Aufregungen im Fürstentum von -Suhani- (Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können) ================================================================================ Kapitel 14 ---------- „Sofort weg von ihr!“, knurrte Sesshoumaru. Sein offenes Youki und das rote Leuchten seiner Augen verrieten seine Wut. Amaru, der noch die Schale festhielt, mit der er Hana einen Trank eingeflößt hatte, wich von der Prinzessin zurück. „Ses... Sesshoumaru-sama, ich verstehe nicht...“ „Lüg nicht! Du bist derjenige, der den Schattendämonen Informationen aus dem Schloss gegeben hat. Du warst auch derjenige, der der fremden Armee gesagt hat, wo Hana und Sora sich aufhalten!“ Der Taishou und Inu Yasha erreichten den Raum, dieselbe Wut im Gesicht wie der Erbprinz. „Ein Detail, das mich gestört hat, war, dass du bewusstlos geschlagen wurdest. Das hat keinen Sinn gemacht, deine Räume sind recht weit weg von Sesshoumarus Arbeitszimmer und vor deinem Raum befinden sich auch keine Fußspuren, also sind die Soldaten hier nicht vorbeigekommen. Nur einer war bei dir. Der, dem du verraten hast, dass Hana und Sora im Arbeitszimmer meines Sohnes sind und der dich dann bewusstlos geschlagen hat, um dich unschuldig erscheinen zu lassen“, sagte der Fürst. „Der Schockzauber, der die Schlossbelegschaft außer Gefecht gesetzt hat, hat nur dich und Myouga verschont. Du hast rausposaunt, dass nur zwei Diener im Schloss ein bestimmtes Alter erreicht haben. So konntest du deinen Verrat fortsetzen und es war sichergestellt, dass mein verehrter Vater, mein Bruder und ich erfahren, dass Hana und Sora entführt wurden, damit wir erpressbar werden.“ Inu Yasha zitterte etwas, so aufgebracht war er. Der Heiler stellte die Schale weg und wich weiter zurück. Gleich beide Prinzen und den Fürsten so wütend vor sich zu haben, war schon angsteinflößend. „Warum hast du das getan, Amaru? Warum?“, verlangte der Fürst zu wissen. „Warum ist das von Belang?“, fragte der Heiler zurück. „Es ist noch nicht zu spät für dich, um einen schnellen Tod zu sterben. Wenn du uns sagst, warum, seit wann und wem du Informationen aus dem Schloss verrätst, lasse ich vielleicht Gnade vor Recht ergehen und töte dich schnell und fast schmerzlos“, antwortete der Taishou. Er würde auf keinen Fall Gnade vor Recht ergehen lassen, aber er wollte die Informationen so schnell wie möglich zusammensammeln. „Dafür ist es vielleicht noch nicht zu spät... Aber um das Kind zu retten, ist es zu spät. Definitiv“, sagte Amaru und sah Sesshoumaru mit einem kalten Funkeln in den Augen an. Kind? Hatte der Mistkerl etwa Sora etwas angetan? Das Familienoberhaupt und Inu Yasha drehten sich um und liefen schneller los, als sie nachdenken konnten. Sesshoumaru blieb im Heilerzimmer. Sora schreckte aus dem Schlaf hoch, als die Tür aufgerissen wurde und vermutete sofort einen erneuten Angriff. Doch es waren nur ihr Großvater und ihr Onkel, die sie besorgt ansahen. „Sora, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Inu Yasha. „J... ja, Onkel. Was sollte denn... ist etwas mit Mutter? Ich will zu ihr!“ Die kleine Prinzessin sprang auf und wollte das Zimmer verlassen, aber ihr Großvater griff sie und hob sie hoch. „Bleib hier, meine Kleine. War Amaru bei dir und hat dir eine Medizin gegeben? Oder hast du einen komischen Geschmack im Mund?“, fragte er. „Amaru-san? Nein, ich glaube, der war nicht hier. Aber ich hab auch geschlafen. Einen komischen Geschmack im Mund hab ich auch nicht. Was hat das alles zu bedeuten?