Aufregungen im Fürstentum von -Suhani- (Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können) ================================================================================ Kapitel 04 ---------- Der Inu no Taishou stand am Fenster seines Privatgemachs, von wo er auf den Kampfplatz hinter dem Schloss sehen konnte. Dort unten trainierte sein älterer Sohn Sesshoumaru mit dem inzwischen 150-jährigen Inu Yasha. Nicht ganz freiwillig, sein Vater hatte es ihm sozusagen befohlen. Na ja, das sozusagen konnte man auch weglassen, er hatte es ihm befohlen. Der Jüngere hatte auf Anraten des Waffenschmiedes Totosai Tessaiga bekommen. Der Grund war einfach: Sesshoumaru hatte Recht mit seiner Vermutung, dass das starke Blut eines Youkai wie dem Inu no Taishou zu stark war für einen menschlichen Körper. Damit das Youkaiblut in dem Hanyou nicht die Kontrolle übernahm hatte er Tessaiga bekommen. Totosai hatte für den Fürsten und auch für seinen Erben neue Schwerter geschmiedet. Die beiden Söhne des Taishou sollten sich an ihre neuen Waffen gewöhnen. Langsam und selbst für Youkai unhörbar öffnete sich die Schiebetür. Der kleine Jäger schlich sich in den Raum und schloss die Tür ebenso leise wieder. Sein Opfer stand am Fenster und sah nach unten, tief in Gedanken versunken, nicht auf den Angriff vorbereitet. Der kleine Jäger beherrschte es wie kein zweiter sich an den Fürsten anzuschleichen. Das machte ihn zum perfekten Jäger. Der Taishou hatte keine Chance mehr zu entkommen. Schritt für Schritt näherte sich sein Untergang, ging in Sprungstellung und sprang dem Fürsten auf den Rücken, schlang die Arme um dessen Hals… Inu Taishou rührte sich nicht. “Hast du dich wenigstens ein bisschen erschreckt?”, fragte der kleine Jäger, ein Mädchen war es. Ihre silbrig-blauen Haaren fielen über die Schulter des Fürsten, als das Kind sich nach vorne beugte. Ein Mensch hätte sie vielleicht auf sieben Jahre geschätzt, aber sie war in Wirklichkeit viel älter. Sie war acht. Ihre Augen glänzten in einem blau-gold, was an einen See im Sommer erinnerte, auf ihren Wangen war jeweils ein pink-violetter Streifen gezeichnet. “Ich bin innerlich zusammengezuckt, damit du nicht wieder runter fällst”, sagte der Fürst tonlos. Das Kind gab ein grummelndes Geräusch von sich und stützte ihr Kinn auf die Schulter des Inu no Taishou, um besser nach unten sehen zu können, wo die Halbbrüder noch immer trainierten. “Wie kommt es eigentlich, dass Papa und Onkel so verschieden sind?”, fragte das kleine Mädchen. “Weiß dein Vater, dass du ‘Papa’ zu ihm sagst?”, fragte der Fürst zurück. “Nein”, erwiderte die Kleine. “Soll ich es ihm sagen, Sora-chan?” “Dann bist du aber nicht mehr mein lieber, netter Opa.” Das Mädchen drückte sich enger an ihn. Inu Taishou verzog leicht die Mundwinkel. “Bin ich eigentlich schwer?”, wollte Sora wissen. “Was denkst du denn von mir? Dass ich ein gebrechlicher, alter Mann bin, der nicht mal eine achtjährige tragen kann?” “Totosai-jijii sagt, dass ich zu schwer für ihn bin.” “Du benutzt ziemlich gerne unhöfliche Anreden, mein liebes Enkelkind. Von wem lernst du die? Von deinen Lehrern mit Sicherheit nicht und von deinem Vater erst recht nicht.” Der Taishou sah sie aus den Augenwinkeln an. “Onkel benutzt sie, wenn ihn außer mir keiner hört”, erklärte Sora und sah wieder nach unten, wo Sesshoumaru seinen Bruder gerade entwaffnete. “Und wieso sind die beiden jetzt so verschieden?”, hakte sie noch mal nach. Ihr Großvater seufzte kaum hörbar. “Ich habe den