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DWK 6 - Neue Abenteuer

von

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Ein Anfang und ein Abschied

„Hey! Pass mit der Zeltplane auf, die ist nicht zum Über-den-Boden-schleifen geeignet!“ „Jetzt mal ruhig Blut, Raban. Die paar Blätter und Ästchen wird sie ja wohl überstehen ...“ Gereizt riss Nerv an der Zeltplane und zog sie durch das Waldstück, das die wilden Kerle als ihr Lager auserkoren hatten, wobei sie (wie sollte es anders sein) an einem Ast hingen blieb – und in der Mitte aufriss. „Was hab ich gesagt! Lass mich machen“, keifte Raban den Jüngsten an. Dieser tippte auf Streit mit Terry, sonst war Raban schließlich nicht so gereizt. Augenblicklich ließ das erste Schicksal die Plane fallen und widmete sich dem Blechgeschirr, das in seinen Händen einigermaßen sicher war, immerhin konnte es nicht zerbrechen. Raban schüttelte immer wieder den Kopf, während er die Plane genauer betrachtete. „Nix zu machen. Hast du mal wieder klasse hingekriegt, Nerv.“ Nerv zog es vor, darauf nichts zu sagen, und beschleunigte seinen Schritt, worauf er gefährlich mit dem Geschirr auf den Armen ins Straucheln kam. Im letzten Moment konnte er sich (und das Geschirr) fangen und stapfte weiter durch die einzige mehr oder weniger feste Stelle auf dem sonst so matschigen Waldboden. Klette kam hinterher, sie trug die Stangen für ihres und Nervs Zelt. Natürlich hatte sich der Jüngste mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, sein Zelt mit einem Mädchen teilen zu müssen, doch leider, leider wurde er überstimmt, weil sie sonst an Zeltmangel gelitten hätten und außerdem wollten Raban und Joschka ihre ‚Wohngemeinschaft‘ auflösen, um jeweils ein eigenes Zelt mit ihren Freundinnen zu beziehen. Also musste einer das Zelt rausrücken – und Nerv war dazu bestens geeignet. Er bekam also das Zelt von Raban und Joschka, unter der Bedingung, es sich mit Klette zu teilen. Na ja, besser Klette als eines der Zwillingsmädchen.

Markus und Düse werkelten an ihren Motorrädern rum und versuchten, sie irgendwie zu verbessern. Raban versuchte sich an der demolierten Zeltplane, Leon und Maxi waren Holz suchen, Blossom und Vanessa kümmerten sich um die Essensvorräte und die Wäsche, die ausgeladen werden mussten, Terry und Marry , Joschka beim Zeltaufbau zu helfen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, immerhin hatten sie so etwas noch nie tun müssen. Ab und zu krachten zwar zwei Stangen mit einem metallischen Klirren zusammen, aber ansonsten ging alles glatt. Gegen Mittag war alles so weit aufgebaut, nur die Zelte mussten noch bezogen und ein Lagerfeuer angezündet werden. „Haben wir doch ganz ordentlich hinbekommen, was?“, meinte Joschka mehr in die Runde als zu Terry und Marry. Er zog seine Freundin an sich und gab ihr einen Kuss. „Gibt’s jetzt was zu futtern, van Helsing? Ich hab Hunger!“, motzte Leon. „Natürlich, Boss!“, funkelte Raban, „Vorausgesetzt, du nennst mich nicht immer van Helsing. Ohne mich hätten wir schließlich weder Terry, Marry, noch Blossom.“ Der Slalomdribbler verdrehte die brauen Augen. „Was manchmal auch besser wäre ...“, murmelte er zu sich selbst. „Du hast Düse vergessen!“, beschwerte sich da Markus lauthals und zog die Genannte an sich. Nun war Raban mit Augenverdrehen an der Reihe. Wortlos schleppte er Massen von Essen auf die groben Holzkisten, die improvisierenderweise als Tisch dienen sollten. Augenblicklich saßen alle wilden Kerle friedlich versammelt und versöhnt am ‚Tisch‘ und stopften in sich rein, was ging. Sogar Terry, Marry, Blossom und Düse langten kräftig zu, war so eine Fahrt quer durch alle Wälder des Landes doch ziemlich kraftraubend und aushungernd. Klette hingegen aß nur ein wenig trockenes Brot, woraufhin Nerv sie mit seltsamen Blicken musterte. „Ich hab keinen Hunger“, meinte sie entschuldigend und stand auf. „Ich glaub, ich geh lieber schlafen, ich fühl mich nicht so gut ... euch noch eine gute Nacht.“ Damit verschwand das zweite Schicksal in das gemeinsame Zelt von ihr und Nerv.

Genannter wurde draußen derweil mit Blicken beinahe erdolcht, sagen wollte allerdings keiner etwas, bis sich Vanessa dazu aufraffte. „Ich geh auch schlafen. Nacht.“ Ohne sich von Leon zu verabschieden, schlug sie den Weg zu ihrem Schlafgemach ein. Nun war Leon derjenige, der die tötlichen Blicke abbekam. „Was ist denn mit der los?“ „Leon!“ „Was hast du mit deiner Freundin gemacht?“ „Ist die in letzter Zeit öfter so?“ „Sag doch was!“, quasselten die Kerle durcheinander, was Leon zur Weißglut trieb. „RUHE JETZT!“, brüllte der Anführer und Düse war sich sicher, das hatte auch noch Darkside in seiner verlassenen Vampirburg hören können. Erschrocken wich die Truppe von Tisch zurück. „Was is’n der so gereizt?“, wisperte Blossom Maxi aufgelöst zu, der allerdings auch nur die Schultern zucken konnte. Leon seinerseits erhob sich derweil seelenruhig von den Kisten, als wäre nichts gewesen. „Ich bin sofort wieder da.“ Joschka konnte sich einen blöden Spruch nicht verkneifen: „Vielleicht hat sie ihre Tage!“, warf er ein und legte grinsend den Kopf schief. Erst unterdrückten die Kerle ein Lachen, dann konnten sie sich nicht mehr halten. Blossom, Düsentrieb, Terry und Marry fanden das allerdings alles andere als komisch. „Sehr witzig, wirklich. Ihr seid echt kindisch!“, warf Marry ihrem Freund vor.

Leon war währenddessen schon kopfschüttelnd in seinem Zelt verschwunden. „Nessie?“, fragte er. Es sollte wohl zagthaft klingen, doch eigentlich hörte es sich ziemlich grob an. Angesprochene steckte den Kopf aus dem Schlafsack und blickte ihrem Freund in die Augen. Er sah zu Boden. „Was war eben los?“ Vanessa hatte das Gefühl, er spräche mit dem Boden und nicht mit ihr. „Nichts. Was soll schon los sein.“ Für sie war das Gespräch damit beendet. Entnervt drehte sie sich auf die Seite und kniff die Augen zu, in der Hoffnung, Leon würde verschwinden und ganz, ganz spät wiederkommen, doch sie bemerkte seine Anwesenheit immer noch. „Ist noch was?“, fragte sie schroff. „Ja. Ich möchte mit dir über was reden. Über uns“, entgegnete er bedeutungsvoll. Überrascht und interessiert setzte sich das Mädchen auf und bedeutete ihm, er solle anfangen. „Ähm, weißt du, ich glaub, irgendwie ist das alles nicht mehr dasselbe, zwischen uns, weißt du. Alles hat sich verändert, seit Darkside und Blossom mich damals entführt haben. Meine Gefühle für dich haben sich ... verändert, denke ich. Und ... ich glaube, ich empfinde nicht mehr als Freundschaft für dich.“ Sein Geständnis traf Vanessa mitten ins Gesicht, doch seltsamerweise merkte sie, wie ihr Kopf nickte und ihr Herz ganz blieb. „Klar, weil du dich in Blossom verguckt hast!“, warf sie ihm vor. Ungläubig riss Leon den Mund auf. „So eine gequirlte Scheiße! Kein Stück hab ich mich verguckt, in niemanden, klar!“, fauchte er kühl. „In niemanden? Was mach ich dann noch hier? Dann kann ich ja auch gehen!“ Ihre Stimme klang eiskalt, schneidend und reserviert. Leon setzte zum neuen Messerstich an: „Dann mach das doch! Jemanden wie dich will ich nicht in meinem Team haben!“ Seine Stimme überschlug sich vor Wut. Goldrichtig war seine Entscheidung gewesen, er liebte Vanessa einfach nicht mehr. „Mach ich auch!“ Zielsicher spuckte sie ihm die Worte vor die Füße, dann riss sie ihre Sachen an sich, rollte ihren Schlafsack zusammen und trat erhobenen Hauptes aus dem Zelt vor den Mittagstisch. Wortlos schnallte sie ihre Sachen auf ihr Motorrad und setzte den Helm auf. Dann zögerte sie kurz. Entschloss sich doch dazu, sich zu verabschieden. Nahm den Helm wieder ab. Wischte eine Träne weg, die sich ihr Gesicht hinunterschlich. Ihre elektrisierten Haare drückte sie kurz platt, dann schritt sie zum Tisch und umarmte alle noch ein letztes Mal, einschließlich Nerv und Klette. „Bis irgendwann. Ich hoffe, wir sehen uns wieder“, waren ihre letzten Worte an die wilden Kerle gerichtet, dann stieg sie auf ihr Motorrad und fuhr davon. In eine Richtung, die keiner von ihnen kannte.

Mister Top und Mister Secret

Soo. Hier gibt es endlich das neue Kapitel ^^

Zuerst tut es mir furchtbar leid, dass ich euch so lange habe warten lassen, aber ich hatte eine doofe Schreibblockade >_>

Glücklicherweise ist die nun besiegt und die Geschichte schrei(b)t (entschuldigt das dumme Wortspiel ) nach einer Fortsetzung.:>
 

In einem Absatz, der weiter unten zu lesen ist, habe ich ein paar mal zu oft das Wort 'riskieren' verwendet, das tut mir leid, und es kann ziemlich verwirrend werden. Entschuldigt diesen Fehler. >_> ^^
 

Es empfiehlt sich, im 'Klette friert'-Absatz das Lied "In your arms" von 'Stanfour' zu hören, wie ich es seit Stunden zu tun pflege. #.# ;) Also, um es den fauleren leichter zu machen - hier ist der Link zu 'Stanfour - In you arms"

http://www.youtube.com/watch?v=J2JGmwHbzM0

Ein hörenswertes Lied.^^

Dann hörte ich während des Schreibens gern "Daughtry - No Surprise",

http://www.youtube.com/watch?v=ev5o4wIjGIE
 

und "The Script - The man who can't be moved"

http://www.youtube.com/watch?v=5F2Jf3YGGeY&feature=channel
 

Auch sehr schöne Lieder und gut zum Hören während des Lesens geeignet (Y) ;>
 

An alle Schwarzleser : I love to entertain you.;)
 

Und nun - Vorhang auf für Kapitel zwei, das ich kaum berauschend finde, weil es nach einer Schreibblockade entstanden ist und sowieso meiner Meinung nach zu kurz und weil ... bla bla bla, noch tausend andere Gründe. Hier kommt Kapitel Zwei ^^

Viel Spaß ! c;

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Kapitel 2

Ungläubig starrte Raban Vanessa hinterher. „Ist sie gerade gegangen?!“ „Nein, sie ist geflogen, van Helsing!“ Joschka war sichtlich verwirrt und durch Rabans überflüssige Frage obendrein auch noch genervt. Marry strich ihrem Freund zärtlich über den Arm. „Wieso ist sie denn gefahren?“, wunderte sich Blossom und sah Nerv an. „Bin ich Jesus? Wächst mir Gras aus den Taschen? Das weiß ich doch nicht!“, schnappte das erste Schicksal. Da kam Leon aus seinem Zelt gekrabbelt, sein Gesichtsausdruck allerdings war völlig neutral. Entnervt schüttelte er den Schlafsack ab, dessen Reißverschluss sich an seinem Schuh verhakt hatte. Wütend fluchte er vor sich hin, bis er einfach mit Gewalt daran riss. „Siehste, Raban, ich bin nicht der einzige, der was kaputtmacht!“ Nerv fand Schadenfreude scheinbar großartig. Leon, der sich indessen wieder an den Tisch gesetzt hatte, schleuderte ihm einen giftigen Augenaufschlag zu. Wenn Blicke töten könnten, wäre Nerv wohl nicht mehr aufgestanden. „Sag mal, was hast du denn mit der gemacht?“, warf Markus ein. Neun neugierige Augenpaare richteten sich interessiert auf Leon und ruhten dann dort. Er tat, als bemerke er die durchlöchernden Blicke nicht und schmierte seelenruhig auf seinem Brot herum. „Meine Fresse, nichts! Was erwartet ihr denn?!“ Augenblicklich zog der Unbezwingbare den Kopf ein, woraufhin Düse Leon mit einem Todesblick streifte.

Die Kerle saßen am Tisch und warteten darauf, dass das Lagerfeuer ausging und niemand wollte noch etwas essen. Vanessas überstürzter Abflug hatte alle geschockt. Und sie warteten. Und warteten. Und dann wurde es Nachmittag, ein kalter Nachmittag. Man merkte deutlich, dass es Winter wurde, Blossom meinte sogar, sie könne ihn schon riechen.

Fröstelnd blickte Düsentrieb um sich. Sie hatte keine Lust, allein im Zelt zu gammeln, und Markus wollte bestimmt noch an seinem Motorrad herumwerkeln. „Kalt?“, schmunzelte da ihr Liebster. Sie nickte, woraufhin er einen Arm um sie legte und sie an sich zog. Dankbar küsste ihn Düse. Er erwiderte den Kuss leidenschaftlich, zog sie noch näher zu sich. Sie schlang die Arm um Markus und sie küssten sich und kuschelten wie zwei Frischverliebte. Von Nervs Brechgeräuschen wurden sie dann allerdings wieder in die Realität zurückgeholt – der Jüngste steckte sich den Finger in den Hals und tat, als müsse er kotzen. Neben ihm saß grinsend Raban und ahmte die beiden übertrieben nach. „Kindische Deppen“, murmelte Markus mehr zu sich selbst und zog Düsentrieb noch einmal an sich. Allmählich wurde es nicht nur kalt, sondern auch dunkel – die Kerle hatten sich tatsächlich bis fünf Uhr nachmittags die Zeit vertrieben, ab und zu waren ein paar von ihnen durch den Wald gestreift oder hatten versucht, dass Lagerfeuer am Leben zu erhalten. Leon hatte nur gelegentlich gequält geseufzt, ansonsten schwieg er wie ein Grab. Irgendwann, sie saßen ums Lagerfeuer versammelt und pulten mit Stöcken darin herum, sprach Klette die lebensgefährliche Frage aus, die alle dachten. „Kommt sie zurück?“, kam es so zaghaft wie noch nie aus ihrem Mund. Leon allerdings blieb zuerst unerwartet lässig und zuckte nur die Schultern. „Was weiß ich. Ist mir auch egal. Soll sie halt gehen!“, schnappte er dann doch etwas angefressen. Klette zog schon beim Zucken seiner Schultern den Kopf ein, hatte sie doch Angst, er würde sich gleich auf sie stürzen und ihr das Bein ausreißen. Aber das blieb seltsamerweise aus. Ohne den Blick von dem knisternden Lagerfeuer abzuwenden, seufzte der Slalomdribbler. „Wir lagen sowieso schon wochenlang im Clinch, hat man das nicht gemerkt? Man lebt sich mit der Zeit halt auseinander, und ich hab sie zehn Monate lang nicht gesehen, Kacke verdammte! Kapiert ihr das denn nicht? Wird es euch nicht mit der Zeit langweilig?“, verlieh er seinen Gefühlen Ausdruck, was ihm ohnehin merkbar schwerfiel. Er rang sichtlich mit sich selbst, um Worte für seinen Zustand zu finden. Raban zog seine Terry entsetzt an sich. „Langweilig? Nie! An sowas kann ich kaum denken. Außerdem hab ich ja auch noch Joschka, hier, du weißt schon, Mister Top und Mister Secret!“, grinste der Rotschopf. Joschka erwiderte sein Grinsen und sie schlugen High Five. Mitleidig, aber stets im Rahmen, tauschten Marry und Terry Blicke aus, die verrieten, dass sie sich selbstverständlich kein echtes Mitleid schenkten. „Mister Top und Mister Secret? Und wer ist wer?“, wollte der jüngere Zwilling in Rabans Arm wissen. Der allerdings schaute nur ausdruckslos, dann blickte er erneut die siebte Kavallerie an. „Ähm, ja ... wer ist eigentlich wer?“ Markus‘ Hand fand den Weg zu seiner Stirn und klatschte geräuschvoll darauf. „Ich fass es nicht! Ihr nennt euch seit Ewigkeiten ‚Mister Top und Mister Secret‘ und wisst nicht, wie die Rollenverteilung ist?“, stöhnte er. Raban und Joschka schauten sich verwirrt an. „Ich schätze, dann bin ich Mister Top!“, brüstete sich da der Held. Dagegen hatte die siebte Kavallerie allerdings etwas einzuwenden. „Hey, einen Moment! Wenn hier einer Mister Top ist, dann bin ich das ja wohl!“ Raban wollte gerade zum Gegenangriff ansetzen, als Blossom dazwischenfuhr, welche Streit nicht wirklich leiden konnte. „Jetzt mal ganz ruhig! Was regt ihr euch so auf? Ihr seid beide Mister Top und beide Mister Secret, ist das ein verdammter Kompromiss?“, wollte sie fahrig wissen. Maxi legte seine Hand auf ihren Arm, um sie zu besänftigen. „Ich bitte dich, reg dich doch wegen den Dusseln nicht so auf, deine Haare werden außerdem total wuschig dann. Ich mein, echt wuschig!“, bat er sanft, ohne den Blick von ihren Haaren zu nehmen, was sie noch wütender werden ließ. „Also bitte! Glotz nicht so auf meine Haare!“, fauchte die Ex-Vampirdame, „Die sind nicht wuschig!“ Nerv schüttelte den Kopf. Zitternd schlang Klette die Arme um ihren Körper und klapperte extralaut mit den Zähnen, woraufhin Nerv seinen gesenkten Kopf hob und sie verwundert musterte. „Du frierst?“, fragte er dümmlich. „Nein!“, zischte sie, „Ich habe einen Epilepsieanfall. Natürlich friere ich!“ Im Kopf des ersten Schicksals ratterten und rumorten die Zahnräder. Was jetzt? Sich die Mühe machen und aufstehen, ins Zelt laufen, eine Decke rausholen, riskieren, stecken oder haken zu bleiben, zurückzugehen, riskieren zu stolpern und sich das Genick zu brechen, ihr die Decke umlegen, riskieren von den anderen dumm angemacht zu werden und riskieren, dass die Decke wieder runterfällt oder einfach den Arm um sie legen und verwunderte Blicke riskieren? Natürlich gab es auch noch die Möglichkeit ‚Ignorieren’, aber er wollte die Freundschaft nicht riskieren und Klette war, wie er wusste, ziemlich aufbrausend in solchen Sachen. Außerdem hatte er keine Lust auf Risiken und darauf, aufzustehen und sich den Fuß zu verknacksen, also rückte er zögerlich an das zweite Schicksal heran und legte langsam, sehr langsam, einen Arm um sie. Klette drückte sich, wie er es schon erwartet hatte, schließlich hatte sie von ihm in der Vampirburg einen Kuss verlangt, ‚unauffällig‘ noch ein Stückchen näher an ihn heran und zu aller Krönung legte sie auch noch ihren verfilzten Wuschelkopf auf seine Schulter. Nicht, dass Nerv etwas gegen Nähe hatte, aber gegen dieses Kribbeln in seinem Bauch hatte er schon ein paar Bedenken, hatte er es doch noch nie verspürt und schon gar nicht in der Nähe des zweiten Schicksals. Allerdings war es irgendwie angenehm, wie er fand, und so ließ er Klette gewähren und lehnte seinen Kopf an den ihren. Sein Stiefbruder sah ihn geschockt, entsetzt, verwirrt und belustigt zugleich an. „Bist du krank, Nerv? Oder was wird das, wenn es fertig ist?“ Verflixt, der erste Spott und gleich vom eigenen Bruder. Nun hieß es: Ausrede finden, aber schnell! „Klette war halt kalt und ich bin faul.“ Die Wahrheit ging auch. Noch besser. Maxi grinste über beide Ohren. „So ein Bockmist! Ihr seid verknallt!“

Ein Traum und die gegensätzlich harte Realität

Lange noch hatten sich Maxi und Nerv am vorigen Abend darüber gestritten, ob der Sohn der Hexe von Bogenhausen sich tatsächlich verknallt haben könnte. Nerv selbst rang allerdings noch mit seiner eigenen Seele, und selbst wenn er zu einem vernünftigen Ergebnis, nämlich seiner Liebe zu Klette, gekommen wäre, hätte er es den anderen und vor allem Maxi nicht unter die Nase gerieben, das hätte sowieso nur Lästereien gegeben. Also verschob er den Kampf mit sich selbst auf den nächsten Tag, was er allerdings nicht hätte tun sollen, denn die Sache mit der ehemaligen Wölfin ging ihm auch im Schlaf nicht aus dem Kopf und so träumte er von dem Mädchen mit dem dunklen Wuschelkopf.

