I'm so sorry, but I love you! von -Krone- (Seung-Ri X Tae-Yang) ================================================================================ Kapitel 1: Drehtage ------------------- Ein Schritt zur Seite, eine elegante Drehung, heißes, rotes Scheinwerferlicht, das seine Farbe schnell zu weiß wechselt, eine freundschaftliche Umarmung, die viel zu früh wieder vergangen ist. Seung-Ri spürte noch das warme Kribbeln der Berührung im Nacken, um ein Haar hätte er seinen Einsatz verpasst. Dann das strahlendste Lächeln, das er zustande bekam. „Cut! Cut!! Okay, das war schon mal ganz gut. Aber ich weiß, dass ihr das besser könnt. Also ihr habt jetzt fünf Minuten und dann drehen wir die Einstellung nochmal. Und wenn es sein muss, auch noch zehn Mal!“ Seung-Ri seufzte und setzte sich auf eine Kiste am Rande des Sets. Sie waren nun schon seit fast fünf Stunden am Drehen, und das, wo es gerade mal elf Uhr morgens war. Er war müde, fror und hatte langsam keine Lust mehr. Immer die gleichen Tanzschritte, das gleiche breite Lächeln, die gleichen, einstudierten Sätze. Er schüttelte den Kopf. Eigentlich wollte er das alles gar nicht so sehen, er war einfach am Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden. Er liebte seinen Job und er liebte es auch, das hier zu tun, Werbespots zu drehen. Es war nur einfach nicht sein Tag. Erneut seufzend wollte er sich nach hinten lehnen, doch den einzigen Halt bot ein großer Scheinwerfer, und der war nicht dafür konzipiert, das Gewicht eines ausgewachsenen Mannes zu halten, selbst wenn er noch gar nicht ausgewachsen war und so sah Seung-Ri von seinem Vorhaben ab und lehnte sich nun vielmehr auf seine Knie. Er ließ seinen Blick durch das aufgebaute Set wandern und betrachtete desinteressiert das geschäftige Treiben. Assistenten liefen mit Bergen von Papier und Paletten voll Kaffee durch die Gegend und versuchten, sich nicht gegenseitig anzurempeln. Der Regisseur saß gebeugt über einem Hefter und strich dick irgendwelche Sachen an oder aus. Seung-Ri vermutete, dass es sich um das Drehbuch handelte. Es war immer wieder ein Wunder, wieviel Zeit und Nerven man in einen zweieinhalbminütigen Spot investieren musste. Gegenüber von ihm, einige Meter entfernt, saß Ji-Yong, ihr Leader, auf der Motorhaube des todschicken weinroten Cadillacs, der eigentlich Teil ihres Sets war und spielte mit seinem Handy rum, wobei er nervös mit dem Fuß wippte. Noch weiter abseits standen Seung-Hyun und Young-Bae und schienen sich über irgendetwas zu unterhalten. Für einen Moment blieb Seung-Ris Blick auf Young-Bae hängen, wanderte von der schiefsitzenden Mütze hinunter zu den schmalen Augen, dem lächelnden Mund, dann tippte ihn jemand von hinten an. Seung-Ri drehte den Kopf und blickte in das breit grinsende Gesicht Dae-Sungs, der ihm eine Dose Eistee hinhielt. „Da, für dich, du solltest was trinken!“ Dae Sung warf ihm die eiskalte Dose in den Schoß und schob ihn mit der Hüfte zur Seite, so dass er sich ebenfalls auf die Kiste setzen konnte. „Hyung?“ „Mh?“ „Weißt du…“ Seung-Ri wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, da wurde er von den Rufen ihres Regisseurs unterbrochen. „Los, Jungs, Pause ist vorbei, alle wieder auf Ausgangsposition!“ Seung-Ri schwang sich von der Kiste, stellte sein nicht geöffnetes Getränk auf die Stelle, auf der er eben noch gesessen hatte und ließ angehaltene Luft entweichen. Um ein Haar hätte er etwas sehr Dummes gesagt! Er versuchte, den Gedanken abzuschütteln und sich auf den Dreh zu konzentrieren, in Selbstmitleid konnte er auch noch versinken, wenn er seinen Job anständig gemacht hatte. Und je mehr sie sich jetzt anstrengen würden, umso schneller würden sie den heutigen Tag abhaken können. Mit gestrafften Schultern, die Tanzschritte fest in sein Gedächtnis gebrannt, stellte er sich auf die Markierung, die ihre Position für die zweite Einstellung bezeichnete. Dann wieder die flüchtige Berührung, die flüchtige Berührung, die so im Drehbuch stand, doch von der Seung-Ri gerne glauben wollte, dass die mehr bedeutete. Wieder das Kribbeln. „Du warst heute nicht sehr gut drauf, oder?“ Seung-Ri schreckte auf, musste hochsehen, um zu erkennen, wer gesprochen hatte und sah durch den Spiegel in das freundlich lächelnde Gesicht Young-Baes. Im ersten Moment, war er so verdattert, dass er keine Antwort herausbringen konnte. Wieso ausgerechnet er, wieso ausgerechnet jetzt? „Du hast ein paar Mal bei den Tanzschritten gepatzt, das sieht dir gar nicht ähnlich.“ Seung-Ri nickte, dann zuckte er mit den Schultern. „Tut mir leid, ich wollte euch nicht in Verlegenheit bringen.“ Dann senkte er seinen Blick wieder. Den Älteren so nah bei sich zu haben, hinter sich stehend, seine Wärme beinahe zu fühlen - er müsste sich nur ein wenig nach hinten lehnen - war verwirrend und auf eine unbestimmte Art unangenehm. Und doch wünschte er sich nichts sehnlicher, als diese Nähe noch ein wenig länger auskosten zu können. „Ya! Die anderen sind schon gegangen, vielleicht sollten wir…“ Seung-Ris Herz klopfte bis zum Hals, als er die Hand des Älteren auf seiner Schulter fühlte. Eine freundschaftliche, aufmunternde Geste, nichts weiter, doch sie ließ ihm das Blut in den Kopf steigen und seinen Herzschlag verrückt spielen. Viel zu stürmisch erhob er sich von dem ungemütlichen Garderobensitz, auf dem er fast eine halbe Stunde gesessen hatte, ohne sich zu rühren, in trübsinnige Gedanken versunken. ‚Scheiße, scheiße! Ich kann das nicht mehr, verdammt!‘ Er rempelte Young-Bae an, ohne ihn noch einmal anzusehen, griff nach seiner Tasche und stürmte aus dem Raum. Zurück ließ er einen ihm verwundert hinterher sehenden Young-Bae, der sich in diesem Moment fragte, ob er vielleicht etwas falsch gemacht hatte. Seung-Ri hämmerte wie wild auf den Fahrstuhlknopf ein, nahm sich nicht die Zeit, auf ihn zu warten und hastete in Richtung des Treppenhauses, um, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, auf diesem Weg zu verschwinden. Vor dem Gebäude wartete noch immer die vom Entertainment bereitgestellte Limousine auf ihn und mit ihr seine Freunde, doch er nahm sie kaum wahr, er wollte nur weg. Wollte, dass sein Herz aufhörte, seine Brust zu zerreißen. Sein Name schallte laut durch die Straße, doch auch das hörte er nicht. Seine Schritte wurden immer schneller, dann begann er zu rennen. Wo auch immer seine Beine ihn hintragen wollten, er würde ihnen folgen. Nur weg, so schnell er konnte und wieder einen klaren Kopf fassen. Erst als er schließlich keine Luft mehr bekam, stoppte Seung-Ri seine Flucht, sank gegen die nächste Hauswand und blieb dort schwer atmend sitzen. Und erst, als seine Lungen nicht mehr wie Feuer brannten, hörten auch die Gedanken in seinem Kopf auf wild durcheinanderzuwirbeln. Er versuchte zu rekapitulieren, was eigentlich passiert war, aber es schien, als habe sich ein milchiger Schleier über die letzten Minuten gelegt. Doch er hatte es fast kommen sehen. Irgendwann ist immer der Moment erreicht, in dem man seine Gefühle nicht mehr nur in sich hineinfressen kann, in dem sie aus einem hinausbrechen und wenn man Pech hat großen Schaden anrichten. Seung-Ri hatte Pech gehabt. Eindeutig. Seung-Ri konnte kaum sagen, wie lange es her war, doch irgendwann war es nicht mehr nur Freundschaft gewesen, die sich in ihm geregt hatte, wenn sein Blick auf Young-Bae fiel. Alberne, kindliche Schwärmerei, so hatte er es zunächst abgetan, doch sich selber etwas vorzumachen ist meist kein sehr erfolgreiches Unterfangen. Und seitdem brannte die ungewohnte Sehnsucht in ihm, vermischt mit Scham und tief verwurzelter Hoffnungslosigkeit. Er vergrub das Gesicht in den Armen und hoffte einfach, dass alles von selber besser würde. Kapitel 2: Dunkelheit --------------------- Young-Bae blieb einen Moment verdattert in der Umkleidekabine stehen und blickte mit vor Verwirrung weit aufgerissenen Augen in den Flur, durch den Seung-Ri vor wenigen Sekunden abgehauen war. Was war bloß heute in ihren Jüngsten gefahren? Doch dann schaltete sein Gehirn wieder auf Betrieb und seine Füße setzten sich in Bewegung. „Seung-Ri!“, rief er und rannte ihm nach, doch er bekam ihn nurnoch kurz zu sehen, als er im Treppenhaus über das Geländer guckte. Als er aus dem Gebäude trat, wäre er fast mit Seung-Hyun zusammengestoßen. „Ya! Was war denn mit euch los? Seung-Ri ist einfach an uns vorbeigerannt. Er hat gar nichts gesagt.