Zwei Wochen von -kingdom_hearts-4eva ([Fortsetzung von "Eine Woche"] Erinnerungen von größter Bedeutung sind in Vergessenheit geraten. SoraxKairi ^^) ================================================================================ Prolog: Dunkelheit ------------------ Dunkelheit, nichts als Dunkelheit. ‚Wo bin ich?’ Es existiert nichts, rein gar nichts. ‚Träume ich…..oder ist das die Realität?’ Die Erinnerungen an ihn sind bedeutungslos… Weshalb sie in dir nichts mehr zu suchen haben. ‚Es ist so kalt….’ ‚Da vorne…da ist jemand.’ „Wer bist du?“ „Sie sind bedeutungslos…“ „Wa…was meinst du? Warte, ich kenne dich !“ „Sie sind von keinem Wert.“ „Xemnas….“ Keuchend, schweißgebadet wachte ich auf. Ich rang nach Atem. Die Augen weit aufgerissen, Tränen mischten sich mit Schweiß. „…Völlig unmöglich…“, begann ich zu murmeln, „er ist….doch tot…“ ‚Und was meinte er mit „sie sind bedeutungslos“ ? Was ist bedeutungslos?’ Kapitel 1: „Ich liebe dich.“ ---------------------------- „Kairi? Kairi! Bist du noch da? Hallo!“ Wie aus dem Schlaf gerissen, drehte ich mich zur Seite und erblickte Sora, der neben mir saß und mich fragend ansah. „Ich…eh…ja sicher bin ich noch da. Ich träume nur mal wieder“, lächelte ich immer noch leicht nachdenklich. ‚In letzter Zeit denke ich oft nach, über diesen Traum, den ich immer wieder habe…Was bedeutete er nur ?’ „Kairi, was ist nur in letzter Zeit los mit dir?“ Verlegen starrte ich den Sand unter der Palme an, auf der wir saßen. „Was für Erinnerungen eine Papu-Palme auslösen kann…“, antwortete ich nahezu flüsternd. „Was meinst du?“ „Weißt du nicht mehr ? Vor einer Wochen, wo du noch krank gewesen bist und wir naja…zueinander gefunden hatten, da sind viel öfter hierher gekommen…abends und haben uns den Sonnenuntergang angesehen.“ „Und an das denkst du die ganze Zeit? Hättest du auch sagen können, ich denke nämlich, es wäre wieder irgendetwas passiert. Den Kopf leicht schüttelnd lächelte ich ihn an und schob mich näher an seinen Körper. ‚Sicher ist es nicht gut, ihm den Traum zu verheimlichen, aber ich möchte erst noch erfahren, was er bedeutet….’ Einige Zeit verging, die Sonne war schon längst untergegangen und wir saßen immer noch auf der zur Seite gewachsenen Palme. Ich weiß nicht, warum, aber diesmal saßen wir länger dort als sonst. Normalerweise wäre es auch viel zu kalt dafür gewesen, aber Sora und ich hatten ja uns, das reichte allemal. „Auch wenn die Sonne schon untergegangen ist, hab ich das Gefühl, dass sie neben mir weiter scheint…Es ist echt unglaublich, wie warm du bist, Sora. Hast du irgendeinen versteckten Wärmespeicher in dir?“ Er wendete sich zu mir, der Mond war bereits aufgegangen und dessen Abbild spiegelte sich mit einem sanften Schimmer in seinen Augen wider. „Nein, nein, das bist du. Immer wenn ich in deiner Nähe bin, wird mir so warm und ich fühle mich überglücklich.“ Ich musste breit grinsen und ertappte mich dabei, wie ich verlegen weg schaute und nun auf den Mond fixiert war. „Das hast du süß gesagt…“ „Ehmm….danke“, kam es von ihm, wobei er bestimmt genauso verlegen wie ich guckte, denn Sora kommt mit Komplimenten immer noch nicht so gut klar. Er weichte dann immer den Blicken aus oder kratzte sich natürlich unauffällig am Kopf…Ja, so war er nun mal. „Kairi, weißt du noch, was wir für die Sommerferien geplant hatten? Wir wollten für zwei Wochen auf der Insel bleiben und mal ganz ohne Eltern Spaß haben.“ „Ja, das weiß ich noch. Hey, fährt deine Mutter morgen nicht weg? Ich glaube für zwei Wochen. Dann könnten wir doch morgen schon los! Kommt Riku eigentlich auch mit?“ „Mmh…ich denke mal, das wird sich Riku nicht entgehen lassen. Ich hab ihn aber noch nicht gefragt und ja, meine Mutter fährt morgen für zwei Wochen weg.“ „Das ist schön…“ Nachdem wir das geklärt hatten, machten wir uns wieder auf den Heimweg, während der Mond uns freundlich zulächelte. Dennoch, irgendetwas stimmte heute ganz und gar nicht…Und bald sollte ich auch herausfinden, was das war. Wir gingen gerade am langen Strand entlang, wo man wirklich nichts als Sand und Meer sehen konnte, als Sora plötzlich an meiner Hand zog und stehen blieb. `Was ist denn jetzt los? Warum bleibt er stehen?` Mit einem fragenden Gesichtsausdruck drehte ich mich zu ihm und wartete auf irgendeine Reaktion. „Kairi…“ Ein Augenblick, eine Sekunde, ich kann mich nicht erinnern, ich hatte kein Zeitgefühl mehr… Eine Bewegung, ein Gefühl, es war wie ein Rausch und ließ meinen ganzen Körper erstarren… Ein wiederkommendes Sehnsuchtsgefühl durchlief mich, als es geschah, und alles um mich herum verschwand. Das Rauschen der Wellen verstummte, während ich nur noch den einen Schlag zweier Herzen hörte. Langsam löste er sich wieder von mir und bewegte seine Lippen an mein Ohr. „Kairi…“ Ich wollte den Atem anhalten, als ich merkte, dass das schon längst passiert war und ich seitdem noch nicht Luft geholt hatte. „Ich…liebe…dich“, hauchte er mir leise, wie ein zu Boden fallendes Sandkorn, ins Ohr. Dennoch konnte ich es hören und dazu spürte ich noch jedes Wort auf meiner Haut vibrieren. „Sora…“ Er blickte in meine Augen, so dicht, dass es mir schon vorkam, ich wäre von Wasser umgeben. Es war einer meiner schönsten Erinnerungen und ich wollte sie für immer behalten…Doch, was ich damals noch nicht wusste, diesen Wunsch wollte man mir nicht gewähren. `So lange hatten wir uns nicht mehr geküsst und nun so. Sora hätte wirklich keinen besseren Moment finden können. Doch jetzt weiß ich grad gar nicht mehr, was ich sagen soll…Diese Überraschung war einfach zu viel für mich.’ „Ich bin froh, dass ich dich hab.“ Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen und ihm war anzusehen, dass er glücklicher war, als je zuvor. „Sora, ich lie---“ `Ahh…Was ist das?! Mein Kopf…e…es tut so weh.` „Kairi!!!“ `Alles…alles verschwindet…` Dunkelheit, nichts als Dunkelheit. ‚Wo bin ich?’ Es existiert nichts, rein gar nichts. `Ist das…schon wieder dieser Traum?` „Kairi! Kairi!!“ `Wer ruft mich da? Die Stimme, sie ist so undeutlich.` „Kairi! Bitte wach auf!“ `Sora!´ „Richtig geraten.“ Eine bekannte, aber sehr dunkle und kalte Stimme erklang. „Xemnas!“ Hass und Wut mischten sich in meinem Ausruf. Es gab niemanden auf der Welt, den ich mehr hasste, als ihn. „Die Zeit ist gekommen, Kairi. Ab heute wirst du nie mehr diesen Traum haben, du kannst dich freuen. Doch einen gewissen Preis wirst du bezahlen…“ „Wieso lebst du überhaupt noch? Wir haben dich doch besiegt?!“ „Ja, das stimmt und ich bin auch so gut wie tot…doch meine letzte Kraft reicht noch für einen Racheakt aus!“ Ein unheimliches Gelächter durchhallte den leeren Raum. „Was hast du vor?“ Ich spürte, wie sich Angst in mir ausbreitete…schon vorher hatte ich das Gefühl, es würde irgendetwas Furchtbares passieren. Doch das, was jetzt folgte, war etwas viel schlimmeres, was man mit keinem Wort beschreiben konnte. „Na, fühlst du die Angst, die Panik? Du weißt ganz genau, was ich vorhabe….erinnere dich an meine letzten Worte: Sie sind von keinem Wert! Einfach bedeutungslos…“ „Aber was??“ „Die Erinnerungen! Und… …Sora!“ Kapitel 2: Tag Eins: Ohne dich ------------------------------ „Xemnas…Xemnas! XEMNAS!“ Völlig von Angst geleitet, schreckte ich auf, ich wusste weder wo ich war, noch wer derjenige gewesen ist, der zu mir sprach, so verwirrt musste ich gewesen sein. „Kairi? Was ist los? Wa…was passiert mit dir?“ Meine Augen weiteten sich noch etwas mehr und ich starrte in diese blaue Tiefe, während dieser Jemand mir die Schweißperlen von der Stirn wischte. „Ich…ich weiß nicht.“ „Verdammt nochmal, was ist hier los? Du bist plötzlich umgekippt und hast so ausgesehen, als hättest du einen Alptraum und dann bist du wieder aufgewacht…und…bist völlig verwirrt!“ Langsam fing ich an, mich zu beruhigen und schaute um mich. Sand…und Wasser. Mehr konnte ich noch nicht erkennen…und es war Nacht. Doch was für ein merkwürdiges Gefühl in mir wuchs dort an? Als…hätte man mir einen wichtigen Teil rausgerissen…Habe ich etwa…was Wichtiges vergessen? „Kairi! Bitte sprich doch mit mir!“ , erklang wieder seine Stimme. Sie kam mir keineswegs unbekannt vor, aber sein Gesicht…ich…ich kenne es nicht! Diese tiefen blauen Augen, sie sind mir so fremd und doch fühle ich mich bei dem Anblick irgendwie sicher und geborgen. „Wer? Wer bist du nochmal?“ Die Augen des Jungen verdunkelten sich, sein Atem blieb scheinbar stehen und er schreckte mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte, einen Schritt zurück. Er ließ sich in den Sand fallen, murmelte ein paar unverständliche Worte und starrte ungläubig vor sich hin. „A…alles okay?“ Seine volle Aufmerksamkeit lenkte sich nun wieder auf mich, aber seine Augen verrieten mir, dass seine Gedanken eigentlich gar nicht mehr hier waren. „Ja…alles okay.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf und rappelte sich hoch. „Ich…hoffe, dass es dir wieder besser geht. Ich muss jetzt nach Hause, vielleicht solltest du morgen mal bei einem Arzt vorbeischauen.“ Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf meinem Gesicht. Mein Geist schien nun auch wieder vollständig zurückgekehrt zu sein. „Ja, es geht wieder, danke. Vielleicht läuft man sich ja irgendwann mal wieder übern Weg.“ Ein kurzer, unbedeutender Abschied und wir gingen getrennte Wege. `Wer war bloß dieser Junge? Und weswegen hat er sich so merkwürdig verhalten? Ich versteh das alles nicht…Vor allem…warum war ich bewusstlos? Oder hatte ich nur geschlafen? Er meinte, ich hätte einen Albtraum gehabt,…aber ich…erinnere mich nicht.“ Und so ging ich, begleitet von der dunklen Nacht, nichtswissend nach Hause. Ich stand noch lange da und blickte ihr nach. „Kairi…“, murmelte ich traurig in die Nacht hinein, „Habe ich dich jetzt für immer verloren?“ Ich weiß nicht, ob ich wirklich geschlafen oder ob ich mir das nur eingebildet hatte, als ich meine Augen aufschlug und bemerkte, dass die Sonne schon hoch am Himmel stand. Ich war gestern erst spät nach Hause gekommen, aber dieses Erlebnis verdrängte wohl die Müdigkeit und den Hunger anscheinend auch. Ausnahmsweise stellte mir meine Mutter mal das Frühstück ans Bett, sie musste wohl ein schlechtes Gewissen haben, da sie erstmal für zwei Wochen wegfährt. Naja, es sind Sommerferien und ich wird ja wohl auf mich selbst aufpassen können. „Ich glaube nicht, dass ich heute auch nur eine Kleinigkeit esse.“ Natürlich machte mir die gestrige Nacht noch schwer zu schaffen, und solange ich nicht wusste, was los war, würde sich das auch nicht so schnell ändern. Allmählich bewegte ich mich aus meinem Bett und schlich die Treppen hinunter in die Küche. „Guten Morgen, und endlich ausgeschlafen?“ Ich blieb vor meiner Mutter stehen und starrte zu Boden. ´Als ob ich überhaupt geschlafen hätte. ´ Mit einem leeren Gesichtsausdruck blickte ich sie an, was sie offenbar ziemlich erschreckte. „Sora? Ist alles okay? Du siehst gar nicht gut aus…“ „Schon gut, Mum. Ich habe nur schlecht geschlafen.“ „Bist du sicher? Ist vielleicht irgendwas passiert? Du bist gestern auch später nach Hause gekommen als sonst. Hat es was mit Kairi zu tun?“ Erschrocken riss ich die Augen weiter auf. ´Kairi…´ Bilder vom vorherigen Abend tauchten plötzlich wieder auf…der Zusammenbruch von Kairi und… ´Wie konnte es nur passieren, dass sie sich nicht mehr an mich erinnert?´ „Sora?“ Die schrecklichen Gedanken verdrängend, schaute ich wieder zu Mum, schüttelte den Kopf und zwang mir ein falsches Lächeln auf. „Nein, Mum. Es ist wirklich alles okay. Es ist schon spät, solltest du dich nicht beeilen, sonst verpasst du noch dein Schiff.“ Mit einem kurzen Blick auf die Uhr geriet meine Mutter schon fast in Panik und ehe man sich versah, stand sie schon in der Haustür. „So, ich bin dann weg…man ich hab wirklich völlig die Zeit vergessen… Machs gut, Sora. Du kommst auch ohne mich klar, oder? Bist ja schon ein großer Junge!“ Ein letztes Abschiedslächeln und weg war sie. „Und was mach ich jetzt…?“ Im Haus war es nun absolut still und ich starrte auf die tickende Küchenuhr, die das einzige hörbare Geräusch erzeugte. „Vielleicht sollte ich mal mit Riku sprechen…“ Mein Blick von der Küchentür wandte sich nun zum Telefon, das auf einem kleinen Tischchen im Flur, lag. Ich weiß nicht warum, aber seit diesem schrecklichen Ereignis fühlte ich nun eine unbeschreibliche Leere in mir. ´Habe ich sie…etwa wirklich verloren? ´ Als ich den Kopf leicht senkte, entwich mir eigenartiger Weise eine kleine Träne. ´Tränen…?´ Ich spürte, wie sie langsam meine Wange entlanglief und dann haltmachte, um auf den Boden zu fallen. „Und da haben wir es uns doch versprochen…“ Nun machte sich die Müdigkeit bemerkbar, sodass ich anfing zu schwanken und mich an der nächstgelegenen Wand abstützen musste. Alles in meinem Kopf begann, sich zu drehen und die Trauer breitete sich immer mehr in meinem Körper aus. Eine zweite Träne, dann eine weitere… Bis ich letztendlich aus Erschöpfung und von Tränen geleitet zusammenbrach… Am nächsten Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen auf, was mich ziemlich beunruhigte, da ich diese nur selten bekam. „Und das so früh morgens?“ Offensichtlich schlecht gelaunt wanderte mein Blick auf den Wecker, der neben meinem Bett stand. „Um 12 Uhr?! Seit wann schlaf ich denn so lang?“ ´Das wird ja immer merkwürdiger. Erst dieser Junge, dann die Kopfschmerzen und jetzt noch das! Ach ja, und nicht zu vergessen, dieses eigenartige Gefühl, das ich gestern hatte, nachdem ich am Strand aufgewacht bin.´ Den Kopf mit der Hand abstützend ging ich langsam ins Wohnzimmer, um meine Mutter nach Tabletten zu fragen. Jedoch wurde ich von der Stille, die ich dort antraf, leicht irritiert. „Wo sind sie denn hin?“ Dann kam es mir aber wieder in den Kopf geschossen, meine Eltern waren ja einen Tag zuvor abgereist, um etwas Wichtiges zu erledigen. ´Wie konnte ich das nur vergessen? ´ Von den ganzen Ereignissen um mich herum durcheinander gebracht, setzte ich mich erstmal auf das Sofa, das mitten im Raum stand und geradezu jeden zum Hinsetzen einlud, der es erblickte. Mein Kopf schmerzte immer noch sehr und es dauerte einen Moment, bis sich meine Gedanken sortieren ließen. ´Vielleicht sollte ich mal rausgehen und frische Luft schnappen…´ Eine halbe Stunde später stand ich dann vor meiner Haustür und atmete einmal tief durch. Vom Gesang der Vögel und dem Geruch von frischen Blumen umgeben, machte ich mich auf den Weg zum Strand. „Ich könnte ja mal einen Abstecher zur kleinen Insel machen.“ ´Ja das ist eine gute Idee. Die Insel, wo ich früher immer mit Riku, Selphie und den anderen gespielt habe. Eigentlich besuchen wir sie immer noch ziemlich oft zum Zelten oder einfach zum Entspannen. Es war auch diese Insel, wo damals unser Abenteuer angefangen hatte… Mit dem König, Donald, Goofy und den ganzen Herzlosen. Auch an die Niemande erinnere ich mich noch… An Naminé, die der Niemand von mir war und an Ro---´ „Ahh…was…ist das ?!“ Ein stechender Schmerz breitete sich in mir aus und ich stürzte zu Boden. Meine Kopfschmerzen, die ich eigentlich schon gar nicht mehr spürte, wurden wieder schlimmer und mein ganzer Körper begann, sich zu verkrampfen. „Es…tut so weh…“ Bilder in meinem Kopf zerrissen, Erinnerungen zerbrachen in kleine Stücke. Vereinzelte Bilder vermischten sich. Alles geriet durcheinander. „Mein Kopf…was ist hier nur los?!“ Tränen traten in meine Augen, das Stechen hörte nicht auf und ich spürte in jedem Winkel meines Körpers ein krampfhaftes Pochen. Die Erinnerungen an die Abenteuer verschwanden nicht, aber sie brachen auseinander, als ob plötzlich das fehlte, was sie immer zusammengehalten hatte. Verzweiflung breite sich in mir aus…dann…ein letztes Bild. Das eines Jungen, aber nur ganz verschwommen… Er lächelte…wer war er? Das Bild verschwand und es schien so…als ob es auch nie mehr wiederkehren würde. Genauso plötzlich, wie es begann, hörte es auch wieder auf. Die Schmerzen waren weg und das einzige, was blieb, war das schnelle Klopfen meines Herzens und die nahezu endlose Verwirrung. „Sora! Sora!!“ Langsam öffnete ich die Augen und bewegte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Rufe kamen. Ich spürte etwas Unbequemes unter mir. Der Boden? ´Warum…liege ich auf dem Boden…Und wieso tut mein Kopf so weh? ´ Als sich die Sicht etwas aufklärte, erblickte ich Riku, wie er neben mir auf dem Boden kniete. „Na endlich wachst du auf, wurde auch langsam Zeit“, hörte ich ihn erleichtert sagen. Nachdem er kurz durchatmete und einen sichtlich sorgenfreieren Eindruck machte, half er mir, mich aufzusetzen. Mein Kopf schmerzte immer noch und ich stützte ihn mit einer Hand, während ich allmählich begann, mir die Fragen zu stellen. „Was…ist überhaupt passiert?“ „Tja, das wüsste ich auch gerne, ich hab dich hier nur bewusstlos liegen sehen und hab gehofft, du könntest mir dazu was sagen…“ „Ich weiß nicht. Ich kann mich daran erinnern, dass ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe und da---“ ´Kairi!´ „Und da…? Ich glaube, du solltest dich erstmal ein wenig ausruhen, du siehst ja völlig fertig aus!“ „Ja…vielleicht…Sag mal, wie bist du überhaupt ins Haus gekommen?“ „Och, Sora. Du weißt genau, dass ich das Versteck für den Ersatzschüssel kenne…und als ich dich besuchen wollte, aber keiner aufmachte, habe ich durch einen Blick ins Fenster dich hier liegen sehen…“ „Liegen…sehen?“ „Sora?“ Mit einem Male fiel mir wieder alles ein und ich begriff, dass jetzt nicht die Zeit für Ausruhen war. Schweratmend erhob ich mich, man sah mir die Sorge an und Riku hielt sofort meinen Arm fest, da er befürchtete, ich falle gleich hinten über. „Riku, ich muss mit dir sprechen!“ Mit zitternden Beinen fasste ich krampfhaft Rikus Arm, da mein Kreislauf sich noch nicht ganz erholt hatte. „Hey, hey! Ganz ruhig. Das kannst du auch noch machen, nachdem du eine kleine Pause gemacht hast.“ Wieder schüttelte ich demonstrativ den Kopf und zerrte ihn am Handgelenk zum Sofa hin. „Es ist wirklich wichtig, verdammt nochmal! Und jetzt hör zu!“ „Okay! Is ja gut, ich höre ja schon zu!“, gab er schließlich nach und ich begann vom gestrigen Tag zu erzählen. Mittlerweile war ich wieder aufgestanden und machte mich erneut auf den Weg zum Strand. ´Dieser Tag wird wirklich immer verrückter…Und dieser Junge, wer war er? Das Bild von ihm tauchte nur einmal kurz auf und jetzt kann ich es in meinem Kopf nicht mehr finden. Ich weiß nur,…dass es da gewesen ist… Ich glaube, er ist es, der meine Erinnerungen vorher zusammengehalten hat…Ich muss ihn also finden. Aber… Ich muss es allein schaffen, denn sonst finden die Erinnerungen nicht mehr zueinander. Es nützt nichts, wenn mir jemand dabei hilft…oder mir verrät, um wen es sich dabei handelt. Mein Herz muss ihn von alleine wieder erkennen! ´ „Er…er war bestimmt jemand ganz besonderes…Jemand, der mir sehr wichtig war… Ich kenne ihn nicht, doch trotzdem vermisse ich ihn so sehr…“ Kleine Tränen kullerten mein Gesicht runter, die sich auch nicht mehr zurückhalten ließen. Während ich später mit schon getrockneten Tränen den Strand erreichte und auch meine Kopfschmerzen nun völlig verschwunden waren, ging ich langsamen Schrittes einen hölzernen Bootssteg entlang. An dessen Ende setzte ich mich hin und ließ meine Füße ins kühle Meer gleiten. Die frische Luft tat mir gut, gerade jetzt, wo ich mit meinen Nerven am Ende war. Ich beobachtete einen Schwarm Vögel über mir, wie sie sanft über die Wasseroberfläche dahinschwebten und anschließend wieder mit kräftigen und eleganten Schlägen ihre Schwingen ausbreiteten und in die Höhe schossen. Es war ein beeindruckender Anblick und beruhigend noch dazu. ´Ich denke, ich werde mal mit Riku und den anderen sprechen und sie darüber informieren, dass ich jetzt Abstand brauche. ´ „Das hörts sich ja gar nicht gut an…Und du bist sicher, dass sie dich nicht wiedererkannt hat?“ „Ja, ganz sicher. Ich habe es in ihren Augen gesehen…Dieser besondere Schimmer, der dort immer war, wenn sie mich angesehen hatte, war verschwunden…Einfach…weg.“ „Hast du schon irgendeine Idee, wie das passieren konnte?“ „Nein, nicht mal im geringsten…“ Seufzend ließ ich mich nach hinten fallen und starrte hoffnungslos an die Decke. „Mmh…vielleicht hat ja Xemnas was damit zu tun?“ Interessiert setzte ich mich wieder auf und sah Riku fragend ins Gesicht. „Xemnas? Aber…den haben wir doch besiegt! Wir! Gemeinsam!“ „Ja, ich weiß, aber was, wenn es noch für einen Racheakt gereicht hat?“ „Aber was würde ihm das bringen, wenn sie mich vergisst? Ich kann mir gut vorstellen, dass seine Kräfte nicht gereicht haben, um uns alle aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Also… Könntet ihr doch Kairi helfen, sich wieder an mich zu erinnern.“ „Und wenn du der Schlüssel zu allem bist?“ „Wie…meinst du das?“ „Was, wenn du das Bindeglied zwischen all ihren Erinnerungen bist…Und wenn diese Verbindung fehlt, dann bricht alles andere auch zusammen und sie vergisst ganz allmählich uns alle!“ Mich durchfuhr eine Gänsehaut, als Riku diese Theorie aufstellte. Geschockt sah ich ihn an. „Xemnas war nicht dumm, bestimmt hat er das Ziel verfolgt, an dich ranzukommen. Denn, sobald er mit Kairi fertig ist, geht es mit dir automatisch bergab… Dem stimmst du doch zu, oder Sora?“ Ich bestätigte dies mit einem leichten Nicken und dafür gab es auch einen guten Grund: „Weil…weil ich sie liebe.“ ´Und ohne sie bricht eine Welt für mich zusammen. ´ Kapitel 3: Ein Abend voller Entscheidungen ------------------------------------------ Riku und ich haben erstmal beschlossen, nichts zu tun, sondern einfach nur abzuwarten. Denn einen sicheren Beweis für unsere Theorie haben wir nicht. ´Dennoch…ich habe das Gefühl, dass wir damit gar nicht so falsch liegen. ´ Sicher war es keine schlechte Idee, den Dingen vorerst ihren Lauf zu lassen und zu sehen, wie Kairi reagierte, aber zu viel Zeit durften wir nicht verstreichen lassen…Denn dann vergisst sie bald all ihre Freunde. Noch am selben Tag gegen Abend klingelte es an Rikus Haustür. Als er die Tür öffnete, blickte er in ein vertrautes Gesicht, was ihm aber gleichzeitig in kurze Starre versetzte. Denn mit dieser Person hatte er keineswegs gerechnet… „Kairi…wa…was machst du denn hier?“ „Ich muss mit dir reden…“ Die Sorge stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben und Riku erkannte die Dringlichkeit ihrer Nachricht. ´Anscheinend…weiß sie schon, was los ist. ´ Nachdem er sie hinein gebeten hatte, nahmen sie auf dem Sofa Platz und Kairi begann zu erzählen. „Du…weißt bestimmt schon, worum es geht, oder…? „Ehmm…naja..“ ´Was mach ich denn jetzt, ich kann ihr ja schlecht sagen, dass mir Sora schon alles erzählt hat…´ „Du brauchst nicht zu antworten…er hat es dir gewiss schon erzählt…denke ich.“ Ein kleines unbedeutendes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Naja…und wenn er nur behauptet hat, ich vernachlässige ihn.“ „Eh..ja, genau. Das hat er gesagt…Er fands sehr schade, dass du ihn nicht angerufen hast, was du sonst immer machst.“ Ein künstliches Lachen von Rikus Seite aus ertönte und Kairi nickte zustimmend: „Hab ich mir schon gedacht…Ich möchte mit dir über etwas merkwürdiges, was mir gestern Abend passiert ist, sprechen. Davon weißt du bestimmt noch nichts.“ Rikus Gesicht verdunkelte sich, als er das hörte und ihm wurde klar, dass sie nicht einmal im Geringsten ahnte, der Junge vom Strand könnte der sein, den sie suchte. Lautlos schüttelte er den Kopf. Mit einer etwas nachdenklicheren Stimme als vorher fuhr Kairi fort: „Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, aber das was ich weiß, ist, dass mich irgendein Albtraum geplagt hatte, während ich ohnmächtig gewesen sein soll. Von dem Traum weiß ich nichts mehr, aber als ich aufwachte, war ich total verwirrt und ein Junge, der mich wohl gefunden hatte, starrte mich voller Sorge an. Aber auch dieses Ereignis verschwimmt langsam…ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich in ein paar Tagen nicht mehr dran erinnern kann. Dennoch, so richtig angefangen hat es erst heute Mittag, während ich einen kleinen Spaziergang machte. Schreckliche Schmerzen und ein seltsames Pochen breiteten sich in mir aus, während Bilder von unseren Abenteuern durch meinen Kopf flogen…Jedoch…“ „Jedoch was?“ „Irgendetwas Wichtiges fehlte…denn nach und nach zerbrachen sie in kleine Stücke…Es schwirren nur noch einzelne Namen, wie Donald, Goofy, Mickey, Naminé und auch deiner, durch meine Gedanken. An richtige Erlebnisse kann ich mich nur noch schwer erinnern und auch das, denke ich, wird bald gänzlich verschwinden…Wer weiß, wie lange ich noch deinen Namen behalte… Aber darum geht es jetzt nicht…Viel wichtiger ist, dass ich ihn finde. Sein Bild war das letzte, das ich im Kopf hatte und er muss derjenige sein, der meine Erinnerungen wieder zusammensetzen kann…“ „Und an dieses Bild kannst du dich auch nicht mehr erinnern, oder?“ Wie schon erwartet schüttelte sie den leicht gesenkten Kopf. „Nein, leider nicht…Ich weiß nur, dass es da war. Aber ich bin mir sicher, dass ich ihn eines Tages wieder finden werde, da er mir sehr viel bedeutet haben muss.“ Die jetzige Situation war wirklich nicht einfach, was Riku und selbstverständlich auch Kairi sehr viel zum Nachdenken brachte. „Und…was wirst du jetzt tun?“ „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, aber bei einer Sache bin ich mir sicher…“ „Und die wäre?“ „Ich muss ihn finden und da es dabei um meine Erinnerungen geht, werde ich das alleine tun. Er ist hier irgendwo auf der Insel, das weiß ich und ich bin mir auch sicher, dass du bereits weißt, wer es ist. Aber! Ich bitte euch darum, geht mir aus dem Weg und helft mir nicht, denn das würde mir absolut gar nichts bringen!“ „Man kann Erinnerungen halt zu nichts zwingen.“ Ein leichtes Lächeln glitt mal wieder über ihre Lippen, bevor sie zum Abschluss einen letzten Satz formulierte: „Ich will nur hoffen, dass ich es rechtzeitig schaffe, bevor ich euch alle vergesse.“ „Kairi…auch wenn dir das nicht gefallen wird…“, grinste Riku, „aber einen Tipp gebe ich dir.“ „Huh?“, erstaunt sah sie ich an, aber du sollst dich ni---“ Doch Riku schnitt ihr das Wort ab: „Nein, nein, keine Widerworte! Es ist nur ein kleiner Tipp… Finde den Schlüssel.“ „Den…Schlüssel?“ Es war schon 23 Uhr, als ich im Bett lag und grübelnd an die Decke starrte. Sicherlich würde das keine leichte Nacht werden… ´Wenn ich träume…´ Und sicherlich würde es kein leichter Morgen werden… ´Wenn ich überhaupt nicht schlafe…´ Die Sommerferien hatten gerade erst angefangen und dann sowas. Eigentlich hatten wir vor gehabt, für einige Zeit auf der kleinen Insel zu bleiben und das Leben in vollen Zügen zu genießen…aber daraus wurde wohl vorerst nichts. Normalerweise würde sie jetzt wahrscheinlich neben mir liegen. Unsere Eltern waren nicht da und sonst stand unserer Beziehung auch nichts im Wege. Also warum? Warum muss so etwas Schreckliches passieren, wenn es doch grad noch so schön war? Ich versteh das nicht… „Huh? Was ist das für ein Geräusch?“ Aus meinen Gedanken gerissen, vernahm ich ein leises Klingeln, das wohl aus dem Wohnzimmer zu kommen schien. Ich hörte genauer hin und stand langsam auf, um runter zu gehen. Meine Tür war verschlossen und dazu war mein Zimmer im ersten Stock, daher hörte ich das Geräusch nur sehr gedämpft. Als ich unten ankam, schüttelte ich ungläubig den Kopf. „Sora, Sora…Wie sehr musst du in Gedanken versunken sein, dass du nicht mal checkst, wenn das Telefon klingelt“, hörte ich, wie der Herr zu sich selbst sprach. „Welch Ironie…“, seufzte ich noch, bevor ich das Gespräch annahm. „Ja hallo, Sora hier?“ „Hey, ich bins Riku.“ „Riku? Was willst du noch so spät?“ „Och komm, ich weiß ganz genau, dass du nicht schlafen kannst, daher ist es völlig egal, um wie viel Uhr ich anrufe.“ „Ja, stimmt auch wieder, aber ich war so in Gedanken vertieft, ich hätte es fast nicht klingeln hören. Hast also Glück gehabt“, sagte ich mit einem leisen Lachen in der Stimme. „Also der Grund, aus dem ich dich angerufen habe, ist folgender…Es wird dir wahrscheinlich die Laune wieder etwas vermiesen…ehm…aber Kairi war eben bei mir.“ „Was?? Und wie hat sie reagiert? Ich meine, was hat sie gesagt?“ „Sie hat mir erzählt, was gestern mit ihr passiert ist. Und heute Mittag hatte sie wohl einen Zusammenbruch. Sora, es wird langsam ernst, du bist wirklich derjenige, der ihre Erinnerungen zusammengehalten hat! Kairi vergisst nach und nach alles! Außerdem verzichtet sie auf jegliche Hilfe und will dich unbedingt durch eigene Kraft finden…“ „Aber irgendetwas müssen wir doch tun können!“ „Ja, Sora…Von vorne anfangen.“ „Du meinst…ich soll sie nochmal kennenlernen?“ „Sora…mir fällt zurzeit auch nichts besseres ein.“ „Aber i---“ Unterbrochen von einem lauten Klopfen, blickte ich zur Haustür. ´Klopft da wer an die Tür? ´ „Sora?!“ „Alles okay…danke, dass du mich angerufen hast, aber ich muss jetzt auflegen, bye!“ Und schon lag das Telefon wieder in seiner Halterung,…aber wer klopfte um die Zeit noch an die Tür? Schnellen Schrittes ging ich auf die Tür zu, während auch noch die Klingel ins Spiel kam und die Dringlichkeit des unbekannten Besuchers klar wurde. Ich öffnete die Tür und wurde sichtlich überrascht: „Kö…König Mickey? Was machst du denn hier?“ „Ich habe das von Kairi gehört…“ „Oh...eh, komm doch rein.“ Wir betraten das Wohnzimmer und setzten uns hin. „Ist deine Mutter nicht zu Hause?“ „Nein, sie ist für zwei Wochen weg.“ „Zwei Wochen…“, nickend senkte der König langsam den Kopf und schlug seine schwarze Kapuze zurück. „Das, was Kairi quält, ist keine normale Amnesie…Schließlich würde es ihm nichts bringen, wenn sie eines Tages dank uns wieder alles weiß.“ „Du meinst, es steckt noch mehr dahinter?“ Seufzend wandte Mickey den Kopf von mir ab: „Wahrscheinlich…“ „Aber…sie muss doch nicht sterben, oder?“ Ein Zittern breitete sich in mir aus…An so etwas hatte ich noch gar nicht gedacht und wollte ich eher gesagt auch nicht. „Ich glaube nicht, dass es so weit kommen wird. Das hoffe ich jedenfalls…Aber es gibt eine Art Zeitbegrenzung und wenn du sie nicht einhältst, werden ihre Erinnerungen nicht mehr zu retten sein…Für immer.“ ´Für immer…` Diese Wörter verblieben echoartig in meinem Kopf und raubten mir die Sprache. Sollte jetzt alles umsonst gewesen sein? Und all die schönen Zeiten auf ewig verloren? Mit zitterndem Körper stand ich auf und stellte mich mit dem Rücken zum König gewandt vor das Sofa. „Wie…lange noch?“ Eine Träne fiel auf den Boden. „Soweit ich weiß…“ Eine zweite Träne… „…noch zwei Wochen, heute inbegriffen.“ Eine dritte Träne… „Sora?“ Mit dem Ärmel wischte ich mir die Tränen weg und drehte mich wieder um: „Schon okay, Mickey. Noch werde ich nicht aufgeben!“ „So ists gut“, grinste die kleine Maus, „ich weiß, dass du das schaffen wirst, ich glaube an dich!“ „Danke…“ Und so verschwand die kleine schwarze Gestalt lautlos durch die Haustür. ´Kairi…ich werde dich retten! ´ „Und wenn es mich alles kostet!!“ Kapitel 4: Tag Zwei: „Key“ -------------------------- So dann wünsch ich mal viel Spaß beim nächsten Kappi ^^ Bedanke mich bei allen, die die Story mögen und lesen :D jetzt aber genug gelabert, bin schon weg :) *noch n paar knabbereien hinstell und verschwind* *************************************************** Nachdem ich mich von Riku verabschiedet hatte und nach Hause gegangen war, blieb ich noch sehr lange wach, vielleicht auch die ganze Nacht… Ein Blick zu meinem Wecker verriet mir, dass es bereits um 2 Uhr war. `Wie schnell die Zeit vergehen kann…´ Ich dachte noch immer darüber nach, was Riku zu mir gesagt hatte…´Finde den Schlüssel. ´ Was meinte er damit? Welchen Schlüssel überhaupt? Vielleicht den, um meine Erinnerungen wiederzufinden? Aber das wusste ich vorher auch schon… Oder es sollte eine Beschreibung des Jungen sein…Vielleicht eine Halskette in Schlüsselform, oder so. „Hmm…“ `Vielleicht sollte ich doch langsam schlafen…´ Und schon war ich eingenickt. Tja, selbst die größte Sorge kann einen nicht ewig wachhalten. Kaum zu glauben, aber am nächsten Morgen ging es mir besser, zwar nur ein wenig, aber es reichte um neuen Mut für das Bevorstehende zu sammeln. Schließlich musste ich jemanden finden, den ich zurzeit nicht kannte. Das durfte nicht einfach werden. Gähnend setzte ich mich auf und rieb mir den Schlafsand aus den Augen. Die Sonne schien warm durch mein Fenster und die Stimmen der Vögel flüsterten mir, dass es Zeit war zum Aufstehen. ´Wenn der Tag schon so wundervoll anfängt, kann er ja nur gut werden….hoffe ich.´ Mit einem sanften Lächeln schlug ich die Decke endgültig weg und sprang mit einem Satz aus meinem Bett. Dann lief ich die Treppen runter und machte mir was zum Frühstück. „Wow…eigentlich gar nicht so schlecht ohne Eltern.“ Mit einer offensichtlich guten Laune begab ich mich ins Bad und verbrachte zunächst eine Stunde mit Fertigmachen, wobei ich mir reichlich Zeit ließ, da es erst um 9 Uhr war und ich mir nicht sofort Stress machen wollte. Denn der würde schon noch früh genug dran kommen. Zusätzlich duschte ich heute nochmal kurz kalt, weil ich nicht grad viel Schlaf hatte und die Müdigkeit mich nur aufhalten würde. Nach einer weiteren halben Stunde schlug ich dann die Haustür hinter mir zu und überlegte, was ich als erstes tun sollte. „Mmh…dann werde ich mal diesen Schlüssel suchen gehen!“ Mir war zwar noch nicht ganz klar, wonach ich wirklich suchte, aber dumm rumstehen brachte auch nichts. Vorhin hatte ich eigentlich geplant weiter in die Insel rein zu gehen, da ich doch recht abgelegen und näher am Strand wohnte. Dennoch verschlug es mich wieder in Richtung Strand. „Ich könnte ja auch einfach auf die kleine Insel fahren, auch wenn ich dort nicht viele treffen werde…“ Weitere zehn Minuten vergingen und ich saß wieder auf dem kleinen Bootssteg vom Tag zuvor. ´Hier war ich gestern nach meinem Zusammenbruch…Und was habe ich dann gemacht? Achja, Riku…Anscheinend fang ich schon wieder an, Dinge zu vergessen…´ Seufzend ließ ich den Kopf in den Nacken fallen und beobachtete den blauen Himmel. Keine einzige Wolke war zu sehen und seltsamerweise auch kein Vogel. Nur das Rauschen der Wellen war zu vernehmen und das laute Preschen, wenn sie an eine Brandung schlugen. Wie schön blau der Himmel doch war, irgendwie erinnerte er mich an etwas…aber an was nur? Selbst das mochte mir nicht einfallen. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir auf dem Holz entlangschleichen. Schlagartig drehte ich mich um und erblickte einen Jungen vor mich stehen. „Oh…tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Ich wollte nur einen Ausflug auf meinen Lieblingsholzsteg machen, aber den besetzt du ja schon.“ Ein freundliches Lachen ertönte und ich grinste nun auch: „Also wenn das dein Lieblingsholzsteg ist, dann setz dich doch einfach neben mich, ich möchte ihn dir schließlich nicht wegnehmen.“ „Danke, nett von dir“, grinste er und ließ sich ebenfalls auf dem Steg nieder. „Weißt du, ich bin neu hier und eher gesagt, ist das hier der einzige Ort den ich richtig kenne, den Strand inbegriffen.“ Jetzt schaute ich zu ihm rüber und sah ihn genauer an. Er hatte kurze blonde Haare, die dazu noch ganz struppelig waren, wirkte eigentlich ganz niedlich. Und seine Augen waren dunkelgrün, sie erschienen aber schon fast braun, was ich irgendwie interessant fand. Aber was mich für einen Moment sprachlos machte, war diese Kette um seinen Hals…Sie hatte die Form eines Schlüssels…Sollte dieser Junge etwa…etwa derjenige sein, den ich suchte? „Und weswegen bist du hier?“ „Ehmm…eh…zum Nachdenken, hehe.“ Er hatte mich gerade aus meinen Gedanken gerissen, weswegen ich erstmal überlegen musste, was ich nun sagte. Daher erschien mir Nachdenken als zunächst ausreichende Antwort. „Zum Nachdenken also, huh? Das mach ich auch gern.