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hinter den Kulissen

von

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vor dem Konzert

Naoto, Omi und und Mally hatten es sich in der kleinen aber kuscheligen Sitzecke des ebenso kleinen, doch fast ebenso kuscheligen Backstage-Raumes gemütlich gemacht, um sich vor dem anstehenden Auftritt noch einmal auszuruhen. Miko lag wenige Meter entfernt auf einem riesigen Sitzsack und schlief, Jyou war vor einer Viertelstunde nochmal auf die Toilette verschwunden.
 

„Puh, Europa ist echt anders als Japan...", seufzte Naoto und biss in den Schokoriegel in ihrer Hand. „Da isch man escht viel aufschrereschter!"

„Ab 5 Gramm wirds undeutlich" Omi versuchte zwar tadelnd zu wirken, aber der Anblick der hamsternden Naoto war einfach zu komisch. Um nicht grinsen zu müssen warf sie sich ein paar Gummibärchen in den Mund.

Kauend musterte sie Miko. „Wie schafft sie das nur? Ich hab das Gefühl, in jeder Lebenslage, die wir zusammen erlebt haben hat sie irgendwann geschlafen." „Kein Wunder, Naoto scheint sie ja ziemlich zu verausgaben" Der warnende Blick, den Naoto Mally zuwarf, blieb ohne Wirkung.

„Was denn? Ich kann ja auch nichts dafür, dass man euch bis nebenan hört"

„Mally, lass gut sein." Omi merkte, das es Naoto mehr als peinlich war, darauf angesprochen zu werden. Sie hatte Recht gehabt; der dankbare Blick der Bassistin sprach Bände.

„Vor wie vielen Leuten spielen wir heute überhaupt?" Omi bemühte sich, den Themawechsel locker rüberzubringen. „Gute Frage... ich glaub die Halle ist heut Abend rappelvoll.", versuchte sich Mally zu erinnern.

„Voll? Oh man, das kann ja..." Weiter kam sie nicht.
 

Denn eine vor Wut schnaubende Jyou kam in den Raum gestürmt.

„Wer von euch war das?", fauchte sie und sah in die Runde. „Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ihr meine Sachen in Ruhe lassen sollt?

„Jyou, jetzt beruhige dich doch erstmal." Omi legte ihr eine Hand auf die Schulter doch Jyou wischte sie mit einer Wütenden Bewegung weg.

Naoto sah schuldbewusst auf die Verpackung des Schokoriegels herab „Tut mir echt leid, aber der schaute so lecker aus der Tüte raus und da konnt ich einfach nicht anders..."

„Was? Ich rede doch nicht von dem ollen Schokodings!"

Nun war es Omi, die sich schuldig fühlte: „Das mit den Gummibärchen tut mir leid. Aber es sind noch ein paar da und morgen kauf ich dir... 5 Tüten, in Ordnung?"

„Du hast meine Gummibärchen genommen??? Egal! Ich rede weder von diesem Schokoriegel, noch von den Gummibär... DU bleibst hier!" Sie griff Mally am Arm. „Du weist wovon ich rede, hab ich Recht?"

„Tut mir leid, tut mir echt leid aber lass mich los", jammerte Mally. „Oh nein, das werd ich nicht! Wo ist sie?" Jyou starrte sie mit Zornfunkelnden Augen an.
 

Aus dem Sitzsack hob sich ein verschlafenes Gesicht. „Was mach ihr denn hier für einen Lärm?", beschwerte sich Miko wärend sie sich die Augen rieb. Naoto setzte sich zu ihr und strich ihr über die Wange. Jyou beachtete sie nicht und starrte Mally an, die sich unter dem durchdringenden Blick wand.

„Na gut, ich sags ja schon. Sie liegt hinter dem Sofa." Jyou lies sie los und eilte in die Ecke, in die Mally gedeutet hatte. „Du MONSTER! Was hast du getan?" Omi sah verwirrt zwischen Jyou und Mally hin und her. Mally machte sich schleunigst auf den Weg zur Tür, doch Jyou war schneller. In vollem Lauf begrub sie die Flüchtende unter sich.

„Also, das geht mir jetzt aber ein bisschen zu weit!" Omi hob Jyou auf und nahm sie von hinten fest in den Arm. „Bevor du dich hier vor meinen Augen auf irgendjemand Anders stürzt erklärst du mir am besten erstmal was los ist!"

„Meine Rose! Sie hat, sie hat..." Jyou zeigte Omi die rote Blume. Auf der Blüte fehlte ein beachtliches Stückchen.
 

„Hast du das rausgebissen?" Omi starrte Mally an. „Ich hab doch gesagt es tut mir leid. Aber das schmeckt einfach zu gut! Solltest du auch mal probiern Jyou." „Wie kannst du es wagen, eine, MEINE Rose zu fressen?" Mally suchte verzweifelt im Gesicht der Sängerin einen Funken Verständnis. Doch vergeblich.

„So, Schluss mit dem Kindergartengezanke! Jyou, du hörst auf zu zetern, sonst ist deine Stimme weg bevor wir auf der Bühne sind. Mally, du sorgst dafür das Jyou ne neue Rose bekommt und ich...geh jetzt erstmal telefonieren.“ Mit diesen Worten wandte Omi sich ab und verlies den Raum. Mally machte sich zerknirscht auf den Weg um für eine neue Rose zu sorgen, während Jyou sich Auf das Sofa setzte und tief durchatmete.

Later (Jyou&Omi)

Omi öffnete die Tür des Hotelzimmers und trat nach Jyou ein. Die Wärme, das weiche Bett...das alles hätte nicht einladender wirken können.

"Was für ein Abend!" Jyou lehnte sich müde gegen die nächstbeste Wand. "Nun dusch doch erstmal, so kannst du doch nicht schlafen gehen." Omi küsste kurz aber zärtlich ihren Hals und schob sie dann auf die Tür des Badezimmers zu.
 

"Eine heiße Dusche ust jetzt wirklich das Richtige.", dachte Jyou sich, als sie die Tür hinter sich schloss.Sie hatte das Gefühl, die Anspannung, der Stress und die Aufregung des Abends klebten an ihrer Haut, hatten sich in ihren Haaren verfangen. Währen sie unter dem heißen Wasser stand dachte sie an Omi.

Sie war in ihren Augen etwas unbeschreibliches, als würde sie sich in jeder Situation in genau das verwandeln, was sie, Jyou, am meisten brauchte. Das ausgerechnet sie diesen vollkommenen Menschen für sich beanspruchen konnte war für sie immer noch wie ein Wunder. Einmal hatte sie den Gedanken geäußert, sie fühle soch undankbar, weil sie Omi doch unmöglich all die Liebe und Aufmerksamkeit, die diese ihr gab, zurückgeben könne.

"Im Grunder ist es reiner Eigennutz.", hatte Omi ihr damals geantwortet. "Denn mit allem, was ich tue, versuche ich dich zum lächeln zu bringen. Das ist das Schönste, was es für

mich gibt."

Als sie aus der Dusche stieg fühlte Jyou sich vollkommen entspannt. Sie schlüpfte in ihre Schlafklamotten und kam wieder zurück in das gemeinsame Zimmer.
 

Als sie die Tür öffnete schlug ihr ein atemberaubender Duft entgegen, dessen Ursprung nicht zu übersehen war: Auf dem Boden lagen Rosenblätter, auf dem Nachttisch, der Kommode und der Fensterbank standen Rosensträuße und auf dem Kopfkissen lag eine einzelne schwarze Rose.

"Was...woher hast du...womit hab ich...?" Omi grinste sie an. "Jetzt hör schon auf zu stottern, so eine große Sache ist das nun auch wieder nicht." Wie in Trance bewegte sich Jyou auf das Bett zu. Omi zog sie sanft zu sich heran, küsste ihren Hals, ihre Wangen, ihre Stirn. "Geht es dir jetzt wieder besser?", fragte sie und biss Jyou spielerisch ins Ohr.

"Mmmh.", war alles, was diese antwortete.

Sie lagen noch eine gefühlte Ewigkeit beieinander, genossen die Nähe der Anderen und den Duft der Rosen. "Womit hab ich dich nur verdient?", fragte Jyou schläfrig, sie konnte die Augen kaum noch offen halten. Anstelle einer Antwort küsste Omi sie lange und leidenschaftlich. Jyou seufzte glücklich. Keine fünf Minuten später spürte Omi, wie sich der zerbrechlich wirkende Körper neben ihr entspannte.

Liebevoll betrachtete sie das zarte Gesicht, bis sie selbst einschlief und in das Reich der Träume glitt.

Later (Miko&Naoto)

Miko kam erfrischt aus dem Badezimmer. Der Auftritt hatte sich wieder vollkommen geweckt, sie hatte das Gefühl, vor Energie nur so zu sprühen. Gut gelaunt warf sie sich neben Naoto aufs Bett. Ein Blick in deren Augen ließ sie stocken. Der piercingbesetzte Mund war zu einem nachdenklichen Strich verzogen, zwischen den Augenbrauen hatte sich eine steile Falte gebildet.

