Parts of Mankind von Razielim ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kalter Wind der durch die Blätter rauscht. Dunkel wippt die Krone im Wind, vor schwarzem Himmel, dunkler Nacht. Geräusche der Nacht erklingen in der Ferne. Der Mond, so groß und hell leuchtet und bescheint die Welt mit seinem kalten Licht. Kalt reflektiert das Metall meines Schwertes das Licht. Rot glänzt die Klinge im Mondschein. Blut. Blut das auf die Erde tropft. Ich schwanke, ich ächze. Kaum halten mich meine Beine noch. Auf mein Schwert stützend hinke ich vorwärts. Schmerz durchfährt meinen Körper, sticht wie Nadeln. Der Blick verschwimmt, die Welt schwankt, ich falle und der Boden kommt mir immer näher. Kalt und feucht presst sich die Erde an mein Gesicht. Ich sehe nichts mehr, außer dem Dreck vor meinem Gesicht. Schwer atme ich, versuche nicht zu schlafen. Doch ich kann mich nicht mehr rühren, kann mich nicht bewegen. Wo bin ich überhaupt, frage ich mich. Ich weiß es nicht mehr. Mein Blick wird dunkel. Nicht schlafen, sage ich. Doch ich kann nichts dagegen tun. Der Schmerz vergeht, die Kälte weicht und warm empfängt mich der Schlaf. Es stürmt. Der Wind hat zugenommen. Die Kronen der Bäume werden wild hin und her gezerrt. Der Wind reißt an meinen Sachen, kalt fährt er durch sie hindurch. Ich friere. Enger klammere ich meinen Arme um meinen Körper. Doch es hilft nichts. Der Himmel ist dunkel, bewölkt, die Sterne leuchten nicht, der Mond ist verschwunden. Unheimlich hör ich die Rufe des Windes und so wie er an mir reißt, könnte man meinen er würde mich mit sich nehmen wollen. Schnellen Schrittes eile ich von dannen. Hier möchte ich nicht bleiben. Die Nacht ist kalt und unheimlich und gefährlich. Schuhe die über Asphalt laufen. Leises klacken in der Nacht. Es rauscht der Wind und Angst erfasst jeden der es wagt zu jener Stund dort draußen zu sein. Verloren scheint der Mensch der dort alleine läuft. Zitternd, seine Arme um sich geschlungen verharrt er keinen Moment. Angst packt sein Herz. Sein Weg will ihn nur nach Hause führen. Doch treibt er Ihn an einen Ort, den er besser gemieden hätte. Der Wald. Es kommt mir vor als wäre es hier noch kälter als draußen, die Nacht noch finsterer und der Wind viel stürmischer. Will er mich nicht hier haben? Es schreit der Wind als Warnung? Nicht denken, nicht rasten, laufen!Eilig tragen ihn die Beine. Dunkelheit trübt seinen Blick, doch dort zwischen den Bäumen sieht er plötzlich etwas liegen. Blut um Blut pumpt nun das Herz. Die Füße verweilen. Der Blick ist einzigst gerichtet auf diese eine Stelle. Was mag es sein, was sein Blick so fesselt, dass er all die Schrecken der Nacht vergisst? Schwach öffnen sich die Augen. Blinzelnd klärt sich der Blick. Wo bin ich? Frage ich. Dann weiß ich es. Immer noch klebt der kalte Erdboden an meiner Wange. Der Wind zerrt an meinem Haar und meinen Sachen. Vorsichtig krümmen sich die Gelenke. Sachte bewegen sich die Glieder. Ungelenk stützt er sich auf. Und zitternd hebt sich der Kopf. Kalt spiegelt sich das Mondlicht in den Augen. Unheimlich leuchtet es lila in der Nacht. Ausdruckslos starrt er in die Dunkelheit. Der Körper verkrampft sich und die Finger krallen sich in den Schmutz. Wind weht durch die Bäume, Mondlicht erhellt den Menschen. Weiter nichts. Rühren tut sich nichts. Geräusche hörst du nicht. Lauernd wie ein Tier sitzt er am Boden, wehendes lilafarbenes Haar umgibt seinen Kopf. Erstarrt ist sein Blick. Du wirst dafür büßen, denke ich. Langsam schließe ich die Augen, stehe auf und hebe mein Schwert vom Boden. Dreck- und blutverkrustet. Nein schön bist du nicht mehr, aber tödlich und hast deshalb kein anderes Aussehen verdient. Ich weiß das du da bist und ich weiß, dass es deine Schuld ist. Verschwinde oder ich werde mich wehren. Er wartet. Ein Schatten