“, wollte Sora wissen. Sie war so angespannt wie nie zuvor. „Es ist... alles in Ordnung, Sora-chan.“ Ihr Großvater strich ihr durch die Haare. War das nur ein Ablenkungsmanöver von Amaru gewesen, in der Hoffnung, dass beide Prinzen mit dem Fürsten zu Sora laufen und ihn alleine lassen würden? „Und Vater?“ „Der... ist bei deiner Mutter“, antwortete Inu Yasha und malte sich schon aus, dass er ziemlichen Stress mit Sesshoumaru bekommen würde, weil er einfach zu Sora gelaufen war und der Ältere dadurch im Heilerzimmer bleiben musste, anstatt nach seiner Tochter zu sehen. Denn den verräterischen Heiler mit Hana alleine zu lassen wäre selten dämlich. „Inu Yasha, geh zurück zu Amarus Zimmer. Sora und ich machen einen kurzen Ausflug, wir sind aber bald wieder zurück“, sagte der Taishou. Sein Sohn neigte nur kurz den Kopf und verschwand dann. „Wo gehen wir denn hin?“, fragte Sora jetzt wieder neugierig. Wenn ihr Onkel, ihr Vater und der Heiler bei ihrer Mutter waren, konnte ihr ja nichts passieren. Nahm das ahnungslose Kind jedenfalls an. „Wir gehen deine Oma besuchen.“ „Du meintest nicht Sora“, stellte Sesshoumaru nüchtern fest. Er hatte den raschen Blick des Heilers zu der Schale bemerkt. „Das habt Ihr gut erkannt, Sesshoumaru-sama. Ich meinte nicht das Kind, das Ihr schon vor acht Jahren bekommen habt. Ich meinte das, mit dem Hana-hime schwanger war.“ Die Stimme des Heilers war bösartig. Die Augen des Erbprinzen verengten sich etwas. „Du hast mein ungeborenes Kind getötet?“ Amaru schwieg, grinste nur zur Antwort. Inu Yasha, der die letzten Worte seines Bruders gehört hatte, starrte den Heiler fassungslos an. Der Dämon war doch schon immer im Schloss des Westens gewesen. Vater hatte mal gesagt, dass Amaru sich sogar schon um ihn gekümmert hatte, als er noch der Erbprinz gewesen war. Wie konnte er jetzt die Familie des Westens verraten und sogar das ungeborene Kind von Sesshoumaru und Hana töten? Dafür würde er lange leiden, ehe er endlich sterben dürfte, egal wie bereitwillig er alles gestand und seine Hintermänner verriet. „Aber... ich darf doch ohne die Erlaubnis von chichi-ue nirgendwo hingehen!", warf Sora ein. „Keine Sorge, dein Vater wird dich nicht dafür strafen, dass ich dich mitnehme. Außerdem ist es besser,wenn jemand bei dir ist und auf dich aufpasst, als wenn du alleine in einem Zimmer wärst", antwortete ihr Großvater und verließ mit seiner Enkelin auf dem Arm das Schloss, um ein Portal öffnen zu können. „Warum gehen wir eigentlich zu obaa-sama, ojii-sama?", wollte die Achtjährige wissen. „Dein Vater kann uns nicht hören, du musst nicht "ojii-sama" und "obaa-sama" sagen", sagte der Taishou und ging mit der kleinen Prinzessin durch das Portal, welches die beiden vor den Wald brachte, der das Schloss von Sesshoumarus Mutter umgab. „Gut. Warum gehen wir eigentlich zu Oma, Opa?", stellte Sora ihre Frage neu. „Sie würde dich bestimmt gerne mal wieder sehen, schließlich bist du auch ihr einziges Enkelkind, meine Kleine." „Und der wahre Grund?" Der Fürst sah in das unschuldige Gesicht von Sesshoumarus Tochter und seufzte lautlos. Er wollte seiner Enkelin nur ungern sagen, dass der Heiler, der seit unzähligen Jahrhunderten der westlichen Fürstenfamilie diente und das volle Vertrauen des Herrschers und seiner Lieben genossen hatte, abtrünnig geworden und dafür verantwortlich war, dass Sora zum zweiten Mal in so kurzer Zeit Angst um das Leben ihrer Mutter haben musste. "Amaru ist... kein