Reminiscence of Teepo von Platan (The Reminiscence) ================================================================================ Kapitel 1: Schicksalhafte Prophezeiung Teil 1 --------------------------------------------- Schwarzmarkt: Mitarbeiterabteilung Gemeinsam marschierten Teepo und Shad zu den Wohnräumen der Mitarbeiterabteilung des Schwarzmarktes, wobei sie sich gegenseitig anschwiegen. Mittlerweile hatte der Anijuu ein gutes Gespür dafür entwickelt, wann man dem Jungen besser seine Ruhe ließ, wofür er am heutigen Tage sogar vollstes Verständnis hatte. Wer hätte denn schon große Lust zu feiern, wenn man ungefähr zu diesem Zeitpunkt in der Vergangenheit von einem schweren Schicksalsschlag überfallen wurde? Äußerlich hatte sich an dem anmutigen Wolf überhaupt nichts verändert, außer das dieser seinem Schützling von der Größe her nun nur noch bis zu den Hüften reichte. Schnaubend bemerkte Shad wieder einmal mit Begeisterung, wie sehr Teepo in den letzten Jahren gewachsen war, dieser ging derweil seinen eigenen Gedanken nach. ... Es ist tatsächlich bereits ganze fünf Jahre her. Irgendwie kommt es mir vor, als wäre ich seit damals keinen einzigen Schritt vorwärts gekommen. Nachdenklich zupfte das Brutkind an seinem türkisfarbenen Schal, welchen er in all der Zeit niemals abgelegt hatte. An diesem Kleidungsstück hing zwar nur eine kleine Erinnerung, aber für Teepo war sie besonders wertvoll. ... Es war mein erster Geburtstag, den ich mit Rei gefeiert habe. Tagelang zerbrach er sich wegen irgendwas ständig den Kopf ... letztendlich fiel ihm außer diesem Schal nichts Besseres ein, womit er mir eine Freude machen könnte. Leider hatte er nie einen Geburtstag zusammen mit Ryu erleben können, doch höchst wahrscheinlich hätte er eine Angel oder einen Korb mit grünen Äpfeln von ihm bekommen. In solchen Dingen war die kleine Heulsuse stets leicht zu durchschauen gewesen. Seufzend verdrängte er diese Gedanken an damals und warf einen flüchtigen Blick auf sein derzeitiges Langschwert, das bestimmt bald von einem neuen ersetzt werden würde. Einfallsreicher als Rei war Hyruhi offensichtlich auch nicht. “Hm ...“, brach er unerwartet die Stille zwischen ihm und seinem dauerhaften Begleiter. “Irgendwie fühle ich mich komisch.“ “Komisch, hä?“ Stutzig musterte Shad gleich ausgiebig, ob das Training vielleicht Spuren bei ihm hinterlassen hatte und bemerkte die Wunde an Teepos linker Seite. “Wenn du deine Wunden nur mit Eis versiegelst wundert es mich nich, wenn dir komisch zumute ist. Du solltest sie ordentlich versorgen, sobald wir in der Wohnung sind.“ Genervt schüttelte er über die Begründung seines Kameraden den Kopf und verkniff es sich, einen Fluch auszusprechen. “Lächerlich ... ich werde nicht deswegen sterben, es macht mich höchstens stärker.“ “Selbst mit solch scheinbar harmlosen Verletzungen darf man nich so schlampig umgehen wie du es tust, Angeber“, knurrte Shad darauf belehrend. “Lass das mal schön meine Sorge sein. Mein Körper, meine Verantwortung.“ ... Trotzdem fühle ich mich komisch. Nicht wegen der Wunde, sondern dahinter steckt etwas anderes. Seit er heute aufgewacht war keimte nach langem ein altes Gefühl erneut in ihm auf, dass er bereits vergessen hatte. Der unkontrollierbare Drang nach Zerstörung schlich permanent durch seinen Kopf, ebenso wie der Trieb, seine wahre Gestalt als schwarzer Drache annehmen zu wollen. Am liebsten würde er auf der Stelle alles und jeden hier in Flammen aufgehen lassen, nur um seine Stärke zu beweisen. ... Bin ich vielleicht zu überarbeitet? Oder liegt es an dem vorprogrammierten Stress, den ich heute noch haben werde? Durch seine hervorragende Arbeit als fähiger Söldner, hatte er sich in der gesamten Gegend einen Namen gemacht und jeder begegnete ihm mit Respekt. Sogar Leung war mehr als zufrieden mit ihm, weshalb er ihm vollstes Vertrauen entgegen brachte. Eigentlich machte es ihm bisher nie etwas aus, mehrere Aufträge hintereinander zu erfüllen. Allerdings waren es in den vergangenen Tagen womöglich doch ein oder zwei Aufträge zu viel und er brauchte nur etwas Erholung. *** Schwarzmarkt: Mitarbeiterabteilung (Wohnung) Kaum waren sie in der Wohnung angekommen vergewisserte Teepo sich zunächst, ob die Luft rein war, ehe er den Raum erleichtert betrat. “Ich leg mich noch ein wenig hin bevor ihr mit der Folterung anfangt“, erwähnte er nebenbei, während er zielstrebig auf sein Bett zuging. “Weck mich ja rechtzeitig!