Change von kleines-sama (MurdocX2-D) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 „Gehst du schon wieder feiern, Muds?“ Wieso schon wieder? Murdoc hatte keine Lust, mit 2-D, der die letzte halbe Stunde ihm gegenüber am Küchentisch gesessen und diese damit zugebracht hatte, an einem halbvollen Glas Wasser zu nippen, über irgendetwas auf dieser Welt zu diskutieren. Und schon gar nicht über ihn selbst! Er hatte gewaltig miese Laune, was auch die zwei Flaschen Bier, die er eben binnen einer extrem kurzen Zeitspanne leer getrunken hatte, nicht hatten ändern können. Darum zuckte er einfach nur ohne zu antworten genervt die Schultern, und schnappte sich beim Verlassen der Küche noch eine dritte Flasche. Es dauerte nicht lange und Murdoc stand in seinem beschissen engen Winnebago, um sich für die Diskothek ein vernünftiges Oberteil anzuziehen. Er sah für einen kurzen Moment in den alten, zerkratzten Spiegel, der zur Außenverkleidung seines Kleiderschrankes gehörte, und sah eine dunkle, ausgemergelte Gestalt mit tiefen Ringen unter den Augen. Murdoc rümpfte abfällig die Nase, und konnte den Blick nicht abwenden. Eine Mischung aus fürchterlichen Gefühlen, für die er keine Worte fand, durchflutete seinen Körper. Die Mundwinkel des Wesens im Spiegel rutschten ein weiteres Stückchen nach unten. Wieso denn ein neues T-Shirt anziehen? Ganz gleich, wie schick er sich machte, ganz gleich wie oft er sich duschte, ganz gleich wie viel Mühe er sich gab – Murdoc ahnte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass der Sex in dieser Nacht ebenso unbefriedigend und schlecht sein würde wie in allen davor. Was machte er bloß falsch?! Mit einem weiteren Naserümpfen wandte er sich vom Spiegel ab, schnappte sich seinen Deoroller – den einzigen, den er besaß und den billigsten, den es im Laden gegeben hatte-, schmierte sich das Zeug eilig unter die Achseln, interessiere sich nicht für die so entstanden Deorückständen auf dem schwarzen Shirt mit dem 666-Aufdruck, und verließ eilig wieder seinen Wohnwagen. * Der schwarze BMW schnellte durch die Straßen der Stadt wie eine schöne, flinke Katze. Murdoc, der hinterm Steuer saß, hatte sich eine kleine, unscheinbare Disco ausgesucht, in der er höchstwahrscheinlich niemanden treffen würde, den er kannte oder der von Bedeutung gewesen wäre. Relativ froh, einen Parkplatz gefunden zu haben, der nicht weit vom Eingangsbereich entfernt war, stieg Murdoc mit seinem fettigen Haar, dem alten, fleckigen T-Shirt und dem Geruch nach billigem Deodorant oder Aftershave aus dem Auto und ging eiligen Schrittes auf das kleine Lokal zu. Der Türsteher, ein nicht sonderlich großer, aber sehr kräftiger Mann mit hellblonder Mähne, ließ Murdoc gelangweilt passieren, ohne ihn vorher zu kontrollieren, einen Eintrittspreis zu verlangen oder auch nur nach dem Ausweis zu fragen. Keine zwanzig Sekunden später wurde Murdoc klar, weshalb. Die Disco war so gut wie leer. Etwa ein halbes Dutzend Leute mittleren Alters drängte sich wie eine Schar Motten ums Licht um den Tresen, ein weiteres halbes Dutzend stand ziemlich verstreut in dem kleinen Raum mit der hohen Decke und machte den Eindruck, nicht recht zu wissen, wozu es eigentlich hier war, und auf der Tanzfläche befanden sich exakt vier Menschen: Ein ziemlich junges Paar, das gemeinsam tanzte und sich dabei ohne Unterbrechung furchtbar verliebt in die Augen schaute, und zwei männliche Junggesellen, die sich nicht von der schlechten Stimmung beeinflussen ließen und