I want to be your friend... von Irrational_Agonist (or your lover?) ================================================================================ Kapitel 3: Probleme und neue Bekanntschaften -------------------------------------------- Am nächsten Montagmorgen fiel mir das Aufstehen unheimlich schwer, denn ich hatte bis spät in die Nacht noch Mathematik und Chemie pauken müssen. Meine Eltern hatten mich dazu verdonnert, sozusagen als Strafe dafür, dass ich ihnen am Freitagabend fast einen Herzinfarkt beschert hätte. Missmutig schälte ich mich aus meinen weichen Kissen und schlurfte ins Bad. Auf dem Weg dorthin überlegte ich mir, ob ich Sakamoto erzählen sollte, was mich am Abend zu Hause erwartet hatte, doch ich entschied mich einstimmig dagegen. Was gingen ihn denn bitte meine lächerlichen Probleme mit meinen Eltern an? Ich wollte ihn nicht unbedingt auch noch damit belästigen… Ich hatte mich gerade geduscht und fertig angezogen, da hörte ich die Türklingel und sprang vor Schreck einmal zur Seite, was zur Folge hatte, dass ich mir am Badezimmerschrank den Kopf anschlug und fluchend aus dem Bad hinkte. Als ich schließlich die Tür öffnete und Sakamoto mich mit einem Grinsen empfing, blieb mir fast das Herz vor Schreck stehen. “Na, guten Morgen! Wie geht´ s uns heute so?”, fragte er. “Was machst du denn hier?!”, empfing ich den Blonden wenig freundlich und versuchte verzweifelt, mein offenes Hemd ordentlich zuzuknöpfen. “Ach, ich dachte, ich hole dich einfach mal ab, dann können wir zusammen zur Schule laufen.”, erläuterte er seelenruhig, während ich weiter an meinen Hemdknöpfen herumnestelte und meine zitternden Finger mich dabei vollkommen im Stich ließen. Bevor ich etwas erwidern konnte, war Sakamoto vor mich getreten und hatte angefangen, mein Hemd zuzuknöpfen. “Alleine kriegst du das ja nicht hin.”, murmelte er belustigt, ich kochte innerlich vor Wut. Als mir bewusst wurde, was der Kleinere da gerade tat, fühlte ich, wie mein Gesicht plötzlich heiß wurde. “Shou-chan, warum bist du so rot? Geht es dir nicht gut?” Sakamoto klang so unschuldig, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun und dafür hätte ich ihn jetzt am liebsten verschlagen. “Geht schon, mir ist nur etwas heiß…”, log ich dann und bereute es gleich wieder. “Oh, tatsächlich? Ich finde es eigentlich relativ kalt hier.”, meinte Sakamoto und klang ehrlich erstaunt dabei. Er hatte mein Hemd gerade fertig zugeknöpft, da kam meine Mutter an die Tür und brachte mir meine Schultasche. “Kazamasa, Schatz, du hast mir gar nicht gesagt, dass dein Freund dich abholen möchte.”, meinte sie vorwurfsvoll, ich seufzte. “Das war ja auch eine Überraschung.”, half Sakamoto mir aus dem Schneider, meine Mutter kicherte gekünstelt. “Ach, das ist so lieb von dir, dass du dich etwas um meinen Sohn kümmerst.”, säuselte sie. “Kein Problem, ich mag ihn. Sollten Sie vielleicht auch versuchen.”, erwiderte der Blonde dann ungerührt, meiner Mutter entgleisten für einen Moment alle Gesichtszüge. Sie hatte sich viel zu schnell wieder gefangen, als dass ich mich weiter an ihrem entsetzten Gesicht amüsieren konnte. “Also dann wünsche ich euch beiden einen wunderschönen Tag!”, verabschiedete sie sich von uns und knallte die Tür etwas lauter als beabsichtigt vor meiner Nase zu. Ich schulterte meine Schultasche und machte mich mit Sakamoto im Schlepptau auf den Weg zur Schule. Begeistert lachend scherzte ich: “Gott, das hat gesessen! Ich könnte dich echt knutschen dafür.” Der Blonde grinste dreckig und streckte mir sein Gesicht entgegen, mit den Worten: “Hier. Du darfst.” Ich schreckte zurück und brüllte dann: “So wörtlich habe ich das ganz bestimmt nicht gemeint!!!” Sakamoto kicherte hinterhältig, dann meinte er: “Falls du das jemals wörtlich meinst, meld dich bei mir. Ich hätte nichts dagegen.” Ich drehte mich angeekelt von dem Blonden weg und lief wütend einige Schritte voraus, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Er hatte inzwischen wieder zu mir aufgeschlossen und einen Arm um meine