Tell Him von -Yukiya- ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber es gab ein paar Komplipikationen und ein KreaTief ^^' Nun wünsche ich euch aber viel Spaß beim ersten richtigen Kapitel~ Viel Spaß!~ ~~~ Tell him Kapitel 1 Der Kaffee vor seiner Nase dampfte und an seinen Händen wurde es langsam etwas wärmer. Noch immer war sein Körper eiskalt und er zitterte, doch was wollte er anderes nach 10 Minuten in der Wärme auch erwarten? Vor allem weil er seine nassen Sachen noch immer am Leib trug. Kai starrte Löcher in die Luft, bzw. in den Dampf und war mit seinen Gedanken nicht in der Wohnung, sondern noch immer draußen im Regen, oder vielleicht sogar noch weiter weg. In der Vergangenheit, oder in seinen Träumen. Er stellte sich vor, was gewesen wäre, hätte er einige Dinge anders gemacht, hätte er etwas anderes gesagt, oder getan. Aber irgendwie kam er nie zu dem Ergebnis, was er wollte, immer wieder fanden sie einen neuen Grund zu streiten und auch wenn sie immer absurder wurden, sie waren da. Nur wieso hatte er sie vorher nie gesehen? Er seufzte schwer. „Zieh dich lieber aus Kai, du kannst Sachen von mir haben. Nicht dass du dich noch erkältest.“ Kurz sah der Drummer auf und nickte dann, stellte die Tasse kurz beiseite und ging sich umziehen, andere Sachen lagen schon bereit und kam dann wieder ins Wohnzimmer getrottet, wo er die selbe Position wieder einnahm, die er gerade eben schon gehabt hatte und starrte auf seinen Becher. Eine Decke legte sich um seine Schultern und sein Freund setzte sich neben ihn. „Was machst du nur für Sachen? Hm? Besuchen kannst du mich auch kommen, ohne dass du mitten in der Nacht bei Schnee zu mir kommen musst. Und warum hast du nicht geklingelt? Wie lange standest du da überhaupt?“ Ein kurzes Schweigen legte sich und er legte Kai eine Hand auf die Schulter. „Was ist denn eigentlich passiert?“ Aber der Drummer schwieg noch immer, er konnte seinem Freund gar nicht in die Augen sehen und deshalb wandte er sein Gesicht von ihm ab und seiner Tasse zu. Das Schweigen dauerte diesmal etwas länger, bevor ihm die Geduld langsam ausging. „Kai, nimm’s mir nicht übel, aber du siehst beschissen aus. Du hast rote Augen und standest weinend und pitschnass vor meiner Tür. Willst du mir wirklich nicht erzählen, was los ist?“ Irgendwie kamen die Worte zwar bei Kai an, doch irgendwie auch nicht. Sie ergaben einfach keinen Sinne, genauso wenig, wie der ganze Rest. Nichts ergab im Moment einen Sinn. Er hatte ihn verlassen, einfach so. Wieso nur war das alles geschehen? „Kai? Kai? Hey, Kai! Hörst du mir überhaupt zu? Hat Miyavi dir irgendwas angetan? Ist was vorgefallen?“ Da war er wieder, dieser Name. Tränen stiegen in ihm auf und er umklammerte die Tasse so fest, dass sie zu zerbrechen drohte, weshalb sein Freund sie ihm auch lieber aus der Hand nahm. Gerade als sie mit einem leisen „klack“ auf dem Tisch zum stehen kam, fiel Kai ihm um den Hals. „Miyavi, er… er… er hat Schluss gemacht. Einfach so!“, er weinte bitterlich, sodass der Schwarzhaarige ihn sanft in den Arm nahm. „Oh man Kai. Das tut mir leid. Was ist denn genau vorgefallen?