Aufregungen im Fürstentum von -Suhani- (Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können) ================================================================================ Kapitel 38 ---------- Das Licht der aufgehenden Sonne fiel diffus auf den Hof des kleinen Schlosses, um das der Nebel in dichten Schwaden waberte. Von den letzten bunten Blättern der umstehenden Büsche und Bäume fielen kleine und große Tautropfen. Der Herbst lag in den letzten Zügen, bald würde der Winter einbrechen. Eine hoch gewachsene, schlanke Frau trat aus dem Schloss und ließ ihren eisblauen Blick über den Himmel wandern. Ein leichter, aber dennoch schneidend kalter Wind spielte mit ihrem hellblauen Haar und ließ es anmutig tanzen. Auf den ersten Blick könnte man sie für eine einfache, dämonische Dienerin halten, doch ein zweiter Blick korrigierte diesen Eindruck. Über ihrer linken Schulter trug sie einen knöchernen Überwurf, der an ein Stück Rüstung erinnerte. An der Hüfte darunter war ein Katana an ihrem Gürtel befestigt. Ihr Kimono war schlicht und im Gegensatz zu dem linken Ärmel war der rechte kurz. Das ermöglichte ihr eine größtmögliche Bewegungsfreiheit und die an ihrem rechten Mittelfinger befestigte, dunkle Armstulpe sollte ein Abrutschen von einer Waffe verhindern. Sie war eine Kriegerin. Und ohne eitel klingen zu wollen, sie war eine grandiose Kriegerin. Sie war eine starke Pantherdämonin. „Touran?“ Sie wandte sich um. Eine kleine, zierliche Dämonin in einem hellen, schlichten Kimono, einem Fell um der Hüfte und den Beinen und zwei dunklen Armstulpen stand hinter ihr und rückte ihr rotes Halstuch zurecht. Ihr kurzes, rotes Haar stand wie Stacheln in alle Richtungen ab und schien genau wie ihre gleichfarbigen Augen im morgendlichen Herbstlicht zu brennen. „Karan.“ „Shunran, Shuuran und ich haben am Haupttor auf dich gewartet. Wir wollten doch bei Sonnenaufgang aufbrechen.“ Touran senkte etwas den Kopf und ihre Mundwinkel zuckten kurz. „Ich denke, wir sollten nicht alle gehen. Das könnte nur Aufsehen erregen“, sagte sie langsam. „Shunran und ich werden gehen. Bleib du mit Shuuran hier und studiere die Karten weiter. Wir müssen uns blind in dem Gebiet zurechtfinden. Außerdem müsste ein Teil der ausgesandten Späher bald zurückkommen.“ Karans Mundwinkel zogen sich nach unten, aber sie nickte kurz und verschwand mit einem weiten Satz wieder hinter dem Schloss. Touran blickte noch einmal hinauf in den Himmel. Wenn alles so verlief, wie sie es geplant hatten, würde heute ein weiterer Schritt in Richtung Rache gemacht werden. Rache an den Hunden des Westens. Vor einigen Jahrhunderten hatten die Panther gegen diese Hunde Krieg geführt. Sie hatten versucht, das Revier des Taishou zu erobern und waren vernichtend geschlagen worden. Der Anführer der Pantherdämonen, ihr Herr, hatte dabei sein Leben gelassen. Touran, Shunran, Shuuran und Karan hatten den Hunden daraufhin ewige Rache geschworen. Und bekanntermaßen dauerte der Fluch einer Katze sieben Generationen. Auch wenn die Panther es für gewöhnlich verabscheuten, „Katzen“ genannt zu werden. Und jetzt war endlich die Zeit gekommen, diese Rache zu bekommen. Sie hatten die Fürstenfamilie lange Zeit ausspioniert, hatten ihre eigenen Krieger trainiert und sich Pläne zurechtgelegt, wie sie diesen Kampf gewinnen konnten. Damals hatte ihr Herr die