Was sich liebt... von abgemeldet (ein Leben mit dem Nasenband - OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 3: von Haustieren und Kokosnüssen ----------------------------------------- Okay, was hat er heute für ne Schicht? Das hatte doch mal ne Logik, was war denn letzte Woche dran? Die vormittags, oder? Ja, doch, er ist nicht nur mit mir aufgestanden sondern hat sich auch gleich fertig gemacht. Und hatte am Wochenende keine Nachtschicht, dann… ach scheiße, ich weißes nicht! Wer soll sich den ganzen Scheiß auch merken können, der soll hier antanzen und kochen, ich hab Hunger, verdammt! Und ich werd jetzt garantiert NICHT auf diesen bescheuerten Kalender schauen. Ich krieg das auch so raus. Also als ich gegangen bin, war er noch da. Als ich gekommen bin, war er weg. Ich starre die Uhr an, als ob die mal anfangen würde mit mir zu sprechen. Tut sie auch, wenn das so weiter geht krieg ich Hallus. Ich hätte einfach in der Mensa essen sollen… Warum hab ich das eigentlich nicht gemacht? Ach doch, hab ich. Aber das ist schon wieder fast acht Stunden her. „Zwanzig Uhr.“, sagt die Uhr nämlich. Na gut, noch nicht ganz. Er macht immer noch mal was zu essen, wenn er heim kommt. Und wenn er nur ne Pizza in den Ofen schiebt oder so was, meinetwegen auch nur ganz normales Abendbrot aber ich will was zwischen die Zähne und ich hab weder Bock, das selbst zu kochen, noch, alleine zu essen. Weil er ja eh noch mal mit mir isst. Und ich hab noch nen Haufen Arbeit hier, ja ich weiß, ich bin selbst Schuld, wenn ich den ganzen Ausarbeitungsscheiß so lange aufschieb, blablah, vielleicht doch ganz gut, dass Kumi nicht da ist, dann labert er mich wenigstens nicht damit zu, aber im Gegensatz zu diesen ganzen Strebern und Profs, hab ich eben noch so was wie ein erfülltes Leben neben der Uni und ne gierige, kleine Schlampe von Freund zu befriedigen. Aber mit leerem Magen arbeitet es sich so schlecht… Hey, wenn ich die Uhr lange genug anstarre, bleibt sie vielleicht stehn oder stellt die Zeit vor, dann gibt’s schneller Happa. Da gab’s doch mal so nen Typ, der das konnte, was musste man noch mal sagen? Schere, Stein, Papier? Aber ich glaub das Teil ist made in China, also wohl eher Ching Chang Chong… reicht’s auch, wenn ich das denke? Ja, schau nicht so blöd, du dummes Ding! Von Rhythmus keine Ahnung, das einzige, was du kannst, is ein einziger lahmer Takt. Ich könnte mein Baby mal wieder auspacken und ihn ein bisschen zum Schnurren bringen. Nur dumm, dass sich vom Bass Spielen meine Arbeit nicht schreibt… Es würde aber die Zeit ungemein verkürzen, bis mein anderes Babe heim kommt. Und sinnvoller als auf die Uhr zu starren wäre es allemal. Oh Mann, aus dem Ding muss doch was rauszukriegen sein! Aber in der komischen Spießerklinik haben die auch so seltsame Arbeitszeiten, bei meiner wusste ich das auswendig. Also… es ist fast acht und er ist noch nicht da. Um vier war er schon nicht mehr da. Ich tippe auf normalen Schluss um sieben plus Überstunden. Falsch, dann hätte er mir geschrieben. Also muss er demnächst heim kommen. Ach, was soll’s, er hat einfach demnächst hier aufzukreuzen! Solang hältst du das auch noch durch, Reita-sama, einfach nicht dran denken und auf deine Ausarbeitung konzentrieren… Und wie ich so überhaupt nicht über meinen Hunger, mein Baby und mein Luder nachdenke und auch kein bisschen die Uhr anstarre, geschweige denn dieses nervtötende Geticke mit richtiger Musik übertöne, sondern mich voll und ganz und ausschließlich auf das Thema meines Referates konzentriere – wozu die das noch mal schriftlich brauchen, hab ich nie gecheckt, ich hab’s denen doch schon erzählt, die wissen, dass ich’s weiß, das sind nur alles absolute Sadisten, die nichts anderes im Sinn haben, als arme Studenten zu quälen, so sieht’s nämlich aus! – klatscht endlich, ENDLICH die Wohnungstür ins Schloss. Oh, ja Baby, komm her zu mir, ich weiß du bist ungeduldig und heiß und hast mich vermisst, aber meine Ausarbeitung… komplett unlogischerweise fliegt die Wohnzimmertür nicht auf, sondern irgendeine andere fällt zu. So…war das irgendwie nicht geplant. Also… er muss ja jetzt nicht hier rein rennen, sich die Kleider von Leib reißen und über mich herfallen, aber so ein nettes „Hallo mein Sexgott, wie war dein Tag, Liebling? Oh, bist du fleißig am Lernen, du klügstes aller Wesen? Dann mach ich mal schnell was zu essen, damit dein geiler Adoniskörper nicht abmagert und nachher blas ich dir einen, weil ich doch weiß, dass du für Sex keine Zeit hast, so hart wie du arbeitest.“, wäre schon drin, oder? Gut, darauf, dass das passiert, warte ich schon jahrelang umsonst. Den Kopf durch die Tür stecken und mal kurz „Bin wieder da, Puffelchen.“, hätte ja auch gereicht. Aber einfach so ohne ein Wort heim kommen und gleich verschwinden geht mal gar nicht! Dabei hab ich gar nichts gemacht… oder? Nope, ich hab das Bett nicht gemacht und die Küche nicht aufgeräumt, die Wäsche nicht aus der Waschmaschine geholt, falls da welche drin war, weil da hab ich nicht drauf geachtet, hab hier sowieso überhaupt nichts aufgeräumt oder geputzt und nicht mal gekocht hab ich, nur hier drin ein bisschen Chaos veranstaltet und geraucht, was er ja aber in Ermangelung einer Begrüßung nicht gesehen oder gerochen haben kann, also kein Grund, sauer zu sein, es ist alles wie immer, so wie’s sein soll. Und wenn ich nicht hunderttausendprozentig wüsste, dass irgendwas nicht stimmt, wenn er so was macht, dann würde ich ihm jetzt auch gar nicht nachlaufen. Würde ich nicht! Nie im Leben. Mach ich im Prinzip auch gar nicht, ich schau nur, ob alles okay ist. Wobei nein, nein, ganz ureigentlich check ich ab, ob das wirklich Kumi ist und nicht irgendein Kleinkrimineller, immerhin hab ich keine Lust, beklaut zu werden. Jap, das ist ein super Grund aufzustehen und die unbekannte Lebensform in Sektor Zwei zu suchen und ihm notfalls eins über zu braten, falls es nicht meine Krankenschwestermaus sein sollte. Auf das Allerschlimmste gefasst und bereit, unsere Wohnung und unser Hab und Gut und besonders das Bier und Meloneneis bis aufs Äußerste, notfalls mit meinem Leben- … Moment, wenn ich sterbe, hab ich ja nichts mehr davon… also eben wild entschlossen, todesmutig die Polizei zu rufen…. Wo war ich? Naja, auch Wurscht, is eh kein Möchtegerngangster, weil die normalerweise nicht die Türen knallen lassen und sich dann erstmal gemütlich unter die Dusche stellen. Oder ist das jetzt die japanische Form dieser komischen neuen Trendsportart, nur dass sie hier in andrer Leute Duschen springen, während die zu hause sind, weil wir aus Platzgründen keine Pools haben, in denen man feiern kann, während die Besitzer fein Urlaub machen? Ein kurzer Blick ins Bad gibt mir recht, dass auf so ne Schnapsidee nur Europäer kommen – oder waren’s Amis? – und da keine Party in unserem Badezimmer steigt. Wieder ein Fall erfolgreich gelöst, ich hätte Detektiv werden sollen. Spezialgebiet Takumi. Mal ehrlich, ist das nicht total gruselig, wenn man das einfach weiß, wie’s jemand andrem geht? Find ich jedenfalls… und schadet total