„Was ist denn mit dir los? Du warst schon so komisch als ich aufgewacht bin...Hab ich im Schlaf irgendwas komisches gesagt?“ Miko war die Verwirrung deutlich anzusehen.

Naoto strich ihr durchs Haar und über die Wange. „Nein du hast nichts gesagt...“ Die Betonung auf dem Wörtchen ‚du‘ ließ Miko aufhorchen „Wer denn dann?“ Sie setzte sich auf und sah Naoto fragend an. Jetzt wollte sie genau wissen was die sonst so selbstbewusste Frau so sehr beschäftigte. Naoto sah sie nur nachdenklich an.
 

„Hab ich mal etwas getan womit du nicht einverstanden warst?“ In der Stimme der Bassistin schwang ein ängstlicher Unterton mit. „Wer hat dir dass den eingeredet? Wenn dem so wäre hätte ich dir das längst gesagt. Ich denke du vertraust mir also solltest du doch wohl wissen, dass ich mich an die Abmachung halte dass wir uns immer alles erzählen!“ Miko klang empört, sie rutschte ein Stückchen von Naoto weg. „also, wer hat das behauptet?“, hakte sie nun etwas sanfter nach. Naotos Selbstzweifel verunsicherten sie, schließlich war diese doch die Selbstbewusstere von ihnen.

„Naja, Mally hatte da sowas in der Richtung...“

„Naoto! Du weißt doch, das Mally sowas niemals ernst meinen würde. Wieso nimmst du dir das denn so zu Herzen?“ „Nun ja, ich hab eben Angst dich zu verlieren.“ Die Worte ihrer Freundin hatten die aufgekommen Zweifel fast restlos weggefegt. Sanft fuhr sie mit den Lippen Mikos Hals hinab. Mit der Zunge zeichnete sie die Konturen des Schlüsselbeins nach. Miko strich ihr glücklich aufseufzend über die Haare. Naoto sah auf, ihr Mund fand den Weg auf die zarten Lippen vor ihr. In einem leidenschaftlichen Kuss sanken die beiden in die Kissen.
 

„Bitte sag mir...wenn dich...etwas stört!“, flüsterte Naoto zwischen den Küssen. „Hmmh.“ Miko hoffte, dass diese Antwort keine neuen Zweifel weckte. Wie konnte Naoto auch nur einen Augenblick lang geglaubt haben, sie wäre mit irgendetwas in ihrer Beziehung nicht einverstanden? Der Gedanke kam ihr absurd vor!

Naotos Lippen wanderten wieder tiefer, umspielten Mikos Hals und sorgten dafür, dass ihr wohlige Schauer über den Rücken liefen. Sie erwartete, das Naoto auch an diesem Abend mehr wollte und hätte auch kein Problem damit. Daher war sie umso überraschter, als ihre Freundin ihre Hand nahm und einen zärtlichen Kuss darauf hauchte.

„Was möchtest du morgen machen?“ Die Frage kam für Miko überraschend. „Wir sind doch morgen den letzten Tag hier in Deutschland und haben frei, da möchtest du doch bestimmt gern etwas unternehmen?“ Erwartungsvoll sah Naoto sie an. Miko überlegte. „Wir könnten zum Beispiel ans Meer fahren. Das ist hier bestimmt ganz anders als in Japan.“ Miko war von ihrer eigenen Idee total begeistert. „Jetzt im Herbst sind da bestimmt nicht so viele Menschen und schön ist es vermutlich trotz der Kälte.“

„In Ordnung, fahren wir ans Meer!“ Naoto lächelte. Sie war froh, wenn sie Miko glücklich machen konnte und gegen einen Spaziergang an einem fremden Strand hatte auch sie nichts einzuwenden.
 

Nach einem langen Kuss stand sie auf, küsste noch einmal Mikos Hand und verschwand dann ins Badezimmer. Als sie wiederkam hatte diese sich wie ein Kätzchen eingerollt und schlief fest. Der Anblick zauberte erneut ein Lächeln auf Naotos Gesicht und sie kuschelte sich zufrieden mit ins Bett.

‚Was für ein schöner Abend‘, dachte sie noch, bevor ihr die Augen zufielen.

Later (Mally)

Mally ließ sich erschöpft aufs Bett fallen, sie hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, ihr Bühnenoutfit gegen etwas Bequemeres einzutauschen. Der heutige Auftritt hatte sie noch mehr ausgelaugt als sonst. Ob das daran lag, dass sie sich an diesem Abend die ganze Zeit über zum lächeln hatte zwingen müssen? Wahrscheinlich.

Sie hätte die Bemerkung vor dem Konzert besser nicht aussprechen sollen, am Ende hatte sie nur wieder ungewollt jemandes Gefühle verletzt und sich selbst belastet. Seufzend drehte sie sich zur Seite und griff nach dem gerahmten Bild, das auf dem Nachttisch stand. Normalerweise machte sie sich nicht besonders viel aus Fotos und sie hatte auch, im Gegensatz zu den anderen Bandmitgliedern, keine an den Wänden hängen oder in Regalen stehen, aber dieses war für sie der wertvollste Schatz überhaupt.

Aus dem mit Rosenranken verzierten Rahmen lachte sie eine hübsche Frau an, die schwarz-roten Haare, die ihr zartes Gesicht umgaben, schienen sich in einem nicht vorhandenen Wind zu bewegen, fast als wollten sie die Unbeweglichkeit der Fotografie Lügen strafen.

„Maiko!“ Auch nach zwei Jahren hatte sie das Gefühl, es wäre erst gestern gewesen, dass sie das letzte Mal in diese wunderschönen Augen gesehen hätte. Das Hotelzimmer verschwamm vor

ihren Augen.
 

Wieder sah sie die Straße vor sich. Die Menschen, den kleinen Hund, der kläffend an ihnen vorbeisauste... und Maiko! Ihre Freundin lachte sie an, die lebhaften Augen strahlten.

„Schaffst du das überhaupt heute Abend? Ihr habt doch noch Bandprobe...“ „Ich hab dir doch versprochen, dass wir ins Kino gehen und was ich verspreche halt ich auch. Oder war das mal anders?“ Wenn die Proben zu lange dauerten würde sie einfach früher gehen, die Anderen hätten sicher Verständnis dafür.

„Hey, da drüben gibt’s ein neues Restaurant, vielleicht können wir da ja nach dem Film essen gehen.“ Mally deutete auf die andere Straßenseite. Maiko war begeistert. „Am besten wir gehen kurz rüber und schauen nach, wann die schließen, nicht dass wir nachher vor verschlossener Tür stehen.“ Mit diesen Worten lief sie los.

„Maiko, warte doch mal... MAIKO!!!“
 

Der warnende Ruf Mallys kam zu spät. Hilflos musste sie mit ansehen, wie ihre Freundin noch versuchte, der Limousine auszuweichen, obwohl es eindeutig aussichtslos war. Der zierliche Körper wurde durch die Wucht des Aufpralls hoch in die Luft geschleudert, einen Augenblick später lag er auf dem Asphalt.

Mally rannte auf die Straße, erreichte Maiko und fiel neben ihr auf die Knie. Aus der Wunde am Kopf strömte warmes Blut über die Schläfen und in die Haare. Zitternd streckte Maiko einen Arm nach Mally aus. Diese drückte sie verzweifelt an sich und küsste sie vorsichtig, die Menschen um sie herum nahm sie nicht wahr. Mally löste ihre Lippen von Maikos und sah sie an. Trotz des Schmerzes, der der Verletzten deutlich ins Gesicht geschrieben war, lächelte sie, Blut sickerte aus ihrem Mundwinkel.

„Maiko, bleib bei mir, bitte. Ich liebe dich doch!“ Die gläsernen Augen, in die sie blickte, verrieten ihr dass ihre Freundin diese Worte schon nicht mehr gehört hatte.

Der Lärm und die Menschen stürzten wieder auf sie ein, mit einem Mal fühlte sie sich, als treibe sie in einem dunklen Meer, dessen Ufer sie zwar sehen, aber nicht erreichen konnte. Mally war unfähig zu schreien, konnte nicht einmal weinen.
 

Mally schlug die Augen auf. Sie lag auf dem Bett, trug noch immer ihr Bühnenoutfit und umklammerte das Bild von Maiko. Durch das Fenster fiel strahlender Sonnenschein herein. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bereits halb eins war. Sie sammelte sich kurz, stand dann auf und ging duschen.

Als sie lange genug unter dem heißen Wasser gestanden hatte, kam sie wieder heraus und machte sich fertig um danach in die Hotelhalle zu gehen, wo die Anderen sicher schon seit einer halben Stunde auf sie warteten. Hunger hatte sie wieder einmal keinen.

Strand und Meer...vor allem Meer

Als Mally in der Hotelhalle ankam sah der Rest der Band ihr schon ungeduldig entgegen. Zur Ausnahme saß Miko nicht verschlafen auf dem einladenden Sofa, sondern wuselte wie Jyou erwartungsvoll durch den Eingangsbereich. Die beiden schienen sich von allen am meisten auf den bevorstehenden Strandausflug zu freuen, über den Naoto auf Mallys Mailbox gesprochen hatte.
 

