Collection of Emotions von -Nox- (OS - Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel - Kold en synd --------------------------------- Das einzige Geräusch welches die tiefe Stille zwischen den beiden Person unterbrach, die zusammen auf dem großen Sofa saßen und wortlos in die knisternden Flammen blickten, war das Flattern von Flügeln und ein leises Bellen, welches von einem Zimmer fern ab von ihrem Aufenthaltsort ausging. Die Lichter des viel zu großen Weihnachtsbaumes wechselten in Minutenabständen die Farben, verwischten die Konturen ihrer Umgebung mit Rot, Blau und Weiß. Keines der geplanten Geschenke war bereits unter den großen Nadelbaum vorhanden, einige davon versteckten sich in den Komoden, welche das Wohnzimmer zierten, ander würden wohl unter Finnlands Bett ihre Ruhe finden, so lange, bis sie auserkoren dafür waren, geöffnet zu werden. Welch ein idiotisches Fest dieses Weihnachten doch war. All die geliebten Menschen kamen zusammen um sich reich zu beschenken und damit zu vermitteln, wie viel der Andere ihnen damit bedeutete. Doch war ein Geschenk wirklich notwendig um solche Gefühle zum Ausdruck zu bringen? Reichten nicht Worte, Gesten, einfach Momente, in denen es wichtig war, gerade diese Gefühle zu offenbaren und frei zu zeigen? Wohl reichte dieser Gedanke nicht aus um die Menschen von seiner Ansicht zu befriedigen. Weihnachten, das Fest der Liebe? Idiotisch … „Wenn du weiterhin so eine Miene ziehst, friert dir dein Gesicht ein und du wirst ein Leben lang damit gestraft sein wie Schweden auszusehen..“, egal mit welcher Kälte und Monotonie diese Worte von Norwegen ausgingen, so hatten sie dennoch einen kleinen Witz in sich. Klein genug um ihn zu ignorieren und nicht darüber zu lachen. So entschied sich Iceland dazu kein Wort weiterhin von sich zu geben und starr die Flammen zu fixieren, die mit jeder Minute die verging, kleiner und kleiner wurden. Vielleicht sollte man etwas Kohle nachlegen um die Wärme dieser prachtvollen Farben weiterhin genießen zu können. Doch wozu sich dafür erheben? Irgendwann würde das Feuer ausgehen, spätestens dann, wenn Finnland sich dazu entschied, die Feier für diesen Abend zu beenden. Weihnachten dem Ende zuzuneigen. Leider Gottes würde auch dieses Jahr die gleiche Erfahrung folgen wie die Jahre zuvor, denn er war so in dieses närrische Fest verliebt, das es wohl bis früh in die Morgenstunden gefeiert werden musste. „Sollen wir etwas Holz nachlegen? Es wird langsam kalt..“, erneut riss die Stimme seines Bruders Iceland aus seinen Gedanken. Dieses Mal hielt er es sogar für nötig sich zu Norwegen umzudrehen und ihn aus seinen blassen lilafarbenen Augen zu mustern. „Tu’s doch..“, eine schlichte, nicht sonderlich freundliche Antwort, doch immerhin hatte Norwegen es geschafft Iceland an dem heutigen Abend überhaupt einen Satz zu entlocken. Was für ein patziges Verhalten er heute an den Tag legte, war wirklich widerlich, und tief in seinem Inneren war Iceland das bewusst. So bewusst das die Tatsache schmerzte diese Kälte sogar seinem eigenen Bruder entgegen zu bringen. Doch er hatte es so gewollt. Er hatte sich gegen ihn gestellt, auf eine Art und Weise, wie es mehr schmerzte als der Verrat eines einfachen Freundes. „Wie kannst du wegen solch einem banalen Grund nur solch einen Mangel an Seriosität an den Tag legen..