Sasukes Purpose von -Joanna- ================================================================================ Kapitel 1: -1- -------------- „Den Kampf, den du suchst, wirst du möglicherweise nicht überleben, Sasuke.“ Unruhig lief er in dem kleinen Raum, in dem er sich befand, auf und ab. Madaras Worte hallten immer und immer wieder durch seinen Kopf. Es war die Wahrheit, das wusste Sasuke. Eine unangenehme, aber dennoch die Wahrheit. Schließlich forderte er eines der fünf großen Ninja-Dörfer heraus, eine militärische Großmacht, nicht zu vergleichen mit einem kleinen Stützpunkt, wie Oto es gewesen war. Zwar hatte Orochimaru dort vorrangig Elite-Ninja um sich geschart, war aber zahlenmäßig nie auch nur in die Nähe der Konoha Jo-Nin und Anbu gekommen. Ganz zu schweigen von den vielen Chu-Nin und Ge-Nin. Zugegeben machte sich Sasuke um letztere keine großen Gedanken, waren sie doch meist noch Kinder ohne große Kampferfahrung, doch den Rest konnte und durfte er einfach nicht unterschätzen. Dennoch, vor seinem Plan, das Dorf anzugreifen, schreckte er nicht zurück. Zu tief saß der Hass und die Verbitterung. Zu tief saß das Bedürfnis nach Rache. Rache für das, was man seinem Clan, seinem Bruder angetan hatte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Maske, voller Schmerz und Wut zugleich. „Sie sind schuld“, wisperte er. „Sie sind schuld, dass sie jetzt alle tot sind!“ Eine Träne rann über seine Wange, ein einsames Zeugnis seines Schmerzes. Und gleichzeitig seiner Wut. Wut auf dieses Dorf, das für seinen Schmerz verantwortlich war. Wut auf sich selbst, weil er den Verrat des Dorfes nicht durchschaut hatte. Ja, selbst Wut auf Itachi, weil der ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. „Verzeih mir, Bruder, aber ich kann nicht vergessen.“ Er wischte mit dem Handrücken über seine Wange und beseitigte damit die Träne als Zeichen seines Schmerzes, seiner Schwäche. „Ich kann deinen Weg nicht gehen, Itachi. Sie sollen den Schmerz spüren, den sie mir zugefügt haben.“ Rache. Das war es, nach dem es ihm durstete. Nicht das friedliche Leben, das sich sein Bruder für ihn gewünscht hatte. Eiskalte Rache. Doch mit diesen finsteren Gedanken schlichen sich noch andere Bilder in seinen Kopf. Bilder von seinen Freunden, die er damals gehabt hatte. Er sah ihre Gesichter vor seinem geistigen Auge. Die, seines alten Teams. Naruto und Sakura, die beiden einzig wahren Freunde, die er wahrscheinlich jemals besessen hatte. So sehr er auch versucht hatte, das Band, das ihn mit ihnen verband zu durchtrennen, ganz gelungen war es ihm nie. Erst, nachdem er zu Orochimaru gegangen war, hatte er bemerkt, wie viel die beiden ihm wirklich bedeuteten und wie einsam er doch ohne sie war. Naruto, mit seiner lauten und nervigen Art, der ihn doch eigentlich immer am besten verstanden hatte, egal, wie sehr er sich vor seiner Außenwelt verschlossen hatte. Und Sakura, die ihn in irgendeiner Weise an seine Mutter erinnerte. Warum wusste er selbst nicht, es war einfach so. Doch die beiden waren nach wie vor in Konoha und somit seine Feinde. Es schmerzte ihn, aber er musste sich gegen sie stellen, egal, wie viel sie ihm bedeuteten. Und dass er gegen sie kämpfen musste, war praktisch vorbestimmt, würde Naruto ihm doch sofort entgegen stürmen, sobald er erfahren würde, wie nah er war. Und dann würden sie kämpfen, wie damals, im Tal des Endes. Und Sasuke würde ihn töten müssen, stand er doch zwischen ihm und seiner heiß ersehnten