Ein gefährliches Spiel... von -Yui_Hirasawa- (...es nennt sich Liebe.) ================================================================================ Kapitel 1: Zwischen Angst und Sehnsucht --------------------------------------- Mein Leben lang verlor ich mich selbst aus den Augen. Weswegen? Es war immer wieder ein und derselbe Grund: Ein Mann. Ich suchte nach einem dem ich alles geben konnte was ich hatte. Der mich auffing, der mich verstand und mir zuhörte. Ich wollte jemanden finden, der mich so akzeptierte wie ich war und der mir das Gefühl gab wahrhaftig zu leben. Leider hatte ich mit der Zeit lernen müssen, dass es ein gefährliches Spiel ist, bei dem man mehr als nur einen Menschen verlieren konnte. Man konnte sich selbst verlieren und die Teile von einem selbst, die man ihm geschenkt hatte. Diesen Fehler wollte ich nie wieder machen. Doch dann kam dieser eine Tag.... – der Tag wo du auftauchtest... Ich lernte dich auf der Geburtstagsfeier meiner besten Freundin Joan kennen... – zumindest glaubte ich das... Du hattest auf der schwarzen Couch gesessen, eingekreist zwischen den ganzen weiblichen Wesen die sonst noch da waren und es war nicht zu übersehen, dass sie interessiert an dir waren. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Du sahst einfach umwerfend aus und schon vom ersten Moment in dem ich dich sah, spürte ich wie mein Herz seinen Schlag beschleunigte. Innerlich ermahnte ich mich: „Vergiss es. Mach nicht schon wieder denselben Fehler. Verliebe dich nicht. Liebe macht zu schnell abhängig. Ich will mich nie mehr von einem anderen Menschen abhängig machen.“ Doch mein Körper reagierte nicht. Noch immer schlug mein Herz viel zu schnell in meiner Brust und schien sich schließlich fast zu überschlagen als du in meine Richtung blicktest. Deine Augen... Sie fingen mich sofort ein. Blau... Dieses helle blau stellte einen absoluten Kontrast zu deinen pechschwarzen Haaren dar. „Zoe? Das ist Cole. Er ist vor kurzem nebenan eingezogen, er kennt niemanden hier, also sei nett!“ , sie gab mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken und machte sich dann daran die Stereoanlage aufzudrehen. Doch die Musik drang kaum zu mir vor, ich schien nur noch dich wahrzunehmen und alles um dich herum wurde zunehmend undeutlicher. Abgesehen davon hatte ich einen eiskalten Schauer gespürt als Joan deinen Namen aussprach, den ich mir einfach nicht zu erklären vermochte... Noch immer stand ich da, total perplex und war unfähig mich zu rühren. Du warst gefährlich für mich und doch konnte ich meine Augen einfach nicht von dir abwenden. Was allerdings viel verblüffender schien war, du sahst mich auch an... Und als unsere Blicke sich so trafen, spürte ich eine eigenartige Vertrautheit... Was geschah nur mit mir? Ich zwang meine Beine dazu sich zu bewegen und zerrte Joan in den Nebenraum. „Was ist denn los?“ , fragte sie verwirrt und fast wütend. „Es... tut mir Leid, mir ist wirklich nicht gut... Ist es okay wenn ich nach Hause gehe?“ , fragte ich sie und versuchte ihren vorwurfsvollen Blick auszublenden. „Als wir heute Morgen telefonierten ging es dir noch sehr gut.“ , entgegnete sie bissig. „Bleibt Cole lange?“ , fragte ich schließlich resignierend. „Solange ich will, dass er bleibt. Was hast du denn gegen ihn?“ Ich hätte gern ironisch aufgelacht, aber unterdrückte es, es wäre wenig hilfreich gewesen um meine Freundin zu besänftigen. „Nichts...“ , murmelte ich nur. „Prima, können wir dann wieder zu den anderen?