RosenRot von iamnooneshero (Marluxia/Riku x Namine) ================================================================================ Kapitel 1: Kleid aus Rosen -------------------------- Seit ich denken kann, sitze ich nun hier in diesem Schloss. Dem Schloss Oblivion. In einem weißen Raum. Und ich bin für nichts anderes gut als die Erinnerungen anderer zu verändern. Doch für heute bin ich fertig, draußen wird es langsam dunkel. Ich schließe meinen Skizzenblock und sortiere meine Stifte ein. Danach setze ich mich auf’s Bett und schließe kurz die Augen. Seufze. Bald müsste er kommen. Er kommt jeden Abend zu mir. Und er bringt immer eine Rose mit. Eine blutrote Rose. Fast wie bestellt, klopft es an die Tür und Marluxia tritt ein. In seiner schwarzen Kutte, mit einer Rose in der behandschuhten Hand. Er schreitet zum Tisch, auf dem eine kleine Vase steht und steckt sie dort hinein. Danach kniet er sich kurz vor mir hin, ergreift meine Hand und küsst sie. „Guten Abend, kleines Hexchen!“ raunt er mir zu und ich spüre, wie sich eine Gänsehaut auf mir ausbreitet. Jeden Abend ist es die gleiche Prozedur, aber ich habe das ungute Gefühl, dass heute etwas anders ist. Wie immer, antworte ich nicht, sondern sehe ihn nur an. Er setzt sich neben mich und ergreift meinen Arm, dreht ihn, blickt auf meine Hände, auf meine Finger, auf meine Fingerspitzen. Darum sind Pflaster gewickelt. Ein Grinsen stiehlt sich auf seine Lippen. Ich drehe den Kopf zu ihm und wie erwartet haucht er mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Wenn ich wirklich Gefühle hätte, würde ich ihn wahrscheinlich lieben... . Danach holt er die blutrote Rose, die mit reichlich Dornen übersät ist. Setzt sich erneut neben mich. Er spricht: „Du bist so bleich, man könnte meinen kein Blut fließt durch deine Adern...“ Wie automatisch nehme ich die Rose an mich und steche mich an ihr. Blut tropft hervor. “Und doch, sobald dich der Dorn der Rose sticht, quillt es gleich hervor. Glänzend rot, wie flüssiger Rubinstein.“ Fasziniert beobachtet er wie ein bisschen Blut meine Finger runterrinnt und auch ich sehe dem Spektakel zu. Seine Augen glänzen und meine ebenso, als sein Mund meine Haut berührt und seine Zunge die dunkle Flüssigkeit aufleckt. Ich bin zwar nicht frei und hier eingesperrt, aber bei ihm fühle ich mich stets etwas frei. Durch ihn ist es hier erträglich, denn er ist zwar etwas sadistisch, aber dennoch immer sanft. Er kümmert sich um mich. Bisher war er zu mindestens stets nett und einfühlsam. Doch wiederum beschleicht mich ein ungutes Gefühl als er plötzlich etwas grober wird. Er zieht mich auf seinen Schoß, ritzt mit den Dornen an meinem Hals und bearbeitet auch diesen mit seinem Mund. Ich keuche auf. Das hat er noch nie gemacht... Ich sehe ihn etwas irritiert an und ein Blitzen ist in seinen Augen zu erkennen. “Diese Rosen kosten Blut...“ erklärt er mit einer ungewohnt tiefen und rauen Stimme. So habe ich ihn noch nie erlebt, so fast wild geworden. Ich reiße mich von ihm los und falle vor lauter Schwung auf den Boden. Knie vor ihm und blicke ihn von unten her an. Er streckt seine Hand aus, die Hand mit schwarzem Handschuh und streichelt über meinen Kopf. Über mein Haar. Fast verfalle ich ihm wieder... Er beugt sich zu mir vor, ich spüre seine Stirn an der meinen und höre sein Flüstern: “Was sagst du da? Meister, Meister gib mir Rosen, Rosen auf mein weißes Kleid, stech die Blumen in den bloßen, unberührten Mädchenleib.