Shadow von nufan2039 ================================================================================ Kapitel 2: Shadow wird "geboren" -------------------------------- Steven war nicht so dumm gewesen, Kreditkarten oder anderes, nachvollziehbares Geld mitzunehmen. Er hatte ja die Tresorkombination seines Vaters gekannt und so hatte er sich das Bargeld genommen und noch einige Schmuckstücke, die er in Seattle verkaufte. Er verzichte bei seiner Wohnung auf jeden Luxus und stieg in einem ziemlichen Loch ab. Sein Vermieter erklärte, ihm sei egal, was Steven trieb und wo er herkam, solange dieser seine Miete zahle und die Polizei nicht auftauchen würde. Aber da Steven diese Wohnung nicht als dauerhafte Lösung sah, erwartete er nicht, eine der beiden Bedingungen nicht erfüllen zu können. Doch schnell wurde ihm klar, dass er nicht schnellstmöglich das Land verlassen musste. Seine Eltern hatten anscheinend genug gezahlt, so dass er nicht gesucht wurde und in Ruhe ein neues Leben beginnen konnte. Er machte sich nicht weiter Gedanken darüber, was seine Eltern geregelt hatten, denn er musste mit ganz anderen Dingen klar kommen. Es schien, als sei er gänzlich verändert und das nicht, weil er Menschen getötet hatte und sich um seine Schwester sorgte, nein er war aggressiv, seine Magie war nahezu ausschließlich böse. Wenn ihn jemand nervte, dann entsorgte er diesen Jemand einfach. Seine Opfer sahen furchtbar aus, als hätten wilde Tiere sie angefallen und doch wusste Steven genau, was er tat. Es tat ihm nicht leid, auch nicht, wenn er jemanden umbrachte, weil er ein wenig zu aufdringlich war. Es interessierte ihn alles nicht mehr. In ihm war nur noch Wut, aus etwas anderem bestand Steven nicht mehr und sein Problem war, dass er selbst nicht genau wusste, gegen wen sich diese Wut richtete. Er war zu einer gefühlskalten, skrupellosen Hülle geworden und in seinen ersten Wochen in Seattle richtete sich all diese Wut hauptsächlich auf Menschen, die ihn an das Geschehene erinnerten. So wurden viele Mädchen vor dem Schicksal verschont, dass seine eigene Schwester hatte erleiden müssen. Auch in Seattle sollten seine Taten nicht unbemerkt bleiben, doch Steven musste sich keine Gedanken machen, da seine Morde hervorragend in das Bild einer ansässigen Gang passten. Er ging nicht davon aus, dass ihnen es etwas ausmachen würde, wenn ihnen ein paar bestialische Morde mehr zugeschrieben worden. Und er hatte auch nicht Unrecht. Die Living Dead Dolls juckte es kein bisschen, denn niemand versuchte einen von ihnen für diese Morde festzunehmen. In Seattle gab es soviel Kriminalität, dass die Polizei ohnehin überarbeitet war. Das organisierte Verbrechen hatte seinen Hauptsitz in dieser Stadt gefunden und nahezu jede Mafiaorganisation, egal welcher Herkunft, hatte zumindest einen Zweitsitz hier. Zudem half der Ruf der LDD’s, sich die Polizei vom Hals zu halten, denn auch wenn mal einer von ihnen festgenommen wurde, so war dieser nicht lange in Gewahrsam, denn entweder ließen sie denjenigen aus Angst von Allein wieder gehen, nahmen mit Freude eine Bestechung an, ließen sich erpressen, denn jeder wusste, dass die Dolls ohne mit der Wimper zu zucken auch die Familien der Polizisten zerstören würden, so lange, bis man den Gefangenen gehen lassen würde oder die Dolls befreiten denjenigen einfach selbst. Doch, da Steven sich keine Gedanken darum machte, wen er gerade umbrachte, kam es dazu, dass sich die Dolls doch dafür interessierten, wessen Taten ihnen ein recht großes Problem eingehandelt hatten. Steven war eines Abends von einem merkwürdigen Mann verfolgt worden, dieser Typ kam ihm seltsam vor und als er sich umdrehte, um ihn loszuwerden, drückte dieser ihm ein Messer an den Hals und verlangte mit italienischem Akzent nach Stevens Geld. Dieser schloss kurz die Augen, denn er wollte sich beruhigen, auch wenn er Leute schon für weniger getötet hatte, so wollte er die Sache ruhig angehen. Doch anstatt sich zu beruhigen, ließ er das Messer in der Hand des Italieners so heiß werden, dass