Fehler begangen deinen Vater die ersten Jahre von seiner Mutter erziehen zu lassen. Da hätte ich ihn auch genauso gut direkt zur Armee schicken können”, sagte er. “Weiß Papa, dass du seine Erziehung für einen Fehler hältst?”, fragte die Kleine unschuldig. “Nein.” “Und wenn ich es ihm erzähle?” “Dann bist du nicht mehr meine liebe, kleine Enkelin.” “Das reicht für heute, Inu Yasha”, beendete Sesshoumaru das Training. Beide schoben ihre Waffen weg. “Hast wohl Angst, dass ich dich vor den Augen unseres Vaters und deiner kleinen Tochter fertig mache”, feixte der Hanyou. Sein Bruder fixierte ihn. “Im Gegensatz zu Menschen und Hanyous kennen Youkai keine Angst”, sagte er kalt. “Da hat deine Tochter aber was anderes gesagt. Sie hat im Dunkeln panische Angst.” “Erstens ist sie ein Kind und zweitens halte dich von ihr fern, ich habe kein Interesse daran, dass sie sich ein genauso loses Mundwerk aneignet wie du.” Der Erbprinz verschwand. “Zu spät”, murmelte Inu Yasha und folgte dem Älteren. Dabei erinnerte er sich an die unzähligen Male, als er sich vor seiner Nichte nicht gerade wie ein Prinz benommen hatte, sondern eher wie ein Bauernjunge… Sie hatte sich besonders die unhöflichen Anreden angeeignet. Zum Glück hatte sie sich aber auch abgeguckt sie nicht vor ihrem Vater zu benutzen und auch nicht vor dem Inu no Taishou. Wobei… Letzteres konnte er nur hoffen. Der jüngere Prinz konnte ja nicht ahnen, dass sein Vater es äußerst amüsant fand zu sehen, dass seine Enkelin so ganz anders war als ihre Eltern, denn weder Sesshoumaru noch seine Gefährtin Hana benutzten vertrauliche Anreden wie Papa, Mama oder Opa, sie redete ihn mit Sesshoumaru-sama an, wenn sie in der Öffentlichkeit waren und wohl auch, wenn sie alleine waren. Wenn die beiden wüssten, dass Sora von den höfischen Etiketten so gar nichts hielt, würden sie wohl tot umfallen. “Weißt du, wo Mama ist?”, fragte Sora. Noch so eine Sache: Sie duzte ihren Großvater und auch ihren Vater. “Wahrscheinlich in ihrem Gemach”, erwiderte der Fürst. “Nein, da komme ich gerade her.” Sora sprang auf den Boden und kam neben ihren Großvater. “Hast du eigentlich keinen Unterricht?”, wollte der wissen. “Nein”, antwortete die Kleine. Inu Taishou strich ihr über die Haare und zog dabei ihren Kopf in den Nacken, sodass sie zu ihm aufsah. “Sora, wenn du weiterhin den Unterricht schwänzt, wird sogar dein Vater irgendwann die Geduld mit dir verlieren und dich jeden Tag zu den Stunden bringen, jemanden vor der Tür Wache stehen lassen, jemanden vor das Fenster stellen und den Lehrern sagen, dass sie ihm umgehend bescheid sagen sollen, wenn du dich mal wieder aus dem Staub machen solltest”, sagte er ernst. Es klopfte. Inu Yasha kam rein. Er sah von seinem Vater zu seiner Nichte, die noch immer den Kopf im Nacken halten musste. “Was gibt’s, Inu Yasha?”, fragte Inu Taishou flapsig. Der Hanyou deutete auf Sora. Der Fürst ließ seine Enkelin frei. Die war mit einem Satz bei ihrem Onkel auf der Schulter. “Na, hast du zugesehen?”, fragte er. “Ja.” “Beim nächsten Mal werde ich deinen Vater besiegen”, versprach Inu Yasha. “Niemals. Keiner ist stärker als Papa. Außer Opa vielleicht”, erwiderte seine Nichte und sprang wieder auf den Boden. “Vielen Dank für dein Vertrauen”, seufzte der Hanyou und zerzauste ihr die Haare. Man konnte sagen, dass sich im Fürstenhaus so einiges grundlegend verändert hatte. Jeder hatte sich verändert, sogar Sesshoumaru. Inu Yasha war in den ersten Jahren von seinem Vater erzogen worden und wenn