Schultern gelegt. “Warum bist du so sauer? Sonst bist du doch nicht einmal halb so aufbrausend… War noch irgendetwas am Freitagabend?”, plapperte der Kleinere munter drauflos, meine Stimmung sank langsam aber sicher in den Keller. “Ach, ich bin heute einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden.”, log ich und hoffte, Sakamoto würde nicht weiter nachfragen. “Das glaube ich dir nicht.” Okay, Fehlanzeige. “Na ja, du hast Recht. Meine Mutter hat sich am Freitagabend wahnsinnig aufgeregt, weil ich so spät nach Hause kam. Mein Vater hat mir dann den Samstag versaut, indem er mir zum Frühstück erst einmal eine gehörige Strafpredigt gehalten hat und am Sonntag musste ich den ganzen Tag lang lernen… als Strafe, sozusagen.” Ich war nicht wenig erstaunt über mich selber, mit welcher Leichtigkeit ich dem Blonden gerade meinen ganzen Kummer auftischte, denn normalerweise redete ich ja kaum mit jemandem darüber, wenn ich Probleme hatte. “Oh, das tut mir Leid. Das nächste Mal achte ich mehr darauf, wann du zu Hause sein sollst.”, entschuldigte Sakamoto sich, ich lächelte ihn wehmütig an. “Tut mir Leid, aber ich glaube, wir können nicht mehr zusammen weggehen. Meine Eltern hassen dich nach der Aktion am Freitag wie die Pest… das werden sie mir kein zweites Mal erlauben.”, erklärte ich und unterdrückte mit aller Macht die Tränen, die mir dabei in die Augen stiegen. “Oh… das… Das wollte ich nicht. Ich… ich werde mich persönlich bei ihnen entschuldigen.”, stotterte der Blonde, zum ersten Mal schien er tatsächlich fassungslos. “Tut mir Leid, ich habe eben bescheuerte Eltern.”, murmelte ich und senkte den Kopf. “Aber echt! Deine Eltern sind das Allerletzte! Wie kann man nur so… wie kann man nur so idiotisch sein?!”, brauste Sakamoto auf, ich sprang erschrocken einen Schritt zur Seite. “Sie tun dir doch nur weh damit, diese Arschlöcher!”, fuhr der Kleinere erbost fort, ich hielt ihn am Arm fest. “Beruhige dich… bitte, beruhige dich doch. Das ist doch nur halb so schlimm…”, flüsterte ich unablässig und strich ihm beruhigend über den Arm. Als wir an der Schule ankamen, hatte Sakamoto sich wieder beruhigt, ich hingegen war nur noch ein zitterndes Häufchen Elend. Ich hielt den Kopf während des Laufens gesenkt, sodass niemand meine Tränen sah, die mir in diesen Minuten unaufhörlich die Wangen hinunter rannen. Im Klassenzimmer ließ ich mich wortlos auf meinen Stuhl neben Sakamoto fallen und begann, hastig meine Schultasche auszupacken. Als der Lehrer kam, war ich geistig völlig abwesend und reagierte erst, als er mich fragte, ob ich nach Hause gehen wollte. Ich fuhr wie elektrisiert hoch und stammelte: “N- nein… es ist alles in Ordnung. Es wird bestimmt gleich besser.” Doch ich hatte mich geirrt: Ich konnte mich während der ganzen Stunde nicht eine Minute lang konzentrieren und das ärgerte mich ungemein. In der Mittagspause zog ich mich auf die Toilette zurück und schloss mich in einer der Kabinen ein. Wie sollte das Ganze weitergehen? Was sollte ich tun? Unzählige Fragen schwirrten mir durch den Kopf, doch ich konnte auf keine einzige von ihnen eine passende Antwort finden. Plötzlich ertönten Stimmen im Waschraum, ich rutschte auf dem Toilettendeckel zurück und zog die Beine an. “Was ist eigentlich mit Kohara los? Der ist heute total komisch.”, hörte ich eine Stimme sagen, augenblicklich wurde ich neugierig und beugte mich vor, um die Unterhaltung besser mitzubekommen. “Keine Ahnung, aber du hast Recht. Er ist wirklich seltsam… so abwesend ist er sonst nie.”, antwortete eine andere Stimme, dann vernahm ich, wie die Tür zur Jungentoilette schwungvoll geöffnet wurde. “Ah, gut, dass ich euch treffe. Habt ihr Kohara-kun irgendwo gesehen?” Das war Sakamoto gewesen, da war ich mir absolut sicher. Ich rutschte vor Schreck gleich ein ganzes Stück zurück und hielt den Atem an, als Schritte näher kamen und genau vor der Toilettenkabine Halt machten, in der ich mich befand. “Ist da jemand? Shou, bist du da drin?”, fragte Sakamoto, ich antwortete nicht. “Shou-chan, ich