leise für sich selbst vor sich hin feierten. Murdocs Laune war an einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Mit schweren, langsamen Schritten gesellte er sich zu dem Pulk an der Bar und bestellte sich einen Cocktail. Der Barkeeper nickte, schien froh zu sein, etwas zu tun zu haben, und es dauerte nicht lange, da hatte Murdoc einen auffällig buntes und fröhlich wirkendes Getränk in der Farbe eines überreifen Pfirsichs vor sich stehen. Gerade, als er mit der rechten Hand das kühle Glas ergriff, wurde er angesprochen. „Hey, Mudsi! Ich glaub’s nicht, bist du’s wirklich?“ Murdoc nahm einen tiefen Zug von seinem Cocktail, ignorierte dabei, dass das flatternde kleine Deko-Schirmchen ihm fast das Auge ausgestochen hätte, und versuchte seine zitternde Stimme unter Kontrolle zu halten. „William“, kommentierte er trocken die freudige Begrüßung des dunkelhaarigen Mannes, der sich viel zu nahe neben ihn gestellt hatte. Was zum Teufel machte ausgerechnet der hier in diesem kleinen Drecksloch von Disco!? „Ja, ich hatte wirklich nicht gedacht, dass wir uns jemals wieder sehen würden.“ Murdoc ersetzte gedanklich das nicht gedacht durch ein gehofft und betete, dass William möglichst bald bemerken würde, dass er sich nicht mit ihm unterhalten wollte. Und auch keine anderen Dinge mit ihm tun wollte. Bei diesem Gedanken musste Murdoc sich scharf auf die Zunge beißen und ein weiteres Mal einen großen Schluck seines Cocktails zu sich nehmen. Erinnerungen, von denen er gedacht hatte, dass sie für alle Zeit in den Tiefen seines Unterbewusstseins gut aufgehoben wären, drängten sich zurück an die Oberflächen. Er dachte an das Gefängnis in Mexiko, an die Ratten, den Dreck, die Drogen und seinen Bewährungshelfer. William Di Lauro. William bestellte sich ebenfalls einen Cocktail und als Murdoc zufällig einen kurzen Blick auf die Karte warf, bemerkte er, dass es der teuerste und zugleich auch der mit dem meisten Alkoholanteil war. Er pustete sich eine dunkle Haarsträhne zur Seite, die ihm ins Gesicht gefallen war, und dachte sich irgendetwas in der Art, dass das ja sowas von klar gewesen war…Sie standen eine Weile nebeneinander und keiner schien recht zu wissen, was er jetzt sagen sollte. Oder sagen durfte. Irgendwann bemerkte Murdoc, dass sein Glas (schon wieder) leer war, und machte dem Barkeeper ein Zeichen, der schnell zur Stelle war –in der Zwischenzeit war immer noch niemand Neues in die Diskothek gekommen- und ihm einen neuen Cocktail mixte. Nach dem achten oder neunten Cocktail –oder war es schon der Zehnte? Murdoc versuchte sich zu erinnern, musste dann aber feststellen, dass dieser Versuch nur Schwindel und ein ziemlich ekliges Übelkeitsgefühl in ihm wachriefen. Er schwankte stark, umklammerte mit einer Hand zittrig den Rand des Tresens und versuchte sich gegen die Einsicht zu wehren, dass er doch besser auf 2-D hätte hören sollen. Ach, Scheiß auf 2-D! Was wusste denn der schon? Murdoc atmete langsam ein und aus und versuchte mit aller Kraft seine Gedanken zu ordnen -dieses verdammte Schwindelgefühl! Es drehte sich alles…- und spürte, wie sich ein freundlicher, starker Arm um seinen Oberkörper schlang und ihn stützte. Winnebago. Er wollte einfach nur noch in sein Bett! „Bleib ganz ruhig, Muds. Ich kümmer’ mich um dich.“ Er kannte diese Stimme. Sie klang freundlich und vertraut. War William immer noch da? „Komm, ich fahre dich zurück, ja? Hier kannst du in deinem Zustand nicht bleiben.