dem Image, aber was soll man machen? Wenn mein Freund ohne ein Wort gleich im Bad verschwindet, geht’s ihm zu offensichtlich zu beschissen, um so zu tun, als könnte man es übersehen. „Oh Mann, Kumi…“, nee, es klingt nicht genervt, auch wenn es mich ehrlich gesagt doch so ein bisschen ankotzt, wenn meine kleine Nutte nackt unter der Dusche steht und es mich nicht anmachen darf. Hey, wem würd’s da anders gehen, hm? Ist ja nicht mal so, dass er heult – ich hasse heulende Menschen. Das geht einfach gar nicht, da krieg ich Agresse von, wirklich! Ist er ja aber zum Glück auch Mann genug, um nicht wegen jedem Scheiß zu flennen. Ja, Mann, vielleicht bin ich ein Arschloch. Aber keins vom Assi-Schlag. Ich seh’ das eben so: Mit Uken (und Weibern) ist das wie mit Haustieren. Die müssen erstmal erzogen werden, in manchen Fällen eben auch zugeritten und abgerichtet, man muss mit ihnen spielen und sie beschäftigen, sonst wird ihnen langweilig und sie suchen sich ganz schnell wen anders, aber wenn du zu nett wirst, steigen sie dir aufs Dach, also kriegen sie eins auf’n Deckel, wenn sie aufmucken und wenn sie lieb sind werden sie belohnt. Manchmal musst du dich eben auch dazu durchringen mit ihnen zu schmusen, das brauchen die halt. Sometime you've got to say hey, I'm gonna fuck you softly, I'm gonna screw you gently, und so weiter, weißte bescheid. Aber das wirklich allerwichtigste, was du nie, auf gar keinen Fall und unter keinen Umständen vernachlässigen darfst: wenn’s ihnen scheiße geht, hast du dich verdammt noch mal um sie zu kümmern! Das ist einfach Ehrensache. Und wenn das heißt, dass du dich zu ihm unter die Dusche stellst, deine Frisur dadurch ruinierst und deinen Hunger ignorierst, sämtliche Kommentare einfach mal stecken lässt und ihn so fest hältst, dass du bei einigen andren Bohnenstangen, die da draußen rumlaufen, berechtigt Angst haben müsstest, sie zu erdrücken, dann tust du genau das und nichts anderes! Und ignorierst dabei, dass du es bei so was hasst, dass er im Stehen ohne Schuhe nen halben Kopf größer ist als du und an deine Ausarbeitung denkst du erst gar nicht. Du fragst auch nicht, was los ist. Du weißt das. Oder du hältst die Klappe und denkst mal gründlich drüber nach. Yeah, Baby, Reita wird nicht nass, das Wasser wird Reita. Während das Wasser also fröhlich vor sich hin reitat, denke ich gründlich darüber nach, was mit ihm los ist. Schätzungsweise ist es ein bisschen was Schlimmeres als ein abgebrochener Fingernagel, oder dass er seine Tage hat. Hatte er wieder Stress mit der kleinen Zicke von Giftzwiebel, aka sein bester Freund? Nee, da war was andres… Mist, was hat der denn erzählt? Das war wieder was mit seiner bescheuerten Arbeit, irgendwas mit so ner Göre… Oh….Oooohh!! „Sie ist gestorben, oder?“, natürlich ist sie das. Wenn’s normale Patienten erwischt, steckt er das eigentlich verhältnismäßig gut weg, aber bei Kindern... Kommt ja jetzt auch nicht soo oft vor, bei ihm. Außerdem nickt er an meiner Schulter. Ich kann’s ja verstehen, dass Gott oder das Schicksal oder whatever von solchen pubertierenden Rotzlöffeln (ich glaub er hat gesagt, dass sie dreizehn war) genervt ist, aber deswegen muss man sie auch wieder nicht gleich den Löffel abgeben lassen. So was kotzt mich richtig an. Was ich an ihm auslasse, indem ich ihn einfach noch fester drücke. Scheinbar haben sich da doch die richtigen gefunden, hm? „Sie wäre nicht gesund geworden…“, ich weiß ja nicht mal mehr, was die hatte… „Dann geht’s ihr vermutlich besser jetzt.