still longing for you von -renji- ================================================================================ Kapitel 2: a gilden cage ------------------------ „Ich bin mir sicher, dieses Projekt wird alle bisherigen in den Schatten stellen, Mister Kaiba“, bestätigte Roland das selbstgefällige Grinsen, welches sich auf den Lippen seines Bosses breit gemacht hatte nachdem die Übertragung zu Ende war. „Das bezweifle ich auch nicht im geringsten“, meinte dieser nur nebenbei und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür und Mokuba trat, mit einem leichten Lächeln ein „Endlich ist es soweit, Seto! Du hast es wieder einmal geschafft“ Mit diesen Worten sprang er seinem Bruder in die Arme, welcher diese Geste nur halbherzig erwiderte. „Schon gut, Mokuba“, stand Seto auf, nahm seinen Laptop „ich muss weiter, du entschuldigst?“ Ohne einen weiteren Blick an ihn zu verschwenden ging er an ihm vorbei und verließ das Büro um nicht zu spät zu seinem Meeting zu kommen. Etwas geschafft nahm der Schwarzhaarige auf den eben frei gewordenen Stuhl platz und sah zu Roland hoch. „Er hat eben viel zu tun...“, entschuldigte er seinen Bruder und drehte sich zum Fenster. „Lassen Sie mich bitte einen Moment alleine“, fügte er noch an und konnte kurz darauf hören, wie sich die Tür schloss. Wieder einmal hatte Seto ihn kaum beachtet, war einfach an ihm vorbei gegangen. Traurig schloss er die Augen, wobei er schwer schluckte um gegen seine Tränen anzukommen. Langsam tauchten Bilder vor seinem inneren Auge auf. Wie viel Zeit war verstrichen, seit Seto das letzte Mal mit ihm gespielt hatte? Mokuba konnte sich nicht mehr daran erinnern. Es war wohl irgendwann gewesen, lange bevor Yugi in ihr Leben getreten war. Inzwischen war auch er älter geworden und die Zeit zum spielen wurde immer weniger, bis er irgendwann garnicht mehr dazu kam. Klar, einen Teenager interessierte es auch nicht mehr, ein Brettspiel zu spielen. Man sollte in seinem Alter wohl eher Interesse an Mädchen und Kneipen zeigen, was Mokuba auch tat, wenn es die Firma und vorallem sein Bruder zuließen; doch würde Seto ihn zu einer Partie Schach herausfordern, er würde alles andere stehen und liegen lassen für diese Zeit, allein mit seinem Bruder. Ein weiteres Bild tauchte vor Mokuba auf. Erneut kämpfte der mittlerweile 18-Jährige mit seinen Emotionen. Seit sein Bruder nach Amerika gegangen war hatte er kaum noch Zeit um mit ihm zu reden. Die Zeiten, in denen Seto sich um ihn gesorgt hatte, in denen er sogar sein Leben für ihn gegeben hätte waren längst vorbei. Die Firma verlangte eine 100%ige Präsenz von ihm und die Wirtschaftskrise machte das Ganze nicht leichter. „Mokuba, du bist erwachsen! Ich musste schon viel früher alleine klar kommen und zudem noch für dich da sein. Lern endlich, allein zurecht zu kommen. Und nun entschuldige, ich muss in die Firma“, bei der Erinnerung an diese Worte gab er schließlich seiner Trauer nach, die Tränen strömten über seine Wangen. Mokuba glitt langsam vom Stuhl auf dem Boden. „Warum? Warum machst du das? Du hast doch versprochen, immer für mich da zu sein?!“, er schlug mit der Faust immer wieder gegen den Boden. So lange bis der Schmerz seine inneren Schreie übertönte. Lange nach Mitternacht fuhr Seto seinen Laptop runter. Der heutige Tag wäre wohl einer der wichtigsten in seinem Leben gewesen. Die Zusammenarbeit mit Duke Devlin hatte ihm viele neue Möglichkeiten und Aufträge gebracht. Dies bedeutete zwar mehr Arbeit, aber er würde weiterhin die Nummer eins am Markt bleiben und die Wirtschaftskrise hatte die KaibaCorp. bis jetzt noch nicht erreicht und mit Projekten wie diesem würde er dafür sorgen, dass das auch weiterhin so bleiben würde. Zufrieden grinsend stand Seto auf und ging auf den Balkon, wo er sich erstmal eine Zigarette anzündete. Seinen Blick ließ er über die Stadt gleiten. 'Wenn du das sehen könntest, Gozaburo', dachte er, und sein Blick flackerte einen Moment lang auf, bevor er wieder die übliche eisige Kälte annahm. Schon damals hatte er es allen zeigen wollen. Er wollte der Beste sein, und hatte es auch geschafft. Niemand würde es wagen, den Namen Seto Kaiba in Frage zu stellen. Niemand würde sein Imperium niederreißen können. Wenn man nur wollte, konnte man alles schaffen, das hatte Seto schon in jungen Jahren gelernt und es auch immer wieder bewiesen. Egal wie oft er zurückgeworfen worden war, er war immer wieder aufgestanden und hatte es erneut versucht. So lange, bis er es geschafft hatte. Seto zog noch einmal an seiner Zigarette bevor er sie wegschnippte. 