„Du bist verdammt spät! Dafür schuldest du uns was“, beschwerte sich Miko und warf Mally einen anklagenden Blick zu. „Genau, du entwickelst dich langsam aber sicher zur Serientäterin! Erst die Sache mit der Rose und jetzt lässt du uns hier `ne halbe Ewigkeit warten...“ Omi hielt Jyou den Mund zu, denn diese hatte sich offenbar richtig in Fahrt geredet und aus die Gitarristin wusste aus Erfahrung, dass es schwer sein konnte, sie wieder zum Schweigen zu bringen.

„Schön dass du auch endlich da bist, dann können wir ja jetzt, oder?“ Der mahnende Blick in Richtung der beiden aufgedrehten Bandmitglieder verhinderte eine erneute Standpauke. „Von mir aus können wir gehen. Tut mir wirklich leid, dass ich so spät komme.“ Mally warf Omi einen dankenden Blick zu, Miko und Jyou ernteten ein entschuldigendes Lächeln.
 

Am Strand angekommen konnte Nichts und Niemand Miko zurückhalten. Lachend stürmte sie über den Sand auf das Wasser zu. Naoto warf den Anderen einen kurzen Blick zu, dann rannte sie hinter her und warf sich von hinten auf ihre Freundin. Sand wirbelte um die beiden herum, als sie zusammen zu Boden stürzten und miteinander um die Oberhand rangen.

Jyou zog den Kopf ein wenig ein, damit der Wind ihr nicht so sehr in den aufgestellten Kragen blies und zwängte sich zwischen Mally und Omi, um es von den Seiten her wärmer zu haben. Zufrieden hakte sie sich bei den beiden ein. Mally drehte den Kopf in ihre Richtung. „Bist du mir wegen gestern noch böse?“, fragte sie vorsichtig. Bei Jyou konnte man nie wissen. Manchmal nahm sie einem die Dinge nur aus Prinzip übel, dann war sie leicht zu besänftigen. Es gab aber auch Situationen, in denen sie ziemlich lange eingeschnappt sein konnte. Dann war es ziemlich schwer, wieder an sie heranzukommen und das Ganze wieder gutzumachen.

„Ach, schon vergessen.“ Jyou lächelte sie an. „Du hast mir ja eine neue Rose besorgt, also gibt es keinen Grund böse zu sein.“
 

Ein hohes kreischen schreckte die drei auf. Doch es war nur Miko, die sich lachend und nur halbherzig gegen Naoto wehrte. Diese versuchte offenbar, die zierliche Gitarristin an den Füßen ins Meer zu schleifen. „Mally, hilf mir doch mal! Dieses kleine Biest ist ganz schön widerspenstig.“ Grinsend kam Mally Naotos Bitte nach. Sie packte Mikos Arme und gemeinsam trugen sie das kreischende ‚Biest‘ in Richtung der stürmischen Wellen.

Omi und Jyou waren stehen geblieben und beobachteten das Spektakel aus sicherer Entfernung. „Oh man, das ist echt ein verrückter Haufen.“, murmelte Jyou, ein amüsiertes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ach und du bist also normal, ja?“, fragte Omi die Sängerin stirnrunzelnd. „Natürlich, eine muss sich ja zu benehmen wissen, dass bleibt dann wohl an mir hängen.“ „Das glaubst du doch selbst nicht!“ Lachend stieß Omi sie an. Jyou landete mit dem Hintern im Sand. Vorwurfsvoll sah sie in das grinsende Gesicht über ihr.

„Das war echt fies!“ Schmollend rappelte sie sich wieder auf. Als sie wieder stand zog Omi sie fest an sich heran. „Tut mir leid, aber es sieht zu niedlich aus wenn du beleidigt bist.“ Jyou löste sich vorsichtig aus der Umarmung und sah Omi zweifelnd ins Gesicht, doch sie fand nicht die geringste Spur von Belustigung darin.
 

Mally und Naoto fiel es nicht leicht, die strampelnde Miko festzuhalten. Als sie an der Wasserkante angekommen waren wehrte sie sich so heftig, dass die Beiden sie nicht mehr halten konnten. Aus dm Gleichgewicht gebracht stürzten sie in einem wilden Durcheinander aus Armen und Beinen in den nassen Sand...und wurden natürlich auf der Stelle von einer Welle überspült. Vollkommen durchnässt standen die drei wieder auf. Miko hingen Algen in den Haaren. Als Naoto sie ihr lachend vom Kopf sammelte und vor die Nase hielt, kreischte Miko angeekelt auf.

Kurz darauf taumelten die drei lachend und pitschnass zu Jyou und Omi zurück.

„Ich denke, wir sollten besser zurückfahren, ihr holt euch sonst noch den Tod.“ Omi musterte das nasse Trio, sie sahen aus wie begossene Pudel. Jyou hüpfte grinsend um die drei herum und machte von allen Seiten Fotos.
 

„Wenn du die nicht sofort wieder löschst landest du auch im Wasser und zwar wesentlich tiefer als wir.“, drohte Naoto. Sofort versteckte Jyou sich hinter Omis Rücken.

„Ich fühl mich, als würde ich eine ganze Horde von Kleinkindern hüten...“, dachte Omi, als sie auf dem Rückweg zum Hotel waren. Sie schnupperte. Der Taxifahrer tat ihr jetzt schon leid, es würde bestimmt nicht einfach werden, den Meeresgeruch wieder aus dem Auto zu bekommen...

Zurück zum Alltag

„Zu Hause ist es doch immer noch am schönsten.“, murmelte Jyou zufrieden. Sie lag auf dem Sofa, in der Hand eine Tüte Süßigkeiten. „Zu Hause SCHMECKT es immer noch am BESTEN meinst du wohl! Du bist ja nur noch am futtern seit wir wieder da sind.“ Omi musterte die Sängerin, die das Chaos, welches sie mal wieder bei ihrer Suche nach Süßem fabriziert hatte anscheinend nicht interessierte. Es blieb also wieder einmal an ihr hängen, die gemeinsame Wohnung bewohnbar zu halten.

„Was hältst du davon, wenigstens heute Abend mal was richtiges zu essen?“, erkundigte sie sich während sie schon einmal in die Küche ging.

„Mmmh...kochst DU?“ „Natürlich, wer denn sonst?“ Omi verdrehte die Augen. Was war das denn bitte für eine Frage? Jedes Mal, wenn sie Jyou an den Herd lies, musste sie danach neuen Zucker kaufen...und Mittel gegen Magenschmerzen! Diese Süße war meistens kaum auszuhalten, es sei denn, man war es, wie die Sängerin, gewohnt...

„Ich glaub, dann lass ich mich mal wieder von deine Kochkünsten verzaubern...“ Jyou streckte sich auf dem Sofa und schloss die Augen.

Gerade als sie sich so richtig entspannte klingelte das Telefon, das Display zeigte Mikos Handynummer an. „Hey, was gibt’s?“, erkundigte sich Jyou.“Naoto hat mich vor die Tür gesetzt, DAS gibt’s!“ „Sie hat dich RAUSGESCHMISSEN?“ „Nein, das nicht. Nur für ein, zwei Stunden meinte sie...“ Jyou war verwirrt. Klar, Naoto brauchte ab und an mal ihre Ruhe, aber das war doch kein Grund um Miko vor die Tür zu setzen...

„Willst du vorbeikommen? Omi kocht gerade.“ „Klingt super! Ich bin sofort da.“ Mit diesen Worten legte Miko auf. Jyou tapste in die Küche und umarmte Omi von hinten. „Duhuuu?“ „Mh?“ Omi dreht den Kopf und sah so direkt in Jyous bittendes Hundeblickgesicht. „Kannst du auch für drei kochen? Miko wurde von Naoto für ein par Stunden vor die Tür gesetzt und da dachte ich mir, weil du doch eh so gern kochst...“ Lächelnd sah Omi sie an. „Na meinetwegen, so viel isst Miko ja nicht... weißt du warum Naoto das gemacht hat?“ „Keine Ahnung... wir werden schon noch erfahren was da los war.“ Jyou verließ die Küche, um schon mal den Tisch zu decken. Kurz darauf klingelte es an der Tür, Miko war gekommen. „Hui, das riecht aber gut!“ Sie Lief Omi entgegen, die gerade das Essen aus der Küche brachte und schnupperte. „Von mir aus kann Naoto mich ruhig öfter raus scheuchen, wenn ich dann bei euch essen darf.“
 

Sie waren fast fertig mit essen, als es wieder an der Tür klingelte. Omi öffnete und eine atemlose Naoto stürmte herein. „Miko, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein! Ich hatte schon Angst, dich hätte jemand mitgenommen oder so!“ „Naja, was hätt ich denn machen solln? Ich hatte Hunger und nebenbei; besonders bequem ist unsere Haustür nicht.“, rechtfertigte sich die Gitarristin. „Naja, jetzt weiß ich ja, dass es dir gut geht. Oh, Omi hat gekocht?“ Begeistert klaute sich Naoto etwas von Miko. „Mmh, also falls es mit der Band irgendwann mal den Bach runtergeht kannst du immer noch ein Restaurant aufmachen.“, lobte sie. „Nix da! Das ist meine ganz persönliche Köchin. Und überhaupt, wieso sollten wir den Bach runter gehn? Es läuft doch super.“ Jyou war von Naotos Worten überhaupt nicht begeistert. „Wie kommst du denn auf die Idee, diese Köstlichkeiten wären nur für dich bestimmt? Du kannst das doch überhaupt nicht richtig würdigen, schließlich sind deine Geschmacksnerven dauerhaft Zuckergeschockt!“ „Waaaas? Sag das nochmal!“

Omi seufzte. Da war es wieder, das Gefühl, es mit einer Truppe zankender Kinder zu tun zu haben. „Da fehlt ja jetzt eigentlich nur noch Mally, dann sind wir komplett.“, stellte sich fest.