“, das ist das, was er hören will. Oder eher muss. Wenn er sich das selbst einredet bringt’s einfach nichts, also bin ich dafür zuständig, dass wir uns das gegenseitig einreden, damit es ihm besser geht. Oh Mann, am liebsten würde ich grade irgendjemandem eine rein schlagen. Demjenigen, der dafür verantwortlich ist, weil ihm niemand weh tun darf, absolut niemand! Kein gottverdammter Mensch auf dieser Welt darf es auch nur wagen, ihm ein Haar zu krümmen – und sei es „nur“ ein emotionales. Das mussten schon ein paar Idioten hier beigebracht kriegen. Dummerweise kann ich gerade aber niemanden, keinen Menschen auf dieser Welt, dafür verantwortlich machen und ihm eintrichtern, dass er meinen Freund in Ruhe zu lassen hat. Scheiß Klinik… was muss er auch so nen bescheuerten Job haben, er hätte auch Tippse irgendwo werden können oder so was, dann hätte sein Chef dran glauben müssen, wenn der ihn angetatscht hätte. Oder Kindergärtner! Das wäre doch mal ein Job für ihn gewesen, so oft wie der die Bälger von der Mitsumura hier hoch holt. Aber nein, er musste ja Krankenschwester werden. Okay, hatte auch einen entscheidenden Vorteil. Mich. Tja, das nennt man mal Schicksal, was? Und mir bleibt jetzt wieder mal nichts andres übrig, als ihn wieder aufzubauen. Sprich: ihn fest zu halten. Keine Ahnung warum, aber so läuft das eben. Irgendwann seufzt er und dann ist er wieder soweit ganz. Die Uhr tickt wieder, das Leben geht weiter und das Wasser ist viel zu heiß. „Wieder besser?“, er nickt, ich lasse ihn los. Er nimmt wieder Haltung an, ich wuschle durch seine nassen Haare. Er lächelt leicht und ich drücke ihm einen Kuss auf die Stirn – jaaa, so riesig ist er dann doch nicht, dass ich da nicht ran kommen würde. Mein Kumi. Ganz allein meiner. Und ja, meine Hand streichelt über seine Wange, bevor ich das Wasser abdrehe und ihn aus der Badewanne ziehe, na und?? So was kommt vor. Kommt auch vor, dass ich ihn trocken rubble. Aber anziehen darf er sich alleine. Er ist einfach der einzige, dem dieses komische Schlabberzeug steht… aber ausnahmsweise schmeiß ich mich auch mal in Jogginghose und weites Shirt, hab ja eh nichts mehr vor. „Hast du noch Hunger?“ „Nein…bin müde…“, Abendessen ade. „Hast du geraucht?“ „Ich hab das Fenster aufgemacht!“ „Ach, was soll’s…“, ein Seufzen. Wenn er nicht mal Lust zu streiten hat, muss es echt übel sein. „Willst du nen Tee?“, hey, was läuft der jetzt ausm Schlafzimmer raus?? „Schön da geblieben und ab ins Bett!“, da wird er auch gleich wieder hingeschleift. So weit kommt’s noch, dass der jetzt hier in der Wohnung rumhoppst, statt sich schlafen zu legen. „Mann Reita, ich bin nicht krank…“ „Aber müde!“, und fertig von seiner Arbeit und den bescheuerten Sachen, die da passieren und deswegen bleibt er schön im Bett. Klar könnte er meinen Arm da einfach wegschieben, der ihn auf die Matratze drückt, macht er aber nicht. Der Ansatz seines Widerspruches wird auch gleich noch durch meinen Kuss im Keim erstickt. Natürlich mit Zunge, wenn schon denn schon, und natürlich auch so was von zärtlich – ja so was kann ich auch – dass er nur noch seufzend die Augen schließt und vergisst, dass er überhaupt jemals was andres wollte, als im Bett zu bleiben, während ich wirklich in die Küche gehe und ihm einen Tee mache. Das klappt einfach jedes Mal. Also das mit dem Kuss zum Widerstand-Brechen. Und Tee gehört zum Glück auch zu den paar Küchensachen, die ich grade noch so hin krieg, dank Wasserkocher und Teebeutel. Die Zivilisation hat echt tolle Erfindungen zustande gebracht. Er hört sogar und wartet brav im Bett, bis ich ihm das Zeug bringe, gleich mal den Bettwärmer spiele und ihn sich ankuscheln lasse. Natürlich schnüffelt er sofort an der Tasse. „Gute Nacht Tee?