Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 22: Du bist toll! ------------------------- Cole Sie tanzten eine Weile so weiter, wobei Coles Blick nicht eine Sekunde von Antonins Gesichtszügen wich, bis schließlich ein langsameres Lied angespielt wurde. Cole ließ seine Bewegungen ebenfalls langsamer werden, zog Antonin ohne lange zu überlegen, nahe an sich heran, um, wie viele andere auch, zu den langsamen Beats enger zu tanzen, wobei er seinen Arm wieder um Antonins Schulter legte, seinen Gesicht ein wenig in der Halsbeuge des anderen vergrub, als müsste er sich kurz ein wenig ausruhen, als sei Antonin der Ruhepol dafür. "Sag, wenn du eine Pause brauchst", wisperte er gegen die Haut des anderen, die durch das geöffnete Hemd sichtbar wurde. Er merkte, dass er durch das Tanzen ins Schwitzen gekommen war, was dem anderen nicht anders ging. Antonin roch gut, stellte er in diesem Moment wieder fest. Antonin Sich ein wenig hin und her gerissen über die Lippen leckend, um sie zu befeuchten, ließ er es dennoch zu, als Cole ihn dann schließlich sogar als eine Art Anker benutzte. Wie würde das für einen Außenstehenden wirken? Vielleicht wie zwei Kerle, die scharf aufeinander waren? Und vielleicht waren sie das ja sogar, aber alles für das ‚Danach‘ fehlte. Cole würde sich nicht auf ihn einlassen und umgekehrt. So hielt er jenen relativ gesichert an den Hüften und ließ sich mit der langsameren Musik mittreiben. Man sollte sich in solchen Situationen vielleicht nicht auch noch selbst einen gedanklichen Overload zufügen, zudem er sich sicher war, der einzige von ihnen beiden zu sein, der sich überhaupt Gedanken dazu machte. Das Ganze war an Seltsamkeit aber auch an einer gewissen Erotik kaum noch zu überbieten. Zumindest nicht auf einer öffentlichen Tanzfläche. Als er dann die Worte des anderen vernahm, war er hin und her gerissen. Zum einen fühlte sich dessen Körper so nah an seinem einfach nur gut an. Aber zum anderen wäre es vernünftig, es hier und jetzt gut sein zu lassen. Besser er unterbrach es, als Cole. Richtig? "Pause klingt gut", stimmte er so zu und schob die Tonart seiner Stimme auf die Luft, die hier im Club herrschte. Natürlich durfte da nichts anderes daran schuld sein und so löste er sich langsam aber bestimmt von Cole und warf ihm einen weiteren Blick zu. Antonin wurde einfach nicht schlau aus dem Kerl. Und jedes Mal wenn er dachte, endlich ein Puzzlestück erhalten zu haben, durfte er danach feststellen, dass es nirgendwo dazu passte. Oder wie sollte er das ganze jetzt werten? War es schlussendlich doch nur der Beweis, dass Cole alles und jeden haben konnte? "Wollen wir etwas trinken?", fragte er schließlich und beschloss sein Hemd soweit aufgeknöpft zu lassen. Solange seine Schultern nicht freilagen war im Endeffekt egal wie viel Bauch oder Oberkörper er zeigte. Doch dann runzelte er kurz die Stirn, als er den herunter hängenden Arm bemerkte: "Ist alles in Ordnung mit deiner Wunde?" Cole Cole wusste nicht, ob er enttäuscht sein sollte, oder erleichtert, dass Antonin sich für die Pause entschied. Enttäuscht, weil er es zugegebenermaßen genoss, jemanden zu haben, an den er sich kurz anlehnen konnte; Erleichtert, weil er dieses Gefühl zwar auf seine jüngsten Erlebnisse schob, aber es eigentlich niemals zulassen durfte. Und so gab er Antonin letztlich frei, ließ zu, dass dieser sich von ihm löste und konnte aber nicht umhin, den Blick des anderen länger als unbedingt nötig zu erwidern, bevor er