Gegen jede Vernunft von TeZ (Was, wenn du es nicht darfst...?) ================================================================================ Kapitel 20: ------------ Kapitel 20: Es war ungewöhnlich. Ich saß im Raum der Wünsche, blickte auf meine Uhr und wunderte mich. Hermine war bereits zehn Minuten zu spät. Normalerweise kam sie nie zu spät. Hoffentlich war ihr nichts passiert! Unruhig tigerte ich im Raum auf und ab. Wir wollten heute die Inneneinrichtung fertig stellen. Aber darum ging es eigentlich nicht. Fertig würden wir schon werden. Eigentlich war die wichtigere Frage: War ihr etwas passiert? Ich hatte die junge Frau echt gerne! Hoffentlich war nichts passiert! Sollte ich ihr entgegen gehen? Sofort verwarf ich den Gedanken wieder. Erstens wusste ich gar nicht, wo der Gemeinschaftsraum der Löwen gelegen war, zweitens was sollte ich auch tun, wenn ich denn den Eingang gefunden hatte? Davor stehen und warten? Das konnte ich hier auch! Schweigend setzte ich mich in die Mitte des Raumes, zappelte mit den Füßen und wartete ab. Ich wurde immer nervöser. „Endlich!“, seufzte ich, als die Tür aufging, „Ich dachte schon dir ist was-“ Ich brach ab. Nicht Hermine betrat den Raum. Harry. „Hey! Hermine kann nicht, sie hat sich wohl eine Grippe eingefangen, die Ärmste. Was dagegen wenn ich dir helfe?“ Ich schüttelte den Kopf. „Geht es ihr sehr schlecht?“ „Nein, mach dir keine Sorgen! Ist schon okay! Sie will sich nur auskurieren und vor allem dich nicht anstecken!“ Harry lachte, dann kam er auf mich zu, streckte mir die Hand entgegen und half mir auf. Er war ein wenig größer als ich. Und er strahlte so etwas Seltsames aus. Ein wenig wie Draco und doch nicht ganz. Ich wurde nicht schlau aus ihm. Aber ich mochte ihn, keine Frage. „Fangen wir an?“, wollte er mit warmer Stimme wissen. Ich nickte. Gemeinsam arbeiteten wir nach meinen Plänen den ganzen Nachmittag. Ich begann auch Harry immer mehr ins Herz zu schließen. Er konnte echt witzig sein, er arbeitete effizient und ich war mir sicher, dass man auch sensible Themen bei ihm ansprechen konnte. Wenn ich jedoch nach Draco fragen würde, so würde er wohl ausflippen. Ich wusste ja, dass die beiden nicht sonderlich gut klar kamen. Und ich wusste, dass das Ärger geben würde, sobald Draco zurückkam. Wenn er denn je erfahren würde, dass ich mich so gut mit Harry verstand. Ich war mir nicht sicher, ob ich es ihm sagen sollte. Draco würde sich aufregen. Vielleicht sollte ich aufhören, nette Menschen sofort zu mögen. Schließlich steckte ich mit Draco ja jetzt auch deswegen in der Klemme. Aber Harry hörte zu. Ich hatte wirklich das Gefühl, als könnte ich ihm alles erzählen. Ich tat es nicht. Ich erzählte ihm von Mike und Sam. Ich erzählte ihm von meinen Jahren auf Beauxbatons. Nur von den lustigen Dingen natürlich, aber Harry hörte auch bei den kleinsten Lächerlichkeiten zu. Das war ein wirklich gutes Gefühl. Wahrscheinlich würde ich ihm nie ganz vertrauen, so wie… nun ja, so wie bei Draco eben. Harry erzählte im Gegenzug auch von sich. Auch er vermied die schlimmen Themen, stattdessen erzählte er mir von seinem ersten Kuss, von anderen lustigen Ereignissen und der Nachmittag mitsamt der Arbeit verging wie im Flug. Als wir komplett fertig und vollkommen zufrieden mit unserem Werk waren, blickte ich auf die Uhr und stellte entsetzt fest, dass es bereits nach fünf war. Und um fünf war Draco wiedergekommen. „Oh Gott, sei mir nicht böse, Harry, aber ich muss gehen!