“ Das hörte sich gut an. Murdoc klammerte sich an alles, was er von William zu fassen bekam, stützte sich daran auf, während sie beide langsam, Schritt für Schritt die kleine, verlorene Diskothek verließen. Der Barkeeper schaute ihnen beide mürrisch nach. Sie waren diese Nacht wohl die Haupteinnahmequelle gewesen. Murdoc musste unweigerlich grinsen und stolperte fast über die Bordsteinkante, die unvermittelt in der Dunkelheit aufgetaucht war. „Mein Wagen steht gleich da drüben. Ist nicht weit.“ Es war ein sehr schönes Auto. Das konnte er selbst in seinem stark alkoholisierten Zustand erkennen. William öffnete ihm die Beifahrertür und half ihm, sich auf den weichen Ledersitz zu setzen, und stieg selbst schnell auf der Fahrerseite ein. Eigentlich mochte Murdoc Autos, die mit mindestens zweihundert Stundekilometer unterwegs waren, doch auf dieser Fahrt fühlte er sich so elendig und einsam und hilflos wie lange nicht mehr. „Wir schind scha gar nisch bei misch.“ Die Fahrt hatte nicht lange gedauert, Murdocs Zustand und auch seine Laune hatten sich nicht im Mindestens gebessert, und nun stand er auch noch in einem zwar sehr stilvoll eingerichtetem, doch ihm völlig fremden Schlafzimmer. Ein riesig wirkendes Doppelbett nahm die Mitte des Raumes ein und Murdoc fiel auf, dass die Bettwäsche sehr neu wirkte und farblich zu der restlichen Einrichtung passte. Es roch nach frischer Luft und auch ein bisschen nach Lavendel, und ganz gleich, in welche Richtung er auch schaute, er hatte immer in ihrer Farbe und Form perfekt aufeinander abgestimmte Möbel und einen Teil des Bettes im Blick. Alles schien hier ineinander zu fließen, alles war vollkommen, alles harmonierte miteinander und es gab keine Probleme. Murdoc fühlte, wie sich der Stacheldraht, der sich um sein Herz und seine Lungen gewickelt hatte, langsam ein wenig löste. Er ließ sich rücklings mit ausgebreiteten Armen auf das schöne Bett fallen und lachte. Er hörte, wie William mit einstimmte. Er stand noch immer im Türrahmen, drehte sich aber just in diesem Moment um, um die Tür zu schließen und zu verriegeln, und ging dann –ein triumphierendes Grinsen im Gesicht, das irgendwie gar nicht zu der freundlichen Stimme von eben passen wollte- eiligen Schrittes auf Murdoc zu, der verunsichert zu ihm hochschaute. William krabbelte aufs Bett und lehnte sich, auf allen Vieren stützend, über Murdoc, bis nur noch eine Haaresbreite gefehlt hätte, um den Raum zwischen ihren Mündern zu füllen. Dann küsste er ihn. Murdoc schmeckte den Rest Alkohol auf Williams und seinen Lippen, riss geschockt die Augen auf, verstand nicht, was vor sich ging und versuchte sich aus dem Gewühl von Körperteilen herauszuwinden, was von William nur mit heftigeren Küssen und einem stärkeren Griff quittiert wurde. Bald –der durch die Dutzend Cocktails hervorgerufene Rausch verlor nach und nach seine Wirkung- wehrte er sich nicht mehr. Er lag zwischen diesen weichen Kissen, spürte die heißen Küsse und die schönen Bewegungen, und stöhnte leise und zufrieden vor sich hin. * Er war nicht schwul. Natürlich war er nicht schwul! Nur Leute wie 2-D waren schwul… Murdoc saß gegen einen Grabstein gelehnt irgendwo in dem riesigen Grundstück, das noch zu den Kong Studios gehörte, aber weit außer Sichtweite war. Zu seiner Linken lagen einige leere Flaschen im Gras, die einmal Wodka enthalten hatten, und es war warm. Kein einziges, noch so kleines Wölkchen stand am Himmel, dafür eine freundliche Sonne. Murdoc fühlte sich vom Wetter und der ganzen Welt hintergangen. Das