“, achtlos war Norwegen von seinem Platz aufgestanden, was dazu führte, das Iceland auf dem Sofa zurückfiel, die Stütze seines Rückens war mit einem Mal verschwunden und eine Kälte machte sich bemerkbar die deutlich identifizierbar mit dem Charakter des Winters war. Ein Winter, den er erneut alleine verbringen konnte. „Wer hat denn einfach so beschlossen sich kurzer Hand ein anderes Zimmer zu nehmen nur weil der Säufer einem schöne Augen gemacht hat?!“, Icelands Stimme wurde kräftiger, während er sich auf dem Sofa ausbreitete uns sämtlichen Platz der noch geblieben würde einzig alleine für sich beanspruchte. Nun war es ohne weitere Umspielung dazu gekommen, dass er den Grund für seine Laune ausgesprochen hatte, welcher eigentlich hätte ein Geheimnis bleiben sollen. War es nicht verständlich das er sich seinem eigenen Bruder gegenüber verraten fühlte obwohl sie sich schon Monate zuvor einig gewesen waren, sie würden wenigstens dieses Weihnachtsfest zusammen verbringen. Doch nun? Nun schien Norwegen nicht einmal eine Antwort auf seine Worte parat zu haben. Oder er ignorierte ihn komplett. Beides wäre möglich, Ersteres jedoch eher unwahrscheinlich. „So?“ Iceland verzog das Gesicht. ‚So?’ mit diesem einfachen Wort war es also getan? Mehr wusste er als Erklärung nicht? Mehr war er nicht würdig? „Mehr als ein ‚so?’ fällt dir dazu nicht ein? Reizend wie immer..“, mit diesen Worten hatte er sich auf dem Sofa zur Seite gedrehte, seinem Bruder den Rücken zuwandte, welcher erst jetzt wieder die hellen Augen von dem Kamin abwandte und zurück zu seinem vorherigen Platz blickte. „Was sollte ich Weiteres dazu sagen? Ich bedauere meine Entscheidung nicht im geringsten, deshalb wäre es falsch dir nun falsches Mitleid zu schenken..“ „Geh einfach..“, wieso hatte er nicht einfach seinen Mund gehalten? Nun würde den kompletten Abend über die Laune der Beiden die komplette Stimmung zu Boden reißen. Wie ein schwerer Stein welcher auf die Flügel eines Vogels gefallen war und ihn daran hinderte den Kurs zu halten. Erst als Iceland Schritte vernahm, die sich mit einem langsamen Tempo von ihm entfernten, atmete er aus, ein leises, vielsagendes Seufzen… „Ist der Baum nicht herrlich geworden? Ein wahrer Schatz!“, die strahlende Stimme von Finnland durchbrach das erneut angebrochene Schweigen der skandinavischen Länder. „Gut gut, beginnen wir, los sofort!“, ein leises Poltern ertönte und Fin hatte ein Geschenk unter dem Baum hervor gekramt welches er Norwegen entgegenhielt. Dicht gefolgt von zwei Weiteren für Dänemark und Iceland. Im Einklang ertönte ein ‚Danke’ nur Iceland schwieg und nickte sachte. Erst jetzt wandte Finnland sich zu Schweden um, welcher neben ihm saß und den Jüngeren mit einem sachten Blick musterte. „Ich habe dich natürlich nicht vergessen Su-san..“, es waren leise Worte, gefolgt von einer kurzen Hand Bewegung welche Schweden einen weichen Schal um den Hals wickelte. Das Lächeln von Finnland wurde sanft, ein sachter Rotton umspielte seine Wangen. „Frohe Weihnachten..“, die Stille des Augenblickes wirkte magisch, so betörend und vielsagend, dass er am liebsten in den Armen des Größeren versunken wäre, wäre da nicht… „FROHE WEIHNACHTEN!“, mit einem lauten Schrei hatte Dänemark Norwegen an sich gezogen, was dieser mit einem nicht sonderlich begeisterten Gesichtsausdruck hinnahm, tätschelte den größeren jedoch Sekunden später freundlich den Kopf. „Kein Grund laut zu werden..