The prevented love von PrinzessinNehelenia9 ================================================================================ Prolog ------ „Herein! Es ist offen.“, ertönt eine mir wohlbekannte Stimme gedämpft durch die Tür vor der ich stehe. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Was sollte ich nur tun? Eigentlich hätte ich ihn nie wieder sehen dürfen. Ich hatte mein Wort darauf gegeben, aber nun ließ mir mein Job keine andere Wahl. Jahrelang hatte ich jeden einzelnen Gedanken an ihn aus meinem Kopf verband, doch genau in diesem Moment musste ich es mir eingestehen. Nun konnte ich mich nicht länger selbst belügen. Ich liebte ihn immer noch. Als ich eintrete, sehe ich ihn mit dem Rücken zu mir auf einem Sofa sitzen. Mir wird auf einmal eiskalt und diese Kälte legte sich wie eine Kette um mein wildschlagendes Herz. Mir fehlen die Worte und so sage ich ganz schlicht und einfach: „Hallo!“ Schweigen erfüllt daraufhin den Raum und ich muss mit ansehen wie er plötzlich erstarrt, ehe er aufsteht und sich langsam zu mir umdreht. Als er mich dann auch noch erblickt, erblasst er und fragt er mich total verwirrt: „Was tust du hier? Ich denke, du wolltest mich nie wiedersehen!“ Wie immer, schwang mit seinen Worten ein gewohnt kühler Unterton zu mir herüber. Früher hatte ich immer gelacht, wenn jemand aufgrund dessen Angst vor ihm hatte, aber in diesem Augenblick konnte das niemand besser verstehen als ich. „Es tut mir leid, aber meine Arbeit lässt mir keinen anderen Ausweg.“, flüstere ich, meine aber mit meiner Entschuldigung eigentlich etwas ganz anderes. Wirklich leid tut mir nur, dass ich ihm, meiner großen Liebe, so wehgetan hatte und es jetzt wieder tun musste. Ein Verrat fliegt auf --------------------- Fünf Jahre zuvor: In meinem Leben war einfach alles wunderbar und vor allem heil. Meine Eltern führten eine gute Ehe, obwohl sie immer sehr beschäftigt waren und deshalb oft nicht so viel Zeit für mich hatten. Ich besaß viele Freunde und auch einen festen Freund. Selbst in der Schule gab es keinerlei Probleme, denn das Lernen machte mir Spaß und trotzdem freute ich mich natürlich auch auf die, für die letzten acht Tage des Abschlussjahres, geplante Abschlussfahrt in das etwa 400 km entfernte Tokio. Die Reise sollte in 5 Tagen losgehen und so hatte ich noch so zu tun was Einkäufe, einen Besuch in der Bücherei und das Packen anbelangte. Deshalb musste ich dann auch eine Verabredung mit Koji, meinem Freund, auf einer Party absagen. Diese wurde von seiner besten Freundin Yachiro ausgerichtet, die ihren siebzehnten Geburtstag angemessen feiern wollte. Ihre Eltern besaßen so viel Geld, dass es für Kojis beste Freundin ein leichtes war eine riesige und vor allem angesagte Party zu organisieren. Es tat mir furchtbar leid, dass ich meinem Freund absagen musste, besonders weil ich in letzter Zeit nicht so oft mit ihm zusammen war, wie es eigentlich sein sollte. Aber es gab wichtige Gründe dafür, nämlich die Abschlussprüfungen. Es war mir damals unheimlich wichtig sehr gute Ergebnisse zu erzielen, weil ich unbedingt meine Chance bekommen wollte Journalismus an einer angesehenen Universität zu studieren Endlich war der von allen lang ersehnte Tag der Abreise nach Tokio da und obwohl es erst 6 Uhr morgens war, waren alle putzmunter und fröhlich. „Huhu!!! Crystal, träumst du?“, rief Lilian, meine beste Freundin, während sie wie wild geworden, mit ihren Händen vor meinem Gesicht rumfuchtelte. „Hey ist doch gut! Was hast du denn nun schon wieder?“ Ich war schon leicht genervt, denn Lilian neigte zur Hysterie, wenn ihrer Meinung nach etwas nicht perfekt lief oder Probleme machte, denn leider war sie dazu noch eine unverbesserliche Perfektionistin. Diesen Tick hatte sie schon so lange ich sie kannte, also schon mehr als 10 Jahre. Wie sollte es auch anders sein, befand sie sich auch diesmal kurz vor einem Zusammenbruch. „Hast du meine Eltern gesehen? Ich war noch nie allein von zu Hause weg und ich hab mich doch noch nicht von ihnen verabschiedet. Wo sind…“. In diesem Moment unterbrach ich sie schnell, bevor sie sich gar nicht mehr beruhigen ließ. „Bleib mal ganz ruhig, Süße und sieh mal! Dort hinten sind sie doch und sie scheinen dich auch zu suchen.“ „Oh ja stimmt.“, grinste Lilian etwas peinlich berührt, ehe sie wieder so schnell verschwand, wie sie aufgetaucht war. Puh, das wäre geschafft, dachte ich mir. Ich hatte mich schon am Abend zuvor von meinen Eltern verabschiedet, da sie arbeiten mussten, wie immer. Sie waren manchmal sogar so sehr beschäftigt, dass ich sie tagelang nicht zu Gesicht bekam und um dies wettzumachen, überschütteten sie mich jedes Mal mit unnützen Geschenken, die mich eigentlich überhaupt nicht interessierten. Ehe ich aber auch nur noch einen weiteren Gedanken an meine Familie verschwenden konnte, wurden mir die Augen zugehalten. Ich wusste sofort wer da hinter mir stand. „Hi, Crys! Na bereit für die lang ersehnte Reise?“, erkundigte sich Koji bei mir mit einem fröhlichen Lächeln und ich nickte nur um mich dann nahe zu ihm zu stellen, um ihn zu küssen. Irgendetwas war aber anders als sonst. Ich wusste nur nicht was, aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Kurz darauf rief unser Lehrer die Klasse zusammen um dann nicht viel später mit uns allen den Zug gen Tokio zu besteigen. Während der Fahrt bekam ich allerdings nicht mehr viel mit, denn ich schlief fast die ganze Zeit über an Koji gelehnt der mir einen Arm um die Schultern gelegt hatte. In Tokio angekommen, machten wir uns schnurstracks auf den Weg in die Pension, die nicht weit vom BBA- Zentrum entfernt lag. Dies war für mich einfach nahezu perfekt, da ich hoffte dort ein paar Profis beobachten zu können. Unsere Unterkunft sah schon von draußen unheimlich einladen aus. Es war ein Haus im Fachwerkstil mit einem riesigen Garten. In diesem befand sich viele tolle Sachen, wie eine Tischtennisplatte, ein Basketballkorb und sogar ein Platz zum Beybladen. Das war einfach zu perfekt für mich. Jetzt konnte ich sogar an Ort und Stelle trainieren und brauchte meine Lieblingsbeschäftigung für die Zeit unseres Aufenthalts nicht vergessen Meine Klassenkameraden, insbesondere die anderen Mädchen, teilten meine Freude an diesem Sport nicht. Sie interessierten sich nur für die „ach so süßen Blader“, wegen ihres Ruhmes, doch mich zogen ihre sportlichen Fähigkeiten viel mehr an, als ihr Aussehen und so war ich trotz meiner vielen Freundschaften und Koji schon immer ein halber Einzelgänger, denn ich hatte noch nie jemanden getroffen der meine Leidenschaft teilte. Nicht einmal Koji tat mir zu liebe so als hätte er Interesse daran und so zog ich in unserer freien Zeit allein los um mich im Zentrum der BBA umzusehen. Doch leider war dieses auf Grund eines kleinen Turnieres geschlossen. Es sollte am nächsten Tag stattfinden und jeder, Lust hatte durfte daran teilnehmen. Das war eine riesen Chance für mich, um meine Fähigkeiten zu testen, denn ich hatte noch nie gegen wirklich starke Gegner gekämpft. Das tollste war aber, dass ich endlich einmal meine großen Vorbilder sehen konnte. Die Bladebreakers, als amtierende Weltmeister, sollten nämlich auch zugegen sein. Ich war völlig aus dem Häuschen, konnte einfach nicht an mich halten und wollte es unbedingt Koji erzählen, in der Hoffnung, dass er sich mit mir freuen und vielleicht auch als Zuschauer an meiner Seite sein würde. Ich wusste natürlich, dass ich erst bei unserem Lehrer um Erlaubnis fragen musste, doch ich sah keinerlei Schwierigkeiten. Wir sollten sowieso den folgenden Tag zu unserer freien Verfügung haben und uns mit Ding beschäftigen, die uns persönlich interessierten und das war für mich nun einmal das Beybladen. Dies waren meine vor Freude überschwänglichen Gedanken auf dem Weg in die Unterkunft. Plötzlich wurde ich aber in meiner Überschwänglichkeit gestört, als ich mir wohl bekannte Geräusche vernahm. Ich befand mich gerade in einem kleinen Park in dem sich zu diesem Zeitpunkt einige andere Blader ein paar Matches lieferten. Natürlich konnte ich nicht anders als zuzusehen und dann auch einige Kämpfe mit Dancer zu beschreiten, die ohne mein Wissen aus einiger Entfernung beobachtet wurden. Dancer war mein Bitbeast, welches aussah, wie ein weißes, geflügeltes Pferd, das in Flammen stand. Ich liebte sie und hatte mich damals riesig gefreut, als sie aufgetaucht war. Ganz von selbst hatte sie mich gefunden und sich zu mir gesellt. Es war an einem Tag, als ich noch relativ am Anfang meines Trainings stand. Ich war nicht besonders gut, aber dafür umso ehrgeiziger und hoffnungsvoller. Stundenlang trainierte ich voller Begeisterung, als es dann am besagten Tag passierte. Ich übte wie immer, als auf einmal wie aus dem Nichts ein helles, blendendes Licht auftauchte. Es schoss ohne Vorwarnung in meinen Blade und dann hörte ich eine körperlose Stimme. „Ich bin Dancer und es freut mich dich kennenzulernen. Es ist sehr bewundernswert, wie viel du trainierst. Ab sofort werde ich dir dabei helfen und deine Partnerin sein.“ Seit dem waren wir unzertrennlich. Ein Tag später: Ich hatte Koji am vorhergehenden Abend von meinen Plänen für den nächsten Tag erzählt und er hatte wie immer nur Desinteresse gezeigt. Zum Glück hatte ich schon lange gelernt das zu ignorieren. Danach ging ich dann, zwar etwas bedrückt, zu meinem Lehrer, um ihn um Erlaubnis zu fragen. Diese bekam ich auch ohne Probleme und der Zusage, dass er vorbeischauen würde . Da ich beim Wettkampf eine gute Figur machen wollte, trainierte ich schon früh am Morgen noch einmal, um danach sofort in das Zentrum zu gehen. Vorher machte ich mich aber auf um meinem Freund auf Wiedersehen zu sagen. Ich hatte immer noch die Hoffnung er würde es sich doch noch einmal anders überlegen und mitkommen. Allerdings konnte ihn nirgends entdecken. Das war eigentlich total untypisch für ihn, denn normalerweise stand er immer im Mittelpunkt des Geschehens. Ich befragte viele meiner Mitschüler nach seinem Verbleib, aber niemand konnte mir helfen. Ich entschloss mich deshalb einfach noch in seinem Zimmer nachzusehen. Ich klopfte, wie es die Höflichkeit verlangte an seine Tür. Niemand reagierte auf mein Klopfen. Ich fragte mich, ob er vielleicht nicht sogar noch schlief und öffnete vorsichtig die Tür. Nachdem ich aber Zimmer stand, bereute ich dies sogleich wieder. Ich traute meinen Augen nicht. Ich fühlte mich verraten und zutiefst verletzt. Koji lag auf seinem Bett, aber nicht allein. Sondern mit Yumiko im Arm, einem der Mädchen, die mich so oft wegen meiner Liebe zum Beybladen und zu Dancer ausgelacht hatten. Er war gerade dabei sie innig zu küssen als Yumiko mich bemerkte. Siegessicher lächelte sie und schob ihn dann von sich, um gespielt entsetzt auf mich zu deuten. Bloß schnell weg, war mein erster Gedanke, aber da hatte er mich schon bemerkt und folgte mir. Nachdem Koji mich eingeholt hatte, wollte er reden, aber mich interessierte nur eins und so fragte ich ihn tonlos: „Wie lange geht das schon und hattest du überhaupt vor mir irgendetwas davon zu sagen?“ Er versuchte natürlich alles nur abzuschwächen und seine Unschuld zu beteuern, doch ich für meinen Teil glaubte ihm kein Wort. Er stotterte immer weiter und das machte ihn nicht gerade glaubwürdiger. „Sag mir endlich die Wahrheit!“, schrie ich deshalb ohne jegliche Vorwarnung und so fing er an zu erzählen. Alles hatte auf der Party seiner besten Freundin Yachiro begonnen, die allerdings nicht in unsere Klasse ging, aber trotzdem sehr gut mit Yumiko befreundet war. Dies war der Tag an dem ich Koji kein einziges Mal sah, da ich in den Vorbereitungen für die Reise steckte. Koji berichtete mir, wie er sich dort so allein langweilte. Das konnte ich mir allerdings nicht vorstellen, weil er immer und überall mit seiner lockeren Art Anschluss fand. Außerdem berichtete er wie Yumiko sich um ihn kümmerte, also besser gesagt an ihn heranmachte und wie sie sich näherkamen. In den darauffolgenden Tagen bis zur Abreise nach Tokio trafen sie sich immer öfter und wann immer es ging und verliebten sich so in einander. Das alles tat so schrecklich weh, doch dann wurde es noch schlimmer. Er wollte erst nach unserer Klassenreise mit mir sprechen und so tun, als wenn nie irgendetwas geschehen wäre und das alles nur, weil er Angst hatte, dass er sich dadurch diese Woche versaute. Dieses Geständnis zerriss mir das Herz. Wie konnte er mir das nur antun? Er hatte schließlich immer beteuert, wie sehr er mich liebte und wie außergewöhnlich ich wäre. Es brach eine Welt für mich zusammen und so schrie ich nur noch: „Komm mir nie wieder zu nahe und sprich mich vor allem nie wieder an!“ Daraufhin drehte ich mich blitzschnell um und lief mit tränenverschleierten Blick durch die Straßen Tokios davon. Ich rannte immer weiter bis ich in den, mir schon bekannten, Park ankam. Dort wurde ich aber jäh gebremst, als ich dort mit einem Jungen, der in etwa mein Alter haben musste, zusammenstieß und zu Boden ging. Doch auch das war mir in diesem Augenblick vollkommen egal und so sprang ich bloß wieder auf und setzte meinen Weg fort ohne ein Wort der Entschuldigung, wie es eigentlich meine Art war, bis ich zu einem großen Baum kam. Dort ließ ich mich in dessen ausladenden Schatten niedersinken und ließ meinen Tränen hemmungslos freien Lauf. Meinem Gefühl nach verbrachte ich dort Stunden, obwohl es etwa nur eine halbe gewesen war. Als ich Koji und Yumiko vergnügt Arm in Arm den Park durchqueren sah. Der Wettbewerb, der vorhin von so großer Wichtigkeit war, war schon lange vergessen, doch als ich die beiden sah, war das einfach zu viel für mich und da kam mir der Gedanke, dass es nur einen Ort geben konnte an dem ich vor den mir im Moment so verhassten Personen sicher war und das war das BBA-Zentrum. Ich rannte so schnell ich konnte in die entgegengesetzte Richtung davon, aber ich kam nicht weit. Plötzlich fühlte ich nur einen dumpfen Schmerz an meinem Hinterkopf und alles wurde schwarz. Rettung aus ungewöhnlicher Richtung ----------------------------------- „Och menno Kai! Warum müssen wir denn schon wieder so früh trainieren?