“ Also begann Kai zu erzählen und sagte immer wieder, dass er gar nicht so wirklich wusste, was los war, aber er wusste nur zu gut, wie sich das anhören musste. Normalerweise war er ja derjenige, der den Anderen bei ihren Problemen zuhörte und wenn jemand mit der Ausrede kam ‚er wüsste nicht, wieso er/sie Schluss gemacht hatte, dann glaubte auch er ihm nicht. Es gab immer einen Grund und auch wenn er ihn verdrängte, er wusste ganz sicher, woran es lag, im Moment dachte er nur nicht daran. Er war viel zu sehr damit beschäftigt sich schlecht zu fühlen. „Das wird schon wieder. Mach dir keine Sorgen. Rede einfach morgen mit ihm, dann habt ihr beide eine Nacht drüber geschlafen und dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Glaub’s mir.“ „Hoffentlich.“, kam es weniger überzeugend von Kai, der endlich mal einen Schluck Kaffee trank, anstatt ihn nur anzustarren und darauf zu warten, dass er ihm etwas mitteilte – was er bis jetzt nicht getan hat und was er mit Sicherheit auch nicht so schnell tun würde. „Lass den Kopf nicht hängen. Das passt nicht zu dir.“ Kai versuchte zu lächeln, aber es blieb bei einem kläglichen Versuch, wirklich überzeugend wirkte es nicht. Also wandte sein Freund eine neue Taktik an. Er stand auf und pattete den Drummer mit den Worten: „Das wird schon wieder, Kleiner.“ „Hey, seit wann nennst du mich Kleiner? Ich bin größer als du!“ „Ich dachte nur, dass es irgendwie ein kleiner Rollentausch wäre, da fand ich es passend.“, er zwinkerte ihm zu und ging in die Küche, um dem „Kleinen“, etwas zu essen zu machen. Kai lächelte etwas, denn er wusste genau, auf was sein Freund anspielte. „Ach und, du schläfst natürlich erst mal bei mir.“, er hatte seinen Kopf noch mal durch die Tür gesteckt und grinste ihn freundlich an. „Aoi?“ „Hm?“ „Danke.“ „Nichts zu danken. Ich bin für dich da, das weißt du doch.“ Den letzten Rest der Nacht, verbrachte er bei Aoi und versuchte ein wenig zu schlafen, denn immerhin war der nächste Tag wie ein ganz gewöhnlicher, anderer. Es gab eine Probe, auch wenn alle heftig diskutiert hatten und deshalb konnte er das Ganze nicht ausfallen lassen. Sie hatten kurz nach Neujahr ihr nächstes Konzert und bis dahin war noch viel zu tun, da spielte es keine Rolle, ob Weihnachten war, oder nicht. Am nächsten Morgen fühlte Kai sich wie gerädert. Alles tat ihm weh, besonders sein Kopf und seine Augen fühlten sich an, als hätten sie die Größe von Wassermelonen. Kurzum, er fühlte sich als hätte er die ganze Nacht geheult. Also nichts Unnormales, denn er hatte die ganze Nacht geheult. Wie lange es wohl her war, dass er so viel geweint hatte? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern und das sollte schon was heißen. „Geh duschen, dann fühlst du dich besser.“, kam es von Aoi, der gerade ins Zimmer kam und sich mit einem Handtuch die Haare abrubbelte.“Glaub mir, das wirkt Wunder. Handtücher liegen im Regal.“ Und schon war er in die Küche verschwunden, hatte sein Handtuch über den dort stehenden Stuhl geschmissen und machte sich daran etwas zum Frühstück zuzubereiten. Kai verschwendete keinen weiteren Gedanken, um darüber nachzudenken, ob er es tun sollte oder nicht, sondern stand einfach auf und ging ins Bad, um dort eine ausgiebige Dusche zu nehmen. Er versuchte einfach, nicht nachzudenken und schloss die Augen, denn sein Blick war eh noch ganz verschwommen, durch seine geschwollenen Augen, da konnte er nun auch einfach unter der Dusche stehen und das Gefühl des Wassers genießen. Der gestrige Tag erschien ihm wie ein Traum, ein schlechter Albtraum, doch leider wusste er nur zu gut, wie real dieser Traum doch war, denn er nannte sich Leben und das bestand nicht nur aus positiven Erlebnissen. Er traute sich gar nicht in den Spiegel zu sehen, nachdem er aus der Dusche gestiegen war, aus Angst, er würde sich selbst nicht wiedererkennen. Also ließ er es, ging einfach an dem Ding vorbei, ohne einen Blick zu wagen und lief wieder zu Aoi ins Wohnzimmer, der mittlerweile das Essen fertig hatte. „Und? Hatte ich recht?