“ „Okay, keine Ahnung, lass mich vorbei, ich muss…“ Young-Bae war so außer Atem und so durcheinander, dass Seung-Hyun ihn fest an den Armen packte und ihm mit steinhartem Blick in die Augen sah. Young-Bae schloss die Augen, atmete einmal tief durch und begann dann erneut zu sprechen. „Ich hab keine Ahnung was los war. Ich habe Seung-Ri nur darauf angesprochen, dass er heute ein paarmal Fehler bei der Choreo gemacht hat und ihn gefragt, ob alles in Ordnung ist. Und dann ist er auf einmal aufgesprungen und weggerannt.“ „Hast du vielleicht irgend etwas gesagt, dass ihn verletzt hat?“, schaltete sich Dae-Sung ein, „Du weißt doch, wie empfindlich er ist, wenn man ihn kritisiert.“ Doch Young-Bae schüttelte mit Nachdruck den Kopf. „Nein, wirklich, ich habe mir nur Sorgen gemacht.“ „Sollen wir ihn suchen gehen?“, schlug Dae-Sung vor und reckte tatkräftig seine Faust in die Luft doch Young-Bae schüttelte den Kopf. „Vielleicht braucht er im Moment einfach ein bisschen Zeit, er scheint schon den ganzen Tag schlecht drauf gewesen zu sein. Und wenn wir bis heute Abend nichts von ihm gehört haben, dann werden wir anfangen zu suchen.“ „Ja, ich halte das auch für die beste Idee“, stimmte Ji-Yong zu und legte dem Älteren einen Arm um die Schulter. „Komm schon, du bist sicher nicht schuld daran“, versuchte er ihn aufzumuntern und kniff ihn in die Wange. Ein müdes Lächeln war sein einziger Lohn, aber Young-Bae war dennoch dankbar für die ermutigenden Worte. Auf eine seltsame Art und Weise fühlte er sich wirklich schuldig für Seung-Ris Ausraster, auch wenn er sich nicht erklären konnte, inwiefern er ihn ausgelöst haben könnte. Er wollte doch nur helfen. Den Rest des angebrochenen Tages verbrachte Young-Bae im Wohnzimmer auf und ab laufend. Bei dem leisesten Geräusch im Hausflur rannte er zur Tür und spähte mit klopfendem Herzen durch den Türspion, jedes Mal wenn ein Auto vor dem Appartementhaus parkte, lehnte er sich weit aus dem Fenster um zu erkennen, ob Seung-Ri vielleicht aussteigen würde. Doch jedes Mal wurde er enttäuscht. Natürlich. Er versuchte sich sogar ein Buch zu nehmen und mit einer Tasse Tee auf der Couch zu warten, doch er musste die erste Zeile allein drei Mal lesen, weil seine Gedanken immer wieder abschweiften und so gab er auch dieses Unterfangen auf. Er konnte das Gefühl nicht loswerden, das er in irgendeiner Weise an dem seltsamen Benehmen ihres Jüngsten Schuld war und so waren die Sorgen, die er sich um ihn machte doppelt belastend. Zudem war der Ausbruch so unerwartet gekommen. Young-Bae hielt sich nicht für den einfühlsamsten Menschen, den diese Welt zu bieten hatte, doch normaerweile merkte er schon früh, wenn mit einem seiner Freunde etwas nicht stimmte, doch hier hatte er komplett versagt. Gut, Seung-Ri hatte ein paar Tanzschritte versemmelt, das konnte jedem Mal passieren und er hatte ihn doch auch darauf angesprochen. Wie er es auch drehte und wendete, er konnte nicht verstehen, was in der Garderobe passiert war. „Immernoch am Grübeln?“ Im Laufe des Nachmittags hatte immer mal wieder einer das Wohnzimmer betreten, doch sie hatten es tunlichst vermieden, Young-Bae anzusprechen, der wirkte wie eine tickende Zeitbombe auf Ecstasy. Doch Ji-Yong hatte da um einiges weniger Hemmungen als die anderen. Die Reaktion fiel knapp und nicht sehr freundlich aus. „Nach was sieht es denn aus?“ Und schon hatte ihr Leader seinen Kopf wieder aus der Schusslinie genommen. Es tat Young-Bae ein wenig leid, dass er so reagiert hatte, aber er konnte es im Moment nicht nachvollziehen, wie die anderen so wenig besorgt sein konnte. Dass auch diese sich auf ihre Weise ihre Gedanken machten, konnte er nicht sehen. Und irgendwann, als die Sonne schon im Begriff war hinter den hohen Häusern der Stadt unterzugehen, hielt Young-Bae es nicht mehr aus. „Ich gehe jetzt“, rief er und bevor Zeit für auch nur eine Antwort gewesen wäre, fiel die Wohnungstür schon hinter ihm ins Schloss. Young-Bae hatte keinen wirklichen Plan im Kopf, er wollte erstmal alle Stellen abklappern, die Seung-Ri gerne besuchte und wenn er ihn dann immer noch nicht gefunden hatte würde er weiter suchen, bis ihn seine Füße nicht mehr trugen. Es war wie ein innerer Zwang, dem nicht beizukommen war. Er musste Seung-Ri finden und sich bei ihm entschuldigen für was auch immer er getan haben mochte. Und dann wollte er den Jüngeren in den Arm nehmen und ihm sagen, dass er solche Dummheiten nicht machen durfte, dass er Angst um ihn gehabt hatte. Er setzte seine Beine wieder in Bewegung und hetzte schwer atmend durch die Straßen Seouls. Seine Gedanken waren eingenommen von ihrem Nesthäkchen. Sein Lächeln, seine schüchterne Art und dann der wütende, verletzte Ausdruck in seinen Augen als er aufgesprungen und an Young-Bae vorbeigerannt war. „Verdammt Seung-Riya, wo steckst du bloß“, fluchte er in sich hinein, als er auch in der dritten Bar keinen Erfolg hatte. Nun blieben nicht mehr viele Möglichkeiten. Entweder der kleine Park, der sich nur einige Blocks von Young-Baes momentanem Standort aus befand oder Seung-Ris Lieblingsrestaurant. Doch da dies nicht der geeignete Platz schien, sich darin zurückzuziehen, wenn es einem nicht gut ging, beschloss Tae-Yang es von seiner Liste zu streichen. Einen Moment nahm er sich, um wieder zu Atem zu kommen, dann rannte er erneut los. Es war nicht weit, aber da es schon dunkel wurde und es, wenn seine Erinnerung ihn nicht trog, kaum Straßenlampen in besagtem Park gab, wollte er sich beeilen. Es nutze allerdings nicht, denn unter den Bäumen, war es trotzdem so dunkel, dass er kaum etwas erkennen konnte. Er bremste ab und ging nun ruhiger und sich sorgsam umsehend den Weg um den kleinen See herum, versuchte in der Dunkelheit jemanden zu erkennen. Aber es war aussichtslos, selbst wenn Seung-Ri einen Meter vor ihm gestanden hätte, hätte er ihn wohl nicht gesehen. Die Bäume schienen alles Licht der Stadt zu verschlucken und diesen Park zu einer sehr hoffnungslosen Gegend zu machen. In einer anderen Situation hätte er vielleicht romantisch sein können. Ernüchtert ließ Young-Bae sich auf den taufeuchten Rasen Sinken und schlang die Arme um seine Beine. Er hätte es sich ja eigentlich fast denken können. In einer Stadt wie Seoul jemanden zu finden und das zu Fuß – wie hatte er nur glauben können, dass er damit Erfolg hätte? So würde er also unverrichteter Dinge nach Hause in ihr Appartement zurückkehren müssen und seinen Freunden erklären, was ihn da eigentlich geritten hatte. Aber noch wollte er nicht aufstehen. Es schien, als habe die düstere Melancholie des Parks ihren Schatten auf ihn geworfen. „Hyung?“ Young-Bae wäre vor Schreck beinahe in den See gestürzt, so ruckartig richtete er sich auf. Hinter ihm stand Seung-Ri, mit einem entschuldigenden Lächeln auf dem Gesicht, das durch die tiefen Schatten merkwürdig verzerrt war. „Hast du Feuer?“ „Seit wann rauchst du denn?“ „Hab gerade damit angefangen, schmeckt nicht besonders gut.“ Seung-Ri ließ sich neben ihn auf das Gras fallen und Young-Bae konnte die Alkoholfahne riechen, die von ihm ausging. „Und getrunken hast du auch“ Die einzige Reaktion des Jüngeren, die Young-Bae registrierte, war ein gleichgültiges Schulterzucken. In Wirklichkeit zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als müsste er Tränen unterdrücken. Ja, er hatte geraucht und getrunken. Heute war ihm einfach nicht danach gewesen, den braven Jungen zu spielen, irgendwann war jeder Bogen überspannt und heute war der Tag, an dem er an der Reihe war auszurasten. Jetzt hatte er sich abreagiert und es ging ihm ein wenig besser. Allein der Alkohol hatte einen großen Teil der pochenden Emotionen aus ihm herausgeschwemmt. Stumm saßen sie nebeneinander und betrachteten die Reflektion des Mondes auf dem See, Seung-Ri hatte noch immer die unangezündete Zigarette zwischen den Fingern. „Ach scheiße!!“, rief er auf einmal, sprang auf und wollte scheinbar wieder abhauen, doch in diesem Moment hatte Young-Bae eindeutig das bessere Reaktionsvermögen. Er packte Seung-Ri am Arm. Dieser drehte wie wild den Kopf in die Richtung des Älteren. Der sah das Weiße der Augen in der Dunkelheit blitzen und konnte den wütenden Ausdruck, die gefletschten Lippen zur erahnen. „Lass mich gefälligst los“, zischte Seung-Ri und klang dabei wie eine wütende Schlange, doch Young-Bae dachte überhaupt nicht daran. Dann lauter, fast gekreischt: „Lass mich los!!