der einmal keine Zeit hatte, war der Hanyou, als er noch ein Kind war, häufig bei Hana gewesen, was Sesshoumaru zuerst ein Dorn im Auge war. Er konnte sich nicht damit abfinden, dass jetzt auch ein Hanyou im Schloss wohnte und so viel Aufmerksamkeit bekam. Niemals hätte der stolze Inu-Youkai es zugegeben, aber er war leicht eifersüchtig. Inu Yasha merkte das durchaus und anfangs hat er noch versucht sich mit seinem Bruder anzufreunden, aber nach einigen Jahren hatte er das aufgegeben. Er hatte jedoch bemerkt, dass Sesshoumaru sich besonders zusammenreißen musste, wenn beide gleichzeitig bei ihrem Vater waren und der Hanyou den Fürsten duzte. Inu Taishou war das ebenfalls nicht entgangen und mehrmals hatte er seinem älteren Sohn gesagt, dass er auch auf das “Du” hinter verschlossenen Türen umsteigen durfte, ohne dass ihm Dummheit oder Unloyalität unterstellt wird. Der Erbprinz konnte sich damit zuerst nicht anfreunden, aber mittlerweile fing auch er an seinen Vater zu duzen, wenn sie alleine waren, oder wenn Hana oder Sora dabei waren. Nur wenn Inu Yasha dabei war, hielt Sesshoumaru sich strikt an das Protokoll seiner Mutter. Wenn der Inu no Taishou sich recht erinnerte, hatte sein ältester Sohn angefangen ihn zu duzen, als Sora zu sprechen begonnen hatte. Damals hatte sie das siezen natürlich noch nicht beherrscht und es fiel ihr ziemlich schwer ‘Vater’, ‘Mutter’ oder gar ‘Großvater’ zu sagen, daher hatte ihr irgendjemand - sein Name ist Inu Yasha - die Wörter ‘Mama’, ‘Papa’ und ‘Opa’ beigebracht, die sie zuerst auch noch vor ihren Eltern benutzen durfte. Aber als sie dann anfing den Unterschied zwischen ‘Du’ und ‘Sie’ zu begreifen und auch Vater und Mutter sagen konnte, hatte Hana ihr beigebracht diese Wörter auch zu benutzen. Wenn ihre Eltern aber einmal nicht da waren, ließ Sora die “Prinzessinnenmaske” gerne mal fallen, was sie auch von ihrem Onkel gelernt hatte, der sich sehr gerne um sie kümmerte. Weder Inu Yasha noch sein Vater störten sich daran, denn wenn es wichtig war, beherrschte die Kleine sich. Zum Beispiel als Hanas Vater mit seiner Gefährtin und seinem Sohn zu Besuch gekommen war. Sie hatte sich die ganze Zeit vorbildlich verhalten, sogar alle anderen gesiezt. Nur die Stiefmutter ihrer Mutter nicht. Hana hatte ihren Vater und ihren Halbbruder seit diesem Treffen nicht mehr gesehen und vorher hatte sie auch kein Interesse daran gehabt, das Schloss im Norden zu besuchen, obwohl sowohl ihr Gefährte, als auch ihr Schwiegervater es ihr mehrmals angeboten hatten. Sie bevorzugte es mit ihrer Freundin und Kriegerin Akemi zu trainieren. Das Schwert hatte sie bereits vor ihrer Hochzeit gehabt. Inu Taishou hatte ihr angeboten, Totosai damit zu beauftragen, ihr ein neues Schwert zu schmieden, aber sie hatte auch das dankend abgelehnt. Sie hatte nie gesagt, woher sie ihr Schwert hatte, aber es hatte auch nie einer danach gefragt. Sesshoumaru war eigentlich noch genau so wie vor 150 Jahren. Wenn man von seinem Verhältnis zu seinem Vater absah. Als Hana vor acht Jahren schwanger geworden war, hatte er sich einen Sohn gewünscht, denn momentan war es so, dass Inu Yasha Sesshoumarus Erbe war. Eine Sache, die dem Youkai gegen den Strich ging. Aber trotzdem liebte er Sora, auch wenn er es nicht zeigte und auch nicht zugab. Der Inu no Taishou handelte in den meisten Dingen anders, als ein anderer Youkai in seiner Position. Zum Beispiel gestattete er seinen beiden Söhnen das Schloss regelmäßig zu verlassen und in der Gegend umher