“ „Naja, ein bisschen besser geht’s mir.“ „Hab ich’s ja gesagt. Und jetzt gibt’s was zu essen. Es ist zwar sicherlich nicht so gut, wie deins, aber es müsste genießbar sein. Glaub ich. Es springt noch nicht vom Teller, das sollte ein gutes Zeichen sein.“ Kai lachte kurz und nickte, er hatte schon gestern Abend festgestellt, wie es um Aois Kochkünste stand und eigentlich waren sie gar nicht so schlecht. Wie er schon gesagt hatte, sie waren nicht so gut wie seine eigenen, aber dennoch genießbar. „Ok, aber das nächste Mal koch ich.“ „Gern!“, Aois Augen funkelten. „Ich sag doch nicht nein, wenn du für mich kochen willst.“ Sie aßen zusammen und eigentlich war das Essen diesmal sogar noch besser als gestern gewesen, es war schon fast lecker. „Also ich weiß nicht, ob du arbeiten willst, ich hab keine Lust-mal so ganz nebenbei gesagt- aber, wenn du mitkommen willst, dann solltest du vielleicht ins Bad gehen, deine Haare machen und ganz viel Make-up auflegen. Besonders um die Augen rum.“ Mit seiner Hand machte Aoi eine kreisende Bewegung auf Augenhöhe, um genau verständlich zu machen, was er meinte, obwohl Kai das genau wusste. „Du bist heute so liebenswürdig, Aoi.“, er versuchte zu grinsen, was ihm gar nicht mal so schwer viel, sah seinen Gegenüber aber auch gleichzeitig böse an. Ja, Kai konnte böse gucken! Und das sogar sehr gut, wenn es nicht gerade vor einer Kamera war. „Ich bin doch immer liebenswürdig.“, lächelte Aoi und sah dem Drummer hinterher, der sich gerade ins Bad flüchtete. Nun war es also soweit, er würde seinem schlimmsten Albtraum ins Gesicht blicken, sich selbst. Kai nahm all seinen Mut zusammen und sah in den Spiegel und erschrak. Er sah wirklich, richtig schlimm aus. Also nicht nur so, als hätte er eine Nacht durchgemacht, oder zwei, eher so wie zehn oder zwölf. Geschwollene Augen, Falten im Gesicht, als wäre er um 20 Jahre gealtert und war das da ein Pickel? So schlecht hatte er wirklich schon lange nicht mehr ausgesehen. Also machte er sich, mit Make-up bewaffnet, ans Werk und nach einer halben Stunde und zehn Tonnen Make-up fand er sich gar nicht mehr so schrecklich. Er sah zwar nicht aus, als könnte er Bäume ausreißen, doch es ging. Um auf Nummer Sicher zu gehen, setzte er noch eine von Aois Sonnenbrillen auf, bevor sie das Haus verließen – im Winter brauchte man ja schließlich auch Schutz gegen die UV-Strahlung. Als er draußen war, wurde ihm nur klar, wie lächerlich es war eine Sonnenbrille zu tragen, denn es war bewölkt, die Sonne war gar nicht zu sehen und würde heute wohl auch nicht so schnell herauskommen, nicht mal ein bisschen. Aber ihm war das jetzt egal. Bis sie in ihrem Proberaum waren, hatte er die Brille aufbehalten und war so auch ohne irgendwelche Komplikationen dorthin gelangt. Niemand hatte sie unterwegs angesprochen, aufgehalten und er hatte niemanden gesehen, den er nicht sehen wollte, wie eine ganz bestimmte Person, dessen Name er nicht aussprechen wollte. Zusammen mit Aoi kam er also im Proberaum an, wo ihre Kollegen schon auf sie warteten. Es war ein seltsames Gefühl nicht der erste Vorort zu sein, wo er es doch gewohnt war. „Dann sind wir ja doch alle vollständig.