“ Dann wandte er sich zu mir und grinste mich an. Auf irgendeine Weise erwiderte ich sein Lächeln, es passierte wie von selbst. Er hatte eine Art an sich, die mir gefiel und mich neugierig machte. „Wenn du bis jetzt nur den Strand und den Steg hier kennst, müsstest du ja hier in der Nähe wohnen, stimmts?“ „Stimmt genau. Papuanger 6 heißt die Straße, glaub ich. Hehe, ich muss mich erst noch an die neue Gegend gewöhnen, weshalb mir auch manchmal der Name meiner Straße entfällt.“ Ihm war das wohl ziemlich peinlich, weswegen er sofort den Blick abwandte und sich über den Hinterkopf strich. „Papuanger sagst du? Ist ja witzig, da wohne ich auch!“ Interessiert blickte er nun wieder in meine Richtung: „Wirklich? Cool, dann werden wir uns bestimmt noch mal öfters über den Weg laufen. Ach übrigens mein Name ist Key…Ich weiß, ein komischer Name, aber meine Mutter hat meinen Vater kennengelernt, weil sie mal ihren Schlüssel vergessen hat und naja…deshalb heiß ich so. Und wie ist dein Name?“ Ich musste anfangen zu lachen, als er das mit seinem Namen erzählte, was ihm auch gleich eine leichte Röte ins Gesicht schlug. Ich meine, ich habe noch nie von jemanden mit dem Namen `Key´ gehört, das war schon irgendwie komisch. „Ich heiße Kairi, aber zu dem Namen fällt mir grad keine Geschichte ein, wahrscheinlich gibt’s gar keine. Ach, ehm, trägst du deswegen diese Kette?“ „Mmh Kairi? Freut mich dich kennenzulernen“, sagte er, während er mir die Hand ausstreckte, „und die Kette trag ich schon seit meiner Geburt. Mum meinte, sie soll mir Glück bringen.“ Mit einem Lächeln schüttelten wir dann die Hände und so lernte ich den Jungen namens `Key´ kennen. Soras Sicht: Am nächsten Morgen wurde ich vom Kitzeln der Sonnenstrahlen aufgeweckt, ein kurzes Gähnen und ein leichtes Strecken folgten, dann stand ich auf und blickte aus dem Fenster. Ich schaute auf den Strand und über das Meer dahinter hinweg. ´Heute geht’s los…Noch dreizehn Tage. ´ Ich kratzte mich am Hinterkopf und lächelte der Sonne entgegen: „Notfalls werde ich dafür sorgen müssen, dass sie sich eine Erkältung zuzieht.“ Mit einem ironischen Lachen zog ich mich dann ins Bad zurück. Ja, man konnte es sich wirklich kaum vorstellen, dass eine Krankheit zwei Menschen so zusammenführen kann. Ich dachte jetzt oft an diese eine Woche zurück, gerade weil ich nun, so schien es, wieder von vorne anfangen musste. Nach dem Duschen begab ich mich dann runter in die Küche, um mein Lieblingsfrühstück zu mich zu nehmen, Müsli! Sogar, wenn ich nur Müsli aß, dachte ich an sie, damals haben wir hier zusammengesessen und…na was wohl…Müsli gegessen. Ein breites Grinsen breitete sich in meinem Gesicht aus. ´Und genau deswegen werde ich es schaffen, sie zurückzuholen! ´ Kairis Sicht: Eine Stunde später gingen wir dann zusammen den Strand entlang und ließen uns vom sanften Geräusch der Wellen tragen. „Kairi…worüber denkst du denn so nach, wenn man fragen darf.“ Er schaute zu mir rüber und blickte mich fragend an. „Nun ja…“, nachdenklich wandte ich den Blick auf den Sand, der sich vor uns meterweit erstreckte. Er begann leicht zu grinsen und stellte sich dann direkt vor mich hin. Seinen Kopf beugte er so weit runter, dass er mir in die Augen blicken konnte. „Hey, du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst. Da brauchst du nich gleich so traurig dreingucken.“ Ich starrte inmitten seiner Augen und spürte, wie sich ein seltsames Gefühl in mir bemerkbar machte. Ich sah nur noch dieses dunkle Grün und verfing mich in einer unwirklichen Welt, meine Beine zitterten und meine Hände auch, mein Atem hielt sich von selbst an… „Kairi? Alles in Ordnung mit dir?“ Meine Augen weiteten sich, das Zittern hörte auf, die Traumwelt zerbrach und das seltsame Gefühl verschwand in den Tiefen meines Gedächtnisses. Kopfschüttelnd weckte ich mich selbst auf und entgegnete seiner Frage dann mit einem Lächeln. „Schon okay, ich denke nur wieder zu viel.“ „Ohh, na dann sollte ich wohl nicht mehr damit anfangen.“ Lächelnd wich er zurück und ging wieder neben mir her. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es schon später war, wie ich dachte und eigentlich hatte ich ja noch was zu tun. ´Und wenn ich ihn schon gefunden habe? Irgendetwas sagt mir, dass es Key ist…Aber ist es nun mein Herz oder mein Verstand, das mir diesen Gedanken einspeist? Ich glaube, ich sollte nicht zu voreilig sein und erstmal weitersuchen. Ob es hier irgendwo noch einen Schlüssel gibt? ´ „Du…Key? Ich hab noch was zu erledigen. Es war echt schön dich kennenzulernen, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.“ Er blieb stehen und lächelte mir sanft zu. „Wenn du das willst, dann werden wir uns auch wieder sehen.“ Ich erwiderte das Lächeln und wollte gerade umkehren, als mich etwas am Arm festhielt. „Key?“ Bevor ich eine Antwort bekam, berührte mich etwas Weiches sanft auf meine Wange, dann hauchte er mir ein „Bis bald“ ins Ohr, kehrte um und lief weg. Wie versteinert blieb ich am Strand zurück und ließ eine Hand auf meiner Wange verweilen, von der nun eine glühende Hitze ausging. ´Laufe ich…etwa grad rot an? ´ Immer noch zitternd von dem, was gerade passiert war, löste ich mich wieder aus der Starre und kehrte ebenfalls um. Irgendein komisches, aber auch schönes Gefühl begleitete mich den Weg zum Holzsteg zurück. Doch war es richtig so? Einige Zeit später befand ich mich wieder am Steg und beobachtete diesmal die kleinen Boote, die am Ufer hin und her schwankten. ´Vielleicht fahre ich ja morgen mal zur Insel raus. ´ Ein zufriedenes Lächeln zog sich über meine Lippen, ich schloss die Augen und genoss es, wie der Wind über meine Haut strich und meine Haare sanft durchwehte. ´Wie eine kleine Berührung so viel auslösen kann…Es ist schon unbegreiflich. ´ Allmählich vermischten sich die Geräusche der Wellen und das Singen der Vögel über mir zu einem einheitlichen Rauschen, was mich dann sanft von der jetzigen Welt trennte und an das Ufer einer fremden Welt spülte. Kapitel 5: Ein tödlicher Traum ------------------------------ Dann mal viel Spaß beim nächsten Kappi ^^ würd mich auch über den einen oder anderen kommi freuen *-* ma wieder Knabbereien hinstell und abhau ;) ****************************************************** Ich wachte an einem Strand, der an einem fernen Ort lag, auf. Der Sand war golden und der Himmel über mir war so bunt wie ein Regenbogen selbst. Hinter mir erstreckte sich ein großer Regenwald und dahinter befand sich ein großes Gewölbe, das wie ein Gebirge aussah. Seine Spitzen waren mit Schnee bedeckt. Es gab hier keine Tiere, keine Geräusche, außer das der Wellen, keine Gedanken und selbst die Zeit gab es an diesem Ort nicht. Man schwebte zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das vielfarbige Licht ergänzte das schillernde Meer zu einem Anblick, der mir den Atem raubte. Falls man an diesem Ort überhaupt atmen musste… Langsam näherte ich mich dem glänzenden Wasser und fühlte, dass es hier noch etwas gab…den Wind. Er trug jeden meiner Schritte, sodass ich gar nicht mehr spürte, wie ich weiterging. Eine seltsame Leichtigkeit und Schwerelosigkeit umgab mich. Als ich dann vor dem spiegelnden Blau stehen blieb und ein Fuß hob, um es zu betreten, bemerkte ich, dass dieser überraschenderweise auf der Wasseroberfläche anhielt. Ich weitete meine Augen und stützte mich mehr auf diesen Fuß, doch er sank nicht ins Blau ein. ´Soll das heißen…ich kann…? ´ Die Vermutung in meinem Kopf bewahrheitete sich, als ich den zweiten Fuß aufsetzte und vollends auf dem Wasser stand. „Wow…“ Langsam bewegte ich mich vorwärts und staunte über jeden Schritt, den ich tat. Es war ein überwältigendes Gefühl. Ob das alles nur ein Traum war? Oder einfach nur eine andere Welt, die mich in ihren Bann zog… „Kairi…“ Aus einiger Entfernung konnte ich eine Stimme sprechen hören, sie rief meinen Namen, doch so leise, dass ich erst nicht verstand. ´Dort hinten!´ Ich glitt nun schneller über das Wasser, der Stimme entgegen. „Kairi…“ Ich hörte sie nun deutlicher, ich war nah dran. Noch ein kleines Stück…dann hielt ich an. „Schließ deine Augen.“ Ich tat es und gab mich dieser fremden Umgebung vollständig hin. Wie ein Rausch breitete sich etwas in meinem Körper aus, lief durch alle Adern und ließ mich das Blut pochen spüren. Alles um mich herum verschwand… Dann fiel ich und tauchte in die unendliche Tiefe ein… „KAIRI!!!“ Ein schriller Ruf weckte mich, doch er kam mir gedämpft vor. Ich war noch leicht berauscht und registrierte, dass ich bis eben nur geschlafen hatte. Doch der Traum war so real, dass ich immer noch in seinem Bann war. ´Nein, Kairi, wach endlich auf! Dort ruft dich jemand. ´ Mein Verstand kehrte zurück und ich war wieder in die echte Welt zurückgekehrt. „Kairi!!“ Doch die Stimme war immer noch so gedämpft. Ich öffnete nun die Augen, doch was ich sah, raubte mir den Atem. Eher gesagt wäre ich gar nicht fähig gewesen zu atmen. Denn überall war Wasser… Ich sank immer weiter hinab, ich war wie gelähmt. Langsam ging mir die Luft aus und ich drohte zu ertrinken. ´Was…was ist hier los? ´ Mein Körper löste sich ein zweites Mal von dieser Welt, doch diesmal würde es kein Zurück mehr geben… Eine Berührung… Meine Sinne schwinden… Ein Kuss… Ich verliere mich… Ein Zug durchs undurchdringliche Wasser… Das war das letzte was ich spürte, bevor ich das Bewusstsein verlor… „Kairi…bitte…bitte wach doch auf!“ Sand…unter meinen Händen. ´Wer ruft da? ´ Jemand hielt mich fest…in seinen Armen. Ich spürte seinen unregelmäßigen Atem auf meinem Gesicht. Seine Stimme drang tief in meinen Kopf ein. „Bin ich…tot?“ Ein erleichtertes Seufzen. „Nein, Kairi. Das bist du nicht.“ Ich öffnete die Augen und spürte, wie wieder Luft in meine Lungen eintrat. „Ich lebe…“ Mit einem Lächeln erblickte ich seine Augen, sie waren blau, wie der Himmel. Sein Blick voller Sorge. Nun spürte ich auch seine Hände unter mir, wie sie mich stützten. „Ich bin so froh, dass du…lebst.“ Etwas Feuchtes viel mir auf die Stirn…Eine Träne? Die Sicht verschwamm ein weiteres Mal, damit auch seine Augen und seine Lippen, die sich zu einem Lächeln verformt hatten. Und ich wurde wieder ohnmächtig… Ich wusste nicht wie spät es war, als ich endlich wieder meine Augen öffnete, aber es war mir auch egal. Denn ich hatte überlebt… Nur was hatte ich überlebt? Merkwürdigerweise war dort…ein Filmriss…in meinem Kopf. Ich erinnerte mich an einen Traum…in einer fremden Welt. ´Genau und dann wachte ich auf…Und ich war dabei zu ertrinken, aber ab da ist alles weg…Nur ein Bild war noch geblieben, das von einem Jungen mit blauen Augen. Meine Sinne kehrten wieder zurück und ich spürte, glaube ich, ein Sofa oder Bett unter mir. Ich starrte an die Decke, jedoch war der gesamte Raum dunkel. ´War es schon Nacht? ´ Eine Decke lag über mir und als ich mich weiter umsah, erkannte ich den Rest von dem, was unter mir war. Meine Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit…Es war wirklich ein Sofa. Und auf der anderen Hälfte war noch jemand…Ein Junge, er schlief. Hatte er mich gerettet? Langsam setzte ich mich auf und beobachtete in der stillen Dunkelheit diesen Jungen. Er musste die ganze Zeit auf mich aufgepasst haben, bis er selbst auch einschlief. „Wer bist du? Und wieso hast du mich gerettet?“, flüsterte ich leise in den Raum hinein. ´War er vielleicht ein Schutzengel oder so? ´ Bei diesem Gedanken musste ich kichern…Falls es überhaupt so was wie Schutzengel gibt… Dann schlug ich die Decke zur Seite und stand auf, um mich auf dem Boden neben seiner Seite des Sofas niederzuknien. Er machte wirklich den Eindruck, als wäre er ein Engel und es war schön mit anzusehen, wie er schlief. Denn sein Gesichtsausdruck war echt süß. Plötzlich bewegten sich seine Augenlider und ich wich erschrocken zurück. ´Wenn er mich sieht, wie ich ihn anglotze, dann hält er mich doch gleich für irre.´ Schnell huschte ich wieder aufs Sofa und vergrub mich in der Decke, dann wachte er auf und sah zu mir rüber: „Hey…Bist du schon wach?“ Mühsam öffnete ich die Augen…Natürlich hatte ich bis eben noch geschlafen –zwinker- . „Also ja.“ Mit einem Grinsen näherte er sich mir und musterte mich ausführlich. „Ist auch alles wieder okay? Du wärst nämlich beinahe ertrunken.“ „Ja mir geht’s gut…Hast du mich gerettet?“ Er nickte: „Ja, hab dich eigenhändig aus dem Meer gezogen und dann hier her gebracht. Hatte nämlich keinen Schlü---, ich meine ich wusste ja gar nicht, wo du wohnst.“ Er kratzte sich am Hinterkopf und lächelte leicht verlegen. „Vielen Dank.“ „Ach kein Problem“, lautete seine Antwort, während er sich auf die Unterlippe biss und den Blick abwandte, was mir aber nicht sonderlich auffiel, da er sich sofort wieder umdrehte und mich etwas fragte: „Ehmm, erinnerst du dich eigentlich noch daran, wie du ins Wasser gekommen bist?“ „Mmh, nein, ich weiß nur, dass ich davor einen Traum hatte, einen schönen.“ „Ohh. Mmh…ich glaube, ich werde mal für etwas Licht sorgen, man sieht ja fast gar nichts.“ Einige Augenblicke später waren mehrere Kerzen auf einem Tischchen vor dem Sofa angezündet, welches er dann näher an uns heranzog. Nun konnte ich seine Augen richtig erkennen…Sie waren wunderschön und blau. „So, schon viel besser…Du bist so ruhig, stimmt was nicht?“ Natürlich stimmte etwas nicht…und zwar ganz und gar nicht. Mein Kopf schien sich vollständig ausgeschaltet zu haben, mein Herz überschlug sich schon fast selber und mein Atem weigerte sich, in einem anständigen Tempo zu funktionieren. Zusätzlich war doch noch sein merkwürdiges Gefühl in der Bauchgegend, dass auf der einen Seite leicht berauschend war und einen ganz verrückt machen konnte, aber auf der anderen Seite sich auch total schön anfühlte. „Nein, nein, alles okay…Wahrscheinlich noch von gestern, hehe.“ Zufrieden grinste er: „Gut!“ Dann kuschelte er sich in die Sofaecke und auch ich drängte mich weiter in die Decke hinein. „Wie heißt du eigentlich? Du hast mich gerettet und ich weiß noch nicht einmal deinen Namen.“ Allmählich beruhigte ich mich und konnte wieder anfangen zu denken. „Ich heiße Sora…ehm, und wie heißt du?“ „Hihi, ich bin Kairi, freut mich dich kennenzulernen, Sora.“ Irgendwie, fand ich das witzig. Jetzt hab ich heute schon zwei Jungs kennengelernt, erst Key und nun Sora. Fehlt noch irgendwer? „Wieso lachst du so?“ „Ich find nur lustig, dass…dass du heut schon der zweite bist, der mir neu übern Weg läuft und dabei ist diese Insel gar nicht so groß.“ „Ohh…tja, kann vorkommen…“ „Kennst du zufällig jemanden namens Key?“ „Key? Nein, nicht wirklich.“ „Naja, er ist auch erst vor kurzem hierher gezogen und er läuft immer mit einer Halskette mit nem Schlüssel dran rum.“ „Ein Schlüssel?“ Kapitel 6: Tag Drei: Die erste Berührung ---------------------------------------- Haii^^ Hier wäre dann das nächste Kappi =) Na gut, wünsch dann mal viel Spaß und hoffe auch, dass es euch gefällt ^^ Ach und wenn euch was nicht passt, schreibt es ruhig, dann versuchs ichs beim nächsten Mal besser zu machen :) noch keksis hinstell und weg lauf ^^ *************************************************** ´Ein Junge mit einem Schlüssel? Ich hoffe doch, dass sie nicht denkt, dass es der Junge ist…Toll Riku…Hättest du das mal bloß nicht gesagt. ´ „Sora?“ „Eh ja…ich bin noch da…“ „Hat dich das mit dem Schlüssel so verwirrt?“ „Ja, sicher…Klang schon komisch.“ „Stimmt…“ ´Sie kann sich aber anscheinend nicht mehr daran erinnern, was passiert ist, nachdem ich sie aus dem Wasser zog…Eigentlich ganz gut, da ich ihren Namen gerufen habe und ich den noch nicht kennen sollte. Aber was mach ich jetzt? Wie gehe ich weiter? ´ „Es ist echt nett von dir, dass ich die Nacht hier verbringen darf, darf ich doch, oder?“ Jetzt riss sie mich schon wieder aus den Gedanken…Ich sollte vielleicht etwas mehr Multi-Tasking-fähig sein, hehe. „Ja, sicher…ehm, du wohnst bestimmt nicht weit von hier oder? Wie heißt deine Straße?“ „Eh…Papuanger“, sagte sie mit einem sanften Lächeln. ´Ach…wie sehr ich doch dieses Lächeln vermisst habe.´ „Gut, das ist nur ein paar Straßen weiter“, grinste ich verlegen. Wieso wurde ich eigentlich verlegen? Schließlich war ich doch mit ihr zusammen…jedenfalls indirekt. Ich denke mal, weil ich jetzt wieder auf jeden Schritt achten musste…Und wenn sie von vorne anfängt, werde ich das auch tun. Mir bleibt eher gesagt, nichts anderes übrig. „Wieso ist das gut?“, fragte sie mit einem breiten Grinsen. ´Oh je…ertappt.´ „Da…damit ich dich morgen sicher zu Hause abliefern kann…und der Weg ist nicht so lang…also ist das gut.“ Mit einem leichten Ansatz von Rotschimmer auf meinen Wangen lachte ich über mich selbst. ´Man jetzt stottere ich auch schon…´ „Achso…dann ist ja gut.“ ´Irre ich mich jetzt oder taucht da in ihrem Gesicht auch ein leichtes Rot auf? Sora, das nenn ich mal einen guten Anfang! ´ Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte ich mich zurück an die Sofalehne. ´Ich will nur hoffen, dass Key nicht dazwischenfunkt. ´ „Ohh…meine Uhr funktioniert ja noch, obwohl sie solang im Wasser war, is ja cool. Oh und wir haben es jetzt schon um eins.“ „So spät? Wow, normalerweise schlafe ich um die Zeit.“ „Ich auch…“ „Na dann…“ Daraufhin rutschte ich wieder zur anderen Seite des Sofas und deckte mich zu: „Gute Nacht!“ Ein leises Lachen ertönte und Kairi schloss wohl die Augen. Ich machte jetzt auch diese zu und einige Augenblicke später war ich schon eingeschlafen. ´Wo bin ich? ´ Ein Gefühl der Einsamkeit verband ich mit diesem Ort. Weder Gerüche, noch Geräusche. Auch den Wind gab es hier nicht. Ich schlug die Augen auf und das erste, was ich erblickte, war Grün. Die Sicht verdeutlichte sich und ich erkannte Bäume. Sehr viele Bäume. Es waren Palmen, oder…? ´Was für eigenartige Bäume. Ich kann noch nicht einmal sagen, was für welche es sind. ´ Aber im Großen und Ganzen erschien dieser Wald wie ein Regenwald. Die Bäume ragten fast bis ins Unendliche und die verschiedenen Pflanzen und Sträucher kamen so zahlreich vor, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Langsam stand ich auf und versuchte diese fremde Umgebung ein wenig zu erkunden. Den Himmel konnte man nicht sehen, da die Bäume ihn völlig versperrten. Ich hatte irgendwie das Gefühl, als würden sie etwas verheimlichen. „Was für eine Welt ist das nur?“ Plötzlich hörte ich das Plätschern von Wasser. Ich war zunächst irritiert, da ich doch zu Beginn feststellen musste, dass es hier keinerlei Geräusche gab, nicht mal, wenn ich versuchte, welche zu machen. Ich folgte aber letztendlich doch diesem Plätschern, denn es war das einzige hier, was auf mich einen lebendigen Eindruck machte. Sträucher räumte ich zur Seite, unter gefallenen Baumstämmen kletterte ich hindurch, bis ich mein Ziel erreichte, einen See. Das Plätschern verstummte, dafür schlug nun aber mein Herz viel lauter und meine Atmung begann unregelmäßiger zu werden. Es ähnelte einem Rauschzustand, ich hörte nur, wie ich atmete und mein Herz schlug, spürte das Pochen meines Blutes in den Adern. In jeder einzelnen Ader… Es war alles viel intensiver und ich drohte fast vor Erschöpfung umzukippen. Doch dann hörte ich sie. „Sora, hilf mir!“ Ich weitete die Augen und sah, wie sich auf dem See eine Gestalt bildete. Es war…es war Kairi! „Kairi!“ Ich riss mich aus der Starre und rannte los in ihre Richtung, ohne dabei den See zu beachten, der uns voneinander trennte. Eigentlich… Denn erstaunt bemerkte ich, nachdem ich ein paar Schritte gelaufen war, dass ich mich auf dem Wasser befand. ´Wow. ´ Ich konnte tatsächlich auf dem Wasser gehen! Aber das war jetzt eher unwichtig. Nur Sekunden später riss ich mich wieder zusammen und wandte mich Kairi zu. Noch ein paar Schritte… Dann stand ich vor ihr. „Sora, hilf mir!“ Ihre Stimme klang gebrochen und unsicher. Sie hatte Angst, das konnte ich spüren. „Das werde ich. Was soll ich tun?“ Daraufhin blickte sie nach oben zum Himmel empor. Hier über dem See war er sichtbar. Er war so bunt wie ein Regenbogen und wolkenlos. „Alles ist durcheinander geraten…“, flüsterte sie. Ich senkte den Kopf wieder und starrte in ihre leeren schwarzen Augen. ´Kairi…´ „Sora, hilf mir, mich zu erinnern. Du fehlst mir so und ich will dich wieder bei mir haben.“ Dann hob sie eine Hand und hielt sie mir entgegen: „Denk daran, solang ich in deinem Herzen bin, werde ich mich nicht verlieren, sondern in dir weiterleben…“ „Kairi!“ Sie schloss die Augen, ich ergriff ihre Hand und wir tauchten gemeinsam in den See ein. ´Kairi!!´ Ich schloss sie in meine Arme und hielt sie so fest ich konnte, während wir weiter in die dunkle Tiefe sanken. ´Ich werde dich nicht verlieren! ´ Dann öffnete Kairi die Augen und sie erstrahlten wieder in ihrem früheren Glanz. Blau zu Blau. Über mir sah ich einen leichten Schimmer des Himmels durch die Wasseroberfläche scheinen, er war jetzt hellblau, wie an einem neuen Morgen. „Sora!“ Kairi drückte sich fest an mich und lächelte. Ich wollte mich auch so gerne freuen, doch ich begriff, dass es bereits zu spät war, denn ich hatte keine Kraft mehr, um uns an die Oberfläche zu bringen… ´Es tut mir leid, Kairi. ´ Ich riss die Augen angsterfüllt auf, Schweißperlen glitten an meiner Stirn entlang und eine Hand legte sich auf diese. „Beruhige dich, es war alles nur ein Traum“, hauchte mir eine sanfte Stimme zu. Meine Sicht klärte sich auf und ich erkannte, wer mir diese beruhigenden Worte zuflüsterte, es war Kairi. Ein Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie bemerkte, wie ich aufwachte. Ihre wunderschönen Augen enthielten jedoch noch etwas Sorge. „Es war also alles nur ein böser Traum…“, flüsterte ich ein wenig beruhigt. Allerdings schlug mein Herz immer noch wie verrückt und mein Kopf fühlte sich schwer und heiß an. „Ich glaube, du hast leichtes Fieber. Vielleicht hättest du für mich doch nicht ins kalte Wasser springen sollen.“ „Ach was…das bisschen Fieber ist doch gar nichts…Dagegen wäre dein Tod…viel schlimmer gewesen.“ „Sora?“ „Mmh…?“ „Danke noch mal.“ War ich froh, dass mein Gesicht bereits so rot gewesen ist, sonst hätte man jetzt deutlich sehen können, wie ich verlegen wurde. „Wo finde ich hier einen Waschlappen oder ähnliches? Für deine Stirn…“ „Das weißt d---, ehm, ich meine, die Treppe hoch, gleich die nächste Tür und dann im Schrank neben dem Waschbecken.“ „Gut, bin dann gleich wieder da.“ ´Oh man, das war vielleicht knapp. Beinahe hätte ich mich schon wieder verplappert. Sora, manchmal glaub ich echt, du bist der Waschlappen hier! ´ Ich musste über diesen Gedanken selbst anfangen zu lachen. „Wie blöd muss man sein…“ Dann warf ich einen Blick auf das Fenster über mir. Das Licht schien genau auf das Sofa und mich drauf. Es war also schon Morgen. „So, da bin ich wieder!“ Mein Blick glitt zur Treppe, von der Kairi gerade mit schnellen Schritten auf mich zu kam, und zwar mit einem nassen Waschlappen in der Hand. Den legte sie mir auch gleich behutsam auf meine nahezu glühende Stirn. Erleichtert atmete ich durch, das war echt angenehm. „So besser?“ „Ja, viel besser, danke dir.“ „Sag mal, sind deine Eltern gar nicht zu Hause?“ „Nein, ehmm, meine Mum ist für zwei Wochen verreist und mein Dad…ist zurzeit verschwunden.“ „Ohh, das tut mir leid…i…ich wusste nich…“ „Schon gut, mach dir keine Sorgen. Ich hab ihn zwar seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, aber Mum konnte ihn kurz vor den Sommerferien ausfindig machen. Sie ist grad bei ihm und bald wird er es auch schaffen, zurück zu kommen.“ „Das ist schön…“ Ihr Lächeln war für mich zurzeit das schönste auf der Welt und ihre Nähe alles, was ich zum Leben brauchte. Vor den Sommerferien hätte ich nie gedacht, dass mir das mal fehlen würde, aber man konnte sich auch nicht vorstellen, dass später so etwas Furchtbares passiert. Mein Herz schlug mir immer noch bis zum Hals, so hatte ich das Gefühl. ´Was gäbe ich dafür, sie jetzt küssen zu dürfen…´ Lächelnd, darüber, dass Kairi bei mir war, hob ich eine Hand und strich vorsichtig an der zarten Haut ihrer Wange entlang. Unsere Augen blickten sich einander an und eine seltsame Stille legte sich auf uns und den ganzen Raum. Diese Berührung weckte ein Gefühl der Sehnsucht in mir. Am liebsten wäre ich noch weiterhin auf ihrer Haut verweilt, doch ich durfte nicht. Langsam begriff ich, was ich tat und ich wich erschrocken zurück. Sie hatte zwar währenddessen gelächelt, aber nun sah sie mich auch mit einem verwirrten Gesichtsausdruck an. „Ehm…eh…sorry! Ich…eh…wollte nur…ich meine…ehm…ich muss jetzt schlafen! Mein Fieber setzt mir langsam zu!“ Und schon versteckte ich mich knallrot anlaufend unter der Decke und kniff die Augen zu. ´Man, Sora, du bist so ein Blödmann! ´ „Ehmm…ich werd mir mal was zu essen machen, ist das okay?“ „Ja…ja klar, mach ruhig! Wo du Küche ist, weißt du ja, ich meine, man sieht sie ja gut, hehe.“ ´Oh mein Gott! Ich glaub, ich werd jetzt nie mehr wieder das Haus verlassen! ´ „Eh…danke.“ Kairis Sicht: ´Wow, was war das denn grad? Hat er etwa gerade…hat er wirklich? Ich kann ja noch nicht einmal einen vernünftigen Gedanken formulieren! Ich gebs ja nur ungern zu, aber das war… Ich meine, das sollte es eigentlich nicht, aber es hat sich wirklich schön angefühlt… Ich war wie versteinert, ich hab nicht mal geatmet und ein unbändiges Kribbeln breitete sich in mir aus. Komm Kairi, werd nicht verrückt! …Aber warum nur?...Wieso gefiel es mir so? Ich kenn ihn doch erst seit gestern, oder…? Moment…was ist, wenn…er? ´ Kapitel 7: Ein seltsames Gefühl ------------------------------- Dann mal viel Spaß mit dem nächsten Kappi :D ____________________________________________ ´Könnte es sein, dass er der Junge ist, den ich suche? Aber ich kann mich auch irren, schließlich soll ich den Schlüssel finden…und…bei ihm gibt es keinen Schlüssel, oder? ´ Zudem wunderte ich mich auch, weshalb ich ihn gefragt hab, ob ich mir was zu essen machen könnte. Ich kenn ihn noch nicht lange und frag gleich nach irgendwas zum Futtern, wie unhöflich ist das denn. Aber wenn ich ehrlich bin, hab ich das Gefühl, als würde ich ihn schon länger kennen und außerdem hatte er auch nichts dagegen gehabt. Eins störte mich aber immer noch…diese Berührung. ´Wie kam er überhaupt auf diese Idee…Ich hoffe nur, er hat nicht gemerkt, wie meine Wangen vor Verlegenheit glühten. Das könnte sonst wirklich peinlich werden…´ Nachdenklich ging ich in die offene Küche und suchte in einem Schrank nach Müsli, einer Schale und einem Löffel. Das war jetzt das einzige, was ich runter kriegen würde. Im Kühlschrank kramte ich dann noch eine Packung Milch raus, alles zusammenkippen und fertig. Ja, das war wirklich eine höhere Kochkunst…nur für Profis. Danach setzte ich mich an den kleinen Küchentisch und haute mir den Bauch voll…mit Müsli –kicher- . In der Wand, an der der Tisch stand, war ein großes viereckiges Fenster, nur ohne Glas, durch das man in den Flur und das Wohnzimmer blicken konnte. Auch das Sofa stand in meinem Blickfeld. Und während ich mein Müsli verputzte, sah ich Sora ein wenig beim Schlafen zu, falls er überhaupt schlief. Als ich fertig mit Essen war, setzte ich mich wieder zurück aufs Sofa und im nächsten Augenblick wachte Sora auch schon auf. Lange hat er ja nicht gerade geschlafen…Es sein denn, er hat überhaupt nicht… „Wenn du soweit fertig bist, dann könnt ich dich jetzt schon nach Hause bringen…Möchtest du?“ ´Eigentlich wollte ich noch nicht gehen. Irgendein Gefühl sagte mir, ich solle bleiben und dem stimmte ich gerne zu. ´ „Also nach Hause möchte ich noch nicht, aber ich würde gern noch einen Spaziergang am Strand machen. Wenn du mich begleitet willst...“ „Ich würd dich gern begleiten!“ Mit einem Grinsen erhob ich mich vom Sofa und marschierte zur Haustür hin, ich wollte grad diese öffnen, als mich Soras Stimme plötzlich unterbrach: „Warte, lass mich! Diese Tür hat schon seit einiger Zeit ne Macke und klemmt öfters mal.“ „Okay.“ Ich wollte grad einen Schritt zurück gehen, um Sora Platz zu machen, als dieser seinen rechten Arm am Türrahmen abstützte und den anderen auf der Türklinge positionierte. Während ich genau zwischen beiden Armen stand und leichte Gänsehaut verspürte, da sich Sora so nah an meinen Körper befand. Er drückte die Klinke runter und die Tür ging kinderleicht auf. Dann drehte er sein Gesicht zu mir und ließ mich mit seinen unbeschreiblich blauen Augen erstarren. Seine Lippen waren so nah den meinen, dass ich seinen warmen Atem auf diesen spüren konnte. Die Zeit schien in Zeitlupe zu vergehen und der Moment kam mir schier endlos vor. Dieser Blick…Ich war wie hypnotisiert und die Gänsehaut verstärkte sich immer mehr, sodass ich es schon kaum mehr aushielt. Dann wandte Sora sein Gesicht von mir ab und riss mich somit aus meiner Trance. „Diesmal hat sie sich wohl nicht geweigert, hehe. Ist ja witzig.“ Und er trat hinaus ins Freie. Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte, mich wachzurütteln. Dann folgte ich ihm, meine Gänsehaut war aber noch immer da. ´Was ist nur los mit mir? Dieses Kribbeln…´ Ich tastete kurz meine Wangen ab, wie ich mir schon dachte, ging von denen nun eine ansehnliche Temperatur aus. „Dann auf zum Strand!“ Mit voller Begeisterung, und so, als wäre grad nichts gewesen, marschierte Sora auch schon los. „O-okay!“, und ich lief zu seiner Seite. ´Oh, nein. Jetzt fang ich auch schon an, zu stottern. ´ „Du Kairi?“ „J-Ja?“ „Kennst du rein zufällig Riku?“ „Riku? Ja, schon. Warum?“ „Nun ja, er ist mein bester Freund und ich hatte vor mit ihm in den Sommerferien einige Tage auf der kleinen Insel zu verbringen. Wenn du Lust hast, könntest du ja mal mitkommen. Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so lange, aber mit der Zeit…“ „Ja gern! Ich würd mich freuen, wenn ich mitkommen darf!“, antwortete ich mit leicht gezügelter Begeisterung, da ich ihn nicht gleich anschreien wollte. Wobei mir in der nächsten Sekunde auffiel, dass ich das mehr unbewusst gesagt hatte, als bewusst. Halt mehr aus dem Bauch raus. „Cool, sag einfach Bescheid, wenn du willst, dann kanns losgehen.“ Zustimmend nickte ich, dann setzten wir unseren Weg fort. Von Sora aus erreichte man den Strand früher, als wenn man bei mir losgeht. Wahrscheinlich konnte er das Meer jeden Morgen schon vom Fenster aus betrachten…So würde mir persönlich das Aufstehen viel leichter fallen. Ein Freund von mir hat sich mal einen Spitznamen für den Stand ausgedacht: Sandkornfriedhof. Ich weiß zwar nicht, wie er drauf kam, aber mir gefiel der Name mit der Zeit, weshalb ich ihn heute auch mal ab und zu verwendete. Etwa eine Stunde gingen wir so am Meer entlang, unterhielten uns über Gott und die Welt und lachten sehr viel gemeinsam. Für mich war er schon fast so etwas wie ein Freund…aber nur fast, schließlich kannte ich ihn erst seit einem Tag. Aber mit diesem seltsamen Gefühl in der Brustgegend lief wohl alles viel schneller. „So, da wären wir.“ „Was?“ Mal wieder aus meinen Träumereien blickte ich um mich und bemerkte, dass wir vor meinem Haus standen. Das hatte ich wohl gar nicht mitbekommen. „Naja, irgendwann warst du nicht mehr ansprechbar und total verträumt, da dachte ich mir, lenke ich dich mal nach Hause, bevor noch irgendwas passiert.“ „Danke, das ist lieb von dir…Aber woher weißt du, dass es dieses Haus ist, ich meine, ich hab dir nur die Straße genannt.“ „Eh…das war nur geraten…und ich bin zum Briefkasten gegangen und hab nachgesehen, aber das hast du nicht mitgekriegt, hehe.“ „Okay, dann mal auf Wiedersehen…Wir sehen uns doch bestimmt wieder, oder?“ „Gerne, du weißt ja wo ich wohne“, sagte er zum Abschied. Dann zwinkerte er mir zu und drehte sich um. Irgendwie war das ein merkwürdiges Gefühl, als er fortging…Ich hätte ihn gern noch länger bei mir gehabt. ´Also Kairi, was für Gedanken du mal wieder hast…´, dachte ich, während ich mich dabei ertappte, wie ich mal wieder ein verlegenes Rot ins Gesicht bekam. Ich wollte grad die Haustür öffnen, als mich eine bekannte Stimme aufhielt: „Kairi! Warte mal!“ Als ich mich umdrehte, erblickte ich Key, der geradewegs auf mich zugerannt kam. „Key?!“ Keuchend blieb er vor mir stehen, er musste wohl gerannt sein. „Möchtest…du vielleicht…heute Abend mit an den Strand gehen? Ich hab gehört, dass der heutige Sonnenaufgang besonders schön sein soll.“ Mein Kopf meldete sich mit der kurzen Info darüber, was gestern passiert ist und kaum hatte ich mich versehen, antwortete ich schon mit Ja.“ „Cool, ich hol dich dann gegen 7 Uhr ab! Bis dann.“ Und weg war er wieder. ´Wieso hab ich eigentlich Ja gesagt, ohne vorher drüber nachgedacht zu haben? Mmh…mein Kopf war wohl schneller…´ Ohne weiter drüber nachzudenken, wandte ich mich dem Türschloss zu und betrat das Haus. „Dann hab ich heute Abend wohl eine Verabredung! Moment, eine Verabredung?!“ Punkt 7 Uhr stand ich dann wartend hinter der Haustür. ´Ich weiß echt nicht, wieso ich dem sofort zugestimmt hab…Anscheinend handle ich in letzter Zeit nicht mehr nach meinem Willen, sondern mein Körper bestimmt hier, was zu tun ist…Aber eine Sache ist immer dabei, dieses seltsame Gefühl…´ Kaum hatte ich den letzten Gedanken zu Ende gedacht, da klingelte es auch schon an der Tür. Ich blieb noch einige Sekunden stehen, um mir klar zu machen, was ich eigentlich tat und in was das ganze hier enden sollte. Aber da ich noch keine Entscheidung treffen wollte, bevor ich genau wusste, wer der „Schlüssel“ war, dachte ich mir nicht viel dabei. ´Es liegt immer noch bei meinem Herzen, den richtigen zu erkennen. ´ Daraufhin schritt ich zur Tür und öffnete diese. „Guten Abend, Kairi“, entgegnete mir sofort Keys Stimme. „Hallo Key.“ Mit einem Lächeln empfing er mich und mir gingen gemeinsam in Richtung Meer. Als etwas ganz besonderes behandelten wir diesen kleinen Ausflug jedoch nicht. Es wäre auch ein bisschen krass gewesen, wenn Key gleich ein Date wollte. Nein, nein, das war es wirklich nicht, ich hätte es eher als ein Beginn einer Freundschaft bezeichnet. Einige Zeit später erreichten wir dann unser Ausflugsziel: Der Bootssteg. Wir kamen genau rechtzeitig an, denn die Sonne begann grad unterzugehen. Es war ein wundervoller Anblick und er dauerte viel länger an als sonst, ich hatte wirklich noch nie in meinem Leben einen so langen Sonnenuntergang gesehen. Es kam einem beinahe wie Stunden vor, bis das Meer seinen Rot-Orange-Schimmer wieder verlor. Danach war es der Mond, der seinen großen Auftritt hatte, sein Licht erhellte die ganze Nacht und verlieh dem Meer einen sanften hellen Glanz und erzeugte ein Abbild auf dessen Oberfläche. Hier auf Destiny Islands erschien der Mond immer so greifbar nah und man würde am liebsten die Hand nach ihm ausstrecken, um ihn zu berühren. „Ein wunderschöner Anblick nicht wahr?“ „Ja, ich habe noch nie so etwas Schönes gesehen. Alle Sonnenuntergänge, die ich bisher erlebt hatte, waren nichts dagegen. Danke, dass du mich hierher mitgenommen hast.“ Die Stille an diesem Abend war angenehm, nur der Klang der Wellen und die Stimmen des anderen. Wenn dann mal keiner redete, war es der Atem des anderen, den man hörte. Ich persönlich konnte noch fühlen, wie sich mein Herz tausendmal überschlug, wobei ich unerbittlich hoffte, dass Key es nicht hörte. „Du brauchst dich nicht zu bedanken…Ich bin es, der sich bedanken sollte…“ Ich wusste, was er damit meinte und sofort stach ich mir ein leichtes Rot ins Gesicht. „Du meinst, es gibt nichts Schöneres?“, begann er zu lachen, dann senkte sich sein Ton aber wieder, bis fast zu einem Flüstern: „Ich aber…kenne sehr wohl etwas Schöneres…Und es sitzt genau neben mir.