“, war die leise Antwort des Blonden, gefolgt jedoch Selbst von einem sachten Lächeln welches im Gelächter von Dänemark komplett unterging. Zumindest soweit das es niemand gesehen hatte bis auf Iceland selbst. Die Musik rund um sie herum war verstummt während er realisierte was hier eigentlich vorging. Finnland und Schweden würden sich bald schon in ihr Zimmer begeben und für sich selbst Weihnachten feiern. Sein Bruder und dieser Säufer hielten es bereits jetzt schon für nötig zu zeigen, was sie vorhatten und er? Er hatte immer noch das Geschenk, welches er selbst als Einzigster besorgt hatte, in seinen Händen liegen. Wie weit war er gereist um dieses verdammte Teil zu bekommen? Zu weit um die Kilometer Rechnung anzuwenden. Sollte er ihm einfach das Geschenk geben, ohne dabei auch nur zu hoffen, dass er selbst noch eines bekommen würde? Das von Fin war sowieso wieder viel zu herrlich anzusehen als das man weitere Geschenke erwartete. „Nori..“, sofort hatte der Bruder aufgehorcht und sich aus der Umarmung von Dänemark befreit. Ein fragender Blick sollte reichen um Iceland mitzuteilen das er weiter sprechen konnte. Doch dieser schien selbst weitere Worte für unnötig zu halten, überreichte das kleine Paket und wandte sich danach wieder ab… Ein leises Lachen durchflutete den Raum als Dänemark sich schließlich auf das weiche Bett fallen ließ und ein lautes Seufzen von sich gab. Norwegen stand weiterhin etwas nachdenklich an der Tür gelehnt da und blickte auf das immer noch verschlossene Päckchen in seinen Händen. Sollte er es jetzt öffnen oder am nächsten Morgen? „Heute oder Morgen?“, die Frage galt niemand anderen als den Blonden welcher bereits das Bett komplett für sich in Anspruch genommen hatte. „Heute.. und beeil dich..“ Wie nicht anders zu erwarten war genau jene Art von Antwort gekommen, die Norwegen erwartete hatte. Vorsichtig begann er damit die silberne Seidenstoffschleife zu öffnen und das weinrote Geschenkpapier sorgfältig von der braunen Schachtel zu entfernen, die mit sanften Gravierungen verziert war. Eine Holzschachtel? Iceland hatte früher einfallsreichere Ideen gegenüber Geschenkideen gehabt. „Was ist es?“, die Neugier von Dänemark schien von Sekunde zu Sekunde zuzunehmen. „Schachtel..“, vielleicht war die Antwort ein wenig zu knapp um den Anderen darüber in Kenntnis zu setzten um was es sich hierbei wirklich handelte doch weiter darauf eingehen würde Norwegen nicht. Es lang nicht in seiner Natur alles auf die Nase von Anderen zu binden, immerhin gab es noch so etwas wie Privatsphäre und diese galt in solch einem Moment einzig alleine seinem Bruder. Zum Glück hatte er dafür gesorgt, das auch dieser sein Geschenk erhalten würde. Mit einem leisen Geräusch fand die kleine Schachtel Platz auf der hölzernen Komode, geöffnet, jedoch nicht bereit ihre wohltuenden Klänge den Ohren des Fremden in diesem Zimmer preiszugeben.. „Du alter Spießer, jetzt schwing deinen Arsch hier her, bevor ich wirklich noch aufstehen muss..“, augenblicklich hatte Norwegen zu lachen begonnen, ein herausforderndes, spielerisches Lachen. „Dann bekommst du wieder schwache Beine, wenn du mir zu Nahe kommst..“, der Konter hatte gesessen, denn Dänemark war mit einem Mal aufgesprungen und funkelte seinen Gegenüber herausfordernd an. „Ich glaube nicht..“ „Ich schon..