“, rief ich erschrocken aus. Harry winkte ab. „Wir sind hier ja fertig! Ich wäre jetzt höchstens noch auf ein Butterbier in die Küche mitgegangen… aber wenn’s so ist, dann geh ich gleich zu Ginny!“ Ich glaubte mich zu erinnern, dass Ginny seine Freundin war, aber eigentlich war es mir im Moment auch egal. Ich wollte wenigstens einen kurzen Blick auf Draco werfen. Wenn wir uns auch erst heute Abend wieder in den Arm nehmen würden können. Wenigstens sehen wollte ich ihn jetzt doch. Harry nahm mich zum Abschied wirklich überraschend in den Arm. „Meinst du wir können irgendwann noch mal was zusammen machen?“, wollte er wissen. Ich zuckte schüchtern die Schultern. „Gerne!“, erwiderte ich leise. Harry lachte: „Wie bist du nur nach Slytherin gekommen! Ich glaub du hast da bei mir echt grad ein paar Vorurteile abgebaut!“ „Freut mich!“, erwiderte ich ganz ehrlich und brachte Harry damit wieder zum lachen. Als wir zusammen den Raum der Wünsche verließen und die Tür hinter uns schlossen, hob Harry noch mal die Hand, meinte fröhlich: „Also, wir sehen uns!“ und machte sich dann auf in die Richtung, in der ich den Gemeinschaftsraum der Gryffindors vermutete. Ich wand mich in die andere Richtung und ging hinunter in Richtung Kerker, wobei ich im Treppenhaus beinahe über eine Trickstufe gestolpert wäre. Mein Fuß knickte höchst bedenklich zur Seite weg. Deswegen humpelte ich ein wenig, als ich die Tür zum Gemeinschaftsraum aufstieß. War Draco schon hier? Ich sah mich wie beiläufig im Gemeinschaftsraum um. Nein. Vielleicht war er ja schon im Schlafsaal? Ich beschloss hinauf zu gehen um mein Buch zu holen. Wenn er da war, hatte ich immerhin einen Grund oben zu sein und wenn er nicht da war, so konnte ich mir wenigstens die Zeit vertreiben. Während ich die Stufen hoch humpelte, beschloss ich, nach einem Zauber für meinen Fuß zu sehen. Den Spruch hatte ich törichter Weise auch vergessen. Wie Mike damals in den Osterferien. Im Gegensatz zu ihm wusste ich jedoch, wo ich den Spruch nachlesen konnte. Obwohl… wahrscheinlich brauchte ich ihn gar nicht. Vielleicht sollte ich dem Fuß nur mal fünf Minuten Ruhe gönnen. Er funktionierte ja noch. Ich drückte also die Tür zum Schlafsaal auf. Draco war wirklich da. Er war über seinen Koffer gebeugt und stöberte darin rum. Ich sagte kein Wort, aber in mir breitete sich ein richtig warmes, glückliches Leuchten aus. Draco war wieder da! „Na, hattest du Spaß?!“, fragte er plötzlich und sein Ton klang beleidigt. Sehr beleidigt. Und eiskalt. So sprach er normal nicht zu mir. Ich sah mich um. Meinte er mich? Außer uns war ja anscheinend niemand im Raum. „Was… was meinst du?“, fragte ich unsicher. Draco wirbelte herum und ja, er sah sauer auf, richtete den Zauberstab auf mich und ich zuckte zusammen. Was hatte er vor? Die Tür schlug hinter mir zu und er versiegelte sie, belegte sie mit einem Zauber, um Eindringlinge abzuwehren, dann ließ er den Zauberstab sinken und kam langsam auf mich zu. Sein Zorn machte mir Angst. „Draco…“, flüsterte ich fast flehend, doch er wischte meine Worte mit einer Handbewegung zur Seite. „Weißt du wie ich mich gefühlt hab? Weißt du das ich dich VERMISST HABE?“ Seine Stimme wurde immer lauter. „Ich hab dich auch vermisst, Draco!“, erwiderte ich leise. Warum schrie er so? Ich wusste mittlerweile, dass er mir nie etwas antun würde. Trotzdem würde ich wahrscheinlich gleich anfangen zu weinen. Ich hasste es, wenn er mich anschrie. Wenn er mich hasste. „Hör bitte auf zu heulen!