“ Leicht schüchtern blickte ich ihn an und erkannte in seinen atemberaubenden grünen Augen, dass er es wirklich ernst damit meinte und das nicht so daher sagte. Währenddessen stieß dieses seltsame Gefühl wieder in mir hoch und durchlief jeden einzelnen Bereich meines Körpers. Erst war es ein leichtes Kribbeln, dann eine allmählich ansteigende Gänsehaut. Der Rhythmus zwischen dem Klopfen meines Herzens und meiner Atmung ließ mich in einen Rausch fallen, indem meine Sinne nur noch für eines offen waren: Ihn. Dann näherte sich Key langsam meinem Gesicht und küsste mich sanft, aber gefühlvoll auf die Wange. Ich hielt die Luft an, als sein Atem an meiner Haut entlang strich. Klar würde sich jedes andere Mädchen noch nicht auf so etwas einlassen, aber bei Key verspürte ich schon vom ersten Moment an etwas Merkwürdiges und Unbeschreibliches. Er war etwas ganz besonderes und schaffte es immer wieder, mich um den Verstand zu bringen. Mit einem zärtlichen Blick sah er mir ein weiteres Mal in die Augen und wartete offenbar auf eine Reaktion von meinerseits aus. Ich lächelte nur und verfing mich dabei abermals in seinen Augen, die vom Mond einen zusätzlichen Glanz erhielten. Er erwiderte das Lächeln und näherte sich mir ein weiteres Mal. Diesmal spürte ich aber, wie sich sein warmer Atem auf meinen Lippen zentrierte. Mein Herz blieb scheinbar stehen und mein Atem stockte, Gänsehaut durchwühlte meinen Körper nochmal von oben bis unten. Ich schloss die Augen und wartete gespannt bis es passierte… „Kairi, nicht!!“ Plötzlich wandte ich den Kopf ab und starrte erstaunt ins Leere. ´Was für eine Stimme war das? ´ Dort war tatsächlich etwas gewesen, das mich abhielt, aber es schien, aus meinem Inneren zu kommen. ´Mein Verstand oder mein Herz? ´ Zögerlich blickte ich wieder zu Key: „E-es tut mir Leid…“ „Nein, das muss es nicht. Es ist meine Schuld, ich war viel zu voreilig…“ Kopfschüttelnd verdrängte ich die Stimme in mir und redete dagegen: „Nein! Es liegt an mir…Das ist…mein erster Kuss…soweit ich weiß. Ich meine… wäre es geworden, aber ich bin glaub ich nur viel zu aufgeregt…Es liegt wirklich nicht an dir!“ ´Stimme hin oder her, Key hatte es nicht verdient, dass ich ihn so behandle. Ich sollte mich einfach nur zusammenreißen! ´ „Ich glaub, ich bring dich jetzt wieder nach Hause, es ist schon spät.“ Enttäuscht von mir selbst nickte ich zustimmend und wir machten uns wieder auf den Rückweg. „Ich hoffe doch, dass wir uns trotzdem mal wieder sehen“, sagte er mit einer leisen Stimme, als wir vor meiner Haustür angekommen waren. „Sicher doch, mach dir keine Gedanken…Ich war wohl noch nicht soweit…“ Daraufhin verabschiedete er sich mit einem Lächeln und verließ das Grundstück. Ich sah ihm noch lange nach, bevor ich die Tür öffnete und ins Haus huschte. Dann schmiss ich mich erstmal auf das Sofa und starrte an die Decke. ´Jetzt kommt wohl der Zeitpunkt, an dem ich das erste Mal diesen einen Gedanken formuliere…Ich habe mich verliebt…´ Grinsend begab ich mich nach oben und sprang unter die Dusche. Doch eines verstand ich noch immer nicht…Was hatte es mit dieser seltsamen Stimme in mir auf sich? Und wieso in Gottes Namen verliebte ich mich in jemanden, den ich erst seit zwei Tagen kannte? Ich könnte mich selber ohrfeigen. Früher sagte ich immer, Liebe braucht sehr viel Zeit und die Liebe auf den ersten Blick gab es für mich auch nicht. Doch jetzt war das ganz anders… ´Ob es vielleicht an dem Schlüssel liegt? ´ Ganz verkehrt war dieser Gedanke gar nicht, denn ich wusste ja, dass ich den Jungen, den ich vergessen hatte, vorher gut kannte…vielleicht hatte ich ihn früher schon geliebt? Und wenn das stimmte, dann wäre es ganz verständlich, wenn ich mich so schnell in ihn verliebte… ´Jedoch nur, wenn Key…auch wirklich der Schlüssel ist. ´ Obwohl ich mir mal wieder so viele Gedanken darum machte, war der Tag trotzdem einer meiner Schönsten gewesen und so schnell ließ ich mir meine Laune nicht nehmen. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch noch nicht, dass die darauffolgende Nacht alles andere als angenehm verlaufen sollte. Kapitel 8: Tag Vier: Die Erkenntnis ----------------------------------- „Kairi!“ . . . „Kairi!“ „Nein, nicht!“ „Kairi, hörst du mich?!“ „W-wer bist du?“ „Kairi! Wo bist du?“ „I-ich bin doch hier!“ „Kairi, ich kann dich nicht mehr sehen! Alles…ist weg.“ ´Wer ruft mich denn da immer? Und wieso hört er mich nicht, wenn ich ihn rufe?´ Plötzlich erschien etwas vor mir… Nein, nicht Etwas, sondern Jemand! „Rufst du mich die ganze Zeit?“ „Kairi! Bitte…bitte sag doch was.“ ´Er kann mich immer noch nicht hören oder sehen…Aber Moment…diese Person…sie ist… Sie ist Ich! ´ Diese Person war eindeutig ich, aber wie ist so etwas möglich? Ich stehe doch Hier und wieso sollte ich mich selbst suchen? Ich habe mich doch nicht verloren, oder? Ich meine, was für einen Grund gäbe es denn? Oder könnte es sein, dass damit meine Erinnerungen gemeint waren…Machen diese Erinnerungen etwa MICH aus? Sodass ich ohne sie mich selbst verliere? Ich verstehe überhaupt nichts mehr…Kenne ich Kairi eigentlich noch? Oder habe ich schon vergessen, wer ich bin? Mit einem plötzlichen Knallen war alles vorbei, ich spürte nur, wie ich mich vor Schmerzen verkrampfte, mir meinen Kopf hielt und kleine Schweißperlen nach unten tropften. Völlig verwirrt riss ich die Augen auf und versuchte die Orientierung wieder zu finden. Ich befand mich auf dem Boden, neben meinem Bett. Ich musste wohl während des Schlafens rausgefallen sein. Ich fragte mich aber auch nicht wieso, denn dafür machte mir der Traum viel zu große Angst. Ich konnte jetzt an gar nichts mehr denken. Allerdings fand ich schnell heraus, dass das vielleicht doch eine gute Idee wäre, denn nun erblickte ich meine Hand, die zuvor noch an meinem Kopf verweilte. Sie war blutverschmiert… Ruckartig wich ich zurück und sah zur Kommode, die neben meinem Bett stand. Ich musste mich wohl daran gestoßen haben. Glücklicherweise gab es einen Medizinkasten im Bad. Den Traum völlig vergessend rannte ich durch die Badezimmertür und öffnete hastig das kleine Schränkchen. Nach einigen Minuten war ich erstmal provisorisch verarztet, aber ich war der Meinung, das müsse reichen. So eine kleine Verletzung würde ich schon verkraften. Vor lauter Schreck entfiel mir sogar der Traum und es war so, als hätte es ihn gar nicht gegeben, vielleicht war es sogar besser so. Denn man konnte nie wissen, wie viel Hirngespinst mir Xemnas eingepflanzt hatte. Am nächsten Tag waren die gröbsten Schmerzen von meinem nächtlichen Unfall verschwunden. Erleichtert darüber, dass ich noch einige Stunden geschlafen hatte, erhob ich mich aus dem Bett und verließ mein lebensgefährdendes Schlafgemach. „Wahrscheinlich wird’s irgendwann auch noch mein Grab werden“, scherzte ich ein wenig. Den Verband konnte ich auch schon abnehmen, war zum Glück wirklich nichts Ernstes gewesen. Desweiteren tauchten überraschenderweise Bilder vom Traum der letzten Nacht auf, obwohl ich sie schon für verloren gehalten hatte. Jedoch verdrängte ich dieses Ereignis, so gut es ging, denn viel Neues erzählte es mir nicht. Dass ich etwas Wichtiges wiedererlangen musste, war mir schon klar, aber auf der anderen Seite hatte ich vorher nicht geahnt, dass es mich so verändern würde… Nun bekam ich aber eine Vorstellung davon, wie sehr mein Leben von diesen Erinnerungen abhing. „Aber nun genug Trübsal geblasen…Wird Zeit, dass ich unter Leute komme“, kicherte ich vor mich hin. ´Vielleicht besuch ich heut ja einen der Jungs? ´ Das dachte ich wiedermal nach reiner Intuition, denn die flüsterte mir schon seit ich die Jungs kennengelernt hatte zu, dass der Schlüssel einer von ihnen ist. Ich hoffe nur, dass das auch stimmte, denn es ist schon schwer genug, zwischen den beiden den Richtigen zu finden. Vor allem, weil ich mich bereits verliebt hatte. ´Moment mal…und was war das, als ich bei Sora gewesen bin? Es war mindestens genauso seltsam wie bei Key gestern. Aber nicht dass… Für mich ist es völlig unmöglich, sich in zwei gleichzeitig zu verlieben. ´ Mit einem fragenden Ausdruck blickte ich Richtung Tür. „Vielleicht sollte ich mir doch ein wenig Klarheit verschaffen…“ Also beschloss ich, Sora einen kleinen Besuch abzustatten. Es war zwar erst gegen 10, aber ich konnte mir ja auch noch ein wenig Zeit beim Gehen lassen. Eine gute halbe Stunde verging und ich stand vor seiner Haustür. Jedoch spürte ich schon zu Beginn die ersten Zweifel in mir, als ich die Klingel betätigen wollte. Oder war es einfach nur eine Art von Aufregung? Schließlich rang ich mich durch und drückte sie runter. Gespannt wippte ich mit meinen Füßen auf und ab, und ein leichtes Lächeln zierte mein Gesicht. Doch es kam keiner… ´Hmm…Ist er nicht da? ´ Einige Augenblicke später wollte ich dann wieder Kehrt machen, doch genau in dem Moment öffnete sich die Tür und ein offensichtlich verschlafener Sora torkelte hervor. „Oh…Hi, du bist ja doch zu Hause“, sagte ich mit einem Grinsen, als er vor mir stand. Gähnend streckte er sich und rieb sich den Hinterkopf: „Ehmm, ja bin ich, hehe…“ Während ich ihn so ansah, musste ich drauf loskichern, anscheinend hatte er bis eben noch geschlafen und ich habe ihn natürlich aufgeweckt. „Sag nicht, du hast grad noch geschlafen!“ Mit einem unsicheren Grinsen bestätigte er meine Vermutung, ihm war es wohl ziemlich unangenehm, dass ich ihn hier mit völlig zerzausten Haaren, schlaftrunkener Haltung, müden Augen und vor allem im Schlafanzug antraf. Naja, mir wäre das aber auch peinlich, wenn ich ehrlich bin. „Lach mich nicht aus…Bin halt ein Langschläfer“, versuchter er beleidigt zu spielen, doch das gelang ihm wohl nicht so gut, denn ich musste schon wieder lachen. „Ach Sora, du bist schon echt niedlich.“ Hatte ich das jetzt wirklich gesagt? Eine sichtbare Röte schlich sich nun über seine Wangen. „Willst du nicht vielleicht reinkommen?“ „Klar gern, deswegen bin ich ja gekommen.“ Immer noch leicht verlegen bat er mich ins Haus. „Hast du was dagegen, wenn ich mich eben umziehen gehe, ich bin ja noch im Schlafanzug…“ Als er das fragte, musterte ich ihn erstmal genauer. Eher gesagt trug er nur ein T-Shirt und Boxershorts, was mich zu einem weiteren Kichern anspornte. „Wieso lachst du denn schon wieder? Was ist so lustig? Dass ich hier mit gerade mal zwei Stofffetzen vor dir stehe?“ Irgendwie überraschte mich sein Kommentar, es kam so ernst rüber, war aber nicht böse gemeint und die Verlegenheit war anscheinend auch schon überwunden. „Ehmm, nun ja…“ Jetzt überkam mich die Schüchternheit und fand keine Worte, gerade weil ich selbst nicht recht wusste, weshalb ich lachte…Es war halt irgendwie amüsant. „Schon okay, ich weiß eigentlich, dass ich nach dem Aufstehen immer zum Totlachen ausseh. Möchtest du vielleicht erstmal etwas trinken?“ „Das wäre nett danke. Ein Wasser würde schon reichen.“ Zusammen begaben wir uns dann in die Küche und er reichte mir ein Glas und füllte es mit Mineralwasser aus dem Kühlschrank. „So bitte schön.“ „Danke sehr.“ Daraufhin schritt Sora wieder auf den Ausgang der Küche zu: „Jetzt bin ich aber weg, umziehen“, grinste er noch schnell zurück. Ich jedoch stellte mein Glas ab und ergriff sein Handgelenk. Wie vom Blitz getroffen kam mir etwas in den Sinn, was ich gleich mal ausprobieren wollte. Es verstand sich auch von selbst, dass Sora sich jetzt umdrehte und mir einen erstaunten Blick zuwarf. Von irgendeiner Magie geleitet, ging ich ein paar Schritte auf ihn zu und schaute tief in seine Augen, die blauer waren, als ich es je bei jemandem gesehen hatte. Weiterhin starrte er mich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck an, doch er sagte nichts, sondern blickte mir auch tief in die Augen. Ich wartete…wartete auf etwas bestimmtes, auf ein gewisses…Zeichen. Allmählich begann ich zu zittern und dieses Bauchkribbeln meldete sich wieder, unbewusst erhöhte ich den Druck auf seinem Handgelenk, aber keiner von uns dachte auch nur daran, von einander abzulassen. Es zählte nur dieser Augenblick, besonders für mich, denn ich hatte noch eine Frage zu klären. Immer noch fasziniert von diesem Blau, in das ich starrte, hörte ich nun auch noch mein Herz höher schlagen. Für mich war es jetzt klar und löste mich langsam wieder aus unserem Blick und sah mit hochrotem Kopf zur Seite. „Du Kairi…ich ehmm…“ Doch ich ließ ihn gar nicht erst ausreden, ich war dafür jetzt viel zu aufgedreht und wollte keine Reaktion von ihm wahrnehmen, also: „I-ich geh ma eben auf die Toilette, wenns dir nichts ausmachst. Ich weiß ja, wo sie ist.“ Folglich bewegte ich mich schon in der nächsten Sekunde an ihm vorbei und lief die Treppen hoch. Zurück blieb ein etwas durcheinander gebrachter Sora. Als nächstes verrammelte ich hinter mir die Badezimmertür und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Denn das, was ich schon im Hinterkopf vermutet hatte, bewahrheitete sich nun. Vorher wollte ich es abstreiten, aber nun fühlte ich die Beweise am eigenen Leibe. Nicht nur für Key hatte ich Gefühle… „Sondern auch für Sora.“ Mein Herz hat es bereits erkannt, doch mein Verstand mochte diesen Gedanken noch nicht ganz akzeptieren. Ich meine, ich kann doch nicht in zwei Menschen gleichzeitig verliebt sein…aber so war es nun mal und ich musste es hinnehmen. „Okay, dann wollen wir mal.“ Und mit diesen Worten schloss ich auf und begab mich wieder ins Wohnzimmer… Jedenfalls hatte ich das vor, aber ich erblickte plötzlich am Ende des Flures eine Tür, die ganz danach aussah, von Soras Zimmer zu sein, denn es war ein Schild mit seinem Namen daran befestigt. ´Ist ja süß, wie ein kleines Kind. ´ Letztendlich trieb mich die Neugier immer weiter an die Tür heran, mehr ungewollt als beabsichtigt, bis ich dann direkt vor stand. Sie war ein Spalt geöffnet, sodass man hineinspähen konnte. Tja, ich bin halt ein sehr neugieriger und abenteuerlustiger Mensch, wie man sieht. Mit den Fingerspitzen tippte ich die Tür ein wenig an, um den Spalt zu vergrößern. Ich musste mir die Hände vor dem Mund halten, damit ich nicht anfing, laut los zu kichern, denn man sah Sora, wie er sich gerade umzog. Die Hose hatte er bereits an, aber sein Oberkörper völlig frei. Ich staunte nicht schlecht, als ich erkannte, wie durchtrainiert er doch war, also für sein Alter. Zum Glück stand er mit dem Rücke zu mir, so konnte ich zwar die Vorderseite nicht auch noch begutachten, aber ich musste es auch nicht haben, von ihm erwischt zu werden. Jetzt begann er, sich ein T-Shirt überzuziehen, was seinen hinreißenden Körperbau nun wieder verhüllte. ´So Kairi, genug spioniert, jetzt verschwinde hier, bevor er rauskommt und dich sieht! ´ Ich drehte ich um und wollte grad einen Fuß vor den anderen setzen, als ich dummerweise an diesem hängblieb. Ist mir bis jetzt noch nie passiert, aber man kennts ja, in solchen Momenten passiert immer was Verhängnisvolles. Wie gesagt, ich verlor das Gleichgewicht, ruderte ein wenig mit den Armen und stolperte auch schon inmitten Soras Zimmer, der mich völlig entsetzt anguckte. Kapitel 9: Rache ist süß ------------------------ So hier ist das nächste Kapitel^^ N bisschen kurz geraten, tut mir leid, aber das nächste wird wieder etwas länger sein ;) Viel Spaß ! ********************************************************************** „K-Kairi, was?!“ „Ich, ähhmm. Es ist nicht so, wie es aussieht…i-ich wollt n-nur…ich ehh…“ Jetzt war ich fällig, da gabs keine Ausrede und selbst wenn, ich wäre nicht fähig sie auszusprechen. Völlig hilflos und verzweifelt stand ich direkt vor ihm, in seinem Zimmer, nachdem er sich umgezogen hatte. Das war wirklich das Schlimmste, was überhaupt passieren konnte…oder? ´Und was, wenn er jetzt nichts mehr mit mir zutun haben will? ´ Meine Wangen glühten förmlich und ich hatte mich noch in meinem Leben so geschämt. Naja, wenigstens war er nun angezogen… Ich war echt völlig am Ende mit meinen Nerven, das Herz hämmerte schon fast schmerzhaft gegen meine Brust und mein Kreislauf fuhr Achterbahn, sodass mir allmählich schwindelig wurde, doch ich riss mich wieder zusammen, schließlich musste ich noch Soras Reaktion abwarten. Der guckte mittlerweile nicht mehr so entsetzt, sondern machte einige Schritte auf mich zu. Mein Atem blieb stehen, als sich sein Gesicht bis auf nur wenige Zentimeter meinem näherte. „Keine Sorge, ich bin dir nicht böse…Nur hab ich jetzt was gut bei dir…“ Teils erleichtert, teils noch mehr angespannt blickte ich in seine Augen…Es war sein Ernst…doch was hatte er nun vor? Er griff sich meine Handgelenke und drückte mich langsam weiter nach hinten bis zu einer Wand. Zunächst zuckte ich einmal kurz, als ich merkte, dass es hinter mir nicht mehr weiterging, dann konzentrierte ich mich wieder auf das, was er tat. Sora zog nun meine Handgelenke hoch über meinen Kopf und drückte sie an die Wand, sodass ich mich nicht mehr aus seinem Griff befreien konnte. Dann grinste er mich frech an. Verwirrt sah ich zu ihm. Spielte er nur mit mir oder was? Sein Gesicht befand sich nun neben meinem und hauchte mir einen warmen Atem zu. Das sollte wohl der Racheakt sein, er ließ mich sozusagen zappeln…Aber gab es auch einen Versöhnungsakt? Ich hoffe doch mal schwer, ja. Meine Gänsehaut und das Kribbeln wurden immer stärker und ich hatte das Gefühl, ich stände kurz vor der Ohnmacht. Meine Hände zitterten in den seinen, nein, sie bebten schon förmlich. Plötzlich ließ er meine Gelenke wieder los und entfernte sein Gesicht wieder etwas von meinem, dann sah er mich mit einem entschuldigenden Blick an: „So…ich denke das reicht als kleine Strafe.“ Ich war leicht fassungslos über diese Worte, aber es war in der Tat eine Strafe gewesen. Er hat mir mein Verstand geraubt und mich völlig wahnsinnig gemacht. Geschockt sah ich ihn an und traute mich nicht, auch nur die kleinste Bewegung zu machen. Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange und verschwand aus dem Zimmer. Ich wartete noch einige Minuten, bis ich wieder zurechnungsfähig wurde und begab mich anschließend auch nach unten. „Man, ich hab dir wohl ganz schön zu schaffen gemacht, was?“ „Ja, allerdings…Aber irgendwie…wars auch ganz schön.“ Ein sanftes Lächeln kam als Antwort. „Ich werd jetzt aber mal gehen…ich muss noch…was erledigen. Man siehts sich hoffentlich bald wieder“, den letzten Satz flüsterte ich schon beinahe, dann ging ich langsam zur Tür. „Ja…bestimmt.“ Dann fiel die Tür ins Schloss. „Wow!!“ Nun ließ Sora seine Begeisterung freien Lauf. „Ich muss Riku anrufen!“ Schon wenige Sekunden später war die Nummer des Silberhaarigen gewählt und man hörte ein Tuten im Hörer. Einmal… Zweimal… „Ja, hallo, Riku hier.“ „Hey Riku, du wirst mir nicht glauben, was grad passiert ist!“ Nach einigen Minuten hatte Sora ihm dann alles in einem eher unverständlichen Tempo mitgeteilt und atmete zunächst erleichtert durch. „Oha, Sora, das hörts sich schon ganz danach an, als wär sie in dich verknallt.“ „Schon mal ein guter Anfang, was?! Aber ich hab mir vorgenommen, sie erst zu küssen, wenn sie sich wieder an mich erinnert.“ Ein lautes Lachen ertönte aus dem Hörer: „Das schaffst du eh nicht! Also mit dem Zurückhalten.“ Ein weiteres Gelächter war zu hören. „Ja ich weiß, deshalb werd ichs auch nicht tun!! Ich wär ja schön blöd, wenn ich mir das entgehen lassen würde!“ „War eigentlich klar, dass du so was sagst! Dann mal los!“ Kapitel 10: Tag Fünf: Wieso kann ich dich nicht vergessen? ---------------------------------------------------------- Der nächste Tag begann recht früh, da ich den Rest des letzten Tages über faulenzte. Ich hatte nun begriffen, dass ich mich in beide verliebt hatte und musste nun noch herausfinden, wer von ihnen der „Schlüssel“ war…oder wen ich vielleicht lieber mochte… Das könnte sich als durchaus schwer erweisen, weil in meinem Kopf immer der Name Key umherspukte und mein Herz anfing, schneller zu schlagen, wenn ich an Sora dachte. ´Wenn ich mal so eine These aufstellen sollte, würde ich schätzen, beide sind gleichauf. ´ Seufzend starrte ich in die leere Müslischüssel, die vor mir stand. ´Das wird echt nicht leicht. Ich werde mich wohl oder übel auf mein inneres Gefühl verlassen müssen, es wird mir schon den richtigen Weg weisen. ´ Nach dem Frühstück verließ ich, noch in der Morgenröte, das Haus und spazierte die Straße entlang…Hier irgendwo wohnte ja auch Key. ´Ich hab Key seit vorgestern nicht mehr gesehen, irgendwie vermisse ich ihn…´ Aber da es noch etwas früh war, wollte ich bei ihm nicht gleich antanzen, nachher durfte ich noch einen Schlafanzug begutachten. Bei dem Gedanken musste ich lachen. ´Einer reicht völlig…´ Ich ging also erstmal an den „Sandkornfriedhof“, da mir das Innere der Insel nicht so sehr gefiel. Es war eher langweilig dort, man konnte zwar einigermaßen gut einkaufen gehen, aber dazu hatte ich jetzt nicht so die Lust. Und außerdem müsste ich an der Schule vorbei, aber dieses Gebäude hasste ich wie kein anderes. Meine Noten waren zwar ganz gut…aber die Lehrer…und Hausaufgaben…und das frühe Aufstehen. Die Sommerferien waren kein guter Zeitpunkt, an diese Grausamkeiten zu denken. Am Strand angekommen, wendete ich mich diesmal einer anderen Richtung zu als sonst, ich war lange nicht mehr dort gewesen und wollte endlich wieder hin und wer weiß, vielleicht würde dieser Ort etwas besonderes für mich bereithalten. Ungefähr 20 Minuten später war ich da und bewunderte zunächst den Sand, der hier viel weißer und schöner war. So unglaublich ist die Magie an diesem Ort, das hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung gehabt. Ich setzte mich dann vor das Meer in den Sand und genoss die Stille an diesem Platz. Doch plötzlich wurde die Ruhe von einer Stimme gebrochen: „Was machst du denn hier so früh?“ Ich drehte mich ruckartig nach hinten und sah erstaunt einen blonden Jungen dort stehen. „Key? Tja, dasselbe könnte ich dich auch fragen.“ „Mmh…also ich bin eher so ein Frühaufsteher und seit ich hier wohne, wollt ich gern mal wissen, was auf dieser kleinen Insel hier ist.“ Dann machte er ein paar Schritte auf mich zu und setzte sich neben mir in den Sand. „Und ich konnte nicht mehr schlafen, deshalb bin ich hierher gekommen.“ „Kairi…“ Grinsend wandte er sich zu mir. „Hmm?“ „Es war zwar nur ein Tag dazwischen, aber…ich hab dich vermisst.“ Lächeln blickte ich verlegen auf den Sand unter mir: „Ich dich auch.“ Als nächstes umschloss mich eine angenehme Wärme, es war Keys Umarmung, die ich spürte. Ich ließ meine Augen zufallen, um diesen Augenblick richtig genießen zu können. Seine Arme hatten sich um meinen Bauch geschlungen, indem es schon ordentlich kribbelte und ein sanfter Atem strich meinen Nacken entlang. Ein Hauch…und ein Kuss…dann bekam ich Gänsehaut und meine Nackenhaare mussten sich bereits aufgestellt haben. Ich öffnete wieder die Augen und drehte den Kopf zu Key. Er fing an zu grinsen, gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange und verpasste mir dann einen Schubs. Überrascht weiteten sich meine Augen, ich lag jetzt auf dem Sand und Key befand sich über mir. Seine Hände stützten sich neben meinem Kopf auf und sein Gesicht war verdächtig nahe an meinem. „Key…“, hauchte ich mit einer zitternden Stimme. Meine Atmung beschleunigte sich und Aufregung stieg in mir hoch, eine so derartige Reaktion von seinerseits hätte ich nicht erwartet. Er kam immer näher… „Kairi, nicht!“ Verwirrt schreckte ich hoch und drängte Key zur Seite. ´Nein, nicht schon wieder diese Stimme.´ „Kairi? Alles in Ordnung?“ Leicht zweifelnd nickte ich, denn ich wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht war. Eine tröstende Hand legte sich auf meine Schulter und ich sah wieder in diese dunkelgrünen Augen, die mir wie funkelnde Smaragde in der Nacht erschienen. „Ich hab da ne Idee…schließ mal die Augen.“ Ich verstand nicht wirklich, was er vorhatte, aber ich tat es letztendlich doch und wartete gespannt darauf, was jetzt passierte. Erst strich eine warme Hand über meine Wange, die daraufhin gleich rot anlief, ich musste schmunzeln, denn es gefiel mir. Dann spürte ich einen leichten Atemhauch dort, wo vorher die Hand gewesen ist. Unbewusst lenkte ich meinen Kopf in diese Richtung und die Wärme wurde stärker und durchdringlicher. Ein zufriedenes Lächeln zeichnete meine Lippen und ein erleichterter Seufzer erklang meinerseits. Ich mochte seine Nähe, sehr sogar… Der wärmende Atem wanderte meine Wange entlang hinunter zum Mund und blieb stehen. Noch ein letztes Lächeln… Dann berührten sie sich, begleitet von einem berauschenden Gefühl. Seine Lippen trafen auf meine, eine unbeschreibliche Wärme durchfloss meinen Körper und ich hatte das Gefühl der Schwerelosigkeit. Alles andere verflog in einem unsichtbaren Nebel und ein lautloser Schleier legte sich auf uns. Irgendwann, ich weiß nämlich nicht, wie lange dieser Moment andauerte, lösten wir uns wieder voneinander. Ich öffnete die Augen und erblickte einen lächelnden Jungen vor mir, ich war selbst ein wenig überrascht, denn diesmal mischte sich die komische Stimme nicht ein. „Ich habe das Gefühl, ich würde dich schon ewig lang kennen.“ „Ja, ich auch…" „Wer weiß, vielleicht ist es ja auch so…“ Das letztere sagte ich mit einem etwas nachdenklicheren Blick. ´Wie konnte er denn der Schlüssel sein, wenn er erst seit kurzem hier lebte? Aber ich könnte durchaus auch ohne diese Erinnerungen glücklich werden…Denn wenn ich Key wirklich liebte, dann bräuchte ich niemand anderen mehr. ´ Anschließend verbrachten wir noch viele Stunden gemeinsam, in denen ich aber nur zur Hälfte anwesend war, denn ich musste drüber nachdenken, ob ich meine Suche nun beenden wollte… Nach diesem wunderbaren Tag legte ich mich dann erschöpft ins Bett und schlief sogar recht schnell ein. Anscheinend war dies ein schwer zu verarbeitender Tag gewesen, denn ich fiel sonst nicht sofort in den Schlaf… Ich bin wieder an diesem Strand mit dem Himmel, der wie ein Regenbogen in allen Farben leuchtete. Das Meer, über das ich damals gegangen war, befand sich auch noch hier und hatte auch noch immer denselben Glanz, wie beim ersten Mal. Hinter mir war der Regenwald… Er schien mich zu rufen… „Kairi!!“ Langsam bewegte ich mich auf den seltsamen Wald zu, beim Näherherangehen bemerkte ich, dass es kein gewöhnlicher Regenwald war. Die Bäume sahen anders aus…Ich selbst konnte nicht einen bestimmen, sie strahlten so eine eigenartige Fremdheit aus, einige von ihnen schlängelten sich sogar nach oben, so etwas hatte ich noch nie gesehn. Nun drang ich in den unbekannten Wald ein und folgte weiterhin einer Stimme, die ich ebenfalls nicht kannte. Sie führte mich letztendlich zu einem großen See, auf dem jemand stand. Mich überraschte dies nicht sehr, da ich bereits wusste, dass man in dieser Welt über Wasser laufen konnte. Doch als ich genauer hinsah, weiteten sich meine Augen schlagartig, das war ich! Plötzlich vernahm ich Schritte hinter mir und blickte mich um. „Sora?“ Er lächelte und reichte mir eine Hand: „Lass uns zusammen gehen…Zu deinem wahren Ich.“ „Ich verstehe nicht…“ Gedanklich weigerte ich mich, denn ich wusste nicht, was er damit meinte, dennoch nahm mein Körper eigenwillig die ausgestreckte Hand entgegen und schon gingen wir Schritt für Schritt über den See. „Was passiert hier?“ „Keine Angst, du wirst schon verstehen…und wenn nicht heute, dann irgendwann. Da bin ich sicher.“ Verwirrt starrte ich wieder geradeaus zu dem, was mein „wahres Ich“ sein sollte. Je näher wir kamen, desto stärker wurde ein fremdartiges Gefühl in mir. Es war so komisch, ich hatte mich noch nie so gefühlt. Mein Blick wurde unklar und allgemein meine Sinne wurden schwächer. Ich spürte, wie das Blut in meinen Adern pulsierte, jeder einzelne Herzschlag geschah in Zeitlupe, meine Atmung war aber total unregelmäßig und eine Art Rauschgefühl benetzte meinen Körper. Langsam fing ich an, zu wanken, doch Sora bot mir immer wieder einen festen Halt und zog mich in die richtige Richtung. Er hatte wohl nicht dieses eigenartige Gefühl, und wenn doch, dann konnte er verdammt gut damit umgehen oder besaß einfach einen sehr starken Willen. „Halte durch Kairi, das schaffst du schon!“ Ich atmete immer schwerer und jeder Schritt vermachte mir Schmerzen, den ich in jedem Winkel meines Körpers spüren konnte. „Sora…“, keuchte ich schon fast, „ich vertraue dir!“ Dann brach ich in mich zusammen und tauchte ins kühle Nass ein. „Kairi, nein! Wir sind doch schon fast da!“ Dann ergriff mich auf einmal eine Hand und zog mich wieder hoch, ich fühlte mich so, als würde ich in der Luft schweben…zwischen Leben und Tod. „Gib jetzt nicht auf! Hörst du?! Komm Kairi, mach die Augen auf!“ Zögernd öffneten sich meine müden Lider und fand mich in Soras Armen wieder. Er trug mich. „Sora, ich will schlafen…“ „Nein, Kairi. Nicht jetzt, aber bald. Wenn alles vorbei ist.“ „Wenn alles vorbei ist…“, flüsterte ich schon leicht schlummernd. Dann rannte er los, so schnell er konnte und hielt mich dabei fest in seinen Armen und ließ auf keinen Fall los. Dann tauchten wir in helles Licht ein und ich hob langsam meine Augenlider. Weiß. Alles um uns herum war in weißes, strahlendes Licht gehüllt. „Wir sind da.“ Erleichtert schlug ich die Augen ganz auf, doch dann wurde plötzlich alles schwarz und Sora verschwand… Schweißgebadet schreckte ich inmitten der Nacht auf. „Ein Traum…!“ Mit einem leeren Blick starrte ich ins dunkle Zimmer, ich verstand nicht, wieso oder weshalb…ich so etwas träumte… „Warum träume ich von ihm?! Und wieso geht er mir nun nicht mehr aus dem Kopf?!“ Ich klammerte mich an mein Kissen und schrie alle Wut dort hinein. Ich wollte nicht an ihn denken, ich wollte nur an Key denken. Das Kissen füllte sich allmählich mit meinen nassen Tränen und mein Körper schmerzte schon, weil ich mich so sehr verkrampfte. Ich schrie solange, bis mir der Hals wehtat und ich nicht mehr genug Luft für einen Ton besaß. „Es geht nicht, nein! Ich kann nicht…“ Schluchzend hob ich wieder den Kopf, damit ich atmen konnte. „Ich kann nicht zwei lieben!! Verdammt nochmal!“ Dann verließ ich tränenbenetzt mein Zimmer, schlug die Badezimmertür auf, haute auf den Lichtschalter und stellte mich vor den Spiegel. Ich wollte mir kaltes Wasser ins Gesicht reiben und die Tränen vergessen. Doch der Schmerz war zu groß. „ICH WILL DICH NICHT LIEBEN!!!“ Und so schlug ich mit aller Kraft gegen den Spiegel. Dieser zerberste sofort in tausend Splitter und meine Faust fing höllisch an zu schmerzen. Blut lief an den Überbleibseln des Spiegels entlang und tropfte ins Waschbecken, das in nur wenigen Momenten zum größten Teil rot gefärbt war. Weitere Tränen fielen und vermischten sich mit dem dunklen Rot. Ich sank auf die Knie und hielt meine vor Schmerz pochende Hand. Unter dieser bildete sich eine kleine Pfütze in einem hellen Rotton. Es war Blut zusammen mit meinen Tränen. ´Warum nur? ´ Kapitel 11: Tag Sechs: Was sagt dein Herz? ------------------------------------------ Ich hatte meine Hand nur grob verbunden und vorher auch nichts großartig gereinigt, mir war die Wunde zu dem Zeitpunkt eher gesagt egal gewesen. Ich wollte nur noch ins Bett, obwohl ich ja sowieso nicht schlafen konnte, dachte ich. Vorher wischte ich aber noch das Blut vom Boden auf und säuberte das Waschbecken, da ich keine Lust hatte, für immer getrocknete Blutflecke im Bad zu haben. Die Glassplitter ließ ich aber unbeachtet. Weinend verkroch ich mich anschließend unter die Bettdecke und verharrte dort mehrere Stunden, bis ich endlich unter Tränen einschlief. Warum konnte ich ihn nun nicht einfach vergessen? Ich hatte Key, das war genug. Aber es war wohl offensichtlich, dass ich immer noch in ihn verliebt war. Und nicht nur das…Es war mehr, viel mehr. Wenn es wirklich einen Schlüssel gab…War es dann Sora? Ich wusste schon vorher, dass es einer von den beiden sein musste und bei Key würde es sich doch widersprechen, also blieb nur noch Sora übrig… Doch war mir auch klar, dass ich mich für einen entscheiden musste, und zwar nur für einen. Wenn ich mich für Sora entscheide, müsste ich Key wohl für immer aufgeben…und wenn ich bei Key bleibe, könnte ich Sora nie mehr ins Gesicht blicken…falls er für mich auch etwas empfand. Nur wie würde ich diese Entscheidung treffen können? Ich musste mir etwas einfallen lassen… Am nächsten Morgen war meine Stimmung an einem neuen Tiefpunkt angelangt. War ja auch verständlich, nicht jeder mochte es, so eine Entscheidung treffen zu müssen. Ich ließ mir heute viel Zeit, dachte nochmal gut über alles nach und versuchte, auch wenn es nur ein kleines Bisschen war, etwas Essbares zu mir zu nehmen. Gegen Mittag machte ich mich dann auf den Weg. Seltsamerweise war ein großer Teil meiner miesen Laune verflogen, aber trotzdem spürte ich eine unangenehm bedrückende Leere in mir. ‚Er darf bloß nicht meine Hand sehen’, dachte ich schmunzelnd, um mich abzulenken, „Wer weiß, sonst macht er sich noch Sorgen…“ Leicht verwundert hielt ich inne. Diesen Satz hatte ich nicht mal ansatzweise im Kopf gehabt…Ich sprach es einfach aus. Ein kleines Lächeln zog sich über meine Lippen und ich rannte los. Wenige Minuten später stand ich keuchend vor seiner Haustür, verkrampfte mich schon vor Lachen. ‚Man, ich kann nichts dafür…Ich denke nicht drüber nach, sondern tue es einfach! ‘ Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, drückte ich die Türklingel runter und atmete einmal tief durch. Dann öffnete sich die Tür… Soras Sicht: „K-Kairi?“ „Haii Sora!“ Ich war ein wenig überrascht, als ich sie vor meiner Tür hab stehen sehen. Vorgestern war sie das letzte Mal hier gewesen und gestern waren wir uns gar nicht begegnet. ‚Vielleicht hat sie mich ja vermisst…’, bei diesem Gedanken lief mir sofort ein Grinsen übers Gesicht. „Ehmm, komm doch rein.“ Nachdem ich sie hineingebeten hatte, setzten wir uns auf die Couch und Kairi erzählte mir, weshalb sie hier war. „Also, Sora…Ich bin hierher gekommen, weil ich mit dir über etwas sprechen wollte.“ Ihr Blick senkte sich und große Sorge war in ihrem Gesicht zu erkennen. „M-Mit mir reden? Worüber denn?“ Ich war leicht angespannt, wie man sehen konnte. Wahrscheinlich hing das mit der Angst zusammen, die mir nun leicht über den Rücken schauerte. ‚Was, wenn es um Key geht…und sie womöglich schon…Nein, nein Sora, schlag dir das aus dem Kopf! ‘ „Es geht u--“ „Moment, was ist denn das?“ Erschrocken sah sie in die Richtung, auf die ich mit meiner Hand deutete. Es war der etwas unsauber gewickelte Verband, der schon eine leichte Rotfärbung annahm, der mich beunruhigte. „Ach, das! Nein, das ist nichts…Nur ein kleiner Unfall, nichts Besonderes.“ Kopfschüttelnd griff ich nach ihrer Hand. „So sieht das aber nicht aus!“ Schnell zog sie ihre verletzte Hand weg und widersprach mir ein weiteres Mal, ich aber ließ mich nicht für dumm verkaufen, sondern hielt sie fest und ergriff dann ihren Arm, sodass sie nicht mehr weglaufen konnte. „Komm nun zeig her!“ Mit einem etwas wütenden Blick gab sie letztendlich nach und ließ sich meine Untersuchung über sich ergehen. Vorsichtig nahm ich den Verband ab und erblickte eine nicht grad kleine Verletzung. In ihrer Hand befanden sich sehr viele Risse, einige von denen waren sogar so tief, dass sie immer noch leicht bluteten. Kairis „kleiner“ Unfall musste wohl erst seit kurzem passiert sein. „Was hast du denn da gemacht?“ Jetzt spürte ich, wie die Sorge in mir hochstieg, schon meine Stimme begann leicht zu zittern. Zögerlich sah sie mich an und suchte wohl nach den richtigen Worten. „I-Ich hab mich geschnitten.“ „Kairi, das ist aber nicht nur ein Schnitt! Komm, mir kannst du doch ruhig die Wahrheit sagen.“ Ablehnend wandte sie den Kopf von mir wieder ab, offensichtlich wollte sie nicht darüber sprechen. Aber warum nur? Was war so schlimm daran, es mir zu sagen? Angespannt seufzte ich und holte erstmal neues Verbandzeug, Etwas zum desinfizieren und eine Schüssel warmes Wasser. Anschließend versorgte ich ihre Hand. „Du musst das nicht tun…“, flüsterte sie mit einem leicht verlegenen Unterton. „Doch, das muss ich!“ , rief ich voller Sorge um sie, fügte dann aber noch grinsend hinzu, „Denn anscheinend kannst du das nicht alleine machen.“ „Hey, ich kann schon für mich selber sorgen!