Was Mut bewegt von Katherine_Pierce (Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen) ================================================================================ Kapitel 3: Argusaugen --------------------- Kapitel Drei: Argusaugen An diesem Wochenende war Draco Malfoy damit beschäftigt, seine Mission voranzutreiben. Aber nicht nur das, in ihm war immer noch die Erinnerung lebendig an das Lächeln, welches Luna Lovegood ihm hatte zukommen lassen. Es kostete Draco Einiges an Überwindung, Blaise gegenüber dicht zu halten. Auch wenn Zabini sein bester Freund war, manche Dinge konnte Draco nicht mal ihm erzählen. Zumal Blaise sicher nicht verstanden hätte, was a Loony Lovegoods Lächeln so besonders sein sollte. Draco wusste das selbst nicht. Sie faszinierte ihn irgendwie. Und sei es nur, weil sie nach Lavendel duftete. ‚Nein.’, dachte er, ‚Nicht nur deswegen. Sie war immer anders als andere. Vielleicht liegt das am frühen Tod ihrer Mutter?’ Dracos Aufmerksamkeit kehrte zu dem Verschwindekabinett zurück, welches es zu reparieren galt. Das würde sicherlich nicht einfach werden, so viel war ihm klar. Was wiederum bedeutete, dass er jede Menge Zeit im Raum der Wünsche verbringen musste, um das Ding wieder auf Vordermann zu bringen, was wiederum bedeutete, dass er weniger Zeit hatte, sich mit Loony Lovegood zu beschäftigen. Alles in allem war das eine gute Lösung. Zwar bedauerte Draco es, dass er ihr nie wieder so nahe sein würde, wie beim Nachsitzen, doch auf der anderen Seite konnte er so was wie Gefühle grad gar nicht gebrauchen. ‚Ich muss mich auf mein Ziel konzentrieren. Alles andere ist nebensächlich.’, ermahnte Draco sich energisch. Nicht überall herrschte eitel Sonnenschein. So hatten zum Beispiel Dean Thomas und Ginny Weasley mal wieder einen ihrer Streits. Über Belanglosigkeiten, wie so oft. Die Person, der Ginny sich anvertraute, war niemand anderes als Luna Lovegood. Die Mädchen verstanden sich sehr gut und waren seit dem letzten Schuljahr eng miteinander befreundet. Ginny hatte sich, nachdem sie ihre Fassung einigermaßen zurückgewonnen hatte, gleich auf die Suche nach ihrer Freundin gemacht. Man konnte nie genau vorhersagen, wo Luna sich aufhalten würde. Ginny hatte Glück, sie fand Luna nicht weit von der Eingangshalle entfernt an der Treppe, die zu den Kerkern führte. Natürlich war die Gryffindor überrascht. Schließlich wusste jeder um die Abneigung der Slytherins gegen die Löwen und Loony Lovegood. So verwunderlich dieser Aufenthaltsort für Luna auch sein mochte, Ginny war nicht gekommen, um das Wesen ihrer Freundin zu enträtseln, sondern, um ihren Kummer mit ihr zu teilen. Ginny brauchte einfach Trost. „Luna?“, sprach sie die Freundin an. Blonde Haare wirbelten durch die Luft, als Luna sich umdrehte und Ginny anlächelte. „Ja? Was gibt’s?“, fragte sie neugierig. Aber der Gesichtsausdruck der Löwin sagte schon alles. Sofort wich das Lächeln von Lunas Lippen. „Hast du dich wieder mit Dean gestritten?“ Ginny nickte. Tränen, von denen sie geglaubt hatte, sie längst alle vergossen zu haben, stiegen in ihren braunen Augen auf. Die Ravenclaw legte einen Arm um Ginny und bugsierte sie fort aus der Halle. Luna kannte sich in Hogwarts auch ohne Karte des Rumtreibers gut aus. Sie wusste, wohin man sich zurückziehen konnte, wenn man seine Ruhe haben wollte. Doch heute klappte es nicht mit dem Raum der Wünsche. ‚Muss wohl belegt sein.’, dachte Luna, während sie Ginnys Schulter tätschelte und einen Plan B ausheckte. ‚Ich fürchte, dann werden wir uns mit einem leeren Klassenzimmer begnügen müssen.’ Es dauerte eine ganze Weile, bis Luna einen verlassenen Raum gefunden hatte. Nachdem sie eingetreten waren, verschloss sie die Tür, damit niemand sie stören konnte. Ginny ging es schon wieder etwas besser, aber geredet hatten die Mädchen noch nicht miteinander. Kaum, dass Luna mit dem versiegeln der Tür fertig war, zog sie sich einen Stuhl zu dem rothaarigen Mädchen und nahm ihre Hand. „Was ist passiert? Worüber hast du dich mit Dean gestritten?“, fragte Luna besorgt. Zu sich selbst sagte sie: ‚Wenn sie noch ein einziges Mal wegen diesem Idioten weint, mache ich ihm die Hölle heiß!’ Ginny biss auf ihre Lippe. Dann wischte sie energisch die Tränen fort, die über ihre Wangen rannen. „Über eine Belanglosigkeit, wie üblich. Dean findet, dass ich zu viel Zeit mit Quidditch und meinem Bruder, Harry und Hermine verbringe. Ich hab ihm gesagt, dass ich machen kann, was ich will und dass er sich deswegen gefälligst nicht so aufregen soll.“, begann Ginny ihren Bericht. Luna drückte ihre Hand auffordernd. Einer der Gründe, warum Ginny sich so gern bei ihr ausheulte und Rat holte, war die banale Tatsache, dass Luna Lovegood niemals log und auch unangenehme Wahrheiten aussprach. „Daraufhin hat er gemeint, dass er mich ja nie zu Gesicht bekäme, außer beim Essen. Weil ich eben beim Quidditch bin, wir haben ja die neuen Teammitglieder ausgesucht, oder mit Hermine über etwas diskutiere, was ich in den Hausaufgaben nicht verstanden habe. Oder mit Ron und Harry über Trainingspläne und dergleichen rede. Dean ist gleich ausgeflippt und hat gemeint, dass es ja sinnlos wäre, eine Beziehung zu haben, wenn wir nie Zeit miteinander verbrächten.“ Die Weasley- Tochter schluchzte auf. Jetzt hielt Luna es für richtig, etwas zu sagen. „Er hat es sich doch selbst ausgesucht, oder nicht? Ich meine, ihr habt euch sehr gern. Ich verstehe, dass er Zeit mit dir verbringen will, damit ihr euch noch besser kennen lernen könnt, aber andererseits wusste er doch, als ihr zusammen kamt, dass du viel um die Ohren hast. Noch dazu ist Deans Einstellung egoistisch, wenn er verlangt, dass du deine Freunde und Hobbies ihm zu liebe vernachlässigen sollst.“ Ginny nickte. „Stimmt. Aber er gibt einfach nicht nach. Er will das nicht einsehen.“ „Mach dir keine Sorgen, Ginny. Wenn er dich zu sehr bedrängt, dann musst du ihm einfach ganz klipp und klar sagen, dass es nicht ständig nach seinem Kopf geht. Du bist nicht sein Eigentum, nur weil ihr zusammen seid. Vergiss das nicht!“ „Danke, Luna. Was würde ich ohne dich nur machen?“, seufzte Ginny und umarmte Luna spontan. Diese ließ die Dankes- und Liebesbekundung lächelnd über sich ergehen. Für ihre Freunde, und vor allem für Ginny, wäre Luna durch Feuer gegangen. Oder hätte sich Lord Voldemort entgegen gestellt. Während des Abendessens fiel Draco auf, dass am Ravenclawtisch keine Luna zu entdecken war. Das war seltsam. Sie hatte bislang im neuen Schuljahr doch immer die Mahlzeiten in der Großen Halle eingenommen. Es passte Draco gar nicht, dass Loony Lovegood ihre Verhaltensweisen so plötzlich änderte. Mit finsterem Gesicht machte er sich über das Essen her. ‚Dieses Mädchen im Auge zu behalten, ist schwerer als Potter die Nase zu brechen.’, dachte der Slytherin missmutig. In eben jenem Moment sollte sich das ändern. Der wohlbekannte Hauch von Lavendel lenkte den Malfoy von seinen Überlegungen ab. Luna Lovegood kam mit der Schwester des Wiesels soeben am Tisch der Slytherins vorbei. Keines der Mädchen sah besonders glücklich aus, woraus Draco schloss, dass sie mal wieder über Beziehungsquatsch geredet haben mussten. Am Rande hatte Draco mitbekommen, dass Wiesels Schwester mit diesem Dean Thomas was am Laufen hatte. Wie jeder wusste, fand Wiesel das gar nicht prickelnd. Vielleicht hatte Wiesels Schwester also mit ihm gestritten und Loony hatte sie getröstet. Das klang doch ganz plausibel. „Draco?