weiß, dass du da drin bist. Antworte mir.”, wiederholte der Blonde, ich seufzte ertappt. “Woher weißt du, dass ich hier bin?”, fragte ich dann leise und hörte ein leises Lachen. “Die beiden Jungs aus unserer Klasse haben vermutet, dass du hier bist. Kommst du mit hoch aufs Dach? Ich möchte mit dir und noch ein paar anderen Leuten essen …”, fuhr Sakamoto fort, ich schüttelte den Kopf. “Nein, keine Lust.”, entgegnete ich. “Ach, komm schon. Muss ich dich zwingen?”, drohte der Blonde lachend, ich schmollte. “Nein, ich will wirklich nicht.”, sagte ich dann fest. “Okay, du wolltest es ja nicht anders.”, murmelte Sakamoto und im nächsten Moment war er schon über die Trennwand zwischen den Kabinen geklettert und steckte den Kopf in meine Kabine. “Also, was ist?”, meinte der Kleinere erwartungsvoll, ich seufzte resigniert: “Eine andere Antwort als: “Ich bin dabei.” akzeptierst du ja sowieso nicht.” Langsam schloss ich meine Toilettenkabine auf und folgte dem Blonden ins Klassenzimmer, um dort mein Bentou zu holen, danach begaben wir uns aufs Dach, auf dem schon andere Schüler in kleinen Grüppchen versammelt saßen und ihr Mittagessen einnahmen. Sakamoto strebte auf eine Gruppe von drei Jungen zu, die ihm schon von weitem zuwinkten. Er ließ sich sofort neben ihnen auf den Boden fallen, während ich noch unschlüssig etwas abseits der Gruppe stand. “Komm, jetzt steh hier nicht so herum. Setz dich.”, forderte mich einer der Jungen auf, ich setzte mich vorsichtshalber einmal neben Sakamoto, um nicht ganz alleine zwischen Unbekannten zu sein. Dieser packte die Gelegenheit gleich beim Schopf und verpasste mir einen kräftigen Stoß in den Rücken, mit den Worten: “Stell dich vor.” Ich räusperte mich einmal nervös, bevor ich leise und stockend zu sprechen anfing: “Ich bin Kohara Kazamasa… naja, eigentlich eher Shou. Ich… ähm… ich bin in Sakamotos Klasse. Freut mich, euch kennen zu lernen.” Daraufhin stellten sich die Jungen alle nacheinander vor, sie wirkten allesamt viel selbstsicherer als ich. Der, der mich eben aufgefordert hatte, sich zu setzen, war ein großer, sportlicher Junge mit schwarzem Haar- er sagte, er hieße Tora. Neben ihm saßen zwei kleinere Jungen, einer mit einem Pony, der auf einer Seite blond gefärbt war und ein anderer, der ziemliche Hasenzähne hatte und dauernd zu schmollen schien. Der mit dem zweifarbigen Pony stellte sich mir als Nao vor, der andere als Hiroto. Während ich mein Bentou auspackte, sprach mich plötzlich Nao von der Seite an: “Was hast du eigentlich für Hobbies, wenn ich fragen darf?” Ich schrak erst einmal in die Höhe, dann schüttelte ich über meine unglaubliche Schreckhaftigkeit den Kopf und antwortete: “Ich bin im Fußballclub der Schule, dann noch im Zeichenkurs… naja, das war´ s eigentlich. Außerhalb der Schule habe ich keine Hobbies.” Nao grinste und pustete sich einige Haarsträhnen aus der Stirn: “Na dann werden wir uns ja öfters sehen- ich bin übrigens auch im Fußball. Wird bestimmt lustig.” Während ich aß, hörte ich der ungezwungenen Unterhaltung der anderen Jungen zu und kam mir leicht verloren und langweilig vor, da ich mich kaum daran beteiligte. Sakamoto hatte das wohl bemerkt und wollte wissen: “Na, wie gefallen dir meine Kumpel?” Alle rückten ein Stück auf mich zu und machten gespielt mordlustige Gesichter, Tora knurrte: “Sag jetzt nichts Falsches…” Ich lachte zum ersten Mal an diesem Tag hell auf und meinte dann: “Eigentlich sind sie alle sehr nett.” Der Kleine mit dem Hasengebiss- Entschuldigung, ich meinte Hiroto- zog eine beleidigte Schnute und maulte: “Wieso nur eigentlich?” Ich musterte ihn belustigt und lenkte ein: “Okay, dann eben ohne “eigentlich”. Ihr seid alle sehr nett.” Im nächsten Moment klopfte mir Tora so auf den Rücken, dass ich fast zwanzig Zentimeter in den Boden schrumpfte. “Gut so.”, sagte er grinsend. Den Rest der Pause verbrachte ich mit Sagas Freunden auf dem Dach der Schule und ich war wirklich enttäuscht, als es wieder zum Unterricht läutete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)