Augenblicke von Ryoko-chan ================================================================================ Kapitel 8: Ewiger Schlaf ------------------------ Ich würde mch sehr über eine Rückmeldung von euch freuen! Als Shinichi auf den Gang der Intensivstation trat, schlug ihm augenblicklich der stechende Geruch von Desinfektionsmittel ins Gesicht. Sein Instinkt ließ sofort den Gedanken an Flucht in ihm aufkommen, er wollte umkehren, weg von diesem Ort, zurück in die Welt, ins Leben flüchten. Doch er riss sich zusammen, so sehr sich auch alles in ihm dagegen sträubte. Eine junge Krankenschwester sah von ihren Akten auf und musterte ihn durchdringlich. In ihren Augen blinzelte die Erkenntnis, sie hatte den jungen Meisterdetektiv sofort erkannt. Natürlich. Sein Gesicht war seit der Zerschlagung der großen, geheimnisvollen Organisation in Nachrichten zu sehen. Früher hätte ihm der Trubel nichts ausgemacht. Im Gegenteil. Shinichi war es gewohnt gewesen, von blitzenden Kameras und neugierigen Journalisten umgeben zu sein. Doch seit diesem großen Tag, seit Shinichi gemeinsam mit dem FBI die Organisation samt den Boss hochnahm, hatte er keine Befriedigung über seine erbrachte Leistung verspüren können. Die Krankenschwester führte ihn zu dem Zimmer. Sie verbeugte sich, warf ihm noch einen weiteren neugierigen Blick zu und ließ ihn dann alleine. Er war dankbar dafür. Dankbar, dass er in den kommenden Minuten alleine sein konnte und ihn niemand beobachten würde, sollte er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle haben. Schon jetzt raste sein Herz und er spürte, wie ihm der Schweiss auf die Stirn trat. Mit feuchten Händen drückte er die Klinke der Tür hinunter und erstarrte, als er ins Zimmer blickte. Schließlich ignorierte er die überwältigende Übelkeit und schloss die Tür hinter sich. Die dicken Gardienen vor den Fenstern ließen das Zimmer im Halbdunkeln zurück und dadurch wirkte die Atmosphäre noch schwerer und noch erdrückender. Shinichi blickte zu dem Bett, schluckte. Dort lag Shiho mit geschlossenen Augen und umgeben von piependen, summenden Geräten und Schläucheln. Ihr rotblondes Haar bildete einen starken Kontrast zu ihrem blassen Gesicht. Der Verband um ihrer Stirn hob sich kaum von ihrer Haut ab. Ihre vollen Lippen waren blass und aufgerissen. Regungslos starrte Shinichi auf die junge Frau, konnte kaum fassen, was er sah. Seine Gedanken waren nüchtern, nur träge erinnert er sich an die Diagnose des Arztes zurück. Eine primäre Hirnschädigung. Ein Schaden, entstanden durch eine einzige Kugel aus Gins Beretta. Die Luft war angespannt, atmosphärisch aufgeladen. Menschen schrien, in Englisch, in Japanisch. Kugeln flogen haarscharf an seinem Gesicht vorbei, er registrierte es kaum. Wie in Zeitlupe sah er die junge Frau mit aufgerissenen Augen zu Boden stürzen, Blut spritzte aus dem Einschussloch in ihrem Kopf. Shinichi zuckte zusammen. Irreversible Hirnschäden. Absterbende Nervenzellen. Hirntod. Er war an diesem Tag gekommen, um sich für immer von ihr zu verabschieden. Er war der Letzte, der diesen schweren Schritt ging, bevor alle lebenserhaltenen Maßnahmen eingestellt wurden und ihr Körper endgültig sterben würde. Langsam und wie betäubt ließ der junge Mann sich auf dem Stuhl neben dem Bett nieder. Seine Augen glitten rastlos über das Mädchen. Er griff nach ihrer Hand und erschauderte. Ihre Haut war eiskalt, so als ob ... Als was, du Idiot? Als wäre sie tot? Sie ist tot! Und da brach es aus dem Detektiv hervor. Es begann als undefinierbares, schleichendes Gefühl in der Brust und endete im unkontrollierbaren Zittern seines Körpers. Erst Sekunden später begriff Shinichi, dass er weinte. Der Schmerz überwältigte ihn, brach wie eine Flut über ihn ein und er schlug die Hände vor's Gesicht. "Es tut mir so leid, Shiho. So unendlich leid ..." Du Narr redest mit einer Toten. Fur Vergebung ist es zu spät. Er hatte versagt. Als Detektiv. Aber vorallem als Freund. Er hatte versprochen, sie zu beschützen. Und damals, als sie ihr Leben beenden wollte, hielt er dem Mädchen Moralpredigen. Sie solle nicht vor ihrem Schicksal fliehen. Tolles Schicksal. Mehr tot als lebendig. Es war vorbei. Sie war tot. Und er würde nie wieder über ihre zynischen Kommentare schmunzeln können oder ihr Lächeln sehen, wenn sie sich über etwas freute. Sie würde niemals ein normales Leben nach der Organisation leben dürfen, niemals die Chance zu bekommen sich angstfrei eine Zukunft aufzubauen. Sanft glitten seine Finger über ihre Wangen. Fast könnte man glauben, sie würde nur schlafen. Wie sehr wünschte er sich, dass sie die Augen aufschlug und ihn anlächelte. "Ich werde dich nie vergessen.", flüsterte Shinichi der Toten zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)