“, maulte Tyson, wie eh und je herum. „Wir sind doch schon Weltmeister und außerdem gibt es niemanden der stärker ist als wir.“, setzte er sein angestimmtes Gejammer fort. Die angesprochene Person warf einen genervten Blick in die Runde, ehe er eiskalt, wie immer, entgegnete: „ Erstens ist es mittlerweile schon 9.30 Uhr und zweitens hast du dir gerade mal wieder 2 Stunden Extratraining wegen Herumnörgelns eingehandelt!“ „Und außerdem hast du nicht ganz Recht.“, klinkte Ray sich in das Gespräch ein, „Ich habe gestern im Park auf dem Weg hierher ein Mädchen bladen sehen und das war ziemlich faszinierend. Also, wenn sie in das richtige Team gelangt ist sie glaube ich so gut wie unschlagbar.“ Daraufhin machten sich die Bladebreakers, angespornt durch den Chinesen, frisch ans Werk um fit für die nächsten Wettkämpfe zu sein. Zur Mittagszeit befand Kai das Training dann für beendet, um sich und den restlichem Team etwas Erholung einzuräumen. Am Nachmittag hatte die gesamte Mannschaft ihren Pflichten als Weltmeister nachzugehen. In diesem Fall war das ein Besuch im BBA-Zentrum, um einem Amateurturnier beizuwohnen. Alle begaben sich auf ihre Zimmer in der riesigen Villa, die sie am Stadtrand gemeinsam bewohnten. Das war ein Vorschlag von Mr. Dickinson gewesen, aber wirklich umgesetzt wurde er nur aus einem Grund. Nämlich Kai sah das als eine außerordentlich gute Gelegenheit um das sowieso schon harte Training noch mehr zu verstärken. Nur Kai selbst blieb im Garten hinter dem Haus zurück, da er wie so oft allein sein wollte. Nur außerhalb der gemeinsamen Bleibe war es ihm, bei diesen Haufen von Chaoten, möglich seine so geliebte Einsamkeit zu genießen. Also beschloss der kühle Russe sich in seinem Lieblingspark die Beine zu vertreten. Dort konnte er sich sicher sein, dass er seine Ruhe genießen konnte. Er brauchte nie Angst haben irgendwo von wildgewordenen Fans belagert zu werden, denn die meisten hatten großen Respekt vor ihm. Niemand traute sich ihn, wie die anderen einfach anzusprechen oder sich ihm überhaupt zu nähern und das war ihm nur zu Recht. Doch an diesem Tag war es einfach irgendwie merkwürdig. Kaum dass er den Park erreicht hatte, kam ein Mädchen auf ihn zugelaufen, dass sich recht komisch verhielt. Sie hatte Tränen in den Augen und stieß mit ihm zusammen ehe er überhaupt reagieren konnte. Nicht dass er sich wehgetan hatte, auch dem Mädchen schien nichts geschehen zu sein. Obwohl sie nämlich ziemlich hart zu Boden gegangen war, sprang sie sofort wieder auf und rannte weiter ohne ein Wort. Was wohl mit ihr geschehen ist, dass sie so durch den Wind war? Diesen Gedanken verwarf er aber sogleich, denn eigentlich interessierte er sich nie für das Leid anderer Leute und so setzte er seinen Spaziergang in trauter Einsamkeit fort. Doch irgendwie wollte es ihn nicht gelingen einen klaren Kopf zu bekommen, denn er musste immer wieder an diese traurigen Augen denken. Schnell ging ihm auf, dass der Spaziergang so keinen Sinn mehr machte. Also trat er den Rückweg an, um sich dann in sein Zimmer zurückzuziehen. Dieses Vorhaben war aber auch sehr schnell wieder vergessen. Ein Stück entfernt sah er das Mädchen wieder und konnte nur noch sehen, wie sie von einem Blade eines Amateurs am Hinterkopf getroffen wurde. Die Unbekannte ging zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Der Blade eines kleinen Jungen war aus einer nahgelegenen Beyarena geschleudert worden . Kai wusste nicht weshalb, doch plötzlich lief er einfach los. Er folgte diesem überaus starken Drang ihr zu Hilfe zu kommen, ob gleich das eigentlich nicht seine Art war. Und da es dann gerade auch noch begann zu regnen und das Mädchen bewusstlos war, beschloss er ohne nachzudenken sie mit nach Hause zu nehmen und dann einen Arzt zu rufen. Der Weg bis zur Villa dauerte etwa 25 Minuten. Als er dort angekommen war, ging er sofort über die Terrasse am hinteren Teil des Hauses hinein. Die sehr massive Haustür hätte er wirklich nie mit seiner Last allein öffnen können. Die Terrassentür hingegen stand eigentlich so gut wie immer offen. So auch dieses Mal. Kaum, dass er im Wohnzimmer stand, vernahm Kai tausende von Fragen. Dort hatte sich nämlich mittlerweile der Rest des Teams samt Hilary und Mariah versammelt, da sie gerade entschieden hatten zusammen eine DVD anzusehen. „Kai, wer ist denn das? Was ist denn passiert? Sollen wir einen Arzt rufen?“, waren nur einige der Fragen. Der junge Russe beantwortete keine, sondern verlangte nur einen Arzt und bedeutete den Mädchen ihm zu folgen. Er brachte die Bewusstlose in sein Zimmer, legte sie in sein Bett und ließ die immer noch verwirrten Mädchen mit der Unbekannten zurück. Wer bin ich? ------------ Heeeey!^^ Und hier ist Kapitel 3*juhu* Danke für die hilfreichen Kommis macht weiter so!!! Und jetzt viel Spaß^^ _________________________________________________________________ Ich wusste nicht wo ich war, als ich erwachte. Langsam und sehr vorsichtig öffnete ich die Augen. Mich umgab völlige Dunkelheit, aber trotz alledem war ich mir bewusst, dass ich nicht alleine war. Nicht eine einzige Bewegung traute ich mich zu machen, doch die anwesende Person hatte irgendwie bemerkt, dass ich nicht mehr schlief. Denn plötzlich erhellte eine kleine Nachttischlampe den Raum und ich sah zum ersten Mal mein besorgt aussehendes Gegenüber. Doch irgendwie kam mir der junge Mann bekannt vor. Er hatte graublaue Haare und faszinierende bordeauxrote Augen. „Endlich bist du wach!“, sagte der Unbekannte erleichtert. „Wo…wo bin ich?“, stellte ich die Frage, die mich schon die ganze Zeit quälte. „Du bist im Haus von mir und meinen Teamkollegen von den Bladebreakers und das schon seit zwei Tagen. Du warst ohnmächtig und weil wir nicht wussten wer du warst, konnten wir auch niemanden benachrichtigen. Also mein Name ist Kai Hiwatari und deiner?“ »Wie heiße ich? Wer bin ich? Was ist nur geschehen? «, dachte ich bekümmert nach. Ich wusste nichts davon. Eine gähnende Leere herrschte in mir und plötzlich bemerkte ich, wie ich anfing zu weinen. Ich wollte es nicht,konnte aber auch einfach nicht aufhören. Kai hingegen sah mich mehr als nur entsetzt an. Er schien nicht zu wissen, wie er auf meinen Gefühlsausbruch reagieren sollte. Zuerst sah mich der Junge nur hilflos an, dann rang er sichtlich mit sich selbst. Doch dann nahm er mich zaghaft in den Arm und strich mir über den Rücken. Das tat Kai solange bis ich mich beruhigt hatte und fragte dann vorsichtig:„Was ist los mit dir?“ Ich senkte den Kopf niedergeschlagen und sagte tonlos: „Ich weiß nicht wer ich bin oder…oder woher ich komme!“ Auf diese unerwartete Antwort hin sah mich Kai leicht überrascht und mitfühlend an ehe er sagte: „Schlaf erst einmal noch ein wenig und morgen früh rufen wir noch einmal den Arzt, derkann dir bestimmt helfen.“ Ich verstand, dass das die einzige Möglichkeit war, wollte aber auf keinen Fall allein bleiben. „Geh aber nicht weg! Bitte! Ich fühle mich schon so sehr verlassen und wenn du jetzt gehst habe ich niemanden mehr.“ Der einzige Mensch dem ich in diesem Moment vertrauen konnte war Kai, denn ich kannte ja niemanden anderen mehr.Ich wusste nicht, was er für ein Mensch war, aber er konnte kein schlechter, so wie er sich um mich kümmerte. Er nickte nur leicht als Zustimmung und so fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen: Sonne durchflutete das Zimmer, das ich mir nun erstmals bei Tageslicht ansehen konnte. Es war sehr modern, aber auch etwas kühl in Weiß eingerichtet und wirkte nicht im Geringsten anheimelnd. Kai saß, wie versprochen, noch immer neben mir am Bett. Allerdings war er nicht der einzige Anwesende. Außer ihm waren noch ein Mädchen mit braunen Haaren und einem netten Gesicht und eine andere mit einer pinkfarbenen Frisur mit außergewöhnlichen, katzenhaften Augen. Alle drei sahen sie mich erwartungsvoll an und mir war das mehr als unangenehm. Kai schien das zu spüren und so bat er etwas unterkühlt die, mit dem netten Gesicht, mir etwas zu essen zu besorgen und die andere um etwas Sauberes zum anziehen. Mir war das alles irgendwie peinlich, da sie mich ja eigentlich nicht kannten. Schließlich kannte ich mich ja nicht einmal selbst. Der als einziger zurückgebliebene Junge musste mein erneutes Unbehagen bemerkt haben, denn der sagte auf einmal: „Es muss dir nicht peinlich sein unsere Hilfe anzunehmen. Die Mädels tun das alles gerne für dich und ich glaube, dass sich die Beiden über den weiblichen Zuwachs im Haus freuen.“ Es war mir unklar weswegen, aber ich sah ihn daraufhin nur schüchtern an, obwohl mir tausende Fragen durch den Kopf schwirrten. Plötzlich ertönte ein leises Klopfen an der Tür und ich konnte eine merkwürdige Veränderung in Kais Gesicht feststellen. Seine Augen blickten auf einmal so eiskalt drein und ebenso rief er: „Herein!“ Zuerst war nur ein schwarzer Schopf Haare zu sehen, doch dann trat ein weiterer Junge in meinem Alter ein. „Was willst du Ray?“, fragte Kai barsch. „Die Mädchen haben mir erzählt, dass sich unser Gast an nichts und niemanden erinnern kann und naja….“ Kai sah schon wieder sehr ungeduldig aus und so fuhr dieser Ray schnell fort. „Ich habe sie schon einmal gesehen. Um ehrlich zu sein ist sie die Bladerin von der ich euch letztens erzählt habe. Ich dachte das könnte weiterhelfen.“ Kai nickte nachdenklich und überlegte dann laut: „Vielleicht kennt ja eines der Kids aus dem Park, mit denen du sie gesehen hast, sie näher.“ Ray verstand sofort was er meinte und verließ ohne Worte das Zimmer. „Wer war das?“, fragte ich leise. Ich war etwas verschreckt durch Kais, für mich so fremdes, Verhalten. Doch meine Angst war vollkommen unbegründet, denn Kai verfiel sofort wieder in das freundliche Verhalten, dass er mir immer entgegenbrachte. Er erklärte mir Ray sei eines seiner Teammitglieder. Außer ihm und den zwei Mädels gab es noch drei weitere Bewohner in diesem Haus. Diese würde ich aber in Kürze kennenlernen. In diesem Moment erschienen die zwei Mädchen, welche wie ich nun wusste Hilary und Mariah hießen, im Zimmer. Sie scheuchten Kai, wie selbstverständlich, hinaus. Ich hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit zu protestieren, denn eigentlich fühlte ich mich gerade in seiner Gegenwart sicher. Die Beiden verabreichten mir ein gehaltvolles Frühstück. Ich aß alles auf, obwohl ich so gar keinen Hunger hatte. Danach zeigten sie mir das Badezimmer und überreichten mir frische Kleidung. Diese bestand aus einem schwarzen Rock, der bis kurz über die Knien reichte, einem türkisfarbenen T-Shirt und frischer Unterwäsche. Zur gleichen Zeit kam Ray im Park an und suchte sogleich die jungen Blader auf. Doch diese konnten ihm leider nicht viel weiter helfen. Sie wussten nur ihren Namen und so kehrte er mit diesen spärlich gesäten Neuigkeiten zurück. Diese verkündete er sogleich dem Rest des Teams. Diese waren alle samt der Unbekannten im Wohnzimmer versammelt und hatten schon ungeduldig auf ihn gewartet. „Also Leute! Ich habe nicht viel herausfinden können, aber immerhin einen wichtigen Teil in diesem Puzzle. Ich weiß jetzt wie sie mit Namen heißt.“, erklärte er ehe er sich der Unbekannten zuwendete:„ Dein Name ist Crystal“ Wie erschlagen fühlte ich mich, aber endlich wusste ich etwas über mich. Meinen Namen. Ich war froh darüber und plötzlich fiel mir etwas ein. „Wo sind meine alten Sachen?“, fragte ich aufgeregt. „Oben in Kais Zimmer.“ Ich rannte ohne Erklärungen die Treppe hoch in Richtung des Zimmers ,in dem ich das erste Mal aufgewacht war. Die Bladebreakers waren so überrumpelt, dass sie mir erst nach einigen Augenblicken folgten. Sie fanden mich in meinen alten Sachen wühlend vor. „Ah! Da ist er ja!“, rief ich fröhlich aus, während ich mich umdrehte. „Das ist Dancer!“ Ich hielt meinen türkisfarbenen Blade in die Höhe und war das erste Mal, seit ich aufgewacht war, wieder glücklich. Zerrissenheit und Fürsorge -------------------------- „Kannst du dich etwa wieder erinnern?“, fragte Ray vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf. „Nur an Dancer. Ansonsten ist da immer noch komplette Leere.