guter Heiler mehr", erklärte der Fürst daher nur. „Weil er schon so alt ist? Er ist älter als du, oder?", fragte die Kleine. „Ja, ist er. Er diente meinem Vater schon, als ich noch gar nicht auf der Welt war." „Wird er dann jetzt in den... wie heißt das noch? Ruhestand? Gehen?" „Ja, wird er." „Dann musst du ihn aber auch angemessen entlohnen und dich auch weiterhin um ihn kümmern. Immerhin hat er unserer Familie sehr, sehr lange gedient." Sora legte ihren Kopf auf die Schulter ihres Großvaters. Der verengte die Augen etwas. „Glaub mir, ich werde ihn angemessen entlohnen und mich um ihn kümmern." „Sind wir jetzt hier, weil wir Oma bitten wollen, uns einen Heiler zu leihen, bis wir wieder einen eigenen haben?" „Ja, meine Kleine." „Wird Mama wieder gesund?" „Ganz bestimmt, Kleines." „Wie konntet Ihr wissen, dass ich Eurer Tochter nichts getan habe?", fragte Amaru. „Hältst du mich für dumm? Meine Gefährtin und meine Tochter sind schon einmal im Schloss überfallen worden, das lasse ich bestimmt kein zweites Mal zu. Die Tür zu dem Zimmer, in dem sie geschlafen hat, war durch einen Bannkreis gesichert, ich hätte bemerkt, wenn jemand den Raum betreten hätte", erwiderte Sesshoumaru. Er und sein Bruder standen mittlerweile zwischen dem Heiler und Hana, in den Augen der Brüder loderte die gleiche Mordlust, auch wenn den Anwesenden klar war, dass Inu Yasha seinem Bruder den Vortritt lassen würde. Amarus Blick glitt kurz durch den Raum auf der Suche nach einem Fluchtweg. „Du kommst hier nicht mehr als freier Mann raus, Amaru, gibt dir keine Mühe", knurrte Inu Yasha. Die Prinzen griffen gleichzeitig nach dem alten Youkai und drehten ihm die Arme auf den Rücken. „Inu Yasha, bring ihn in den Kerker und sperre ihn gut ein. Und lass ihn vorher sehen, was ich mit dem Kagé-Youkai gemacht habe, der ihn verraten hat. Amaru, du bist nach wie vor ein Heiler, du weißt, wie lange ich nicht mehr mit dem Gefangenen beschäftigt bin. Du kannst dir an seinem aktuellen Zustand sicherlich ausmalen, was ich alles getan habe und das wird auch auf dich zukommen. Mindestens. Inu Yasha, durchsuche ihn gründlich, er soll keine Möglichkeit haben, sich durch einen schnellen Selbstmord seiner Strafe zu entziehen." Das war die längste Rede, die Inu Yasha je von seinem Bruder gehört hatte. Der Halbdämon fasste beide Arme des Gefangenen und sah noch einmal zu seinem Bruder. „Er wird seiner Strafe nicht entgehen können, dafür sorge ich schon", versprach er und verließ dann das Zimmer mit dem Heiler, der keine Anstalten machte, sich zu wehren. Als Sesshoumaru alleine war, nahm er die Schale mit dem Trank zur Hand, den Amaru Hana eingeflößt hatte, als er zur Rede gestellt worden war. Hatte der Heiler es wirklich geschafft, sein ungeborenes Kind mit dieser Flüssigkeit zu töten? Viel schien nicht aus der Schale zu fehlen, aber das musste nichts heißen. Die Kräuter, die der Prinz erkennen konnte, waren hochgiftig für Youkai, die nicht über eigenes Gift verfügten. Vielleicht hatte Amaru aber auch nur bewirken wollen, dass Sesshoumaru mit seinem Vater und seinem Bruder das Zimmer verlässt, um nach Sora zu sehen und hatte deshalb nur behauptet, er hätte einem Kind etwas angetan. Und da der Erbprinz das Zimmer nicht verlassen hatte, hatte der Heiler die Geschichte von dem ungeborenen Kind erfunden, um ihn so abzulenken oder loszuwerden. Hana hatte auch nichts davon gesagt, dass sie ein Kind erwartete... Inu Yasha zerrte Amaru mit sich in den Kerker