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„Komm schon, du lahme Ente! Wo bleibst du denn?“, amüsierte sich Klette über Nervs Zurückbleiben. Blitzschnell jagte sie über den Platz, den Ball sicher an ihrem Fuß, als hätte sie ihn mit Honig beschmiert. Ihr Augen glitzerten, sie lachte fröhlich. Eigentlich wollte Nerv dranbleiben und ihr den Ball abnehmen, doch er konnte nur stehenbleiben und staunen. Warum hatte er noch nie bemerkt, wie schön sie war, wenn sie lachte? Wenn ihre Haare auch im Wind wehten und sie verbissen um den Ball kämpfte, konnte man immer die Lebensfreude in ihren Augen glänzen sehen. Die Freude, jemanden wie Nerv und die anderen Kerle zu haben. Entgeistert über seine eigenen Gedanken und Gefühle starrte Nerv sie an, und ehe er sich versah, stand sie auch schon vor ihm. „Sag mal, wo bleibst’n du?“, wollte die Brünette wissen. Noch bevor er antworten konnte, befanden sie sich urplötzlich nicht mehr auf dem sicheren Gras, sondern sanken in einem matschigen Waldboden ein. Erschrocken quietschte Nerv. Klette grinste keck und riss ihn im letzten Moment am Arm wieder hoch, als er ausrutschen wollte. Da erst bemerkten die beiden die finstere Nacht, die sie umgab. Klette hielt noch immer Nervs Arm. Sie kam immer näher, bis nicht einmal mehr ein Blatt Paper zwischen die beiden gepasst hätte. Und ganz urplötzlich fragte sie: „Kann ich dich küssen?“

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Mit einem spitzen Schrei fuhr Nerv in die Höhe und stieß sich gleich den Kopf an der Taschenlampe, die er gestern Mittag angebracht hatte, damit sie auch abends Licht hatten. „Schottenmottenalbtraumschrank!“, fluchte der Jüngste und hielt sich den verschwitzten Kopf. Was war das nur für ein verrückter, abnormaler Traum gewesen! Völlig otopisch. Als würde Klette ihn je, JEMALS in ihrem verdammten Leben küssen wollen.

„Hm? Was’n los?“ Wenn man vom Teufel spricht ... Verschlafen blinzelte das dunkelhaarige Mädchen ihr Schicksal an, welches gleich gefühlte dreieinhalb Meter zurückwich, als läge eine Schlange und kein Mädchen vor ihm. Verstört klappte er den Mund auf und zu wie ein Fisch an Land, sagte aber nichts, vor Schreck gelähmt. Sein Herz klopfte wie verrückt, gleich würde es seinen Brustkorb sprengen. „Sag mal, hab ich zwei Köpfe oder warum starrst du mich so an?!“, feixte Klette, griff sich aber alamiert neben ihren Kopf. Ein Glück, es war nur einer da. „N-nein ... ich, ähm ...“ Mit diesen Worten stolperte der Jüngste der Kerle aus dem Zelt, legte sich vor dem Ausgang noch einmal unfreiwillig hin und atmete tief durch, tief und ruhig, was sonst gar nicht seine Art war. Da hörte er Stimmen aus einem der Zelte neben ihm. Es schien Raban und Terrys Zelt zu sein. Auch wenn es sonst gar nicht seine Art war, zu lauschen, – wobei das doch auch wieder gelogen ist – schlich er sich näher heran und ließ sich dann neben dem Zelt nieder, um den Dialog zwischen den beiden besser verfolgen zu können.

„Raban! Hör auf“, protestierte Terry lachend. Nerv hatte das Gefühl, dass ihre Worte kein Stück ernstgemeint waren. Der jüngere Zwilling wollte in gar keinem Fall, dass Raban – womit auch immer – aufhörte.

„Womit denn?“, feixte der Rotschopf und kurz darauf konnte das erste Schicksal, das Gesicht angwidert verziehend, klar und deutlich hören, wie Raban seine blonde Freundin leidenschaftlich küsste, und er konnte es sich nur zu gut vorstellen, wie die beiden im Zelt saßen und Raban sich ihren Hals hinunterküsste, sie streichelte, und dann ... bah, besser nicht dran denken, nicht schon so früh am Morgen. Terry entwischte ein leises Stöhnen, während Raban ihr scheinbar einen Knutschfleck verpasste. „So meine Süße, ich muss Frühstück machen. Joschka weck ich auch gleich. Bis später ...“, flüsterte er lächelnd. Dem Ex-Vampirmädchen schien das allerdings nicht so gut zu gefallen. „Nein, du bleibst noch hier. Heute musst du kein Frühstück machen, das kann Joschka auch alleine!“ Wieder hörte Nerv, wie die beiden sich küssten. „Spinnerin“, raunte Raban zwischendurch. „Quaaatsch, du Spinner“, gab Terry dann zurück, und dann küssten sie sich wieder. Nerv kam das Abendessen wieder hoch. Wie konnte man bloß so elendig kitschig miteinander umgehen? Hoffentlich war nicht jeder so, wenn er verliebt war ... Noch eine ganze Weile konnte er die Knutschgeräusche vom Inneren des Zeltes vernehmen, bis sich im Zelt von Joschka und Marry etwas regte. Schon stieg der verschlafene Erfinder heraus und streckte sich. Nach einem herzhaften Gähnen sah er sich verdutzt um, konnte aber Raban natürlich nirgends entdecken. Entnervt schlug er sich die Hand vor die Stirn und riss dann ohne jegliche Vorwarnung, geschweige denn Vorsicht, den Zelteingang auf. Sofort blitzte ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht dem Pärchen entgegen. „Sorry, dass ich euch bei eurem Gespräch störe, aber das Frühstück macht sich nicht von alleine, Mister Secret.“ „Hey hey hey, jetzt mal ganz langsam. Wir haben doch gestern erst besprochen, dass ich Mister Top bin!“ Nerv verdrehte die Augen. Joschka wollte gerade etwas erwidern, als Terry dazwischenging. „Ist doch egal, für mich bist du sowieso immer Mister Top, egal worin.“ Sie zwinkerte Raban zu, küsste ihn noch einmal und suchte sich dann Klamotten heraus. Als Joschka sich blitzschnell aufrichtete, zuckte Nerv vor Schreck zusammen und drohte, nach hinten zu fallen. Aufgeregt fuchtelte er mit den Armen, doch das Gegengewicht seines Körpers war stärker und so fiel er in die Büsche, was Raban und Joschka aufschrecken ließ. „Oh man, Joschka, ich glaub, da wartet unser neues Abenteuer, Potzblitz!“, philosophierte Raban mit glitzernden Augen. Als sich allerdings nur Nerv aus dem Gebüsch erhob, mit knallrotem Kopf, versteht sich, war der Rotschopf enttäuscht. Dann breitete sich ein gewisser Argwohn auf seinem Gesicht aus. „Was machst du eigentlich neben meinem Zelt?“, fragte er hinterhältig. „Nichts! Nichts, ich wollte ... ich wollte bloß ... ja, also, ich musste mal“, erklärte Nerv hastig. Skeptisch musterte Joschka ihn. „Vergiss es, Raban. Der hat Terry und dir hinterherspioniert!“, meinte er fachmännisch. Nerv zog blitzschnell die Arme hoch und hielt sie mit zusammengekniffenen Augen schützend über seinen Kopf, in keineswegs freudiger Erwartung einer Ohrfeige, welche zu seinem Erstaunen allerdings ausblieb. Verblüfft senkte er langsam die Arme und raffte sich dann auf, um wieder schlafen zu gehen. Nach dieser Aufregung würde er bestimmt bestens schlafen und nicht mehr an seinen Traum denken. „Na warte. Das kriegst du noch zurück! Und wenn du ein Brötchen weniger bekommst! Ich schwör’s dir!“, keifte Raban dem davonstolpernden Nerv aufgebracht nach. Joschka schüttelte den Kopf und zog Raban dann mit sich, um Frühstück zu machen.

„Wo warst du?“, fragte Klette mit ihrer üblichen Neugier, schade, sie war wider Nervs Erwarten wach geblieben. „Draußen. Auf Klo“, entgegnete der Jüngste knapp und begann, hektisch in seiner Tasche zu wühlen. „Hm. Suchst du was?“ Der Junge mit den fünf Sternsteinen brummte etwas unverständliches und kramte weiter. Er wusste selbst nicht, was er suchte. Vielleicht schlug er auch nur wie wild auf seine Sachen ein, um das Herzklopfen zu dämmen, das er wieder einmal verspürte. Muss man sowas eigentlich sagen? Nerv hatte nicht die geringste Ahnung. Ob er überhaupt etwas vernünftiges herausbringen würde, so nervös wie er war? ‚Probieren geht über studieren‘, sagte er sich selbst, fasste sich ein Herz und drehte sich blitzschnell um. „Hier ... dings, und so ... was ich dir noch sagen wollte ...“, stammelte er und spielte mit seinen Händen herum. „Eigentlich ...“, wollte er beginnen, doch Klette fiel ihm ins Wort. „War es eigentlich wirklich so schlimm, mich zu küssen?“, fragte sie völlig unverblümt. Das erste Schicksal schluckte seine Panik herunter. „Na ja, ich denke, dran sterben werde ich wohl nicht ...“, krächzte es heiser. Das ehemalige Wolfsmädchen lachte. „Das seh ich anders, hast du deine Stimme verschluckt?“ ‚Jetzt oder nie!‘ „Nein“, sagte Nerv mit festerer Stimme, „das nicht. Ich ... Wenn du hier bist, dann ... warte. Fühl mal.“ Er nahm Klettes schmale Hand in die seine und legte sie auf sein wummerndes Herz, das gerade sowieso in seine Hose rutschte. Und da zeigte Klette eine Reaktion, die er absolut nicht erwartet hätte.

Wohin der Wind uns trägt

Ohh, Leute. Ich hab euch übelst vernachlässigt ! :D >_<

Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid. <3

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„Jetzt reicht’s mir. Ich geh gucken, was die beiden Nervensägen treiben!“ Mit diesen Worten erhob sich ein verspannter Maxi und steuerte das Zelt der beiden Jüngsten an.
 

Joschka und Marry wechselten einen verschmitzten Blick und Düsentrieb kuschelte sich enger an Markus. Sie legte ihren schwarzhaarigen Kopf auf seine starke Schulter und seufzte.
 

„Hey, was ist denn los, meine Süße?“, fragte der Unbezwingbare besorgt und strich ihr eine Haarsträhne aus dem schönen Gesicht.

„Nichts“, entgegnete sie wortkarg. Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe und lächelte einfühlsam. Die schöne Düsentrieb drehte sich um, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte, und flüsterte: „Ich vermiss dich bloß, dich und deine Nähe, verstehst du? Als Vampir erfährt man nicht lange echte Liebe.“

Sie war sichtlich geknickt und sehnsüchtig.
 

„Aber ich bin doch immer bei dir und immer für dich da, hörst du? Du brauchst keine Angst haben, ich werde dich nicht verlassen.“

Sanft hauchte er ihr diese Worte ins Ohr und küsste sie dann zärtlich auf den Hals. Düsentrieb ihrerseits setzte sich wortlos auf seinen Schoß, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte, und küsste ihn intensiv.
 

„War das ein Versprechen?“, flüsterte sie mit geschlossenen Augen gegen seine Lippen. Er lächelte und drückte sein Lächeln auf ihren Mund.
 

„Ja“, nickte er dann und legte den Kopf schräg.

„Du wunderschönes Mädchen.“
 

Und noch einmal küsste er sie zart und sie nahm dabei sein Gesicht in ihre schmalen Hände.
 

Neben dem verliebten Pärchen saßen Joschka und Marry. Das blonde Mädchen stupste ihren Freund an und deutete selig lächelnd auf Markus und seine Düse. Ein undefinierbares Grinsen breitete sich auf Joschkas Gesicht aus und er sagte: „So schön es auch ist, auf Nerv und Klette zu warten, ich geh mir mal die Beine vertreten.“
 

Marry nickte und gab ihm einen kurzen Kuss.

Da ertönten plötzlich laute Stimmen aus der Richtung Nerv und Klettes Zelt.
 

„Ich wusste es, ihr beide habt was miteinander!“, stieß ein triumphierender Maxi aus.

„Verflucht, was für einen Mist erzählst du da?!“ Die wütende der beiden Stimmen gehörte eindeutig zu Nerv. Nun mischte sich auch Klette ein: „Ich hab mich im Schlaf bewegt, nichts weiter. Reicht dir das, um dein Frühstück weiter ohne schlechtes Gewissen in dich reinfuttern zu können?“
 

Dann konnte man hören, wie jemand den Reißverschluss des Zelteingangs zuzog und schon kam Maxi auf die Kerle zugeschlendert. Lachend zeigte er mit dem Daumen auf das Zelt.
 

„Ich wusste es. Ich wusste schon immer, dass da mehr läuft!“, amüsierte er sich. Auch die anderen konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen, bis die zwei Kleinsten höchstpersönlich erschienen wie zwei Rachegötter. Verzeiht, ein Rachegott und eine Rachegöttin.
 

„Was soll der Scheiß, guckt weg!“, forderte Nerv trotzig. Scheinbar hatte Klette beschlossen, ihm die Last abzunehmen und für sie beide zu gestehen, was gestern abend noch passiert war.
 

„Jetzt schämst du dich dafür, mir die Hand auf dein Herz gelegt zu haben, was? Ich wusste es.“ Gespielt beleidigt drehte sie sich zur Seite und spielte die Unnahbare.
 

„Mensch, Klette, so mein ich das doch nicht und das weißt du!“, beschwerte sich das erste Schicksal schweren Herzens. Wenn man genau hingehört hatte, hatte man ein leises „Tz“ vernehmen können. Da fasste sich Nerv ein Herz.
 

Was machte das schon noch für einen Unterschied, Maxi hatte sie sowieso beim Knutschen erwischt, da konnte er genauso gut zeigen, was er für Klette empfand.
 

„Komm her, ich schäm mich nicht für dich, selbst, wenn du ein Mädchen bist“, meinte er und drehte sie an den Schultern zu ihm herum, um sie zu küssen, aber nur sehr zögerlich und zaghaft.
 

Grinsend erwiderte sie den Kuss und schnipste ihm vor den Kopf.
 

Das konnte der Kleine natürlich nicht auf sich sitzen lassen und so begann eine wilde Hetzjagd quer durchs Wilde-Kerle-Lager. Wenigstens etwas würde bleiben, wie es war.
 

Maxi war immer noch am Lachen, drehte sich nun zu den Kerlen um und grinste Leon an.
 

„Wann fahren wir eigentlich weiter?“
 

Stimmt. Es war zwar super, mal ein, zwei Tage Ruhe zu haben, jedoch auch ziemlich langweilig ohne Abenteuer und Nervenkitzel.
 

„Man Maxi, lass den Mädels doch erst mal ein paar Tage, um sich an das Sonnenlicht zu gewöhnen!“, ereiferte sich Raban und verflocht Terrys Hand mit seiner.
 

Blossom warf ihrem Freund einen vorwurfsvollen Blick zu.
 

„Obwohl ich auch nichts gegen die Weiterfahrt einzuwenden hätte“, meldete sich Düsentrieb, bevor Blossom ihren Ärger über das Vergessen ihrer Person ihres Freundes kund tun konnte.
 

Terry und Marry zuckten die Schultern, während sie heißen Tee, gekocht von Raban und Joschka, schlürften, lediglich Blossom zögerte noch.

„Ich weiß nicht.“

Sie zuckte unentschlossen mit den Schultern.

Maxi sah sie bittend an: „Dann sag mir, was wir hier noch sollen!“ Seinem Dackelblick konnte nicht mal Blossom widerstehen, und so erntete er einen zarten Kuss auf die Wange und schließlich willigte die ehemalige Vampirdame ein.
 

Begeistert von dieser Idee begannen alle mit dem Frühstück und auch Klette und Nerv kamen zurückgestürmt, beide total außer Atem.
 

„Hey, ihr beiden, tolle Neuigkeiten!“
 

Klette keuchte. „Wir haben genug Geld ... um Nerv auf den ... Mond zu schießen?“, japste sie zwischen zwei Atemzügen und grinste fies, woraufhin ihr Freund sie liebevoll durchkitzelte.
 

„Wir fahren weiter. Ach was, mit wem rede ich eigentlich ...“

Achselzuckend wendete sich Leon wieder seinem Brötchten zu, welches noch gegessen werden wollte.
 

„Lass ... lass es!“, kreischte Klette indes.

„Ich ha-habs schon ... mitge ... mitgekriegt! Jetzt lass es!“

Mit einem unterdrückten Kampfschrei stürzte sie sich auf Nerv, um sich mit ihm eine gebührende Revanche zu liefern.
 

„Ruhe jetzt!“, schrie mit einem Mal Marry dazwischen. Sie konnte Streit und Chaos nicht leiden.
 

Genervt verdrehten Klette und Nerv die Augen und setzten sich dann brav an den Tisch, nur um sich zwei Minuten später wieder um das letzte Brötchen kabbeln zu können.
 

Raban stützte den Kopf in die Hände und schloss vor Ratlosigkeit die Augen. Die zwei konnten einen wirklich fertig machen.
 

„Wann hast du denn geplant, weiterzufahren, Maxi?“, fragte Düsentrieb zwischen zwei Bissen.

Maxi sah in die Runde und fragte: „Ich fände es ja gut, wenn wir jetzt einen Zahn zulegen und das Lager abbauen könnten, dann wäre es kein Problem, schon heute Mittag weiterzufahren, oder, Leon?“
 

Angesprochener schüttelte den Kopf aufgrund eines Brotes in seinem Mund. Mühsam schluckte er, holte Luft und meinte: „Meinetwegen können wir heute Mittag weiterfahren. Irgendjemand ein Problem damit?“ Nur flüchtig sah er sich um, dann fuhr er fort. „Perfekt. Dann ... hopp, macht schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“
 

Oh, und ob sie das hatten, aber war Leon erst mal der Anführer, konnte ihn kaum noch jemand bremsen.
 

„Geht klar, Boss!“, willigte nun auch Raban, der Held, ein, während er sich noch ein letztes Mal genüsslich die Finger ableckte.

„Ich muss ja sagen, es war köstlich, auch wenn Eigenlob stinkt.“

Grinsend wollte er seiner Terry einen Kuss geben, doch die wehrte angeekelt ab.
 

„Oh nein, und wie Eigenlob stinkt! Bäh, Raban, geh lieber mal wieder duschen!“, lachte das blonde Mädchen.
 

Tatsächlich waren die Kerle gegen Mittag fertig mit dem Abbau des Lagers, und dieses Mal hatten sich Terry und Marry schon viel sicherer einbringen können, zu Freuden ihrer Freunde, die dann weniger Arbeit hatten.

Nun standen sie vor ihren Motorrädern und setzten die Helme auf, als Joschka fragte: „Wohin wollen wir eigentlich, Maxi?“

Dieser hielt in seiner Bewegung inne und drehte sich langsam zur siebten Kavallerie um.
 

„Ähm, ja ... also, weißt du, eigentlich ... ach was, wir fahren einfach weiter. Mal sehen, wohin der Wind uns trägt.“
 

„Schön gesagt“, lobte Blossom knapp, bevor sie ihm einen flüchtigen Kuss gab und sich hinter ihm auf das Motorrad setzte.
 

Düsentrieb nahm hinter Markus auf ihrer feuerroten Cagiva Platz.

„Lässt du mich auch mal fahren?“, hauchte sie mit einem seichten Grinsen auf den Lippen.
 

„Niemals! Frauen und Motoräder? Bin ich bescheuert?!“, entrüstete sich Markus spielerisch.
 

„Tz, dann kannst du dir auch gleich eine neue Begleitung suchen!“

Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust.

Markus lächelte und flüsterte: „Soweit kommt’s noch. Natürlich darfst du.“

Und das war eines der größten Komplimente, zu denen der (fast) Unbezwingbare fähig war. Leon saß schon auf seinem Motorrad, hatte sich jedoch den Helm noch nicht aufgesetzt. Nun lächelte er zuversichtlich in die Runde.
 

„Dann geht es jetzt los!“, verkündete der Slalomdribbler, setzte seinen Helm auf und brüllte: „Alles ist gut!“ Und „Ja, solange du wild bist!“ gaben die Kerle in einem marktschreierähnlichen Ton zurück, während ihre Motorräder starteten, die Reifen kurz durchdrehten und sie dann mit beachtlichem Tempo den Staub aufwirbelten.

Blue

„Leon!“, brüllte Maxi nun schon zum Dritten Mal, doch Leon schien ihn immer noch nicht gehört zu haben. Er zog das Tempo schon wieder an.
 