“ Als mir dies bewusst wurde senkte ich den Kopf und ohne zu wissen, wie mir geschah, fing ich wieder an zu weinen. Ich wusste nicht warum, aber ich war mir irgendwie sicher sonst nicht so nah am Wasser gebaut zu sein. Die anderen Anwesenden waren äußerst betroffen. Kai lehnte desinteressiert im Türrahmen, doch das schien nur so. Eigentlich war er tief berührt von Crystals Tränen und hätte sie am liebsten in die Arme geschlossen, um sie zu trösten. Dies tat er jedoch nicht, weil er sonst seine „Schutzmauer der Kälte und des Desinteresses“ zerstört hätte. Er bedauerte es zutiefst so handeln zu müssen, aber Mariah und Hilary hatten sich schon ihrer angenommen. Eben diese scheuchten dann auch die männlichen Mitglieder des Teams davon, die allesamt auch zu gerne verschwanden. Denn, wenn sie eins nicht wussten, dann war es, wie man mit weinenden Mädchen fertig wurde. Crystal war einfach nicht zu beruhigen und so hielten es die Mädchen für das Beste sie erst mal in Kais Bett zu verfrachten. Dort schlief auch sie bald darauf ein. Kai hatte sich indessen in seinen Lieblingspark zurückgezogen und grübelte. Dort hatte auch die erste schicksalhafte Begegnung mit Crystal stattgefunden. » Was hat sie nur mit mir gemacht? Warum fühle ich mich in ihrer Gegenwart bloß immer so gut und benehme mich so vollkommen anders? Eigentlich interessieren mich doch nie die Probleme von anderen. Was ist nur los mit mir? « Doch er kam zu keiner zufriedenstellenden Antwort und so begann er mit Dranzer zu trainieren. Selbst das, als Ablenkung gedachte, Training, ließ ihn sie nicht vergessen und so kehrte er nach Hause zurück. Die Bladebreakers waren fast vollständig im Wohnzimmer verteilt, wie eigentlich immer des Abends. Max und Tyson diskutierten über ihre Moves beim Bladen. Ray und Mariah kuschelten auf dem Sofa und Kenny bastelte an Drigger. Nur Hilary war nicht anwesend, da sie Wache bei Crystal hielt. Diese war nämlich selbst im Schlaf nicht ruhiger geworden. Immer wieder hatte sie nur einen Namen gerufen. Kai. „Da bist du ja endlich, Kai!“, rief Mariah aufgeregt. „Hm.“, brummte dieser genervt. „Crystal hat die ganze Zeit im Schlaf nach dir gerufen. Vielleicht hilft es ihr ja, wenn du bei ihr bist.“ Er gab dem Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren nicht einmal eine Antwort, sondern verschwand ohne ein Wort. „Ach unser Eisblock hat ja wieder die beste Laune, die es gibt!“, waren die letzten, von Tysons gesprochenen Worten, die er hörte, ehe er bei seinen Zimmer ankam. Wenn er sich nicht solch unerklärliche Sorgen um Crystal machen würde, wäre er noch einmal umgekehrt und hätte dem Sprecher dieser Worte Extratraining aufgehalst. Im Moment war das aber unwichtig. Kai atmete noch einmal tief , bevor er die nur angelehnte Tür seines Zimmers mit einem leichten, aber bestimmten Stoß öffnete. Hilary saß neben seinem Bett und redete beruhigend auf die Schlafende ein. Diese warf sich hin und her, aber das Reden brachte keinerlei Besserung. „Geh nach unten zu den Anderen. Ich übernehme jetzt.“, kommandierte Kai ohne sie eines Blickes zu würdigen. Das Mädchen tat nichts lieber, als sofort zu verschwinden. Sie kannte Kai zwar jetzt schon seit ziemlich langer Zeit, hatte aber immer noch ab und an etwas Furcht vor dem kühlen Russen. Kai setzte sich also auf den freigewordenen Platz und strich Crystal über die schweißnasse Stirn. Wie selbstverständlich flüsterte er: „Ich bin ja da. Hab keine Angst. Ich werde es nicht zulassen, dass jemand dir wehtut, egal wer es ist.“ Es dauerte nicht lange und die junge Frau wurde ruhiger. Kai beobachtete sie die ganze Zeit über und musste feststellen, dass sie sehr schön war. Sie hatte lange dunkelblonde Haare, einen zierlichen Körperbau und er konnte sich auch an ihre faszinierenden grünen Augen erinnern. Plötzlich sah Kai etwas, was ihn überraschte. Crystal lächelte im Schlaf und rief dann auch noch leise seinen Namen. » Was hat das wohl zu bedeuten? «, dachte Kai mit einem schiefen Grinsen bei sich, doch er kam mit seinen Gedanken nicht sehr weit, denn auch er war sehr müde geworden. Er beschloss sich auf die andere Seite des großen Bettes zu legen. »Was sollte schließlich geschehen? Das Bett war riesig und sie lag auf der rechten Seite, während ich die linke in Anspruch nahm. «, dachte Kai schläfrig. Missverständnisse ----------------- Am nächsten Morgen erwachte Crystal vor Kai und fand sich in dessen Armen wieder. Nicht dass es dort unangenehm war. Sie wusste nur einfach nicht, wie sie dort hingelangt war und was sie davon halten sollte. Crystal konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie Dancer gesucht und den Anderen gezeigt hatte. Was war geschehen? Durch ihre Bewegungen erwachte auch Kai, der genauso überrascht war wie sie. Er wusste absolut nicht, wie er reagieren sollte. Die Zeit zum Nachdenken wurde ihm jedoch auf unglückliche Weise gestrichen. Denn genau in diesem Moment öffnete sich die Zimmertür. Ohne Vorwarnung stürzten Hilary und Mariah herein und blieben genauso plötzlich mitten im Zimmer stehen und starrten auf das Bett. In diesem Moment fiel Kai und Crystal auf, dass sie noch immer Arm in Arm im Bett lagen. Das musste für die Beiden ein eindeutiges Bild abgeben. „Oh…ähm, wir…wir wollten nicht stören.“, stammelten sie im Chor. „Das will ich doch gehofft haben!“, entgegnete Kai barsch. Daraufhin beeilten sich die Zwei das Zimmer schnellst möglich zu verlassen. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Crystal wusste nicht, was sie davon halten sollte. »Warum hatte Kai die Beiden im Glauben gelassen, dass sie etwas miteinander hatten? « Aber was die junge Frau am meisten interessierte war, warum er zu ihr immer so nett und hilfsbereit war, aber zu allen anderen Menschen so kalt und abweisend. Selbst zu seinen sogenannten Freunden. »Das musste doch irgendeinen Grund haben? « Die Situation war Crystal persönlich etwas peinlich. Schnell schälte sie sich aus seiner Umarmung, denn sie wusste nicht so recht, wie sie das alles deuten sollte. Crystal beschloss deshalb erst einmal ins Bad zu verschwinden, um eine ausgiebige Dusche zum Nachdenken zu nutzen. Kai sah ihr, während sie ihre Kleidung zusammensuchte, zu. Wenn Crystal es nicht besser gewusst hätte, hätte sie fast glauben können kurz ein schiefes Grinsen in seinem Gesicht gesehen zu haben. Doch das konnte sie irgendwie nicht glauben, denn das war, soweit sie wusste, vollkommen untypisch für den jungen Russen. Aber allein die Möglichkeit des vermeintlich Gesehenen stimmte die junge Frau nachdenklich. Mariah und Hilary stürmten völlig aus dem Häuschen in die Küche, wo sich der Rest der Bladebreakers schon zum Frühstück versammelt hatte. „Was ist denn mit euch los?“, fragte Max verwirrt. „Ihr glaubt nicht, was uns gerade passiert ist!“, platzten sie nach Atem schnappend heraus. „Macht’s doch nicht so spannend!“, quengelte Tyson indessen. „Oh Mann, lass uns doch erst mal zu Wort kommen.“, maulte Hilary daraufhin, ehe Mariah begann zu berichten. „Das ist nicht wahr!“, rief Tyson ungläubig. „Unser hauseigener, russischer Eisblock und ein Mädchen? Das kann eigentlich nicht sein“, witzelten Max und Tyson im Chor. „Aber, wenn wir es doch sagen. Es war so!“, beharrten die Mädchen „Was war so?“, erklang plötzlich eine leise Stimme, die allen anwesenden Angstschauer über den Rücken laufen ließ. „Also,…ähhh…“, stammelten alle durcheinander. „Ich warte auf eine Antwort. Also?“ Hilary und Mariah wurden rot, wie Tomaten ehe sie kleinlaut sagten:„Wir haben über dich und Crystal geredet.“ „Und?“, bohrte Kai eiskalt weiter. „Nichts…wirklich!“ „Na dann ist ja gut. Es wäre im Übrigen sehr nett, wenn ihr euch aus Angelegenheiten dieser Art, die mich betreffen, raushalten würdet.“, erwiderte der Russe mit gefährlich ruhiger Stimme. Alle Teammitglieder nickten nur schnell, ohne ihren Leader auch nur mit einem Blick zu streifen. „Gut, wenn das jetzt geklärt wäre, dann sehen wir uns in 20 Minuten draußen zum Training. Damit war die gute Laune, die bis zu Kais Auftritt unter den jungen Leuten geherrscht hatte, vollends zerstört. Kurz nachdem Kai mit einer Tasse Kaffee verschwunden war, betrat Crystal die Küche. Ihr fiel sofort das bedrückte Schweigen auf, das sich mit ihrem Auftauchen über die Küche gelegt hatte. » Was habe ich denn nun schon wieder falsch gemacht? «, dachte sie ängstlich. „Guten Morgen!“, grüßte Crystal vorsichtig und erhielt den Gruß mehrstimmig gemurmelt wieder. Doch irgendwie traute sich niemand der Anwesenden nach Kais eindeutiger, knallharter Ansage überhaupt irgendetwas zu sagen. Alle aßen ihr Frühstück und schwiegen, während jeder einzelne seinen Gedanken nachhing. Crystal fühlte sich wie eine Aussätzige innerhalb dieser eingeschworenen Gemeinschaft. Auch hatte sie das Gefühl, dass sie unerwünscht war, da niemand mit ihr sprach oder sie auch nur ansah. Das Essen war ihr deshalb schnell vergangen. Impulsiv beschloss sie das Haus zu verlassen und nicht zurückzukehren. Die junge Japanerin wusste zwar nicht wohin sie gehen sollte, weil sie immer noch keine Erinnerung an ihr Leben hatte, aber eines war ihr glasklar. Sie wollte nirgendwo bleiben, wo sie nur geduldet wurde. Crystal ging also nach oben in Kais leeres Zimmer, nahm ein leeres Blatt Papier und einen Stift um einen Abschiedsbrief zu verfassen. Nachdem sie dies erledigt hatte, nahm sie Dancer und schlich sich unbemerkt davon. Rettung in letzter Sekunde -------------------------- „Kai! Wie viele Runden müssen wir, denn noch laufen?“, fragte Tyson jammernd wie immer. „Wenn du weiter so nervst, laufen alle noch 10 Runden extra. Also überleg dir gut was du tust!“, erwiderte Kai eiskalt. „Aber,…“, wollte er widersprechen, doch da wurde er mehrstimmig unterbrochen: „Tyson lass das! Uns reicht schon das übliche Pensum.“ So war Tyson gezwungen zu schweigen und weiterzulaufen. Danach fand dann aber auch die Lieblingstrainingseinheit aller Blader statt – Trainingskämpfe. Tyson kämpfte gegen Ray und Kai gegen Max. Der junge Russe stand irgendwie neben sich, denn Max konnte ihn ohne Probleme besiegen. Dies war unter normalen Umständen jedoch recht ungewöhnlich. „Kai, was war mit dir los?“, rief Kenny. „Dizzy sagt du hättest grad mal etwas über die Hälfte deiner üblichen Kampfkraft erreicht!“ Daraufhin erntete der Chef nur einen bitterbösen Blick des Teamleaders, der dann rief: „Training beendet!“, und dann ohne weitere Worte davonging. Kai ging schnurstracks in sein Zimmer und da fiel ihm auf, dass er Crystal seit dem Morgen nicht mehr gesehen hatte. Auf einmal fiel ihm ein Blatt Papier, das ihm nicht gehörte, auf seinen Schreibtisch auf. Es war ein Brief von Crystal. Liebe Bladebreakers, ich möchte mich bei euch für eure Gastfreundschaft bedanken. Ich habe euch viel Zeit und Nerven gekostet mit meinen Problemen. Das tut mir leid. Ich weiß natürlich, dass ihr mich eigentlich nicht bei euch haben wollt und es nur aus Pflichtbewusstsein getan habt. Also noch einmal danke dafür. Kai? Dir möchte ich besonders danken. Ich weiß, dass du nicht gern etwas mit Menschen und besonders nicht Fremden zu tun haben willst. Reden ist auch nicht unbedingt eine Stärke von dir, aber es war nett von dir dich um mich zu kümmern, obwohl du es wahrscheinlich gehasst hast. Ich weiß deine Freundlichkeit, die nicht einmal deine Freunde zu spüren bekommen, sehr zu schätzen. Ich verlasse euch nun um euch euer altes, ohne mich viel besseres Leben, zurückzugeben und euch nicht mehr mit meinen Problem zu belasten. Lebt wohl Crystal Kai konnte es nicht fassen. » Wie konnte sie denn glauben, dass er und sein Team sie nicht haben wollten und vor allem was hatte sie da über ihn geschrieben? Er war nett zu ihr gewesen, weil er wusste, wie es ist wenn man keine Erinnerungen hatte. Ihm war es damals mit seiner Vergangenheit in der Abtei nicht anders gegangen. Wo war sie nur hin und was hatten er oder die anderen getan um ihr solch einen Eindruck zu vermitteln? « Plötzlich fiel es Kai wie Schuppen von den Augen. Der Kindergarten, wie er sein Team oft nannte, musste wohl wie so oft erst mal alles was er sagte oder verlangte ohne Widerspruch befolgt haben. „Was habt ihr zu ihr gesagt?“, fragte Kai so wütend wie noch nie, als er in das Wohnzimmer gestürmt kam. „Häh, wen meinst du denn?“, fragte Ray verwirrt, aber die Ruhe selbst, wie immer. „Als ob ihr das nicht wüsstet! Crystal natürlich.“, antwortete der Russe darauf nur noch ungehaltener. Das Team verstand nun gar nichts mehr. Sie hatten ihren Leader noch nie so gesehen. Sie sahen Kai nur verwirrt an und erschraken total, als dieser ein Blatt Papier auf den Tisch knallte. Ray las vor und die Mädchen wurden daraufhin hysterisch. „Wir haben doch kein einziges Wort mehr am Frühstückstisch verloren. Wo ist sie nur hin? Sie hat doch im Moment niemanden außer uns!“ In diesem Augenblick unterbrach Kai diesen Anfall. „Wie? Ihr habt nichts gesagt?“, fragte er barsch. „Naja, eben nichts. Nicht mal wir untereinander.“, erklärte Ray kleinlaut und auch nicht mehr so ruhig, wie sonst. » Das kann doch alles nicht wahr sein. Crystal musste so ja denken, dass sie unerwünscht ist. «, überlegte der junge Mann. Plötzlich durchzuckte ihn nur ein Gedanke: »Ich muss sie finden! « Crystal lief ziellos durch die Gegend bis sie einfach nicht mehr konnte und sich auf einer Bank niederließ. Während sie dort saß, starrte sie Dancer an und dachte nach. » Wo soll ich denn nur hin? Ich kenne doch niemanden und weiß noch nicht einmal wer ich selbst bin« „Schöner Blade!“, ertönte da auf einmal eine Stimme. Ja und so exquisite Teile.“, sprach eine andere. Ein junger Mann und eine junge Frau erschienen, wie aus dem Nichts in Crystals Blickfeld, starteten ihre Blades und griffen auch sogleich an. Crystal blieb nichts anderes übrig als sich mit Dancers Hilfe zu verteidigen. „Wer seid ihr und was wollt ihr von mir?“, fragte sie sauer. „Du willst wissen wer wir sind und was wir wollen?“, wiederholten die Unbekannten mit einem fiesen Grinsen. „Wir sind King und Queen und wir wollen deinen Blade!“, riefen sie wieder im Chor. Crystal konnte es kaum fassen, dass es Blader mit so unmoralischen Plänen gab, die dann auch noch zu zweit andere ohne jede Vorwarnung angriffen. Sie kam ganz schön ins Schwitzen und vor allem in Bedrängnis. » Wie soll ich nur gegen zwei so starke Gegner auf einmal bestehen? « Sie war schon fast davor Dancer zu verlieren, als plötzlich, wie aus dem Nichts, ein anderer Blade auftauchte. Eine weitere fremde Stimme rief dann: „Los Wolborg!