Adventskalender von Piggybank (24 kleine Geschichten zur Weihnachtszeit) ================================================================================ Kapitel 10: 10. Dezember ------------------------ PLATSCH! "Iiiieh! Das zahl ich dir heim!" Lachend lief Daniel davon und streckte seinem besten Freund die Zunge heraus, ehe er sich ganz umdrehte und nun nach drinnen ins Haus verschwand. Nicht weit hinter ihm kam Louis und schüttelte sich erst einmal kräftig. "Urks, genau in den Nacken. Daniel du bist echt das Letzte." Wieder lachte der angesprochene, zuckte jetzt aber nur mit den Schultern, während er sich die schneenassen Hände an einem der Geschirrtücher abwischte, die in der Küche neben dem Herd hingen. Schon immer waren Louis und er beste Freunde gewesen, schon seit sie ganz klein waren. Erst im Kindergarten, später dann in der Schule und auch jetzt, wo sie beide auf die Universität gingen. Nichts und niemand konnte sie auseinander bringen, denn sie wussten wie kaum ein anderer übereinander Bescheid. Kannten ihre Vorlieben genauso wie all ihre Abneigungen. Wie zum Beispiel Louis Abneigung gegen Schnee. Oder besser, gegen Schnee im Nacken, in der Kleidung oder im Gesicht. Eben überall wo ihm sein bester Freund die kalte Masse Jahr für Jahr hinwarf, ihn damit einseifte oder sich einen Spaß daraus machte, sie ihm kurz bevor sie irgendwo hinmussten in den Ausschnitt des Pullis zu stecken. Nicht, dass sich der Zwanzigjährige nicht würde wehren können, nein, so ein Schwächling war Louis nun wirklich nicht, aber wenn man Winter für Winter und das nun seit bereits über fünfzehn Jahren immer und immer wieder Opfer dieser Neckereien war, dann erreichte man doch irgendwann den Punkt, wo man einfach den Schnee dafür verfluchte, dass er existierte. Dennoch war der Ärger nach gefühlten fünf Sekunden wieder vergessen. Statt dessen setzten sich die beiden Freunde jetzt an den Tisch und nahmen sich etwas von dem köstlich duftenden Eintopf, den Louis Mum heute gekochte hatte. Es hatte wirklich seine Vorteile zu Hause zu leben, auch wenn Daniel seine kleine Ein-Raum-Wohnung niemals wieder hergeben würde. Dennoch kochte die Mutter seines besten Freundes einfach sehr viel besser als er, weshalb er es liebte, wenn sie an den Wochenenden zusammen aßen und er meist auch noch ein oder zwei Portionen mit nach Hause bekam. "Puhhh.... bin ich geschafft", stellte der Blondschopf zufrieden aufseufzend fest als er sich eine halbe Stunde später zurücklehnte, den Bauch mit leckerer, warmer Suppe gefüllt. "Und jetzt noch Nachtisch", grinste Louis auch schon, was seinen Freund sofort strahlend nicken ließ, immerhin ging doch nichts über einen leckeren Pudding oder einen süßen Fruchtsalat. "Was gibt es denn heute?", fragte er deswegen auch schon, während er mit dem Finger den Rand des Tellers nachzog und den Rest der Suppe davonglaubte. PFATSCH! "Iiiieh! Du... uäääh, was soll denn das?", schrie er auch schon im nächsten Augenblick auf und spürte etwas kaltes, wie es langsam und unglaublich widerlich, wenn einem gerade so warm war, seinen Rücken hinablief. Louis lachte nur und trocknete sich jetzt die nassen Hände ab, ehe er sich grinsend wieder zu seinem besten Freund setzte. "Dein Nachtisch, du Fiesling! Einmal Schneeball, extra kalt. Lieferung frei Haus!" Rache war eben nicht nur süß, sondern manchmal auch eisig kalt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)