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Wenn Träume fliegen lernen

Fortsetzung von One Night in Heaven
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Soooooooooooo~ endlich gehts weiter ^^" Hat etwas gedauert, ich weiß T^T aber nach der Arbeit kann ich mich meisten nicht zum Schreiben aufraffen ._." Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow.... es ist tatsächlich schon über sechs Jahre her, seit ich das letzte mal an dieser Fanfic gearbeitet habe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich völlig vergessen hatte, dass ich überhaupt mal eine Gazette Fic geschrieben hatte (und dann fest zu stellen, das man sogar mehrere geschrieben hat... hach ja... das Alter lol)

Sollte sich einer meiner alten Leser hier her verirren, Danke für eure Geduld, Willkommen zurück und Entschuldigung das es so lange gedauert hat. Ich will mein möglichstes geben, nicht nur diese Fic zu einem Ende zu bringen.

Für meine neuen Leser, Herzlich Willkommen, danke das Ihr das hier lest, bitte teilt mir eure Meinungen, Anregungen und Kritiken mit. Bitte lest zuerst "One Night in Heaven" bevor ihr euch über "Wenn träume fliegen lernen" her macht.

Und jetzt genug von mir. Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry das ihr so lange warten musstet. aber dieses Kapitel wollte mich echt fertig machen und hat mich nicht nur Nerven, sondern auch schlaflose Nächte gekostet X_X Aber es ist geschafft *yay* und die Ideen für die nächsten vier Kapitel stehen auch schon.

Wie immer würde ich mich über Kommentare, Kritik und Anregungen freuen (dann weiß ich wenigstens, dass das hier gelesen wird und ich mir die Arbeit nicht völlig umsonst mache T^T) und bitte entschuldigt übersehene Fehler.

Viel Spaß beim lesen!!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry das ihr so lange warten musstet .___. Das Kapitel ging mir irgendwie so gar nicht von der Hand .__.
Wir sind jetzt auch schon ziemlich am Ende der Story. Ein Kapitel kommt auf jeden Fall noch, ob das letzte dann ein ganzes Kapitel wird, oder nur ein kurzer Epilog, wird sich zeigen, wenn ich es schreibe.

Danke jetzt schon mal an alle meine Leser (gerade die, die schon seit 2009 lesen. danke für eure Treue und Geduld!!!!) und Reviewschreiber :) Ich hoffe das Kapitel gefällt euch ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So ihr lieben. Danke an alle Leser die fleißig waren und mich mit ihren Kommentaren dazu ermuntert haben, weiter zu schreiben.
Das hier ist das Ende. Ich bin traurig und glücklich zugleich. die letzten Wochen haben so viel Spaß gemacht :) Ich hoffe ihr habt die Story genossen und wie immer danke ich schon mal für eure Meinungen& Kommentare ♥ Komplett anzeigen

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[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

New Life

Verdammt… ich hasste mein Leben!

Es waren Ferien und Taka durfte nicht zu mir, geschweige denn, das ich ihn besuchen durfte… und meine Mutter hatte nichts besseres zu tun als mir immer wieder unter die Nase zu reiben, das es ja meine/ unsere eigene Schuld war.

Okay es war unsere Schuld, bei Takas letzten Besuch hatte ich ihn mit zum Frisör geschleppt, eigentlich nur zum schneiden, als ich aber meine Haare blondiert hatte, wollte er auch und da seine Eltern ihm ja blonde Haare verboten hatten, hatte mein Frisör die geniale Idee gehabt ihm einen Teil seiner Haare einfach dunkel rot zu färben.

Das Ergebnis war wirklich beeindruckend… die Reaktion seiner Eltern verheerend.

Verdammt man war doch nur ein mal jung.

"Akira hör auf dir selbst Leid zu tun und hilf mit endlich beim sauber machen. Das Taka nicht her kommen konnte ist eure eigene Schuld. Ertrag es wie ein Mann."

Wie sollte ich etwas wie ein Mann ertragen, wenn jemand mir mit einem Putzlappen vor dem Gesicht rum wedelte?

Genervt nahm ich den Lappen, machte aber keine Anstalten vom Sofa auf zu stehen.

"Ihr wusstet doch das seine Eltern so streng sind."

"Ja bei blonden Haaren, selbst dir ist erst nur der Schnitt aufgefallen weil das rot so dunkel war… und es sah doch cool aus."

"Waren Eltern nicht das uncoolste was es gibt?"

"Nur wenn sie einem zum Hausputz zwingen und uns alles verbieten was Spaß macht." ich wedelte demonstrativ mit dem Lappen rum und meine Mutter lachte.

"Na komm Akira ich will heute noch fertig werden."

"Maaaaaaan… kannst du nicht wenigstens so tun als hättest du ein bisschen Mitleid mit mir? Ich zergehe fast vor Liebeskummer." maulte ich, aber meine Mutter blieb hart.

"Vielleicht, wenn du mir putzen hilfst. Und wenn du jetzt aufhörst zu meckern tröste ich dein armes Herz heut Abend mit einer Pizza von Alfredo. Deal?"

"Das ist glatte Erpressung… aber ich tu es." Alfredo machte die besten Pizzas überhaupt und ein wahnsinnig leckeres Tiramisu, also erhob ich mich vom Sofa und fing an im Wohnzimmer staub zu wischen.

Ich hasste Hausputz, ich hasste Ferien und ich hasste Takas Eltern!
 


 

***
 

"Ich will wieder Ferien haben."

Ich sah zu dem brünetten Jungen neben mir, der sich kurz streckte und dann wieder nach dem Bus ausschau hielt.

"Uraha… wir hatten erst vor fast 3 Wochen Ferien und so oft kommst du auch nicht in die Schule."

"Seit wann bist du eigentlich so zickig Reita? Wollte deine Freundin nicht in den Ferien kommen?"

Oh bitte lieber Gott, lass den Bus endlich kommen.

"Ha… sie hat dich sitzen lassen, oder? Schon am ersten Tag nach den Ferien warst du so schlecht gelaunt."

Der Bus kam und ich stieg ein, Uruha folgte mir und redete weiter, obwohl ich ihm nicht mehr zuhörte… er reimte sich ja eh alles so zurecht, wie es ihm passte, weshalb er auch der Meinung war, ich hätte eine Freundin, denn nachdem er mich nach meinem zweiten Tag an der Schule ausgequetscht und sich mir für gewisse Stunden angeboten hatte (mit den Worten 'Du bist genau mein Typ') hatte ich ihm lediglich gesagt ich sei vergeben und hätte auch sonst kein Interesse an ihm.

Und scheinbar war man sofort hetero, oder blind, wenn man keinen Gefallen an dem brünetten Jungen hatte.

Ausserdem war Uruha der neugierigste Mensch auf Erden und indem ich ihm nichts sagte, ärgerte ich ihn.
 

Als wir nach einer halben Stunde wieder aus dem Bus ausstiegen, redete Uruha immer noch, aber mittlerweile versuchte er mich, glaube ich, mal wieder davon zu überzeugen wie toll Männer (und vor allem er) doch waren.

Im Hausflur lief Uruha hinter mir die Treppen hoch und da er immer noch redete, verdrehte ich nur die Augen und seufzte.

Ich wollte mich grade Umdrehen und Uruha irgendwas an den Kopf werfen, als ich aus den Augenwinkel etwas sah und sofort wie versteinert stehen blieb, was zur Folge hatte, das Uruha in mich rein lief und sich sofort beschwerte, immerhin hätte sein Adoniskörper ernsthafte Verletzungen davontragen können, aber ich bekam das gar nicht mit.

Mein Blick klebte an der Person, die da zusammengekauert vor unserer Haustür saß.

Unter anderen Umständen hätte ich jetzt vielleicht ein mulmiges Gefühl gehabt, doch die rote Strähne, die sich quer durch den schwarzen Haarschopf zog, liess keine Zweifel offen.

"Taka." hauchte ich, nahm die letzten paar Stufen auf ein mal und stand dann vor dem kleinen.

"Takanori." die Person vor mir reagierte und hob den Kopf.

Es war Taka, aber freuen konnte ich mich nicht.

Sein Gesicht war feucht von den Tränen, seine Augen glasig und rot und ein Veilchen verunstaltete sein hübsches Gesicht.

"Akira." als ich den kleinen Körper spürte, drückte ich ihn sofort fest an mich, ich spürte wie er zitterte und das er wieder weinte und am liebsten hätte ich auch geweint.

"Was machst du denn hier?" eine Antwort zu bekommen war unmöglich, da Takanori zu stark weinte.
 

Ich reichte Uruha meine Schultasche und war froh, das wir uns auch ohne Worte verstanden, da er meinen Haustürschlüssel heraus suchte und uns die Tür öffnete.

Während ich Taka ins Wohnzimmer brachte, ging Uruha in die Küche und brachte uns Wasser und Gläser, verschwand dann noch mal, was mich verwunderte, und kam mit einer Reisetasche und einer Gitarrentasche wieder… ich hatte das Gepäck gar nicht gesehen.

"Ist das… mein Bass?" fragte ich leise und Taka nickte leicht 'Wenn du zu mir nach Tokio kommst um deinen Platz in meiner Band einzunehmen, dann bring meinen Bass mit, als Zeichen deines Neuanfangs.' die Zeilen die ich damals geschrieben hatte, schossen wieder in meine Erinnerung und mir wurde klar, wie ernst die Situation war.

"Oh Taka… " hauchte ich leise… ich war überfordert… völlig überfordert…

"Gomen Akira." schniefte mein kleiner Freund und nahm ein weiteres Taschentuch aus der Packung. "Ich wollte dich nicht so überfallen und ich will euch keine Umstände machen… ich weiss ja… ihr habt selbst Probleme…" seine Stimme wurde immer brüchiger und als wieder Tränen über seine Wangen rannen, küsste ich sie ihm weg und aus dem Augenwinkel sah ich Uruhas überraschtes Gesicht.

"Wenn… wenn ich vielleicht … ein paar Nächte hier bleiben kann…"

"Du kannst für immer hier bleiben Taka, meine Mutter hat sicher nichts dagegen." ich würde schon dafür sorgen dass das möglich war.

Langsam beugte ich mich vor und hauchte einen sanften Kuss auf seine zittrigen Lippen und hörte ein erstauntest japsen von der anderen Seite… Uruhas Welt war grade völlig aus dem Gleichgewicht geraten.

"Reita du hast doch gesagt du hast ne Freundin." empörte sich der brünette auch gleich, als ich mich von Taka gelöst hatte.

"Falsch Uruha. Ich habe gar nichts gesagt und du hast angenommen ich hätte ne Freundin." demonstrativ zog ich Taka näher und der kleine setzte sich auch auf meine Schoss, ich war mir sicher in seinen Augen etwas wie Eifersucht zu sehen… Uruha war halt wirklich dreckiger Sex auf zwei Beinen wie Taka es so schön beschrieben hatte.
 

Taka hatte sich an mich gekuschelt und ich hauchte einen Kuss in seinen Nacken.

"Magst du mir erzählen was passiert ist?"

Der kleine zögerte doch dann nickte er.

"Nach der Sache mit den Haaren." Taka zupfte an ein paar roten Haarsträhnen und grinste kurz frech "…haben sie mir ja verboten zu dir zu fahren in den Ferien… und nach und nach ist alles eskaliert. An den Computer durfte ich nicht mehr, weil ich lernen sollte… dann haben sie mir mein Handy weg genommen als es klingelte, während mein Vater Arbeitskollegen zum Essen da hatte." der dunkelhaarige seufzte kurz und mich beschlich ein schlechtes Gewissen.

"Und gestern war Elternsprechtag… meine Noten sind nicht gut genug und meine Eltern sind ausgerastet… und irgendwie… ich auch… ich hab ihn an den Kopf geworfen das ich eh nach Tokio will um Sänger zu werden… mein Vater hat mich ausgelacht und gesagt, solange ich bei ihm wohne werde ich tun was er sagt… dann wollte er deinen Bass auch noch weg nehmen." der kleine nahm einen Schluck Wasser aus meinem Glas.

"Ich hab ihn geschupst, er hat mich geschlagen… ich durfte noch ein paar Sachen zusammen packen bevor ich aus dem Haus geworfen wurde… ich musste draussen schlafen bis die Bank auf hatte damit ich an Geld von meinen Sparbuch kam und dann heute zu dir Fahren konnte."
 

Uruha starrte den kleinen ungläubig an und auch ich konnte es nicht fassen.

"Oh man Taka… " mir fehlten echt die Worte.

"Ich hab Kopfschmerzen Aki." das war kein Wunder, so viel wie er geheult hatte.

Ich brachte Taka eine Tablette und bugsierte ihn dann in mein Schlafzimmer, wo er sich hinlegte und auch sehr schnell eingeschlafen war.

"Ich geh mal besser nach hause… lernen können wir ein anderes mal, ja?" Uru wirkte zwar nicht so, aber er war reif und erwachsen und ich war froh das wir freunde waren.

"Bis morgen in der Schule." zu meiner Überraschung nickte der brünette und ich brachte ihn zur Tür, ging dann in mein Zimmer und beobachtete meinen Schatz beim schlafen.

Zum Glück war er endlich bei mir, ab jetzt würde ich ihn beschützen und es würde besser werden.

Da meine Mutter erst spät nach hause kommen würde, machte ich mich in der Küche daran etwas zu essen zu machen und Takas Gesellschaft liess nicht lange auf sich warten.

"Wusste gar nicht das du kochen kannst." hauchte der dunkelhaarige frech und schlang seine Arme von hinten um mich.

"Sonderlich lecker ist es auch nicht aber besser als so fertig zeug." gestand ich und drehte mich um, damit ich Taka küssen konnte.
 

Nach dem Essen, das ziemlich neutral schmeckte, kuschelten wir uns noch zusammen ins Wohnzimmer und guckten Fernsehen.

"Bin wieder da Aki." erklang die Stimme meiner Mutter aus dem Hausflur und sowohl Taka und auch ich verkrampften uns ein wenig… jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen.

"Ich hab uns was süßes mit… hallo Taka…" man merkte meiner Mutter an, das sie grade überfordert war.

"Gomen… ich wusste gar nicht das du kommst… aber es ist doch Schule, oder?"

Langsam löste ich mich von Takanori und zog meine Mutter in die Küche.

"Mama… Takas Eltern haben ihn raus geworfen." meine Mutter schnappte hörbar nach Luft.

"Darf er hier bleiben? Bitte Mama. Nach hause kann er wirklich nicht mehr. Sein Vater hat ihn sogar geschlagen, bitte."

Ich flehte nicht oft, aber jetzt wäre ich sogar auf Knien vor meiner Mutter rum gerutscht und hätte für ein Jahr den Hausputz übernommen.

"Akira… das geht doch nicht." das sie mich Akira nannte, war kein gutes Zeichen.

"Soll er auf der Straße leben?" in meinen Augen sammelten sich Tränen, doch ich blinzelte sie schnell weg.

"Er soll nach hause. Seine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen." ich lachte spöttisch.

"Bestimmt… Mama Taka ist ihnen egal. Bitte… schick ihn nicht wieder weg… wenn Taka wieder nach hause muss, werde ich ihn bestimmt nie wieder sehen." ich wusste, das meine nächsten Worte gemein waren, aber jetzt grade war mir einfach jedes Mittel recht, auch eine Drohung. "Wenn du ihn weg schickst bring ich mich um!"

Sämtliche Farbe verschwand aus dem Gesicht meiner Mutter und ich schämte mich, das gesagt zu haben.

Am liebsten hätte ich mich auch gleich entschuldigt, stattdessen drehte ich mich einfach um und ging zurück ins Wohnzimmer.

In Takas Augen stand die Angst auch von hier verstoßen zu werden und kaum das ich saß, schlang er seine Arme um mich und ich drückte seinen zitternden Körper an mich, hauchte beruhigende Worte und küsste ihn leicht.

"Okay, Taka kann hier bleiben." meine Mutter stand vor uns und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen.

"Unter einer Bedingung, du rufst deine Eltern an und sagst ihnen wo du bist bist, damit sie sich keine Sorgen machen."

Wir nickten beide und ich stand auf, um meine Mutter zu umarmen. Sie war wirklich die beste.

Veränderungen

Kapitel 3: Veränderungen
 

Es war ein schönes Gefühl nach hause zu kommen und von Taka begrüßt zu werden.

Auch heute stand er vor der Tür, als ich diese aufschloss, umarmte und küsste mich, noch bevor ich die Chance hatte, die Tür hinter mir zu schliessen.

"Willkommen zuhause." hauchte er dann und ich lächelte. Endlich war Wochenende, meine Mutter hatte Spätdienst und wir Zeit für uns.

"Wie geht's dir?" ich ging mit Taka in mein Zimmer, wo ich meine Schuluniform gegen bequeme Sachen tauschte.

"Gut. Aber es ist so langweilig. Ich hoffe ich finde bald einen Job." der kleine seufzte leise und ich gab ihm einen Kuss.

"Uruha geht ja morgen mit uns in die Stadt und dann können wir ja was für dich suchen."

Da ich mich selbst noch nicht so gut in der Stadt auskannte und Uruha überall Freunde und Bekannte hatte, hatte er sich uns als "Fremdenführer" angeboten.
 

"Immer noch nichts neues von deinen Eltern?" Taka senkte seinen Blick und schüttelte den Kopf.

Als Taka zuhause angerufen hatte, hatte sein Vater ihn nur angefahren, er bräuchte sich nie wieder melden, denn er währe nicht sein mehr sein Sohn.

Im Hintergrund hatte man seine verzweifelte Mutter gehört, bevor der Vater aufgelegt hatte, weshalb wir gedacht hatten, das seine Mutter eventuell anrufen würde.

"Das wird schon Taka, komm her süßer… jetzt wein doch nicht wieder…" hauchte ich, schloss den kleinen in meine Arme und drückte ihn sanft.

"Wir werden berühmt und dann werden deine Eltern stolz sein und sich entschuldigen."

"Sicher?" Taka klang verängstigt.

"Ganz sicher." ich lächelte aufmunternd und küsste ihn sanft, was ein Lächeln auf seine Lippen zauberte.
 

***
 

Am Samstag trafen wir uns schon früh mit Uruha, der wie immer viel zu gut aussah.

"Hey ihr zwei. Ich hab richtig gute Neuigkeiten." begrüßte der Brünette uns sogleich und Taka und ich sahen ihn nur fragend an.

"Na los dann erzähl auch weiter." drängte ich ihn nach ein paar Minuten dann doch. Der Kerl konnte wirklich anstrengend sein…
 

"Ich hab gestern mit Aoi gechattet."

"Der Kerl aus deiner letzten Schule?" fragte ich vorsichtshalber nach und Uruha nickte eifrig.

"Er arbeitet in einem Cafe, hört dort aber jetzt auf meinte, wir sollten heute dahin damit dein kleiner sich Vorstellen kann, seine Chancen stehen gut." erzählte er uns und lächelte Stolz.

"Nenn mich nicht klein." murrte Takanori missbilligend und kaufte sich seine Fahrkarte, bevor wir dann in die Bahn stiegen und in die Stadt fuhren.
 

Schon während der Fahrt wurde mir bewusst, das es schwer werden würde Taka und Uruha dazu zu bringen, Freunde zu werden.

Uruha war in seiner Art und Weise das genaue Gegenteil von Takanori und dieser schien einfach alles, was der größere sagte, als persönlichen Angriff zu werten.

Egal ob seine Körpergröße (er war nunmal klein…), seinen Namen (den er selbst auch als langweilig und spießig empfand) oder seine Kleidung (die definitiv spießig war).

Taka schmollte rum und Uruha verstand einfach nicht was er Falsch gemacht hatte und ich stand zwischen meinem Freund und meinem Kumpel und verzweifelte grade.
 

Schnell erreichten wir das Cafe und Taka und ich beobachteten, wie Uruha zu einem gut aussehendem schwarzhaarigen Kellner ging, ihn begrüßte und umarmte.

Die 2 kamen dann auf uns zu und Uru stellte uns Aoi vor, der und mit einem warmen Lächeln begrüßte.

Wir setzten uns an einen freien Tisch und Aoi ergriff das Wort.

"Also wer von euch will hier Arbeiten?" fragte er gut gelaunt und Taka hob schüchtern die Hand.

"Ich… mein… mein Name ist Takanori…" nuschelte er etwas verlegen, was Aoi nur noch mehr zum lächeln brachte, doch es war ein warmes, freundliches Lächeln.
 

"Ich hol mal eben den Chef, an sich sollte es kein Problem geben, du musst ja eh erst ein oder 2 Tage Probearbeiten. Wartet kurz~" und schon verwand der dunkelhaarige in einem Raum hinter der Theke und kam kurz darauf mit einem älteren Mann wieder, der Taka ausfragte, warum er nicht weiter zur Schule gehen wollte, ob er sich die Arbeit zutrauen würde und und und.

Ich merkte schon wie unsicher mein kleiner bei jeder Antwort wurde und drückte unterm Tisch unauffällig seine Hand.

"Naja, gut. Was hältst du davon wenn du dann Montag gleich mal zum Probearbeiten kommst. Um 9 Uhr machen wir auf, sei bitte um 8 Uhr da, damit ich dir alles erklären kann."

"Danke… vielen vielen Dank. Ich werde mein bestes geben." Takanori stand auf und verbeugte sich tief, was den Besitzer dazu brachte verlegen zu lachen.
 

Wie bekamen alle noch ein Getränk spendiert und redeten mit Aoi, der uns, oder eher Taka, schon einiges erzählte, bevor wir dann wieder los zogen.

Taka hatte Geld von seinem Sparbuch abgehoben und wir wollten ihm nun anständige Kleidung kaufen.

"Überlegt euch doch endlich mal nen coolen Namen für Takanori." meckerte Uruha zum gefühlten tausendsten mal an diesem Morgen während er dem kleinen ein Oberteil in den Arm drückte.

Das ging schon die ganze Zeit so, Uruha wuselte von einem Ständer zum nächsten, gab Taka gar nicht die Zeit selbst zu suchen, und so pendelte der kleine zwischen Umkleidekabine und Uruha hin und her.
 

"Ich brauch ne Pause." beschwerte sich der schwarzhaarige und liess sich neben mir auf einen Stuhl fallen.

"Was liest du da?" neugierig schaute er in mein J-Rock Magazin. "Riku? Der Name ist cool." meinte er, als er den Blick über die Namen der Band schweifen liess.

"Ja Riku ist ein cooler Name aber du willst doch was eigenes, was dich einzigartig macht." erklärte uns Uruha und reichte dem kleinen einen Becher Wasser.

"Und Ruki~… gibt es schon einen Musiker der Ruki heisst?" Uruha und ich sahen erst uns und dann den kleinen an, überlegten und schüttelten synchron dem Kopf.

"Willst du Ruki heissen?" fragte ich nach und der kleine nickte, bevor sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht abzeichnete.

"Los, kaufen wir noch mehr Klamotten! ab heute beginnt ein neues Leben." mit einem Schluck leerte er sein Wasser und sprang auf.