und dort in die erste Zelle, in der die rechte Hand des Häuptlings der Kagé-Youkai noch immer auf dem Boden lag, noch immer atmete, auch wenn er dem Tod eigentlich schon näher war als dem Leben. „Sesshoumaru war nicht zimperlich. Schau dir das gut an, das ist der Kerl, der die Drohbriefe geschrieben und ein Messer auf Sora geworfen hat. Du hast unser Vertrauen missbraucht und dafür gesorgt, dass der da die Briefe schreiben und das Messer werfen konnte. Außerdem bist du dafür verantwortlich, dass Hana in den letzten drei Tagen zwei Mal fast gestorben ist und zusammen mit Sora entführt wurde. Du wirst länger leiden als er. Viel länger. Komm.“ Inu Yasha zog den Heiler wieder aus der Zelle und verschloss die Tür wieder sorgfältig. Das Gefängnis nebenan war noch leer, also zerrte der Halbdämon den Verräter hinein und fesselte ihn so an die Wand, dass er die Arme ausstrecken und die Beine spreizen musste. Der Heiler ließ alles ruhig über sich ergehen, sagte auch bei der wirklich gründlichen Durchsuchung nichts. Als Inu Yasha alles doppelt und dreifach überprüft hatte, um sicherzugehen, dass Amaru wirklich nicht fliehen konnte, betrachtete er den alten Dämon nachdenklich. „Wieso wehrst du dich nicht oder versuchst zu fliehen?“, fragte er. „Was würde es bringen? Ich bin alt, ich wäre schnell wieder eingefangen“, erwiderte Amaru. „Gut. Aber warum hast du meine Familie so schändlich verraten? Du warst so lange unser Heiler, einer der engsten Vertrauten meines verehrten Vaters. Wieso hast du dich dazu entschieden, einem Feind zu helfen? Und wem hast du geholfen?“, wollte Inu Yasha wissen. „Ich bin meinem Fürsten treu ergeben. Mehr sage ich nicht dazu.“ Seinem Fürsten treu ergeben? Was sollte das bedeuten? Sah der Heiler den Inu no Taishou etwa nicht als seinen Fürsten an? „Wer ist dein Fürst?“, fragte der jüngere Prinz. „Ich sagte doch, dass ich nichts mehr sagen werde. Und glaubt mir, Inu Yasha-sama, Ihr, Euer Bruder und Euer Vater könnt mich foltern, so lange Ihr wollt, ich werde meinen Fürsten nicht verraten.“ Inu Yasha biss leicht die Zähne zusammen. Der einzige Fürst, der etwas gegen den Westen hatte und ihm spontan einfiel, war der des Nordens. „Warum gefährdest und tötest du dann die Tochter, die Enkelin und den ungeborenen Enkel deines Fürsten?“ Vielleicht konnte er ja auf diese Weise die... Treue des Heilers brechen. Aber der schwieg beharrlich, sah den Halbdämon einfach nur ruhig an. Er verriet weder, ob Hanas Vater wirklich sein Fürst war noch irgendwas anderes. „Du wirst dich noch meinem verehrten Vater gegenüber sehen. Er hasst nichts mehr als Verrat und Vertrauensmissbrauch. Viel Spaß“, meinte der Weißhaarige und ging. Als er wieder zu seinem Bruder in das Heilerzimmer kam, betrachtete der die Unterlagen, die auf Amarus Tisch lagen. Rezepte für heilende Tränke und Kräutermischungen sowie Informationen über Hanas bisherige Besuche bei dem Heiler und die Medizin, die er ihr gegeben hatte. Inu Yasha sah zu seiner Schwägerin. Sie schien friedlich zu schlafen, ihr Atem ging zwar noch immer flach und rasselnd, aber etwas gleichmäßiger als vorher. „Vater hat mit Sora das Schloss verlassen, er meinte aber, sie seien schnell wieder zurück“, sagte er. Sesshoumaru nickte nur. Er hatte das Rezept gefunden, mit dem Amaru den Trank zubereitet hatte, den er Hana hatte einflößen wollen. Alles hochgiftige Kräuter. Nur eine Zutat war nicht giftig, sondern schützend. Die sollte wohl bewirken, dass der Mutter nichts geschah, wenn ihr Kind starb. „Das Rezept... was bewirkt es?