direkte Konfrontation gesucht und das war schief gegangen, obwohl der Herr der Hunde nicht mal das gefährliche Höllenschwert eingesetzt hatte. Dieses Mal sollten sie anders vorgehen, sich starke Verbündete suchen oder die Familie Stück für Stück auseinanderreißen und vernichten. Touran schloss kurz die Augen, atmete tief die kalte, klare Luft ein und genoss die Sonnenstrahlen, die tatsächlich noch wärmen konnten. Dann wandte sie sich ab und ging zum Haupttor des Schlosses, das die Panther sich erobert hatten. Früher hatten hier Menschen gelebt, doch die hatten schnell die Flucht ergriffen. Was hätten sie auch schon gegen die Übermacht der Dämonen ausrichten können? Es lag recht nah an den Grenzen zum Westen und zum Norden. Der Fürst des Ostens interessierte sich nicht besonders dafür, dass die Panther sich hier niedergelassen hatten. Gegen ihn richtete sich ihre Wut ja auch nicht. Shunran wartete bereits leicht ungeduldig auf ihre Kameradin. In ihrem braunen Haar steckten zwei rosa Blumen und ihre grünen Augen blitzten. Ein Mensch hätte in ihrem grünen Kimono wohl gefroren, der ihr nicht mal bis zu den Knien reichte. „Da bist du ja endlich“, sagte sie. „Ich steh mir hier schon die Füße in den Bauch!“ Touran zuckte nur mit der Schulter. „Gehen wir.“ Der Weg der beiden Dämoninnen führte sie direkt in den Norden. Genauer gesagt zum Schloss des Nordens. Es war sogar zu ihnen durchgedrungen, dass der Fürst des Nordens zwar der Cousin des Inu no Taishou war, aber die familiären Gefühle sich dennoch in Grenzen hielten. Milde ausgedrückt. Wenn er sich den Panthern anschloss, hätte sie eine deutlich höhere Chance gegen den Westen. Zumal der Norden angeblich über einige neuartige Waffen verfügte. Touran hatte Akumaru ein Schreiben zukommen lassen mit der Bitte um ein Treffen und der Hundedämon hatte zugestimmt und sie für heute Morgen zu sich bestellt. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Hoffentlich würde er ihnen auch die Unterstützung zukommen lassen, die sie sich erhofften. Über den Preis dafür ließ sich sicherlich verhandeln, besonders da es den Pantherdämonen inzwischen hauptsächlich um ihre Rache und nicht mehr um die Ländereien ging. Die beiden alterlosen Frauen spürten einen mächtigen Bannkreis vor sich und zögerten einen Sekundenbruchteil lang, ehe sie weitergingen. Sie konnten die Barriere problemlos durchschreiten, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Fürst sie erwartete. Als die Sonne gerade vollständig aufgegangen war, kam das Schloss in Sicht. Je näher sie kamen, desto deutlicher hörten sie die Geräusche vom Übungsplatz, Schwertklirren, schweres Atmen und gebrüllte Anweisungen. Ein Stück vom Haupttor entfernt war der Eingang für die täglichen Besucher. Er stand offen und wurde von zwei ernst dreinblickenden Samurai bewacht, die die beiden Panther misstrauisch beäugten. „Euer Fürst erwartet uns“, sagte Shunran mit ihrem typischen, leicht spöttischen Unterton. Der größere der Krieger neigte etwas den Kopf und deutete auf das Schwert an der Hüfte der größeren Dämonin. „Das musst du ablegen. Du bekommst es wieder, wenn ihr geht.