Herzschlagtakt von Rabenfeder (Taito) ================================================================================ Kapitel 2: Chaosmanagement -------------------------- Zwei, Chaosmanagement Leicht verzweifelt ließ Taichi seine Reisetasche sinken. Oh mein Gott, er war ja schon unordentlich aber das hier? Das reinste Chaos. Unmengen an Schuhen blockierten den Weg ins Innere der Wohnung und sollte man es tatsächlich schaffen, sich durch das Labyrinth zu schlängeln, stand man schon vor dem nächsten Hindernis, der gnadenlos überladenen Garderobe. An dieser hingen wohl etwa 20 Mäntel, Jacken, Kurzmäntel, Jacketts und so ziemlich alles, was man irgendwie über ein Hemd tragen konnte. Es war immer wieder verwunderlich, wie viel Kleidung ein einzelner Mensch besitzen konnte. Verzeihung, wie viel Yamato Ishida besitzen konnte. Denn das Sammelsurium an Klamotten, dass der heimische Kleiderschrank des Blonden seit je her beherbergte war schon immer ein Mythos gewesen, den Tai früher gerne etwas ausgeschmückt hatte mit Erzählungen über Irrfahrten und gefährliche Abenteuer im Hemdenland. Der Ansatz eines leichten Schmunzelns legte sich auf seine Lippen. Manche Dinge änderten sich wohl nie. Genauso wie das peinlich berührte Stammeln seines irgendwie so was wie Freundes, als dieser verzweifelt versuchte, seinen chaotischen Lebenswandel zu entschuldigen mit Worten wie „Band“ und „Stress“. Ja, ja, das kannte er schon. Erst war es die Masche mit dem Kind ohne Mutter gewesen, dann die Rebellion gegen den Vater und jetzt die Band, schon klar. Unentschlossen ließ der junge Yagami seine Tasche nun endgültig zu Boden sinken und schüttelte den Kopf. Worauf hatte er sich da nur wieder eingelassen. Mittlerweile bereute er seine Aussage von gestern unglaublich. Was hatte ihn da nur geritten? War bestimmt nur die Müdigkeit gewesen und dieses irrwitzige Gefühl, nicht allein und jemandem wichtig zu sein. So ein Quatsch. Yamato wollte bestimmt bloß nicht allein sein und sich deshalb um ihn „kümmern“, was eigentlich nur bedeutete, dass er Lückenbüßer spielen sollte für irgendjemanden, der noch nicht ins Leben des Blonden getreten war oder sich wieder davon entfernt hatte. Wie Sora. Klar, am Anfang hatte es so ausgesehen, als ob sie sich für ihn interessierte, aber nein, Irrtum. Nichts dergleichen. Nein, stattdessen hatte sie sich, kaum war er nicht mehr der Starspieler der Schule, dem nächsten halbwegs berühmten Kerl an den Hals geschmissen. Und das was nun mal der blonde Sänger der Teenage Wolfs. Klar, Matt hatte ihn noch gefragt, ob das in Ordnung ginge und so weiter, zusammen waren sie ja auch nur etwas über zwei Monate. Aber das hatte gereicht, um Tais Leben total zu verändern. In diesen zwei Monaten musste er so einiges begreifen. Dass er allein war, zum Beispiel. Dass er ersetzt worden war, von Davis. Dass seine alten Freunde nicht mehr da waren, dass sich alle verändert hatten, nur er nicht. Und das, obwohl sein alter Platz doch jetzt von jemand anderem besetzt worden war. Er hatte das alles nie gemerkt, so lange Matt noch bei ihm gewesen war. Aber der verließ ihn ja auch. Er würdigte den Blonden keines Blickes. Dieser Idiot war schließlich schuld daran, dass es ihm mittlerweile so schlecht ging. Vielleicht ließ er sich deshalb auch heute Morgen noch einmal davon überzeugen, zu Yamato zu ziehen, natürlich nicht dauerhaft, nur so lange seine Eltern nicht da waren. Immerhin hatte der Blonde sein Leben zerstört. Und jetzt war er wohl auch dafür verantwortlich, dass es wieder in geregelten Bahnen verlaufen würde. Blondi würde es schon richten. Das musste er schließlich. „Also…du kannst es dir ja schon mal gemütlich machen, ich hab jetzt leider eine unglaublich wichtige Probe. Ich komm aber so schnell wie möglich wieder. Du kennst dich ja aus, nicht?“ Ohne eine Miene zu verziehen verabschiedete Tai sich und machte es sich in Yamatos erstaunlich ordentlichem Zimmer bequem. Na ja, da das halbe Zimmer aus einem Kleiderschrank bestand war das mit der Ordnung gar nicht so verwunderlich, bedachte man, wie eitel Matt war. Aber das war er ja schon immer gewesen. Gut, in der Digiwelt noch nicht, da war er noch so etwas wie ein Lonesome Cowboy, der sich einen Dreck darum scherte, was andere von ihm dachten. Resigniert ließ sich Taichi auf das große, bequeme Bett sinken. Ja, damals als sie noch Digiritter waren war die Welt noch in Ordnung. Klar, sie waren rund um die Uhr in Gefahr aber immerhin waren sie zusammen er war ihr Anführer konnte man sagen. Sie verließen sich auf ihn und er sich auf sie. Ja, als er noch jünger war, war alles einfacher. Kein Zwang, sich für irgendwelche Weiber zu interessieren, kein Bedürfnis nach Coolness, nichts dergleichen. Heute war das alles ein wenig anders. Mit seiner permanent