“, fragte Inu Yasha plötzlich. „Was meinst du?“, fragte sein Halbbruder. „Bevor ihr mit Hana und Sora zurückgekehrt seid, war ich bei Amaru. Ich wollte ihn wecken, damit er sich sofort um die beiden kümmern kann, wenn ihr sie zurückbringt. Du hattest ihn aber schon geweckt und er war mit etwas beschäftigt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Rezept auf dem Tisch lag, auch wenn ich es nicht gelesen und mir daher nichts weiter dabei gedacht habe.“ „Dann hat er sich wohl schon vorgenommen, Hana mit diesem Trank zu vergiften, als wir sie von dem Überfall im Wald hierher gebracht haben“, schloss Sesshoumaru und legte das Rezept wieder weg. „Sora, wie bist du darauf gekommen, über deine Zeichnung „Schatten“ zu schreiben?“, fragte der Fürst. „Ich hab gehört, dass Mama „Schatten“ gesagt hat, als sie die Soldaten gesehen hat und dachte, dass es euch helfen würde. Und dann hab ich noch einen der Soldaten gezeichnet und beschriftet, wie mir der Lehrer schon einige Male gezeigt hat“, antwortete seine Enkelin. „Du bist ein wahnsinnig kluges Kind, Kleines. Ich bin sehr stolz auf dich“, sagte der Taishou. Sora war zufrieden. Ihr Vater hatte ihr gesagt, dass er stolz auf sie war und jetzt noch ihr Großvater. Der setzte das Mädchen ab, als das Schloss vor ihnen lag. Sesshoumarus Mutter legte viel Wert auf Etikette, seine Enkelin zu tragen gehörte sicherlich nicht dazu, wenn die laufen konnte und bevor seine Gefährtin noch auf die Idee kam, sich in die Erziehung ihrer Enkelin einzumischen, musste sie die wohlerzogene Prinzessin geben. Sesshoumarus Tochter wusste das. Sie hatte ihre Großmutter zwar noch nicht sehr oft gesehen, weil die eher selten zu Besuch kam und Sesshoumaru seine Tochter nicht mitnahm, wenn er seine Mutter besuchte, aber Sora wusste, dass sie sich ihrer Oma gegenüber genauso benehmen musste wie gegenüber ihrem zweiten Großvater. Als die beiden auf das Schlosstor zukamen, wurde es unverzüglich geöffnet. Sora sah sich aufmerksam um. Das Schloss war nicht so groß wie das des Taishou, es gab nur einen kleinen Kampfplatz und einen Garten neben und hinter dem Schloss. „Komm, Sora“, sagte der Fürst. „Ja, ojii-sama“, erwiderte die Achtjährige und schloss sich ihrem Großvater an, blieb einen Schritt rechts hinter ihm und reckte ihren Kopf ein wenig. In der Eingangshalle erwartete Sesshoumarus Mutter die beiden bereits. Sie neigte höflich den Kopf vor ihrem Gefährten. „Welch eine unerwartete Überraschung, oyakata-sama. Was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs und dem unserer Enkeltochter?“, fragte sie. „Es ist nur ein kurzer Besuch. Wir brauchen einen Heiler“, antwortete der Taishou. „Einen Heiler?“, hakte die Fürstin überrascht nach. „Ja. Amaru hat in letzter Zeit einige Fehler begangen, daher möchte ich nicht, dass er sich weiter um unsere Schwiegertochter kümmert“, erklärte der Fürst nur. „Ihr habt Glück, oyakata-sama, die Ausbildung meiner Heilerschülerin ist seit ein paar Wochen beendet, so muss keiner von uns einen neuen Heiler suchen, mir genügt eine Heilerin.“ Die Entscheidung, ob das Familienoberhaupt die ältere Heilerin oder ihre gerade erst fertig ausgebildete Schülerin mitnahm, lag natürlich bei ihm. „Dann lass der jungen Heilerin ausrichten, dass sie jetzt in meinem Schloss als Heilerin arbeiten wird.“ Sesshoumarus Mutter sah zu dem Diener, der in ihrer Nähe hockte. „Du hast es gehört. Richte Ayaka aus, dass sie umgehend in das Schloss des Taishou gehen wird.