Mein kleiner Liebling hatte seine Lebensgeister wieder entdeckt.
 

Am Ende des Tages trug jeder von uns 4 bis 6 volle Einkaufstüten und 90 Prozent davon gehörten Ruki.

Doch auch wenn das Plastik in unsere Hände schnitt und unsere Füße weh taten, wir waren alle vollkommen zufrieden.

"Uruha bleibst du noch zum Essen? Ich bestell uns allen ne Pizza." meinte ich Müde als wir endlich bei mir zuhause waren und die Tüten in meinem Zimmer auf den Boden fallen liessen.

"Hm~… gern doch… und was zu trinken bitte." meinte der brünette und wir gingen zurück ins Wohnzimmer, wo Ruki und Uruha sich setzten, während ich die Pizzakarte und etwas zu trinken holte.
 

***
 

"Endlich allein~" ich hatte grade die Tür hinter Uruha geschlossen, als sich zwei Arme von hinten um mich legten.

"Hai… endlich allein." ich drehte mich in Rukis Armen, lächelte sanft, als ich in seine Augen sah und küsste ihn dann liebevoll.

"Lass uns in der Wanne entspannen und dann Schlafen gehen." der kleinere nickte und wir gingen zusammen ins Bad.

Ruki liess das Wasser ein und ich legte uns frische Handtücher und Unterwäsche hin, machte noch etwas Musik an und fing dann an mich auszuziehen.

Auch wenn der jüngere versuchte es nicht auffallen zu lassen, so merkte ich doch, wie sein Blick an meinem Körper hing und seine Wangen sich leicht rot färbten.

"Gefällt dir was du siehst?" ich stellte mich hinter hin und strich mit meinen Händen über seine Schultern und als ich die Frage stellte, nickte er etwas.

"Dann dreh dich doch um, dann kannst du besser sehen und dich auch mal ausziehen." der kleine tat was ich sagte und liess seine Hände kurz über meine Brust streifen, als er stand, bevor er sich dann auch auszog.
 

Als die Wanne voll war stellte ich das Wasser aus und setzte mich hinein, Ruki folgte mir augenblicklich und lehnte sich gleich an meine Brust.

"Ich liebe dich Akira… für immer…" hauchte er müde und ich konnte sehen, wie seine Augen immer wieder zu fielen.

"Schlaf ruhig wenn du müde bist, ich pass schon auf dich auf." meinte ich zu ihm und gab ich einen kleinen Kuss auf die Stirn "Ich liebe dich auch.

Ich selbst döste kurz nach Ruki ein, wurde aber wach, als das Wasser langsam kälter wurde und weckte den anderen, der verschlafen aus der Wanne stieg.

Wir trockneten uns nur schnell ab und putzen uns die Zähne, bevor wir zusammen ins Bett gingen und dort auch fast sofort wieder einschliefen.

Ein langer Weg

Kapitel 4: Ein langer Weg
 

Ich stand auf dem kleinen Balkon unserer Wohnung, zog an meiner Zigarette und genoss den warmen Sommerregen, der auf meine Haut plätscherte.

Die letzten Tage war es so heiß und schwül gewesen, das man des kaum noch ertragen konnte, doch der Regen brachte endlich die ersehnte Abkühlung.

Ich ließ meinen Blick schweifen und erkundete meine neue Nachbarschaft, die zu dieser späten Stunde jedoch nur dunkel und leer wirkte.

Ruki und ich wahren vor knapp einem Monat in unsere erste eigene, gemeinsame Wohnung gezogen, wenn auch nicht unbedingt freiwillig. Die letzten 2 Jahre waren turbulent gewesen und es war viel passiert, seit Takanori vor unserer Haustür aufgetaucht war.

Ich zog erneut an meiner Zigarette, blies den blauen Dunst in den Regen und schloss meine Augen, als der Wind sich drehte und die kleinen, nassen Tropfen mein Gesicht bedeckten.
 

Mein Verhältnis zu meiner Mutter war gekippt, nachdem ich mit meinem Selbstmord gedroht hatte, sollte sie Taka weg schicken. Ich wusste schon damals, dass diese Drohung falsch gewesen war, und das ich meine Mutter damit tief verletzt hatte.... Hätte ich nur etwas hartnäckiger gefleht hätte sie sicherlich auch irgendwann nach gegeben, doch ich hatte mich entschlossen, den kürzesten Weg zu nehmen, und ich musste die Konsequenzen tragen.
 

Taka hatte den Job in dem Café bekommen und sich von der Aushilfe zum Stellvertretenden Geschäftsführer hoch gearbeitet, er war immer fleißig gewesen und hatte meiner Mutter stets unaufgefordert etwas von seinem Gehalt gegeben, immerhin lebte er mit uns unter einem Dach und aß unser Essen, er fand, das es das Richtige war und meine Mutter hatte nie auch nur angedeutet, das Ruki ihr lästig wurde.

Schlimm wurde es Zuhause aber erst, als meine Mutter ihren neuen Freund kennen lernte. Wir kämpften immer noch mit den Schulden meines Vaters und dann schleppte sie so einen Kerl an, der meinem Erzeuger erschreckend ähnlich war, doch als ich meine Mutter zu Rede stellte und sie mir den Mund verbat, mit den Worten ich hätte kein Recht dazu, ihrem Glück im Weg zu stehen, merkte ich erstmals, wie zerrüttet unsere Beziehung wirklich war.

Seit mein Vater sich aus dem staub gemacht hatte, hieß es wir zwei gegen den Rest der Welt, doch dieses ‘wir zwei’ gab es scheinbar nicht mehr.
 

Unsere Wohnung war alles andere als groß gewesen, für zwei Personen war sie perfekt, auch zu dritt gab es nur wenige Augenblicke, in dene wir uns gegenseitig auf die Füße getreten waren, doch zu viert verwandelte sich unser glückliches Zuhause in ein brodelndes Pulverfass, zumal der Scheißkerl keine Chance ungenutzt ließ, Taka und mir zu sagen, was er von unser Beziehung hielt.

Wie sollte man damit umgehen, wenn man mit einem homophoben Trinker zusammen lebte?
 

Taka war der, der am meisten unter all den Sprüchen und Sticheleien litt.

Meine Vergangenheit und die Unterstützung meiner Mutter hatten mich stark gemacht, doch Taka hatte eine deutlich sensiblere Natur, er hatte gerade erst angefangen ein Selbstvertrauen zu gewinnen und dieser Mistkerl machte alles wieder zunichte, in seiner Gegenwart wurde Takanori wieder zu dem Häufchen Elend, das seine Eltern aus ihm gemacht hatten.

Wann immer der Typ besoffen und meine Mutter außer Haus war, würde er Nachts gegen meine Zimmertür hämmern, in der Annahme, das wir gerade miteinander schliefen, und das ganze Haus zusammen brüllen, das wir unsere Perversereien einzustellen hatten.
 

Es brauchte eine Menge gutes Zureden meinerseits, Taka davon zu überzeugen, nicht auszuziehen. Ich versprach ihm, das es besser werden würde, das meine Mutter bald merken würde, was für ein Arsch der Kerl in Wahrheit war, doch eigentlich hatte ich nur Angst, das es unsere Beziehung kaputt machen würde, wenn Taka auszog und mein Ego wollte nicht gegen diesen Mistkerl verlieren.
 

Ein bitteres Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich realisierte, das ich Taka eigentlich dazu gezwungen hatte, weiter bei mir zu Wohnen, nur damit mein Ego keinen Knacks bekam.

Ich war echt jämmerlich! Ich wollte an der Zigarette ziehen, musste jedoch feststellen, dass der Regen den Glimmstängel mittlerweile völlig durchgeweicht hatte, also warf ich den Rest in den kleinen Blumentopf neben mir.

Ein lachen entglitt mir, als ich auf den kümmerlichen Rest dieser Pflanze sah. Uruha hatte sie uns zum Einzug geschenkt, was auch immer er sich dabei gedacht hatte, zwei jungen Männern, die wie Studenten lebten, eine Pflanze zu schenken. Es hatte keine zwei Wochen gedauert, bis das arme Ding nur noch ein Schatten seiner selbst war und so war es unweigerlich auf dem Balkon gelandet, wo der Kübel nun als hässlicher Aschenbecher diente.
 

Wieder ließ ich meinen Blick über das nächtliche Panorama gleiten, und meine Gedanken abschweifen.

Ich hatte vor einem halben Jahr die Schule beendet und mir danach einen Job gesucht. Uruha, Takanori, Aoi und ich arbeiteten noch immer daran, eine Band auf die Beine zu stellen, weshalb eine Vollzeitarbeit für mich einfach nicht in Frage kam, meine Mutter drängte mich auch zu nichts, denn auch ich unterstütze sie Finanziell, doch ihr Freund sah das ganz anders, plötzlich waren wir nicht mehr nur die perversen kleinen Schwuchteln, wir waren schnorrende Schwuchteln und als er es dann tatsächlich wagte, Takanori an den Hintern zu fassen und meinte, das er vielleicht eine andere Art der Bezahlung fordern sollte, war mein Geduldsfaden gerissen und ich schlug zu, was in einen Faustkampf ausartete, der erst von meiner Mutter beendet werden konnte.

Es war ihrem guten Zureden zu verdanken, das der Mistkerl mich nicht angezeigt hatte, doch später an dem Abend hatte sie mich zur Seite gezogen und gemeint, das Taka und ich doch nun schon erwachsen seien und es vielleicht Zeit wurde, das wir uns eine eigene Wohnung suchten.

Als ich diese Worte von meiner Mutter hörte, hatte es mir fast das Herz zerrissen.

Früher hätte sie sich nie gegen mich entschieden.... Könnte ich doch nur die Zeit zurück drehen....
 

“Was machst du denn da?” die verschlafene Stimme meines Freundes holte mich ins hier und jetzt zurück. “Ich genieße den Regen.” antwortete ich lächelnd und drehte mich zu ihm um, wohl wissend, was für ein Gesicht er machen würde, und tatsächlich verzog er das Gesicht wie ein Kätzchen im Angesicht einer vollen Badewanne.

Mein Gegenüber gähnte Herz erweichend und rieb sich verschlafen die Augen. “Hab ich dich geweckt?” ich ging auf den kleinen zu, zog ihn in meine Arme und küsste ihn sanft, doch er wand sich schnell aus der Umarmung und machte einen Schritt zurück. “Du bist nass und kalt!” beschwerte er sich und schlang demonstrativ die Arme um seinen eigenen Körper.

Ich lachte nur leise, betrat das Zimmer und zog die Balkontür zu. “Würd mir ja was überziehen, aber du trägst mein T-Shirt.” meinte ich schmunzelnd und musterte meinen Freund, auf dessen Lippen sich ein freches Grinsen legte.

Schon an mir war das T-Shirt eindeutig zu groß, doch wenn Ruki es trug wirkte der andere noch kleiner und schmaler, als er eh schon war. Wie ein verlorenes Kind in einem Zirkuszelt. Es war einfach nur süß.

“Glotz nicht so doof, geh dich abtrocknen und dann komm wieder ins Bett.” meckerte er plötzlich und setzte sich auf den Futon, der mitten im Raum lag.

Unsere Wohnung war nicht groß, etwas über 20m², es gab nur einen Raum, nicht mal wirklich eine Küche, in einer Niesche stand zwar eine kleine Küchenzeile mit Waschbecken, 2 Herdplatten und Kühlschrank, es gab jedoch keinen Platz für Schränke. Wir hatten eine alte Kommode zweckentfremdet, den kleinen Pizzaofen und die Mikrowelle darauf gestellt, genau so wie die Gewürze und (haltbaren) Lebensmittel, in den Schubladen befand sich das Geschirr und die Töpfe.

Das alles hier war nicht Ideal, es war sogar das Gegenteil von Ideal, aber es war alles, was wir uns leisten konnten, denn obwohl Ruki im Café recht gut verdiente und ich mittlerweile drei Jobs hatte, fraßen diese 20m² eine Menge miete und auch unsere Band kostete nicht gerade wenig.

Übungsräume, neues Equipment, Demo-Bänder, alles mussten wir vier (und wann immer wir es schafften einen Drummer zu finden wir fünft) selbst finanzieren. Aber es war Rukis und mein Reich, hier waren wir endlich ungestört.
 

Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, saß Ruki mit angewinkelten Beinen auf dem Bett, das Shirt über die Knie gezogen und schaute mich von unten herauf an. “Was lächelst du so doof?” fragte er grinsend. “Du leierst mein Shirt noch aus.” meinte ich nur und ließ mich neben ihm nieder. “Haha... Witzig~” raunte der andere sarkastisch und boxte mir gegen die Schulter.

Ich lächelte nur leicht, beugte mich vor und küsste den anderen, drückte ihn dabei sanft auf den Futon, was dazu führte, dass das Shirt von seinen Knien rutschte.

Ich ließ meine Hand sanft über seinen Oberschenkel fahren und als ich unter das Shirt strich und bemerkte, das der andere sich nicht die Mühe gemacht hatte, auch Unterwäsche an zuziehen, grinste ich gegen die Lippen des anderen.

“Aki.... Nicht.” Ruki versuchte mich von sich weg zu drücken, als ich nun anfing seinen Hals mit meinen Lippen zu kosen, während meine Hand über seine Hüfte strich. “Ich muss morgen früh raus~” beschwerte sich der kleinere, doch das leise Seufzen, welches seine Lippen im selben Moment verließ, strafte seine Worte ebenso lüge wie sein Körper, der sich meinen Berührungen entgegen bog.

“Keine Sorge süßer, wenn ich fertig bin wirst du Schlafen wie ein Baby.” versprach ich mit dunklem Unterton und allein diese Worte, ließen den anderen angenehm schaudern.

Dann würde er halt ein paar Stunden Schönheitsschlaf verlieren, aber das hier war es doch allemal wert, oder etwa nicht?

Rukis widerstand brach nun ein für alle mal und er ließ es einfach zu, wohl wissend, das die Lust und Sinnlichkeit, die ich ihm bereiten würde, alles Wert waren.
 

**************************************
 

“Und genau aus diesem Grund hab ich gestern nein gesagt, aber hat der werte Herr auf mich gehört? NEIN! Natürlich nicht!”
 

Ich stand in der Badezimmertür, lehnte am Rahmen und beobachtete Ruki, der Zeter und Mordio schreiend vorm Spiegel stand und versuchte mit Make-Up zu vertuschen, das er gestern nicht mehr all zu viel Schlaf bekommen hatte.

“Also ich erinnere mich nur noch an ‘Mehr Akira, bitte~’.” ich sah wie das Blut in Rukis Wangen schoss, als ich seine flehenden Worte wiederholte und ging zu ihm, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken, bevor er das Make-Up großflächig auf trug.
 

Nachdem wir beschlossen hatten, eine Visual Kei Band gründen zu wollen, hatten wir uns erst nur für unsere Auftritte geschminkt und es war erstaunlich gewesen zu sehen, wie aus dem Schüchternen Takanori der draufgängerische Ruki wurde, kaum trug er sein auffälliges Bühnenoutfit und Make-Up. Ruki wurde zu Takas zweitem Ich, er selbst hatte zu wenig Selbstvertrauen um sich auf die Bühne zu stellen und vor wildfremden Menschen zu Singen, doch indem er zu Ruki wurde, schreckte er nicht einmal davor zurück, ein paar völlig sinnfreie Tanzbewegungen zu improvisieren.

Ruki hatte einen Positiven Einfluss auf Takanori, so wurde er auch bald im Alltag selbstsicherer. Mir fiel die Veränderung als erstes auf, aber auch meine Mutter, Aoi und Uruha bemerkten es bald darauf.

Trotzdem hatte es mich etwas schockiert, als der kleinere sich das erste mal geschminkt hatte, als wir zum Schoppen in die Stadt wollten.

Zuhause mussten wir uns schon ständig als Schwuchteln beschimpfen lassen, wollte er das Klischee etwa erfüllen? Würde er in Zukunft nur noch Nasal sprechen und dabei übertrieben gestikulieren?

Nicht, das ich etwas gegen Menschen hatte die so waren... Ich wollte nur nicht unbedingt mit so jemandem zusammen sein....

Doch es war anders, es war, als würde Takanori nach und nach komplett zu Ruki werden... nein eher, als würden Ruki und Takanori verschmelzen, denn er verband die Selbstsicherheit Rukis mit Takanoris sanften Wesen und irgendwann nannten ihn alle auch Privat nur noch Ruki, mich eingeschlossen.

Es war schön zu sehen, wie sehr der andere sich seit damals Verändert hatte, es war absolut zum positiven.
 

Sollte er doch etwas schmollen, ich kannte das mittlerweile und genoss es ehrlich gesagt, den kleineren so zu necken. Spätestens wenn er auf der Arbeit war und dort seinen geliebten Luxuskaffee trinken konnte, würde er mir als Rache ein Foto des Getränks schicken, zusammen mit einem ‘Lieb dich, Arschloch’, das Spiel kannte ich nun schon gut genug.

“Willst du Frühstück?” fragte ich auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer und bekam nur ein ‘Als hätt ich dafür Zeit!’ hinterher geworfen.

Ich zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern, räumte Kaffeemaschine und Toaster auf den kleinen Couchtisch, verlegte die Mehrfachsteckdose vom Fernseher zum Tisch und fing an mein Frühstück zu zubereiten.

Irgendwas musste ich mir hierfür noch überlegen, in der Wohnung mangelte es an Steckdosen, wollte man Wasser kochen musste man entweder den Fernseher aus machen um den Wasserkocher ein zu stöpseln, oder das Wasser im Topf aufkochen und ständig den Couchtisch als Küchentisch zu verwenden ging allmählich ins Kreuz.
 

Ich hatte mich grade mit meinem Kaffee und Toast hingesetzt und suchte im Fernseher ein interessantes Programm, als ich spürte wie Ruki seine Hände auf meine Schultern legte. Da ich diese Routine schon kannte, drehte ich meinen Kopf zur Seite und spürte dann auch schon seine Lippen auf meinen, als er sich vorgebeugt hatte.

“Bis nachher.” hauchte er sanft gegen meine Lippen, griff sich meinen Toast und war dann auch schon verschwunden.

Ich sah ihm einen Moment verdattert nach, “Ich hätt dir ein Toast geschmiert wenn du ja gesagt hättest!” rief ich verärgert, doch die Tür fiel bereits ins Schloss und ich war vor die Wahl gestellt, ungetoastetes Weißbrot essen zu müssen oder wieder die Routine des “Fernseher raus-Toaster rein” über mich ergehen lassen zu müssen.

“Ach Scheißdreck!” fluchte ich laut, rappelte mich auf und holte den Toaster von der Kommode. Am Wochenende würde ich mit Uruha zu Ikea fahren, der andere hatte ein überraschendes Talent dafür, Möglichkeiten darin zu sehen, wie man Möbel für die eigenen Bedürfnisse zweckentfremden konnte.

Ich war gerade dabei meine Schuhe an zu ziehen, als mein Handy zu klingeln begann und endlich bekam ich meine bereits ersehnte SMS von Ruki. Ein Foto von einer großen Tasse Kaffee, der so viel kostete wie ich sonst im Monat für Kaffee ausgab, verziert mit einem perfekt manikürten Mittelfinger und den zärtlichen Worten ‘Nimm das, Wichser.’ Ich schickte ihm ein ‘Lieb dich auch’ und einen genervt guckenden Smiley, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit machte.
 

Als ich den kleinen Laden betrat und Uruha mich freudestrahlend mit einem ‘Herzlich Willkommen’ begrüßte machte ich glatt einen Satz zurück, bevor ich verwundert auf meine Uhr sah. Zu spät war ich nicht.

“Hab ich ne Uhrumstellung verpasst oder bist du aus dem Bett gefallen?” fragte ich vorsichtig und nahm dem Schlüssel zu den Umkleiden von Uruha entgegen, wartete jedoch nicht auf eine Antwort des anderen, denn so tief wie er Luft geholt hatte, wollte er gerade zu eine sehr langen Geschichte ansetzen... Und das interessierte mich grade herzlich wenig.

Ich verstaute meine Sachen im Spind, band mir die hässliche grüne Schürze um und setzte die Kappi auf, bevor ich nach vorne ging wo Uruha sich nun gelangweilt auf dem Tresen abstützte. Das war schon eher eine Pose (und Arbeitseinstellung) die ich von dem Brünetten gewohnt war. “Chef ist also wieder weg?” fragte ich und bekam als Antwort nur ein breites Grinsen. Es gab für Uruha nur zwei Gründe sich von seiner besten Seite zu zeigen, wenn der Chef im Laden war oder ein süßes Mädchen.

“Gibts was neues?” fragte ich eher aus Gewohnheit, als aus Neugierde und bekam von Uruha die Kurzfassung was heute noch an stand.
 

**********************************************
 

“Aoi hat gerad geschrieben das wir mit ihm mitfahren können, wenn wir ihn bei seiner Arbeit treffen, er hat um halb Sieben Feierabend.”

Ich funkelte den Brünetten böse an, der sich gegen die Tür des Getränkekühlschranks lehnte und simste, während ich auf dem Boden hockte und die neu gelieferte Ware einsortierte. “Ein bisschen Hilfe wäre nett.” meinte ich nur, doch Uruha ignorierte mich nur. “Ha, ‘Ich nehm die übliche Bezahlung’ schreibt er. Sind wie Ganger oder was?” lachte Uruha und ich verdrehte die Augen. “Und bist du Taub oder was? Ein bisschen Hilfe hier unten wär echt nett.” raunte ich grimmig und bereute meine Worte auch sofort, denn wie nicht anders zu erwarten hatte der Brünette sofort gemerkt, das man meinen Worten eine Doppeldeutigkeit aufzwingen konnte und so spürte ich schon im nächsten Moment, wie er seine Arme um mich schlang. “So so... Du brauchst also meine Hilfe, ja? Befriedigt dich der Kleine etwa nicht mehr? Ich sags dir seit zwei Jahren, Monogamie ist der absolute Lustkiller.” hörte ich den anderen verführerisch in mein Ohr säuseln.

Ich rollte nur genervt mit den Augen und räumte weiter die Wasserflaschen in den Kühlschrank. “Nein Uruha, ganz im Gegenteil, der Sex wird immer besser, erst gestern Abend...” weiter musste ich gar nicht sprechen, Uruha löste sich von mir, gestikulierte eine Brechreiz und schnappte sich eine Kiste mit Coladosen.

Für den Brünetten war es einfach völlig unverständlich, das man länger als eine Woche mit nur einer Person zusammen war. In seinen Augen waren Ruki und ich der Inbegriff der Schwülstigkeit und wann immer ich erwähnte, wie glücklich ich doch in meiner Beziehung war, tat Uruha so, als würden meine Worte ihm körperlichen Schmerz bereiten.

Aber das war es mir wert, wenn er dann endlich anfing mit zu helfen, außerdem wusste ich ja, das er sich für mich und Ruki freute..... Wer weiß... Vielleicht war er ja auch etwas neidisch?
 

