Bittersweet Sin von Bass93 (German version) ================================================================================ Kapitel 4: Rache um jeden Preis ------------------------------- @Todeshauch: Freut mich, dass sie wenigstens einem gefällt ;) Kapitel 4. Rache um jeden Preis Der Morgen brach an. Zumindest konnte Adam es an der Uhrzeit erkennen. An der Wand war eine fabrikneue, weiße Uhr. Sie ähnelte der in dem Badezimmer. Durch sie allein verlor Adam sein Zeitgefühl nicht. Es waren keine Fenster in seinem Raum, weshalb er weder Sonnenstrahlen noch Mondschein sehen konnte. Die ganze Nacht war er gefesselt gewesen, hatte geschrieen und gezappelt, doch es hatte natürlich nichts gebracht. Wenigstens ein Gutes hat der ganze Scheiß, dachte er sich. Weder Jigsaw noch Amanda hatten in dieser Nacht seinen Raum betreten. Es wurmte Adam gewaltig. Sie wussten genau, dass er nicht fliehen konnte. Deshalb kontrollierten sie ihn nicht. Es gab keinen Ausweg für ihn. Er war ihr Gefangener. Er seufzte. Was sie mit ihm anstellen würden, wusste er noch nicht. Er wollte es auch gar nicht wissen. Was er jedoch wusste war, dass der Albtraum von Neuem begonnen hatte. Allerdings hatte er nicht verstanden, weshalb sie ihn erneut gefangen genommen hatten. Seit diesem Vorfall vor zwei Monaten hatte er niemandem mehr hinterherspioniert. Er wollte mit Spionage nichts mehr zu tun haben, und trotzdem war er wieder hier. Um Hilfe zu schreien brachte nichts. Niemand konnte ihn hören. Er wusste nicht einmal, in was für einem Gebäude er eigentlich war. Der Raum allein jedoch sah schon ziemlich rustikal aus. Schimmel an den Ecken, einzelne Spinnweben und ein unangenehmer Geruch, der in der Luft lag. Überall roch es nach altem Holz. Die Tür öffnete sich plötzlich. Es war ein Mann, allerdings nicht Jigsaw. Kleiner, brünett, mit einer großen Wunde auf der rechten Gesichtshälfte. Mit schnellen Schritten kam er auf ihn zu und nahm die Lampe in die Hand, hielt sie ihm ins Gesicht und beugte sich über ihn. „Hallo, Kleiner!“ Adam konnte noch nicht sehen, wer es war. Wieder musste er zuerst seine Augen zukneifen, da er das Licht nicht gewöhnt war. Es war ungefähr wie die Lampen in dem Badezimmer damals, bloß kleiner, und nicht ganz so grell. Allerdings in keinster Weise beruhigender. „Mann, lassen Sie das!“, stöhnte er und blinzelte langsam, blickte in das Gesicht des Mannes vor ihm. Er erkannte ihn nicht. Die Wunde bedeckte beinahe seine gesamte rechte Gesichtshälfte, sein rechtes Auge war geschwollen und zugekniffen. „Na, erkennst du mich wieder? Also, ich freue mich, dich zu sehen!“, sagte er. Adam verdrehte die Augen. „Nein, ich erkenne Sie nicht! Und da Sie anscheinend mit diesen zwei Geisteskranken gemeinsame Sache machen, will ich Sie auch gar nicht kennen!“, raunte er. Der Mann schüttelte den Kopf. „Du bist nicht nett zu mir. Das kränkt mich. Wo ich Jigsaw doch erst mal die ganze Zeit anquengeln musste, dass er dich zu mir holt“, sagte er und rümpfte die Nase. „Jetzt kann ich’s dir endlich heimzahlen, du Bazille!“ Verwirrung stand Adam ins Gesicht geschrieben, doch sie verflog schnell. Er seufzte genervt. „Ist nichts Neues. Ich hab jedem was angetan. Ich bin Schuld an allem Unheil dieser Welt“, sagte er kühl. „Sagen Sie schon, was habe ich Ihnen getan?