sich bewusst machte, dass dies alles hier ja nur eine Spielerei gewesen war, und er sich wieder seine Gleichgültigkeit aufsetzte, die ihn schon so oft geschützt hatte. "Ja", Cole nickte. "Lass uns was trinken..." Und nun löste er endlich endgültig den Blick und ging zu dem Tisch rüber, an dem noch sein Wasser stand, welches er zusammen mit seinem Hemd nahm und mit Antonin weiter zum Tresen ging. Auf die andere Frage ging er erst einmal nicht ein. Er wusste es selbst nicht so recht. Und so nahm er die Gelegenheit während Antonin etwas bestellte wahr, um sich prüfend über den Verband zu fassen, und festzustellen, dass sich der Verband feucht anfühlte, weil wohl Wundsekret oder Blut ausgetreten war. Kurzerhand zog er sein Hemd wieder drüber. Aus den Augen aus dem Sinn. Wahrscheinlich war der Abend jetzt, da sie etwas tranken ohnehin zuende. Zumindest fühlte sich Cole im Moment so, als würde er heute Abend nichts mehr Vergleichbares erleben. Und wenn es am schönsten war, sollte man doch gehen, oder? Zumal er da in sich jenes Gefühl der Unzufriedenheit spürte, dass er eigentlich nur daher kannte, wenn er seinen sexuellen Bedürfnissen nicht nach kam. Dass Antonin ihn so angemacht hatte, war ihm beim Tanzen gar nicht so hundertprozentig bewusst geworden. Eine ungute Sache. Sicher, jener Mann war attraktiv, er sah gut aus, hatte einen tollen Körper, schöne Augen, einen tollen Arsch und roch auch noch gut. Eigentlich eine optimale Kombi. Cole war schon mit wesentlich unattraktiveren Männern in die Kiste gestiegen. Aber der Haken bestand aus drei Dingen. 1. er arbeitet mit ihm, 2. er hatte ihm sein Leben zu verdanken, 3. er wollte auch morgen noch etwas mit ihm zu tun haben. Und gerade letzterer Punkt wäre unmöglich, wenn er tatsächlich Antonin verführen würde. Also: Durchatmen und so tun, als wäre nichts geschehen. Cole öffnete die Wasserflasche und trank in langen Zügen, bevor er die Flasche absetzte und sich das restliche Wasser übers Gesicht laufen ließ. Er brauchte eine Abkühlung. Er spürte, wie das kühle Nass über sein Gesicht, seine geschlossenen Augen lief, wie sein Hemd sich durchnässte. Das tat gut... Schließlich schüttelte er den Kopf, strich die Haare aus dem Gesicht, die teilweise auch nass geworden waren und öffnete seine Augen wieder, kurz bewundernde Blicke eines anderen Mannes einfangend, der nahe bei ihnen stand, bevor er sich Antonin zuwandte. "Wollen wir dann gehen? Ich glaube ich werde müde. Und morgen wird kein leichter Tag." Er blickte Antonin nicht länger als nötig an, wendete sich wieder den anderen Menschen zu, die er erst jetzt wieder richtig registrierte. Antonin Es war alles in absolut bester Ordnung. Cole zog sich das Hemd wieder an, während er sich selbst ein Wasser bestellte, auch wenn ihm der lange Blick vorher doch ein wenig seltsam vorkam. Auf eine Weise, die irgendwas in ihm zu klingeln gebracht hatte, was er jedoch sofort wieder zum Schweigen verdonnerte. Dann, als er ein paar genüssliche Züge von seinem kühlen Wasser trank und Cole ihm wieder die übliche, eher minimale Aufmerksamkeit zukommen ließ, war fast wieder alles wie vorher. Gewohntes Territorium und damit auch wieder auf eine ganz andere Art und Weise entspannend als das vielleicht vorher beim Tanzen der Fall gewesen war. Doch als er seinen Blick von den Tanzenden zurück zu Cole gleiten ließ, war er sich sicher dass alle um ihn herum das laute Reißen aus seinem Inneren hören könnten. Und das was da so eindrucksvoll zerriss, war