„Kacke verdammte, LEON!“
 

Maxi hatte seine gesamte Leibeskraft in diesen Schrei gelegt, und selbst Nerv und Klette, die das Schlusslicht des wilden Pulks bildeten, hatten ihn verstehen können. Vor Schreck riss der Jüngste das Lenkrad herum und schlingerte kurz hin und her, bis er schließlich zum Stehen kam, genau wie Leon, der verwundert anhielt und sich den Helm vom Kopf zog.
 

„Gibt’s Probleme mit dem Motorrad, Maxi, oder was schreist du so?“, wandte er sich an den Mann mit dem härtesten Schuss der Welt.

„Nein“, antwortete Maxi, während er mit seinem Helm kämpfte.
 

„Blossom wollte ‘ne Pause einlegen, und wenn ich ehrlich bin, sind meine Beine auch schon ganz steif.“ Diesen Satz musste Joschka natürlich sofort mit einem dummen Spruch quittieren: „Sicher, dass es nur die Beine sind, so wie du dir den Helm vor die Eier hälst?“
 

Darauf wurde er nur mit einem von Maxi stammenden Todesblick gestreift. Vielleicht war die Bezeichnung ‚Der Mann mit dem härtesten Bumms der Welt‘ ja auch noch von anderer Bedeutung.
 

Blossom stemmte die Hände in die Hüften und ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Gerade, als sie mit ihrer Schimpftirade loslegen wollte, stoppte Leon die mütterliche Standpauke mit den Worten „Dann lasst uns lieber eine Pause machen, bevor ihr mir noch zusammenklappt!“.
 

Dagegen konnte auch die Ex-Vampirchefin nichts sagen und so stiegen die Kerle auf ihre Motorräder und fuhren langsam weiter, auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz.
 

„Hä? Was ist das denn? Wartet mal, Jungs. Seht ihr das auch?“, wunderte sich Leon und blieb ruckartig stehen, woraufhin Düsentrieb direkt in ihn reinlief. Schnell zog Markus sie zurück und grinste.
 

„Hey! Pass gefälligst auf, wo du hinläufst!“, empörte sich der Slalomdribbler. Düse verdrehte genervt die Augen.
 

„Ja, Boss!“
 

Leon schüttelte den Kopf und deutete auf einen Felsen zwischen zwei riesigen Bäumen, die in den Himmel zu ragen schienen. Hinter dem Felsen war ein braun-blauer Haarschopf zu erkennen, als säße jemand an den Stein gelehnt auf dem Waldboden.
 

Maxi hatte sich neben Leon gestellt, um besser sehen zu können, und meinte: „Tatsächlich, als wäre dort jemand. Wer kommt mit und schaut sich das an?“
 

Lediglich Blossom hielt sich mal wieder zurück.

„Also, ich weiß nicht. Wer soll das schon sein? Lasst uns lieber nach einem Rastplatz weitersuchen.“

Maxi schluckte seine Wut hintunter und ergriff ihre Hand.
 

„Komm schon, es kann doch nicht schaden, jemand neues kennenzulernen, findest du nicht?“
 

Ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst, als sie den Kopf schüttelte. Widerrede wurde bei den Kerlen allerdings nicht gedultet, und so wurde die Blonde von Terry und Marry weitergeschoben. Erst als sie fauchte, sie könne alleine gehen, ließen die Zwillinge von ihr ab.
 

Sie hatte ja auch gar nichts gegen andere Leute, nur hatte sie die unbegründete Angst beschlichen, dieser Mensch könnte eine neue Falle von Darkside sein. Also schlich sie sich vorsichtig heran, wohingegen Leon dem Mädchen oder Jungen begeistert entgegenstürmte. Dann stellten sich die Kerle neben den Felsen und mussten feststellen, dass sie ein Mädchen aufgegabelt hatten, welches nun langsam den Kopf hob und die Mannschaft musterte. Sie hatte wuschlige, hüftlange braune Haare, die hier und da von ein paar blauen Strähnen durchzogen waren. Ihre Augen waren groß und rehbraun.
 

„Darf ich fragen, wer ihr seid?“, fragte sie mit rauer Stimme.
 

Leon kickte Maxi rücksichtslos zur Seite und begann, ohne den Blick von dem Mädchen abzuwenden, sich vorzustellen: „Ich bin Leon, der Slalomdribbler. Und das ist meine Mannschaft. Jungs!“
 

Es war eine Aufforderung, der Reihe nach die Namen zu nennen, was Maxi als etwas albern befand, aber hey, Leon war hier natürlich der Anführer.
 

„Ich bin Maxi“, sagte er deshalb. „Maxi ‚Tippkick‘ Maximilian, der Mann mit dem härtesten Schuss der Welt.“
 

Die Brünette grinste. „Also ein Mini-Macho und ein schüchterner Stummer. Das kann ja lustig werden.“

Entrüstet klappte Leon den Mund auf, um etwas zu sagen, doch diesmal schnitt Blossom ihm das Wort ab. Sie hakte sich bei Maxi unter und erklärte: „Ja, und ich bin Blossom, seine Freundin!“
 

Die letzten Worte sagte sie mit nicht unbemerkt bleibendem Nachdruck.
 

„Markus, der Unbezwingbare. Freut mich“, drängelte sich Markus mit einem Lächeln dazwischen, woraufhin Düse ihm hinterhergedackelt kam und ihn skeptisch betrachtete, dann aber ein strahlendes Lächeln aufsetzte und losplapperte: „Also, ich bin Düse. Eigentlich Düsentrieb, aber die meisten nennen mich Düse. Außer früher, da haben sie mich bei meinem richtigen Namen genannt, Linn-Alicia heiß ich eigentlich. Okay, sie haben mich Linn genannt, aber ...“
 

Da wurde sie von Markus unterbrochen, der ihr einen lächelnden Kuss aufdrückte.
 

„Ist gut, Süße, ich glaub, sie hat gleich einen Blumenkohl am Ohr von deinem Gesabbel“, grinste er.
 

Daraufhin kam Joschka zu Wort.

„Ich bin Joschka, die siebte Kavallerie, und natürlich, nicht zu vergessen, Mister Top.“
 

Süffisant grinste er Raban an, welcher nur eine missmutige Schnute zog und fortfuhr: „Schätzungsweise bin ich dann Mister Secret. Die meisten nennen mich allerdings Raban, den Helden.“

Dem Mädchen entfuhr ein kurzes Lachen.

„Und euch gehören die Zwillies, hab ich recht?“
 

Marry warf einen misstrauischen Blick auf die Brünette und beschloss mit einem Seitenblick auf Joschka, sie im Auge zu behalten.

„Marry“, sagte sie dann knapp.

„Und Terry“, fügte ihre Schwester hinzu und klammerte sich an Raban.
 

„Ich bin Klette, das zweite Schicksal, und mich wird man mal so gar nicht los!“, erklärte die Jüngste und grinste herausfordernd.
 

„Ich bin Nerv, das erste Schicksal, der Junge mit den fünf Sternsteinen und ja, ich schätze, ich bin leider der Sohn der Hexe von Bogenhausen.“

Gleichgültig zuckte Nerv die Schultern.
 

„Und mit wem haben wir die Freude?“, wollte ein fast sabbernder, wissbegieriger Leon wissen. Das Mädchen grinste noch breiter, ließ sich vom Slalomdribbler hochhelfen, schüttelte die langen Haare auf und meinte: „Blue. Hanna Blue. Freut mich, euch kennenzulernen. Ich schätze, ihr spielt Fußball?“
 

Sie deutete auf die Torwarthandschuhe, die Markus an den Händen trug.

„Oh, ja“, erwiderte dieser. „Aber irgendwie sind wir nicht ganz komplett. Na ja, eigentlich schon, aber früher haben wir mit noch mehr Leuten gespielt, Marlon, der Intuition, und Juli ‚Huckleberry‘ Fort Knox, der Viererkette in einer Person.“
 

Hanna nickte nur leicht, ohne dass ihr das Grinsen vom Gesicht wich.

„Die hocken jedenfalls gerade in Grünwald und spielen Mensch-ärgere-dich-nicht, wie ich Marlon kenne“, setzte Leon zu einer Erklärung an, wurde aber von Maxis kurzem Auflachen unterbrochen.

„Marlon und Mensch-ärgere-dich-nicht? Das ist ja mal der Witz des Jahrhunderts.“
 

Allerdings war er da mit dieser Meinung allein.
 

„Woher kommst du, Hanna?“, wandte sich Leon wieder dem grinsenden Mädchen zu. Sie verzog das Gesicht.
 

„Blue, bitte. Nicht Hanna.“
 

Ziemlich verwundert musterten die Kerle ihren seltsamen ‚Fund‘. Blue? Was war denn das für ein Name?
 

„Okay ... woher kommst du, Blue?“, fragte Leon die Brünette erneut. Diese grinste noch immer. Litt die unter Gesichtslähmung?

„Ich weiß nicht. Bin seit ‘ner halben Ewigkeit im Wald, habs zuhause nicht mehr ausgehalten. Meine Mutter hat dauernd gesoffen, mein Vater war nie da, bis dann rauskam, dass er eine andere hatte – eine siebzehnjährige Russin. War natürlich die Nachricht des Tages, zumal er im Gemeinderat ist, okay, inzwischen wahrscheinlich war, und sowas ... aber hey, was solls, jetzt bin ich hier, ohne rotnäsige Mutter und lügenden Vater und so ist es tausendmal besser!“, erklärte sie, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
 

‚Kämpferin‘, dachte Leon. ‚Ja, so wird sie heißen. Blue, die Kämpferin.‘ Er war sichtlich beeindruckt und das sollte erst mal jemand schaffen.
 

„Dann brauchen wir wohl nicht zu fragen, ob zu Zeit hast?“ Sie schüttelte den Kopf.
 

„Die hab ich immer. Massig, glaub mir. Warum die Frage?“
 

„Hm, also ...“, stotterte der Slalomdribbler. „Hättest du nicht Lust ... ähm ... mit uns ... weiterzufahren? Irgendwohin? Einfach zum Spaß?“
 

„Auf der Suche nach neuen Abenteuern, versteht sich!“, rief Markus dazwischen.
 

Blue zögerte. Rein theoretisch hätte sie sofort Ja sagen können, aber sie kannte die Truppe doch kaum.
 

‚Ach was, warum nicht. Ist doch super, mal aus diesem öden Waldstück rauszukommen!‘, entschied sie sich dann und nickte freudig.

„Gern, aber ich hab zufälligerweise kein Motorrad ...“
 

Leon hatte den Blick noch immer nicht von ihr abgewandt und tat es auch nicht, als er auf sein Motorrad zeigte.

„Also, wenn du willst, kannst du bei mir mitfahren ...“
 

Ohne noch weitere Zeit zu verlieren, strahlte Blue nun übers ganze Gesicht.

„Natürlich, man bekommt ja nicht jeden Tag die Chance, mit so einem hübschen Kerl und seiner Mannschaft querfeldein durch die Welt zu fahren ...“

Sie zwinkerte Leon einmal zu und stieg dann auf seine Maschine, nachdem er es – mit einem mehr als verblüfften Gesichtsausdruck – selbst getan hatte.
 

„Alles ist gut!“, brüllte er unter seinem schweren schwarzen Helm. „Solange du wild bist!“, gab der Rest zurück. Dann starteten sie die Maschinen und rasten durch den Wald, allen voran Leon, dessen Herz nicht nur wegen des Tempos schneller schlug ...

The dark side

Schon seit Stunden irrten die Kerle durch den Wald, als es zu dämmern begann. Leon hielt an und zwang damit Maxi zu einer Vollbremsung, die ihn beinahe den sicheren Halt auf dem Motorrad gekostet hätte.

Er zog sich den Helm vom Kopf, atmete tief durch und meinte dann: „Perfekt. Hier können wir bleiben!“
 

Markus stieg von seiner und Düsentriebs, verzeiht, Linns Cagiva, stellte sich neben Leon und sah ihn mit kritischem Blick von der Seite an.
 

Mit einem Mal hörten die Kerle hinter sich jemanden kreischen und Leon drehte sich behände um, um selbstverständlich als erster alles im Griff zu haben.

„Wer war das? Nerv! Kannst du nicht mal ordentlich aus einem Kart aussteigen?“

Nerv senkte den Kopf und ließ sich von Klette hoch helfen.

„Tschuldigung, aber is doch nix passiert“, nuschelte der Jüngste und flitzte dann zu Maxi.

Linn gesellte sich zu Markus und nahm mit einem Blick auf das Paradies, welches vor ihnen lag, seine Hand.
 

Die Kerle hatten von der Klippe, auf der sie standen, aus, die perfekte Sicht auf den riesigen, glitzernden Mondwaldsee, der sich unter ihnen erstreckte, und den Platz dahinter. Eine große Fläche Waldboden war nur mit Sträuchern und Büschen besetzt, der Wald setzte sich erst später fort. Einige Felsen erinnerten an die Steinwüste, jedoch störten sie die Idylle dieser Oase nicht. Die Bäume, die später begannen, waren sehr hoch und schwankten im nächtlichen Wind, der See glänzte im Mondschein und ab und zu raschelte ein Busch, um wenig später die Sicht auf ein Kleintier freizugeben.
 

Auch Blue war neben Leon getreten und sah unbeeindruckt auf das Traumfleckchen hinab.

„Da wollt ihr zelten?“, fragte sie in skeptischem Ton. Irgendetwas schien ihr nicht zu passen, und das lag ganz sicher nicht an dem Slalomdribbler.

„Wir“, erwiderte dieser gerade. „ ‚Da wollen wir zelten‘ muss es heißen. Oder hast du keine Lust mehr?“ Er grinste sie an und seine Kette funkelte über dem Motorradanzug im Mondlicht.
 

„Schon.“ Blue klang zögerlich. Ihre selbstbewusste, forsche Art war wie vom Waldboden verschluckt. Nervös drückte sie die schäbige Lederkette, welche sie um den Hals trug, und suchte still und heimlich Leons Hand im Dunkel.

„Ich mag nur diesen Ort nicht ...“ Noch bevor sie enden konnte, war ihr Klette ins Wort gefallen.

„Spinnst du? Wer bist du, dass du sowas nicht mögen kannst? Guck dich um, das ist perfekt! Wir können zelten, ein Lagerfeuer machen, schwimmen, und das alles diesmal an einem Ort!“, empörte sie sich.

„Klappe, Klette!“, zischte Leon, doch inzwischen konnte er die Kleine kaum noch beeindrucken.

„Ist doch wahr“, murmelte das ehemalige Wolfsmädchen.
 

„Du hast Nerven, noch so spät wieder aufzukreuzen! Hattest wohl besonders viel Hunger, was?“, grinste ein Mädchen mit leuchtend lilafarbenen Haaren. Sie war schlank und groß, in etwa sechzehn Jahre alt. Ihre Augen glitzerten in einem tiefen Schwarz und wenn man genau hinsah, erkannte man die kleine Narbe, die sich unter dem linken Auge befand.
 

„Nein, aber den krieg ich gleich, wenn ich an die scharfe Blondine denk, die ich gesehen hab!“, erwiderte ein großgewachsener, schwarzhaariger Junge von etwa siebzehn Jahren. Seine Augen waren ebenso schwarz wie die des Mädchens.
 

Ein anderes Mädchen saß auf einem glitschigen Felsen und las eine Zeitschrift. Jetzt hob sie den Kopf und gab den Blick auf ihre dunklen Augen frei.

„Was meinst du mit ‚scharfe Blondine‘? Wo willst’n hier ne Blondine aufgabeln?“, feixte die Zeitschiftlesende. Ihre Haare leuchteten grün und ihre Stimme kratzte leicht, während die der Lilahaarigen glatt wie Öl war.
 

Der Junge grinste. „Oben auf der Klippe stehen ein paar Deppen und warten auf Sonnenschein. Ne Blondine, so’n Wischmoppkopfmädel, eine mit ganz dunklen Haaren, ne andere hat braun-blaue lange Fusseln auf’m Kopf, und die Jungs machen alle einen auf Macker und Beschützer. Die kriegen wir leicht rum.“

Da sprang ein anderer Junge leichtfüßig von einem hochliegenden Ast herunter. Er sah den Schwarzhaarigen kritisch an und meinte:

„Und du denkst also, du kriegst die Blonde?“
 

Seine Haare glänzten silbrig im Mondschein. Er schien um die sechzehn zu sein.

„Schnapp du dir halt das Wischmoppkopfmädel!“, lachte der andere.

„Shadow, Light, müsst ihr euch immer um die Mädels zanken? Ich krieg eh die Blonde!“, triumphierte die Lilahaarige und grinste überlegen.

Shadow und Light wechselten einen genervten Blick.

„Delilah, deine Vorliebe für Mädchen nervt mich gewaltig!“, knurrte Shadow.
 

„Und du meinst, du kriegst die Blonde, ja?“, warf das Mädchen mit den grünen Haaren ein und schleuderte ihre Zeitschrift gegen einen Baum.

Light schlug sich mit der Hand gegen die hohe Stirn, auf die sich silberne Haarsträhnen verirrt hatten.

„Delilah, Liana, müsst ihr eigentlich beide bi sein? Reicht nicht eine?“
 

Da hopste ihm ein jüngeres Mädchen von vielleicht dreizehn, vierzehn Jahren vor die Füße und spielte an einer ihrer dicken pinken Haarsträhnen herum.

„Shadow? Kann ich endlich raus? Es nervt, seit Wochen hier bleiben zu müssen, und die Nacht sieht so schön aus! Außerdem kommt doch nie jemand her, also muss ich meinen Hunger zügeln. Und wenns gar nicht geht, dann komm ich wieder zurück“, bettelte die Kleine und sah ihn aus schwarz glänzenden Augen an. Shadow stöhnte genervt.

„Erstens, Rose, hatten wir das Thema schon gestern, und zweitens haben sich gerade ein paar Leckerbissen hier her verirrt.“
 

Bei den letzten Worten blitzten seine Augen unheimlich auf und wechselten die Farbe – sie glitzerten nun honiggelb und waren rund zwei Zentimeter größer und glubschender geworden. Von dem weißen des Augapfels war nun nichts mehr zu sehen, die goldfarbene Iris füllte das gesamte Auge aus. Außerdem war die Pupille nur noch ein senkrechter Strich – Shadow hatte regelrechte Katzenaugen bekommen.
 

„Du hast echt ziemlichen Hunger, oder?“, grinste Delilah, blinzelte einmal und schon sahen auch ihre Augen aus wie Katzenaugen, mit dem Unterschied, das die Iris ein schleimiges moosgrün angenommen hatte.
 

Binnen weniger Sekunden sahen Lights Augen genauso aus wie die von Shadow und Lianas so wie Delilahs. Shadow tigerte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, um Delilah und Liana herum. Light lehnte an einem Baum und Rose kaute nervös auf einer Haarsträhne herum.
 

„Verdammt, warum dauert es immer so lange bis Mitternacht?“

Light schlug gegen den Baumstamm, lehnte den Kopf dagegen und schloss die großen Augen.

Delilah bewegte sich in gazellenartiger Geschmeidigkeit zu Rose und hielt die Hand auf, bis Rose ihren zerbrechlichen Arm hineinlegte, auf dessen Handgelenk eine dicke Ader blau pulsierte.
 

Mit gierigem Blick starrte Delilah die Köstlichkeit in ihrer Hand und dann Rose an, welche den Arm gerade wieder zurückziehen und in ihren Schoß legen wollte. Nun ließ sie den Arm, wo er war, und ergab sich ihrem Schicksal.
 

„Wie lange muss ich noch die Blutspende für den kleinen Hunger spielen? Ich will endlich selbst was erleben!“, quengelte sie dann, während Delilah auf ihre Ader drückte und mit festem Griff das Blut aus dem Ober- in den Unterarm schob. Dann legte sie einen schraubstockähnlichen Griff um Rose‘ Handgelenk und legte ihren Mund an. Da sie die Kleine aber nicht verletzen wollte, fuhr sie ihre Fangzähne nicht aus, sondern saugte einfach das Blut aus dem Arm, ohne die pergamentähnliche Haut zu verletzen.

Als sie den Arm losließ, waren die Ader und die Haut zunächst weiß verfärbt, doch als Rose ihn kurz schüttelte, schoss wieder Blut hinein und die Ader begann wieder blau zu pulsieren.
 

„Worauf wartet ihr eigentlich noch?“, fragte Linn und machte sich daran, einen bröckelnden Hang hinunterzuklettern, um ins Paradies zu gelangen.

Markus musste sich ein Lachen verkneifen.

„Sag mal, Schatz, wieso gehst du nicht einfach hier lang?“

Er zeigte auf einen schmalen Weg, der steil hinab führte. Leicht säuerlich grinste Linn ihren Freund an, dann kraxelte sie den Hang wieder hinauf und gab Markus einen Kuss.

Er nahm ihre Hand und gemeinsam taten sie die ersten wackeligen Schritte auf dem Weg.