“ „Ja, das seh ich…“ Beleidigt schaute sie mich an, wobei die Hälfte davon mit Sicherheit gespielt war, denn so hat sie es früher auch immer gemacht. Daraufhin musste ich amüsiert lachen. ‚Das hatte sie zum Glück noch nicht vergessen…’ Nachdem die Wunde gesäubert und desinfiziert war, legte ich einen neuen Verband um, aber diesmal ordentlich. „So, fertig!“ „Danke…“, antwortete sie mit einem schüchternen Rot im Gesicht und musterte meine Arbeit. „Und…willst du mir nun sagen, was du angestellt hast?“ „Ich…habe einen Spiegel zerschlagen…“ „Einen Spiegel zer--?“ Geschockt sah ich in ihre trostlosen blauen Augen, sie meinte es ernst, aber wieso sollte sie einen Spiegel kaputthauen? Plötzlich riss sie sich von mir los und sprang vom Sofa runter. „Ja habe ich! Und es ist alles deine Schuld!!“ Tränen lösten sich von ihren Augenrändern, als sie mich anschrie und auch in mir machte sich Verzweiflung breit. „Kairi…“ „Du bist…so ein…Idiot!“ Dann lief sie tränenentbrannt in den Flur und man hörte nur noch ein lautes Türknallen. Sekundenschnell reagierte ich und rannte ebenfalls zur Tür. Ich erinnerte mich an damals, wie sie auch weggerannt ist und ich alles nach ihr abgesucht hatte. Ich dachte…ich hätte sie für immer verloren… ‚Doch diesmal nicht! Ich werde sie aufhalten und mit ihr reden! Dieses Mal wird sie mir nicht davonlaufen, ich will sie nicht noch einmal so verletzt sehen. Ich werde es wieder gut machen…Ich muss es einfach! ‚…Ich liebe sie nun mal…’ Kairis Sicht: Ich rannte einfach nur geradeaus, egal wohin. Ich spürte bereits Sand unter meinen Füßen, der Weg zum Meer von Sora aus war wirklich kurz. Ich lief einfach weiter, die Tränen brannten schon in meinen Augen, als würden sie meine Netzhaut verbrennen. Meine Beine meldeten schon lange, dass sie nicht mehr konnten, aber ich ignorierte es. Der Schmerz, die Trauer und all die Wut waren einfach zu groß. Ich hätte mir schon vorher denken können, dass das nichts wird. Ich wusste nicht einmal, was er für mich empfand. Manchmal dachte ich, er würde mich sehr mögen und in anderen Momenten dachte ich wiederum genau das Gegenteil. ‚Er ist so ein Idiot! ‘, das sagte ich mir die ganze Zeit und es schien meine Wut nur noch mehr anzufachen. Dann plötzlich riss mich eine Stimme aus den Gedanken. Soras Stimme. Ich blieb stehen. „Kairi!“ Er rannte auf mich zu und blieb hinter mir ebenfalls stehen. „Kairi…Es tut mir leid.“ „Was tut dir leid?!“ Kurz zögerte er, bevor er sich entschied, eine Antwort zu geben. „Es tut mir leid, dass…“ ‚…ich dich liebe? ‘ „…ich dir we--“ Voller Wut drehte ich mich auf der Stelle zu Sora um und schaute ihn mit hasserfüllten Augen an. „Du weißt doch überhaupt nicht, wofür du dich da entschuldigst! Du hast absolut keine Ahnung, wie ich fühle!“ Bedrückt und sprachlos senkte er den Kopf, denn er wusste genau, dass das stimmte. „Ich liebe Key. Und ich will auch nur ihn lieben!“ Sora blickte erschrocken auf, aber seine Augen enthielten dennoch Verständnis. Vielleicht hatte er es schon geahnt. „Und trotzdem…“ ‚…liebe ich dich.’ „…kann ich nicht aufhören an dich zu denken. Du gehst mir nicht aus dem Kopf! Verdammt nochmal, ich will dich endlich vergessen können!“ Ich zeigte ihm noch ein letztes Mal meine ganze Trauer, meine ganze Wut, meinen ganzen Hass, in meinen Augen und drehte mich dann wieder um. Ich wollte weg von hier…und nie mehr wieder zurückkehren. Doch ich wurde aufgehalten. Es ging alles so schnell, ich konnte mich nicht dagegen wehren. Er packte mein Handgelenk, hielt es fest. Mein Atem stockte. Dann umschloss mich sein Körper. Diese Wärme…sie war so…schön. Er umarmte mich fest und ließ nicht mehr los. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut und wie er eine Gänsehaut auf meinem Nacken hinterließ. Dann hauchte er mir einige Worte zu. „Kairi…bitte…hör darauf, was dein Herz dir sagt. Denn nur das ist der einzig richtige Weg… Wenn du zwei Menschen liebst, dann…finde heraus, wen du mit deinem Verstand liebst…und wen mit deinem Herzen.“ Ich erstarrte bei diesen Worten, war das denn möglich? Wie konnte ich es herausfinden? Ich sollte einfach auf mein Herz hören… ‚In Ordnung! Dann werde ich jetzt genau das tun! ‘ Mit einer schnellen Bewegung befreite ich mich aus der Umarmung und sah tief in seine blauen Augen hinein. Dort sammelten sich nun auch einige Tränen. Gefühlte Stunden standen wir da, sagten nichts, sondern blickten uns nur an. Dann schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf meinen Herzschlag. ‚Sag mir ja oder nein…’ Der gleichmäßige Rhythmus berauschte mich und mein Verstand war nun völlig abgeschaltet. Nur mein Herz zählte jetzt noch. Nur dieser Augenblick war entscheidend. Nur dieses Gefühl würde uns die Wahrheit verraten. Dann schlug ich lächelnd wieder die Augen auf und wusste, wer vor mir stand. Der Schlüssel! Langsam sank die Sonne hinter uns nieder. Warum auch immer, aber die Zeit war so schnell vergangen, wie sonst noch nie. Sicherlich war es nur Einbildung gewesen. Dennoch konnte genau dies uns sagen, dass auch nur ein Herzschlag als eine Ewigkeit empfunden werden kann. Das Wasser schwappte mir an den Füßen hoch, doch ich bemerkte es nicht wirklich. Soras Augen funkelten wie blaue Diamanten und ich konnte nicht mehr von ihnen ablassen. „Ich weiß nun, was mein Herz mir sagen will“, flüsterte ich dieser unheimlichen Stille entgegen. Mein Gegenüber begann nun auch zu lächeln und strich mir behutsam eine Träne, die meine Wange hinunterkullerte, mit der Hand weg und ließ diese dann dort verweilen. „Sora…“ Ich senkte die Augenlider und achtete genau auf die Worte, die ich nun aussprach. Ich wollte mir ganz sicher sein, das es die Richtigen waren. „…ich…liebe…dich…“ Nun lief ihm auch eine kleine Träne hinunter. „…und zwar nicht mit dem Verstand… …sondern mit meinem Herzen.“ Das darauffolgende geschah ganz unerwartet, sodass ich die einzelnen Bewegungen erst gar nicht mitverfolgen konnte. Eine angenehme Wärme durchströmte meinen Körper. Wahnsinnige Gänsehaut durchfuhr mich. Ich konnte seinen Herzschlag an der Brust spüren. Endlich… Weiche Lippen legten sich auf meine und verwöhnten mich leidenschaftlich. Der Kuss dauerte beinahe eine Ewigkeit und würde uns für immer in Erinnerung bleiben. Plötzlich drückte mich Sora so weit nach hinten, dass ich das Gleichgewicht verlor und im seichten Wasser landete. Er fiel zwar mit mir zusammen, weil ich mich noch an ihm fest geklammert hatte, aber trotzdem grinste er breit. Genau so wollte er das anscheinend haben. Dann drückte er seinen Körper sanft an meinen, der nasse Sand gab unter mir schon nach und wir verfielen in einen weiteren langen Kuss. Seine Wärme auf meiner Haut war wie leidenschaftliches Feuer. Sein Geruch wie eine Droge. Und seine Küsse wie der Himmel auf Erden. Jede Berührung, jede Zärtlichkeit…wie ein Gefühl in einer anderen Welt zu sein. „Ich liebe dich auch… …so sehr…“, hauchte er mir immer wieder zu und hinterließ auf meiner Haut ein Pulsieren. Wie ein Echo kamen dieselben Worte zu ihm zurück. Ich schwebte nun tatsächlich auf Wolke 7. Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich öffnete noch leicht verschlafen meine Augen und bemerkte, dass ich mich auf einer Couch befand. Zunächst leicht irritiert tastete ich das weiche Material unter mir ab, um wirklich sicher zu gehen. Denn ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wie ich hierher gekommen war. Das einzige Bild in meinem Kopf handelte vom Strand und den Zärtlichkeiten, die ich mit Sora ausgetauscht hatte. Nachdem mir das alles allmählich bewusst geworden war, drehte ich mich zur Seite, um den Jungen anzusehen, wessen Arme die ganze Nacht beschützerisch um mich geschlungen waren. Die braunen Haare waren nun noch mehr verwuschelt als sonst, aber es gefiel mir dennoch – es sah süß aus. Als nächstes glitt mein Blick weiter hinab auf seinen Brustkorb. Dieser senkte und hob sich gleichmäßig mit jedem Atemzug, den er tat. Langsam wechselte mein Blick die Richtung und ich führte eine Hand auf seinen Rücken. Ganz zaghaft vergruben sich die Finger unter sein T-Shirt. Sora lag auf der Seite zu mir gerichtet, daher war mir dies ein Leichtes. Weiterhin führte ich meine Finger über seinen Rücken und strich vorsichtig die markanten Linien entlang. Wie ich schon zwei Tage zuvor mit ansehen durfte, war sein Oberkörper sehr muskulös und ausgeprägt. Aber diesmal gab es einen entscheidenden Unterschied… Ich konnte ihn berühren. Plötzlich zuckte Sora einmal kurz zusammen und ich fühlte wie seine Muskeln sich anspannten. Anscheinend hatte ich ihn mit meinen Streicheleinheiten geweckt. „Kairi, das kitzelt!“, murrte er noch halb im Schlaf. „Ach wirklich?“, kicherte ich mit einem leicht schadenfrohen Unterton. Nach diesem Kommentar schlug der Brünette die Augen mit einem Male auf und grinste mich so an, als hätte er schon wieder irgendeinen Plan ausgeheckt. „Sora, was hast du vor?“, fragte ich leicht verunsichert. „Na, was wohl!“ Daraufhin schnappte er sich meine Schultern, wälzte mich um, sodass ich auf dem Rücken lag und er über mir, und zwickte dann kräftig in meine Seiten. Das konnte ich nun wirklich bis auf den Tod nicht ausstehen, doch musste ich, auch wenn es eher unfreiwillig gewesen ist, krampfhaft und unter Tränen lachen. „Sora!!“ Nach langen und unerträglichen Minuten erhörte er dann schließlich mein Flehen und ließ von mir ab. Erleichtert atmete ich durch und setzte mich wieder aufrecht hin. „Mach das bitte nicht nochmal, okay?“ „Warum denn, du hast doch angefangen!“ Beleidigt verschränkte ich die Arme und zog Schippe. „Oh nein, bitte nicht. Das ist unfair!“ Sein Gesichtsausdruck war wirklich süß, völlig unschuldig wie ein kleiner Engel. Nun, ich wollte ja nicht gemein werden, also ließ ich das Beleidigtsein und drückte ihn ganz fest. Während wir uns dann wieder voneinander lösten, tauchte ein minimaler Rotschimmer auf Soras Wangen auf, den ich trotz ziemlicher Dunkelheit erkannte. Ein kleines Grinsen folgte. „Kairi, weißt du eigentlich, dass es noch mitten in der Nacht ist? Irgendwie würd ich schon noch gern ein wenig schlafen.“ Dann schlug er sich die Decke über, lächelte mir kurz zu und schloss die Augen. „Toll! Du kannst noch schlafen. Und ich? Nachdem du mich wachkitzeln musstest…“ Doch darauf erhielt ich keine Antwort mehr. Seufzend legte ich mich hin und versuchte verzweifelt ein Auge zuzukriegen. Ich starrte nur in die dunkle Leere und durchstreifte meine Gedanken. ‚Tja, den Schlüssel hab ich nun gefunden…’ Seufzend wälzte ich mich auf die andere Seite. ‚Aber meine Erinnerungen sind immer noch verschwunden. Bestimmt kenne ich Sora schon länger, doch all diese Bilder sind irgendwo in meinen Tiefen verschollen. Und dann ist da noch etwas…’ Langsam setzte ich mich auf und warf die Decke zur Seite, es war eh zwecklos den Schlaf zu suchen, also könnte ich genauso kurz Frischluft schnappen gehen. Vorsichtig schlich ich zur Haustür und trat in die dunkle Nacht hinaus. Ich ging den Strand entlang, bis ich mich irgendwann niederließ und die Wellen beobachtete. Dabei fiel mir auf, dass es doch ein wenig frisch war, aber da musste ich jetzt durch. Der Wind durchwehte meine Haare. Nein, nicht nur meine Haare, er durchwehte auch meine Gedanken, so bekam ich das Gefühl. Ein zunehmend stechendes Gefühl, eine Art Unwissenheit und Ziellosigkeit. Ich murmelte leise Worte dem Meer entgegen, eine Frage, die ich mir nicht beantworten konnte. „Key…was soll ich nur tun…Mit dir und mir…“ Unbewusst biss ich mir auf die Lippen und versuchte angestrengt eine Lösung zu finden. Ich hatte mich nun für einen entschieden, aber übrigblieb trotzdem noch einer. Schritte näherten sich. „Was ist mit mir?“, ertönte ein bekanntes Lachen. Erschrocken drehte ich mich um und starrte sofort in ein vertrautes Gesicht. „Key?!“ Kapitel 12: Die erste Wahrheit ------------------------------ „Ja, genau ich!“, grinste er mir entgegen. Aus meiner Starre erwacht guckte ich ihn immer noch ganz entgeistert an. „Du warst wohl in Gedanken versunken, was? Tut mir Leid“, sagte er sanft und setzte sich neben mich. Mein Blick folgte ihm die ganze Zeit über. „Und was machst du hier? Nachts um die Zeit…und bei der Kälte?“ Das letzte hauchte er nur, und mit einer seltsamen Betonung, die mir Verwirrung ins Gesicht schrieb. „Ähhmm, nun ja, ich konnte nicht mehr schlafen und wollte daher ein bisschen frische Luft schnappen.“ „Oh…ich konnte auch nicht wirklich schlafen…Ich hab…lange über etwas nachgedacht…“ „Über was denn?“ ‚Doch nicht über uns, oder?’ „Ähh, also…über uns beide“, lachte er leicht unsicher. Genau das hatte ich mir gedacht und ließ hoffnungslos den Kopf hängen. ‚Wie erklär ich ihm das denn nur? ‘ „Kairi, ich werde morgen die Insel wieder verlassen…“ „Was?“ „Meine Mutter meint, dieser Ort wäre doch nichts für uns und möchte lieber wieder wegziehen. Daher wird das heute unser letzter gemeinsamer Abend.“ ‚Er zieht weg? Und da soll ich ihm noch klar machen, dass wir…Nein, das wäre ein Schock zu viel. ‘ „Ich möchte dir etwas zum Abschied schenken…“ Verwirrt sah ich in seine Augen, dieses schimmernde Dunkelgrün. Ich erwartete so etwas als aller letztes. Ich wollte gar kein Geschenk, nicht unter solchen Bedingungen. Vorsichtig führte er die Hände zu seinem Nacken, öffnete einen Verschluss und hielt mir dann seine überallesgeliebte Schlüsselkette vors Gesicht. Verstutzt blickte ich auf seine ausgestreckte Hand, dann auf die Kette. Er konnte mir doch nicht einfach so…seine Kette schenken! „A-aber Key…Das kann ich nicht annehmen.“ „Doch, kannst du.“ Schließlich legte er sie mir um den Hals, machte den Verschluss zu uns gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. „Da ist noch etwas…“ Er drückte mir einen Brief in die Hand. „Vielleicht sieht man sich mal wieder…“, flüsterte er mir zu, dann stand der Blondhaarige auf und ging weg. Regungslos sah ich ihm nach, ich brachte kein Wort raus. Ich wollte ihm so gern hinterher rufen und ihm sagen, dass es besser wäre, mich zu vergessen. Er verließ die Insel nun mit einer Lüge im Herzen… Noch mit zittrigen Händen steckte ich die Kette unter mein Oberteil, denn mir war nicht danach, Soras spätere Fragen zu beantworten, dann öffnete ich den Umschlag und holte das Papier und eine weiße Feder heraus. Der Mond schien heute besonders hell, sodass er mir ausreichend Licht spendete. Sprachlos starrte ich die reinweiße Feder an. Sie war so groß, dass sie nur knapp in den Briefumschlag reinpasste, sie war wunderschön. Doch wofür eine Feder? Als nächstes schlug ich das gefaltete Blatt auf und begann zu lesen: Liebe Kairi, du bist wirklich ein bewundernswertes Mädchen und die Zeit mit dir war schön, auch wenn es nur einige Tage waren. Jedoch können wir nicht mehr dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Kairi, ich bin nicht derjenige, für den du mich vielleicht hältst, obwohl ich denke, dass du das schon längst begriffen hast. Denn ich habe dich am Strand gesehen…du und Sora. Ja, genau Sora ist der Richtige für dich, das weiß ich. Eigentlich wusste ich das schon vom ersten Tag an. Ich muss mich bei dir entschuldigen, Kairi. Als ich hierher gezogen bin, war die erste Person, die ich kennenlernte, Riku gewesen. Wir verstanden uns gut und er begann auch von dir zu erzählen, dass du nun auf der Suche nach Jemandem bist…um deine Erinnerungen wiederzuerlangen. Er erzählte mir auch vom Schlüssel und er bat mich darum, mich da rauszuhalten. Ich habe es ihm versprochen… Doch ich konnte es nicht halten. Als ich dich das erste Mal gesehen habe und das Meer um dich herum wie tausend Sterne geglitzert hat, bekam ich sofort ein komisches Gefühl. Kairi, du hast mich vom ersten Moment an verzaubert. Ich möchte ehrlich sein… Offenbar habe ich es ausgenutzt, dass du nach dem „Schlüssel“ suchst und habe mich dir mehr genähert als ich eigentlich sollte… Es tut mir so Leid Kairi, und es ist jetzt wahrscheinlich auch gut so, dass ich wieder wegziehe. Ich verstehe es ebenfalls, wenn du sauer auf mich bist, denn das habe ich auch so verdient. Ich wünsche dir alles Gute, finde deine Erinnerungen wieder und verspreche mir, dass du bei dem Schlüssel bleibst, denn er wird dich führen. Ach und die Feder… Wenn du wütend auf mich bist, verbrenn sie, wenn nicht, dann behalte sie bitte, sie wird dich beschützen. In Liebe dein Key Wie kleine Regentropfen fielen meine Tränen auf das Papier. An manchen Stellen verschwamm die Tinte, löste sich in Form einer schwarzen Träne und glitt das Papier hinunter, bis auf den hellen Sand. Ich weinte viele Tränen und es schien vorerst auch kein Ende zu nehmen. Ich bedeutete ihm sehr viel, doch ich… „Ich kann das nun nicht mehr erwidern…“ ‚Mein Herz schlägt nicht mehr für ihn…’ In dieser langen, tränenfeuchten Nacht, konnte ich nur noch eines hoffen… Dass er doch noch glücklich wird und mich eines Tages vergisst. „Es tut mir so leid, Key…“, murmelte ich in die schwarze Nacht hinein. Langsam fror ich und zitterte nun noch mehr, doch ich wollte nicht zurück, jedenfalls nicht in diesem Augenblick. Allmählich machte sich die Müdigkeit bemerkbar und meine Augen fielen mir zu, ich hielt mich aber wach. Ich wollte nicht schlafen…Ich hatte Angst, Angst vor Träumen, die sich diese Nacht nützlich machen wollten. „Ich darf…jetzt…nicht…einschlafen…“, versuchte ich mir einzureden, aber es brachte nichts. Niemand hatte die Kraft sich dieser Stimme zu widersetzen, besonders ich nicht. Sie wurde immer lauter, drang tief in mich ein, ich brauchte Schlaf, genau jetzt. Gerade jetzt. Ich fürchtete mich vor meinen Träumen, doch nur sie konnten mich wieder auf den Weg bringen. Ich brauchte sie… „Kairi?! Kairi, schläfst du etwa…?“ Schon wieder diese Welt… Ich erkannte sie sofort, an diesem bunten Himmel, dem Regenwald und dem Strand. Ich erinnerte mich. Beim ersten Mal konnte ich über Wasser laufen… Beim zweiten Mal sind Sora und ich ertrunken. Und beim dritten Mal verschwand Sora einfach und alles wurde schwarz. Was für eine Bedeutung hatten diese Träume nur? Und was würde diesmal mit uns passieren? Ich befand mich wieder am Strand mit dem Blick zum Meer, eine sanfte Brise durchfuhr mein Haar und wirbelte es umher. Allerdings fühlte ich ein ziemliches Unbehagen in mir…Etwas war anders als sonst. Der Wind, ich konnte ihn hören, die Frische des Meeres, ich konnte sie riechen, Möwen am Himmel, ich konnte sie sehen. Verwirrt starrte ich aufs Wasser, hoffte darauf, dass irgendetwas passierte…Etwas, das mir Klarheit verschaffen würde. Dann stand er vor mir. Mit einem Lächeln im Gesicht. ‚Sora!’ Erstaunt zuckte ich zusammen, ich habe es gedacht, ich wollte es aber sprechen. Als Reaktion hielt ich eine Hand vor den Mund… ‚Meine Stimme…ist weg. ‘ Ich sah zu Sora rüber, hilflos, ohne Worte. Doch er lächelte immer noch und schritt langsam auf mich zu. Der Braunhaarige nahm meine Hand, die ich zuvor noch am Mund verweilen lassen hatte. „Du brauchst keine Worte…Nicht in diesem Augenblick, nicht in diesem ‘Jetzt’.“ Seine Stimme klang sanft und beruhigte mich ein wenig, auch wenn ich mit keiner Sprache antworten konnte. Dann verschwand der Ort um uns. Nur ein weißer Raum blieb übrig. ‚Genau wie im letzten Traum…’ Entsetzen breitete sich in mir aus, ich schaute auf zwei Gestalten, die sich gegenüber standen, ich kannte sie… Sora war nun nicht mehr an meiner Seite, nein, vielmehr befand er sich weiter entfernt von mir und starrte auf eine andere Person…auf Kairi. Mal wieder betrachtete ich mich von außen, doch diesmal mit einem Gefühl von Angst, Schmerz und Verzweiflung. Sora richtete seinen Blick nun auf mich und die zweite Kairi ebenfalls. Folglich hielt ich den Atem an, ihre Augen waren leer, so leer wie ein schwarzes Loch. Nichts, rein gar nichts verrieten sie mir. Ich blieb ahnungslos. Mein ganzer Körper begann vor Anspannung zu zittern. Was würde nun passieren? Plötzlich sackte der Boden unter mir weg. Vor Schreck schrie ich auf, dann verstummte meine Stimme wieder, ich befand mich unter Wasser…War es Wasser? Ich riss die Augen auf und strampelte nach oben, als mir auffiel, dass das vermeintliche Wasser eine gänzlich andere Farbe hatte…Es war nicht blau… Es war rot. Wie Blut. Panik übermannte meinen Körper, ich strampelte heftiger, bis ich endlich wieder an die Oberfläche durchbrach. Ein wenig erleichtert, da ich nun wieder atmen konnte, schaute ich um mich und der darauf folgende Anblick versetzte mir wohl einen noch viel größeren Schreck. Ich befand mich in einem Meer, in dem kein Ende zu sehen war, so erschien es mir. Doch was noch viel entsetzlicher war… „Blut! Ein Meer aus Blut!“ Ungewollt brannte sich das Bild vor meinem inneren Auge ein. Mein Herz pochte so schnell, zu schnell, das Blut durchströmte meine Adern in einer unheimlichen Geschwindigkeit, sodass es in meinem Kopf pulsierte und anfing zu schmerzen. Angst und…Panik. Ich wollte weg, einfach nur weg von hier. Tränen liefen meine Wangen runter, es hörte nicht auf, dieses schmerzende Gefühl. Ich wünschte mir, endlich das Bewusstsein zu verlieren, diesen Anblick nicht mehr ertragen zu müssen. Plötzlich durchfuhr mich ein weiteres, neues Gefühl. Wie vom Blitz getroffen wandte ich mich um und mein Blick fiel auf Kairi. Sie schwebte über dem Meer, vor ihr verbarg sich ein weiterer Körper. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, wer da noch über dem Meer schwebte. Dann wurde es mir schlagartig bewusst. „Sora!!“ Ich schwamm etwas näher dran, verbunden mit einem wiederkehrenden Ekelgefühl, angewidert von dem ganzen Blut um mich herum. Nach einigen Metern hielt ich fassungslos inne, weitere Tränen rollten mein Gesicht hinab…viele Tränen. Ein Schwert hatte Soras Brust durchbohrt, die blutige Spitze tauchte hinter seinem Rücken wieder auf und sein Körper hing leblos in der Luft. Kairi beschäftigte sich nun damit, das Schwert raus zu ziehen. Geschockt und verzweifelt betrachtete ich das Horrorspektakel vor mir. Ein schmerzhaftes Aufkeuchen, gefolgt von Stille. ‚Er…lebt…noch. ‘ Ich starrte zu Kairi, sie drehte sich zu mir um, mit einem hämischen Grinsen im Gesicht. „Nein!“ Schließlich tauchte Sora ins Meer ein…in sein ihm bereitetes Grab. Ich riss mich von meiner Starre los und tauchte mit unter. Sehnsucht, Zuneigung und panische Angst gaben mir die Kraft und den Antrieb. Er sank schnell in die dunklen Tiefen, doch ich schaffte es dennoch, ihn zu erreichen. Ich ergriff seine Hand und im nächsten Augenblick wurde alles hell um uns. ‚Wo kommt dieses Licht her? ‘ Ich hielt mir die andere Hand vor meine Augen, um nicht geblendet zu werden. Ein warmes und schönes Gefühl vertrieb meine Ängste, meine Trauer und die damit verbundenen Tränen. Als nächstes öffnete ich wieder die Augen und fand mich an einem Strand wieder. Ein Strand mit nahezu weißem Sand und einem blauen Himmel. Sora lag neben mir, er bewegte sich nicht. Die Sonne stand weit oben und schien mit ihrem warmen Licht auf uns herab. Ich setzte mich auf und beugte mich über den immer noch reglosen Körper. Doch ich war nicht beunruhigt, denn er atmete ganz ruhig und gleichmäßig. Sogar alle Wunden waren weg. Erleichtert seufzte ich und hob eine Hand. Der Schrecken war nun vorbei. Mit einem Lächeln strich ich seine Wange entlang und flüsterte leise Worte zu dem Braunhaarigen. „Sora? Du kannst jetzt aufwachen!“ Zittrig bewegten sich seine Lider und ein Grinsen zierte sein Gesicht. Dann öffneten sich die Augen und ein strahlendes Blau kam mir entgegen. „Hallo…Kairi.“ Tränen traten in meine Augen und ich drückte ihn so fest wie ich nur konnte an mich. Ihm ging es gut. Ihm ging es wirklich gut! „Hey, hey. Vorsichtig, sonst erdrückst du mich noch!“ „Tschuldigung.“ Dann ließ ich wieder von ihm ab und wischte mir die Freudentränen weg. Mit einer leichten Sorge im Gesicht sah er mich an: „Was ist denn passiert, dass du gleich weinen musst, sobald ich aufwache?“ „Das weißt du nicht?!“, fragte ich erstaunt. Verwirrt schüttelte er den Kopf: „Sollte ich etwa?“ „Sora…“, begann ich vorsichtig, „…Du warst tot…oder fast tot.“ „Was?“ Verzweifelt senkte ich meinen Blick, die Bilder in meinem Gedächtnis sammelten sich allmählich wieder und bildeten dieses schreckliche Ereignis von neuem. Und mir wurde jetzt eines klar… Ich hatte ihm das angetan. Und ich befürchtete, ich würde dasselbe auch in der Realität tun. Jetzt ergab es auch einen Sinn, weshalb ich meine Erinnerungen verlieren sollte. Ich wusste nicht, wie es geschehen würde. Oder überhaupt, wie die Möglichkeit dazu bestand. Aber irgendwie…war das Absehen dieses Verlustes…Sora zu schaden. Das wurde mir bewusst… Und es war die erste Wahrheit. Kapitel 13: Tag Sieben: Erinnerungen ------------------------------------ „Kairi! Kairi!! Wach doch endlich auf!“ Eine vertraute Stimme weckte mich aus meinen Träumen. Erschreckt von den plötzlichen Zurufen hob ich also meinen Oberkörper und verharrte völlig angespannt in einer aufrechten Position. Mein Herz pochte so schnell, dass sich meine Atmung dem anpasste und somit mein immer noch gegenwärtiges Panikgefühl weiter anspornte. Bilder des Todes schlichen sich vor mein inneres Auge und wollten einfach nicht verschwinden. Ich drohte wieder in meine eigene Welt einzutauchen, doch Schweißperlen, die mein Gesicht entlangliefen, und ein sanftes Flüstern brachten mich in die Realität zurück. „Kairi. Beruhige dich, du bist nicht allein…Ich bin bei dir.“ Ich hob meinen Blick und sah in stechend blaue Augen, während etwas Kühles meine Stirn entlang fuhr. „War…das alles…nur ein…Traum…?“ ‚Oder so etwas wie die Zukunft? ‘, brachte ich es in Gedanken zuende. Als Antwort erhielt ich ein warmes Lächeln und einen zaghaften Kuss auf meine Lippen. ‚Sora…’ „Ja, alles nur ein Traum…“ Ich erwiderte das Lächeln und führte eine Hand zu meiner Stirn, wo immer noch Soras Hand, vermutlich mit einem nassen Tuch, verweilte. Dann ein schiefes Grinsen, gefolgt von einem leicht ironischen Lachen: „Aber du schaffst es echt immer wieder, mir einen ordentlichen Schrecken einzujagen…Einfach so am Strand einzuschlafen und dann auch noch Panikanfälle mitten in der Nacht zu kriegen.“ Ruckartig nahm ich meine Hand von ihrem jetzigen Platz weg und starrte leicht errötend in irgendeine Ecke. „War es…wirklich so schlimm gewesen?“ Sanft legte er seine Hand auf meine Wange und sprach nun mit einem ernsteren und ruhigeren Ton weiter: „Bestimmt…war es für dich schlimmer als für mich.“ Ich spürte ein leichtes Ziehen auf meiner Haut, als ich sie zu einem Lächeln anspannte. ‚Getrocknete Tränen…’ „Naja, den brauchst du jetzt wohl nicht mehr“, meinte der Braunhaarige, während er das Tuch von meiner Stirn wegzog und vom Sofa aufstand. Moment, Sofa? ‚Das hab ich noch gar nicht gemerkt…Ich bin ja wieder im Haus. Er muss mich wohl vom Strand aus hierher getragen haben, es war zwar nicht weit, aber ich würde nicht behaupten, dass es einfach gewesen ist. Denn so wie ich mir vorstellen kann, wollte er mich unter keinen Umständen aufwecken, weswegen er sehr vorsichtig gewesen sein musste. ‘ Allmählich stand ich auch auf und schenkte dabei dem Fenster einen kleinen Blick, die Sonne war schon ganz weit oben und das Meer sah wundervoll aus. Von der Aussicht leicht angetan, schritt ich langsam in Richtung Küche, wohin auch Sora verschwunden war. Kaum betrat ich diese, kam mir auch schon der Geruch von Essen entgegen. „Hey Kairi! Hast du Hunger? Ich mach nämlich grad was zu essen!“ Ich nickte grinsend und setzte mich dann auf einen der Küchenstühle, leise aber deutlich genug machte sich auch schon mein Magen bemerkbar. War eigentlich klar, hatte ja in den letzten Tagen nicht viel runtergekriegt… Ich saß einfach so da, während ich Sora beim Kochen beobachtete und manchmal nur Löcher in die Luft starrte. Dann fielen mir plötzlich der Brief und die Feder ein, ich war doch am Strand eingeschlafen, was ist, wenn er im Meer gelandet ist oder wenn Sora ihn gelesen hat? „Sora…kann ich dich mal was fragen?“ „Mmh? Oh, ja klar, frag ruhig!“ „Als du mich vom Strand aus hierher gebracht hast…War da… vielleicht ein Brief bei mir?“ „Ein Brief? Nein, nicht das ich wüsste“, meinte der Braunhaarige kopfschüttelnd. „Kein Brief?!“ ‚Ich konnte mir das Ganze doch nicht einfach nur eingebildet haben…Ich bin mir sicher, Key war dort gewesen und HAT mir definitiv einen Brief und eine Feder gegeben. Zudem hatte er mir auch noch seine Kette geschenkt, die ich gerade trage, also KANN es keine Einbildung gewesen sein! ‘ „Hmm, warte mal, wenn ich mich recht erinnere, war da doch etwas gewesen!“ Hoffnungsvoll sah ich wieder zu ihm rüber und quiekte schon fast ein lautes Ja. „Neben dir lag ein leeres Stück Papier, ein Briefumschlag ohne Namen und eine seltsam schwarz gefärbte Feder.“ „Seltsam schwarz gefärbt?“ „Ja, es sah so aus, als hätte man sie in schwarze Tinte oder so getaucht.“ Erschrocken starrte ich auf den Küchentisch, an dem ich saß. Hatte ich etwa…die Tinte sozusagen…weggeweint? „Ha-hast du die Sachen mitgenommen?“, fragte ich leicht zögerlich. „Nun ja…Ich hatte es vor, aber…“ „Aber?“ „Das Meer war wohl etwas schneller gewesen, es hat sie weggespült.“ Enttäuscht ließ ich den Blick wieder sinken. „Wieso so traurig? Was war denn an einem leeren Brief so besonders?“ Eine kleine Träne rollte meine Wange runter. Wie konnte er nur wagen, so etwas zu sagen? Er hatte doch überhaupt keine Ahnung. Das, was Key für mich getan hat, und was ich ihm bedeutete, konnte Sora gar nicht verstehen. Aber jetzt ist er weg…und ich durfte mich nicht mal richtig verabschieden, es blieb nur diese Leere und dieses schlechte Gefühl Key gegenüber. Wütend und verletzt stieß ich folglich den Stuhl weg und schrie den scheinbar verwirrten Jungen voller Zorn an: „Was weißt du schon?“ Geschockt blickte er mich mit weit aufgerissenen Augen an. Das hatte er wohl nicht erwartet. Doch mir war es in dem Moment egal, also rannte ich einfach los. Ich schlug die Haustür auf und wollte gerade einen Schritt ins Freie setzen, aber so weit kam ich erst nicht… Alles wurde verschwommen… Flashback „Sora??! Was hast du vor?“, kicherte ich leicht aufgeregt. „Sei nicht so neugierig, wart’s einfach ab. Du wirst schon sehen.“ Dann nahm er vorsichtig meine Hand und führte mich zielessicher irgendwo hin. Nach einer Weile spürte ich Sand unter den Füßen. War ja klar, Strand! „Eigentlich bin ich davon nicht so begeistert, dir die Augen zuzubinden…“, gab Sora von sich. Ich war verwirrt, wieso das denn? „Warum?“ „Na ja, ganz einfach, weil ich es nicht mag, wenn ich deine wunderschönen Augen nicht sehen kann.“ ---- (Filmriss) „So wir sind da. Und?“ ---- Ich war sprachlos. Ich blickte auf den Sand und dort standen tatsächlich diese vielen Gläser mit Kerzen darin, die ein Herz bildeten. Sogar der Sonnuntergang dahinter war genauso schön wie in meinem Traum. „Kairi?“ Flashback Ende „Kairi!“ Verwirrt und durcheinander riss ich die Augen auf. Ich fühlte mich eigenartig und mein Kopf schmerzte zudem auch noch. ‚Das war kein Traum…Aber was war es dann? Und so undeutlich, so verworren…’ „Hey, ist alles okay?“, hauchte mir eine Stimme zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht auf dem Boden lag wie eigentlich erwartet, sondern in den Armen von jemandem. Er hatte mich aufgefangen…Doch wer ist „er“? „Key? Wa-was machst du denn hier?“ Ein wenig verwirrt konnte ich mich aber dennoch über diese unerwartete Ankunft freuen. Schließlich hatte ich nicht mal die Möglichkeit dazu bekommen, mich von ihm zu verabschieden. Und wer weiß, vielleicht zieht er ja doch nicht weg. „Was ich hier mache? Ich überlege grad, was passiert wäre, wenn ich nicht gekommen wäre und dich aufgefangen hätte.“ Mit einem Grinsen setzte er mich vorsichtig auf dem Boden ab und stand auf. Sein Blick veränderte sich jedoch leicht, als er einige Meter zur Seite sah, zu einem Jungen, der Arme verschränkend an einem Türrahmen lehnte. Die Augen waren starr auf die gegenüberliegende Seite des Rahmens gerichtet. Während Key den Brünetten so ansah, bemerkte ich, dass mein Kopf immer noch etwas weh tat und mein Gedanke fiel wieder auf die bruchstückhaften Bilder, die mir bis eben noch durch den Kopf gingen. Ich war mir ganz sicher, dass es sich dabei um Sora handelte, doch war es auch kein Traum gewesen, sondern… ‚Sondern vielleicht eine Erinnerung? ‘ Nun endgültig verwirrt schüttelte ich den Kopf und sah wieder zu den Jungs hoch. Key war immer noch Sora zugewandt, in seinem Blick lag eine seltsame Mischung aus Enttäuschung und Respekt meiner Ansicht nach. Der andere starrte weiterhin unbewegt auf den Türrahmen. Irgendwie verstand ich dieses unnachgiebige Verhalten nicht. Wieso benahm Sora sich so abweisend? Wusste er überhaupt, wer Key war? Ach, stimmt ja… ‚Letztens am Strand…Wo ich auch weinend weggerannt bin. Wie konnte ich das nur vergessen haben? Sora weiß sehr wohl, wer Key ist…’ „Kairi? Kairi?!“ „Ähh…Ja, was?“ Aus meiner kleinen Gedankenwelt erwacht, schaute ich wieder in Keys Gesicht. „Ich werde jetzt gehen…Ich dachte nur, ein richtiger Abschied wäre fairer, deshalb bin ich wieder zurückgekommen…Nun denn, meine Eltern warten schon auf mich, ich hab also nicht mehr viel Zeit.“ „O-okay“, sagte ich mit einem zögerlichen Nicken. Dann beugte er sich zu mir runter und umarmte mich ganz fest. „Danke…“ Sprachlos blickte ich zur Seite, dabei bemerkte ich eine kleine Bewegung seitens der Tür, also von Sora. Nach einiger Zeit löste sich dann Key wieder von meinem Körper und richtete sich auf, sein Blick glitt währenddessen zum Braunhaarigen, der sich ein weiteres Mal starr auf die Tür fixierte. „Sora…?“ Es dauerte einen Moment bis der Angesprochene, und das auch nur leicht zögernd, von seinem Fixpunkt abließ und den Kopf zum Blonden wandte, sein Blick verriet zu meiner Enttäuschung aber eher Boshaftigkeit. ‚Es gibt keinen Grund…ihm böse zu sein…nicht mehr jedenfalls. ‘ Erwartungsvoll sah ich zwischen beiden hin und her, was wollte Key denn nur sagen? „Sora…“, fing er mit einem langsamen, aber dennoch selbstbewussten Ton an. „Bitte…pass gut auf Kairi auf, während ich weg bin.“ Ich musste lächeln, als ich das hörte. Er machte auf mich den Eindruck, als würde er Sora sehr vertrauen, obwohl er ihn doch gar nicht richtig kannte. Sein Gegenüber lächelte nun ebenfalls, blickte aber auch sehr erstaunt über diese Aussage drein. Mit solchen Worten hatte der Brünette wohl nicht gerechnet. „Ähmm…Okay, einverstanden! Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich werde gut auf sie Acht geben!“ Mein Grinsen verbreiterte sich folglich noch etwas mehr, war ja auch nicht weiter verwunderlich. Ich rappelte mich jetzt langsam hoch und reichte Key zum Abschied die Hand. „Bis später“, lächelte ich. „Ja, bis irgendwann mal“, und mit diesen letzten Worten setzte er sich in Bewegung und verschwand hinter der nächsten Kurve. Zurückblieben nur der „Schlüssel“ und ich. „Soo…Wollen wir denn nun Mittag essen oder nicht?“ „Ohh…stimmt ja! Gerne doch!“, kicherte ich und ging schnellen Schrittes durch die Tür. Erinnerungen sind Teile von uns, die Leben schenken. Sie zu vergessen, wäre eine Untat. Auch wenn manche Erinnerungen nicht so schön sind. Doch bedeutet jede Erinnerung auch Erfahrung, die uns das ganze Leben lang, immer wieder verändert. So sind es letztendlich die Erinnerungen, die uns als Mensch ausmachen. Und wenn man jemanden hat, der einem wichtig ist. Dann ist er selbst auch eine Erinnerung. Und solange dieser Mensch lebt, wird auch diese Erinnerung nie vergessen sein. Genauso wird auch die Erinnerung dieses Mädchens auf Ewig vom Schlüssel bewacht, bis die Zeit gekommen ist, sie zurückzugeben Nach dem Mittagessen ging ich dann wieder nach Hause, ich wollte mich nur ein wenig ausruhen. Denn wie es schien, beeinträchtigten mich diese ganzen Ereignisse in letzter Zeit doch etwas mehr als vermutet. Dort angekommen, schmiss ich mich erstmal mit einem erleichterten Seufzer aufs Bett und starrte gedankenverloren an die Decke. Bevor ich mich aufs Ohr haute, wollte ich gerne nochmal alles in meinem Kopf sortieren und darüber nachdenken, was als nächstes passieren sollte… „Mhmm…“ ‚Womit hatte das Ganze überhaupt angefangen? Das, woran ich mich noch erinnern kann, ist, dass ich vor meiner Haustür zusammengebrochen war und diese vielen Bilder wild durcheinander in meinem Kopf rumschwirrten. Es waren Bilder aus meiner Vergangenheit und von verschiedenen Personen. Aber…Die Namen sind nun endgültig verschwunden, ich erinnere mich nur noch an einen Freund…Riku. Alle anderen Erinnerungen sind fort…’ „Hmm.