“ Wenn es nicht so absurd gewesen wäre, Young-Bae hätte geschworen, dass da ein Schluchzen in der Stimme seines Freundes mitschwang. Doch nun reichte es ihm. Er war nicht so lange durch die Stadt gerannt, um sich nun so abservieren zu lassen. Er schloss seine Hand noch fester um Seung-Ris Oberarm und zog an ihn an sich heran. „Kannst du mir vielleicht endlich verraten, was eigentlich mit dir los ist? Erst rennst du weg, rauchst, betrinkst dich und dann willst du wieder abhauen. Ich hab mir verdammt noch mal Sorgen um dich gemacht. Ich hab dich gesucht!! Oder glaubst du, ich tauche wie durch Zufall hier auf?“ Seine Stimme war lauter geworden und es schwang neben Wut auch ein wenig Enttäuschung mit. Seung-Ri riss sich von dem anderen los, blieb aber stehen wo er war. „Du willst also wissen, was los ist? Du willst es wirklich wissen?“, brüllte er und diesmal war Young-Bae sich sicher, dass der Jüngere weinte. „Es tut mir leid, aber ich liebe dich!!“ Kapitel 3: Geständnis --------------------- Der Wind fuhr durch die Spitzen der Bäume und ließ ein leichtes Rauschen ertönen, das fast wie Regentropfen klang, die auf Asphalt platterten. Oder wie das Geräusch des Meeres, das verlorengegangene Erinnerungen an den Strand spülte. Inzwischen war die Sonne ganz hinter den Häusern Seouls untergegangen. Die Stadt war erhellt von Straßenlaternen und bunten Reklamelichtern, von Autos, Schildern und beleuchteten Schaufenstern nur in diesem kleinen Park herrschte absolute Dunkelheit. Ein kurzes, unsicheres Lachen ertönte. „Das war ja sehr witzig, Seung-Ri! Und jetzt sag mir bitte, was wirklich mit dir los ist!“ „Ach, glaub doch was du willst!“ Auf Seung-Ris Gesicht breitete sich ein verzweifelter Gesichtsausdruck aus, den der andere nicht sehen konnte, obwohl er so nah vor ihm stand. Das sollte es nun also gewesen sein, sein großes Geständnis. Er hatte all seine Enttäuschung, seine Verzweiflung, aber auch all seine Hoffnung hineingelegt, fast unwillkürlich. Das alles war nicht geplant gewesen, es war sogar das erste Mal, dass er diese Worte vor sich selber so ehrlich benutzte. Und was war nun? Young-Bae glaubte ihm nicht. Aber wieso sollte er auch. Allein der Gedanke war abwegig. Er hatte selber so lange gebraucht, es sich einzugestehen, wie sollte der andere es nun also innerhalb von Sekunden verstehen. Wieder machte Seung-Ri Anstalten sich umzudrehen und zu verschwinden. Das alles war schon peinlich genug und er hatte keine Lust sich einen neuen Grund aus den Fingern zu saugen, damit Young-Bae zufrieden sein konnte. Ja, sollte er glauben, was er für richtig hielt. Wahrscheinlich war es sogar besser, wenn er ihm nicht glaubte, das würde schließlich nur alles verkomplizieren. „Warte!“ Seung-Ri hatte es nicht vorgehabt, doch er blieb stehen, wandte sich aber nicht wieder um. Tränen der Enttäuschung kullerten noch immer über seine Wangen. „Lass mich doch einfach in Ruhe… bitte!“, wisperte er, doch Young-Bae legte seine Hand wieder auf seine Schulter und zwang ihn sanft, sich ihm wieder zuzuwenden. „Das war dein Ernst?“ Seung-Ris Haut kribbelte an der Stelle, wo Young-Bae ihn berührte. Noch durch die Kleidung durch spürte er die Wärme, die er ausstrahlte und wünschte sich so sehr, sich einfach gegen ihn fallen zu lassen und ihn endlich in die Arme zu schließen. Die wütende Spannung, die eben noch zwischen den beiden Männern gefunkt hatte, war verschwunden und ersetzt durch Unsicherheit. Es entstand eine lange Pause, dann ließ sich Seung-Ri langsam wieder auf den Boden sinken und schob sich die Zigarette, die er immer noch in den Fingern gehalten hatte, zwischen die trockenen Lippen. „Hast du jetzt bitte Feuer für mich?“ Seine Stimme klang trocken, obwohl noch immer neue Tränen aus seinen Augenwinkeln liefen. Young-Bae hockte sich neben ihn, kramte in der Hosentasche nach seinem Feuerzeug und knipste es an. Für einen kurzen Moment war das Gesicht seines Freundes erleuchtet und sie sahen sich in die Augen, bevor Seung-Ri sich die Zigarette ansteckte und das Feuerzeug dann ausblies, als sei es ihm peinlich, dass der andere sein Gesicht hatte sehen können. Tränen hatten auf seiner Wange geglänzt und der Ausdruck in seinen Augen waren Young-Bae so verzweifelt erschienen, dass er nun nicht mehr anders konnte, als zu glauben, was er gerade gehört hatte. Und doch kam ihm das so unwahrscheinlich und unwirklich vor, dass er sich fragte, ob er das alles nicht doch nur geträumt hatte. ‚Es tut mir leid, aber ich liebe dich!‘ ‚…ich liebe dich…‘ „Möchtest du mit mir darüber reden?“ Seung-Ri zuckte mit den Schultern, obwohl der andere es nicht sehen konnte. Er fühlte sich, als sei dies seine einzige Gelegenheit, sich alles von der Seele zu reden, doch er wusste nicht, wo er beginnen konnte, was er eigentlich sagen sollte. Und ob das überhaupt zu etwas führte. Vorhin, da waren seine Gefühle an die Oberfläche gedrungen und er hatte es einfach gesagt, doch nun war der Drang versiegt und er kam sich seltsam vor, mit einem seiner besten Freunde über seine dummen, kindischen Gefühle zu sprechen. Schließlich fasste er sich doch ein Herz. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und beschloss, einfach zu sagen, was ihm gerade in den Sinn kam. „Ich mag dich, so einfach ist das. Wenn ich dich sehe, kann ich einfach an nichts anderes denken, als daran, mit dir zusammen zu sein. Ich wünsche mir, du würdest genauso denken und weiß, dass ich mir keine dummen Hoffnungen machen darf. Mir wird das alles zu viel, ich weiß nicht mehr wie ich damit umgehen soll, wie ich dir gegenübertreten kann, ohne mich zu verraten oder schwach zu werden. Und dann tauchst du hier einfach auf und fragst mich, was mit mir los ist. Ich wünschte, ich hätte dich belügen können…“ Wieder begannen Tränen in Seung-Ris Augenwinkeln zu brennen und er versuchte, erneut, sie herunterzuschlucken. „Ich bin froh, dass du mir die Wahrheit gesagt hast“, erwiderte Young-Bae ernst. Er legte seinen Arm um die schmalen Schultern des Jüngeren und zog ihn an sich, so dass sein Kopf auf seiner eigenen Schulter zu liegen kam. „Du bist mir einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich will nicht, dass etwas zwischen uns steht.“ Seung-Ris Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er dem anderen auf einmal wieder so nah war. Aus einem Impuls heraus, wollte er sich wieder losreißen, wieder fliehen, aber das hier fühlte sich einfach viel zu gut an. Er war eine schwere Last losgeworden und Young-Bae hatte ihn nicht von sich gestoßen, wie er es befürchtet hatte. Auch wenn er seine Gefühle nicht erwiderte und es wahrscheinlich niemals können würde, so blieben sie dennoch Freunde, und das war Seung-Ri im Moment wichtiger als alles andere. Nachdem die Worte aus seinem Mund gequollen waren, hatte er Angst gehabt, nun alles zerstört zu haben und nun war er glücklich, dass es nicht so war. Sein Blut rauschte ihm in den Ohren und er schloss seine Augen, um die Nähe genießen zu können. Für diesen Moment, nur für diesen Moment wollte er sich vorstellen, dass alles so war, wie er es sich erträumte. Er atmete tief ein, sog Young-Baes Geruch in sich auf. Spürte die Wärme, die vom Körper des anderen ausging. Seung-Ri schnipste die halb gerauchte Zigarette von sich weg und legte den Arm um Young-Baes Hüfte. Auch wenn es nur ein Zeichen der Freundschaft war, wollte er diesen Augenblick genießen. „Young-Bae…“, flüsterte er und der Ältere drehte den Kopf in seine Richtung. Seung-Ri blickte auf, konnte in der Dunkelheit sein Gesicht kaum erkennen und stellte sich doch den zärtlichen Gesichtsausdruck darauf genau vor. Das leichte Lächeln auf den Lippen, die schmalen Augen freundlich in die seinen blickend. Young-Baes Gesicht war ihm so nah. Er spürte seinen Atem auf der Wange, er kitzelte ihn und ließ seine Haut brennen, als wäre es Feuer. Seung-Ris Herz schlug noch schneller, so schnell, dass er sich fragte, ob es zerplatzen wollte. Er wollte Young-Bae, wollte ihn gerade jetzt mehr als jemals zuvor. Und dann konnte er den Drang in sich nicht mehr bekämpfen, er festigte den Griff um Young-Baes Hüfte, zog ihn an sich und küsste ihn. Sein erster Gedanke war, was für einen schrecklichen Fehler er gerade gemacht hatte. Doch als der andere ihn nicht von sich stieß, wurde all sein bewusstes Denken weggespült er fühlte nur noch die weichen Lippen auf seinen und den eigenen Herzschlag, der in seinen Ohren wummerte. Egal was gleich passieren würde, dies hier war der schönste Moment in seinem ganzen Leben. Kapitel 4: Gemischte Gefühle ---------------------------- „Wie lange ist er jetzt weg?