Auch Maxi zog es vor, Blossom an die Hand zu nehmen, so wie es Raban, Joschka und Nerv mit Terry, Marry und Klette zu tun pflegten. Übrig blieben einzig und allein Leon und Blue. Der Anführer blickte die Brünette mit den blauen Strähnen ungewohnt scheu an.

„Ähm ... wäre das ... okay für dich?“, stotterte er.

Blue grinste und nahm seine Hand, dann tat sie den ersten Schritt auf dem unsicheren Boden.
 

„Das ist ja noch schöner, als es von oben aussah!“, staunte Klette und sah sich beeindruckt um.

Blue hielt sich im Hintergrund, und niemand wusste so genau, ob es Absicht oder Versehen war, dass sie Leons Hand noch immer festhielt.

Von Meerjungfrauen und alten Bekannten

Zärtlich drückte Linn Markus‘ Hand. Sie kannte Blue zwar nicht im Geringsten, jedoch war auch ihr dieser Ort unheimlich. Das lange Leben als Vampir hatte sie gelehrt, dass nichts perfekt war und alles seine Schattenseiten hatte. Und wenn sie für die Ewigkeit mit einem Menschenleben zahlen mussten, was war dann der Preis für das Paradies?
 

Vorsichtig lenkte sie ihren Blick nach links und rechts, drückte Markus‘ Hand noch fester und drängte sich an ihn.
 

„Ich weiß nicht, ob hier wirklich alles so ist, wie es scheint“, sagte sie. „Meinst du, hier stimmt was nicht?“ Sie sah ihn von unten an, immerhin war sie gut einen Kopf kleiner als der Unbezwingbare.
 

Er lächelte sanft und legte seinen Arm um Linns Schultern.

„Es ist alles so, wie es sein sollte, glaub mir. Dir kann hier nichts passieren. Außerdem bin ich ja noch da.“
 

Markus grinste und gab ihr dann einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, woraufhin sie sich enger in seinen Arm kuschelte und versuchte, seine Worte zu glauben.
 

Was ihr auch nur für Sekunden gelang, die von einem zischenden Geräusch dann kläglich an der Wand der letzten Reste ihres Optimismus zerschlugen.
 

„Genau“, raunte eine tiefe Stimme, die von überall zu kommen schien. Leon plusterte sich auf und trat zwei Schritte vor.
 

„Wer und vor allem wo bist du?“, fragte er in direktem, bestimmendem Ton und sah sich derweil hektisch um, was seine Unsicherheit zum Vorschein brachte.
 

„Es ist alles so, wie es sein sollte.“ Die zweite Stimme klang glatt und schön, sie schien von einem Mädchen zu kommen.
 

„Oder nicht?“, ließ eine dritte Stimme ihrem Sarkasmus freien Lauf.
 

„Jetzt komm schon, zeig dich! Oder, besser gesagt, zeigt euch! Ihr verdammten Feiglinge!“ Der Slalomdribbler wurde nervös und deshalb lauter. Versteckspiele konnte der Brünette gar nicht leiden.
 

Daraufhin folgte ein tiefes Lachen aus dem vorderen Teil des sich hinter dem Mondwaldsee erstreckenden Waldes und ein weiteres Zischen, welches wie ein lauer Wind im Winter vor dem Fenster klang, der nachts zerbrechliche Eisblumen an die Scheibe malte.
 

„Du hast es nicht anders gewollt“, stellte die Ölstimme fest und urplötzlich erschien ein lilahaariges Mädchen vor Leon, woraufhin dieser dann doch seine zwei Schritte wieder zurückstolperte.
 

„Also, entschuldige mal!“ Blue hatte Leon gerade noch auffangen können und musterte die Lilahaarige mit prüfendem Blick. Plötzlich ließ sie den Brünetten fallen und wich mit hochgezogenen Schultern gefühlte zehn Meter zurück.
 

„Was wollt ihr?“, fragte sie knapp und überhaupt nicht mehr selbstsicher.

Das lilahaarige Mädchen grinste überlegen.
 

„Sollten wir uns nicht vielleicht erst einmal bekannt machen? Ich bin Delilah, und gleich lernt ihr auch schon meine Freunde kennen. Sie freuen sich auf euch.“ Ein diabolisches Flimmern durchzuckte ihre katzenähnlichen, moosgrünen Augen. Sie streckte Leon die Hand hin und half ihm auf.
 

„Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
 

„Leon“, lautete die wortkarge, aber aussagekräftige Antwort wie aus der Pistole geschossen.
 

Delilah nickte einmal, dann erschien ein Mädchen mit grünen Haaren wie aus dem Nichts neben Maxi, welcher sich nicht von der Stelle bewegte.
 

„Und wer bist du?“, hauchte sie ihm mit rauer Stimme ins Ohr. Ein verruchtes Lächeln zierte ihr Gesicht.
 

„Maxi. Freut mich keinesfalls.“
 

Blossom strafte die Grünhaarige mit einem Todesblick und hakte sich dann bei Maxi unter. Doch auch an ihr schien das seltsame Mädchen einen Narren gefressen zu haben. Sie musterte Blossom mit einem undefinierbaren Blick, dann schwebte sie zu ihr hinüber.
 

„Du gehörst zu diesem Idioten, nehme ich an?“

Entsetzt sah Blossom die vermeintliche Nebenbuhlerin an.

„Er ist kein Idiot!“

Das Mädchen grinste.

„Aber du hast was Besseres verdient“, kokettierte sie und schenkte Blossom ein verruchtes Grinsen.
 

Nerv, welcher das Geschehen aufmerksam verfolgte, hatte seine Schlüsse gezogen und konnte kaum noch vor Lachen.

„Mann – oh – Mann, Blossom, die glibschige Meerjungfrau steht auf dich, ich fass es ja nicht!“
 

Blossom strafte den Jüngsten mit ihrem gefürchteten Todesblick und widmete sich dann dem seltsamen Mädchen zu ihrer Linken.

„Danke, aber ich bin nicht interessiert“, gab sie mit einem säuerlichen Lächeln zurück, woraufhin sich das Mädchen in grünen Rauch auflöste, nicht ohne Blossom noch eine Kusshand zu schenken.
 

„Soviel dann zum Thema ‚Du kriegst die Blondine‘“, feixte Shadow, als sich Liana in die Parallelwelt zu den anderen zurückgezogen hatte.

„Klappe!“, war das einzige, was sie zischte, bevor sie sich zu Light gesellte, sich bei ihm unterhakte und ihm kurz zunickte.

Kurz darauf war die seltsame Truppe aus der Parallelwelt verschwunden und stand nun in Fleisch und Blut vor der verschrockensten Fußballmannschaft der Welt.
 

„Beim allmächtigen Fußballgott! Bei allem Respekt, aber wer zur Hölle seid ihr?“ Leon war seine obligatorischen zwei Schritte wieder vorgetreten und sah nun Light fest in die Augen, während sich soeben Genannter noch immer von Lianas Arm zu lösen versuchte, die wiederum ihren Katzenblick an Blossom geheftet hatte.
 

Er grinste diabolisch und schaffte es, Liana von sich abzuschütteln. Dann trat auch er zwei Schritte vor, um Leon genau in die Augen sehen zu können.
 

„Wir, mein lieber Leon und ach so toller Slalomdribbler und Blitzpasstorvorbereiter, wie du dich selbst zu nennen pflegst, wir sind jetzt einer, verzeiht, eine mehr. Rose!“
 

Ein junges Mädchen erschien aus dem Dunkel vor Leons Augen. Ihre Haare leuchteten rosa und ihre Augen glitzerten tiefschwarz. Ihre Wangenknochen lagen hoch, sie hatte eine Stupsnase und ... einen Moment mal. Dieses Gesicht kannte Leon!
 

„Was habt ihr mit Nessie gemacht?“, schrie er und wich gleich zehn Schritte zurück, als er das Mädchen vor sich erkannte.
 

„Wieso ist sie so jung? Und wieso hat sie rosa Haare? Und überhaupt ...“ Seine Stimme überschlug sich vor Entsetzen.

Auch Maxi war geschockt. Er bewegte sich keinen Zentimeter.
 

Rose lächelte bitter und ließ ihren Ex-Freund nicht aus den verzaubernden Augen.
 

„Was bist du?“, flüsterte Leon in die Dunkelheit und starrte voller Abscheu auf die junge Schönheit.
 

Sie trat einen Schritt näher und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Was ich bin?“ Sie lachte bitter. „Das, was ich immer sein wollte! Ich bin das, was du willst und nicht kriegen kannst. Denn sonst ...“ Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie grinste böse. „Sonst bist du tot.“

Männergespräch

Unfähig, sich zu rühren, starrte Leon das ihm fremd gewordene Mädchen vor seinen Füßen an.
 

„Wir erwarten euch übermorgen um Mitternacht an Ort und Stelle“, verkündete Shadow in die Stille hinein, und es klang wie eine Drohung.
 

„Dort werdet ihr auch erfahren, was mit eurer kleinen Freundin geschehen ist.“ Er schenkte Leon ein überhebliches Lächeln, dann schnappte er sich Rose und die fünf verschwanden in einer schwarzen Rauchwolke.
 

Da kam wieder Leben in den versteinerten Leon. Verzweifelt streckte er die Hand aus und durchfurchte den Rauch.
 

„Vergiss es, Boss. Da findest du sie eh nicht mehr“, stellte Maxi fest und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter, die Leon, kühl, wie er war, sofort wieder energisch abschüttelte.
 

„Aber wir müssen sie finden!“ Er klang fest entschlossen, für Vanessa ans Ende der Welt zu gehen. Immerhin war er ihr noch etwas schuldig, und da konnte eine Blue ihm gegenüber zehnmal ihren Dackelblick aufsetzen.
 

„Leon, ich ...“ Der Satz erstarb in Blues Kehle. Sie war sichtlich geschockt über das Auftreten der seltsamen Wesen, aber Leon erkannte noch einen weiteren Ausdruck in ihren Augen, einen solchen, den er nicht deuten konnte.
 

„Wir sollten schlafen. Immerhin war das ein anstrengender Tag und morgen wird garantiert noch schlimmer. Ich würde fast sagen, wir haben ein paar ebenwürdige Gegner gefunden.“ Joschka sah in die Runde und stieß auf Granit.
 

„Quark, was heißt hier ‚Gegner‘! Die macht ihr Jungs doch mit links fertig, hab ich recht, Maxi?“

Mit verzweifelt zu verbergen versuchter Unsicherheit drehte sich Blossom zu Maxi, doch diesmal konnte ihr Held ihr keine eindeutige Antwort geben.
 

„Ich jedenfalls tu heute Nacht kein Auge zu!“, verkündete Nerv und marschierte auf den glitzernden Mondwaldsee zu, der ebenfalls ein Geheimnis zu verbergen schien. Dem Jüngsten der Kerle fiel so etwas aufgrund mangelnden Feingefühls allerdings nicht auf.
 

„Nerv, komm da weg!“ Maxi wollte seinen Bruder schützen, auch, wenn er manchmal die Pest sein konnte. Er war doch immer noch Nerv, das erste Schicksal und trotz allem sein kleiner Bruder.
 

Nerv allerdings interpretierte die Fürsorge seines großen Bruders völlig falsch und trat provozierend noch einen Schritt auf den See zu.

Maxi, der auf eine Kabbelei keine Lust hatte, hielt die Klappe, um Nerv zurückzulocken.
 

Dieser sah abwartend über seine Schulter und zuckte herausfordernd mit der linken Augenbraue.

„Naa?“, feixte er leise, als plötzlich Klette auf ihn zugeschossen kam.
 

„Komm da weg, du kleiner idiotischer Sturkopf! Verfluchte Hacke!“, schimpfte das Mädchen und riss ihn mitsamt ihrer selbst zu Boden.
 

„Sag mal, spinnst du?“, empörte sich Nerv japsend und wühlte sich unter ihrem warmen Körper an die Luft.

„Was macht ihr überhaupt für einen bescheuerten Aufstand?!“
 

Zickig raufte er sich die Haare und ließ sich dann auf den Boden fallen, die Hände über die angewinkelten Knie verschränkt, sich von den Kerlen belächeln lassend.
 

Insbesondere Maxi freute sich in diesem Moment über das Mädchen mit den verfilzten Haaren. Ohne sie würde Nerv jetzt buchstäblich das Wasser bis zum Hals stehen.
 

Joschka seinerseits schnappte sich die ersten Zelte und begann demonstrativ mit dem Aufbau, während sich seine faule Freundin heimlich davonschlich und Terry gleich mitnahm. Die beiden verschwanden in den angrenzenden Wald, während ihre Freunde die wilden Kerle dazu bewegen konnten, ihnen zu helfen.

Blossom, Blue und Klette hatten sich ebenfalls aus dem Staub gemacht und waren zu Terry und Marry geflitzt, was den Jungs Zeit für ein echtes Männergespräch am später zusammengewürfelten Lagerfeuer ließ.

Es begann eigentlich harmlos mit einer Frage von Maxi, gerichtet an Leon.
 

„Was läuft da eigentlich zwischen Blue und dir?“, fragte er spitz und betont beiläufig, während er abweisend im Feuer herumstocherte.
 

„Was soll da schon laufen!“, antwortete Leon den Bruchteil einer Sekunde zu schnell und schnappte sich behände selbst einen Stock.

Alle Augenpaare ruhten gespannt auf dem Slalomdribbler und die Ohren waren gespitzt für eine spannende Geschichte und Ausschweifungen über das Mädchen mit den braun-blauen Haaren.
 

„Du spinnst wohl! Ich leb ja nicht hinter’m Mond, und außerdem bin ich nicht der Einzige, der euer Rumgeturtele mitkriegt.“ Maxi legte seinen Stock beiseite und grinste herausfordernd.
 

„Sowieso waren ihre Absichten ja wohl von Anfang an klar“, setzte er noch einen drauf.
 

„Ihre Absichten vielleicht. Aber wer sagt denn, dass ich auf ihre bescheuerten Spielchen eingehe?“, knurrte Leon zurückhaltend, während er stur ins Feuer starrte und seinen Stock fast darin versenkte.
 

Maxi entfuhr ein trockenes Lachen. „Du vielleicht?! Falls du es nicht selbst bemerkt hast, du stehst total auf sie!“
 

Angepisst von Maxis offensichtlicher Erkenntnis schmiss Leon seinen Stock in das lodernde Lagerfeuer und biss sich auf die Unterlippe.
 

„Aber Nessie nagt noch an mir“, gab er kleinlaut zu. Das Eis schien gebrochen.

„Ich kann sie doch nicht einfach vergessen, und schon gar nicht, wenn sie mit pinken Haaren als Vierzehnjährige vor mir steht und mir mit dem Tod droht! Ich weiß schon so nicht, was ich machen soll, wenn es um Blue geht, aber dann taucht auch noch Nessie wieder auf und verdreht mir so dermaßen den Kopf, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist! Aber das schnallt ihr eh nicht.“

Frustriert presste der Slalomdribbler die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und stützte den Kopf auf die Hände.
 

Eine Weile schwiegen die Kerle. Es war ein überraschtes Schweigen, welches Maxi dazu nutzte, sich einen ordentlichen Satz zusammen zu legen, um Leon nicht zur Weißglut zu treiben, was bei ihm in Sachen Vanessa (allgemein in Sachen Mädchen) dann doch ziemlich schnell ging.
 

„Alter, du spinnst! Du spinnst total!“, platzte es plötzlich aus Raban heraus. „Erst sägst du Nessie ab, dann kommt Blue, benebelt dich wie Darkside vor seiner Geschlechtsumwandlung, dann taucht Nessie wieder auf und du stirbst vor Sehnsucht! Das ist echt nicht mehr ganz normal, wenn du mich fragst. Außerdem ist Vanessa jetzt gerade mal vierzehn. Höchstens. Und sie hat pinke Haare. Mir wird das ohnehin alles zu viel!“
 

Der Rothaarige gestikulierte wild, um seine Worte zu unterstreichen, und stand schließlich auf, um noch ein wenig Feuerholz von einem angesammelten Haufen zu holen.
 

Leon blieb überraschend gelassen.

„Ich hab dich aber nicht gefragt, Raban. Und außerdem verstehst du davon nichts. Kein Wort!“, war das einzige, was er fauchte, bevor er den Kopf wieder in die Hände stützte und sich krampfhaft auf das Feuer zu konzentrieren versuchte.
 

Markus war es schließlich, der den nächsten Schritt wagte.
 

„Lass Nessie Nessie sein und konzentrier dich auf ihre Drohung. Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn du sie jetzt anschmachtest. Sie hat selbst gesagt, dass es ihr gefällt, jemand zu sein, den du haben willst, aber nicht haben kannst. Und daher rührt auch dein plötzliches Interesse an ihr, würde ich sagen. Es wäre besser, sie mit Blue eifersüchtig zu machen. Dann ist ihre Konzentration sowieso futsch und du kannst auf ihren wunden Punkt einstechen. Den musst du natürlich noch finden.“
 

Erstaunt über seine Menschen-, beziehungsweise Frauenkenntnis, blickte Leon ihn aus seinen dunkeln Augen an und murmelte dann irgendetwas unverständliches, das wohl „Danke“ heißen sollte.
 

„Apropos wunder Punkt – was ist denn eigentlich mit dir und Düsentrieb? Bin ich blind oder heiratet ihr demnächst?“, grinste Joschka und wendete sich dem Unbezwingbaren zu.
 

„Zuerst mal heißt sie Linn. Klingt viel schöner“, belehrte ihn dieser. „Und zum Heiraten sind wir noch ein bisschen zu jung, findet ihr nicht?“
 

Joschka allerdings fand, dass es auf das Alter nicht drauf ankäme.

„Na hör mal, ich finde, ihr seid füreinander bestimmt!“

Er wischte das Grinsen vom Tisch und setzte eine ehrfürchtige Miene auf, streckte seine Arme gen Nachthimmel und verbeugte sich.
 

„Spinner!“, lachte Markus und versetzte ihm einen leichten Stoß gegen die Schulter.
 

„Aber sie ist definitiv für mich bestimmt und ich liebe sie“, gab er dann doch zu, ohne jedes Lachen und mit ernster, aber sanfter Mimik.
 

„Holladizack, und sowas aus dem Mund des Unbezwingbaren!“, staunte Maxi feixend.
 

„Wie weit ging’s denn schon bei euch?“, wollte ein inzwischen dreckig grinsender Joschka von Markus wissen und sofort waren alle Kerle still und lauschten.

Markus passte die ihm zugewendete Aufmerksamkeit gar nicht.
 

„Ich wüsste nicht, was euch das anginge!“, sagte er und versuchte, seine Stimme unnahbar und reserviert klingen zu lassen, was ihm jedoch nur bedingt gelang.
 

„Komm schon!“, schmollte Raban.
 

„Ihr seid so verdammte Lüstlinge! Müsst ihr euch schon an anderer Leuts Sexualleben aufgeilen?“, knurrte Markus und schoss damit den Vogel ab. Nicht nur Raban und Joschka fanden, dass er diesbezüglich wirklich den Spruch des Abends gebracht und tatsächlich ein wenig mehr als gewollt von seiner Privatsphäre preisgegeben hatte – auch Maxi und Leon kriegten sich nicht mehr ein. Nerv, dem die ganze Sache wortwörtlich zu heiß wurde, hatte sich verzogen.
 

Dabei fand Markus nun wirklich nicht, dass seine Worte witzig klangen, sie waren todernst gemeint.
 

Als sich alle wieder beruhigt hatten, konnte sich Joschka eine spitze, hinterhältige Bemerkung nicht verkneifen.
 

„Dann habt ihr also schon!“
 

Jetzt stand Markus in der Zwickmühle. Entweder, er ließ die Kerle in diesem Glauben, oder er verriet ihnen die zuckersüße, unschuldige Wahrheit.
 

Natürlich käme die Lüge besser an, aber Markus war ziemlich ehrlich und seine Freunde wollte er schon gar nicht belügen. Auch, wenn die Wahrheit ein wenig peinlich war, wie er fand, wollte er sie doch zu Tage befördern.
 

„Nee“, nuschelte er, so leise, dass die Kerle es gerade noch hören konnten.
 

Bäm. Ein Schweigen lag über dem Paradies der wilden Kerle und wieder war der Erste, der sich zu dieser Aussage äußerte, Joschka.
 

„War ja klar, dass der Unbezwingbare im letzten Moment den Schwanz einzieht.“
 

Erwartungsvoll sah er in die Runde und wartete allen Ernstes auf Gelächter über seinen ziemlich mageren Wortwitz.
 

„Als hättest du schon mehr als ein paar Küsse mit Marry gehabt!“, höhnte Maxi in spöttischem Ton. Joschka zog den Kopf ein. Ihm gefiel die Richtung, in welche sich dieses Gespräch zu entwickeln schien, nicht ein so kleines bisschen.
 

„Mehr als ein paar harmlose Küsse sicherlich“, entschied er sich dann doch für die großspurige Masche.
 