“, und in nicht einmal 5 Sekunden waren King und Queen geschlagen. „Wer ist das?“, fragte King äußerst verwirrt. Auf einmal stand ein großer, rothaariger, junger Mann neben Crystal. „Hey ihr! Ihr seid doch diese Teilepiraten oder? Hattet ihr nicht geschworen solche linke Touren zu lassen und nur noch Erfahrung sammeln?“, fragte der Fremde in einem kühlen Ton. Dieser ähnelte dem von Kai sehr. „Das geht dich gar nichts an.“, sagte Queen mit säuerlichen Gesichtsausdruck. „Wir sehen uns noch!“, sagte sie dann noch in Crystals Richtung, ehe beide verschwanden. „Danke“, sagte Crystal zu dem Unbekannten. „Schon gut.“, erwiderte dieser und wollte sich schon umdrehen und wieder gehen. „Warte! Ich…“, rief Crystal und brach ab. „Was willst du denn noch?“, erwiderte der Angesprochene schroff. Plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen und sie konnte sie einfach nicht zurückhalten. Sie wollte vor einem Fremden nicht weinen, aber sie konnte nicht anders. Sie war einfach fertig mit den Nerven. Der junge Mann fasste sich genervt an den Kopf, ehe er zu ihr trat und sie in den Arm nahm, um sie zu trösten » Wo bin ich hier bloß wieder reingeschlittert? Wie ich weinende Mädchen hasse! Ach Mann, Tala wie schaffst du es immer wieder in so was zu geraten? « Eigentlich hasste er jegliche körperliche Berührungen, aber er konnte auch keine Mädchen weinen sehen und besonders keines das er dazu gebracht hatte. „Psst, ruhig!“, flüsterte der Russe leise, „Komm mit! Du kannst dich bei mir ausruhen und mir dann, wenn du willst, alles erzählen.“ Dann führte er Crystal durch viele Straßen, ehe sie vor einem kleinen Haus standen, das gelb war und grüne Fensterläden hatte. Sie betraten das gemütlich aussehende Haus . Bevor sie aber richtig drinnen waren, stürmten drei weitere junge Männer auf sie zu. „Tala! Wo warst du denn? Seit wann erscheinst du denn nicht einmal mehr zu deinem selbstangesetzten Training?“, bombardierten sie den, wie Crystal nun erfuhr, der Tala hieß, mit Fragen. „Jetzt seid doch mal ruhig und benehmt euch oder seht ihr nicht, dass ich Besuch mitgebracht habe?“ Die drei Russen waren auf Talas Zurechtweisung genauso schnell still, wie sie aufgetaucht waren. „Da fällt mir ein, ich hab dich noch nicht einmal nach deinem Namen gefragt.“, sagte Tala. „Ich heiße Crystal.“, antwortete die Angesprochene ihm und senkte dann den Kopf. Sie war sich nicht mehr besonders sicher, ob es richtig war mit Tala, den sie gar nicht kannte mitzugehen. Plötzlich riss sie eine Stimme aus den Gedanken. Tala schlug ihr vor erst einmal in sein Zimmer zu gehen. Ein neues Zuhause ----------------- In Talas Zimmer angekommen, bot er Crystal einen Platz auf seinem Bett an und setzte sich selbst verkehrt herum auf den einzigen Stuhl. Die junge Frau starrte erst auf ihre Hände ehe sie sprach. „Danke noch einmal für deine Hilfe vorhin. Ich hätte wirklich nicht gewusst was ich hätte tun sollen.“ Tala winkte nur ab und wollte dann wissen woher sie kam und was sie dort, wo er sie gefunden hatte, tat. „Also naja es ist…Ich weiß nicht woher ich komme oder wohin ich gehöre.“, flüsterte sie. „Warte mal! Hab ich das gerade richtig verstanden? Du weiß nicht wo du wohnst?“, hakte der junge Russe ungläubig nach. „Nein, ich habe mein Gedächtnis verloren und kann mich schon seit drei Tagen an nichts mehr erinnern außer an den Namen meines Bitbeasts.“ „Das ist total verrückt und wo warst du in den letzten Tagen?“ „Ich war bei den Menschen, die mich gefunden haben, aber…“, hörte sie stockend auf zu erzählen. „Was, aber? Haben sie dich schlecht behandelt?“, fragte Tala aufbrausend. „Nein, nein! Sie waren alle sehr nett, aber ich glaube ich war dort trotz allem etwas fehl am Platz. Deshalb ging ich auch fort von ihnen. Und naja am Ort unseres ersten Treffens hatte ich überlegt, was ich nun allein tun könnte, ehe diese merkwürdigen Blader auftauchten und den Rest kennst du.“, beendete Crystal ihre Erzählung. Dann herrschte erst einmal absolute Stille. Crystal fühlte sich in diesem Moment schrecklich unwohl. Sie hasste es immer mehr von anderen abhängig zu sein. Immer mehr machte ihr die ganze Situation zu schaffen. » Was soll ich nur tun? Ich weiß echt nicht mehr weiter und was ist wenn ich mich nie wieder an mein bisheriges Leben erinnere? «, hing sie betrübt ihren Gedanken nach. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie konnte ihre ganzen unterdrückten Ängste und Sorgen nicht mehr zurückhalten und weinte einfach still vor sich hin. Tala reagierte auf diesen Gefühlsausbruch etwas unschlüssig. »Wie er weinende Mädchen hasste. «, dachte er sogleich wieder, stand aber trotz seiner Abneigung zu menschlicher Nähe auf und nahm die junge Frau nach kurzem Zögern erneut in den Arm. Er hatte keine Erfahrung darin, wie man Mädchen beziehungsweise überhaupt irgendjemanden tröstete. Also begann er leise auf sie einzureden und strich ihr sehr vorsichtig über den Kopf. Nachdem Crystal sich etwas beruhigt hatte, sagte er zu seiner eigenen Überraschung: „Du kannst, wenn du willst, gern so lange bei mir und den Jungs wohnen, wie du willst.“ Dieser Satz der Tala so schnell über die Lippen kam, dass er keine Zeit mehr hatte darüber nachzudenken, nahm Crystal eines ihrer größten Probleme. Zu seiner eigenen Verblüffung störte ihn diese Reaktion nicht im Geringsten. Er konnte sich seinen Sinneswandel in ihrer Gegenwart nicht erklären. Er hatte aber auch nicht lange Zeit, um über die Wendung dieser schicksalhaften Begegnung nachzudenken- Denn es ertönte genau in diesem Moment Bryans Stimme: „Tala! Abendessen!“ Die Blitzkriegboys wechselten sich täglich mit der Zubereitung der Mahlzeiten ab. An Crystals erstem Abend in ihrem vorläufig neuen Zuhause war Bryan an der Reihe. Als Tala mit Crystal im Schlepptau in die Küche kam, saßen Spencer, Bryan und auch Ian schon am Tisch und blickten ihnen erwartungsvoll entgegen. Tala war es etwas unangenehm seinem Team seine Entscheidung bezüglich Crystal mitzuteilen, da sie sonst alles immer erst gemeinsam besprachen. „Jungs! Ich habe euch etwas zu sagen.“, begann er selbstbewusst. „Und das wäre?“, fragte Ian dazwischen. „Wir haben eine neue Mitbewohnerin.“ Im ersten Moment sahen die Mitglieder der Blitzkriegboys nicht besonders glücklich aus, doch dann stand Spencer auf, ging zu Crystal rüber und hieß sie willkommen indem er ihr schief grinsend seine Hand reichte. Damit war es beschlossene Sache, denn keiner der Jungs wusste weshalb, aber wenn Spencer etwas als gut befand, taten es ihm die anderen nach. Schreckliche Beobachtungen -------------------------- Crystal war nun schon über zwei Monate aus dem Haus der Bladebreakers verschwunden und langsam begann auch wieder Normalität unter den Teammitgliedern einzukehren. Dennoch hatten sie weiterhin ein schlechtes Gewissen. Nur Kai benahm sich immer noch äußerst merkwürdig. Er interessierte sich sonst nie für andere Menschen, doch konnten Tyson und die anderen tagtäglich zusehen, wie er sich nach dem Training auf den Weg machte, um eine neue Suchaktion zu starten. Was allerdings noch komischer war, dass er keine Extratrainings anberaumte. Trotzdem demnächst ein kleines Turnier stattfinden sollte. Es war zwar nur ein kleines Turnier, aber normalerweise bestand Kai selbst vor einem einfachen Match zumindest auf verlängerte Trainingszeiten und scheuchte das Team umso mehr. Fünf Tage vor dem angesetzten Turnier, war Kai mal wieder auf einem seiner Streifzüge, als er plötzlich aus einem nahegelegenen Park ihm wohl bekannte Geräusche eines Kampfes hörte. Er war neugierig um wen es sich dort handelte, denn es klang nicht nach den Kindern, die üblicherweise dort trainierten. Kai lief also in die Richtung des Lärms, stellte sich versteckend hinter einen Baum und sah Tala, der gerade in einen Kampf mit Ian vertieft war. Wie nicht anders zu erwarten, gewann der rothaarige Russe das Match und dann ertönte plötzlich eine fröhliche Stimme: „Tala! Du hast schon wieder gewonnen.“ » Das war doch…«, dachte Kai verwirrt. Dann sah er Crystal auf seinen Rivalen zulaufen und zu seinem Entsetzen auch noch küssen. »Was sollte das? Wieso ist sie jetzt bei den Blitzkriegboys und was war das mit Tala? Hatte sie mich und die anderen in Bezug auf ihr Gedächtnis belogen? « Kai wusste nicht mehr, was er noch glauben sollte, aber er war unendlich wütend auf sich und seine „Dummheit“. »Wie konnte ich nur glauben, sie hätte Interesse an ihm und wäre anders als die Frauen, die er kennengelernt hatte? «, fragte er sich selbst. Der junge Mann schlich sich unbemerkt wieder davon und ging dann nach Hause, wo die anderen gerade alle gemütlich im Wohnzimmer beisammen saßen. „Training in fünf Minuten draußen!“, rief er den anderen eiskalt zu. Tyson fiel natürlich vor Schreck erst einmal aus dem kuscheligen Sessel auf dem er saß. „Was ist denn mit dem los?“, überlegte Max sichtlich verwirrt. Der Rest der Bladebreakers konnte es sich nicht erklären wie Kais Sinneswandel zu Stande kam. Schnell machten sie sich trotzdem auf den Weg zum Training, ehe ihr Leader noch Amok lief und sich furchtbare Dinge für sie überlegte. Kai benahm sich in den nächsten Tagen noch merkwürdiger als sonst und scheuchte das Team selbst am Morgen des Turniers noch durch einen straffen Trainingsplan. Die Bladebreakers waren gerade an der großen Arena angekommen, als im gleichen Moment ein zweiter Bus hielt. Aus diesem stiegen die Blitzkriegboys, die aber zur großen Überraschung der Bladebreakers nicht nur zu viert, sondern zu fünft waren. „Aber… das ist ja Crystal?“, stotterte Tyson flüsternd vor sich hin und sprach damit die überraschten Gedanken des Teams aus. Nur Kai war gleichgültig. Tala hatte Crystal einen Arm um die Schultern gelegt und die beiden schienen auch so sehr vertraut zu sein. „Crystal!?“, rief Hilary aus ihrer Überraschung erwachend immer noch erstaunt aus. Diese drehte sich daraufhin kurz um, winkte und schmiss ein kurzes „Hallo“ in die Runde. Dann verschwand sie mit den Blitzkriegboys in der Arena. „Was sollte denn das jetzt?“, fragte Kenny ungläubig. „Sie hat das Team gewechselt, na und?“, antwortete Kai mit einem leicht angesäuerten Blick und lief ohne auf die Anderen zu achten voraus. „Ich glaube jetzt weiß ich, was mit Kai los ist.“, bemerkte Ray. „Er hat wohl schon länger davon gewusst.“ Die anderen nickten zustimmend und beeilten sich dann ihrem Leader schnell zu folgen um ihm nicht erneuten zu reizen. Das Turnier ----------- „Woher kennst du denn die Bladebreakers?“, fragte Tala seine Freundin irritiert. Diese erklärte ihm daraufhin, dass Kai ihr damaliger Retter im Park gewesen war. » Kai und sein Kindergarten waren es also, die ihr, das Gefühl gegeben hatten, fehl am Platz zu sein. Dafür werden sie bezahlen!“, schwor sich Tala insgeheim voller Wut, ehe laut und beherrscht fragte: „Und warum hast du mir davon nicht erzählt, als ich dir von ihnen, als unsere größten Rivalen, erzählt habe?“ Crystal sah ihn daraufhin nur mit einem traurigem Blick an bevor sie sprach: „Ich wollte nicht, dass du schlechter über sie denkst als ohnehin schon, denn sie waren wirklich nett zu mir, sogar Kai. Der, wie ich heute weiß, eigentlich nie freundlich zu jemanden ist.“ »Aha, so ist das also! Kai war an ihr interessiert. Das ist ja mal eine spannende Information«, überlegte Tala hämisch. In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Kabine und Spencer trat mit Ian und Bryan im Schlepptau ein, die noch kurz einige Dinge das Turnier betreffend erledigt hatten. „Also seid ihr bereit die Bladebreakers zu schlagen?“, fragte der Teamleader der Blitzkriegboys. Er konnte es selbst kaum noch erwarten Kai gegenüberzutreten und sich an ihm für Crystal zu rächen. Die anderen sahen ihn nur mit blitzenden Augen an und nickten dann entschlossen. An dem kleinen Showturnier sollten sechs Teams teilnehmen. Das waren die bekannten Bladebreakers, die Blitzkriegboys, die White Tigers und die drei Newcomer-Teams Airfire, Moonlight und The Queens. Es wurde in Einzelmatches gekämpft und das Team, welches mindestens zwei der drei Runden gewann, kam weiter. Außerdem wurden die Gegner vor den Augen der Zuschauer ausgelost, um jegliche Unzufriedenheiten zu unterbinden. Allerdings sollte immer ein Newcomerteam gegen ein schon etabliertes Team antreten, um die neuen Teams anzuspornen herauszufinden wie stark sie wirklich waren. Ausgelost wurde, dass die White Tigers gegen Team Airfire, die Bitzkriegboys gegen Team Moonlight und die Bladebreakers gegen The Queens kämpfen sollten. Danach waren noch einmal 10 Minuten Pause bis zum ersten Kampf, den die White Tigers bestritten. „Hallo Leute!“, rief Mariah den Bladebreakers zu und lief mit dem Rest der White Tigers au sie zu. Sie trat wie immer mit ihrem alten Team an, obwohl sie auf Grund ihrer Beziehung zu Ray mit dessen Team unter einem Dach wohnte. „Hallo Ray.“, sagte Lee zu seinem besten Freund und größten Rivalen. „Lee, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Ich hoffe du bist gut in Form!“, grinste der Chinese. Der Angesprochene lachte nur selbstsicher und zwinkerte ihm zu. „Find es doch selbst heraus!