Mondscheinsonate von Thaliel ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mondscheinsonate Mein Schlaf wahr sehr erfrischend gewesen. Mir hatte es schon immer gefallen, zu schlafen. Und ich hasste es, geweckt zu werden. Aber dieses Mal war das anders. Aufgrund dessen, was mich geweckt hatte. Zuerst konnte ich noch nicht ganz definieren, was für Töne es waren, die ich hörte. Ich war noch immer in einem tiefen Schlummer. Aber nach einer Weile konnte ich erkennen, dass es der Klang eines Klaviers war. Langsam begann ich, meine Umgebung wahrzunehmen. Ich lag in einem warmen und sehr bequemen Bett. Ich fühlte mich sehr wohl. Ich konnte die Melodie jetzt deutlich hören. Es war eine langsame und irgendwie nachdenkliche Melodie. Es klang wie Erinnerungen, die in einer mondhellen Nacht über den Himmel hinwegflossen. Es klang sehr traurig aber gleichzeitig sehr traurig. Ich hätte ewig so da liegen können, meine Augen geschlossen, der Melodie lauschend. Aber ich wollte wissen, wo das herkam. Und ich wollte wissen, wer da so spielte. Also öffnete ich die Augen und erblickte einen vom Sonnenlicht durchfluteten Raum, den ich nicht kannte. Zuerst war ich verwirrt. Aber dann kehrte meine Erinnerung langsam zurück: Ich war durch die Nacht geflogen als da plötzlich ein helles Licht war. Ich hatte bemerkt, das ich mich nicht mehr bewegen konnte und als das Licht wieder verlosch, fiel ich Richtung Erdboden. Noch immer konnte ich mich nicht bewegen und so traf ich auf den Boden auf, wobei so ziemlich alles in meinem Körper schmerzte. Auf einmal hatte ich eine Anwesenheit in meiner Nähe gespürt. Ich blickte in das Gesicht eines Mädchens, das mich anlächelte. "Bist di in Ordnung?", hatte sie mich gefragt. Ihre Stimme war so freundlich gewesen wie ihr Lächeln. Aber ich war nicht in der Lage gewesen, ihr zu antworten. "Ist alles Okay mit dir?", hatte sie weiter gefragt, "Bist du verletzt?". Sie schien wirklich besorgt gewesen zu sein. Aber ich war nicht in der Lage gewesen, zu sprechen. Ich sah nur ihr Lächeln. Und das war das letzte, was ich gesehen hatte, bevor um mich alles schwarz geworden war. Ich stand vom Bett auf und folgte der Musik durch den Flur eines kleinen Hauses. Ich stand vor einer Doppeltür. Eine Tür stand einen Spalt weit offen. Ich drückte meine Hand leicht dagegen und öffnete sie so noch etwas weiter, damit ich das Innere des Raums sehen konnte. Dieser Raum war im Vergleich zum restlichen Haus ziemlich groß. Und es gab darin viele große Fenster mit flatternden Vorhängen. Vor einem dieser Fenster befand sich die Quelle der Musik, die mich geweckt hatte. Ein Mädchen, oder besser eine junge Frau saß an einem kleinen Klavier und spielte mit voller Konzentration. Ich ging langsam und leise in das Zimmer. Ich wollte das wunderbare Spiel nicht stören. Einige Schritte von der Tür entfernt blieb ich einfach still stehen. Mir gefiel diese Musik wirklich sehr. Es war schon sehr lange her, dass ich zum letzten Mal jemand Klavier spielen gehört hatte. Nein, nicht einfach jemand, jemand, der zu den wunderbarsten Menschen gehörte, die ich kenne. Aber er hatte eine völlig andere Art gehabt, Klavier zu Spielen. Wann immer er gespielt hatte, hatte es immer irgendwie...tragisch geklungen. Ich kam zu dem Entschluss, dass mir die Spielweise dieses Mädchens besser gefiel als seine. Nicht, dass er nicht gut gespielt hätte, nur war es nicht etwas sehr wichtiges in seinem Leben gewesen. Er hatte dafür eine unvergleichliche Art in Bezug auf andere Dinge gehabt. Plötzlich war die Musik zu Ende. Sie atmete aus, was fast wie ein Seufzer klang. Sie drehte sich um und sah mich an. Zu meiner Überraschung schien sie gar nicht erschrocken zu sein, obwohl sie meine Anwesenheit bis dahin nicht bemerkt hatte. Ich weiss nicht, wie Menschen darüber denken, aber ich hätte schon Angst, wenn plötzlich eine seltsam aussehende Kreatur mit langen, silbernen Haaren, Eisblauen Augen und außergewöhnlicher, weißer Kleidung vor mir stünde. Aber sie saß nur da und lächelte. Das