Shadows of the NewMoon von Darklover ================================================================================ Kapitel 50: 51. Kapitel ----------------------- Nataniel hatte keine Ahnung, wie er den Weg zurück in das Hauptquartier des Untergrunds mit Amanda im Arm hinter sich gebracht hatte. Teilweise setzte seine Erinnerung daran vollkommen aus, als wäre er auf Autopilot gelaufen oder als hätte sonst irgendetwas seinen Verstand blockiert. Es war auch nicht wichtig. Immerhin hatte er sie so schnell und trotzdem so vorsichtig wie nur möglich zurückgebracht. Nicht nur Clea war bei dem Anblick, den er mit Amanda im Arm bot, erbleicht und erschreckt aufgesprungen, als er an ihren Räumen vorbeiging. Auch andere, die sich inzwischen bereits auf den Beinen befanden, starrten sie an, als wäre er ein Alien oder sonst was derart Absurdes und Schreckliches, dass man eben nur starren konnte. Wenigstens waren ein paar dabei, die ihm den Weg zu einem Arzt und entsprechenden ausgestatteten Räumen zeigen konnten. Er hatte noch nicht einmal danach fragen müssen und um ehrlich zu sein, Nataniel hätte keinen Ton mehr herausgebracht. Sein Verstand hatte die Notbremse gezogen. Alles Weitere hätte ihn völlig überfordert, weshalb er kaum etwas wahrnahm, was ihn selbst betraf. Weder die Nacktheit, noch das viele trocknende Blut oder die Verletzungen. Da war nur Amanda, die er in kundige Hände übergab, damit man sie versorgte. Doch er wich keine Sekunde lang von ihrer Seite und wollte sich selbst auch nicht helfen lassen. Lediglich eine Decke, die man ihm in die Hände drückte, schlang er sich schließlich um die Schultern. Aber das war auch schon alles. Als Amanda notdürftig gesäubert und versorgt in einem der Krankenbetten lag, durchbrach nur noch selten jemand die Stille des Raumes. Eric war hier gewesen, hatte sich aber beim Arzt nach Amandas Zustand erkundigen müssen, weil Nataniel seine Fragen einfach ignorierte. Soweit schien es ihr, abgesehen von totaler Erschöpfung, gut zu gehen. Näheres könnte man aber erst sagen, wenn sie wieder aufgewacht war. Und genau darauf wartete Nataniel ohne kaum einmal zu blinzeln. Er würde erst wieder erleichtert aufatmen können, wenn wieder richtig Leben in seine Gefährtin gekommen war. Vorher würde sich der viel zu enge Ring um sein Herz nicht lösen, sondern zog sich lediglich nur noch enger zu, bis er glaubte, kaum noch Atmen zu können. Ihr war kalt. Zuerst versuchte sich Amanda nicht zu bewegen und die Stellen der Matratze und der Decke, die auf ihr lag nicht zu verlassen. Aber es half nichts. Außerdem war sie durstig. Ihr Hals fühlte sich an, als würden Nadeln von außen bis in ihre Luftröhre hineinstechen. Trotzdem war sie immer noch so müde, dass sie nicht aufstehen wollte, um sich etwas zu Trinken zu holen. Es konnte noch nicht lange her sein, dass sie schlafen gegangen waren. Noch genug Zeit, um sich auszuruhen. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sich Amanda vorsichtig auf die Seite. Ihre Hände schoben sich über das Leintuch auf der Suche nach der Wärmequelle, die neben ihr friedlich eingeschlummert war. Als sie Nataniels Körper nicht fand, zogen sich Amandas Augenbrauen widerwillig zusammen und ihre Stirn kräuselte sich. Es forderte eine Menge Willenskraft die Augen zu öffnen, vor allem weil sie anscheinend vergessen hatten, das Licht auszuschalten, das ihr nun unangenehm auf der Netzhaut brannte. Mit einem leisen Brummen versuchte Amanda blinzelnd etwas zu erkennen. So etwas wie ein grauer Schleier schien sich über ihre Sicht gelegt zu haben, verschwand aber nach mehrmaligem Blinzeln wieder. "Nataniel!" Amanda hatte sich so blitzschnell aufgesetzt und ein Bein aus dem Bett geschwungen, dass das Innere ihres Körpers mit der Bewegung nicht mitzukommen schien. Ihr wurde so schlecht, dass sie ihre Hand reflexartig fest auf ihre Lippen presste und mit flachen Atemzügen versuchte die Übelkeit hinunter zu kämpfen. Nataniels Anblick half dabei nicht unbedingt. Wenn er auch dafür sorgte, dass die Erinnerungen wieder kamen. Amandas Augen weiteten sich und sie nahm die Hand runter. Nur ein wenig vorsichtiger als bei ihrer bestürzten Reaktion vor wenigen Sekunden, ließ sie sich ganz von dem schmalen Bett gleiten und setzte sich auf Nataniels Schoss. Er war von oben bis unten mit eingetrocknetem Blut beschmiert, was wahrscheinlich