“ Touran hätte fast gelacht und reichte dem Soldaten ihr Katana samt Scheide. Sie war nicht auf diese Waffe angewiesen, trug es mehr zur Dekoration. Ihre bevorzugte Waffe war ein Speer aus Eis, dem Element, das ihr Freund war, sie im Kampf unterstützte. Ein Seitenblick auf ihre Kameradin verriet ihr, dass diese die Situation genauso amüsant fand wie sie selbst. Keiner der vier Pantherdämonen war auf ein Schwert angewiesen, aber das mussten sie diesen Hunden ja nicht auf die Nase binden. Die deuteten auf das Schloss hinter ihnen und die beiden Frauen traten ein. Am anderen Ende des Hofes war der Erbprinz des Nordens damit beschäftigt, mit einigen Soldaten unterschiedlichen Alters zu üben. Er sah kurz zu den beiden Dämoninnen herüber und verengte etwas die Augen, wandte sich dann aber wieder seinen Kampfpartnern zu, als sie das Schloss betraten und zum Zimmer des Fürsten gingen. Im Vorzimmer saßen ein Sekretär und einige andere Besucher, darunter auch ein Mann in Rüstung, vermutlich der Hauptmann der Armee des Nordens. „Dürfte ich Ihre Namen erfahren?“, fragte der Sekretär, ein älterer Dämon mit grauem Haar und braunen, weise dreinblickenden Augen. „Touran und Shunran“, erwiderte die größere Dämonin und beobachtete die Feder des Sekretärs, die mit schnellen Bewegungen über ein Blatt Papier geführt wurde und ihre Namen aufschrieb. Der ältere Herr wollte noch etwas sagen, aber da öffnete sich die Tür zum Empfangszimmer und der Fürst trat einen halben Schritt heraus. „Ich habe die beiden schon erwartet“, sagte er und betrachtete die beiden Besucherinnen kurz, ehe er zu seinem Diener sah. „Yuri, ich benötige deine Dienste die nächste Zeit nicht, du bist freigestellt, bis ich dir andere Befehle zukommen lasse.“ Der Sekretär verneigte sich eilig. „Natürlich, oyakata-sama.“ Dann erhob er sich und verließ das Vorzimmer. Akumaru sah zu den anderen wartenden Besuchern. „Ihr könnt auch gehen, dieses Gespräch wird wohl länger dauern.“ Die Wartenden wirkten für einen Moment irritiert, aber einem Fürsten widersprach man nicht – schon gar nicht einem wie dem Fürsten des Nordens. Dieser bedeutete den beiden Panthern, ihm in sein Zimmer zu folgen und dort Platz zu nehmen. Er betrachtete die beiden eingehender, abschätzend. „Nun, in eurem ersten Schreiben habt ihr ja bereits geschrieben, dass ihr mich um Hilfe in einer dringenden Angelegenheit bitten wollt, um Hilfe gegen den Westen.“ Touran neigte sich etwas vor. „Ja, Akumaru-sama“, sagte sie nur. Auch wenn sie nicht an einem typischen Hof lebte, kannte sie sich doch mit den Gepflogenheiten aus und wenn auch nur die Hälfte der Gerüchte über den Mann vor ihr stimmten, sollte sie sich besser an alle Regeln halten, genau wie Shunran. Vielleicht hätte sie doch alleine kommen sollen. Ihr war nur zu bewusst, dass ihre drei Kameraden alle dazu neigten, schneller zu reden als zu denken. Aber noch hielt ihre Kameradin sich bedeckt und widerstand sogar dem Drang, den Hund zu mustern, starrte stattdessen auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. „Was genau habt ihr gegen den Westen? Gegen meinen Cousin?“, fragte Akumaru weiter. „Vor einiger Zeit führte unser Herr uns in eine Schlacht gegen die Hunde des Westens, er wollte dieses Gebiet erobern. Dabei kam er zu Tode.“ „Und nun wollt ihr sein Werk fortsetzen?“ „Nein, Akumaru-sama, nicht unbedingt. Wir wollen Rache für seinen Tod.“ Der Hundefürst zog die Augenbrauen hoch. „An wem wollt ihr euch rächen? An meinem Cousin?“ „An der ganzen Familie, ehrenwerter Herr.“ Ein Lächeln huschte über Akumarus Gesicht. „Warum ausgerechnet jetzt?