“ Wie hypnotisiert wiederhole ich diese Worte, wie ich so bettelnd vor ihm sitze: “Meister, Meister gib mir Rosen, Rosen auf mein weißes Kleid, stech die Blumen in den bloßen, unberührten Mädchenleib.“ Erneut ein Grinsen auf seinem Gesicht, er hebt mich hoch, zieht mich zwischen seine Beine. Ruhig liege ich da, meinen Rücken an seinen Oberkörper lehnend. Was hat er vor? Heute ist alles anders... Seine Finger gleiten über meine Haut, überall kann ich das Leder fühlen. Es zieht mich an und stößt mich zugleich ab. Ich sehe zu ihm hoch. Er hält mich an den Schultern fest, streift die Träger meines weißen Kleides nach unten. Ich schlucke. Schließlich greift er wieder zur Rose und tastet an meine linke Brust. Die Stelle, an der Jemande ihr Herz haben. Er ritzt wieder los, es entsteht eine Rose, er kommentiert: „Ich schenke dir ein Herz, sodass du auf ewig daran erinnert wirst, dass du mir gehörst!“ Unbekannte Schmerzen durchzucken mich, mit jedem weiterem Ritzer. Etwas geschockt sehe ich ihn an. Das Blut perlt hinab und färbt mein Kleid in dunklem Rot. “Auch diese Rose kostet Blut...“ haucht er mir zu. Die Gänsehaut kehrt zurück, ich liege vor ihm auf dem Bett, ich weiß nicht was er tut und ich will es auch nicht unbedingt wissen. Aufgeregt drücke ich die Augen fest zusammen. Ein neuer Schmerz durchzuckt mich, doch er ist noch viel schlimmer... Ich weiß nicht, wie lange es dauert, aber als ich die Augen wieder aufschlage, ist er weg. Ich sehe den Vollmond durch’s Fenster hinein scheinen. Auf wackligen Beinen laufe ich zum Fenster, lege eine Hand auf die kalte Scheibe und sehe hinaus. Vor meinen Augen ist alles rot... Ein Stern fällt hinab, eine Sternschnuppe. Ich sinke zu Boden, mein Blick fällt auf mein nun rotes Kleid. Ich bin nicht mehr unschuldig. Wenn ich wirklich Gefühle hätte, würde ich ihn wahrscheinlich hassen... . Zum Glück bin ich ein Niemand, mit matten Augen und ohne Seele. Kapitel 2: So rot ----------------- Ich betrete das Schloss, schon in der Kutte der Organisation gekleidet. Die Kapuze ziehe ich mir extra noch ein bisschen tiefer ins Gesicht. Ich habe einen Auftrag, ich muss sie suchen. Sie finden. Vorsichtig streife ich durch die verlassenen Gänge, durch diese hohen Flure, deren Decken viele Meter über dem Boden sind. Fast glaube ich, man könne sie nicht mehr sehen. Die riesigen Türen aufschieben, die mehr Toren gleichen. Es ist wie ausgestorben. Aber umso besser für mich. Nachdem ich schon einige Stockwerke hinter mir gelassen habe, weiß ich einfach, dass es dieser Raum ist. Hier drin muss die kleine Hexe sein. Leise öffne ich die Tür, sehe sie aber nicht in ihrem Bett. Stattdessen kniet sie am Fenster, scheint hinaus zu sehen. Ich nähere mich ihr schleichend und lege dann sanft meine Hand auf ihre Schulter. Das ist das erste Mal, dass ich jemanden mit diesen Handschuhen anfasse. Ein komisches Gefühl. Fast augenblicklich zuckt sie zusammen, dreht sich um und sieht mich erschrocken an. Verwechselt sie mich? Wie automatisch wandern meine Augen von ihren weit geöffneten Augen zu ihrem Kleid. Es ist blutrot! Was ist hier nur geschehen? Wieder