“ Der Diener verneigte sich und huschte davon. „Darf ich fragen, was vorgefallen ist?“, fragte die Fürstin. Ihr Gefährte warf einen flüchtigen Blick auf Sora, die den Kopf höflich gesenkt hielt und ganz still stand. „Unser Sohn wird dich besuchen und dir erklären, was vorgefallen ist“, sagte er. „Und darf ich wenigstens erfahren, weshalb Ihr Sora mitgebracht habt?“ „Ich dachte, du würdest unsere Enkeltochter gerne mal wieder sehen wollen.“ Der Taishou bemerkte das Zucken ihrer Mundwinkel. „Ich hoffe, sie weiß inzwischen, wie man sich anständig benimmt“, meinte die Großmutter und musterte das Mädchen von oben bis unten. „Was meinst du? Sie benimmt sich vorbildlich“, erwiderte das Familienoberhaupt. „Da sagt die Schwiegermutter unseres Sohnes aber etwas anderes. Sie sagte, unser Enkelkind wisse nicht, wie man sich Ranghöheren gegenüber benimmt.“ „Du pflegst den Kontakt zu Hanas Stiefmutter?“ „Nicht mehr als gelegentliche Briefe, hin und wieder besucht sie mich.“ „Weißt du, inwieweit sie über die Pläne ihres Gefährten informiert ist?“ „Etwa so gut wie ich über Eure“, sagte die Fürstin. Sie ließ sich nicht anmerken, dass das Verhalten ihres Gefährten sie verwirrte. Sie sah zu der Tür, durch die der Diener verschwunden war und jetzt mit der frischgebackenen Heilerin eintrat. Der Fürst musterte die junge Dämonin. Sie dürfte etwas jünger als Hana sein, wenn er bedachte, wie lange dämonische Heiler ihre Schüler ausbildeten und in welchem Alter Youkai eine solche Ausbildung begannen. Ayaka hatte schwarzes Haar und dunkle Augen. Sie war zierlich und klein. Und sie musterte Sora heimlich, mit unverhohlenem Interesse. Ein Grund, weshalb der Taishou lieber die jüngere Heilerin wollte, war dass er von ihrer Ausbilderin wusste, dass sie nicht mit Kindern umgehen konnte. Vielleicht würde Ayaka mit Sora besser zurecht kommen. Und der andere war, dass Hana vielleicht eine neue Freundin in der Heilerin finden würde. „Gut. Verzeih mir, aber wir sollten so schnell wie möglich wieder zurück in mein Schloss. Sesshoumaru wird dich in nächster Zeit dann besuchen.“ Dann konnte der sich der Kritik am Verhalten seiner Mutter aussetzen... „Vielleicht bringt er auch unsere Schwiegertochter mit.“ Sora biss sich etwas auf die Zunge. Nicht, dass aus Versehen etwas wie „Mama kann Oma doch nicht ausstehen“ oder so von ihr zu hören war. „Ich freue mich schon.“ Das klang nicht überzeugend. Sesshoumarus Mutter und Sesshoumarus Gefährtin konnten sich gegenseitig nicht leiden. Ayaka verneigte sich noch einmal gegen ihre nun ehemalige Herrin, ehe sie sich dem Fürsten anschloss. Die Fürstin war insgeheim froh, dieses junge Ding loszuwerden. Ayaka war zwar fähig, obwohl sie noch so jung war, aber auch manchmal etwas vorlaut. „Wie... wie geht es dir eigentlich?“, fragte Inu Yasha vorsichtig. Sein Bruder sah ihn an. „Wieso fragst du das?“ „Na ja, ich meine... Amaru hat... er hat...“ Der Halbdämon konnte und wollte es nicht aussprechen. „Er hat etwas behauptet. Hana hat mir nichts davon gesagt, dass sie ein Kind erwartet. Es ist also gut möglich, dass er gelogen hat.“ „Eine Lüge hätten wir doch festgestellt.“ „Inu Yasha, es gibt durchaus Youkai, die es vermögen zu lügen, ohne dass man es bemerken kann. Es ist gut möglich, dass Amaru eine ähnliche Technik beherrscht wie meine Tochter und ich und nicht mal wir es bemerken, wenn er lügt.“ Sesshoumaru betrachtete Hanas Gesicht. Sie schwitzte nicht mehr. „Wie... welche Technik meinst du?