“ „Rache wird am besten kalt serviert, Akumaru-sama. Und wir haben uns Zeit gelassen, um uns und unsere Leute zu stärken, zu fähigeren Kämpfern zu machen“, erklärte Touran. „Das war schon mal ein guter Schachzug. Und wie sehen eure Pläne bis jetzt aus? Habt ihr überhaupt schon konkrete?“ Die Pantherdämonin verlagerte ihr Gewicht etwas. „Wir haben uns zwei Möglichkeiten überlegt. Entweder machen wir es wie unser verehrter Herr und greifen offen an, gehen in den Krieg. Oder wir gehen heimtückischer vor und vernichten ein Familienmitglied nach dem anderen, von innen heraus.“ Der Fürst des Nordens betrachtete seine Besucherinnen leicht hochmütig. „Mehr habt ihr euch noch nicht überlegt? Und hofft jetzt darauf, dass ich euch dabei helfe? Das ist ein bisschen unüberlegt, meint ihr nicht? Immerhin gehört meine Tochter nun auch zu dieser Familie, meine Enkelin ebenso.“ Den beiden Panthern lief es kalt den Rücken hinunter. Daran hatten sie gar nicht gedacht! Verdammt. „Wenn ihr euch an irgendjemand anderen gewandt hättet, wärt ihr wohl abgewiesen worden, aber ihr wart so clever, euch an mich zu wenden“, fuhr Akumaru mit einem gönnerhaften Unterton fort und stellte zufrieden fest, dass die beiden Frauen kurz überrascht aufsahen, den Blick aber schnell wieder abwendeten. „Wenn es euch wirklich ernst mit eurer Rache ist, dann werde ich euch dabei unterstützen und euch meine Mittel zur Verfügung stellen. Auf eine offene Konfrontation solltet ihr es aber nicht gleich anlegen. Zuerst müsst ihr euch ein Familienmitglied nach dem anderen vornehmen und seinen Willen brechen. Das mag etwas Zeit in Anspruch nehmen, aber so habt ihr schließlich auch die Möglichkeit, eure Rache wirklich auszukosten.“ Touran schluckte unmerklich und schielte unauffällig zu Shunran, die ihre Klauen in den Saum ihres Kimono krallte. „Aber bevor wir in die genaue Planung einsteigen, sollten wir noch ein paar … hm, nennen wir es Regeln, aufstellen, an die ihr euch halten solltet.“ „Natürlich, Akumaru-sama“, presste die größere Dämonin heraus. Dass sie mit ihrem Anliegen auf so offene Ohren treffen würde, hatte sie wirklich nicht erwartet, aber wenn er einen Großteil der Planung übernahm – sofern seine Pläne etwas taugten -, konnte ihr das nur recht sein, egal was er dafür wollte. „Ich werde auf keinen Fall für euch den Kopf hinhalten. Solltet ihr wider Erwarten auffliegen, bevor ihr den Plan zu Ende durchführen könnt, werde ich nichts damit zu tun haben.“ „Natürlich nicht, Akumaru-sama.“ Das klang ganz so, als hätte der Fürst schon länger an diesem Plan gearbeitet und nur darauf gewartet, jemanden zu finden, dem er die Drecksarbeit aufs Auge drücken konnte. Na ja, was sollte es. Sie würden alles was ging ebenfalls delegieren. Nicht nur Herrscher hatten Leute für so etwas. „Aber dennoch verlange ich, dass ihr mir regelmäßig über den Fortschritt Bericht erstattet. Nicht persönlich, natürlich. Kurze Notizen reichen mir schon aus. Schickt sie jedes Mal mit einem anderen Boten, das macht es unauffälliger.“ „Wie Ihr wünscht, Akumaru-sama“, erwiderte Touran. „Ich rate euch, euch auch daran zu halten.