“, nicht, dass er das nicht sowieso wüsste. Und nicht, dass ich daran glauben würde, aber er schwört eben auf seine zig Teesorten, die netterweise nach ihrer angeblichen Wirkung benannt sind, sonst könnte der das total vergessen, dass ich ihm irgendeinen Tee mache und dafür am Ende noch angemotzt werde, weil es der falsche ist. „Klar, damit du mich heute Nacht schlafen lässt.“, okay, ich geb’s ja zu, ich hab mir Gedanken darüber gemacht, was für ein Tee ihm jetzt gut tut, zufrieden? Das gehört eben noch zu der Kümmern-Regel. Weiß er genauso gut, und zum Glück weiß er auch, dass ich das nicht hören will. „Danke…“, will ich auch nicht hören. Weil er nicht nur den Tee meint. „Da nicht für…“, er soll sich nicht bedanken. Weil man sich nur für Dinge bedankt, um die man auch bitten müsste. Bitten muss man nur um Dinge, die andere nicht freiwillig tun. Und wenn er mich bitten müsste, für ihn da zu sein, wenn’s drauf ankommt, dann hätte ich hier nichts zu suchen. Außer vielleicht mein Ehrgefühl. Logisch, oder? Jedenfalls trinkt er brav seinen Tee, damit er gleich auch schön schlafen kann – nein, er trinkt nicht im Liegen! Schon mal versucht, im Liegen zu trinken?? Gibt nur Sauerei. Also brav aufpassen, ich erklär das jetzt nämlich nur einmal, nur zum Verständnis: So ein Bett hat ein Fußende und ein Kopfende. An letzteres kann man sich wunderbar lehnen, besonders wenn es eh an der Wand steht, und dabei noch aufrecht genug sein, um Tee trinken zu können. Also, Bett an Wand, wir auf Bett, Decke auf uns. Kumi an meiner Schulter, mein Arm um seine, Hand in seinen Haaren, Teetasse mit seiner Hand drum auf meinem Bauch, sein Bein über meinem. Kommt nur mir das so vor, oder hat dieses Kuscheln, auf das alle immer so scharf sind, irgendwas von Twister? Zugegeben, es ist sehr viel entspannender. Man kann dabei durch Kumis Haare streicheln – ja er hat nun mal verdammt weiche Haare, jedenfalls im Vergleich zu meinem blondierten Stroh, aber einen Tod muss man sterben – Tee trinken und reden. Darüber, warum es besser ist, dass sie friedlich eingeschlafen ist, statt noch weiter leiden zu müssen, auch wenn sie noch so jung war und darüber, wie der Tee schmeckt, dass alles eigentlich irgendeinen Grund hat und wie viele Kinder schon wieder gesund aus der Klinik rausgehüpft sind, über die tollen Schuhe, die er letzte Woche gesehen hat und den tollen Bass, den ich grade gestern gesehen hab und darüber, dass wir meiner Meinung nach mal wieder ins Kino müssen, weil Saw wasweißichwieviel rausgekommen ist und wir seiner Meinung nach mal wieder Shoppen müssen, weil die neuen Sommerkollektionen rausgekommen sind – dabei kann man das da draußen noch nicht mal wirklich Frühling nennen – und wir wieder einmal feststellen, wie gut sich unsere Hobbys doch vereinen lassen, bis er irgendwann auch einfach einschläft, kurz bevor wir eine neue, weltbewegende Theorie darüber entwickeln können, warum die Welt ist, wie sie ist, nämlich im Grunde ganz schön scheiße. Aber hey, solange man das Beste draus macht. Wie war das mit survival of the fittest? Wenn du Schwäche zeigst, gehst du unter. Also werd ich ihm nie sagen, dass ich manchmal höllische Angst habe, dass er sich irgendwas einfängt und auch irgendwann einfach nicht mehr aufwacht. Damit ich auch gar nicht daran denke, nehme ich ihm seine leere Tasse aus der Hand, befreie mich