“ Daraufhin verschwanden die White Tigers wieder, um sich vor dem Kampf noch einmal zu versammeln und ihre Strategie zu besprechen. Und dann begann der Kampf. Zuerst trat Mariah gegen Leo dem Teamchef der Airfires an. Zur Überraschung aller war es ein ausgeglichenes Match, welches Mariah nicht so einfach für sich entscheiden konnte und so kam es auch zu einem Unentschieden. Die Zweiten die antraten waren Kevin und Nila, Kevin gewann die Runde haushoch und auch Lee war gegen Luke ohne größere Probleme erfolgreich. Somit waren die White Tigers weiterhin im Rennen. Das Match zwischen den Blitzkriegboys und den Moonlights war sehr eintönig, denn sie gewannen innerhalb kürzester Zeit alle drei Kämpfe und auch den Bladebreakers, als amtierenden Weltmeistern, fiel das Gewinnen nicht schwer, obwohl die Queens, die nur aus Mädchen bestanden, so einiges drauf hatten. In der nächsten Runde kam es dann zum Showdown zwischen den White Tigers und den Blitzkriegboys. Es war ein harter Kampf aus dem aber die Blitzkriegboys als Sieger hervorgingen. Wie gewöhnlich gab es zwischen dem letzten Kampf und dem Finale eine etwas längere Pause, die Crystal nutzte um sich draußen die Beine zu vertreten, aber nicht nur sie war auf diese Idee gekommen. Auch Kai hatte diese Idee und so kam es dass sie sich unweigerlich über den Weg liefen. Kai sah Crystal mit dem eiskältesten Blick an, den er auf Lager hatte, denn er glaubte immer noch an einen Verrat ihrerseits. „Hallo Kai.“, sagte die junge Frau leise, doch dieser ignorierte dies und kam sofort zu der Sache, die ihn interessierte. „War das alles von Anfang an ein abgekartetes Spiel oder ist dir erst später eingefallen, dass du deinem Lover einen Gefallen tun könntest indem du uns ausspionierst?“, sprach er voller Wut seine Gedanken aus, die ihm schon seit diesem Tag quälten an dem er Crystal das erste Mal mit Tala zusammen gesehen hatte. „Kai, was redest du da?“, fragte Crystal verwirrt. „Ich habe euch nie ausspioniert und Tala habe ich erst an dem Tag kennengelernt, an dem ich euch verlassen habe!“ Diese Worte waren eine Erleichterung für ihn, aber trotzdem bedrückte Kai immer noch etwas. »Liebt Crystal Tala und war das zwischen uns nur einseitig? « Crystal riss den jungen Russen aus seinen Gedanken. „Kai, du musst mir glauben. Ich hätte euch nie verraten. Ihr seid doch meine Freunde oder nicht? Aber ich habe gespürt, dass ich Unfrieden unter euch gestiftet habe und deshalb bin ich verschwunden.“ Das war eine gute Frage und Kai wusste noch nicht so recht, was er von der neuen Situation halten sollte und das erleichterte ihm die Antwort auch nicht gerade. »Sind wir nun Freunde oder nicht? Mann ich weiß es nicht! « In diesem Moment erschien eine Person, die Kai nie erwartet hätte jemals wiederzusehen. Tala vs. Kai ------------ „Hallo Kai. Willst du mich nicht deiner hübschen Freundin vorstellen?“, fragte der Mann mit einem bösen Lächeln. „Boris! Was wollen Sie von mir?“, fragte der junge Mann aggressiv. „Darf man sich nun nicht mal mehr unter guten, alten Bekannten begrüßen? Nun gut. Ich muss jetzt sowieso weiter, aber wir sehen uns noch!“, sagte Boris Balkov fast schon drohend, ehe er Crystal noch mit einem merkwürdigen Blick bedachte und dann verschwand. „Wer war das?“, wollte Crystal irritiert wissen und bekam aus nicht erwarteter Richtung eine Antwort auf ihre Frage. „Das war Boris Balkov, ein furchtbarer Mann und du solltest dich vor ihm in Acht nehmen. Mehr musst du über ihn nicht wissen.“, antwortete Tala anstelle von Kai. „Kommst du? Das Finale beginnt gleich.“ Nachdem Crystal an ihm vorbei in Richtung Arena gegangen und außer Hörweite war, sah Tala Kai mit einem gefährlichen Blick an und drohte ihm dann leise: „Kai! Lass die Finger von meiner Freundin! Du hattest deine Chance und hast sie nicht genutzt!“ Daraufhin verschwand auch der rothaarige Russe ohne Kai auch nur die Möglichkeit einer Reaktion zu erlauben. Das Finale dieses kleinen Turniers war nicht weniger spektakulär, als das der ersten Beyblade-Weltmeisterschaft in Russland, welches schon damals zwischen den Blitzkriegboys und den Bladebreakers ausgetragen worden war. Das erste Match bestritt Ray gegen Spencer, welches unentschieden ausging. Anders sah es im Kampf von Tyson und Bryan aus. Dieser wurde klar von Tyson gewonnen und dann kam es zu der Auseinandersetzung, die von beiden Kämpfenden aufs sehnlichste erwartet worden war. Tala brannte darauf Kai eine Lektion zu erteilen und Kai selbst wollte Tala, der das einzige Mädchen, das er jemals gewollt hatte, besaß dafür bestrafen. Beide starteten auf das Zeichen ihre Blades, die sich nicht lange umkreisten sondern fast sofort aufeinander krachten. Sie kämpften beide so gut sie konnten und keiner der Zwei erwarb die Oberhand. „Kai! Wieso gibst du nicht einfach gleich auf? Ich habe doch schon den einzigen Menschen, dem du jemals freiwillig in dein Leben lassen wolltest und dem du Gefühle entgegen gebracht hast. Also warum sollte ich dann dieses Match verlieren? Du bringst es anscheinend nicht in Sachen Mädchen und im Beybladen hat nun auch deine letzte Stunde geschlagen!“, sprach Tala gehässig. Kai interessierte das Gerede seines Gegners nicht im Geringsten, denn er wusste, dass er nie wieder den Fehler machen würde einem anderen Menschen näher zu kommen, als es unbedingt nötig war. Crystal hatte ihm zwar im Gespräch vor dem Finale die Augen geöffnet. Er konnte auch nicht behaupten sie wäre ihm egal, denn er musste sich selbst eingestehen, dass er sie im Grunde liebte. Doch das war ohne Belang, denn es würde nie irgendjemand anders erfahren und außerdem hatte sie Tala gewählt. So ging der Kampf weiter, als Kai plötzlich von einer sehr starken Attacke getroffen wurde, die ihn in die Knie zwang. Doch so leicht ließ er sich nicht einschüchtern und rief, dadurch nur noch mehr angespornt, Dranzer hervor, der sich sofort auf Wolborg stürzte. Der Kampf ging hin und her bis Kai durch eine sehr starke finale Attacke gewann. Crystal glaubte ihren Augen kaum, denn sie hatte Tala noch nie verlieren sehen, aber sie freute sich auch unheimlich für Kai, weil er ihr Freund war. Außerdem war sie ziemlich sauer über die Art, wie Tala mit Kai über sie gesprochen hatte. So ging sie einfach an ihrem Freund vorüber ohne diesen zu beachten und steuerte auf Kai und dem Rest der Bladebreakers zu. Die junge Frau gratulierte den Bladebreakers, beziehungsweise Kai, zum Sieg, doch das gefiel Tala ganz und gar nicht. Sofort begann er zu überlegen, wie er sich dafür rächen konnte. »Immer wieder dieser Kai! «, dachte er wutentbrannt. Crystal war so sehr mit ihren Freunden beschäftigt, dass sie nichts von Talas Gedanken oder etwas von der Gruppe von Menschen, die auf einmal hinter ihr stand, ahnte. Erst als eine Frau ihren Namen rief, drehte sie sich um. „Crystal! Wo hast du gesteckt? Wir haben uns Sorgen gemacht!“, sprach die Frau mit tränenerstickter Stimme. Crystal war etwas irritiert und fragte dann: „Wer sind Sie?“ Daraufhin weinte die Frau wirklich los und ein Mann sprach weiter: „Aber, Kind! Erkennst du uns denn nicht? Wir sind es, deine Eltern!“ Diese Aussage war so ein Schock für die junge Japanerin, dass sie auf der Stelle in Ohnmacht fiel und damit in Kais Arme. Errinnerungen ------------- Langsam öffnete Crystal ihre Augen und musste wegen der ungewohnten Helligkeit mehrmals blinzeln. Dann bemerkte sie die Menschen, die sich außer ihr noch in dem Raum befanden. Dort waren außer den Bladebreakers, Mariah und den Bitzkriegboys auch wieder die Frau und der Mann, die sich als ihre Eltern vorgestellt hatten sowie zwei uniformierte Polizisten. „Crystal, mein Schatz geht es dir besser?“, fragte die Frau sichtlich erleichtert. Doch die junge Frau sah ihre „Mutter“ nur wieder verwirrt an. In diesem Moment schaltete Kai sich ein. „Ich hatte Ihnen doch erklärt, dass sie unter Gedächtnisverlust leidet. Das einzige an das sie sich erinnern kann ist ihr Dancer!“ Wieder fing die Frau an zu weinen und der Mann nahm sie in den Arm ehe er das Wort ergriff. „Kannst du dich denn wirklich nicht mehr im Geringsten an uns erinnern? Das ist dann wohl die Strafe dafür, dass wir so viel gearbeitet haben und dich dir selbst und somit deiner Lieblingsbeschäftigung, dem Bladen, überlassen haben.“, sagte er niedergeschlagen.“ In diesem Moment war es für Crystal so als würde sich ein Puzzle tief in ihrem Inneren zusammensetzen. „Ihr habt es noch nie gern gesehen, dass ich so viel Zeit mit diesem Sport verbrachte.“, sagte Crystal leise, aber irgendwie auch froh endlich wieder zu wissen woher sie kam. Das Ehepaar zuckte augenblicklich zusammen und die Frau weinte nur noch umso mehr, ehe sie sprach: „Meine kleine Crystal erkennst du uns nun wieder und erinnerst dich?“ Die junge Japanerin nickte nur traurig, denn nun wusste sie auch wieder wieso sie an dem Tag, an dem Kai sie fand, im Park gewesen war. Doch diesen Schmerz schluckte sie schnell herunter, denn sie wollte nicht, dass irgendwer davon erfuhr. Crystal setzte sich auf und wandte sich dann an ihre neugewonnen Freunde. „Also Leute, mein vollständiger Name ist Crystal Wakefield. Ich bin jetzt 17 Jahre alt und stamme aus Osaka. Es freut mich, dass wir endlich wissen wer ich wirklich bin.“ Die anderen lächelten sie alle froh an. Selbst auf Kais Gesicht war ein leichter Anflug eines Lächelns zu sehen. Alle waren froh, dass sie sich endlich selbst wiedergefunden hatte. Nur eine Person im Raum wusste nicht so recht, ob sie glücklich darüber sein sollte und das war Crystal selbst. Nun stand sie vor dem Trümmerhaufen ihres Lebens, den sie am liebsten verdrängen würde. Ehe sie sich versah, kam es dann einfach über sie. Sie fing an leise zu weinen. Eigentlich wollte sie keine Schwäche zeigen, doch sie konnte einfach nicht anders. Alle im Raum senkten betroffen den Kopf. Nur Crystals Vater sagte etwas. „Aber was hast du denn nur, Kind?“, aber das Mädchen antwortete nicht, denn sie wollte nicht, dass ihre Eltern erfuhren wie weh Koji ihr getan hatte. Kai wusste nicht was er davon halten sollte, dass Crystal ihr Gedächtnis wieder hatte.Irgendetwas musste an dem Tag ihrer ersten Begegnung geschehen sein, dass sie nun so niedergeschlagen und fast schon apathisch wirkte. Frau Wakefield eröffnete ihr gerade, dass sie nun wieder nach Hause, nach Osaka, zurückkehren würden, doch das lehnte Crystal vehement ab. „ Nein, Mama! Ich möchte nicht mehr nach Hause. Meine Freunde und alle Dinge, die mir inzwischen so wichtig sind, sind hier in Tokio.“ Doch obwohl sie nicht wollte, waren ihre Eltern von ihrem Vorhaben nicht abzubringen. Also fuhren sie mit ihrer Tochter zum Haus der Blitzkriegboys um Crystals Sachen zu holen. Sie hatten aber nicht mit der Sturheit und dem Einfallsreichtum ihrer Tochter gerechnet. Im vorübergehenden Zuhause ihrer Tochter angekommen, wies ihr Vater sie an in ihrem Zimmer im ersten Stock zu packen. Während Crystal dies tat, wie ihre Eltern zumindest glaubten, tranken diese im Wohnzimmer einen Kaffee, den Spencer ihnen angeboten hatte. Nach etwa einer Stunde fand Herr Wakefield, dass seine Tochter genügend Zeit zum Packen gehabt hatte und ging zu ihrem Zimmer. Er klopfte, doch kam keine Reaktion aus dem Zimmer und so drückte er die Klinke herunter. Das Zimmer war leer. Lediglich die Gardinen bewegten sich im Wind des offenen Fensters und auf dem kleinen Tisch inmitten des Raumes lagen zwei Briefe. Einer war an Crystals Eltern und einer an Tala adressiert. Der Crystals Vater war sehr aufgebracht und lief wutentbrannt mit den Briefen in der Hand zurück ins Wohnzimmer. Dort überreichte er Tala seinen, den dieser wegsteckte, um ihn später allein zu lesen. Herr Wakefield aber las seinen laut vor: Liebe Mama, Lieber Papa, Es tut mir leid, dass ich euch so viel Kummer bereitet habe und es jetzt wieder tue, aber ich kann und werde im Moment nicht nach Osaka zurückkehren. Es gibt ein paar Dinge von denen ihr nichts wisst und von denen ich auch nicht möchte, dass ihr sie jetzt erfahrt. Vielleicht werde ich sie euch eines Tages erzählen, aber im Moment möchte ich erst einmal selbst mit mir ins Reine kommen. Ich bin nun schon fast 18 Jahre alt und kann schon selbst entscheiden, was gut für mich ist. Ich weiß, ihr habt es nur gut gemeint, aber da ihr mir keine andere Wahl als die Flucht lasst, einer mir im Augenblick verhassten Rückkehr nach Hause zu entkommen, ergriff ich diese. Bitte macht euch keine Sorgen, denn meine Entscheidung hat überhaupt nichts mit euch zu tun. Ich werde mich bei euch melden sobald ich bereit dazu bin, aber bitte lasst mir etwas Zeit. Ich habe euch sehr lieb, aber ich muss erst einmal mit mir selbst klarkommen ehe ich zu euch zurückkehren kann. Eure Crystal Frau Wakefield war entsetzt. „Jason! Wir müssen etwas unternehmen. Wir können sie doch nicht sich selbst überlassen!“, wurde sie langsam hysterisch. Doch Crystals Vater schüttelte nur den Kopf. „Sie ist wirklich alt genug und außerdem hat sie hier genügend Freunde, die nicht zulassen werden, dass ihr etwas geschieht. Sie wird sich bestimmt bald bei uns melden und von selbst zurückkommen.“ Geständnisse ------------ Crystal lief nun schon eine ganze Weile auf und ab. Sie wusste genau wohin oder besser zu wem sie wollte, doch sie konnte einfach nicht den Mut aufbringen dorthin zu gehen. »Was ist wenn er mich abweist? «, grübelte die junge Frau, aber dann fasste sie sich endlich ans Herz und ging zum Haus der Bladebreakers, denn sie dachte sich: »Wie soll ich es denn herausfinden, wenn ich es nicht wenigstens versuche! « Vor der Tür des Hauses stehend, holte sie noch einmal tief Luft bevor sie klingelte. Hilary öffnete die Tür und sah natürlich sehr überrascht aus. „Ist Kai da?“, fragte Crystal ohne lange Vorrede. Ihr Gegenüber nickte nur und sagte dann: „Er ist in seinem Zimmer!“ Ohne weitere Umschweife betrat Crystal das, ihr wohlbekannte, Haus und ging zielstrebig zu Kais Zimmer. Davor angekommen, sammelte sie sich noch einmal kurz, ehe sie anklopfte. „Wer ist da? Ich hatte doch gesagt, dass ich nicht gestört werden will!