“ Akumaru lehnte sich etwas zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Um die Familie von innen heraus zu zerreißen, zu schwächen und dann zu vernichten, braucht ihr Informationen aus dem Schloss. Ich kann euch diese Informationen besorgen. Ich habe mehrere Spione in diesen Haushalt einschleusen können. Ihr müsst nur ein paar Posten in der Nähe des Schlosses positionieren, natürlich unauffällig. Die beiden Prinzen verlassen regelmäßig das Schloss und gehen auf Reisen, eure Späher sollten sich also wirklich gut verstecken können. Meine Spione werden sie dann regelmäßig mit Informationen versorgen, die ihr verwenden könnt.“ Der Fürst bemerkte den unsicheren Blick, den die beiden Dämoninnen sich zuwarfen. „Keine Sorge, nicht nur einfache Diener und Samurai spionieren für mich. Auch die Treue des Heilers gilt mir. Und natürlich die meiner Tochter. Sie wartet auch schon sehr lange auf eine Möglichkeit, aus dieser Familie rauszukommen.“ Die beiden Pantherdämoninnen bissen die Zähne zusammen. Also hatte er wirklich nur darauf gewartet, dass er jemanden fand, dem der die Durchführung seiner Pläne überlassen konnte. War er zu feige, um es selbst zu tun oder zweifelte er an seinen Ideen? „Mit diesem Wissen aus dem Schloss könnt ihr meinem werten Cousin drohen. Indem ihr ihm verratet, dass es in seinem Haushalt mindestens eine Person gibt, die gegen ihn arbeitet und die Schwachstellen seiner ihm ach so wichtigen Familie kennt und bereit ist, sie auszunutzen, lockt ihr ihn aus der Reserve und versetzt ihn in Alarmbereitschaft. Er wird seine Söhne und alle anderen im Schloss behalten und genau beobachten. Die Welpen haben aber ein ziemlich großes Verlangen danach, aus dem Schloss rauszukommen und sich in Abenteuer zu stürzen. Wenn sie zu lange eingesperrt werden, wird ihr Aggressionspotenzial steigen. Und dann wird schon eine Kleinigkeit ausreichen, um die beiden aufeinander zu hetzen. Mit ein wenig Glück bringt Sesshoumaru dann seinen Halbbruder um. Er ist nicht so harmoniebedürftig wie sein alter Herr und er ist auch nicht gerade glücklich darüber, dass sein Bruder nur ein Halbblut ist. Sollte es also zu diesem Brudermord kommen, seid ihr schneller am Ziel. Meinen Cousin wird dieser Verlust zutiefst erschüttern, es wird ihn zu leichter Beute machen.“ „Verstehe ich Euch richtig, dass wir den Hunden Drohbriefe schreiben sollen?“, hakte Shunran nach und blickte etwas auf. „Richtig. Und dann muss mindestens eine der Drohungen wahr gemacht werden und ihr habt die Hunde da, wo ihr sie haben wollt“, erwiderte Akumaru. Die beiden Dämoninnen warfen sich einen leicht zweifelnden Blick zu. „Keine Sorge, wenn jemand in einem Schloss die Schwachstellen in der Sicherheit kennt, dann sind es der Heiler und die Erbprinzessin. Absolut niemand verdächtigt einen gewissenhaften, älteren Dämon, der schon länger in diesem Haushalt lebt als der amtierende Fürst oder die Erbprinzessin, der die Heirat vermeintlich das Leben gerettet hat und die den jüngeren Prinzen aufgezogen hat. Hana und Amaru genießen das volle Vertrauen des Fürsten und seiner beiden Söhne und sie sind beide intelligent genug, sich nicht auffällig zu benehmen. Aber ihr solltet euch natürlich nicht nur darauf verlassen. Für jede gute … Intrige braucht man einen Plan in der Hinterhand, der schnell einsatzbereit ist. Man muss alle Möglichkeiten bedenken und abdecken.“ „Was schlagt Ihr dafür vor?