“ Diese Worte waren es gewesen, welche schließlich dazu führten, dass er Norwegen grob am Arm gepackte hatte und mit einem gewaltigen Ruck den Kleineren in seine Arme befördert hatte, gefolgt von einer Berührung empfindlicher Körperzellen. Weiche Lippen trafen auf ein raues Gegenpaar, welches noch eine Spur von Weihnachtspunsch auf sich trugen… Weihnachten, das Fest der Liebe, egal welche Art von Liebe es war. Sie hatten dieses Fest immer zusammen verbracht, egal in welchem Sinne. „Wie kannst du nur solch eine Dreistigkeit besitzen das hier zu wagen?“, die Stimme von Norwegen war ein leises, schwankendes Flüstern. „Als ob ich mir Gedanken darüber machen würde, was ich tu..“, das freche Grinsen von Dänemark wurde breiter, während seine Arme sich besitzergreifend um den Körper des Kleineren schlangen. „Wag es nicht..“ „Dafür ist es zu spät..“, erneut ging das Gespräch in einen vielsagenden Kuss über. Die kleine Koboldfee, tief versteckt im Grün des Innenlebens der Spieluhr grinste wissend Dänemark und Norwegen entgegen … Das leise Knarren einer sich schließenden Tür zeugte davon, dass nun auch die letzte Person auf ihr Zimmer verschwunden war. Wortlos blickte Iceland auf das leere Bett, die Decke war ausgebreitet, beinahe so als hätte jemand mit Absicht seine Schlafruhe zerstört. Ein leises Seufzen war die Folge, bevor er sich das Jackett vom Rücken streifte, dieses wortlos über die Lehne des alten Schaukelstuhls warf und sich mürrisch auf das Bett fallen ließ. Augenblicklich zuckte er auf, ein kräftiger Schmerz hatte seinen Rücken durchbohrt, als hätte man ihn etwas ins Bett gelegt, um genau diesen Effekt zu erzielen. „Idioten.. alles Idioten..“, die Ärgernis in seiner Stimme war deutlich zu hören und am liebsten hätte Iceland seine Sachen gepackt und dieses verfluchte Haus mit seinen Insassen verlassen. Doch er wusste selbst zu genüge, dass er dies nicht tun würde. Im Gegenteil, morgen würde er lächelnd den Anderen entgegen treten. Mürrisch hatte sich Iceland wieder aufgerichtet, die Decke zurück geschlagen um festzustellen das unter dieser sich ein weiteres Weihnachtsgeschenk verbarg. Überrascht hob er beiden Augenbraun hoch. Zaghaft näherten sich die schmalen Finger die blaue Schleife, zogen an dieser, woraufhin sie sich komplett von dem weißen Papier löste, welches die Schachtel umgab, in der sein Geschenk versteckt war. Natürlich wusste er, wer ihm dieses Geschenk hier gelassen hatte, und umso mehr ließ er sich Zeit, Stück für Stück das Papier zu beseitigen, bis nur noch die Schachtel übrig war, die es galt nun zu öffnen. Für einen Moment zögerte er, klappte dann jedoch den Deckel des Holzes auf, um überrascht auf den silbernen Stoff zu blicken, welcher ihm elegant entgegen funkelte. Die eben noch gequälten Lippen formten ein Lächeln, als er den Zettel erblickte, welcher auf den Handschuhen und dem Schal platziert lag. Der Winter wird dieses Jahr deutlich kühler werden als zuvor. Wir müssen ein wenig vorsorgen nicht? Es hat gedauert die passende Farbe zu finden doch ich denke, dass sie dir genau entspricht. Nein, ich weiß, dass sie es tut. Ich hoffe dieses kleine Geschenk gefällt dir und zeigt dir, dass du mir bei Weitem nicht egal bist. Wenn du diesen Brief auch nur einer Person zeigt, schläfst du in Zukunft unter einer dicken Eisschicht in der Arktis. Unter dem weichen Stoff der beiden Geschenke befand sich außerdem eine Tüte Licorice Candy, welche mit führerischen Farben Iceland entgegen strahlte. Ein Grinsen bildete sich auf den schmalen Lippen. Hatte er erwartet dieses Jahr keinen Beutel mit gefüllten Leckereien zu