“ Der Fremde strich sich mit der Hand über seine Wunde, kam Adams Gesicht näher. „Es gibt Regeln. Er war zu spät, und du hast mich nicht tun lassen, was ich tun musste“, flüsterte er fast. Und nun schoss Adam die Erinnerung zurück in den Kopf, seine Augen weiteten sich. Zep Hindle. Der Mann, von dem er gedacht hatte, er hätte ihn getötet. „S-Sie leben?? Aber ich... ich hatte doch... Sie... warum... wie...!“, stammelte er verwirrt. Zep gluckste vergnügt. „Dachtest du, du bist der Einzige, der aus dem Badezimmer rausgeholt wurde? Ich war nicht tot... allerdings war ich schwer verletzt. Gehirnerschütterung, Schädelbasisbruch... und sieh dir bitte mal mein Auge an!“, knurrte er und zeigte auf sein wundes rechtes Auge. „Das warst alles du! Und das Gift wurde mir nebenbei auch entfernt... aber alles nicht von dem lieben Dr. Gordon... das waren Ärzte, die nicht so hinterhältig mit ihren Familien umgehen!“ Adam zuckte zusammen. Er wusste dass Lawrence seine Frau hintergangen und seine Tochter vernachlässigt hatte. Aber den Tod hatte er deswegen nicht verdient. „Reden Sie gefälligst nicht so über ihn! Sie wissen gar nichts über Dr. Gordon!“ Zep knurrte. „Ich weiß genug! Mehr als du auf jeden Fall! Ich hab mit dem Scheißkerl in der selben Klinik gearbeitet, falls dir das entgangen sein sollte!“ Nun wurde Adam wütend. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. „Er ist kein Scheißkerl! Er hat sich furchtbare Sorgen um seine Familie gemacht! Dr. Lawrence Gordon war ein fürsorglicher und guter Mann!“ Zep knirschte aufgebracht, schlug die Lampe ruckartig mit seiner Hand zu Boden. „Dr. Gordon ist nichts weiter als ein egoistisches, selbstgefälliges Schwein!“ Adam blieb trotz diesem Wutanfall von seinem Gegenüber unbeeindruckt. Er hatte Lawrence am Telefon zu seiner Tochter sprechen hören. So konnte nur ein besorgter, liebevoller Vater sprechen. Und auch um seine Frau war er besorgt gewesen. Er hatte vor Sorge weinen müssen. Er war bereit gewesen, einen Teil seines Körpers für das Leben seiner Familie aufzugeben. Dann plötzlich schoss Adam ein anderer Gedanke durch den Kopf. „S-sie sagten ‚ist’?“ Zep sagte nichts. Das war für Adam Antwort genug. „Lawrence ist am leben?“ Er fühlte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel und sich ein wohliges Gefühl in seiner Magengrube breit machte. Lawrence war nicht tot! Zep spuckte auf den Boden. „Natürlich lebt der Mistkerl! Hätte nicht gedacht, dass er’s bis nach draußen schafft... wurde von nem alten Mann gefunden und ins Krankenhaus gebracht... ist mittlerweile wieder mit seiner Familie vereint...“, erklärte er knapp. Adams Gesicht erhellte sich. „Er hat also die Polizei hergerufen...?“ Zep lachte auf. „Mach dich nicht lächerlich, Kleiner! Der hat dich total vergessen! Hat nur an seine Familie gedacht in dem Moment!“, gluckste er. Adam ließ sich von ihm nicht einschüchtern. „Doch, das hat er! Er hat mir versprochen, mir zu helfen! Nur er kann es gewesen sein!“, sagte er. Zeps Lachen wurde nur noch lauter, er sah belustigt an die Decke. „Du bist richtig naiv, Kleiner. Das ist ja so süß. Aber bleiben wir realistisch. Dieser Mann hat Frau und Tochter. Wieso sollte ihn dann also das Wohlbefinden eines Jungen kratzen, der ihm hinterher spioniert ist und ihn an einen Detective verraten hat?