“, sagte Ruki gelangweilt, er hatte wirklich keine Lust gehabt auf Probe, denn eigentlich hatte er besseres zu tun, als ein Heiligabend mit seinen Leuten zu proben, zum Beispiel die letzten Geschenke besorgen, aber das hatte Kai ihm nun gründlich vermasselt. „Scheint so, aber wieso kommt ihr zu spät?“ „Und dann auch noch zusammen?“, Reita und Uruha waren sich einig, das war nicht normal, ganz und gar nicht normal. „Hat sich halt so ergeben“, winkte Aoi ab und stellte seine Sachen ab, um sich zu seiner Gitarre zu begeben und sie zu stimmen. Damit war die Sache gegessen und die Probe konnte beginnen. Sie verlief reibungslos, denn keiner bemerkte, wie Kai mit seinen Gedanken immer wieder abschweifte und härter als sonst auf sein Schlagzeug einschlug, keiner außer Aoi. Selbst in der Pause wollte der Drummer weiter sein Instrument vergewaltigen, denn anders konnte man das was er tat nicht mehr bezeichnen, aber der schwarzhaarige Gitarrist kam zu ihm und hielt ihn davon ab. „Wenn du so weiter machst, kippst du noch um. Außerdem solltest du etwas trinken.“ „Ach was. Das passiert schon nicht“, dennoch trank er etwas Wasser und legte die Sticks beiseite. „Nach der Probe gehen wir shoppen, ok? Das bringt dich auf andere Gedanken.“ „Shoppen? Es ist Heiligabend, da geht man nicht shoppen…“ „Shoppen? Hab ich das gerade richtig gehört?“, Uruha war mit den Anderen vom Rauchen zurückgekehrt und hatte nun die Ohren gespitzt. Es gab im Moment nichts, was er lieber tat, shoppen war zu seiner Lieblingsbeschäftigung geworden. „Ja, aber nur Kai und ich gehen shoppen. Wir suchen was… Spezielles.“ „Oh! Da bin ich genau der Richtige für, Spezielle Sachen sind gut.“Uruha blickte fast hoffnungsvoll zu Aoi und dann auch noch zu Kai. „Ich glaube… das ist zu speziell.“ „Glaub ich auch.“, versuchte nun auch Kai ihn davon zu überzeugen, schreckte jedoch etwas zurück. Hatte da gerade etwas in Uruhas Augen aufgeblitzt? Fast so als wäre er dadurch verletzt. Nur weil er nicht mitkommen durfte? Nein, diesen Gedanken verworf er gleich wieder, das war absurd, oder doch nicht? „Ok, dann halt nicht. Aber heult nicht, wenn ihr nicht das Richtige findet.“ „Keine Sorge, werden wir nicht.“ Irgendwie hatte Kai das Gefühl, obwohl er nichts getan hatte, in irgendetwas hineingeraten zu sein. Nachdem sie die Probe offiziell für beendet erklärt hatten, blieben nur noch Aoi und Kai zurück, denn die „Band-Mutti“ räumte natürlich hinter ihren Kindern her. „Kai? Reicht das nicht langsam? Ist doch alles sauber…“ „Wir sind jetzt eine Weile nicht hier, also muss es richtig sauber sein. Nicht, dass irgendwo irgendjemand irgendeine Bananenschale hat rumliegen lassen und dann gammelt die vor sich hin.“ „Aber es hat keiner eine Banane gegessen! „, Aoi war nun genervt, aber er wusste genau, dass Kai sich nur drücken wollte.“Außerdem musst du noch mit Miyavi reden.“ Kai hielt kurz inne und setzte sich dann langsam auf’s Sofa. Ja, er musste noch mit ihm reden, um ihre Beziehung vielleicht noch zu retten, aber er hatte Angst davor. Was war, wenn es nicht wieder in Ordnung kommen würde? Er seufzte und vergrub seinen Kopf in seinen Händen. „Hey, mach dir keinen Kopf. Das wird schon.