Doch Mally würden sie heute ganz bestimmt nicht mehr zu Gesicht bekommen.
 

Die Schlagzeugerin saß in einer Bar und sah sich gedankenverloren um. Ein, zwei Abende war es ja mal ganz nett, es sich zu Hause gemütlich zu machen aber auf Dauer langweilte es sie gewaltig! Ihr Blick fiel auf ein umwerfendes Geschöpf in ihrer Nähe. Mally beobachtete sie eine Zeit lang, doch es kam niemand und die ‚Beschattete‘ sah auch nicht zur Uhr oder zur Tür.

Mally atmete tief durch, stand auf und ging auf den Tisch zu. Die Andere bemerkte sie und lächelte ihr entgegen.

„Darf ich mich setzten?“ Hoffentlich merkte man ihr die Unsicherheit nicht an...“Natürlich! Ich bin Yori.“ „Mally.“, stellte sich ebenfalls vor und setzte sich.

„Du bist oft hier, oder?“, fragte Yori. „Ja bin ich...woher weißt du das?“ Mally war überrascht. „Naja, ich hab dich schon ein par Mal gesehn...hätte aber nie gedacht, dass du mich ansprechen würdest.“ Jetzt, da sie Yori so betrachtete, fragte sich Mally, wie sie diese Schönheit hatte übersehen können.

Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass Yori nicht nur umwerfend gut aussah. Ihre Art stand dem Äußeren Eindruck in nichts nach. Sie saßen höchstens zwei Stunden zusammen in der Bar und doch hatten beide das Gefühl, die Andere schon ewig zu kennen. Ihr Umgang war ungezwungen, die gelegentlichen Berührungen schienen wie selbstverständlich.
 

Naoto und Miko waren inzwischen wieder zu Hause, saßen auf dem Bett und sahen fern. Mikos Blick wanderte immer wieder zu Naoto, die Frage nach dem Warum des überraschenden Rausschmisses quälte sie schon den ganzen Abend. Sie hatte jedoch keine Ahnung, wie die Bassistin auf die Frage reagieren würde. Außerdem hatte sie ein wenig Angst vor der Antwort.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“ Die Stimme Naotos riss Miko aus ihren Gedanken. „Mmmh...na ja also...ich wollte fragen...weißt du...“ „Was denn? Komm schon, oder hast du Angst ich würde dir den Kopf abreißen?“ „N-nein natürlich nicht! Ich frag mich nur die ganze Zeit...warum du mich vor die Tür gesetzt hast...“

Naoto wurde rot. Natürlich. Mit dieser Frage hätte sie rechnen müssen. Sie suchte nach den richtigen Worten. „Jetzt sag schon, was hab ich gemacht dass du so wütend auf mich geworden bist?“ Miko hielt die Unwissenheit einfach nicht mehr länger aus. Naotos Augen weiteten sich. „WÜTEND? Wie kommst du denn darauf?“ Miko schien ihr handeln vollkommen falsch verstanden zu haben. Doch je länger Naoto darüber nachdachte, desto verständlicher wurde Mikos Schlussfolgerung für sie. Sie beeilte sich, die Angelegenheit richtig zu stellen.

„Auch wenn du es oft nicht merkst Miko, manchmal wirkst du...wie soll ich sagen...verdammt anziehend... Dann hab ich das Gefühl, gleich den Verstand zu verlieren und das macht mir Angst... Und wenn es mir Angst macht, dann macht es DIR bestimmt noch mehr Angst. Ich wollte dich nicht bestrafen oder so, ich wollte dich nur vor mir schützen.“

Miko musste über die Worte ihrer Freundin grinsen. „Naoto...“ Sie rückte näher an diese heran, streifte wie zufällig erst mit den Haaren, dann mit der Wange den nackten Arm. „Wer sagt denn, dass ich es nicht merke? Wer sagt, dass ich dass nicht mit Absicht tue?“ Naoto schnappte nach Luft. „Du Biest! Weißt du, wie sehr ich mich zurückgehalten habe, weil ich dachte, dich mit meiner Reaktion zu erschrecken?“

Miko strich mit der Wange an dem Gesicht der Bassistin entlang. „Nein weiß ich nicht. Wie sehr denn?“, fragte sie mit leiser, unschuldiger Stimme neben Naotos Ohr. „Das reicht! Jetzt entkommst du mir nicht mehr.“ Naoto packte Miko und drehte sie herum, sodass sie auf dem Rücken lag. Ihre Augen leuchteten verlangend.
 

„Also langsam könnte ich es etwas gemütlicher vertragen. Möchtest du noch mit zu mir kommen? Da lässt es sich viel angenehmer reden.“ Das Blitzen in Yoris Augen zeigte Mally, dass sie die Bedeutung hinter diesen Worten richtig verstanden hatte. „Gern, wenn ich darf.“ Sie zahlten und verließen anschließend die Bar. Yori zog Mally leicht an der Hand zu ihrem Wagen, ihre Handfläche glühte ebenso wie Mallys Wangen.

Befreite Gefühle

Miko seufzte genießerisch. Sie hatte das Gefühl, überall dort, wo Naoto sie küsste, zu brennen. Ihr Gesicht, ihr hals, ihr Nacken, all dies schien in Flammen zu stehen. Die Küsse ihrer Freundin wanderten ihr Schlüsselbein entlang, dann wieder den Hals hinauf. Miko keuchte auf, als Naoto ihr spielerisch in den Hals biss, ihr dann mit den Zähnen am Ohrläppchen zog.

„Alles ok?“, fragte Naoto, ihre Augen glitzerten. „M-hm“ machte Miko nur. „Gut!“ Die Bassisitn grinste. „Der Abend wird nämlich noch lang.“ Mit diesen Worten machte sie sich an dem Oberteil ihrer Freundin zu schaffen.
 

Yori hielt den Wagen an. Sie stiegen aus und die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Drinnen angekommen drehte sich Yori zu Mally um und sah sie grinsend an. „Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich könnte jetzt was Süßes vertragen.“ Sie zog die Andere mit sich auf die Couch und küsste sie sanft. Mally stockte der Atem, als sie für einen Moment Maiko und nicht Yori vor sich sah. Sie versuchte, das stocken zu überspielen, doch natürlich bemerkte die Andere es.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“ Yori sah sie fragend an. „N-nein...alles in Ordnung. Entschuldige.“ Mally zwang sich, sich zusammenzureißen. Sie beugte sich zu der Schönheit vor ihr um diese zu küssen doch erneut blitzte Maiko vor ihr auf.

Mally kniff die Augen zusammen und schüttelte kurz den Kopf. Es half nichts, immer wieder tauchte das Bild ihrer toten Freundin vor ihr auf. Es schwirrte durch ihre Gedanken, der Anblick schnürte ihr die Kehle zu. Sie brauchte einen Moment um zu verstehen, dass sie weinte!

Yori sah die Drummerin bestürzt an. „Hab ich irgendwas getan?“ sie klang verwirrt. Mally sah zu ihr auf. „Nein, du hast nichts gemacht...es ist meine Schuld. Es tut mir leid!“ Die Andere sah immer noch verwirrt aus und auch verletzt. „Liebst du eine Andere?“ Ihre Stimme klang ein wenig zittrig.

„Ja, ich meine...also, das ist...“ Mally seufzte. Sie würde es Yori erklären müssen, das war sie ihr schuldig. „Vor zwei Jahren ist meine Freundin bei einem Unfall gestorben. Ich war bei ihr, die ganze Zeit, ich hätte sie beschützen können, wenn ich das Auto doch nur früher gesehen hätte...Und wenn ich nicht vorgeschlagen hätte, zu dem Restaurant auf der anderen Straßenseite zu gehen...Dann wäre sie jetzt bestimmt noch am Leben!