ja auch nur sein Geduldsfaden welcher seine überaus sorgsam verstauten Emotionen mit einer aufschäumenden Welle freiließ. Verdammte Scheiße! Wollte Cole ihn absichtlich quälen oder tat er das völlig unbewusst? Dieser verdammte Scheißkerl! Fast war ihm, als könnte er einzelne Tropfen in Zeitlupe dabei beobachten, wie sie über die Haut glitten. Sich ihren Weg in fast streichelnden Bewegungen nach unten über die Augen, durch die Wimpern hindurch bis über den Hals hinweg bahnten. Unhörbar grollend verbreiterten sich seine Pupillen und machten seine Augen damit dunkler, weshalb er auch nur ruckartig nickte, als Cole das Wort an ihn richtete. Er brachte es gerade noch so fertig sein Getränk zu zahlen und dem anderen zum Wagen zu folgen. Die Zähne so fest zusammenbeißend, dass sein Unterkiefer sich fast schmerzhaft verspannte, konnte er es kaum abwarten bis das dämliche Auto offen war und er sich endlich hinein setzen konnte. Etwas das durch einen Ausruf von hinten verhindert wurde. "Antonin!" Verwirrt wandte er sich um und sah einen der drei von vorher auf sich zukommen. Diese Tatsache schaffte es immerhin ihn von seinem kleinen Flächenbrand im Inneren abzulenken und so begrüßte er jenen mit einem ein wenig fragenden: "Thorsten?" "Ihr haut schon ab?", fragte jener und Antonin nickte. "Die Arbeit ruft morgen doch schon recht früh zum Apell. Warum?" Thorsten, der doch ein Stück größer als er selbst war, lächelte wieder jenes entspannte Lächeln, das ihm auch schon vorher an jenem aufgefallen war. "Ich würd dich gern wieder sehen und war mir nicht sicher, ob du dich wirklich bei Jens melden würdest", meinte dieser da auch schon überhaupt nicht verlegen oder irgendwie nervös. Es klang so als würde er einfach eine Tatsache aussprechen und das verschlug Antonin kurzzeitig die Sprache bevor er nachdenklich den Kopf neigte: "Warum?" "Warum was?", fragte Thorsten verwirrt und diesmal sah Antonin doch ein wenig Nervosität, etwas, das ihn normalerweise amüsiert hätte. Doch gerade wo er kaum an etwas anderes denken konnte, als sich zu Hause mal ein wenig um sich selbst zu kümmern, war es fast ein wenig entspannend. "Warum du mich wiedersehen willst", wurde er genauer und bekam ein leises Lachen als Antwort. "Du meinst, ob ich nur nen schnellen Fick suche? Wer weiß? Du bist dir ja angeblich noch nicht sicher, obwohl eure kleine Tanzeinlage schon recht heiß war." Antonin hob eine Augenbraue. "Das hast du beobachtet?", doch dann wank er ab. "Das ist nur eine Spielerei zwischen uns. Darin ist mein Freund hier ein echter Meister." "Also? Sehen wir uns wieder?" Eine Weile sah er dem anderen forschend ins Gesicht, bevor er dessen Handy verlangte und seine eigene Nummer einspeicherte und es ihm zurückgab. "Ich denke schon. Ruf mich an und wir sehen weiter", antwortete er schließlich und wollte sich schon wieder herumdrehen um einsteigen zu können, als Thorsten sich zu ihm beugte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. "Du bist toll, lass dir nichts anderes erzählen. Drinnen warst du selbstbewusster." Damit wandte sich der andere um und verschwand wieder in Richtung des Clubs. Während Antonin immer noch ein wenig irritiert da stand und ihm nachsah, bevor er die Schultern zuckte und sich zu Cole in den Wagen setzte. Er war toll, huh? Seufzend ließ er sich ins Polster sinken und schloss die Augen. Warum fühlte er sich jetzt kein Stück euphorisch, obwohl dieser Thorsten wirklich vielversprechend für einen besseren Einstieg in diese Szene war? Lag vermutlich daran, dass er ein paar Gelüste zu befriedigen hatte und es war nicht Thorstens Gesicht, das da vor seinem inneren Auge auftauchte. Cole Cole blickte irritiert zu jenem, der Antonin zurückrief. Musternd glitt sein Blick über den groß gewachsenen Mann. Kurz hörte er die ersten Worte, die die beiden Männer wechselten, bevor er beschloss die Wagentür gänzlich zu öffnen und sich hineinzusetzen. Sein Blick hatte sich verdüstert. 