagte er zu bezweifeln. Auf den letzten Metern zur Hütte überholte Maike ihn. Sie stieß die Tür auf. „Flemmli, wir sind wieder da!“ Sie erwartete eine gähnende Leere. Sogar das Futter, welches Rocko zurückgelassen hatte, war verschwunden, von ihren Pokémon ganz zu schweigen. Nur Tisch und Stühle waren noch da. „Wo sind sie?“, fragte Max. „Oh nein, das gibts doch nicht“, heulte seine Schwester. Sie sank auf die Knie und hielt sich am Türrahmen fest. „Ich habe es geahnt. Das konnte gar nicht gut gehen.“ Rocko sah sich um. „Es gibt nicht einmal irgend welche Spuren. Und das bei dem schlammigen Untergrund...“, stellte er fest. „Wie haben sie das denn geschafft?“ Die Gruppe stand oder saß eine ganze Weile ratlos herum. Wo sollten sie suchen? Wer wusste schon, wie lange sie weg waren. Und wie leicht man sich in dem Wald verirren konnte, hatten sie am eigenen Leib zu spüren bekommen. „Ich könnte Schwalboss losschicken“, überlegte Ash. „Meinst du, dass es bei all den Bäumen etwas sehen wird?“, warf Max skeptisch ein. „Außerdem kennen wir nicht einmal die Richtung.“ „Eneco.“ „Hm?“ Maike sprang sofort auf. „Eneco?“, fragte sie ungläubig. Sie betrat die Hütte und sah hinauf. Dort oben auf einem Balken hockte ihr Pokémon, das ihr auch gleich begeistert in die Arme sprang. Die Trainerin drückte es an sich. „Oh, Eneco, wenigstens bist du noch hier“, seufzte sie erleichtert. Das Kätzchen befreite sich aus der Umarmung und lief auf einige Bäume auf der rechten Seite zu. Es positionierte sich wie ein Jagdhund vor dem Sprint, ausgerichtet ganz eindeutig in die Richtung, aus der sie alle Stunden zuvor gekommen waren. Als es sich der Aufmerksamkeit der Menschen bewusst war, sprintete es weiter zwischen Bäumen und Büschen hindurch. „Ich glaube, es will uns etwas zeigen“, schlussfolgerte Max. Da ihnen kaum etwas anderes übrig blieb, setzte sich die Gruppe in Bewegung. Eneco führte die jungen Leute kreuz und quer durch den Wald. der Zickzackkurs wirkte mehr als planlos und allmählich kamen Zweifel auf, ob das kleine Pokémon wirklich wusste, wohin es wollte. Das Licht von oben wurde zu allem Überfluss auch immer spärlicher. Hatten zuvor nur Wolken die Sonne verdeckt, war diese mittlerweile gänzlich untergegangen. Eine blasse Mondsichel stand nun dort oben, umringt ebenfalls von dunklen Wolken, die jeden Stern aussperrten. Es blieb allerdings trocken. Gerade als Ash und Co zu der stillen Übereinkunft gekommen waren, dass das alles nichts brachte, lichtete sich der Wald und sie landeten vor einer Felswand. Eneco sprang aufgeregt hin und her und deutete mit dem Schwanz auf einen schmalen Höhleneingang unweit entfernt. „Sind sie da drin?“, fragte Maike. Das Kätzchen nickte. Ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen, wie ihre Pokémon denn da hineingeraten sein könnten, stürmte Ash mit den Worten „Pikachu, ich komme!“ drauflos. Er hastete in die Höhle und immer weiter geradeaus, bis ihn vollkommene Schwärze umgab. Auf einen Schlag komplett verunsichert, wartete er, bis seine Freunde zu ihm aufschlossen. Maike hatte ihr Eneco zurückgerufen, das partout nicht in die Dunkelheit gehen wollte. „Ich höre etwas“, flüsterte Max. Die Vier tasteten sich an der Wand entlang vorwärts. Der Gang neigte sich nach links und endete in einer kreisrunden Höhle. Senkrecht übereinander in einer Reihe schoben sich die Köpfe um die Ecke und nacheinander entfuhr allen ein „Oh!