unter vielen. Die Zeit ist längst gegangen. Ich hatte dich gewarnt. Denke ich. So stürze ich voran, dem Feind entgegen. Der Wind hat ihn nicht gesehen, das Licht hat ihn verpasst. Zu schnell war er an ihnen vorbei. Und dann verstummt der Wind, hat dem entsetzen Schweigen Platz gemacht. Das Sterben kann man hören. Blut das auf die Erde tropft. Und da steht der Schatten, das Schwert von sich gestreckt, die Kehle des anderen zertrümmert. Nur noch blutende Masse die auf die Erde tropft. Tropf...tropf... Ich hatte es nicht kommen sehen. Wusste ich doch, dass ich hätte weitergehen sollen. Wusste ich doch, dass ich mich hätte schützen sollen, nur mich. Aber nein, ich musste ja stehen bleiben, warten, beobachten. Dabei wusste ich nicht einmal wer er war. Mit dem Wind ist er gekommen, wie ein Rauschen, wie ein Windhauch, ich hatte es nicht geahnt. Ich kann nicht mehr atmen. Zitternd hebe ich die Hände. Betaste meinen Hals, warm und nass. Etwas läuft über meine Hand. Dampf steigt auf in der kalten Luft. Als würde er atmen. Mein Blick klärt sich. Lila. Kalt. Diese Augen. Und ich weiß, ich hätte nicht stehen bleiben sollen. So musste es kommen. Es ist meine Schuld, ja meine Schuld. Die Augen werden blass, der Körper erschlafft und wie ein Sack rutscht er von der Klinge seines Todes. Nichts weiter als Fleisch. Die Erde wird von ihm zehren. Und bedrohlich ragt der Schatten über ihm hinweg. Lila Augen die so kalt hinunter blicken. Das Leben ist gewichen, der Schatten nun allein und der Wind stimmt sein Klagen an. Ein trauriges Lied in dunkler Nacht. Geschlagen, endlich wieder sicher. Sage ich. Und der Schmerz ist vergangen. Nur leicht, nur schwach noch bohren sich seine Nadeln in mich. Und der Schatten schleicht weiter. Ungesehen passiert er die Bäume. Wachsam sucht sein Blick die Schatten ab, späht in die Dunkelheit, sucht seine Feinde. Keinen Laut gibt er von sich, seine Schritte hört man nicht. Ungesehen fliegt er vorbei. Getragen vom Wind, verborgen von den Schatten. Die Zeit verstreicht, die Zeit vergeht. Der Wald verschwindet, der Tag bricht an. Die Sonne schiebt ihr Antlitz über den Horizont und verbannt die Dunkelheit und die kalte Nacht. Die Welt erwacht, das Leben blüht. Der Schatten geht vorüber, schnell und flüchtig verbirgt er sich in den anderen Schatten. Niemand hat ihn gesehen. Kapitel 2: ----------- Sonnenlicht durchflutet das Zimmer. Verzückt glühen ihre grünen Augen. In spielerischer Freude tanzt sie durch den Raum und ihr schimmerndes grünes Haar weht wie ein Schleier hinter ihr her. Wunderschön, denke ich, ist dieser Tag. So hat er gerade erst begonnen. Nicht ein Schatten trübt ihr Gemüt, glücklich scheint der Mensch der durch die Räume tanzt. Oh Tag, was wirst du mir schenken, was wird heut' wohl passieren? Sage ich und gehe, gehe hinaus auf die Straße und begrüße die Welt. Licht das die Welt küsst, strahlend, blendend scheint es über den grauen Häusern hinweg. Leben quillt in den Straßen, wächst und verbreitet sich. Und der Mensch mit den grünen Haaren und den strahlenden Augen läuft voller Glück die Straßen entlang, vorbei an schwarzen Gestalten, lächelt und freut sich ihres Lebens. Und da sind Augen die sie verfolgen, die sie voller Neid beobachten. Augen voller Hass. Doch sie hat sie nicht gesehen, hat sie nicht erahnt, gespürt. Noch immer lebt nichts als Glück in ihr. Und die Straßen breiten sich grau und wirrend vor ihr aus, doch geht sie ohne Sorge stets voraus. Schwarze Gebäude, schwarze Schatten ziehen vorüber. Doch die Sonne sendet immer noch ihr blasses weißes Lächeln zur Erde. Hallo, sage ich und lächele. Rosa Augen schauen mich fragend an. Traurig blicken sie zu mir empor. Hallo, erklingt es leise aus ihrem Mund. So zierlich ist sie, so klein, so schön und doch so traurig. Ich kann es in ihren Augen