“ Irritiert wandte der Slytherin den Kopf in Richtung des Sprechers. Oder besser gesagt, der Sprecherin. Pansy Parkinson, die unerträgliche Klette, musterte ihn scharf. „Was ist denn?“, knurrte Draco verstimmt. Das Weib ging ihm nur noch auf die Nerven. Sie faselte so viel Unsinn, dass es kaum auszuhalten war. „Du starrst ja Loony Lovegood auf den Hintern!“, kam es prompt von Pansy. „So ein Quatsch!“, fauchte Slytherins Eisprinz erbost, „Loony Lovegood ist das Hinterletzte! Das weiß doch jeder!“ Pansy kicherte nur hinterhältig. Da ging Draco auf, dass er Luna vielleicht wirklich angestarrt hatte, aber bestimmt nicht auf den Hintern. Schließlich gab es da noch ihre intelligenten, hellblauen Augen, das zerzauste, lange und lockige Haar und ihre alabasterfarbene Haut. Er warf rasch einen Blick zum Tisch der Ravenclaws. Dort stand immer noch Loony mit Wiesels Schwester. Aber sie sah die Löwin gar nicht an, sondern ihn! Und in ihren Augen flammte etwas auf, das Draco an ihr noch nie gesehen hatte. Verletztheit. Offensichtlich hatte er so laut gesprochen, dass Loony es mitbekommen hatte. Und es war auch offensichtlich, dass zum einen Pansy genau darauf abgezielt und zum anderen Draco die Ravenclaw verletzt hatte. Wiesels Schwester hatte es auch gehört; sie aber funkelte den Blondschopf voller Empörung an. Dann legte sie Luna einen Arm um die Schulter und drehte sie sanft von den Slytherins weg. ‚Verdammt!’ Es fiel Draco in dieser Nacht schwer, Schlaf zu finden. Immer wieder stand ihm Lunas verletzter Blick vor Augen und versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. Eigentlich hatte er doch diese Worte nur gesagt, damit Pansy ihn in Ruhe ließ. Damit niemand merkte, dass er, Draco Malfoy, der Eisprinz von Slytherin, fasziniert war von der Spinnerin aus Ravenclaw. Es war allgemein bekannt, dass Luna auch von ihren Hausgenossen gemieden wurde. Meistens war das blonde Mädchen allein unterwegs. Angeblich konnte sie Thestrale sehen und hing häufiger im Verbotenen Wald ab, ohne, dass es jemand groß gestört hätte. Aber war Luna Lovegood wirklich so durchgeknallt, wie immer behauptet wurde? Draco fand nur, dass sie gewöhnungsbedürftig war. Ihre Art war so ganz anders, als dass, was er kannte. Zugegeben, Luna Lovegoods Elternhaus ließ sich kaum mit dem Dracos vergleichen. Ruhelos war aber nicht nur der Slytherin. Auch in den drei anderen Häusern gab es ein paar Fälle von Schlaflosigkeit. In Gryffindor gleich mehrere. In Hufflepuff und Ravenclaw nur jeweils einen. Vor allem letztere wäre für Draco Malfoy interessant gewesen: Luna Lovegood. Sie konnte einfach nicht vergessen, was Malfoy, dieser Scheißkerl, über sie gesagt hatte. Natürlich wusste sie, dass die meisten Leute nichts mit ihr zu tun haben wollten, aber das, was Malfoy gesagt hatte, war doch zu weit gegangen. Es hatte Luna Einiges an Überwindung gekostet, nicht in Tränen auszubrechen. Sie weinte selten bis nie, ganz einfach weil sie gut darin war, Gemeinheiten, die auf sie abzielten, zu überhören. Warum also Malfoys Bemerkung ihr so nahe ging, war ihr ein Rätsel. Noch eine ungeklärte Frage, die es zu beantworten galt. Als Draco schließlich doch Schlaf fand in den frühen Morgenstunden, schwor er sich, vorsichtiger zu sein, damit er nie wieder diesen Blick bei Loony Lovegood sehen musste. Von nun an würde er sie mit Argusaugen beobachten und ihr helfen, wann immer er konnte, um gutzumachen, was er versaut hatte. Denn das auch eine Loony Lovegood Gefühle hatte, dessen war Draco sich ganz sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)