Als wir endlich unsere Schicht hinter uns hatten, machten wir uns auf den Weg zu dem Bekleidungsgeschäft, indem Aoi jobbte, dieses war nur einige Minuten zu Fuß entfernt und wann immer unsere Dienstpläne es erlaubten, würde er uns mit dem Auto zur Bandprobe fahre, im Austausch gegen Essen und Trinken aus dem Konbini, in dem Uruha und ich jobbten.
 

“Faszinierend.”

Uruha und ich standen in dem Einkaufszentrum vor dem kleinen Laden und beobachteten nun schon seit 5 Minuten, wie unser sonst so hyperaktiver Gitarrist still an einem Tisch stand und brav ein T-Shirt nach dem nächsten faltete und wieder ordentlich auf den Stapel zurücklegte. “Wusste gar nicht, das er das kann.” stimmte ich Uruha bei und legte den Kopf schief. “Hat Aoi vielleicht nen Zwillingsbruder?” fragte ich grinsend und hörte Uruha kurz auflachen.

Es waren noch fast 20 Minuten, bis der andere Feierabend hatte und eigentlich wollten wir ihm Bescheid geben, das wir im Musicstore auf ihn warten würden, doch diese Ruhe und Gelassenheit die von dem schwarz haarigen ausging, war einfach viel zu faszinierend gewesen. “Innerlich muss er doch schon tausend Tode sterben.” Uruha hielt mir eine Tüte Popcorn unter die Nase, die er sich scheinbar gerade am Kiosk hinter uns gekauft hatte, was mich kurz aufjapsen ließ. “Uruha, wir sind hier doch nicht im Zoo!” tadelte ich den anderen.

“Von Zoo war ja auch nie die Rede, das hier ist Entertainment pur. Besser als jeder Hollywood Streifen.” verteidigte sich der Andere und... Irgendwie hatte er ja recht, immerhin standen wir schon seit 10 Minuten vor dem Laden und gafften quasi unseren besten Freund an.
 

Als Aoi endlich aus dem Laden kam und uns erblickte, stemmte er seine Hände in die Seiten und musterte uns böse.

“Wie lange steht ihr schon hier draußen?” fragte er beängstigend leise, als sein Blick auf die Popcorntüte in Uruhas Hand fiel. Er kannte uns, und vor allem den Brünetten zu gut um wissen, das wir nicht ‘gerade erst’ angekommen waren oder ‘rein zufällig’ vor der Tür warteten.

“Hier, für dich.” ich hielt ihm die Tüte mit den Snacks hin, die Uruha und ich ihm gekauft hatten (dank unseres Mitarbeiterrabatts gab es alles zum Spottpreis und Aoi nahm auch dankend die abgelaufenen Sachen an, die wir so mitnehmen konnten, so sparte er tatsächlich einiges an Geld für Lebensmittel und konnte sich den Luxus eines Autos leisten).
 

Aois Stimmung hellte sich sofort auf, als er einen Blick in die volle Tüte warf und wir folgten ihm zu seinem Wagen.

“Sollen wir Ruki abholen?” schlug er von sich aus vor, obwohl es ein Umweg gewesen wäre, doch ich schüttelte den Kopf. “Der hat schon Feierabend und ist im Proberaum.” erzählte ich Aoi, der nur nickte und los fuhr.

“Ich hab mich etwas umgehört, aber keiner meiner Freunde kennt nen Drummer, der zur Zeit in ne Band will.... Gitarristen ja, die gibts scheinbar wie Sand am Meer.” erzählte uns der Schwarz haarige während der Fahrt und Uruha seufzte zustimmend. “Selbe bei mir. Ich kenn zwar zwei Drummer die zur Zeit keine Band haben, aber der eine wills nur Hobby mäßig machen und maximal zwei mal die Wochen Proben, der andere hat nur gelacht als ich meinte es wär ne Visual Kei Band und dann einige sehr unschöne Dinge gesagt.... Wir sind jetzt nicht mehr befreundet.” der brünette blies sich angesäuert eine Haarsträhne aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich seufzte leise und ließ meinen Blick nach draußen gleiten, wo Menschen und Häuser an uns vorbei rauschten.

Warum musste nur alles immer so schwierig sein?

Willkommen im Irrenhaus

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Welcome... home?

“Was ist mit der hier?” Ich zog eine Hose aus dem Ständer mit den reduzierten Artikeln und musterte Ruki. Begeisterung sah wahrlich anders aus.

Klamotten kaufen war so schon ätzend genug, aber wenn der eigenen Freund ein selbsternannter Modekritiker war, und man so pleite war, das man im billigsten Bekleidungsgeschäft in ganz Tokio einkaufen musste, wurde es zu einer Tortur.

“Sie kostet nur 900 Yen.”, versuchte ich es mit Vernunft. “Und ich brauch ne Hose.”

“Vergiss es. Du könntest deinen süßen Knackarsch nur noch effektiver verstecken, wenn du einen Müllsack tragen würdest.”, raunte er bestimmend und ich hörte, wie die alte Dame auf der anderen Seite des Kleiderständers nach Luft schnappte.

“Ruki, wenn ich keine neue Hose finde, werde ich meinen süßen Knackarsch mit einem Müllbeutel bedecken müssen.”, konterte ich, etwas leiser, um ungewollte Herzattacken bei älteren Damen zu vermeiden.

“Die hier würde dir toll stehen.” Ruki ignorierte mich komplett und zog eine Jeans aus einem der nicht reduzierten Ständer. Ich verdrehte die Augen, als ich den Preis sah. “Die kostet auch gleich das fünf fache und Schuhe brauch ich auch. Und die kauf ich bestimmt nicht hier.”, stellte ich meinen Standpunkt klar und verstand nun wirklich nicht, was Ruki gegen meine Hose hatte. Zwei Beine, Gürtelschlaufen, Taschen, keine Löcher. Alles, was eine perfekte Hose für mich ausmachte.

“Nein!”, meinte Ruki bestimmt und nahm mir die Hose ab, um wie wieder weg zu hängen. “Guck nicht so, das hässliche Ding wir dir schon keiner weg schnappen.”, zickte er mich an und fing wieder an zu suchen, ich tat es ihm gleich.

Es war einfach nur ätzend.

Ich machte mir nicht viel aus Kleidung, aber ich war (angehender) Rocker und ich wollte, das meine Kleidung das aussagte, aber alles was die Sachen hier aussagten war ‘Mich hat ein Kind ohne Schulbildung in Bangladesch genäht’. Wie sollten wir hier etwas finden, mit dem wir beide zufrieden waren?
 

“Weißt du, ich wüsste da einen Weg, wie wir jeden Monat ne Menge Geld einsparen könnten.”, meinte Ruki nach einer Weile des schweigens in einem ruhigen, diplomatischen Tonfall.

Ich schaute ihn Skeptisch an. Das Thema Zigaretten fiel schon mal weg, das hatten wir direkt nach dem Umzug probiert und nach drei Wochen beschlossen, nie wieder darüber zu reden und beim Kaffee ging auch nichts mehr, ich trank schon das billige Zeug und Ruki bekam auf der Arbeit gratis Kaffee.

“Willst du auf dein Make-Up verzichten?”, fragte ich grinsend. Rukis Kopf schnellte hoch und sein Blick war Angst einflößend. Nein, definitiv war er da nicht Kompromissbereit.

“Nein, Aki. Die paar Yen.”, wehrte er ab.

Von wegen ‘paar Yen’.

“Weißt du, ich hab mich mit deiner Mutter darüber unterhalten und~” Mir blieb glatt die Spucke weg und ich starrte ihn fassungslos an. Das war jetzt aber nicht sein ernst, oder?

“Du hast mit meiner Mutter gesprochen? Du willst jetzt aber nicht ernsthaft vorschlagen, das wir wieder zu meiner Mutter ziehen, oder?”, fragte ich Fassungslos.

Meine Mutter hatte sich vor kurzem endlich von ihrem Freund getrennt, nachdem er sie geschlagen hatte, und Ruki und ich hatten daraufhin einige Tage in ihrer Wohnung verbracht, nur um sicher zu gehen, das der Mistkerl nicht auf dumme Ideen kam.

Das Verhältnis zu meiner Mutter war wieder im Lot, wir hatten uns für die Sachen entschuldigt, die in der Vergangenheit passiert waren und ich war glücklich darüber.

Aber zu meiner Mutter zurück ziehen?
 

“Denk doch nur an das Geld, das wir jeden Monat sparen können Akira. Davon könnten wir vernünftige Klamotten kaufen. HÜBSCHE Klamotten!” Um seine Worte zu untermauern zog er ein Hemd aus dem Ständer, knittrig und in dunklen grün und braun Tönen. Es sah aus, als hätte man damit ein Baustellenklo gereinigt und es in der Sonne trocknen lassen.

“Hatten wir nicht eigentlich geplant, das der nächste Umzug in eine größere Wohnung wird? Mit einer richtigen Küche, einem großen Wohnzimmer und separatem Schlafzimmer?”, erinnerte ich ihn an unsere kleine Träumerei.

“Deine Mutter hat ne tolle Küche und ein großes Wohnzimmer. Und wir hätten ein eigenes Schlafzimmer!”, verwendete er meine Worte gegen mich. “Überleg doch mal Aki. Es war doch toll bei deiner Mutter zu wohnen und... Gott ich HASSE unsere Wohnung.”, jammerte er herzerweichend. “Ich bin es leid jedes mal Beschwerdebriefe wegen Lärmbelästigung zu bekommen, wenn wir zusammen schlafen, Akira. Ich bin so kurz davor,” er machte eine Geste, zeigte mit Daumen und Zeigefinger eine nur wenige Millimeter kleine Lücke, “Jedes mal im ganzen Haus gratis Oropax zu verteilen, wenn ich will, das mein Freund es mir mal wieder ordentlich besorgt.”

Ich musste mir ein Lachen verkneifen, was eher an dem schockierten Ausdruck der alten Dame lag. Ich war mir sicher, das er absichtlich laut sprach.

“Ruki, hör auf alte Damen zu ärgern.”, ermahnte ich ihn leise und grinste. “Aber, im ganzen Haus?” Wir wohnten in nem Hochhaus, das würde teuer werden.

“Hmm, nein, der eine Perversling der hinterher immer Jubelt darf weiter zuhören. Das ist irgendwie heiß.” Sein grinsen war einfach nur dreckig, die alte Dame stand kurz vorm Herzkasper und ich konnte nur noch Lachen.
 

“Bitte Aki. Es hätte nur Vorteile und... Wir könnten uns ein Bett kaufen.” Ruki trat an mich ran und schaute mich mit großen Kulleraugen an.

“Ein Bett wär toll.”, hauchte ich zustimmend. Ruki nickte. “Vielleicht sogar so ein tolles Boxspringbett wie in dem Hotel~”

Verdammt, der kleine wusste ganz genau, welche Fäden er bei mir ziehen musste.

Ich hatte ihn letzten Monat für ein langes Wochenende nach Kyoto entführt, in ein schönes Hotel mit Sauna, Massagen und all dem Schnickschnak, aber das Bett war der wahre Höhepunkt gewesen.

Nach über einem halben Jahr auf dem Futon sang mein Kreuz Halleluja als es mit dem weichen Bett in Berührung kam.
 

So wie ich Ruki kannte, war es eh schon beschlossene Sache und da meine Mutter scheinbar auch eingeweiht war, zählte meine Meinung so wie so nicht, aber ich musste wenigstens so tun, als hätte ich hier noch irgendwas zu melden.

“Ich überlegs mir.”, gab ich klein bei, hob aber mahnend meinen Zeigefinger, als Ruki im Inbegriff war, mich zu Umarmen, was so viel bedeutet hätte wie ‘Fang an zu packen Schatz, wir ziehen heute noch um’. “Unter einer Bedingung. Du kaufst mir die Hose und ich will kein Wort hören.”

Man konnte sehen, wie viel Willenskraft es Ruki kostete nicht zu protestieren, doch er ging brav zu dem Ständer, schnappte sich die Hose und zog mich zu den Kassen.

Na ging doch. Jetzt brauchte ich nur noch ein neues paar Schuhe.
 

“Ah, Danke.” Ich nahm die Tasse entgegen, zog den kleinen Behälter mit dem Zucker zu mir und schaufelte einige gehäufte Löffel in meinen Kaffee.

“Hättest du gesagt, das du Kaffee zu deinem Zucker willst, hätt ich die Tasse nicht so voll gemacht.”, ein kurzes Schmunzeln, bevor mich ein besorgter Blick durchdringend musterte. “Alles okay Aki-chan?”

“Hm? Ja Mum, nur.... Stress und so.”, hauchte ich leise und trank den ersten Schluck meiner Zuckerbombe. Widerlich, aber mein Körper brauchte dringend einen Energieschub und dafür eigneten sich die weißen Kristalle einfach am besten.

“Also dann schieß mal los, was bringt mich zu der Ehre, das mein Sohn mich mitten in der Woche unangekündigt besucht, und das ohne seine bessere Hälfte. Stress im Paradies?”

Ich hob skeptisch meine Augenbrauen in die Höhe, während ich an meinem heißen Kaffee nippte. “Na, ob man Ruki jetzt als meine bessere Hälfte bezeichnen kann, zweifle ich an.”, meinte ich lachend und stellte meine Tasse ab. “Andersrum würd ich dir Zustimmen, ich bin definitiv seine bessere Hälfte.” Ich betonte das ‘definitiv’ und meine Mutter lachte. “Nein, kein Stress im Paradies, keine Angst, ich wollt nur etwas mit dir besprechen, unter vier Augen.”

Meine Mutter legte den Kopf leicht schief, tat unwissend, doch ihre Augen funkelten wissend.

“Mir hat ein Vögelchen gezwitschert, das Ruki und du Zukunftspläne geschmiedet habt.” Ich versuchte erst gar nicht, den leicht anklagenden Unterton aus meiner Stimme zu nehmen, doch der schien meine Mutter eh nicht zu kratzen.

“Wir haben uns unterhalten und Ruki meinte, das es... Probleme gibt.” Ich schaute meine Mutter fassungslos an. “Probleme?” Ja, unsere Wohnsituation war nicht ideal, wir waren beide nicht sonderlich glücklich darüber, wie es war, aber ich war noch lange nicht so weit, es als ein Problem zu benennen.

Probleme hatte man meiner Meinung nach in einer Beziehung.

Meine Mutter biss sich leicht auf die Unterlippe, scheinbar hatte sie gerade mehr ausgeplaudert, als sie hätte tun dürfen.

“Mum, bitte.”, forderte ich doch recht barsch. Wenn Ruki Kummer hatte, dann wollte ich es wissen, damit ich daran arbeiten konnte.

“Das hast du aber nicht von mir!” Ich nickte, würde darüber schweigen und unsere Probleme im Stillen lösen. “Er hat sich etwas bei mir aus geheult, du arbeitest den ganzen Tag, wenn du nach Hause kommst gehst du immer sofort ins Bett und na ja... Er meinte in letzter Zeit würde nicht sonderlich viel ‘Zweisamkeit’ stattfinden.”

Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss, als meine Mutter ‘Zweisamkeit’ so arg betonte. Ruki hatte mit MEINER Mutter über UNSER Sexleben gesprochen. WTF?

“Du liebst ihn doch noch, oder?” Die Frage riss mich aus meiner Starre und ich schaute meine Mutter kurz an, bevor ich lächelte. “Mit jeder Faser meines Körpers.”, hauchte ich leise, zog meinen Zucker-Schock-Kaffee zu mir und trank ihn in einem Zug aus.

“Es würde dich wirklich nicht stören, wenn wir hier wieder einziehen?”, fragte ich vorsichtig, denn ich wollte nicht, das meine Mutter sich zu irgendwas genötigt fühlte und uns gegen ihren Willen aufnahm.

“Es war mein Vorschlag Akira. Ich vermisse euch beide, ich vermisse dich.” Schon wieder wurde ich etwas rot um die Nasenspitze.

“Mama~”, raunte ich nur betreten, sie konnte doch nicht solche peinlichen Sachen sagen.
 

Ich blieb noch eine Weile bei meiner Mutter, redete mit ihr über unsere Band, den Umzug, Politik, Gott und die Welt. Wie hatte ich es doch vermisst.

Als ich mich dann auf den Heimweg machte, hatte ich eine ganze Tüte voller Tupperdosen dabei, gefüllt mit allen möglichen Köstlichkeiten, gekocht von meiner Mum und mir (gut ich hatte lediglich das Gemüse geschnibbelt, aber trotzdem).

Ruki würde vor Freude in die Luft gehen, wenn ich ihm gleich erzählte, das ich dem Umzug zustimmte.

“Bin wieder da.”, rief ich in die Wohnung, schloss die Tür ab und fing an mich aus den Sachen zu pellen. Es langsam Frühling werden. Wir hatten schon April und es war teilweise immer noch so kalt, das man das ganze Winterprogramm mir Schal, Mütze und Handschuhen auffahren musste.

“Du kommst spät.” Ich sah überrascht zu meinem Freund, der in der Tür zum Wohnzimmer stand, Arme vor der Brust verschränkt.

Ah, die Probleme. Jetzt sah ich sie auch.

“Ich war noch Unterwegs.”, antwortete ich trocken und kniete mich hin, um die Schnürsenkel meiner Schuhe zu lösen.

“Du hattest vor fünf Stunden Feierabend. Ich hatte gedacht wir könnten was zusammen machen.”, raunte Ruki, hörbar sauer. “Sags doch einfach wenn du keine Lust hast nach Hause zu kommen.”

Zum Glück saß ich mit dem Rücken zu Ruki, sonst hätte dieser gesehen, wie mir das Gesicht gerade entglitt. Was zum? War das sein Ernst?
 

Ich ließ mir noch einen Moment Zeit mit den Schuhen, um meine Gefühlswelt wieder in Lot zu bringen, bevor ich ins Wohnzimmer trat, direkt den Kühlschrank ansteuerte. Ruki kauerte auf dem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift.

“Ich war bei meiner Mutter.”, durchbrach ich die Stille, nachdem ich das Essen weg geräumt hatte und faltete die Tüte zusammen. “Hab mit ihr über unseren Einzug gesprochen.” Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Ruki bei mir war, mich am Nacken zu sich runter zog und mich hungrig küsste.

Ich schlang meine Arme um ihn, drückte ihn fest an mich und erwiderte seinen Kuss sinnlich.
 

“Das war...”

“Der Wahnsinn?”, schlug ich ihm schmunzelnd vor, strich liebevoll über die erhitze Haut meines Freundes, der schwer atmend auf mir lag. “Ja.” war alles, was er raus brachte, ich lachte leise.

Ich ignorierte die kalten Küchenfliesen, auf denen ich lag, hielt Ruki fest umschlungen und seufzte wohlig auf.

“Ist dir nicht kalt?”, hörte ich nach einer Weile seine besorgte Frage. “Hm, geht so, du wärmst mich ja.”, hauchte ich sanft, “Aber unbequem wirds langsam doch etwas.”, musste ich eingestehen, murrte trotzdem leise, als Ruki sich von mir löste, um auf zu stehen, aber ich folgte seinem Beispiel fast sofort und fing an, unsere verstreuten Kleidungsstücke vom Boden auf zu sammeln.

Schnell legte ich die sauberen Sachen zur Seite und verstaute den Rest im Wäschekorb, bevor ich Ruki unter die Dusche folgte.

“Ich kann morgen im Maklerbüro vorbei gehen und unsere Wohnung kündigen.”, hauchte ich leise, als er sich an mich schmiegte. “Und Samstag könnten wir zum Bettenparadies und uns mal umsehen.”

“Du musst Samstag arbeiten, schon vergessen?”, raunte der kleinere missbilligend, ich grinste leicht. “Ich werd morgen Kündigen.”
 

Ich hatte vor knapp drei Wochen meinen Job als Fahrer für die Reinigung gekündigt, da ich einen besser bezahlten bei einer Gebäudereinigung gefunden hatte. Der Nachteil, andauernde Nachtschichten und am Samstag den ganzen Tag, um die Büroräume von oben bis unten Grund zu reinigen.

Wenn wir hier auszogen, würde mein Job im Konbini und im Lager völlig ausreichen, um meine Mutter zu unterstützen und noch Geld für alles andere übrig zu haben. Dann brauchte ich keine drei Stellen mehr, die mir das Leben aussaugten.

Ruki schaute mich ungläubig an, bevor er mich erneut küsste und ich spürte, wie froh er darüber war.

Ich sagte doch, ich würde unsere Probleme lösen.
 

Wir verbrachten den ganzen Abend damit, unseren Auszug zu planen. Auf jeden Fall würden wir unsere Freunde wieder bitten zu helfen, wie schon bei unserem Einzug.

Wenn der Makler einverstanden war, wollten wir die Wohnung möbliert abgeben, gegen eine geringe Summe für unsere Möbel, war ja alles noch in nem Top Zustand, es gab nur keine Möglichkeit sie mit zu meiner Mutter zu nehmen. Warum auch, dort gab es schließlich schon alles.
 

“Ich werd meinen Chef morgen fragen, ob er mich nächste Woche mal nach Hause bringen kann, und wir im Baumarkt vorbei können, um Kartons zu besorgen, liegt ja auf dem Weg.” Ich nickte zustimmend. “Wenn nicht werd ich Aoi bitten.”, fügte ich leise hinzu und gähnte verhalten auf. “Jetzt lass uns endlich schlafen Ruki... Auch wenn du aufgeregt bist.” versuchte ich zum gefühlt hundertsten mal meinen Freund davon zu überzeugen, das wir endlich schlafen sollten. Es war bestimmt schon weit nach Mitternacht und ich wusste, für wann der Wecker gestellt war.

“Ich freu mich halt.”, murrte der jüngere und schmiegte sich an mich. “Du und alle unsere Nachbarn.” versicherte ich ihm und driftete immer weiter ins Traumland ab.
 

Als der Wecker unbarmherzig meinen Schlaf beendete murrte ich missmutig und zog mir die Decke über den Kopf.

Ich hätte Ruki gestern knebeln sollen.

“Willst du Frühstücken? Sonst weck ich dich, wenn ich gehe.”, hörte ich Ruki leise vorschlagen, während er leicht durch mein Haar strich. Ich murrte nur noch einmal, rollte mich unter der Decke zusammen und war dann auch schon wieder weg getreten.

“Aaaaaaaaaaaaaakiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!! Du musst jetzt echt aufstehen.”

Ruki ließ mir gar nicht die Zeit wach zu werden, riss mir einfach die Decke weg und ließ sich auf mich fallen.

“Alter geh runter... Du bist schwer.” beschwerte ich mich lachend und musste die Strafe für meine Worte auch sofort ausbaden, als der jüngere sich rittlings auf mein Becken hockte und anfing mich zu kitzeln.

“Ich ergebe miiich!”, japste ich lachend. Ich war fix und fertig mit den Nerven, völlig außer Atem, aber wach.