'Warum willst du mich wiedersehen?' äffte er in Gedanken den anderen nach. Doch dann stutzte er. Eine Spielerei. Ja, nicht mehr. Cole seufzte und lehnte sich zurück, und blickte auf die Straße. Ein echter Meister für Spielereien? Ja, das war er wohl. Und es hatte Spaß gemacht. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ein Lächeln, das kalt erschien. Kurz blickte er in den Rückspiegel in seine Augen. Er schluckte. War er wirklich so ein guter Schauspieler? Ein Meister im „Sich verstellen“, im „Spielen“. Er wandte den Blick wieder ab. Ja, das war er. Und eigentlich war das auch ganz gut so. Es schützte ihn, hatte ihn immer schon geschützt und wird ihn in Zukunft auch schützen. Und der Gedanke, dass er Antonin eigentlich nicht als Spieler gegenübertreten wollte, war so schnell vergessen, wie er gekommen war. Er lauschte den eingetippten Ziffern in das Handy des anderen. 'Ruf mich an' äffte er erneut in seinem Geiste den anderen nach. Nun, dass jener gut bei den anderen ankam war keine Frage. Antonin sah ja wirklich nicht schlecht aus. Und dann kam der Satz, der ihn beinahe zum Lachen gebracht hätte. 'Du bist toll.' Was für ein Idiot, was für ein beschissener Idiot dieser Kerl doch war. Cole schüttelte ungläubig den Kopf. Wenn ihm jemand so etwas sagen würde, würde er sich wahrscheinlich totlachen. Jener kannte ihn doch gar nicht... Aber er kannte Antonin, wenn jemand das Recht hatte, diesem solchen Honig ums Maul zu schmieren, dann doch wohl er. Oder? Cole stutzte. Nein, er kannte Antonin absolut gar nicht. Vielleicht wusste er ein paar Geheimnisse mehr, als andere, aber er konnte nicht behaupten, dass er den anderen kannte. Dafür war das Bild des Puzzles immer noch viel zu verschwommen. Sollte ihn das stören? Nein, sollte es nicht. Und dann kam auch noch dieser Kuss. Cole konnte nicht sehen, wohin er Antonin küsste, aber er hörte es. Dabei hatte er doch gehofft, den anderen vor solchen schmierigen Typen geschützt zu haben... Aber ihm sollte das egal sein. Cole startete den Motor, nachdem er dem anderen einen abschätzigen Blick zugeworfen hatte und registrierte, dass dieser mit geschlossenen Augen dasaß, sich offenbar entspannend. Dann fuhr schweigend los. Noch immer war seine Miene düster und er versuchte, sie ein wenig gleichgültiger werden zu lassen. Das ganze konnte ihm doch auch wirklich scheißegal sein. Solange Antonin seine Arbeit machte, konnte dieser sich treffen, mit wem er wollte, und vögeln, mit wem er wollte, und tanzen, mit wem er wollte, und sich unterhalten, mit wem er wollte,... Als er schließlich vor dem Haus des anderen hielt, blickte er diesen mit seiner zurückgewonnenen Gleichgültigkeit an. „Setzt du dich mit Ragnar in Verbindung, sobald du liefern kannst?