Was Mut bewegt von Katherine_Pierce (Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Hauch von Lavendel --------------------------------- Kapitel Eins: Ein Hauch von Lavendel In Hogwarts herrschte gegen halb Zehn immer reges Treiben, da um diese Uhrzeit die erste Doppelstunde Zaubertränke um war und die Schüler zu ihrem nächsten Unterricht eilten. Auch die Sechstklässler taten dies, unter ihnen Draco Malfoy. Er war gar nicht gut gefusselt, weil er soeben mal wieder gegen seinen Erzfeind Harry Potter den Kürzeren gezogen hatte. Der neue Lehrer für Zaubertränke, ein alter Trottel namens Horace Slughorn, hatte eine kleine Phiole von Felix felicis als Preis ausgesetzt. Der Trank bewirkte, dass gelang, was man sich vornahm. Draco hätte das gut gebrauchen können. Flüssiges Glück. Wahrhaftig. Denn auf ihm lastete eine schwere Bürde. Um allem die Krone aufzusetzen, saß sein Vater im Zauberergefängnis Askaban. Eine allzu große Schmach für die Malfoys, vor allem aber für Draco, der, trotz der Kälte des Vaters, sehr an diesem hing. Auch seine Mutter kam damit nur schwer zu recht. In Reinblüterkreisen, in denen die Malfoys verkehrten, wurde selten aus Liebe geheiratet. Viel mehr ging es darum, eine vorteilhafte Partie zu machen. Man mochte es kaum glauben doch Narzissa Malfoy liebte ihren Ehemann aufrichtig. All die Jahre schon, die sie verheiratet waren. Jetzt allein in Malfoy Manor leben zu müssen, wo alles sie an ihren Mann und ihren Sohn erinnerte, tat weh. Draco wusste um den Schmerz seiner Mutter, konnte ihr aber nicht helfen. Er musste seinen Auftrag erfüllen, auch wenn es ihm zuwider war. Mit einer hilflos überfüllten Tasche hetzte Luna Lovegood durch die Gänge Hogwarts’. Es war kurz nach den Ferien und unglücklicherweise war sie soeben im Begriff, zu spät zu Zaubertränke zu kommen. Eine außerordentlich peinliche Angelegenheit, wenn man bedachte, dass Luna das Fach sehr mochte und zu dem den neuen Lehrer kannte. Leider war ihr Vater, obwohl er den Klitterer herausgab, bei Horace Slughorn nicht sehr beliebt. Und das wiederum hieß, dass auch Luna kaum in der Lage sein würde, den neuen Lehrer zu beeindrucken. Ein leiser Seufzer entfuhr ihr. Sie hatte nie so ganz verstanden, warum alle Leute sie für verrückt hielten. ‚Nein, nicht alle.’, dachte sie lächelnd. Schließlich hatte sie einige Freunde. Zumindest seit dem letzten Schuljahr. Die DA hatte Luna nicht nur stärker gemacht, was ihre zauberischen Fähigkeiten anging, sondern ihr Freunde beschert, denen sie rückhaltlos vertrauen konnte. Vor allem mit Ginny Weasley, die in ihrem Jahrgang war, verstand Luna sich gut. Aber auch Harry war ihr ans Herz gewachsen. Wie der Bruder, den sie nie gehabt hatte, weil ihre Mutter so früh gestorben war. Luna flog nur so die Treppenstufen zu den Kerkern hinunter. Sie hatte wohl Glück gehabt, denn die Sechstklässler verließen gerade erst den Klassenraum. Innerlich stieß das blonde Mädchen einen Stoßseufzer aus. Merlin, sei Dank, sie war pünktlich! Allerdings währte ihre Freude nicht lange, denn Draco Malfoy, der Eisprinz von Slytherin, schubste sie grob beiseite. Luna war derartig überrascht, dass sie nichts zu sagen wusste. Was fiel ihm denn ein? Sie hatte ihm nichts getan. Und wenn er schlecht drauf war, sollte er