sehen. Wie geht es dir, frage ich. Gut, erhalte ich. Rosa Augen die zu Boden blicken. Ich lächele, aufmunternd, aufrichtig. warum ist sie so traurig? Was kann ich tun, frage ich mich. Doch sie weiß es nicht. Kann nichts tun und kann sie nicht verstehen die Person mit den rosa Haaren und Augen. So bleibt sie allein zurück und ihre Beine tragen sie weiter. Zart gleitet ihr Arm durch die Luft. Ein Winken. Nur halbherzig erwidert. Und schon scheinen alle trüben Gedanken, alle Sorgen und der traurige Mensch vergessen. Die Sonne strahlt und erhellt ihr Gemüt. Warum also traurig sein? Die Sonne sagt Gute Nacht. Winkt noch mal allen kurz zu und verschwindet wieder hinter der scharfen Kante des Horizonts, der jeden kleinsten Strahl aussperrt und die Nacht Willkommen heißt. Der Mond, der König der Nacht hat sicher erhoben und stattet nun der Welt einen Besuch ab. Erfurchtgebietend hängt er am dunklen Himmel, umringt von seinem leuchtenden Gefolge. Und alles, die ganze Welt, verfällt in ehrfurchtsvollem Schweigen. Kapitel 3: ----------- Endlich wieder Nacht. Endlich wieder dunkel und ruhig. Niemand mehr der auf den Straßen umher läuft. Endlich allein. Ich wende meinen Blick zum Himmel. Er ist klar, die Sterne funkeln wunderschön und der Mond neigt sein mächtiges Haupt hinab zu mir. Ein kleiner Schauer läuft meinen Rücken hinab, doch ich fühle mich dennoch wohl. Der Stein ist kühl. Lässig lehnt sich der Mensch an die Hauswand, halb verdeckt von schwarzen Schatten, sind bloß seine leuchtenden Augen zu sehen. Die Nacht gehört allein mir, ich bin der einzige der heute hier sein darf. Dies ist meine Welt. Die anderen sind nichts. Ich beherrsche alles, oder nicht? Denke ich. Der Mensch verlässt die Schatten, weiter führt ihn sein Weg. Dunkel ist die Nacht, trüb, still, beängstigend, nur der Mond wirft weiterhin sein Licht. Doch da, in weiter Ferne ertönt ein Geräusch. Eine Melodie hängt in der Luft. Was ist das? Wer singt da, denke ich. Wer wagt es mich und meine Welt zu stören. Willst du was von mir? Dann wirst du es bereuen. Denke ich. Der Mensch läuft weiter, die Musik wird lauter, ein ruhiger trauriger Gesang. La la...la la... Die Nacht ist dunkel, alles ist dunkel, mein Herz ist so schwer. Eine kleine Träne rinnt aus den rosa Augen des Menschen und läuft ihre samtene Wange hinab. Allein, allein bin ich. Wieso? Wieso will keiner bei mir sein? Ich will doch auch nur geliebt werden und selber lieben, aber vielleicht kann ich das nicht oder gibt es gar nichts was man an mir lieben könnte? So bitter ist die Welt. Jeder Atemzug hinterlässt einen fauligen Geschmack auf meiner Zunge. Verzweifelt, verletzt. Sie schaut aus dem geöffneten Fenster. Die Nacht ist ruhig. Doch da weht plötzlich ein Wind ins Zimmer, lässt die Vorhänge wehen und den Körper zittern. Immer mehr nimmt er zu und wackelt an den Fensterläden. Sie schaut hinaus, richtet ihren Blick nach unten. Ihr rosa kurzes Haar tanzt im Wind. Da ist jemand. Ihr Herz schlägt schneller. Wer ist da, flüstert sie. Bist du gekommen um mich zu trösten? Bist du gekommen um mich zu lieben? Ein trauriger Blick. Hallo, du, liebst du mich? Ruft sie aus dem Fenster. Sie sieht seine Augen nicht. Ich bin allein, möchtest du bei mir sein? Niemand antwortet, nur der Wind rauscht durch das Fenster. Willst du mir denn nicht antworten? Bist du den nicht der, auf den ich gewartet habe? Bist du denn nicht gekommen um mein Herz zu trösten? Doch keine Antwort hallt zu ihrem Fenster empor. Warum? Warum denn nur, will mich keiner lieben? Vielleicht, ja, vielleicht gibt es sie ja überhaupt nicht. Dieser Gesang, wer wagt es zu dunkelster Stunde zu singen? Ein Licht, ein Fenster, eine zarte Stimme lässt sich hören. Er bleibt im Schatten, schaut zum Licht empor. Ein Mensch mit rosa Haaren lehnt sich aus dem Fenster