Like Flowers in this vase von Salatherz ================================================================================ Prozess ------- Like Flowers in this vase für EirwenCarroll Gibt es Dinge, die ich besitze? Gibt es Dinge, die ich besitze; die andere nicht nachvollziehen können? Manchmal spreche ich. Ich spreche mit meinem Spiegelbild. Mit mir selbst. Manchmal frage ich mich noch, wer ich bin. Wie ich bin. Ich weiß, dass ich mit mir selbst spreche. Es ist normal. Ich bin ich. Wenn ich mit mir selbst spreche, kenne ich wenigstens meinen Gesprächspartner. Bis in den letzten Winkel. Ich frage mich, ob es Menschen gibt, die von sich selbst sagen können, dass sie wirklich sie selbst sind. Ich möchte fragen. Ich würde sie fragen. Bei allem Schmerz und aller Freude, die ich empfinde oder mir vorstelle, zu empfinden. Um mich wird es weiß. Das Nichts und Alles sinkt in einen undurchsichtigen Schleier. Ein übergreifendes Weiß. Und dann stehe ich dort. Ich war schon oft hier, doch das weiß keiner. Kein anderer kennt mich mehr. Denn jeder kennt mich. Sitting on a corner street Children playing at my feet See the smiles on ice cream faces Feel myself begin to sink As the wind blows through my skin Leaves me open to temptation Das schmal gewachsene Mädchen überquert die Straße. Sie ist mir sofort aufgefallen. Eine blasse, kleine Gestalt, die aussieht, wie jeder sonst in dieser grauen Welt. Aber sie ist mir aufgefallen. Wie die vielen Male davor auch schon. Ich frage mich oft, was mit diesem Mädchen ist. Wieso fühle ich mich von ihr so angezogen? Wie von einem Magneten, der unverweigerlich Eisenstaub hinter sich herzieht. Die Präsenz dieser Person ist in vielerlei Sinne ein Geheimnis. Nie habe ich sie mit Eltern oder Freunden gesehen. Immer ist sie allein. Mein Herz zieht sich zusammen. Unwillkürlich. Ich will zu ihr. „Schatz?“ Ich drehe mich zu meinem geliebten Mann um. Wie jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, bin ich für einen Moment verblüfft. Der Lehrer und die Schülerin. Ich habe kein schlechtes Gewissen und schäme mich auch nicht mehr. Wieso sollte ich? Ich bin doch glücklich. „Deine kleine Freundin, nicht wahr?“, fragt er gutmütig. Ich nicke. „Geh zu ihr.“ Er hat mich sofort verstanden. Sanft beugt er sich zu mir, küsst meinen Mundwinkel und schubst mich dann leicht auf die Straße zu. Ich laufe dem Mädchen nach. Ich möchte mich noch von ihr verabschieden. Cause nothing ever lasts forever We're like flowers in this vase, together Eine unsägliche Ruhe durchströmt mich. Man nenne mich egoistisch, aber es ist angenehm, dass dort etwas ist. In meinen Erinnerungen. Etwas Gutes. Ich lösche es nicht. Ich kann es mir nicht verkneifen, diese Erinnerungen auszunutzen. Denn das in diesen Erinnerungen, das bin schließlich ich. Sie und ich. „Lain!“ Ich bleibe stehen. Das Lächeln entfaltet sich wie von selbst auf meinem Gesicht. „Oh, hallo.“ Die junge Frau bleibt vor mir stehen. „Lain.“ Ich lächle weiter. „Alice.“ Eventuell habe ich Emotionen. Im Überall. Im Nirgendwo. Alice. Ihre Namen auszusprechen hilft mir dabei, daran zu glauben. „Wie geht es dir, Lain?“ „Mir geht es gut. Und dir?“ „Auch…“ Eine Pause. Ihr Blick wandert zum Boden. Sie zögert. Was will sie mir sagen? „Was machen eigentlich deine Eltern, Lain?“ Sie schaut auf ihre Fußspitzen. „Sie sind nicht zu Hause.“ Sie existieren nicht. Mein Zuhause ist… „Ich wäre gerne bei dir zu Hause, Alice.“ Das bringt sie zum Lachen. Ich lache mit. Ich denke an andere Zeiten. Aber plötzlich versiegt Alices Lachen. Zwischen ihren Augenbrauen bildet sich eine kleine Falte. „Das hier ist unser letztes Treffen, Lain. Mein Mann und ich ziehen in eine andere Stadt.“ You and me, it's pulling me down Tearing me down, piece by piece And you can't see That it's like a disease Killing me now, it's so hard to breathe Mit so einer Reaktion habe ich nicht gerechnet. Kaum haben die Worte meinen Mund verlassen, sehe ich eine Veränderung in Lains Gesicht. Ihre Augen werden starr, sie kneift die Lippen zusammen. Es ist, als wäre sie eingefroren. Hier, auf dem Gehweg. Ich hebe meine Hand, welche plötzlich das Gewicht von Blei zu haben scheint. Wieso fällt es mir so schwer? „Lain…“ Ich würde sie gerne trösten. Doch ich werde um meine aufmunternden Worte gebracht, denn von einer Sekunde auf die nächste strahlt sie wieder. Ich habe das Gefühl, mir die gefühlskalte Miene von eben nur eingebildet zu haben. „Ich freue mich für dich“, sagt sie leise. Es klingt ehrlich. „Ich freue mich auch“, sage ich etwas verwirrt. Dann schaue ich unbewusst über die Schulter. Mein Mann wartet noch auf der anderen Straßenseite. Er ist gerade ins Betrachten der Auslage in einem Schaufenster versunken. Als ich mich wieder Lain zuwenden will, ist sie verschwunden. Mein Blick begegnet nur kalten Pflastersteinen. Langsam richte ich mich auf. „Leb wohl, Lain.“ But it's worth fighting for It's still worth fighting for It's worth fighting for Ich bin überall. Ich versuche es überall. Und immer wieder. Und es macht mich traurig und glücklich. Ich speichere es ab. Ich lösche es nicht. Wenn ich das Gefühl brauche, mehr als ich selbst zu sein, hole ich es in meine Erinnerungen zurück. Man nenne mich egoistisch, aber kaum ist das Bild der Straße verblasst, falle ich auf die Knie und schreie. Es ist der Verlust. Es ist das Gewinnen. Und es ist das, was ich noch nicht überwinden und verstehen kann. „Warum passiert es immer wieder? Wieso bin ich allein, wenn ich überall bin und mich jeder kennt?“ Aber ich bin gar nicht allein. Da ist das, was ich erschaffe und nehme. Es kommt mir manchmal vor wie eine Lüge, doch es ist der einzige Weg, die Wahrheit zu verkraften. Es fällt mir schwer, mitzugehen, dabei ist es doch so leicht. Was ist Zeit? Wie lange überlebe ich Zeit? Ich merke, dass ich Zeit nicht verstehen will. Ich weiß, wer nicht in der Zeit lebt, ist einsam. Aber ich bin nicht einsam. Noch nicht. Lade. Datei. „Alice“, denke ich. „Alice.“ You and me, it's pulling me down Tearing me down, piece by piece And you can't see That's it's like a disease It's killing me now, it's so hard to breathe Das schmal gewachsene Mädchen überquert die Straße. Sie ist mir sofort aufgefallen. Eine blasse, kleine Gestalt, die aussieht, wie jeder sonst in dieser grauen Welt. Aber sie ist mir aufgefallen. Wie die vielen Male davor auch schon. Das sind Dinge, die andere nicht nachvollziehen können. Man nenne mich egoistisch. Cause nothing ever lasts forever We're like flowers in this vase, together Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)