„Aber weniger als Sex“, brachte es ein Leon mit wiedergefundenem Grinsen auf den Punkt.
 

„Selbst wenn dem so wäre, dann könnte sowieso keiner von euch hier behaupten, schon so weit auf dem Gebiet der Spezies Frau vorgedrungen zu sein! Hab ich Recht?“, verteidigte sich Joschka und fühlte sich mit diesem ach so offensichtlich überflüssigen Kommentar ähnlich wie ein streng enthaltsames Mädchen, dem beim Baden in einem See die Klamotten gestohlen worden waren.
 

„Und wenn doch?“
 

Überrascht drehten sich die Gesichter in Maxis Blickrichtung, welcher überlegen grinste.
 

„Du und Blossom habt ...“, setzte Raban ungläubig an, woraufhin Maxi wieder den Kopf schüttelte.
 

„... drüber geredet, ja. Aber wir stehen noch, sagen wir mal, kurz davor. Und ich will sie nicht überrumpeln.“
 

Skeptisch starrte ihn Joschka an.
 

„Wer’s glaubt“, knurrte er dann mit einem lächerlichen Anflug von Neid.
 

„Nur weil du närrischer Clown zu blöd bist, um das Thema anzuschneiden!“, brachte es Maxi dann grinsend auf den Punkt und erntete dafür einige Lacher auf Kosten der siebten Kavallerie.
 

„Könnte ich jederzeit machen!“
 

„Könntest du nicht.“
 

„Doch!“
 

„Nein!“
 

„Doch!“
 

„N...“
 

„Ruhe!“

Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu ...

„Lila?“, rief Shadow und hielt die Augen nach der Schönheit mit den lilafarbenen Haaren auf.
 

Leise kichernd erschien sie hinter ihm und tippte dem Schwarzhaarigen auf die Schulter.

„Meinst du mich?“
 

Erschrocken drehte er sich um und sah ihr in die wieder schwarzen Augen.
 

„Ja, dich“, grinste er dann und legte eine Hand an ihre Hüfte.

Sie lächelte ihm aufrichtig zu und legte ihren Kopf auf seine Schulter.
 

„Hast du rausgekriegt, was dieser Leon von Rose will? Er hat sie Nessie genannt. Meinst du, das war ihr Spitzname?“, fragte sie, die Augen geschlossen.
 

„Ja“, flüsterte er. „Die zwei waren mal ein Paar, soweit ich weiß, aber sie hat ihn dann verlassen und ist zu uns gestoßen. Scheinbar waren die beiden ziemlich lange zusammen, weshalb er so erschrocken war. Und ‚Nessie‘ ist die Koseform für ‚Vanessa‘.“
 

Delilah antwortete nicht. Ihr Kopf ruhte noch immer auf Shadows Schulter, und ehe sie sich versah, war sie ins Reich der Träume abgedriftet.
 

Shadow nahm sie sanft auf den Arm, trug sie vor den Mondwaldsee, legte sie ab, setzte sich neben sie und löste sich dann zusammen mit ihr in Rauch auf, um kurz darauf in der Parallelwelt zu erscheinen und gemeinsam mit ihr in einen Baum zu klettern. Er war unheimlich schnell und bettete sie sanft auf seinem Schoß, streichelte noch ihr Haar, bis auch er einschlief.
 

„Hmm.“ Hin und wieder seufzte Linn unergründlicherweise. Markus neben ihr schwebte im Halbschlaf und drehte sich nun, ebenfalls mit einem tiefen Seufzer, zu ihr um.
 

„Was ist los?“, fragte er mit rauer, leiser Stimme und zog sie in seine Arme. Seine Wärme löste in Linn ein kribbelndes Gefühl aus, und sie kuschelte sich noch enger an ihren Freund.
 

„Ich kann nicht schlafen“, flüsterte sie dann gegen seine Brust, die sich regelmäßig hob und senkte.

Markus grinste leicht und gab ihr einen Kuss auf den Kopf.
 

„Hast du’s schon mit Schäfchen zählen probiert?“
 

Linn schloss die Augen und stellte sich ein Schaf vor, wie es über eine Hürde sprang, und noch eines, und noch eines, und ...
 

„Klappt nicht!“, stellte sie enttäuscht fest.
 

„Heißt das, ich muss dir jetzt ein Schlaflied singen?“ Markus meinte das eher im Scherz, doch seine Freundin lächelte diabolisch und nickte begeistert.
 

Er konzentrierte sich und begann dann: „Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu ...“
 

Behutsam wiegte er Linn sanft hin und her, welche noch einmal tief seinen Duft einamtete, die Arme um ihn schlang und dann mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschlief.
 

Du erinnerst mich an Liebe.

Ich kann sehen, wer du wirklich bist.

Du erinnerst mich daran, wie es sein kann.

Erinner mich an Liebe!

Zeig mir, wer du wirklich bist!

Erinner mich daran, wie es sein kann ...
 

Zur gleichen Zeit lag auch Blossom verträumt in Maxis Armen und zog den Schlafsack an sich. Neben ihr lag ihr Freund und atmete gleichmäßig. Ab und zu strich er ihr im Schlaf mit der Hand zärtlich über den Arm, was bei Blossom eine wohlige Gänsehaut auslöste.
 

Sie lächelte, drehte sich in seiner Umarmung und malte mit ihrem Zeigefinger kleine Kreise auf Maxis Bauch, bis auch sie irgendwann, fest an ihn gekuschelt, einschlief.
 

In Joschkas und Marrys Zelt hingegen war es die männliche Seite, welche sich noch im Schlafsack wälzte und kein Auge zutun konnte.
 

Joschka lag neben Marry auf dem Rücken, hielt ihre Hand und beobachtete, wie sie langsam in den Schlaf glitt. Nach einiger Zeit jedoch schlug die Blonde die Augen auf und lächelte ihn verschlafen an. Joschka wurde zu Wachs.
 

„Was ist mit dir?“, flüsterte Marry und rieb sich die Augen. Sie stützte sich, genau wie es ihr Freund soeben getan hatte, auf ihren Arm und legte sich auf die Seite, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte.
 

„Ich muss immer an dich denken. Ich geb es ja nicht gerne zu, aber ... jemand wie du hat mir immer gefehlt. Wenn du da bist, dann ... dann ist einfach alles schöner, egal, wie schlecht es gerade eben noch war. Du bist wunderschön und dein Lächeln macht mich verrückt. In meinem ganzen Körper kribbelt es, wenn ich dich sehe, und bei jedem Kuss habe ich das Gefühl, vor Glück zu explodieren. Ich weiß, das klingt furchtbar kitschig, aber so und nicht anders ist es und das sollst du wissen. Ich liebe dich, Krümel.“
 

Krümel war der zärtliche Spitzname, den Joschka ihr gegeben hatte, weil sie so klein war und außerdem krümelte sie eben gut und gerne. Er liebte es, sie so zu nennen, und sie liebte es, so genannt zu werden, allerdings tat er das fast nie vor den anderen, weil er ja doch nur ein Junge war.
 

Marry konnte nicht anders, als selig zu lächeln und konnte ihr Glück kaum fassen, das sie mit diesem Jungen gemacht hatte.

Welches Mädchen wünschte sich nicht genau so eine wunderschöne Liebeserklärung?
 

„Ich liebe dich auch, Joschka. Du bist der wundervollste Mensch, dem ich je begegnet bin. Danke“, flüsterte sie heiser und legte ihre Lippen auf seine.
 

Er seufzte ergeben und legte seine Hand in ihren Nacken und zog sie näher zu sich.

Dann legte Marry den Kopf auf seinen Bauch und schlief wieder glücklich und zufrieden ein, und kurz darauf hatte auch Joschka den Weg ins Traumland gefunden.
 

Bei Terry und Raban allerdings machte sich keiner der beiden Sorgen über wilde Schmetterlinge im Bauch, die beiden schliefen schon tief und fest, wobei angemerkt werden sollte, dass Terry mit aller Gewalt versucht hatte, einzuschlafen, da Raban in einer Nacht einen ganzen Regenwald absägen konnte.
 

Inzwischen allerdings hatte sie es geschafft, das zu ignorieren, und sich einfach umgedreht, um die Macke ihres Freundes nicht weiter beachten zu müssen.
 

Während seine Freundin also ruhig schlief, murmelte Raban im Schlaf tatsächlich ein leises „Ich liebe dich“, und es war die erste Liebeserklärung, die er Terry je gemacht hatte. Nur schade, dass sie diese nicht miterleben durfte.
 

Nerv kümmerte es einen Dreck, ob er im Schlaf redete oder nicht, Hauptsache, er hatte seine Ruhe, und die hatte er leider Gottes nicht.
 

Klette machte ihrem Namen alle Ehre und sich selbst einen Spaß daraus, gerade, wenn Nerv in den Schlaf sickerte, ihn mit einer Feder, die sie im Wald gefunden hatte, unter der Nase zu kitzeln, sodass er aufwachte und niesen musste.
 

Jedesmal blieb es allerdings bei einem harmlosen bösen Blick, der ihm in den nächsten fünf Minuten eine weitere Kitzelattacke berscheren sollte, doch nach dem vierten Mal war Schulss damit, als er sich nach einem heftigen Niesanfall Klette schnappte, seine Lippen auf die ihren presste und hoffte, sie so zum Aufhören zu bewegen.
 

Klette riss erschrocken die Augen auf, mit so einer Gegenwehr hatte sie bei Nerv nicht gerechnet, und doch genoss sie die ihr entgegengebrachte Aufmerksamkeit. Entschlossen erwiderte sie den Kuss und drückte sich ihm entgegen.
 

Nerv wurde ganz warm, und er dachte daran, was Maxi einmal über seine Gefühle zu Blossom gesagt hatte: Sie macht mich ganz warm und kribbelig von innen drin!

Das war noch ziemlich am Anfang ihrer Beziehung, da saßen die wilden Kerle noch auf Darksides Vampirschloss fest, doch daran wollte der Jüngste jetzt nicht denken.
 

Auch Klette ließ der Kuss nicht kalt, und so legte sie schüchtern ihre Arme in Nervs Nacken, woraufhin er seine Hände an ihrer Hüfte platzierte und sie ein Stück, aber nur ein kleines Stück, näher an sich heranzog.
 

So saßen sich die beiden eine ganze Weile gegenüber, bis Nerv seine Lippen von Klettes löste und seine Stirn gegen ihre lehnte, um ihr in die wunderschönen Augen sehen zu können.
 

„Ich hab dich unbeschreiblich gern, Klette, weißt du das?“, fragte er leise, aber bestimmt und lächelte. Für die großen Worte ‚Ich liebe dich‘ fühlte er sich noch nicht bereit.
 

Sie erwiderte sein Lächeln und flüsterte: „Ich dich auch, weißt du denn das?“
 

Dann küsste sie ihn noch einmal, streckte sich und gähnte herzhaft.
 

Die beiden legten sich hin, und Nerv robbte ganz nah an sein Mädchen heran und nahm es zaghaft in den Arm, während es lächelte und seinen Kopf gegen die Schulter seines Freundes lehnte und die beiden in einen tiefen Schlaf segelten.

Krümel

„Aufstehen!“
 

Linn gelangte nur langsam zurück in die Wirklichkeit, als sie Joschkas Stimme vernahm, die von vor dem Zelt zu kommen schien. Er wanderte auf und ab und rief immer wieder: „Aufstehen!“
 

Noch im Halbschlaf rieb sie sich die Augen und richtete sich dann vorsichtig auf. Neben ihr schlief Markus, nur mit Boxershorts bekleidet. Auch sie selbst trug nur noch ihre Unterwäsche, und das, obwohl es wirklich kalt war. Wie auf Kommando rieselte ihr eine Gänsehaut den Rücken hinab, allerdings nicht nur wegen der Kälte, sondern auch bei Gedanken an die gestrige Nacht ...
 

--

„Na? Immer noch wach?“, fragte Linn mit vom Schlaf noch ganz rauer Stimme. Sie war in Markus‘ Armen wieder aufgewacht, nachdem er sie so liebevoll in den Schlaf gesungen hatte. Er hielt sie noch immer fest und war auch noch nicht eingeschlafen. Es musste mitten in der Nacht sein, doch ihm machte das scheinbar nichts aus. Er hatte Linn zärtlich durch’s Haar gestrichen, während sie von ihm geträumt hatte
 

„Na, aber hallo. Ich kann partout nicht einschlafen“, grinste er und musterte sie mit einem liebevollen Blick. Dann legte er seine weichen Lippen auf die ihren und strich ihr wieder durch die Haare, was Linn scheinbar gefiel. Sie erwiderte den Kuss und war schlagartig hellwach. Wer wäre das bei so einem wunderbaren Freund nicht?
 

Sie fuhr mit ihrer weichen Hand unter Markus‘ T-Shirt seinen Rücken hinab, bis sie an seiner Boxershorts angekommen war. Dort stoppte sie und verschränkte dann ihre Arme hinter seinem Rücken, während auch er seine Hände unter ihrem T-Shirt hatte, welches eines von ihm selbst war.
 

Linns Herz klopfte wild. Sie war total verliebt in Markus und sogar bereit, den nächsten Schritt mit ihm zu gehen. Erwartungsvoll verwickelte sie ihn in noch einen Kuss, wobei sie etwas fordernder wirkte. Das zahlte sich aus. Markus löste sich von ihr und zog ihr kurzerhand das T-Shirt über den Kopf. Fragend sah er sie an, doch sie lächelte nur und nickte leicht.
 

Dann zog er sich sein eigenes T-Shirt über den Kopf. Linn legte sich auf den Zeltboden und Markus lehnte sich über sie. Es folgten noch weitere Küsse von ihm, bis Linns Zunge um Einlass bat, den er ihr natürlich gewährte. So lieferten sie sich ein leidenschaftliches Gefecht ihrer Zungen, bis die beiden irgendwann nach Luft schnappend nebeneinander lagen.
 

Markus stützte sich auf den linken Arm und sah Linn verträumt an. Er war so glücklich, jemanden wie sie zu haben. Sie schien einfach für ihn geschaffen zu sein, eine andere Möglichkeit gab es nicht.

„Du bist wunderschön“, sagte er aufrichtig und blickte sie ehrfürchtig an.
 

Sie schämte sich ein klein wenig, halbnackt vor Markus zu liegen, aber die Worte, die er gerade gesagt hatte, von denen sie wusste, wie schwer sie ihm fielen, beruhigten Linn.

„Ich liebe dich“, flüsterte sie, richtete sich auf und küsste ihn.

In den Kuss hinein musste Markus lächeln. Was für ein Glück er doch hatte!

--
 

Ein Lächeln huschte über Linns Gesicht, und sie schnappte sich das T-Shirt, das Markus ihr gegeben hatte. Heimlich schnupperte sie daran – und fiel fast in Ohnmacht. Sie liebte seinen Geruch, sie liebte einfach alles an ihm. Für sie war er die Perfektion in Person! Und selbst, wenn sie sich mal stritten – ein paar Minuten später war alles wieder bestens. Keiner der beiden konnte Streit leiden.
 

Die anderen fanden sie manchmal wirklich seltsam. Wie ein Ehepaar, fand Joschka. Aber Markus und Linn machte das nicht wirklich etwas aus. Wenn sie so rüberkamen, dann sollten sie doch. Joschka war nur neidisch.
 

Genau das sagte sich Linn, als sie wieder Joschkas nervtötende Stimme hörte und er mit einem Mal den Kopf durch den Zelteingang steckte:

„Guten Morgen! Oh, Verzeihung, störe ich?“

Er grinste durchtrieben und zog seinen Kopf wieder ins Freie.
 

Zu Tode erschrocken hatte Linn das T-Shirt an sich gerissen und starrte nun wütend die Zeltwand an, als sie ein Geräusch neben sich vernahm.
 

„Hey, guten Morgen, mein Schatz. Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Markus mit heiserer Stimme und gab Linn einen flüchtigen Kuss, bevor er sich ein T-Shirt über den Kopf zog.
 

„Joschka“, antwortete diese nur trotzig und versuchte weiterhin, Löcher in die Wand zu starren. Markus lachte leise.

„Was hat er denn getan?“
 

„Hast du ihn nicht gehört?“, fragte Linn erstaunt. „Der ist lauter als die Cagiva! Außerdem hat er sein italienisches Köpfchen gerade durch den Eingang gesteckt. Irgendwie passt er mir nicht in den Kram!“
 

Der Unbezwingbare gab wieder ein leises Lachen von sich und entgegnete: „Nein, ich habe ihn wirklich nicht gehört, aber so laut ist unsere Cagiva trotzdem nicht. Wie auch immer. Du solltest dir was überziehen, oder willst du so frühstücken gehen?“

Vorsichtig deutete er an, dass Linn nur sehr dürftig bekleidet war, und widmete sich seiner Jeans.
 

Als die beiden fertig angezogen vor dem Zelt standen, mussten sie feststellen, dass die anderen einfach schon mit dem Frühstücken begonnen hatten.
 

„Ihr hättet ja wenigstens noch auf uns warten können!“, beschwerte sich Markus, setzte sich und griff nach einem Brötchen.
 

Joschka grinste ihn diabloisch an.

„Es hätte noch eine halbe Ewigkeit gedauert, also ...“

„Bitte, keine Scherze mit der Ewigkeit!“, unterbrach ihn Blossom energisch und kuschelte sich ein wenig näher an Maxi.
 

Joschka verdrehte theatralisch die Augen und widmete sich seinem Brötchen.

„Dumme Krümel!“, schimpfte er, als ihm ein paar der Brötchenstücke auf die Hose fielen.

„Hm?“ Marry drehte sich um und musterte Joschka verwundert. „Was hab ich gemacht?“

Die Augen der siebten Kavallerie weiteten sich erschrocken.
 

„Nichts, nichts! Ich hab nicht mit dir gesprochen. Hab ich Marry gesagt? Nein!“

Jetzt war die Ex-Vampirdame noch verdatterter. Joschka hatte doch ‚Krümel‘ gesagt?
 

„Nein, aber Krümel. Oder ... oh ... sorry“, stotterte sie, als sie das Missgeschick erkannte. Doch Leon prustete bereits seine halbe Kakaotasse über den Tisch.
 

„Du nennst deine Freundin Krümel?!“ Er brüllte vor Lachen. Auch Markus und Maxi konnten sich das nicht verkneifen, ebenso wie Blue und Nerv, die allerdings eher zaghaft lachten. Blue, weil sie sich nicht mit Joschka oder Marry anfeinden wollte und Nerv, weil er für Klette ebenfalls einen Spitznamen hatte.
 

„Nein, sie ... wurde früher so genannt. Sie fühlte sich nur angesprochen, weil ... ähm ... Darkside sie so genannt hat! Stimmt’s, Schatz?“, fragte Joschka, zog Marry besitzergreifend an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Sag ja oder ich schneid dir im Schlaf die Haare ab!“
 

Marry drehte sich in seiner Umarmung und sah ihn erbost an.

„Das ist Erpressung und mit meinen Haaren lass ich mich nicht erpressen! Ist ja wohl deine Schuld, wenn du zu blöd zum Essen bist.“
 

„Jetzt geht’s aber los! Warum heißt du wohl Krümel? Weil du diejenige bist, die dauernd krümelt! Und das ist keine Erpressung, das war ein Scherz, falls du es nicht kapiert hast“, empörte sich Joschka und ließ seine Freundin los.
 

„Ich bitte dich! Außerdem habe ich heute Morgen nicht einmal gekrümelt oder gekleckert oder sonst was. Im Gegensatz zu dir, deine Tasse zum Beispiel hast du nämlich gerade in deiner Schimpftirade vom Tisch gerissen! Ich bin nicht blöd, aber dein sogenannter Scherz eben war nicht witzig! Und es war sowieso Erpressung. Du rührst meine Haare nicht an, oder ich schneid dir was ganz anderes ab!“
 

Inzwischen flüsterte keiner der beiden mehr, und der Rest der wilden Kerle verfolgte den Streit fasziniert.
 

Joschka wurde bleich, während die ersten Kerle zu lachen anfingen.
 

„Das wagst du nicht! Nie im Leben, und das weißt du auch! Und zu meiner Tasse – meine Schuld ist das Ganze nicht. Wenn du dich nicht gleich bei dem Wort ‚Krümel‘ gemeldet hättest, wäre ohnehin alles in bester Ordnung! Ach, nicht? Leute mit Humor jedenfalls hätten diesen Scherz leicht genommen. Warum hälst du nicht einfach die Klappe und isst dein Brötchen?“
 

„Glaub mir, Süßer, das wage ich. Wer von uns beiden hat denn rumgeschleimt ‚Oh, du bist ja so süß, ich werde dich Krümel nennen‘? Ich habe Humor, aber das war nicht witzig. Halt du doch die Klappe, und iss mein Brötchen! Mir jedenfalls ist der Appetit vergangen!“, beendete Marry die Sache und pfefferte Joschka ihr Brötchen ins Gesicht.
 