der einzige Grund war, dass seine blasse Haut nicht sofort ins Auge stach. "Mein Gott, ist alles in Ordnung mit dir?", hauchte sie leise, während sie sein Gesicht in beide Hände nahm und ihm sanft mit den Daumen über die Wangen strich. Seltsamer Weise schien Nataniel seine Augen nicht von Amandas lösen zu können. Amanda hatte ihn so sehr erschreckt, dass ihm fast das Herz stehen blieb. Er zuckte zurück, woraufhin der billige Plastikstuhl mit seinen Metallbeinen ein paar Zentimeter über den Boden schrammte. Aber das einschießende Adrenalin fegte ihm das Gehirn sauber und er konnte wieder etwas leichter denken. Seine Gefährtin saß aufrecht im Bett, wurde regelrecht grün um die Nase und schien kurz davor zu sein, sich zu übergeben. Obwohl in so einer Lage sicher ein Kübel oder dergleichen nützlich gewesen wäre und bestimmt auch einer in der Nähe war, konnte er seinen Blick nicht von ihr wenden. Sie war wach! Amanda saß aufrecht im Bett, hatte sogar seinen Namen gesagt, aber das absolute Highlight waren ihre Augen. Nataniel konnte kaum fassen, wie sie aussahen, selbst nicht, als seine Gefährtin sich auf seinen Schoß gleiten ließ und sein Gesicht zwischen die Hände nahm, um ihn direkt ansehen zu können. Ob mit ihm alles in Ordnung war? Ob überhaupt was in Ordnung war? Nataniel schlang seine Arme um ihren Körper, zog sie eng an sich und brachte keinen Ton heraus. Erst als er langsam zur Beruhigung sanft mit ihr hin und her wiegte, löste sich der Knoten in seinem Hals so weit, dass er leise direkt in ihr Ohr seufzte: „Nein. Gar nichts ist in Ordnung … Ich hätte dich verlieren können!“ Er zog sie noch ein bisschen enger an sich, als würde er sie nie wieder los lassen können, brachte dann aber ihren Oberkörper auf Abstand, als er sah, wie dreckig er war und wie das geronnene Blut auch auf ihrem Körper klebte, nachdem er sie so umarmt hatte. „Tut mir leid. Ich stinke meilenweit gegen den Wind.“, gab er beschämt zu, jetzt da er wieder andere Prioritäten zulassen konnte, nachdem Amanda wieder munter und offenbar halbwegs in Ordnung war. Aber wie sehr sie gestunken hatte, würde er ihr erst recht nicht auf die Nase binden. Vor allem, da die Schatten endgültig von ihr abgelassen hatten. Nie waren ihre hellbraunen Augen schöner gewesen als in diesem Augenblick. „Was ist mit dir? Noch alles dran?“, fragte er mehr als nur besorgt. Die Todesangst war ihm immer noch in seine Gesichtszüge gemeißelt, obwohl er sich langsam wieder beruhigte. Trotzdem fühlte er sich unter den ganzen ausmergelnden Ängsten alt und matt. Man konnte es ihm wohl kaum übel nehmen, dass er nicht mehr derselbe war, der in dieser Nacht zum ersten Mal ins Bett gehen wollte. Irgendwas hatte sich auf jeden Fall in ihm verändert. Erschrocken fuhr Amanda zusammen, als dieses 'Nein' an ihr Ohr drang. War er schwer verletzt? Warum hatte sich niemand um ihn gekümmert? Sie hatten doch Ärzte, die… Erst dann begriff sie, was er meinte. "Aber du hast mich nicht verloren. Ich bin hier." Als müsse sie Nataniel ihre Anwesenheit beweisen, drückte sie sich noch enger an seinen Körper und schloss die Arme fest um ihn. Aber sie verstand nur allzu gut, was er meinte. Immerhin hatte sie seinen Angriff auf einige der Sammler mitbekommen und sich stark konzentrieren müssen, damit sie nicht kopflos losgerannt und ihm zu Hilfe oder wahrscheinlich in die Quere gekommen war. Als sie sich losließen und Nataniel sich wegen des Geruchs entschuldigte, brachte Amanda halbwegs ein Lächeln zustande. Sie sahen wirklich furchterregend dreckig aus – alle beide. Auch wenn irgendjemand sich Amanda anscheinend angenommen und sie oberflächlich gesäubert hatte. Blut klebte besser, als so manch andere Substanz und wie wohl in ihrer beider Augen zu sehen war, blieb es teilweise auch dann haften, wenn keine Spur mehr auf der Haut zu sehen war. Das war auch der Grund, warum Amanda sofort wieder ernst wurde und auf Nataniels Frage hin nur nickte. Soweit sie es beurteilen konnte, ging es ihr körperlich gut. Schmerzen am Hals und noch immer war ihr ziemlich übel. Außerdem würde dort, wo der Kerl ihr das Knie in die Seite gerammt hatte, ein hübscher Bluterguss entstehen. Wenn man allerdings bedachte, wie viel schlimmer die Sache hätte ausgehen können, ging es ihr wirklich gut. "Haben wir sie wenigstens erwischt? Ich meine…" Mit gesenktem Blick sah sie an