“ Ji-Yong hing kopfüber vom Sofa, als er die Frage in den Raum hinein stellte, doch trotz seiner komischen Position war noch immer der besorgte Ausdruck auf seinem Gesicht zu erkennen. Seung-Hyun warf einen Blick auf die Uhr. „Ungefähr drei Stunden“, lautete seine fachmännische Meinung. „Sollen wir vielleicht nochmal versuchen, einen von beiden anzurufen?“ „Dae-Sung, wenn sie vor einer halben Stunde nicht ans Handy gegangen sind, warum sollten sie es jetzt tun?“ „Vielleicht haben sie es ja nur nicht klingeln hören.“ „Vielleicht wollen sie auch einfach nur nicht drangehehen.“ „Ich mache mir halt Sorgen! Du doch auch, oder, Hyung?“ Seung-Hyun zuckte mit den Schultern. Er hielt beide seiner Freunde für alt genug, dass sie selber auf sich achtgeben konnten. Wenn Seung-Ri eine Auszeit von ihnen oder der Arbeit brauchte, dann sollte er sie sich nehmen. Es war zwar nicht die feine englische Art, auf die er ihnen dies mitgeteilt hatte, aber nun gut, es ging ihn ja auch nichts an. Zumindest solange, bis alle wieder an ihrem Platz waren, wenn sie gebraucht wurden. Und wenn Young-Bae sich solche Sorgen machte, dass er ohne Plan hinterher stürmte, dann sollte ihm auch das recht sein. Er ging nicht davon aus, dass einem von ihnen etwas passiert war. Wahrscheinlich hatte Young-Bae ihren Jüngsten in irgendeiner Bar aufgegabelt, wo sie jetzt saßen und sich zulaufen ließen und er würde beide am nächsten Morgen verkatert zu ihren Terminen schleppen müssen. Er teilte den anderen seine Gedanken zu dem Thema mit und damit war es für ihn gegessen. Wenn beide morgen immer noch nicht wieder da waren, dann könnte man vielleicht anfangen, sich Sorgen zu machen. Vielleicht. Er stellte den Fernseher lauter und ließ sich weiter von einer dummen Gameshow berieseln. Dae-Sung verzog seinen Mund, als würde ihm das alles gar nicht schmecken, hörte aber auf, alle zwei Minuten auf seine Uhr zu starren, während Ji-Yong noch immer beunruhigte Gedanken wälzte. Mit Seung-Ri stimmte irgendetwas nicht und er hatte es nicht erkannt. Erst durch diesen seltsamen Ausbruch war es ihm klar geworden. Vielleicht war er wirklich einfach nur überarbeitet, was bei ihrem Pensum nicht verwunderlich wäre, aber wenn er wirklich Probleme hatte und er als Leader das nicht erkannt hatte, war es seine Schuld. Er hoffte, dass die beiden Freunde bald zurückkehren würden und dass er dann mit dem Jüngsten sprechen konnte. Seufzend richtete er sich wieder auf und versuchte, sich ebenfalls auf den Fernseher zu konzentrieren. Im Moment würde er sowieso nichts tun können außer zu warten. Young-Bae war so überrumpelt von dem plötzlichen Kuss, dass er überhaupt nicht reagieren konnte. Es war ein komisches Gefühl, die Lippen des Freundes auf den seinen zu fühlen. Nie hatte er so von Seung-Ri gedacht, auf diese bestimmte Art. Und doch fühlte er ein Kribbeln durch seine Brust gehen, angenehme Schauer durch seinen Körper jagen. Ohne es richtig zu realisieren lehnte er sich weiter zu dem Jüngeren hin und öffnete leicht die Lippen, als er eine Zungenspitze fühlte, die Einlass begehrte. Er öffnete den Mund ein wenig, sein Herz klopfte dabei bis zum Hals. Erst als ihre Zungen sich leicht berührten, begann Young-Baes Gehirn wieder zu arbeiten. Unwillkürlich löste er seinen Arm von Seung-Ris Schultern und schob den anderen von sich weg, wobei er nicht in seine Richtung sehen konnte. „Entschuldige…“, nuschelte er, wobei er nicht wusste, für was genau er sich eigentlich entschuldigen wollte. Dafür, dass er Seung-Ris Kuss erwidert hatte oder dafür, dass er ihn nun beendete. Dieser Kuss hatte ihn verwirrt. Bis jetzt hatte er nie mehr als Freundschaft für ihn empfunden und nun war er so überrumpelt, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Doch noch immer schlug sein Herz angenehm schnell in seiner Brust, noch immer fühlte er dieses leichte Kribbeln in der Bauchgegend. Was war das bloß, was stellte dieser Junge mit ihm an? Auch Seung-Ri wusste nicht mehr, was er denken sollte. Für einen kurzen Moment hatte sein Herz so heftig geschlagen, dass es fast aus seiner Brust gehüpft wäre und jetzt war alles wieder vorbei, der andere hatte ihn von sich geschoben und sie saßen wieder nebeneinander, als wäre nichts passiert. Aber irgendetwas war in diesem einen Moment passiert, er hatte es genau gefühlt. „Young-Bae, Hyung... warum hast du mich nicht sofort weg gestoßen?“ Young-Bae dachte einen Moment darüber nach, dann zuckte er mit den Schultern, ungeachtet der Tatsache, dass er andere das durch die Dunkelheit nicht würde sehen können. Er starrte einfach nur in die Nacht und versuchte, für sich selber eine Antwort auf diese Frage zu finden, bis er sich eingestehen musste, dass es keine geben konnte, die er einfach so akzeptieren konnte. Schließlich gab er es auf und erhob sich. „Komm schon, lass uns gehen. Wir waren lange genug weg, es wird kalt und die anderen fragen sich bestimmt schon, wo wir bleiben.“ „Du bist mir noch immer eine Antwort schuldig.“ Young-Bae zuckte nur wieder mit den Schultern und ging voraus. Eine Zigarette könnte er jetzt auch vertragen. Es war nach zehn Uhr, als die beiden ins Apartment zurückkehrten. Auf dem gesamten Heimweg waren sie schweigend nebeneinander hergelaufen, hatten sich nicht angesehen und jeder hatte seinen eigenen Gedanken nachgehangen. Als sie eintraten, flüchtete sich Young-Bae in die Nähe seiner Freunde, während Seung-Ri ohne ein weiteres Wort in seinem Zimmer verschwand und die Tür hinter sich zuschlug. Young-Bae wusste, dass er ihm nicht ewig aus dem Weg gehen konnte, aber er brauchte zumindest diese eine Nacht, um sich über einige Dinge klarer zu werden. Um die Antwort zu finden, die er Seung-Ri geben konnte. Dae-Sung und Ji-Yong blickten erwartungsvoll zu ihm auf, als er das Wohnzimmer betrat. Als er nichts sagte, wurde Dae-Sung ungeduldig. „Jetzt erzähl schon was los war, oder willst du uns auf die Folter spannen?!“ „Ach, keine Ahnung. Ihm ging es wohl einfach nicht gut und es hat ihn belastet, dass er beim Dreh heute Morgen so schlecht war.“ „Komm schon, dass kann doch nicht alles gewesen sein?“ Young-Bae konnte nur wieder mit den Schultern zucken. Was sollte er denn sonst sagen? Die Wahrheit sicherlich nicht, das war etwas, das zwischen ihm und Seung-Ri bleiben würde, das war er ihm schuldig. „Und, wo hast du ihn gefunden?“ „Bestimmt in einer Bar, ich kenne den Kleinen doch. Macht immer einen auf unschuldig und hat es faustdick hinter den Ohren.“ „Ja, stimmt, aber er hat nicht viel getrunken. Er wollte eigentlich nur alleine sein. Wahrscheinlich war es dumm, dass ich ihm nachgerannt bin. Ich glaube, er war genervt von mir.“ „Und deswegen seid ihr erst jetzt wiedergekommen?“ Ji-Yong lachte, als würde er ihn aufziehen wollen, aber Young-Bae erkannte in seinen Augen, dass er ihm nicht ganz glaubte, also schüttelte er entschuldigend den Kopf. Den Rest des Abends verloren sie kein Wort mehr über die Sache, auch wenn Young-Bae bemerkte, dass Ji-Yong ab und zu einen sorgenvollen Blick in Richtung des Zimmers warf, in dem Seung-Ri verschwunden war. Auch seine Gedanken wanderten immer zu ihrem Jüngsten zurück, aber es war mehr das Gefühl seiner Lippen auf den eigenen, an das er sich erinnerte und sein Herz begann wieder schneller zu klopfen. Er fragte sich nicht zum ersten Mal an diesem Abend, was mit ihm los war. Kapitel 5: Nachts ----------------- An diesem Abend fiel es Young-Bae schwer wie nie, Zuflucht im Schlaf zu finden. Die Suche nach seinem Freund hatte ihr zwar ermüdet, seine Augen waren so schwer, dass er sie kaum noch offen halten konnte, doch jedes Mal, wenn sie sich von alleine schließen wollten, tauchte das Gesicht Seung-Ris vor ihm auf. Der verletzte, wütende Gesichtsausdruck, den Young-Bae sich ausmalte, auf den Lippen die Worte, die er auch jetzt noch nicht fassen konnte. „Es tut mir leid, aber ich liebe dich!