Running Blind [YuKa] von DangoRamen (Kapitel 6, LETZTES kapitel on!) ================================================================================ Kapitel 1: Silence and Blame ---------------------------- Um ehrlich zu sein hatte ich laange überlegt, ob ich überhaupt einen zweiten Teil schreiben sollte. Irgendwie hat mir das Kapitel als Einteiler gefallen... Aber naja. Erstmal danke an alle Kommischreiber, man freut sich ja immer über Kommentare ^^ Ein paar sagten ihnen würde das Ende gefallen, oder mein Schreibstil. Danke nochmal *_* Natürlich hab ich auch die Kritik nicht überlesen, ich hoffe also in diesem Teil sind weniger Schreibfehler enthalten! & Eins will ich noch kurz loswerden, wegen dem "Warum muss er gleich Ritzen": Irgendwie ist das wesentlicher Teil der Story geworden. Außerdem finde ich so ein Verhalten bei Kai, d.h. jemandem der nur noch Stress hat, und mit vielen Emotionen umgehen muss, es aber nicht "nach außen lassen" kann, gar nicht mal soo abwegig. Naja nun weiter mit Teil 2, etwas kurz, aber ich hoffe er ist halbwegs annehmbar geworden, && schonmal danke fürs lesen! SILENCE AND BLAME Es traf ihn wie ein Schlag. Egal welche noch so schrecklichen Bilder er sich die letzten Stunden, - seit dem Anruf des Krankenhauses - ausgemalen hatte, nichts davon kam auch nur ansatzweiße an den Anblick heran, als er die Zimmertür öffnete, und direkt auf die Person in dem großen, weißen Krankenhausbett blickte. Auch wenn er auf dem Weg zum Krankenhaus versucht hatte, sich innerlich auf das Schlimmste vorzubereiten, der Anblick übertraf all seine schlimmsten Vorstellungen, und traf ihn mit solch einer Wucht direkt in den Magen, dass sich alles in ihm zusammenzog und ihm einen Moment lang der Atem stockte. Kraftlos rutschte seine Hand von der Türklinke, ehe die Tür mit einem - in seinen Ohren unglaublich lauten - Knall hinter ihm ins Schloss fiel. Bei dem Geräusch drehte sich der Junge, der auf einem Stuhl neben Kais Bett saß, reflexartig um, doch Tala hatte keine Augen dafür. Fassungslos konnte er seinen Blick nicht von den schlafenden Kai abwenden, ging ungläubig ein paar Schritte zurück. Er schluckte. Obwohl ihm 1000 Fragen auf der Zunge lagen, brachte er keinen einzigen Ton über die Lippen. Sein Mund fühlte sich aufeinmal verdammt trocken an. Er hatte sich über Kais Größe spaßeshalber oft lustig gemacht, immerhin war der Russe gut mehr als einen Kopf kleiner als er selbst, aber als er ihn nun dort in dem großen, breiten Krankenhausbett liegen sah, kam er ihm ernsthaft richtig klein vor. Und so unglaublich blass und dünn. Aber das war nicht einmal, was ihn so schockte. Mit einer Mischung aus Verwirrung und Unglauben wanderten seine Augen über den Körper des Schlafenden. Oder zumindest den Teil, den die dicke Decke nicht verdeckte. Kai's Arme waren übersäht mit unzähligen roten Linien. Manche waren nicht mehr als dünne Striche, klein und unscheinbar, doch die meisten waren dicke, große Linien, die sich kreuz und quer über seine Arme zogen. Das Krankenhaushemd, dass er trug, war leicht verrutscht, so dass ein Teil seiner Schulter und Brust freilag. Selbst dort konnte er unzählige Narben ausmachen. Und er wagte es kaum, sich vorzustellen, wie der Rest von Kais Körper aussehen würde... Oder seine Seele... Ihm wurde plötzlich übel. Er presste sich die Hand vor den Mund. Erschrocken zuckte er zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte, und sah sich um. Er brauchte einige Zeit, ehe er den