“, wollte der Jüngere wissen. „Ich kann meinen Geruch mit Hilfe meines Youki verstecken.“ War dem das etwa noch nie aufgefallen? „Merkt man dann nicht, dass du Youki einsetzt?“ „So viel Energie braucht man nicht.“ „Und Sora kann das auch?“ Inu Yasha klang ungläubig. „Schön, dass ich meine Tochter doch besser kenne als du. Sie kann das auch.“ „Obwohl sie so jung ist?“ Sesshoumaru zog nur eine Augenbraue hoch. Nicht mal Sora stellte ihren Lehrern oder sonst wem so viele Fragen und ließ sich dann auch noch alles doppelt und dreifach erklären. Die Brüder sahen auf, als die Tür sich öffnete und neigten die Köpfe, als ihr Vater eintrat. „Das ist Ayaka, sie wird Amaru als Heilerin ersetzen. Sesshoumaru, Inu Yasha, ihr kommt mit mir. Ayaka, kümmere dich um meine Schwiegertochter und Sora... bleib hier, aber störe die Heilerin nicht“, sagte der Fürst. Alle vier verneigten sich und befolgten ihre Befehle. Sora setzte sich auf den Stuhl in der Ecke des Zimmers und beobachtete, wie die neue Heilerin zu ihrer Mutter trat und sich die Wunde an der Schulter ansah. „Sesshoumaru, möchtest du lieber hier im Schloss bleiben oder zu den Schattendämonen gehen und mindestens den Häuptling hierher bringen?“, fragte der Taishou noch auf dem Weg in sein Arbeitszimmer. „Ich würde gerne den Kagé-Youkai einen Besuch abstatten, verehrter Vater“, erwiderte sein Erbe. „Gut, dann mach dich reisefertig und breche auf. Inu Yasha, du begleitest deinen Bruder“, sagte das Familienoberhaupt. „Ja, verehrter Vater“, erwiderten die Prinzen mit einer Verneigung und auf einen Wink ihres Vaters gingen sie los, um ihre Waffen und Rüstung zu holen. Die Schattendämonen sollten sich schon mal darauf gefasst machen, aufgemischt zu werden... Der großgewachsene Kagé-Youkai mit dem dezenten, goldenen Stirnreif eines Häuptlings schritt schneller als gewohnt durch das Dorf auf seinem täglichen Rundgang. Sein Plan funktionierte nicht, wie er es geplant hatte. Vielmehr war es der Plan des gnädigen Herrn, der ihm und seinen Schützlingen versprochen hatte, dafür zu sorgen, dass es ihnen bald besser gehen würde, wenn sie ihm dabei halfen, den Westen anzugreifen und zu schwächen oder gar zu entmachten. Die rechte Hand des Häuptlings hätte eigentlich schon längst zurück sein müssen. Die Soldaten waren schon vor Stunden zurückgekehrt und hatten berichtet, dass sie die beiden Hundemädchen, Mutter und Tochter, wie befohlen in das Gefängnis gebracht hatten. Zwei der Soldaten hatten sich einige Knochenbrüche und Prellungen zugezogen, aber sie hatten niemanden verloren. Bis auf den Vorsitzenden des Rates. Was hatte der nur angestellt? Er hatte doch lediglich ein Portal in die Schattenwelt erschaffen und den Fürsten und die Prinzen dazu bringen sollen, da durch zu springen. Der Häuptling betrat die Höhle des Schamanen, wo die beiden verletzten Soldaten auf Strohmatten lagen. „Ihr dürft die Schweigestunden brechen. Erzählt mir genau, wie der Überfall abgelaufen ist und wie ihr die Gäste in ihr Zimmer gebracht habt“, forderte der Häuptling. Jeden Tag gab es einige Stunden, in denen kein Stammesmitglied ohne Erlaubnis des Häuptlings sprechen durfte. Die Zeit diente der Meditation und rituellen Reinigung. „Herr, wie befohlen hielten wir uns im Wald auf und warteten. Als die Hexe den Zauber gesprochen hatte, ging sie ins Schloss und kam mit der Information zurück, wo die Prinzessinnen sich aufhielten. Sie erklärte uns die beiden Wege zum Arbeitszimmer des Erbprinzen und wir teilten uns auf, um ihre Fluchtwege zu blockieren“, begann der erste. „Als wir in das Arbeitszimmer eindrangen, hatte die Prinzessin bereits gezogen. Wir haben sie überwältigt und zusammen mit ihrer Göre in das Kellerloch gesperrt“, fuhr der zweite fort. „Wie wurdet ihr verletzt?