zu ihm hinunter. Liebst du mich? Fragt ihre dünne zarte Stimme. Liebe? Frage ich mich. Die Liebe gibt es nicht. Ich dreh mich weg. Der Schatten legt sich über sein Gesicht. Liebst du mich? Schreit sie. Verzweifelt, hysterisch. Streckt mir ihre Hand entgegen. Wird sie aus dem Fenster fallen? Gefährlich nahe hängt sie über dem Abgrund. Liebst du mich denn nicht?! Tränen fallen. Ich gehe. Klacken auf Asphalt, Schritte die sich entfernen und zurück bleibt nur der Schmerz. Der Wind lässt nach, die Kälte weicht. Niemand ist mehr da. Ja, natürlich, ich weiß es doch längst. Die Liebe gibt es nicht. Nicht für mich. Tränen, die fallen. Niemand liebt mich, niemand wird mich je lieben... Die Sonne klopft, der König geht. Der Horizont öffnet seine Pforten und die Königin des Tages schickt ihr strahlendes Antlitz zur Erde. Die Kälte schwindet und die Schatten schrumpfen. Kapitel 4: ----------- Trauriger Blick, traurige Stimme, wie immer. Jeden Tag seh ich sie stehen, seh sie trauern. Doch was, was nur hat sie auf dem herzen, frag ich mich. Hallo, sage ich. Wie immer. Hallo, nur halbherzig, wie immer. Ich lächel, bekomme aber nichts zurück. Was ist mit dir? Frage ich. Nichts. Mir geht es gut. Zweifel. Ich nicke und gehe. Warte! ruft sie mich zurück. Hast du ihn gesehn? Wen? Ich weiss nicht, ich hab ihn nicht richtig gesehen. Heute Nacht, da war er vor meinem Fenster. Plötzlich schwindet die trauer aus ihren Augen und macht der neugier platz. Aber wie, soll ich jemanden den kennen, von dem du nicht weisst wie er aussieht? Ich weiss nicht. Vielleicht kann man ihn gar nicht sehen. Er ist ein Schatten und er kommt mit den Wind. Geflüstert. Der kleine Mensch blickt zu Boden. Kommst du heute zu mir? Fragt sie. Heute nacht, dann wirst du es sehen. Ich werde da sein. Sage ich. Der kleine Mensch verlässt die Straße. Und Graue Augen schauen voller Sehnsucht hinterher. Betrachten den rosa Haarschopf. Weinen. Ich würde sie so gern ansprechen, denke ich, doch ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht, kann nicht auf die Straße gehen. Dort sind so viele, die mich beobachten. Und sie, sie würde mich nie beachten, würde nie mit mir sprechen. denke ich. Graue Augen mit Tränen gefüllt. Glitzernd tropfen sie auf den Boden, verlaufen und werden eins mit dem Dreck der Welt. Tropf..tropf...immer mehr... Hör auf damit. Sagt er. Hör endlich auf zu weinen. Du bist doch selber schuld. Verächtlich blicken ihn die gelben Augen an. Doch die Tränen versiegen nicht. Warum bist du so? Gelbe Augen schließen sich. Ein mürrisches Gesicht. Ich hasse es einfach, wenn du so bist. So traurig, so verletzlich, so ängstlich. Verachtung. Ich hasse es. Geh. Sage ich. Gelbe Augen schauen ihn fragend an. Wütend. Und schließen sich wieder. Stille. Keiner spricht mehr. Nur die Geräusche der Straße dringen durch das geöffnete Fenster. Tragen das Leben weiter hinfort. Guten Abend König der Nacht. Sage ich. Den Blick gen Himmel gerichtet. Genüsslich saugt er die kalte Nachtluft in seine Lungen. Ein lächeln. Freude. Der Mensch ist glücklich. Schnell wie der Wind rennt er durch den Wald, vorbei an schwarzen hochaufragenden Bäumen. Rennt, fliegt, schwingt sein Schwert. Niemand kann ihm was tun, kann ihn brechen. Niemand. Denke ich. Niemand ist stärker als ich. Das Schwert schneidet die Luft, ein leises zischen in der Nacht. Glänzend, furchterregend. Kalt. Doch dann. Leise hört er jemand weinen. Leise hört er jemand schreien. Das schwert sinkt, der mensch bleibt stehen, dreht seinen Kopf in Richtung Stadt. Die lila Haare flattern im wind. Seine lila Augen verengen sich. Was ist da los, frag ich mich. Ein sanftes Stechen durchzieht meinen Körper. Eine böse Vorahnung. Ich sollte lieber nicht gehen. Doch die Neugier siegt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)