“Bis heut Abend bei der Probe.”, hauchte Ruki mir liebevoll ins Ohr, bevor er sich endlich von mir löste, seine Tasche nahm und mir kurz zum Abschied winkte.

Ich blieb noch einen Moment liegen, bis ich mich völlig von dieser morgendlichen Quälerei erholt hatte und ging erst mal duschen, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit machte.
 

“Hey Reirei.... Alter was ist los. Du siehst heut echt scheiße aus. Ärger im Paradies?”

Ich sah meinen, ab sofort ehemals, besten Freund böse an, als er mich so Herz aller liebst begrüßte.

“Na danke auch Uruha.”, antwortete ich schnippisch. “Warum fragt momentan jeder, ob es Ärger im Paradies gibt?”, fragte ich ihn überrascht und bekam lediglich ein Schulterzucken von ihm.

“Weiß nicht. Weils mal Zeit wär?”

“Was soll denn das nun wieder bedeuten?” Musste man den brünetten etwa verstehen?

“Na, ihr seid jetzt wie lange zusammen? Fünf Jahre?”

“Vierdreiviertel.”, verbesserte ich ihn, nur um ihn zu ärgern und sah, wie er genervt die Augen verdrehte.

“Sorry. Vierdreiviertel Jahre. Und ihr habt immer noch die Rosarote Brille auf. Ihr hattet bisher noch keinen großen Krach oder so, und das bei dem Temperament von Ruki. Das ist nicht mehr normal Reita.”, klärte Uruha mich auf und ich musste schmunzeln. Stimmte schon irgendwie.

Wir hatten zwar öfters mal Zank, denn wir waren beide dickköpfig und Rukis Temperament war eine Klasse für sich, aber bisher wurden noch nie Sachen durch die Gegend geworfen, niemand hatte fluchtartig die Wohnung verlassen um wo anders zu übernachten, und selbst wenn wir Zoff gehabt hatten, schliefen wir nebeneinander ein, und am nächsten Morgen war für gewöhnlich alles wieder vergeben und vergessen.
 

“Nein Kou, sorry aber kein Ärger im Paradies. Ruki hat mich nur die ganze Nacht wach gehalten.”, raunte ich und bediente mich an dem braunen Putzwasser, welches sie hier im Laden als Kaffee verkauften, reichte dem anderen ein paar Münzen, damit er das Getränk in die Kasse eingeben konnte.

“Na für jemanden, der die ganze Nacht Sex hatte, bist du reichlich muffig heut früh. Hats etwa nicht geklappt?”

Großer Gott, womit hatte ich ihn als Freund verdient?

“Kein Sex, wir haben nur geredet. Oder besser gesagt, Ruki hat geredet.”, klärte ich ihn auf. “Wir werden demnächst umziehen, bereite dich also seelisch schon mal darauf vor.”, warnte ich ihn und sah, wie er mich fassungslos ansah. “Nein, Reirei. Sorry aber NEIN! Euer Einzug war die Hölle. Sechs Stockwerke ohne Fahrstuhl und bei fünfzig Grad im Schatten. Ich hab genug gelitten um nie wieder im Leben bei einem Umzug helfen zu müssen.” protestierte er, wohl wissend, das Ruki ihn schon zwingen würde, uns zu helfen.

“Ganz ruhig du Schwächling. Die Möbel werden sehr wahrscheinlich in der Wohnung bleiben, also nur ein paar Kartons und alles Treppe runter.”, versuchte ich ihn zu beruhigen, vielleicht vergaß er ja das kleine Deteil, das er ohne Kisten wieder hoch laufen musste.

“Habt ihm Lotto gewonnen?”, fragte der andere entsetzt und ich seufzte leise. “Wenn du lachst hetz ich Ruki auf dich und werd ihn dieses mal nicht aufhalten.”, drohte ich und Uruha nickte brav. Seit Rukis Angriff hatte er doch schon ein bisschen Angst vor unserem Sänger. “Wir haben beschlossen wieder zu meiner Mutter in die Wohnung zu ziehen.”, seufzte ich leise.

“Wow, klingst ja mächtig begeistert. Wie kommts?”, fragte der andere Nüchtern und ich zuckte kurz mit den Schultern. “Das unsere Wohnsituation nicht gerade Ideal ist, ist ja kein Geheimnis.”

Er nickte. “Unsere Wohnung ist sau teuer, die Nachbarn machen nur noch Stress.” Ich zuckte erneut mit den Schultern. “Zieh ich gern wieder zu meiner Mutter? Nein, nicht wirklich. Ist es der richtige Schritt? Ich denke schon.”, erklärte ich ihm, und Uruha nickte verstehend.

“Na, wenn wir demnächst mit Gazette die Charts stürmen werden wir eh kaum noch zu Hause sein, dann braucht ihr auch keine eigene Wohnung.”, meinte Uruha lachend und brachte mich zum schmunzeln. “Stimmt auch wieder.”, stimmte ich ihm bei, auch wenn ich wusste, das es noch etwas dauern würde, bis wir die Charts stürmen würden, erst mal mussten wir jetzt anfangen, ein paar Live Auftritte zu machen. Unser großes Ziel war ein Festival im Sommer für Nachwuchs Bands. Die Zusage dafür stand allerdings noch aus.
 

Da Uruha heute eine kürzere Schicht hatte als ich, winkte ich ihm zum Abschied und seufzte leise. Statt der Quasselstrippe hatte ich jetzt eine Mittelschülerin an der Backe, die mich ständig aus den Augenwinkeln anstarrte. Ich hasste es angestarrt zu werden.

Ich zog mein Handy aus der Tasche und schrieb eine Nachricht an Kai, wollte wissen, was er so trieb. Er brauchte nicht lange um zu Antworten und ich musste leise lachen.

Kai war seit knapp vier Monaten bei uns Drummer, da er aber noch einige Pflichttermine mit seiner alten Band gehabt hatte, war er offiziell erst seit gut einem Monat unser Drummer.

Er arbeitete nebenbei in einem Restaurant als Mädchen für alles, und seiner SMS zu folge, war während des Mittagsgeschäfts die Spülmaschine ausgefallen und er hatte gerade eine Trilliarde Teller bei Hand spülen müssen. Das wahre Highlight war aber das Bildchen aus Zeichen, Buchstaben und Zahlen, das eine völlig entsetzt aussehende Figur zeigte. Er schickte ständig solche Bildchen und ich fragte mich, woher er die immer hatte, oder ob er sie selbst bastelte.

Ich schickte ihm ein ‘Ganbate!!!’ und steckte das Handy wieder weg. Ich war wirklich froh, das Kai und ich Freunde geworden waren, auch wenn der Anfang alles andere als gut war und ich sogar kurz davor stand, ihn wieder aus der Band zu werfen.
 

Nach dem grandiosen ersten Eindruck den wir gemacht hatten, hatte es mich schon verwundert, das Kai nicht sofort wieder die Biege gemacht hatte und nach der ersten gemeinsamen Probe, hatte er dann gemeint, das er sehr gerne bei uns mitmachen würde und wir empfingen ihn mit offenen Armen.

Was mir bei den Proben dann jedoch bald auffiel war, das Kai immer sehr schnell seinen Blick abwenden würde, wenn Ruki und ich uns näher kamen, selbst wenn es eigentlich immer nur kleine Nichtigkeiten waren, eine Umarmung zum Beispiel, ein zweideutiger Kommentar oder das Trinken aus der selben Flasche.

Na super. Unser Drummer hatte scheinbar ein Problem damit, wie wir zueinander standen.

Was mich allerdings etwas verwunderte war, das er scheinbar kein Problem mit Ruki hatte, mit diesem unterhielt er sich ständig, scherzte und lachte.

Der Kontakt zu den anderen Mitgliedern war noch nicht so wirklich vorhanden, mit mir selbst hatte er zu dem Zeitpunkt noch kein privates Wort gewechselt.

Dann war er vielleicht selbst in Ruki verknallt? Eifersucht war auch nicht unbedingt besser.
 

Ich zog Uruha ins vertrauen, denn bei Ruki genoss Kai Welpenschutz und mein Freund hätte mich nur lachend als Paranoid und Eifersüchtig getadelt, ohne meine Bedenken ernst zu nehmen und Aoi war der schlechteste heimliche Beobachter, der auf Gottes grüner Erde wandelte. Es tat schon fast weh ihn zu beobachten, wie er in Bars die Frauen abcheckte. Er starrte sie quasi in die Flucht und wunderte sich dann darüber, das er nie Erfolg hatte.

Uruha bestätigte schon bald meinen Verdacht, Kai schaute tatsächlich immer sofort weg, wenn Ruki und ich uns näher kamen und ich wusste, das es Zeit für ein klärendes Gespräch unter vier Augen wurde. Doof nur wenn es quasi keinen Kontakt gab und man nicht wusste, wie man jemanden dazu bringen sollte, mit einem zu reden, der einen scheinbar nicht leiden konnte. Aber Gazette war mein Baby und das würde ich mir von niemandem zerstören lassen, und wenn es bedeutete, den Drummer wieder raus zu werfen und wieder Wochen oder Monate auf den nächsten zu warten, dann war ich bereit diesen Schritt zu tun.
 

Ich schrieb ihm über Rukis Handy eine SMS, das wir die Probe gerne eine Stunde früher beginnen würden und zum Glück antwortete er, dass das kein Problem war. Nicht auszumalen was passiert wäre, hätte er nein gesagt, wäre zur normalen Uhrzeit aufgetaucht und hätte sich beim unwissenden Ruki dafür entschuldigt, das er nicht früher konnte. Und ich war der einzige der an Rukis Handy kam. Das hätte durchaus der erste Krach in unserer Beziehung werden können.

Ich löschte die Nachrichten, inständig betend das es nicht doch noch zu irgendwelchen Gesprächen zwischen Kai und Ruki kam, welche die Bandprobe betrafen und brachte dann den Arbeitstag hinter mich.
 

Kais schockiertes Gesicht, als er in unseren Proberaum kam und nur ich da war, wäre unter anderen Umständen vielleicht ganz amüsant gewesen, doch mir war das Thema gerade zu heikel. Was zum Teufel hatte der Kerl für ein Problem mit mir?

Ich eröffnete ihm, das wir reden mussten, konfrontierte ihn mit meinen Beobachtungen und legte ihm nahe, die Band lieber früher als später wieder zu verlassen, sollte er irgendein Problem haben.

Als er mir daraufhin gestand, das er Angst vor mir hatte, da ich nie mit ihm geredet hatte und ich ihn ständig aus den Augenwinkeln böse anfunkeln würde, blieb mir glatt die Spucke weg.

Na super. Das Unterstütze Rukis ‘Brumbär’ Theorie ja perfekt. Ich war doch nicht grummelig, oder?

Trotzdem verstand ich nicht, warum er immer so schnell den Kopf weg drehte, wenn ich einen Arm um meinen Freund legte oder wir uns eine Flasche Wasser teilten.

Die Antwort war so simpel und offensichtlich, das ich es nie auch nur in Betracht gezogen hatte. Kai gab zu, sehr schüchtern zu sein und wir waren tatsächlich das erste Schwule Paar, das er kannte.

Er hatte nicht negativ auffallen wollen, oder den Eindruck erwecken wollen, uns an zu starren, weshalb er einfach weg gesehen hatte, nicht bemerkend, das seine Bewegungen immer etwas zu schnell waren.
 

Wir beschlossen, das klärende Gespräch für uns zu behalten und ignorierten die fragenden Gesichter der anderen drei, als sie zur Probe kamen, wo Kai und ich gerade zusammen Musizierten, ohne Noten, ohne Regeln, wir hatten einfach angefangen zu spielen und ignorierten Rukis äußerst kritischen Blick, als wir uns, zum ersten mal, unterhielten und dabei so offen zueinander waren, als würden wir uns schon Jahre kennen.

Ich hatte wirklich einen guten Freund in dem Drummer gefunden.
 

Als wir uns am Abend alle zur Bandprobe trafen, schwor Ruki unsere Freunde gleich mal für den Umzug ein.

Uruha stimmte mit sichtbarem Widerwillen zu, Kai war voll auf begeistert uns helfen zu können und Aoi verlange eine anständige Mahlzeit als Entlohnung, ich versprach ihm, mit meiner Mutter zu sprechen, das sie als Dank für die Jungs was kochen sollte.
 

“Lass uns heut zu Fuß nach Hause laufen.”

Ich schaute meinen Freund skeptisch an, während ich mir eine Zigarette ansteckte. Seit wann war Körperliche Ertüchtigung für ihn eine Option, wenn es sich nicht gerade um rhythmische Bettgymnastik handelte?

“Wie kommts?”, fragte ich, hörbar skeptisch und blies den blauen Dunst in die angenehme Abendluft. “Nur so. Ist ein schöner Abend und mir ist halt grad danach, mit dir zusammen nach Hause zu laufen. Könnte irgendwie... Na... Romantisch sein.”, meinte er Schulter zuckend.

“Seit wann besitzt du denn eine romantische Ader?”, fragte ich schmunzelnd und ignorierte den kleinen Schlag gegen meinen Oberarm.

“Ich bin Romantischer als du!”, warf er mir vor und ich stutzte. “Wann war ich denn bitteschön mal nicht romantisch?”, fragte ich neugierig, und die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. “Fünfundzwanzigster Dezember Achtundneunzig.”

Ich schaute meinen Freund überrascht an, wusste grade echt nicht, was er von mir wollte und ihm fiel allmählich die Kinnlade runter. “Du hast es vergessen?”, rief er hörbar entrüstet und warf die Hände in die Luft.

“Das war unser erstes Weihnachten und unser erstes mal aber.. Was war daran nicht romantisch?”, verteidigte ich mich und ignorierte die drei Schwachköpfe, auch Uruha, Aoi und Kai (wobei letzterer wohl eher mit geschleift wurde) genannt, die sich ‘unauffällig’ an uns ran zu pirschen versuchten, um auch ja nichts zu verpassen.

“Ich sag dir was daran nicht romantisch war Akira!” Oh weh, es war nie gut wenn er in diesem Ton meinen ganzen Namen aussprach. Ich steckte in ernsten Schwierigkeiten.

“Kannst du dir überhaupt vorstellen wie weh es tut in den Arsch gefickt zu werden? Grade beim ersten mal und wenn beide totale Jungfrauen sind? Und dann wach ich auf, alleine in meinem Bett mit nichts als einem Brief in dem steht, das du ans andere Ende von Japan ziehst und wir ja Schluss machen können!”, schimpfte der kleine und ein entsetztes Japsen von Seiten unserer Freunde drang an mein Ohr.

“Das hat er nicht wirklich gemacht, oder?” Uruha trat an Ruki ran und schloss den kleineren beschützend in seine Arme, feuerte tödliche Blicke auf mich ab.

“Was mischt DU dich denn jetzt bitte ein Kou? Du bist doch der, der nie bei einer seiner Errungenschaften übernachtet, weil das der erste Schritt in Richtung Beziehung wäre!”, warf ich dem brünetten vor, den das völlig kalt ließ. “Das sind alles One-Night-Stands und das wissen die Leute, die erwarten nicht das ich da bleibe und ich machs aus Prinzip nicht mit Jungfrauen, die werden dann immer so anhänglich.”, erklärte mir der andere seine Prinzipien und ich machte eine Hilflose Geste mit den Armen.

“Ich wollte einfach Weihnachten mit dem Jungen verbringen den ich liebte, ohne das einer von uns, oder wahlweise wir beide, am rum flennen waren, weil ich umziehen würde.”, erklärte ich mein damaliges Handeln. “Ich weiß das es nicht die feine englische Art war aber... Man, Ruki!” Ich schaute meinen Freund Hilfe suchend an, der mich immer noch völlig emotionslos musterte, doch langsam bröckelte seine Fassade, so sehr er auch versuchte das Grinsen zu unterdrücken, es wollte ihm nicht mehr gelingen, also schnippte er seine Zigarette weg, löste sich von Uruha und überwand die paar Schritte zu mir, legte seine Arme um meinen Nacken und küsste mich sanft. “Könnte ich die Zeit zurück drehen und diesen Abend noch mal erleben, ich würde nichts ändern.”, hauchte der kleinere gegen meine Lippen und Uruha ergab sich im Hintergrund seiner simulierten Übelkeit angesichts all der Schnulzigkeit um ihn rum.
 

Wir liefen in einem gemütlichen Tempo nebeneinander her und als ich spürte, wie Ruki meine Hand ergriff und unsere Finger ineinander verschränkte, musterte ich ihn kurz, drückte seine Hand aber leicht.

Wir hatte irgendwann aufgehört in der Öffentlichkeit zu deutlich zu zeigen, wie wir zu einander standen. Zwar hatten wir, zum Glück, nie wirklich schlechte Erfahrung gemacht und wir waren beide realistisch genug um zu wissen, das es viele Leute gab, die unsere Art der Beziehung nicht verstanden, verstehen wollten, und das störte uns nicht. All die Sprüche und Blicke waren uns relativ egal. Es war nur so extrem nervtötend, also ließen wir es einfach bleiben und genossen unsere Beziehung dort, wo sie akzeptiert wurde, um so mehr.

“Tut mir leid wegen damals.”, hauchte ich nach einer Weile und blieb stehen, als Ruki plötzlich stoppte. “Ach Aki, nimm doch nicht immer alles so schwer.”, seufzte der kleinere und stellte sich vor mich, legte seine Arme um meine Schultern und ich beugte mich etwas runter, lehnte meine Stirn gegen seine.

“Wir waren beide nur Kinder und hätten nichts ändern können. So hatten wir immer noch einen tollen Abend. Einen besseren als wir gehabt hätten, hättest du mir vom Umzug erzählt.”, hauchte er und nippte kurz an meinen Lippen. Meine Güte war der kleine heut liebesbedürftig.

Ich legte meine Hände auf seine Hüfte, vertiefte den Kuss etwas und musste grinsen, als eine Gruppe Schülerinnen kichernd an uns vorbei lief. Als Ruki sich von mir löste, grinste er schelmisch. “Eindeutig Yaoi Fans.”, kommentierte er das gekicher der Schülerinnen und setzte seinen Weg fort.

Ich holte schnell zu ihm auf, legte meinen Arm um seine Schulter und zog ihn etwas näher an mich. Zufrieden seufzend legte er einen Arm um meine Hüfte und ergriff mit der anderen meine Hand, die auf seiner Schulter ruhte.
 

Als wir endlich das Haus erreicht hatten, in dem wir wohnten, begegneten wir im Flur einer Nachbarin, mit der Ruki auf persönlichen Kriegsfuß stand.

Keine Ahnung was die alte Schachtel für ein Problem mit uns hatte, aber schon an unserem Zweiten Tag, und seither täglich, landeten irgendwelche Broschüren irgendwelcher Kirchen, Sekten und Seminaren in unserem Briefkasten, die uns von unserer Homosexualität heilen sollten, manchmal gab es sogar irgendwelche Kräutertees die die selbe Wirkung haben sollten. Das hatte uns eigentlich immer amüsiert und wir hatten mir purer Begeisterung (für so viel Idiotie) die Broschüren gelesen, die uns heilen sollten.

Seit sie uns aber einmal die Polizei auf den Hals gehetzt hatte, nachdem ein Kind hier in der Nachbarschaft verschwunden war, war uns klar geworden, das es für sie keine Grenzen gab.

Das war wahrlich das demütigste gewesen, was ich je erlebt hatte. Mitten in der Nacht hatte es angefangen an der Tür zu hämmern, ich hatte mir nur schnell eine Shorts angezogen, gedacht das es einer der Nachbarn war, doch in der nächsten Sekunde wurde ich zur Seite gedrängt, mir wurden Polizeimarken vor die Nase gehalten und Ruki schrie erschrocken auf, als man die Decke von ihm riss, seine Nackter, leicht besudelter Körper vor zwei Dutzend Polizisten angestarrt wurde.

Nur in Unterwäsche standen wir im Hausflur, wurden befragt wo wir den ganzen Tag waren, während unser Zimmer auf den Kopf gestellt wurde, als gäbe es auch nur das kleinste Versteck in den 20m². Lächerlich. Einfach lächerlich und demütigend, aber noch lange nicht der Gipfel der infamen Unterstellungen.

Als vor zwei Monaten plötzlich unser Makler vor unserer Tür stand und uns erzählte, ein anonymer Nachbar hätte gesehen, wie wir uns im Hausflur an dem Hund einer Nachbarin vergangen hätten (was er natürlich absolut nicht glaubte. Trotzdem hatte er sich die Mühe gemacht her zu kommen statt Kopfschüttelnd diese Geschickte als Müll abzutun?!), hätte ich am liebsten gleichzeitig gelacht und geweint. Wie konnte man nur eine solch kranke Fantasie haben?

Ruki war einfach wortlos aufgestanden, ins Bad gegangen und hatte sich übergeben. Es war dem Makler sichtlich unangenehm, aber er sollte ruhig leiden und ein schlechtes Gewissen haben.
 

Ich zog Ruki noch etwas näher an mich, als ich ihren angeekelten Blick sah. “Hmm, weißt du worauf ich jetzt riiiiichtig Lust hätte Schatz?”, fragte Ruki, lauter als nötig gewesen wäre. “Auf Doggy Sex.” raunte er dreckig und ich schmunzelte. “Oh ja, das klingt gut.”, stimmte ich zu und wir beeilten uns, so schnell wie möglich die vier Stockwerke hinter uns zu bringen, ohne zu rennen, und brachen in schallendes Gelächter aus, kaum hatten wir die Tür hinter uns geschlossen.

“Hast du ihren Gesichtsausdruck gesehen?”, lachte Ruki und ich nickte. “Oh Gott ich wette sie ruft jetzt grade Peta und Greenpeace an.”, kicherte ich und musste mir den Bauch halten, der bereits weh tat vom lachen.

“Okay... Ich geh Essen aufwärmen.”, giggelte ich und wuschelte durch sein Haar, bevor ich mich in die Küche begab.

Allmählich fing ich an, mich doch darauf zu freuen, wieder bei meiner Mutter zu wohnen.

Ruki hatte recht, es war immer schön bei ihr gewesen und das würde es wieder werden, ganz bestimmt.
 


 

“Ruki, aufstehen.”, säuselte ich zärtlich in sein Ohr und kicherte, als er quiekte und unter die Decke kroch.

“Ich will niiiicht.”, nuschelte mein Freund und rollte sich in die Decke.

Wir hatten gestern angefangen die ersten Kisten zu packen, kein Wunder das Ruki heute früh so muffig war.

“Na komm schon. Ich hab Frühstück gemacht, und wir wollten doch heute ein Bett kaufen gehen.”, lockte ich ihn mit süßen Worten und hörte ihn grummeln. “Ich hasse dich Aki.”, raunte er und setzte sich langsam auf. “Und ich liebe dich Ruki. Warum auch immer.”

Ich gab ihm einen leichten Kuss und setzte mich an den Tisch, um endlich meinen Kaffee trinken zu können.