elendige Gefühl in seiner Brust hatte sich noch verstärkt, sein Herz schien zu zerreißen, und die Sonne lachte ihm ins Gesicht! Am liebsten hätte er angefangen zu weinen, aber Murdoc war viel zu stolz und zu dickköpfig, um es tatsächlich zu tun, obwohl es ihm vielleicht nicht allzu sehr geschadet hätte. Als wäre er schwul! Pah! Murdoc erhob sich langsam und schirmte seine Augen vor der Sonne ab. Das gestern war… Das konnte doch mal passieren. Ein Ausrutscher. Ein richtig peinlicher und unverzeihbarer, aber eben nur ein Ausrutscher. Er war doch nicht schwul. Was für ein Schwachsinn! Mit einem wehleidigen Blick betrachtete er die ausgetrunkenen Wodka-Flaschen und fragte sich, ob er neue besorgen sollte. Im Kühlschrank der Kongs hatte er nur Bier gefunden. Literweise Bier, aber er hatte Lust auf etwas Härteres gehabt. Wer wollte schon Bier, wenn er Wodka haben konnte? Hm? Sollte er wirklich los und was Neues holen? Dafür müsste er mit dem Auto in die Stadt fahren. Denn in den Scheiß-Kongs hatten sie ja nur beschissenes, billiges, lasches Bier! Mit einem hässlichen Grunzen kickte Murdoc eine der Flaschen aus dem Weg und machte sich auf den Rückweg. Er schwankte ein bisschen, aber das bemerkte er nicht. Den Autoschlüssel hatte er in der Küche liegen gelassen, auf dem Tisch. Noch immer war dieses furchtbar kleine, dreckige Zimmer eine Art Versammlungs- und Aufenthaltsraum für sie alle, und darum war er nicht sonderlich überrascht, als er 2-D und Noodle dort vorfand. Beide schienen eine Kleinigkeit gegessen zu haben, denn Teller, an denen noch winzige Reste von irgendwelchen Nahrungsmitteln –wahrscheinlich Spaghetti mit Soße- klebten, standen auf dem Tisch vor ihnen, nur wenige Zentimeter von seinem Autoschlüssel entfernt. Als Murdoc einfiel, dass er 2-D ziemlich lange nichts mehr Warmes essen gesehen hatte, fühlte er sich ein wenig besser. Der Wunsch nach Wodka war ein Stückchen weiter nach hinten in den Teil seines Gehirns gerutscht, in dem er die weniger wichtigen Dinge verstaute. Stattdessen beschloss er, sich eine Weile zu ihnen zu setzen. Es dauerte eine Weile –oh, Wodka!-, bis ihm auffiel, dass beide sehr schweigsam waren, und Noodle ihn gleichsam wütend und verwirrt fixierte, während 2-D konsequent den Augenkontakt mied und stumm auf seinen leeren Teller starrte. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht?! Der kleine schöne Funke, der sich in seinem Herzen für einen kurzen Moment eingenistet hatte, erlosch, und Murdocs Stirn legte sich in Falten. Er hatte keine Lust, sich eine Strafpredigt anzuhören oder sich zu streiten, aber noch weniger wollte er alles einfach auf sich beruhen lassen. Also ergriff er das Wort und wiederholte den Gedanken, den er eben gefasst hatte: „Und, was hab’ ich jetzt wieder falsch gemacht?“ Noodle sagte lange Zeit nichts, ehe sie sich von ihrem Stuhl erhob und mit langsamen, würdevollen Schritten und einem stolzen Gesichtsausdruck auf ihn zuging und sich –die Hände in die Hüften gestemmt- vor ihm aufbaute. Also doch eine Strafpredigt. Na super. Murdoc hatte bereits im Alter von fünf oder sechs Jahren damit aufgehört, sich um solche niedlichen Reden zu kümmern, und er sah überhaupt nicht ein, wieso er jetzt wieder damit anfangen sollte. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was du 2-D mit dieser beschissenen Nummer angetan hast!?