Der Begierde hilflos verfallen von -Harlekin- (TheGazettE x MUCC) ================================================================================ Kapitel 6: Entscheidung ----------------------- Geistig abwesend gehe ich ins PS Company Gebäude… …eigentlich bemerke ich gar nicht wo ich hingehe…bis ich fast gegen unsere Bandtür gelaufen wäre. Mir schwirren so viele Dinge im Kopf herum…Ich befürchte, dass ich mich heute nicht allzu sehr auf die Arbeit konzentrieren kann… Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich blicke auf und sehe in das Gesicht von Reita. Er wirft mir einen warnenden Blick zu und drückt meine Schulter…bevor er vor mir ins Bandzimmer verschwindet. Ich grinse nur schwach…denn seine Warnung beeindruckt mich kein bisschen. Es lässt mich kalt. Kalt… „Heute kommt ein Reporter von einer Rockzeitschrift.“ Ein Interview…Ich werde mich so gut wie es geht heraushalten. „Und nachher...haben wir noch eine Besprechung mit dem Manager bezüglich der neuen Single. Später werden wir dann bis Feierabend wieder proben.“ Kai erzählt uns jeden Morgen den Tagesablauf… Und heute…werden wir wohl den ganzen Tag…in diesem Gebäude festsitzen. Ich habe keine Lust…aber was muss, das muss. Vielleicht…wird mich die Arbeit doch etwas ablenken können. Wenigstens etwas. Beim Interview schweifen meine Blicke manchmal zu Ruki…der bemerkt diese…schaut zurück. Aber nur um mir seinen bösen Blick zu präsentieren. Wieso macht er das? Am liebsten würde ich seinen Ipod manipulieren und alle Alben von Mucc draufladen… Betrübt versuche ich meine düsteren Pläne beiseite zu schieben und wieder dem Interview zu folgen, das anscheinend nur Kai und der Reporter führen. „Kai hat Recht. Genauso ist es.“ Aoi gelegentlich auch. Er macht eigentlich nur Zustimmungen…wahrscheinlich aus Langeweile. Und Reita? Vorsichtig lasse ich meinen Blick zu ihm schweifen und kassiere sofort einen weiteren tödlichen Blick. Wie es wohl aussieht haben sich nun Reita und Ruki verbunden und sich gemeinsam gegen mich verschworen…und das nur wegen…wegen… Leise seufzend blicke ich auf meine Hände, die Däumchen drehen. Dann streiche ich mit der Hand unter den Ärmel über die schmerzende Stelle, die einen blauen Fleck aufweist. Ich…war einfach nicht darauf gefasst gewesen…dass er… Ja, was wollte er eigentlich machen? Zuerst dachte ich…er würde mich küssen…aber das hat er sich dann nicht getraut…oder…wollte er mich gar nicht küssen? Vielleicht war es gar nicht seine Absicht gewesen…aber…was sollte es denn dann gewesen sein? Vielleicht spielt er nur mit mir… Nein…das passt gar nicht zu ihm. Oder…doch? Verwirrt kratze ich mich am Kopf. Ich…wusste einfach nicht genau, was das zwischen uns war. Wenn ich es wüsste…hätte ich bestimmt anders reagiert…Aber…seine Reaktion…nachdem ich ihn abgewiesen hatte… Sie war so beängstigend und überraschend gewesen. Hastig versuche ich die aufkommenden Bilder zu verdrängen und mich zu konzentrieren. Ich muss versuchen meine Gedanken irgendwie zu ordnen. Dieses Chaos ist kaum zum Aushalten. Also…was ist das jetzt zwischen uns? Wie es wohl aussieht will er was von mir…sonst hätte er nicht so einen misslungenen Kussversuch gestartet. Und ich…ich…habe ihn abgeschlagen, weil…hm… …er ein sehr brutaler Mensch ist! Verzweifelt versuche ich wieder einen klaren Kopf zu bekommen und schüttele diesen. Nein, weil mir das Ganze langsam zu viel wird. Nein, die Wahrheit ist, weil er ein Freund ist. Genau. Er ist ein Freund. Hm…bin ich mir denn sicher, dass er das ist? Über so was mache ich mir normalerweise nie so viele Gedanken. Ich verfolge immer eine klare Linie. Diese Linie heißt Freundschaft oder Affäre. Ganz klar und ganz einfach. So entstehen auch keine Missverständnisse. …Bei Tatsuro ist da wohl irgendwas schiefgelaufen… Als ich wieder aufblicke, starren mich die Anderen fragend an. Ohne auf sie groß zu achten, schaue ich ignorierend in die Luft, während sie das Interview wieder aufnehmen. Doch