“Ich hoffe wir finden ein Bett. Ein schönes großes.” Ruki ließ sich neben mich aufs Sofa plumpsen, nahm mir meine Tasse aus der Hand und bediente sich an meinem Kaffee.

“Frechdachs.”, kommentierte ich sein diebisches Verhalten und bediente mich an dem Toast.

“Solange du unser Budget im Blick behältst lass ich dir relativ viel Freiraum, das hab ich dir ja versprochen.”, erklärte ich ihm noch einmal die getroffenen Regeln. Ich hatte gesagt was mir wichtig war und was absolut nicht in Ordnung wäre, ein Himmelbett zum Beispiel, das wäre einfach zu tuntig.

Ruki hatte die Bedingungen akzeptiert und hatte nun quasi freie Wahl was Farbe, Design etc anging.

“Wir finden schon was, wenn du nicht über kritisch bist.”, meinte ich zuversichtlich und nahm meinen Kaffee wieder aus seiner Hand.
 

Man sah dem Verkäufer an, wie unwohl er sich fühlte.

Er schien nicht wirklich viel davon zu halten, zwei Männern ein Doppelbett zu verkaufen, doch trotz seiner Abneigung blieb er sehr höflich uns gegenüber und beriet uns so professionell wie er nur konnte, und dafür hatte er meinen Respekt, und scheinbar auch Rukis, denn es war quasi sein Hobby, Arschloch zu spielen und hätte der Verkäufer sich anders benommen, hätte Ruki unter Garantie angefangen so extrem rum zu schwulen wie er nur konnte. Händchen halten, Knutschen und zweideutige Sprüche inklusive. Aber er war brav, und ich dankbar dafür.

“Okay, dann würde ich sagen wir gehen gleich zu den Boxspringbetten, da dort ja ihr größtes Interesse herscht, wir haben einige Modelle, die in ihrem Budget liegen.”, meinte er, nachdem wir erzählt hatte, was wir suchten und uns leisten konnten und folgten ihm brav durch den Laden.

“Haben sie sich schon Gedanken gemacht wegen Farben und Stoffen?”, fragte er und führte uns zum ersten Bett das gelinde gesagt .... Es war nicht schön.

“Wir wollen auf jeden fall ein gepolstertes Kopfteil, Stoff, kein Leder, nichts zu helles, keine Brauntöne.”, erklärte Ruki, was ‘wir’ wollten und machte sich dann selbst auf die Suche.

“Ist scheinbar in jeder Beziehung immer das gleiche.”, hörte ich den Mann neben mir nuscheln. Hatte er gerade einen Witz gemacht?

“Frauen~”, kommentierte ich seinen Spruch und scheinbar hatte er nicht vorgehabt, es laut aus zu sprechen, so nervös wie er gerade wurde. Ich machte eine abwinkende Handbewegung und lächelte leicht. Ich war deswegen nicht beleidigt oder fühlte mich auf den Schlips getreten, er hatte ja recht, zumindest in unserem Fall, Ruki war wirklich die Frau in unserer Beziehung, brauchte ewig im Bad, ging gerne Schoppen, zickte und nörgelte am laufenden Band und konnte mich mit einem Augenaufschlag weich kochen.
 

Der Verkäufer wollte Grade ansetzen etwas zu sagen, als Rukis Stimme den ganzen Laden erfüllte und nun auch wirklich JEDER wusste, das hier zwei Männer gerade ein Bett kauften.

“Ruki was zur?”, fiepste ich, als ich das Ungetüm von einem Bett sah, auf dessen Kante Ruki saß und stolz wie Oscar grinste.

“Es ist perfekt Aki.”, versuchte er mich von dem Bett zu überzeugen, das groß genug war um eine Gazette-Übernachtungsparty darauf abhalten zu können.

“Das passt niemals ins Schlafzimmer.” versuchte ich es mit Vernunft und wollte gar nicht wissen, was das Bett kosten sollte.

“Das passt Aki, ganz bestimmt. Ruf deine Mutter an und bitte sie, eben das Zimmer aus zu messen, sie ist doch da.”, flehte mein Freund und ich fragte mich, warum der Verkäufer keine Anstalten machte, mir zu helfen. Er kannte doch unser Budget... Aber er kannte wohl auch genug dieser Gespräche, in denen der Mann letztlich klein bei gab und wie durch ein Wunder etwas mehr Geld mit hatte, als er seiner Frau gesagt hatte. Verdammt.

Hoffend, dass das Bett zu groß für unser zukünftiges Schlafzimmer sein würde, ließ ich mir die Maße vom Verkäufer verraten und ging ein paar Schritte zur Seite, um meine Mutter an zu rufen und sie zu bitten, kurz im Zimmer nach zu messen, ob das Bett passen würde.

Die Götter meinten es nicht gut mit mir. Nächstes mal sollte ich eine Maximalgröße ebenfalls zur Bedingung machen.
 

“Wir werden nicht viel Platz mehr im Schlafzimmer haben.”, erklärte ich Ruki nüchtern, als ich wieder zu ihm rüber kam, doch er zuckte nur mit den Schultern.

“Es ist das Schlafzimmer, solange ich die Türen vom Kleiderschrank noch ganz auf bekomme ist mir der Platz relativ.”, erklärte er und ich war mit meinem Latein am Ende.

“Bei welchem Preis liegen wir?”, fragte ich an den Verkäufer gewandt, der sich innerlich sicher gar königlich über mich amüsierte (Die arme Schwuchtel, hatte extra das Ufer gewechselt und hatte jetzt doch ne ‘Frau’ an der Backe. Haha.)

“Es liegt ein wenig über ihrem Budget, wir bieten allerdings eine sehr Kostengünstige Finanzierung an, falls sie nicht auf einmal bezahlen möchten.”, erläuterte er und nannte den Kaufpreis. Süß wie er ‘möchten’ benutzte statt ‘können’.

Für diese Menge an Bett war der Preis wirklich gut und mit dem Geld meiner Mutter könnten wir den Großteil jetzt bezahlen und den Rest, wenn wir die Kaution oder das Geld für die Möbel bekamen. Trotzdem, es war mehr als ich ausgeben wollte.

Ich sah zu meinem Freund runter und seufzte genervt. Wie sollte ich bei so viel Begeisterung nein sagen?

“Aber nicht in diesem Porno Rot!”, raunte ich bestimmend und hatte einen überglücklichen Ruki an meinen Lippen kleben, ehe ich es hätte verhindern können.
 

Es war nur ein kurzes Küsschen gewesen, trotzdem musterte ich ihn tadelnd und er nuschelte ein aufrichtiges ‘sorry’ in Richtung des Verkäufers, der sich kurz Sammeln musste, seinen Ekel gegen die Professionalität tauschen musste.

“Eine gute Wahl die sie da getroffen haben. Das Bett ist hochwertig verarbeitet, der Hersteller gibt ihnen Fünfzehn Jahre Garantie auf die Liegefläche und mit dem Preis haben sie auch Glück. Das Bett ist zur Zeit im Angebot und wäre normalerweise um einiges Teurer.”, ratterte er seinen Text runter und zauberte die Stoffproben quasi aus dem Nichts herbei.

“Die Wartezeiten betragen zur Zeit zwischen vier und sechs Monaten, je nachdem welche Farbe sie wollen.”, erklärte er und Ruki und ich sahen uns an.

Eigentlich wollten wir das Bett so schnell wie möglich.

Rukis Blick war pure Enttäuschung und Gott ich hasste es, wenn er so guckte. Ich wollte das er glücklich war.

“Und wenn wir das Bett hier nehmen?”, fragte ich nach einer Weile leise. So schlimm war das Rot ja dann auch nicht. Irgendwie zumindest.

“Oh, aber das ist ein Ausstellungsstück und... Ich bin nicht sicher.”, haspelte der Verkäufer, von der Bitte scheinbar völlig überfordert.

“Wir brauchen das Bett recht bald.”, erklärte ich ihm unsere Lage. Er nickte verstehend. “Es ist nur so.”, fing er an, “Matratzen sind Hygieneartikel, diese Matratze ist ausgepackt und daher eigentlich unverkäuflich.”, erklärte er uns sein Dilemma.

Verständlich irgendwo, aber am Fußende war eine Schutzfolie, die Leute lagen ja nur kurz Probe, meine Mutter besaß einen Dampfreiniger zur Reinigung von Polstermöbeln und wir würden so wie so einen Matratzenschutz und Bettlaken drüber ziehen.

“Das wäre kein Problem für uns.”, erklärte ich ihm, während Ruki schweigsam zwischen uns hin und her sah.

Ich hatte die Hoffnung, das sich noch etwas am Preis machen ließ, wenn ich bedachte wie billig wir unseren Fernseher bekommen hatten, weil er ein Ausstellungsstück war~

“Bitte, kommen sie mit in mein Büro, ich werde meinen Vorgesetzten anrufen.”, wand sich der Verkäufer aus der Entscheidung und wir folgten ihm, nahmen dankend den Kaffee an, den er uns anbot und warteten dann eine gefühlte Ewigkeit, während er telefonierte.

Entweder es war wirklich ein höchst komplizierter Akt, die Matratzen Gesetzte zu umgehen, oder es hatte bisher niemand ein ausgestelltes Bett kaufen wollen, anders konnte ich mir nicht erklären, was so lange dauerte.

“Ganz ruhig Ruki.”, versuchte ich meinen Freund zu beruhigen.

“Bist du mir böse?”, fragte er unsicher und ich lächelte sanft, strich leicht über seine Wange. “Ein ganz klein bisschen vielleicht.”, hauchte ich sanft und wollte mich gerade zu ihm beugen, als unser Lieblingsverkäufer wieder in sein Büro kam. Ich setzte mich wieder auf und er sich uns gegenüber.

“Mein Chef ist einverstanden, wenn sie sofort bezahlen. Angesichts der Umstände bin ich dazu berechtigt worden, ihnen diesen Preis an zu bieten.” er schrieb etwas auf ein Blatt Papier und reichte ihn uns. Mir blieb fast die Spucke weg. Das war knapp die Hälfte billiger. Heilige Scheiße!

“Was würde liefern und aufbauen kosten?”, erkundigte ich mich, denn mal ernsthaft, dieser Luxus war jetzt ganz bestimmt im Budget und ich würde mir Arbeit und nerven Sparen.
 

Wir machten einen Liefertermin für Ende der kommenden Woche aus, ich bezahlte alles und verließ mehr als zufrieden das Geschäft.

“Wir haben ein Bett Aki!”, quietschte Ruki vergnügt und ich lachte. “Nein, wir haben ein Porno rotes Monstrum von einem Bett.”, verbesserte ich ihn. Meine Mutter würde aus den Latschen Kippen und Aoi und Uruha würden sicher einen Spruch nach dem nächsten fallen lassen, wenn sie es sahen, jeder anzüglicher und schmutziger als der vorherige und der arme, unschuldige Yutaka würde mit hochroten Ohren fluchtartig das Land verlassen, wenn er das hörte.
 

Den Rest des Tages packten wir weiter Umzugskartons, ohne uns dabei zu Stressen und am Sonntag hatten wir mehrere Sammeltermine für eine Wohnungsbesichtigung. Der Makler tauschte fleißig Visitenkarten mit den Interessenten, Ruki und ich lobten die Hausgemeinschaft und Nachbarschaft in höchsten tönen und fast alle hatten großes Interesse daran, die Wohnung so von uns zu übernehmen, wie wir sie eingerichtet hatten, jetzt musste sich die Hausverwaltung nur für einen Nachmieter entscheiden, und wir beschlossen, am kommenden Sonntag die Wohnung endgültig zu räumen.

“Ruki.... Was zum Geier soll das werden?”, fragte ich höchst amüsiert und musterte meinen Freund, der auf dem Boden lag, Beine angewinkelt und... Ja was genau machte er da eigentlich?

Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte man vermuten können, das er sich an Sit-Ups versuchte, wobei er eher das Bild einer auf den Rücken gedrehten Schildkröte abgab.

“Das sieht man doch wohl!”, schimpfte der jüngere und ließ sich auf den Rücken plumpsen. “Ich mach Sport.”, erklärte er mir das angeblich offensichtlich und ich musste lachen.

“Wieso das denn auf einmal?”, fragte ich neugierig, stellte meine Tasche ab und ging zu ihm rüber, kniete mich hinter seinem Kopf hin und beugte mich über ihn, um ihm einen sanften Kuss zu stehlen. “War Sport nicht für dich immer wie Kryptonit für Superman?”, gluckste ich amüsiert.

Ruki und Sport. Ich musste auf dem Heimweg einen schrecklichen Unfall gehabt haben, das mein Gehirn mir so etwas vorgaukelte.

“Ich will einfach gut aussehen für dich.”, antwortete er nach einer Weile, tiefe Unsicherheit in jedem Wort und mir sank das Herz in die Hose. Es war schon über drei Jahre her, seit ich ihn das letzte mal so erlebt hatte. Damals, als er völlig verheult und Obdachlos vor meiner Tür aufgetaucht war.

“Taka-chan.”, hauchte ich besorgt, sah ihm tief in die Augen und strich sanft über seine Wange. “Was ist passiert?”, fragte ich sanft, aber bestimmt. Es musste was heftiges sein, wenn es ihn so sehr verunsichert hatte, das von Ruki nichts mehr zu sehen war.

Er biss sich auf die Unterlippe und ich wartete geduldig, strich weiterhin sanft über seine Wange.

“Weißt du Taka, du musst keinen Sport machen oder gar eine Diät. Ich liebe jeden Zentimeter an dir. Du bist in meinen Augen einfach nur perfekt, von Kopf bis Fuß einfach nur durch und durch perfekt.”, hauchte ich nach einer Weile, da er keine Anstalten machte zu reden und beobachtete amüsiert, wie seine Wangen ein tiefes Rot annahmen.

“Aki.”, hauchte er schüchtern, rappelte sich blitzschnell auf küsste mich stürmisch. Ich ließ ihn machen, genoss seine hungrigen Küsse, erwiderte sie voller Leidenschaft und ließ ihn spüren, wie sehr ich ihn liebte, das es nicht nur leere Worte waren, sondern mein voller ernst.

“Also Takanori. Was ist passiert?”, fragte ich leise, als wir beide nebeneinander auf dem Boden lagen und uns minutenlang verliebte Blicke zugeworfen hatten.

“Da ist ein Brief gekommen.”, hauchte er leise und ich zuckte leicht zusammen. Es gab nur einen Brief, der Ruki so aus der Bahn werfen konnte.

“Hast du ihn auf gemacht?” Er schüttelte den Kopf. “Würdest du das bitte tun Aki?”, bat er mich um das, was ich ihm hatte vorschlagen wollen, es aber nicht getan hatte, um mich nicht auf zu drängen. Das hier musste in seinem Tempo geschehen.

“Willst du das wirklich?”, fragte ich noch einmal nach, er nickte und ich rappelte mich auf, gab ihm einen sanften Kuss, bevor ich zur Theke ging, wo die heutige Post bereits vor sortiert lag. Werbung, Rechnungen und ein einzelner Brief, an Takanori adressiert, kein Absender, trotzdem wusste ich, von wem er war.

Die Briefmarke war in Izumo abgestempelt worden. Unserer Heimatstadt. Dort gab es niemanden außer Rukis Eltern, der unsere Adresse kannte.
 

Ich öffnete den Umschlag und nahm die beschriebenen Seiten heraus, fing an zu lesen und hätte den Brief am liebsten sofort weg geworfen.

Es gab keine liebevollen Worte, kein ‘Wie geht es dir’, kein ‘Was machst du so’, kein ‘Wir vermissen dich’. Der Brief war herzlos, obwohl ich mir sicher war, das seine Mutter ihn geschrieben hatte, denn die Handschrift war sehr sauber und Rukis Vater war Arzt und die hatten bekanntlich ja eine Sauklaue.
 

“Und?”, hörte ich ihn ungeduldig fragen, während er langsam zu mir kam. “Es sind positive Nachrichten.”, erzählte ich ihm, auch wenn ich das nicht so sah, aber er würde es als positiv empfinden.

“Wirklich?” Er riss mir den Brief aus der Hand, seine Augen flogen über den Text, doch ich wusste, das er viel zu aufgeregt war, um wirklich zu lesen. “Bitte lies ihn mir vor.”, bat er mich dann auch schon und drückte mir den Brief wieder in die Hand, und ich erfüllte ihm seinen Wunsch.

Sein Bruder war vor kurzem Vater geworden und da seine Freundin scheinbar Katholikin war, sollte bald Hochzeit und Taufe gefeiert werden und Ruki, als Onkel, sollte Taufpate werden. Wohl keine Entscheidung die sie mit Begeisterung getroffen hatten, sondern weil er Familie war und sie sich dazu verpflichtet fühlten, doch Taka war einfach nur glücklich und von den Socken.

“Du musst unbedingt mitkommen Aki!”, japste mein Freund voller Glückseligkeit und ich hielt es für keine gute Idee, nickte aber. “Wenn du das willst.”

Ich hatte nie gefragt, was seine Eltern über uns wussten, ging aber davon aus, das sie uns nur für Freunde hielten. Ob es so gut war, beim ersten Treffen nach so vielen Jahren, gleich mit Tür ins Haus zu fallen, zweifelte ich an.

Eigentlich Grund mehr mit zu gehen. Je nachdem wie das wiedersehen verlief würde Ruki eine starke Schulter brauchen, die ihn auf dem schnellsten Weg wieder nach Tokyo brachte. Weg von diesen Menschen die er trotz allem so sehr liebte.
 

“Ich werd gleich antworten, das ich jemanden mitbringen und ihnen vorstellen will und das wir umziehen, damit der nächste Brief auch ja ankommt.”, plapperte mein süßer Freund aufgeregt drauf los, schnappte sich Papier und Stift und setzte sich an den Tisch, und ich wollte Weinen. Weinen über so viel verschwendete Liebe, weinen, weil er so ein unendlich großes Herz hatte, während ich seine Eltern nur verachten konnte.

Seit er bei meiner Mutter und mir eingezogen war, schrieb Ruki seinen Eltern ständig seitenlange Briefe, sobald es etwas zu erzählen gab. Egal wie Banal. Immer schickte er ihnen Briefe, zu Neujahr, Weihnachten, Mutter- und Vatertag und dieses Jahr sogar zu Ostern, obwohl seine Eltern nicht Religiös waren und wir beide uns nicht unbedingt sicher waren, ob dieser Feiertag einen Sinn hatte. Was sollte das mit dem Hasen und den bunten Eiern?
 

“Kennst du die Freundin deines Bruders?”, fragte ich, ohne großes Interesse, doch ich musste über irgendetwas Reden, bevor ich die Beherrschung verlor und Ruki an den Kopf warf, das seine Eltern seine Liebe nicht verdient hatte und er aufhören sollte so zu tun, als hätten sie ihn nicht vor knapp vier Jahren aus dem Haus geworfen und ihn seither nicht einmal kontaktiert. Es war zum verzweifeln.

“Weiß nicht. Er hatte damals eine Freundin die auf ein katholisches Mädcheninternat ging, aber ob das DIE ist, keine Ahnung. Entweder ja, oder mein Bruder steht einfach auf Mädchen die Erfahrung im Knien haben.”, lachte er frech und ich war dezent schockiert über diesen dreckigen Witz.

“Ich mach uns Essen.”, meinte ich leise, ließ ihn seinen Brief schreiben und machte mich in der Küche ans Werk, froh, das es nur noch zwei Tage waren, bis wir hier endlich ausziehen würden.
 


 

“Ich hasse euch. Ich hasse euch so sehr das könnt ihr euch gar nicht vorstellen!”, meckerte Uruha nun schon seit einer Viertelstunde am Stück und ganz ehrlich, ich konnte es ihm nicht verübeln, auch wenn es nicht unsere Schuld war.

Als wir hier eingezogen waren, war es der heißeste Tag des Jahres gewesen, wir waren alle gestorben und obwohl es erst Frühling war, hatte sich ausgerechnet heute die Sonne dazu entschieden, sich nach Monaten der totalen Abstinenz, mal wieder blicken zu lassen und uns mit völlig ungewohnten zweiundzwanzig Grad zu verwöhnen.

Eigentlich ne tolle Sache, wenn man nicht Kisten fünf Etagen durchs Haus schleppen musste.

“Wenigstens ist schon alles vorbereitet, und wir sind ja auch zu fünft.”, versuchte Yutaka unseren Gitarristen zu beruhigen.

“Das ist auch das mindeste, ich hätte echt keine Bock eure Sextoys in irgend einer Schublade zu finden.”, empörte sich mein bester Freund.

Als ob wir die nicht als erstes weg gepackt hätten. “Dann guck am besten nicht in den Karton wo ‘Privat’ drauf steht.”, warf Ruki dem Brünetten trocken vor die Füße und eine seltsame Bewegung ließ mich den Kopf drehen.

Kai war gerade dabei, eine Kiste hoch zu heben, war mitten in der Bewegung eingefroren und hatte einen hochroten Kopf bekommen, und als ich Rukis ‘Privat’ las, das in großen Buchstaben quer über die Seiten geschrieben war (damit es auch wirklich JEDER lesen konnte), tat er mir so unglaublich Leid.

“Ruki, du hast Kai kaputt gemacht. Trag den Karton gefällig selbst!”, schimpfte ich mit meinem Freund, der mich nur frech angrinste, Kai die Kiste ab nahm und fröhlich summend aus der Wohnung hüpfte. Er war schon ein kleines Arschloch.
 

“So, das ist der letzte Karton.” Ich stellte die Box in den Transporter und half Ruki auf die Ladefläche zu klettern, der kurz nach mir aus dem Haus kam.

Ich zog die Ladeklappe runter und Uruha klopfte gegen die Wand zum Fahrerraum um Aoi Bescheid zu geben, das er nun losfahren konnte.

Wenigstens gab es einen Fahrstuhl in dem Haus, indem meine Mutter lebte, wir sollten die Kartons also in null Komma nichts oben haben.

Als wir ankamen, verteilte wir die Aufgaben in Gruppen. Aoi und Kai sollten die paar Kisten, die gleich in den Keller sollten, runter bringen und mein altes Bett, welches unten stand, hoch und dann zum Recyclinghof fahren, wenn sie den gemieteten Transporter zurück brachten. Uruha, Ruki und ich würden den Fahrstuhl voll machen und dann alles in die Wohnung räumen.

Meine Mutter hatte ihr größeres Schlafzimmer gegen mein kleineres Kinderzimmer getauscht, gemeint das sie eh nicht so viel Platz und keinen so großen Kleiderschrank bräuchte und ich konnte nicht fassen, wie lieb meine Mutter doch war.

“Alter, euer Bett ist so Porno.”, lachte Uruha als er die erste Kiste in unser Schlafzimmer trug und manchmal bezweifelte ich, ob er geistig je über die fünfzehn Jahre Grenze gekommen war.

“Es war billig.”, klärte ich ihn auf, was ihn nur noch mehr lachen ließ und ich machte mich auf den Weg, den nächsten Karton zu holen, bevor Uruha die Chance hatte, weiter reden zu können.
 