Nataniel herab, ihre Finger glitten über seine schmutzige Haut. Es war wirklich vollkommen gegen ihre Natur nach dem Erfolg einer Aktion zu fragen, wenn es dabei darum ging, ob alle Gegner getötet worden waren. Für einen kurzen, aber heftigen Moment ekelte sich Amanda vor sich selbst und ein Zittern lief durch ihren gesamten Körper. Bis ihre Aufmerksamkeit schlagartig abgelenkt wurde. Ihre Fingerspitzen hatten Nataniels Seite erreicht und waren zurückgezuckt, als sie noch warmes und flüssiges Blut berührten. Sofort sprang Amanda ihr Herz in den schon vor Schmerz pochenden Hals und sie lehnte sich zur Seite, um besser sehen zu können. Unter dem ganzen Dreck hatte sie es gar nicht bemerkt und jetzt zischte sie Nataniel fast böse an. "Du bist verletzt!" Da saß er hier auf dem unbequemen Stuhl, anstatt sich behandeln zu lassen. Gab's denn so was! Um sich erst gar keinen Einspruch anhören zu müssen, stand Amanda auf und riss auf etwas wackeligen Beinen den Vorhang vor dem Bett zurück. Sofort war eine Ärztin da, um zu sehen, was passiert war. "Kümmern sie sich um ihn. Er hat eine Wunde an der Seite und lassen sie sich bloß nicht von ihm einreden, es wäre nichts." Energisch drehte sie sich zu Nataniel um, der immer noch auf dem Stuhl saß und anscheinend nicht so recht kapierte, was gerade mit ihm geschah. "Ist es deine einzige Verletzung? Warum hast du nicht…" Als sie seine Augen sah, die seine Müdigkeit in schillernden Farben spiegelten, wurde ihre Stimme wieder sanft und sie beugte sich zu Nataniel hinunter, um ihm einen Kuss auf eine einigermaßen saubere Stelle seiner Lippen zu hauchen. "Lass' dir helfen, ok?" Ja, sie war hier. Aber gerade Situationen wie dieser Kampf, machten ihm die Vergänglichkeit von dem nur noch deutlicher bewusst, was er liebte. Es hätte nur um ein Winziges schief gehen können. Ein verirrter Querschläger oder sonst was und er hätte nicht nur Amanda verloren. Das kleine Wesen in ihrem Bauch war vielleicht noch nicht sehr alt, aber alles in ihm reagierte instinktiv darauf. Das ließ sich weder ignorieren, noch erklären. Er war bereits auf eine emotionale Weise mit dem kleinen Geschöpf verbunden. Was seine Gefühle zu der Mutter noch viel stärker machte, als sie es ohnehin schon waren. Amanda riss ihn mit ihren nächsten Worten aus seinen Gedanken und warf ihn gleich in die nächsten hinein. Er hatte nichts davon vergessen. Der Kampf war selbst für seine Verhältnisse äußerst blutig gewesen. Der metallische Geschmack lag ihm immer noch auf der Zunge und zugleich konnte er noch spüren, wie Knochen, Muskeln und Sehnen unter seinem Biss zerstört wurden. Die Schmerzensschreie und das Todesröcheln… Nataniel schämte sich bis in die Tiefen seiner Seele. Er hatte das alles genossen. Bevor er jedoch Amanda antworten konnte, obwohl er sich selbst nicht ganz sicher war, wie es um die Dinge stand, strich sie über seine Seite. Er registrierte, dass sie dort seine Verletzung berührte, aber er spürte keinen Schmerz. Weshalb er auch protestieren wollte, aber die Sorge stand seiner Gefährtin ins Gesicht geschrieben. Also schwieg er, um wenigstens ihr Gemüt etwas zu erleichtern. Denn er wollte ihr das gleiche Recht auf Sorgen, das auch er von ihr verlangte, nicht nehmen. Es half manchmal. Weshalb er schweigend zuließ, wie sie eine Ärztin holte, ihm einen Kuss auf die Lippen drückte und er sich dann dazu gezwungen fühlte, aufzustehen. Die Decke – der einzige Schutz vor der Nacktheit – ließ er bis zu seiner Taille hinab rutschen, ehe er sich von der Ärztin angewiesen auf einen Untersuchungstisch setzte, damit sie seine Seite erst einmal reinigen konnte, um überhaupt etwas zu erkennen. Während sie an die Arbeit ging, ließ Nataniel Amanda keine Sekunde aus den Augen. Dabei ignorierte er die Worte der Ärztin vollkommen, obwohl sie mit ihm schimpfte, weil er sich nicht schon vorher hatte behandeln lassen. „So wie es aussieht, sind Ihre inneren Organe nicht verletzt worden. Aber ich will das trotzdem noch einmal überprüfen.