“. Ihnen bot sich ein seltsamer Anblick. Im hinteren Teil saßen ihre Pokémon in einem Käfig, davor hockte James in einem ziemlich zerzausten Magnayen-Kostüm. Mauzi und Jessie lagen zu beiden Seiten eines riesigen Berges aus Beeren und sahen in dieser Position pappsatt aus. Das ganze Team Rocket schlief. Maike sah Ash an und dann Max. Beide zuckten mit den Schultern. Das Mädchen schlich in die Höhle, kniete sich neben die weibliche Rocket und begann, diese zu durchsuchen. Ihr Bruder folgte ihr und tat es ihr mit James gleich. Die gefangenen Pokémon beobachteten sie stillschweigend. Als Flemmli Laut geben wollte, hielt Pikachu ihm den Schnabel zu. Maike sah das Küken eindringlich an und legte einen Finger an die Lippen. Wenn die Befreiungsaktion schon ohne Kämpfe verlief, mussten die nicht noch provoziert werden. Ash war allerdings eher der Meinung, dass es schnell gehen sollte, denn er hastete zu seiner Freundin und wollte sich schon auf Jessie stürzen, als Max mit einem Schlüssel wedelte. Der wanderte auch gleich ins Schloss. Das Menschenquartett lachte in sich hinein, als sie mit ihren Pokémon im Schlepptau aus der Höhle spazierten. Diesmal würden sie Team Rocket noch einmal so davonkommen lassen. Vermutlich ärgerten die sich ohnehin schon genug, wenn sie aufwachten und ihre Gefangenen nicht mehr da waren. Auf die Gesichter würden die Trainer aber verzichten müssen. „Das war ja leicht“, meinte Max grinsend. Maike rief Flemmli und Mampfaxo zurück und drehte sich zu der Felswand um. „Ich frage mich, wo sie die ganzen Beeren herhatten“, murmelte Maike ernsthaft irritiert. „Ich kann mir nur vorstellen, dass sich ein Pokémon einen Vorrat angelegt hat und Team Rocket ihn gestohlen hat“, erwiderte Rocko. „Das würde jedenfalls zu ihnen passen.“ „Egal“, sagte Ash vergnügt. „Gehen wir zurück ins Pokémon-Center. Da können wir übernachten. Und morgen geht es dann weiter nach Graphitport City.“ „Ja! Auf zu meinem nächsten Wettbewerbsband!“, rief Maike und rannte den Jungs voran, die nur schnell ihre Pokémon in die Bälle zurückholten und ihrer Freundin im Eiltempo folgten, in der Hoffnung, dass diesmal wenigstens einer von ihnen den Weg kannte. Stunden später erwachte eine vollkommen ausgeruhte Jessie aus ihrem Schlaf. Sie streckte sich genüsslich und sah fast automatisch zu dem Käfig hinter sich. „Ah!“, rief sie, sprang auf die Beine und wollte schon nachsehen gehen, als sie mit dem Fuß irgendwo hängen blieb und der Länge nach wieder hinfiel. Wütend starrte sie auf dieses Etwas, das ihr im Weg lag. „James!“, fauchte sie. „Zieh endlich dieses blöde Kostüm aus! Wir haben ein Problem!“ Sie griff in den Pelz und zerrte wie eine Wahnsinnige daran. Mauzi auf der anderen Seite des Beerenberges rieb sich müde die Augen. „Was ist denn los?“, nuschelte es. Da es mit Blick Richtung Käfig geschlafen hatte, bemerkte es das Fehlen der Pokémon sofort. Es rappelte sich hoch und hastete zu seinem Kollegen, der ja auf den Schlüssel hatte aufpassen sollen. Mit ausgefahrenen Krallen stürzte sich der Kater auf ihn und schrie ihn in einer Tour an. Jessie hielt inne. Der Aha-Effekt traf sie wie ein Schlag vor den Kopf. Wie in Zeitlupe lockerte sie den Griff, während der Ausdruck auf ihrem Gesicht von Angst zu Panik wechselte. Von unten herauf funkelten sie die Augen des Magnayen an, das bedrohlich knurrend die Zähne fletschte. Im nächsten Moment waren von ihr nur noch Staubwolken zu sehen, als sie mit einem markerschütternden Schrei aus der Höhle stürzte, ein extrem geladenes Pokémon im Schlepptau. Und wenn Magnayen sie nicht gefangen hat, dann flieht Jessie wohl noch heute vor ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)