Aus dem Leben... von -akame- (Eine kleine Geschichte) ================================================================================ Kapitel 11: Friendship (V-Force) -------------------------------- Das Finale war bereits am nächsten Tag. Sie hatten damit wirklich wenig Zeit sich entsprechend vorzubereiten. Was sie allerdings dringend mussten. Tyson allen voran hatte begonnen panisch zu trainieren, mehr als zuvor. Man konnte spüren, dass er den Kampf gegen Zeo nicht auf die leichte Schulter nahm, aber sein Verhalten war alles andere als hilfreich für das Team. Es war bereits früher Abend und Tyson und Max bestritten einen Trainingskampf im Garten der Grangers, während Ray und Akira auf dem Engawa saßen und zusahen. „Ja, schnapp ihn dir, Dragoon. Ja, Dragoon, reiß ihn in Stücke! Jetzt hast du ihn!” Tyson redete sich regelrecht in Rage, als Hilary um die Ecke bog. „Was ist denn hier los?”, fragte sie, doch Tyson ignorierte sie und attackierte Max weiterhin energisch. „Stimmt was nicht, Max? Jetzt zeig’ mir mal Draciels Power! Wenn er überhaupt welche hat!” Akira seufzte beunruhigt. Sie konnte spüren, dass die Frustration in ihrem Cousin hochkochte und ihn vereinnahm. „Äh… Tyson?” Hilary versuchte es erneut, nur um ein Schulterzucken vom anderen Mädchen als Antwort zu erhalten, als sie sie schließlich fragend angesehen hatte. „Komm schon, Draciel!” Max, sichtlich genervt von den Sticheleien seines Gegenübers, versuchte Kontra zu geben. „Jetzt mach’ ich dich fertig!”, schrie Tyson, ehe Dragoon Draciel im hohen Bogen aus der Arena kickte. „Max, ist es dir völlig Wurst, ob du gewinnst? Morgen ist unser großes Finale!”, reizte Tyson weiter. „Ja, Tyson, das weiß ich selbst! Wem sagst du das?”, rief Max schnippisch zurück und hob seinen Draciel vom Boden auf. Die Nerven lagen blank, das konnte jeder spüren. „Dann komm’ schon und reiß dich zusammen. Wenn du so lahmarschig kämpfst wie eben, wirst du dein Match nie gewinnen!” Nun reichte es Akira, die aufsprang und versuchte dazwischen zu gehen. „Tyson, jetzt komm’ mal wieder runter, du-” „Was?!?” Max hatte ebenfalls genug. „Nennst du das etwa beybladen? Du kämpfst wie ein Anfänger!” Tyson schob seine Cousine, die sich vor ihn gestellt hatte, einfach zur Seite. Ray versuchte ebenfalls die Situation zu entschärfen. „Tyson, jetzt schalt’ mal ‘nen Gang runter, beruhig’ dich.”, sagte er und ging nun auch zwischen die beiden Streithähne. Akira war sichtlich angesäuert, versuchte sich jedoch ruhig zu halten, da sie nicht noch mehr zu einer Eskalation dazutragen wollte. „Beruhigen?? Wie soll ich mich beruhigen? Zeo hat Kai geschlagen! Zeos Beyblade hat jetzt Dranzers Power in sich! Er wird kein leichter Gegner sein! Wenn wir nicht in Topform sind, können wir einpacken!” Die Panik in Tysons Blick wurde präsenter. Man merkte wie hilflos er sich fühlte. Kai hatte seinen Dranzer verloren und es lag an Tyson ihm ihn wieder zurück zu bringen – oder seinen Dragoon zusätzlich zu verlieren. „Beruhig’ dich mal wieder! Mit Rücksichtslosigkeit kommen wir auch nicht weiter” Der Amerikaner versuchte wieder einen kühlen Kopf zu behalten. „Und wieso nicht?”, rief Tyson wütend. „Checkst du denn gar nichts? Du hast mich angegriffen ohne nachzudenken. Glaubst du wirklich du könntest Zeo mit purer Kraft schlagen? Du