“ Daran hatte Adam nicht gedacht. Der Stein, der ihm eben vom Herzen gefallen war, plumpste gnadenlos wieder drauf. „A-aber... wer hat dann... ich bin doch...“ Zep grinste ihn breit an. „Das kann jeder gewesen sein, Kleiner. Wer würde schon einen hübschen Happen wie dich einfach sterben lassen? Das wäre doch eine furchtbare Vergeudung...“, hauchte er und näherte sich seinem Gesicht. Ohne Zeit zu verlieren ging Adam auf Opposition. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Wenn Sie nicht sofort zwei Schritte nach hinten gehen beiße ich Ihnen die Nase ab!“ Zep grinste. „Das kannst du nicht, Kleiner. Glaub mir... um dich leiden zu sehen würde ich alles tun...“, sagte er, rieb seine Wange an der des Jungen. Adam zappelte. „Weg von mir, du schleimige Kröte!“, knurrte er. Zep lachte. „Gefällt dir nicht, das hab ich mir gedacht. Ich bin ja schließlich nicht dein liebster Doktor“, sagte er. Adam schluckte, wurde puterrot im Gesicht. „W-was?!“ Zep sah ihm ins Gesicht. „Tu nicht so als wüsstest du nicht, wovon ich rede. So wie du ihn verteidigst... so wie du dich hast gehen lassen in den letzten Tagen...“ Er grinste. „Wie du mich angegriffen hast, nur um ihn zu beschützen...“ Adam war froh, dass die Lampe kaputt am Boden lag. So konnte Zep zumindest nicht sein tiefrotes Gesicht sehen. Wieder näherte sich sein Gesicht dem seinen. „Ich mache dein Leben hier zur Hölle. Im Vergleich zu mir wird Jigsaw zärtlich mit dir umgehen“, flüsterte er. Adam mochte diese Nähe zu ihm nicht. Dieser Mann war ihm genauso unheimlich wie Jigsaw es war. „Verdammt, geh endlich weg von mir!“, schrie er. Zep wich zurück, blinzelte. „Verstehe. Du stehst wohl nicht auf mich. Schade“, sagte er. „Oh Gott, jammerschade.“ Amanda kam herein, seufzte genervt. „Zep, lass den Jungen in Ruhe. Anordnung von John. Und von mir übrigens auch!“, sagte sie. Zep lachte. „Reg dich nicht auf, Mandy! Ich hab dem Kleinen kein Haar gekrümmt. Im Gegenteil, ich war richtig lieb zu ihm...“, sagte er und grinste Adam an. Nun kam auch Jigsaw herein. „Zep, es reicht jetzt. Mr. Faulkner ist nicht deine Angelegenheit, hilf mir lieber statt ihn zu stören.“ Zep zuckte mit den Schultern, und dann drehte John seinen Kopf zu Adam hin. „Ich bitte um Vergebung, Adam. Es tut mir leid, dass Mr. Hindle sich manchmal nicht im Griff hat. Es kommt nicht mehr vor“, sagte er leise. Adam verzog keine Miene. „Ich muss pinkeln!“, sagte er starr heraus. John nickte. „Natürlich, davon werde ich Sie nicht abhalten. Jemand wird Sie mit auf die Toilette begleiten“, sagte er. Zep grinste. „Ich kann das doch machen! Glauben Sie mir, den lasse ich nicht entkommen!“ John schüttelte den Kopf. „Nein, Zep. Ich hätte lieber, dass Amanda das macht“, sagte er. Adam knurrte. „Ja, wäre mir selbst auch lieber!“ Zep lachte leise, hob eine Augenbraue. „Wieso das? Hast du was zu verbergen, Kleiner?“ Gerade wollte Adam ihn anschreien als Amanda ihn losmachte und ihm die Pistole an die Schläfen hielt. „Los jetzt! Und beeil dich gefälligst!“, befahl sie und führte ihn bis hin zur Toilette. Auf dem Weg dorthin war Adam in Gedanken versunken. Es war keine Lüge, dass er auf die Toilette musste. Auch war ihm bewusst, dass sämtliche Fluchtversuche zwecklos waren. Doch er dachte nur an eines. Lawrence war am leben. Und dies motivierte ihn selbst auch dazu, weiter zu leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)