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Glance at the Horizon

Ein unwichtiger Kampf
von

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Prolog

Der Geruch von frischem Blut lag in der Luft und wurde vom Wind durch die nunmehr ausgestorbenen Straßen getragen.

Vor nicht einmal zwei Stunden hatte hier ein Kampf getobt, wie ihn noch keiner hier jemals zu Gesicht bekommen hatte.

Lorenor Zorro hatte im Alleingang die komplette Belegschaft an Kopfgeldjägern in Whisky Peak ausgeschaltet und war dabei nicht einmal nennenswert verletzt geworden.

Einen jedoch hatte er übersehen.

Einen jungen Mann von kaum 18 Jahren.

Mit stahlgrauen Augen und einem grausamen Zug um den Mund wartete er jetzt auf seine Chance.

Seine Chance seinen Mann zu stehen.

Oder zu sterben.

Erstes und letztes Mal

Ein schmaler Streifen silbrigen Lichts schob sich über das dunkle Meer und warf die ersten Balken schwachen Sonnenscheins auf die Insel.

Dunkle Linien im Staub der Straßen wölbten sich hinab bis zum Wasser.

Das Blut lief in Strömen.

Von weiter hinten tönte leise das Stöhnen der Verwundeten, auch wenn es nicht viele sein konnten, wie Ravn sehr wohl wusste.

Ein grausiges Lächeln legte sich über die scharf geschnittenen Züge und in seinen eisgrauen Augen blitzte es.

Wie selbstverständlich legte sich seine rechte Hand an den Griff seines Schwertes, dass sicher in der mattschwarzen Scheide ruhte.

Bald kommt er. Ich kann ihn riechen!, dachte er und sein Grinsen wurde eine Spur breiter.

Geschmeidig schwang er sich von der schmalen Mauerbrüstung, auf der er bissher gesessen hatte und verschwand in einer dunklen Gasse.

Mit dem Rücken lehnte er sich gegen eine Hauswand und wartete.

Um sich die Zeit ein wenig zu vertreiben kramte er in der inneren Manteltasche nach seinem Tabak und rollte sich geschickt eine Zigarette.

Der blaue Dunst schwebte langsam höher, bis er vom Wind erfasst und zerrissen wurde.

Gemächliche Schritte wurden laut.

Die Wartezeit war zu Ende.

Unauffällig linste er an einem Mauervorsprung vorbei auf die Straße, die noch in fast vollkommener Finsterniss lag.

Wer auch immer es war, der sich heraus traute, es war nicht der auf den er gewartet hatte.

Es interessierte ihn auch nicht sonderlich, wer es war, der hier entlang kam.

Es war kein Schwertkämpfer.

Die Zeit verstrich, während die Sonne immer höher kletterte.

Mittlerweile lagen mehrere Zigarettenkippen vor seinen Stiefeln und die Ungeduld ergriff von ihm Besitz.

Gerade als er Schluss machen und einfach verschwinden wollte, erklangen erneut Schritte.

Und dieses Mal waren es die Richtigen.

Ein leises Rascheln ertönte, als er sein Gewicht verlagerte und der Mantel sanft an der Wand entlang strich.

Er blieb stehen.

"Komm raus!", forderte die gesuchte Stimme. Sie klang genauso, wie es sich Ravn immer vorgestellt hatte. "Ich dachte ich hätte euch alle fertig gemacht...!"

Ein Kichern entfleuchte seiner Kehle, als er antwortete: "Ich gehöre nicht zu denen."

"Was willst du dann?"

Ravn trat aus dem Schatten der Gasse.

"Du bist Lorenor Zorro, habe ich Recht?"

Der Grünhaarige hatte die Hände vor der Brust verschränkt und sah seinen Gegenüber abschätzend an.

Was er sah gefiel ihm.

Der junge Mann, der sich ihm da in den Weg gestellt hatte, trug einen schwarzen, baumwollenen Mantel, schwere Stiefel und ebenso schwarze Hosen und ein Shirt. An seiner linken Hüfte ragte der Griff eines Schwertes unter dem Mantel hervor.

Seine Haare waren Grau, bis auf eine einzelne schwarze Strähne über der rechten Stirn.

Die stahlgrauen Augen sahen belustigt drein und der kurze Kinnbart unterstrich das energische Kinn.