was…was soll ich jetzt tun? Ziellos wandere im Gang umher… ...bis ich vor einem hellen Fenster stehen bleibe und gedankenverloren in die Ferne blicke. Tatsuros Worte klingen mir in den Ohren… Wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst…dann verstehe ich das. Vielleicht…sollte ich wirklich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen… Immerhin hätte er mir fast das Handgelenk gebrochen, nur weil ich mich ihm entzogen habe… „Tss…noch schlimmer als Reita…“ Doch…er versteht es sogar…wenn ich den Kontakt mit ihm abbreche… Das heißt…er weiß, dass er sich…daneben benommen hat. Also ist er vielleicht doch nicht so schlimm? Was für ein Chaos… „Na du??“ Ohne Vorwarnung legt jemand die Arme um mich. Ich muss erst gar nicht hinter mich blicken, um zu wissen, dass es Aoi ist. Aoi… „Lass mich los!“ Mit zerknirschten Zähnen zerre ich an seinen Armen. Er lacht nur. Ich seufze. „Du weißt doch, dass ich das nicht mag…“ Er drückt mich noch einmal fest, dann lässt er mich endlich los. Wir blicken uns stumm an. Er völlig gelassen und mit einem leichten Grinsen auf dem hübschen Gesicht. Ich wütend. Dann geht er, während ich ihm grimmig hinterher schaue. „Oh, Uruha. Kommst du bitte kurz rein!“ Kai lugt aus einer offenen Tür und hat das Szenario anscheinend mit angesehen. Ich wollte weitergehen…wie ich es sonst auch getan hätte. Doch…erstaunlicherweise befolge ich seine Anweisung. Lächerlich…aber Tatsuros Worte erklingen mir wieder in den Ohren, als ich in den offenen Raum trete und Kai erblicke. Das zeigt, dass er ein guter Bandleader ist. Wie immer auch in der Pause in vollem Einsatz. Er hält verschiedene Stofffetzen in den Händen und in seinen Haaren haben sich farbige Fäden verfangen, während hinter ihm die schweren Gardarobenständer mit all unseren Bandoutfits ihn zu erschlagen drohen. Schnell eile ich hinter ihm und drücke die Ständer zurück. „Kai! Irgendwann wird dich dein Übermut noch umbringen.“ Lachend legt er die Stoffe auf den Tisch, der mitten im Zimmer steht. „Apropos umbringen. Vorher, da habe ich die Stoffe rausgesucht und da ist mir doch tatsächlich unser ganzer Stoffvorrat entgegen geflogen!“ Ich drehe mich zu ihm herum und ziehe ihm ein paar Stofffäden aus den Haaren. Die Fäden auf seiner Kleidung sollte man am besten erst gar nicht beachten. „Ja, so siehst du auch aus. Obwohl du weißt, dass du hier keine Schränke ohne Sicherheitshelm öffnen darfst…“ Mit einem mulmigen Gefühl muss ich an Aoi oder Reita denken, die beim Aufräumen einfach Dinge wahllos in den Schrank werfen und sofort die Tür zudrücken. Nicht an das arme Opfer denkend, das diesen Schrank wieder öffnen muss… „Uruha…Sag mal…was ist heute eigentlich mit dir los? Aoi…Er wollte dich doch nur trösten…“ Ich kneife die Augen zusammen. Er hat es also tatsächlich gesehen… „Wieso trösten?? Sehe ich etwa traurig aus??“ „Nein…jetzt nicht mehr.“ Sofort weiche ich etwas von ihm zurück. Verunsichert kratze ich mich am Nacken. Habe ich etwa wirklich…traurig ausgesehen? Um meine Irritierung zu überspielen, kümmere ich mich wieder um Kai und ziehe ihm die letzten Fäden aus den Haaren. „Du solltest wirklich besser auf dich Acht geben…“ Mit schiefgelegten Kopf schaut mich Kai an. „Du bist heute wohl echt mit dem falschen Fuß aufgestanden, oder? Du…machst dir doch sonst nie Sorgen um mich…“ Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist… Kai hat immerhin nicht Unrecht… Ich bin sogar derjenige, der ihn dazu auffordert, einer der Schränke zu öffnen! Und dann…wenn dieser am Boden liegt…noch mal draufzutreten. Ich unterdrücke ein Seufzen. Tatsuro beeinflusst mich eindeutig zu stark… Kai ist schon wieder über den Plänen für die neuen Bandoutfits und vergleicht die Stoffe. „Ach, ich habe dich übrigens hereingebeten, weil ich dich noch etwas fragen wollte…Bevor du dich mit dem Fotografen davon machst.