“ “Wie du willst, Junge. An mir soll’s nich scheitern.“ Nachdem er sein Langschwert beiseite gelegt hatte, machte er es sich bequem und schloss die Augen. Gähnend sprang Shad ebenfalls auf den Schlafplatz des Jungen, wo er sich am Bettrand für ein Nickerchen niederließ. Wenige Sekunden später, war Teepo bereits eingeschlafen ... *** ??? 1. Weissagung: Gleichgewicht I Die Brut Gebärt Zwei Elemente II Das Gute Und Das Böse III Das Kind Des Lichts Und Das Kind Der Dunkelheit IV Ihre Seelen Sind Untrennbar Miteinander Verbunden V Frieden Wird Herrschen Solange Beide Auf Dieser Welt Existieren VI Sie Allein Sorgen Für Gleichgewicht Auf Erden 2. Weissagung: Krieg I Beide Elemente Streben Nach Alleiniger Herrschaft II Aus Diesem Verlangen Wird ein Krieg Zwischen Ihnen Entstehen II Ihre Herzen Treiben Sie Mit Allen Mitteln Zu Diesem Kampf III Am Ende Kann Nur Einer Von Beiden Siegreich Hervorgehen IV Der Verlierer Wird Aus Dieser Welt Auf Ewig Verbannt Werden V Das Gleichgewicht Ist Gestört Und Somit Bricht Eine Zeit des Unheils An *** Weder Wärme noch Kälte erfüllten diesen vertrauten Ort. Schwerelos glitt er über den pechschwarzen Abgrund unter sich, verfolgt von einem Lichtkegel. Schmerzen oder ähnliches waren hier nicht präsent, sondern einzig und allein die fiktive Ruhe erfüllte diese Gegend. Hierbei handelte es sich eindeutig um seine Seele, soviel wusste Teepo inzwischen. Er hatte es schon damals ziemlich früh vermutet. Deshalb hatte ihn diese Tatsache auch nicht sonderlich überraschen können, als er sich dessen vollkommen bewusst geworden war. Stattdessen hatte er es mit einem müden lächeln zur Kenntnis genommen, wie auch jetzt. Sämtliche Gedanken und Gefühle strömten auf ihn ein, trotzdem fühlte er sich erschreckend leer. Als gäbe es nichts auf der Welt, wofür es sich lohnen würde zu existieren. ... Ich mag diesen Ort nicht, auch wenn es ein Teil von mir ist. Diesmal war es allerdings etwas anders ... eine unerwünschte Anwesenheit erfüllte die endlose Ferne um ihn herum. In genau dieser Ferne erhellte ein weiterer Lichtkegel die Dunkelheit seines Herzens. Goldenes Haar tanzte geschmeidig in der Atmosphäre, obwohl kein einziger Luftzug den Ort erfüllte. Große, weiße Flügel hoben sich elegant von einer Person ab, die nur schemenhaft zu erkennen war. Eine schlanke Frau in einem langen Kleid schwebte über den Boden. Einfühlsam blickte sie ihn wie eine Mutter an. Schatten hüllten den Rest ihrer geheimnisvollen Gestalt ein. ... Schade. Ich habe diese Hexe also nach wie vor am Hals. Warum zeigt sie sich ausgerechnet heute nach all den Jahren? Auf dieses Déjà-Vu hätte ich verzichten können, aber egal. Gehässig grinsend zog er sein Schwert aus der Scheide und wollte ihr damit zeigen, wie störend sie für ihn war. Die Klinge an seine Schulter lehnend kam er gemächlich auf sie zu. “Ich glaube ... so viel habe ich bisher noch nie von dir sehen dürfen.“ Schmunzelnd schüttelte er die folgende Vorstellung ab. “Ich kann ebenso wenig glauben, wie dumm du bist. Du wagst es tatsächlich, dich noch einmal hier blicken zu lassen? Schon vergessen wie ich dich letztes Mal empfangen habe?“ Bei einem ihrer damaligen Treffen hatte seine Waffe für ihn gesprochen. Er würde keinen Augenblick zögern und ihr auf diese Weise zum zweiten Mal seine Meinung zeigen. “Das Gute und das Böse ...