“, fragte Touran ruhig. Bis jetzt klang es alles ganz gut, was der Fürst ihnen erzählte. Allerdings gab es für die Pantherkatzen bis jetzt noch keine Möglichkeit, sich selbst zu retten, sollte dieser Plan auffliegen. Und auch wenn sie dem Fürsten versprachen, ihn aus der ganzen Sache rauszuhalten: sollten sie untergehen, würden sie ihn mit sich reißen, in dem Wissen, dass er andersrum genauso handeln würde. Wenn der Westen mitbekam, dass der Norden Spione in sein Schloss geschleust hatte, würde Akumaru keine Sekunde lang zögern und die Panther dafür hin hängen. „Ihr braucht weitere Verbündete und eine Art Geheimwaffe, mit denen der Taishou nicht rechnet. Ich kenne da eine Gruppe Dämonen, die in dieser Angelegenheit recht nützlich sein dürften und die mit den richtigen Ködern leicht zu locken sind. Habt ihr schon einmal etwas von den Schattendämonen gehört?“, fragte der Nordfürst mit blitzenden Augen. Touran und Shunran sahen verblüfft auf, senkten die Köpfe aber rasch wieder und neigten sich etwas vor. „Das dachte ich mir. Schattendämonen sind eine fast ausgestorbene Rasse. Es gibt nur noch einen Stamm von ihnen, der in dem Revier meines Cousin lebt. Sie kämpfen nicht gerne und sind eigentlich ein recht stilles Völkchen, haben aber einige Tricks drauf, die überaus interessant sind. Zum Beispiel können sie mit den Schatten verschmelzen und so einfach verschwinden, ohne dass jemand sie bemerkt. Außerdem können sie das Tor zu der Schattenwelt öffnen. Wie ich hörte, ist das ein mehr als furchterregender Ort, der jeden, der ihn betritt, in kürzester Zeit in den Wahnsinn treibt. Der Ort, an dem diese Schattendämonen geboren werden, sozusagen. Und natürlich das Wichtigste: Sie haben keinen Eigengeruch. Sie können sogar meiner feinen Nase entgehen.“ Akumaru lächelte etwas, als seine beiden Gegenüber sich interessiert vorbeugten. „Wo … wo genau leben diese Schattendämonen?“, wollte die Größere, die Anführerin, wissen. „Nicht weit von dem Menschenschloss, dass ihr euch zu Eigen gemacht habt.“ Die Frauen sahen auf. „Ich habe nicht nur im Westen Späher und Spione. Außerdem hat der Ostfürst mich darüber informiert, dass ihr dort seid. Sogar der Taishou wird diese Information bekommen haben. Sich im Revier von einem Fürsten zu verstecken, mit dem ihr nicht zusammenarbeitet und den ihr auch nicht entmachten wollt, ist erst mal ein guter Einfall, aber ihr solltet euch beim nächsten Mal ein wenig weiter von der Grenze fernhalten. Auch Fürsten reden miteinander.“ Touran überging den leisen Spott. „Wie bekommen wir die Schattendämonen dazu, mit uns zusammenzuarbeiten?“ „Glaubt mir, ihr wollt, dass die Schattendämonen für euch und nicht mit euch arbeiten. Sie verfügen nur über eine beschränkte Intelligenz, was sie zu den perfekten Handlangern macht. Zu leicht köderbaren Handlangern, besonders in eurem Fall. Bis vor einigen Jahrhunderten hat es auch auf meinem Revier noch einen Stamm dieser Rasse gegeben. Dessen Oberhaupt hat mich aufgesucht, um um Hilfe zu bitten, weil seine Art damals schon vom Aussterben bedroht war. Kurz nachdem ich diese Bitte abgelehnt habe, ist der Stamm aus meinen Ländereien in den Westen abgewandert und hat sich den Schattendämonen dort angeschlossen. Der Häuptling, der damals bei mir war, ist jetzt auch der Häuptling dieses Stammes. Er hat bei seinem Besuch damals meine Tochter Hana gesehen, wenn auch nur kurz.