Rache. Entweder das oder er selbst würde sterben. Er wusste nicht, welche Fortschritte Naruto und auch Sakura in all den Jahren gemacht hatten, also war das eine Option, die er in Betracht ziehen musste. Zwar wusste er, dass sie ihn niemals töten wollten, doch sie würden es tun, wenn sie keine andere Wahl hätten, Freundschaft hin oder her. Und er würde es auch tun, wenn sie sich zwischen ihn und seine Rache stellten, soviel war klar. Schließlich war es sein Lebensziel, seinen Clan zu rächen, auch wenn er dabei sein Leben ließ. Sasuke zuckte zusammen, als ihn ein Klopfen aus seinen Gedanken riss. Er fluchte leise, trat aber dennoch zur Tür und öffnete sie. Draußen stand Karin und sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an. Sasuke kannte diesen Blick, setzte sie ihn doch immer auf, wenn sie sich ihrer Sache nicht ganz sicher war. Gerade noch rechzeitig konnte er sich ein Grinsen verkneifen. Sie war doch so leicht zu durchschauen! Er trat einen Schritt zurück und ließ sie eintreten. Hinter ihr schloss er die Tür wieder und drehte den Schlüssel zweimal, ohne, dass sie es bemerkte. Einen Augenblick herrschte Stille, dann wandte sie sich wieder an ihn. „Suigetsu sagte, du wolltest mit mir sprechen?“ Sasuke nickte. „Es gibt da eine Sache, die ich mit dir besprechen muss.“ Sie sah ihn fragend an, erwiderte jedoch nichts, also fuhr er fort. „Wie du weißt, bin ich der letzte Uchiha.“ Sasuke ließ Madara bewusst unter den Tisch fallen, wusste er doch, dass dieser diesen Teil des Planes für hinfällig betrachten würde. „Und ich werde Konoha angreifen, aber das weißt du ja auch schon.“ Karin nickte, schwieg jedoch weiterhin. „Madara denkt, dass ich den Kampf nicht überleben werde und wenn ich ehrlich bin, halte ich das für möglich.“ „Aber Sasuke!“ Sasuke brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Das heißt nicht, dass ich vorhabe, ins offene Messer zu rennen. Natürlich habe ich einen Plan, aber die Möglichkeit, zu sterben besteht immer.“ Karin sah ihn an, verwirrt von seinen Worten und seiner Offenheit. Nie zuvor hatte er so über einen Kampf gesprochen, war er doch jedes Mal siegessicher gewesen. Gut, er hatte niemals ein ganzes Dorf angreifen wollen, doch selbst vor seinem Kampf mit Itachi hatte er nie übers sterben geredet. Sasuke musterte sie mit einem undefinierbaren Blick. Es machte sie nervös, das sah man ihr an. Innerlich seufzte er. Wenn er ehrlich mit sich selbst war, hatte er Karin lieb gewonnen und es widerstrebte ihm, sie so benutzen zu müssen. „Das ... das mag ja sein, aber was hat das mit mir zu tun? Du weißt, dass ich dir in den Tod folgen würde, das musst du mir nicht noch mal sagen.“ Ihre Unsichrheit spiegelte sich auch in ihrer Stimme wider. Sasuke schloss kurz die Augen. „Ehrlich gesagt ist es genau das, was du nicht sollst.“ Er sah ihr direkt in die Augen, sah ihre Überraschung und ihre Verwirrung. Sah die Frage, die in ihr aufkam. ‚Was soll das heißen?’ Er wartete gar nicht erst, bis sie Karins Lippen verließ, sondern sprach weiter. „Es behagt mir nicht, dich und deine Techniken in einem so wichtigen Kampf nicht dabei zu haben, aber ich habe einen anderen Plan mit dir.“ Er stockte kurz und sah zu Boden. Ihm war bewusst, was er von ihr verlangte, hegte jedoch keine Zweifel, dass sie alles tun würde, was er von ihr verlangte. Doch trotzdem beschlich ihn ein seltsames Gefühl in der Magengegend. War es sein Gewissen? Er schüttelte diesen Gedanken ab. Er konnte es sich nicht mehr erlauben, sich von so etwas behindern zu lassen. Jetzt ging es um alles. Sasuke sah Karin wieder in die Augen. „Karin, ich möchte, dass du ein Kind von mir bekommst und damit den Fortbestand meines Clans sicherst.