bekommen? Nein – er hatte gewusst das Norwegen dieses Geschenk niemals ersetzen würde… Und außerdem solltest du es vermeiden dich damit zu überfressen, sollen angeblich nicht ganz so gesund für den Magen sein. _____ So das war der Beginn meiner OS Reihe xD... es wird immer ein wenig dauern bis ich Zeit zu schreiben habe (oder Ideen finde) daher freue ich mich immer wieder über Vorschläge! Kapitel 2: Kapitel 2 - True Tears --------------------------------- True Tears Es ist lächerlich nicht? Es ist lächerlich zu erwarten dass sich irgendetwas noch einmal ändern wird oder? Die gemeinsame Zeit ist vorbei und letztendlich wird einem doch mehr als nur schmerzhaft bewusst, dass es eben nicht hätte sein sollen. Das Schicksal wollte diese Bindung nicht weiterhin unterstützen und zerbrach sie letztendlich mit einem einzigen, qualvollen Stoß mitten in das so zerbrechliche, schwache Herz. Und nun? Nun versucht der Körper, die Seele, alles diese Wunde zu heilen, wobei die Realität doch ganz genau uns offenbart, dass solch eine Wunde niemals wirklich heilen wird. Denn wenn sie heilen will, müsste man sämtlichen Kontakt zu der Außenwelt abbrechen, in der Hoffnung, nie wieder einem Menschen zu begegnen, der einem erneut solch ein Gefühl offenbaren kann. Das wäre unmöglich. Jedenfalls in der heutigen Zeit… Es wird immer ein Herz geben, welches verletzt wird, während das andere ungeschoren davon kommt. Niemals wird es beide Herzen treffen. Niemals. Oder siehst du das anders mein Freund? Mein alter Freund? Mein Liebster… Mein… ein und alles, was du nun nicht mehr sein willst…. Der Schneefall der Nacht hatte aufgehört und hinter den düsteren grauen Wolken zeigten sich langsam aber sicher die hellen Sterne, die die Nacht in ein angenehmes Licht der Vertrautheit hüllten. Sternklare Nächte bedeuteten eigentlich dass es noch kälter werden würde, als in einem bewölkten Zustand das Wetter es zuließ, doch Toris musste sich eingestehen, dass sein Gefühl gegenüber Kälte und Wärme mittlerweile schon so abgestumpft war, dass er kleine Veränderungen der Temperatur kaum wahrnehmen würde. Es war bestimmt bereits Stunden her, seit er seine Reise angetreten hatte und mittlerweile war die Ankunft an dem angesteuerten Ziel wahrlich fraglich geworden. Der plötzliche Schneefall hatte ihn überrascht und trotz des dicken Mantels den er trug, trotz des kräftigen Schals, trotz der Tatsache, das sich Litauen schon nahe an der Grenze von Russland befand, sah man ihm an, dass diese doch recht kurze Reise bereits schon einiges bewirkt hatte. Beginnend bei Selbstzweifel bis hin zu der Tatsache, dass sein Körper sich bereits taub und entkräftet anfühlte, waren sämtliche Gefühle darin vertreten und dennoch, dennoch hielten die schmalen Beine in ihrem Treiben nicht an, transportierten den immer schwerer werdenden Körper Schritt für Schritt voran, in ein Land, welches dazu bestimmt war, eine plausible Erklärung für sein Handeln zu erhalten. Ob der Grund dieser Reise nun aus Trotz entstanden war, oder ob es letztendlich an dem zuletzt geführten Gespräch gelegen hatte konnte Litauen mittlerweile nicht einmal mehr wirklich sagen. Fakt war, das sein Aufbruch spontan und überstürzt gewesen war. Lettland und Estland hatten versucht ihn aufzuhalten, hatten versucht ihm einzureden, dass es sinnlos war nun solch eine Aktion zu wagen, vor allem da er nicht einmal wusste, ob sein Handeln überhaupt etwas bezwecken