darfst solche Gefühle nicht auf deinen Kampfstil übertragen”, räsonierte der Blonde, was den anderen nur noch rasender machte. „Oh, Herr Schlaumeier!”, brüllte Tyson und wollte auf Max los, wurde jedoch von Ray und Akira zurück gehalten. „Hör’ lieber auf! Er hat Recht!”, versuchte es Ray erneut und auch Akira wollte ihn zur Vernunft bringen. „Lass es endlich, Tyson. Dein Verhalten bringt niemanden weiter. Wir sind ein Team, vergiss das nicht! Also benimm dich auch so!” Tysons Cousine hielt ihn bestimmt an der Schulter fest. „Ihr seid auch seiner Meinung?” Tyson sah sie und Ray empört an. „Es hilft uns nicht weiter, wenn du in Panik gerätst. Gegen Zeo dürfen wir uns nur auf unsere Fähigkeiten verlassen” Ray appellierte an Tysons Vernunft, aber dieser schlug nur wütend Akiras Hand weg. „Auf unsere Erfahrungen? Das kannst du vergessen! Kai hat verloren und deshalb wurde ihm Dranzer weggenommen. Zeo hat Recht, ich sollte wirklich anfangen mir Sorgen zu machen.” Die Angst vor dem, was kommen könnte, verblendete dem Japaner jeglichen objektiven Blick und damit hatte auch Hilary genug, die ihm kurzerhand die flache Hand gegen den Hinterkopf klatschte. Auch Akira war kurz davor gewesen, aber das anderen Mädchen hatte schneller reagiert. „Au! Hilary!!”, rief Tyson und rieb sich die schmerzende Stelle. „Tyson, was quasselst du denn da für einen Mist? Hast du den Verstand verloren? Wie du weißt sollten die Bladebreakers in so einem Moment mehr denn je zusammenhalten”, fuhr ihn das Mädchen an. „Warum? Dafür gibt es doch keinen Grund mehr!” Nun wurde er von allen Seiten entgeistert angestarrt. Wie konnte er nur so etwas behaupten? Sie waren doch ein Team. „Wir haben Dranzer verloren! Und das war der Fehler von uns allen! Wir sind dafür verantwortlich! Wir hocken rum und haben zugesehen wie Zeo Kai geschlagen hat. Im Endeffekt haben ein Team oder Freunde nichts zu bedeuten. Im Stadium kämpft ein wahrer Blader allein. Und der Stärkste gewinnt. Ein Team kann nichts für einen tun...” Akira klappte die Kinnlade herunter. Sie wollte nicht glauben was da gerade aus ihrem Cousin herausplatzte. Sie war sprachlos. „Nein, das ist nicht wahr, du irrst dich.” Hilarys Versuch ihn zu beschwichtigen war vergebens und auch Max konnte es nicht glauben. „Tyson...” „Und von jetzt an möchte ich, dass ihr mich gefälligst in Ruhe lasst!” Es brachte nichts, er machte dicht und würde das auch noch eine Weile tun. Tyson machte auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem Garten. Die anderen sahen ihm nur resigniert hinterher. „Tyson!” Hilary machte Anstalten ihm hinterher zu rennen, wurde jedoch von Ray aufgehalten. „Lass’ ihn. Jetzt kann man nicht mit ihm reden” Und er hatte Recht. Akira wusste mittlerweile, dass ihr Cousin jetzt für eine Weile alleine sein wollte, um seine Gedanken zu sortieren. Er würde sich das Ganze sicher nochmal überlegen, dafür war nur ein freier Kopf nötig. Sie entschieden sich dazu zu bleiben und Max und Ray trainierten weiter. Akira seufzte immer wieder unmerklich. Sie versuchte sich zu konzentrieren und gegebenenfalls Strategien für den morgigen Tag zu überlegen, doch die angespannte Stimmung lenkte sie immer wieder ab. Kai war an diesem Tag auch nicht aufgetaucht, was ihm nicht zu verdenken war. Er musste erst mit Dranzers