dieser nicht einmal in der Lage war, es fallen zu lassen. Danach ging alles ziemlich schnell und Steven nahm das Geld des Toten, während er sich fragte, weshalb ein Typ mit soviel Bargeld es nötig hatte, ihn zu überfallen. Auch dieser Mord war den Dolls zugeschrieben worden und handelte ihnen eine Menge Probleme mit der Mafia ein, zu welcher der Italiener gehört hatte. Man erklärte ihnen den Krieg und sie konnten diesen nur mit viel Geschick bei den Verhandlungen abwenden. Eine der Abmachungen war, dass sie sich um den Täter angemessen kümmern würden und niemand bei den Dolls zweifelte daran, dass dieser leicht zu finden sei, denn immerhin gab es eine Region in Seattle, wo dieser Typ öfters zugeschlagen hatte. Es war nahe liegend, dass er dort zu finden sei. Es war Hollow, welche die Aufgabe hatte, herauszufinden, wer der Typ war und auch zu beschließen, was die Dolls mit ihm anfangen wollten. Denn sie war seit kurzem diejenige, welche die Dolls bei Verhandlungen und auch solchen Problemen repräsentierte und berechtigt war, solche Entscheidung zu fällen, die nahezu alle im gemeinsamen Haus der Dolls zu akzeptieren hatten. Hollow fand den Jungen, der verantwortlich war, in Steven Cold. Sie erkundigte sich nach ihm und fand heraus, was er in LA getan hatte und wie sich sein Leben entwickelt hatte und kam zu dem Schluss, dass sie ihm das Angebot machen würde, den Dolls beizutreten, statt ihn ohne ein Gespräch zu töten. Denn sie sah, was er für ein Potential hatte, während sie ihn beobachtete und sie sah, dass er eine zerrüttete Seele war, wie es bei den meisten Dolls der Fall war. Sie ahnte, dass sie diese Entscheidung einigen im Haus, den Ältesten zumindest, erklären müsste. Doch sie hätte es als Verschwendung empfunden, einen solchen Menschen zu eliminieren, ohne zu bedenken, dass seine Fähigkeiten eine Erweiterung für die Dolls sein konnten. So kam es, dass Hollow eines Abends in Stevens bescheidener Wohnung auf ihn wartete. Sie saß im Dunkeln auf einem seiner Sessel und beobachtete die Tür, durch die er kommen musste. Ihre eisblau-fliederfarbenen Augen waren auch das Erste, was Steven wahrnahm, als er das Licht in seiner Wohnung angemacht hatte. Sie fixierten ihn und er ahnte sofort, dass er sich zurück halten sollte. Er betrachtete den Rest von Hollow, die in seinen Augen eine merkwürdige Erscheinung war. Ihre Haut war sehr blass und wirkte, als sei sie aus Porzellan. Ihr Haar war altmodisch gelockt, wie bei einer alten Puppe aus dem achtzehnten Jahrhundert und ihre Kleidung war zwar äußerst sexy und doch merkwürdig. Es wirkte auf ihn, als sei sie tatsächlich eine lebendig gewordene Puppe. Er hatte durchaus schon von den Living Dead Dolls gehört, er wusste, dass sie es waren, denen seine Morde zugeschrieben wurden, doch er hatte keine Ahnung, wie diese Dolls wirkten, sich kleideten oder was sie verkörperten. Er wusste nicht, dass der Name Programm war und so wusste er auch nicht, dass er einer Doll gegenüber stand. Hollow stand auf und trat etwas näher an Steven heran, sie sah ihm dabei fest in die Augen und musterte ihn. Sie war darauf gefasst, dass er sie angreifen würde, erkannte jedoch, dass er es nicht vorhatte. „Du bist nicht ganz, was ich erwartet hatte, als ich mich auf die Suche nach dir gemacht hatte. Ich dachte, ich würde einen Typen finden, der entweder sehr vom Leben gezeichnet ist und verbraucht wirkt oder einen, der ein wenig geisteskrank wirkt. Kurz: Ich habe mit jemanden gerechnet, zu dem deine Art zu töten passt und nicht mit einem Teenie, der aussieht, als würde er gleich die Promqueen für den Ball abholen. Aber ich habe mich schlau gemacht über dich, Steven.“, sie machte eine kurze Pause, bevor sie weiter sprach: „Du hast uns eine Menge Dinge angehängt, mit denen wir nichts zu tun haben. Das hat uns Probleme bereitet und dafür musst du die Rechnung tragen. Im Normalfall würde ich dich einfach töten und damit wäre das Thema erledigt, aber ich habe dich eine Weile beobachtet und das gibt dir folgende Möglichkeit: Werde ein Living Dead Doll oder stirb!