seinen Unmut an jemand anderem abreagieren. Sie schnaubte. Diese Arroganz war einfach unglaublich! Draco hingegen bemerkte kaum, dass er jemanden zur Seite gedrängt hatte, als er eilig den Kerker verließ. Erst als ihm der Geruch von Lavendel in die Nase stieg, blieb er abrupt stehen. Er wandte sich um. Da stand die berüchtigte Luna ‚Loony’ Lovegood und fixierte ihn wütend. Der Slytherin war ganz überrascht. Was war los, dass sie ihn so anfunkelte. Einen Augenblick, der ihm wie eine Ewigkeit erschien, erwiderte er ihren Blick unverwandt. Dann zuckte er die Achseln und machte, dass er davon kam. McGonagall hatte ein Problem mit Verspätungen. ‚Seltsam...’, ging es ihm durch den Kopf. Er hatte nie bemerkt, dass Luna Lovegood hübsch war. Keine klassische Schönheit, aber auf eine eigenwillige Art und Weise. Draco hatte noch immer den Lavendelduft in der Nase, als er die Treppen erklomm, die zum dritten Stock führten, wo McGonagall ihren Unterricht abhielt. Lavendel. Das erinnerte ihn an das einzige Mal, das er mit seinen Eltern in Frankreich verbracht hatte. In der Provence. Dort hatte es meilenweit Lavendelfelder gegeben. Und an ihren Geruch konnte Draco sich selbst heute noch lebhaft erinnern. In Zaubertränke ging auch Luna die Begegnung mit dem Slytherin nicht aus dem Kopf. Der Blick, den er ihr zugeworfen hatte, war so ungewöhnlich gewesen für einen Draco Malfoy. So ungewöhnlich, dass Luna sich fragte, ob sie sich das alles eingebildet haben konnte. Es war schließlich kein Geheimnis, dass sie über eine ausgeprägte Fantasie verfügte. Oder, um es mit ihren Worten zu sagen: Sie sah nicht nur mit ihren Augen. „Miss Lovegood, was glauben Sie, was Sie da tun?“, riss Professor Slughorns Stimme die Ravenclaw aus ihren Überlegungen. Prompt lief Luna rot an und sah hastig auf die Zutatenliste, dann in ihren Kessel. In ihm schäumte es und ein violetter Sud kochte hoch. ‚Verdammt!’, fluchte sie innerlich. Violett war ganz falsch. Eigentlich hätte die Flüssigkeit goldgelb sein müssen. „Ich erwarte eine Antwort, Miss Lovegood.“ Slughorns Stimme klang schneidend. Luna riss sich zusammen. „Ich fürchte, ich habe die Reihenfolge der Zutaten verwechselt, Sir.“, sagte sie entschuldigend. Die Situation war ihr furchtbar peinlich. Eigentlich war sie in Zaubertränke ganz gut. Slughorns Augenbraue wanderte in die Höhe. „So, so.“, meinte er in einem undefinierbaren Ton, „Dann sollten Sie dafür sorgen, dass Sie Ihr Malheur schnellstens in den Griff kriegen.“ Bedröppelt nickte Luna. „Natürlich, Sir.“ Innerlich verfluchte sie Draco Malfoy und seinen verfluchten Blick. Das war nur seine Schuld! Draco war heilfroh, als er den Unterricht für den heutigen Tag hinter sich hatte. Seine Konzentration war verdammt schlecht gewesen. Und seine Leistung ebenso. McGonagall hatte ihm 10 Punkte dafür abgezogen, dass er den Kakadu, welchen er in einen Goldfisch hatte verwandeln sollen, zu einem Hahn gemacht hatte, der ohrenbetäubend zu krähen anfing, so dass Schüler und Lehrerin sich die Ohren zuhalten mussten, wollten sie nicht taub werden. Gryffindors Hauslehrerin war so erbost gewesen, dass sie nicht nur Draco die Punkte abgezogen, sondern ihn auch noch zum Nachsitzen verdonnert hatte. Schamesröte war Draco ins Gesicht gestiegen. Das war nicht