Silberne Ohrringe blinkten kurz im Licht des neuen Tages auf.

"Sieht ganz so aus", erwiderte Zorro und nickte bedächtig. "Was tust du hier?"

"Ich habe auf die gewartet." Ravn grinste erneut.

"Wozu?"

"Dein Ruf eilt dir vorraus, mein Freund. Wie du sicherlich schon bemerkt hast, trage auch ich ein Schwert. Es wäre mir eine Ehre mich mit dir zu messen."

Zorro lachte bellend auf. "Nein. Heute nicht. Für heute hatte ich genug Spass."

"Seid wann lehnst du eine Herausforderung ab?" Ravn hatte nicht damit gerechnet eine Abfuhr zu erhalten. Seine Informanten hatten ihm gesagt, dass sich Lorenor Zorro jedem Gegner entgegen stellen würde, der ihm interessant genug war.

"Wenn es eine Herausforderung gäbe, täte ich das nicht. Leider siehst du nicht aus wie eine."

Ravn ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Glaubst du? Denkst du wirklich ich würde mich dir in den Weg stellen, wenn ich nicht wüsste, das ich eine Herausforderung darstellen würde? Und jetzt ziehe deine Schwerter!"

Mit einer raschen Handbewegung legte Ravn den Mantel ab und schleuderte ihn in die Gasse zurück, aus der er gerade getreten war.

Als das Licht auf die muskolösen Arme seines Gegenüber fiel, zog er verwudnert die Augenbrauen zusammen.

Sie waren bis zu den Ärmeln des Shirts hinauf stark vernarbt. Ein Unfall konnte es nicht gewesen sein. Dazu waren die Narben zu regelmäßig und geradlinig.

Zorro kannte diese Art von Narben.

"In welcher Schule bist du in die Lehre gegangen?", wollte er wissen, während er das bekannte schwarze Kopftuch von seinem linken Oberarm löste.

"Auf einer Insel im West-Blue. Der Name würde dir nichts sagen, du kommst aus dem East-Blue. Aber es dürfte dich interessieren, dass dein Freund Mihawk Dulacre "Falkenauge" diese Schule gegründet hat. Lange bevor er einer der sieben Samurai der Meere wurde."

Zorro riss die Augen auf. Davon hatte er nichts gewusst. Das könnte doch noch interessant werden!, dachte er bei sich und ein wölfisches Grinsen legte sich über sein Gesicht.

Noch heute spürte er den gewaltigen Schnitt, mit dem ihn Falkenauge vor gar nicht allzu langer Zeit besiegt hatte.

"Du nimmst meine Herausforderung also an?", stellte Ravn zufrieden fest und verbeugte sich leicht. "Das freut mich."

"Bilde dir bloss nichts drauf ein. Ich bin nur gespannt auf deine Technik. Glaube aber nicht das du mich besiegen kannst."

"Davon bin ich auch nicht ausgegangen."

Mut hat er ja....

Ravn legte wieder seine Hand an den Griff seines Schwertes und beugte die Knie.

Zorro hatte sein Kopftuch um und hatte seine ursprüngliche Position wieder eingenommen und stand mit verschränkten Armen da. Seine Augen bohrten sich in die des anderen. Ein plötzlicher Windstoss zerrte an den Kleidern der beiden Kämpfern.

Ravn atmete noch einmal tief durch und vergegenwärtigte sich was sein Meister ihm gelehrt hatte.

Auf ein unsichtbares Zeichen hin drückte er die Beine durch und schoss wie eine Kanonenkugel auf Lorenor Zorro zu.

Es klirrte laut.

Ravn hatte nicht einmal mitbekommen wie der Grünhaarige seine beiden Schwerter Yubashili und Kitetsu gezogen hatte. Nichtsdestotrotz hatte er den senkrecht geführten Hieb des Jüngeren mühelos aufgehalten.

Doch plötzlich fingen Zorros Schwerter an zu zittern. Ein unsichtbarer Stoss traf ihn seitlich am Kopf und schmetterte ihn gegen die nächste Wand. Risse zeigten sich im Putz und zeugten von der Kraft des Schlages.

Verwirrt rappelte sich Zorro wieder auf und fasste sich an die Wange.

Ein schmaler Schnitt zog sich quer über seine Backe.