“ Mit dem Kopf so voll, seine Gedanken derart durcheinander wirbelnd, konnte er einfach keine Ruhe finden, so sehr er sich auch danach sehnte. Immer wieder spielte sich diese Szene vor seinem inneren Auge ab. Sie waren schon vor einiger Zeit zu Bett gegangen. Young-Bae hatte sein Zeitgefühl verloren, doch er schätzte, dass es mindestens schon eine Stunde her sein musste, dass Ji-Yong und Seung-Hyun, mit denen er sich ein Zimmer teilte, entschieden hatten schließlich doch das Licht zu löschen. Vielleicht war es auch länger. Seitdem lag er da, die Hände unter dem Kissen verschränkt und Löcher in die Dunkelheit starrend. Manchmal überlegte er aufzustehen und ins Wohnzimmer zu gehen, wo er den Fernseher anmachen konnte, um sich abzulenken, doch er war so müde, dass er die dazu nötige Energie nicht aufbringen konnte. Und so blieb er einfach liegen, lauschte den gleichmäßigen Atemgeräuschen seiner Freunde und ließ den heutigen Tag zum hundertsten Mal in Gedanken ablaufen. „Es tut mir leid, aber ich liebe dich…“ Jedes Mal, wenn er sich Seung-Ris Stimme in Erinnerung rief, durchfuhr ihn ein kalter Schauer, von dem er nicht sagen konnte, was er bedeutete. Und dann das Gefühl der weichen Lippen auf den seinen. Bei dem Gedanken daran wurde das Kribbeln heftiger, Wärme breitete sich in seiner Magengegend aus und durchfloss von da seinen gesamten Körper. Young-Bae dachte an Seung-Ris Gesicht, wie es ausgesehen hatte, als sie aus dem dunklen Park wieder hinaus ins Licht der Stadt getreten waren. Sie hatten sich nicht in die Augen blicken können, doch Young-Bae hatte jede Chance genutzt, den Ausdruck seines Freundes zu studieren. Auch wenn man sah, wie sehr er seine Gefühle verstecken wollte, so hatte Seung-Ri doch so unendlich verletzt gewirkt, so unendlich hoffnungslos und zerbrechlich und Young-Bae hatte nicht aufhören können, sich deswegen Vorwürfe zu machen. Natürlich war er nicht schuld daran, dass der Jüngere sich in ihn verliebt hatte und er würde es auch durch nichts auf der Welt ändern können, doch für diesen kurzen Moment hatte er sich gewünscht, ihn zurück lieben zu können, seine Gefühle erwidern, nur um ihm die Schmerzen zu ersparen. Er wünschte sich so sehr, dass er irgendetwas tun könnte, irgendetwas um es ihnen beiden leichter zu machen. Mit einem Anflug von Angst dachte er daran, wie es wohl sein würde, wenn sie sich am nächsten Morgen gegenübertreten mussten, die nächsten Tage, die nächsten Wochen. Wieder fühlte er einen leichten Stich der Schuld in seiner Brust. Erneut wurden seine Augen schwer, fielen vor Müdigkeit zu. Sein Atem verlangsamte sich und fast hätte ihn die erlösende Schwärze hinweggeschwemmt. Seine Gedanken wurden rauchig, verschwammen mit unwirklichen Bildern in seinem Kopf, doch wieder riss ihn die Erinnerung aus dem Schlaf. Sein Herz klopfte schnell, zu schnell, Adrenalin floss durch seine Adern. Young-Bae raufte sich die Haare, er wälzte sich von einer Seite auf die andere, doch die Szene in seinem Kopf riss nicht ab, bis sich in seinen Gedanken ihre Lippen ein weiteres Mal trafen. Mit geschlossenen Augen wurde die Erinnerung lebendig, das Gefühl war noch immer frisch, Kribbeln in seinem Bauch, brennende Lippen, der Hauch eines Geruchs, heißer Atem auf seiner Haut. Ohne dass er es recht bemerkte, dass er wusste, was er tat, war seine Hand unter sein T-Shirt gewandert, wo sie die erhitzte Haut berührte. „Es tut mir leid, aber ich liebe dich!“ Schweißtröpfchen hatten sich auf seiner Haut gebildet, immer noch spürte er die Erinnerung an den unerwarteten Kuss. Erst jetzt fiel ihm auf, wie lange es her war, dass ihn jemand so geküsst hatte. Fast eine Ewigkeit. Seit Atem ging schneller, als er seine Hand über sich wandern ließ, seit Herzschlag vibrierte in seinem Körper. Langsam schob sich seine Hand unter den Gummibund seiner Shorts, die Augen noch immer geschlossen, versunken in eine unwirkliche, fast unwahrscheinliche Erinnerung. Erst als seine Finger leicht über sein Glied streiften, bemerkte er, was er gerade im Begriff zu tun war. Und er bemerkte die beachtliche Erektion, die er hatte. Geschockt und sich vor sich selber schämend, vollkommen verwirrt von seinem eigenen Tun, riss er die Hand aus seinen Shorts und setzte sich ruckartig auf. Er vergrub das Gesicht in den Händen, Röte breitete sich auf seinen Wangen aus. Er brauchte eine kalte Dusche – dringend! Und noch viel dringender benötigte er gesunden Schlaf, der seinen Geist wieder in die richtigen Bahnen lenken musste. Bloß gut, dass Ji-Yong und Seung-Hyun schon so lange schliefen. Seufzend schwang er schließlich seine Beine über die Bettkante, stützte seinen Kopf in die Hände und seufzte ein weiteres Mal leise. Dann stand er auf, wobei ihm vor Müdigkeit leicht schwindelig wurde, dann griff er nach dem Handtuch, das zusammengeknüllt am Fußende seines Bettes lag und schlich so leise er konnte aus dem Zimmer. Doch er war nicht leise genug, denn im Nebenraum hörte jemand anderes das sanfte Klicken der Tür und die vorsichtigen Schritte auf dem Flur. Seung-Ri, der ebenfalls keinen Schlaf gefunden hatte, obwohl er schon so früh ins Bett gegangen war, erhob sich und warf einen Blick aus seinem Zimmer. Er sah gerade noch, wie Young-Bae sich sein Handtuch über die Schulter warf, dann schloss sich die Badezimmertür schon hinter ihm. Seung-Ri blieb einen Moment lang unsicher stehen wo er war, dann trat er langsam auf den Flur hinaus und lehnte sich mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür. Lauschte den Geräuschen von plätscherndem Wasser und stellte sich vor, wie die Tropfen über Young-Baes Körper liefen. Er schloss die Augen um sich in seine Vorstellung verlieren zu können, rutschte dabei langsam an der Tür zu Boden. Unbemerkt schlich sich eine kleine Träne au seinem Augenwinkel. Das lauwarme Wasser auf seiner Haut, tat ihm gut. Young-Bae stellte sich direkt unter den Duschstrahl, legte den Kopf in den Nacken und ließ seine Gedanken weggespült werden. Er wollte diesen Tag einfach vergessen, in fließendem Wasser ertränken. Doch noch immer spürte er das verräterische Kribbeln in seinen Lenden, die Erinnerung an einen Kuss auf seinen Lippen und als er an sich hinabblickte, nannte er seinen Körper einen Verräter. Noch immer hatte er eine Erektion. Schließlich gab er dem Verlangen und ließ seine Hand langsam über seinen Körper nach unten wandern. Als sie sich um sein Glied schloss, entfuhr ihm ein leises Keuchen. Er lehnte seinen Kopf gegen die kalten Fliesen, als er begann, sie langsam auf und ab zu bewegen. Vor seinem inneren Augen wirbelten noch immer die Erinnerungen, auch wenn er versuchte, sie zu verbannen. Doch dann gab er sich ihnen hin. Heißes Blut pulsierte durch seine Adern und er konnte nicht verhindern, dass sich bei jeder Bewegung ein leises Stöhnen aus seiner Kehle stahl. Das Wasser vermischte sich mit seinem Schweiß, lief an ihm herunter, zeichnete die Linien seines Körpers nach, während er sich in sich selbst verlor. Er wollte gar nicht mehr denken, wollte nur noch fühlen. „Es tut mir leid, aber ich liebe dich“, hallte Seung-Ris Stimme in seinem Kopf nach. Immer schneller pumpte seine Hand, immer lauter wurde sein Stöhnen, ohne dass er es unter Kontrolle bringen konnte. Es dauerte nicht lange, bis er heiß und klebrig in seine eigene Hand kam. Erschöpft sank er gegen die Wand, während sein Atem sich langsam wieder beruhigte. Noch bevor er die Augen wieder öffnete, wurde die Badezimmertür vorsichtig und geräuschlos wieder ins Schloss gedrückt. Seung-Ri hatte durch das Rauschen der Dusche hindurch die Geräusche vernommen, die Young-Bae von sich gegeben hatte und sich nicht daran hindern können, einen Blick zu riskieren. Erst dachte er, er hätte sie sich nur eingebildet, seine Phantasie habe ihm einen Streich gespielt, doch als er die Silhouette des anderen durch die milchige Duschkabinentür gesehen hatte, wusste er, dass dem nicht so war. Er hatte seine Augen nicht von dem anderen lassen können, Hitze war durch seinen Körper geströmt. Das Bild, dass sich ihm bot, würde für immer in seine Gedanken gebrannt sein. Kapitel 6: Aussprache --------------------- „Guten Morgen!