“, wollte sein Freund ihn aufmuntern und setzte sich neben ihn. „Meinst du?“ „Ja, ganz sicher!“ „Ok…Dann auf in die Höhle des Löwen.“ Kai stand auf und nahm seine Sachen. Gerade als er durch die Tür gehen wollte, hielt er noch einmal inne und drehte sich um. „Wartest du trotzdem unten?“ „Ja, kann ich machen.“ „Danke.“ „Aber vergiss mich nicht.“, meinte Aoi scherzhaft. „Keine Sorge, wird ich nicht.“ Damit war also alles klar. Er ging den Gang hinunter und ein paar Treppen hinauf, bevor er vor Miyavis Proberaum stand. Er kannte den Weg genau, kannte den Gang, den Teppich, die Tür, jeden Zentimeter. Noch genauer kannte er den Proberaum, aber heute hatte er nicht mal den Mut an die Tür zu klopfen. Sein Arm wog bestimmt 20kg oder mehr, zumindest fühlte es sich so an und deshalb fiel es ihm auch ziemlich schwer die Hand zu heben. Aber nach einigen Fehlversuchen schaffte er es endlich und klopfte an, zaghaft, aber er tat es. Es dauerte auch nicht lange bis Miyavi die Tür öffnete, mit Handy am Ohr selbstverständlich. Er sah Kai kurz an. „Hör mal, ich ruf dich gleich zurück, ok? Ja, bis gleich.“, er klappte das Telefon zu und wandte sich dann an Kai. „Sorry. Was gibt’s?“ Miyavi lehnte lässig am Türrahmen. „Ich wollte mit dir reden.“ „Kai, lass es lieber. Es hat keinen Sinn.“ „Bitte.“ Miyavi seufzte und blieb weiter stehen. „Ok, was willst du.“ Er war abweisend und das allein schmerzte Kai schon ziemlich, aber was hatte er auch erwartet? Dass Miyavi ihm um den Hals fiel und ihm sagte wie leid ihm das gestern tat? Ja, eigentlich war das seine Traumvorstellung gewesen, aber Träume wurden ja nur selten wahr. Er brauchte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden, denn obwohl er die ganze Zeit genau diese Situation durchgespielt hatte, in vielen verschiedenen Varianten –nicht nur in der Obengenannten- wusste er gerade nicht so recht was er sagen wollte, oder gar wie. „Ich“, begann er, „ Haben wir wirklich keine Chance mehr?“ „Im Moment seh ich keine.“ „Was kann ich tun, damit es wieder eine gibt?“ Hol deine Sachen ab und lass etwas Zeit verstreichen.“ Kai war geschockt. Er hatte zwar mit einer Abfuhr gerechnet, aber nicht auf diese Weise. Miyavis Telefon klingelte, doch Kai ignorierte es. „Was? Aber… Nein! Das geht so nicht!“ „Kai, lass es. SO funktioniert das nicht.“ Für ihn war das Gespräch wohl beendet, denn er nahm das Telefonat an, machte jedoch eine kurze Pause. „Geh jetzt.“ Der Drummer wusste nicht was er sagen sollte, doch er fügte sich seinem Schicksal und drehte sich weg. „Wer ist dran?“ „Mein Date.“ Seine Gesichtszüge entgleisten und leider hatte er nichts in der Hand, was er ihm hätte an den Kopf schmeißen können, denn gerade hatte er das Bedürfnis, genau dieses zu tun. So, ging er einfach nur, ohne noch irgendwas zu sagen, oder zu tun. Wie konnte er nur? Einen Tag getrennt und er hatte jemand neuen? War sie vielleicht der eigentliche Grund für ihre Trennung gewesen? Es war bestimmt eine Frau, das hatte er an Miyavis Stimme gemerkt. Vielleicht hatte er einfach keine Lust mehr auf einen Mann gehabt, vielleicht hatte ihn das genervt und deshalb hatte er sich wieder eine Frau gesucht, denn Kai wusste, dass es einen großen Unterschied gab, zwischen Mann und Frau und vor allem einer Beziehung mit Beidigem Noch völlig entsetzt und aufgewühlt, lief er nach unten zu Aoi und unterdrückte die Tränen. „Lass uns fahren.