fröhlichen Art war er irgendwann allen auf die Nerven gegangen. Über Mädels wollte er nicht reden, interessierte ihn ja nicht. Er sehnte sich als einziger scheinbar nicht nach einer Beziehung, nach Liebe und Sexualität. Und warum? Weil er Blondschopf Ishida hatte. Und der dachte genauso, bis eben die Sache mit Sora passierte. Tai verlor seinen Ehrgeiz, immer der Beste in der Mannschaft sein zu wollen und wurde mehr zum Teamplayer. Und schon beachtete ihn niemand mehr. Seltsame Wege, die das Leben geht. Normalerweise wird man doch glücklich, wenn man vom einsamen Wolf zum Teamplayer wird und stürzt nicht total ab. Nun, eigentlich hatte es bei Yamato ja funktioniert. Innerhalb einer kleinen und eingeschworenen Gemeinschaft war er sogar ab und an richtig witzig. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen ließ er sich auf das große Bett sinken und atmete tief durch. Matt. Immer wieder Matt. Das beängstigende an seiner Situation und Laune war wohl, dass er jetzt viel mehr nachdachte. Soweit nicht verwunderlich, würde er nicht andauernd an den Blondschopf denken. Aber an Yamato zu denken tat gut, in Erinnerungen zu schwelgen fühlte sich an, wie in eine Wolke gepackt zu sein und diesen dumpfen Schmerz nicht mehr zu spüren. Sein irgendwie so etwas wie bester Freund war zumindest in seiner Erinnerung so etwas wie eine Zuflucht. Und so kam es wohl auch, dass er sich nicht um entschieden hatte und noch immer bei sich zuhause saß, sondern hier auf diesem Bett lag. Er konnte sich nicht unwohl fühlen, so lange der andere in seiner Nähe war, sein Geruch, seine Musik, sein Leben ihn umgab. Und doch war Matt an allem Schuld, oder? Eigentlich nicht, eigentlich hatte der Blonde sich doch sogar schlecht gefühlt wegen der Sache mit Sora. Eigentlich war Yamato Ishida doch immer noch sein bester Freund, der sich auch jetzt noch um ihn kümmerte. Er sollte danke sagen. ~ Hektisch wurde der Schüssel in das Loch gezwängt, etwas zu ruppig im Schloss gedreht, so dass das ganze länger als nötig dauerte aber die Tür öffnete sich dennoch. Ein unsicherer Blondschopf lugte durch den entstandenen Spalt, um sich zu vergewissern, ob sein bester Freund noch da war oder die Flucht ergriffen hatte. War auch schon oft genug vorgekommen. Aber anstatt den Wuschelkopf irgendwo entdecken zu können strömte ihm ein beinahe verführerischer Duft in die Nase. Er erkannte den Geruch von frisch Gebackenem. „Du bist zu früh!“ Beinahe schlitterte ihm ein aufgeregter Tai in die Arme, die Hände bestückt mit Ofenahndschuhen und Mehl an den Backen klebend. Etwas perplex starrte Yamato ihn einige Sekunden lang einfach nur an und war fassungslos. Taichi strahle wie schon sehr sehr lange nicht mehr. In seiner Küche. Wenn man bedachte, wie vereinsamt und hoffnungslos Wuschelkopf Yagami gestern noch gewirkt hatte grenzte das an ein Wunder, was er da sah. Und was er da roch. Apropos riechen. „Ah, der Kuchen!“ Und schon stürmte der braungebrannte Junge wieder in die Küche, gefolgt von seinem total verwirrten Gastgeber. In letzter Sekunde wurde der köstlich duftende Kuchen aus der Ofenhölle befreit und recht ungeschickt mitten auf der Arbeitsfläche positioniert. „Kuchen? Für mich?“ Immer noch absolut ungläubig starrte Matt auf das Backwerk und dann in die beinahe funkelnden Augen. Gestern war Taichi doch noch am Boden zerstört gewesen und jetzt? Verarschte der ihn etwa? Das nachlassende Funkeln in den Augen ließ andere Schlüsse zu. „Du freust dich ja gar nicht. Sorry, war ne blöde Idee“, resignierte der Braunhaarige sofort wieder und ließ die Schultern sinken. Nanu, was war denn nun wieder? Konnte es wirklich sein, das Tai sich durch so eine Kleinigkeit aus der Fassung bringen ließ? „Natürlich freu ich mich nicht, wenn du so schaust, als würdest du fast losheulen. Was ist bloß mit dir los, Tai?“ ~~~ Und wieder hat es länger gedauert, als ich wollte, tut mir schrecklich leid ihr Lieben, das Kapitel wollte ich doch schon Dienstag fertig haben. Ach ja, ich finde es absolut wichtig und selbstgverständlich, dass ich Kommentare beantworte, immerhin schreibt ihr sie mir ja auch, da ist das doch das mindeste. @ GeezKatsu: Nene, Matt tut doch bloß so XD Ich glaub, er ist nur Tai gegenüber so. Zumindest bei mir. @ FlameChild: Na hoffen wir, das Tai weiterhin einsichtig bleibt. @ Catalyst: Sei nicht zu enttäuscht, ich möchte garnicht, dass man Tai jetzt schon verstehen kann, das tut er selber ja auch nicht im Moment ;D @ nigirimeshi: Wem würde es nicht gefallen, von Yama penetriert...ähm genervt zu werden. @ pfaffi: Naja, vielleicht hat Yama gehört, dass mufflig sein Falten macht und ist deshalb nett. Und deine ENS bekommst du natürlich. Das gilt übrigens für jeden, der das möchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)