“ Seung-Ri schaute nur kurz auf, spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg und schaute schnell wieder weg. „Morgen…“, nuschelte er nur, dann wandte er sich wieder seinem Frühstück zu. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, wie jedes Mal, wenn er Young-Bae in den letzten Tagen gesehen hatte. Sie waren sich aus dem Weg gegangen, hatten nur das Nötigste miteinander gesprochen, eigentlich war zwischen ihnen kaum überhaupt ein Wort gefallen. Sie hatten sich nicht angesehen und sobald sie alleine in einem Raum waren, war es so unangenehm geworden, dass nach kurzer Zeit einer von ihnen aufgestanden und gegangen war. Seung-Ri wusste nicht, ob die anderen seiner Freunde es bemerkt hatten, doch selbst wenn dies noch nicht der Fall sein sollte, so konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie merkten, dass zwischen ihnen irgendetwas vorgefallen war. Vor den anderen gaben sie beide sich Mühe, sich so unbeschwert wie möglich zu verhalten, doch jedes Mal, wenn sie sich nur kurz berührten, zuckten sie auseinander, als hätten sie sich aneinander verbrannt. Wenn sie nebeneinander saßen verkrampften sich ihre Muskeln, so dass sie ja nicht aneinander stoßen würden. Es war unangenehm zwischen ihnen. Nicht zum ersten Mal wünschte Seung-Ri sich, dass er an diesem Abend einfach gar nichts gesagt hätte. Dann wäre diese ganze Angelegenheit sein eigenes Problem geblieben. Nun musste sich auch Young-Bae damit herumschlagen und wenn sie sich nicht am Riemen reißen konnten, dann bald auch alle anderen. Seung-Ri kaute unmotiviert auf seinem Frühstück herum und merkte nicht, dass die Augen Young-Baes auf ihm lagen. Auch wenn sie sich nicht direkt ansehen konnten, so nutzen beide jede Gelegenheit, den anderen zu beobachten. Young-Bae wälzte ähnlich trübe Gedanken wie der Jüngste. Die letzten Tage waren eindeutig die schlimmsten, die er in diesem Appartement je verbracht hatte. Jedes Mal, wenn er ein Zimmer betrat oder verließ, hatte er gehofft, dass er dem anderen nicht begegnen würde. Jedes Mal, wenn ihn jemand ansprach, hatte er gebetet, dass es nicht Seung-Ri war. So ging es nicht weiter, sie mussten diese Sache endlich aus dem Weg schaffen. Mehrmals hatte Young-Bae kurz davor gestanden, den Jüngeren beiseite zu nehmen, um sich endlich mit ihm auszusprechen, doch er hatte sich kein einziges Mal überwinden könne. Er wusste einfach nicht, was er dem anderen sagen konnte. Auch jetzt noch nicht. Doch es musste etwas getan werden, sonst würde er noch verrückt werden. Er nahm sich fest vor, die nächste Gelegenheit zu ergreifen. Vielleicht würde ihm bis dahin noch eine Erleuchtung kommen. Immerhin war er Seung-Ri noch eine Antwort schuldig. Und auch wenn er ihn verletzen musste, so war es besser, als ihn im Unklaren zu lassen. Der Tag verstrich wie zäher Honig. Nach dem Frühstück blieb ihnen noch eine halbe Stunde, sich für das Training fertigzumachen. Young-Bae überlegte, ob er diese Zeit nutzen konnte, entschied sich aber dagegen. Es würde wahrscheinlich länger brauchen, diese Sache zwischen ihnen zu klären. Obwohl Young-Bae mit den Gedanken öfter abschweifte als sonst, verlief das Training besser als gedacht. Es fiel ihm nicht schwer sich die neuen Tanzschritte einzuprägen und es tat gut, sich körperlich zu betätigen. Für kurze Zeit konnte er seine Probleme und Ängste wegtanzen, doch natürlich brauchen sie nur kurz darauf wieder über ihn herein. Seung-Ri war gestolpert und gegen ihn gefallen und an der Stelle, wo er seinen Rücken durch das T-Shirt berührt hatte, brannte seine Haut. „Tut… tut mir leid…“, hatte der andere gestottert und sich ohne einen Blick wieder auf seinen Platz gestellt. Young-Bae sah ihn noch ein wenig an, die Sekunden kamen ihm wie Minuten vor. Wieder studierte er den Gesichtsausdruck seines jungen Freundes. Dann zupfe er sein T-Shirt zurecht, wischte sich die schweißnassen Haare aus der Stirn. Die Musik ging wieder an, Ji-Yong zählte vor und sie wiederholten die Tanzschritte noch einmal. Doch er konnte sich nicht noch einmal in der Bewegung verlieren, zu sehr hatte er das Bedürfnis, sich nach dem anderen umzudrehen. Seung-Ris traurigen, unsicheren Augen hatten ihm einen Stich versetzt. Es war wirklich höchste Zeit, dass sie sich aussprachen. Noch immer kribbelte sein Rücken leicht, doch er versuchte es zu ignorieren. Nach dem Training hetzten sie sofort weiter zu einem Promotion-Termin. Sie mussten zwei Stunden lang Hände schütteln, freundlich in die Kamera lächeln und gut über das Produkt sprechen, dass sie verkaufen sollten. Keine große Sache, aber Young-Bae musste sich davon abhalten, alle fünf Minuten auf die Uhr zu schauen, um zu sehen, wann er endlich frei wäre. Und als es endlich vorbei war, schlug Ji-Yong noch vor, dass sie gemeinsam ein Restaurant besuchen sollten. Wie es aussah, würde Young-Bae am heutigen Tag wohl doch nicht mehr dazu kommen, mit Seung-Ri zu sprechen. Doch da sie alle müde waren, kam kein richtiges Gespräch in Gang und so entschieden sie sich, den Heimweg anzutreten, sobald sie aufgegessen hatten. Young-Baes Herz schlug wild in seiner Brust, als sie die Tür zu ihrem Appartement öffneten. Seung-Ri stand direkt vor ihm, während die anderen ihre Schuhe schon ausgezogen hatten und ins Wohnzimmer verschwunden waren. Er starrte unverwandt auf den Rücken des Jüngeren, noch mit sich selber ringend, ob er den Mut aufbrächte, doch dann gab er sich endlich einen Ruck und berührte den anderen leicht am Oberarm. Dieser zuckte zusammen, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen und drehte sich ruckartig zu ihm um. Das erste Mal sahen sie sich direkt ins Gesicht. „Wir müssen reden…“ „In Ordnung.“ Seung-Ris Stimme war leise und sein Blick wandte sich sofort wieder ab. „Wir treffen uns unten, geh schon mal vor, ich komme gleich nach.“ Seung-Ri zuckte mit den Schultern. Young-Bae trat in die Küche und nahm sich zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank. Er hatte immer noch keine Ahnung, was er dem anderen sagen sollte und am liebsten hätte er sich einfach in seinem Zimmer verkrochen und alle Probleme ausgeschlossen. Seung-Ri saß auf der Absperrung zwischen dem Bürgersteig und der um diese Uhrzeit wenig befahrenen Straße und ließ die Beine baumeln, starrte auf die Straße. Auch als die Tür hinter Young-Bae ins Schloss fiel, drehte er sich nicht um, sondern wartete, bis der andere ihn ansprach. „Möchtest du auch ein Bier?“ Young-Bae lehnte sich mit dem Rücken an die Metallstrebe, genug Abstand zwischen sich und dem anderen lassend und streckte ihm die kalte Flasche hin. „Danke.“ Sie schwiegen sich an, die Stille dauerte minutenlang und obwohl er nach außen hin ruhig und gefasst wirkte, überlegte Young-Bae fieberhaft, was er sagen konnte und wie er das, was er sagen musste, in freundliche Worte verpacken konnte. „Also…?“ Es war schließlich Seung-Ri, der zuerst sprach. „Das kann so nicht weiter gehen.“ „Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß!“ Seung-Ri klang härter, als der andere es erwartet hatte. Fast wütend. „Ich wünschte wirklich, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Dann hätte ich einfach gar nichts gesagt. Das wäre für uns alle besser gewesen.“ Die Worte versetzten Young-Bae einen Stich. Er konnte sich kaum vorstellen, wie verletzt Seung-Ri war und wie sehr ihn das seltsame Verhältnis zwischen ihnen beiden belastete. „Seung-Riya, es tut mir leid, wirklich, aber ich kann-„ „Du kannst meine Gefühle nicht erwidern. Jaja, ich weiß. Glaubst du, ich erwarte etwas anderes?“ Er schwang die Beine über die Absperrung und stellte sich direkt vor Young-Bae. Dieser konnte nichts anders, als mit den Schultern zu zucken. „Natürlich nicht. Und trotzdem ist es jetzt scheiße zwischen uns. Du kannst mich nicht mehr ansehen, ohne dich zu fragen, was in meinem Kopf vorgeht. Ich merke das doch. Vorher waren wir wenigstens Freunde und jetzt? Jetzt können wir noch nicht mal mehr das sein!“ Seung-Ri merkte nicht, wie sein Hals sich zuschnürte, während er sprach, wie seine Stimme immer lauter und schriller wurde. „Ya, das ist doch Unsinn! Sag nicht sowas!“ Young-Bae fasst den anderen am Arm, damit dieser sich wieder beruhigte. „Wir müssen doch unsere Freundschaft nicht von sowas kaputt machen lassen!