Was Mut bewegt von Katherine_Pierce (Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen) ================================================================================ Kapitel 10: Slytherin vs. Ravenclaw ----------------------------------- Kapitel Zehn: Slytherin vs. Ravenclaw Von dem Tag an, da Draco Malfoy sich einem Gryffindor gegenüber zu Luna Lovegood bekannt hatte, war keiner der beiden Involvierten noch wieder zu erkennen. Sicherlich, die Hufflepuffs, Ravenclaws und Gryffindors scherten sich kaum um das Haus Slytherin und dessen Mitglieder, solange diese sich friedlich verhielten, weswegen die leichte Veränderung Draco Malfoys nur seinen Hausgenossen und ganz besonders Blaise Zabini auffiel. Der dunkelhäutige Slytherin fragte sich ständig, wohin Draco wohl abends verschwände und mit wem er sich herumtrieb, da der Eisprinz nach diesen Treffen immer innerlich etwas auszustrahlen schien, das Blaise an ihm noch nie zuvor gesehen hatte. Wäre es nur eine von Dracos üblichen Liebschaften gewesen, hätte Zabini sich kaum darum geschert, aber das hier war anders. Ganz anders. Die Techtelmechtel, die Draco normalerweise hatte, ließen ihn befriedigt zurück, jedoch nicht so ausgefüllt und glücklich, wie er seit Neuestem von seinen kleinen Ausflügen zurückkehrte. Blaise hätte zu gern gewusst, welches Mädchen das geschafft hatte. ‚Diese Frau muss eine Wucht sein.’, dachte er bei sich und gestattete sich ein kleines, zufriedenes Lächeln. Es freute ihn, dass es jemanden gab, der Draco in dieser schweren Zeit so aufbaute. Ähnliches ging auch Pansy Parkinson durch den Kopf, mit dem kleinen Unterschied, dass sie das Mädchen zu hassen begann, das für Draco so wichtig geworden war. Seit sie den Malfoy- Spross zum ersten Mal gesehen hatte, war Pansy Parkinson in ihn verknallt. Und sie träumte davon, eines Tages die neue Mrs Malfoy zu sein. Diese Tatsachen hatten Pansy jedoch nicht davon abgehalten, selbst fleißig auf Männerjagd zu gehen und man konnte sagen, dass sie erfolgreich war. Aber alle Typen, die sie abschleppte, waren kein Vergleich zu Mr Perfect Draco Malfoy, der sie jedoch nur mit Verachtung strafte. In den ersten Hogwartsjahren hatte Pansy mit ihm, Crabbe und Goyle abhängen dürfen, aber seit Blaise Zabini Dracos bester Freund war, scherte der Blondschopf sich einen Dreck um seine ehemaligen Handlanger und deren Anhängsel. Die dümmlichen Crabbe und Goyle nahmen es stillschweigend zur Kenntnis. Sie waren es gewöhnt, die Arschlöcher im Schrank zu sein. Wenn man seine Wut an jemandem auslassen musste, holte man einfach sein Arschloch aus dem Schrank, machte es fertig und schloss es hinterher wieder im selbigen ein. So fristeten auch Crabbe und Goyle ihr Leben, obgleich sie natürlich nicht in Schränke gesperrt wurden, sondern frei herumlaufen durften, was bei ihrem Intelligenzquotienten schon ein halbes Wunder war. Wären ihre Väter nicht schon Slytherins gewesen, hätten Dick und Doof wohl auch gut nach Hufflepuff gepasst, wo es ihnen um Längen besser ergangen wäre, als bei den Schlangen, wo ihnen überall nur Verachtung entgegenschlug ihres schwachen Geistes wegen. In Slytherin galt es als Schande, dumm zu sein. Wer schlechte Noten hatte wurde gemobbt. Aber auch die Schlangen waren nicht ganz so gefühllos, wie sie sich gern gaben. Sie konnten leidenschaftlich lieben und hassen. Waren zu jeder Schandtat bereit, stets tadellos gekleidet, erfahren in Liebesdingen, gute Partien untereinander