“ Wie sollte ich das machen? Ich wischte mir mit beiden Händen über die Augen. Ich gab sicher schon wieder ein erbärmliches Bild ab. Vorsichtig schob ich Draco zur Seite und humpelte hinüber zu meinem Bett, um ein Taschentuch vom Nachttisch zu nehmen. Heftig putzte ich mir die Nase und ließ das Taschentuch mit einem Wink meines Zauberstabs verschwinden. „Na, was war jetzt? Hattest du deinen Spaß mit Potter, während ich weg war? Geht das schon länger? Taylor, wenn es dich belastet, dann sag es mir! Dann machen wir Schluss! Du weißt, dass ich das nur für dich tue!“ „Harry?“, krächzte ich erschrocken. Was war denn jetzt los? Was hatte Harry mit der ganzen Sache zu tun? „Ach Harry ist er jetzt schon? Ich könnte die ganze Zeit heulen, weil du nicht bei mir bist und dann komm ich zurück und freu mich auf dich und dann sehe ich dich da oben mit deinem Harry! Verdammte Scheiße!“ Draco rauschte auf mich zu, stieß mich um, sodass ich auf meinem Bett landete und lehnte sich über mich. Wütend schlug er links und rechts von meinem Kopf auf die Matratze ein. „Verdammt noch mal Taylor!“, flüsterte er und begann zu weinen. „Tu mir nicht so weh!“ Versuchsweise legte ich die Arme um ihn und als er sich nicht wehrte und nur weiterhin schluchzte, drückte ich ihn an mich und flüsterte: „Shh… ganz ruhig!“ „Ganz ruhig?! Ich will nicht ganz ruhig sein! Du hast mich betrogen!“ Draco wehrte sich jetzt trotzdem, doch ich hielt ihn fest. Sofort hörte er auf zu zappeln. „Ich hab dich nicht betrogen… ich würde dich nicht betrügen… nie…“ „Und das soll ich dir glauben?“, fragte er schnippisch, richtete sich wieder auf und sah mir in die Augen. „Bitte“, erwiderte ich. Draco seufzte, strich mir eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte: „Du hast nichts mit Harry Potter?“ Ich schüttelte den Kopf. „Und mit niemand anderem?“ Wieder vehementes Kopfschütteln. „Und du… du liebst nur mich?“ Dieses Mal nickte ich. Der Blonde seufzte wieder, dann legte er seine Lippen kurz auf meine Stirn. „Entschuldigung für mein Ausrasten. Was ist mit deinem Fuß?“ „Trickstufe.“ „Soll ich ihn heilen?“ „Nein, brauchst du nicht. Ich werde ihn einfach ein bisschen ausruhen!“ Draco legte den Kopf auf meine Brust. Ich wunderte mich ein wenig, weil er das sonst nie tat, aber es fühlte sich sehr gut an. Nach einiger Zeit seufzte er auf und machte Anstalten sich zu erheben: „Komm, ich weiß nicht wie lange die Zauber noch wirken. Die sind nicht besonders stark.“ Draco stand auf und stöberte weiter in seinem Koffer und ich blieb einen Moment auf meinem Bett liegen. Dann drehte ich den Kopf und sah zu ihm hinüber. „Du hast wirklich geglaubt ich würde dich betrügen, oder?“ Draco drehte sich um und wurde rot. Mit einer süßen, verlegenen Geste schob er sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und antwortete: „Ich hab nie gelernt zu vertrauen!“ Ich nickte schwach. Einige Minuten vergingen, dann stand ich auf. „Ich geh schon runter zu den anderen. Oder soll ich warten?“ „Nein. Das ist wohl… nicht so gut.“ Ich ging zur Tür. Dann fiel mir etwas ein. Ich blieb stehen und fragte leise: „Draco?“ „Ja?“ „Warum können wir in der Öffentlichkeit nicht wenigstens Freunde sein?