Verlust fertig werden. Akira konnte sich nur annähernd vorstellen wie schlimm es sein musste. Ray war der einzige von ihnen, der bisher das Grauen hatte durchleben müssen. Aber sie hatten Driger wieder zurück holen können. Dann sollte das doch auch für Dranzer möglich sein. Sie mussten nur zusammenhalten und dann würde das Team das schon irgendwie schaukeln. Es ging gar nicht anders. Mit einem Mal stand Hilary auf. „Ich gehe mal nach Kai sehen.” Zwei Dumme, ein Gedanke. Akira lächelte das andere Mädchen an und nickte. Vielleicht brauchte der Junge ja doch ein paar aufmunternde Worte von einem seiner Freunde. Dass Hilary nur wenig später schmollend zurück kam und sich schweigend neben sie setzte, irritierte sie jedoch. Sie sah das andere Mädchen mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an. Dass sie Kai gefunden hatte, stand für sie aufgrund ihrer Reaktion außer Frage. „Warum sind diese Kerle so riesige Zicken???”, platzte es schließlich aus ihr raus und Akira konnte sich denken was passiert war. Sie kannte die Sturköpfe ja auch mittlerweile. „Gib ihnen Zeit, Hil.”, seufzte sie. Sie hatte ebenfalls gehofft, dass Kai sich wieder aufbauen ließ und bei ihnen auftauchte, damit sie wieder als Team trainieren konnten. „Zeit, die wir eigentlich nicht haben?”, schimpfte die Braunhaarige weiter. „... Ich weiß.” Akira sah in den grauen Himmel. Gerade hatte der kleine Regenschauer wieder aufgehört. Zum erneuten Male stand Hilary auf. „Ich gehe nach Tyson suchen. Das kann so nicht weitergehen.” Auch Ray und Max stimmten dem zu und sie machten sich alle zusammen auf die Suche. Es dauerte eine gute Weile, ehe sie Akiras Cousin im Stadion gefunden hatte. Er kämpfte gerade gegen Kai, der ihm anscheinend eine Lektion erteilen wollte. „Was ist denn los mit dir? Wenn du so bladest, wirst du Zeo nie schlagen”, rief der Älteste und man konnte spüren, dass die Worte endlich auch in Tysons Dickschädel sickerten. Erleichtert beobachtete die Schwarzhaarige die beiden Jungs. „Siehst du? Sie brauchen beide nur Zeit… und den jeweils anderen zum Kopf waschen.” Grinsend stupste sie mit ihrer Schulter gegen Hilarys und verschränkte die Arme vor der Brust. Trotz, dass Dranzer weg war, war Kais Blade derart stark, dass er locker mit Dragoon mithalten konnte. Endlich hatte Tyson es begriffen und sie waren wieder als Team vollzählig. *** Der Finaltag war angebrochen. Sie alle saßen gemeinsam auf der Tribüne und beobachteten Tyson und Max, wie sie die Arena betraten. Kenny hatte sich verspätet und setzte sich endlich zwischen Hilary und Ray. Akira war schon aufgefallen, dass er sich seltsam benahm. Er war auch am Vortag erst spät auf das Team getroffen, um zu helfen Tyson zu finden. Sie lenkte ihre Gedanken wieder auf die Mitte der Arena, wo Tyson gegen Gordo antreten sollte. Die Schwarzhaarige drückte alle Daumen, die sie hatte. Sie vertraute darauf, dass ihr Cousin es schaffen würde, aber Sorgen machte sie sich dennoch. Sie lehnte sich vor, stützte ihre Ellbogen auf den Knien ab und ließ ihren Blick über die Zuschauer gleiten. Nicht unweit von Ihnen waren die Saint Shields, die gleichermaßen gebannt das Geschehen unten beobachteten. Ozuma war mehr als deutlich gewesen, was passieren würde, sollten die Jungs es nicht schaffen ihre Bitbeasts zu beschützen. Und so wie sie ihn erlebt hatte, würde er seinen Worten auch Taten folgen lassen. Als hätte der Junge ihren Blick bemerkt, sah er auf und direkt zu ihr herüber. Akira spürte wieder diese wohlige Wärme in ihrem Bauch, als sie das Blitzen in seinen Augen bemerkte, und errötete leicht. Sie schallte sich innerlich für ihre ungewollte Reaktion. Das war nicht der Ort und die Zeit dafür. //Außerdem ist das Thema durch...