“ Die dunkelhaarige Frau Mitte dreißig sah ihn an, als hätte sie ihn etwas gefragt. Da er keine Ahnung hatte, was sie von ihm wollte und ihm das auch ziemlich egal war, hob er lediglich den Arm an, damit sie besseren Zugang hatte. Sie wertete das eindeutig als ein Zeichen irgendeines Einverständnisses, denn zuerst säuberte sie grob die Wunde und begann dann, den Schnitt der Länge nach abzutasten. Dort wo das Messer tiefer eingedrungen war, bohrte sie ihm sogar äußerst vorsichtig die Finger hinein, um seine inneren Organe auf Schäden zu überprüfen. Nataniel zuckte noch nicht einmal mit der Wimper. Seine Augen waren unverwandt auf Amanda gerichtet. Ihre hellbraunen Iris schienen ihn so magisch anzuziehen, wie sie es noch nie getan hatten. Als müsse er sich ständig davon überzeugen, dass sie sich nicht doch noch einmal schwarz färbten. „Haben Sie Schmerzen?“, störte die Ärztin seine Konzentration. „Nein.“ Sie sah ihn an, als würde sie ihm nicht glauben. Aber auch als sie fester zudrückte, rührte er keinen Muskel. „Spüren Sie das?“, wollte sie verwirrt wissen. Mit einem langsam genervten Seufzen, riss er sich von Amandas Anblick los und sah der Ärztin direkt in die Augen. „Falls sie das Herumstochern meinen: Ja, das fühle ich.“ Sein Blick fragte mit einer unhöflichen Unternote, ob sonst noch irgendetwas unklar wäre. Daraufhin schüttelte die Ärztin nur den Kopf und murmelte etwas wie Typisch Gestaltwandler vor sich hin. Danach machte sie keine Umschweife mehr, sondern begann die Wunde mit sauberen Stichen zu nähen. Zum Glück, denn Nataniel wollte unbedingt das ganze Blut abwaschen. Wenn er zusammen geflickt war, konnte er dabei auf einen Verband verzichten. Über den Streifschuss an seiner Schulter verlor er erst recht kein Wort. Der war nicht der Rede wert. Nach dem er endlich von der letzten Rippe bis zum Hüftknochen zusammen geflickt worden war, sprang er von dem Untersuchungstisch und nahm Amandas Hand. „Bitte sag mir, dass ich mir jetzt eine Dusche verdient habe.“ Zum ersten Mal verlor seine Stimme diesen kühlen Tonfall und seine Bitte wurde fast kindlich. Langsam schienen seine Nerven sich also wieder zu normalisieren. Amanda legte den Kopf schief und konnte ein Grinsen gerade so unterdrücken, als Nataniel die Ärztin anschnauzte, die offensichtlich von seiner Einstellung, was Verletzungen anging, ein wenig verwirrt war. Eigentlich war es nicht zum Lachen, aber so wie Nataniel sich gebärdete, konnte Amanda nicht anders, als ihre Hand vor den Mund zu legen und unter ihrem Locken hervor zu ihm hinüber zu sehen. Es ging ihm also gut. Das und der Gesichtsausdruck der Ärztin erleichterten Amanda so ungemein, dass sie am liebsten laut gelacht hätte. Aber das hätte in ihrer Situation wahrscheinlich knapp an der Grenze zu wahnsinnig gewirkt und man hätte sie zur Sicherheit an einem der Krankenbetten festgeschnallt. Dass er so dynamisch vom Untersuchungstisch sprang und mit großen Schritten auf sie zukam, um ihre Hand zu nehmen, freute Amanda nur noch mehr. "Aber klar, mehr als verdient sogar." Skeptisch sah Amanda an sich herab. Sie war zwar etwas sauberer als Nataniel, aber eine Dusche war trotzdem genau das, was sie sich jetzt wünschte. "Nimmst du mich mit?" In dieser Umgebung fiel Nataniels Nacktheit viel mehr auf als auf der Farm seiner Eltern. Seine Füße verursachten ein charakteristisches Geräusch auf dem hauptsächlich metallischen Boden und Amanda wurde schon bei dem Gedanken kalt, so in dem Containerkomplex herum zu laufen. Daher schob sie ihn mehr oder weniger in den Raum mit den Duschen und sah ihn dann fragend an. "Ich hol' uns saubere Klamotten aus dem Zimmer." Nachdem sie darauf keine erkenntliche Antwort bekam, drehte sie sich um und tat, was sie gesagt hatte. Als ihre Füße sie anschließend wieder in die Duschen trugen, drangen bereits Dunstschwaden aus einer Kabine und sie konnte das Wasser rauschen hören. Mit spitzen Fingern zog sich Amanda die verklebten Klamotten aus. Erst jetzt fiel ihr so richtig auf, dass das Blut so vieler Menschen an ihr klebte. Sie wollte bloß aus diesen Klamotten raus und sich waschen. Ohne lange zu fragen, schob sie den Duschvorhang zur Seite und blickte durch die erhitzte Luft Nataniel in die Augen. "Darf ich?" Natürlich hatte sie keinerlei Hintergedanken. Sie wollte einfach nur bei ihm sein und ihm dabei helfen, sich genauso wie sich selbst von allem Schmutz und Dreck zu befreien. Auch wenn sie das nicht davon abhalten würde, Nataniel erst einmal in eine Umarmung zu ziehen, aus der er sich nur unter Kraftanwendung befreien konnte. Er war so unendlich froh, aus diesem Krankenzimmer zu sein, das in den letzten Stunden seine persönliche Hölle dargestellt hatte. Nicht nur alleine deshalb