“ Seung-Ri blickte dem anderen in die Augen und der Ausdruck darin war eine Mischung aus Wut und Schmerz. „Sag nicht ‚sowas‘ dazu, bitte… Dafür ist es mir viel zu wichtig…“ Und in diesem Moment konnte Young-Bae nicht anders, als den Jüngeren in die Arme zu schließen, ihn fest an sich zu pressen und ihn zu halten. Er konnte es nicht ertragen, wie verletzt er ihn ansah und er konnte nicht ertragen, dass er selber der Auslöser dafür war. „Es tut mir leid“, wisperte er und unter seinen Händen, begann der andere zu zittern. Er war sich nicht sicher, aber er glaubte, dass Seung-Ri stumme Tränen weinte, während ihre beiden Herzen schlugen, als wollten sie zerbersten. Kapitel 7: Hitze ---------------- Ihre Lippen trafen weich aufeinander, nachgiebig, sie öffneten sich leicht, ihre Zungen trafen aufeinander. Der Kuss war heiß und leidenschaftlich, es lag so viel Wollust darin, dass die Luft vor Elektrizität knisterte. Die nackten Körper rieben gegeneinander, dort wo die brennende Haut auf die des anderen traf, breitete sich ein wohliges Kribbeln in ihnen aus. Als sich ihre Münder wieder trafen, entfloh ein leises Stöhnen Seung-Ris Kehle. Er drängte sich enger an Young-Bae, schob seine Arme unter seinen Hals und begann sein Gesicht mit heißen Küssen zu bedecken. Er saugte sich an seinem Hals fest, hinterließ ein dunkelrot leuchtendes Mal, dann senkte er seine Lippen wieder auf die des anderen, die bebend seinen Kuss erwarteten. Young-Bae spürte nur die Hitze, die sich in seinem Körper ausbreitete, die Schauer, die mal heiß, mal kalt waren, die Küsse des Jüngeren. Young-Bae lag auf dem Rücken, der andere halb auf ihm, sich gegen ihn drängend. Er schloss die Arme um Seung-Ris schmalen Körper, zog ihn vollends auf sich, so dass er rittlings auf ihm zu sitzen kam. Den anderen so zu spüren, machte ihn wahnsinnig, die Welt um die beiden herum verlor ihre Struktur, drehte sich, bestand nur noch aus wabernder Hitze, weißen Laken und zärtlicher, leidenschaftlicher Berührung. Nur sie beide waren noch wichtig. Erneut lösten sich ihre Lippen. Seung-Ri lächelte verführerisch, als er dich zu dem Älteren herunterbeugte, doch dieser nahm es kaum wahr. Er wandte sich unter dem anderen, bewegte sich gegen ihn, zog ihn tief zu sich herunter, um jeden Zentimeter von ihm zu spüren. Seung-Ri jedoch nahm die Hände des anderen, löste sie von seinem Körper und drückte sie auf das weiche Bett, noch immer spielte dieses vielsagende Lächeln um seine Lippen. „Es tut mir leid, aber ich liebe dich…“, raunte er Young-Bae ins Ohr, dann richtete er sich wieder auf, ohne die Hände des anderen loszulassen und begann süße Küsse auf Young-Baes Hals und Oberkörper zu verteilen. Schließlich löste er den Griff seiner rechten Hand um den anderen und ließ sie hinter sich wandern, strich sanft über die Oberschenkel des Älteren. Langsam wanderte er höher und als Antwort darauf entrang sich Young-Baes Kehle ein erwartungsvolles Stöhnen. Er bewegte seine Hüfte gegen den anderen und genoss die brennende Berührung. „Seung-Riyaaaa~ah…“ Er stöhnte den Namen genüsslich. Und dann schloss sich die Hand des Jüngeren um seine Erektion, gleichzeitig versenkte er seine Zähne in der weichen Haut der Brust unter sich. Ein lustvolles Stöhnen drang an seine Ohren. Diese Mischung aus unbändiger Lust und Schmerz war besser, als alles was er je gespürt hatte. „Gefällt dir das?“ „Jaaah…“ Die Antwort verlor sich in einem lauten Keuchen, als Seung-Ri begann, seine Hand langsam auf und ab zu bewegen. Er beugte sich noch einmal vor und küsste den anderen. Doch dann setzte er sich auf und drehte sich auf dem anderen um, so dass Young-Bae nur noch auf seinen Rücken blickte. Der Ältere schloss die Augen, um sich ganz der Erwartung und der Berührung seines Freundes hinzugeben. Seung-Ris Hand bewegte sich langsam und geschickt und Young-Bae genoss das ungewohnte Gefühl, als der Jüngere jedoch mit der Zunge einmal die gesamte Länge der Erektion entlang fahren ließ, war es mit seiner Beherrschung endgültig vorbei. Er schloss die Arme um die Hüfte des anderen, drückte sich gegen ihn. Und dann schloss Seung-Ri seine Lippen um das pulsierende Glied des Älteren, seine Zunge glitt um die empfindliche Spitze, kostete den salzigen Tropfen. Young-Bae war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Das fühlte sich so gut an. Er wusste, dass er sich nicht lange würde zurückhalten können, das hier machte ihn viel zu sehr an. Seine Muskeln ver- und entkrampften sich im Rhythmus von Seung-Ris Bewegungen und im gleichen Takt durchbrachten Keuchen und Stöhnen die brennende Stille. Doch jedes Mal, wenn er kurz davor war, komplett die Beherrschung zu verlieren, hielt Seung-Ri für einen kurzen Moment inne, verlangsamte seine Bewegungen, um ihn noch länger zu quälen, auf die Folter zu spannen. Dann schloss er die Hand wieder um die Erektion des anderen, nur um sich kurze Zeit später wieder zu stoppen. „Bitte… nicht aufhören…“, presse Young-Bae heraus, doch es half nichts. Seung-Ri schob sich von dem Ältere, um sich wieder in seine Richtung zu drehen. Ein letztes Mal, bewegte er seine Hand aufreizend auf und ab, dann ließ er seine Hand über den straffen Bau fahren, streichelte die schweißnasse Haut. Er beugte sich zu Young-Bae herunter, küsste ihn, fühlte die Muskeln unter seiner Haut, knabberte an seinen Lippen, kniff leicht in die erhärtete Brustwarze. Schließlich saß er wieder auf dem Älteren, seinen Mund nicht von ihm lösend bewegte er sich anregend gegen ihn. Dann schloss er seine eine Hand wieder um sein Glied, die andere führte er zum Mund, benetzte seinen Daumen und ließ ihn um die Eichel fahren. Young-Bae hatte seine Augen noch immer geschlossen, doch seine Lippen standen einen Spalt weit offen, glänzend von Speichel und immer wieder entkamen ihm kleine, wohlige Seufzer. Und dann spürte er auf einmal etwas völlig Neues. Seung-Ri hatte sich leicht erhoben und sich langsam auf seine Erektion niedergelassen. Die Enge um ihn fühlte sich so gut an, er war so erregt, dass er beinahe explodierte. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, was der Jüngere mit ihm anstellte, als er ihm dieses unglaubliche Gefühl schenkte. „Das ist so gut…“, stöhnte er, schloss die Arme um ihn und zog ihn an sich, um ihn erneut zu küssen. Sie bewegten sich im absoluten Einklang, bestanden nur noch aus Lust, wie ihr Körper war auch ihr Geist vereint. Ihre Hüften bewegten sich gegeneinander und mit jedem Stoß drang Young-Bae tiefer in den anderen ein, mit jedem heißen Schauer, der ihn durchrieselte, verlor er ein bisschen mehr die Kontrolle über sich. Und dann konnte er es nicht mehr zurückhalten. Mit einem langgezogenen Aufschrei kam er heiß in den anderen. Schwer atmend fuhr Young-Bae in seinem Bett hoch. Es war stockfinster um ihn herum. Er wischte sich das Haar aus der Stirn und bemerkte, dass sein Gesicht vor Schweiß nass war. Er keuchte. Nur ein Traum. Es war nur ein Traum gewesen. Aber was für einer. Einen Moment lang fragte er sich, was mit ihm nicht stimmte, dass er so etwas phantasierte, dann bemerkte er den feuchten Fleck auf seiner Boxer und schämte sich noch mehr. Das konnte doch gerade nicht wirklich passiert sein? Schließlich schwang er seine Beine über die Bettkante um sich zu waschen und eine neue Shorts anzuziehen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das Gespräch am Vorabend hatte ihn scheinbar mehr mitgenommen, als er zuerst gedacht hatte. Er hatte Angst, dass seine Freundschaft zu Seung-Ri nur noch an einem seidenen Faden hing und sein Unterbewusstsein verkehrte es so dermaßen, dass er sich selbst nicht wiedererkannte. Er wollte das hier vergessen, wollte, dass es endlich vorbei war, dass alles wieder normal sein konnte. Was stellte dieser Junge bloß mit ihm an? Kapitel 8: Verwirrung --------------------- Young-Bae saß auf der Dachterrasse und starrte in die dunkle Nacht hinaus. Er steckte sich eine Zigarette an und seufzte zur Bekräftigung seiner düsteren Gedanken. Das Gespräch des Vorabends ging ihm wieder und immer wieder durch den Kopf, während er versuchte, den seltsamen Traum, der immer mehr an Substanz verlor und nur noch zu einem seltsamen Gefühl in der Bauchgegend wurde, komplett auszublenden. Es war anders gelaufen, als er es geplant hatte. Er hatte alles richten wollen, er hatte gewollt, dass sie beide wieder normal miteinander umgehen konnten, aber wahrscheinlich hatte er die Situation nur schlimmer gemacht. „Wir müssen doch unsere Freundschaft nicht von sowas kaputt machen lassen!