“ Besorgt drehte ich mich auf die Seite und seufzte nachdenklich. ‚Danach erschien noch ein letztes Bild, an das ich mich aber überhaupt nicht mehr erinnern kann…Ich war mir aber bei einer Sache sicher. Und zwar, dass ich diese Person finden musste, denn als sein Gesicht verschwand, stürzte das auch die restlichen Erinnerungen in den Abgrund. Ich weiß also, dass nur dieser Mensch mir meine Vergangenheit wieder zurückholen könnte. Und ich wusste auch, dass ich einen „Schlüssel“ finden sollte, der, wobei ich mir eigentlich ziemlich sicher bin, Sora ist. Doch eins frage ich mich noch… Sind diese Person, die ich brauche und der „Schlüssel“ wirklich identisch? Oder soll mir Sora nur dabei helfen, „Ihn“ zu finden? ‘ „…Riku weiß ja offensichtlich schon, wer „Er“ ist…“ ‚Und er war es auch, der mir den Hinweis mit dem „Schlüssel“ gegeben hat…Nur weiß ich nicht, ob er damit direkt „Ihn“ meinte oder nur einen Zwischenhelfer…’ „Oh man, wie kompliziert!“ Die Arme am Hinterkopf verschränkt, vergrub ich mein Gesicht im Kissen. Ein lauter und leicht verzweifelter Seufzer entwich mir und dann eine vereinzelte verirrte Träne, die sich sofort in das Kissen biss. Ich verdrängte nun sämtliche Gedanken und suchte meine kleine Traumwelt auf. Wer weiß, vielleicht würde sie mir einige Fragen beantworten können. Soras Sicht: Nachdem sich Kairi dazu entschieden hatte, wieder nach Hause zu gehen, ließ ich mich erstmal erleichtert aufs Sofa fallen. „Puuuh…Key sind wir nun los. Dann dürfte uns eigentlich nichts mehr im Wege stehen, ihre Erinnerungen zurück zu holen…“ ‚Nur was mir Sorgen bereitet, ist, dass die Zeit langsam knapp wird. Wir haben noch eine Woche, aber großartige Fortschritte hat sie noch nicht gemacht. Das gefällt mir nicht…’ Seufzend setzte ich mich wieder auf. „Ich muss sie endlich auf die Insel kriegen, vielleicht hilft uns das ja ein wenig weiter.“ Eine dunkle Haarsträhne fiel mir ins Gesicht. Ich musste echt schlimm aussehen…Naja, ich war auch mit den Nerven fast am Ende. Ich hatte noch nie solche Angst verspürt. Nicht einmal, als ich Xemnas gegenüber stand oder als ich zum allerersten Mal einen Herzlosen gesehen hatte…Nein…Sondern die größte Angst bekam ich, wenn ich an Mickys Worte denke. Dass ihre Erinnerungen für immer verloren sein könnten, wenn ich es innerhalb von zwei Wochen nicht schaffen sollte. Dieser Gedanke vermachte mir wirklich jedes Mal einen tief sitzenden Schmerz in der Brust. Weshalb ich manchmal nur gern in irgendeine Ecke gekrochen wäre, an nichts denken wollte und am liebsten auf ewig dort zusammen gekauert geblieben wäre. Einige Male bin ich sogar mitten in der Nacht aufgeschreckt und fand ein tränennasses Kissen unter mir vor. Ich hatte auch oft Albträume, die sich immer an ein und demselben Ort abspielten…Eine Welt, in der der Himmel bunt und nicht blau oder rot war. In einem Traum hatte mich…Kairi…sogar töten wollen. Es war der Schlimmste von allen und auch der, welcher sich am realsten anfühlte. Doch was für einen Grund hätte Kairi gehabt, mich umzubringen? Oder war dies etwa das eigentliche Ziel von Xemnas? Wenn er vielleicht nur wollte, dass sie alles vergisst, um irgendwie…an mich ranzukommen? Genau das hatte ja auch schon Riku vermutet. „Doch so wirklich vorstellen kann ich mir das immer noch nicht.“ Kapitel 14: Rache ist süß -Teil Zwei ------------------------------------ Spät am Abend erwachte ich wieder aus meinem Tiefschlaf. Zufrieden gähnte ich, streckte die Arme der Decke entgegen und öffnete die Augen. Doch eins wunderte mich so ziemlich, als mein Kopf begonnen hatte zu arbeiten… Ich hatte nicht geträumt. ‚Kein Traum diesmal? Das ist aber merkwürdig…Und da hatte ich schon so darauf gehofft, einen Hinweis zu bekommen. ‘ Enttäuscht räumte ich meine Bettdecke zur Seite und rutschte bis zur Kante. ‚Andererseits ist es vielleicht gar nicht mal so verkehrt…So ein Traum würde bestimmt auch wieder eine unruhige Nacht bedeuten. Und etwas Entspannung täte mir schon gut. ‘ Ein kleines Grinsen lief über meine Lippen, dann richtete ich mich auf und schritt Richtung Zimmertür. ‚Ach, wenn grad von Entspannung die Rede ist. Wollten Sora, Riku und ich nicht zusammen auf die Insel fahren? Jetzt wäre doch genau der richtige Zeitpunkt dafür! ‘ Noch breiter grinsend als zuvor begab ich mich ins Bad, -die Scherben waren mittlerweile schon beseitigt-, und hüpfte unter die Dusche. Anschließend packte ich meine Reisetasche, Sora würde mit Sicherheit dumm aus der Wäsche gucken, wenn er die sieht. ‚Nachher denkt er noch, ich will bei ihm einziehen. ‘ Ein kurzes Kichern ertönte. ‚Ich würde jetzt einfach bei ihm antanzen, die Nacht dort verbringen und am Morgen könnten wir dann los. Ist doch ne gute Idee, wenn er dann auch zustimmt. ‘ Heiteren Gemüts verließ ich letztlich das Haus, die Gedanken schweiften dabei wieder an den Tag, wo sich Sora mir im Schlafanzug präsentierte. Ich fand das so niedlich, er könnte es glatt nochmal tun. Ich für meinen Teil hätte dann wenigstens etwas zum Lachen. „Wobei er wahrscheinlich wieder total schüchtern rot anlaufen würde!“ ?’s Sicht: Es regnete…und war dunkel. Langsam und ohne jegliche Erwartungen schritten meine schwarzen Pfoten durch die Wasserpfützen. Das anthrazitfarbene Fell, völlig durchnässt. Die gelben Augen, leer und ausdruckslos. Nur die Schwanzspitze fiel mit ihrer weiß-silbernen Färbung irgendwie auf. Auch dass sich diese Farbe mit jeder voranschreitenden Stunde mehr und mehr ausbreitete. Doch Gedanken darüber machte ich mir keineswegs, schließlich war das völlig normal für jemanden, der die Seite gewechselt hatte. „Dieser Schwachkopf hat seine letzten Kräfte umsonst für mich verschwendet!“ Leichter Zorn funkelte in meinen Augen, während ich anhielt und den riesigen Wolkenkratzer zu meiner Rechten hinaufblickte. Darüber schwebte ein herzförmiger Mond. „Eigentlich mag ich den Mond, aber dieser hier bedeutet nur Krieg und Hass, ausgelöst von habgierigen Persönlichkeiten, die unbedingt davon überzeugt sein müssen, von diesem „Mond“ ein Herz zu bekommen.“ Ein wütendes Knurren meinerseits folgte. „Sie haben einfach nicht verstanden…“ Mit einem boshaften Ausdruck blickte ich zu der Stelle, an der einst ein riesiges Schloss gewesen ist, doch es war gefallen. Zerschmettert durch den Zorn des Schlüsselschwertes, das die Existenz von „Kingdom Hearts“ wieder erhellen wollte. Die gute Seite beschützend stellte es sich gegen jeden, der die Absicht hatte, diese Ansammlung von Herzen zu missbrauchen. „Wenn sie doch nur verstanden hätten, dass Kingdom Hearts die verloren gegangenen Herzen schützen will, dafür sorgt, dass sie nicht verschwinden…Denn jeder wird immer ein Herz besitzen. Die „Niemande“ mögen es vielleicht nicht in ihrer Brust haben, aber doch gehört ihnen eins. Und wenn man an die Kraft des Herzens glaubt, dann kann man selbst bei dieser Entfernung, fühlen…Das, was ein jeder Niemand können will…Sie müssen einfach nur verstehen, dass sie immer noch ein Herz besitzen, das aber jetzt vom herzförmigen Mond bewahrt wird, weil man es einmal verloren hatte.“ Seufzend starrte ich in eine dunkle Pfütze, in der ich ansatzweise mein Spiegelbild erkennen konnte. „Wenn Xemnas dies doch nur bemerkt hätte, dann wäre dieses ganze Chaos den Welten erspart geblieben…Und ich…Ich hätte nicht zu einem Tier werden müssen…Oder hätte „sie“ verlassen müssen…“ „Ach Luna…“, stammelte ich in die tiefe Nacht hinein. Dann ertönte ein lautes sehnsuchtsvolles Geheul, voller Leidenschaft präsentierte ich es Kingdom Hearts. Es diente als Wunschäußerung…Vielleicht könnte dieser Mond ja Wünsche erfüllen und ich könnte sie eines Tages wieder sehen…in meiner Welt. Soras Sicht: Mal wieder verstrich ein Abend, den ich nur mit Schlafanzug, Bademantel und dem Fernseher verbrachte. Ja das hörts sich wohl komisch an, aber es ist eine Angewohnheit von mir, mit einem Bademantel durchs Haus zu laufen, wenn ich vorhabe, mal nicht raus zu gehen. Außerdem hängen wichtige Erinnerungen an diesem Stoffteil…Ich denke nämlich gern an die Woche vor den Sommerferien zurück. Die Woche, durch die Kairi und ich wegen einer schicksalhaften Krankheit zusammengekommen sind. „Tja, und jetzt bleibt ebenfalls nur noch eine Woche Zei--“ Ein lautes Geräusch unterbrach grad meine Selbstgespräche und erschrocken blickte ich auf den Wecker, der neben mir auf dem Nachtschrank stand. „22:36 Uhr?! Wer klingelt denn noch um die Zeit?“ Ich hatte keine Ahnung, wer das jetzt noch sein könnte und mein erster Gedanke war, gar nicht erst aufzumachen, da ich mich dann aus meinem Bett bequemen und noch die Treppe runter gehen müsste. Was auch nicht sehr verwunderlich ist, denn wenn man einen faulen Tag hat, würde keiner wirklich Lust dazu haben. Doch spätestens beim zweiten Klingeln dachte ich mir, dass die Person schon einen triftigen Grund für diese nächtliche Störung hätte, also ging ich letztlich doch -sichtlich unmotiviert- runter. Mit einem deutlich genervten Unterton preschte ich dann beim Öffnen der Tür ein „Wer will denn JETZT noch was?“ heraus, was ich jedoch gleich im nächsten Atemzug bereute. „Hey, welche Maus ist denn dir über die Leber gelaufen? Und wie siehst du überhaupt aus?“ Ein lauthalses Lachen erklang zugleich, was mich ein wenig erleichterte, da dem Spruch von mir anscheinend keine zu große Beachtung geschenkt wurde. „Ähmm nun ja, das ist halt mein Faulenzer-Outfit…“ Ich spürte förmlich, wie sich die Röte über meine Wangen breit machte. ‚Nein, nicht schon wieder…’ „Faulenzer-Outfit? Ist das dein Er--“ Sie war nicht mal in der Lage auszusprechen, da mischte sich schon der nächste Lachkampf ein. „Och, komm Kairi…Jetzt lach mich doch nicht so aus.“ Ich versuchte es mal wieder mit meinem Ich-hab-doch-gar-nichts-gemacht-Engelsblick, doch der brachte sie wohl noch mehr zum Lachen. ‘Hoffnungslos…’ Erst jetzt, als ich den Blick abwandte, erkannte ich eine große Tasche neben ihr stehen…eine Reisetasche… „Sag mal, einziehen willst du hier jetzt nicht, oder?“, und deutete neben ihr auf den Boden. Ihr Lachen erstarb und formte sich zu einem breiten Lächeln. „Ne das nicht, aber ich wollt dich fragen, ob ich nun ja…heute Nacht…bei dir…vielleicht…also…“ „Jaa??“ Erwartungsvoll beugte ich mich weiter zu der Rothaarigen runter, um ihr in die Augen zu sehen, die sie soeben abwandte. Offenbar war ihr jetzt etwas unangenehm. Schließlich drehte sie den Kopf wieder zu mir und preschte mit einer deutlichen Anspannung schnell irgendwelche Worte hervor: „Kann ich heute mit dir schl--, äähmm, bei dir schlafen?“ Mit großem Entsetzen in den Augen und einem hochroten Kopf hielt sich das Mädchen eine Hand vor den Mund, und starrte folglich nur noch den Boden unter unseren Füßen an. Währenddessen war ich, ebenfalls leicht geschockt, einige Schritte zurückgewichen. ‚Sie hat sich nur versprochen…Nicht wahr? Ich meine, sie würde doch nicht…ich meine genau „das“ wollen? Nein, Sora, schlag dir das sofort aus dem Kopf, sie ist nur aufgeregt, mehr nicht! Aber weshalb sollte sie denn aufgeregt sein, doch nicht wegen mir, oder? Und wenn sie doch…’ Schnell schüttelte ich den Kopf, um diesen verfolgenden Gedanken loszuwerden. Kairi, offensichtlich noch fassungslos und nicht in der Lage auch nur ein Wort zu sagen, stand immer noch wie angewurzelt vor mir und fixierte die Steinplatten. Also war es wohl an mir, den ersten Schritt zu wagen. „Ähm, in Ordnung, aber weshalb brauchst du dann eine voll gepackte Reisetasche? Es ist doch nur für eine Nacht…oder?“ „I-ich hab…mir gedacht, dass Riku…du und ich morgen zusammen auf die Insel fahren könnten“, wisperte sie dem Boden zu. „Auf die Insel? Na klar, da warte ich doch schon die ganze Zeit drauf!“ ‚Endlich gehen wir auf die Insel, dann kanns richtig losgehen. ‘ Ihre Anspannung löste sich allmählich auf und sie hob langsam den Kopf in meine Richtung, ein leichtes Lächeln zierte ihr Gesicht. „Na gut, wollen wir denn jetzt mal reingehen? Langsam wird’s kalt…Ich nehm schon mal deine Tasche.“ „O-ok.“ Dann schnappte ich mir diese und wir betraten das Haus, welches merklich wärmer war. Das Gepäck wurde erstmal im Flur abgelegt. Kairi war aber immer noch vergleichsweise still, das eben hatte ihr Selbstbewusstsein wohl auf einen neuen Tiefpunkt gebracht. Das könnte man ja eigentlich ausnutzen… Ein sehr breites Grinsen glitt über mein Gesicht, was Kairi wohl bemerkte und noch mehr verunsicherte. „Du sag mal, kannst du dich eigentlich noch an den Tag erinnern, wo du urplötzlich in mein Zimmer gestolpert kamst?“ „Äh…ja schon“, stammelte sie mit einem verlegenen Blick zur Seite. War ja klar, da hatte ich genau die richtige Stelle getroffen. „W-warum denn?“ „Ach…nur so.“ ‚Irgendwie war das schon gemein von mir, so mit ihr zu spielen, aber jetzt, wo sie absolut keine Widerworte finden würde…Das ist genauso wie an dem Tag, als ich sie dann als „Strafe“ an die Wand gedrückt und offenbar ziemlich verrückt gemacht hatte. Aber eigentlich war es nur fair gewesen, schließlich hatte sie mich vorher erst in der Küche völlig durcheinander gebracht und dann ist sie auch noch in mein Zimmer gestürmt, während ich mich umgezogen hatte. Und ausgelacht hat sie mich vorhin auch wieder, also müsste ich so gesehen eh noch was gut bei ihr haben…’ „Wir haben schon fast 11 Uhr, langsam werde ich müde…Wo willst du eigentlich schlafen? Wenn du willst kann ich dir ne Matratze neben mein Bett legen…“ ‚Ne Matratze? Komm Sora, du hattest auch schon ma bessere Ideen. Schließlich habt ihr euch schon geküsst und da willst du sie im allen Ernstes auf einer Matratze schlafen lassen?? ‘ „Ähmm…“ „Ach weißt du, überleg erstmal. Ich geh schon mal Zähne putzen.“ Etwas fies vielleicht, aber ich wollte jetzt gar keine Antwort hören, schließlich war schon die Frage blöd gestellt. Ich ging also hoch ins Bad und zog erstmal den Bademantel aus…Das hatte auch gute Gründe, nämlich war er erstens anscheinend zu „witzig“ für weiblichen Besuch und zweitens wurde es unter dem Ding allmählich zu warm, T-Shirt und Shorts müssten ausreichen, falls die nicht auch wieder zu „Lachkrankheiten“ führten… Anschließend putzte ich Zähne und ging wieder runter. Kairi hatte sich in Zwischenzeit wohl ein Glas Wasser geholt, klar, war grad auch alles sehr aufregend gewesen. Als sie mich die Treppe runter kommen hörte, ging sie wieder in den Flur Schrägstrich Wohnzimmer. Tja, was soll man sagen, es war halt beides. Das nächste, was ich jetzt erwartet hätte, wäre ihr Lachen gewesen, da ich mal wieder im Schlafanzug hier rum lief, doch anscheinend war ihr Selbstbewusstsein immer noch nicht wiedergekehrt, sondern versteckte sich nun noch mehr. Mit einem deutlichen Rot auf den Wangen neigte sie den Kopf wieder Richtung Boden. Als Reaktion zog ich eine Augenbraue hoch und dachte nochmal scharf nach, dann formte sich abermals ein breites Grinsen auf meinen Lippen. Das, was ich an dem Tag, als sie in mein Zimmer kam, angefangen hatte, könnte ich jetzt zuende bringen. Langsam tat ich ein paar Schritte auf sie zu, bis ich direkt vor ihr Halt machte. Ich senkte meinen Kopf weiter zu ihr runter, um ihr in die Augen zu sehen, die jedoch immer noch auf den Boden gerichtet waren und anscheinend die Absicht hatten, irgendeine Scham zu verbergen. „Hey, fang dich mal wieder…Ich vermisse dein Lachen“, mit einem Grinsen versuchte ich die Rothaarige wieder aufzumuntern, schließlich könnte das nicht die ganze Zeit so weiter gehen. Und tatsächlich drehte sie das Gesicht lächelnd zu mir. Während ihre meeresblauen Augen einen Glanz mit sich brachten, den ich schon sehnsüchtig vermisst hatte und der mir selbst sogar den Atem raubte. ‚Jetzt bloß nicht die Fassung verlieren, Sora! ‘ Einen kurzen Moment später riss ich mich wieder zusammen und führte meine Lippen an ihr Ohr, wo ich dann einige Worte hineinflüsterte: „Na dann, kann es ja jetzt losgehen…“ Wie auch beabsichtigt weiteten sich ihre Augen und starrten mich verwirrt an. Lächelnd ließ ich von ihr ab und packte ihre Schultern, die ich anschließend vorsichtig aber ohne nachzugeben nach hinten schob. Kairis Blicke wanderten dabei immer zwischen mir und dem Boden hin und her, denn sie wusste genau, in was für einer Situation sie sich befand…Unser kleines Spielchen von letztens würde nun nochmal von vorne beginnen. An der Wand angekommen, erhielt ich ein weiteres kleines Zucken ihrerseits, was die hier vorherrschende Anspannung nur noch weiter unterstrich. Ihr Atem stockte, als mein Blick auf ihre Hände gelenkt wurde, denn gleich würde es keinen Ausweg mehr geben. Mit einer schnellen Bewegung wurden die Gelenke auch schon umfasst und über ihrem Kopf an die Wand gedrückt. Meinen Körper presste ich dabei mehr an ihren, Weglaufen war nun unmöglich. „Sora…!“ Mehr brachte sie nicht hervor, und selbst das war nur noch ein piepsiges Keuchen. Wie ich bereits sagte, es würde keine Widerworte mehr geben… Beide Herzen schlugen jetzt in einer gut vernehmbaren Lautstärke, sodass sicher war, dass der jeweils andere es genau hören konnte. Selbst ich tat mich damit schwer, nicht in eine Art Rauschzustand zu fallen, denn die Bedingungen dafür waren gut. Der Rhythmus vom schnellen Herzschlag, das durch den Kopf strömende Blut und die unregelmäßige Atmung, die sich nun auch bei mir andeutete, hatte die Eigenschaft, Sinne zu benebeln. Das konnte man mit der Situation vergleichen, wenn man auf einem Motorrad sitzt und mit Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn entlang rast. Als nächstes lehnte ich meine Stirn an die ihre und sah ihr tief in die Augen, währenddessen zentrierte sich mein Atem auf ihren zarten Lippen. Sie tat sich mittlerweile noch schwerer dabei, jegliches Seufzen zu verhindern, mir fiel es aber auch nicht sehr leicht unter all dieser Anspannung Ruhe zu bewahren. Zudem machte sich auch noch ein starkes Zittern in mir bemerkbar und unaufhaltsame Gänsehaut durchstreifte meinen gesamten Körper. ‚Sowas nennt man wohl Schmetterlinge…’, dachte ich mir nur. Sogar Kairis Hände, deren Gelenke ich immer noch umklammert festhielt, bebten förmlich und an ihrer Stirn spürte ich schon eine kleine Schweißperle hinunterlaufen. Ihr Atem hauchte mir heiß und stockend gegens Gesicht, doch in ihren Augen schimmerte eine Art von Begeisterung und Aufgeregtheit, was mir ein kurzes Lächeln auf die Lippen gleiten ließ. Ich entfernte mich nun von ihrer Stirn und näherte mich stattdessen ihrer Wange, die ich zärtlich mit einem Kuss streichelte. Ein unterdrücktes Keuchen ertönte ihrerseits, woraufhin sie sich sofort auf die Lippen biss, um noch weitere Geräusche dieser Art zu verhindern. Ich hingegen bewegte mich nun langsam auf diese zu und ein weiteres Mal zentrierte sich mein Atem auf ihren Mund. Mein Körper war immer noch dicht an ihrem, so konnte ich deutlich fühlen, wie ihr Herz gerade einen Aussetzer machte. Dann legte ich sanft meine Lippen auf die ihren. Weich und warm. Ich schloss die Augen und drückte ihre Handgelenke unbewusst fester an die Wand, woraufhin ein kurzes Aufkeuchen als Antwort herhielt. Auch ihren Körper presste ich noch enger an die Wand, die jedoch nicht die Fähigkeit besaß, wie damals der Moosboden sie hatte, nachzugeben. Ich machte mir aber keinerlei Gedanken, -dazu wäre ich eh nicht mehr fähig gewesen-, denn während wir unseren Kuss langsam vertieften, spürte ich, wie sich ein leichtes Lächeln in ihrem Gesicht formte. Kapitel 15: Tag Acht: Sho ------------------------- Am nächsten Morgen lagen wir immer noch eingekuschelt auf dem Sofa. Ich dachte nur: „Wow, was für ein schöner Abend das gestern doch war.“ Aufgewacht bin ich durch Soras Wuschelfrisur, die mal wieder in meinem Gesicht kitzelte. Aber schlimm war das nun nicht, ich fühlte mich ausgeschlafen und die Sonne stand auch schon hoch am Himmel. Nur eines fand ich weiterhin merkwürdig…Ich hatte schon wieder nicht geträumt…Irgendwie, seit Key weg ist, kommt da nichts mehr. Ob es vielleicht an ihm liegt? Aber wie könnte er denn bitte schön Träume beeinflussen? Von so etwas hatte ich wirklich noch nie gehört… „Hey bist du wach?“ Ein zärtlicher Atem strich mir über den Nacken, den ich gleich mit einem Lächeln beantwortete. „Ja, bin ich.“ „Schön…“ Dann legte sich ein Arm um mich und umschloss vorsichtig meine Hand, die neben meinem Oberkörper platziert war. „Sora?“ „Ja?“ „Wir müssen noch Riku anrufen“, kicherte ich. „Oh, stimmt ja, hehe…Sonst können wir das heute mit der Insel vergessen!“ „Ja dann mal los!“ „Was, jetzt?“, fragte er leicht verwundert. „Klar doch, schließlich ist es schon fast Mittag, denke mal, und im Dunkeln wollen wir ja wohl nicht losfahren, außerdem müsste er seine Sachen noch packen und du auch…Drüben müssen dann die Zelte aufgebaut werden und das möglichst noch bevor die Sonne unter ge--“ „Ja ja, jetzt halt mal die Luft an!“ Erstaunt drehte ich mich zu ihm um. Aber er grinste, also war alles okay. „Mach dir mal keine all zu großen Sorgen, das packen wir schon“, sagte er mit einem niedlichen Engelslächeln. „Na gut.“ „Dann werd ich jetzt wohl mal telefonieren gehen…“ Folglich schlug Sora die Decke zur Seite und stand vom Sofa auf, ging danach wohl in Richtung Flur. Ich hingegen bemerkte grad einen kühlen Luftzug, als der Braunhaarige nicht mehr da war. Lag bestimmt an der ganzen Körperwärme, die mich bis vor kurzem noch umgeben hatte. 10 Minuten später tauchte Sora mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder auf und beugte sich von der Sofalehne aus zu mir rüber. „So wie du aussiehst, geht wohl alles klar, was?“ Als Antwort erhielt ich ein deutliches Nicken: „Jup, Riku packt jetzt seine Sachen zusammen, ich jetzt auch, dann essen wir beide noch was und in ’ner Stunde treffen wir uns am Bootssteg.“ „Okay…Haben wir eigentlich auch Zelte?“ „Ne weißte“, lachte er und sackte dabei auf der Lehne ein, ich jedoch guckte ihn nur schief an und verschränkte die Arme. „Also, Riku hat bei sich zwei und ich hab auch noch eins, also mach dir da mal keine Sorgen, du MUSST nicht mit mir in ein Zelt gehen!“, und abermals versank der Wuschelkopf in einem Lachflash, bei dem er mit dem Rücken auf der Lehne lag und auf der anderen Seite schon fast wieder kopfüber auf der Couch ankam. Das sah wirklich komisch aus. ?’s Sicht: Ich entschied mich dafür diesen düsteren und meiner Ansicht nach hasserfüllten Ort zu verlassen und stattdessen einen gemütlicheren Platz aufzusuchen, an dem ich in aller Ruhe meine letzten Stunden genießen könnte. Jeder normale Mensch würde jetzt wahrscheinlich trauern, gerade wenn er noch so jung ist wie ich. Aber ich war weder ein Mensch, jedenfalls nicht mehr, noch besaß ich irgendetwas, wofür sich das Kämpfen lohnen würde. Denn ich hatte alles verloren…Meine Gestalt, meine Freunde, meine Liebe und auch den Weg zurück in meine Welt. Man hatte mir nicht einmal eine richtige Wahl gegeben, als ich zu dieser Aufgabe berufen wurde. Ich konnte nur eins, entweder den Auftrag annehmen oder sterben…Ich entschied mich natürlich zunächst fürs erstere, doch im Laufe der Zeit wurde mir klarer, dass das nicht der Weg war, den ich gehen wollte. Seufzend ließ ich mich auf sanftem Gras nieder und musterte meine schmerzenden Pfoten. „Nun bin ich soweit gegangen, ohne Pause, ohne Rast und habe immer noch keine Entscheidung getroffen…“ Das stimmte, denn es stand noch eine Entscheidung offen… „Ich will nicht daran teilgehabt haben, wenn dieser Bastard das bekommt, was er will…Ich will meine Schuld begleichen.“ Langsam sank mein schwarzer Kopf auf das weiche Gras und ein weiterer unbewusster Seufzer entglitt mir. Sicherlich war ich in diesem Moment sehr erschöpft, doch habe ich jetzt die Zeit dafür, mich auszuruhen? Ein kleines Lächeln formte sich und entblößte dabei meine blanken spitzen Zähne, denen ein Mensch bei solch einer Dunkelheit wohl eher ungern begegnet wäre. „Diese Zeit wird er mir schon noch geben…Das ist das Mindeste.“ Dann schloss ich die Augen und döste ein. Flashback „W-wo bin ich? I-ich war doch eben noch bei…meinen Freunden.“ „Hallo Shori...“ Ein unheimlicher Schauer lief mir über den Rücken, als ich seine Stimme zum ersten Mal hörte. So beängstigend wirkte sie…als würde sie inmitten des tiefsten Abgrundes entspringen…Oder als wäre der Sprecher der Tod selbst. „W-wer bist du?! Zeig dich!“ Doch er zeigte sich mir nicht…kein einziges Mal. Ich hörte immer nur seine Stimme und erblickte um mich herum nichts als Dunkelheit, wie ein leerer schwarzer Raum. „Nicht so ungeduldig, Sho! Du wist schon noch Antworten bekommen.“ Sein Ausruf ließ mich merklich zusammenzucken. Noch nie hatte ich so eine bedrohliche Männerstimme gehört, eher gesagt war ich nun ein wenig erleichtert darüber, dass ich ihn nicht sehen konnte. Wer weiß, was mich dann erwartet hätte. „Nun gut Sho. Ich habe dich hierher berufen, da du eine Aufgabe zu erledigen hast.“ „Eine Aufgabe?“ „Ja. Denn dir ist die Macht zuteil geworden, Träumen eine neue Form zu geben, sie zu verändern.“ „Träumen…eine neue Form zu geben…? Und wieso wusste ich bis jetzt noch nichts von dieser „Macht“? Mein Ton wurde nun wieder etwas kräftiger, schließlich konnte ich meinem Gesprächspartner nicht in die Augen sehn und die Furcht ließ mit jeder Minute nach. „Das liegt daran, dass sie in dir noch verschlossen ist, sie muss erst befreit werden!“ „Befreit werden? Moment mal, warum sollte ich das überhaupt wollen? Was soll ich mit dieser Macht? Sag endlich, wer bist du? Und was willst du von mir?!“ Allmählich stieg in mir die Wut hoch, mir ging dieser Ort gehörig auf den Wecker, es war dunkel und kalt, ich wollte einfach nur wieder nach Hause… „Nun denn, mein Name ist Xemnas, Anführer der Organisation XIII und ab jetzt derjenige, dem zu gehorchst! Denn du hast keine Wahl, entweder du nimmst den Auftrag an oder du stirbst!“ Jetzt blieb mir der Atem endgültig weg und meine allzu offensichtliche Wut verwandelte sich in Windeseile wieder in Angst, ich kannte ihn zwar nicht, aber in seinem Ton lag große Überlegenheit und mir wurde klar, dass er wirklich dazu fähig wäre, mich zu töten. „O-ok…“, begann ich mit deutlich zitternden Stimme, „Was willst du?“ Ein lautes durchdringendes Lachen erschallte im Raum und erzeugte Gänsehaut auf meinem Körper. „Zunächst vergiss mal schön deinen Namen, Shori Minzoku…Denn ab heute lautet er ‘Key’!“ Flashback Ende Kairis Sicht: So langsam reichte es aber, Sora könnte ruhig wieder runterkommen. Der lacht sich ja sonst noch die Seele aus dem Leib. Doch glücklicherweise kam mir endlich eine Idee, wie ich dem ein Ende setzen könnte… Meter für Meter rutschte ich auf der Couch zu ihm rüber und beugte mich vorsichtig über seinen Kopf. Ich konnte schon ein paar „Lachtränen“ an den Rändern seiner geschlossenen Augen hochsteigen sehen. Ich hatte echt keine Ahnung, warum er jetzt plötzlich so ausflippte, ich meine, so witzig war das doch eben auch nicht gewesen, oder? Als mein Gesicht dann direkt über seinem war, gab ich ihm zunächst einen kleinen Kuss auf die Nase, um ihn auf mich aufmerksam zu machen und dann einen auf den Mund…Sofort erstarb das Gelächter und Sora riss mit einem Male die Augen auf und blickte mich ganz erschrocken an. „Na, so erschreckt?“ „Ähmm…weiß auch nicht, hatte irgendwie nicht damit gerechnet“, grinste er sichtlich in Verlegenheit gebracht. „Nein? Wieso? Ich meine, das erste Mal ist es ja nun nicht gewesen.“ „Ne aber…Ich hätte jetzt gedacht, dass du mir irgendwann eine runter haust, weil ich so viel gelacht hab.“ „Das glaubst du, würde ich tun?“ Leicht entsetzt starrte ich ihn an und verschränkte zur selben Zeit beleidigt meine Arme. Er hingegen drehte sich nun lächelnd wieder um, sodass er mit den Ellbogen auf der Lehne gestützt hinter dem Sofa stand. „Nun ja, falls ich es nicht geschafft hätte, aufzuhören und keine Luft mehr bekommen hätte, dann wäre das gar nicht so verkehrt gewesen…Eher würde ich dir dafür dann sehr dankbar sein…“ „Hmmmm…“ Ich tat noch einen Moment lang so, als hätte mich das jetzt nicht überzeugt. Denn ich liebte es einfach, Sora mit meinen gespielt bösen Blicken in den Wahnsinn zu treiben… „Kairi? Och komm, sei doch jetzt nich so…Es tut mir leid, wenn ich was Falsches gesagt hab.“ ‚Es tut ihm sogar leid? Wow, das war jetzt zwar nicht nötig gewesen, aber dennoch schön zu hören, dass er sich für so etwas entschuldigt. Da könnte selbst ich nicht noch weiter so tun, als wäre ich sauer. ‘ Lächelnd streckte ich die Arme nach ihm aus und legte sie in seinen Nacken: „Ach, Sora…Du bist schon echt süß“, und drückte ihn ganz fest, sodass er beinahe den Halt an der Couchlehne verloren hätte. „Hey, hey! Nicht so doll, sonst erstickst du mich noch!!“ Ein wenig erschrocken wich ich zurück und formte ein leichtes Grinsen. „S-sorry…“ Ein kleines Nicken seinerseits folgte: „Na gut…dann werd ich wohl mal Sachen zusammenpacken und das Zelt aus dem Keller holen. Wenn ich nur wüsste, wo genau es ist…“ Mit einem nachdenklichen Blick wandte er sich folglich der Treppe zu, die nach unten führte, blieb aber vor dieser stehen und drehte den Kopf schief. Ein Kichern konnte ich mir somit kaum verkneifen. „Du, sonst pack erstmal deine Sachen und ich geh in der Zeit in den Keller und suche das Zelt, falls es dir nichts ausmacht.“ Immer noch ganz nachdenklich drehte er sich wieder um und entschied sich einige Sekunden später dann für eine Antwort: „Hmm…Okay, aber pass auf, es ist ziemlich dunkel da unten und der Lichtschalter lässt sich immer so verdammt schlecht finden…“ „Ach das werd ich schon schaffen, bin ja wohl groß genug, um einen Lichtschalter zu finden.“ Dann ging der Braunhaarige die Stufen hoch und das letzte, was man von ihm hörte, war ein lautes Lachen. ‚Macht der sich etwa über mich lustig? Ich werde ja wohl ein Zelt ausfindig machen können! ‘ Nach einer geschlagenen halben Stunde kam dann Sora die Treppen wieder runter getippelt, während ich mit verschränkten Armen auf der Couch saß. „Hey, hast den Lichtschalter wohl nicht gefunden, was?“ Kaum sah er mein beleidigtes Gesicht, fing er auch wieder das Grinsen an. Ich jedoch ließ mich davon überhaupt nicht verunsichern, sondern ging stattdessen in Richtung Treppe und deutete ihm nur, mir zu folgen. Mit einem etwas fragenden Ausdruck kam er dann wenige Augenblicke später angetrottet. Ohne ein Wort zu verlieren, machte ich mich folglich auf den Weg in sein Zimmer und betrat es schließlich. „Ähmm, Kairi? Was hast du vor?“ Anstatt zu antworten schritt ich auf sein Bett zu und kramte unter diesem eine große Tasche hervor, auf der ein Bild von einem Zelt abgebildet war. „Oh…es war also gar nicht im Keller, hehe…“ Offensichtlich leicht aus der Fassung gebracht, kratzte er sich am Kopf und wurde ein wenig rot. Ich aber guckte immer noch leicht verärgert und hielt ihm dann einen Zettel vors Gesicht, den ich nach meinem fast halbstündigen Aufenthalt im Keller gefunden hatte. „Ähmmm…Hey Sora, bitte vergiss nicht, wie ich es dir auch schon vor meiner Abreise gesagt hatte, dass das Zelt für die Insel nicht mehr im Keller liegt, sondern unterm Bett, falls du irgendwann vorhaben solltest, mit deinen Freunden wieder ein paar Tage dort zu verbringen…Bis in zwei Wochen dann, hab dich lieb. Mum.“ „Also dein Gedächtnis ist wirklich einsame Spitze, Sora!“, sagte ich mit einem vermeintlichen Grinsen im Gesicht. „Es tut mir leid, du hast wohl ganz umsonst den ganzen Keller abgesucht, nicht wahr?“, hieß seine Antwort, während er langsam den Kopf senkte. Natürlich konnte ich das nicht lange mit ansehen…Denn so schlimm war das nun auch nicht gewesen, da bräuchte er sich keineswegs für schlecht fühlen. „Hey…Es ist ja jetzt nicht so, dass ich nachtragend wäre. Ein kleines bisschen beleidigt vielleicht, aber so, dass man es gleich wieder vergessen kann…“ Als Reaktion zog sich ein breites Lächeln durch sein Gesicht. ‚Was für Freunde wären wir denn, wenn wir uns nicht verzeihen könnten? ‘, dachte ich mir nur. „Gut! Dann entspannen wir uns noch eben einen Moment lang und dann auf zum Strand!“ „Okay, aber was meinst du mit Entspa---? Mmh…Sora!!!“ Kapitel 16: Eine unwirkliche Welt --------------------------------- Sho´s Sicht: Ein plötzliches Rascheln weckte mich aus meinen Albträumen, die eigentlich nur meine schlechten Erinnerungen widerspiegelten…Tag für Tag. Das Geräusch verstummte wieder und es war erneut unheimlich ruhig in dieser Nacht. Man konnte nur ein leichtes Rauschen der nahen Wellen vernehmen. ´Xemnas verlangte von mir, die Erinnerungen einer gewissen Kairi verschwinden zu lassen…Letztendlich tat ich es auch, doch ich bereute es sofort. Sie war ein so nettes Mädchen, sie hatte sogar etwas von Luna gehabt…Ich bereue es sogar, sie geküsst zu haben, schließlich gehören sie und Sora zusammen und ich habe Luna. Naja, wenn ich bei ihr sein könnte… Ich wollte es wieder gut machen, was ich getan hatte und gab den beiden diese Träume. Anfangs versuchte ich, sie zueinander zu führen, doch dann bemerkte ich, dass da noch viel mehr hinter steckte…Es würde hier um Leben und Tod gehen…Für Kairi vielleicht nicht, aber für Sora. Denn wenn sie die Zeitbegrenzung nicht einhalten, dann…dann…´ Eine kleine Mitleidsträne rollte mir die Wange hinunter und tropfte auf meine Pfote. ´Diese beiden waren so glücklich zusammen, es darf einfach nicht so zuende gehen! Deshalb werde ich auch wieder zurückgehen und weitere Träume machen, ich muss einfach, schließlich ist das alles auf mich allein zurückzuführen! Ich muss es tun! ´ Ein plötzlicher Wind durchwehte mein Fell und durchrüttelte meinen schon komplett weiß gefärbten Schwanz. Die Entscheidung war getroffen und die Zeit rannte gegen mich. Mir blieb nicht mehr viel übrig, denn ich hatte den Pakt gebrochen und das müsste ich mit meinem Leben bezahlen. Ich könnte nie mehr zurückkehren, doch bevor ich die Welt verlassen würde…hätte ich gerne noch einen Jungen vor seinem grausamen Schicksal bewahrt. Es war noch nicht mal seines, sondern Xemnas hatte es dem Jungen aufgezwungen…ohne dass er es bemerkte. Zitternd drückte ich meine Gliedmaßen wieder hoch und setzte Pfote vor Pfote, in meinen Augen war ein klares Ziel und in meinem Herzen untröstliche Trauer. Doch das war das, was die Zeit so mit sich brachte… Kairis Sicht: Nachdem Sora und ich uns gefühlte Stunden damit befasst hatten, Zärtlichkeiten miteinander auszutauschen und den Gefühlen ihren freien Lauf zu gewähren, machten wir uns auf zum Bootssteg, wo Riku sicherlich schon auf uns wartete. Denn in der Regel war es so, dass er früher als eigentlich geplant am vorgesehenen Treffpunkt erschien. Hand in Hand schritten wir am seichten Strand entlang, begleitet vom leichten Rauschen der Wellen und der hohen Klänge der Möwen. Währenddessen suchte uns ein offensichtlich verlegenes Schweigen auf. Ungefähr fünf Minuten später kamen wir dann am Steg an und sahen Riku, der uns schon aus einiger Entfernung zu gewunken hatte. „Hey Riku!“ „Hallo Sora…und hey, Kairi du kommst ja auch mal wieder mit!“ Leicht verwirrt musste ich mit ansehen, wie Sora ihm unangenehm in die Seite stieß. „Eh…Was meintest du Riku?“ „Ähmm…Es ist schön, dass du mit uns mitkommst, bist ja schließlich noch nie mit Sora und mir zusammen auf die Insel gefahren.“ „Hehe, ja stimmt. Aber mit dir doch schon öfters“, lachte ich. Die beiden Jungs warfen sich einen eher nicht deutfähigen Blick zu, dann gab mir der Türkisäugige ein kurzes Nicken. „Alles okay mit euch?“ „Ja ja sicher!