war eine heiße Dusche die pure Verlockung. Natürlich auch wegen des Reinlichkeitsfaktors, aber auch wegen der beinahe alltäglicheren Atmosphäre. Als Amanda ihn in die Duschräume schob und irgendwas davon redete, dass sie ihnen Kleider holen wollte, sah Nataniel nur noch wie gebannt die Duschkabinen an und steuerte dann auch schon zielgenau darauf zu. Natürlich ließ er seine Gefährtin nur deshalb gehen, weil er merkte, dass es ihr offenbar wieder besser ging und hier niemand sie angreifen würde, ohne sofort zur Rechenschaft gezogen zu werden. Die Moonleague wusste vermutlich noch nicht einmal wie ihr geschehen war. Immerhin hatte er dafür gesorgt, dass auch die Badenden nichts mehr ausplaudern konnten. Alleine bei dem Gedanken daran, erschauderte er, weshalb er sich rasch unter den nächstbesten Duschkopf stellte und das Wasser aufdrehte. Zuerst war es eiskalt, trotzdem blieb er darunter stehen, bis es allmählich warm und dann heiß wurde. Das erste, was er sich wusch, war sein Gesicht und er spülte sich mehrmals den Mund aus, bis der metallische Geschmack fast vollkommen abgeklungen war. Aber auch wenn seine Zunge nichts mehr davon schmeckte, so würde sein Gehirn ihn noch eine ganze Weile an das Menschenblut erinnern. Es schmeckte anders, als das seiner eigenen Art. Sein Körper war noch nicht einmal annähernd sauber, als der Duschvorhang zur Seite geschoben wurde und seine nackte Gefährtin vor ihm stand. Nataniels Blick glitt unverhohlen ihren Körper mehrmals auf und ab. Aber es hatte absolut nichts Sexuelles. Bei dem Anblick kamen ihm auch gänzlich andere Gedanken. Am liebsten würde er diese Bastarde noch einmal umbringen. Langsamer dieses Mal und den Schmerz so vollkommen auskostend, bis er vergessen konnte, was sie Amanda angetan hatten. Obwohl sie auch ziemlich schmutzig war, sah er genau die Stellen, an denen man sie geschlagen hatte. Immer wieder in die Seite, Arme, Beine, den Brustkorb, auch sehr deutlich der Hals und zu guter letzt das Schlimmste – ihren Bauch. Fast hätte er schon wieder die Beherrschung verloren. Die tobende Bestie lauerte bereits dicht an der Oberfläche, doch anstatt ihr nachzugeben, griff er nach seiner Gefährtin und zog sie unter den warmen Wasserstrahl und somit in seine Arme. „Du darfst alles was du willst.“, hauchte er ihr einen Kuss gegen die Lippen, während ein Arm um ihre Taille lag und er mit der anderen Hand vorsichtig über die Male an ihrem Hals strich. Er konnte das tiefe Grollen in seinem Brustkorb nicht verhindern. Der Anblick ihres zerschundenen Körpers war für ihn, wie ein rotes Tuch für einen Stier. Ihre Küsse waren harmlos und auch ihre Hände strichen nur über seinen Köper, um ihm beim Abwaschen des ganzen Blutes zu helfen. Trotzdem tat es so unglaublich gut, ihn berühren zu können. Zu wissen, dass sie diesen Kampf beide lebend überstanden hatten und dass ihnen zumindest in diesem Moment nichts passieren konnte. Sein Grollen entging Amanda nicht und sie verstand es durchaus, dass seine Wut auf die Sammler noch nicht verraucht war. Amanda ging es ganz ähnlich, wenn sie mit ihren Augen die Linie nachfuhr, die seine Seite hinunter lief. Die Moonleague hatte Klasse 5 – Sammler geschickt und jetzt war klar, dass sie nur ein Ziel gehabt hatten. Den Untergrund ausfindig zu machen und so viele wie möglich zu töten. Seth hatte mit seiner Vermutung also offensichtlich Recht gehabt. Die kleine Gartenparty war nur Tarnung gewesen und die Gründer keinesfalls so ahnungslos, wie Amanda es angenommen hatte. Hatte der Fahrer des ersten Wagens nicht sogar erwähnt, dass sie Amanda gesucht hatten? Oder zumindest vor ihr gewarnt worden waren? Um ihre nackten Füße spülte immer noch rot gefärbtes Wasser, als Amanda den Blick senkte, um Nataniel nicht in die Augen sehen zu müssen. Sie war zwar ohnmächtig gewesen, aber irgendwo tief in ihr drinnen sagte eine Stimme, dass sie Nataniel keinesfalls nach Seth fragen sollte. Auch wenn sie zu gern gewusst hätte, ob es dem Blonden gut ging und er auch ohne größere Verletzungen in der Zentrale angekommen war. Immerhin war das Letzte, an das sich Amanda mit voller Klarheit erinnerte, dass eine Waffe hinter Seths Rücken aufgeblitzt hatte und sie ihn hatte retten wollen. Weil es ihr selbst den Umständen entsprechend gut ging, war anzunehmen, dass das auch für Seth galt. Aber hundertprozentig sicher konnte