Der Einzug war wirklich schnell geschafft, Aoi war alleine zum Wertstoffhof gefahren, Kai half meiner Mutter in der Küche ein Festmahl für uns alle zu zaubern, Uruha und Ruki räumten die ersten Kisten aus und ich machte mich auf den Weg zum nahe gelegenen Konbini, um etwas Alkohol zu kaufen, das hatten wir uns verdient.

Wir würden heute noch ordentlich feiern. Na ja etwas, immerhin war morgen schon wieder Montag.
 

“Ich bin sooooooooo fertig.”, japste Ruki und ließ sich ins Bett fallen, nachdem er aus dem Bad kam.

“War ja auch anstrengend heute.”, meinte ich sanft und zog mir unter dem missmutigen Blick meines Freundes Unterwäsche an, musste schmunzeln.

“Na komm Ruki, lass uns schlafen. In unserem tollen Pornobett.” Ruki lachte leise auf, erhob sich aber schwerfällig und tauschte das Handtuch um seine Hüfte gegen eine Boxershorts, bevor er zu mir ins Bett kam und sich an mich schmiegte, fast augenblicklich einschlief.

Happy Wedding

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Fatale Entscheidung

“Seit ihr euch ganz sicher?”

Ich sah unseren Drummer verwirrt an, nickte, sah aus dem Augenwinkel, das auch Ruki nickte.
 

Ich verstand gar nicht, was dieses ganze Theater sollte.
 

Unser Auftritt auf dem Festival war nun schon zwei Monate her, und da eine andere Band, die am Samstag hätte spielen sollen, sich kurz vor dem Festival aufgelöst hatte, hatten wir die Chance bekommen, am Haupttag zu spielen.

Es war der schiere Wahnsinn gewesen.

Zu unseren Auftritten in den Livehouses hatten wir bisher nie die Zwanzig voll bekommen, und plötzlich war da diese Masse an Musikfans, die mit uns rockten, uns zujubelten, uns feierten.

Ein absoluter Endorphinrausch.
 

Und man war auf uns aufmerksam geworden.

Eine kleine Indie-Plattenfirma hatte uns einen Vertrag angeboten und den sollten wir heute unterschreiben, doch aus irgendeinem Grund sträubten sich Kai, Uruha und Aoi mit Händen und Füßen dagegen, weshalb wir jetzt in dem kleinen Hinterhof des Studios standen und diese völlig unnötige Unterhaltung führten.
 

“Die Bedingungen für euch beide sind doch voll fürn Arsch. Wir müssen nicht den erstbesten Vertrag akzeptieren.”, raunte Uruha, klang irgendwie verzweifelt.

“Ruha.” Ruki musterte unseren Gitarristen. “Danke, das ihr euch wegen uns Sorgen macht, aber Akira und ich haben schon vor Jahren über dieses Thema gesprochen.” Ich nickte zustimmend.

Ruki und ich hatten in den vergangenen Jahren sogar sehr oft darüber gesprochen, immer mit dem selben Ergebnis.

“Uns ist sehr bewusst, das keine Firma uns mit offenen Armen aufnehmen wird, wenn wir öffentlich zu unserer Beziehung stehen wollen. Wir sind ne Visual Kei Band, unsere Zielgruppe sind Teenie Mädchen, die davon träumen möchten, das wir sie auf unseren Konzerten erblicken und uns unsterblich in sie verlieben. Zwei Schwuchteln in na Dauerbeziehung und zwei mal mehr mal weniger Bisexuelle Gitarristen sind da garantiert nicht gerade förderlich.”, scherzte Ruki und lehnte sich leicht gegen mich. “Uns war klar, das wir unsere Beziehung geheim halten werden müssen....gut, da sind jetzt noch ein paar Punkte zu gekommen, mit denen wir nicht gerechnet haben, aber wir packen das schon.” Der kleinere sah zu mir auf und ich nickte zustimmend, beugte mich etwas runter und hauchte einen Kuss auf seine Lippen.
 

Wir hatten eigentlich gar nicht so mit der Tür ins Haus fallen wollen, aber man hatte uns alle im Vertragsgespräch gefragt, ob irgendwer in einer Beziehung sei und Ruki und ich hatten uns daraufhin automatisch angeschaut. Es war ein Reflex gewesen.

Als einem der Chefs die Bedeutung unseres kurzen Blickes bewusst geworden war, hatte er sich fast an seinem Kaffee verschluckt und man hatte schnell noch eine ‘Homo’-Klausel für den Vertrag aufgesetzt.

Kein Wort über unseren Beziehungsstatus.

Kein Wort über unsere sexuelle Orientierung.

Kein Wort über unsere Beziehung an sich.

Separate Wohnadressen.

Kein Händchenhalten, rum knutschen oder sonst was in der Öffentlichkeit, egal ob Privat, oder wenn auf Tour.

Unsere Beziehung wurde quasi auf Eis gelegt, solange, bis wir wieder hinter verschlossenen Türen waren.

Ich verstand die Sorge unserer Freunde. Das war ne ganze Menge, die unsere Beziehung würde aushalten müssen, aber wir waren seit fünf Jahren ein Paar, nicht erst seit fünf Minuten. Das würden wir schon aushalten. War ja nicht so, als würden wir non-stop auf Tour sein und kein Privatleben mehr führen können.
 


 

Ich schnaufte verächtlich über mich selbst, wenn ich heute, acht Monate später, an den Tag zurück dachte.

Unser Leben war gelinde gesagt absolut beschissen.
 

Natürlich hatten wir nicht erwartet, gleich einen tollen Tourbus zu bekommen, oder das wir in Luxushotels übernachten würden. Uns war auch klar gewesen, das wir hart würden Arbeiten müssen, denn wir waren völlig unbekannt und mussten erst mal auf uns aufmerksam machen, aber wir waren nun seit über sechs Monaten pausenlos in Japan unterwegs, fuhren mit einem klapprigen, alten VW-(Hippie)Bus von einem Club zum nächsten, mussten auch in dem Gefährt schlafen, da wir selten das Glück hatten, in einer Jugendherberge mal den Luxus eines zu harten, oder komplett durchgelegenen, Bettes kosten zu dürfen und es war Wochen her, seit ich Ruki das letzte mal geküsst oder nur seine Hand gehalten hatte.

Vom Sexentzug wollte ich erst gar nicht anfangen!

Denn unser Manager, ein homophober alter Sack, ließ uns in dem scheiß Bus noch nicht mal nebeneinander sitzen. Nicht einmal hintereinander, so paranoid war er. Unsere Gespräche fanden also in einer Lautstärke statt, das jeder alles mitbekam, immerhin unterhielten wir uns quer durch den ganzen Wagen. Kein ‘Ich liebe dich’ mehr, kein ‘Träum süß’, keine gehauchten Liebesbekundungen.
 

Unsere Freunde hatten Recht gehabt. Es war ne Menge, die unsere Beziehung aushalten musste und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann musste ich eingestehen, das unsere Beziehung gerade volle Fahrt voraus auf ein Riff zusteuerte, welches das Ende bedeuten würde.

War doch zum Kotzen.
 

“Alles okay Rei?” Ich sah zu Uruha auf, der mich besorgt musterte und ich war es so Leid, so zu tun, als wäre alles okay, schüttelte den Kopf. “Nichts ich mehr okay Kouyou.” Ich benutzte seinen richtigen Namen, damit kein Zweifel über den Ernst der Lage aufkam. “Ich will das alles nicht mehr. Das hier war ein Fehler. Ein riesengroßer Fehler!”, raunte ich und war doch etwas perplex, als Uruha lächelte. “Na endlich Reirei. Hab mich schon gefragt wann Ru und du es endlich einseht. Ich sag Kai Bescheid das wir endlich Kriegsrat halten können, du seh einfach nur zu, das Ruki da ist.”

Ich konnte meinem besten Freund nur fragend hinterher sehen, als er wieder von der Bühne verschwand, auf der wir heute Abend spielen würden.

“Kriegsrat?”, nuschelte ich leise und wurde das Gefühl nicht los, das die Anderen etwas ausgeheckt hatten.
 

“In zehn Minuten in der Herrentoilette, bring Ruki mit.”

Ich riss meine Augen auf, als Aoi seine Hand auf meine Schulter legte und mir die Worte ins Ohr flüsterte. Was bitte sollte das denn jetzt? Ein flotter dreier? Niemals! Ich würde Ruki nie teilen und bestimmt nicht mit Aoi!

“Sei pünktlich und kein Wort.” Er legte sich den Zeigefinger auf die Lippen, bevor er mir zu zwinkerte und verschwand.
 

Hier war doch ne Verschwörung im Gange! Erst ließ mich Uruha vor ein paar Stunden alleine stehen, jetzt kam Aoi daher.... Was wurde hier gespielt?
 

Ich sah auf meine Uhr. Noch knapp eine Stunde, bis zum Auftritt. Wir waren alle fertig umgezogen und gestylt, unsere Instrumente gestimmt, der Soundcheck überstanden.

Seufzend erhob ich mich vom Sofa, zog mein Handy aus der Tasche, da ich keine Ahnung hatte, wo Ruki steckte. Er ging mir seit ein paar Tagen wo er nur konnte aus dem Weg.

“Hey Ru...komm bitte in zehn Minuten zu den Toiletten, Aoi will uns da treffen. Was? Keine Ahnung, komm einfach dahin, okay?”, antwortete ich genervt und legte auf. Da redeten wir endlich mal wieder miteinander und dann musste er mich gleich so anzicken. Blödmann.
 

“Aoi?” Ich betrat den kleinen Vorraum der Toiletten und hoffte inständig, das der Kriegsrat nicht in einer der Kabinen abgehalten werden würde.
 

“Akira, wenn das hier ein schlechter Scherz sein soll, dann mach dich auf den Arschtritt deines Lebens gefasst!”, fauchte mein (noch) Freund, als er nur Sekunden nach mir den Raum betrat.

“Pssst ihr zwei. Kommt her.” Wir drehten uns zu der Flüsterstimme um und sahen Aoi, der seinen Kopf aus einer der Klotüren schob, uns zu sich winkte.

“Ich weiß von nichts und ich hab nichts hiermit zu tun.”, verteidigte ich mich vor Ruki, ergriff seine Hand und genoss das Herzklopfen, das diese simple Geste gerade erzeugte, zog ihn hinter mir her.
 

“Das is jetzt aber nicht euer ernst, oder?”

Kai saß auf dem Klodeckel, Aoi und Uruha rechts und links neben ihm. Ruki und ich hatten uns mit rein gequetscht und der kleinere stand vor mir, hatte meine Hände ergriffen und sie sich um den Bauch geschlungen (und ich hielt ihn nur zu gerne so nah bei mir, genoss seine Wärme und seinen Duft, auch wenn der Hauch von billigem Reinigungsmittel, der dem Raum anhaftete, meine Nase störte).
 

“Stimmt es, was Ruha mir gesagt hat?”, fragte Kai an mich gewandt, schaute mich forschend an und Ruki drehte sich leicht in meiner Umarmung, verstand kein Wort. “Ja. Aber was soll das hier?”, fragte ich, verstand den ganzen Sinn dieses ‘Kriegsrats’ nicht.
 

“Es ist so.”, fing unser Drummer an und schlug ein Bein über. “Aoi, Uruha und ich haben uns von Anfang an nicht wohl dabei gefühlt, das ihr so zurück stecken müsst. Natürlich wissen wir, das ihr eure Beziehung IMMER werdet geheim halten müssen, allein schon, weil niemand ne schwule Rock Band ernst nehmen würde, aber was die von euch verlangen, das ist zu viel.” Ruki und ich senken unsere Köpfe. Ja, das hatten wir inzwischen eingesehen.

“Als ich euch damals gebeten habe, zwei Tage darüber nach zu denken, wusste ich, das ihr eure Meinung nicht ändern würdet, aber ich wollte die zwei Tage eigentlich auch eher für mich raus schlagen.” Wir schauten Kai überrascht an. ”Denn mir kam das alles nicht ganz koscher vor, also habe ich den Vertrag einem alten Schulfreund gezeigt, der Jura studiert und der hat ihn seinem Professor gezeigt. Der Vertrag ist absolut unzulässig und somit komplett ungültig.”

Mit fiel glatt der Unterkiefer auf den Boden.
 

“Mo..moment mal. Noch mal ganz langsam für kleine blonde Sänger. Und zwar von Anfang an. Warum sind wir zu fünft auf Klo und reden über einen, nicht gültigen, Vertrag?” Ruki schaute uns nach einander an, musterte mich am längsten.
 

“Ru...ich hab Uruha vorhin gesagt, das ich das hier als einen Fehler betrachte. Das wir diesen Vertrag akzeptiert haben, denn ganz ehrlich, ich glaube nicht, das unsere Beziehung momentan noch existent ist.”, antwortete ich ehrlich und sah, wie der kleinere schwer schluckte, spürte, wie er sich in meine Arme krallte. “Und ich liebe dich zu sehr, um das hier weiter aus zu halten. Scheiß auf Gazette, ich will nur dich Ruki.”
 

“Nicht so schnell Rei, niemand scheißt hier auf Gazette.”, lachte Kai und versuchte, wieder die Kontrolle über die Situation zu gewinnen. “Es ist so, Ruha, Aoi und ich beobachten euch schon ne Weile, wir haben gesehen wie eure Beziehung gelitten hat, aber wir wussten, das ihr das auch für uns auf euch nehmt. Wir wollten nicht undankbar erscheinen und haben gehofft, das einer von euch früh genug die Notbremse zieht und haben in der Zwischenzeit unseren Kriegsrat geplant.” Aoi und Uruha nickten bekräftigend. “Da der Vertrag so, wie er geschrieben wurde, ungültig ist, können wir ihn jederzeit ohne große Probleme kündigen, allerdings müssen wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite haben, bevor die Chefs ihre Anwälte einschalten können. Wir müssen sie eiskalt erwischen, wenn wir wieder in Tokyo sind, also müssen wir noch ein paar Wochen die Füße stillhalten und die Zähne zusammen beißen. Schafft ihr das?”
 

Ich sah zu Ruki, beugte mich kurz zu ihm, um mir einen flüchtigen Kuss zu stehlen. “Ja. Aber was ist dann Kai?” Unser Leader seufzte leise. “Dann stehen wir wieder am Anfang. Aber das schaffen wir schon. Wir haben in letzter Zeit oft mit einigen anderen Indie Bands zu tun gehabt, wir sind keine komplett Unbekannten mehr. Keine Bange also. Lasst uns kämpfen.” Wir mussten alle lachen, weil Kai doch tatsächlich hier und jetzt eine Motivationsrede hielt, stimmten ihm aber bei.

Konnte es wirklich so leicht sein? Würden wir wirklich problemlos aus unserem Vertrag raus kommen? Ich konnte es nur hoffen.
 

Nach und nach verließen wir die Toilette, denn niemand durfte davon Wind bekommen, das irgendwas im Busch war. Das waren Profis, denen war bestimmt schon längst selbst aufgefallen, das ihre eilig erhobenen ‘Homo’ Klauseln alles andere als erlaubt waren, aber sicher hofften sie einfach, das wir ahnungslose Vollidioten waren (was wir ja auch ohne Kais Freund gewesen wären).

Aber es war so verdammt schwer. Zu wissen, dass das alles hier bald ein Ende hatte, und trotzdem war Ruki mir noch immer so fern und würde es noch einige Wochen bleiben, bis unsere Tour zu Ende war und wir wieder zu Hause waren. Nicht mal unseren sechsten Jahrestag würden wir vernünftig feiern können, da er mitten in die Tour fiel.

So nah und doch so fern. Ich wollte schreien.
 


 

“Akira.”, hauchte mein Freund überrascht, als ich mich im Auto zu ihm setzte. Sofort legte ich mir einen Finger an die Lippen. “Die schlafen alle.”, flüsterte ich und meinte damit unseren Manager, den Stylisten und die zwei Crew Mitglieder, die der Firma als Spione dienten.

Unser Fahrer war cool drauf, der würde schon nicht petzen.

“Ich will nur einen Augenblick bei dir sitzen.”, hauchte ich beinahe flehend und lehnte meine Stirn gegen Rukis, als er seine Arme um meine Schultern legte, sich etwas aufsetzt.

“Ich vermisse dich so sehr Akira.” Seine Stimme klang belegt und mir ging es nicht anders als ihm, trotzdem wagte es keiner von uns, auch nur einen flüchtigen Kuss zu stehlen, denn zu groß war die Sehnsucht, wir würden es sonst nicht aushalten.

“Nur noch sechs Wochen.”, hauchte ich, wollte es uns beiden schön reden. Ruki nickte. “Ja, nur noch. Das schaffen wir Akira...nicht wahr?”

“Natürlich. Ich liebe dich Ruki.”, hauchte ich sanft und küsste ihn kurz auf die Stirn, als ich mich wieder von ihm löste.

Seine Lippen formten stumm eine Erwiderung meiner Liebesbekundung und er ließ erst von mir ab, als ich so weit von ihm weg war, das er mich nicht mehr fassen konnte.
 

Ich ließ mich wieder auf den unbequemen Autositz nieder, der heute, wie so oft in letzter Zeit, meinen Schlafplatz darstellte und zog die dünne Fließdecke über meine Schultern, die wenig Wärme in diesem zugigen Vehikel bot.

Sechs Wochen noch. Wäre doch gelacht, wenn wir die nicht irgendwie rum kriegen würden.

Es war nur so verdammt schwer sich jetzt am Riemen zu reißen, wo die Erlösung so nahe schien.
 


 

Ich stieg mit einem Sprung aus dem VW-Bus aus, hatte endlich wieder Tokyoter Boden unter meinen Füßen.

Zu Hause!

Endlich~
 

“Hörst du das Reirei? Das ist mein Bett das nach mir schreit.”, sang Uruha fröhlich, als er nach mir aus dem Bus stieg und tief einatmete, sich streckte. Ich lachte nur. “Falsch Kou, das ist MEIN Bett, das nach mir schreit.”, verbesserte ich ihn, denn ich hatte wirklich Sehnsucht nach meinem riesigen, pornoroten Monsterbett, in das ich mich gleich mit Ruki fallen lassen würde.
 

Als ich mich umdrehte und sah, wie mein Freund nach Aoi aus dem Wagen stieg, legte sich ein sanftes Lächeln auf meine Lippen. Bald würden wir zu Hause sein, wo wir endlich wieder ein Paar sein durften.

“Also dann Jungs, genießt euer Wochenende und Montag sehen wir uns zur Bandprobe im Studio, seit pünktlich.” Wir raunten Kai an, der schon wieder mit Arbeit ankam, wo wir doch nach so vielen Monaten endlich mal wieder Freizeit hatten, doch das gemoser war nur gespielt. Wir würden Montag den Vertrag kündigen.
 

“Bis dann Jungs.” Ich griff meine Tasche und machte mich auf den Weg zu einem der Taxis, die man für uns gerufen hatte.

Da Ruki offiziell eine andere Wohnadresse hatte, würde er mit einem anderen Taxi fahren (müssen).

Es war einfach nur albern und kindisch, was diese Sesselpupser von uns verlangten.
 

“Hey Fremder.” Meine Mutter zog mich in ihre Arme, kaum das ich die Wohnung betreten hatte und ich genoss es wirklich.

“Ru kommt gleich?”, fragte sie neugierig, ich nickte.

Ich hatte in den letzten Monaten oft mit meiner Mutter telefoniert und Mails ausgetauscht, sie wusste, wie sehr die ganze Situation unsere Beziehung belastet hatte (und sicher hatte Ruki sich ihr ebenfalls anvertraut).

“Im Kühlschrank ist Essen für euch, müsst ihr nur warm machen. Habt Spaß und übertreibts nicht.”Sie zwinkerte mir zu, bevor sie ihre Reisetasche hoch hob.

“Mama!”, japste ich fassungslos, hauchte dann aber ein leises Dankeschön. Sie hätte sicher gerne Zeit mit Ru und mir verbracht, statt in ein Hotel zu gehen, wo sie uns so ewig nicht gesehen hatte.
 

Ich ließ mich auf das Sofa sinken, schloss die Augen und wartete, das mein Freund endlich her kam, bemerkte nicht, das ich doch so ausgelaugt war, das ich schon nach wenigen Augenblicken tief und fest eingeschlafen war.
 

“Uh...verdammt.” Ihr fuhr aus dem Schlaf hoch, sah mich im Zimmer um.

Wie lange hatte ich geschlafen? Und wo war Ru?

Ich wollte aufstehen, als ich spürte, das etwas auf meinen Beinen lag und senkte meinen Blick, lächelte beruhigt.

Ruki hatte sich zu mir aufs Sofa gelegt, seinen Kopf auf meinen Schoß gebettet und schlief tief und fest.
 

Ich beschloss, ihn noch einen Moment schlafen zu lassen, kraulte sanft durch sein Haar, genoss es einfach, ihn endlich wieder bei mir zu spüren. Wie hatte ich ihn doch vermisst.
 

“Hey Ru. Aufwachen.” Ich versuchte ihn sanft zu wecken, denn allmählich bekam ich Hunger und besonders bequem saß ich auch nicht auf dem Sofa.

Der jüngere öffnete murrend seine Augen und schaute mich verschlafen an. “Morgen mein hübscher.”, hauchte ich und küsste ihn sanft, als er sich etwas aufsetzte.

“Hey.”, begrüßte er mich leise und setzte sich auf meinen Schoß. Ich genoss es unendlich, ihn endlich wieder so nah bei mir zu haben.
 

“Wollen wir zusammen duschen gehen und dann essen?”, schlug ich vor. Pure Begeisterung legte sich in seinem Blick, als er zustimmend nickte.
 

“Warum hast du mich denn nicht geweckt, als du Heim gekommen bist?”, ich versuchte ein bisschen vorwurfsvoll zu klingen, scheiterte aber kläglich.

“Du hast so friedlich geschlafen und ich war ehrlich gesagt auch ziemlich ausgelaugt und wollte mich nur noch zu dir legen.”, gab er lachend zu und folgte mir unter die Dusche, wo er sich sofort an mich schmiegte.
 

Wir schauten uns einfach nur an, tauschten verliebte Blicke aus, genossen die vermisste Nähe des anderen, bevor ich mich langsam tiefer beugte, seine Lippen mit meinen einfing und ihn sinnlich küsste. Hungrig. Leidenschaftlich.

Wir mussten eine Menge Zeit nach holen.
 


 

“Seid ihr Fit?”

Hoffentlich war das eine rhetorische Frage, denn außer Kai sah keiner von uns auch nur annähernd fit aus. Wie schaffte der Kerl das bloß?
 

“Lasst es uns hinter uns bringen, ich will diesen Ort schnell wieder verlassen.”, knurrte ich feindselig und schaute hoch zu dem Gebäude, das in wenigen Minuten mal unsere Plattenfirma gewesen sein würde.