“, warfen beide nahezu gleichzeitig ein. „Wirklich?“ „Ja klar! Riku meinte vorhin, dass er ein klein wenig Kopfschmerzen hätte und deshalb ist er grad so komisch drauf, stimmts Kumpel?“ Dann schlug der Braunhaarige grinsend dem anderen unsanft auf den Rücken. „Also echt, ihr seid schon ziemlich lustig drauf…“, gab ich weniger überzeugt von mir. Währenddessen fiel mein Blick neben Riku auf den Boden. Drei große Taschen standen dort, zwei davon waren wahrscheinlich die Zelte. Und das alles hatte er bis hierher geschleppt? Ich fragte mich auch, ob das mit einem Boot gehen würde, schließlich hatten wir nun insgesamt sechs riesige Taschen und unser „Fortbewegungsmittel“ sah nicht gerade zuversichtlich aus, was den Platz anging… Sicherlich müssten wir zweimal fahren oder uns auf mindestens zwei Boote aufteilen. „Oh man…Das passt doch nie im Leben“, meinte Sora, während er sich am Kopf kratzte. „Natürlich passt das nicht! Das sieht man doch sofort!“, offensichtlich ganz amüsiert über Soras Kommentar, schmiss Riku seine drei Taschen ins Boot und hüpfte denen auch gleich hinterher. Dabei deutete er auf ein zweites, das am Ende des Steges festgebunden war. „Ihr fahrt am besten mit dem da drüben. Ich drei Taschen, ihr drei Taschen, okay?“ Zustimmend nickten der Wuschelkopf und ich dem Älteren zu, schnappten uns das Gepäck und marschierten zum Steg-Ende. Kurze Zeit später saßen wir auch schon im Boot und ruderten fleißig. Soras Sicht: ´Ich glaubs nicht! Da hätte Riku uns fast verraten! Er weiß doch genau, dass sie sich nicht an mich erinnert, oder hatte er das schon wieder vergessen? Wir können von Glück sprechen, dass sie nicht weiter drauf eingegangen ist, sonst hätte das noch in einem Desaster geendet. Ich glaube, ich werd ihn auf der Insel erstmal zu Recht stutzen, das kann ich doch nicht so einfach durchgehen lassen…´ „Hey Soraaaa!!!“ „Hääh, was?“, rief in einem ziemlich unfreundlichen Tonfall. „Oh man, hast du mal wieder ne Laune, was ist denn los?“ „Tut mir leid, war nur irgendwie in Gedanken…“ „Schon gut…Nur wäre es toll, wenn du jetzt wieder mithelfen würdest.“ ´Mithelfen? ´ Erst jetzt fiel mir auf, dass ich aufgehört hatte, zu rudern. Lag wohl daran, dass mir diese Multifunktionalität, die Mädchen zum Beispiel schon angeboren war, offensichtlich fehlte…Ich sollte in Zukunft vielleicht weniger denken… Endlich wieder wach half ich schließlich mit, unser Boot ans Land zu kriegen. Nach zehn Minuten hatten wir dies auch geschafft und entspannten uns kurz auf dem kühlen weißen Sand. Dabei wanderte mein Blick zu Kairi, deren übergroße Freude wohl bereits verflogen schien. „Hey, Kairi! Was ist los?“, fragte Riku sie, als er es auch bemerkte. Kopfschüttelnd antwortete sie: „Nichts…es ist alles okay…“ Kairis Sicht: „Na wenn du meinst, aber wenn doch, du kannst es uns ruhig sagen!“, bekräftigte der Ältere mit einem heiterem Lächeln. Seufzend senkte ich erneut den Blick zu Boden. ´Jetzt belüg ich schon meine Freunde…Und das nur, weil ich ihnen nichts von diesem Ort erzählen möchte. Nicht von dem, was zwischen Key und mir an genau dieser Stelle passiert ist…Nichts von alle dem. Zudem bedrückt es mich immer noch, dass die Feder und der Brief weg sind. Naja…Wenigstens hab ich noch die Kette…´ Unbewusst krallte ich mich an genannter fest und eine kleine Träne fiel auf den hellen Sand. Nur zu gerne hätte ich ihn als Freund behalten, aber so wie es schien, gehörte er nicht hierher und würde wohl auch nie mehr zurückkehren. „Kairi, ist wirklich alles in Ordnung?“ Schlagartig zuckte ich zusammen, als mich plötzlich jemand an der Schulter berührte und mich aus meinen Träumen riss. „Tschuldigung, hab ich dich erschreckt?“ Langsam drehte ich den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und wurde gleich von einem warmen Atemhauch in Empfang genommen. Ich wollte ihm keine Sorgen bereiten, also zwang ich mir ein kleines Lächeln auf, welches wohl nicht sehr zu überzeugen schien. Sora sah mich nun mit einer noch ernsteren Miene an und dachte wohl angestrengt über etwas nach. „Aber falls mal was sein sollte, ich bin immer für dich da, okay?“ Grinsend nickte ich, schließlich waren wir hier zum Spaß und nicht für Trübsal blasen. „Gut, dann würd ich mal sagen, wir bauen jetzt die Zelte auf!“ Seinem Vorschlag zustimmend begleitete ich Sora bis zu einer Stelle, an dem der Boden etwas fester war und man leichter ein Zelt aufstellen konnte. Riku befand sich auch schon da, denn er hatte bereits die drei Taschen mit den Zelten genommen und sie hierher gebracht. Sie schlugen diese anscheinend immer am selben Platz auf, man konnte noch alte Einsteckspuren von den Metallstangen in der Erde erkennen. Einige Meter hinter unserem „Lager“ erstreckte sich ein kleiner dichter Dschungel, in dem es sich bestimmt gut Spazierengehen ließ. Ein perfekter Ort also, wenn man mal nachdenken musste und von den anderen Abstand brauchte. Kurz nach dem Aufbau der Zelte setzten wir uns zu dritt an den Strand und beobachteten die Wellen. Die Jungs waren dabei ganz in ein Gespräch vertieft, dessen Thema ich wohl überhörte, denn ich versank langsam erneut in meine Traumwelt. Ich weiß auch nicht, was heute mit mir los war, ständig musste ich an irgendetwas denken und ich bekam den Kopf einfach nicht frei. Immer wieder mischte sich so ein Gefühl ein, das ich zwar kannte, aber nicht zuzuordnen wusste…Es ging in die Richtung, dass etwas passieren würde. Nur was? Und ehrlich gesagt, hatte ich auch keinen Nerv mehr darauf, irgend etwas Einschneidendes zu erleben. Ich wollte nur meine Ruhe haben, wenigstens für ein paar Tage, das war doch nicht zu viel verlangt, oder? „Kairi.“ „Häh, was?“ Verwirrt schaute ich die beiden Jungs an, die aber scheinbar genau so überrascht waren wie ich. „Was ist denn Kairi?“, fragte Sora mit einem ziemlich besorgten Gesichtsaudruck. „Ach nichts…Ich dachte nur, ich hätte etwas gehört…“ Riku standen jetzt auch sichtliche Fragezeichen im Gesicht geschrieben. `Halluziniere ich jetzt etwa schon? ´ „Wisst ihr, ich glaub ich werde einfach mal ne kurze Runde drehen, um den Kopf frei zu kriegen. Bis später dann!“ Ich stand auf und steuerte den Dschungel an, zurückließ ich zwei verwirrte Freunde, denen offensichtlich nichts Hilfreiches einfiel, was los sein könnte. Das war auch besser so, denn im Moment wusste ich selbst überhaupt gar nichts. Seit nun einer Stunde wanderte ich schon durch die Gegend, ohne irgendein Ergebnis…Weder was mit mir los sein könnte, noch was ich jetzt machen sollte. Es schwirrte nur eine fremdartige Stimme in meinem Kopf rum, die meinen Namen rief und den Eindruck in mir weckte, ich solle mich ausruhen. Doch könnte ich jetzt einfach so hier sitzen bleiben und einschlafen? Das klang für mich etwas sehr kurios, nachher machten sich die beiden anderen noch Sorgen und das wollte ich nun wirklich nicht. Dennoch wurde dieses Gefühl immer stärker und begann schon, mir die Kräfte zu rauben. Immer öfter und immer länger fielen mir die Augen zu und ich drohte vorne über zu kippen. Irgendwann war mir das ganze dann zu blöd: ´Ach…das hat doch keinen Sinn mehr, hier fast einschlafend rumzutrödeln und den Weg zurück würde ich auch nicht schaffen können, also…´ Also beschloss ich, an dem nächstgelegen Baum Platz zu nehmen, mich zurück zu lehnen und für eine Weile die Augen zu schließen. Ich hätte nachher noch genug Zeit, um zurückzukehren. Ein regenbogenfarbener Himmel…Ich war also wieder hier. An dem Ort, dem ich sowohl mit Furcht als auch mit Freude entgegentrat. „Erzählst du mir heute wieder etwas?“ Ein geräuschloser Wind durchfegte meine Sinne und trieb mir weiße Körner zu. „Was ist das?“ Ich versuchte mich zu orientieren und bemerkte, dass ich hinter dem großen Regenwald stand und sich vor mir gewaltige Bergmassen erhoben. Jetzt erinnerte ich mich auch wieder, genau diese Gebirge hatte ich im ersten Traum vom Strand aus gesehen und dieses weiche Etwas, dass mich zuerst ein wenig verwirrte, war Schnee. Meine Augen blickten demnach völlig fasziniert in diese weiße Unendlichkeit. Ich hatte noch nie zuvor echten Schnee gesehen, auf der Insel war es dafür viel zu warm. Begeistert marschierte ich durch die weiche Masse und staunte jedes Mal, wenn ein lustiges Knirschen ertönte. Dennoch musste ich kurze Zeit später feststellen, dass diese Gegend nicht so angenehm war, wie erst gedacht, denn es war bitter kalt hier. Deshalb zitterte mein Körper auch unaufhörlich. „So toll ist Schnee wohl doch nicht…“ Nach einem langen Aufwärtsmarsch sank ich dann an einem vereinzelten Baum auf den Boden. Völlig erschöpft und unterkühlt kippte ich zur Seite weg. Ich spürte sämtliche Körperteile von mir nicht mehr und betete mit meinen letzten Kräften, dass mich jemand fand. Schließlich verließ mich all meine Energie und ich verlor das Bewusstsein. Ein angenehmes Flackergeräusch erweckte mich aus dem vermeintlichen Tod. Mein Körper fühlte sich ganz warm an und auch unter mir schien sich kein Schnee zu befinden. Vielleicht hatte mich ja wirklich Irgendjemand gefunden? Langsam eröffnete ich mir wieder die Sicht und entdeckte sofort diese Wärmequelle, die mich vorm Erfrieren bewahrt hatte. Es war ein loderndes Lagerfeuer, neben dem ich positioniert wurde. Sogar einige Decken waren um mich gewickelt worden, denen ich dankbar entgegenlächelte. ´Da hat sich einer wirklich Mühe gemacht. ´ Vorsichtig richtete ich meinen Oberkörper auf und streckte meine Hände dem wärmendem Orange zu. Mein Blick streifte dabei weiterhin durch die Gegend und erforschte die Dunkelheit. Es war wohl in Zwischenzeit Nacht geworden und es brauchte wirkliche Anstrengung, um auch nur einen Baum um das helle Feuer herum zu erkennen. Hinter mir befand sich eine dichte Buschreihe und wenn man genauer hinhörte, konnte man sogar den Wind spüren, wie er durch Blätter wehte. ´Ich bin also in einem Wald…Vielleicht der mit den seltsamen Bäumen? Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, in diesem riesigen Bergland einen Wald gesehen zu haben. Nur fühlt es sich hier so kühl an, wenn man sich vom Feuer wegbewegt, spricht wohl eher gegen einen warmen tropischen Regenwald. ´ Ganz in Gedanken vertieft, bemerkte ich zunächst gar nicht, dass sich ein immer größer werdender Schatten über mir aufbäumte. Erst als ich das folgende Knacken von einem zertretenden Ast hörte, schreckte ich aus meiner Gedankenwelt auf und drehte mich mit weit aufgerissenen Augen um. Ich blickte in die großen leuchtenden Augen einer schwarzen angsteinflößenden Gestalt, die mehr etwas von einem riesigen Schatten hatte, als von einer festen Kreatur. Sein Atem war so kalt, dass ich schon befürchtete, das Feuer würde davon ausgehen. Und in der Dunkelheit, mit dem Vieh, wäre wohl eher nicht von Vorteil. Die Augen immer noch weit aufgerissen starrte ich bewegungslos in sein Gesicht, den schweren Atem auf der Haut spürend, während ich fühlte, wie sich das Blut in mir schon vor Angst staute. Auch mein Herz spielte da nicht mehr mit und tat so, als würde es ausbrechen wollen. Mein Gehirn signalisierte zwischenzeitlich das Kommando „Lauf weg!“, welches mir aber unmöglich schien, in die Tat umzusetzen, da sich mein Körper, abgesehen von dem Zittern, keinen Millimeter rührte. Währenddessen holte mein Gegenüber bereits mit seiner übergroßen Klaue aus und würde in der nächsten Sekunde zuschlagen, was mich garantiert das Leben kosten würde. Also blieben jetzt nur noch zwei Möglichkeiten übrig, entweder weglaufen und vielleicht noch eine Chance haben oder darauf hoffen, dass irgendein Wunder geschehen würde, welches mich vor meinem Schicksal bewahren wird. „Ok, Variante 1!“, rief ich, um damit meine Starre zu brechen und endlich die Decke weg zu schlagen. Doch ich war zu langsam, ich konnte nur noch mit ansehen, wie die schwarze Kralle in einem immensen Tempo auf mich runter sauste. Ich kniff noch schnell die Augen zu und hinterließ einen letzten Schrei. Ein lautes Geräusch ertönte, was sich so anhörte, als würde man auf Metall schlagen. Dennoch hielt ich weiterhin die Augen geschlossen, die Angst war einfach zu groß. „Bin ich schon tot?“, lautete meine erste Vermutung in diesem Moment und mein ganzer Körper zitterte, wie der Boden bei einem Erdbeben. „Nein bist du nicht! Und jetzt öffne verdammt nochmal die Augen und hau ab!“, rief plötzlich eine Stimme vor mir. Tatsächlich öffnete ich sie ganz erschrocken und erblickte eine menschenähnliche Gestalt, die sich schützend vor mich stellte und mit einem Art Schwert den Abgriff von eben abwehrte. Das erklärte auch das metallene Geräusch. „O-okay!“, und ehe ich mich versah, trugen meine Beine mich ans Ende der Lagerstelle, hinter einen Baum, von wo ich das Kampfgeschehen aufmerksam beobachtete. Der Junge, der das Schwert hielt, kam mir irgendwo her bekannt vor, doch ich wusste ihn nicht zuzuordnen, gerade weil man sein Gesicht auch nicht erkennen konnte. Es war dafür viel zu dunkel. „Stirb, du verdammter Herzloser!!“ ´Herzloser? ´ Daraufhin hob der Unbekannte seine Waffe, welche auf einmal zu leuchten begann und stieß sie inmitten seines Gegners. ´Moment! Hab ich mich gerade versehen oder sah das Schwert wie ein übergroßer Schlüssel aus? Da ist doch nicht normal, ein Schlüssel-Schwert?? ´ Die riesige Schattengestalt brach nach diesem verheerenden Schlag nun endlich zusammen und löste sich in schwarzen Rauch auf, der zum Himmel empor stieg. ´Wow…´ Ich stand immer noch sprachlos hinter dem Baum und betrachtete weiterhin den Fremden mit einer Spur von Begeisterung im Gesicht. „Du kannst jetzt rauskommen. Der Herzlose ist erledigt.“ Ich zuckte ein wenig zusammen, als ich seine Stimme hörte. Ich wusste genau, dass ich sie vorher schon mal irgendwo gehört hatte, aber mir wollte es einfach nicht einfallen… Zaghaft ging ich auf meinen Lebensretter zu und blieb dann kurz vor ihm stehen. „Beim nächsten mal läufst du aber gefälligst sofort los, verstanden? Wenn ich nicht rechtzeitig gekommen wäre, hätte dich das Vieh schon längst in Stücke gerissen.“ „Eh…j-ja, hab verstanden…“, etwas bedrückt senkte ich den Kopf, „…es…es tut mit leid…“ „Huh?“ Ein leises Lachen seinerseits ertönte. „Hey…das brauch dir doch nicht leid zu tun…“, flüsterte er mir in einem ruhigen Ton zu. Dann hob er mit einer Hand mein Kinn wieder etwas an und sah mir in die Augen, seine waren blau, so blau wie der Himmel und wunderschön… „Danke…“ Als Antwort erhielt ich ein warmes Lächeln, was mir im nächsten Augenblick eine leichte Röte im Gesicht bescherte. „Du sag mal, was ist das eigentlich für ein Schwert, das du da hast?“ Er ließ nun von mir ab und hielt seine Waffe auf Augenhöhe, dann lächelte er erneut: „Das hier…ist ein Schlüsselschwert! Und ich bin sein Träger.“ „Ein Schlüsselschwert…?“, wiederholte ich beeindruckt, „Erinnert mich irgendwie an…an…“ Plötzlich fiel es mir ein und ich hielt vor Schreck den Atem an. ´Der Schlüssel! Er ist der Schlüssel!!´ „An was denn?“ „Sag mir bitte…wie lautet dein Name?“ „Mein Name? Also irgendwie bist du komisch, aber wenn du willst…ich heiße---“ „Huh?!“ ´Ich bin wieder…wach. ´ Noch ein wenig verwirrt, blickte ich um mich. Es war alles dunkel, man konnte kaum etwas sehen. Wie sollte ich denn jetzt den Weg zurück zu den anderen finden? ´Wie lange hab ich denn bitte schön geschlafen?! Das ist doch nicht normal, vorhin war noch alles hell und jetzt ist alles stockduster! Und dieser Traum... Er musste wohl an genau der richtigen Stelle aufhören…! ´ „Naja, Rummeckern bringt mich jetzt aber auch nicht weiter…Ich sollte lieber das Lager wieder finden!“ Kapitel 17: Tag Neun: Sinnliche Zeit ------------------------------------ „Sora?! Riku!“ ‚Verdammt, wo sind die nur? Ich suche schon seit Stunden und ich finde weder das Lager wieder noch irgendeine Spur von den anderen…Naja, wie könnte ich auch…Bei dieser Dunkelheit.’ Die Zeit verging unglaublich langsam in dieser Nacht und schien auch kein Ende nehmen zu wollen. Ich würde auch wahrscheinlich nie mehr auf solch dumme Ideen kommen, wie z.B. ein kleines Nickerchen im Dschungel zu machen, was sich letztendlich als Stundenschlaf entpuppen würde. „Kairi?!“ „Huh? Wer ist da? Sora, bist du es?“ Erwartungsvoll schaute ich auf den Weg hinter mir und ließ einen erleichterten Seufzer hängen, als ich in das Gesicht von Riku sah. „Na endlich findet mich mal einer…Danke Riku.“ „Ja, ich bin dem auch sehr dankbar. Schließlich suchen wir dich schon seit Stunden…Ich jedenfalls…“ „Wieso? Hat Sora etwa nicht nach mir gesucht?“, fragte ich mit leichter Enttäuschung in der Stimme. „Doch, schon, aber es ging ihm nicht so gut, deshalb hat er sich später für ein paar Stunden aufs Ohr gelegt.“ „Ohh…“ Leicht besorgt starrte ich in die Richtung, aus der Riku kam und deutete ihm, dass ich sofort wieder zurück möchte, um nach Sora zu schauen. Letztendlich gingen wir grade mal fünf Minuten, bis wir das Lager erreichten. Dies war schon leicht erschreckend für mich, wenn man bedachte, dass ich zuerst Stunden umherirrte. Aber ich redete mir dann immer ein, dass es einfach zu dunkel dafür gewesen ist, das klang wenigstens etwas plausibel. Nachdem ich fertig war, meiner Freude nachzugehen, weil ich endlich aus diesem schrecklichen Irrgarten raus war, betrat ich das Zelt von dem Braunhaarigen. Das Geräusch eines ruhigen gleichmäßigen Atems kam mir entgegen und ließ darauf schließen, dass er immer noch schlief. Zaghaft setzte ich einen Fuß vor den anderen, bis ich schließlich vor seinem Schlafplatz kniete. Vorsichtig beugte ich mich weiter zu dem Schlafenden runter und erkannte nach und nach einige Gesichtsstrukturen in der Dunkelheit. Ich strich mit den Fingern über die zarten Wangen, liebkoste seine Lippen und schmiegte mich dann eng an seinen warmen Körper. Letztlich schlief ich mit einem beruhigten Lächeln ein. Lunas Sicht: Ein weißes Geschöpf in der stillen Nacht. Nie hätte ich mir auch nur zu träumen gewagt, als Wolf durch dunkle Wälder zu wandern. Da sieht man mal, wie sehr er mir fehlt…wie sehr ich ihn vermisse. Fell wie Schnee, das durch den Wind auf und ab zittert. Schweigend lief ich schattenähnlich meinem Ziel entgegen. Vier Freunde waren wir und alle sind hier irgendwo verschollen. Ich hätte mich lieber auf die Suche nach ihm gemacht, doch die Zeit blieb uns beiden nicht. Er würde nicht mehr lange auf dieser Welt verweilen, also müsste ich nach einer Möglichkeit suchen, sein Leben zu retten. „Zeit vergeht. Sie steht nicht still. Selbst dann nicht, wenn du sie darum bittest. Sie hält nicht an, auch wenn sie irgendwen zurück gelassen hatte. Sich darf nicht anhalten, weil…“ „…man es ihr so befohlen hatte...“ Blitzartig drehte ich meinen Körper der Stimme zu, doch dort war niemand. Ich blieb weiterhin stehen und lauschte, während meine Beine nervös zitterten. ‚Diese Stimme…war das etwa…?’ Dann ein weiteres Geräusch. Büsche vor mir begannen sich zu bewegen, bis schließlich eine anthrazitfarbene Pfote zum Vorschein kam. Einige Augenblicke später stand ein gut gebauter dunkler Wolf auf der Lichtung. Was besonders auffällig an ihm war, dass sich eine weiße Linie über seinen gesamten Schwanz hinunter bis zur rechten Hinterpfote entlang zog. Mir schien es so, als würde sich diese Färbung immer weiter ausbreiten und bald wäre dann seine gesamte rechte Flanke von einem hellen Weiß überdeckt. Die Stimme des Unbekannten war tief und dunkel wie die Nacht. Sie verbarg irgendein Geheimnis, ein sehr trauriges. Dennoch gefiel es mir, diesem unbeschreiblich mystischen Ton zu lauschen. „…Manchmal würde sie nur zu gerne weglaufen, doch dann vergeht sie viel zu schnell. Und wenn man die Tatsache genauer betrachtet, so erkennt man, dass wir gar nicht die Gefangenen der Zeit sind, sondern…“ „…vielmehr ist die Zeit selbst der wahre Gefangene“, vollendete ich den Satz mit einer sehnsuchtsvollen Stimme. Es gab nur einen einzigen Menschen auf der Welt, der diese Worte kannte, deshalb war ich mir auch nun zu tausendprozentig sicher, wer da vor meinen Augen zwischen den Bäumen stand. Eine leise Träne fiel zu Boden und ich lief schnellen Schrittes auf meinen verloren gedachten Freund zu. Mit einem großen Satz warf ich ihn auf die Erde und liebkoste ihn mit meiner Schnauze. Die Ohren angelegt, betätschelte ich seinen Hals und Nacken, kniff öfters mal freundschaftlich in das schwarze Fell oder leckte sanft über seine Flanken. Ich fühlte mich so, als würde ich schon immer in einem Tierkörper stecken und verspürte zum ersten Mal keine Sehnsucht nach meinem früheren Leben. „Luna…“, säuselte er mir von mal zu mal glücklicher ins Ohr. „…endlich hab ich dich wieder gefunden.“ „Ja Sho…Das hast du.“ Kairis Sicht: Irgendwann mitten in der Nacht oder am Morgen, ich war mir selbst nicht so sicher gewesen, wachte ich auf einmal auf. Mit dem starken Bedürfnis danach, zu der Quelle zu gehen, von der mir Riku noch am Tage zuvor erzählt hatte. Sora schlief währenddessen immer noch seelenruhig weiter und ließ sich wohl auch nicht von dieser Tätigkeit abbringen. Ganz vorsichtig und mit leisen Schleichschritten ging ich zum Ausgang des Zeltes und öffnete den Durchgang. Es war noch nicht einmal hell draußen, also um die fünf Uhr hätte ich geschätzt. Und dabei schlaf ich doch immer an freien Tagen durch… ‚Seltsam’, dachte ich mir nur und wechselte erstmal in mein Zelt, um ein paar Dinge zusammen zu packen, darunter auch Schwimmsachen. Schließlich machte ich mich auf den Weg zu einem kleinen See im Dschungel, an dem man sich gut erfrischen konnte. Der Ältere hatte mir bereits erzählt, dass es ein sehr schönes Plätzchen sein sollte, der sogar einen kleinen Wasserfall mit einer Ausbuchtung dahinter anzubieten hatte. Circa zehn Minuten Fußmarsch vergingen, als ich endlich an dem prachtvollen Ort ankam. Der Anblick war wirklich überwältigend. Der See besaß ein Blau, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte und auch die kleine Wiese davor war grüner als jedes Grashalm, das ich schon zu Gesicht bekam. Der Wasserfall beeindruckte mich aber am meisten, na gut, gigantisch war er nun nicht gewesen, aber dennoch strahlte er eine so schöne Atmosphäre aus, dass man glatt dahin schmelzen könnte. Leider waren die ganzen Farben in jenem Moment noch etwas gedämmt, da es nicht einmal angefangen hatte, zu dämmern, aber wir besuchten diesen Ort eigentlich täglich, während unseres kleinen Urlaubes. Also bekam ich noch viele Chancen dazu, diesen Platz zu bestaunen. Allmählich löste sich dann meine gebannte Fassungslosigkeit, ich legte meine Sachen auf der Wiese neben dem See ab und schlüpfte in meine Badesachen. Augenblicke später tauchte ich auch schon in das kühle Blau ein. Das Wasser war so klar wie ich bis jetzt nur unser Meer in Erinnerung hatte, doch einen so schönen See hatte ich wirklich noch nie erlebt. Nach einigen Schwimmeinlagen wurde ich dann etwas ruhiger, schloss die Augen und genoss ein wenig die Kühle. Diese Stille, nur das Rauchen des Wasserfalles, und diese reine Luft, alles war einfach perfekt. Nun ja, fast perfekt… ‚Eine Kleinigkeit fehlt noch.’ „Hey!“ Plötzlich zuckte mein gesamter Körper zusammen, als sich etwas auf meine geschlossenen Augen legte. Es waren warme sanfte Hände und ich hätte sie eigentlich sofort wiedererkennen müssen. „Sora…ich weiß, dass du es bist“, sagte ich, während sich im selben Augenblick ein riesiges Grinsen über mein Gesicht zog. „Da bist du aber früh drauf gekommen! Du hast nicht mal gemerkt, wie ich hergekommen bin.“ „Das konnte ich auch gar nicht…“ ‚Ich war nämlich viel zu sehr in Gedanken versunken.’ Langsam ließ er mich wieder etwas sehen und fasste dafür mit den Händen um meine Schultern. „Weißt du eigentlich, dass du hier gar nicht alleine schwimmen darfst?“ „Was?“ „Du könntest sonst untergehen…und ertrinken.“ „Och Sora, also wirklich…Heey, was ma--“ Doch es war bereits zu spät für irgendwelche Widerworte. Mit einem kräftigen Stoß drückte er mich auch schon unter Wasser und ärgerte mich ein bisschen. Nach einem kurzen Wassergefecht, welches ich selbstverständlich nicht gewann, tauchten wir wieder auf. Sofort entfernte ich mich einige Armlängen von ihm und starrte mit einem bösen Blick auf den Braunhaarigen, der sich soeben darüber einen weglachte. „Ich warne dich, machst du das noch einmal!“ „Was ist dann, huh?“ Und er amüsierte sich weiterhin beinahe zu Tode. „Haha…“ Doch witzig fand ich das keineswegs. Manchmal ist Sora einfach zuu lustig drauf und übertreibt es maßlos, jedenfalls in meinen Augen. Immer noch beleidigt schwamm ich zum Wasserfall, hinter dem sich doch eine Art Einbuchtung befinden sollte. Es stimmte wirklich und ich war begeistert. Man konnte zwar noch nicht sehr viel erkennen, da gerade mal eben die Morgendämmerung einsetzte, doch der große Hohlraum hinter dem Wasserfall, durch den ich schwamm, konnte jetzt schon beeindrucken. Die Steinwände außen rum erinnerten dabei an eine Tropfsteinhöhle, die mit Sicherheit genauso faszinierend ist. Durch das laute Rauschen des Wassers konnten auch keine Geräusche hier eindringen, so war man völlig ungestört und konnte einmal so richtig entspannen. Doch die schöne Stimmung wurde auch nur kurze Zeit später vom Unruhestifter Nummer Eins wieder auseinander gerissen. „Was ist denn jetzt noch?!“ „Kairi…sei doch jetzt nicht so sauer…Ich wollte doch nur ein wenig Spaß machen.“ „Pahh.“ Eingeschnappt verschränkte ich die Arme und wandte mich von ihm ab. „Dann lässt du mir wohl keine Wahl…“ Verwirrt drehte ich mich in dem Wasser erneut um und versuchte einen Gesichtsausdruck von meinem Gegenüber zu deuten. Aber es war immer noch zu dunkel dafür. ‚Was hat er denn nun schon wieder vor? Will er das Ganze etwa noch mal machen, oder wie?’ Angespannt wartete ich ab, was als nächstes passieren würde. Sekundenlang, die sich wie Minuten anfühlten, geschah nichts bis Sora plötzlich untertauchte und in den blauen Tiefen verschwand. „Was soll das de--“ Aber bevor ich aussprechen konnte, wurden meine Füße auch schon in den schwarzen Abgrund hinein gezogen. Jedoch wehrte sich mein Körper zu aller Verwunderung diesmal nicht, stattdessen öffnete ich zaghaft die Augen und schaute in eine andere wunderschöne blaue Tiefe, die mich immer wieder in Verlegenheit brachte. Mein Herzschlag nahm nun an deutlichem Tempo zu und meine Lungen verkrampften sich schon beinahe. Nicht nur wegen Luftmangel, sondern auch durch die Aufregung, die seltsamerweise in mir vorherrschte. Sein Blick war immer noch fesselnd, so fesselnd, dass er unter diesen Umständen sogar tödlich wirken könnte. Desweiteren drückte sich jetzt eine angenehme Wärme gegen meinen Körper und ließ mich nicht mehr los. Der weiterhin vorhandene Sauerstoffmangel drohte nun auch mit einer leichten Benommenheit, die mich eher schläfrig machte und nicht dazu trieb, nach oben zu treten. Dennoch vergingen nur wenige Momente bis ich wieder rettende Luft um mich herum spürte. Mein Herz raste immer noch wie verrückt und meine Atmung war schon fast genauso schnell, als ich langsam zu realisieren begann, wie ich gegen eine der Steinwände gedrückt wurde. Ein sanfter Lichtschein durchbrach soeben den Wasserfall und kündigte die aufgehende Sonne an. Nach und nach bildete sich ein zärtliches Rot-Orange in der Höhle und berauschte uns nahezu. Der Blauäugige presste mich nun weiter an die Wand und strich mir vorsichtig die Wange entlang. „Wieso geb ich bei dir nur immer wieder nach…?“, flüsterte ich leise. „Weiß ich nicht, aber ich bin froh, dass du es tust“, lautete sein Antwort, bevor er mich seinen heißen Atem auf der Haut spüren ließ. Dann folgte ein Kuss, der die Sinne berührte und einen gefühlt zwischen die Wolken hob. Ein Paradies, geschaffen aus den Gefühlen zweier Menschen, die sich mehr zu geben hatten, als jemals jemand anderes. Liebe, die so grenzenlos war, wie keine andere und scheinbar niemals aufhörte zu existieren…Scheinbar… Kapitel 18: Das Ziel aus den Augen verloren? -------------------------------------------- Soras Sicht: Meine Freude auf den heutigen Tag war kaum noch zu bremsen. Allein der Morgen ist schon ein wahres Highlight gewesen und der Nachmittag zog sich auch unterhaltsam in die Länge. Gegen Abend jedoch begann die gute Stimmung dann umzuspringen… „Hey, Sora! Könnte ich bitte mal kurz mit dir unter vier Augen sprechen?“, fragte Riku in einer Minute des Schweigens. „Ja…sicher doch“, verwirrt erhob ich mich langsam von dem warmen Platz und trat ein paar Schritte auf den Größeren zu. Auch Kairi schaute, scheinbar ebenfalls nichts wissend, neugierig über das Lagerfeuer zu uns rüber. Zusammen entfernten sich Riku und ich aus der Hörweite des Mädchens und setzten uns vor den leichten Wellen nieder. „Was gibt es denn so Wichtiges, dass nicht mal Kairi es wissen darf?“ „Och komm, tu doch jetzt nicht so!“, entgegnete der Weißhaarige in einem scharfen Ton. „Riku…“, gab ich nur entsetzt von mir. ‚Was war bloß los mit ihm? Er benahm sich doch nie so…Klar hat er öfters mal miese Laune, aber so angekeift hat er mich schon lang nicht mehr.’ „Hast du etwa schon vergessen, weswegen wir hier sind? Hast du schon vergessen, was in fünf Tagen ist, was dann mit Kairi passieren wird?“ Nachdenklich senkte ich den Kopf. „Sag mir nicht, du hast dich von diesen unechten Gefühlen ablenken lassen!“ „Sie sind nicht unecht!!“, wütend sprang ich auf und blickte meinen Gegenüber mit einem so boshaften Ausdruck an, dass er ihn hätte töten können. Riku stand nun ebenfalls auf, mit einem nicht weniger wütenden Blick. „Sora, wach auf! Diese Kairi ist nicht die, die du immer geliebt hast! Sie erinnert sich nicht an dich. Sie hat sich lediglich in dich verliebt, aber das ist auch schon alles. Sie empfindet diese Beziehung nicht so wie du!“ „Nein…das stimmt nicht!“, leichte Tränen lösten sich von meinen Augenrändern und fielen auf den harten Sand. „Doch Sora. Und du weißt es auch.“ „Nein, nein, neeiin!!“, schrie ich völlig außer mir, stieß Riku um und rannte davon. Aber weit kam ich nicht, jemand ergriff mein Handgelenk und drückte mich sachte zu Boden. „Sora, Wegrennen bringt jetzt überhaupt nichts!“ Verzweifelt und mit tränennassem Gesicht schüttelte ich langsam den Kopf: „I-ich will nicht…dass sie mich für immer vergisst.“ „Ja, dann darfst du jetzt auch nicht einfach so aufgeben! Du musst kämpfen“ Hole ihre Erinnerungen zurück, bevor der vierzehnte Tag vorüber ist.“ „Das sagt sich so leicht…Es steckt aber noch viel mehr dahinter, nicht nur Kairis Erinnerungen.“ Ganz durcheinander gebracht wich Riku einige Schritte von mir und setzte sich wieder in den Sand. „Was…meinst du mit ‚noch viel mehr’?“ Es vergingen einige Augenblicke bis ich mich wieder beruhigt hatte und mich dazu setzte. Ich erzählte Riku von den Träumen, die mich bis zu diesem Tage schon heimgesucht hatten. Die Träume, in denen immer der gleiche verschiedenfarbige Himmel über mir strahlte. Und je mehr ich erzählte, desto mehr wurde mir klar, was sie bedeuteten. Es musste noch irgendwas anderes gegeben haben, was Xemnas geplant hatte, nicht nur die Erinnerungen von Kairi zu löschen. Nein, das war gewiss nicht das einzige. „Du weißt sicher schon, was mir da in den Sinn kommt, nicht wahr? Schließlich warst du der erste, der so eine Theorie schon aufgestellt hatte.“ „Ja…ich erinnere mich noch. Das war als du mir von Kairis Zusammenbruch am Strand erzählt hast, oder? Und wir darüber spekulierten, was Xemnas’ Plan gewesen sein könnte.“ „Ja genau. Und jetzt ergibt für mich auch alles einen Sinn…“ „Denkst du wirklich, dass…“ Leicht besorgt stimmte ich Rikus Vermutung nickend zu. „Ich mag vielleicht der Schlüssel zu ihren Erinnerungen sein, aber genauso ist auch sie der Schlüssel zu mir. Gestern ist es mir das erste Mal aufgefallen, als ich plötzlich während der Suche nach ihr zusammengebrochen bin. Mich schwächt diese ganze Situation mehr als ich zugeben will und so wie es aussieht wird es von Tag zu Tag schlimmer. Ich denke mal, sobald sie alle Erinnerungen an mich endgültig verloren hat, werde ich…“ „…Sterben?“ Langsam nickte ich und lauschte dabei den nahen Wellen. „Unsere Schicksale sind miteinander verbunden…und nicht nur die, sondern auch unsere Leben…“ „Ihr habt euch doch eine Papu miteinander geteilt, nicht?!“, lachte Riku mit einer etwas zittrigen Stimme. „Wie kannst du nur in so einem Moment lachen?“ „Weil es jetzt keinen Grund mehr gibt, Trübsal zu blasen! Ich kenne dich gut und bin mir ziemlich sicher, dass du das ganze meistern wirst. Du bist keiner, der sich einfach so umbringen lässt. Nicht von Herzlosen, nicht von Niemanden und auch nicht von fehlenden Erinnerungen!“ Ein kleines Lächeln schlich sich doch tatsächlich meine Lippen entlang: „Wie Recht du doch hast!“ Schließlich verließen wir mit einem fröhlichen Grinsen den Strand und schlossen uns Kairi an, die immer noch geduldig am Lagerfeuer wartete. „Ihr habt aber lange gebraucht…was ist denn passiert?“ „Ach nichts…wir haben uns nur ein wenig festgequatscht“, lautete meine Ausrede. Naja…zur Hälfte stimmte es doch auch. „Festgequatscht? Willst du mich ver--“ „HEY! Kairi, was ist mit dir!“ „Sora, pass auf, sie kippt gleich ins--“ Kairis Sicht: Flashback Im Großen und Ganzen hatte ich eine Stunde gewartet bis der werte Herr mal wieder nach Hause kam. Grinsend stand er vor mir, wobei ich keine Miene verzog: „Ich will gar nicht wissen, wie lange es gedauert hätte, wenn du dich nicht beeilt hättest.“ „Na ja weißt du…“ Er versuchte mich mit einem Lächeln zu besänftigen, doch das konnte er vergessen. „Jaa??“ „Weißt du, wir haben uns da irgendwie…festgequatscht.“ Ja sicher doch! Wer’s glaubt. „Festgequatscht? Bist du dir da ganz sicher?“ Er brachte nur noch ein kleines Nicken zustande, klar bei dem Blick, den ich aufzog. Aber da ich keine Lust drauf hatte, ihn weiter zusammen zu stauchen, ließ ich mich aufs Sofa fallen und seufzte nur. --- zögerte kurz, machte es mir dann aber gleich: „Kairi, kann ich dich auch mal was fragen?“ Dabei war aber jegliches Grinsen oder Lächeln verschwunden. „Ja…klar…was gibt’s denn?“ Leicht verwirrt schaute ich ihn an. Ich konnte mir keine Vermutung bilden, was er fragen wollte. Also, allzu positiv konnte das ja nicht sein, wenn er dabei so ein Gesicht aufzieht. „Kannst du dich eigentlich noch an deine Fieberträume erinnern?“ Meine Mundwinkel sanken schlagartig nach unten. „Na ja…wie kommst du überhaupt darauf, mich das zu fragen?“ „Na weil du währenddessen die ganze Zeit meinen Namen gerufen hattest, deswegen.“ Ich wusste noch ganz genau, was es war, aber ich versuchte die Bilder vor meinem inneren Auge zu verdrängen. Wieso musste er mich denn auch daran erinnern. Ich wünschte mir einfach nur, dass ich diesen Traum vergessen könnte. Doch das war wohl unmöglich…Er steckte zu tief. „Weißt du…wenn ich ehrlich bin, möchte ich das Ganze so schnell wie möglich wieder vergessen und nicht mehr dran denken.“ Ich zwang mir ein kurzes Lächeln auf die Lippen. „Oh…na dann.“ Nach ein oder zwei weiteren Stunden begaben wir uns dann schließlich zum Abendbrot. Anschließend wollten wir dann los, damit wir den Sonnuntergang nicht verpassten. Wir zogen uns noch schnell den Schlafanzug und eine Jacke an, dann konnte es losgehen. „Ach…eh, Kairi. Bevor wir zum Stand gehen, muss ich aber noch was erledigen.“ „Was denn jetzt noch?“, stöhnte ich leicht genervt. Er trat auf mich zu und holte ein Tuch raus. „So, einmal bitte Augen schließen.“ Ich war leicht verwirrt, aber ich tat es. --- band mir dann das Tuch um die Augen, sodass ich absolut blind war. Flashback Ende Soras Sicht: „Was…wo bin ich?“ „Gott sei Dank...Riku, komm her. Sie wacht auf.“ Zaghaft öffnete sie ihre Augen und sah mich grinsend an. „Sora…“ Ein erleichtertes Lächeln fiel von mir ab und ich tastete kurz an ihre Stirn. „Bin ich froh, dass du nur einen Moment lang bewusstlos warst. Geht’s dir jetzt auch wieder gut, ist alles okay?