sich Amanda da nicht sein. Hatte vielleicht auch Nataniel eine Dummheit begangen? Prüfend sah sie ihm kurz in die Augen, allerdings ohne etwas von ihren Gedanken preiszugeben. Nein, wäre zwischen den beiden Männern etwas derart Gravierendes vorgefallen, hätte Amanda bestimmt schon davon erfahren. Kurz drehte sie sich um und zog den Duschvorhang ein Stück zur Seite, um sich in die Kühle hinauszulehnen. Mit einem breiten Grinsen und zwei Dingen in den Händen kam sie wieder zurück. Den weichen Schwamm streckte sie Nataniel kurz entgegen, bevor sie Duschgel darauf verteilte und dann wieder auf ihn zukam. "Ich weiß, dass es total unmännlich ist, aber auf jeden Fall besser, als wenn ich an dir herumschrubbe." Vorsichtig verteilte sie den Schaum auf Nataniels breitem Rücken und lächelte zufrieden, als sich das Blut endgültig löste und das Wasser zu ihren Füßen immer klarer in den Abfluss gurgelte. Nataniel sah den Schwamm und danach Amanda an. Unmännlich? Wie kam sie denn darauf? Denn schon nach den ersten Berührungen des Schwamms auf seinem Rücken, fühlte er sich nicht nur behaglich, sondern hätte in seiner Pantherform voll und ganz zu schnurren begonnen. Er spürte jede Bewegung, jeder Muskel schien sich darunter gespannt zusammen zu ziehen und wieder zu entkrampfen, während seine Gefährtin Stück für Stück von seiner Haut sauber machte. Von Unmännlich konnte wirklich nicht die Rede sein. Zu spüren, wie eine geliebte Frau ihn wusch und sich um ihn kümmerte, gab ihm ganz in Gegenteil völlig andere Gefühle ein. Der Stress fiel sowohl körperlich als auch nervlich von ihm immer weiter ab, so wie es der Dreck von seiner Haut tat. Als Nataniel glaubte, sein Rücken müsse bereits auf Hochglanz poliert sein, drehte er sich wieder zu Amanda um und lächelte sie warm und mit einem verwegenen Glitzern in den Augen an. Er griff nach dem Haarshampoo, gab sich eine ordentliche Portion davon auf die Handfläche und stellte die Flasche wieder weg. Danach nahm er mit seiner freien Hand, die von Amanda und legte sie zusammen mit dem Schwamm auf seine Brust. Sein Blick bettelte eindeutig darum, auch an der Vorderseite gewaschen zu werden, wo er eigentlich auch selbst hinkäme. Damit aber noch nicht genug, trat er einen Schritt näher an Amanda heran und legte seine Hände an ihr nasses Haar, wo er das Shampoo zu verteilen begann, ehe seine Fingerspitzen mit massierenden Bewegungen über ihre Kopfhaut streichelten. Dabei ließ er sie keine Sekunde lang aus den Augen. Nataniel hätte sich nicht deutlicher bewusst sein können, dass das hier das erste Mal war, dass sie zusammen unter der Dusche standen und sich gegenseitig pflegten. Würde man das in katzenhafte Maßstäbe umwandeln, war das eine große Sache. Gegenseitige Fellpflege zeugte von tiefer Zuneigung und Liebe. Und das empfand er auf jeden Fall. Seine Hand glitt in ihren Nacken, bog ihr sanft den Kopf etwas zurück, während er sich herab beugte und seine Gefährtin küsste. Dieses Mal mit deutlich zu spürender Liebe, während seine Finger immer noch sanft weiter ihre Haare wuschen. Dass sich Nataniel tatsächlich mit dem Schwamm einschäumen ließ und es auch noch zu genießen schien, gefiel Amanda. Sie hatte schon ein paar Mal seine Wunden notdürftig verarztet oder sie mit Wasser gereinigt, aber das hier war etwas anderes. Zwar hatten sie einen Kampf hinter sich, der an Blutvergießen mit nichts anderem zu vergleichen war, was Amanda bis jetzt erlebt hatte, aber trotzdem waren sie glimpflich davon gekommen. Und das machte sie froh. Die Verletzungen würden verheilen und mit der Zeit und dem Erfolg der geplanten Aktion sicher auch die Bilder irgendwann aus ihrem Kopf verschwinden. Das hoffte Amanda zumindest. Und wenn sie Nataniel so nah bei sich hatte, würde sie sich zumindest immer sicher und geborgen fühlen. Mit wachsender und schon fast kindlicher Begeisterung kam sie seinem Wunsch nach und begann mit großen Kreisen Seife auch auf seine Brust und seinem Bauch zu verteilen. Am liebsten hätte sie sich aus dieser wohligen Wärme der Dusche gar nicht mehr gelöst, aber irgendwann würde entweder das heiße Wasser ausgehen oder sie wären vollkommen aufgeweicht. Bis dahin war aber noch Zeit und Amanda gab sich große Mühe jeden Zentimeter von Nataniels Haut von dem Blut und Dreck des Überfalls zu befreien, während er ihr die Haare wusch und sie ab und zu für