“ Der Hundedämon streckte sich etwas und musterte die beiden Dämoninnen erneut eingehend. „Ihr zwei geht einfach zu dem Stamm und macht dem Häuptling das Angebot, seinem Stamm zu helfen, wenn die Kagé-Youkai im Gegenzug das tun, was ihr von ihnen verlangt. Und damit sie wirklich geködert werden, gebt ihr euch dabei für Hana und ihre Freundin Akemi aus.“ Diesmal senkten Shunran und ihre Kameradin den Blick nicht wieder und starrten den Fürsten offen verblüfft an. Sie sollten was?! Akumaru lächelte boshaft. „Akemi ist seit ihrer Kindheit mit meiner Tochter befreundet und hat mit ihr zusammen den Schwertkampf erlernt. Als ich Hana an den Westen gab, schickte ich sie mit. Die beiden verlassen ebenfalls regelmäßig das Schloss, wenn auch nicht für so lange Zeit wie die beiden Prinzen. Wenn die beiden das Schloss mal wieder verlassen, geht ihr zu den Schattendämonen. Euer Aussehen passt in groben Zügen, für Takumi, den Häuptling, wird es reichen. Meine Tochter werde ich über diesen Plan natürlich in Kenntnis setzen, damit sie sich Alibis besorgen kann, falls wider Erwarten doch etwas schief gehen sollte. Ihr lasst die Schattendämonen die Drohbriefe schreiben und schicken. Und wenn ihr das Schloss angreifen wollt, kann ich euch eine … Bekannte von mir empfehlen, die sich mit Magie auskennt. Sie lebt an der Nordküste. Die Preise, die sie verlangt, sind durchaus angemessen und bezahlbar. Zumindest für mich. Sie kann euch bei einem Angriff sicher sehr helfen.“ In Tourans Kopf arbeitete es angestrengt. Sie versuchte, irgendwo einen Haken, eine Falle zu entdecken. Der Fürst des Nordens wollte sie mit Informationen aus dem Schloss des Westens versorgen, gab ihnen Lakaien, die die Drecksarbeit machen würden und eine Magierin, die sie bei einem Angriff unterstützen sollten und noch dazu gab er ihnen eine Möglichkeit, ihren Stamm ganz aus der Sache rauszuhalten, indem er Touran und Shunran riet, sich für Prinzessin Hana und deren Kriegerfreundin Akemi auszugeben. Gut, die beiden würden sich wohl Alibis besorgen, sich also von irgendjemandem sehen lassen, damit es sie nicht den Kopf kostete, sollte die ganze Sache auffliegen, aber die Panther würden ihre Spuren genauso gut verwischen können. Für sie schien es bei der ganzen Sache keinen Haken zu geben. Aber da musste doch einer sein. Warum sollte der Fürst des Nordens sie so großzügig unterstützen und dafür nur regelmäßige Informationen verlangen und dass sein Name aus der Sache rausgehalten wurde? Sie musterte ihn misstrauisch. „Darf ich fragen, warum Ihr uns eine solch große Unterstützung zukommen lassen wollt?“, fragte sie. Akumarus Lächeln wurde breiter, kälter, bösartiger. „Es dürfte sogar euch bekannt sein, dass mein Cousin und ich uns nicht gerade nahe stehen, sonst wärt ihr wohl kaum zu mir gekommen. Ich plane seit langer Hand, ihn und seine Brut aus dem Weg zu räumen, um mir sein Revier, das rechtmäßig mir zusteht, zu holen. Aber wenn ich offen gegen ihn vorgehe, schwingt er sein Sou'unga und das war es dann. Also wartete ich auf eine Gelegenheit, mein Wissen über ihn und seinen Haushalt ausnutzen zu können, um ihn von innen heraus zu zerstören, um ihn zu brechen und leiden zu lassen. Und ihr seid die beste Gelegenheit. Ich kann Hana und Akemi nicht wirklich zu den Schattendämonen schicken, um die einzuspannen. Aber wenn ich jemand anderen schicke, werden sie das Angebot wahrscheinlich ablehnen, so viel Intelligenz traue ich ihnen dann doch noch zu, sie brauchen eine gewisse Sicherheit, dass es ihrem Volk wirklich besser gehen wird. Ihr könnt euch aber problemlos für die beiden ausgeben. Du, Touran, solltest dir nur die grünen Streifen auf die Wangen malen, die meine Tochter hat und ihr beide solltet euch entsprechend kleiden.