Und eben hab ich ständig ihr Bild vor Augen gehabt, es hat sich in meine Gedanken gebrannt und alles andere ausgelöscht. Ich dachte, ich könnte es, etwas neues anfangen, einen neuen Lebensabschnitt aber sie ist immer in meinen Gedanken und ich fühle mich einfach...falsch.“

Yori strich der stumm weinenden Mally über den Rücken. „Das tut mir leid. Du musst sie sehr geliebt haben...und immer noch lieben. Sie kann sich glücklich schätzen.“ Das Mally sie verletzt hatte war vergessen, sie empfand nur grenzenloses Mitleid mit der Frau, die dort neben ihr in sich zusammengesunken war.

„Hasst du mich jetzt?“ Mallys Stimme klang ein wenig ängstlich. „Warum sollte ich? Ich wäre sauer, wenn du versucht hättest, so zu tun als sei nichts. Aber wie könnte ich die hassen, weil du ehrlich warst?“

Die junge Frau strich der Drummerin weiter über den Rücken, durch die Haare und die Arme entlang, bis diese schließlich in ihre Armen einschlief. Seit sie Mally zum ersten Mal gesehen hatte war sie sich sicher gewesen, dass diese eine schwere Last mit sich herumschleppte. Egal wie ausgelassen sie auch mit den anderen Frauen ihrer Band herumgealbert hatte, egal wie nett und offen ihr Lächeln gewirkt hatte, wenn sie sich in der Bar umsah, in ihren Augen hatte Yori stets ein Geheimnis entdeckt, dass sich als dunkler Schatten in ihren Blick eingebrannt hatte. Es stimmte sie traurig, herausgefunden zu haben dass sie mit ihrer Vermutung richtig gelegen hatte.

Da sie nicht besonders kräftig war, beschloss Yori die junge Frau auf dem Sofa liegen zu lassen, jeoch holte sie noch eine Decke, damit Mally nicht fror. Mit einem letzten Blick in das schöne Gesicht, welches jedoch auch im Schlaf von Trauer durchzogen war, ging sie nach nebenan um wenigstens ein wenig Schlaf zu bekommen.
 

Miko kuschelte sich eng an Naoto. Diese strich ihr sanft mit einem Finger über die Wange, woraufhin die Kleine wie ein Kätzchen schnurrte und ihren Kopf gegen die Brust ihrer Freundin drückte.

„Du bist wirklich ein kleines Kuschelmonster!“ Die Stimme der Bassistin klang liebevoll und zärtlich neben Mikos Ohr. Der warme Atem ihrer Freundin kitzelte sie im Ohr. Anstatt eine Antwort zu geben schlang sie die Arme ein wenig fester um den warmen, nackten Körper Naotos um wenig später neben dieser einzuschlafen.

Zuckersüßes Blut

Dieses Kapi ist Mally-chan gewidmet. Ich hoffe, es wird deinen Vorstellungen von nem extra Omi-Jyou Kapitel gerecht^^
 

Als Miko und Naoto weg waren seufzte Omi erleichtert auf. Natürlich war es nett, mit den Mädels ihrer Band zusammen zu sein, doch heute wünschte sie sich einfach nur zeit mit Jyou.

Ihrer Jyou!

Doch zuerst musste das entstandene Chaos beseitigt werden. Der Tisch war voll, die Küche vom Kochen dreckig, vor der Anlage im Wohnzimmer lag ein wilder Stapel CD’s, den Jyou und Miko fabriziert hatten. Doch am meisten stach der Bereich um die Couch ins Auge: Die beiden Kindsköpfe hatten sich dort eine wilde Kissenschlacht geliefert und dafür reichlich Munition zur Verfügung gehabt; Jyou war leidenschaftliche Kissensammlerin. Die plüschigen, kuschelweichen Stücke lagen nun weit verstreut. Wie konnte man denn bitte in so kurzer Zeit so ein gewaltiges Chaos herstellen? Omi würde das nie verstehen können...

„Kommst du auch Fernsehen?“ Jyou war herein getapst und sah ihre Freundin fragend an.

„Wer räumt denn die Wohnung auf während ich fernsehe?“ Jyou überlegte kurz. „Das machen die kleinen Wichtelchen, die unterm Sofa wohnen!“ Omi musste grinsen. So etwas Niedliches fiel wirklich nur ihrer Freundin ein. Und fast hätte sie mit ihrer niedlichen Art gewonnen. Aber eben nur fast!

„Ich hab ne bessere Idee: Du hilfst mir beim Aufräumen, dann haben wir danach noch Zeit für uns.“ Sie sah in Jyous Augen, dass dieser der Vorschlag nicht besonders gefiel. Umso überraschter war sie, als ihre Freundin zustimmte. „Du hast recht, ich sollte auch mal etwas mehr helfen.“

Mit diesen Worten begann sie, die Kissen wieder Ordentlich auf der Couch zu platzieren. Omi machte sich derweil daran, den Tisch abzuräumen, danach kümmerte sie sich um die Küche.

Als sie das Wohnzimmer wieder betrat war es zu ihrer Überraschung so ordentlich wie vor dem Überfall der anderen Bandmitglieder. Omi musste grinsen, als sie Jyou völlig ausgelaugt auf der Couch liegen sah. Sie tat so, als hätte sie eben einen Großputz erledigt, dabei hatte sie doch nur ein paar Kissen und CD’s weggeräumt und gesaugt.

„Man bin ich fertig!“, jammerte die Blonde. Sie sah zu Omi auf. „Wie hältst du dass bloß auf Dauer aus?“ „Das frag ich mich auch oft!“ Die Omi zog der Sängerin an der Nase. „Aber einer muss ja dafür sorgen, dass es hier einigermaßen anständig aussieht.“

Jyou streckte sich und verzog das Gesicht. „Ich glaub, ich brauch jetzt ne heiße Dusche.“, stellte sie mit übertrieben leidendem Gesichtsausdruck fest. Omi küsste sie zärtlich. „Ich warte dann auf dich. Und wenn du lieb bist könnte es sogar sein, dass du ne Massage von mir bekommst.“ Der leidende Ausdruck im Gesicht der Sängerin wich augenblicklich Begeisterung. „Supi!“, quietschte sie und hüpfte ins Bad. Die Andere sah ihr schmunzelnd hinterher und machte sich dann auf ins Schlafzimmer, um sich schon einmal etwas Bequemeres anzuziehen und einen guten Film auszusuchen.
 

Eine halbe Stunde später tappte die blonde Sängerin in Unterwäsche herein. In der Hand hatte sie das Fläschchen mit Massageöl, welches sie ihrer Freundin vor die Nase hielt. „Wenn schon denn schon!“, verkündete sie und setzte sich vor Omi aufs Bett. Die Gitarristin lächelte und nahm ihrer Freundin das Öl aus der Hand. Dann startete sie den Film, den Jyou mit einem begeisterten quietschen kommentierte (es war ihr Lieblingsfilm, Phantom der Oper) und öffnete den Häkchenverschluss des BH’s. Als genug Öl auf den Rücken der süßen Japanerin gelaufen war, begann Omi zu Massieren.

„Mmmmh!“ Jyou genoss es jedes Mal in vollen Zügen, wenn ihre Freundin sie massierte. Sie konnte es einfach perfekt.

Nach einer Weile des Massierens bemerkte Omi die rote Kruste, die einen kleinen Teil von Jyous Hals bedeckte. „Was hast du denn am Hals gemacht?“, fragte sie. „Hm? Ach das...keine Ahnung.“ Omi grübelte ein wenig, doch sie war sich sicher, dass Jyou sich niemals absichtlich verletzen würde, schon gar nicht am Hals. Die Gitarristin zwang sich, an etwas Anderes zu denken. Das klappte auch eine Weile, doch viel zu schnell huschte ihr Blick zurück zum Hals ihrer Freundin. Ohne es zu wollen strich sie mit den Fingerspitzen über das getrocknete Blut. Jyou dreht den Kopf ein Stück und sah Omi aus dem Augenwinkel an.

„Na, hast du Hunger bekommen?“ Angesprochene verfluchte sich dafür, dass ihr Blick so leicht zu durchschauen war, jedenfalls in diesem Moment. „Tu dir keinen Zwang an, solange du mir noch was zum Leben übrig lässt.“

Das war zu viel! Mühsam beherrscht, um ihrer Freundin nicht weh zu tun, entfernte Omi das trockene Blut, nur Sekunden später glänzte frisches auf Jyous Hals. Dann legte die Lippen auf die Stelle und begann, mit der Zunge das frische Blut aufzulecken, während sie gleichzeitig sog, um mehr an die Oberfläche zu beschaffen. Sie spürte den roten Lebenssaft auf ihren Lippen und ihrer Zunge und seufzte. Kurz löste sie sich vom Hals ihrer Freundin, um ein wenig mit ihr zu teilen. Jyou gab sich dem blutigen Kuss hin und seufzte ebenfalls auf.

„Kein Wunder, dass du so zum anbeißen aussiehst.“, hauchte Omi, nachdem sie den Kuss gelöst hatte. „Schließlich ist dein Blut an sich schon zuckersüß!“ Mit diesen Worten kehrte ihr Mund zurück an den Hals ihrer Freundin, um das Blut, dass in einer schmalen Bahn die Haut herunterlief, aufzulecken.