Alle nickten zustimmend und wir folgen Kai durch die Gänge, vorbei an unserem Proberaum, ignorierten den Blick unseres Managers, als wir einfach an ihm vorbei liefen und standen schließlich vor der Tür unseres Chefs.
 

“Bereit?” Wir nickten alle und Kai klopfte.
 

Unser Chef musterte uns einen Moment lang verwirrt, bevor ihm scheinbar langsam aufging, weshalb wir hier waren. Als wir ihm, einer nach dem anderen, unsere Kündigungen auf den Tisch legten, verschränkte er langsam die Arme vor der Brust. “Euch wird nie wieder jemand unter Vertrag nehmen.” Die Verachtung in seiner Stimme war deutlich zu hören und da er, während er sprach, nur Ruki und mich ansah, war wohl klar, woher die Verachtung rührte.
 

Ich legte demonstrativ den Arm um meinen Freund, zog ihn näher an mich ran. “Kein Plattenvertrag dieser Welt ist es wert, das ich die Liebe meines Lebens dafür opfere.”, antworte ich ruhig und sachlich, drückte Ruki einen Kuss auf die Lippen und verließ mit dem Rest der Band das Büro und das Gebäude.

Endlich frei!
 

“Und jetzt?” Wir schauten zu Aoi, alle seufzten leise auf. “Ich hab gestern mit meinem Chef telefoniert, ich krieg meinen Job wieder.”, raunte Ruki, Kouyou und ich nickten, auch wir hatten unseren Job im Konbini wieder, auch wenn unser Chef sich erst mal auf unsere Kosten scheckig gelacht hatte. In seinen Augen hatten wir im Leben völlig versagt.

“Ich such mir nen Teilzeitjob und werd mich darum kümmern, uns bei allen möglichen Plattenfirmen vor zu stellen.”, erzählte Kai fröhlich, nicht ein Hauch Bitterkeit in seiner Stimme oder seinem Gesicht.
 

“Ich werd heut ein paar Läden abklopfen, also drückt mir die Daumen.” Wir wünschten Aoi viel Erfolg, bevor wir uns in alle Himmelsrichtungen aufteilten.

Ob der Kerl recht hatte? Würde uns wirklich niemand aufnehmen? Sicherlich kannten die Firmen sich untereinander und man würde garantiert hier nachfragen, wie es zum Bruch gekommen war.

Ein Angst einflößender Gedanke.
 


 

“Schon wieder ne Absage.”, raunte Uruha, der offensichtlich gerade eine SMS von Kai erhalten hatte. Ich seufzte leise und nahm die Konservendosen entgegen, die der brünette mir nun wieder an reichte, stellte sie ordentlich ins Regal.

“Wenn das so weiter geht, steigt Ruki noch aus.”, hauchte ich und es war keine leere Drohung. Ruki gab sich, nicht uns, sondern allein sich die Schuld daran, das wir den Vertrag hatten kündigen müssen und nun wieder in unseren verhassten Jobs fest saßen, statt Musik zu machen.
 

Ich sagte ihm immer wieder, dass das totaler Unsinn war, das niemand Schuld war und vor allem nicht er allein, aber tief innen drin war Ruki nun mal doch nur der kleine, ewig verunsicherte Takanori.

Es war zur Zeit wirklich schwer mit ihm, weil er auch so unglaublich dickköpfig war.
 

“Die wievielte Firma war das jetzt?”, murrte ich leise, als ich die kleine Leiter herab stieg und half Uruha dabei, die leeren Kartons klein zu machen.

Wie viele Plattenfirmen gab es denn bitte in Japan? Ich hatte das Gefühl, das Kai über ein unendliches Repertoire an Adressen verfügte, da ihn die ganzen Absagen scheinbar so überhaupt nicht demotivierten. Er sagte immer, das es genau das Gegenteil wäre. Für jede Absage würde er fünf neue Bewerbungen schreiben.
 

“Lass den Kopf nicht hängen Rei. Gerade jetzt nicht, du musst für Ruki stark sein. Kai hat recht, wir werden schon ne Firma finden.”, versuchte es der andere nun ebenfalls mit Motivation und ich nickte. Er hatte ja recht.
 


 

“Die....wie hieß der Laden nochmal?” Ruki sah zu unserem Drummer, der uns gerade stolz einem Brief vorgelesen hatte.

“Die PSC.”, antwortete er und reichte den Brief an Aoi, der ihn zusammen mit Uruha betrachtete.

Ihre Augen glitten hastig über die Zeilen, bevor sie das Schreiben an Ruki und mich weiter reichten und auch wir überflogen den Brief noch einmal.
 

“Klingt schwammig.”, raunte Ruki leise, wenig Begeisterung in der Stimme. “Aber es ist keine Absage.”, hauchte ich, versuchte seine Stimmung etwas zu heben und drückte ihn sanft. “Reita hat recht, es ist eine Einladung für ein Gespräch Ruki, wir sollten das positiv sehen.” pflichtete Aoi mir bei und unser kleiner Sänger raunte genervt.

“Man ihr klingt alle wie Kai, was ist denn los mit euch?”, raunte er angefressen, lächelte dabei aber breit.
 

“Ich bin aber dafür, das wir dieses mal gleich mit offenen Karten spielen.”, meinte ich leise und sah, das die anderen gemischte Gefühle hatten, trotzdem nickte Kai. “Ja, ich denke auch, das es das beste sein wird. Die wissen sicherlich eh schon Bescheid.”
 

Wir waren in letzter Zeit ein paar mal zu Gesprächen eingeladen worden und hatten unseren alten Arbeitgeber nicht schlecht machen wollen, hatten von unüberbrückbaren Differenzen gesprochen, doch sie wussten immer Bescheid. Wussten, das wir unserer Beziehung wegen ‘problematisch’ waren, denn unser alter Arbeitgeber hatte wohl nicht mal im Ansatz versucht, ein gutes Wort über uns verlauten zu lassen.
 

Ich war es so Leid, das die Leute sich so über unsere Beziehung mokierten.

Was doch eigentlich zählen sollte, war einzig und allein unsere Musik. Ruki und ich waren ja bereit, unsere Beziehung aus der Öffentlichkeit raus zu halten, so war es nicht, nur wir wollten eben von der Firma akzeptiert werden.
 

“Gut, ich ruf dort an und mach dann für Samstag in einer Woche einen Termin, okay?”, fragte Kai und wir nickten alle, während ich meinen Freund enger an mich zog, meine Wange an sein Haar schmiegte. Ich hoffte so sehr, das es dieses mal klappen würde.
 


 

Mir war übel, kotzübel um ganz deutlich zu werden und meine Kollegen sahen kein Deut frischer aus. Selbst Kai schaffte momentan kein Lächeln, das nicht irgendwie gequält aussah.
 

Wir standen vor dem unauffälligen Bürogebäude, mitten in einer Wohnsiedlung, und hätten wir uns nicht schon bei der Rezeptionistin angemeldet, ich würde denken, das wir hier falsch waren. Diese Plattenfirma wirkte irgendwie seltsam, wie gewollt und nicht gekonnt. Es machte sie sowohl sympathisch und wenig Vertrauen erweckend zur selben Zeit.
 

Wir hatten und schlau gemacht über die Firma und waren geschockt gewesen, zu lesen, das es sie schon über fünfzehn Jahre gab, bisher aber mit eher geringem Erfolg, bis man vor knapp drei Jahren den Künstler Miyavi unter Vertrag genommen hatte und seither auf dem steigenden Ast war.

Ruki und Uruha kannten diesen Miyavi vom Namen her, da sie beide schon Lieder von der Band Due le Quarz gehört hatten, dessen Gitarrist er wohl gewesen war und als ich später in einer Zeitschrift ein Foto von ihm gesehen hatte, konnte auch ich zumindest mit dem Gesicht etwas anfangen.
 

“Oh, wir werden rein gewunken, kommt.”, machte Kai uns darauf aufmerksam, das die Rezeptionistin uns wohl von ihrem Platz aus klar machen wollte, das wir jetzt zu unserem Termin konnten.

Mit zittrigen Knien und einem mulmigen Gefühl in der Magengegend folgte ich meinen Bandmitgliedern und war froh, als Ruki seine Hand in meine Schob, mir einen Grund gab, seine Hand zu drücken.

Ich war gerade ein nervliches Wrack.
 

Als wir das Büro betraten, das eher einem Konferenzraum glich, mit den U-Förmig aufgestellten Tischen, verbeugten wir uns tief und nuschelten unseren Dank über die Einladung.
 

War es ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen, das vier Männer uns begrüßten? Aber keiner trug einen Anzug, man schien hier doch schon irgendwie lockerer drauf zu sein, als bei manch anderer Firma. Ein gutes Zeichen?
 

“Freut mich, das wir uns endlich kennen lernen. Kann ich ihnen was zu trinken anbieten? Wasser, Tee, Kaffee?”

Wir lehnten dankend ab, noch immer ziemlich nervös.

Der Mann der uns angesprochen hatte lächelte nur offenherzig, bevor er mit der Vorstellung anfing, sich selbst als den Geschäftsführer der PSC zu erkennen gab, den Mann zu seiner Rechten als seine rechte Hand, Anwalt der Firma und Berater in allen Fragen, und die beiden Männer zu seiner Linken als den leitenden Toningenieur und unseren, eventuell bald, Manager vorstellte. Auch wir stellten uns noch einmal ordentlich vor.
 

Wir machten alle ziemlich große Augen, als er uns erklärte, man hätte schon nach unserem Festivalauftritt großes Interesse an uns gehabt, aber leider wohl doch etwas zu lange gezögert, da man uns ihnen quasi vor der Nase weg geschnappt hatte. Um so erfreuter war man, das wir nun wieder zur Verfügung standen. (Wir sollten später erfahren, das er und unser ehemaliger Chef sich Spinnefeind waren).
 

“Um eins klar zu machen, ihnen ist der Vertrag, sofern sie ihn wollen, zu neunundneunzig Prozent sicher, aber ich bin doch schon sehr Neugierig. Warum haben sie ihren alten Vertrag aufgelöst? Und scheinbar auch Problemlos?”, fragte er, versuchte auch gar nicht, seine Neugierde zu vertuschen und wir wechselten alle kurz einen Blick miteinander, nickten, bevor ich mich leise Räusperte.
 

“Es ist so”, hauchte ich, spürte, wie mein Herz immer schneller schlug und griff unterm Tisch nach Rukis Hand, “Ruki und ich sind in einer festen Paarbeziehung. Wir haben kein Interesse daran, das unsere Beziehung in die Öffentlichkeit getragen wird, da wir wissen, das nicht alle hellauf begeistert sein werden, aber wir wurden in der Vergangenheit sogar dazu gezwungen, getrennte Wohnadressen zu haben und durften im Auto nicht einmal nebeneinander sitzen.”, machte ich unseren Standpunkt klar und erklärte gleichzeitig den Bruch mit der alten Firma.
 

Der Mann lehnte sich in seinem Stuhl zurück, musterte Ruki und mich eindringlich, nickte ein paar mal, als würde er seinen eigenen Gedanken zustimmen, bevor er sich wieder etwas vor beugte.

"Ich glaube, damit können wir Arbeiten.” Ich blinzelte ein paar mal, verstand nicht ganz und als ich zu Kai sah, zuckte dieser in einer hilflosen Geste mit den Schultern. Unsere perplexe Reaktion schien die anderen Männer zu amüsieren.
 

“Gut, lassen sie es mich erklären. Fanservice ist zur Zeit DER Trend in der Szene. Die Fans lieben es, wenn sich die Künstler auf der Bühne etwas näher kommen, die Grenzen der Freundschaft verschwimmen lassen, indem es hier oder da einen Kuss gibt ober eine Berührung. Nichts mit brennender Leidenschaft, aber etwas, das genug Raum für Interpretationen lässt und euren Fans als Vorlage für Fanarts und Fanfics dienen kann.”, erklärte er uns und wieder blinzelte ich verwirrt.
 

Wirklich? Auf so was standen die Fans? Und was bitte waren Fanfics? Unter Fanarts konnte ich mir ja noch was denken, aber...

“Fan...fics?”, fragte Uruha leicht skeptisch und wir alle beugten uns unbewusst etwas über den Tisch.

“Ja das sind fiktionale Geschickten, die Fand über ihre Idole schreiben. Egal ob Charaktere aus Anime, Manga, Büchern oder aber der Realen Welt. Ist ein sehr beliebtes Medium unter den Fans und man kann sie im Internet veröffentlichen und andere können sich das dann durchlesen.”
 

Langsam fragte ich mich, woher er das alles wusste. Gab es hier vielleicht so etwas wie eine Forschungsabteilung, die die Aktivitäten der Fans analysierte und beobachtete, oder googelte der Chef vielleicht selbst? Bei dem Gedanken musste ich unweigerlich schmunzeln.
 

“Heißt das, sie nehmen uns unter Vertrag?” Kais Frage riss mich aus meinen Gedanken und Rukis Griff um meine Hand wurde wieder stärker.

“Ich sagte doch, ihr habt den Vertrag zu neunundneunzig Prozent in der Tasche.”, lachte der Mann und zog ein paar Unterlagen zu sich. “Am besten wir machen es für die ganze Band so, das ihr euer Privatleben für euch behaltet. Sollten solche Interviewfragen kommen, sagt ihr einfach höflich, aber bestimmt, das ihr darauf nicht antworten wollt. Es wäre auffällig, wenn drei von fünf Leuten offen reden und zwei mit ‘kein Kommentar’ kommen. Einverstanden?” Wir nickten alle.

“Was Hotelübernachtungen angeht...Doppelzimmer, wenn nötig okay, dann aber für alle, aber keine Doppelbetten. Wer weiß wie verschwiegen das Hotel ist.” Wieder nickten wir alle. Ruki und ich hatten Jahrelang in meinem Kinderbett geschlafen, wir waren Platzmangel gewohnt.
 

“Gut. Ich freu mich auf unsere Zusammenarbeit.”, meinte er gut gelaunt und schob uns die Verträge zum Unterschreiben hin.
 

Wir waren unter Vertrag!

Second Chance

Ich schaute auf die kleine Uhr, die schräg gegenüber auf dem Nachttischchen stand, trank noch einen Schluck aus meiner Bierflasche.

00:24 Uhr. Dieser Tag würde schwer werden, und er hatte gerade erst angefangen.

“Scheiß Melancholie.”, raunte ich leise und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, starrte an die Decke.
 

Eigentlich gab es gar keinen Grund, Trübsal zu blasen. Mit Gazette lief es gut, nein es lief sogar großartig. Wir waren nun seit knapp vier Jahren bei der PSC und unsere Bekanntheit stieg seither stetig an. Zur Zeit tourten wir mit unserem ersten One-Man-Live Programm durch Japan und würden unser großes Finale in Yoyogi geben.

In Yoyogi!

In so einer großen Halle hatten wir bisher nie gespielt.
 

Ich war als Besucher selbst schon in der Halle gewesen, hatte die Rockstars auf der Bühne gefeiert und mir immer gewünscht, eines Tages mit meiner Band dort zu stehen.

Kaum zu glauben, dass ich es mit Gazette jetzt geschafft hatte.

Ein leichtes Lächeln umspielte kurz meine Lippen.
 

Könnte ich diesen Erfolg doch nur mit Ruki feiern.
 

Ein leiser Fluch kam über meine Lippen, bevor ich einen weiteren Schluck meines Bieres nahm. Warum musste ich denn jetzt plötzlich auf diese Weise an ihn denken? Alles bloß, weil heute heute war und weil heute in den letzten zehn Jahren so ein wichtiger Tag gewesen war.

“Zehn Jahre.”, nuschelte ich leise und betrachtete das Etikett meiner Bierflasche, knibbelte leicht daran.

Ruki und ich wären heute seit zehn Jahren zusammen.
 

Wären.
 

Wären, wenn wir uns nicht vor acht Monaten getrennt hätten.
 

Unsere Trennung war für alle ein Schock gewesen, nur für uns irgendwie nicht. Es gab auch kein böses Blut zwischen uns. Wir hatten uns einfach auseinander gelebt.
 

Schon kurz nach unserem neunten Jubiläum hatte es angefangen in unserer Beziehung zu krieseln. Es hatte nie Streit gegeben oder so, wir hatten nur angefangen aneinander vorbei zu leben, bis wir gar nichts mehr zusammen machten, keine Küsse oder Nichtigkeiten miteinander teilten, das Bett nicht mehr miteinander teilten und irgendwann hatte Ruki mich geradeheraus gefragt, ob ich ihn überhaupt noch liebte.
 

Ich hatte nein gesagt.
 

Natürlich liebte ich ihn noch, er war mein bester, längster Freund, wir hatten eine gemeinsame Vergangenheit, aber es war eine andere Art der Liebe geworden und die letzten Monate hatten es irgendwie auch bewiesen.
 

Ruki war ein paar Tage später ausgezogen. Warum sollte er auch weiterhin in unserer Wohnung leben, in unserem Bett schlafen, wenn wir Schluss gemacht hatten?

Und Ruki hatte einen neuen Freund.
 

Ich wusste nicht, wie lange schon, wie weit sie waren oder wie er hieß, ging mich auch nichts an. Ich hatte es auch eher zufällig mitbekommen, da Ruki es nicht erzählt hatte.

Ich war wegen eines Staus zu spät zum Studio gekommen, war gerade aus meinem Auto ausgestiegen, als ein anderer Wagen vorfuhr, Ruki auf dem Beifahrersitz und der Fahrer hatte sich rübergebeugt und ihn geküsst.

Als Ruki aus dem Wagen gestiegen war und mich entdeckt hatte, hatte er sich entschuldigt, er hätte nicht gewollt, dass ich das sah, doch ich hatte abgewunken, gemeint, dass es nichts zu entschuldigen gab, wir waren ja kein Paar mehr und erwachsen und wir waren zusammen ins Studio gegangen, während wir über das gestrige Baseballspiel quatschten.
 

Als ich Uruha davon erzählte, hatte er sich plötzlich aufgeführt wie eine Glucke und mich betüddelt und getröstet, da er dachte, ich wäre tief traurig und rasend eifersüchtig.

Aber das war ich nicht.

War es damals nicht gewesen und war es auch heute nicht, obwohl die zwei immernoch zusammen waren. Auch heute ein Paar waren.

Heute, an unserem Tag.
 

“Hör endlich auf Akira.”, ermahnte ich mich selbst, legte meine Arme auf den kleinen Tisch, an dem ich saß und bettete meinen Kopf darauf.

Vielleicht sollte ich wieder runter in die Bar gehen, mit den anderen unsere erfolgreiche Tour feiern, statt alleine in meinem dunklen Hotelzimmer zu hocken und zu zu lassen, dass ich Trübsal blies.
 

Ruki war garantiert nicht mehr unten, er setzte sich immer als erstes von der Gruppe ab, wahrscheinlich um noch mit seinem Freund telefonieren zu können.

Ich blickte kurz auf mein Handy.

Vielleicht sollte ich meine Freundin anrufen, um auf andere Gedanken zu kommen? Aber wenn ich ehrlich war... ich wollte ihre Stimme heute nicht hören.
 

Ja, ich hatte eine Freundin.
 

Wie es dazu gekommen war? Keine Ahnung.

Ich war schon immer recht gut bei den Frauen angekommen und als ich nun wieder Single war und Ruki wieder in festen Händen, schleiften Kouyou und Yuu mich jeden Abend in irgendwelche Bars und ich hatte Himiko getroffen, lange mit ihr gequatscht. Wir hatten Nummern ausgetauscht, telefoniert, uns getroffen und ich konnte wirklich gut mit ihr.

Sie hatte mir schon recht bald ihre Gefühle gestanden und ich hatte eingewilligt, mit ihr auszugehen.

Ob ich sie wirklich liebte... ich mochte sie, mochte sie sehr, aber meine Gefühle für sie waren nicht ansatzweise so intensiv, wie sie es für Ruki gewesen waren, aber es wäre unfair ihr gegenüber, sie mit Ruki zu vergleichen.
 

Ruki war etwas besonderes gewesen.

Etwas einmaliges.
 

“Okay, ich brauch was stärkeres als Bier.”, fluchte ich und erhob mich.

Scheiß Melancholie!

Aber erstmal eine rauchen!
 

Ich schnappte mir meine Zigaretten, klemmte mir schon beim Durchqueren der Lobby einen Glimmstängel zwischen die Lippen und spielte gerade mit meinem Feuerzeug, als ich durch die Tür schritt und für eine Sekunde zu versteinern schien.
 

“Hey.”

“Hey.”, erwiderte ich den Gruß, den Ruki ausgesprochen hatte und ich stellte mich an den Aschenbecher auf der anderen Seite der Tür, zündete endlich meine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.

“Wolltest du nicht aufhören?”, fragte ich irgendwann grinsend und Ruki machte nur eine flapsige Handbewegung. “Nah.” war alles, was er dazu sagte, während er mich schelmisch angrinste. “Was er nicht weiß und so.”, lachte er, nachdem er noch einen tiefen Zug genommen hatte und lehnte sich entspannt gegen die Fassade. Ich schüttelte lachend den Kopf. Er war immer noch so ein kleines Biest. Zum Glück. Das hatte ihn in meinen Augen irgendwie immer so reizvoll gemacht.
 

“Wie läufts bei dir und... Himiko, richtig?”, hörte ich ihn leise fragen, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten und irgendwie gefiel es mir nicht, daSs er diese Frage stellte, weil er so viel mehr über Himiko und mich wusste als ich über ihn und... keine Ahnung wie sein Typ hieß.
 

Aoi hatte es natürlich lauthals jedem, aber auch wirklich JEDEM in der PSC erzählen müssen, daSs ich ne Freundin hatte, wie sie hieß, aussah und all die anderen Details, die niemanden interessierten oder überhaupt etwas angingen.
 

Ruki hatte nur gelächelt und leise ‘Ne Freundin also.’ gesagt.
 

“Hm... sie nervt rum, weil die Tour so lang geht, aber sonst...” Ich zuckte leicht mit den Schultern, wusste nicht, was ich ihm dazu erzählen sollte. Interessierte es ihn wirklich, oder fragte er nur aus Höflichkeit?

“Bei dir?”, fragte ich also retour. “Irgendwie genauso.”, meinte er leise, ein mattes Lächeln auf den Lippen. “Hey, hast du noch ne Kippe für mich?”

“Klar.” Ich fischte meine Schachtel aus der Hosentasche, reichte sie Ruki und er bediente sich daran, zündete sich den Glimmstängel an und wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, als sein Handy klingelte.
 

Er nuschelte ein leises Sorry, während er das Telefon aus der Tasche zog und ein paar Schritte ging. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf das Display, erkannte den Mann auf dem Foto als den Mann, der Ruki damals zum Studio gefahren hatte.

“Kenta also.”, nuschelte ich leise, hatte seinen Namen auf dem Display lesen können, und zog an meiner Zigarette.

Irgendwie hatte es mir weniger ausgemacht, als ich noch nicht wusste, wie er hieß.
 