“ Murdoc wollte bereits zu einer furchtbar viele Schimpfwörter enthaltene Gegenrede ansetzen, ehe ihm auffiel, dass er nicht im Geringsten wusste, wovon Noodle da eigentlich sprach. Was bitte schön sollte er 2-D denn angetan haben? Murdoc zermarterte sich das Gehirn, das sich vom Wodka noch immer nicht ganz erholt hatte, und suchte nach irgendwelchen Erinnerungen, doch im Zusammenhang mit 2-D fand er nicht allzu viel, und was er fand, war nicht negativer als sonst. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er sich in letzter Zeit sogar relativ freundlich 2-D gegenüber verhalten: Verprügelt hatte er ihn ziemlich lange nicht mehr –er wusste selbst nicht mehr so ganz genau, wann das gewesen war- und neben einigen Beleidigungen und Beschimpfungen hatte es sogar das ein oder andere nette Gespräch mit ihm gegeben. Ging doch eigentlich, oder? „Pah! Ich hab’ keine Ahnung, wovon du da redest, Kleine, und selbst wenn ich es wüsste: Was ich mit wem mache, ist doch wohl meine Sache, klar? Und wenn unser kleiner, süßer Loser 2-D mit irgendwas nicht klar kommt, ist das gefälligst sein Problem, verstanden!?“ Murdoc fand, dass das eine ziemlich gute und schlagfertige Antwort war, und mit einem Mal verspürte er den bestialischen Drang, zu grinsen und zu lachen. Definitiv ein falscher Entschluss. Diese Reaktion auf ihre Worte, das brachte das Fass zum Überlaufen! Obwohl Murdoc genau wusste, dass Noodle extrem stark und mit Sicherheit auch nicht ungefährlich war, sah er immer ein kleines, zierliches Mädchen mit über die Augen fallendem Pony in seinen Gedanken, wenn sie einmal darin vorkam, was selten genug geschah. Doch hier und jetzt schien sie binnen weniger Sekunden um ganze Kopfesgrößen gewachsen und in die Breite gezogen worden zu sein; und mit den noch immer wütend in die Hüfte gestemmten Hände wirkte sie wie eine schrecklich strenge Mutter, die ihren einzigen Sohn beim Stehlen erwischt hatte. „Bist du eigentlich vollkommen bescheuert, du gottverdammter Arsch?!“ Murdoc blickte Noodle absolut verdattert und überwältigt an, schien nicht zu wissen, was er auf diesen einen Satz erwidern sollte, stotterte und stammelte ein paar unzusammenhängende Worte vor sich hin und ließ die Flut an Anschuldigungen, Beschimpfungen und Sorgen, die nun seitens Noodle über ihn hereinbrach, über sich ergehen. „Du kapierst wohl überhaupt nichts, oder? Wirklich gar nichts! Unser 2-D hier“ –sie deutete mit einer weit ausholenden Bewegung auf 2-D, der noch immer reglos und wie betäubt am Küchentisch saß und sich anscheinend von tiefstem Herzen wünschte, irgendwo, bloß nicht hier zu sein- „verlässt sich auf dich, er hängt an dir, du bist eine Art Gott für ihn. Und was tust du? Ganz genau: Du verschwindest seit Wochen jeden Abend in irgendeine Disco, Kneipe, Party oder in ein Bordell oder Kasino, und scherst dich einen verdammten Dreck um uns und ganz besonders um 2-D! Du bist ständig nur besoffen, ganz egal um welche Uhrzeit! Es würde mich nicht wundern, wenn du dir demnächst auch noch irgendwelche Drogen oder so was durch die Venen jagst! Denkst du eigentlich mal an uns? Nur einen winzigen Moment lang? Wir machen uns Sorgen um dich, Muds!“ Während diesem Teil ihrer Rede verwandelte sich Noodles Gesicht, das bisher durch die ganze Wut und Trauer furchtbar entstellt und verzerrt wirkte, in das einer besorgten Freundin. „Was soll nur aus dir werden, wenn du so weiter machst? Was soll aus den Gorillaz werden? Aus uns? Dein Zustand tut uns weh, Murdoc! Du machst uns völlig kaputt! Und wunderbar angefangen hast du da mit 2-D!