“ Er antwortete nicht. Plötzlich stand er hinter mir, eine Hand links neben meinem Kopf gegen das Holz gepresst. Draco vergrub das Gesicht in meiner Halsbeuge. Sein Atem prickelte auf meiner Haut. „Weil ich das ganz einfach nicht kann. Nicht mehr. Wir sind keine Freunde mehr, Kleiner. Und das könnte ich nicht spielen. Weil ich zu weit gehen würde.“ „Okay…“, erwiderte ich rau. Draco küsste meinen Hals. Dann trat er zurück. „Geh. Wir sehen uns gleich.“ Ich öffnete die Tür, torkelte ein wenig als ich hinaustrat, atmete erstmal kräftig durch, straffte meinen Körper und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum. Wenigstens tat mir der Fuß nicht mehr weh. Draco war also wieder da. Und die letzte, reguläre Woche des Schuljahres begann. Wir wiederholten alles. Die Lehrer wiederholten alles und wir Schüler saßen auch noch bis spätnachts im Gemeinschaftsraum und lernten, merzten Fehler aus, taten was wir konnten. Ich war richtig, richtig nervös. Nächste Woche waren bereits die UTZ-Prüfungen! Da durfte ich nichts verhauen! Der Druck wurde immer größer. Hannah Abbott war die erste, die es nicht mehr aushielt. Sie wurde mit einem Beruhigungstrank am Montag in den Krankenflügel eingewiesen. Aber sie blieb nicht die einzige. Immer mehr Siebtklässler mussten beruhigt werden. Draco gluckste, als er erfuhr, dass es hauptsächlich Hufflepuffs und Gryffindors waren. Kaum war er fertig mit lachen, schlug er die Hand gegen die Stirn, als Pansy mit einem Schrei aufsprang und weinend aus der Halle rannte. Dabei rief sie laut um Hilfe. Anscheinend hatte sie seit Tagen Schlafstörungen, Wahnvorstellungen und ähnliches. Es stellte sich heraus, dass sie einen gepanschten Trank genommen hatte, der ihre Gehirnleistung fördern sollte. Der Handel mit dem Zeug florierte im Moment. Helfen tat es freilich nicht, aber es gab immer wieder Schüler, die es trotzdem versuchen wollten. Ich hielt meine Gedanken so gut wie möglich zusammen. Das Lernen belastete mich, ja, aber am allermeisten belastete mich die Tatsache, dass ich Draco nicht mehr lange haben würde. Zwei Wochen. Vierzehn Tage. Dreihundertsechsunddreißig Stunden. Zwanzigtausendeinhundertundsechzig Minuten. Und ich wollte ihn nicht verlieren. Ich brauchte ihn doch! Draco schien kaum genervt von meiner Anhänglichkeit. Wie ich mich jede Nacht im Schlaf an ihn klammerte. Wie ich mich morgens erstmal fünf Minuten weigerte ihn loszulassen. Draco fuhr mir nur sanft durch die Haare und bat immer wieder halbherzig jetzt gehen zu dürfen. Irgendwann ließ ich ihn los. Jedes Mal drückte er mir einen letzten verzweifelten Kuss auf die Lippen, ehe er ging. Und ich saß da, legte den Finger auf die Lippen und trauerte um eine weitere Nacht, die schon vorbei war. Mit jedem Augenblick wurde ich trauriger. Blaise und Lawrence waren komplett überfordert und versuchten nur noch mich aufzumuntern. Ich erzählte ihnen, dass mich die Prüfungen nervös machten. Ich log in einer Tour. Und warum? Nur wegen Draco. Und ja, ich machte es wahnsinnig gerne. Blaise und Lawrence kümmerten sich trotzdem reizend um mich. Harry und Hermine winkten fröhlich, wenn ich sie zufällig auf dem Gang sah. Ron wirkte ein wenig distanziert. Er schien aber keinen offenen Groll gegen mich zu hegen. Ich hatte so viele Freunde die alles für mich tun würden. Aber ich konnte einfach nicht mehr fröhlich sein. Ich hielt alles aus. Den ganzen Stress. Die ganze Trauer. Ich bemühte mich alles auszuhalten und niemandem weh zu tun. Ich schaffte es. Lange Zeit. Bis zum Mittwoch. Dem Tag, an dem ich Zusammenbrach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)