“. Als sei sich sicher gewesen, dass Steven sie nicht hinterrücks angreifen würde, um dann aus der Stadt zu fliehen und die Dolls hinter sich zu lassen, drehte sie ihm den Rücken zu und spazierte zurück zu dem Sessel, um sich in ihm niederzulassen, während er nachdenken konnte. Es war nicht so, dass Steven dieser Gedanke nicht gekommen wäre. Im Gegenteil. Er war sich ziemlich sicher, dass er diese Frau töten konnte, doch er wusste nicht, ob sie allein bei ihm war und ein paar Zweifel hegte er doch, denn wenn er sie so einfach töten könnte, wäre sie nicht diejenige, die ihm den Vorschlag unterbreiten würde. Er war sich sicher, dass er auf keinen Fall den Mord an einer Doll überleben würde und so musste er nun entscheiden, einer von ihnen zu werden oder zu sterben. Er entschied sich für das, was weniger schmerzhaft sein würde und willigte ein, ein Doll zu werden. Hollow lächelte zufrieden und stand auf. „Dann pack deine Sachen! Es ist Zeit für einen Umzug!“ wie zur Unterstreichung ihrer Worte fiel etwas Putz von der Decke, während sie sich die verfallene Wohnung ansah. Sie wartete, während er seine Sachen zusammensuchte und führte ihn dann zu ihrem Wagen, einem Kleibus, der offensichtlich einst als Leichenwagen gedient hatte. Während der Fahrt klärte Hollow Steven auf über das Haus und seine Bewohner, über Rangordnungen der einzelnen Mitglieder und über die Regeln, die es im Haus gab. Steven begann zu ahnen, dass er vielleicht nicht so ganz in das Haus passen würde und er wusste nicht, ob sie ihn akzeptieren würden. Er sprach es an und Hollow sah ihn etwas überrascht an, legte den Kopf schief und erklärte, dass sie ihn einigen der Ältesten schon vorstellen müsse, aber wenn er eine Lösung für seine Sorge hätte, diese jedem Recht wäre. Sie war auch der Überzeugung, dass sein gutes, unversehrtes und puppenunübliches Aussehen für niemanden ein Problem darstellen würde, doch Steven fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken. Er fand eine Lösung mit Hilfe seiner Magie. Er erklärte Hollow, dass er davon ausging, dass keiner von ihnen seinen richtigen Namen trug und auch, dass sie wohl dem entsprächen, was ihr Name verkündete. Er wusste noch nicht, welcher der vielen Bedeutung von Hollow diese veranlasst hatte, diesen Namen zu wählen und als er sie fragte, lachte sie und erklärte, dass bei ihr die Namensfindung nahe liegend war. Ihr Nachname sei Hole, was ja Loch bedeute und so sei Hollow, was eine ähnliche Bedeutung habe, doch nahe liegend. Und dennoch bestätigte sie seinen Verdacht, dass die Namen oft etwas mit dem Verhalten oder dem Aussehen zu tun hätten. Steven beschloss vorerst als Schatten bei den Dolls zu leben, er wollte sich mit seiner Magie unsichtbar machen und dann als Schatten sichtbar sein. Hollow hielt dies für eine gute Idee und erklärte ihm, dass er hierbei bestimmt Unterstützung von den älteren Dolls erhalten würde. Als sie bei dem Haus an den Docks ankamen, sah sich Steven einem gigantischen Puppenhaus gegenüber und wusste, dass dies nun für den Rest seines Lebens sein Heim sein sollte. Eine der Regeln besagte nämlich: Einmal ein Doll, immer ein Doll. Im Haus war es sehr ruhig und Hollow erklärte, dass ein Großteil der Meute heute Nacht ein Ding drehen wollte und vermutlich noch unterwegs sei. Sie bat ihn in die Küche, wo sie ihm das gangübliche Tattoo im Nacken, einen Strichcode mit personeller Codierung, verpasste. Nachdem sie das erledigt hatte, stellte sie ihn den Älteren vor, die Hollow für den „Fund“ beglückwünschten und Steven bei seiner Idee unterstützten. Als am Morgen die restlichen Dolls, welche in Stevens Augen wirklich außergewöhnlich aussahen, mit ihrer gebleichten Haut, den vielen Narben und kosmetischen Modifikationen, im Haus eintrudelten, lernten diese nicht den gutaussehenden Steven Cold kennen, sondern einen Unsichtbaren Typen, der sich Shadow nannte. Und abgesehen von dem Schatten, den er warf, war auch nichts von ihm zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)