Blut tropfte zu Boden.

"Nicht schlecht", gab er zu und zog sein drittes Schwert - das Wado-Ichi-Monji.

Er klemmte es sich zwischen die Zähne und wartete gespannt auf den nächsten Angriff.

Ravn gestattete sich ein leichtes Lächeln und streckte seinen Schwertarm zur Seite hin.

Erst jetzt wurde die Form des Schwertes deutlich. Der Griff glich dem von seinen eigenen Schwertern. Die Klinge jedoch war mehr als außergewöhnlich. Der Klingenrücken war ebenso gebogen wie die meisten Schwerter, die Schneide jedoch verlief in einem kontinuierlichen Wellenmuster, sodass rasiermesserscharfe Erhebungen und Kuhlen entstanden. Das Schwert schien wie geschaffen um jemanden der länge nach zu spalten oder kurzerhand den Kopf von den Schultern zu schlagen.

"Fenriz", erklärte Ravn, der dem Blick des anderen Schwertkämpfers gefolgt war.

Zorro wollte den Kampf so schnell wie möglich beenden, wusste er doch das seine Freunde seine Hilfe benötigten. Und so beugte leicht den Oberkörper und kreuzte seine Schwerter vor der Brust. "Monster Strike!", knurrte er und griff an.

Darauf hatte Ravn gewartet. Gekonnt blockierte er den Angriff und hebelte Zorro aus. Bevor er sich verteidigen konnte, fuhr die Spitze von Fenriz über seinen Überkörper und hinterließ eine waagrechte, blutige Linie. Gleichzeitig traf ihn ein weiterer heftiger Stoss, den er nicht einmal kommen sah und ließ ihn mehrere Schritte zurück stolpern.

"War das alles?", fragte Ravn enttäuscht. "Ich hätte mehr von einem Mann erwartet, der es geschafft hat Falkenauge zu beeindrucken."

Zorro ersparte sich jeglichen Kommentar und konzentrierte sich darauf einen Schwachpunkt in der Technik seines Gegners zu finden.

Solange er aber nicht wusste, was es mit den unsichtbaren Schwerthieben auf sich hatte, konnte er ihn nicht besiegen.

Verbissen griff er erneut an und handelte sich neuerliche Schnitte ein.

Dann sah er es endlich!

Bevor Ravn zuschlug, ließ er sein Schwert kurz aber kraftvoll nach vorn schnellen, was den unsichtbaren Hieb verursachte.

Nachdem er hinter das Geheimniss der Technik gekommen war, fiel es Zorro auch deutlich leichter sich dagegen zu wehren.

Er parierte einige Angriffe und sah dabei die Überraschung in den Augen des Jüngeren.

"Nette Technik, Kleiner", knurrte Zorro zwischen zusammengebissenen Zähnen und hielt gleichzeitig die gewellte Klinge von seinem Gesicht weg, in dem er Wado-Ichi-Monji zur Seite hin drehte. Dann duckte er sich von führte seinen Monster Strike zum zweiten Mal durch. "Aber nicht gut genug."

Blut spritzte hinter ihm auf und Ravn fiel polternd zu Boden.

Zorro nahm das Schwert, das er von Kuina geerbt hatte, aus dem Mund und drehte sich um.

"Bis zum nächsten Mal", sagte er noch, dann verschwand er um die nächste Ecke.

Epilog

Ravn spürte deutlich wie sich die Wunde langsam verbreiterte und drehte sich röchelnd auf den Rücken.

Von Zorro war nichts zu sehen.

Blut lief in einem langsamen Strom seine Seite hinab und durchtränkte den Boden unter ihm. Eine weitere Spur im Staub, nach dieser blutigen Nacht.

Seine Rechte hatte noch immer den Griff von Fenriz umklammert.

Er hatte verloren.

Ganz wie er es erwartet hatte.

Aber würde er jetzt sterben.

Sein Geist war umwölkt von den Schmerzen, die in seiner Brust tobten.

Und doch war da ein Bild in seinem Kopf.

Das Bild wie ein schmaler, glänzender Streifen des neuen Tages am Horizont aufgetaucht war.

Es war ein neuer Tag, eine neue Chance, die auf ihn wartete.

Wie der Glanz am Horizont.

Jeden Tag aufs Neue.



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