'Yugi....', ein erneutes Flackern in seinen Augen. Schon lange hatte Seto das Duellieren aufgegeben. Seine Firma ließ ihm einfach keine Zeit mehr, an Turieren teilzunehmen. Aber nicht nur er, auch Yugi hatte die Karten beiseite gelegt. Vielleicht war es einfach der Lauf der Dinge, vielleicht waren sie einfach erwachsen geworden. Ein sanftes Lächeln entglitt dem sonst so professionellen Firmenboss. Für einen Moment schloss Seto die Augen um seine Erinnerung festzuhalten. 'Yugi, wie oft habe ich versucht, gegen dich zu gewinnen? Jedes mal wenn wir uns duelliert haben hast du mich an meine Grenzen getrieben, jedes mal habe ich alles gegeben und dennoch,... ich bin nie an dich herangekommen', bei diesen Gedanken musste er nur noch mehr lachen. Yugi zu schlagen, dafür hatte Seto so lange gelebt. Mittlerweile war ihm klar geworden, dass dies nur eine kindische Fantasie gewesen war. Zwar hatte er Yugi und seine Freunde immer als Kindergarten beschimpft, doch er selbst war nicht viel besser gewesen. Es war immerhin nur ein Spiel. Was konnte er sich von dem Titel als Duel Monster Champion schon kaufen? Er hätte schon viel früher erkennen sollen, dass das alles reine Zeitverschwendung gewesen war. All die Stunden und Tage, in denen er nur dagesessen hatte und über die Zusammensetzung seines Decks nachgedacht hatte. Doch; Seto hielt kurz inne; es hatte Spaß gemacht. Das erste Mal seit er seine Eltern verloren hatte, hatte Seto wieder richtig Spaß gehabt. Auch wenn er der ewige Zweite gewesen war, auch, wenn er Yugi nie wirklich leiden konnte, es war die schönste Zeit in seinem bisherigen Leben gewesen. Es war,.... seine Jugend. Wie oft hatte er sich über Yugi und die anderen lustig gemacht? Ihren naiven Glauben an Pharaonen und Schattenwelten? Seto schüttelte leicht den Kopf. Nachdem er die Schule beendet hatte und nach Amerika gegangen war, war alles anders geworden. Oft hatte er sich gefragt, was aus den anderen geworden war und manchmal hatte er sie sich auch zurückgewünscht. Es war eine sternenklare Nacht. Immer noch stand Seto am Balkon und hing seinen Gedanken nach. Dies tat er oft nach einem langen Arbeitstag, zu oft als ihm lieb war. Einige Male war er kurz davor gewesen, Yugi anzurufen, einfach mal zu sagen „Hey wie geht’s dir? Lust auf ein Duell?“ Doch das konnte er nicht machen. Die Zeiten waren vorbei und egal was er auch zu ändern versuchte, sie würden nie wieder zurückkommen. Nach einer kleinen Ewigkeit ging Seto wieder zurück in sein Büro. Er machte eine Schublade auf und holte eine kleine Schachtel hervor. Als er sie öffnete, blieb sein Herz für einen kurzen Moment stehen. Hauchzart strich er über die Karte, welche ihn sein Leben lang begleitet hatte, den weißen Drachen. Auch wenn er sein Deck aufgegeben hatte, hatte er es bis jetzt noch nicht fertig gebracht sich von dieser Karte zu trennen. Er nahm sie aus der Schachtel und betrachtete sie. Noch einmal zogen all die Erinnerungen an ihm vorbei und je öfter er an früher dachte, desto intensiver wurde das Bedürfnis dorthin zurück zu reisen. Wieder Seite an Seite mit Yugi gegen größenwahnsinnige Welteroberer zu kämpfen oder diesen Wheeler in die Schranken zu weisen. Wheeler, was wohl aus dem geworden war? Seto konnte sich kaum vorstellen, dass er es zu einem Studium geschafft hatte. Wahrscheinlich lebte mittlerweile auf der Straße, wenn er überhaupt noch lebte. Kaiba musste bei diesem Gedanken kurz schlucken. Hatte er das gerade wirklich gedacht? Wäre es ihm wirklich egal, wenn Joey Wheeler tot wäre? Insgeheim hätte er sich sogar darüber gefreut, ihn zu sehen, da er einfach ein Stück aus seiner Vergangenheit war. Aus einer Vergangenheit, die er nie mehr zurückbekommen würde. Seto knallte die Schachtel auf den Boden, ließ die Karte fallen. „Verdammt!“, schrie er auf, ehe er auf seinem Ledersessel zusammensackte. Auch wenn er es sich selbst nie eingestehen wollte. Er vermisste sie. Jeden einzelnen von ihnen. Yugi, Tea, Tristan und natürlich auch Joey. Warum hatte er nie gesehen, was er an ihnen hatte? Wieso konnte er sich nicht einfach gehen lassen und die Zeit mit ihnen genießen? Wahrscheinlich war es sein falscher Stolz gewesen, der ihn dazu gebracht hatte, sich über sie zu stellen. Doch, hatte er dieses Recht überhaupt gehabt? War er wirklich besser als sie gewesen? Verzweifelt raffte sich Seto an seinen Haaren. Was hatte er denn schon? Eine große Firma und viel Geld. Nie fragte jemand, wie es ihm ging, ob er etwas brauchte oder ob er traurig sei. Sogar seinen eigenen Bruder hatte er verscheucht. Mokuba traute sich kaum noch in Setos Nähe, da er Angst vor dessen Launen hatte. Es war nicht selten, dass sie sich eine Woche oder länger nicht sahen. „Mokuba~“, flüsterte Seto beinahe flehend als er wenige Zeit später die Augen schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)