// Das Match begann und gespannt beobachtete sie wieder ihren Cousin, atmete tief durch. Akira spürte wie sich ihr Innerstes verkrampfte. //Ich halte diese Spannung nicht aus...// Doch viel schneller, als sie alle erwartet hatten, hatte Dragoon Gordos Orthros aus der Arena katapultiert. “Genau so geht das!” Die Schwarzhaarige ballte eine Faust und grinste, während Hilary vor Freunde aufsprang. “Ja! Er hat es geschafft!! Tyson hat es geschafft!”, rief die Braunhaarige euphorisch. Nun war es an Max gegen Zeo anzutreten. //Komm’ schon, Max! Du packst das!// Der Kampf war erbarmungslos von beiden Seiten. Akira überhörte Dizzy etwas von einer Störung sagen und erinnerte sich an das Match gegen Ozuma, nachdem Zeo das Team gewechselt hatte. Dort hatte Kennys Laptop ebenfalls eine Störung wahrnehmen können. Der Kleine sprang plötzlich auf und verschwand wortlos. Hilary sah dem Jungen genauso verdattert hinterher. “Was ist los mit ihm?” Doch die beiden ließen ihn laufen. Max’ Kampf war nun wichtiger. Cerberus holte nun auch Dranzers Kraft hervor und attackierte Draciel mit doppelter Power. “Dranzer...” Kais Gesichtsausdruck sprach Bände und Draciel hatte keine Chance mehr. Max’ Blade flog aus der Arena und nun war auch Draciel in den Händen der Psykicks. *** Das finale Match zwischen Zeo und Tyson startete nur kurze Zeit später und die Luft knisterte vor Spannung. “Wir müssen ihn zurückhalten!” Kennys leiser Ausruf ließ die anderen aufhorchen. “Wen?” Hilary sah erst fragend zu Akira, die die Schultern ahnungslos hochzog, dann zum Kleinsten der Runde. “Wenn sie jetzt kämpfen, könnte Zeos Körper verbrennen.”, murmelte Kenny weiter und sorgte für noch mehr Fragezeichen. “Ich kann’ nicht hinsehen. Das wird ein böses Ende nehmen, Kenny.” Dizzy half nicht wirklich. “Was ist denn, Kenny?” Hilary versuchte es erneut. “Chef?” Auch Akira beugte sich vor und schaute an Hilary vorbei Kenny an. “Kenny, sag’ mal was hast du? Was ist los?” “Wieso bist du so nervös?” Ray und Kai drängten ihn auch zu einer Erklärung und der Braunhaarige sank in sich zusammen. “Jetzt sag’ schon!” Hilary schrie ihn fast panisch an. Kenny hatte geklungen als würde es fast schon um Leben und Tod gehen. “Leute, Zeo ist kein Mensch!”, brach es schließlich aus dem Jungen heraus. “Was??” Geschockt und fragend zugleich sahen ihn vier Augenpaare an. “Ich versteh’ nicht ganz was du meinst.”, fragte die Braunhaarige, doch ehe Kenny antworten konnte, passierte etwas in der Arena. Ein Kurzschluss legte Zeos Arm frei, entblößte Metall und Drähte unter seiner vermeintlichen Haut, und sie alle starrten entsetzt auf den Blauhaarigen. “Zeo ist ein Roboter!”, erklärte Kenny jetzt fast schon unnötigerweise, da sie alle es hatten sehen können. “Was zur Hölle…?!?!” Akira hauchte die Worte geradezu. Sie hätte niemals im Leben mit diesem Ausgang gerechnet. Wieder dachte sie an das