“ , fragte sie und ich willigte seufzend ein. Ich wollte ihr ihren Geburtstag nicht verderben. Was war denn auch mit mir los? Ich würde den Tag schon überstehen, ich kannte dich doch gerade mal ein paar Sekunden und hatte nicht ein Wort mit dir gewechselt. Solange ich keine Anstalten machte dies zu ändern, wäre doch alles in Ordnung? Langsam folgte ich Joan zurück ins große Wohnzimmer. Ich setzte mich auf die Lehne der schwarzen Couch, weil ansonsten alles besetzt war und vermied es in deine Richtung zu sehen, doch ich konnte deutlich deine blauen Augen auf mir spüren. Ich kramte meine Packung Zigaretten aus meiner Tasche und steckte mir eine der Kippen in den Mund. Meine Hand tastete nach dem Feuerzeug, doch so sehr ich auch suchte, ich konnte es nicht finden. Ich hatte es wohl vergessen einzustecken. Da hörte ich deine Stimme zum ersten Mal. „Brauchst du Feuer?“ , hattest du gefragt. Es klang weniger wie eine Frage, eigentlich war es mehr eine Feststellung... Als ich in deine Richtung sah, hast du gelächelt. Dann hast du dein Feuerzeug zu mir rübergeworfen und es fiel neben mir auf den Boden, ich war noch zu starr vom Klang deiner Stimme. Verlegen hob ich es auf, während Joan mich seufzend daran erinnerte, dass in ihrer Wohnung nicht geraucht werden dürfe und sie mich auf den Balkon hinwies. Fast erleichtert über diese Gelegenheit dir zu entfliehen, steckte ich mir schnell meine Kippe an, steckte gedankenverloren dein Feuerzeug in die Tasche und verschwand auf den Balkon. Es war Winter und ich hatte meine Jacke in der Wohnung gelassen, aber es störte mich nicht. Mir war heiß... wie immer, wenn ich aufgeregt war. Ich konnte einfach nicht begreifen wieso du mich so um den Verstand brachtest. Verträumt sah ich zum klaren Himmel, zu den Sternen hinauf, als hätte ich gehofft dort die Antwort lesen zu können. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir und überrascht riss ich meine Augen auf als du vor mir erschienst. „Ich habe auch Schmacht.“ , meintest du lässig und zucktest mit den Schultern während du mit deiner Zigarette vor mir herumwedeltest. „Hab ich gefragt?“ , meinte ich kühl und drehte mich von dir weg. Ich war überrascht wie einfach die Worte aus meinem Mund kamen... Doch ich wusste es war wichtig dir klar zu zeigen, dass ich wert auf Distanz legte. Plötzlich lag deine Hand auf meinem Po und ich zuckte erschrocken zusammen. „W.. was soll denn das!?“ , fragte ich irritiert. Doch du hast unbeirrt in meine Hosentasche gegriffen, dein Feuerzeug aus meiner Tasche geholt und vor meine Nase gehalten. „Du bist eine Diebin.“ , hattest du grinsend gemeint. „Kein Grund mich zu begrabschen. Hättest mich auch fragen können.“ , grummelte ich und mied erneut deinen Blick. „So hätte es nicht soviel Spaß gemacht.“ , lachtest du und hast dir deine Zigarette angezündet. Du ahnst ja nicht, wie wild mein Herz bei dieser kurzen Berührung geschlagen hatte... Ich hatte Angst es würde vor Anstrengung zerspringen... Während du neben mir rauchtest sagte ich kein Wort, stur starrte ich zu den Sternen..., obwohl jede Faser in meinem Körper danach verlangte dich anzusehen... Ich musste dieser Versuchung widerstehen... „Erinnerst du dich gar nicht an mich?“ , fragtest du plötzlich. „Wir haben uns eben erst kennen gelernt. Woran soll ich mich erinnern?“ , fragte ich irritiert, nach wie vor ohne zu dir hinüberzuschauen. „Hm...nicht wichtig.“ , hast du entgegnet und die Enttäuschung die in deiner Stimme mitschwang verstärkte meine Verwirrung. Ich kramte in meinen Erinnerungen, doch ich konnte mir nicht vorstellen dir schon mal begegnet gewesen zu sein... Wie sollte ich jemanden vergessen der so viel in mir auslöste? Bei dem Gedanken legte ich mir eine Hand auf meine Brust als könnte ich somit meinen starken Herzschlag etwas beruhigen. Ich erwischte mich wie ich aus den Augenwinkeln zu dir hinüber sah.... unfähig mich länger zu beherrschen. Du drücktest deine Kippe an der Balkonwand aus und warfst sie weg. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, welches gespielt und fast gequält aussah, meintest du schließlich: „Nun, ich habe mein Versprechen eingehalten, doch scheinbar komme ich zu spät...