“, drang Kais wütende Stimme gedämpft durch die Tür. Trotzdem ihr dieser unwirsche Ton entgegenschlug, öffnete Crystal die Zimmertür. Kai stand an seinem Fenster und sah hinaus. Als er sich ihr dann wiederwillig zuwandte, sah er sichtlich überrascht über ihr Erscheinen aus. „Kai…ich…“, fing die junge Frau an und brach ab. „Kai ich wollte dir etwas sagen. Ich habe mich von Tala getrennt. Deinetwegen. Ich habe nach unserem Gespräch nachgedacht und bemerkt, dass du mehr für mich bist, als nur ein Freund. Auch bist du mir wichtiger als Tala es mir jemals war. Ich hoffe, dass ich nicht zu viel in dein Verhalten mir gegenüber hineininterpretiere, welches du mir vor meinem Verschwinden entgegengebracht hast. Wenn du natürlich meine Gefühle nicht erwidern kannst oder willst, dann musst du es nur sagen. Ich verschwinde sofort!“. Kai hatte die ganze Zeit über geschwiegen und konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. »Ist sie wirklich hier, um mir ihre Liebe zu gestehen? « Er wusste nicht so genau, wie er reagieren sollte, aber diese Frage beantwortete sich dann wie von selbst. Da Kai zu lange zögerte, wandte Crystal sich ab um zu gehen. „Also gut Kai. Du scheinst dich entschieden zu haben und zwar nicht so, wie ich es mir erhofft hatte.“, während sie dieser Worte traten der jungen Frau Tränen in die Augen und so sprach sie mit tränenerstickter Stimme weiter: „Es tut mir leid. Leb wohl Kai!“ Daraufhin wollte sie verschwinden. Genau in diesem Augenblick erwachte Kai aus seiner Erstarrung, lief ihr hinterher und drehte sie zu sich um. Einen Bruchteil einer Sekunde sah er ihr einfach nur in die Augen, ehe er sie einfach küsste. Crystal war so überrascht, dass sie sich nur in Kais T-Shirt krallte, die Augen schloss und es genoss. Nach einer Weile lösten sie sich von einander und Crystal lächelte Kai einfach nur schüchtern an. „Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe um zu reagieren, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass du vor mir stehst und mir wirklich deine Liebe gestehst. Ich hätte nie gedacht eine Chance bei dir zu haben. Besonders weil du Tala hattest.“ Genau nach diesem Satz legte sie ihm einen Finger auf die Lippen um ihn zum Schweigen zu bringen. „Weißt du, es wurde mir klar, dass Tala nicht der Richtige für mich ist, als ich, während eures Kampfes, bemerkte, dass er meine Freundschaft zu dir und deinem Team niemals akzeptieren würde.“, erklärte Crystal ihre Gründe. „Und wie hat Tala auf deine Entscheidung reagiert?“, wollte Kai wissen. „Um ehrlich zu sein habe ich ihm nur einen Brief hinterlassen. Genauso wie meinen Eltern.“, gab sie zu und erzählte Kai die ganze Geschichte ihres Verschwindens aus dem Haus der Blitzkriegboys. Tala war indessen allein und las den Brief von Crystal. Tala, ich weiß, dass du diesen Brief nicht erwartet hast und wahrscheinlich ziemlich wütend über mein überstürztes Verschwinden bist, aber ich konnte nicht anders. Bitte versteh mich nicht falsch, wenn du die nächsten Sätze liest. Die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, war wirklich sehr schön und für mich auch unvergesslich, aber ich habe gemerkt, dass du nicht der Richtige für mich bist. Um ehrlich zu sein quälte mich der Gedanke, dass etwas nicht stimmte, seit dem du erfahren hast, dass ich mit den Bladebreakers befreundet bin. Als du dann heute gegen Kai antratest, erkannte ich dich fast nicht wieder und so verstärkte sich mein Gefühl nur. Ich kann einfach nicht verstehen, wie du so furchtbar zu Kai sein konntest, obwohl er mein Freund ist. Ich bin der Meinung zwischen uns passt es einfach nicht mehr und deshalb trenne ich mich von dir. Außerdem habe ich in dem Gespräch mit Kai herausgefunden, dass er mehr als nur ein Freund für mich ist und möchte dir das hiermit offiziell sagen. Bitte sei nicht wütend auf Kai. Er weiß in diesem Moment noch nichts von meinen Gefühlen. Du wirst jetzt bestimmt furchtbar sauer und wütend sein unter anderem auch über meine Art Schluss zu machen, aber bitte verzeih das. Sobald sich die Möglichkeit ergibt, würde ich gerne noch mit dir reden und dir ein paar Dinge erklären. Es tut mir wirklich leid. Crystal Und wie wütend Tala war. Er war in seinem Zimmer und konnte seine Wut, wie so oft einfach nicht zügeln. Er ließ seine Gefühle an seinen Möbeln aus. Der Rest seines Teams saß während dessen im Wohnzimmer und erschrak auf Grund des plötzlichen Lärms. „Was hat er, denn nun schon wieder für Probleme?“, warf Bryan kopfschüttelnd in die Runde und sprach damit die Frage aus, die alle Anwesenden im Kopf hatten. »Das wird Kai mir büßen! «, dachte Tala nachdem er sich soweit beruhigt hatte. »Du kommst mir nicht so einfach davon. Ich lasse es nicht zu, dass du mir Crystal wegnimmst. Wenn ich sie nicht haben darf, dann bekommst du sie auch nicht! «, schwor sich der rothaarige Russe. Gefährliche Verbündete ---------------------- Crystal lebte nun schon seit 5 Wochen als Kais offizielle Freundin bei den Bladebreakers und war überaus glücklich. Lebendig wie schon lange nicht mehr, war sie echt froh endlich auch Freundinnen in Hilary und Mariah gefunden zu haben, die ihre Liebe zum Bladen verstanden. Die drei jungen Frauen hingen so oft wie nur möglich zusammen, denn mittlerweile waren sie so gut wie unzertrennlich. Doch trotz diesem Glücks, das sie empfand, gab es immer noch eine Sache, die sie sehr bedrückte. Crystal hatte mit Niemanden über die Sache mit Koji geredet und das belastete sie von Tag immer mehr und mehr. Es war gerade einmal 7 Uhr und die Bladebreakers trafen sich auf Kais Geheiß vor der Haustür zum morgendlichen Lauftraining. Alle waren anwesend, sogar Crystal, die nicht verpflichtet dazu war, weil sie nicht zum Team gehörte. Nicht das die Jungs ihr nicht angeboten hätten bei ihnen mitzumachen, doch Crystal hatte sich geschworen erst, in ihren Augen, gut genug zu werden ehe sie dieses Angebot annahm. Sie wollte diese, in ihren Augen, „große Ehre nicht geschenkt bekommen. Vor geraumer Zeit hätte sich die junge Frau nicht erträumen können, dass ihr Leben sich so sehr und dann noch zu Gunsten ihrer großen Leidenschaft veränderte. Wie immer fehlten nur Tyson und Max. „Wo bleiben Tyson und Max?“, wollte Kai ungehalten wissen. Alle Anwesenden schüttelten nur unwissend den Kopf. Crystal hatte sich gerade überlegt mal zu schauen, wo die beiden Schlafmützen steckten um ihnen eine größere Strafe von Kai zu ersparen, als die Tür sich auch schon öffnete. Tyson kam verschlafen auf einem Bein hüpfend aus dem Haus, weil er sich währenddessen noch seinen zweiten Schuh anzog und Max schlurfte ebenso verpennt hinterher. „Das macht dann zwei Extrarunden fürs zu spät kommen!“, kommentierte Kai das Erscheinen seiner Teamkollegen ohne Gnade. „Aber Kai…“, doch genau an dieser Stelle seines Protestes verstummte Tyson, denn beim Blick seines Teamleaders lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Kai lief als Leader, wie immer, auch an diesem kühlen Morgen voran. Neben ihn gesellte sich Crystal für die das Mithalten in Sachen Tempo kein großes Problem darstellte. Nach den zweien schloss sich der Rest mit Tyson als Schlusslicht, was auch nichts neues war, an. Zu dieser Zeit stand mal wieder hartes Training an, da die nächste Weltmeisterschaft in greifbare Nähe gekommen war und das schloss auch das tägliche Lauftraining am Morgen ein. Die Gruppe laufender, junger Menschen ahnte nicht, dass sie, wie so oft in letzter Zeit, heimlich von ein paar rachsüchtigen Augen beobachtet wurden. Diese Person suchte nur noch nach einem Weg wie er sich an dem Team und insbesondere an dessen Teamleader rächen konnte ohne dass diese wussten woher der Wind wehte. Allerdings sollte sich ihm bald eine Möglichkeit offenbaren, die diese Pläne erheblich vereinfachen sollte. Tala ging, wie seit einem Monat jeden Tag, in den Park um zu trainieren und Kai gewachsen zu sein. Dann wenn endlich der Tag seiner Rache an ihm, als seinem Erzfeind, und deren Freundin kam. Doch diesmal war er nicht allein an diesem Ort, sondern ein alter Bekannter war auch dort, um ihn aufzusuchen. Boris hatte von Talas Rachegelüsten gehört und wollte diese für seine Zwecke ausnutzen. „Hallo Tala, schön dich zu sehen!“, fing Boris die Unterhaltung an. „Boris! Was wollen Sie von mir? Glauben Sie gar nicht, dass ich wieder für sie arbeite!“, machte der junge Russe sofort aggressiv seinen Standpunkt klar. „Nicht gleich so misstrauisch. Ich möchte dir einen interessanten Vorschlag machen, denn ich weiß, dass wir einen gemeinsamen Feind haben an dem wir Rache üben wollen. Warum sollten wir uns da nicht zusammenschließen?“, erklärte der Mann seine Absichten mit einem bösen Lachen in welches Tala zufrieden einstimmte. Tala kam das gerade Recht, denn er konnte das Glück vor seinen wachsamen Augen nicht mehr ertragen. So verbündeten sich Kais größte Feinde ohne dass dieser etwas davon ahnte und schmiedeten Pläne. An diesem Tag war nicht besonders viel los. Lediglich die Jungs hatten eine Pressekonferenz an der auch Hilary, als ihre Managerin teilnahm. Mariah war auch verabredet mit ihrem Team und so war Crystal sich selbstüberlassen. Da ihr nichts Sinnvolles einfiel, entschied sie sich einen Spaziergang zu machen. Crystal war noch nicht weit gegangen, als Tala sich ihr in den Weg stellte. Er bedachte sie mit einem, selbst für ihn, merkwürdigen Blick. Trotzdem entschied sich die junge Frau mit ihm zu reden und noch einmal ihre Beweggründe für die plötzliche Trennung zu erklären. „Hallo Tala! Kann ich mit dir reden?“, begann Crystal zögernd. „Ja. Ok, aber lass uns woanders hingehen.“, entgegnete er kurz, drehte sich um und schritt davon. Es war gar nicht so leicht mit dem jungen Russen Schritt zu halten. 10 Minuten später standen die beiden dann vor einer riesigen, düsteren Villa, welche ziemlich furchteinflößend aussah. Zu Crystals entsetzen aber wurde sie genau in eben dieses Gebäude geführt. Sie hatte gerade den Eingang durchquert, als die Tür sich, wie von Zauberhand schloss. Ihr war sofort klar, dass dort irgendetwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zuging. Auf einmal kam sie sich wie ein gejagtes Tier vor, wirbelte herum und wollte die Tür öffnen. Sie war verschlossen. „Aber, aber! Wo wollen wir denn hin junge Dame?“, erklang eine Stimme mit russischen Akzent. Gemeine Intrigen ---------------- Jetzt hatte Crystal erst Recht panische Angst. Vor ihr stand der Mann vor dem Kai und auch Tala sie einst gewarnt hatten. „Boris! Was wollen sie von mir?“, rief sie mit betont fester Stimme, um selbstbewusster zu erscheinen, als sie eigentlich war. „Ich möchte mich bloß mit dir über Kai unterhalten.“ » Wieso will er mit mir über ihn reden und was führt er im Schilde? Und Tala? Was hat er damit zu tun? « Boris bedeutete Crystal ihm zu folgen. Er führte sie, eine gefühlte Ewigkeit, über lange Flure ehe sie vor einer massiven Holztür ankamen. Diese führte in eine riesige Bibliothek, die in einer anderen Situation als sehr gemütlich gegolten hätte. „Setz dich!“, wurde Crystal aufgefordert. Schnell ließ sie sich auf einem weichen Sofa nieder. Tala stellte sich daneben. Er kam ihr vor, wie ein Aufpasser, damit sie nicht plötzlich Reißaus nahm, als ob das überhaupt möglich wäre. „Was wollen sie nun mit mir in Bezug auf Kai besprechen?“, wollte Crystal ungehalten wissen. „Ahh, eine direkte, junge Dame. Das gefällt mir. Nun gut dann kommen wir mal zum springenden Punkt! Ich will das du Kai verläßt!“ »Was? Wieso sollte ich das tun???«, überlegte Crystal schockiert, nicht im Stande überhaupt etwas zu sagen. „Du wirst dich sicher fragen wieso du das tun solltest und was ich davon habe, oder?“, sprach Boris genau ihre Gedanken aus. Die junge Frau nickte daraufhin nur etwas steif. Nun begann Boris seine Beweggründe zu erläutern. Er wollte sich an Kai für all seine vereitelten Pläne rächen ohne das dieser es vorerst bemerkte. Außerdem wollte er ihn so dazu bringen wieder seinen Plänen Folge zu leisten. Boris hatte seine Pläne in Bezug auf eine Beybladeprofiliga noch nicht begraben und wollte Kai für diese nutzen. Die konnte jedoch nur funktionieren, wenn er wieder einmal nicht mit sich selbst im Reinen war. An diesem Punkt kam Crystal ins Spiel. Sie sollte sich noch am gleichen Tag ohne Wirklichen Grund von Kai trennen. „Aber wieso sollte ich das freiwillig tun?“, fragte ich ahnungslos. „Tja. Wie soll ich sagen? Solltest du meiner Bitte nicht nachkommen, wird einem deiner Freunde oder jemand anderem, der dir nahe steht, ein kleiner Unfall widerfahren, wenn du verstehst was ich meine.“, klärte mich Boris mit einem fiesen, siegessicheren Lächeln auf. Bei seinen Blicken gefror Crystal fast das Blut in den Adern. Sie wusste zu genau, dass Boris seine Drohungen immer wahr machte, denn Kai hatte ihr viel über diesen furchtbaren Menschen erzählt. Zum Beispiel wie herzlos er die Blader in der Abtei behandelt hatte. „Also? Wirst du tun was ich verlange?“, wollte er nun ungeduldig wissen. » Was soll ich tun? Ich muss bei dieser Intrige mitspielen, sonst würde dieser Typ den Menschen, die mir am wichtigsten waren etwas Schreckliches antun. Aber ich werde auch Kai nie wiedersehen… Diese ganze Sache war doch zum Heulen, aber es ging nicht anders. « „Ich werde alles tun, was sie von mir verlangen, aber lassen sie meine Freunde in Ruhe.