Alte Wunden

Omi stieß die Wohnungstür auf und quetschte sich mit den Einkaufstüten hindurch. In der Küche stellte sie sie auf die Arbeitsfläche und rieb sich die Arme. Normalerweise würde sie Jyou jetzt dafür verfluchen, dass diese ihr wieder einmal das Einkaufen überlassen hatte, doch da die Sängerin den vorletzten freien Tag der Band bei ihrer Familie verbrachte, machte Omi eine Ausnahme. Ein Vierteljahr lang hatte ihre Freundin nun keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern gehabt und es hatte die Gitarristin zwei Tage gutes zureden und eine Menge Geduld gekostet, Jyou zu diesem Treffen zu überreden. Somit war die freie Woche, auf die sie sich so lange gefreut hatte, viel zu schnell vergangen. Wenigstens würden sie die verbliebene Zeit ausnutzen; an diesem Abend würden Omi und Jyou in ihrem Lieblingsrestaurant essen gehen und morgen stand ein DVD-Abend mit der gesamten Band an, zu dem Mally ihre neue beinahe-Freundin mitbringen würde. Omi freute sich, dass es mit der Drummerin endlich wieder bergauf zu gehen schien.

Nachdem sie die Einkäufe weggeräumt hatte, betrat Omi das gemeinsame Schlafzimmer – und blieb wie erstarrt im Türrahmen stehen! In dem sonst so gemütlichen Zimmer herrschte ein unglaubliches Chaos. Das Bett war vollkommen zerwühlt, die Kissen lagen auf dem Boden. Die Lampe, die eigentlich auf dem Nachttisch stand, lag ebenfalls auf dem Boden und war zerbrochen, das gleiche Schicksal hatte zwei Bilderrahmen ereilt. Auch vor der Spiegeltür des Kleiderschranks lagen Scherben, der Schreibtisch war leer, alles, was darauf seinen Platz hatte, lag um ihn herum verstreut.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war Omi wieder imstande, sich zu bewegen. „Jyou!“, flüsterte sie, drehte sich um und ging zitternd zurück in den Flur. „Jyou!“ ihr panischer Ruf klang in ihren Ohren weit entfernt. Ein Geräusch aus dem Badezimmer ließ si zusammenzucken. Sie riss die Tür auf und sah ihre Freundin, die zusammengekauert und mit tränenüberströmten Gesicht in der Ecke neben der Badewanne hockte. Mit zwei schnellen Schritten war Omi neben ihr, hockte sich hin und nahm die kleine Frau in die Arme, streichelte ihren Kopf, ihren Rücken. Die Sängerin ließ es geschehen und lehnte sich nach einiger Zeit gegen ihre Freundin. Als die Tränen langsam versiegten sah Omi Jyou in die Augen.

„Was ist passiert?“ Sie konnte das zittern in ihrer Stimme nicht vollständig unterdrücken. Die Andere wandte den Blick ab, starrte ins Leere. „Ich bin ins Schlafzimmer gekommen, das nächste, an das ich mich erinnern kann ist, dass ich mit der kleinen Steinstatue in den Händen vor dem zerbrochenen Spiegel stand und das ganze Zimmer verwüstet war.“ „Und...davor?“ Omi hatte so eine Ahnung, wollte jedoch keine Falschen Schlüsse ziehen. Jyou begann wieder zu zittern, es flossen jedoch keine neuen Tränen, die Quelle schien vollkommen ausgeschöpft zu sein.

„Es war wie immer. Alles. Ganz normal.“ Die Gitarristin drückte das seelische Wrack in ihren Armen fester an sich. Sie hätte ihre Freundin nicht zu diesem Treffen überreden sollen, die alten Wunden schienen wieder aufgerissen zu sein, sogar noch tiefer als zuvor. Vorsichtig hob sie Jyou hoch und trug sie ins Wohnzimmer, legte sie auf die Couch.

„Dann bleiben wir heute wohl besser zu Hause.“, stellte sie fest und setzte sich neben die Sängerin. Diese schüttelte den Kopf. „Nein, wir gehen. Das ist unser letzter stressfreier Abend zu zweit und du hast dich so darauf gefreut. Wir müssen ja erst in drei Stunden los, bis dahin geht’s wieder.“ Omi sah sie zweifelnd an. „Bist du sicher? Ich will nicht, dass du dich dazu zwingst. Meinetwegen können wir auch zu Hause bleiben.“ Jyou lächelte. „Ich bin sicher.“
 

Nachdem Omi das Schlafzimmer weitestgehend aufgeräumt und die beiden sich fertig gemacht hatten, fuhren sie ins Restaurant. Jyou war zwar etwas stiller als sonst, aber wenigstens lächelte sich, wenn sie mit Omi sprach. Auf der Rückfahrt starrte sie hingegen die ganze Zeit über ins Leere.

In the end...

Miko hüpfte durchs Zimmer, und das nun schon seit drei Minuten. Naoto, die auf dem Sofa lag, hatte es langsam satt. Als ihre Freundin wieder in ihre Reichweite hüpfte, zog sie sie zu sich heran und hielt sie fest. „Erstens, das nervt! Zweitens, ist es so schlimm, mal ein paar Tage mit mir allein zu verbringen, dass du gleich so ausrasten musst, wenn du den Rest mal wieder zu Gesicht bekommst?“ Klar, auch die Bassistin freute sich auf die anderen Bandmitglieder, aber eben in normalem Maße.

Miko kicherte und gab ihrer Freundin einen Kuss auf die Nase. „Jetzt nimm das doch nicht gleich persönlich du Griesgram. Natürlich waren die letzten Tage schön.“ Und die Nächte erst... „Aber wir haben schon so lange keine Filme zusammen gesehen und außerdem kocht Omi wieder. Du musst zugeben, dass das um Längen besser ist als das, was wir so zustande bringen.“ „Da hast du schon Recht...“ Naoto ließ es der quirligen jungen Frau noch einmal durchgehen, dass sie sie Griesgram genannt hatte und stand auf. „Wir sollten uns langsam mal umziehen, wenn wir noch Chips kaufen wollen, was meinst du?“ Miko setzte sich vor ihrer Freundin auf den Boden. „Ja, find ich auch. Aber von dem ganzen Gehüpfe bin ich sooo müde geworden.“ Sie klimperte mit den Augen „Trägst du mich?“ Lachend stupste Naoto sie mit dem Fuß an „Vergiss es!“ Mit diesen Worten ging sie in Richtung Schlafzimmer, doch sie kam nicht weit, denn Miko hatte sich an ihr Bein geklammert und hielt sich dort mit erstaunlich viel Kraft. Naoto seufzte „Also gut, du Klammeraffe, aber das ist das letzte Mal!“ Sie hob die grinsende Miko auf und ging mit ihr ins Schlafzimmer, wo sie ihre Freundin auf dem Bett absetzte, ein breites Grinsen im Gesicht.

„Ich glaub, wir haben noch ein wenig Zeit.“, fand sie und beugte sich für einen langen, innigen Kuss zu Miko herunter.
 

Mally zupfte noch einmal an ihrem Shirt herum, während sie ungeduldig wartete. Dann endlich öffnete sich die Tür, vor der sie stand und das schöne Gesicht von Yori war zu sehen. „Da bist du ja. Komm rein.“ Sie trat zur Seite, um Mally Platz zu machen. Diese Betrat die Wohnung und gab der Anderen einen Kuss auf die Wange. Yori freute sich, dass die Drummerin zu solchen Liebesbeweisen bereit zu sein schien, mochten sie noch so klein sein. In den letzten Tagen hatte sie viel über Mallys Vergangenheit erfahren. Ihre Geschichte hatte sie erschüttert und sie ließ ihrer Geliebten so viel Zeit, wie diese eben brauchte. Für sie war es schon ein kleines Wunder, dass die hübsche Frau sich überhaupt auf sie einließ. Verträumt musterte Yori sie. Obwohl Mallys Auftreten heute recht schlicht war, sah sie umwerfend aus.

Nachdem die Beiden noch kurz auf dem Sofa gesessen und etwas getrunken hatten, fuhren sie in Mallys Wagen los. Dabei fiel es dieser schwer, sich auf die Straße zu konzentrieren, die Schönheit auf dem Beifahrersitz schlug sie immer wieder in ihren Bann.
 

Omi kam aus dem Bad, das sie noch schnell sauber gemacht hatte. Jyou hatte das Wohnzimmer schon für den Abend vorbereitet, die Getränke und Knabbereien standen auf dem kleinen Tischchen, die DVDs lagen neben dem Fernseher...nur von der Sängerin war nichts zu sehen. Im Schlafzimmer konnte sie nicht sein, das hätte Omi bemerkt, auch in der Küche war sie nicht. Erst jetzt fiel der Gitarristin auf, dass die Wohnungstür offen stand. Beunruhigt eilte sie hinaus. Jyou schien sich zwar von dem Vorfall gestern Nachmittag erholt zu haben, aber sie hatte den ganzen Tag über schon seltsam abwesend und nachdenklich gewirkt. Im Flur sah Omi sich um. Auch hier war ihre Freundin nicht, aber die Tür, hinter der eine Treppe zum Dach hinaufführte, stand offen. Die Gitarristin ärgerte sich, dass sie nicht gleich daran gedacht hatte. Die Beiden saßen oft dort oben, vor allem abends oder nachts, und sahen von dort aus auf die Stadt. Der Anblick war jedes Mal aufs Neue atemberaubend.