“Oh... du hättest ruhig lange mit ihm reden können.” Ich sah überrascht zu Ruki, der nach keinen zwei Minuten wieder zu mir zurückkam, sich zu mir an den Aschenbecher stellte. “Passt schon Aki.” Er lächelte schwach, etwas trauriges in den Augen.

“Hey Ru... wir sind Freunde also... wenn dich etwas bedrückt, dann bitte rede mit mir, ja? Du kannst mit mir über alles reden.” Ich legte meine Hand aufmunternd auf seine Schulter.

“Über alles?” Ich nickte.

“Auch über meine Beziehung?”

“Wenns sein muss.” Ich verzog kurz das Gesicht, bevor ich leise lachte. Natürlich auch über seine Beziehung.
 

Ruki hüllte sich einen Moment in Schweigen und ich ließ ihm die Zeit, die er brauchte.

“Ich glaub ich werd Schluss machen, wenn die Tour um ist.”

“Huh?” Ich hob überrascht meine Augenbrauen, sah ihn fragend an. “Warum?” Ich war tatsächlich neugierig. So viele SMS, wie sie ständig tauschten und all die Anrufe, ich hätte nicht gedacht, dass Ruki unglücklich war. Er machte nicht den Eindruck.
 

“Kenta nervt.”, schnaufte er nur und nahm einen weiteren Zug von seiner Kippe. “Und er wird irgendwie von Tag zu Tag paranoider. Er glaubt, dass wir zwei immer noch was am laufen haben.”, motzte mein Exfreund und ich musterte ihn zweifelnd. Da hatte er scheinbar nen ganz schönen Griff ins Klo gelandet.
 

“Wie kommt er denn auf den Trichter?”, fragte ich ungläubig. “Keine Ahnung.”, seufzte Ruki genervt. “Aber es wird immer schlimmer. Ständig ruft er an und bombardiert mich mit SMS ,wo ich bin und was ich mache und mit wem. Und er wollte mit auf Tour kommen Akira!”, entrüstete sich der kleinere und ich schmunzelte, wusste, wie gut es ihm tat, wenn er sich einfach mal richtig auskotzen konnte.

“Alles nur, weil du und ich mal du und ich waren und er und ich...”, er seufzte leise. “Wir haben noch nicht... du weißt schon.”, nuschelte er dann kleinlaut und ich hatte gerade das Gefühl, als hätte er mich mitten ins Gesicht geschlagen.
 

Er hatte noch nicht mit seinem Freund geschlafen? Warum?

Und warum erleichterte mich dieses Wissen gerade?
 

“Hast du schon... mit Himiko?”, fragte er leise, ohne mich anzusehen und ich hatte das Gefühl, als hätte ich für einen kurzen Augenblick etwas trauriges in seinen Zügen gesehen.
 

“Ja.”, antwortete ich ehrlich und Ruki nickte leicht, schob mit seiner Schuhspitze einen Zigarettenstummel etwas auf dem Gehsteig hin und her, den der Wind zu uns rüber getragen hatte. “Und? Wie ist es mit einem Mädchen?”

“Willst du das wirklich wissen?”, fragte ich leise. “Nein, nicht wirklich. Aber ich muss es wissen. Ist es schön für dich?” Zum ersten mal hob er seinen Kopf wieder an, schaute mich direkt an, forschend.

“Nein.”, antwortete ich ehrlich und offenbarte ihm dabei genau so viel Einblick in meine Gefühlswelt, wie mir selbst.
 

“Sieht aus, als wären wir beide bald wieder single.”, lachte ich leise, humorlos und Ruki grinste. “Vielleicht sollten wir zwei es ei-” Das klingeln seines Handys unterbrach ihn und er murrte hörbar genervt, als er es aus der Tasche zog, drückte den Anruf zu meiner Überraschung einfach weg.

Ein Novum!
 

“Seit wann weißt du denn, wie man Anrufe wegdrückt?”, fragte ich erheitert, verdrängte Rukis letzten Satz, der mein Herz hatte höher schlagen lassen.

Scheiß Sentimentalität, jetzt fing ich auch schon an zu hoffen, dass wir zwei wieder zusammen kommen würden, oder was?
 

“Haha.”, kommentierte Ruki trocken und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, machte keine Anstalten, wieder reinzugehen und auch ich blieb bei ihm stehen.

“Hab einfach keinen Bock heute mit ihm zu reden.”, flüsterte er leise, fluchte, als sein Handy erneut klingelte, doch dieses mal ging er ran.
 

“Was willst du Kenta?”, fragte er gereizt, massierte sich mit zwei Fingern den Nasenrücken und mir tat sein Gesprächspartner gerade schon etwas Leid, denn ich kannte Ruki, kannte seine Gesten, seine Mimiken, seine Stimmlagen und jetzt gerade... Ruki stand kurz vor der Explosion. Wenn Kenta nicht aufpasste, würde Ruki ihm gleich per Telefon den Laufpass geben.
 

“Was ich mache? Ich unterhalte mich mit Akira.”....”Mit welchem Akira? Was glaubst du, wie viele Akiras ich kenne?”...”Ja natürlich mein Exfreund Akira, du Blödmann!”...”Was? Was? Du VERBIETEST mir, mit meinem besten Freund und Bandkollegen zu reden?” Ruki lachte auf. “Aber sonst gehts dir noch ganz gut, ja?”...”Nein, das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Ich bin erwachsen und ich kann tun und lassen, was auch immer ich will!”, schimpfte er ins Telefon, bevor er auflegte.

“Ist das zu fassen Akira?”, japste er ungläubig und schaute mich an. Ich seufzte leise, machte eine kleine ‘komm her’-Geste und legte meine Arme behütend um den kleineren, als er sich an mich schmiegte.
 

Ich wusste, wie sehr Ruki es hasste zu streiten, auch wenn er die Beziehung quasi schon beendet hatte, ging ihm das Gespräch gerade an die Nieren, das hatte ich gesehen und ich spürte es jetzt, als ich ihn hielt und er leicht zitterte, sicherlich vor Wut, Fassungslosigkeit und auch etwas Trauer, immerhin hatte er ja mal Gefühle für Kenta gehabt.
 

“Danke Akira. Du bist und bleibst meine Nummer Eins.”, hauchte er leise und löste sich wieder aus meiner Umarmung.

“Bitte sag so was nicht Ruki... nicht heute.”, hauchte ich, klang flehender und verzweifelter als ich es gewollt hatte und legte meine Hand sanft an seine Wange, strich mit meinem Daumen über seine weiche Haut und mein Herz fing an zu stolpern, als er die Augen schloss, sein Gesicht an meine Handfläche schmiegte.
 

“Ich wünschte, wir könnten heute feiern Akira. Das wünschte ich wirklich.”, hauchte er leise und bescherte mit damit eine Gänsehaut vom Scheitel bis zum Zeh. “Ich auch... und nicht nur heute.”, flüsterte ich kaum hörbar, doch wusste ich, dass er es gehört hatte, denn er öffnete seine Augen, sah mich bittend, nein, flehend an.
 

“Liebst du mich noch, Akira?”, stellte er mir die selbe Frage wie vor acht Monaten. Die selbe Frage, die ich damals so leichtfertig mit einem Nein beantwortet hatte. Warum hatte ich damals nein gesagt? Warum hatte ich nicht um uns gekämpft? Mich mehr angestrengt, versucht es wieder zu kitten?

Weil 'Nein' so viel einfacher war als ‘Ich weiß es nicht’.
 

Wusste ich es denn jetzt? Was empfand ich für ihn? Liebte ich ihn noch, oder war es nur der heutige Tag, der mir gerade das Leben schwer machte, weil Sentimentalität Gefühle wachkitzelte, die schon seit fast einem Jahr nicht mehr da gewesen waren?

Fakt war, Himiko liebte ich nicht, hatte sie wohl auch nie geliebt.

Fakt war aber auch, dass andere Männer mich nicht im geringsten interessierten.

Für mich gab es nur Ruki.
 

“Ja.”, antwortete ich leise. “Und ich habe es die ganze Zeit getan.”
 

Der Wind zerzauste unsere Haare, als er uns umspielte, während wir einfach nur dastanden, meine Hand noch immer auf seiner Wange, unsere Blicke aneinander gefesselt und sie erzählten so viel mehr, als Worte es je hätten tun können. Erzählten von Liebe, Hoffnung und Entschuldigung.

Wir hatten beide Fehler gemacht, hatten beide unsere Beziehung zu schnell aufgegeben, statt um sie zu kämpfen, obwohl unsere Gefühle für einander die ganze Zeit da gewesen waren und sie waren keinen Deut weniger intensiv als damals vor zehn Jahren, als er mir gesagt hatte, dass er mich liebte und ich ohne zu zögern sein Geständnis wiederholt hatte.
 

“Ich liebe dich Ruki. Habe ich immer, werde ich immer.” Es war ein Versprechen. “Ich hab dich so vermisst, Akira.”, hauchte der jüngere leise, überwand die wenigen Zentimeter, die uns die ganze Zeit voneinander getrennt hatten und ich beugte mich sofort runter, empfing seine Lippen mit den meinen und drückte seinen Körper fest an mich.
 

Perfekt.
 

Es war einfach nur perfekt, wie seine Lippen sich gegen meine schmiegten, wie mein Herz raste und mein Bauch kribbelte. Sein Duft in meiner Nase, sein Geschmack auf meinen Lippen.

Endlich war ich wieder komplett. Endlich waren er und ich wieder er und ich. So, wie es sein sollte.
 

So, wie das Schicksal es für uns bestimmt hatte.
 

Schwer atmend lösten wir uns voneinander, als Rukis Handy erneut die Stille zerriss und ich sah, wie er den Anruf weg drücken wollte, hielt meine Hand bittend hin und mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen reichte er mir sein Telefon.

Ja, Ruki war noch immer ein kleines Arschloch.
 

“Hey alter, hör zu. Takanori steht nicht auf dich, also mach die Biege.”, erklärte ich Kenta so freundlich wie möglich die Situation. Perplexes Schweigen auf der anderen Seite der Leitung. “Wer ich bin? Akira. Sein Lebensgefährte.”, antwortete ich lächelnd, strich mit meiner freien Hand sanft über Rukis Wange und legte dann einfach auf, schaltete sein Handy vorsorglich komplett aus, bevor ich ihn wieder an mich zog, ihn sinnlich küsste.
 

“Hey Akira.”

“Ja?”, fragte ich schwer atmend, nach einem langen, sinnlichen Kuss.

“Weißt du, welcher Tag heute ist?”, fragte er leise, grinsend.

“Unser Jahrestag.”, antwortete ich, ohne eine Sekunde zu zögern. Niemals würde ich diesen Tag vergessen, unter keinen Umständen.

Ruki nickte. “M-hm. Zehn Jahre. Ein Grund richtig zu feiern, findest du nicht auch?” Er küsste mich erneut, ließ mir keine Zeit zu antworten, denn er kannte meine Antwort schon längst.

Natürlich war es ein Grund zu feiern, richtig zu feiern, mit unseren Freunden.
 

“Hey, wo geht ihr hin?”, platzte es ungläubig aus Ruki heraus, als wir uns endlich wieder ins Hotel begaben und unsere drei Freunde uns auf ihrem Weg zu den Fahrstühlen entgegen kamen.

“Ich glaub, ich hab zu viel getrunken, ich hab schon Hallus.”, raunte Aoi, dessen Stimme noch klar und verständlich war, entgegen seiner Aussage und drei Augenpaare waren auf unsere Hände gerichtet.

Auf unsere Hände, die einander hielten, unsere Finger, die mit denen des anderen verschränkt waren.
 

“Na los Jungs, macht nicht schon schlapp. Aki und ich haben heute Jubiläum. Wir müssen feiern!”, verkündete unser Sänger lautstark den Neuanfang unserer Beziehung, warf damit wohl einen ganzen Haufen Fragen auf, wenn ich die Gesichter meiner Kollegen richtig deutete, doch niemand sagte etwas.
 

Uruha schaffte es zuerst aus seiner Starre und fing gleich an, sich über uns auszulassen, ob wir jetzt wieder so ein ekelhaft glückliches Paar sein würden, dass wir nicht normal waren und was er sonst noch moserte.

Es war seine Art uns mitzuteilen, dass er sich für uns freute und er und die anderen folgten uns zurück in die Bar, wo in den nächsten Stunden alles auf Ruki und mich ging, bis wir müde, erschöpft, völlig beduselt und unendlich glücklich in mein Hotelbett sanken.

Epilog

Ich stand am Fenster meines Hotelzimmers, mein Blick auf die Lichter der Stadt unter mir gerichtet.

Was ein Anblick.
 

“Du bereust doch wohl nicht, was wir heute getan haben, oder?”, hörte ich die müde, aber amüsierte Stimme meines Freundes hinter mir, spürte seine Lippen sich sanft an meine Schulter legen, bevor er zu mir rum kam, sich an meine Brust schmiegte, als ich ihn sanft an mich zog.
 

“Wenn es etwas gibt, das ich niemals bereuen werde, dann den heutigen Tag.”, lachte ich und küsste ihn sanft. “Auch wenns ne Schnapsidee von dir war.”, zog ich ihn etwas auf, doch Ruki hatte lediglich ein Schulterzucken für mich übrig.

“Manche nennen es Schnapsidee, andere spontan oder auch romantisch.”

“Oder kitschig.”, warf ich ein, denn ich fand es definitiv mega kitschig.

“Oder kitschig.”, wiederholte Ruki lachend meine Worte. “Aber das ist mir scheißegal, weil ich glücklich bin. Glücklich, dass du jetzt mein Ehemann bist. Zumindest in den USA.”

Ich lachte auf. “Find ich gut.”
 

Wir waren im Laufe unserer Welttour in Las Vegas gelandet, hatten heute einen freien Tag genossen und den ganzen Touristenscheiß gemacht, uns amüsiert, unser Glück herausgefordert und geheiratet.
 

Ruki hatte mich gefragt, ob ich sein Mann werden mochte und ich hatte zugestimmt. Nach achtzehn Jahren Beziehung hatte ich keine Sekunde gebraucht, um diese Entscheidung zu treffen, auch, wenn wir beide das nur aus Spaß machten, denn in Japan würde man unsere Ehe nicht anerkennen, in Japan würde Ruki nicht meinen Nachnamen tragen, aber das war alles kein Drama.

Wir hatten ja noch nicht einmal Eheringe.
 

Wir hatten die Ringe genommen, die wir schon vor Jahren gekauft hatten und die wir als Zeichen unserer Verbundenheit am kleinen Finger trugen. Hatten dem als Elvis Presley verkleideten Priester in unserem besten englisch erklärt, warum uns Japanern ‘Kizuna’ mehr bedeutete als ein Ring am Ringfinger.

Ja, Elvis hatte uns getraut.

Ganz kitschig.
 

Es war toll gewesen und unser Hochzeitsfoto würden wir garantiert an all unsere Freunde und Verwandten schicken, es in unserem Wohnzimmer aufstellen.

Ruki und ich in Freizeitklamotten neben Priester-Elvis, cool und lässig mit unseren Händen das Mano cornuta-Zeichen formend. Mega romantisch.

Es passte zu uns.
 

“Hey Aki.”

“Ja?” Ich schmiegte meine Wange an sein Haar, schaute mit ihm zusammen raus auf das Panorama dieser Stadt.

Der Eiffelturm von Paris, die Sphinx, die Freiheizstatue. Es war, als läge die ganze Welt zu unseren Füßen.

“Weißt du noch damals, unser Traum?”

“Der Traum die coolste Rockband der Welt zu werden?” Er nickte. “Ja. Weißt du Akira, ich glaub, wir sind auf nem verdammt guten Weg, unser Ziel zu erreichen.”, hauchte er und ich nickte.
 

Ja, das konnte man wohl so sagen. Drei Touren durch Europa und jetzt unsere zweite Welttournee. Auch wenn es kleine Locations waren und überschaubare Mengen an Besuchern. Wir hatten in den letzten Jahren viel erreicht, mehr als wir uns je zu träumen gewagt hätten und wir waren wir geblieben. Wir waren immer noch die besten Freunde, immer albern, immer am Rumblödeln, hatten nie angefangen uns als etwas besseres zu sehen und unsere Crewmitglieder wie Arbeitssklaven zu behandeln. Es gab keine Starallüren und ich hatte das Gefühl, dass das mit ein Grund für unseren Erfolg war. Unsere Authentizität.
 

Ich küsste Ruki sinnlich, küsste meinen Ehemann sinnlich und leidenschaftlich, drückte ihn gegen das Panoramafenster unseres Hotelzimmers und vereinte mich in sinnlicher Leidenschaft mit ihm.

Die ganze Welt zu unseren Füßen, doch alles, was für mich von Bedeutung war, war er allein.
 

Heiße, wilde Küsse, seine Beine um meine Hüften, sein Stöhnen in meinem Ohr, sein Geschmack auf meinen Lippen und das Gefühl von vollkommenem Glück, das jeden Millimeter meines Körpers flutete, als ich mich tief in ihm ergoss, während die ganze Welt scheinbar zu unseren Füßen lag.
 

Unsere Träume hatten fliegen gelernt, hatten Anlauf genommen und waren los geflogen, immer weiter, immer höher und ich war neugierig zu sehen, wohin sie noch fliegen würden.
 

Wohin auch immer, mit Ruki an meiner Seite würde ich die ganze Welt erobern.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Soooo meine Lieben… ab jetzt müsst ihr ein kleines bisschen Geduld mit mir haben, denn weiter bin ich noch nicht (das 3. Kapi ist erst halb fertig T^T ) leider bin ich sehr schreibfaul aber ich werd mir selbst in den Hintern treten, Ehrenwort ^^
Also bis zum nächsten Kapitel… bleibt mir (und den Jungs) treu Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So ich hoffe es hat allen gefallen.

Für alle, die das Vorwort ignoriert haben, ich bin für Anregungen, Kritiken und überhaupt jeden Kommentar dankbar.
Es wird weiter gehen, jedoch wird Kapitel 5 doch etwas warten müssen (aber keine 6 Jahre! Ehrenwort!!!!) aber ich muss etwas für die Uni büffeln Q^Q Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  Toffelchan
2016-10-16T19:08:46+00:00 16.10.2016 21:08
Hey, ich hab vorhin Teil eins dieser Geschichte gelesen und musste einfach direkt mit Teil zwei anfangen!
Mir gefällt dein Schreibstift und es macht Spaß deine ganzen Kapitel zu lesen. Ich bin besonders glücklich, dass sie abgeschlossen sind, denn normalerweise lese ich auch nur abgeschlossene FFs, um einfach zu umgehen auf eine tolle Geschichte zu stoßen die irgendwann auf Hiatus geht.
Genug davon.
Die Story ist echt toll. Ich fand es im ersten Teil natürlich sehr verwerflich von Reita, dass er Ruki einfach hat sitzen lassen - mehr oder weniger zumindest. Ich würde wohl auch den Schock meines Lebens bekommen, wenn mir so etwas passieren würde. Deswegen konnte ich auch nicht warten und musste sofort weiter lesen.
Was mich überrascht hat, war, dass Ruki und Reita zur Hochzeit von Rukis Bruder eingeladen war und dann auch tatsächlich alles glatt lief. Ich hatte gedacht da passiert schlimmeres xD um so erfreulicher war dann natürlich der vorherrschende Frieden.
Dass du sogar eine Trennung der beiden eingebaut hattest hat mich aber noch mehr überrascht und meine Laune war tatsächlich dann auch mit der von Reita und Ruki davongeflogen xD um so glücklicher war ich über das Happy End<3 was gibt es besseres als eine Hochzeit mit Elvis? XD

Super großes Lob. Hat mir echt super gefallen und ich bin froh heute über deine FFs gestolpert zu sein! :)
Antwort von:  _hide_
16.10.2016 21:26
So schnell liest man sich wieder *freu* und das dir ONIH gefallen hat macht mich noch glücklicher. Ich liebe die Story zwar, auch die Fortsetzung natürlich, aber sie ist schon sooooooooo alt und mein Schreibstil unausgereift x///D um so erfreuter bin ich über jeden neuen Leser ://D

Ich wollte das die Familienzusammenführung ein erfreuliches Erlebnis wird. Ruki wäre sicherlich völlig am Boden zerstört gewesen wenn seine Eltern ihn abgewiesen hätten D: Das kann ich ihm doch nicht antun ♥
Die Trennung kam für alle überraschend, auch für mich XDD aber sie sind ja wieder zusammen gekommen und ja, ich stimme dir zu, es gibt nichts besseres als eine Hochzeit mit Elvis x3~
Wie Reita jetzt so schön sagen würde; "We Rock!" Hahahaha

Ich bin auch froh das du über meine FFs gestolpert bist ://D Bin schon so gespannt welche du dir als nächstes zu Gemüte führst ♥ :3
Von: abgemeldet
2016-07-09T12:47:31+00:00 09.07.2016 14:47
Nach langem habe ich es endlich durch gelesen.
Und es hat mir richtig Spaß gemacht.
Es ist eine richtig schöne Geschichte geworden.
Also daumen hoch.

Antwort von:  _hide_
09.07.2016 16:10
Danke :D
Von: abgemeldet
2016-03-26T11:26:24+00:00 26.03.2016 12:26
Echt süßes Kapitel :D
Von: abgemeldet
2016-03-24T18:39:32+00:00 24.03.2016 19:39
Hach bin ich froh das es weiter geht. Aber ich will mehr xDD
Antwort von:  _hide_
24.03.2016 21:23
Nicht so ungeduldig XD Ich beeil mich ja schon (aber ich hab das Gefühl die Kapitel werden immer länger und länger @o@ )
Von: abgemeldet
2016-03-08T14:03:48+00:00 08.03.2016 15:03
Du musst unbedingt weiter schreiben ;)
Antwort von:  _hide_
08.03.2016 15:44
Kapitel 6 ist schon in Arbeit XD
Von:  Fingolfin
2010-02-05T13:13:40+00:00 05.02.2010 14:13
hey~
ich hab gerade den vorgänger gelesen und bin dann hier gelandet und jetzt muss ich dir sagen, deine story fasziniert mich!
du hast eine wirklich gute art zu schreiben, bitte mach schnell weiter, ich will unbedingt wissen wie es weiter geht!
lg
Von:  InspiredOfMusic
2009-11-08T18:33:01+00:00 08.11.2009 19:33
Aww...ein süßes Kapitel...
ich bin einfach so vernarrt in dieses Pairing...XDD
Und ich liebe deine Art zu schreiben....
Bitte wieder um eine ENS sobald es weiter geht...
Von:  InspiredOfMusic
2009-10-16T14:30:30+00:00 16.10.2009 16:30
Uii...ich hab mich total gefreut, als ich das kapitel gesehen habe...

Du schreibst echt so toll... das war wieder richtig niedlich...
Schreib bitte gaaanz schnell weiter... hast dud as zweite kappi denn schon hochgeladen? Weil du meintest das 3te wäre halbfertig...
Schreibst du mir dann wieder ne ENS??
Nochmal ein dickes Lob XDD


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