“, brachte er erstickt hervor und sofort wusste sein Freund was los war, doch er sagte nichts, sondern ging mit ihm runter in die Tiefgarage und dann zum Auto. Er konnte sich nur nicht dazu durchringen den Motor anzulassen, ohne Kai die Möglichkeit gegeben zu haben etwas zu sagen. Kurz geschah nichts, wie erwartet, doch dann schluchzte der Drummer leise und Aoi drehte sich zu ihm um. Legte ihm seine Hand auf den Oberschenkel. „Du kannst bei mir wohnen, und deine Sachen holen wir ein Andern Mal ab, ok? Das wird alles wieder gut. Und wenn du willst, darfst du auch bei mir putzen.“ Kai war gerade viel zu aufgewühlt um zu lachen, aber dennoch fiel er seinem Freund um den Hals und war dankbar, dass er da war. Er brauchte eine Weile, um sich zu beruhigen und dann konnten sie auch los fahren. Ach ja, Weihnachten war doch immer wieder ein Erlebnis. So ein toller Tag. Genau der richtige Zeitpunkt, um verlassen zu werden. Überall liefen verliebte Pärchen durch die hellen Straßen, es blinkten Herzchen und das Wort „Love“ stand auch an jeder zweiten Ecke. „Ich glaube heute ist der beste Tag zum Film gucken, Schokolade futtern und, um sich hemmungslos zu betrinken.“, meinte Aoi, als sie an einer Ampel standen. „Hast du keine Pläne für den Abend? Immerhin ist doch Weihnachten…“ „Nö. Und dafür gehen wir nach Weihnachten ausgiebig shoppen!“ Kai zeigte ein klägliches Lächeln, “ Hast du denn genug Alkohol da?“ „Hah! Wenn du wüsstest wie groß meine Vorräte sind!“ Und Aoi hatte Recht. Kai hätte nie gedacht, dass sein Freund so viel Alkohol zu Hause hatte, aber das war auch gut so, denn jetzt war er sich sicher, dass er sich zumindest eins, zwei Tage so zudrönen konnte, dass er nicht über Miyavi nachdenken musste. Miyavi… allein schon bei dem Namen hätte er eine Flasche leeren können. Also tranken sie, aßen Schokolade, hatten die Jalousien runtergelassen und sahen nun ein paar Filme. Die Flaschen leerten sich von ganz alleine, schneller, als die Minuten vergingen und es dauerte auch nicht lange, bis keiner von ihnen mehr einen neuen Film einlegen konnte. Aoi lag am Boden, kniend vor dem Rekorder. „Ach egal.“, meinte er, als er aufgab und wieder auf die Couch krabbelte. „Wir gucken den Film einfach noch mal...“ „Findest du denn den Knopf?“, lallte Kai, der noch dazu etwas kicherte, denn den Knopf zum Öffnen des Rekorders hatte sein Freund nicht gefunden. „Ja klar! Es ist…“, er kreiste mit dem Finger über der Fernbedienung und kniff die Augen zusammen, als wenn er so besser sehen könnte. „Ach ich drück einfach alle!“ „Nein! Gib her!“ Kai taumelte etwas bei dem Versuch sich die Fernbedienung unter den Nagel zu reißen und rang dann mit Aoi, um das Ding. „Gib her!“ „Nein! Lass los!“ „Das ist der falsche Knopf!“ „Nein! Das ist der Falsche!