„Hey, hey, hey, warte! Ich habe nie gesagt ‚Oh, du bist ja so süß‘! Nie! Und jetzt weiß ich auch, warum! Aber vielleicht siehst du damit ja süßer aus!“, gab Joschka mit zuckersüßer Stimme zurück und schüttete Marry sein Glas mit Wasser ins Gesicht.
 

Erstarrt saß sie vor ihm, doch nach einigen Sekunden schüttelte sie ihm das Wasser ins Gesicht, stand auf, gab ihm eine Ohrfeige und verschwand dann in ihrem Zelt.

Eine Weile war es still, bis Klette langsam in die Hände klatschte.
 

„Das war echt bühnenreif, Mädels.“

Dance in the dark

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fragte Maxi leicht geschockt mit Blick auf das Königreich vor ihm. Sie standen vor dem Mondwaldsee, in Erwartung der seltsamen Wesen, die Nessie gefangen hielten.
 

„Was?“, fragte Leon, ohne den wachsamen Blick vom See zu nehmen.
 

„Du willst hier einfach warten, ohne Waffen oder sonst was?“ Maxi schien keinesfalls überzeugt von der Idee, die Geschehnisse auf sich zukommen zu lassen. Er hasste es, nichts tun zu können, und war vor Verzweiflung ganz verspannt. Das merkte auch Blossom, die seine Hand hielt, und legte die Hand auf seinen Arm, um ihn zu beruhigen.
 

Leon drehte sich um und sah Maxi in die Augen.

„Womit bitte willst du sie denn bekämpfen, wenn wir nicht einmal wissen, was sie sind? Du stellst dir das so einfach vor, Maxi. Aber das ist es nicht! Es ist weder einfach für uns als Team, noch für mich. Verdammt, ja, ich habe Angst! Aber ich weiß nicht, wovor ich am meisten Angst haben soll! Vor der neuen Herausforderung? Vor den Wesen, die Nessie gefangen halten? Oder einfach vor mir selbst? Kacke, verdammte! Ich will endlich wissen, was hier los ist. Und ich werde ganz bestimmt nicht kneifen. Das bin ich Nessie schuldig. Das bin ich euch allen schuldig!“, sagte er mit lauter Stimme, und er klang fest entschlossen.
 

„Nein, das war ja so süß. Der wilde Kerl hat Schiss! Aber keine Angst. So schlimm wird es nicht. Ihr müsst nicht mal Fußball spielen. Schont eure süßen Füße, denn die werdet ihr trotzdem brauchen. Wir freuen uns auf euch. Aber es dauert noch, leider. Ich hoffe, ihr kommt auch ohne uns zurecht?“, fragte das Mädchen mit der kratzigen Stimme zuckersüß, gab sich jedoch nicht zu erkennen.
 

„Verdammt! Ich hasse sie!“, brüllte Nerv und stampfte trotzig mit dem Fuß auf, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen. Maxi stellte sich neben ihn, legte ihm eine Hand auf die Schulter und seufzte: „Ich auch, Nerv. Ich auch.“
 

„Und was machen wir jetzt?“, fragte der Jüngste verzweifelt und drehte sich zu seinem großen Bruder um, der ausnahmsweise auch keinen Rat wusste.

„Wenn ich das wüsste, würde ich jetzt nicht teilnahmslos hier herumstehen, oder?“, gab dieser zurück und seufzte. Es war so gar nicht seine Art, einfach aufzugeben.
 

„Wir müssen aber teilnahmslos herumstehen. Leider. Raban und ich haben auch nichts gefunden, was und behilflich sein könnte. Vor allem, weil sie gesagt haben, dass wir kein Fußball spielen werden. Wir brauchen die Füße, sollen damit aber keinen Ball lenken. Was also meinen diese komischen Viecher?“, brachte sich Joschka ein, um etwas Produktives von sich zu geben, nachdem er sich am Morgen so mit Marry gestritten hatte. Die war übrigens noch immer sauer auf ihn, immerhin war sein Wasserglas in ihrem Gesicht gelandet.
 

„Vielleicht machen sie ein Wettrennen mit uns!“, überlegte Klette laut und handelte sich damit ein bitteres Auflachen von Raban ein.

„Du machst es dir zu einfach. Die sind gerissen. So einfach werden sie sich nicht geschlagen geben“, machte er ihren Vorschlag zunichte.
 

Betretenes Schweigen herrschte bei den Kerlen, bis plötzlich alles schwieg. Nicht einmal das sanfte Plätschern der vom Nachtwind aufgescheuchten Wellen des Mondwaldsees war noch zu hören. Es war Mitternacht geworden.
 

„Maxi ...“, flüsterte Nerv erschrocken. Er hatte große Angst vor dem, was sich vor seiner Nase abspielen würde – oder schon abspielte, immerhin konnten sich die seltsamen Wesen ja unsichtbar machen.
 

Der Junge mit den Sternsteinen trat langsam drei Schritte zurück, bis er direkt neben dem Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt stand. Markus zog beschützend seine Linn an sich und Blue versteckte sich hinter Leon. Keiner der Kerle konnte verstehen, weshalb sie sich bei dem Auftreten dieser Wesen wie ein verängstigtes Kaninchen verhielt.
 

„Raban, ihr schafft die doch, oder?“, vernahm man in die Stille hinein eine zitternde Mädchenstimme, die ganz klar zu Terry gehörte. War sie doch gerade erst aus den Fängen Darksides entwischt, stand schon der nächste Feind vor der Tür. Oder vor dem Zelteingang. Das war der Blonden eindeutig zu viel Abenteuer.
 

Verzweifelt klammerte die sich an ihren rothaarigen Freund, der ihr beruhigend über die Wange strich und flüsterte: „Bestimmt. Wir sind ja nicht doof. Und du auch nicht.“ Sehr beruhigend wirkten seine Worte auf das verängstigte Mädchen neben ihm. Ein unsicheres ‚Bestimmt‘ war nicht das, was sie sich erhofft hatte.
 

„Wie ich sehe, werden wir erwartet. Wie freundlich! Ich sehe, ihr wartet schon? Ich hoffe, noch nicht allzu lang. Das wäre mir doch unverzeihlich“, erklang Shadows düstere Stimme plötzlich aus der Richtung, in der der See lag. Zu sehen war allerdings nichts, außer dem bedrohlich glitzernden Wasser.
 

„Wir warten schon viel zu lang. Und zwar auf eine Antwort!“, gab Leon selbstsicher zurück. Er hielt Blue hinter seinem Rücken versteckt, wohl wissend, dass er gleich Vanessa gegenüber treten würde.
 

„Ach? Soweit ich weiß, haben wir euch auf jede eurer Fragen eine solche gegeben. Nicht, Rose?“
 

Rose erschien urplötzlich vor Leon und sah ihm siegessicher grinsend ins Gesicht.

„Du weißt, was ich bin. Und ich denke, du weißt auch, was ich will. Oder, Leon? Das weißt du doch. Los, ich warte auf den schwarzen Punkt! Den, den die Verräter kriegen. Ha! Du siehst so erbärmlich aus! Und was für einen Wischmopp versteckst du da eigentlich hinter deinem Rücken? Einen mit blauen Haaren, wie?“
 

Blue blieb gelassen, was Leon mehr oder weniger verwunderte. Vor wenigen Sekunden noch hatte sie gezittert wie Espenlaub und jetzt war sie die Ruhe in Person ... da stimmte doch was nicht!
 

„Du hast echt eine lange Leitung, mein lieber Leon. Blue? Es ist soweit“, verkündete Light mit klarer Stimme und gab ein kurzes Handzeichen. Blue schoss hinter Leons Rücken hervor und ließ ihn ihre glühend gelben Glubschaugen bewundern. Sie grinste und entblößte dabei ihre Fangzähne.
 

„Es war ja so einfach, dich glauben zu lassen, ich sei ein harmloses, verwaistes Mädchen. Wie naiv seid ihr alle eigentlich? Tja, das habt ihr jetzt davon! Und dass du Nessa so verletzt hast, ist auch nicht von Vorteil für dich, Leon, der Slalomdribbler.“ Sie spuckte ihm das Wort ‚Slalomdribbler‘ förmlich vor die Füße.
 

„Das war ... du bist ... aber, Hanna!“, stammelte Leon und stolperte zurück, direkt in Blossoms Arme, die ihn gekonnt abfing.
 

Blue lachte hart auf. „Hanna? Idiot!“, schleuderte sie ihm knapp ins Gesicht und grinste bösartig. Light, der mit einem Mal neben ihr stand, legte ihr den Arm um die Schultern. Er ließ kurz sein Grinsen aufleuchten, dann wandte er sich den Kerlen zu, die mit wachsendem Unmut vor den seltsamen Wesen standen, alles erwartend. Nichts konnte sie mehr schocken.
 

„Das wars dann wohl für euch ach so wilde Kerle. Ich schlage euch vor, gleich aufzugeben, es sei denn, ihr wollt euch komplett blamieren.“ Seine Augen leuchteten im Dunkeln, und er funkelte den verschüchterten Nerv an, der sich in Maxis Ärmel krallte. Light grinste nur überheblich.
 

„Von wegen Blamieren! Ihr werdet euch blamieren. Ihr seid nichts weitere als glibschige Monster!“, fauchte Düsentrieb auf einmal und befreite sich aus Markus‘ beschützendem Klammergriff.
 

„Als Gruppe seid ihr vielleicht stark. Aber wenn wir Blue alleine bei uns haben, dann sieht sie total anders aus. Oder, Wischmopp, wie Vanessa dich so liebevoll betitelt hat? Dann kriegst du Schiss. Du hättest uns alle kaltmachen können! Einen nach dem anderen! Du hast mit Leon in einem Zelt geschlafen. Nur einmal hättest du ihm deine Fangzähne in den Hals rammen brauchen, dann wäre er kein Problem mehr gewesen! Aber du hast es nicht getan, weil du einfach feige bist!“, erklärte sie mit lauter Stimme und sah Blue fest in die Augen. Sie wollte sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Diese Schlange sollte man nicht ungestraft davon kommen lassen.
 

Für ein paar Sekunden blieb Blue die Spucke weg, dann lächelte sie ein kaltes, überhebliches Lächeln und hauchte nur: „Pass auf, was du sagst, Süße. Meine Zähne sind spitz.“ Sie ließ ihre goldgelben Augen aufleuchten und warf Shadow einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
 

„Also dann. Ich denke, ihr seid gespannt, was ihr außer Fußball noch so mit euren Füßchen anstellen könnt, nicht wahr? Das dürft ihr auch sein. Wir werden nämlich tanzen. Liana!“
 

Mit diesen unterkühlten Worten machte der Schwarzhaarige eine knappe Handbewegung und Liana grinste. Ein Fingerschnippen und die Kerle konnten eine hohe Melodie vernehmen. Sie klang süß, so süß, dass einem die Ohren wehtaten.
 

„Klingt das nicht schön? Keine Angst, ihr werdet es mögen. Rose mochte es auch, von Anfang an ...“, säuselte Delilah und stromerte um Markus herum, der sich in der Situation ein klein wenig überfordert fühlte. Er lauschte nur der Melodie und fühlte sich die gefesselt von ihr. So sehr, dass er begann zu tanzen. Zuerst noch zaghaft , dann wurde er immer sicherer. Seine Füße fegten nur so über den Waldboden.
 

„Was hab ich gesagt ... und das wird euch allen so gehen, allen!“, triumphierte Delilah und ließ von Markus ab. Sie schwebte zu Maxi und hauchte ich einige Worte ins Ohr, die nur er hören konnte. Das war vielleicht auch besser so, denn kaum hatte Delilah die Worte ausgesprochen, wurde Maxi leicht rot im Gesicht und streckte den Arm nach der Schönheit mit den lila Haaren aus. Diese allerdings ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, zeigte Maxi den ersten Schritt und schon fing auch der Mann mit dem härtesten Schuss der Welt den selben Tanz wie Markus an.
 

Blossom und Linn wechselten verzweifelte Blicke. Sie wussten, sobald Delilah Maxi zum alleinigen Tanzen gebracht hatte, würde sie weiter machen, bis jeder der Kerle den selben langsamen Tanz vorführte. Und dann? Keiner der beiden wollte das wissen, und so beschlossen sie, zu handeln. Nur, was soll man in so einer Situation tun?
 

Inzwischen tanzte Maxi allein im Mondschein, er setzte elegant einen Fuß vor den anderen, so, wie man es nicht von ihm gewohnt war. Diese verflixten Nixen schienen ihn und die anderen wirklich in ihren Bann gezogen zu haben, denn inzwischen tanzte auch Leon wie besessen. Sie waren verloren.
 

Aber aufgeben war, als würde man sich selbst dem Teufel persönlich auf dem Silbertablett präsentieren, denn nur, wer für das kämpfte, was er wollte, würde auch etwas erreichen. Das sah Linn ein, und sie gabt Blossom ein Handzeichen, das besagte, sie solle Klette möglichst unauffällig von hier wegschaffen. Blossom verstand.
 

Klette wusste zwar nicht sofort, was mit der wedelnden Hand Blossoms gemeint war, doch sie verstand immerhin, dass sie weglaufen sollte. Und das schnell, noch hatte Delilah ihr nämlich den Rücken zugekehrt. Das Mädchen mit den verfilzten braunen Haaren schlich sich rücklings weg, bis sie sicher war, dass niemand sie sehen konnte. Dann begann sie zu rennen, als ginge es um ihr Leben. Und das war vermutlich auch so.
 

Während sie rannte, dachte Klette über ihre Zeit bei den wilden Kerlen nach. Sie hatte sich Freunde machen können, und einen ganz besonderen. Nerv, der sie anfangs mehr als alles andere gehasst hatte, war in sie verliebt. Das gab ihr die Kraft, weiter zu rennen, Hilfe zu holen, egal, wie.
 

Als sie bei dem ehemaligen Lagerplatz der Kerle angekommen war, sah sie sich schnaufend um. Sie hatten alles weggeschafft und abgebaut, um im Falle eines Angriffes sofort fahrtbereit sein zu können, auch hatten Raban und Joschka ihre genialen Erfindungen schon eingepackt, und um sie jetzt noch hervorzuwühlen, war es zu spät. Klette musste handeln. Und das sofort.
 

Angestrengt dachte das Mädchen nach, während ihr der Schweiß über die Stirn rann. Angenehm war es nicht, in einem schweren Motorradanzug quer durch den Wald zu rennen ...
 

Was könnte Nixen davon abhalten, die Mannschaft tanzwütig zu machen? Klette war sich sicher, dass es Nixen waren, und sie wollte sie zuerst mal ablenken, damit sich die Kerle Rose schnappen und mit ihr reden konnten. So jedenfalls hatte Leon das heute Mittag vorgeschlagen, als sie die Zelte abgebaut hatten. Klette jedoch hielt das für Schwachsinn. Sich Rose schnappen, um mit ihr zu reden? Pah, als ob man mit der Barbiepuppe reden könnte!
 

Sie überlegte sich also etwas anderes. Diese Nixenviecher konnten bei absoluter Trockenheit sicher nicht leben, weshalb sie wohl auch die ganze Zeit in der Nähe des Mondwaldsees blieben, wo der Boden noch schön feucht war. Aufmerksam, wie sie war, hatte Klette beobachtet, dass die Nixen in regelmäßigen Abständen ihre nackten Füße tief in den feuchten Sand gruben. Das war dann demnach auch der Grund dafür, dass sie ständig barfuß waren. Und wenn diese Viecher nun nix feuchtes mehr hatten, dann waren sie wohl für eine Weile außer Gefecht gesetzt. Die Haut der Nixen schimmerte stets klebrig, als wäre sie von einem feuchten Schutzfilm überzogen, der allerdings ziemlich pappte.
 

Würde dieser Schutzfilm beschmutzt und ausgetrocknet, so wären die Nixen wohl noch etwas länger außer Gefecht gesetzt. Klette klopfte sich im Innern selbst auf die Schulter. Sie hatte wirklich einen Oscar für ihr logisches Denken verdient. Aber genug geschwatzt. Ihr ging die Zeit aus.
 

Salz könnte die Haut der Nixen austrocknen – nur, wo sollte sie hier Salz auftreiben? Sicher, die Kerle besaßen einen Salzstreuer, aber der reichte doch nicht, um vier oder fünf Personen komplett mit dem weißen Pulver zu bedecken. Sand? Auch sehr effektiv ... ach, warum eigentlich nicht. Einen Versuch war es wert.
 

Und so schnappte sich Klette zwei rostige Eimer, die neben den Motorrädern von Raban und Joschka standen, warum auch immer, und füllte sie bis obenhin mit Sand. Sicher, die Eimer waren wirklich schwer, aber es ging um ihre Mannschaft, um das einzige, was sie noch hatte, nachdem sich die Wölfe aufgelöst hatten!
 

Sie schleppte die Eimer durch den ganzen Wald, bis sie von irgendwo wieder diese süßliche Melodie vernahm, und so folgte sie besagter einfach. Schließlich sah sie einen grässlichen Zustand: Leon, Maxi, Markus, Raban, Joschka und Blossom waren schon in den Bann der Nixen gezogen worden.
 

Das Mädchen beschloss, zu handeln, und stellte sich unauffällig neben Nerv, der weiter hinten stand, als stünde sie dort schon den gesamten Abend.

„Hier, nimm den, und ziel gut!“, zischte sie ihm zu, schob ihm einen der mit Sand gefüllten Eimer zu und nahm ihren eigenen in die Hand. Von hier aus konnte sie perfekt auf Shadow, Light, Liana und Rose zielen. Delilah kümmerte sich gerade um Terry, bald würde sie zu Nerv beziehungsweise Klette kommen.
 

Nerv verstand ausnahmsweise sofort, und im Zielen war er nicht schlecht. Schließlich hatte gerade er Mr. Hausarrest den Farbeimer wortwörtlich auf den Kopf geschossen. Er vertraute einfach auf sich selbst und holte Schwung, dann schleuderte er den Sand geradewegs auf Shadow – und traf Light gleich mit!
 

„Was zum ... Light! Das kleine Biest da hinten! Schnapp ihn dir!“, befahl Shadow mit kühler, kratzender Stimme und zeigte auf Nerv, der sich behände in die Büsche verkrümelte. Klette stand im Schatten eines großen Baumes, weshalb sie noch niemandem auffiel. Als Liana in ihr Blickfeld kam, um Light zu helfen, der Nerv nach gerannt war, sah sie ihre Chance gekommen und schüttete der Grünhaarigen direkt den halben Eimer über den Kopf, wodurch sie zusätzlich nichts sehen konnte.
 

„Verdammt!“, brüllte sie mit ihrer rauen Stimme und rieb sich die Augen, taumelte aber unbeholfen nach hinten und stolperte über eine Wurzel. Klette dankte Gott im Stillen für diese vorher scheinbar nie da gewesene Wurzel und rannte dann auf Delilah zu. Angriff war die beste Verteidigung!
 

„Das hast du dir wohl so gedacht, hm, Süße?“, fragte Delilah eiskalt und drehte sich in einer Nanosekunde um. Sie packte Klette am Kragen ihres Motorradanzuges und hob sie in die Luft, während Shadow zu Boden sackte, wie sie aus den Augenwinkeln beobachten konnte. Na also! Sand schwächte die Nixen.
 

„Ja, habe ich. Und wenn du glibschiges Monster mir nicht zuvor gekommen wärst, hätt’s auch prima geklappt!“, fauchte sie vorlaut und grinste übermütig. Angst? Sie doch nicht! Für einen Moment war Delilah baff, dann schlug sie Klette den Eimer aus der Hand, der dumpf auf den Boden aufschlug. Der Sand verteilte sich auf dem Waldboden.
 

Während nur noch Blue und Rose als Gefahr zu registrieren waren, Delilah war ja mit Klette beschäftigt, und die kam klar, hockte sich Linn auf den Boden und klaubte etwas Sand zusammen. Auch sie hatte die Wirkung bemerkt. Liana lag auf dem Boden und fluchte vor sich hin, während sie allerdings immer mehr zusammensackte. Der Sand hatte ihren Körper merkbar geschwächt.
 

Zwei Hände voll Sand ging sie auf Blue zu, vorbei an ihrem tanzenden, gefangenen Freund. „Mach dir keine Sorgen, wir schaffen das. Klette hält was aus, und ich bin nicht aus Zucker!“, flüsterte sie, obgleich Markus nur auf seine Füße achtete und diese geschmeidig hin- und hertanzen ließ. Er schien wie in einer anderen Welt.
 

„Was hab ich gesagt? Du bist feige! Du hättest mich schon lange töten können, aber nein ... stattdessen stehst du hier rum und guckst verzweifelt vom einen zum anderen. Gib einfach auf, Blue!“, schleuderte Linn der Blau-braunhaarigen ins Gesicht und ließ den trockenen Sand folgen. Schnell raffte sie noch mehr davon zusammen und klatschte es ihr auf die Arme und alle sonstigen Körperteile. Blue, die nur im Kleid dagestanden war, sah sie flehend an und sackte dann zusammen.
 