zu wandern, was die beiden immer mit Vergnügen taten. So waren sie auch jetzt wieder seit zwei Wochen unterwegs. Sesshoumaru in Begleitung des Gnom Jaken, den er auf einer anderen seiner Reisen aufgegabelt hatte, sowie des zweiköpfigen Reitdrachen Ah-Uhn. Inu Yasha war alleine. Dass den beiden was passieren konnte, bezweifelten sowohl Inu Taishou, als auch Hana und Sora. Sora, weil sie als Kind ihren Vater für den größten und stärksten Youkai von allen hielt und ihren Onkel ebenfalls bewunderte, die andern beiden waren realistischer und wussten, dass die beiden Prinzen erfahrene Kämpfer waren und kein zivilisierter Youkai einen Angriff auf die Prinzen des Westens starten würde. So saß der Taishou in seinem Arbeitszimmer und widmete sich dem anfallenden Papierkram, während Sora im Unterricht saß und Hana mit Akemi auf dem Kampfplatz vor dem Schloss trainierte. Inu Yasha war währenddessen in der Nähe eines Menschendorfes. Eine Miko stand ihm gegenüber, neben ihr ein etwa achtjähriges Mädchen, was einen Eimer dabei hatte, indem eindeutig ein Kräutersud war. “Kaede-chan, geh doch schon mal vor”, sagte die Miko. Das Mädchen gehorchte und ging an dem Hanyou vorbei. Als sie außer Sichtweite war, überwand die schwarzhaarige Miko die letzten Meter, die sie und Inu Yasha trennten und schlang ihre Arme um seinen Hals. “Inu Yasha…”, hauchte sie und er erwiderte die Umarmung. “Kikyou.” Die Lippen der beiden trafen sich kurz. “Wer war das Mädchen?”, fragte der Hanyou. “Meine kleine Schwester, Kaede. Ich muss ihr das alles erst noch erklären, dann stell ich euch einander vor”, versprach die Miko Kikyou. Sesshoumaru blieb stehen, als er etwas hinter sich hörte. Er befand sich mit seinen Begleitern Jaken und Ah-Uhn in einem Wald. “Sesshoumaru-sama…”, hörte er eine Stimme hinter sich und drehte sich um. Ein Youkai kniete vor ihm. Er hatte nicht, wie Sesshoumaru, eine “menschenähnliche” Gestalt. Er sah aus wie ein großer Wolf, der auf zwei Beinen gehen konnte, sein Kopf passte proportional nicht zum Rest seines Körpers und seine Augen schienen fast aus dem Kopf zu fallen. Er trug eine Rüstung und ein Schwert. “Royakan…”, sagte Sesshoumaru gewohnt monoton. “Sesshoumaru-sama, ich bin erleichtert Euch zu sehen. Es wurden vermehrt Pantheryoukai im Reich des Westens gesehen. Sie haben niemanden angegriffen, sie scheinen aber die Lage hier auszuspionieren”, berichtete der Wolf. Der Inu-Youkai verengte die Augen leicht. “Panther…”, wiederholte er leise. “Ich sah es als meine Pflicht an, Euch darüber in Kenntnis zu setzen. Hätte ich Euch hier nicht zufällig getroffen, wäre ich in wenigen Tagen ins Schloss gekommen, um Euren verehrten Vater zu informieren”, meinte Royakan. “Du kannst gehen”, antwortete der Prinz. Der Wolf erhob sich, verneigte sich noch einmal und verschwand dann zwischen den Bäumen. “Was… was habt Ihr nun vor, Sesshoumaru-sama?”, fragte Jaken. Statt einer Antwort trat sein Herr auf ihn drauf und ging den Weg weiter entlang. Der Gnom sprang auf und folgte ihm so schnell seine kleinen Füße ihn tragen konnten. Hana drehte ihr Handgelenk ein wenig und Akemi verlor ihre Waffe. “Die Prinzessin besiegt die Kriegerin. Finde den Fehler”, meinte die Kriegerin und strich ihren braunen, langen Zopf glatt. Ihre grünen Augen blitzten, als sie ihr Schwert wieder zur Hand nahm. “Besser als wenn ich mich die ganze Zeit darauf verlassen muss, dass mein Gefährte, mein Schwiegervater oder mein Schwager auf mich aufpassen und mich vor Gefahren beschützt”, erwiderte