Jungen auf dem kleinen Stuhl neben Kais Bett, und Kai's restliches Team einige Meter neben ihm selbst wahrnahm, und feststellte, dass Takao es gerade tatsächlich gewagt hatte, ihn anzufassen. Wie ein verwirrtes Tier starrte er immer wieder zwischen der Hand auf seiner Schulter, und das Gesicht des Japaners hin und her. Der Druck der Hand auf seiner Schulter verstärkte sich, als sich ihre Blicke trafen. "Tala, hör mal..." hörte er gedämpft Takaos Stimme zu sich durchdringen. Er schien nach Worten zu suchen. Allein schon bei dem Klang dieser Stimme begann sein Herz nur noch mehr zu rassen, wenn auch vor Hass. "So sollte das alles nicht kommen." Die Hände des Rothaarigen verkrampften sich. "Wir wollten eigentlich... doch nur das Beste für-" Noch ehe Takao den Satz beenden konnte, traf ihn ein schneller, harter Schlag ins Gesicht, der ihn einige Schritte nach hinten taumeln lies. Und wäre Rei nicht in der Nähe gestanden, um ihn rechtzeitig aufzufangen, hätte er vermutlich noch eine schmerzliche Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Tala wäre es jedenfalls recht gewesen. Hasserfüllt starrte er den Japaner an, der sich langsam wieder aufrappelte, sich mit einem fassungslosen Blick die schmerzende Wange haltend. Nicht nur dieser, auch die anderen Beiden schienen vollkommen geschockt und überrumpelt von dem plötzlichen, unangekündigten Schlag des Russen. Talas Fäuste zitterten immernoch. Er holte erneut aus, mit der Absicht Takao gleich ein zweites mal eine zu verpassen. Doch Rei war der erste, der sich wieder fing. Als er Talas zweite Faust auf Takaos Gesicht zukommen sah, machte er blitzschnell einen Schritt nach vorne, fing ihn mit seinem Arm ab. Gerade war er im Begriff seine eigenen Fäuste zu heben und es Tala gleich zu tun, als er jedoch von dem Blauhaarigen am Arm zurückgehalten wurde. "Rei." setzte Takao in ungewohnt leisem Tonfall an. Ein dunkler Schatten lag auf seinen Augen, er hatte die Cappie tief ins Gesicht gezogen. "Es ist okay. Er hat all das Recht dazu. Und..." kurz wandte er seinen Kopf in Kais Richtung, "Er auch, wenn er... wenn er wach wäre." Talas Fäuste zitterten immernoch gefährlich, trotzdem versuchte er seine Wut zu unterdrücken. Wie verdammt Recht er hatte. Sie hatten allen Grund dazu. Tala hätte allen Grund dazu, dieses ganze verdammte Team hier und jetzt Grün und Blau zu schlagen. Erst recht nach seinen letzten Worten... >So sollte das nicht kommen< >Wir wollten eigentlich das Beste für ihn< Wie konnte Takao es wagen? Wie konnte er soetwas heuchlerisches in den Mund nehmen, nach all dem, was er und sein Team Kai zuvor angetan hatten? Woher nahm er sich überhaupt das Recht heraus, hier zu sein?! Nach all den Schikanen und Beleidigungen, die sie ihnen beiden, und vorallem Kai die letzten Monate immer wieder an den Kopf geworfen hatten? Nachdem sie sogar die anderen Teams gegen sie aufgehetzt hatten? Nachdem sie Kai seit ihrer Beziehung wie den letzten Dreck behandelten, und dass nach all dem verdammten philosophieren zuvor, über Freundschaft, und das Kai sich ihnen endlich mehr öffnen sollte?! Tala könnte sich Ohrfeigen, bei dem Gedanken daran, dass er Kai damals noch selbst überredet und ermutigt hatte, ihre Beziehung nicht geheimzuhalten. >Sie werden zu dir halten< hatte er ihm gesagt. >Das haben sie nach deinem Wechsel zu Biovolt auch getan. Sie sind deine Freunde.