Trainingscamp im Frühling, wo auch der Blauhaarige dabei gewesen war. Dragoon wurde mit einem mal von Cerberus nach oben geschleudert, konnte jedoch glücklicherweise wieder in der Arena landen. “Sieh’ mal, Chef. Zeo verliert rasant an Power”, schaltete sich Dizzy wieder ein und die Bladebreakers schauten alle auf den Bildschirm von dem Laptop, wo die Analyse des Kampfes aufploppte. “Er wird versuchen Tyson noch schnell rauszukicken, bevor sein Stromkreislauf versagt.”, sinnierte Kenny “Und das ist nur noch eine Frage der Zeit.” Dizzy hatte Recht. Akira sah wieder in die Arena und beobachtete beide Kämpfer. Nun erklärte auch Zeo Tyson die Umstände um ihn. Und der Japaner hatte nicht minder erschrocken geschaut. “Okay, mal sehen, ob ich das alles richtig verstanden habe, Chef. Zeo braucht Tysons Bitbeast, um ein echter Mensch zu werden?” Hilary versuchte die verwirrende Wendung in klare Worte zu fassen. Akira hatte es auch so verstanden, aber Sinn ergab das für sie trotzdem nicht. “Jedenfalls sieht es nach Dizzys Daten sehr danach aus.”, bestätigte Kenny. “Das heißt ja, Tyson ist verloren...” Hilary sank resigniert in ihren Sitz zurück. “Ja, das könnte man so sagen.”, antwortete Kennys Laptop. “Hey! Hier ist noch nichts verloren!” Akira hatte genug und sprang auf. Der Kampf war noch Mitten am Laufen und nichts entschieden. “Ein paar Bitbeasts sollen ihn in einen Menschen verwandeln können?” Ray klang zweifelnd. “Nicht nur, dass es unwahrscheinlich ist, man hält es für unmöglich! Diese Theorie ist weder wissenschaftlich noch logisch zu begründen.” Kenny schüttelte immer noch fassungslos den Kopf. Auch er konnte es immer noch nicht glauben. Akira stützte sich wütend auf das Geländer vor ihr und beobachtete ihren Cousin. //Er wird doch nicht…?!// Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine bekannte Stimme neben sich vernahm. “Denkt doch mal nach! Genau genommen weiß doch niemand was die Macht unserer Bitbeasts bewirken kann. Stellt euch mal vor die Macht von Dragoon, Dranzer und Draciel würde in die falschen Hände geraten: Niemand auf der ganzen Welt wäre stark genug gegen diese Mächte anzukommen.”, sprach Joseph, der zusammen mit Ozuma zu ihrem Team gekommen war. Ein weiteres Mal sahen sich Akira und der Leader der Saint Shields in die Augen, doch das Mädchen war gedanklich viel zu sehr bei ihrem Cousin gefangen, als dass sie über sein plötzliche Auftauchen in ihrer Nähe nachdenken konnte. //Verdammt, Joseph hat Recht...// Sie hatte mit ihren wenigen Nachforschungen ja nur an der Oberfläche der Wahrheit der Bitbeasts gekratzt und auch das alte Buch, das Ozuma ihr gegeben hatte, ging nicht so tief, als dass es genügend Antworten gegeben hätte. Akira ging in die Knie, während sie sich immer noch am Geländer festhielt, den Blick wieder auf das Geschehen unten gerichtet. “Ja, deshalb sind wir hier. Wir müssen verhindern, dass sowas jemals passiert. Das ist unsere Mission.” Ozuma bestätigte Akiras Befürchtung von vorhin. Tyson durfte einfach nicht verlieren. Dizzy erfasste eine weitere Störung und das Licht im Stadion ging plötzlich aus. Zeos Power war unglaublich. Tyson dachte nach, das konnte man sogar von Weitem erkennen. Sein Gegner war trotz allem immer noch sein Freund. Aber es ging hier um Dragoon. Den würde der Japaner