von ihm und er kriegt noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich mir nen starken Kaffe und viele Sandwichs mache und mich damit bewaffnet mit meiner Ausarbeitung ablenke, die heute ausnahmsweise auch mal mit ins Bett darf. Auch wenn mich da eine gewisse Person selbst schlafend von meiner Ablenkung ablenkt. Er hat dann immer seinen Mund ein ganz kleines bisschen offen, atmet leise vor sich hin und sieht aus, als wäre er die Unschuld in Person. Kommt oft vor, dass ich noch lange wach bin, während er schon schläft. Mein kleiner, großer Kumi… Kommt oft vor, dass ich vor ihm wach werde. Eigentlich immer, weil er das Gedudel aus seinem Radiowecker sehr großzügig mindestens zwanzig Minuten lang ignorieren kann, bevor er in der Lage ist, sich darüber aufzuregen. Aber heute war ich noch früher wach. Ganz einfach, weil ich viel zu früh eingeschlafen bin. Mehr als sieben, manchmal auch acht Stunden geht einfach nicht. Und weiterdösen geht nicht, wenn das Bett vollgekrümelt ist! Im Normalfall hätte der sofort aufstehen und das Bett frisch machen dürfen, denn die Krümel können nur von ihm kommen, weil ich ganz sicher nicht im Schlaf im Bett gegessen hab und auf seiner Seite ein Teller stand, mit genauso vielen Krümeln drauf wie in unserem Bett. Dass er das heute nicht durfte, liegt einzig und allein an der Tatsache, dass meine erste Amtshandlung – bevor ich seinen Teller und die halbvolle Tasse Kaffee weggeräumt hab – darin bestand, seine Ausarbeitung zwischenzuspeichern und den heißgelaufenen Laptop auszuschalten und ich dann doch noch genug Menschlichkeit besitze, ihn nicht weiter zu quälen. Fällt einem bei dem Anblick auch echt schwer… Keine Ahnung, wie lang er da gestern wieder dran gesessen hat, bevor er eingeschlafen ist. Warum sagt er so was auch nie? Ist ja nicht so, dass ich alleine nicht einschlafen könnte, oder mit gewissen anderen Dingen klarkommen, aber nein… wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich ihm glatt manchmal Schizophrenie unterstellen, aber mein Akira wäre einfach nicht mein Reita, wenn er nicht so wäre. Je härter die Schale, desto weicher der Kern, oder? Er ist ne Kokosnuss mit nem Schokomuffin drinnen. So einer mit dem flüssigen Schokokern. Ich könnte mal wieder was backen… Hab eh nichts mehr zu tun, Wäsche ist in der Waschmaschine, Post und Zeitung hoch geholt und gelesen, meinen ersten Kaffee hab ich heute schon getrunken und die Küche in einen bewohnbaren Zustand gebracht – ich glaub er ist wirklich der einzige Mensch auf diesem Planeten, der es allein dadurch, dass er Tee, Kaffee und Sandwichs macht, schafft, die Küche aussehen zu lassen wie der dritte Weltkrieg. Dass er die verderblichen Lebensmittel zurück in den Kühlschrank hat, grenzt an ein Wunder. Und ja, man erkennt an den Überresten, was er gemacht hat. Seine Unisachen rühr ich gar nicht erst an und das Bett kann ich erst machen, wenn er da raus ist. Und es dauert noch mindestens eine Stunde, bis er sich aus den Federn quält. Wahrscheinlich ein bisschen länger, wenn er nicht letzte Nacht ziemlich schnell eingeschlafen ist. Jetzt noch die gesamte Wohnung zu putzen, nur weil ich nichts zu tun hab, hab ich keine Lust zu. So verzweifelt bin ich dann doch noch nicht. Also backe ich Schokomuffins. Mit flüssigem Schokokern. Für meinen tapferen Retter, meinen starken Beschützer… oder als was auch immer er sich so gerne versteht, für meinen Reita eben. Aber jeder braucht mal ne starke Schulter, deswegen ist das schon gut so, wie es ist, ich weiß, was ich an ihm hab und er weiß, was er an mir hat. Selbiger kommt auch ziemlich zerknautscht genau rechtzeitig in die Küche getapst, grade sind nämlich die Muffins und sein Kaffee fertig. „Guten Morgen, Puffelchen.