“ Und bei diesen Worten wurde ihr Gesicht wieder zu dieser wütenden Maske, die Murdoc in diesem Augenblick mehr fürchtete als alles andere auf der Welt. Wann nur war dieses Mädchen zu so einer Furie geworden? Er schluckte, klammerte sich mit einer Hand an die Lehne eines Stuhls und zog ihn ein Stück zurück, sodass er sich darauf niederlassen konnte. Wie ein nasser Sandsack oder ein Häufchen Elend hockte er auf seinem Platz und hoffte, dass Noodles Teufelsrede bald ein Ende finden würde. „Du hast es mit diesem komischen Typen getrieben. Letzte Nacht! Die ganze Welt weiß es, Murdoc, es stand in der Zeitung, ganz fett auf der Titelseite. Aber das ist nicht wichtig. Was die Welt von deinem beschissenen Seitensprung hält, ist egal.“ Wieso Seitensprung? „Aber auf diesem Weg hat es auch 2-D erfahren. Und du weißt ja gar nicht –nicht im Mindesten- wie verdammt weh du ihm damit getan hast! Wie konntest du ihm das nur antun? Er liebt dich!“ Dieser Satz stand verlassen im Raum und verschwand nicht. Er liebt dich. Er liebt dich. Er liebt dich. Noodle wirkte selber erschrocken darüber, was sie da gesagt hatte und warf einen schuldbewussten Blick zu 2-D, der zum ersten Mal eine richtige Reaktion zeigte. Sie bestand darin, dass er seine mit Tränen gefüllten Augen weit aufriss, sich mit den Eckzähnen auf die Unterlippe biss, bis sie ganz blutig war, und dann so laut, dass es im gesamten Raum zu hören war, die Nase rümpfte, wohl als letzten Versuch, die Tränen doch noch zurückzuhalten. Es gelang ihm nicht. Murdoc, der nach dieser langen Ansprache endlich wieder Worte fand und sie ausspuckte wie Gift, erhob die Stimme: „Na und? Was kann ich denn dafür, wenn unsere kleine Schwuchtel sich in mich verknallt wie ein Schulmädchen? Bin ich dafür verantwortlich? D weiß ganz genau, dass ich für eine Beziehung –ganz gleich wie abartig sie sein mag- nicht zu haben bin. Ich will mich um niemanden kümmern, außer um mich selbst. Ich hab keinen Bock auf unsere süße, niedliche, kleine Tunte hier!“ Er warf einen vernichtenden Blick in Richtung 2-D, der inzwischen an seinen Tränen zu ersticken schien und nicht in der Lage war, auch nur ein Wort von sich zu geben. Er schluchzte nur und schniefte und heulte, als sei die Apokalypse eingetreten. Was für seine kleine, eingeschränkte Welt ja vielleicht sogar zutraf. „Abgesehen davon mal: Wie sollte ich bitte Rücksicht auf ihn nehmen –wenn ich es gewollt hätte-, wenn mir dieser kleine Feigling das nicht mal sagt, dass er auf mich steht. Auch wenn es vielleicht irgendwo in einer deiner beschissenen Zeitungen stehen mag: Ich kann immer noch nicht Gedanken lesen!“ Mit diesen Worten schnappte er sich seinen Autoschlüssel, verließ eilig die Küche mit der eingeschnappten Noodle und dem zerbochenen 2-D, und machte sich auf den Weg in die Stadt. Er brauchte dringend Wodka! bye sb So, meine lieben Leser, nach der langen Wartezeit, für die ich mich wohl bei euch entschuldigen muss, ist Kapitel 3 nun endlich da. Ich hoffe, es gefällt euch und war es wert, gelesen zu werden. Über einen Kommentar freue ich mich immer! =) William Di Lauro, Murdocs Bewährungshelfer, ist übrigens kein von mir geschaffener Charakter, sondern gehört der lieben Luna-Umbra, der ich sehr herzlich dafür danke, dass ich ihn in meiner Fanfic auftreten lassen durfte. Vielen Dank, Luna-Umbra! ♥ (Für alle, die sich ein wenig für Williams Aussehen interessieren: Schaut mal in Luna-Umbras FanArt-Galerie, da ist ein super Bild von ihm zu finden! ;P) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)