Hana und zog ihr Haarband fest. Nur beim Training hatte sie ihre gewellten, hüftlangen Haare zu einem Zopf gebunden, sonst trug sie sie offen. “Wird Sora eigentlich auch kämpfen dürfen, oder bekommt sie nur die klassische Prinzessinnenausbildung?”, fragte Akemi. “Ich weiß nicht. Vielleicht. Vielleicht will Sesshoumaru das aber auch nicht, weil Sora sowieso schon viel zu überdreht ist für eine Prinzessin.” Die beiden kreuzten wieder die Klingen. “Du bist echt eine unglaubliche Prinzessin, Prinzessin. Nicht nur, dass du mit mir trainierst und mich dabei auch noch besiegst, du benimmst dich mir gegenüber viel eher wie eine gewöhnliche Kriegerin und nicht wie die Gefährtin des Erbprinzen des größten Reiches”, bemerkte die Kriegerin. “Das liegt an meinem Vater. Er hatte genaue Vorstellungen von meinem Verhalten und ich habe genau das Gegenteil getan”, erklärte Hana und drängte ihre Freundin nach hinten. “Dein Schwiegervater beobachtet uns von seinem Arbeitszimmer aus”, stellte Akemi fest. “Versuchst du mich abzulenken?”, fragte Hana lächelnd. “Nein, er schaut uns wirklich zu.” antwortete die Kriegerin. “Sesshoumaru und Inu Yasha sind nicht da, normalerweise findet um diese Zeit ihr alltäglicher Übungskampf statt, bei dem er immer zuschaut.” Die Prinzessin sprang ein Stück zurück, ehe sie einen neuen Angriff startete. Sie beging nicht den Fehler zu ihrem Schwiegervater aufzusehen, auch wenn das nur ein Übungskampf war. “Sora, hast du schon wieder den Unterricht geschwänzt?”, fragte Inu Taishou, als er eine Bewegung hinter sich wahrnahm. “Nein, der Lehrer hat ihn gerade beendet”, erwiderte seine Enkelin und kam neben ihn. Es war unhöflich zu dem Fürsten ins Arbeitszimmer zu kommen, ohne sich anzumelden, besonders weil der Taishou gesagt hatte, dass er nicht gestört werden wollte, aber das bewies nur mal wieder, dass die Regeln im Schloss sich im Bezug auf Familienangehörige gewaltig verändert hatten. Was Sesshoumaru allerdings nicht immer behagte. Die beiden beobachteten die Tricks der beiden Kämpferinnen. “Darf ich später eigentlich auch kämpfen lernen?”, fragte Sora plötzlich. Ihr Großvater sah zu ihr. “Das musst du deinen Vater fragen, ich kann das nicht entscheiden.” sagte er. Die kleine Prinzessin nickte. “Und wann kommt er wieder?” Der Taishou lächelte. “Ich weiß nicht.” “Das hier hat der Kerl in deinem Vorzimmer mir gegeben, es ist wohl gerade von einem Boten abgegeben worden.” Sora reichte Inu Taishou einen Umschlag. “Danke.” Verwundert stellte der Fürst fest, dass kein Absender auf dem Umschlag stand, in dem Wachssiegel befand sich kein Wappen. Er schnupperte vorsichtig, konnte aber kein Gift oder ähnliches wahrnehmen und so öffnete er den Umschlag und nahm den darin enthaltenen Brief heraus, entfaltete ihn. Während er las, verhärtete seine Miene sich. Ohne es zu merken ließ er sein Youki ansteigen. Sora zupfte an seinem Ärmel. “Was ist denn, Opa? Schlechte Nachrichten?”, fragte sie. Der Taishou sah zu ihr hinab und sie zuckte leicht zusammen, angesichts des harten Blickes, den sie sonst nur von ihrem Vater kannte, wenn der sich mal wieder mit Inu Yasha stritt. “Sora, bleib hier, ich bin gleich wieder da”, sagte Inu Taishou und verließ das Zimmer. Seine Enkelin zuckte kurz mit der Schulter und sah dann wieder zu ihrer Mutter und deren Freundin, die noch immer in ihren Kampf vertieft waren. Die kleine Prinzessin bewunderte ihre Mutter für ihre Eleganz und heimlich stellte sie sich vor, dass Hana einmal einen Übungskampf