“ „Ja, Sora. Mal keine Panik, es ist alles in Ordnung“, lachte sie, anscheinend ein wenig über meine Besorgnis amüsiert, und richtete sich dann langsam auf. „Das war aber wirklich knapp gewesen, beinahe wärst du vorne über ins Feuer gekippt“, meinte Riku, der sich uns näherte und noch einige Äste in die lodernden Flammen warf. „Ach wirklich? Na da kann ich wohl von Glück sprechen, dass es nur beinahe passiert wäre.“ „Ja, das kannst du…“, irgendwie betrübt stand ich auf und ging einige Schritte vom Feuer weg. „Sora?“, rief Kairi mir hinterher. „Ich ehm…Entschuldigt mich bitte nochmal kurz…“ Schweren Schrittes verließ ich das Lager und orientierte mich Richtung Dschungel. Irgendetwas verursachte eine plötzliche Leere in mir und entzog mir nach und nach all meine Kraft. Mir wurde schwindelig…Aber ich setzte weiter einen Schritt vor den anderen. ‚Wie kann ich mich nur in einem Moment freuen und gleich im nächsten Moment so fühlen? Hier stimmt doch was nicht.’ Ein plötzliches Rascheln unterbrach meine Gedanken und zog die Aufmerksamkeit auf eine Reihe niedriges Gebüsch am Waldrand. Es war alles dunkel, so konnte man nur sehr schlecht etwas erkennen, aber allmählich formte sich eine Gestalt, die mir bekannt vorzukommen schien. Sie trat vorsichtig auf mich zu und rief irgendwelche Worte, die ich im nächsten Augenblick aber nicht mehr hörte. Meine Welt verfinsterte sich nun gänzlich und ich verlor meinen Halt endgültig. Alles tauchte unter in dunkles Gewässer und schwemmte mich an ein Ufer, das mir die Ewigkeit darbieten sollte. Ob ich wiederkommen würde, wusste ich nicht, doch eins wusste ich ganz sicher: Ich würde kämpfen! Lunas Sicht: „Nun erzähl! Warum bist du plötzlich verschwunden und zu einem Wolf geworden?“ „Naja, das ist eine ziemlich lange Geschichte und wenn ich ehrlich bin, habe ich etwas sehr Wichtiges zu erledigen, wofür mir auch nicht mehr so viel Zeit bleibt. Ich würds dir aber gern später in aller Ruhe erzählen.“ „O-ohh, okay. Wenn du meinst…Heißt das, dass sich unsere Wege ab hier wieder voneinander trennen?“ „So froh wie ich bin, dich wieder gefunden zu haben, leider ja. Aber ich weiß jetzt, dass du hier irgendwo bist und wenn ich fertig bin, werde ich dich suchen gehen.“ In trauriger Stimmung drückte ich den Kopf noch ein letztes Mal gegen seinen Hals und leckte ihm einmal kurz über das Gesicht, dann ging er fort. Auf leisen Pfoten…Irgendwie hatte er sich verändert oder er war sich einfach nur sicher, dass wir uns bald wieder begegnen würden. Aber eigentlich war es auch besser so, schließlich musste ich auch noch was erledigen und das konnte ich nun mal schlecht mit ihm zusammen tun. Also setzte ich jetzt ebenfalls eine Pfote vor die andere, und zwar in genau die entgegengesetzte Richtung. Ich musste jemanden finden, jemand ganz bestimmtes…Er könnte mir helfen, Sho zu retten, wenn ich ihn dann finde. Kapitel 19: Soras Special – Another day without you --------------------------------------------------- Dunkelheit, nichts als Dunkelheit. ‚Wo bin ich?’ Es existiert nichts, rein gar nichts. ‚Ist das…ein Traum?’ „Sora! Sora!!“ ‚Wer ruft mich da? Die Stimme, ich kenne sie!’ „Sora! Bitte wach auf!“ ‚Kairi!’ „Richtig geraten.“ Eine sehr dunkle und mir unbekannte Stimme erklang. „Wer bist du?“ „Wer ich bin? Die Frage sollte eher lauten, wer bist du ?!“ „Was?!“ „Doch ich kenne bereits die Antwort. Dein Name ist Sora… Du bist von keinem Wert mehr. Einfach bedeutungslos. Dein Name ist Sora!! Und du hast mir alles, was mir jemals wichtig gewesen ist, weggenommen!“ Sein Ausruf durchhallte den leeren Raum und füllte mich in einem Moment des Schweigens mit etwas Angst. Es war nicht Xemnas. Das stand schon mal fest, denn diese Stimme würde ich auf Anhieb erkennen. Aber wer war es dann? „Sag mir endlich, wer du bist! Und was du von mir willst!“ Mein Ton zitterte zwar ein wenig, aber man konnte dennoch die leichte Aggressivität raushören. „Ich bin Tory, ein Gesandter von Xemnas. Und ich bin hier, um mich für meine Freunde zu rächen!“ Plötzlich erhellte sich der unendliche Raum etwas und ich konnte eine Gestalt in einiger Distanz vor mir stehen sehen. Es handelte sich um einen mittelgroßen dunkelgrauen Wolf, der mir nicht gerade freundlich seine Fangzähne entblößte. ‚Ein Wolf, was…?!’ „Na, überrascht?“ Angespannt biss ich mir auf die Lippen und ließ nochmal seine Worte durch meinen Kopf hallen. „Du willst dich also rächen, ja? Für wen überhaupt?“ „Tu nicht so als wüsstest du von nichts! Du bist doch daran Schuld, dass Sho, Luna und mein bester Freund nicht mehr sind!“ ‚Wovon redet dieser Wolf denn da? Ich kenne diese Namen nicht einmal!’ „Hat dir das Xemnas zugesteckt?“ „Oh ja und er meinte sogar, er könnte sie mir wiederbringen, wenn ich dich im Gegenzug dafür auslösche!“ „Ach, und du glaubst also, das war die Wahrheit? Da irrst du dich aber gewaltig. Xemnas kann man nicht trauen. Wahrscheinlich steckt er sogar selbst hinter dem Verschwinden deiner Freunde und benutzt dich nur für seine bösen Zwecke wie irgendeinen Gegenstand!“ „Nein, das stimmt nicht!“, knurrte er mit weit aufgerissenem Maul. Langsam ging mir das Ganze gehörig auf die Nerven. Nicht nur dieser Tory, sondern auch dieser seltsame Ort hier…Was war denn überhaupt passiert? Das letzte, woran ich mich noch erinnern konnte, ist, dass ich abseits des Lagers jemanden im Wald gesehen hatte. Er flüsterte irgendwelche Worte, die ich leider nicht mehr hören konnte, da ich schon im selben Moment weg war. ‚Bin ich etwa ohnmächtig…oder nur eingeschlafen…? Was Kairi jetzt wohl macht? Vielleicht sucht sie mich ja schon! Ich hoffe nur, sie macht sich nicht allzu große Sorgen…huh?’ Ein kräftiger Stoß riss mich aus meinen Gedanken. Es war Tory. Schnell wich ich einige Schritte zurück, streckte den rechten Arm zur Seite und beschwor mein Schlüsselschwert. ‚Wenn dieser Wolf unbedingt einen Kampf will, meinetwegen!’ Nur Sekunden später raste ich auf die Bestie zu, mit dem Schwert über dem Kopf hoch erhoben. Mein Gegner jedoch saß nur da und fletschte die Zähne. Der Hass und die Wut, die seine gelben Augen ausdrückten, gefielen mir gar nicht. Da war doch irgendetwas faul. Der plante was…! Als nächstes verzog die graue Gestalt das Gesicht zu einem siegessicheren Lächeln und neigte den Kopf zur Decke. Er riss das Maul auf, präsentierte sein blankes Gebiss und stimmte dann ein lautes Geheul an. Kurz bevor ich die Möglichkeit dazu bekam, ihm mit dem Schwert eine zu verpassen, leuchtete sein Fell auch schon blau auf. Das Geheul verstummte und gerade als ich ausholte, traf mich eine riesige Druckwelle. Sie warf mich einige Meter weit bis ich gegen eine scheinbar unsichtbare Wand stieß. Diese gab nach und zersplitterte in tausend Teile. Ich konnte noch kurz um mich blicken, während glitzernde Glassplitter an mir vorbei flogen, und erkannte eine weite Schneelandschaft, bevor ich schmerzvoll aufschrie und in einen tiefen See hinabtauchte. Abermals drohte mir den Verstand zu verlieren. Ich dachte nur noch an ihren Namen und an die Niederlage, die mir widerfahren würde. Ich bin gefallen…und verlieren würde ich. Und zwar alles, was ich besaß…sie und mein Leben. ‚Kairi…’ Benommen sank ich weiterhin mit dem Kopf voran in die Tiefe hinab. Immer und immer weiter, in ein dunkles trostloses Gewässer. Was war bloß los mit mir? Würde ich aufgeben…? ‚Ich habe versprochen…zu kämpfen!’ Die Worte kamen so schlagartig in meinen Kopf geschossen wie meine Augen sich im selben Moment öffneten. Mir wurde wieder bewusst, was ein Versprechen ist und wie wichtig es war, dieses einzuhalten…Wie falsch Zweifel sind und wie bedeutend Lebensmut…Wie stark ein Herz sein konnte und wie schwach der Hass… Ich drückte meinen Körper nach oben, alle Zweifel vergessend. Meine Lungen zerrten sich mehr und mehr zusammen, doch aufgeben würde ich niemals! Ich schlug mit meinen Armen und Beinen so schnell wie ich nur konnte, verdrängte den Schrei der Tiefen und gelangte schließlich wieder an die Oberfläche. Keuchend versuchte ich den Hals mit Sauerstoff zu füllen und hustete gleichzeitig Unmengen von Wasser aus meinen Lungen. Nachdem der erste Schock überwunden war, blickte ich um mich. Schnee und Eis…Ein grauer wolkenverhangener Himmel. Doch es gab weder Wind, Wärme und Kälte, noch Geräusche an diesem Ort. Alles war so trist und fühlte sich leer an. „Wo, verdammt nochmal, bin ich hier?!“ ‚Ich will wieder zurück...Zurück zu Kairi und den anderen.’ „Du willst wissen, wo du bist?“ Eine fröhliche Stimme hallte durch die Luft und ließ mich neue Hoffnung schöpfen. „Ja…aber Moment mal. Diese Stimme…“ „Och komm schon Sora! Du wirst ja wohl noch meine Stimme erkennen können.“ Nach wenigen Sekunden des Überlegens fiel es mir schlagartig wieder ein und ich begann vor Freude zu lachen. Endlich durchbrach jemand diese triste Stimmung hier. „Heey! Naminé! Gibt’s nicht, was machst du hier?“ „Na dir helfen, was sonst? Der König hat mich informiert und darum gebeten, dir ein wenig zur Hand zu gehen.“ „Na toll…Und warum hat er nicht erst mich informiert?!“, rief ich ein wenig beleidigt. „Das ist jetzt nicht so wichtig, viel wichtiger ist, dass du aus dem Wasser kommst!“ „Wieso? Kälte gibt es hier nicht und schwimmen kann i---“ Ein lautes Gebrüll unterbrach meine Stimme und es folgte eine sich immer weiter auftürmende Wassermasse, die sich vor meinen Augen erhob. „Woow...!“ Das Wasser zersprang nun zu den Seiten weg und entblößte ein Ungeheuer, so wie ich es noch nie gesehen hatte. Eine blutrote Seeschlange mit einem Gebiss, das der Größe von Elefantenstoßzähnen Konkurrenz machen könnte. Dazu löste es noch ein ohrenbetäubendes Geschrei aus, das mir bereits die meiste Konzentration geraubt hatte. „Sora! Jetzt nicht nachlassen!“ „O-okay!“ Wie auf Kommando riss ich meinen Körper zur Seite und entkam gerade noch einem unvorhersehbaren Angriff der Monsterschlange. Ich rief mein Schlüsselschwert und sprach zugleich die Eisformel, sodass unter mir das Wasser gefror. Ich musste aufpassen nicht auch noch fest zu frieren. Folglich hatte sich nun ein breites Eisplateau gebildet, auf dem ich genug Platz hatte, um zu kämpfen. „Na komm doch, du Riesenwurm!“ Diese Bezeichnung gefiel dem Ungeheuer wohl nicht so sehr, weshalb es nicht zögerte mit seiner bedrohlichen Schwanzspitze auszuholen und heftig nach mir zu peitschen. Jedes Mal, wenn ich erfolgreich auswich, wurde dafür meine eisige Standfläche getroffen und fing an zu splittern. Also verstärkte ich sie erneut mit einer Eisformel. Zu meinem Bedauern war das Mistviech aber schneller, größer und stärker, sodass ich nie zu einem Angriff die Chance bekam. Dazu musste ich immer wieder das Eisplateau reparieren, da ich sonst endgültig verloren wäre. „Das kann nicht ewig so weiter gehen…“, keuchte ich nach längerer Zeit schon beinahe am Ende. „Sora!“ Eine unerwartete Stimme erklang und forderte meine Aufmerksamkeit ein. „Kairi!“ Den Kopf zur Seite gelenkt wandte ich mich von meinem Gegner ab und wollte eine Person ausmachen, die nicht hier war. Verheerend. Eine schnelle Bewegung. Ein Schlag. Kaltblütig. Ich wurde vom Boden gerissen. Mit solch einer Kraft, dass mein eigener Körper das Eis durchbrach. Das Schwert löste sich aus meinem Griff und ein dumpfer Schmerz in meinem Kopf ließ mich die Welt um mich herum vergessen. Noch ein letzter Schrei eines Mädchens über dem Meer stieß in meine Ohren. Stille. Bevorstehender Tod. Mut? ‚Nicht so! Nicht so…Ich werde nicht so sterben!’ Mit einem Schlag vertrieb ich die dunklen Kräfte und brach wieder an die Oberfläche hervor. Das Stechen in meinem Kopf ignorierte ich. Die nach Blut dürstende Kreatur vor mir bäumte sich erneut auf und stieß einen Schrei aus, der die Luft zerstach. „Aaaaah!!!“ Brüllend stürmte ich auf sie los. Mit meinem Schlüsselschwert mutig hoch über dem Kopf erhoben. Flashback Mit völlig verträumtem Blick schaute sie mich an, ihre Augen funkelten dabei wie zwei Sterne in der leicht gedämmten Höhle. Meine Wangen fühlten sich warm an…Sehr warm. „Na dann ist jetzt alles gut und…wir können uns das Leben gemütlich machen…“ Kairi grinste wie ein kleines Honigkuchenpferd, als sie das hörte. Ich bewegte mich weiter nach vorne, fasste ihre Schultern und gab ihr einen kleinen Schubs, sodass sie unter mir auf dem weichen Moosboden lag. Sie verschloss nun ihre meeresblauen Augen und schien vor sich hinzuträumen oder einfach nur diesen Moment zu genießen. Mein Atem berührte ihre Haut, umspielte ihre Lippen und zentrierte sich dort, ein leichtes Keuchen wurde unterdrückt. Ich schmiegte meinen Körper nun eng an den ihren, unser beider Atmung verlangsamte sich bis aufs Minimum, ein Seufzen wurde unterdrückt. Mein Herz überschlug sich zigmal, Gefühlswellen durchströmten meinem Körper, immer und immer wieder. Es war alles so intensiv wie nie zuvor…Ob das an diesem Ort lag? Oder ist unsere Liebe nun endgültig frei geworden? Meine Gedanken driften wieder mal ab. Ich sollte mich nur auf das Hier und Jetzt konzentrieren…auf diesen einen Moment. In der Höhle war es absolut still, man hörte nicht einmal einen Vogel, nur die Atmung des anderen. Geborgenheit umschloss mich… Ewig andauernde Gefühle. Ein weiterer Hauch auf ihrem Gesicht. Dann legte ich meine Lippen auf ihre zarten weichen und küsste sie innig, so innig wie noch nie. Gänsehaut überstrich meinen Körper und mein Verstand löste sich von dieser Welt. Der Moosboden unter uns gab nach und ich drückte sie unbewusst weiter diesem entgegen. Zwei Herzen schlugen wie eins, in einem Rhythmus. So schnell und so ungebändigt. Eine lange Liebe, die im Strom der Zeit endlich ihre Leidenschaft fand. Ein nahezu endloser Moment…Eine Ewigkeit, schöner als jemals zuvor. Flashback Ende ‚Die Liebe zu Kairi würde dieses Monstrum niemals besiegen können!’ „Niemals!“ Ich startete einen verheerenden Schlag gegen das Maul der Bestie und ein krächzender von Schmerz erfüllter Schrei zerriss die Luft. Als Antwort auf meine Aktion versuchte es ein Horn, das sich auf dessen Stirn befand, in meinen Körper zu rammen. Doch ich wich geschickt aus, wenn auch nur knapp, sehr knapp…Das Horn streifte kurz meine Wange, während das Ungeheuer mit einem wahnsinnigen Schwung an mir vorbeizog. Ich konnte fühlen, wie sich einige Tröpfchen aus dem feinen Riss lösten und mein Gesicht entlang fuhren. Es brannte, aber es war mir egal. Den Schwung, den mein Gegner noch in sich hatte, nutzte er mit einem weiteren Angriff durch seine peitschende Schwanzspitze. Meine Lippen verformten sich zu einem hämischen Grinsen und ich schlug nur Sekunden später mit dem Schwert nach oben. Ein Todesschrei erfüllte die Luft, als ich der Bestie ihren Schwanz abschlug. Der Ruf ihrer sich zusammen zerrenden Lungen und ihrer blutigen Kehle wirkten schon fast betäubend. Doch es war mir egal. Mit einem finsteren Blick schaute ich auf meinen zu Grunde gehenden Feind, wie er sich mit einem krächzenden Schrei und letztendlich durchrissener Lunge und Kehle in den eisigen See bohrte. Der Kampf war vorbei. Schon seit Stunden, nachdem die Schlacht beendet war, wanderte ich in der von Eis bedeckten Landschaft herum. Ohne erreichbares Ziel. Naminés Stimme war ebenfalls verschwunden, warum auch immer, und ich fühlte mich erneut allein. Es ist wie ein Albtraum, in den man mich gefangen hält und daran ist bestimmt nur allein dieser Tory Schuld. „Irgendwie lächerlich…“, murmelte ich vor mich her. „Schade, dass du es überlebt hast! Jetzt muss ich das doch wirklich selbst erledigen“, erhallte plötzlich eine bekannte Stimme von einem Felsen zu meiner Linken aus. „Tory…“ „Erstaunlich…Du hast dir sogar meinen Namen gemerkt!“ „Wie könnte man ihn denn auch vergessen…Du hast mich doch hierher gebracht! In diese Traumwelt…“ „Ach, Traumwelt nennst du das hier also!“ Mit diesen Worten sprang der graue Wolf von seinem ‚Podest’ und landete auf leisen Pfoten einige Schritte vor mir. „Nur kann man in Träumen soweit ich weiß nicht sterben“, äußerte er sich. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in mir breit und schnürte mir zudem noch die Luft ab. „W-was…ich…k-krieg…kei---“ „Diese Welt…habe ich erschaffen. Sie kann nur von der Seele eines Menschen betreten werden, während der Körper in der realen Welt bleibt. Und wenn man hier stirbt, dann stirbt man auch dort!“ Der Raum um uns verdunkelte sich und die Schlinge um meinen Hals löste sich wieder. Erleichtert holte ich tief Luft und starrte dann erneut in die Leere, die mich in dieser Welt zuvor empfangen hatte. „Nur Menschenseelen können diese Welt also betreten?“ „Du lernst ja schnell!“ Und ein kraftvolles Lachen ertönte. „Aber was ist mit dir? Wieso bist du hier? Du bist ein Wolf!“ Sofort erstarb das unsinnige Gelächter. „Du magst mich vielleicht als Wolf sehen und vielleicht bin ich auch zu einem geworden, aber ich war vorher ein Mensch und meine Seele ist es immer noch!“ Ein schrecklicher Zorn blitzte in seinen gelben Augen auf. So voller Hass… Irgendwer hatte ihm das angetan und er gab mir dafür jetzt die Schuld. „War es Xemnas, der dir diese Form vermachte?“ Ein zögerliches Schweigen trat ein und der Wolf blickte betrübt zu Boden. „Tory…Wenn das stimmt, dann ist Xemnas der eigentliche Feind und nicht ich!“ „Was weißt du denn schon!“, schrie er mit aller Kraft gegen die Leere um uns herum. „Du hast ja keine Ahnung, was es bedeutet, seine besten Freunde einfach so und urplötzlich zu verlieren. Ich wär jetzt auch lieber ganz wo anders! Nämlich in meiner Welt! Aber dafür ist es nun zu spät, ich komme nur zurück, wenn ich den Auftrag erfülle und meinen Pakt beende.“ Mit hochgezogenen Lefzen und blanken Fängen stürmte er auf mich zu…Der Tod in seinem Blick. Der Tod in seinen Bewegungen. Der Tod in seiner Stimme. Tapfer beschwor ich mein Schlüsselschwert und stellte mich ihm entgegen. Zum Kampf bereit. „Drei Wölfe aus einer anderen Welt, ihrer Gestalt beraubt und mit Hass genährt.“ „Warum sind sie hier?“ Das Metall schlug laut auf die Zähne, doch eine überraschte Reaktion seitens des Wolfes blieb aus. „Zwei wurden auserwählt, um die Taten Xemnas’ zu vollenden.“ „Aber wie, König Micky?“ Sein Körper war groß, kräftig…und stieß mich und mein Schwert immer öfter, als wären wir eine Feder, zur Seite. „Durch die Manipulation von Träumen, eine Fähigkeit, die es nur in deren Welt gibt. Sie selbst wussten aber vorher nichts von dieser Macht.“ „Was ist mit dem dritten Wolf?“ Sein dunkler Pelz war schon voller Einschnitte und seine Fangzähne, die bis vor kurzem noch blank waren, färbten sich rot. „Sie ist freiwillig gekommen. Durch Liebe geleitet…“ „Wird sie die zwei aufhalten?“ Mein Schwert glänzte ebenfalls nicht mehr in seinem silbernen Glanz, sondern war wie in rote Farbe getränkt. Keuchend fiel ich auf die Knie. „Das weiß ich nicht, Naminé. Aber ich kann es hoffen.“ „Diese Wölfe…Was waren sie früher?“ Mein Gegenüber fing ebenfalls an leicht zu schwanken…Doch er hielt sich noch und das besser als ich. „Menschen…gute Menschen…Zwei von ihnen ließen sich von Xemnas verdunkeln. Vom Hass zerfressen.“ „König Micky…Bei der Wölfin…ich…“ „Ja?“ Er schritt auf mich zu, mit weit aufgerissenem Maul und einem lauten Knurren in der Stimme. „Dein Leben ist ab hier…zuende.“ „…Ich spüre noch etwas anderes…die Zeit.“ „Ja, ich auch.“ Ich kniete immer noch erschöpft auf dem Boden, versuchte mein Schwert ohne Kraft zu erheben. „Stiiirb!!“ „Tory, nicht!“ ‚Was?!...Wer ist…’ Kapitel 20: Wieder zu Hause --------------------------- ‚Vergessene Erinnerungen… Verworrene Träume… Verwirrte Gedanken…’ „Wann hat das alles endlich ein Ende?“ Sora schlief jetzt schon seit zwei Tagen, ohne jegliche Veränderungen. Wir wussten weder, warum er plötzlich am Waldrand bewusstlos wurde, noch ob es etwas Ernstes war oder nicht. ‚Er würde vielleicht noch tagelang schlafen’, war zu der Zeit mein stetiger Gedanke. Ich machte mir Sorgen, große Sorgen um sein Wohlbefinden. Die Tage davor hatte sich schon mehr oder weniger irgendetwas angekündigt, indem er öfters schwankte, schlecht träumte oder wie an jenem Tag sich hinlegen musste und schlief. Es war der Tag, an dem ich mich dummerweise verlaufen hatte und auch wieder einen dieser merkwürdigen Träume bekam. „Diese ganzen Träume…Was bedeuten sie?“ Wie die letzten beiden Tage auch, lief ich um den See herum und stellte mir Fragen. Viele Fragen. Doch von Antworten fand ich keine einzige mehr. Das Wasser war ruhig, mit Ausnahme von dem Wasserfall, es gab mir irgendwie ein bisschen Kraft, immer wenn ich herkam. ‚Es ist derselbe See, in dem ich mit Sora Schwimmen war.’ Ich empfand diese Erinnerung als schön, auch wenn irgendein Gefühl in mir meinte, es sei falsch. Doch warum? Sollten all diese Empfindungen etwa nur eingebildet sein oder was sollte das bedeuten? „Der Schlüssel…“, murmelte ich leise vor mich hin, als ich mich müde ins Gras setzte. Ich hatte die letzten Tage nicht unbedingt viel geschlafen. ‚In einem meiner Träume bin ich dem Schlüssel begegnet. Doch seinen Namen erfuhr ich nicht. Aber bin ich mir nicht eigentlich schon sicher, dass Sora der Schlüssel ist? Obwohl… Einen Beweis, der etwas mit einem Schlüssel zu tun hat, gab es bis jetzt noch nicht. Dieser Schlüsselschwertträger…Was ist, wenn der Junge in dem Traum Sora war? Ach, verdammt! Wieso kann ich mich auch an kein Gesicht mehr erinnern!’ Seufzend ließ ich mich nach hinten fallen. Hinter mir befand sich eine kleine moosbedeckte Fläche, auf der ich nun lag. Sie war weich und kühl. ‚Ein kühler und weicher Moosboden… Woran erinnert mich das nur? Aaargh! Wieso mussten nur all meine Erinnerungen zersplittern?! Ich muss ihn endlich finden! Ihn! Der, der meine Gedanken früher zusammen gehalten hatte. Ich will meine Erinnerungen wieder!’ Verärgert schlug ich mit der Faust auf die Erde. Mir fiel auf, dass ich mich seit dieser Geschichte immer mehr von Gefühlen wie Wut und Hass leiten ließ. Wenn das so weiter ginge, würde ich noch daran zerbrechen. ‚Warum musste das auch mir passieren?! Warum? Wer steckt dahinter und wieso, was habe ich getan?’ „Ach ja…“, seufzte ich nach kurzer Atempause, „Xemnas…“ ‚Aber was hat das nur mit Sora zu tun? Ich hatte ja mal diesen Traum, in dem mir klar wurde, dass ich meine Erinnerungen verlor, um Sora zu schaden. Jedenfalls war es das Ziel von demjenigen, der mich alles vergessen ließ…Also Xemnas? Gibt es eine Verbindung zwischen ihm und Sora?’ „Warum muss das alles nur so kompliziert sein?! Ich sollte jetzt wohl lieber wieder zurück zu Riku gehen. Vielleicht ist Sora ja schon aufgewacht…“ Kurze Zeit später befand ich mich innerhalb des Zeltes, in dem Sora noch schlief. Ich hatte gehofft, er wäre bereits aufgewacht, aber dem war leider nicht so. Jedesmal, wenn ich nach ihm sah, bekam ich ein immer schlechter werdendes Gefühl im Magen. Er fehlte mir…Und das sehr. Besonders sein Lachen vermisste ich und seine Späßchen. „Hey Kairi…Mach dir keine Sorgen, okay? Er wird schon bald wieder der Alte sein.“ „Ach Riku“, seufzte ich deutlich niedergeschlagen, „ ich hoffe mal, dass du Recht hast.“ Sho’s Sicht: ‚Was ist da nur passiert? Wieso schläft Sora, wacht aber nicht auf und weshalb in Gottes Namen kann ich nicht in seine Träume eindringen? Mischt sich etwa noch jemand anderes dort ein?’ „Aargh verdammt! Die Zeit läuft uns langsam davon. Uns allen!“ Ich befand mich ganz in ihrer Nähe im Dickicht, sodass ich die Situation gut überblicken konnte. Soras Zustand gefiel mir allerdings überhaupt nicht. Und die Zeit lag mir immer mehr im Nacken, welches schwer zu verkennen war. Denn bereits mein gesamter Hinterlauf und der Rücken waren weißlich gefärbt, genau wie ein kleiner Teil meines Halses. Dazu kam noch, dass Luna hier irgendwo rum lief und sie, wer weiß das schon, vielleicht in diese ganze Sache mit rein gezogen wurde. Sie hatte mir nicht einmal gesagt, weshalb sie ebenfalls als ein Wolf durch eine fremde Welt wanderte. Wer hat sie hierher gebracht? Oder kam sie aus freien Stücken? Und wenn ja, wie hatte sie das geschafft? Manchmal bekam ich sogar den beängstigenden Gedanken, dass Xemnas irgendwas mir ihr angestellt hatte. Wenn dem so wäre, dann würde ich mir das niemals verzeihen. Dafür bedeutete sie mir einfach viel zu viel. Nur konnte ich jetzt auch nichts tun, ich war wie angekettet. Denn es gab eine Aufgabe, die ich noch zu erfüllen hatte. Also werde ich hier liegen bleiben, in das hohe Gras gedrückt, und warten…warten auf Soras Erwachen. Soras Sicht: Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass kurz vor dem Todesstoß noch ein Wunder geschieht. Völlig fassungslos richtete ich den Blick nach oben, wo eine seltsame Gestalt in weißes Licht gehüllt über unseren Köpfen schwebte. Tory hatte inzwischen seinen tödlichen Angriff abrupt unterbrochen und starrte genauso fasziniert und zugleich erschrocken in die Höhe. „Tory, wenn du ihn umbringst, wirst du es dein Leben lang bereuen.“ „Diese Stimme…ich kenne sie…“, flüsterte der graue Wolf mit starrem Blick auf die weiße Gestalt. „Was bist du?“, rief ich dem Licht entgegen und hielt dabei meinen Arm vors Gesicht, um nicht geblendet zu werden. Langsam ging der grelle Lichtschwall wieder zurück und gab die Sicht auf einen cremefarbenen Wolf frei, der zu meinem Erstaunen prächtige weiße Flügel auf dem Rücken trug. Seine Augen waren nicht gelb, wie bei den anderen Wölfen, sondern ozeanblau, sie erinnerten mich sogar ein wenig an die von Kairi…Ach, Kairi, wie sehr ich doch zu ihr zurückwollte! Schließlich hatte ich nicht mehr viel Zeit, um ihre Erinnerungen wieder zurückzubringen. Doch in Anbetracht der Dinge könnte dies noch eine Weile dauern. „Ichijo?! Bist du das?“ Mein Gegner setzte sich auf die Hinterbeine und neigte den Kopf fragend zur Seite. „Richtig geraten, Wolf. Sag, was tust du hier?“ „Ich muss einen Auftrag erfüllen, der mir verspricht, meine Freunde, dich inbegriffen, wieder zum Leben zu erwecken. Nur…warum lebst du noch?“ „Was? Wäre ich dir lieber tot?“ So wie es aussah, interessierten sich die Beiden nur noch füreinander, daher beschloss ich, mich aus dem Staub zu machen. Ich wollte kein Risiko auf einen erneuten Kampf eingehen, und außerdem rannte die Zeit davon. Ich entfernte mich bis außerhalb der Hörweite und untersuchte die weißen Wände nach einem Ausgang. ‚Dieser verdammte Traum muss doch irgendwo ein Ende haben!’ „Sora.“ „Hm? Das…das ist doch Naminés Stimme!“ Zwar nur leise, aber dennoch klar genug vernahm ich ein Flüstern aus der Richtung einer Ecke des Raumes. „Sora, du musst aufwachen.“ „Da sagst du mir nichts Neues. Hilf mir lieber, anstatt Dinge zu erzählen, die ich schon längst weiß!“ „Du musst Sternentreue beschwören.“ „Sternentreue? Na gut, wenn du das sagst.“ Mit einer gekonnten Ausholbewegung erschien das Schlüsselschwert zusammen mit dem genannten Anhänger in meiner Hand. „Und jetzt ziel auf die Decke!“ „Ehh…in Ordnung.“ Ich richtete meinen Arm auf und streckte die glänzende Klinge zur endlosen Decke hinauf. Eine weiße Lichtkugel begann sich an der Spitze des Schwertes zu sammeln. „Hey! Was soll das werden?!“, rief mir plötzlich Tory zu und rannte auch schon auf mich zu. „Verdammt! Los Schlüsselschwert beeil dich mal!“ Dann entsandt die Lichtkugel einen hellen Strahl nach oben und ein Geräusch, das sich wie das Zersplittern einer Glasscheibe anhörte, erklang. Tory fletschte bereits die Zähne und setzte zum Sprung an, während ich geblendet von dem ganzen Licht auf die Knie sank. Ich war langsam mit meinen Kräften am Ende und wusste nicht mehr recht, was zu tun sei. Währenddessen befand sich Kairi in der realen Welt und vergaß nach und nach alles. Wer weiß, wie viele Tage von den vierzehn nun noch übrig waren, falls überhaupt noch welche übrig waren. Der große Schatten des Wolfes erhob sich jetzt über mich und ich sah direkt in das weit geöffnete Maul. Ein letzter Schrei seitens Ichijo riss durch die Luft, dann wurde alles schwarz… Ein helles Licht eröffnete mir den Weg, der hieraus führen sollte, raus aus diesem schrecklichen Albtraum, der draußen in der Wirklichkeit mehr Auswirkungen hatte, als ich dachte… Mit bedachten Schritten verließ ich die beiden seltsamen Persönlichkeiten, die mir als Wölfe erschienen waren und versuchte sie zu vergessen. Ich trat hinaus in meine geliebte Realität, in der Hoffnung meine größte Liebe retten zu können. Ganz zaghaft rieb ich mir die Lider und kratzte mich am Kopf. Dann setzte ich mich langsam auf und öffnete erwartungsvoll die Augen. Doch was ich sah, war nicht wie ich mir gewünscht hatte, meine Welt, sondern immer noch eine Traumwelt… Nämlich die mit dem regenbogenfarbenen Himmel. Entsetzt weitete ich die Augen und starrte verzweifelt auf den weiten Ozean, der sich vor mir erstreckte. „W-Warum…“, meine Stimme zitterte und klang gebrochen. Ich hatte es satt, wirklich satt hier zu sitzen und nichts zu tun. „Wieso lässt man mich nicht gehen?!!“ Mit allem, was ich noch an Kraft hatte, schrie ich in diese Welt hinein. Ein Schrei voller Verzweiflung, Hilf- und Mutlosigkeit. Gegen meinen Willen drängten sich sogar Tränen nach oben und benetzten die Haut auf meinen Wangen. Sie sammelten sich am Kinn und tropften dann auf den hellen Sand, der sich daraufhin etwas dunkler verfärbte. Ein kühler Windrauch trieb die Gänsehaut auf meine Arme und durchrüttelte meine Haare. Allerdings… ‚Halt…Irgendwas stimmt hier nicht.’ Mit einem nachdenklichen Ausdruck drehte ich mich dem Wald hinter mir zu. Doch zu meiner Verwunderung waren es ganz gewöhnliche Pflanzen, anstelle von unbekannten Arten, die sonst immer in diesen Träumen erschienen. Auch die Geräusche und Gerüche waren da, obwohl sie an diesem Ort immer fehlten. Ich spürte, wie die Zeit sich bewegte und die vielen Tiere in dieser Welt lebten. „Könnte es sein, dass…ich doch zu Hause bin?“, flüsterte ich fragend und hoffte dabei auf eine Antwort. Doch es war niemand da, der mir das beantworten könnte, wahrscheinlich bildete ich mir das alles auch nur ein. „Huh?“ Ein bekanntes Geräusch ließ mich plötzlich aufschrecken. Ein naher Wasserfall. Er hörte sich genauso an, wie der an dem See… Von einer eigenartigen Kraft gepackt sprang ich auf und rannte los in den Wald Richtung Wasser. „Es ist der See, an dem Kairi und ich…!“, aufgewühlt und irgendwie glücklich sprintete ich weiter über Büsche, Baumstümpfe und kleine Wiesen bis ich völlig erschöpft an dem Ufer des Sees zusammenbrach. Schweratmend starrte ich auf die sanften Wellen und traute meinen eigenen Augen nicht. ‚K-Kairi…’ „Kairi!“, rief ich voller Freude und Erleichterung. Sie war es wirklich, mein Körper sah sie, aber mein Verstand war noch wie angewurzelt. Der plötzliche Ruf durchfuhr sie wie ein Blitz und sie wandte sich langsam um. Als sich dann unsere Blicke trafen, bildeten sich sofort kleine Freudentränen in ihren glänzenden Augen, aber auch sie war wie zu Stein erstarrt. Ich wischte mir das salzige Nass aus dem Gesicht und stand auf, dann lief ich auf das Wasser zu und sprang mit einem Satz rein. Ich hatte es so eilig, dass ich vergaß zu schwimmen, als der Grund tiefer wurde und wäre beinahe untergegangen. Kairi löste sich nun auch endlich von ihrer Fassungslosigkeit und bewegte sich auf mich zu. Mit dem Schwung, den ich noch innehatte, hätte ich sie fast umgerissen, nachdem ich ihren zitternden Körper mit freudigem Lachen erreicht hatte. „Sora, Sora…Sora!“, hauchte sie mir immer wieder mit gebrochener Stimme ins Ohr und drückte sich enger an mich. „Kairi…ich bin da, ich bin endlich wieder zu Hause“, flüsterte ich mehrmals als Antwort und begann zu realisieren, was hier gerade geschah. Der Traum hatte endlich ein Ende. „Sora, ich bin so froh, dass du wieder aufgewacht bist! Du hast so lange geschlafen...“ „Ja…“ Geistesabwesend lenkte ich den Blick in die Ferne, während sich Kairi liebevoll an meine Schulter schmiegte. „Es waren…ganze drei Tage“, sagte sie mit einem Schluchzen in der Stimme. „Was?!“ Wie aus einem Traum gerissen wandte ich mich wieder ihr zu und krallte meine Finger dabei in dem sachten Gras der Wiese fest. „D-Drei Tage?“, gab ich empört von mir. Nickend hob sie den Kopf. ‚Dann ist jetzt der dreizehnte Tag…Aber wie…wie soll ich das jetzt noch schaffen?’ „Sora? Stimmt was nicht?“ „N-Nein…“ „Gut.“ Mit einem sanften Lächeln schaute sie mir in die Augen, mit diesem ruhigen Blau, das ich so sehr liebte. „Sora…ich wollte dir noch was sagen…“ „Was denn?“, fragte ich etwas verwirrt, erwiderte aber ihr Lächeln. „Ich…i-ich liebe dich.“ Mit einem unterdrückten Schluchzen schloss sie mich fest in ihre Arme und legte den Kopf auf meiner Schulter ab. „Kairi…ich lieb-“ Eine plötzliche Stimme unterbrach meinen Satz und ließ mich zusammenzucken. „Sora, wach auf! Diese Kairi ist nicht die, die du immer geliebt hast! Sie erinnert sich nicht an dich. Sie hat sich lediglich in dich verliebt, aber das ist auch schon alles. Sie empfindet diese Beziehung nicht so wie du! Diese Gefühle sind nicht echt!“ ‚Das waren Rikus Worte! A-Aber…Nein, nein! Das ist nicht wahr! Sie liebt mich!’ Verzweifelt versuchte ich diese Stimme aus meinem Kopf zu kriegen und hielt mir mit meinen Händen fest die Ohren zu. „Lass mich in Ruhe!“ „Sora, w-was hast du?“, rief Kairi mir bereits besorgt zu. „N-Nein! Ich kann nicht!“ „Du machst mir Angst, Sora. Hör auf! Hör bitte auf…“ Ich öffnete wieder die zusammengekniffenen Augen und sah ihr ins tränennasse Gesicht. „Kairi…“ Ich kam langsam wieder zur Vernunft und kniete mich vor sie hin, um sie in den Arm zu nehmen. „Es…tut mir leid, ich brauche nur ein wenig Zeit zum Nachdenken.“ „Zum Nachdenken? Worüber willst du denn noch nachdenken?! Ob du mich liebst oder nicht?! Du warst drei Tage bewusstlos, ich habe dich vermisst und jetzt so was?!“ Schlagartig riss sie sich von mir los und stürmte davon. „Bleib mir bloß fern, Sora!“, rief sie wütend zurück und verschwand dann mit schnellen Schritten. Ich wollte ihr noch hinterherlaufen, aber ich konnte mich nicht bewegen, ich war wie versteinert und verharrte, die Welt nicht mehr verstehend, auf der kleinen Wiese am Ufer. „Kairi, lauf nicht weg!“ ‚D-Das kann doch nicht wahr sein. Ich darf jetzt nicht aufgeben, ich habe schon viel zu viel Zeit verschwendet! Nein, ich gebe jetzt nicht auf!’ Mit aller Kraft setzte ich einen Fuß vor den anderen. Doch meine starre Haltung ließ sich nur leicht durchbrechen. Was hielt mich nur zurück? Ein dumpfer Schlag kreuzte meinen Körper und sorgte dafür, dass sich mein Herz plötzlich verkrampfte. Während sich mein Gesicht vor Schmerz verzog, hielt ich eine Hand an meine Brust und spürte den schwachen Herzschlag. „Nur noch…drei Tage“, quälte ich mich zu sagen, aber es musste sein. Irgendwoher brauchte ich neuen Mut. Es konnte so schlecht weitergehen! Aber so einfach war es nun mal nicht, denn mit jedem vergangenen Tag wurde ich schwächer und schwächer. Bald würde mir die Kraft fehlen, Kairis Erinnerungen wieder zurückzuholen. Und das Schlimmste dabei war, ich hatte nicht mal eine wirkliche Idee, wie ich das anstellen sollte. Ich dachte, es würde reichen, bei ihr zu sein und sie zu lieben, wie ich es immer getan hatte. Aber offensichtlich ist das nicht genug! Es muss irgendeinen bestimmten Weg geben, den ich nur noch nicht gefunden habe… „Sora!!“ Hinter mir näherten sich Schritte. Mein Körper wurde währenddessen immer noch von diesem dumpfen Schmerz geplagt, langsam drehte ich mich um. Ich sah, wie Riku auf mich zulief, er war völlig schweißgebadet und scheinbar lange gelaufen. Keuchend hielt er vor mir an und stützte erstmal seine Hände auf den Knien ab. „Sora…Wie, wie kommst du bloß hierher?“ Mit einem fragenden Ausdruck beugte ich mich zu ihm runter und grinste ihn an. „Zuallererst beruhigst du dich und dann: Ja, Riku, ich finde es auch schön, dich wiederzusehen!“ Schweiß tropfte von der Stirn des Weißhaarigen und seine Lippen formten sich ebenfalls zu einem Lächeln. „Ach, ist auch egal. Hauptsache ist, du bist wieder wach und dass ich dich gefunden habe. Denn dir läuft die Zeit ab, mein Kumpel!