würde, doch vom Übermut und von der Wut gesteuert hatte Toris nur gelächelt und war gegangen. Gegangen ohne auch nur ein Wort des Abschied zu sagen. Unpassend für ihn, doch daraus konnte man schließen, dass diese Geschichte, so absurd sie für Außenstehende wohl klingen mochte, wirklich nahe ging. Immerhin ging es hierbei um eine Person, welche ihm unglaublich nahe stand, trotz der Tatsache, dass sie sich lange Zeit nicht gesehen hatten und lediglich heimlich hinter den Rücken des Tyrannen telefonierten. Doch heute Abend war dieses Telefonat ausgeartet und hatte in einer unglaublichen Schreierei geendet, in der letztendlich sein lieber, guter, langer Freund mit einer solchen Wut den Hörer auf die Gabel geknallt hatte das Toris ein eiskaltes Gefühl durchzogen hatte. Ein Gefühl, kalt wie die Schneide eines Dolches, welcher tief in sein Herz eingedrungen war. Daraufhin hatte er sich vollkommen gegen seinen Charakter einen Mantel übergeworfen und war nach draußen in die kalte Nacht gestürmt. Das seltsamste an der ganzen Situation war jedoch, dass er Russland auf den Weg nach draußen begegnet war, dieser ihn jedoch nicht aufgehalten hatte. Im Gegenteil. Er hatte ihm kurz am Handgelenk gepackt, zurück gezogen, ihm einen Schal über den Hals geworfen und mit einem gefährlichen Lächeln gesagt dass es heute Nacht kalt werden würde, in der Sprache, welche seiner Heimat angehörte. Wie gut, das er über die Jahre hinweg russisch gelernt hatte und diese Dinge mehr als nur gut verstehen konnte um sich peinlichen Situationen zu entziehen und zu verstehen, was man zu ihm sagte, welche Befehle anstanden was er… zu tun hatte. „Ich hasse dich“, die Worte verließen in einem gehauchten Flüsterton die zitternden Lippen von Toris, er verschränkte die Arme vor seiner Brust etwas stärker um den aufkommenden Windhauch keinen Eintritt unter seine Kleidung zu gewähren. Worüber hatten sie sich noch einmal gestritten? Er erinnerte sich noch ganz genau an den Wortlaut seines Freundes. Diese, kleine versteckte Anspielung von Feliks, welche ihn eiskalt dazu getrieben hatte, laut zu werden. ‚Oh du musst schon wieder auflegen? Scheinst wohl mit dem edlen Herrn Ivan einen schönen Abend zu planen was? Schon gut, lass dich nicht aufhalten, ich habe schon verstanden, wirklich, total. Ist kein Problem für mich, ich hab auch noch zu tun‘ – und in diesem Moment, zeitgleich wo Polen seine Stimme gesenkt hatte, hatte Litauen die seine erhoben. ‚Wie kannst du es wagen mir so etwas zu unterstellen? Du weißt ganz genaue wie es WIRKLICH ist‘ – doch das stimmte nicht. Im Grunde wusste sein alter Freund nichts. Nichts von dem was er durchmachte, nichts von dem was er fühlte, nichts von dem, was er dachte, kurz bevor sich seine Augen nachts schlossen und sein Geist in die friedliche, heilige Traumwelt überging. Und wie hätte Feliks auch wissen sollen wie es wirklich war? Toris hatte all seine Gefühle immer hinter einem freundlichen Lächeln versteckt mit dem Worten, dass es ihm gut ging, dass nichts war. Und anhand eines Telefonates konnte man nicht die Mimik eines Menschen bewerten, so hatte sein alter Freund niemals die Chance gehabt, unter den Zeilen zu lesen. Darin war er gut, doch nur, wenn sie sich gegenüber standen. Oft hatte er zwar nachgefragt, ob dies wirklich so war, doch Toris hatte mit aller Kraft versucht ihm zu versichern, dass es so war wie er sagte. Irgendwann schien Polen es ihm geglaubt