sicher nicht einfach kampflos hergeben. Es war ein eindrucksvoller Finalkampf, den Akira so nicht erwartet hatte. Dragoon hielt Cerberus bisher stand, doch die geballte Kraft von Zeos Bitbeast, das sich mithilfe von Dranzer und Draciel auch noch verwandelte, schien unermesslich. Alle beobachteten gebannt den Kampf, als Joseph sich Ozuma zuwendete. “Und jetzt?” Dragoon hatte sachlich gesehen nicht die geringste Chance gegen Zeos Blade, das bestätigte auch Dizzys Analyse. Doch Akira wusste, dass Tyson es schaffen konnte. Man musste ihm nur die Möglichkeit geben sich zu beweisen. Die Gedanken rasten nur durch ihren Kopf und sie drehte sich abrupt zu den beiden Saint Shields um, ehe Ozuma Joseph antworten konnte. “Er schafft das! Okay? Tyson kann ihn besiegen!”, flehte sie Ozuma fast schon an. Sein Team durfte nicht eingreifen. In Ozumas Augen konnte sie jedoch erkennen wie sehr er mit sich kämpfte. Man spürte, dass er am liebsten längst eingegriffen hätte, doch schließlich nickte er und das Mädchen wand sich wieder der Mitte der Arena zu, wo sich Cerberus in einer Spezial-Attacke plötzlich verdreifacht hatte. “Komm schon, Ty...” Die Sekunden zogen sich zu qualvollen Minuten, doch Tyson konnte sich am Ende durchsetzen. Dragoon schaffte es Cerberus’ Attacke abzuwehren, ehe nur noch einer übrig blieb, den er ebenfalls besiegen konnte. Erleichtert ließ Akira sich nun vollends auf den Boden gleiten. Kai sprang mit einem Satz an ihnen vorbei und runter in die Arena. Er und Max durften endlich wieder ihre Bitbeasts in ihren Blades versiegeln. Es war geschafft. Tyson war es gelungen. Der Abend wurde genutzt, um den Sieg der Bladebreakers zu feiern. Der Großvater von Tyson und Akira hatte zum BBQ eingeladen und nun saßen sie in großer Runde im Garten der Grangers und stießen gemeinsam an. Tyson war voll in seinem Element und ließ sich breit grinsend von seiner Lehrerin, die ihn ebenfalls in der Arena angefeuert hatte, und Mr. Dickinson über den letzten Kampf beglückwünschen. Ray, Kai und Max saßen nicht unweit und beobachteten das Spiel belustigt. Hilary dagegen war mal wieder sichtlich genervt von Tysons Verhalten und zog eine Schnute. Akira saß dem gegenüber auf dem Engawa, während sie sich mit einer Hand abstützend zurücklehnte. Sie fühlte sich so leicht wie lange nicht mehr. Die letzten Wochen hatten ihr wirklich schwer auf der Seele gelegen, das musste sie sich nun eingestehen. Ihre von Opa selbstgemachte Limonade in der Hand schwenkend, glitt ihr Blick weiter über den Garten. Sogar die Saint Shields waren da. Ihr wurde gerade zudem bewusst, dass es das erste Mal war, dass das andere Team sogar offiziell hier bei ihnen willkommen war. Ihre Augen wanderten weiter und suchten Kenny, den sie unter einem der Bäume hocken sah und wild auf Dizzy herumtippte. Er war sicher noch in den ganzen Daten vom Tag vertieft, die er noch umfangreich auswerten wollte. Zeo saß direkt neben ihm und beobachtete den Kleinen gebannt. Es schien so, als würde Kenny auch seine Daten aus dem Kampf auswerten wollen. Das nervenaufreibende Match von ihm und Tyson hatte er zwar verloren, doch Akiras Cousin hatte ihn als Freund wiedergewinnen können. Und Tyson hatte auch kein Blatt vor den Mund genommen kundzutun wie cool er es fand mit einem Androiden befreundet