“, flüsterte Crystal gefühllos. Nach dieser Unterredung wurde Crystal an der gleichen Stelle wieder abgesetzt, an der sie auf Tala getroffen war. Von dort aus sollte sie sofort in das Haus der Bladebreakers gehen und ihre Sachen packen. Außerdem sah der Plan vor, dass sie auf Kai wartete bis dieser von der Pressekonferenz zurückkehrte. Genau in diesem Moment sollte Crystal sich ohne zu zögern von ihrem Freund trennen und die Stadt für immer verlassen. Die junge Frau saß auf Kais Bett und drückte ihr Gesicht in das Kissen ihres Geliebten um ein letztes Mal seinen Geruch zu verinnerlichen. Gerade als sie noch einmal ihren Blick durch das Zimmer streifen ließ, ertönte aus dem Erdgeschoss der Krach der Rückkehr der Bladebreakers. Für sie klang es wie die Melodie, die das Ende ihres Lebens, wie sie es so sehr liebte, einläutete. Schon hörte sie, die ihr so vertrauten, Schritte auf dem Flur und dann stand Kai auch schon vor ihr. Er wollte seine Freundin wie immer zur Begrüßung umarmen und küssen, doch diese ließ es zu seiner Verwunderung nicht zu. „Kai, wir müssen reden!“, sagte Crystal mit betont fester Stimme. Ihr Freund sah sie ungläubig an, denn er konnte sich einfach nicht erklären was Crystal hatte. »Wie überrascht Kai guckt, aber gleich wird er mich nur noch hassen!«, dachte die junge Frau traurig ehe sie begann zu sprechen. „Kai ich will mich von dir trennen!“, sagte Crystal direkt. „Wieso das?“, wollte Kai verwirrt wissen. Daraufhin erklärte sie ihm, dass er nicht der Richtige für sie war und dass sie ihn nie wirklich geliebt hätte. „Aber wieso warst du dann so lange mit mir zusammen?“, fragte Kai mit müder, trauriger Stimme. „Weil ich nicht mehr zu meinen Eltern wollte und Tala mir auch schon auf die Nerven ging. Naja du warst die einfachste Lösung für mein Problem!“, begründete Crystal ihr Tun mit eiskalter Stimme, um es glaubwürdiger zu gestalten. Dann nahm sie ihre Reisetasche und verschwand ohne sich noch einmal umzudrehen aus dem Zimmer. Auf der Treppe traf sie auf Mariah und Ray, die sie fröhlich anlächelten. „Hey Crys! Wo willst du denn hin?“, wollten die Beiden wissen nachdem sie die Reisetasche bemerkt hatten. „Sie verlässt uns!“, erklang Kais eisige Stimme vom Treppenabsatz. »Oh Kai! Es tut mir so leid. Jetzt hasst du mich wirklich, denn in diesem Ton hättest du sonst nie zu mir gesprochen. «, dachte Crystal unendlich traurig und verließ dann das Haus ohne einen ihrer ehemaligen Freunde noch einmal anzusehen. Trauer und Neuanfang -------------------- Seit zwei Wochen war Crystal nun wieder in Osaka bei ihren Eltern, die sich seit ihrer Rückkehr furchtbare Sorgen um sie machten. Sie wussten nicht weshalb ihre Tochter so überstürzt zurückgekehrt war, aber eines war ihnen klar. Crystal musste etwas Schreckliches passiert sein, da sie nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Die junge Frau hatte keinerlei Appetit und verließ ihr Zimmer nur noch wenn es unvermeidlich war. Dieses war komplett abgedunkelt. Sie magerte immer mehr ab. Doch dann platzte Mr. Wakefield der Kragen und er wollte nicht mehr mit ansehen, wie sich seine einzige Tochter selbst zerstörte. So ging er zu ihrem Zimmer, öffnete die Tür ohne Vorwarnung und zog einfach die Vorhänge auf. „Crystal! Es reicht. Ich und deine Mutter werden es nicht weiter mit ansehen, wie du dich kaputt machst. Zieh dich an! Wir haben über deine Zukunft zu reden!“ Mit diesen unerbittlichen Worten verließ er das Zimmer und ging hinunter in das Wohnzimmer, in dem schon seine Frau wartete. Nach einer halben Stunde kam eine blasse, aber entschlossene Crystal in das Wohnzimmer und sagte: „Mom, Dad ihr habt recht. Ich kann nicht mein ganzes Leben lang trauern.“ Daraufhin wurde sie von ihren Eltern umarmt und von diesem Tag an zeigte Crystal niemanden mehr, wie es in ihrem Inneren wirklich aussah. Ihre Eltern wagten sich auch nie nach dem Grund für ihr Verhalten zu fragen. Sie waren einfach nur froh, dass ihr Mädchen diese Phase hinter sich hatte, wie sie zumindest dachten. Wie sie es eigentlich von Anfang an vor hatte, bemühte Crystal sich um einen Studienplatz im Ausland, denn es war schon immer ihr Traum gewesen Journalistin zu werden. Ausnahmsweise hatte Crystal dann auch Glück und erhielt eine Zusage für London. Obwohl sie immer noch sehr unglücklich war, freute sie sich sehr über diese Nachricht. Durch das Verlassen Japans erhoffte sie sich Kai endlich vergessen zu können. Dieser Plan ging aber nicht auf. Kurz vor ihrer Abreise nach England geschah etwas, dass sie noch einmal ziemlich aus der Bahn warf. Sie konnte nur noch weinen und so fanden ihre Eltern sie dann auch völlig mit den Nerven am Ende zu Hause vor. Sie wimmerte immer wieder: „Was soll ich nur machen? Ich kann das nicht!“ Crystals Mutter nahm sie erst einmal in den Arm und beruhigte ihre verstörte Tochter ehe sie nach dem Grund für ihr Verhalten forschte. „Schatz was ist passiert? Hat dir jemand wehgetan oder…?“, begann sie vorsichtig. „Mom es ist so schrecklich. Ich bin schwanger!“, flüsterte Crystal und damit war es heraus. Sie erwartete ein Kind von Kai, ihrer großen Liebe. Doch durfte sie es ihm und auch keinem anderen je sagen. Die Beiden redeten noch den ganzen Abend, aber Crystal verriet nicht von wem das Kind war. Die werdende Mutter fasste einen Entschluss. Sie würde trotz allem nach London gehen und das Kind bekommen. Auch wenn das hieß, dass sie Kai wohl nie vergessen würde. 2 Monate später: An der Universität in London hatte Crystal sich mittlerweile sehr gut eingelebt und sogar ein paar nette Menschen kennengelernt. Sie lebte in einer WG zusammen mit Carolyn und Samira, die auch Journalismus studierten. Eigentlich hatte sie die Beiden erst in der Zeitungsredaktion der Uni für die alle drei arbeiten wollten, kennengelernt. Anfangs hatte Crystal in einem Wohnheim gewohnt, aber dann hatte sie ihre zwei neuen Freundinnen gelernt, die zufälligerweise auch noch eine Mitbewohnerin suchten. Die beiden hatten auch kein Problem damit, dass in wenigen Monaten noch eine weitere Person, Crystals Baby, dazu kam. Sie hatten beide jüngere Geschwister und liebten Babys und versprachen ihr so viel Hilfe, wie möglich. Die junge Frau fühlte sich sehr wohl in ihrer neuen Wohnsituation. Dennoch gab es eine Sache, die ihr überhaupt nicht gefiel. Allerdings verlor sie darüber nicht ein einziges Wort. Samira und Carolyn waren riesige Beybladen-Fans und standen total auf die Bladebreakers und die Blitzkriegboys. Immer wieder plapperten die beiden fröhlich über ihre „Lieblinge“ und vor allem über Kai und Tala, die so süß waren. Crystal verstand sich mittlerweile perfekt darauf ihre wahren Gefühle zu verbergen und so bemerkte niemand etwas von ihren Sorgen. Auch Dancer war seit diesem schrecklichen Tag nie wieder zum Einsatz gekommen. Sie war, genauso wie alle anderen Dinge, die Crystal an Kai erinnerten in einer versteckten Kiste gelandet. Dazu gehörten Fotos und alles, was er ihr geschenkt oder besonders schön an ihr gefunden hatte. Ein überraschender Auftrag -------------------------- Die Zeit verging für Crystal wie im Flug. Ehe sie sich versah, näherte sich ihre Schwangerschaft und die damit verbundenen Sticheleien ihrer Kommilitonen dem Ende zu. So brachte die junge Frau ein kleines gesundes Mädchen zur Welt, welches sie Kaja nannte. Sie liebte ihre kleine Tochter über alles. Es war für sie das schönste ihrer Kleinen beim Schlafen zuzusehen und wie sie heranwuchs. In Samira und Carolyn hatte sie wirklich sehr gute Freundinnen gefunden. Sie taten alles, um ihre Freundin zu unterstützen ihren Traum Journalistin zu werden, trotz des Kindes, zu verwirklich. Vier Jahre später: Es war wieder einmal ein schrecklich chaotischer Vormittag für Crystal, denn sie war schon furchtbar verspätet. Sie würde unweigerlich zu spät auf Arbeit ankommen. Das alles nur, weil Kaja, ihre geliebte Tochter, neuerdings in einer Trotzphase steckte. Heute wollte sie unbedingt allein ihre Schuhe anziehen. Das kostete Crystal ungemein viel Geduld, denn leider war die Vierjährige darin noch nicht sonderlich geschickt. Gerade kam die junge Frau völlig abgehetzt im Büro, der Sportzeitung, für die sie als Journalistin arbeitete, an. Wie so oft hatte ihr Chef, auch diesmal, einen Riecher für das Zuspätkommen seiner Mitarbeiter. „Wakefield! Sie sind zu spät!“, rief er ihr quer durch die Redaktion zu. Crystal zog ihren Kopf sofort ein. Sie wusste was jetzt kommen würde. „Sie wissen was das bedeutet?“, stellte ihr Chef die obligatorische Frage. „Ja Mr. Black. Ich werde die ganze Woche nur langweilige Schreibtischarbeit oder unwichtige Artikel bekommen.“, betete die junge Frau ihre Strafe herunter. Genau das war Mr. Blacks Methode, um seine Journalisten von der, wie er es nannte, „Krankheit der Verspätung“ zu kurieren. Diesen Grundsatz verfolgte er ohne Abweichung oder Mitleid. Er hatte nämlich das Ziel aus seiner kleinen Sportzeitung, ein sehr großes Sportjournal zu machen. Doch das ging, seiner Meinung nach, nur mit Disziplin und harter Arbeit. Langsam ging Crystal also zu ihrem Schreibtisch, der genau neben dem ihrer guten Freundin Samira stand. Das war für die junge Japanerin, als sie vor 2 Jahren dort ihre Arbeit aufnahm, ein großer Grund zur Freude gewesen. Seitdem sie damals nach London kam, waren die beiden gute Freundinnen gewesen und hatten zu Unizeiten sogar mit ihrer anderen Freundin Carolyn zusammen gewohnt. Mittlerweile hatten alle drei eigene Wohnungen. Crystal lebte in einem kleinen, aber sehr hübschen Apartment mit Kaja. Samira wohnte im Moment noch allein in einer niedlichen Maisonette-Wohnung und Carolyn hatte vor etwa 3 Jahren ihren Mann Tom aus Deutschland geheiratet, dem sie dann auch in sein Heimatland gefolgt war. Die drei Frauen waren aber immer noch ständig in Kontakt und besuchten sich gegenseitig so oft es ging. Doch auch diese für Crystal so wichtigen Personen wussten nichts von ihren finsteren Geheimnissen. Sie hatte über die Jahre Kais Werdegang in stiller Verzweiflung verfolgt. Eines aber war eine große Genugtuung für sie gewesen. Boris hatte es bis heute nicht geschafft ihn auf seine Seite zu ziehen. Kai war nämlich noch immer der Leader der Bladebreakers. Populär für sein schnelles und spektakuläres Beenden von Matches. Bis heute war er seit etwa 4 Jahren ungeschlagen. Jeder Newcomer wollte werden wie er, aber niemand kam auch nur ansatzweise an ihn heran. Crystal hatte nun schon zwei Tage mit den langweiligsten Aufgaben, die das Leben eines Journalisten barg, verbracht. Doch dann wendete sich das Blatt ganz schnell für sie. „Wakefield! Ich habe einen Sonderauftrag für sie.“, verkündete Mr. Black ihr im Vorbeilaufen. „In 10 Minuten in meinem Büro.“ Mit dieser Anordnung verschwand er wieder so plötzlich wie er aufgetaucht war. Crystal machte sich also dann auf den Weg zu besagten Büro. Zaghaft klopfte sie an, da sie etwas verwirrt war. Sie hatte doch noch einige Tage der Strafarbeiten offen. „Herein!“, rief ihr Chef genervt. Crystal öffnete langsam die Tür und betrat den Raum. „Ahhh Ms. Wakefield, da sind Sie ja. Ich habe einen sehr wichtigen Auftrag für Sie. Ich möchte diesen keinem anderen Mitarbeiter geben, da ich weiß, dass Sie sehr gute Interviews führen. Womöglich die besten meiner gesamten Belegschaft. Dieses spezielle Interview ist von großer, sehr großer Bedeutung für diese Zeitung. Das ist auch der Grund, warum ich diesmal eine Ausnahme bei meinen Prinzipien für Sie mache.“, führte er bestens gelaunt seine Motive aus. Crystal war sprachlos. Noch nie gab es auch nur die Möglichkeit für einen Mitarbeiter die Anordnungen des Chefs zu ändern oder gar zu vergessen. „Darf ich fragen, wen so wichtiges ich befragen soll?“, erkundigte sie sich noch etwas misstrauisch. „Aber natürlich. Das hatte ich ja bis jetzt ganz vergessen Ihnen mitzuteilen. Ich Schussel. Sie werden den einzigartigen Kapitän der Bladebreakers, Kai Hiwatari interviewen!“ Das Interview ------------- >> Hatte ich das gerade wirklich richtig gehört? Ausgerechnet ich sollte Kai interviewen? «, dachte ich ungläubig. Ich wusste, dass das unmöglich war. Selbst wenn ich einverstanden war, würde er nie mit mir sprechen. „Mr. Brown, ich fühle mich sehr geehrt, aber ich kann diese Aufgabe nicht übernehmen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich finde es den anderen Mitarbeitern gegenüber ungerecht, wenn sie mich trotz meines Fehltrittes dieser Woche bevorzugen.“, wollte ich mich diplomatisch herausreden. Doch Mr. Brown machte meine letzte Hoffnung zunichte. „Ach papperlapapp! Ich bin der Boss und bestimme das so. Wer damit nicht leben kann, muss eben seinen Platz räumen. Wo kämen wir denn hin, wenn ich erst über die Gefühle meiner Angestellten nachdenken müsste! In 2 Stunden treffen sie sich mit diesem Kai Hiwatari im Grand Hotel.“ Es gab also keine Widerrede. Ich musste zu diesem Termin erscheinen, wenn ich meinen geliebten Job behalten wollte. Wie er wohl reagieren würde? 2 Stunden später: Ich stand vor der Tür des verabredeten Zimmers im Hotel. Ich war furchtbar aufgeregt und musste erst einmal mehrmals tief durchatmen, ehe ich klopfte. „Herein! Es ist offen.“, ertönt eine mir wohlbekannte Stimme gedämpft durch die Tür, vor der ich stehe. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Was sollte ich nur tun? Eigentlich hätte ich ihn nie wieder sehen dürfen. Ich hatte mein Wort darauf gegeben, aber nun ließ mir mein Job keine andere Wahl. Jahrelang hatte ich jeden einzelnen Gedanken an ihn aus meinem Kopf verband, doch genau in diesem Moment musste ich es mir eingestehen. Nun konnte ich mich nicht länger selbst belügen. Ich liebte ihn immer noch. Als ich eintrete, sehe ich ihn mit dem Rücken zu mir auf einem Sofa sitzen. Mir wird auf einmal eiskalt und diese Kälte legte sich wie eine Kette um mein wildschlagendes Herz. Mir fehlen die Worte und so sage ich ganz schlicht und einfach: „Hallo!