Omi wunderte es nicht, dass Jyou sich hier hinauf zurückgezogen hatte, sie saß hier öfter, wenn sie nachdachte. Trotzdem wollte das ungute Gefühl in ihrem Bauch nicht weichen. So eilte sie die Treppen hinauf und trat an die kühle Luft hinaus. Noch immer sah sie ihre Freundin nirgends. Sie drehte sich um – und sah die Sängerin, nur ganz undeutlich, da sie sich gerade sehr schnell bewegte. Omi brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass ihre Freundin sich gerade in rasender Geschwindigkeit dem Hinterhof des Hauses näherte. Sie rannte zur Kante des Flachdachs, wollte nicht nach unten sehen und konnte es andererseits auch nicht glauben. Vorsichtig warf sie einen Blick in die Tiefe. Dort lag Jyou, das Bein stand in einem unnatürlichen Winkel ab und sie regte sich nicht mehr.

Für Omi brach eine Welt zusammen. „Nein, nein!“, flüsterte sie, immer und immer wieder. Das Flüstern ging in ein Schluchzen über.

Wie hatte das passieren können? Es musste mehr passiert sein als Jyou ihr erzählt hatte. Warum hatte sie es ihr nicht erzählt und, verdammt, WARUM hatte Omi ihre Freundin zu dem Treffen überredet? Sie fühlte sich elendig, elendig schuldig. Sie hatte doch ganz genau gewusst, welchen Schmerz und welche Gefühle diese mit ihrer Familie verband.

Das Gefühl, unerwünscht zu sein, ein Störenfried, der die Ruhe und das Glück der Familie durcheinander brachte. Das hatte angefangen, als ihre Eltern die kleine Yuki adoptiert hatten. Der Name passte perfekt, denn er klang genau so süß und lieb, wie das Mädchen aussah. Jyou war zehn gewesen, als Yuki mit ihren zarten fünf Jahren in die Familie gekommen war, und von da an hatte sie stettig gelitten, immer und immer mehr. Yuki war lieb und liebenswürdig, ordentlich, hatte eine rasche Auffassungsgabe und entsprach alles in allem den Vorstellungen, die ihre Eltern von einer perfekten Tochter hatten. Jyou hingegen war die „missratene“ Tochter, ihre Noten waren nicht gut genug, ebenso ihr Verhalten... Als sie dann begonnen hatte, Musik zu machen, und kurz darauf auch noch ihre feste Freundin Omi mit nach Hause brachte, war endgültig alles zusammengebrochen. Sie wurde jeden Tag und bei jeder Gelegenheit daran erinnert dass sie –höchstens- drittklassig war. Die Worte ihrer Eltern waren stets ein Dolchstoß in Jyous Herz gewesen, ihre Eltern hatten ihr zu jeder Zeit so viel bedeutet. Der Verlauf dieses Lebens hatte zu jeder Zeit an der Sängerin genagt, auch wenn Unwissende es ihr nie angesehen hatten.

Obwohl Omi alles Andere als Unwissend gewesen war, hatte sie ihre Freundin zu diesem Treffen überredet, weil sie in ihrer Freude naiv geglaubt hatte, es könnte sich bessern. Sie hatte Jyou helfen wollen, hatte gehofft, das Treffen würde die Wogen glätten und Jyous Leben ein wenig einfacher machen...stattdessen hatte sie es schlimmer gemacht, und schließlich sogar beendet.

Eine Weile saß sie nur da, in sich zusammengesunken, zitternd und weinend, während sie immer wieder Jyous Namen in die Abenddämmerung wisperte. Dann wurde sie ruhig, das Zittern hörte auf. Wie in Trance stand die Gitarristin auf, trat näher an den Rand, sah noch einmal in den Abgrund vor ihr, schloss die Augen und lies sich fallen. Ihre letzten Gedanken kreisten einzig um die tote Freundin.
 

Nach kurzer Fahrt hatten sie ihr Ziel erreicht und stiegen aus. Mally öffnete die Eingangstür, nahm Yoris Hand und stieg mit ihr die Treppen zu der Wohnung ihrer Bandmitglieder hinauf. „Und wenn sie mich nicht mögen?“ Ihre Freundin schien plötzlich furchtbar nervös zu sein. Mally lachte, drückte sie gegen die Wand und küsste sie kurz aber zärtlich. „Sie werden dich mögen, mach dir mal keine Sorgen.“ Gemeinsam stiegen sie die letzten Stufen hinauf, wo sie auf Miko und Naoto stießen. Nachdem Yori sich vorgestellt hatte, bogen die vier um die Ecke und standen vor der offenen Wohnungstür.

„Komisch.“, fand Naoto, und trat ein, die Anderen folgten ihr. Sie brauchten nicht lange, um festzustellen, dass Jyou und Omi nicht in der Wohnung waren. Es war Mally, die sich an die offene Tür zum Dach erinnerte. Alle verließen die Wohnung und stiegen die Treppen hinauf. Sie suchten das Dach ab, fanden die beiden Frauen jedoch nicht. Plötzlich ertönte ein spitzer Schrei. Naoto, Mally und Yori eilten zu Miko, die am Rand des Daches stand und entsetzt nach unten starrte. Auch die Anderen traf es wie ein Schlag. Naoto legte die Arme um Miko, die laut weinte, Yori nahm mitfühlend Mallys Hand. So standen sie noch lange auf dem Dach, während es um sie herum Dunkel wurde.

Alternatives Ende

Miko hüpfte durchs Zimmer, und das nun schon seit drei Minuten. Naoto, die auf dem Sofa lag, hatte es langsam satt. Als ihre Freundin wieder in ihre Reichweite hüpfte, zog sie sie zu sich heran und hielt sie fest. „Erstens, das nervt! Zweitens, ist es so schlimm, mal ein paar Tage mit mir allein zu verbringen, dass du gleich so ausrasten musst, wenn du den Rest mal wieder zu Gesicht bekommst?“ Klar, auch die Bassistin freute sich auf die anderen Bandmitglieder, aber eben in normalem Maße.

Miko kicherte und gab ihrer Freundin einen Kuss auf die Nase. „Jetzt nimm das doch nicht gleich persönlich du Griesgram. Natürlich waren die letzten Tage schön.“ Und die Nächte erst... „Aber wir haben schon so lange keine Filme zusammen gesehen und außerdem kocht Omi wieder. Du musst zugeben, dass das um Längen besser ist als das, was wir so zustande bringen.“ „Da hast du schon Recht...“ Naoto ließ es der quirligen jungen Frau noch einmal durchgehen, dass sie sie Griesgram genannt hatte und stand auf. „Wir sollten uns langsam mal umziehen, wenn wir noch Chips kaufen wollen, was meinst du?“ Miko setzte sich vor ihrer Freundin auf den Boden. „Ja, find ich auch. Aber von dem ganzen Gehüpfe bin ich sooo müde geworden.“ Sie klimperte mit den Augen „Trägst du mich?“ Lachend stupste Naoto sie mit dem Fuß an „Vergiss es!“ Mit diesen Worten ging sie in Richtung Schlafzimmer, doch sie kam nicht weit, denn Miko hatte sich an ihr Bein geklammert und hielt sich dort mit erstaunlich viel Kraft. Naoto seufzte „Also gut, du Klammeraffe, aber das ist das letzte Mal!“ Sie hob die grinsende Miko auf und ging mit ihr ins Schlafzimmer, wo sie ihre Freundin auf dem Bett absetzte, ein breites Grinsen im Gesicht.

„Ich glaub, wir haben noch ein wenig Zeit.“, fand sie und beugte sich für einen langen, innigen Kuss zu Miko herunter.
 

Mally zupfte noch einmal an ihrem Shirt herum, während sie ungeduldig wartete. Dann endlich öffnete sich die Tür, vor der sie stand und das schöne Gesicht von Yori war zu sehen. „Da bist du ja. Komm rein.“ Sie trat zur Seite, um Mally Platz zu machen. Diese Betrat die Wohnung und gab der Anderen einen Kuss auf die Wange. Yori freute sich, dass die Drummerin zu solchen Liebesbeweisen bereit zu sein schien, mochten sie noch so klein sein. In den letzten Tagen hatte sie viel über Mallys Vergangenheit erfahren. Ihre Geschichte hatte sie erschüttert und sie ließ ihrer Geliebten so viel Zeit, wie diese eben brauchte. Für sie war es schon ein kleines Wunder, dass die hübsche Frau sich überhaupt auf sie einließ. Verträumt musterte Yori sie. Obwohl Mallys Auftreten heute recht schlicht war, sah sie umwerfend aus.