“ „Ja, ja. Ich weiß, noch drei Tage, Kairi hat bereits mit mir gesprochen.“ „Kairi? Aber darüber wollte ich gerade mit dir sprechen…Sie ist…“ „Was ist mit ihr??“ „Das eben kann unmöglich Kairi gewesen sein! Aus zwei Gründen: Erstens, du hast gar keine drei Tage mehr, sondern nur noch einen. Und Zweitens, Kairi wurde entführt!“ Ein Schock durchfuhr mich. Das konnte nicht wahr sein, nein, das konnte es einfach nicht. Ich hatte doch eben noch mit ihr…und sie war doch…Nein, ich glaube das nicht! „W-Wie…Nein, nein, das ist unmöglich!“ „Doch Sora, es ist wahr. Glaube mir bitte. Sieh in den Himmel! Er ist nicht normal, oder? Nein, er hat die Farben eines Regenbogens. Nur bedeutet das nicht mal ansatzweise etwas Gutes. Denn mit diesem Himmel ist plötzlich ein grauer Wolf aufgetaucht und hat Kairi einfach mitgenommen. Ich konnte nichts mehr tun, ich musste dich doch auch beschützen! I-Ich war einfach hilflos…“ „Riku…“ Der Ältere tat sich wirklich schwer damit, an diese Sache zu denken. Es musste also stimmen. Ich habe meinen besten Freund noch nie so erlebt. Er war ein sehr guter Kämpfer und dass ihn ein Wolf und zwei, die er beschützen musste, schon überfordert haben, heißt nichts Gutes. Wir haben es mit einem offensichtlich gut vorbereiteten Feind zu tun. „Es tut mit leid, Sora…Ich habe versagt.“ „Hey, mach dich nicht selbst noch fertig. Das macht es auch nicht besser. Sag mal, weißt du noch, in welche Richtung er mit Kairi abgehauen ist?“ Müde nickte er. „Ich meine, er war hier zum See unterwegs. Hinter der Wasserfallhöhle soll es noch einen weiteren Hohlraum geben, in der er sie versteckt hält.“ „In Ordnung, dann werde ich da jetzt mal hingehen. Es ist eh mein letzter Tag.“ „Aber Sora, pass auf dich auf. Dieser Wolf hat eigenartige Kräfte. Mit ihm ist nicht zu scherzen.“ „Ich weiß. Ich denke, ich bin ihm schon mal begegnet…“ ‚Stimmt’s, Tory?’ Kapitel 21: Tag Vierzehn: Das Ende ---------------------------------- Ich habe wieder Motivation *-* freu ! Also die FF ist zu Ende gedacht und muss nur noch geschrieben werden :D Bis dahin wünsch ich euch schon mal ganz viel Spaß mit diesem Kappi^^ GLG ___________________________________________ Lunas Sicht: Was ist nur passiert? Warum ist der Himmel regenbogenfarbig? Und dahinter…Eine versteckte schwarze Wand? Es kommt etwas auf uns zu. Ein Kampf, so unerbittlich wie sonst keiner. Wo ist Sho? Ich muss ihn finden, seine Zeit ist fast abgelaufen. Und ich kann nichts dagegen tun! Ich wollte jemanden finden, der ihm helfen kann, aber ich habe versagt. Ich habe seine Spur mitten auf meinem Weg verloren, als hätte er diese Welt verlassen. Ich will hoffen, dass es nicht so ist. Denn ich fürchte, er ist der einzige, der Sho retten könnte. Diese ganze Geschichte, in die wir hineingezogen wurden, wird immer schlimmer. Tory ist durchgedreht, er hat das Mädchen entführt. Und der Junge…Es scheint, als hätte er schon bald seinen letzten Atemzug gelebt. Nur was mache ich hier? Ich bin meinen beiden Freunden gefolgt, um ihnen zu helfen, um sie zurückzubringen. Aber ich bin ein Nichtsnutz, bis jetzt habe ich keinem einzigen helfen können. Und dabei kann ich mich frei bewegen. Keiner hat es auf mich abgesehen. Ach, Sho, wo bist du nur?! Wie gehetzt stürmte ich durch den Wald, suchte nach seinem Geruch, nach einer Spur. Meine Gedanken trieben mich schon beinahe völlig in den Wahnsinn und die Last der Zeit drückte unheimlich auf meine Schultern. Lange würde ich das nicht mehr durchhalten. Soras Sicht: Ich holte einmal tief Luft und tauchte dann unter. In der Höhle hinter dem Wasserfall befand ich mich bereits, ich musste jetzt nur den anderen Zugang finden, von dem Riku gesprochen hatte. Ich musste Kairi finden! Das schmerzliche Pochen in meiner Brust vernahm ich nun nahezu regelmäßig. Ich hatte nur noch diesen einen Tag und sobald die Sonne untergegangen wäre, würde ich nicht mehr sein. Langsam tastete ich mich an der Gesteinswand entlang. Von einer Öffnung war weit und breit nichts zu sehen, also musste ich wohl oder übel noch weiter hinunter. Ich schwamm noch ein letztes Mal an die Oberfläche, atmete ein und drückte mich mit aller Kraft wieder nach unten. Nach zehn oder fünfzehn Metern vernahm ich einen leichten Lichtschimmer an der Höhlenwand und bewegte mich auf sie zu. Ein kleiner Eingang tat sich vor mir auf und ich schwamm hindurch. Als ich die Wand passiert hatte, versuchte ich zunächst an die Oberfläche zu kommen, denn die Luft wurde bereits knapp. Nur wenige Meter später fand ich mich schon in einem kleinen Hohlraum wieder, in dem ich Luft auftanken konnte. Nur war dieser Raum keineswegs das Ziel. Das wurde mir sofort klar, als ich seine Größe unter Augenschein nahm. Es war nur ein kleiner Bereich, der mir glücklicherweise als Zwischenstopp diente. Die richtige Höhle müsste noch weiter hinten sein. Also tauchte ich unter und durchquerte den schmalen Gang, den ich gefunden hatte. Er erschien mir schon fast endlos und ich befürchtete, dass ich umkehren müsste, um Luft zu holen. Aber das redete ich mir immer wieder aus. Ich hatte keine Zeit zu verlieren und musste schnell machen. Ich strengte mich noch einmal an, gab alles, was ich noch an Energiereserven hatte. Gerade weil mich die Schmerzen jeden Augenblick wieder zu Boden bringen könnten. Ich hechtete durch das Wasser, stützte mich öfters an den Tunnelwänden ab und schob mich immer mehr durch diesen furchtbar schmalen Höllengang. Dann endlich, Licht! Meine Lungen alarmierten bereits und ich kämpfte mit dem Sauerstoffmangel. Aber es war nur noch ein Stück, ein kleines Stück! Plötzlich mischten sich die Krämpfe wieder ein und mein Herz hämmerte nur noch schwach gegen meine Brust. Ich versuchte es für wenigstens ein paar Sekunden zu ignorieren, um vorher noch an die Oberfläche zu gelangen. Aber der Krampf verschlimmerte sich durch den Sauerstoffmangel noch mehr und mir wurde allmählich schwarz vor Augen. Ich hielt eine Hand fest an meine Brust, wollte die Schmerzen nicht mehr spüren, aber ich war am Ende. Ich hatte keine Luft mehr und das Wasser und die Wände um mich herum verschwanden. Dann sank ich auf den Gesteinsboden des Tunnels und nur kleine Luftbläschen suchten sich den Weg zum Ausgang. Shos Sicht: „Er stirbt!“ Verzweifelt drehte ich mich Kreis, versuchte eine Möglichkeit zu finden, ihm zu helfen. Aber ich war so aufgewühlt, dass mir nichts einfiel, also reckte ich meine Schnauze zum bereits schwarz verfärbten Himmel und begann laut zu heulen. Ich hoffte, er hörte es, ich betete, dass es ihn aufwecken würde. Er durfte jetzt nicht einfach sterben, nein, nicht so! „Komm schon Sora! Wach auf!“ Ich kniff mir die Augen zu und heulte dann noch stärker, so stark, dass es mich um ein Haar die Stimme gekostet hätte. Dann folgte eine kurze Atempause und ich wollte erneut ansetzen, jedoch unterbrach mich ein lautes Rascheln im Wald. Jemand kam auf mich zu. Mit einem lauten Knurren stellte ich mich den Geräuschen entgegen und wartete ab. Weitere lange Sekunden vergingen, bevor ein großer Schatten aus einer dunklen Ecke vor mich sprang. Mein Knurren verstummte sofort, als ich erkannte, wer es war. „Sho! Hier bist du also!“, die weiße Wölfin rannte mich auf der Stelle um und schmiegte ihren Hals an den meinen. „L-Luna…“ „Ich hab dich schon überall gesucht!“ Ihr Keuchen legte sich wie eine leichte Warnung über mein Fell und ich dachte wieder an Sora, wie er womöglich in diesem Augenblick starb. Hastig schüttelte ich sie von meinem Körper und tat einen Schritt zurück. „W-Was hast du? S-Sho, dein Fell!“ Zitternd starrte ich hinunter auf meine Pfoten und dann auf meinen Rücken, die helle Färbung breitete sich weiter aus bis alles außer meiner Schnauze weiß gefärbt war. Ich hatte also nur noch wenige Minuten. „Luna…Ich brauche deine Hilfe! Der Junge…Er wird sterben, wenn wir nichts dagegen unternehmen!“ Zaghaft machte ich wieder einen Schritt auf sie zu und stellte meine Flanke an die ihre. „Ich muss es wieder gut machen…“ Besorgt senkte die Wölfin ihren Kopf und nickte sachte. „Sicher werde ich dir helfen…Aber sag mir erst, wie ich dich retten kann!“ „Gar nicht“, antwortete ich kühl und wandte mich von ihr ab. „Ich habe es selbst so gewollt…“ „Nein das stimmt nicht!“ Schockiert stellte sie sich mir in den Weg und ich erschrak, als ich zu ihr aufsah…Sie weinte. „Du hast es nicht so gewollt! Du hattest einfach keine andere Wahl, stimmts? Komm, Shori, lass dir helfen. Du darfst dir dieses aufgezwungene Schicksal nicht gefallen lassen. Bitte…Ich will nicht, dass du gehst. Ich will dich bei mir haben!“ Fassungslos weiteten sich meine Augen mehr und ich wich unbewusst zurück. Sie hatte so einen Ausdruck im Gesicht, den ich bei ihr noch nie zuvor gesehen hatte. Verzweifelt und so voller Angst. Aber es gab nun mal keinen Ausweg…Es war ein unausweichlicher Fluch. Nachdem ich mich wieder einigermaßen im Griff hatte, schaute ich sie verständnisvoll an und schüttelte dann mit dem Kopf. „Nein, Luna…Es gibt keine Möglichkeit, mich zu retten…Es tut mir leid.“ „Huh…D-Du…gibst einfach so auf?“ Ihre Glieder zitterten schon vor Aufregung und brachen jetzt zusammen. Sie verlor ihren Halt, weinte nun noch mehr und versuchte mit gebrochener Stimme weit hinaus zu heulen. Ich konnte ihr nicht mehr helfen…aber ich konnte ihr ein wenig Beistand leisten, bevor ich gehen musste. Also stimmte ich mit in den Wolfsgesang ein und trug unser beider Stimmen weit weit fort… Soras Sicht: Ein warmes Geräusch umhüllte mich. Es wog mich sanft und gab mir irgendwie Kraft. Ich realisierte, dass ich im Sterben war, aber dass ich noch nicht tot war. Ich riss die Augen auf, folgte dem leichten Gesang und drückte mich durch den engen Unterwassertunnel. Ich begriff nicht, wie das plötzlich möglich war, aber das musste ich nicht. Wichtiger war, dass ich überlebt hatte und nun wieder auf dem Weg zu Kairi war. Nach nur wenigen Metern sah ich ein helles Licht vor mir, der Ausgang, und schwamm noch schneller als vorher. Ich tauchte mit einem lauten Keuchen auf und erstickte dann schon fast an zu schnellem Atmen. Ich krallte mich an dem Steinrand fest und verweilte dort einige Minuten, um wieder zu Kräften zu kommen. Anschließend kletterte ich aus dem Wasser und betrachtete die riesige Höhle, die sich nun vor mir ins weite Nichts erstreckte. In der Mitte des Raumes sah ich eine Gestalt auf dem Boden liegen und als ich genauer hinschaute, spürte ich wieder dieses schmerzhafte Pochen in der Brust. „Kairi…“, brachte ich unter schmerzvollem Aufkeuchen hervor und ging mit langsamen und schmerzlichen Schritten auf sie zu. „K-Kairi! I-Ich bin hier…Ich komme jetzt zu dir.“ Nach elendig langen Minuten war ich endlich vor ihr zum Stehen gekommen und kniete mich zu ihr auf den Boden. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete ganz unruhig. Ich hob sie etwas an, um sie in den Arm zu nehmen. Ich drückte sie ganz fest an mich, denn sie hat mir wirklich unsagbar viel gefehlt. Dabei konnte ich mir ein trauriges Schluchzen und eine kleine Träne nicht sparen. „Kairi…Ich liebe dich, ich liebe dich wirklich“, flüsterte ich immer wieder in ihr Ohr und streichelte ihr durchs Haar. „Sora…“, hörte ich ihre helle Stimme endlich sagen und sie wachte auf. Voller Erleichterung atmete ich auf und lächelte sie an. „Kairi…Ich liebe dich!“ Ein weiteres Mal drückte ich sie eng an mich und wollte sie am liebsten nie mehr loslassen. Aber schon im nächsten Moment befreite sie sich aus meinem Griff und stand auf. Irgendwie enttäuscht schüttelte sie mit dem Kopf und starrte tief in die Höhle hinein. Ihr Gesicht verfinsterte sich und sie war kaum wieder zu erkennen. Was war nur passiert? Ich erhob mich nun auch und wollte sie danach fragen, als plötzlich ein heftiger Schlag mich gegen die nächste Höhlenwand donnerte. Ich schrie vor Schmerz auf und sank dann mit den Füßen wieder auf die Erde. „W…Was, verdammt?“, presste ich durch meine Lippen hervor, während ich mir den linken Arm hielt, der bei dem Schlag offensichtlich gebrochen wurde. Hinter Kairi tauchte nun ein weiterer Schatten auf, der sich in gewisser Weise beschützerisch an ihre Seite stellte. „Hallo Sora!“, erklang es höhnisch aus seinem Maul. „Tory…“, zischte ich mit deutlichem Hass in der Stimme. Sein fieses Grinsen vergrößerte sich noch weiter. So, dass man denken könnte, seine widerlichen Lefzen sprengen gleich auseinander. „Ich fürchte deine Zeit ist abgelaufen, Sora. Die Sonne geht gerade unter und Kairis Erinnerungen sind auf ewig verloren! Haha, du bist verloren!“ Seine abartige Lache erfüllte den gesamten Raum und hinterließ einen bleibenden Eindruck in meinem Gehör. Kairi regte sich nun auch endlich mal und bewegte sich auf mich zu. Der Schmerz in meinem Rücken, in meinem Arm und meiner Brust brachten mich schon fast um den Verstand, aber ich hielt mich dennoch auf den Beinen. „Kairi, du erinnerst dich noch an mich, nicht wahr? Bitte…Höre auf dein Herz, auf dein Innerstes…Ich bins, Sora.“ Mit einem sanften Lächeln ging sie weiter auf mich zu bis sie vor mir anhielt und über meine Wange streichelte. „Sora…“ Eine kleine Träne kullerte über ihre Wange. „Na, Tory, da vergeht dir wohl das Lachen, he?!“ Doch er ließ sich davon keineswegs beeindrucken. Stattdessen begann er ein unerträglich schiefes Geheul, was mir in den Ohren pochte und mein Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein dunkler Rauch legte sich um Kairis linke Hand und formte sich langsam in ein schwarz schimmerndes Schwert. „W-Was…?“ Erstaunt weiteten sich meine Augen und ich verstand die Welt nicht mehr. „Sora, ich weiß nicht, wer du bist! Und ich liebe dich auch nicht!“ „A-Aber, warte---“ Shos Sicht: Ein Vogelschwarm durchbrach soeben die Baumkronen und flog verängstigt in die Ferne. Ein wahnsinnig unangenehmes Gefühl machte sich in Luna und mir breit und wir starrten nur fassungslos in den dunklen Himmel. „Die Sonne…ist gerade untergegangen…“, stammelte meine Gefährtin ganz leise zu mir. „Ja…“ In der Zwischenzeit: Ein unglaublich starker Schmerz drückte sich in den gesamten Körper, als sie das Schwert mit einem heftigen Stoß in seine Brust rammte. Blut floss in Unmengen auf den Boden zu dessen Füßen und eine stechende quälende Atmung stellte sich bei ihm ein. Dunkelheit und noch mehr Dunkelheit legte sich um seinen Verstand. Das warme Blut lief immer noch an seinem Körper entlang und bildete am Boden eine klebrige rote Masse. „Das ist die Wahrheit Sora!“ Und mit diesen Worten zog sie das Schwert wieder aus ihm heraus und sein von Blut befleckter Körper sank an der Wand entlang auf den Höhlenboden. Ein heller Schrei entwich Soras rot gesprenkelter Kehle, als das Schwert mit roher Gewalt aus der tiefen Wunde gezogen wurde. Er keuchte noch einmal auf und formte, bevor er seinen letzten Atemzug lebte, mit den Lippen das Wort ‚Warum’. Dann schloss er endgültig die Augen und sein Herz hörte auf zu schlagen…Für immer. Kapitel 22: Die Feder --------------------- „Sehr gut Kairi, ich danke dir“, äußerte sich Tory, während er sich neben das zitternde Mädchen stellte. Sie ließ das Schwert mit einem Male fallen und beugte sich über ihren ehemalig besten Freund. Ihre Augen weiteten sich und das tiefe Blau glänzte vor Tränen. „Was…was habe ich getan?“, flüsterte sie fassungslos ihrem Freund zu und stürzte vor diesem auf die Knie. Eine Hand glitt durch seine feuchten Haarsträhnen, dann über seine Wange. Kairis Herz verstand langsam, was sie getan hatte und was passiert war. Ihre Erinnerungen kehrten Stück für Stück wieder zurück. Doch was nützte ihr dies? Sora war tot! Träne für Träne glitt ihr übers Gesicht, tropfte auf den Boden, auf Soras Gesicht, auf seinen schändlich zugerichteten Körper. „Sora…“, ihre Stimme klang nur noch nach einem heiserem gebrochenem Etwas und war nur noch schwach zu hören, „Bitte…stirb nicht. I-Ich brauche dich…Ich liebe dich.“ Schluchzend stützte sie eine Hand neben seinem Kopf an der Wand ab und senkte den Blick. Sie weinte bitterlich und verzweifelt. Es war vorbei, niemand konnte ihr mehr helfen…niemand. Tory verschwand in dieser Zeit und hoffte darauf, endlich in seine Welt zurückkehren zu können. Doch dies geschah ebenfalls nicht. Ichijo, die einzige Hoffnung für Sho, hatte bereits sein Leben für Sora gelassen, um ihn aus dem Traum zu erwecken. Und Luna stand immer noch fassungslos im Wald und musste mit ansehen, wie ihr Freund unter qualvollen Schreien zugrunde ging. Die Welt nicht mehr verstehend schüttelte sie den Kopf, weinte um den sich langsam auflösenden Körper und wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Xemnas hatte sein Ziel erreicht, fast alle waren tot. Nur fragte sie sich immer noch, was für eine Rolle sie hierbei spielen könnte. Sho und Tory waren Beauftragte Xemnas‘ , Ichijo musste Sora aus Torys Welt befreien, doch was konnte sie tun? War sie einfach nur hier, weil sie ihren Freunden gefolgt war? Nein, das konnte sie nicht glauben und so setzte sich die innerlich zerstreute Wölfin in Bewegung und erreichte irgendwann den weißen Strand von Destiny Island. Die trauernde Gestalt ließ sich am Ufer nieder, beobachte die sachten Wellen und wie sich der Himmel immer mehr verdunkelte. Nach einiger Zeit fiel ihr dann etwas in dem Wasser auf, es war eine schneeweiße Feder und sie bewegte sich langsam auf das Ufer zu. Luna trat auf sie zu, berührte sie vorsichtig und schnupperte leicht an ihr. Dann schoss ihr ganz plötzlich das Bild von Sho ins Gedächtnis und eine kleine Träne verirrte sich erneut in ihrem Gesichtspelz. Sie konnte genau den Geruch von ihrem Freund an der Feder wittern. Eine weiße Feder, die sie ihm vor nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte. Damals, wo sie noch in ihrer ursprünglichen Welt verweilten. „Sho…“ Sie streckte die Schnauze weit dem Himmel entgegen und begann so laut und so gefühlvoll wie nur möglich zu heulen. Ihr Gesang drang weit ins offene Meer hinaus, ließ den Wald mit Leben füllen und schien auch auf die Feder niederzufallen. Diese leuchtete in einem grellen Blau auf und alles um sie herum verzerrte sich. Erschrocken unterbrach Luna ihr Klagegeheul und blickte hektisch um sich. Die Umgebung verschwand immer mehr und veränderte sich anschließend. Neue Bilder tauchten auf und raubten der Wölfin den Orientierungssinn. Sie kniff die Augen voller Angst zu, winselte und hoffte auf ein Wunder. Nach nahezu unendlich langen Sekunden hatte sich ihre Umwelt gefestigt und sie öffnete vorsichtig wieder ihre Augen. Schockiert starrte sie auf drei Gestalten in einer tiefen Höhle. Einmal Tory, der etwas weiter abseits stand und dann noch zwei junge Menschen, die sich gegenüber standen. Ein Mädchen, das ein Schwert auf einen Braunhaarigen Junge gerichtet hatte. ‚D-Das sind doch…’ „Nein, Kairi, stopp! Halt an!!“, ohne weiter darüber nachzudenken rannte sie auf die beiden los, sprang an Kairis Schwert und riss es ihr aus der Hand. „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Das ist Sora!“ Mit einem verzweifelten Blick sah die Wölfin Kairi in die Augen und versuchte sie auf den richtigen Weg zu lenken. „W-Wer bist du?“, stammelte hinter ihr der völlig verwirrte Sora. „Luna.“ Und in genau diesem Moment begriff sie ihre Bestimmung, wofür sie wirklich hier war. „Ich bin die Wächterin der Zeit.“ Mit diesen Worten biss sie Kairi in einen Nerv und verursachte bei ihr somit die Bewusstlosigkeit und rannte anschließend samt Schwert auf Tory zu. Ihre Zähne bissen sich fest in den Griff hinein und mit ihrem Kopf holte sie weit aus. Tory konnte währenddessen nur noch wie angewurzelt stehen bleiben. Kairi fiel inzwischen Sora in die Arme und rührte sich nicht mehr. „Kairi, Kairi!“, versuchte er sie aufzuwecken, vergebens. „Was hast du mir ihr gemacht, Luna?!“ „Ihr geht es gut! Geh mit ihr an den geheimen Ort, aber beeil dich!“ Dann schlug sie auch schon auf den grauen Wolf ein, mit dem einzigen Ziel ihn zu vernichten. „Soviel zu unserer Freundschaft, Tory!“, brüllte sie ihn wütend an und verausgabte sich völlig. Noch ziemlich überrumpelt von allem, setzte er sich kaum zur Wehr und war der Wölfin hilflos ausgeliefert… Soras Sicht: Leicht zögernd befolgte ich Lunas Befehl und trug Kairi in meinen Armen weg von diesem Ort. Nur wusste ich nicht Recht, wie ich hier rauskommen sollte. Der Weg, den ich gekommen war, befand sich unter Wasser und mit Kairi in diesem Zustand würde ich es nicht schaffen. Also musste der alte Glaube wieder her. Ich rief mein Schlüsselschwert, streckte es nach oben und hoffte, betete, dass ein Wunder geschehen würde. „Schlüsselschwert! Hilf uns und bring uns fort von diesem Ort!“ Ich schloss die Augen und glaubte daran, dass es funktionieren würde. Und zu meinem Erstaunen das tat es auch. Mein Schwert begann hell aufzuleuchten und im selben Moment verschwand auch schon die Höhle um uns herum. Wir wurden wieder zurück an den Strand unserer Insel befördert. Nach kurzem Überlegen, wo genau wir uns befanden, rannte ich los, Kairi dabei immer noch in meinen Armen. Auf dem Weg zu unserer Höhle fiel mir auf, dass die Sonne im Begriff war, unterzugehen. Und da schoss es mir wieder durch den Kopf. Am Ende des letzten Tages, wenn die Sonne untergegangen war, würden die Erinnerungen von Kairi auf ewig verloren sein und mein Leben ebenfalls…Also lief ich noch schneller. So schnell, wie man rennt, wenn das eigene Leben davon abhängt. Und nicht nur das gab mir den nötigen Antrieb, nein, besonders Kairi war mein Ansporn, denn ich wollte sie nicht verlieren. Niemals. Kaum fünf Minuten später zerrte ich mich schon durch den schmalen Eingang. Der Himmel wurde immer roter und dunkler, sodass mein Herz sich vor Angst förmlich überschlug. Dann erreichte ich endlich die Wand mit all unseren Zeichnungen, die Kairi und ich zusammen im Kindesalter gemalt hatten. Nur was sollte ich jetzt tun? Luna meinte, ich solle hierher kommen, aber was dann ist, hatte sie nicht gesagt. Erschöpft legte ich Kairi auf den Boden und setzte mich neben sie. Dabei legte ich ihren Kopf vorsichtig auf meinen Schoß. ‚Und wenn sie nicht bald aufwacht…ist es sowieso zu spät.’ „Ach, Kairi…“, zaghaft streichelte ich ihr über die Wange. Seit zwei Wochen liebte sie mich jetzt schon nicht mehr…Seit zwei Wochen litt ich jeden Tag aufs Neue… Kapitel 23: Die zweite Wahrheit ------------------------------- Soooo...und es geht nach langer Zeit wieder weiter xD Tut mir leid, dass ich mir so viel Zeit lasse ^^''' Ich wollt' schon fast aufgeben, aber ich dachte mir, nein, das kann ich meinen Fans nicht antun x''D Hoffe, es gefällt euch dann auch :> Also, viel Spass :D ____________________________________________________________________________ Sekunde für Sekunde verging, Minute für Minute verstrich und – es passierte nichts. Nichtmal ein schwaches Zucken von ihr, nur ein ruhiger ewig gleicher Atem. Während ich immer ungeduldiger sowie ängstlicher wurde. Dazu kam noch, dass kein deutlicher Lichtstrahl durch die Höhle trat und ich nicht sehen konnte, wie weit die Sonne bereits untergegangen war. Es war wirklich zum Verzweifeln. Ich hatte vielleicht noch wenige Minuten, um ihr Gedächtnis wieder zu erwecken, aber dafür musste sie erst einmal zu sich kommen. Also startete ich einen erneuten Versuch, weil tatenloses Herumsitzen und Warten ihr wohl schlecht helfen konnten, und beugte mich weiter zu ihrem Körper. Ich spürte, wie mir die Kräfte allmählich entglitten und ich schon beim Atmen schwächelte. Sanft strich ich ein paar Haarsträhnen aus ihrem Gesicht und näherte mich ihr noch mehr. „Kairi“, hauchte ich nun gegen ihre Lippen. Ein leichtes Schwindelgefühl überkam mich und ich musste mich neben ihrem Kopf abstützen. Mir blieb keine Wahl, als nun so über sie gebeugt auf dem Boden zu knien. Mein Atem begann zu stocken und ein unangenehm kalter Schauer lief über meinen Rücken. „Kairi, bitte wach auf“, hauchte ich nun abermals in ihr Gesicht und eine Träne, die sich unbemerkt gelöst hatte, tropfte ihr auf die Stirn. „Bitte…Ich brauche dich doch, Kairi“, flehte ich den bewusstlosen Körper an. Mein Herz rebellierte inzwischen immer mehr und der Verstand begann mir zu schwinden, lange würde ich diesem Druck nicht mehr standhalten können. Ich konnte mich auch kaum gegen die Zeit wenden. Wenn die Sonne untergeht, dann geht sie unter, dagegen konnte ich rein gar nichts tun. Völlig verkrampft krallte ich mich jetzt in das Moos unter uns. Ein starker Schmerz hatte sich durch meinen gesamten Körper gezogen und schlich nun tänzelnd um mein Herz. Ich atmete schwer und keuchend, meine Arme und Hände zitterten. Selbst das Aufrechthalten meines Oberkörpers fiel mir nicht mehr so leicht wie vorher. Kleine Schweißtropfen sammelten sich an meinen Haarspitzen und versteckten sich im hintersten Augenwinkel. Dennoch konnte ich sie gut sehen und es beunruhigte mich noch mehr. Trotzdem blieb ich standfest, Aufgeben wollte ich auf gar keinen Fall. Ich wollte Kairi nicht verlieren! Also würde ich weiter kämpfen und mich Herr Gott noch mal zusammenreißen. „Kairi! Du musst jetzt endlich aufwachen, hörst du? Du musst…“ Von Schmerz geplagt kniff ich meine Augen zu kleinen Schlitzen zusammen und drückte meine Hände fester in das Moos. Eine weitere Träne entwich meinem Augenwinkel. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, als ich sah, wie keine Reaktion von ihr kam und beugte mich noch weiter zu ihrem Gesicht runter. „Verdammt nochmal, komm zu dir!“ Mein Herz setzte in dem Moment aus, als ich den Satz beendet hatte und meine Lippen auf ihre presste. Eine warme Gefühlswelle durchstrich meinen Körper und ließ meinen Kuss sanfter werden. Ich wollte, dass sie aufwacht, ja, das wollte ich unbedingt und über alles. Von Sehnsucht erfüllt vertiefte ich den Kuss etwas, wurde danach aber sofort von einer erneuten Schmerzwelle getroffen. Mir wurde schwarz vor Augen und drückte sie daher zu. Doch den Kuss löste ich dadurch keineswegs. Ich löste ihn erst, als es mich wie ein leichter Stoß zu Boden drückt und ich entsetzt auf meinen Herzschlag hörte, wie er immer öfter eine Sekunde zu lang aussetzte. Erschöpft murmelte ich noch einige kurze Worte und brach dann auf ihr zusammen. „Es tut mir leid…Kairi…Ich liebe dich.“ Kairis Sicht: Dunkelheit, nichts als Dunkelheit. ‚Wo bin ich?’ Es existiert nichts, rein gar nichts. ‚Träume ich…..oder ist das die Realität?’ Die Erinnerungen an ihn sind bedeutungslos… Weshalb sie in dir nichts mehr zu suchen haben. ‚Es ist so kalt….’ „Kairi!“ ‚Jemand ruft mich. Aber wer?’ „Kairi, bitte wach auf!“ „Wer bist du? Wieso rufst du mich?“ ‚Ich erinnere mich an nichts mehr…an niemanden. Ich weiß nicht, wer ich bin, wo ich hingehöre, oder wer meine Freunde sind. Alles um mich herum hat sich verdunkelt und in Nichts aufgelöst.’ „Kairi, bitte…Ich brauche dich doch!“ ‚Da! Schon wieder…Wer ist das nur? Was will er von mir? Und wieso braucht er mich? Ich kann doch niemandem mehr helfen. Ich kann mir selbst nichtmal helfen.’ Dort…ein schwacher Lichtstrahl durchbricht die elendige Dunkelheit. Eine sanfte Stimme ruft mich. Ein schwacher Herzschlag zerbricht die schwarze Wand. Er küsst mich sanft…Und ein schwacher Atem erstickt. „Wer?“ Ich fühlte weichen Boden unter mir. Der Geruch von Erde und Moos umgab mich. Auch ein zierliches Vogelgezwitscher entnahm ich der Luft. „W-Wo bin ich?“, flüsterte ich zaghaft und öffnete ganz langsam meine Augen. Sofort erschrak ich und schaute entsetzt auf einen reglosen Körper, der auf mir lag. Mir blieb der Atem weg und ich krallte mich ängstlich in das Moos unter mir. Wer war dieser Junge?, fragte ich mich und Panik stieg in mir hoch. Sein Gewicht drückte mich währenddessen immer mehr in den Boden unter mir und das Moos begann langsam nachzugeben. Ein harter Stich traf mich plötzlich im Herzen und ich hatte ein Bild vor Augen, wie ich einst schon mal auf diesem einen Moosboden lag, wie ein Junge über mir lag und auch wie der Boden nachgab. Das Bild löste ein schönes Gefühl in mir aus und ich war verwirrt. Es war wie eine Erinnerung, die sich bis jetzt in meinem tiefsten Innersten versteckt hielt. Ich konnte es nicht einmal beschreiben, es war einfach da und Freude begann in mir aufzusteigen. Ich schloss mit Tränen in den Augen diese und ließ mich von der warmen Wellen der Erinnerungen führen. Langsam kam wieder alles zurück. Die Herzlosen, die Niemande, meine besten Freunde, Riku, der König und noch vieles mehr. Ich war überwältigt und einfach nur überglücklich. Besonders als schließlich auch das letzte Bild wieder zurückkehrte. Das eines braunhaarigen Jungen mit wunderschönen blauen Augen und einem so sanften Lächeln, wie ich es noch nie zuvor bei jemandem gesehen hatte. „Sora…“, wisperte ich leise und begann zu lächeln. Dann riss mich plötzlich eine kleine Bewegung aus meiner Träumerei und ich öffnete die Augen wieder. Ich sah in die von einem Jungen, sie waren so blau wie der Himmel, und es stockte mir der Atem. Die Flut der wiederkehrenden Erinnerungen hatte mir jegliche Wahrnehmung entzogen und mich auch vergessen lassen, dass ich mich unter jemandem befand. Sein Mund verformte sich schließlich zu einem sanften Lächeln und in mir stieg die Sehnsucht hoch, wie wenn man einen sehr wichtigen Menschen seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Und dem war auch so, auch wenn es nur zwei Wochen gewesen sind. Aber für mich fühlte es sich viel länger an, denn ich war die ganze Zeit gefangen in dieser schwarzen Welt und konnte nicht mehr tun, als vergessen… „Bist du…ein Traum?“, wimmerte ich zaghaft und konnte meine Tränen nicht mehr unterdrücken. „Nein, ich bin hier…und das wird sich niemals ändern“, gab er mit einer ruhigen Stimme als Antwort und wischte mir im selben Atemzug ein paar Tränen von der Wange. „Sora…“ Meine Stimme war nur noch ein Flüstern und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich presste meine Lippen zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann rief ich ihm einige Worte gegens Gesicht und fiel ihm und den Hals. „Du Idiot, ich hab dich vermisst!“ Ich schlang meine Arme fest um seinen Nacken und schluchzte unerbittlich gegen seine Schulter. „Hey…“, flüsterte er mir immer noch ruhig und gelassen ins Ohr. Dann setzte er sich mit mir auf und legte ebenfalls seine Arme um mich. „Es tut mir leid…was passiert ist, Kairi“, wisperte er in einem eher ernsteren Ton. Erschrocken schaute ich ihm nun ins Gesicht, verformte aber schon bald den Mund abermals zu einem Lächeln. „Nein, das muss es nicht. Es war nicht deine Schuld. Und jetzt lass uns nicht mehr darüber sprechen. Ich möchte es vergessen.“ Wieder mit einem Lächeln im Gesicht nickte er zustimmend. Seine Hand glitt dabei übervorsichtig über meine Wange und strich zärtlich an ihr entlang. Ich konnte ihm ansehen, wie er mit den Tränen kämpfte, aber es war auch verständlich. Nach einer so langen Zeit und solch einem Erlebnis würde ihm das niemand übel nehmen. „Kairi?“ „Hm?“ Fragend blickte ich zu ihm hoch. Doch er gab mir keine Antwort, sondern drehte lächelnd den Kopf zu einer Wand der Höhle. Er strich liebevoll über eines unserer Bild und ich musste leicht schmunzeln, als ich erkannte, um welches es sich dabei handelte. Ich rückte weiter zu ihm auf und legte ebenfalls eine Hand auf das Bild. Es war dieses von uns beiden, wie wir uns gegenseitig eine Papufrucht schenken. „Ich hoffe es lässt uns niemals wieder vergessen, wer wir sind und zu wem wir gehören“, meinte Sora mit einer etwas traurigen Stimme. „Ich glaube nicht, dass es das wird. Wir teilen uns ein Schicksal und dieses Erlebnis hat uns stärker gemacht. Wir werden einen Fehler nicht noch ein zweites Mal machen.“ Ich schenkte ihm ein aufheiterndes Lächeln und schmiegte mich dann leicht an seine linke Schulter. Doch anstatt zu antworten oder hinsichtlich meiner Worte zu reagieren, neigte er sich nur etwas zu mir und hob mein Kinn so weit an, dass er mir gut in die Augen sehen konnte. Mehr tat er aber nicht, was mich ein wenig verwirrte und gleichzeitig eine unheimliche Aufregung in mir hochsteigen ließ. Ich bekam Bauchkribbeln und mein Atem beschleunigte sich für einen kurzen Moment. Er lächelte augenblicklich, wahrscheinlich über meine eigene Hilflosigkeit, ließ dann aber wieder von mir ab. Leicht enttäuscht senkte ich den Blick und atmete die gesamte Anspannung mit einem Zug aus. Durch ein leises Lachen blickte ich jedoch erneut verwirrt auf, aber es war bereits zu spät. Sora packte meine Schultern und drehte mich mit einer Bewegung mit dem Rücken zur Wand, an welcher er mich im nächsten Schritt auch schon festhielt. Erstaunt unterdrückte ich jeden Ton und merkte nur, wie meine Wangen eine leichte Rotfärbung annahmen. Das Kribbeln war jetzt wieder da und auch mein Herzschlag verschnellerte sich ungemein. Nichtmal mein Atem konnte noch annähernd normal mitspielen. Soras Blick wanderte nun über meinen Körper und kam bei meinen ebenso blauen Augen zum Stehen. „Kairi“, hauchte er mir mit einem warmen Atem zu und ließ eine angenehme Gänsehaut über mein Gesicht streifen. Dann näherte er sich weiter meinem Gesicht und ich hielt angespannt den Atem an. „Kairi, Ich liebe dich.“ Mit geweiteten Augen fühlte ich, wie diese Worte noch in meinem Gedächtnis widerhallten. Im selbigen Moment schlossen sich langsam seine Lippen um die meinen und gaben mir das Gefühl, im Paradies zu sein. Sein sanfter Kuss erweckten ein weiteres Mal alle schönen Erinnerungen mit ihm. Besonders an den Tag, als er mir zum ersten Mal sagte, dass er mich liebte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, seine Lippen endlich wieder auf meinen spüren zu können. Seinen Kuss zu fühlen, in jeder Ecke meines Körpers. Seine Wärme so dicht an meiner Haut zu haben und seine Worte in meinen Ohren nachhallen zu lassen. Dieser Moment war mit Abstand einer der schönsten, die ich je mit Sora hatte und es machte mich überglücklich. Zaghaft löste ich den Kuss, aber nur um meinen Mund an sein rechtes Ohr zu führen. Mit einer langsamen und bedachten Stimme flüsterte ich: „Ich liebe dich auch, Sora.“ Ich konnte genau spüren, wie sein Gesichtsaudruck zu einem Lächeln wurde und mein Herz setzte einmal aus. „Das ist schön“, hauchte er mir gegen den Nacken und eine fröstelnde Gänsehaut durchzuckte meinen Körper. Ich musste aber gleichzeitig grinsen, weil ich noch gar nicht wusste, wie empfindlich ich an dieser Stelle war. Ich wendete meinen Blick nun wieder zu ihm hinauf und begegnete einem überglücklichen Lächeln. Sora näherte sich mir abermals und drückte meinen Körper dabei mehr an die Höhlenwand. Abwartend senkte ich die Lider und schloss sie letztendlich. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen zärtlich auf meine. Sein Kuss war genauso gefühlvoll, - wie damals am Strand mit den Hunderten Kerzen, die ein Herz bildeten -, wenn nicht sogar gefühlvoller. Dieser Augenblick war wirklich atemberaubend. Als nächstes löste er seine Hände wieder von meinen Wangen und strich mit ihnen zaghaft über meine Arme, den Kuss gestaltete er dabei aber nicht minder sanft. Allmählich vertiefte er diesen und legte seine Arme um meinen Rücken und mich enger an ihn zu pressen. Mein Kribbeln wurde dadurch noch mehr genährt und auch ein Zittern mischte sich mit ein. Meine Gedanken waren wie weggeschwemmt und ich gab mich Sora völlig hin. Daraufhin ließ er von meinen Lippen ab und drückte mir einen leichten Kuss auf den linken Augenwinkel. Langsamer wanderte ein Kuss nach dem anderen über meine Schulter und den linken Arm. Dabei spürte ich weder eine Wand hinter mir noch einen Boden unter mit, sondern nur noch eines. Sora. Zärtlich strich sein Atem über meinen Körper und bei jeder neuen Berührung zuckte ich kurz zusammen, so empfindlich waren meine Sinne und so intensiv war dieser Moment. Ich würde ihn auf ewig in Erinnerung behalten. Das verspreche ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)