zu sein. Akira musste unweigerlich lächeln. Sie liebte dieses Team mittlerweile so sehr, dass sie es sich gar nicht mehr ohne den chaotischen Haufen vorstellen konnte. Tief in ihren Gedanken bemerkte sie auch nicht, wie sich mal wieder jemand anschlich. Erst als sich Ozuma direkt neben sie setzte, registrierte sie den anderen und sah ihn an, wie er sich, das Spektakel im Garten beobachtend, ebenfalls zurück lehnte. Auch diesen Jungen hatte sie lieb gewonnen – die ganze Gefühlsachterbahn mal außer Acht lassend. Und noch erleichterter war sie, dass sich Tyson den Saint Shields nun ebenfalls deutlich aufgeschlossener verhielt. Es tat ihr immer noch Leid, dass sie Ozuma einen Korb gegeben hatte, aber sie wusste auch, dass es letztendlich das Beste war. Dafür hatte sie einen guten Freund gewonnen – da war sie sich sicher. “Was ist euer Plan jetzt?”, fragte das Mädchen und stupste seine Schulter mit ihrer an. Jetzt sah er sie wieder mit seinen tiefgrünen Augen an. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sein Blick nicht mehr so viele Schmetterlinge in ihrem Bauch auslösen würde. Wie gerne würde sie sich einfach vorbeugen und… “Zurück ins Dorf gehen. Und selbstverständlich wieder kommen, wenn auch nur einer der vier versagen sollte die heiligen BitBeasts zu beschützen.”, grinste er verschmitzt. “Das hatte ich befürchtet.” Akira setzte sich lächelnd auf und drehte sich etwas zu Ozuma, während sie das fast leere Limonadenglas absetzte. “Dann sehen wir uns erstmal eine Weile nicht mehr, was?” Sie wollte gar nicht so traurig klingen, wie es rüberkam. Anstatt direkt zu antworten, starrte der Junge sie nur an. Er schien zu überlegen, ehe er nach einigen Sekunden Luft holte. “Wo hast du das Buch, das ich dir geschenkt habe?” Die Frage irritierte Akira. Wollte Ozuma das Buch nun doch zurück haben? “In meinem Zimmer, warum?” Wortlos stand der Junge auf und nahm Akiras Hand, um sie hinter sich her zu ziehen. Ihr Zimmer befand sich weiter hinten auf dem Grundstück, sie waren also wieder alleine – und ungestört. Akira betrat zuerst das Zimmer, dicht gefolgt von Ozuma, der die Tür hinter sich schloss und das Mädchen wurde wieder von wimmelnden Gedanken übermannt, als sie nach dem Buch in ihrem Regal griff. Die Schwarzhaarige ermahnte sich ruhig zu bleiben, sie beide hatten das Thema ja immerhin endgültig geklärt – das hatte sie zumindest so verstanden. Ozuma nahm ihr das Buch sachte aus der Hand, griff zudem nach einem Stift auf dem Schreibtisch und kritzelte etwas auf die letzte Seite des Buches. Es war so alt, dass Akira es fast schon für antik hielt. Umso mehr verwunderte sie die Aktion ihres Gegenübers. “Was-...” Doch sehr weit kam sie mit ihrer Frage nicht, als der Junge scheinbar fertig war und ihr das Buch wieder unter die Nase hielt. Irritiert sah sie erst ihn, dann das Buch an, nahm es ihm dann aber zögernd aus der Hand und sah nach, welche Nachricht er ihr darin hinterlassen hatte. Ihr Blick glitt analysierend über die Zahlenreihen, die dort auf der Seite standen, doch sie verstand schnell den Zusammenhang. Akira öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch erneut kam ihr Ozuma zuvor. “Das sind die Koordinaten von unserem Dorf. Es befindet sich in den Bergen nördlich von Tokyo und ist auf Karten eher schlecht zu finden.” Immer noch mit offenem Mund schaute sie nun auf, direkt in Ozumas Augen. “Wenn irgendwas ist – egal was – dann weißt du, wo du mich finden kannst.” Akira war sprachlos. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ihr Herz konnte sich vor freudigen Hüpfern kaum bändigen und sie spürte wie sie eine wohlige Wärme von Innen einlullte. “Ozuma...” Mehr brachte sie einfach nicht über die Lippen. Sie ließ ihren Körper reagieren, konnte sich nun gar nicht mehr dagegen wehren und verringerte die Distanz zwischen ihnen. Sie fielen sich geradezu in die Arme und standen eine Weile eng umschlungen in ihrem Zimmer. Akira drückte ihr Gesicht in Ozumas Halsbeuge, da sie befürchtete jeden Moment vor lauter Emotionen anzufangen zu heulen. Eine gefühlte Ewigkeit später löste sie sich etwas von dem Jungen, fasste sanft sein Gesicht mit einer Hand, während die andere mit dem Buch noch auf seinem Rücken verweilte und küsste ihn auf die Wange. “Danke.”, hauchte sie ihm leise gegen die Haut und wollte sich nun vollends lösen, doch Ozuma zog sie wieder an sich. Ehe sie sich versah, küsste er sie auf die Lippen und sie ließ es geschehen. Erneut konnte sie sich nicht gegen ihren eigenen Körper wehren, der sich durstig hingab und den Kuss erwiderte. Doch dieser Moment war schnell wieder vorbei. Weiter als ein paar Millimeter trennten sie sich aber nicht, als sie sich beide nach Luft ringend in die Augen sahen. Überraschung in Akiras, Belustigung in Ozumas Blick. “Ups.”, schmunzelte er während das Mädchen wieder um Worte rang. Fast schon reflexartig wollte er sich wieder vorbeugen, doch diesmal schaffte es Akira, dass ihr Körper wieder tat, was sie wollte, oder eigentlich nicht wollte. Ein verlegenes Lächeln auf den Lippen hatte sie ihre Hand von Ozumas Gesicht genommen und sie bestimmt auf seine Brust gelegt, um ihn von sich wegzudrücken. “Nicht übermütig werden, Casanova.” Das Herz schlug ihr immer noch bis zum Hals, aber sie versuchte sich wieder zu beruhigen. Sie hatte ihn schon schweren Herzens abgewiesen und das hier machte den Abschied der beiden nur noch schwerer. “Sorry.” Ozuma lächelte entschuldigend und sie beide atmeten nochmal tief durch, vergrößerten den Abstand zwischen ihnen noch weiter. “Ähm… Sollen wir zurück zu den anderen?”, versuchte der Junge nun das Thema zu wechseln und die Schwarzhaarige nickte. “Ja,... geh schonmal vor, ich komm’ gleich nach.”, meinte sie und scheuchte ihn lachend aus ihrem Zimmer. Doch sobald sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte, rollten die Tränen nur so los. Sie hatte sich vor dem Jungen zusammenreißen können, doch sie fühlte sich, als würde ihr Innerstes zerreißen. Hals über Kopf hatte sie sich in den Leader der Saint Shields verliebt, ohne es zu wollen. Aber ein Zurück gab es nicht – durch den Herzschmerz musste sie jetzt durch und die Erkenntnis traf sie wie ein scharfes Messer in die Brust. //Eine Baustelle nach der anderen, Akira… Scheiße...// Wie eine Ertrinkende drückte sie das Buch an ihre Brust und glitt an der Tür hinab, bis sie auf dem Boden saß. Wütend auf sich und ihren wirren Kopf, versuchte sie ein Schluchzen zu unterdrücken. Wenn sie gleich zurück zu den anderen ging, wollte sie wenigstens nicht verheult aussehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)