“ Shunran entspannte ihre Hände etwas, ihre scharfen Krallen glänzten. „Ihr wollt uns die Drecksarbeit machen lassen.“ „Natürlich.“ „Und uns das Risiko tragen lassen.“ „Ihr wollt doch schließlich Rache nehmen. Ich gebe euch Mittel und Möglichkeiten. Was genau ihr daraus macht, müsst ihr selbst entscheiden, also müsst ihr auch alleine das Risiko tragen.“ „Und Ihr verlangt nicht mehr, als dass wir euch regelmäßig informieren und Euch Rückendeckung geben?“ „Da ihr selbst gesagt habt, dass ihr an den Ländereien kein Interesse mehr habt, genügt mir das, ja.“ „Wie weit ist Eure Tochter bereit zu gehen?“ Die Augen des Fürsten funkelten kalt, sein Lächeln erstarb. „Sie würde alles opfern. Ich habe sie erzogen, sie teilt meine Ansicht. Sie würde ihre Tochter und sich selbst opfern, damit wir bekommen, was uns zusteht. Solange ihr mich informiert haltet, damit ich sie darüber in Kenntnis setzen kann, könnt ihr über sie behaupten, was ihr wollt, ihr könnt das Kind angreifen, wenn ihr wollt.“ Touran richtete sich auf und straffte die Schultern. „Wie sicher können wir uns sein, dass wir nicht von Euch oder Eurer Tochter verraten werden? Dass das keine Falle ist?“ „Ihr werdet auf mein Wort vertrauen müssen. Wenn euch das nicht genügt: Ich zwinge euch zu nichts. Meine Tochter wird mitspielen. Ich habe sie das Lügen gelehrt, sie wird sich nichts anmerken lassen und sich wie die vorbildliche Erbprinzessin verhalten. Das hat sie in den letzten anderthalb Jahrhunderten wirklich perfektioniert.“ Der Daiyoukai lehnte sich zurück und entspannte sich merklich. „Denkt darüber nach und lasst mich dann wissen, wie ihr euch entschieden habt. Wenn ihr zu feige seid, um auf mich zu vertrauen, könnt ihr euch ja etwas eigenes einfallen lassen, wie ihr eure Rache bekommt.“ Die beiden Panther schwiegen einen Moment, dann sahen sie einander kurz an, verneigten sich etwas gegen Akumaru und verließen das Schloss des Nordens. Sie würden noch einmal gründlich darüber nachdenken, was der Hundedämon ihnen angeboten hatte und abwägen, inwieweit sie den Worten eines Pinschers vertrauen konnten, der dazu bereit war, seine eigene Tochter sterben zu lassen. Akumaru sah den beiden Frauen noch eine Weile nach, bis er sie nicht mehr sehen konnte und lächelte siegessicher. Diese Katzen würden die ganze Drecksarbeit für ihn machen und für ihn selbst bestand keinerlei Risiko, mit in die Sache hineingezogen zu werden. Amaru würde eher sterben, als ihn zu verraten, ebenso wie die eingeschleusten Samurai und Diener. Und Hana konnte ihn nicht verraten, da sie von der ganzen Sache überhaupt nichts erfahren würde. Sie hatte sich ihm widersetzt und weigerte sich, für ihn zu spionieren. Sie war zum Westen übergelaufen. Also sollte sie sehen, was sie davon hatte und mit dieser Familie untergehen. Der Fürst konnte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal ahnen, dass er in weniger als vier Monaten sterben würde und dass sein Größenwahn und seine Pläne und Spione dafür verantwortlich sein würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)