und hatten ein internes Oberhaupt in ihren Reihen. Und das war nicht der Hauslehrer Professor Snape, sondern niemand Anderes als der Eisprinz Draco Malfoy. Den Beinamen hatte er sicherlich verdient, denn es gab kaum jemand, der ihm an Kälte, Gleichgültigkeit und Gemeinheit das Wasser hätte reichen können. Bei den Mädchen galt es als absolute Ehre, sich mit Draco in seinem Zimmer vergnügen zu können, die Jungs wollten mit ihm befreundet sein oder wenigstens hin und wieder einen Blick auf sich ziehen. Und so wetteiferte ganz Slytherin um das Wohlwollen dieses einen Jungen, der doch nichts anderes auf der Welt wollte, als seine verdammte Ruhe. Das war nicht immer so gewesen. Bis zu seinem 5. Jahr hatte Draco den Rummel um seine Person über die Maßen genossen. Er hatte gern Befehle erteilt, Leute rumgescheucht und andere für seine Zwecke benutzt. Das alles hatte sich geändert, als er gezwungen worden war, Voldemorts Reihen beizutreten. Natürlich hatte er sich all die Jahre gebrüstet, dass es für ihn keine größere Ehre geben konnte und das sein Vater beim Dunklen Lord einen Stein im Brett hatte, doch als es endlich soweit war, hatte es gar nicht lang gedauert, bis Draco gemerkt hatte, dass nicht alles Gold war, was glänzt. Schon bei seiner Initiierung war ihm fast schlecht geworden. Die Grausamkeit des Dunklen Lords war unvorstellbar und überstieg die brutalsten Fantasien, zu denen Draco jemals fähig gewesen war. Dieser Mann hatte kein Herz. Oder eher, dieses Monstrum. Malfoy junior hatte gelernt, das Brennen seines Dunklen Males zu fürchten und zu hassen, denn das hieß, dass er wieder einmal antanzen musste. Er gab sich Mühe es zu verbergen, doch die Todessertreffen nahmen ihn sehr mit. Er war nicht so, wie alle glaubten. Draco Malfoy hatte ein Herz. Und es krampfte sich beim Gedanken an Voldemort, seinen Auftrag oder die Todesser schmerzhaft zusammen. Zu seinem Glück hatte seine Tante Bellatrix, die er ebenso fürchtete, wie hasste, ihn Okklumentik gelehrt. Zwar hatte sie ihm ausdrücklich gesagt, dies nur anzuwenden, wenn Snape in seine Gedanken zu dringen suchte, doch half es Draco auch, die Todessertreffen stoisch zu ertragen. Snape. Auf den war Draco längst nicht mehr gut zu sprechen. Ständig mischte der Mann sich ein. Und dass er ihn und Luna gestört hatte in jener Nacht, dass verübelte Draco seinem Hauslehrer und Paten sehr. Noch ahnte der Eisprinz von Slytherin nicht, warum Snape so erpicht darauf war, ihm unter die Arme zu greifen. Nein, Draco wusste nichts von dem Schwur, den der mürrische Mann seiner Mutter geleistet hatte. In Hogwarts geschahen viele wundersame Dinge, so dass die weniger gewichtigen nicht auffielen. Luna kam dies zugute, denn an diesem Samstag stand eine Quidditchpartie an: Slytherin gegen Ravenclaw. Sie konnte sich schlecht ganz auf Dracos Seite schlagen, da man es ihr allgemein übel genommen hätte. Aber ein bisschen Solidarität zeigte sie ganz geschickt mit ihrer Kopfbedeckung. Es ging immer mehr auf den Winter zu, so dass man sich warm anziehen musste, wollte man nicht krank werden und einen von Madam Pomfreys grauenvollen Aufpäppeltränken verabreicht bekommen. Luna war bekannt dafür, absonderliche und gewöhnungsbedürftige Accessoires zu tragen, so verwunderte es niemanden, dass ihre Mütze in Blau gehalten, darauf jedoch eine silberne Schlange abgebildet war. Heimlich, still und leise konnte Luna so also Partei ergreifen für ihren Liebsten. Zudem hatte sie