selbe Lächeln, dass meine letzte Erinnerung gewesen war, bevor ich ohnmächtig geworden war. "Hallo.", sagte sie, "Tut mir leid, wenn ich dich mit meinem Spielen geweckt habe." "Es muss dir nicht leid tun.", antwortete ich, "Ich fühlte mich dadurch sehr wohl als ich aufwachte. Das war eine wirklich schöne Melodie." "Danke.", erwiderte sie, "Das war die ,Mondscheinsonate'. " Ich war überrascht. "Mondscheinsonate...", wiederholte ich, "Also das ist der Grund." "Der Grund wofür?", fragte sie. "Warum es mir so gefiel.", antwortete ich, "Jetzt weiss ich, warum." "Verzeihung,", sagte sie, "aber ich verstehe nicht ganz." "Weißt du,", erklärte ich, "ich habe eine enge Verbindung zum Mond. Und jetzt wo ich weiss, was das für eine Melodie ist, weiss ich auch, warum sie mir gefällt. Weil sie vom Mondlicht erzählt." "Ah, ich verstehe.", sagte sie, "Nun, könntest du mir vielleicht sagen warum letzte Nacht plötzlich vom Himmel gefallen bist?" "Ja, sicher.", antwortete ich, "Aber es gibt nicht viel, was ich dir sagen kann. Ich weiss noch immer nicht, was eigentlich genau passiert ist. Ich erinnere mich nur an dieses helle Licht. Als es verlosch, fiel ich einfach auf die Erde, weil ich mich nicht bewegen konnte. Ich bin ziemlich hart aufgekommen. Und dann warst du da. Ich konnte dir nicht antworten, obwohl ich noch immer nicht weiss, warum. Alles, was ich tun konnte, war dich anzusehen. Und dann wurde mir schwarz vor Augen. Das ist alles, was ich dir sagen kann. Es klingt sicher sehr merkwürdig." "Allerdings.", sagte sie, "Ich dachte, du wärst ein gefallener Engel. Du sahst so unwirklich aus mit diesen rieseigen, weißen Flügeln. Du schienst Hilfe zu brauche, also wollte ich dir helfen, so gut ich konnte. Und in dem Moment, als du ohnmächtig wurdest, sind diese Flügel einfach verschwunden." "Das lag daran, dass ich das Bewusstsein verloren hatte.", erklärte ich. "Klingt logisch.", meinte sie, "Nun, nachdem du ohnmächtig geworden warst, hab ich dich hierher gebracht und in ein warmes Bett gelegt. Du warst nämlich halb erfroren, als ich dich berührte. Also hab ich dich ins Bett gepackt und dich ausruhen lassen. Fühlst du dich jetzt wieder besser?" "Ja,", antwortete ich, "danke." "Gern geschehen.", sagte sie. In diesem Moment sah ich in einem der Fenster den Tokyo Tower. Also war ich durch dieses Licht nicht sehr weit weg transportiert worden. "Ich denke, ich sollte jetzt gehen.", sagte ich. "Schon?", fragte sie, "Kann ich noch irgendetwas für dich tun, bevor du gehst?" Ich dachte einen Moment nach. "Würdest du vielleicht noch einmal die Mondscheinsonate spielen?" "Na, wenn das dein einziger Wunsch ist.", sagte sie. Und so wandte sie sich wieder dem Klavier zu und spielte. Ich schloss die Augen und hörte ihr zu. Auch wenn die Melodie sehr lang war, behielt ich jeden einzelnen Ton in meinem Gedächtnis. Nachdem ihr Spiel vorbei war, drehte sie sich um und sagte: "Ist das alles?" "Ja,", antwortete ich, "vielen Dank." "Keine Ursache. Aber bevor du mich verlässt, dürfte ich wenigstens erfahren, mit wem ich das Vergnügen hatte?" "Mein Name ist Yue.", sagte ich, "Und deiner?" "Ich heiße Rei Akai. Es hat mich gefreut, dich zu treffen, Yue-kun." "Ja.", antwortete ich und lächelte leicht, "Noch mal danke für alles. Vor allem dafür, dass du mir etwas sehr schönes gegeben hast, woran ich mich erinnern kann. Die Mondscheinsonate. Leb wohl." Ich öffnete eines der großen Fenster, ließ meine Flügel erscheine und flog hinauf in die Luft. Während meines Fluges hatte ich die Melodie im Kopf. Ich würde mich immer daran erinnern. Die Melodie, die vom Mondlicht erzählt. Die Melodie, die von meinem Leben, meinen Erinnerungen und meinen Gefühlen erzählte. Die Mondscheinsonate. AN: Für alle Kulturbanausen unter euch, Die Mondscheinsonate wurde komponiert von Beethoven und ich meine, dass sie sehr gut zu Yue passt. Rei Akai ist eine von mir erfundene Person und ihr Name bedeutet in etwa "Roter Geist (Oder Seele)." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)