“ Sie stritten sich so sehr, dass sie gar nicht mitbekamen, wie sie sich immer näher kamen, bis sie irgendwann innehielten und sich tief in die Augen sahen. Es wäre der perfekte Moment gewesen, um sich zu küssen und entweder waren sie noch nicht genug besoffen, um nicht daran zu denken, oder zu sehr, um nicht mehr zu wissen was sie taten, denn sie küssten sich. Ihre weichen Lippen trafen aufeinander und berührten sich, anfangs zaghaft und etwas unsicher, dann jedoch immer intensiver. Sie waren zwar schon lange Freunde, aber geküsst hatten sie sich noch nie. Mal so ein Küsschen auf die Wange, ja, aber mehr auch nicht und nun saßen sie hier und küssten sich. Richtig. Gerade tastete sich Aois Zunge vor und strich über die Lippen des Drummers, da sprang der Fernseher an, bzw. das Bild und der dazugehörige Ton kamen und ließen sie aufschrecken. „Oh… Der richtige Knopf.“ „Ja…“ „…“ „…“ „Wodka?“ „Gute Idee“ Am nächsten Morgen bereuten beide ihren Alkoholkonsum, doch leider hatten sie nichts gelernt, denn anscheinend lebten sie nach dem Motto: Einen Kater bekämpft man mit Alkohol. Also tranken sie die Feiertage über, sahen 5 verschiedene Filme, wovon sie drei mindestens zwei Mal hintereinander sahen. Irgendwann nach Weihnachten und einem ausgiebigem Frühstück kam Kai Aois Wunsch nach Shopping nach. Sie machten die Einkaufshäuser unsicher und hatten richtig gute Laune. Mit vielen Tüten bepackt waren sie gerade auf dem Weg zur Rolltreppe, um nun auch die unteren Etagen unsicher zu machen, doch plötzlich blieb Kai stehen. Er starrte hinunter ins Erdgeschoss und erst kurz vor der Treppe blieb auch Aoi stehen und drehte sich fragend zu seinem Freund um. „Was ist denn los?“, er beugte sich über das Geländer und sah, was das Problem war. Da unten stand Miyavi und machte mit seiner neuen Flamme rum. Keinen Moment zögerte der Gitarrist, sondern packte Kai am Arm und zog ihn Richtung Parkhaus. „Lass uns gehen.“ Der Tag war gelaufen, aber anstatt nach Hause zu fahren und sich zulaufen zu lassen – was sie ja die letzten Tage schon zur Genüge gemacht hatten- fuhren sie ins Fitnessstudio. Dort konnten sie die Schokolade der letzten Tage wieder abtrainieren und es war eine gute Ablenkung. Keiner sprach über das, was gerade vorgefallen war, genauso wenig wie sie über ihren Kuss redeten. Sie fanden immer wieder irgendwelche banalen Themen, über die sie reden konnten, lästerten über dicke Frauen, und Männer und sahen den Trainern hinterher, sowie den weiblichen. „Wir müssen deine Sachen noch abholen.“, gab Aoi leise zu bedenken, als sie in der Umkleide standen. „Ja, lass es uns gleich machen.“ „Bist du dir sicher?“ „Ja.“ „Ok.“ Sie schwiegen, zogen sich wieder an und fuhren los. Aber vor der Haustür verließ Kai der Mut. Er konnte das nicht machen er konnte da nicht einfach hochgehen, seine Sachen packen und wieder gehen, wahrscheinlich war auch noch diese Blondine da oben. „Ich… ich kann da nicht hochgehen.“, hauchte Kai atemlos und sah nach unten. „Was ist… wenn er da ist? Mit ihr?“ Er unterdrückte die Tränen und versuchte sich wieder etwas zu beruhigen. Aoi sah ihn an, er wusste genau, wie schwer es ihm fallen würde da hoch zu gehen, also fasst er einen Entschluss. „Ich gehe. Wenn er nicht da ist hol ich dich und ansonsten hol ich wenigstens deine restlichen Klamotten, ok?“ Kai nickte nur, er konnte gerade nichts sagen. „Soll ich ihm irgendwas sagen, wenn er da ist?“ Er biss sich auf die Unterlippe und langsam konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Sag ihm, dass ich ihn nie mehr sehen will...Sag ihm, dass ich ihn nie wirklich geliebt habe. Sag ihm, dass ich ihm seine neue Freundin gönne, aber … sag ihm nicht, dass ich dies alles unter Tränen sagte.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)