sich so hoch hingesetzt, wie es nur ging, damit er sie auch ja sehen konnte. Zuerst war sie ganz allein gewesen, doch dann hatte sich das Stadion gefüllt und Ginny und Hermine leisteten ihr Gesellschaft. Vor allem Letztere schien nicht richtig auf das Spiel zu achten. Hermine Granger hatte mit Quidditch nie viel am Hut gehabt, aber seit ihr bester Freund Ron diese dämliche pinke Kichererbse Lavender Brown knutschte, hasste sie den Sport abgrundtief. So, wie sie Lavender verabscheute, die dumm war wie drei Meter Feldweg. Ron hatte gar nicht bemerkt, wie es um Hermine stand, da er zu beschäftigt mit seiner persönlichen Kichererbse war. Harry hingegen und Ginny hatten es sehr wohl mitbekommen und trösteten Hermine nach Kräften, was auch der Grund war, weshalb die beiden Löwinnen sich zu Luna gesetzt hatten und nicht zu den Jungs, wie sonst. Der Ravenclaw war es egal, ob sie Gesellschaft hatte oder nicht. Sie hoffte, dass das Spiel glimpflich ausging und Draco den Schnatz fing. Wie Luna seit dem Endspiel der Quidditchweltmeisterschaft wusste, konnte ein Team allein durch die Anzahl der Tore gewinnen, ohne dass ihr Sucher notwendigerweise den Schnatz fing. Auf einen solchen Ausgang hoffte Luna also heute, damit sie ihrem Haus gegenüber loyal bleiben konnte, aber auch Draco anfeuern durfte. Mehr wünschte sie sich gar nicht. ‚Je nachdem, wer gewinnt, gibt es bestimmt eine Siegesfeier. Das heißt, ich werde Draco nur dann zu Gesicht bekommen, wenn Ravenclaw gewinnt.’, dachte Luna, während sie ausdruckslos in die Luft starrte. Erst als Ginny sie knuffte, bemerkte die Blonde, dass das Spiel längst begonnen hatte. Von da an aber fieberte sie mit. Und diese Partie sollte eine der spannendsten werden, die Hogwarts je gesehen hatte. Draco schoss auf seinem Nimbus 2001 durch die Luft, wie ein Adler. Welche Ironie, da sie gegen eben jene antraten. Die Luft war klar und kalt, unter ihm ein blaues Menschenmeer. Nur in einer Kurve schimmerte es grün. Das war klar gewesen. Gryffindor und Hufflepuff hielten zu den Adlern. Wie üblich blieben die Schlangen unter sich. Er seufzte, konzentrierte sich dann aber auf das Spiel. Gerade jagte Montague Roger Davies den Quaffel ab und sauste damit zu den Torringen der Ravenclaws. Cho Chang, deren Sucherin, kreiste wie Draco über dem Spielfeld, die Schlitzaugen weit geöffnet. Da erscholl Jubel in der Slytherinkurve. Montague hatte getroffen. Draco erlaubte sich ein kleines Grinsen und schoss über die Tribünen hinweg, wobei ihm ein wohlbekanntes Gesicht ins Auge stach. Luna saß auf dem obersten Rang, die Wangen vor Aufregung und Kälte gerötet, auf dem hellen Haar eine blaue Mütze. Als Draco erkannte, welches Wappentier sich allerdings über das Blau schlängelte, wäre er beinahe vom Besen gekippt. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! ‚Aber ich hätte es wissen müssen. Luna bleibt Luna.’, ging es ihm grinsend durch den Kopf. Dann ein schriller Pfiff. Rasch wandte Draco seine Aufmerksamkeit wieder dem Spielgeschehen zu. Offenbar hatte einer der Treiber gefoult, so dass Madam Hooch einen Freistoß für Ravenclaw anordnete. Roger Davies führte diesen aus und traf, da der Hüter von etwas Goldenem abgelenkt worden war. Draco brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu kapieren, dass das der Schnatz war. Schon ließ er seinen Besen nach vorn schießen, an Changs lahmen Komet Zwei- Sechzig vorbei auf den Torring links außen zu. Er wähnte sich bereits am Ziel, als er den Nimbus scharf herumreißen musste, um nicht von einem Klatscher niedergemäht zu werden. Die Slytherinkurve buhte, der Rest tobte. Und Cho Chang, die dumme Kuh, hatte nichts Besseres zu tun, als ihn dreist anzugrinsen. Pah, der alten Reisfresserin würde er aber zeigen, was in ihm steckte. Die sollte sehen, wie sie zurecht kam. ‚Eins ist sicher, ich werde diesen verdammten Schnatz fangen. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!’, schwor er sich, stieg ein paar Meter höher und hielt wieder Ausschau nach dem goldenen Ball. Langsam aber sicher zeigten die Slytherins, dass sie die überlegenere Mannschaft waren. Sie bestanden zwar zu einem Großteil nur aus Jungs, hatten aber eine einzige Jägerin in ihren Reihen, die obendrein noch verdammt gut war. Dem zierlichen Ding waren denn auch so einige Tore zu verdanken. Draco kam nicht umhin, Genugtuung zu empfinden, als er das dumme Gesicht des Torhüters von Ravenclaw sah, auch wenn er seine Teamgenossin gar nicht leiden konnte. Auf den Tribünen veranstalteten die Slytherins einen Höllenlärm und erstickten fast die Stimme des Stadionsprechers. Regenwolken zogen von Osten her auf. Der Wind peitschte jetzt eisig über das Spielfeld und ließ die Spieler erzittern. Gerade als die ersten Tropfen zu fallen begannen, sah Draco es wieder golden aufblitzen. Kurz überprüfte er, ob Chang das auch gesehen hatte und zischte dann los, um diese Partie endgültig für Slytherin zu entscheiden. Die Chinesin war so beschäftigt damit gewesen, ihre Haare hochzubinden, dass sie viel zu spät merkte, was Draco vorhatte. Mit ihrem lahmarschigen Besen konnte sie ein Kopf- an- Kopf- Rennen mit dem Sucher der Slytherins abhaken, sie würde ohnehin verlieren. So ließ sie den Eisprinzen gewähren, der nun im Triumphgeheul seines Hauses den Schnatz hochhob. Madam Hooch pfiff ab und die Spieler landeten in den Pfützen, die sich langsam aber sicher auf dem Boden des Stadions bildeten. Sofort war Draco von seinen Teamkollegen umringt, wurde hochgehoben, gelobt und schlussendlich unter einem Sauhaufen begraben, aus dem er Mühe hatte zu entkommen. Auf den Tribünen war der Teufel los. Luna war froh, dass Draco den Schnatz erwischt hatte, bedauerte aber, dass sie nun den Rest des Tages auf ihn verzichten musste, weil die Slytherins ihren verdienten Sieg garantiert ordentlich begießen würden. Und sie war nun einmal eine Ravenclaw und somit nicht zugelassen. Ginny, die ihr Bedauern fälschlicherweise als Enttäuschung über die Niederlage der Adler verbuchte, legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter. „Komm, Luna, gehen wir zurück ins Schloss.“, sagte Ginny aufmunternd. „Geht schon mal vor, ich will noch eine Weile hierbleiben.“ „Aber es regnet doch.“ „Ich bin ja nicht aus Zucker. Es ist okay, ihr könnt ruhig gehen.“ Ginny zuckte die Achseln, sah fragend zu Hermine und als diese nur nickte, verabschiedeten die Löwinnen sich von Luna. Kurz darauf waren sie verschwunden. Luna seufzte. Sie war erleichtert, dass sie jetzt ihre Freude über Dracos Triumph nicht länger zu verheimlichen brauchte. Langsamen Schrittes verließ auch sie die Tribünen, hielt kurz bei den Umkleiden der Slytherins inne, schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. ‚Ich habe ihn in letzter Zeit so häufig für mich allein gehabt, da kann er heute ruhig mit seinen Leuten feiern und mich mal einen Abend vergessen.’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)