“ Bei diesem Satz... und diesem falschen Lächeln..., blitzte es wieder in mir auf... Die Erinnerung die ich über lange Zeit verdrängt hatte. Der kleine dunkelhaarige Junge mit den wahnsinnig blauen Augen..., er war gerade mal zehn und ich neun Jahre alt... „Ich werde wiederkommen! Ich verspreche es dir!“ , hatte er gerufen, während seine Mutter ihn an die Hand packte und mit zu einem grauen Toyota zerrte. „Ich hab dich lieb, Zoe!“ , hatte er noch gerufen ehe er ins Auto stieg und die Tür zufiel. Die Erinnerung war plötzlich wieder ganz deutlich... Diese blauen Augen..., die schwarzen Haare... Du hattest dich umgedreht und wolltest gerade wieder hineingehen..., da packte ich dich am Handgelenk. „Cole!“ , rief ich fassungslos... Deine Augen strahlten. „Du erinnerst dich wieder?“ Ich nickte beschämt. Wie konnte ich es nur vergessen...? Dabei waren wir fast so was wie ein Paar gewesen in unserer Kindheit... Wir hatten uns nie geküsst..., aber wir hingen ständig aneinander und machten alles zusammen... Dann kam dieser überraschende Umzug... und du verschwandest. Du hattest nie geschrieben... Du warst wie vom Erdboden verschluckt, von jetzt auf gleich. Weil ich es nicht ertragen konnte mich an dich zu erinnern, weil die Sehnsucht nach dir mich sonst immer so eiskalt packte..., verdrängte ich mit der Zeit alles... Doch nun wurde mir klar, wieso mein Herz so in Aufruhr war... Wieso ich dich ständig ansehen wollte..., warum du mir auf diese merkwürdige Art so vertraut schienst. Warum mir als ich deinen Namen an diesem Tag hörte, so ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen war... Es war so lange her... Zehn Jahre... Und doch waren die Gefühle die damals schon so stark schienen, noch heute unverändert. Langsam ließ ich dein Handgelenk los und spürte kurz darauf die Umarmung, nach der ich mich in den Tiefen meiner Seele eigentlich solang schon gesehnt hatte... Fest drückte ich dich an mich. „Es tut mir Leid, dass es solange gedauert hat..., aber ich habe dich nie vergessen. Ich habe nie mein Versprechen vergessen...“ , hast du geflüstert. Langsam lösten wir uns voneinander, sahen uns in die Augen. Eine Träne rann über meine Wange und du hast sie sanft weggewischt. „Ich liebe dich.“ , sagtest du mit einer Ernsthaftigkeit die keinen Zweifel zuließ. Und doch... fehlten uns zehn Jahre... Jede Logik blieb aus. Mir ging es genauso. Es war noch stärker als meine Gefühle damals schon waren... Denn ich wollte dich, mehr als ich irgendetwas oder irgendjemanden je gewollt hatte... Mehr als alles andere. A is for all I want Doch.. du hattest mich damals schon mal verlassen. Und ich hatte Angst. Riesige Angst dich ein zweites Mal zu verlieren. Mich ein zweites Mal zu sehr an dich zu binden... Ich wusste... ich musste dagegen ankämpfen... Ich wollte frei sein. Mich nicht mehr von jemand anderem so abhängig machen, dass er die Macht hatte mir so weh zu tun... So entfachte in mir ein Kampf. Zwischen meinem Herzen und meinem Verstand. Zwischen Sehnsucht und Angst. B is for battling Du schienst meine innerliche Zerrissenheit ablesen zu können und wandtest dich von mir ab. „Entschuldige. Es ist alles lange her. Ich erwarte nicht das du mir glaubst, dass du nach all den Jahren noch irgendwelche Gefühle für mich hegst. Es ist sicher viel passiert in der Zwischenzeit. Ich war lange weg. Vermutlich ist es das Beste wenn ich nun gehe.