hoch in ihr Gesicht, wo mir ihre glühenden Wangen auffallen. Fast alles kommt mir rot vor. Hat sie geweint? Ihre Augen so weit und glasig. Die Wangen so gerötet. Das Kleid so rot. Sie fängt an zu zittern, ich spüre wie es durch meine Hand auch auf mich übergeht. Doch ich reiße mich zusammen. Ich spüre ihre Angst deutlich. Was musste sie wohl durchmachen? Ich möchte sie loslassen, aber meine Finger können sich einfach nicht von ihr fort bewegen. Ihre Lippen sind auch gerötet, so ein roter Mund. Fast dem Schneewittchens gleich. Behutsam lege ich meine andere Hand auf ihr Lippenpaar. Sie glühen! Ich kann es selbst durch das Leder fühlen... Erneut zuckt sie zurück, zuckt zusammen, drängt sich an die Fensterscheibe, als könne sie das Glas beschützen. Was fürchtet sie so sehr? Mich? In dem Moment, in dem ich fragen möchte, das erste Mal sprechen möchte, erstrahlt ein helles Licht von draußen. Es wird Tag! Sie blickt nach draußen und auch ich wende meinen Blick hinaus. Was für ein Anblick! Noch mal gehen ihre Gefühle auf mich über. Diese unsagbare Angst, was löst diese Aussicht in ihr aus? Es ist ein Morgenrot, wie ich es selten gesehen habe, der Himmel sieht fast aus, wie in Blut getränkt! Was muss sie erlitten haben? Auch wenn sie ein Niemand ist... Ich wende mich wieder ihr zu und auch sie löst ihre Augen vom Fenster. Sieht wieder zu mir hinauf. Sie ist gebrochen, ich sehe und spüre es. Und sie fürchtet sich so sehr, möchte von mir wegrutschen. Das lasse ich allerdings nicht zu, ich muss sie hier rausholen. Ich knie mich zu ihr runter, halte sie am Arm fest und streife meine Kapuze ab. Eigentlich hatte ich das nicht vor, aber vielleicht dachte sie ja ich wäre jemand anderes? Und mein Verdacht bestätigt sich, denn ihr Gesicht wird weicher, ihre Körperhaltung entspannter. “Riku...“ wispert sie mir entgegen. Zunächst bin ich etwas verwirrt, aber natürlich, sie muss mich kennen. Schließlich war ich sicherlich in Sora’s Erinnerungen und dieser Vexen hatte ja ein Replica von mir angefertigt! Ein kleines Lächeln zaubert ihre Stimme auf mein Gesicht und ich öffne meine Arme. Ohne zu zögern umarmt sich mich, schmiegt sich an mich. Ich streichele über ihren Kopf, über ihr hellblondes, seidenes Haar. „Ich hole dich hier raus, Namine...“ raune ich kurz, ehe ich sie auf meinen Armen trage. Und schon ist sie eingeschlafen. Anscheinend konnte sie das diese Nacht nicht und wenn ich sie so betrachte, kann ich es nachvollziehen. Überall sieht man kleine rote Kratzer auf ihrer Haut und über ihrer linken Brust ragt eine eingeritzte Rose. Deshalb ist ihr Kleid auch so rot, es ist getränkt in ihrem Blut. Ich schreite mit ihr auf den Armen durch den Raum, zertrete dabei eine Rose, die auf dem Boden liegt. An der Schwelle sehe ich noch mal auf die gebrechliche Person in meinen Armen hinab und flüstere sanft: „Ab jetzt werde ich dich beschützen, Prinzessin.“ Dabei halte ich meine Hand schützend über ihre linke Brusthälfte. Innerlich schwöre ich mir selbst, dieses liebliche Geschöpf nie im Stich zu lassen. Nie werde ich ihre verlorenen Augen vergessen und ich möchte dafür sorgen, dass sie nie mehr so leer sind. Danach streife ich mir die Kapuze wieder über und verschwinde mit ihr in der Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)