fair. Was konnte er denn dafür, wenn er immerzu an Lavendel und hellblondes, gelocktes Haar denken musste? McGonagall hätte Luna Lovegood bestrafen müssen, dafür, dass sie ihn mit ihrem Duft und ihrem Aussehen verhext hatte. Draco empfand seine Strafe nicht als gerechtfertigt und versuchte tatsächlich Professor McGonagall davon zu überzeugen. Doch ihr einziger Kommentar war gewesen: „Es ist sehr wohl Ihre Schuld, Mr Malfoy, wenn Sie sich verlieben und im Unterricht deswegen nachlässig sind!“ Verlieben! Pah! Doch nicht in Loony Lovegood. „Im Leben nicht!“, knurrte Draco erbost und warf McGonagall einen seiner berüchtigten, eisigen Blicke zu. Die Lehrerin allerdings machte sich nichts daraus. Sie scheuchte ihn zu seinem nächsten Unterricht. In der Großen Halle ließ er sich völlig fertig auf die Bank sinken. Den gedeckten Tisch ignorierte er allerdings. Ihm entfuhr einen tiefer Seufzer. „Was’n los?“, wollte Blaise Zabini, Dracos bester Freund wissen. Der dunkelhäutige Slytherin musterte seinen Sitznachbarn besorgt. So kannte er Draco nicht. Nun ja, seit den Sommerferien war Einiges verändert an ihm, was Blaise aber auf den Gefängnisaufenthalt von Mr Malfoy schob. Draco würde es nie zugeben, aber das ganze Theater ging ihm schon ziemlich nahe. „Ach nix. Die alte Schreckschraube McGonagall hat mich zum Nachsitzen verdonnert.“ Blaise, der in der Zeit Alte Runen gehabt hatte, stutzte. „Wieso? Du hast doch eigentlich keinerlei Probleme mit Verwandlung. Oder hab ich was verpasst?“ Seufzend berichtete Draco seinem Freund von dem Missgeschick mit dem Hahn. Diese Anekdote war für Blaise ein Anlass, in wildes Gelächter auszubrechen. Er fand das Ganze ziemlich amüsant. „Halt bloß die Klappe!“, knurrte Draco genervt. Er hasste es, wenn man sich über ihn lustig machte. Auch Blaise bildete da keine Ausnahme. Aber der dunkelhäutige Slytherin war der Einzige, der ungestraft über Draco Malfoy lachen durfte. „Ist ja schon gut, nicht aufregen.“, brachte Zabini keuchend hervor. Draco aber hörte ihm schon nicht mehr zu. Er saß kerzengerade auf seinem Platz, die Augen suchten die Halle nach einer ganz bestimmten Person ab. Der unverkennbare Lavendelduft war Malfoy junior in die Nase gedrungen. Und tatsächlich, da war sie. Luna Lovegood schwebte am Slytherintisch vorbei zu, auf den ihres eigenen Hauses, Ravenclaw. Ihr gelocktes, langes Haar flog ihr nach, ein paar Strähnen umrahmten das alabasterfarbene Gesicht. Im Licht der Kerzen schimmerte es golden. Eine dunkele Hand fuchtelte plötzlich vor Dracos Augen auf und ab. Abrupt kehrte der blonde Slytherin in die Realität zurück. „Hey, Erde an Draco!“ Mit einem Ruck drehte er sich zu Blaise um. Dieser grinste ihn breit an. „Na endlich. Ich dachte schon, dir würden die Augen rausfallen.“ „Halt die Klappe!“, knurrte Draco, dann wandte er sich seinem Essen mit missmutigem Gesichtsausdruck zu. Innerlich hielt er sich eine Gardinenpredigt. Wie kam es, dass er beim Anblick von Loony Lovegood plötzlich verrückt spielte und Stielaugen machte? Das war sonst überhaupt nicht seine Art. ‚Und Loony Lovegood ist definitiv nicht mein Typ Frau!’, machte Draco sich ein für alle mal klar. Wenn da nur nicht dieser Hauch von Lavendel wäre... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)