gegen Sesshoumaru bestritt. Vielleicht könnte sie ihn wenigstens ein Mal entwaffnen, etwas, was Inu Yasha noch nie gelungen war. Das Mädchen sah auf, als ihr Großvater den Kampfplatz erreichte. Akemi sprang zurück und ließ sich auf die Knie fallen, senkte das Haupt. “Oyakata-sama”, sagte sie, was Hana dazu bewog sich noch im Umdrehen zu verneigen. “Schon gut, erhebt euch. Hana, komm mit mir. Akemi, du kennst die Krieger und Boten besser als ich. Ich brauche zwei Männer, die schnell und gut im Kampf sind. Komme mit ihnen ohne Umwege in mein Arbeitszimmer”, befahl der Fürst und drehte sich um. Die beiden Freundinnen sahen sich verwundert an, ehe Hana ihrem Schwiegervater folgte. Im Gehen schob sie ihr Schwert weg und mit einem kleinen Sprung war sie rechts neben Inu Taishou, natürlich den höfischen Schritt zurück nicht vergessend. Akemi überlegte kurz und machte sich dann auf den Weg in die Unterbringung der Krieger und Boten. Sie wusste schon, wen sie auswählen würde. Takeru, einen sehr erfahrenen und guten Kämpfer, der sich fest vorgenommen hatte sein Leben wenn überhaupt nur für den Fürsten und seine Familie zu geben. Und Kouga, einen jungen Wolfsyoukai. Er war der Sohn eines Rudelführers und an den Hof geschickt worden, um dort zu arbeiten und zu lernen sein hitziges Gemüt in den Griff zu bekommen. War ihm bis jetzt noch nicht gelungen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. “Sora, was machst du hier?”, fragte Hana, als sie mit ihrem Schwiegervater das Zimmer betrat. “Ojii-sama hat gesagt ich solle hier warten”, erwiderte das Mädchen. “Es geht um den Brief, den ich gerade bekommen habe.” Inu Taishou reichte seiner Schwiegertochter das Schriftstück und sie las es. Zu Soras Erstaunen verhärteten sich auch die Gesichtszüge ihrer Mutter. Ihre Neugier wuchs, aber zu fragen, was denn in dem Brief stand, traute sie sich nicht. “Ist das die Handschrift deines Vaters?”, fragte der Fürst. “Nein, sicher nicht. Aber es könnte durchaus die seiner Gefährtin oder seines Sohnes sein”, antwortete Hana und reichte ihm den Brief wieder zurück. In dem Moment erschienen Akemi, Takeru und Kouga in der noch offen stehenden Tür. Inu Taishou sah auf. “Folgendes: Ihr vier teilt euch in zwei Gruppen auf und sucht im ganzen Reich nach den beiden Printen, sagt ihnen, dass sie sofort zum Schloss zurückkehren sollen und dass das mein ausdrücklicher Befehl ist. Viel Erfolg”, sagte Inu Taishou. “Vier?”, wiederholte Kouga und biss sich im nächsten Moment auf die Zunge. Alle Blicke hefteten sich eiskalt auf ihn. “Verzeihung”, brachte er hervor. “Hana wird sich ebenfalls auf die Suche machen. Ich denke, es wird ihr leichter fallen Sesshoumaru ausfindig zu machen, als einem von euch”, erklärte der Taishou. Hana, Akemi, Takeru und Kouga verneigten sich und verließen dann das Zimmer. Sora wollte zu ihrer Mutter, um sich zu verabschieden, aber ihr Großvater hielt sie zurück. “Lenk deine Mutter jetzt nicht ab”, sagte er und strich ihr über den Kopf. Die Kleine sah auf. “Darf ich nicht auch suchen helfen? Ich finde Papa und Onkel bestimmt auch schneller als die anderen”, meinte sie. Der Taishou hob das Mädchen hoch. “Da draußen, das ist keine Welt für kleine Prinzessinnen. Du bist noch ein Kind und kannst dich nicht wehren. Ich mach mir doch auch schon genug Sorgen um deinen Vater, deinen Onkel und deine Mutter, wenn du jetzt auch noch gehen würdest, dann käme ich doch erst recht nicht mehr zur Ruhe. Und dein Vater würde mir den Hals umdrehen, wenn