einen Kuss an sich zog. So bekam sie auch gleich etwas Duschgel und vor allem noch mehr Wärme ab, was sie ihm mit einem Kuss auf die Brust dankte, der ihr Schaum auf die Nasenspitze zauberte. Irgendwann trat Amanda einen Schritt zurück und sah mit ein wenig zusammen gekniffenen Augen an Nataniel hinauf und hinab. Ihr Blick kam dem eines Künstlers gleich, der eine selbst geschaffene Skulptur prüfte, bevor er sie dem Publikum vorstellte. "Ich glaube, wenn ich noch weitermache, glänzt du am Ende unnatürlich.", meinte sie scherzhaft. Zusammen mit dem Duschgel und dem Shampoo legte Amanda den Schwamm zur Seite und schlang ihre Arme noch einmal um Nataniels Körper. Während der Reinigungsaktion war ihr die Wunde an seinem Oberarm aufgefallen, die, wie er ihr erklärte, von einem Streifschuss herrührte. Aber schon jetzt, wenige Zeit später, schloss sich die Haut bereits über der aufgerissenen Stelle, was Amanda wie immer beruhigte. Nataniels Wandlergene hatten wirklich etwas für sich. Da konnte man beinahe neidisch werden. Vor allem, wenn sie so ihren Bauch betrachtete, wo eine große, rote Stelle prangte, die sich bald blau und dann in andere schillernde Töne verfärben würde. Na ja, es hätte schlimmer sein können. Langsam aber sicher trat das ein, was Amanda befürchtet hatte. Das Wasser wurde merklich kühler. Um das Frieren zu vermeiden, stellte sie den Strahl entschlossen ab und tauchte noch einmal in die Kälte hinter dem Duschvorhang, um zwei große, flauschige Handtücher in die Kabine zu holen, von denen sie eins Nataniel in die Hand drückte und sich dann selbst mit dem zweiten abrubbelte. Mein Gott, es tat so gut, wieder sauber zu sein. Noch damit beschäftigt ihre Haare zu trocknen, sprach sie gedämpft von dem dicken Handtuch mit Nataniel. "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie spät es ist und ob einer der Sammler irgendwo auf die Befragung wartet." Sie richtete sich auf und linste unter dem flauschigen Tuch hervor. "Aber das ist mir ehrlich gesagt auch so egal wie sonst was. Wenn ich nicht noch ein paar Stunden Schlaf in deinen Armen bekomme, dann drehe ich durch." Nachdem Amanda das Wasser abgestellt und ihm ein Handtuch gereicht hatte, trocknete er sich gründlich ab, nahm dabei noch einmal eine Bestandsaufnahme seines Körpers auf und kam zu dem Ergebnis, dass es für ihn selbst schlimmer hätte aussehen können. Selbst wenn, Amandas Verletzungen trafen ihn mehr, als es seine eigenen jemals tun könnten. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, Seth hat einen der Typen nur schlafen geschickt.“, gab er leise und mit nicht zu verleugnender Härte von sich, die eigentlich nicht unbedingt in dieser Form angebracht war. Aber in diesem Fall galt sein Gefühl nicht dem unglücklichen Überlebenden, sondern diesem Schattengänger. Alleine bei dem Gedanken an den Kerl, stellten sich ihm alle Härchen auf. Nataniel wäre froh, wenn er den Typen nie wieder sehen müsste oder gar in der Nähe seiner Gefährtin. Ihm war nicht entgangen, wie der Kerl sie angesehen hatte. Egal wie wild er gewesen war, den viel zu besorgten Blick des Blonden konnte man nicht nur auf einfache Sorge schieben und das hatte er nur zu gut erkannt. Aber für Gefühle konnte man nichts, weshalb er Seth aus dem Weg gehen würde. Solange der Kerl keinen Ärger machte, würde auch er sich benehmen. Endlich wieder in sauberen Klamotten, trat Nataniel dicht vor Amanda und lächelte sie müde an. „Na dann ab ins Bett mit dir.“ Mit diesen Worten packten seine Hände ihren Hintern und jeglichen Protesten zum Trotz hob er sie hoch, so dass Amanda nur eines tun konnte. Entweder mit den Füßen über dem Boden baumeln, oder sie um seine Taille schlingen, während er ihren Körper sanft gegen seine heile Seite drückte. Kein Mensch, Wandler oder sonst was auf der Welt, konnte ihm verübeln, dass er nach derartigen Aktionen einen enormen Drang in sich verspürte, seine Gefährtin so nahe wie möglich bei sich zu wissen. Und dass sie ihm im Augenblick zufriedenstellend nahe war, zeige ihm das Kribbeln an den Stellen, wo sie ihn berührte, nur zu deutlich. Weshalb er seine Arme nur noch beschützender um sie schlang, ehe er sich mit ihr zusammen auf den Weg in ihr Zimmer machte. Der Weg war nicht weit und um diese Uhrzeit war wohl die Action gerade wo anders los. Denn es begegnete ihnen niemand auf den Fluren, bis sich