“, hatte er gesagt und Seung-Ri in den Arm genommen, um ihm zu zeigen, dass es ihm ernst war. Es musste sich doch nicht alles verändern, oder? Und was war dann passiert? Für einen kurzen Moment hatte Young-Bae Hoffnung gehabt, dass nun alles gut war, doch Seung-Ri hatte ihn von sich gestoßen. Wut hatte aus seinem Gesicht gesprochen. Der Jüngere war nie aufbrausend gewesen, war nie wütend gewesen, immer fröhlich, offen und freundlich. Doch seit diesem einen Abend hatte Young-Bae das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Seung-Ri war verschlossen gewesen und impulsiv. Er konnte es ihm nicht einmal verübeln. „Was ist los?“, hatte sich Young-Bae erkundigt und nur einen weiteren bösen Blick als Antwort erhalten. Seung-Ri hatte so ausgesehen, als würde er schon wieder flüchten wollen, doch er hatte es nicht zugelassen. Er hatte den Jüngeren am Arm gepackt. Wieder. „Was los ist? Das fragst du ernsthaft?“, hatte er schließlich gesagt, „Ich kann das nicht, ich kann nicht so tun, als wäre alles in Ordnung. Ich kann dich nicht in den Arm nehmen und so tun, als würde ich nichts fühlen. Verstehst du? Ich kann es nicht! Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie es mir geht? Wie sehr es weh tut, dich jeden Tag zu sehen und jedes Mal, wenn du mich anlächelst zu wissen, dass du nicht das gleiche fühlst, wie ich?“ Young-Bae hatte den Blick niedergeschlagen und den Arm, den er nach dem anderen ausgestreckt hatte sinken lassen. „Es tut mir wirklich leid…“, hatte er gesagt, aber Seung-Ri hatte nur die Schultern gezuckt. In seinen Augenwinkeln funkelten bittere Tränen. „Und was bringt es mir? Ich hätte wirklich nichts sagen dürfen! Tut mir leid, ich brauche Abstand, sonst gehe ich kaputt!“ „Seung-Ri… Bitte, du bist mir so wichtig…“ Das Gesicht des Jüngeren verhärtete sich, krampfhaft hatte er versuchte die Tränen zurückzuhalten, doch schließlich brach der Damm und sie kullerten über seine Wangen, glitzerten im Licht der untergehenden Sonne. Und obwohl Young-Bae wusste, dass er es nicht tun sollte, hatte er nicht anders gekonnt. Er war näher an Seung-Ri herangetreten, hatte die Hand sanft auf seine Wange gelegt und die Tränen weggewischt. Sein Herz hatte wie wild geklopft. Er fragte sich, was es zu bedeuten hatte. Dann war Seung-Ri schließlich doch weggelaufen, während er selber noch eine Weile auf dem warmen Asphalt stehen geblieben war und versucht hatte, sein schlagendes Herz zu beruhigen. Und jetzt saß er hier um Dunkeln, immer wieder ging ein Frösteln durch seinen Körper. Die Nachtluft war kalt. Er fragte sich, wie es weitergehen sollte, wie es weitergehen konnte und fand keine Antwort. Er ließ seinen Kopf gegen die Mauer sinken und betrachtete den Himmel. Es war eine klare Nacht und trotzdem sah man kaum einen Stern am Himmel über Seoul, nur der Mond erhellte den schwarzen Himmel ein wenig und natürlich die Lichter der Stadt unter ihm. Young-Bae fühlte sich seltsam, wenn er an den Jüngsten dachte. Irgendwo in seinem Inneren breitete sich ein warmes Gefühl aus. Ja, wie er gesagt hatte, er wollte ihn nicht verlieren. Wie auch die anderen Jungs war er eine der wichtigsten Personen in seinem Leben geworden und dass es nun so zwischen ihnen beiden aussah, nahm ihn mit. Er hatte das Bedürfnis, Seung-Ri in den Arm zu nehmen und einfach alles zu vergessen, was im Moment zwischen ihnen stand. Als würde es das wieder gut machen. „Findest du nicht auch, dass Young-Bae und Seung-Ri sich neuerdings komisch benehmen?“ Ji-Yong stand mit Seung-Hyun in der Küche und räumte die Spülmaschine ein, während der andere den Müll, den sie beim Essen hinterlassen hatten, in einen großen Sack stopfte und hier und da mit einem nassen Lappen drüberwischte. „Was meinst du?“ „Ist es dir nicht aufgefallen? Seit diesem Tag, an dem Seung-Ri nach dem Dreh einfach abgehauen ist, ist irgendwas zwischen den beiden.“ Seung-Hyun hielt inne und lehnte sich an den Tisch. „Ja, kann sein, ich weiß nicht.“ „Naja, die reden kaum noch miteinander und Seung-Ri ist auf einmal so in sich gekehrt. Ich mache mir ehrlich gesagt ein bisschen Sorgen.“ „Na was soll schon passiert sein, vielleicht haben sich die beiden gestritten.“ Ji-Yong verzog das Gesicht, so dass sich sorgenvolle Falten auf seiner Stirn bildeten. „Aber meinst du nicht, einer von ihnen hätte mit uns geredet, wenn irgendetwas vorgefallen wäre?“ „Ya, die beiden sind alt genug. Wenn sie ein Problem haben, über das sie nicht sprechen wollen, dann lass sie. Die kommen schon alleine klar.“ Seung-Hyun grinste und knuffte den Jüngeren gegen die Schulter. „Zerbrich dir nicht deinen Kopf, es ist schon alles in Ordnung. Und sie machen doch noch ihre Arbeit, oder?“ Der Jüngere verschränkte die Arme vor der Brust und schob die gefüllte Lade mit dreckigem Geschirr mit dem Fuß in die Spülmaschine zurück und die schwere Tür gleich hinterher. „Du weißt genau, dass es nicht darum geht. Ich will nur wissen, wenn sie etwas bedrückt.“ „Okay, wenn du dir wirklich solche Gedanken machst, dann sprich doch einfach mit einem von ihnen. Du wirst schon sehen, es ist bestimmt nichts Schlimmes.“ Die Antwort war nur ein Seufzen. „Und jetzt hilf mir lieber, das hier sauberzumachen. Immerhin hast du die meiste Sauce verkleckert“, lachte Seung-Hyun und warf dem anderen den Lappen zu. Ji-Yong machte sich daran, die angetrockneten Reste vom Tisch zu kratzen, doch seine Gedanken weilten noch bei seinen beiden Freunden. Es war wirklich seltsam, wie sie sich verhielten. Vielleicht hatte Seung-Hyun recht und es war eigentlich gar nichts, aber er musste es doch genau wissen. Vielleicht gab es etwas, das er für sie tun konnte. Vielleicht hatte es ein Missverständnis gegeben, weswegen die zwei nun sauer aufeinander waren und er konnte es aufklären oder ihnen sonst irgendwie zur Seite stehen. Es war nicht das erste Mal, dass es dicke Luft zwischen ihnen gab. Klar, sie waren zu fünft, lebten und arbeiteten zusammen und das nun schon seit mehreren Jahren. Kleine Streits konnten da nicht ausbleiben. Aber dies war das erste Mal, dass ihm sein Bauchgefühl sagte, dass es ein ernsthaftes Problem geben konnte und das behagte ihm gar nicht. „Hey Jungs, braucht ihr noch Hilfe?“ Young-Bae betrat die Küche, unsicher grinsend „Dafür bist du ein bisschen spät. Gutes Timing, wir sind gerade fertig geworden. Aber vielleicht hat Ji-Yong noch was zu tun für dich.“ Seung-Hyun klopfte Ji-Yong auf den Rücken, warf seinen Lappen ins Spülbecken und verschwand zielsicher. Ji-Yong hatte das Gefühl, genau zu wissen, warum Young-Bae auf einmal in der Küche aufgetaucht war. Dae-Sung war in das Zimmer verschwunden, das er sich mit Seung-Ri teilte und Young-Bae wäre alleine mit ihrem Jüngsten ihm Wohnzimmer gewesen. „Wie hat er das gemeint?“ „Young-Bae… hör zu.“ Ji-Yong machte eine kurze Pause, weil er nicht genau wusste, wie er das Gespräch beginnen sollte, doch dann entschloss er sich, es einfach geradeaus zu versuchen. „Da ist doch irgendwas mit dir und Seung-Ri. Ich mache mir Gedanken. Hat es einen Streit gegeben?“ Es war in seinem Gesicht abzulesen, dass Young-Bae total überrumpelt von dieser Frage war. „Ähm… wie kommst du darauf?“ Ji-Yong zog eine Augenbraue hoch. „Na hör mal, das sieht doch ein Blinder, dass da etwas ist.“ Der andere seufzte, wich dem Blick des Leaders aus. Es war nun also doch schon so offensichtlich, dass es die anderen bemerkt hatten. Das hätte er sich ja denken können. Und jetzt, was sagte er? Doch bestimmt nicht die Wahrheit. „Ji-Yonga… Danke, dass du dir Sorgen machst, aber das brauchst du nicht. Du hast recht, es ist etwas vorgefallen, aber das bekommen wir schon alleine wieder hin.“ „Bitte, ich kann…“ „Tut mir leid, aber wirklich, kannst du nicht. Du musst mir nur glauben, dass es keinen Grund gibt, dass du dir Sorgen machst. Das wird schon wieder.“ Er versuchte ein klägliches Lächeln und ließ den anderen alleine in der Küche stehen, verwirrt und enttäuscht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)