< hatte er ihn ermutigt. Wozu? Noch zu gut hatte er die Beleidigungen und Ausdrücke im Kopf, die sie ihnen jedesmal nachgesagt hatten, nachdem er Kai vom Training abgeholt hatte. Sie hatten leise, untereinander gesprochen, aber doch laut genug, damit es auch an ihre Ohren drang bevor sie die Halle verließen. Noch viel zu gut hatte er die abwertenden Blicke vor Augen, jedesmal wenn sie sich zufällig über den Weg liefen. Wie konnten sie es allen ernstes wagen, nun hier zu sein, und ihm auch noch ihr Beileid vorzuheucheln?! Am liebsten wäre er gleich nochmal auf den Japaner losgegangen, aber als er seinem Blick auf Kai folgte, schien ihm wieder bewusst zu werden, wo er sich befand, und was im Augenblick wichtiger war. Sein Unverständnis und seine Verwirrtheit waren im Augenblick viel zu groß, der Schock von Kais Anblick viel zu tief, und drängte erneut alle anderen Gefühle und Gedanken in den Hintergrund. Auch wenn sich sein Mund immernoch unglaublich trocken, und sein Magen sich, als müsse er sich jeden Moment übergeben anfühlte. Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er selbst auch kein Recht dazu. Kein Recht dazu, Takao und den Rest des Teams zu verurteilen. Er hatte kein Recht dazu, sich über sie zu stellen. Er hatte nicht einmal das Recht dazu, sich auf Kais Seite zu stellen. Und wahrscheinlich, hatte er nicht einmal das Recht dazu, hier zu sein. Nicht nach all dem, was er getan hatte... In Gedanken trat er ein paar Schritte auf Kais Bett zu. Vorsichtig strich er über Kais vernarbten Arm. Federleicht, als könne er bei einer zu groben Berührung zerbrechen. Er fühlte sich ohnehin schon schuldig, er wollte nicht noch mehr kaputt machen. Sanft strichen seine Finger von der Schulter angefangen den Arm hinab. Die Haut unter seinen Fingerspitzen war zart und weich, wären wie vielen, dunkelroten Erhebungen und Linien nicht. Noch zu gut konnte er sich an das letzte mal zurückerinnern, als sie zusammen im Bett lagen, gekuschelt hatten, als seine Hände etwas über Kai's Körper gewandert waren. Es musste sicher Wochen, wenn nicht sogar Monate her gewesen sein. Zu einer Zeit, in der noch alles okay war - Zumindest, was ihre Beziehung betraf. Als er damals über diese Arme gestrichen hatte... Sie hatten sich unglaublich anders angefühlt. Damals, kurz bevor er sich von Kai stück für stück ... getrennt hatte. Er biss sich krampfhaft auf die Lippen, als er sich an Kai's Gesicht von damals zurückerinnerte. Er hatte es niemals ausgesprochen. Dass Schluss sein sollte. Das hätte er nicht über die Lippen gebracht. Er hatte die letzten Wochen in seiner Gegenwart allgemein kaum noch etwas über die Lippen gebracht. Wahrscheinlich aus Angst, etwas falsches zu sagen. Oder wohl eher, aus Angst etwas wahres zu sagen? Aus Angst ihm hätte ein liebes Wort oder etwas nettes rausrutschen können? Er wusste, dass er sich vor Kai die letzten Wochen wie ein Arschloch benommen hatte. Er hatte nicht mehr mit ihm Gefrühstückt, war extra eine Stunde eher aufgestanden, damit er schon aus dem Haus war, wenn er aufwachte. Und er war viel zu Spät nach Hause gekommen, hatte absichtlich Überstunden eingelegt, oder nach der Arbeit ein paar Stunden in irgendeiner nächstbesten Kneipe verbracht, damit er erst nach Hause kam, wenn Kai schon im Bett war. Er hatte nur noch das nötigste mit ihm gesprochen. Und obwohl es ihm sonst vor dem Rest der Welt nicht schwer fiel, seine kalte und abweisende Maske zu wahren, fiel es ihm jedesmal unglaublich schwer Kai mit dieser kalten, emotionslosen Tonart zu antworten, ohne ein Gesicht dabei zu verziehen. >Es ist einfach nicht mehr dasselbe zwischen uns.