“, wollte ihr Herr wissen. „Herr, dieses Weibsstück hatte ihr Schwert gezogen. Bei einigen Paraden haben wir uns Kratzer zugezogen. Und mir hat das Biest tatsächlich ein Tintenfass entgegengeworfen. Ich konnte gerade noch ausweichen, aber dann hat sie mich getreten und mich dazu benutzt, den Schreibtisch zu zerhauen“, antwortete der Erste. „Und mich hat dieses verfluchte Miststück durch das Fenster geworfen, nachdem ich ihr das Handgelenk gebrochen und ihr ihr Schwert durch die Schulter gejagt habe. Wenigstens konnte ich ihre Klinge noch vergiften, ehe ich sie damit verletzt habe. Verdammtes Drecksstück! Ich hoffe, sie verreckt in diesem Loch!“, fluchte der Zweite, ehe eine grünlich leuchtende Schnur ihn zerteilte und sein Blut durch die Höhle spritzte. Der Häuptling fuhr herum und wollte schon angreifen, als er erkannte, wer da vor ihm stand. „Se... Sess...“ Die Prinzen musterten ihn kalt. „Wir haben ein paar Fragen an dich“, sagte Sesshoumaru grollend. „Bitte, lasst uns in meine Höhle gehen“, bat der Häuptling. „Nein.“ Es war immer so lästig, wenn die Gefangenen versuchten zu fliehen. „Wer hat dich angestiftet und wer aus diesem Stamm ist noch involviert?“ „Ich... bin kein Verräter und außer meiner rechten Hand Takoya ist niemand involviert.“ „Takoya heißt er also. Er hat hinterher gesungen wie ein Vogel, als mein Bruder ihn befragt hat“, meinte Inu Yasha. Der Häuptling schluckte nur. „Entweder du verrätst uns jetzt alles, oder wir gehen durch die Höhlen und töten einen nach dem anderen“, sagte Sesshoumaru. „Euer Vater würde Euch nicht erlauben Unschuldige zu töten“, erwiderte sein Gegenüber. Wieder erschien die leuchtende Schnur an den Fingern des Erben und tötete auch den zweiten Soldaten in der Höhle. „Ich kann das den ganzen Tag, bis dein ganzer Stamm und damit deine ganze Rasse ausgelöscht ist.“ „Ich... ich kenne den genauen Auftraggeber nicht“, gestand der Häuptling. Die Prinzen kamen näher. „Euer Heiler hat uns die Informationen aus dem Schloss zugespielt!“, rief der Schattendämon und wich zurück. Sein Schamane hatte sich in die hinterste Ecke der Höhle verkrochen. „Hat er dir auch den Auftrag gegeben, uns anzugreifen?“, fragte er Erbprinz. „N... nein!“ Die schwarze Gestalt war an der Wand angelangt. „Wer war es?“ Der Inu-Youkai kam näher und seine Finger umgab ein grünes Leuchten. „I... ich bin kein Verräter!“, keuchte der Häuptling. Ein unheilvolles Knurren grollte in der Kehle des weißhaarigen Dämons und seine giftigen Klauen schlossen sich um den Hals des an der Wand Stehenden. „Wer?“ „Takumi-sama, sagt es ihm!“, rief der Schamane erschrocken. Der Häuptling rang nach Luft. „E... es war... Sesshoumaru-sama, es war Eure Gefährtin, Hana-hime!“ ________________________________________________________________________________ Da seid ihr platt, was? Hani war nicht mit allem einverstanden, was in diesem Kapitel passiert ist. Wer sie kennt, kann sich denken, weswegen es fast Ohrfeigen gehagelt hätte. ^^ Kommis wie immer gerne gesehen, Lob und Kritik. (Wir wollen ein Lob dafür, dass das Kapitel über 4300 Wörter hat. ;D) Jenny & Hani Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)