“, fragte er und seine Augen glitten einen Moment zu jener Stelle am Hals, die er heute ausführlicher betrachten hatte dürfen. Doch nur kurz, bevor er sich wieder zur Vernunft zurückrief. Er spürte, dass er müde wurde. Müdigkeit mit einem Schuss Niedergeschlagenheit. Es war schon ein langer Tag gewesen und seine Schulter schmerzte mittlerweile höllisch. Er hoffte, dass die Narbe nicht wieder aufgegangen war. Sein Hemd war mittlerweile getrocknet, nur über dem Verband war es noch feucht, was er als kein gutes Zeichen wertete. Aber zu Hause würde er sich darum kümmern können. „Und wenn ich was brauch, melde ich mich bei dir“, fügte er an und blickte wieder auf die Straße als wollte er damit sagen, dass es nichts mehr zu sagen gab. Antonin Antonin öffnete die Augen, als der Wagen hielt und warf Cole einen Blick zu, als dieser ihn fragte, ob er sich melden würde. Und da seine Laune sowieso schon auf dem Null Punkt angelangt war, gab er sich auch keine Mühe mehr zivilisiert zu sein: "Nein, ich warte bis er hellseherische Fähigkeiten entwickelt und sich das Zeug abholt", knurrte er und hiefte sich zusammen mit seinen Sachen aus dem Sitz. Er sah nicht mehr zurück, gab nur noch ein ebenso kurz angebundenes: "Und im Himmel ist Jahrmarkt." von sich und warf die Tür damit zu. Schnell fischte er sich dann seinen Schlüssel aus der Jackentasche, sperrte auf und warf auch diese Tür mit mehr Nachdruck als nötig hinter sich zu. Den Aufzug ignorierend ging er die wenigen Treppenstufen nach oben und hielt in seiner Wohnung ohne Umwege auf die Dusche zu. Entkleidete sich auf dem Weg dahin und ließ seine Sachen liegen wo sie waren. Wenn er jetzt irgendwas brauchte, dann war das ein kurzer Orgasmus ohne Bedenken jeglicher Art. Was er sich dann auch gönnte, während das warme Wasser auf seinen Körper traf und danach mit der Stirn gegen das undurchsichtige Glas gelehnt dastand. Nicht einmal seinen Verband hatte er abgemacht, aber das war dann auch schon egal. Er war jemand, der gut heilte, und die Wunde war im Grunde genommen auch schon gar nicht mehr als eine solche zu bezeichnen. Morgen früh würde er die paar Fäden gezogen bekommen und dann war wieder Ruhe im Karton. Mit allem und jedem. Cole Ein wenig irritiert blickte Cole dem Russen hinterher. Warum war dieser denn mit einem Mal so patzig? Hatte ihm nicht gefallen, was ihm eben um den Mund geschmiert worden war? „Du bist wirklich toll“, murmelte Cole und schüttelte den Kopf. Warum nervte ihn dieser Satz nur so. Es war ein seltsamer Abend gewesen. Seine anfängliche Unsicherheit, Antonin nach dem Erlebten gegenüberzustehen, war bald verschwunden gewesen und anstatt geschäftliche Distanz zu wahren, hatte er schließlich sogar dessen Nähe gesucht. Und dann dieser Tanz.. Cole konnte nicht sagen, dass er ihm nicht gefallen hätte. Aber vielleicht hätte er sich ein wenig zurückhalten sollen. Cole fuhr in die Tiefgarage und hatte in diesem Moment beschlossen, dies alles als seltsames Ereignis zu vergessen. Wieder ein Stück Vergangenheit, das man hinter sich lassen konnte. Es lebte sich so viel einfacher, wenn man vieles, was man nicht so richtig durchschautem einfach hinter sich lassen konnte, abhaken konnte. Zumindest bei den Dingen, die einen selbst betrafen. Dass das auch Gefahren mit sich brachte, wenn man immer nur verdrängte, anstatt sich gewissen Dingen zu stellen, darüber dachte Cole nie nach. Dafür verfuhr er mit all diesen Dingen schon zu lange immer auf die gleiche Weise. Mag sein, dass andere darunter litten. Er war der perfekte Verdränger. Antonin Antonin wusste gar nicht wie sehr er sich täuschte. Denn obwohl das Fädenziehen schnell ging und auch seine Arbeit im Labor ihn gut ablenkte, spürte er die schlechte Laune in sich schwelen. Doch