Nachdem die Beiden noch kurz auf dem Sofa gesessen und etwas getrunken hatten, fuhren sie in Mallys Wagen los. Dabei fiel es dieser schwer, sich auf die Straße zu konzentrieren, die Schönheit auf dem Beifahrersitz schlug sie immer wieder in ihren Bann.
 

Omi kam aus dem Bad, das sie noch schnell sauber gemacht hatte. Jyou hatte das Wohnzimmer schon für den Abend vorbereitet, die Getränke und Knabbereien standen auf dem kleinen Tischchen, die DVDs lagen neben dem Fernseher...nur von der Sängerin war nichts zu sehen. Im Schlafzimmer konnte sie nicht sein, das hätte Omi bemerkt, auch in der Küche war sie nicht. Erst jetzt fiel der Gitarristin auf, dass die Wohnungstür offen stand. Beunruhigt eilte sie hinaus. Jyou schien sich zwar von dem Vorfall gestern Nachmittag erholt zu haben, aber sie hatte den ganzen Tag über schon seltsam abwesend und nachdenklich gewirkt. Im Flur sah Omi sich um. Auch hier war ihre Freundin nicht, aber die Tür, hinter der eine Treppe zum Dach hinaufführte, stand offen. Die Gitarristin ärgerte sich, dass sie nicht gleich daran gedacht hatte. Die Beiden saßen oft dort oben, vor allem abends oder nachts, und sahen von dort aus auf die Stadt. Der Anblick war jedes Mal aufs Neue atemberaubend.

Omi wunderte es nicht, dass Jyou sich hier hinauf zurückgezogen hatte, sie saß hier öfter, wenn sie nachdachte. Trotzdem wollte das ungute Gefühl in ihrem Bauch nicht weichen. So eilte sie die Treppen hinauf und trat an die kühle Luft hinaus. Noch immer sah sie ihre Freundin nirgends. Sie drehte sich um – und sah die Sängerin, die direkt an dem schwindelerregenden Abgrund des Daches stand.

Omis Herz schien für einen Moment auszusetzen. Langsam ging sie ein par Schritte auf ihre Freundin zu, blieb dann aber wieder stehen aus Angst, si zu erschrecken. So nah an der Kante zum Tod wollte sie nichts Unbedachtes tun.

„J-Jyou?“ Die Stimme, die wie aus weiter Ferne an die Ohren der Sängerin drang, klang brüchig, doch immer noch nach ihrer Freundin. Langsam drehte sie sich um und sah Omi ins Gesicht. Der entsetzte, traurige Ausdruck in ihren Augen traf Jyou wie ein Schlag. Wie hatte sie in all der Verzweiflung, die sie gespürt hatte, vergessen können, was sie der wohl wunderbarsten Person, der sie je begegnet war angetan hätte? Und wie hatte sie glauben können, mit ihrer Last allein zu sein? Langsam sank sie auf die Knie, Tränen rollten über ihre Wangen, zerplatzten auf dem Kiesboden des Daches.

Jetzt hielt Omi nichts mehr, sie lief auf ihre Freundin zu, sank neben ihr nieder und schloss sie in die Arme. Sie weinte nicht, zu viele Gefühle auf einmal stürzten auf sie ein. Also hielt sie Jyou einfach in den Armen, streichelte ihr sanft über den Rücken. „Sch... Ich bin da, wir schaffen das.“, versprach sie dem zitternden und bebenden Bündel, das sich an sie drückte.
 

Omi saß auf dem Sofa, doch sie hatte das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Immer wieder pendelte ihr Blick zwischen der Uhr und der Haustür hin und her. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, drehte sich klackend ein Schlüssel im Schloss und die Tür wurde aufgestoßen. Jyou kam herein, ließ die Tür laut zu- und sich mit einem Seufzer aufs Sofa fallen.

„Und, wie war‘s?“ Die ganze Warterei hatte Omi ungeduldig gemacht, erwartungsvoll musterte sie ihre Freundin.

„Nicht so schlimm, wie ich gedacht hätte.“ Erwiderte diese. „Jetzt kommen n par Termine in denen irgend so’n Diagnostikkram abläuft und wenn das durch ist sagen die mir, wie es weitergeht.“

Müde kuschelte sie sich an ihre Freundin. Sie hatte deren Vorschlag, vielleicht doch einmal mit einem Psychologen zu reden, am Ende doch angenommen und es fühlte sich richtig an. Die anderen Bandmitglieder hatten Verständnis dafür, dass ihre Sängerin erst einmal eine Pause brauchte, in der Omi zu jeder Zeit für sie da war. Auch ihnen kam diese Auszeit ganz gelegen, Mally und Yori hatten so Zeit, ihre frische Beziehung zu festigen und Miko und Naoto freuten sich auch über die Ruhe, die in der nächsten Zeit ihr Leben erleichtern würde.

Omi nahm ihre Freundin in den Arm. Sie war froh, dass Jyou sich nun helfen ließ, und auch wenn es sicherlich lange dauern würde, war sie doch fest davon überzeugt, dass sie beide irgendwann wieder festen Boden unter den Füßen haben würden. Sie sah ihrer Freundin in die Augen. „Hast du in der nächsten Woche Termine?“, erkundigte sie sich. „Nein, so schnell geht das nicht, die sind ziemlich voll“, entgegnete diese. „Sehr gut. Wir beide werden dann nämlich ne richtige Auszeit nehmen! Sie hielt Jyou einen Brief unter die Nase. Nachdem sie ihn überflogen hatte, fiel die Sängerin ihr um den Hals. Es war eine Bestätigung für die Buchung eines Doppelzimmers in einem Strandhotel.

„Du bist wirklich ein Schatz! Das ist.... Ich glaubs nicht, das wird bestimmt wunderschön!“ Stürmisch küsste sie ihre überrumpelte Freundin. Omi grinste. Sie war über jedes einzelne Lächeln ihrer Freundin froh, vor allem, wenn sie es selbst in ihr Gesicht zaubern konnte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von: abgemeldet
2011-01-05T21:37:13+00:00 05.01.2011 22:37
ein tolles ende ...
lieben bis in den tot Q.Q...
auch wenn es traurig is ...
jiou und omi sin ddie besten mit
Von:  -Bucky_Barnes-
2010-08-11T20:21:01+00:00 11.08.2010 22:21
*freu*
das war sooo toll XDDD
ich mag happy ends XD
weißte ja
haste fein gemacht
*Knuffi*
Von:  Ryuuko
2010-08-11T15:12:11+00:00 11.08.2010 17:12
Ich finde auch, dass es schön zu lesen war ^-^ Obwohl ich persönlich sagen muss, dass mir das Ende mit dem Tod besser gefällt... Einfach, weil ich Happy Ends hasse XD Aber ich liebe deinen Schreibstil *_*
Von:  Angel-of-the-Night
2010-08-11T13:55:46+00:00 11.08.2010 15:55
JJJAAAAAAAAAAAAAAA ^________________^
Happy End
<FREU>
hach^^ das war schön zu lesen
daaannkeeee das du ein alternatives Ende geschrieben hast^^
LG

Von:  fautex
2010-07-19T02:27:50+00:00 19.07.2010 04:27
Ziemlich krasses Ende. Echt schön, die Idee gefällt mir.
Ich könnte mir eine weitere Fanfiction (wenn auch nur ein Oneshot), die sich um Mallys Gedanken nach dem Tod ihrer zwei Freundinnen dreht, gut vorstellen.
Schließlich ist das für den Charakter in der FF nicht leicht, ich denke, sowas würde gut ankommen.

Sehr schöne Fanfiction, hat mir gut gefallen~
Von:  -Bucky_Barnes-
2010-07-08T18:24:03+00:00 08.07.2010 20:24
sehr schönes kapitel
hat fun gemacht zu lesen
ich sagte dir doch das ich diese FF liebe XD
Von:  -Bucky_Barnes-
2010-07-08T18:21:38+00:00 08.07.2010 20:21
OMG....
das esnde is echt... traurig...
hätte echt fast geheult....
vor allem da ich damit gar nciht gerechnet hätte...
aber wenigstens sind beide "zusammen" gestorben...
aber trotzdem schönes ende... auch wenn ich es jetzt schade finde das es zu ende is ..
;___;
Von:  Angel-of-the-Night
2010-07-07T23:54:44+00:00 08.07.2010 01:54
Ähm ok^^°
krasses Ende... und schade ;_;
aber trotzdem eine traurig schönes Geschichte
<smile>
LG
Von:  Angel-of-the-Night
2010-07-07T18:52:48+00:00 07.07.2010 20:52
UI
die FF hört sich interessant an^^
auch wenn da n paar Fragen offen bleiben XD

dann wart ich mal gespannt auf das nächste Kapie^^
lg
Von: abgemeldet
2010-07-07T18:03:20+00:00 07.07.2010 20:03
kommt doch, kommt doch^^



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