“ Ich lehne mich gegen den Tisch und schaue ebenfalls auf die Pläne. Erstaunlich…aber ich habe heute tatsächlich noch gar nicht an den Fotografen gedacht… Wie seltsam. Aber keine schlechte Idee…Dann weiß ich ja, was ich mit der restlichen Pause anfangen kann… „Um was geht es?“ Er tippt auf die Ausarbeitung meines Outfits. Ich grinse, wenn ich daran denke, wie ich darin aussehen werde… „Mal wieder perfekt, nicht wahr? Es wird mir wieder ungemein schmeicheln…“ Kai verdreht die Augen. Er denkt, ich würde das vom Augenwinkel her nicht sehen. „Was soll die Hose noch mal für ein Stoff haben? Du hast vergessen es hin zu schreiben.“ Ich winke ab. „Natürlich Leder.“ Ich dachte das wäre klar, deswegen habe ich es nicht dazugeschrieben. Er kritzelt etwas auf einer Liste. Die Bestellliste nehme ich mal an. „Gut, dann hätte ich alles. Die Stoffe, die wir hier haben reichen nicht aus. Da muss ich was nachbestellen. Dann werde ich die ausgearbeiteten Skizzen und die Stoffe unserem Schneider übergeben.“ Schön, dann kann ich ja gehen. „Warte bitte noch.“ Mitten in der Bewegung erstarre ich. Der Fotograf wird bestimmt schon ungeduldig… „Was ich dich noch fragen wollte…“ Seine ernste Stimme lässt mich aufhorchen. „…heute beim Interview…Was…hat dich da so beschäftigt?“ Ich reiße mich zu einem Lächeln zusammen. „Ja, ich war in Gedanken. Ist aber nicht so wichtig. Darf ich denn nicht mal einen schlechten Tag haben? Oder wie du es so schön nennst: mit dem falschen Fuß aufstehen.“ Erleichtert faltet er die Stoffe zusammen. Doch dann bilden sich auf seiner Stirn wieder Falten. „Du weißt ja…ich bin der Bandleader. Und als Bandleader ist es meine Aufgabe auf euch aufzupassen…“ Ich unterdrücke ein Schmunzeln… Aber er hat Recht, das ist eine sehr wichtige Aufgabe… Ich war auch mal für eine kurze Zeit Bandleader…und ich war darin eine völlige Katastrophe. Gut, dass es Kai übernommen hat. „…und ich mache mir derzeit etwas Sorgen wegen dem Bandklima.“ Ich schlucke… Innerlich betend, endlich diesen Raum verlassen zu können… „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Kai. Wirklich. Das wird sich alles wieder einrenken. Ruki ist nur etwas sauer, weil ich mich ja mit einem aus Mucc treffe. Und Reita scheint sich jetzt mit ihm verbunden zu haben…Aber das wird alles schon wieder.“ Vielleicht werden die Zwei sogar noch eine Anti-Uruha-Kampagne gründen… Ach nein…haben sie schon längst. Besorgt stützt sich Kai mit den Händen auf den Tisch ab. „Bist du dir da sicher? Ruki scheint das alles nicht so auf die leichte Schulter zu nehmen…“ Ich klopfe ihm auf den Arm. „Wird schon. Wirst sehen. Und danke.“ Er hebt verwundert die Augenbrauen. „Danke?“ Ich zucke die Schultern. „Naja…Du weißt schon…Danke für alles und so…“ Entgeistert reißt er die Augen auf. Sowas ist er von mir gar nicht gewöhnt…und auch ich bin etwas von mir empört… Danke…gehört eigentlich nicht zu meinen Wortschatz. In diesem Moment hätte ich Tatsuro gerne zu Fassen bekommen… Kai stolpert nach hinten und hält sich an den Outfits fest, um nicht umzufallen. „Du…du…willst Sex von mir, nicht wahr?? Ist es das?? Reichen dir deine Affären etwa nicht mehr??“ Vor Entsetzen schreie ich auf. „N…nein!!“ Wieso denkt eigentlich immer jeder…dass, wenn ich mal nett bin, gleich von demjenigen Sex haben will?? Ok…bei meinen Affären ist das normal…aber doch nicht bei meinen Freunden! Und…ehe ich mich versehe…ist dieser lange, lange Arbeitstag ENDLICH zu Ende. Ich verabschiede mich von meinen Kollegen und bin blitzschnell aus dem Raum, ehe sie mein „Wiedersehen“ erwidern können. Nach dem stundenlangen Grübeln…bin ich nämlich zu einem Entschluss gekommen. Ich will ihn wieder sehen. Egal was war. Egal was ist. Denn ich will mehr von ihm wissen, ihn besser kennenlernen und herausfinden, wieso er so ist, wie er ist. Und wie er es schafft, mich so zu beeinflussen! Ich weiß…dass es dumm ist. Und ich weiß, dass es gefährlich sein kann. Doch wie schon gesagt… Neugierde… …ist mein größter Schwachpunkt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)