Allein von Toozmar (One-Shots und Wichtelstories) ================================================================================ Kapitel 16: Rose red -------------------- Einen kleinen Schritt bewegte sich der große Mann von dem kleinen Fleck, der in dem hellen Licht rötlich schimmerte. Eilig ging er durch die Wohnung, auf der Suche nach ihr. Jedes Zimmer durchsuchte er, schaute in jeder noch so kleinen Ecke nach, in der man genügend Platz hatte um sich zu verstecken. Nirgends war sie zu finden und erst als er sich erschöpft auf dem Bett fallen lies, entdeckte er neben der kleinen Pfütze einen Zettel, der zusammen geknüllt auf dem Boden lag. „Es tut mir leid!“ Tränen sammelten sich in seinen Augen, rollten unaufhörlich seine Wangen hinunter, bis von seiner Lippen auf den Zettel tropften. Wütend zerknüllte er das Papier, warf es vor sich, wo es in die Pfütze fiel und sich sogleich mit dem Blut voll saugte. Ihre Schritte wurden immer langsamer, irrten durch die Stadt, die sie mit dem ganzen Lärm nur noch mehr verwirrte. Sie blickte sich um, fand keinen Anhaltspunkt, der ihr verriet, wo sie eigentlich war. Sie war abgehauen, mal wieder, sie musste einfach raus, weg. Eine weitere Straße lief sie nun entlang, ohne ein Ziel, sie wollte einfach nur laufen, einfach nur weg. Immer wieder liest er sich die eine Zeile durch, versucht irgendwas zu finden, was ihm auch nur einen kleinen Hinweis gibt. Es ist zwecklos, natürlich, sie will ihn nicht sehen, warum wäre sie sonst abgehauen, ohne ihm Bescheid zu sagen. Plötzlich riss sie das Klingeln ihres Handys aus ihren Gedanken. Sie saß auf einer Bank, außerhalb der Stadt, an einem Feldweg, wo nur vereinzelt Leute vorbeiliefen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie es fand und den Mut fand abzuheben. Er hörte ihren zitternden Atem, ein leises Seufzen. „Wo bist du?“ seine Stimme klang so besorgt, angstvoll, doch man konnte keinen wütenden Ton heraus hören. Nachdem sie ihm erklärt hatte wo sie war, machte er sich auf den Weg. Immer wieder wusch er sich die Tränen aus dem Gesicht, versuchte sich selbst zu beruhigen. Mit leerem Blick saß sie auf der Bank, schaute auf den Boden, ließ ihre Tränen auf den Boden fallen. Erst als er unmittelbar vor ihr stand, bemerkte sie ihn, schaute ihn mit ihren glänzenden Augen an, schwieg aber weiterhin. Ihre Arme hatte sie vor ihre Brust verschränkt, die Beine nah an sich heran gezogen. Beruhigend redete er auf sie ein, nahm sie in den Arm und streichelte ihr über den Rücken, hoffte so ihr ihre Angst zu nehmen. Sie zitterte immer noch. Er schaute ihr in die Augen, begann erneut gegen seine Tränen zu kämpfen. Er zog ihre Ärmel hoch und blickte auf die vielen kleinen Wunden, die die Pfütze in ihrer Wohnung gefüllt hatten. Weiter Tränen bildeten sich in seinen Augen, die er nicht mehr zurück halten konnte. Seine Arme schlossen sich wieder um ihren zitternden Körper, umschlossen sie sanft und doch so stark. Ein warmer Strom floss durch ihren Körper, viel wärmer als sie es jemals gefühlt hatte, wärmer als jeder Schnitt. Seine Tränen tropften auf ihre Schulter. Ihre Arme schlossen sich nun endlich um ihn, hielten ihn ebenfalls fest, gaben ihm zu verstehen, dass er ihr wichtig war. Stundenlang saßen sie einfach da, umarmten sich, genossen die Wärme, die zwischen ihnen herrschte. Als sie wieder in der Wohnung kamen, war die kleine Pfütze getrocknet, glänzte nicht mehr im Licht, warf nur noch einen dunklen Schimmer in den hellen Raum. Das Papier hatte sich bis zur letzten Faser vollgesogen. Es schien wie eine Blume, die aus einer Pfütze aus Blut wuchs, eine kleine Rose, die erst durch ihren Schmerz blühen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)