“, wiederholte sie einen Vers mit ihrer sanftmütig erscheinenden Stimme. Zwar hatte er diese seltsamen Zeilen bei seiner Ankunft hören können, wollte sich damit jedoch nicht weiter auseinandersetzen. Vermutlich wollte sie ihn damit doch nur wieder durcheinander bringen. “Das habe ich schon verstanden. Ich bin ja nicht taub. Nur verstehe ich nicht, was du mir damit sagen willst.“ Plötzlich schien sie etwas zu bedrücken, wie man ihrer Tonlage entnehmen konnte. “Teepo ... mein Teepo.“ Na toll ... fing sie etwa wieder mit diesem Schwachsinn an?! Es war halt ein Fehler, ihr überhaupt Gehör geschenkt zu haben. Aus ihrem Mund kam ja doch nichts außer Unsinn heraus! “Ich verliere echt meine Geduld! Ich halte mich auch nur aus dem Grund zurück, dich zu enthaupten, weil ich eine Frage an dich habe: Mit welchen Recht dringst du in mein Bewusstsein ein und versucht jedes Mal aufs Neue, mich zu manipulieren?!“ Verletzt durch seine grobe Abweisung stieß sie einen wehklagenden Seufzer aus. “... Bitte. Du musst sie alle töten, Teepo. Nur du bist dazu in der Lage meine kleine Welt von ihnen zu säubern. Vernichte alle Überlebenden der Brut und komm dann zu mir zurück.“ Reflexartig holte er unverzüglich mit dem Schwert aus und durchtrennte mit einem sauberen Hieb ihren Körper entzwei, der sich daraufhin augenblicklich in feinen Sand verwandelte und mit der unendlichen Weite dieser Schwärze verschmolz. Sie bekam nicht einmal mehr die Gelegenheit dazu, ein weiteres Wort zu verlieren. Flimmernd erlosch ihr Lichtkegel. Nichts blieb von ihr übrig. Schwärze kehrte an dem Platz zurück, wo sie sich gerade noch aufgehalten hatte. Tief durchatmend versuchte Teepo die Wut in ihm unter Kontrolle zu bringen, bevor er seine Klinge in die Scheide zurückführte. ... Hoffentlich lässt sie sich jetzt nicht wieder bei mir blicken. Ich kann ihr Psychogelaber nicht mehr hören. Und wie vertrauensvoll sie mich beim Namen nennt geht mir auf die Nerven. Wer war diese Frau überhaupt?! Diese Unwissenheit machte ihn verrückt und er konnte es noch nie leiden, wenn man seine Fragen nicht beantwortete. “Ich soll die restlichen Überlebenden der Brut töten und dann zu ihr zurückkommen?“, wiederholte er zutiefst empört. Hatte sie auch nur annährend eine Ahnung wovon sie sprach? Zum einen würde es ihm im Traum nicht einfallen dieser Frau auch nur einen Gefallen zu tun und zum anderen gab es so gut wie keine Überlebenden seiner Rasse mehr, außer Hyruhi. ... Und Ryu. Doch ihn hat es ja bereits erwischt. Übelkeit kroch seine Kehle empor. Plötzlich regte sich der unsichtbare Boden unter seinen Füßen und erzitterte leicht. Irgendwie ereilte Teepo das unangenehme Gefühl, ein Vulkan könnte jede Sekunde ausbrechen. Verwundert wandte er den Blick nach unten und erstarrte auf der Stelle. Ein Spiegel hatte sich unbemerkt den Untergrund erkämpft. Die sonst bodenlose Schwärze war im Austausch für eine Glasfläche verschwunden, auf der er nun stand. Flammen schlugen wild von der anderen Seite dieses Hindernisses gegen die scheinbar unzerbrechliche Scheibe, aber das war doch unmöglich? “Was zum ...?!“, zischte Teepo und blickte sich um. Es gab hier nirgendwo ein Feuer, aber wieso konnte er dann eines im Spiegel sehen? War das irgendein billiger Zaubertrick oder so?! Unsicher wollte er dem mysteriösen Ereignis durch einige Schritte nach hinten ausweichen, auch wenn ihm klar war, wie wenig Sinn in seiner Reaktion steckte. Solange er nicht auf wundersame Weise mit Flügeln beglückt werden würde, konnte er dem Glasboden kaum entkommen. ... Es ist nur Glas! Nichts aufregendes ... also bleib cool! Und ... das Feuer?! Teepo konnte allerdings nicht ruhig bleiben, im Gegenteil. Sein Gespür versetzte ihn wie von selbst in Alarmbereitschaft. Bevor er den nächsten Gedanken fassen konnte, zersplitterte nur drei Meter neben ihm mit einem lauten Knall ein Teil des Spiegels und eine stabile Marmorsäule stieg aus dem Boden empor. Erschrocken war er diesem unvorhersehbaren Vorgang durch einen weiten Sprung nach hinten ausgewichen und er hielt sofort seine Waffe einsatzbereit. Überall in der Gegend brach eine weiße Säule nach der anderen durch das Glas hervor und ihre Formation schien eine Art Kreis zu bilden. Feine Risse zogen sich von den mächtigen Pfeilern aus wie Adern durch den Spiegel bis hin zu Teepo, dessen Herz in einem ungleichen Takt schlug. Misstrauisch beobachtete er dass Geschehen, bis ihn schlagartig ein heftiges Erdbeben von den Beinen riss. Hart schlug er mit den Knien auf und stützte sich mit den Händen ab. “Verdammt! Was ist denn hier los?! Ist diese Hexe Schuld daran?!