zu haben… Irgendwann war dieses Gesprächsthema nicht mehr wichtig gewesen und sie hatten aufgehört den jeweils anderen zu fragen wie es ihm ging. Irgendwann, hatten sich ihre Gespräche verändert. Irgendwann, hatte Litauen nur noch den Worten seines Freundes gelauscht, in der Hoffnung, sie konnten sie Regungen in seinem Inneren beruhigen. Doch je länger er von Feliks getrennt war, desto deutlicher waren sie geworden. Und dann, war es schließlich ausgeartet. Erschrocken zuckte Toris zusammen, als er über ein nicht identifizierbares Objekt stolperte, fühlte wie sich seine Knie in den kühlen Schnee bohrten und seine Hose in Feuchtigkeit tauchte. Ein quälender Laut verließ seine Lippen, ein Seufzen, gefolgt von dem Versuch sich aufzurichten. Vergebens. Es hatte doch keinen Sinn weiter zu gehen. Er war bestimmt noch nicht weit voran gekommen und mittlerweile… Den Blick sachte anhebend realisierte Toris verschwommen, dass bereits die Sonne aufging, die wärmenden Strahlen versuchten ihn dazu zu animieren aufzustehen, weiter zu gehen, weiter zu kämpfen, doch der Körper war am Ende, hatte keine Kraft mehr, schon lange aufgegeben. So verweilte er im kühlen Schnee, spürte die heißen Tränen sich in seine Augen bannen, wie sie nach draußen wollten, den Gefühlen freien Lauf gebend, die kühlen Wangen mit ihrer Wärme ein wenig tröstend. Doch letztendlich waren sie nur ein Zeichen dafür, dass die Reise hier zu Ende war. Und er hatte nichts erreicht. Nichts… „Das ist jetzt nicht dein ernst oder?“, Toris zuckte unvermeidlich zusammen. Vor ihm hatte sich eine Gestalt aufgebaut, eingehüllt in einem hellen Mantel. „Ich wusste ja schon immer dass du ein Schwächling bist, aber dass du so leicht aufgibst hätte ich wirklich nicht von dir gedacht, echt nicht. Wo bleibt dein Kampfgeist Liet?“, Kampfgeist? War diese Gestalt vor ihm echt? Das war nicht möglich, das konnte nicht sein. Er konnte nicht dieselbe Idee wie er selbst gehabt haben. Er musste durch Zufall hier sein. „Was…?“, die Stimme von Litauen versagte und er ließ wieder seinen Blick sinken, den Gedanken hegend, dass diese Stimme, welche er vernahm, nur eine Einbildung war. Genau, die Kälte hatte ihn besiegt und das hier war die Strafe dafür dass er so töricht gewesen war, einer aussichtlosen Situationen Jahrelang hinterher zu laufen. „Was ich hier mache? Nun, man sagte zu mir du wärst Hals über Kopf nach draußen in die Nacht gestürmt nachdem ich aufgelegt hatte und irgendwer muss dich ja suchen bevor du in dieser Kälte noch das Zeitliche segnest“, es folgte ein Lachen von der Gestalt direkt vor ihm, welche Toris erneut dazu zwang, sachte den Blick anzuheben, in das so bekannte Gesicht seines Freundes zu blicken, welcher ihn mit einem deutlichen Lächeln musterte. Ein Lächeln welches sagte, dass er ihm nicht böse war, dass dieses ganze Gespräch einfach nur ein Missverständnis gewesen war. Dass er ihn niemals so etwas Anklagendes hatte sagen wollen. Dass sie weiterhin die besten Freunde waren. Dass das ganze unbedeutend war und vergessen werden musste. Dass sie nun endlich wieder beisammen waren. Toris lächelte sanft, spürte immer noch die Tränen, welche in seinen Augen festsaßen die Feliks fixierend ansahen. „Ich… Ich liebe dich!“ „Und wegen diesen drei Worten bringst du dich fast um, total uncool wirklich, das hätte am Telefon auch vollkommen gereicht, wirklich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)