er biss die Zähne zusammen und hielt durch. Er hielt durch bis Feierabend und bis darüber hinaus als er CI-4 Kapseln produzierte als ob sein Leben davon abhängen würde. Mit aller Macht dachte er an genau gar nichts außer an die jeweilige Tätigkeit, die er ausführte. Was recht gut klappte, bis er sich um drei Uhr morgens aus seinem Konzern in sein Auto schleppte. Antonin wusste, dass er es seiner im Moment relativ gesunden Lebensweise zu verdanken hatte, dass er jetzt nicht wie Cole damals vor dem Club einfach umkippte. ... da war das böse Wort. Hatte er also doch dran gedacht? Dieser verdammte Bastard! Er ließ den Jeep, welchen er Nicholas mit Erfolg abgeschwatzt hatte, aufheulen und brachte sich auf schnellstem Wege ins Bett. Nur um dort zu beschließen, seinen Tagesrhythmus umzustellen. Nur zu arbeiten reichte momentan nicht aus um ihn wieder einen klaren Kopf bekommen zu lassen. Es reichte nicht mehr seinen Geist bis zur körperlichen Erschöpfung zu beanspruchen, bis er in unruhigen Schlaf fiel. Weshalb er sich am nächsten Tag nur mit CI-4 im Labor beschäftigte, mittags das arbeiten aufhörte und dann zu Nicholas fuhr, um zu verkünden, dass dieser ihn wieder trainieren sollte. Was zuerst auf Unverständnis, dann auf Unverschämtheit und schließlich nach einem heftigen, in Russisch gehaltenen Wortgefecht auf Zustimmung stieß. Und los ging es auf dem nächstgelegenen Schrottplatz, wo Nicholas ihm einen Baseballschläger zuwarf und auf die nächste Schrottkiste deutete. "Tob dich erstmal aus." Was er dann auch wirklich nach Herzenslust tat. Mit jedem Schlag auf das unnachgiebige Metall wurde ihm deutlicher bewusst, dass er so absolut am Arsch war. Vielleicht sogar im wortwörtlichen Sinne. Aber das war nicht das tatsächliche Problem. Dann fand er eben nun auch Kerle auf sexuelle Art und Weise anziehend. Na und? Das Problem, wegen dem er sich hier auch gerade aufführte wie ein Berserker den man zu lange an der Leine gelassen hatte, war, dass Cole der Auslöser dafür war. Da gab es nichts schön zu reden. Da gab es auch nichts zu verdrängen. Cole fucking Bossmann stand auf der Liste von potentiellen Kandidaten der Liste: "Womit ich schon immer mal Sex haben wollte", seit neuestem ganz oben. "FUCK YOU COLE!", brüllte er schließlich und hieb wie ein Wahnsinniger auf den Haufen Schrott auf vier Rädern ein. "FUCK YOU! FUCK YOU! FUCK YOU!" Inzwischen ran ihm der Schweiß aus allen Poren und als er sich irgendwann, sehr viel später, erschöpft gegen das nächstbeste Auto lehnte kam Nicholas mit den Händen in den Hosentaschen zu ihm herüber geschlendert. Jener hatte dem ganzen nur schweigend zugesehen, doch jetzt baute er sich vor ihm auf und musterte ihn kritisch. "Ich werde nicht nachfragen." Antonin, dessen Atem stoßweise ging und dessen Brustkorb sich dadurch hektisch hob und senkte hob nur eine Augenbraue. "Ich hätte dir auch nichts gesagt." "Dein Training beginnt morgen um 5 Uhr. Wir machen dich wieder fit. Das bisschen Kraftaufwand dürfte dich nicht so außer Atem bringen." Na, daran war immerhin etwas Wahres dran und wenn sein Körper schon in einer anderen Richtung nicht mitspielte, dann würde er diesem eben andere Beschäftigung suchen. In Form von Ausdauer, Kampf- und Gefechtstraining. Wozu war Nicholas auch einer seiner alten Ausbilder wenn er nicht darauf zurückgreifen könnte? Ragnar rief er an diesem Tag noch an und versprach ihm die erste Lieferung am Freitag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)