“ Daraufhin wolltest du die Balkontür öffnen, doch ehe ich mich versah, hatte ich jegliche Kontrolle über mich verloren. Ruckartig umarmte ich dich von hinten und drückte mich fest an dich. Tief atmete ich deinen Duft ein und genoss die Nähe zu dir. Ich wollte nicht das es endete. Ich wollte dich nicht einfach so wieder aus meinem Leben verschwinden lassen. C is for can't you stay longer, ‘cause I want you so maddeningly. “Das soll wohl heißen, ich soll nicht gehen, hm?” Ich antwortete nicht. Es war auch nicht nötig. Abgesehen davon war klar welche Seite von mir gerade die stärkere war... Ich kam nicht gegen dieses Verlangen an..., obwohl ich die Gefahr kannte die es verbarg. Du löstest dich aus meiner Umklammerung und sahst mich an. Dieser Blick. Deine Augen... – ich konnte darin dasselbe Verlangen erkennen, welches in mir brannte... und nur wenige Sekunden darauf, waren wir bereits in einem solch leidenschaftlichen Kuss verloren, der mit Abstand der ehrlichste und schönste war, den ich je hatte. Es gab keine Fluchtmöglichkeit – ich wollte nicht fort von dir, auch wenn ich mir durchaus über die Gefahr bewusst war in die ich mich begab... Noch war es wie ein Rausch, es war als würde ich fliegen..., doch in Wirklichkeit war es nichts weiter als ein tiefer Fall, der sicher mit einem Aufprall endete, der mich ganz und gar zerschmettern würde. Doch nichts könnte mich nun davor retten... E is for no escape… ‘cause I don’t want to leave you. F is for falling too fast With no parachute…oh… And who’s gonna save me now… oh…? Alles schien vergessen… Wo wir waren…, die zehn fehlenden Jahre… Alles was zählte war – jetzt waren wir zusammen… alles was für mich zählte warst du. Deine Nähe. Deine Lippen wanderten zu meinem Hals während du mit einer Hand über meinen Rücken hinunter zu meinem Po strichst. Ich krallte mich in deine Haare, während ich mich ermahnte nicht zu vergessen zu atmen... You've taken me under You've stolen my thunder And I think I'm all out of fire Want you to win All that I ever was Is burning in this lust Your love is a weapon And it's turning me to dust D is for dangerous D is for dangerous Du hattest mich… und doch erwachte in mir wieder diese Angst. G for get out of here It's really too much Es war wie ein Selbstschutz, eine innere Stimme die mich ermahnte... Mich daran erinnerte, dass du vielleicht wieder gehen würdest... Was sollte ich nur tun? Ich wusste ich sollte verschwinden... ehe du es tust... Aber wie sollte ich...? Wie könnte ich...? H is for how do I leave When I'm addicted to your love Ich hatte mich völlig in dir verloren. Mit dem letzten Funken Vernunft drückte ich dich sanft von mir weg. „Nein...“ , murmelte ich verstört. I is for insane It smells like danger Ich atmete schwer, dann kniff ich die Augen zusammen und rannte vom Balkon, durch den Partyraum zur Haustür. Du liefst hinter mir her... riefst meinen Namen. Ich musste mich beeilen. Alles an dir, deine Stimme, dein Duft, deine Augen..., nur eines davon könnte genügen dir blind bis ans Ende der Welt zu folgen und den letzten Teil meiner Selbst zu verlieren. J is for jump off the ship Or the storm will take you Doch als hättest du ganz genau gewusst was alles in mir vorging hörte ich dich plötzlich rufen... „Geh nicht! Ich bleibe! Ich lass dich nicht mehr allein!“ Da nahm ich die Hand vom Türgriff... und drehte mich wieder zu dir um. Tränen standen in meinen Augen... und kurz darauf klammerte ich mich wieder an dich, heulend – wie ein kleines Kind. Weinend wie als du fortgingst – nur dieses Mal waren es Tränen der Erleichterung, des Glücks. Heute sind wir seit zehn Jahren verheiratet und es kam mir passend vor dir zu unserem heutigen Hochzeitstag dieses kleine Geschenk zu machen. Unsere ganze Geschichte erscheint mir heute noch so unwirklich..., ich wollte sie daher noch einmal in Worte fassen – für dich – damit du diesen Tag, der uns wiedervereinte, noch einmal durch meine Augen sehen kannst... Es war mehr als ein Zufall, dass wir uns an jenem Tag wiederfanden. Es war Schicksal – daran glaube ich ganz fest. Und ich habe eingesehen, dass es sich manchmal lohnt ein Risiko einzugehen und das es okay sein kann sich in einem anderen zu verlieren, denn man findet sich in ihm wieder... Ich liebe dich, Cole. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)