“ Schweigen erfüllt daraufhin den Raum und ich muss mit ansehen wie er plötzlich erstarrt, ehe er aufstand und sich langsam zu mir umdrehte. Als er mich dann auch noch erblickte, erblasste er und fragte mich total verwirrt: „Was tust du hier? Ich denke, du wolltest mich nie wiedersehen!“ Wie immer, schwang mit seinen Worten ein gewohnt kühler Unterton zu mir herüber. Früher hatte ich immer gelacht, wenn jemand aufgrund dessen Angst vor ihm hatte, aber in diesem Augenblick konnte das niemand besser verstehen als ich. „Es tut mir leid, aber meine Arbeit lässt mir keinen anderen Ausweg.“, flüsterte ich, meinte aber mit meiner Entschuldigung eigentlich etwas ganz anderes. Wirklich leid tat mir nur, dass ich ihm, meiner großen Liebe, so wehgetan hatte und es jetzt wieder tun musste. „Was soll das bedeuten deine Arbeit lasse dir keine Wahl?“, fragte er barsch. „Ich bin die Journalistin mit der du verabredet bist.“, flüstere ich. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sehr er mich hassen musste. Ich hasste mich seit damals ja selbst. Ehe einer von uns beiden etwas sagen konnte, ertönte plötzlich das Klingeln eines Handys. Für einen Moment war mir gar nicht klar, dass es meines war. „Willst du nicht ran gehen?“, sagte Kai verächtlich. Ich nickte nur und wühlte dann mit zittrigen Händen in meiner Tasche. Endlich hatte ich es gefunden und nahm den Anruf entgegen. Ab diesem Moment war mir alles egal. Kai, das Interview und sogar mein Job. „Es…es tut mir Leid. Ich, also ich muss sofort weg. Es geht nicht anders!“, schrie ich schon fast völlig hysterisch und drehte mich weg. In diesem Moment traf ich allerdings auf Widerstand. Kai hielt mich am Arm fest und sagte dann nur ohne jegliche Verachtung: „Was ist passiert?“ Ich konnte nicht mehr denken. Ohne zu überlegen und an die Konsequenzen zu denken, flüsterte ich unheimlich traurig: „Kaja…sie ist vom Klettergerüst gefallen.“ Kai sah mich verwirrt an. „Wer ist Kaja?“ Natürlich konnte er das nicht wissen. Kai wusste nicht einmal von ihrer bloßen Existenz. „Sie ist meine Tochter und sie liegt im Krankenhaus!“ Bevor ich überhaupt protestieren konnte, hatte Kai mich zum nächsten Fahrstuhl geschoben und von da aus in einen schwarzen BMW. „Welches Krankenhaus ist es?“, erkundigte er sich. Ich beschrieb ihm den Weg und konnte in meiner furchtbaren Sorge um meine Kleine einfach nicht aufhören zu weinen. Als wir an der Klinik ankamen, parkte Kai den Wagen und öffnete mir die Beifahrertür. So wackelig, wie ich auf den Beinen war, konnte er nicht anders, als mich unterzuhaken. Es fehlte nämlich nicht viel und ich kippte um. An der Rezeption erklärte man mir den Weg zur Kinderstation. Vollkommen fertig mit den Nerven kam ich dann, immer noch gestützt von Kai, auf dem Gang an. Eine vorbeilaufende Schwester sah mich nachdenklich an und fragte: „Geht es Ihnen gut?“ Am liebsten hätte ich geschrien, dass es mir natürlich nicht gut ging, wenn meine Tochter im Krankenhaus lag, aber ich nahm mich zusammen. Stattdessen antwortete ich gefasst: „Ich suche meine Tochter Kaja. Sie muss hier vor kurzem eingeliefert worden sein, weil sie vom Klettergerüst gefallen ist.“ Die Krankenschwester nickte nur und führte uns zu einem Zimmer. Langsam öffnete ich die Tür und da war sie. Kaja saß in diesem, viel zu großen, Bett. Um ihren Kopf war ein weißer Verband gewickelt, aber ansonsten sah sie vollkommen gesund aus. Ihre kurzen graublauen Haare standen unter dem Verband kreuz und quer ab und ihre ungewöhnlichen grünen Augen, die meinen glichen und doch so anders waren. „Mami!“, rief Kaja fröhlich. Ich stürzte auf sie zu und schloss sie sofort in meine Arme. „Was machst du nur mein kleiner Schatz?“, flüsterte ich erleichtert. Ich hatte nach diesem Anruf aus dem Kindergarten das schlimmste befürchtet. „Wer ist das da, Mami?“, wollte Kaja wissen. Ich drehte mich um und sah Kai. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Was sollte ich jetzt sagen? „Ich bin Kai, ein Freund von deiner Mutter.“, nahm er mir selbst die Antwort ab. Wieso sagte er das? Er hätte alles andere sagen können, aber warum hatte er das Wort „Freund“ genutzt? Langsam erhob ich mich und sagte zu Kaja: „Ich will bloß kurz mit dem Doktor reden und komme gleich wieder, mein Schatz.“ Daraufhin verließ ich das Zimmer und dachte, dass Kai mir folgen würde. Doch ich stand vollkommen allein auf dem Gang. Kai und Kaja ------------ Ich wunderte mich wirklich sehr darüber, dass Kai freiwillig bei Kaja blieb. Früher hatte er Kinder gehasst. Hatte sich das etwa in dieser langen Zeit, die wir uns nicht sahen, geändert? Diese Frage beschäftigte mich wirklich sehr, aber trotzdem machte ich mich auf den Weg zum Arzt meiner Tochter. Ich wollte unbedingt wissen, was ihr genau fehlte. In Kajas Zimmer: Kaja sah den Freund ihrer Mutter etwas schüchtern an. Sie kannte ihn ja nicht. Eigentlich hatte ihre Mutter auch nicht so viele Freunde. Das wusste sie genau, denn sie war immer mit ihr zusammen. Nur Tante Samira und Tante Carolyn kamen zu Ihnen oder sie besuchten die Beiden. „Woher kennst du meine Mami?“, fragte sie schüchtern. Kai sah das Mädchen freundlich an und antwortete ihr. „Ich kenne deine Mutter noch von früher aus Japan.“ Kaja überlegte einen Moment. „Japan? Da war ich noch nie. Ist es dort schön?“ Kai nickte und fragte dann: „Wie alt bist du denn?“ Das kleine Mädchen überlegte nicht lange und sagte dann strahlend: „Ich bin noch 4, aber bald, da werde ich 5!“ Kai lachte und sagte dann belustigt: „Mensch, da bist du aber schon ziemlich groß. Wo ist denn dein Papa?“ Auf einmal war, das Lächeln aus Kajas Gesicht verschwunden. Sie schien sogar ziemlich traurig zu sein. „Ich habe keinen Papa. Mama sagt immer, dass er mich ganz doll lieb hat, aber er kann nicht bei uns sein, weil er sehr, sehr viel arbeiten muss. Aber eines Tages, hat mir Mami versprochen, wird er kommen und uns holen. Dann habe ich eine richtige Familie.“ Kai war sichtlich verwirrt, aber fing sich sehr schnell wieder. “Sag mal, wie bist du denn vom Klettergerüst gefallen? Hast du dich nicht festgehalten?“ In diesem Moment sah Kaja ziemlich erschreckt aus und wurde ganz still. Es war unmöglich nicht zu bemerken, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. „Komm mir kannst du es doch erzählen. Ich werde auch nichts verraten. Großes Ehrenwort.“, sprach Kai dem Mädchen verschwörerisch Mut zu. Dann begann das Mädchen über den Unfall zu sprechen. „Ich habe etwas aus Mamis Schrank genommen, weil es sooo schön aussah. Im Kindergarten war aber wieder dieser blöde Tom. Der hat es mir geklaut. Er hat gesagt ich muss ganz oben auf das Klettergerüst rauf, wenn ich es wiederhaben will und da bin ich gefallen.“ Mit jedem Wort klang das kleine Mädchen immer bedrückter und wurde auch leiser. „Was hast du denn weggenommen?“, wollte Kai wissen. „Es war ein Beyblade, wie die Jungs es alle haben. Aber es war viel schöner, weil da ein Pferd mit Flügeln drauf war.“ In diesem Moment war das laute Klirren von Glas zu hören. Crystal konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie hatte Dancer all die Jahre so gut versteckt. Wie konnte Kaja es finden? Vor lauter Schreck hatte sie das Glas Wasser, was sie in der Hand hielt, fallengelassen. Ihre Tochter sah sie mit schreckgeweiteten Augen an, aber Kai schien das alles mal wieder überhaupt nicht zu beeindrucken. Er sagte lediglich: „Kaja, du solltest dich bei deiner Mutter entschuldigen und es ihr zurückgeben.“ Daraufhin stand er auf und bewegte sich in Richtung der Tür. Auf Crystals Höhe blieb er stehen und sprach das aus wovor sie solche Angst hatte. „Wir müssen reden. Ich warte draußen.“ Crystal ging, nachdem Kai weg war, an das Bett ihrer Tochter. Kaja hatte mittlerweile Dancer herausgeholt und weinte bitterlich. Es tat ihr so schrecklich leid, was sie getan hatte, aber Crystal schimpfte sie nicht aus. Sie nahm sie einfach nur wortlos in den Arm. „Ist schon gut mein Schatz. Hauptsache dir ist nichts Schlimmeres geschehen Und jetzt versuch zu schlafen.“ Eine ganze Weile wiegte sie Kaja in den Armen und summte ihr etwas vor. Als die Kleine dann endlich schlief, trat sie aus dem Zimmer. Kai stand wirklich dort und wartete. „Warum hast du mir nie etwas von Kaja gesagt?“, wollte er direkt wissen. Crystal fühlte sich schrecklich unwohl. Sie wusste, dass sie lügen musste. Würde sie die Wahrheit sagen, dann könnte allen die ihr wichtig waren etwas passieren. Boris hielt immer seine Drohungen ein. Das hatte Kai ihr damals selbst erzählt. Also antwortete sie betont gleichgültig: „Und was hätte das geändert? Ich habe dich nicht mehr geliebt und so wäre ich dich nie losgeworden!“ Crystal wusste wie hart das klingen musste, aber ihr blieb keine andere Wahl. Daraufhin wollte sie sich umdrehen und weggehen, weil sie es für das einzig richtige hielt. Doch so leicht lies Kai sich nicht abwimmeln. „Crystal! Kaja ist meine Tochter. Das sieht ein blinder mit einem Krückstock. Im übrigem glaube ich dir dieses Gerede nicht mehr. Was ist damals passiert?“ Kai wusste, dass damals irgendetwas vorgefallen sein musste. Das hatte ihm die Geschichte, die Kaja über ihren Vater erzählt hatte, gezeigt. Außerdem machte es ihn sehr stutzig, das Crystal Dancer verborgen hielt. Früher hatte sie ihn manchmal nicht einmal nachts aus der Hand gelegt. "Urlaubspläne" -------------- Kai hielt Crystal immer noch am Arm fest. Er sah sie mit einem seiner unergründlichen Blicke an. Man konnte dann nie erkennen was er genau dachte, aber er schien sehr sauer zu sein. Plötzlich riss sich Crystal ohne jegliche Vorwarnung los. „Halt dich aus meinem Leben und dem meiner Tochter raus Kai! Ich will dich nie wiedersehen!“, rief die junge Frau. Dann drehte sie sich um und lief davon. Kai blieb allein zurück. „Als wenn ich dich wieder so einfach aufgeben würde.“, sprach er zu sich selbst ehe auch er davonging. Zwei Tage später: „Mama!“, rief Kaja, als ihre Mutter ihr Zimmer im Krankenhaus betrat. Sie freute sich unheimlich Crystal zu sehen, da sie sich ohne sie immer so einsam fühlte. „Hallo mein Schatz! Ich hab eine Überraschung für dich.“, begrüßte die junge Frau ihre Tochter. Kaja strahlte daraufhin wie ein kleines Honigkuchenpferd. Sie liebte es, wenn sie von ihrer Mutter überrascht wurde. Es waren immer sehr schöne Idee, die Crystal hatte. Manchmal war es ein Besuch im Zoo, weil Kaja Tiere so gern beobachtete oder sie gingen ein Eis essen. Für Kaja waren das immer die schönsten Tage, weil sie ihre Mutter für sich allein hatte und sie dann auch nicht arbeiten musste. Deshalb war sie auch sehr gespannt, was es wohl diesmal sein würde. Kaja sah ihre Mutter erwartungsvoll an. „Du darfst heute nach Hause und dann fahren wir morgen in den Urlaub, aber wohin wird nicht verraten!“ Kaja jubelte und hüpfte vor Freude in ihrem Bett herum. Crystal Reaktion darauf war nur ein gequältes Lächeln. Sie war froh, dass ihre Tochter noch so klein war und noch nicht alles verstand. Der sogenannte Urlaub war nämlich schlichtweg eine Flucht vor der Vergangenheit. Crystal hatte am Vortag ihren Job verloren nachdem ihr Chef erfahren hatte, dass sie „das exklusivste Interview des Jahres“ versaut hatte, wie er sich ausdrückte. Aber es wurde noch schlimmer. Am Abend sank die junge Frau erschöpft auf ihr Sofa, um noch etwas fernzusehen und beim durchschalten blieb sie bei den Nachrichten hängen. Dieser Tag war wirklich der reinste Horror. Es war das komplette Team der Bladebreakers zu sehen und sie verkündeten bei einer Pressekonferenz, dass sie alle zusammen für unbestimmte Zeit in London leben würden. Als Grund gaben sie an, dass sie in Europa nach neuen Herausforderungen suchen wollten. Crystal sackte in sich zusammen und begann hemmungslos zu weinen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wieso musste Kai sich und alle anderen auch mit seiner Hartnäckigkeit in Gefahr bringen? Die junge Frau war sich sicher, dass diese Idee von ihm stammte, denn er war schließlich auch der Leader des Teams und traf solche Entscheidungen. Nachdem Mutter und Tochter das Krankenhaus verlassen hatten, fuhren sie mit einem Taxi nach Hause. Dort angekommen, begannen sie ihre Sachen für den „Urlaub“ zu packen. Kaja wollte unbedingt alle ihre Spielsachen mitnehmen und versuchte diese in ihren kleinen Koffer zu verstauen. Das funktionierte natürlich nicht. Das kleine Mädchen schaffte es damit ihre Mutter das erste Mal seit dem letzten Tag zum Lachen zu bringen. Als dann endlich alles gepackt war, aßen die beiden noch gemeinsam zu Abend und gingen früh schlafen. In dieser Nacht wollte Kaja auch nicht allein in ihrem Zimmer sein. Das kleine Mädchen schien unbewusst zu merken, dass ihre Mutter in der aktuellen Situation nicht allein sein konnte. Sie schlich sich nämlich etwa eine halbe Stunde nachdem Crystal sie zu Bett gebracht hatte in deren Zimmer. Ihre Mutter schlief schon und so kroch sie schnell mit in das große Bett und kuschelte sich mit unter Crystals Decke. Diese war durch die ungewöhnlichen Geräusche allerdings wach geworden, denn das kleine Mädchen machte doch ziemlichen Lärm, obwohl es versuchte so leise, wie möglich zu sein. Doch Kaja bemerkte nicht, dass ihre Mutter sie beobachtete, denn diese sagte keinen Ton und tat so, als wenn sie immer noch schlief. So verbrachten die beiden die Nacht eng an einander gekuschelt. 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