“ Zähneknirschend starrte er sein eigenes Abbild im Spiegel an, welches sich auf einmal ohne die Hilfe des Originals problemlos in Bewegung setzte. “Was?!“ Entspannt richtete sich sein Spiegelbild auf und grinste diabolisch. Kurz darauf hüllte ein dichter Nebel den falschen Teepo ein, durch den tausende Blitze gleichzeitig zu zucken schienen. Erneut bebte der Boden gefährlich auf, als sich das Ebenbild in einen riesigen Drachen verwandelte, der einen zornigen Schrei ausstieß. Teepo bekam kaum Zeit um zu verstehen was hier vor sich ging, denn nur einen Atemzug später gab das schützende Glas angesichts der Macht des Drachens vollständig nach und er wurde von dem Ungetüm verschlungen ... *** Schwarzmarkt: Mitarbeiterabteilung (Wohnung) “NEIN!“, schrie der Junge panisch und fuhr hoch. Keuchend suchte er angespannt nach dem gewaltigen Drachen, von dem er eben noch in seinem eigenen Bewusstsein derartig überfallen worden war, fand ihn aber nirgendwo. Er war nicht mehr da ... “Seiya? Bist du in Ordnung?“, hallte eine bekannte Stimme besorgt in seinem Kopf auf. Alles war verschwommen und furchtbar unscharf. Zwar konnte er die Umrisse einiger Personen ausmachen, war allerdings noch zu gefesselt von der letzten Szene. Mehr konnte er beim besten Willen nicht erkennen. Schlapp fiel Teepo rückwärts auf das Bett zurück und gab sich einen Augenblick Zeit, um sich zumindest ein bisschen zu beruhigen. Unordnung herrschte in seinem Kopf und er kam einfach nicht dazu, den vergangenen Akt richtig zu verarbeiten. Pausenlos stürmten die aufgeregten Stimmen seiner sogenannten Freunde auf ihn ein. Offenbar waren alle anwesend ... “Hey, Seiyaryu!“, hob sich Hyruhi von den anderen ab. “Geht es wieder? Sag doch was.“ “Vielleicht sollte ich ein Tuch und kaltes Wasser holen“, quietschte das Katzenmädchen nervös dazwischen. “Er ist ja ganz nass geschwitzt!“ Fluchend erhob Teepo sich wieder und stieg ohne jegliches Kommentar aus dem Bett. Wenn er auch nur eine Minute länger hier bleiben würde, konnte er nicht garantieren, sich weiterhin im Zaum zu halten. Leider wollte man ihn natürlich nicht ohne weiteres gehen lassen. Hyruhi war es, der ihn zuerst am Arm zu packen bekam. “Warte! Wo willst du hin?! Du solltest erst zur Ruhe kommen.“ “Lass mich los“, erwiderte Teepo in einem ungewollt drohenden Ton. Wie zu erwarten war, ließ sein Möchtegern Vormund sich davon aber nicht beeindrucken. “Beruhig dich. Komm, setz dich hin.“ “LASST MICH IN RUHE, VERDAMMT!“ Gewaltsam riss das Brutkind sich los und stieß Mimi grob aus dem Weg, die einen entsetzten Schrei ausstieß. Bei ihrem Sturz ließ die Nyana unabsichtlich etwas fallen. Nur flüchtig bemerkte Teepo, dass es sich bei dem Gegenstand um einen Geburtstagskuchen hielt, der jetzt nicht mehr zu gebrauchen war. “Mimi! Ist dir was passiert?!“, eilte Hyruhi gleich zu der am Boden kauernden Mimi. Traurig war ihr Blick bestürzt auf den Kuchen gerichtet, für den sie sich diesmal besonders viel Mühe gegeben hatte. Nun meldete sich auch Shad enttäuscht zu Wort. “Eh ... was soll denn das, Junge? Das war nich nett von dir.“ “HALT DIE KLAPPE! Ich habe oft genug gesagt, dass es nichts zu feiern gibt!“, verteidigte sich Teepo ohne eine Spur von Reue zu zeigen. “Ihr geht mir alle auf die Nerven! Lasst mich einfach in Ruhe!“ Darauf stürmte das aufgebrachte Geburtstagskind auch schon zur Tür hinaus ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)