“, strahle ich ihn an, wissentlich, dass es nur ein Grummeln zur Antwort gibt, aber irgendjemand muss hier ja morgens die Laune auf ein erträgliches Niveau bringen. „Bis wann musst du die Ausarbeitung abgeben?“ „Übermorgen…“, schafft er noch, „Warum bisu nich im Bett?“, ich glaube das soll vorwurfsvoll klingen, wie kann ich es ihm nur antun, ihm so einen Schrecken einzujagen, wo ich doch weiß, dass er sich dann Sorgen macht, auch wenn er das niemals zugeben würde. Aber eigentlich sieht er ohne sein böses Nasenband aus wie ein kleiner Junge, der einem wirklich fast leid tun könnte. Fast. „Weil du’s vollgekrümelt hast.“ „Moah…das is kein verdammter Grund, morgens nich im Bett zu sein!“ „Ich hasse Krümel im Bett.“ „Ich weiß, Zicke.“, er kippt seinen Kaffee runter und besieht sich misstrauisch meine Muffins. „Hmm, dann weißt du ja auch, was du heute Nachmittag machen darfst.“, nämlich das Bett frisch. Wenn ich das bis dahin nicht sowieso schon selbst gemacht hab. „Woah, nerv nich, Schnecke.“, anscheinend befindet er meine Minikuchen für vertrauenswürdig, oder viel mehr, dass es nicht an seinem Ego kratzt, wenn er sich dazu herablässt, sie wenigstens mal zu probieren. „Mit Zartbitter und extra wenig Zucker, also behaupte nicht, dass sie zu süß sind.“ „Nur verbitterte Hausfrauen stehn nachts auf und machen Süßkram.“, und es schmeckt ihm doch. „Dann würd ich mir an deiner Stelle mal überlegen, was du falsch machst.“ „Ich weiß, ich bin zu gut zu dir… Ich sollte dich mal wieder richtig durchnehmen, meine kleine Schlampe.“, grinst er so frech, wie es seine Müdigkeit erlaubt, bevor er im Bad verschwindet. „Machoarschloch!“, lache ich ihm nach. Da bleibt er auch erstmal ne viertel Stunde, bevor er fertig gestyled sein Zeug in der ganzen Wohnung zusammen sucht. „Du stehst doch drauf, Luder.“, ertönt es aus dem Wohnzimmer. „Miststück~“, flöte ich ihm entgegen. Wenn er mal dann aufstehen würde, wenn sein Wecker losgeht, hätte er eigentlich auch gar keine Zeitprobleme… „Bitch~“, Schlafzimmer. „Sau~“ „Hure~“, immer noch. „Bastard~“ „Stricher~“, Flur. „Flachwichser~“ „Ich liebe dich, Schwuchtel.“, damit stopft er die Thermoskanne Kaffe, die ich ihm freundlicherweise entgegenstrecke in seine Tasche – die wird er brauchen – schnappt sich doch noch einen Muffin, für den ich nen Kuss kriege und schon ist er wieder draußen. Ja, ich habe den liebevollsten Freund der Welt. Er will’s nur nicht wahrhaben. „Ich dich auch, Puffelchen!“, genau zwei Sekunden später fällt die Wohnungstür ins Schloss. Zu seinem ersten Seminar wird er wahrscheinlich knapp zu spät kommen, sagt die Uhr. ~~ sooo wer hat Reitas neues Lieblingslied erkannt? xD [es ist ein sehr böses Lied, deswegen werd ichs hier nicht verlinken, aber es passt super zu Reita *drop*] hmm Rei meinte gestern, dass es doch sowieso langweilig wäre, immer nur leichte Sachen zu schreiben und man Herausforderungen braucht das war eine, definitiv~ xD Reitas Gedanken killen mich *seufz* und wenn mir mal ein besserer Kapiteltitel einfällt, wird das noch geändert~ *hust* lg Ryo~ ah~ bei Reitas neuem Lieblingslied handelt es sich um 'fuck her gently' von Tenacious D das kommt gleich nach dem Krankenschwesterlied und Reita we can do it~ [aka 'Baby we can Do it all night' by Darius & Finlay] xDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)