schließlich die Tür ungesehen hinter ihnen schloss und er Amanda auf dem Bett absetzte. Er selbst ließ sich ebenfalls gleich auf der Matratze nieder. Erst jetzt, da er auf dem Bett lag, brach die Müdigkeit über ihm zusammen. Alles fühlte sich bleischwer an und er hatte absolut keine Lust mehr, sich zu bewegen. Weshalb er leise mit halb gesenkten Lidern meinte: „Ich hoffe, du nimmst mir nicht übel, dass ich gegen meine eigene Kleiderordnung beim Schlafen verstoße…“ Er ließ sich ins Kissen fallen. Zum Ausziehen war er definitiv zu geschafft. Außerdem konnte er das immer noch nachholen, wenn ihm zu heiß werden würde und dass das der Fall sein würde, war so sicher wie der Sonnenaufgang. „Komm her, Gefährtin.“, lockte er leise und streckte seine Hand nach Amanda aus. Sie war nicht die Einzige, die durchdrehen würde, wenn sie nicht noch ein paar Stunden in seinen Armen schlafen konnte. Eigentlich hatte Amanda protestieren wollen, als Nataniel sie hochhob, um sie in ihr Zimmer zu tragen. Seiner genähten Wunde würde diese Aktion sicher nicht besonders guttun. Aber da er das selbst wissen musste und nicht so aussah, als würde es ihm zu viel ausmachen, ließ Amanda es mit Wohlwollen geschehen. Allerdings war sie froh, dass ihnen auf dem kurzen Stück des Weges in ihr Zimmer, niemand entgegen kam oder zu diesem ungünstigen Zeitpunkt aus einem der angrenzenden Räume trat. Nicht, dass sich Amanda ihrer Beziehung zu Nataniel schämte. Genau das Gegenteil war der Fall, sie war mehr als stolz jemanden wie ihn zu haben. Aber wie sie so ihren Kopf an seiner Schulter abgelegt hatte und er sie fast wie ein erschöpftes Kind trug, wollte sie keinem begegnen. Vermutlich hätte sich niemand größere Gedanken darüber gemacht, aber noch war Amanda der Meinung, dass sie eine gewisse Führungsrolle auszufüllen hatte. Und das repräsentierte sie in diesem Moment überhaupt nicht. Sie wollte es auch gar nicht. Im Zimmer angekommen, wurde sie sanft abgesetzt und Nataniel kippte augenblicklich in die Kissen. Es war ihm nicht zu verdenken. "Na ja, es ist ja nicht so, als hättest du schichtenweise Klamotten am Leib. Da ist das schon in Ordnung." Eigentlich waren sie mehr oder weniger im Partnerlook, was Amanda wiederum fast zum Lachen brachte. Sie war nie eine von den 'Freundinnen' gewesen, die besonders an ihrem Partner klebte. So etwas wie zueinander passende Outfits, war ihr völlig fremd. Die Tatsache, dass sie beide T-Shirt und Boxershorts trugen entsprach dem auch weniger. Sie ließ sich nicht lange bitten und legte sich in Nataniels Arme, seinen warmen Körper im Rücken und zog trotzdem noch die Decke über sie beide. Die Kälte kam nicht von den äußeren Umständen. Durch die Sonneneinstrahlung konnte man froh sein, wenn einem nachts selbst unter dem dünnen Leintuch nicht der Schweiß ausbrach. Aber es gab andere, tief sitzende Gründe, die Amanda nicht losließen und ihr Inneres wie auch ihren Körper herunter kühlten. Das Gemetzel hätte vermieden werden müssen. So nahe hätte ihnen die Organisation gar nicht kommen sollen – nicht kommen dürfen. Amandas Herz fing ängstlich an zu rasen und nur mit einiger Anstrengung und ein paar meditativen Atemzügen, konnte sie sich wieder einigermaßen beruhigen. "Nataniel?", wisperte sie ganz leise, weil sie sich eigentlich gar nicht sicher war, dass sie jetzt mit ihm darüber reden wollte. Über die Gefahr die ihnen immer noch drohte und darüber, dass er Recht gehabt hatte mit seiner Angst. Amanda wandte den Kopf und sah lächelnd in das Gesicht ihres schlafenden Gefährten. Ja, er hatte Recht gehabt. Er hätte sie verlieren können. Und wenn man die Lage realistisch einschätzte, würde diese Gefahr sogar noch größer werden. Um dem Druck, der sich plötzlich wie Krallen um ihr Herz schloss und ihr Tränen in die Augen trieb, nicht nachzugeben, küsste sie Nataniel nur auf die Lippen und flüsterte ganz leise, bevor sie sich wieder umdrehte. "Ich liebe dich." Sie kuschelte sich in seine Arme und schloss zumindest die Augen, auch wenn sie sich sicher war, dass sie nur auf dieser Grenze zwischen Schlafen und Wachen dahintreiben würde, anstatt wirklich einzuschlafen. Aber vielleicht war das auch besser so. Immerhin konnte sie so nicht von den Bildern, die immer noch in ihrem Kopf schwirrten, in nur allzu realen Albträumen verfolgt werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)