ich dich einfach draußen nach ihm suchen lassen würde”, sagte er. “Was stand denn in dem Brief?”, fragte Sora dann. “Nichts, was dich kümmern sollte. Willst du nicht spielen gehen?” Er ließ das Kind runter. “Spielst du mit mir? Onkel Inu Yasha hat mir ein Spiel beigebracht, aber das kann man nicht alleine spielen.” Der Taishou überlegte kurz. Ein wenig Ablenkung wäre bei der momentanen Situation vielleicht wirklich ganz gut. Außerdem waren Opas zum Spielen da. “Was für ein Spiel willst du denn spielen?”, fragte er. “Verstecken. Ich verstecke mich irgendwo und du wartest einige Zeit, ehe du anfängst mich zu suchen. Und wenn du mich gefunden hast, verstecke ich mich noch mal”, erklärte die kleine Prinzessin. Ihr Großvater nickte leicht und Sora verschwand. Der Fürst wartete einige Zeit und dann machte er sich an die Verfolgung. Zu seiner Verwunderung konnte er Soras Witterung nicht aufnehmen… Hoffentlich machte die keine Dummheiten und versuchte aus dem Schloss abzuhauen. Aber Sesshoumaru hatte die Wachen angewiesen Sora nicht aus dem Schloss zu lassen, wenn kein Mitglied der Fürstenfamilie bei ihr war und die trauten sich nicht den Befehl des Erbprinzen zu widersprechen, egal wie sehr die Prinzessin auch bettelte. Sora war sehr geschickt, was dieses Spiel anging. Sie hatte schnell gelernt, ihren Geruch teilweise zu unterdrücken, sodass keiner eine frische Spur von ihr vermutete, sondern nur alte. Sie hatte sich hinter einem Vorhang versteckt. Sie war klein und zierlich genug nicht hinter dem dicken Stoff aufzufallen und als ihr Großvater an ihr vorbeigegangen war und sie seine Schritte nicht mehr hören konnte, schlich sie sich wieder in sein Arbeitszimmer. Normalerweise widersetzte sie sich nicht, wenn ihre Familienangehörigen ihr was sagten, aber sie hatte das Gefühl, dass sie wissen müsse, wieso ihr Vater und ihr Onkel so schnell wie möglich wieder ins Schloss kommen sollten und der Fürst sogar seine Schwiegertochter losschickte, da sie ihren Gefährten wohl schneller finden würde. Der Kerl im Vorzimmer sah auf, als Sora an ihm vorbeiging. “Sagen Sie ojii-sama bitte nicht, dass ich hier bin. Ich werde von ihm persönlich darin ausgebildet meine Spur zu verwischen”, bat sie zuckersüß und verschwand im Arbeitszimmer. Dort kletterte sie auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch und nahm den Brief zur Hand. Zum Glück hatte sie sich einprägen können, wo er lag. Sie begann zu lesen. Es ist ziemlich leichtsinnig deine beiden Söhne durch die Gegend laufen zu lassen. Sie machen sich zu leichten Zielobjekten. Es wäre ein leichtes sie aus dem Hinterhalt zu attackieren und umzubringen. Und was die Folge wäre, kannst du dir sicherlich denken: Du müsstest deine Schwiegertochter ehelichen, weil sie deinem Sohn bis jetzt nur eine Tochter geboren hat. Oder du schickst sie zurück in den Norden und nimmst dir eine andere Frau, aber das würde gegen den Friedensvertrag mit dem Norden verstoßen… Ruf deine Söhne besser zurück ins Schloss, sonst siehst du sie nicht mehr lebend wieder… ____________________________________________________________________________ Das ist Jennys Lieblingskapitel in der Story, meins haben wir noch nicht geschrieben. Die "Revolution" der höfischen Etikette beruht auch wieder auf meiner FAmiliengeschichte. Die hat allerdings irgendwann aufgehört, in der Öffentlichkeit werden höhere Familienmitglieder gesiezt. Kritik wie immer erwünscht. ^^ lg Hani und Jenny Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)