„Und du? Was ist mit dir? Hast du deine Rache endlich? Du weißt doch gar nicht, was du Leon hiermit antust. Warum lässt du uns nicht in Frieden?“, fragte sie an Rose gewandt.
 

„Weil er mich verletzt hat. Im Übrigen geht dich das nichts an. Und außerdem ist es sowieso zu spät. Du weißt nicht, wie man die Melodie stoppt, die sie zum Tanzen bringt, und ich bin schon eine von ihnen!“, entgegnete Rose dickköpfig und verschränkte die Arme, womit sie tatsächlich ein wenig an Vanessa erinnerte.
 

„Aber du weißt es. Und nein, du bist immer noch eine von uns. Mal ehrlich, bist du wirklich freiwillig zu ihnen gekommen? Und Rache zählt nicht zum freien Willen! Hey, Nessa, wir vermissen dich. Wir vermissen die alte Nessa. Wenn du mir nur hilfst, dann wird alles wieder gut. Komm schon“, versuchte es Linn auf die sanfte Tour, obgleich sie genau das meinte, was sie sagte.
 

„Ich heiße Rose, nicht Nessa. Noch heiß ich Rose. Vielleicht wollte ich zuerst nicht hier sein, aber ich will Leon leiden sehen. Er verdient es einfach.“
 

Linn seufzte. Rose war wirklich kompliziert.

„Okay, Rose. Aber Leon leidet wirklich viel! Ich finde, er hatte seine Strafe. Und sie ihn dir an. Er hat sich nicht einmal gewehrt gegen das Tanzen. Er tut wirklich alles, damit du ihm verzeihst. Bitte!“
 

Das Mädchen mit den rosa Haaren knirschte mit den Zähnen.

„Es hat seine Vor- und Nachteile, eine Nixe zu sein. Ich weiß nur, dass ich keine Lust mehr auf die Nachteile hab! Wenn ich dir verrate, wie du das Tanzen abstellen kannst, vergebt ihr mir dann? Alle?“
 

Linn konnte es nicht fassen. Sie hatte sie so weit, endlich!

„Ich kann es nicht versprechen. Aber ich vergebe dir. Und Leon wird es auch tun. Okay?“ Sie lächelte Rose aufmunternd zu, dann wurde ihr von selbiger ins Ohr geflüstert, wie man den Tanz und die Melodie stoppen konnte, denn angeblich durfte das nicht ausgesprochen werden. Warum, wollte sie nicht verraten.
 

„Joschka, pass auf!“, schrie Raban, kaum, dass er mit dem Tanzen aufgehört hatte. Scheinbar war für ihn die Zeit stehen geblieben und eine der Nixen hatte gerade Joschka angreifen wollen.
 

Alle sahen ihn verwundert an, und Raban schrumpfte augenblicklich um drei Zentimeter. „Sorry“, nuschelte er, umarmte dann aber Terry, überglücklich, dass noch alles an ihr dran war und die Nixen ihr nichts getan hatten.
 

Markus schnallte die Situation als erster. Linn hatte sie gerettet! Glücklich schwang er sie durch die Luft und setzte das lachende Mädchen wieder ab, um es sanft zu küssen. „Danke“, flüsterte er und Linn lächelte liebevoll.
 

„Ich habe was? Spinnst du?“, lachte Blossom, als Linn ihr verklickerte, sie habe einen edlen Tanz getanzt. So ähnlich fielen alle Reaktionen aus, bis Maxi auffiel, dass einer fehlte: Nerv! Light war ihm hinterher gerannt, jedoch nicht weit gekommen: Der Sand hatte auch ihn enorm geschwächt.
 

Somit war auch die Suche nach dem Jüngsten schnell beendet: Maxi fand ihn fluchend hinter einem breiten Strauch, wo der Kleine wütend mit einem Ast kämpfte, der sich mit seinem Motorradanzug verhakt hatte. Als er Linns und Markus‘ glückliche Gesichter sah, schloss er sofort, dass alles wieder gut war.
 

„Na, große Klasse! Kaum geht’s richtig los, bin ich irgendwie verhindert!“, schimpfte Nerv wie ein Rohrspatz, bis Klette ihn lachend befreite und dann in ihre Arme schloss.

„Ohne dich hätte ich das nicht geschafft§, sagte sie, ließ ihn los und zwinkerte ihm zu, woraufhin Nerv ein klitzkleines bisschen rot wurde.

In your arms

Linn seufzte wohlwollend, als sie sich wenig später in den weichen Schlafsack sinken ließ. Wie gut das doch nach einem solch anstrengenden Tag tat! Aber es war ein Tag, der auch Gutes gebracht hatte: Vanessa, ehemals Rose, hatte sich zurückverwandelt und war zu den wilden Kerlen zurückgekehrt! Nur, ob zwischen ihr und Leon wieder alles wie früher werden würde, dass wusste noch niemand.
 

Neben ihr kuschelte sich Markus ebenfalls grinsend in seinen Schlafsack und sah ihr tief in die Augen. Sie unterbrach den Blickkontakt nicht, sondern sah in stur an. Er war so ein liebevoller Mensch, was man gar nicht zu glauben vermochte, wenn man den verschlossenen Torwart das erste Mal sah. Aber er tat so viel für Linn.
 

„Woran denkst du?“, fragte er, streckte eine Hand nach ihr aus und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, woraufhin sie lächeln musste. Wie gesagt, er war so liebevoll.
 

„An dich, woran sonst“, erwiderte sie, ohne dass das Lächeln verschwand. In Markus‘ Gegenwart musste man einfach lächeln. Man musste. Sie musste. Und wieder versank sie in Gedanken, in seinen wunderschönen braunen Augen.
 

„Hm“, machte er und küsste sie auf die Stirn, dann rückte er ein Stück zurück, um sie betrachten zu können. Sie lag ungeschminkt und mit wuschligen Haaren, in kurzen Shorts und einem großen T-Shirt beziehungsweise in den Schlafsack eingekuschelt vor ihm, und das erste, was er sah, war ein wunderschönes, großartiges, mutiges Mädchen. Das einzige, das er je lieben wollte.
 

„Du bist so schön“, sagte er deshalb leise und erwartete keine Antwort. Linn gab ihm trotzdem eine.
 

„Und du bist so wunderbar.“
 

Markus lächelte, rückte wieder ein Stück an sie heran und küsste sie zärtlich. Er wollte keine Worte mehr hören, sondern Taten für sich sprechen lassen, und dem folgte er auch. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, und Linn zog ihren Schlafsack auf, um näher an ihn heranzurobben. Auch er stieg aus dem Schlafsack und stand kurz auf, um daraufhin in seiner Tasche zu wühlen.
 

„Hier, ist gemütlicher“, sagte er knapp und reichte Linn eine schwarze Wolldecke, die er scheinbar noch von zu Hause mit sich herumtrug. Sie schnupperte daran und musste sich zusammenreißen, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Die Decke roch nach Markus, und dessen Duft war für Linn wie eine Droge.
 

„Danke“, flüsterte sie, kuschelte sich hinein und küsste Markus dann wieder. Der Unbezwingbare rückte so nah an Linn heran, bis nicht einmal ein Blatt Papier noch zwischen sie gepasst hätte, so gefiel ihm das. Er legte seine Hände an ihre Wangen und legte sein gesamtes Herzblut in diesen Kuss.
 

Sie seufzte leise und stupste dann mit ihrer Zunge an die des Unbezwingbaren. Ihre Zungen lieferten sich einen leidenschaftlichen Kampf, den keiner der beiden zu unterbrechen vermochte, und so lagen sie dort endlose Minuten, die nicht gezählt werden wollten. Für die beiden stand die Zeit still.
 

Aber auch die schönste Zeit geht irgendwann einmal zuende, und das war eben diese. Zumindest war sich Linn dessen sicher, als sich die beiden wieder von einander lösten und sie Markus in die Augen sah. Auch er konnte sie von eben diesen bei Linn nicht losreißen. Es waren die schönsten Augen, die Markus je gesehen hatte.
 

„Wie bist du eigentlich zu den Vampiren geraten? Da hättest du nie hingehört“, fragte er plötzlich und konnte beobachten, wie Linn leicht zusammenzuckte.
 

„Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst!“, fügte er hinzu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
 

Sie lächelte. Feinfühlig war Markus ebenfalls. Aber er sollte ruhig wissen, was sie zu den kühlen, dunklen Wesen getrieben hatte.
 

„Weißt du, zu Hause hatte ich es nie leicht. Damals war alles noch ein wenig anders als jetzt. Beispielsweise durften Väter ihre Kinder schlagen. Das hat meiner zu Genüge ausgenutzt, leider. Immer, wenn etwas nicht nach ihm ging, ließ er es an mir aus. Ich war ein Einzelkind, also musste ich alles aushalten, nicht, dass ich meinen Vater anderen Kindern an den Hals gewünscht hätte, das wäre nicht fair gewesen. So einen Vater verdient niemand. Jedenfalls hat er mich geschlagen, schon seit ich ein kleines Kind war. Außerdem wurden meine Noten immer schlechter, und da hat mich auch mein Lehrer über’s Kreuz gelegt. Natürlich bekam ich Angst vor ihm, denn das erste Mal geschah das, als ich gerade elf war. Ich ging nicht regelmäßig zur Schule, vor Angst, jeden Tag auf’s Neue einen drauf zu kriegen. Demnach wurde ich natürlich noch schlechter, das wiederum konnte mein Vater nicht dulden und so wurde es immer schlimmer. Irgendwann, es muss mit fünfzehn oder sechzehn gewesen sein, bin ich abgehauen. Über Nacht packte ich eine Tasche und hab mir das Motorrad meines Vaters geschnappt, ich konnte damals schon fahren, das habe ich – heimlich natürlich, ich hätte es nie gedurft – von einen Freund gelernt. Halt machte ich erst in der Steinwüste, weil mir das Gebäude leer erschien und ich einfach nur nicht mehr nach Hause wollte. Doch dort begrüßten mich schon Darkside, Blossom, Marry und Terry – die sind nämlich alle älter als ich. In Vampirjahren natürlich. Tja, und den Rest kennst du ja.“
 

Der Unbezwingbare war plötzlich kaum noch unbezwingbar und ebenso sprachlos. Ihr Vater hatte sie geschlagen? Wie furchtbar ...
 

„Das ... das tut mir leid, das muss furchtbar gewesen sein ...“, stammelte Markus plötzlich, doch Linn lächelte. Sie war eine echte Kämpferin.

„Ja, das war es. Aber das ist schon Ewigkeiten her und ich möchte es vergessen. Können wir bitte nicht mehr drüber sprechen? Tut mir leid“, erwiderte sie und sah zu Boden. Das Lächeln war verschwunden.
 

„Hey, es ist doch okay, wenn du nicht mehr drüber reden willst. Ich weiß auch eine prima Methode, um dich abzulenken!“, grinste Markus und begann, sie durchzukitzeln.
 

„Halt, warte ... hör ...“, lachte Linn und wand sich unter seinen flinken Händen. Sein Grinsen wurde nur noch breiter, als seine Hand wie zufällig unter ihr Shirt rutschte. Er machte hemmungslos weiter, bis Linn japste: „Hilfe, ich ... krieg keine ... Luft mehr!“
 

Auch ihr verzweifeltes Keuchen tat seinem Grinsen keinen Abbruch und seine Hände blieben unter ihrem Shirt. Schließlich richtete sie sich auf und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. Ihr Augen funkelten.
 

„Was wird das, wenn’s fertig ist?“, fragte sie keck und deutete auf Markus‘ Hand.
 

„Das lassen wir das Schicksal entscheiden ...“, hauchte dieser und küsste sanft ihren Hals. Schlagartig fand Linn Gefallen an der Sache und gab sich ganz Markus‘ Berührungen hin.
 

Dieser fuhr mit seinen Lippen ihren Hals entlang und ließ schließlich seine Zungenspitze über ihr Schlüsselbein wandern. Als er die zarte Gänsehaut bemerkte, die ihren Körper überzog, musste er lächeln und begann, ihren Bauch unter ihrem T-Shirt zu streicheln.
 

Linn selbst wollte nicht untätig sein und löste sich sanft von Markus. Seinen verwunderten Blick quittierte sie mit einem zarten Kuss auf den Mund, den er nur allzu gern erwiderte. So ging es eine ganze Weile weiter, bis sie ihm das T-Shirt über den Kopf zog und ihre Lippen auf seinen Hals drückte.
 

Zufrieden war Linn erst, als Markus an einer nur zu gut sichtbaren Stelle einen großen Knutschfleck hatte. Das würde morgen blöde Kommentare von Joschka regnen. Na, der sollte sich besser vorsehen, immerhin hatte er immer noch Stress mit seiner Marry.
 

Sein Kopf schwebte über ihrer Schulter und er konnte ihr so direkt ins Ohr flüstern. „Du Spinnerin!“, raunte Markus deshalb leise und zog ihr Shirt ein Stück herunter, um sie auf die Schulter küssen zu können.
 

Linn lächelte und schmiegte sich enger an ihren Freund. Seine Hände lagen noch immer unter ihrem T-Shirt und streichelten sie sanft. Schließlich löste sich der Blonde von seiner Ex-Vampirdame und zog auch ihr das Oberteil über den Kopf.
 

„Ich liebe dich“, hauchte sie ihm ins Ohr und ließ ihre Lippen über seinen Hals streifen. Er war alles, was sie zum Leben brauchte, dessen war sie sich sicher.
 

Er lächelte und hauchte ebenfalls tonlos: „Ich dich auch.“
 

Dann fanden wieder ihre Lippen zu einander und sie küssten sich lange, liebevoll und leidenschaftlich. Nach einer Weile löste sich Markus von Linn, sah ihr tief in die Augen und gab ihr noch einmal einen kurzen Kuss. Dann legten sie sich zusammen unter die Decke und schliefen in den Armen des jeweils anderen ein. Sweet Dreams!

Ich hab dich vermisst

„Guten Morgen, ihr Süßen!“, rief ein relativ gut gelaunter Raban Markus und Linn entgegen, die nach vergangener Nacht noch ziemlich verschlafen und müde aussahen. Außerdem fiel jedem sofort der Knutschfleck am Hals ihres Torwarts auf.
 

„Oh lalá, Linn, was hast du denn mit dem Unbezwingbaren angestellt? Oder ist das etwa ein blauer Fleck?“, frotzelte Joschka, der Marry wieder im Arm hielt. Scheinbar konnte sie seinem ja so überzeugenden Hundeblick nicht widerstehen. Da war sie wohl die einzige.
 

„Ja, Joschka, ich bin gegen die Zeltstange gerannt!“, gab Markus zurück und grinste ihn an, als wäre die siebte Kavallerie ein Minderbemittelter.
 

„Arrrrrrw“, gab Blossom zum Besten und rollte dabei das ‚R‘. Linn streckte ihr die Zunge raus, setzte sich und gähnte erst mal.
 

„Hand vor’n Mund!“, kommandierte Leon und Linn salutierte spaßeshalber, mehr oder weniger noch im Halbschlaf. Neben dem Slalomdribbler saß Vanessa und ließ sich von Linns Gähnen anstecken.
 

„Ja, arrr, weil eine Zeltstange ja auch so sexy ist“, mischte sich Terry ein und griff das vorherige Thema damit wieder auf.
 

„Eine Zeltstange nicht, aber Maxi“, konterte Blossom grinsend, woraufhin Maxi nur eine Augenbraue in die Höhe zog.
 

„Wir beziehungsweise ihr habt aber über Markus und seinen Knutschfleck geredet und nicht über mich. Oder hab ich was verpasst?“, fragte er und nahm einen Schluck Wasser. Blossom tätschelte ihm den Arm, als säße ein kleines Kind neben ihr und nicht der Kerl, der sie wieder zum Leben erweckt hatte.
 

„Du bist trotzdem sexy, mein Schatz“, sagte sie und ließ es gnädig klingen.

„Wie freundlich.“

„Nicht wahr?“
 

Nerv tendierte zu einem lauten Aufschrei, beließ es jedoch bei einem bedeutungsschwangeren Räuspern. Er beschloss, seinen Bruder ein bisschen zu verarschen, und spitzte die Lippen. Er hoffte nur, dass Klette einsteigen würde.
 

„Oh, Klette, du wunderbares Geschöpf und Zeuge wahrer Schönheit, du Traum aller Männer!“, flötete er und gestikulierte wild. Klette sah ihn zuerst seltsam an, grinste dann jedoch und machte mit.
 

„Ach, Nerv, oh Nerv, du Stern am Himmel der Männerwelt! So trage mich auf Händen und erfülle mir jeden Wunsch, du zarte Gottheit!“ Sie kokettierte und musste sich ernsthaft zusammenreißen, um nicht laut loszulachen.
 

Blossom grinste, Maxi kochte. Kleine Brüder sollten abgeschafft werden, basta.
 

„Nerv, du nervst!“, beschwerte sich Joschka und folgte Marry mit den Augen, als sie aufstand und ihm den Rücken zukehrte.
 

„Starr deiner Freundin nicht so auf den Arsch!“, konterte der Jüngste übertrieben laut.
 

„Ich starr meiner Freundin aber gerne auf den Arsch!“
 

„Du machst auch andere Dinge gern mit deiner Freundin.“
 

„Würde ich. Wenn sie wollte.“
 

„Ohh, armer Joschka, lässt sie dich nicht ran?“
 

„Fick dich selber und kümmer dich um deinen eigenen Kram. Klette lässt dich wohl auch kaum ran?“
 

„Ich will auch nicht jeden Abend ran.“
 

„Schön für dich!“
 

Fasziniert beobachteten die anderen den Streit zwischen den beiden Kerlen. Joschka schaffte es wirklich, sich mit jedem anzulegen, und wenn es nur Nerv war und sie sich um (noch nicht passierten) Sex stritten.
 

„Leute, ehrlich. Es reicht!“, mischte sich Leon ein und stand auf.

„Nerv, lass Joschka Marry doch auf den Arsch glotzen. Und Joschka, es kann dir doch egal sein, ob Klette ihn ranlässt oder nicht!“, vermittelte er und schnappte sich Vanessa.

„Wir sind im Zelt. Ich hab noch was zu klären.“
 

Damit verschwanden die beiden in Leons Zelt und ließen sich von den anderen hinterherstarren.

„Von wegen was klären. Jetzt gibt’s den Versöhnungssex! Warum lässt Vanessa eigentlich jemanden wie Leon ran?“, murrte Raban und strich dabei Terry wie zufällig über die Schulter. Sie drehte sich um und schenkte ihm ein vielsagendes Grinsen.
 

Währenddessen im Zelt blieb zwischen Leon und Vanessa der Versöhnungssex noch aus.

„Jetzt raus mit der Sprache! Was hat dich zu solchen Wesen wie den Nixen getrieben?“, wollte Leon endlich wissen und setzte sich. Vanessa folgte ihm.
 

„Ist das denn jetzt noch wichtig? Ich will einfach nur, dass zwischen uns alles wieder gut wird. Es tut mir doch so leid, Leon! Ich hab dich so schrecklich vermisst, dich und deine Nähe! Bitte, sei einfach da für mich“, fragte sie leise und begann zu weinen.
 

Vorsichtig strich Leon ihr über die Schulter und nahm sie dann in den Arm. Schließlich ließ er alle Hemmungen fallen und strich ihr zärtlich über den Rücken.

„Jetzt wird alles wieder gut zwischen uns, ich versprech es dir. Dafür leg ich meine Beine ins Feuer! Meine Beine ...“
 

„Meine Seele ...“, machte Vanessa mit zittriger Stimme weiter.
 

„Und mein ganzes Herz“, endete Leon und küsste sie.

Die Sache mit Joschka

„Kommst du mit, schlafen gehen? Ich bin echt müde!“ Marry sah Joschka an und erwartete schon etwas wie „Was, jetzt schon? Spinnst du?!“. Die wilden Kerle hatten noch Vanessas Wiederkommen und ihr Beziehungs-Comeback mit Leon gefeiert, doch inzwischen war es schon recht spät geworden. Nerv, Klette, Raban und Terry waren schon zu Bett gegangen, Linn in Markus‘ Armen eingeschlafen. Blossom, Maxi, Marry, Joschka, Leon und Vanessa saßen noch ums Lagerfeuer herum versammelt und redeten miteinander.
 

„Hm, ja, ich komm. Will auch mal schlafen“, sagte Joschka leise und Marry war sprachlos. Verblüfft zog sie eine Augenbraue in die Höhe und stemmte die Hände in die Hüften.

„Was hast du vor?“
 

„Nichts. Wirklich nicht.“ Joschka klang ehrlich. Er hatte keine Lust auf das Machogehabe so spät am Abend. Das überließ er Leon.
 