“ Karins Augen weiteten sich und er sah förmlich, wie ihre Gedanken sich überschlugen. In einer anderen Situation hätte er sich ein Grinsen verkneifen müssen, ließ sie sich doch selten so aus der Fassung bringen. Aber nicht jetzt. Die Situation war zu ernst, also verzog er keine Miene. Karin starrte ihn nur an, unfähig, sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Was er da sagte, war mehr als sie sich jemals erträumt hätte. Niemals hätte sie gedacht, dass ihre Bemühungen um ihn doch nicht so vergeblich waren, wie sie - vor allem in letzter Zeit – geglaubt hatte. „Sa .. Sasuke, ich ... ich...“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie sie sich verhalten sollte. Sie wusste einfach gar nichts mehr. Am liebsten wäre sie einfach in sich zusammen gesunken, vor Glück und Verwirrung gleichzeitig. „Nur damit wir uns verstehen, mit Liebe hat das nichts zu tun.“ Seine Stimme war so ausdruckslos wie immer. Karin blickte zu Boden und nickte. Natürlich. Alles hatte einen Haken. Aber sie konnte damit leben und genau das erstaunte sie. In ihren Träumen hatte sie sich ausgemalt, mit ihm zu leben, ihn zu lieben und von ihm geliebt zu werden. Doch gleichzeitig hatte sie gewusst, dass es niemals soweit kommen würde. Sie hatte ihn in letzter Zeit beobachtet und - ganz gleich was viele von ihr dachten - dumm war sie nicht. Sie konnte eins und eins zusammen zählen und hatte sich zusammen gereimt, was in ihm vorging, egal, wie sehr er versuchte, es vor ihr und den anderen zu verstecken. Manchmal, wenn er sich nicht vollends konzentrierte, erhaschte sie einen Blick auf seine Gefühle in seinen Augen. Sie sah Schmerz und Wut, den Durst nach Rache, aber sie sah auch Sehnsucht darin. Sehnsucht nach jemandem und Karin war sich sicher, dass dieser jemand nicht sie war. Es stimmte sie traurig, doch sie wusste, dass sie es nicht ändern konnte. Sie hob den Kopf und sah ihm wieder in die Augen. „Ich weiß.“ In diesem Moment spiegelte sich so viel in ihren Augen. Sasuke sah Traurigkeit, Unsicherheit und gleichzeitig eine Entschlossenheit, die er erst einmal bei einem Menschen gesehen hatte. Er zögerte kurz, doch dann verdrängte er das Bild, das er vor seinem inneren Auge sah. „Also bist du einverstanden?“ Er wusste, dass diese Frage überflüssig war, hatte sie ihm doch verständlich gemacht, dass sie alles für ihn tun würde. Trotzdem nickte sie noch einmal, doch dieses Mal senkte sie ihren Blick nicht. Sasuke seufzte und schloss kurz die Augen, bevor er seine Hand auf ihre Hüfte legte und sie näher zu sich zog. Wieder sah er Unsicherheit und Entschlossenheit auf einmal und wieder verdrängte er das Bild, das in ihm aufstieg, hatte er doch das Gefühl, es ihr schuldig zu sein, ihr in diesem Moment seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Zumindest das. Er atmete ihren herben Duft ein, fuhr mit seinen Händen durch ihr langes, rotes Haar und genoss den Moment. Es war keine Liebe, die sie verband und doch hatte er ein zartes Band zu ihr geknöpft. Ein Band - obgleich es nicht so stark war, wie das, das ihn mit seinem alten Team verband – von dem er wusste, dass er es spätestens nach dieser Nacht nicht mehr so leicht kappen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)