< Er konnte nicht einmal in Worte fassen, wie viel Überwindung es ihn vor ein paar Tagen gekostet hatte, diesen einen Satz zu sagen. Und wie sich alles in ihm zusammengezogen hatte, als er im vorbeigehen aus den Augenwinkeln Kais ungläubiges, verletztes Gesicht gesehen hatte... Seine Hände hatten gezittert, als er in der Nacht darauf heimlich seine Sachen gepackt hatte. Vorsichtig griff er nach Kais Hand, verschränkte ihre Finger miteinander und drückte sie fest. Er konnte es nicht länger zurückhalten. Egal wie krampfhaft er versuchte, sich weiter unter Kontrolle zu halten, sein Puls rasste. Seine Hände zitterten, genau wie damals. Es war das Richtige. Er hatte das Richtige getan. Das hatte er damals zumindest geglaubt. Auch wenn Kai es nie offen zugegeben hatte, er hatte ihm angesehen wie sehr ihn die Sprüche und Schikanen seines Teams Tag für Tag aufs neue fertig gemacht haben. Er hatte nicht länger mit ansehen können, wie er unter dem ganzen Druck von Außen litt. Bis jetzt hatte es zumindest >nur< in der BBA und den verschiedenen Teams die Runde gemacht, aber er wollte sich gar nicht ausmalen, wie der Rest der Öffentlichkeit reagieren würde, sobald jemand der anderen damit an die Medien gehen würde. Er hatte wirklich gedacht, es sei das Beste für sie beide. Das Beste für Kai... Zitternd presste er sich eine Hand auf den Mund. Sein Puls rasste immer schneller. Sein Hals fühlte sich an, als müsste er jeden Moment würgen, vor Übelkeit. Alles um ihn herum drehte sich. Er war keinen deut besser, als dieses verdammte Team. "Das Beste?" Er hörte sich schon an wie Takao... mit dem kleinen Unterschied... Seine andere Hand drückte fester, verkrampfte sich regelrecht um die dick verbundene Hand des Schlafenden. Erneut glitten seine Augen über die unzähligen Schnitte. Vor ein paar Wochen, kurz bevor er angefangen hatte, so abweisend zu ihm zu sein, waren diese Arme noch weiß... Mit dem kleinen Unterschied... dass dies alles seine Schuld war. Wider seiner sonst so gefassten, kühlen Erscheinung schloss er die Augen, vergaß alles um sich herum. Und er konnte all seinen Vorsätzen nicht mehr standhalten, und... Er weinte. ~ * ~ Geschockt konnten sie ihre Blicke nicht von Tala wenden. Selbst Max, der die ganze Zeit die Ruhe bewahrt hatte, wusste sich nicht mehr zu helfen, als ein paar ratlose Blicke mit seinen anderen Teamkameraden zu Tauschen. Da er Tala am nähesten war, fühlte er sich verpflichtet irgendetwas zu tun. Für eine Sekunde wollte er schon die Hand ausstrecken, entschied sich dann jedoch anders. Wieder tauschte er ein paar ratlose Blicke mit den anderen. Während Rei einfach nur völlig schockiert mit geweiteten Augen dastand, hatte Takao inzwischen seine Cappie nur noch tiefer gezogen, und das Gesicht Richtung Boden abgewandt. Er hatte Tala noch nie so aufgewühlt gesehen, wie die letzten Minuten, schon als er den Raum betreten hatte. Aber dass der sonst so verschlossene, beherrschte Tala jetzt wie angwurzelt neben Kais Bett stand und weinte... setzte der ganzen Situation nicht nur eines obendrauf, sondern auch noch eine ungeheure, erdrückende Stimmung in die Luft, dass es ihm beinahe den Atem raubte. Wieder wechselte er einen Blick mit Rei. Dann zu Takao. Inzwischen hatten beide ihren Blick zu Boden gewandt. Das erdrückende Gefühl von Schuld lag in der Luft, und anscheinend wusste niemand, was er tun sollte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)