„Wir sind dann mal. Schönen Abend noch!“, rief er dann lauter und legte Marry seine Jacke um die Schultern. Noch immer sprachlos ließ sie sich von ihm bei der Hand nehmen und liebevoll mit ins Zelt schleifen.
 

„Wie kommt’s, dass du jetzt schon zu Bett willst?“, fragte sie, legte seine Jacke ab und ließ sich auf den Schlafsack sinken. Joschka setzte sich gegenüber von ihr auf seinen eigenen. Er sah ihr in die Augen und lächelte.
 

„Ich weiß nicht. Heute ist alles so seltsam“, meinte er und wendete den Blick nicht ab. Von seinem Machogehabe hatte er gerade nicht viel, das wusste er. Vielleicht sollte er es mal damit versuchen, ihr zu sagen, wie es ihm wirklich ging, was er wirklich fühlte.
 

„Ich sehe alles wie durch Watte. Als hätte ich einen Schutzschild, der mich von allem abhält und jegliches Gefühl abprallen lässt. Ich war so ... leer.“ Joschka rang die Hände und wandte den Blick ab. „Verstehst du, Krümel?“
 

Marry nickte und entgegnete: „Vielleicht, weil dir deine und andere Gefühle sonst so gut wie immer egal sind? Manchmal bist du so kalt, dass ich es kaum glauben kann. Und dann bist du der liebevollste Mensch der Welt. Ich verstehe das nicht, wirklich nicht.“
 

Joschka schwieg. Er wusste, dass sie recht hatte. Es war offensichtlich, dass er die meisten anderen im Team wie Dreck von oben herab behandelte.
 

„Ich verstehe das selber nicht, Krümel. Tut mir leid. Manchmal bin ich so seltsam und dann könnte ich wieder die ganze Welt umarmen. Ich kann es einfach nicht beschreiben. Unser Streit war so überflüssig und sowieso nur meine Schuld. Es tut mir leid“, sagte er und strich ihr durch die Haare.
 

Marry lächelte. Jetzt wieder war er der wundervollste Mensch der Welt. Es war ihr ein Rätsel mit diesem Jungen, aber sie liebte ihn, daran war nichts zu rütteln und das war wahrscheinlich auch gut so.
 

Eine Weile saßen sie schweigend da. Ein paar Sekunden später kamen sie sich gefährlich nahe. Noch ein paar Sekunden später spielten ihre Zungen miteinander. Und viele Minuten später lagen sie unter einer Decke und schliefen miteinander.
 

„Was bitte hat Joschka geritten, dass der jetzt schon pennen geht?“, fragte Leon, ohne sich wirklich für diese Tatsache zu interessieren. Viel zu groß war die Freude über die neu entfachte Liebe zu seiner Freundin.
 

„Marry?“ Es war mehr eine Frage als eine Aussage, und sie stammte von Markus, in dessen Schoß noch immer Linn selig schlief, während er ihr vorsichtig über den Kopf strich.
 

„Lass ihn doch. Er muss ja auch nicht immer den Coolen spielen“, meinte Vanessa und zog an Leons Jacke. Er lächelte.
 

„Wie du meinst, mein Stern“, sagte er und lächelte. Vanessa küsste ihn und sein Herz begann zu rasen. Das hier hätte Blue nie ersetzen können, nie im Leben! Endlich hatte er seine geliebte Vanessa zurück.
 

Noch immer saßen die beiden im fahlen Monschein und küssten sich. Schließlich krabbelte Vanessa auf Leons Schoß und spielte mit dem Reißverschluss seiner Jacke, als wäre er das Interessanteste, das sie je gesehen hatte.
 

Der Slalomdribbler lachte leise und küsste sie auf die Stirn.

„Meine Prinzessin.“
 

„Meine Güte! Kaum habt ihr euch wieder, wird das Geturtelte schon wieder unerträglich!“, meckerte Raban und fing sich damit von jedem anwesenden Mädchen einen bösen Blick ein. Sofort schrumpfte der Rothaarige um zwei Zentimeter.
 

„Dann kämpf du mal gegen deine Freundin und halt tagelang aus, dass sie dich hasst!“, warf Leon ein und schikanierte Raban mit seinen Blicken. Dieser schmollte.

„Terry würde ja nie gehen.“

„Sei dir da mal nicht so sicher.“ Die Blonde rückte ein Stück von ihrem Freund ab und musterte ihn prüfend.
 

„Ohne mich würdest du überhaupt nicht klarkommen!“, stellte Raban klar und hob das Kinn.
 

„Wer’s glaubt“, grinste Terry und küsste ihn kurz.

„Ich geh auch schlafen. Gute Nacht.“
 

„Gute Nacht, mein Schatz. Schlaf schön“, flüsterte Raban und küsste sie noch einmal. Dann verschwand sie in seinem Zelt.
 

„Seit wann bist du so romantisch?“ Die Unerschrockene sah ihn fragend an.

„Seit ich Terry kenne“, antwortete dieser wahrheitsgemäß und gähnte.
 

„Die Mädchen haben uns ganz schön verändert, oder nicht?“, fragte Leon seine Vanessa und ließ seine Fingerspitzen über ihren Arm wandern.
 

„Ja, vorallem Raban und Joschka. Und Maxi natürlich. Der behandelt Blossom, als sei sie eine Prinzessin. Markus hat sich ja nicht viel verändert, mal abgesehen von der Tatsache, dass er und Linn mit Abstand die verliebtesten sind. Sie werfen sich die ganze Zeit verschwörerische Blicke zu.“ Sie grinste mild und hielt Leons Hand fest.
 

„Meinst du nicht, dass wir genauso schlimm sind?“, fragte er und stupste ihre Nase an.

„Quatsch, wir haben den Bonus, dass ich lange nicht da war“, meine sie und küsste ihn flüchtig.
 

„Ich bin müde, kommst du mit ins Zelt?“, fragte sie dann leise und er nickte. Vanessa erhob sich von seinem Schoß, streckte sich und gähnte herzhaft.

„Gute Nacht, Leute. Bis morgen. Wir schlafen mal so richtig aus. Und dann machen wir uns beim Frühstück Gedanken über unsere Zukunft!“, verabschiedete sich Leon und klang damit ernster als gewollt. Gedanken über die Zukunft? Das klang ziemlich entschlossen und endgültig ...

Irgendwas haben wir vergessen ...

Als Joschka am nächsten Morgen aufwachte, war das erste, was er spürte, Marrys nackter Körper eng an ihn geschmiegt. Das nächste, dass er selbst nackt war. Und dann fiel ihm der gestrige Abend wieder ein. Er lächelte.
 

Das blonde Mädchen in seinem Arm seufzte im Schlaf und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Und als sie so da lag und friedlich seufzte und träumte, fuhr Joschka der Schreck in die Glieder: Hatten sie überhaupt verhütet?
 

„Na toll“, murmelte Raban und stieg gänzlich aus dem Zelt. Beim Herausspähen hatte er Joschka nirgendswo ausmachen können, also musste er ihn wohl selbst wecken. Er hatte keine Lust darauf, das Frühstück alleine zuzubereiten.
 

Verschlafen stolperte der Rothaarige zu Marrys und Joschkas Zelt und zog langsam und vorsichtig den Reißverschluss auf. Er wollte keinen erschrecken und vor allem kein Trauma riksieren.
 

Zu seinem Glück lagen der brünette Erfinder und seine schlafende Freundin unter einer Decke, das Trauma blieb also aus. Als die siebte Kavallerie in Rabans fragendes Gesicht blickte, machte er eine Handbewegung, die bedeuten sollte, dass der Held hier nichts zu suchen hatte.
 

„Frühstück?“, flüsterte Raban mit Nachdruck.

„Ich komm gleich!“, wisperte Joschka und krabbelte unter der Decke hervor, als sein bester Freund wieder verschwunden war.
 

Schmunzelnd zog er sich an, gab Marry einen Kuss und deckte sie ordentlich zu.
 

„Junge, was war das denn eben? Ihr habt doch nicht wirklich miteinander geschlafen, oder?“, platzte Raban sofort heraus, als Joschka gespielt gelassen auf ihn zugeschlendert kam. In Wirklichkeit machte er sich noch immer Sorgen über die Sache mit der Verhütung.
 

Als der Rothaarige ihn sofort löchern wollte, grinste Joschka nur.

„Möglich“, sagte er dann zögerlich und seinem Gegenüber war das Antwort genug.
 

„Dann verrat mir mal, womit ihr verhütet hab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie seit zweihundertdreiundachtzig Jahren die Pille nimmt! Oder habt ihr was von Vanessa und Leon geklaut? Oder noch schnell heimlich was erfunden?“
 

Auch auf diese Fragen ginste Joschka nur, diesmal etwas unsicher und entschuldigend. Und auch diesmal verstand Raban sofort.
 

„Spinnst du?! Was ist, wenn Marry jetzt schwanger ist! Wie willst du, ich wiederhole, DU, denn bitte ein Kind großziehen? Du kannst ja nicht mal für dich selber Verantwortung übernehmen!“, keifte Raban und wurde dabei etwas lauter als beabsichtigt.
 

„Pscht! Sollen ja nicht gleich alle mitkriegen, dann dreht Marry wieder am Rad! Außerdem kriegt sie kein Kind. Werden Mädchen nicht auch mit der Zeit so was wie ... impotent? Ich mein, eigentlich ist sie ja schon über hundert Jahre alt, und da können Frauen keine Kinder mehr kriegen. Ich hab in Bio nämlich im Gegensatz zu dir aufgepasst! Also reg dich nicht auf.“
 

Damit drehte sich der Brünette um und begann, das Frühstück zu zaubern.

„Na, wenn das mal gut geht“, murmelte Raban und folgte dem Beispiel des Erfinders.
 

„Guten Morgen“, sagte Terry und gab Raban einen Kuss auf die Wange, während dieser noch dabei war, Wasser in ein Gefäß umzufüllen. Er lächelte.

„Guten Morgen. Hast du gut geschlafen? Du bist schon so früh wach.“

Auch Terry lächelte nun. „Klar, wie ein Murmeltier. Ich weiß auch nicht, irgendwie konnte ich heut morgen nicht mehr schlafen. Morgen Joschka!“, antwortete sie und hob kurz die Hand, als Joschka an ihr vorbeilief. Er schien ziemlich in Gedanken zu sein.
 

„Was ist dem denn über die Leber gelaufen? Er hätte mich fast über’n Haufen gerannt!“, beschwerte sie sich bei ihrem Freund, der kurz zögerte.

„Marry, schätz ich mal.“

„Was, sie haben schon wieder Streit?!“

„Nee, das andere.“

„Sie hatten Sex und haben nicht verhütet?“

„Genau das.“
 

Terry unterdrückte ein trockenes Auflachen. Sowas musste Joschka ja mal passieren. Na, sie wünschte ihrer Schwester nur kein Kind an den Hals. Und schon gar nicht mit einem wie Joschka. Bravo.
 

„Na dann mal gute Nacht. Was Leon wohl dazu sagen wird? Ich hoffe mal, dass sich die beiden da in nichts Großes reingeritten haben“, sagte sie deshalb, schnappte sich einen Streifen Paprika und verschwand dann am Mondwaldsee, um sich zu waschen. Raban sah ihr kurz hinterher und grinste. Was ein Flachwitz am frühen Morgen.
 

Nach und nach kamen alle wilden Kerle aus ihren Zelten gekrochen, nur Leon und Vanessa fehlten noch. Maxi fragte sich allen Ernstes, ob sie noch nicht bemerkt hatten, dass die Nacht schon längst rum war. Sobald die ersten Sonnenstrahlen schienen, konnte der Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt nämlich nicht mehr schlafen.
 

„Jetzt mal im Ernst, wo bleiben die? Zwei Minuten länger und ich fang ohne sie an!“, quengelte Nerv und schnappte sich schon jetzt ein Brötchen. Seine Zeitrechnung war wirklich nicht zu verachten.
 

Zwischen Marry und Joschka lief alles wie geschmiert. Sie kümmerte sich gar nicht um die fehlende Verhütung, sondern nur um das, was generell passiert war. Und daran hatte sie nichts auszusetzen.
 

Nach scheinbar endlosen weiteren dreieinhalb Minuten öffnete sich der Reißverschluss des Anführerzeltes und eine verschlafene Vanessa trat heraus. Sie streckte sich und gähnte und ihr folgte Leon. Draußen gab’s den ersten, zweiten, dritten oder hundertsten Guten-Morgen-Kuss und dann tapsten sie gemeinsam zu den anderen, die inzwischen doch schon angefangen hatten.
 

„Auch mal wach?“, fragte Linn zwischen zwei Bissen und grinste. Markus neben ihr knuffte sie leicht in die Seite.

„Hey, was soll das?“, fragte sie kichernd. Manchmal war es sehr nervenaufreibend, extrem kitzelig zu sein.

„Ich hab Spaß daran“, neckte der Unbezwingbare sie.
 

Die zwei kabbelten sich noch eine ganze Weile, bis Leon das Wort ergriff.

„Okay, Leute. Was haltet ihr davon, langsam mal wieder zu fahren? Ehrlich gesagt muss ich hier nicht jeden Tag an unser Abenteuer erinnert werden. Macht mal ein paar Vorschläge, wo ihr gerne hinfahren würdet. Wir haben Zeit.“
 

Maxi schnaubte verächtlich.

„Nicht mal wir haben ewig Zeit, Leon! Was ist mit unseren Eltern? Die machen sich schon seit zwei Jahren Sorgen! Bestimmt sind wir inzwischen für tot erklärt worden.“

‚Spaßverderber‘, fand Leon innerlich. Ihre Eltern kamen auch prima ohne die wilden Kerle zurecht.
 

„Mach dich locker, Maxi! Die kommen auch ohne uns klar. Außerdem will ich hier ja nicht versauern, irgendwann kommst du schon wieder nach Hause!“, entgegnete er deshalb und ließ den Blick durch die Runde wandern.
 

Maxi zog es vor, darauf nicht zu antworten. Allerdings fand er schon, dass sie inzwischen mal genug Abenteuer erlebt hatten. Ihm fehlten Grünwald und der Teufelstopf einfach. Außerdem konnte man dem blassen Vampir und seinen Flammenmützen doch mal wieder einen Besuch abstatten, oder schauen, wie sich der Dicke Michi inzwischen so als Gartenzwerg machte. Und ob Fabi mit seinen Biestern schon mal wieder was gerissen hatte. Es gab so viel, das sie hätten tun können, doch Leon lehnte jeden Vorschlag diesbezüglch mit den Worten „Später, wir haben Zeit“ ab. Wie viel Zeit plante der denn bitte zu haben?
 

„Aber nach Hause fände ich auch nicht so schlecht“, meldete sich plötzlich Joschka kleinlaut.

Raban grinste sich eins. Schließlich konnte man im Wald keine Schwangerschaftstests kaufen.
 

„Du?! Nach Hause?“, fragte Leon ungläubig. „Was hast du angestellt?“

Der Held beschloss, Joschka den Anfang seines Geständnisses abzunehmen.

„Joschka, mach nicht so ‘nen Aufriss davon. Vielleicht ist ja gar nichts passiert, das soll’s auch geben. Warte doch erst mal ab.“
 

Die siebte Kavallerie versuchte, ihn mit seinen Blicken zu erdolchen. Er hätte sich schön was ausmalen und es den anderen auftischten können, aber nein, Raban musste es versauen. Idiot!
 

„Ähm, folgendes“, begann er also. „Marry und ich haben da so einen Verdacht. Obwohl der eigentlich total hirnverbrannt ist. Aber es könnte sein, dass ... ähm ... also ...“
 

Leon wurde misstrauisch. Er schnallte, was lief.

„Sag nicht, du hast mit Marry gepennt und jetzt kriegt ihr ein Kind? Joschka, wie, Kacke verdammte, stellst du dir das vor?“
 

Joschka stöhnte. Immer er! Marry war doch genauso dran schuld. Außerdem hatte Raban recht. Noch war gar nichts passiert.
 

„Ich stell mir gar nichts vor. Wir müssen ja auch nicht sofort fahren. Vielleicht warten wir erst mal ab, was passiert ...“
 

„Ich finde, ihr regt euch zu sehr auf“, bemerkte Marry völlig gelassen und biss in ihr Brötchen. Als sie fertig gekaut hatte, sprach sie weiter. „Nur weil sowas einmal passiert ist, heißt das doch nicht gleich, dass ich schwanger bin! Vielleicht hatten wir ja Glück ... und wenn nicht, dann fahren wir eben nach Hause. Meine Güte! Können wir nicht einfach weitermachen wie bisher?“
 

Joschka starrte sie völlig entgeistert an. Aber was sie sagte, hatte seiner Meinung nach Hand und Fuß, immerhin wusste keiner, ob sie nun wirklich ein Kind erwartete oder nicht. Und wenn, dann scheiße, aber dann mussten die Kerle eben nach Hause fahren. Basta.
 

Auch Terry wunderte sich über die Gelassenheit ihrer Zwillingsschwester. War das womöglich schon eine Nebenwirkung der Schwangerschaft? Im Ernst, es wäre ein Drama, wenn Marry ein Kind von Joschka erwarten würde. Und abtreiben? Das würde sie wohl für Mord halten. Kacke, verdammte!
 

Rabans innerliches Grinsen war verschwunden und machte seinem Unmut Platz. Vermutlich würde er Patenonkel des Kindes werden, nur, damit Joschka weniger Arbeit hatte und es auf den Rothaarigen abschieben konnte. Ja, Raban wusste, wie das lief. Genau so einer war Joschka. Aber diesmal nicht.
 

Leon freute sich diebisch. Hoffentlich wäre das hier Joschka eine Lektion! Er würde später noch mal mit Marry reden, damit sie die siebte Kavallerie nach Strich und Faden verarschen würde. Das wäre ein Spaß! Immerhin musste Joschka auch mal einstecken können. Und Marry konnte er sowieso nicht lange böse sein.

Unsere Zukunft

Schnell war beschlossen, dass die Kerle Fabi und die Biestigen Biester in Hamm besuchen würden. Die waren schließlich lange nicht mehr gesehen worden. Und vielleicht würde ihnen ja auch Juli über den Weg fahren, warum auch immer. Joschka vermisste seinen großen Bruder, ob man es glaubte oder nicht. Er war schließlich auch nur ein Mensch.
 

Nachdem sie aufgegessen hatten, packten die Jungs die Zelte zusammen und die Mädchen überwachten diesen Vorgang. Schließlich konnten entscheidende Dinge fehlschlagen, und das wollte man doch nicht riskieren.
 

„Klette? Nimm mir das mal ab“, bat Nerv und reichte Klette eine Zeltstange. Ohne sie entgegenzunehmen starrte sie sie an und betrachtete fasziniert ihr Spiegelbild. „Wir haben nicht ewig Zeit!“, erinnerte Nerv sie und schüttelte die Stange kurz. Klette grinste.

„Erstens haben wir das doch und zweitens ist die zu schwer für mich“, erklärte sie und trat zwei Schritte zurück. Nerv schnaubte kurz.
 

Gegen Nachmittag schon war alles abgebaut und die Kerle startklar. Marry sah mit gemischten Gefühlen auf den inzwischen leeren Waldboden. Was, wenn sie doch schwanger war? Wenn Joschka recht hatte und sie mit fünfzehn ein Kind großziehen musste? Hier wäre es entstanden. Sie lächelte und hob einen glitzernden Stein vom Boden auf. Sie betrachtete ihn eine Weile, steckte ihn in die Tasche und stieg zu Joschka auf sein Motorrad.
 

Leon lächelte allen kurz zu und setzte seinen Helm auf. Dann fuhren sie an und ließen eine große Staubwolke und ein weiteres Kapitel ihres wilden Lebens zurück.
 

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ähm, ich machs mal kurz : danke an meine einzige reviewerin, red-may !

da hier also keiner meinen kram liest, besucht mich doch bitte auf ff.de,

wenn euch meine ff's gefallen (haben).

fanfiktion.de/u/MadameJuli



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lalelu00
2015-07-07T05:30:18+00:00 07.07.2015 07:30
Das Fanfic ist super geschrieben und richtig spannend bitte schreibe noch so eine bitte bitte 🙏 das ist eines der besten Sachen die ich gelesen habe
Von:  SailorMetis
2013-05-29T16:30:01+00:00 29.05.2013 18:30
Im 4. Teile haben Raban und Joschka Ketten um Raban mit Mister Top und Joschka mit Mister Secret!
Make The Best your Sailor Metis :*

Von:  SailorMetis
2013-05-22T12:08:51+00:00 22.05.2013 14:08
Ich finde den Anfang von "Wohin der Wind uns trägt" und das Ende von "Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu" beide Szenen echt Klasse. Ich habe mich echt schlapp über Szenen 1gelacht kann es mir wirklich bildlich vor Stellen.
Make the Best your Sailor Metis :*

Von:  denise7xy
2010-02-10T12:39:06+00:00 10.02.2010 13:39
Wuhu!
Super. Ich liebe ja deine Geschichten.:)
Hoffe du schreibst bald weiter.
<333


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