Controversia von Knotenameise (Ruki x Reita - Gastpairings/Crossover) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Controversia - Prolog Ruki saß in seinem Wohnzimmer, einen Haufen Blätter und Notizen vor sich, als es bereits zum zweiten Mal an seiner Wohnungstür klopfte. Er hob kurz genervt den Blick, schüttelte den Kopf und beugte sich wieder über den Songtext, den er gerade schrieb. „Ruki! Nun mach endlich auf!“ Reitas Stimme schallte ein wenig gedämpft durch das Holz, war aber wahrscheinlich trotzdem laut genug um das ganze Haus in Aufruhr zu versetzen. Noch einmal klopfte es nachdrücklich an der Tür. „Verschwinde endlich! Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht mit dir reden will!“ „Das war aber gestern!“, kam prompt die Antwort von jenseits der Tür. Ruki knurrte unbarmherzig. „Und es gilt auch heute noch.“ Reita konnte diese Worte natürlich nicht hören, schwieg aber trotzdem eine kurze Zeit, ehe er wieder begann an Rukis Tür zu hämmern. „Ruki!“ „Verschwinde!“ „Ruki, wenn ich muss, trete ich die Tür ein!“ „Das würdest du sowieso nicht schaffen“, knurrte Ruki wieder mehr zu sich selbst, als die Tür plötzlich unter einem gewaltigen Stoß erbebte. Wie elektrisiert sprang Ruki auf, stürmte zur Tür und riss sie auf, nur um einem triumphierend grinsenden Reita ins Gesicht zu schauen, der gerade zu einem erneuten Stoß angesetzt hatte. „Bist du eigentlich total von Sinnen?“, blaffte der Sänger den Bassisten an. „Wieso? Hat doch super funktioniert!“ „Du bist so ein Vollidiot, Reita! Wenn ich auch nur einen Kratzer an der Tür finde, kannst du das meinem Vermieter erklären!“ Damit wandte der kleine Sänger sich um und stapfte in sein Wohnzimmer zurück. Reita schloss die Tür hinter sich, zog seine Schuhe aus und folgte Ruki dann. Der Brünette ignorierte ihn allerdings eiskalt und widmete sich einfach wieder seinem Songtext. Erst als Reita sich ihm gegenüber auf den Sessel setzte, fuhr Ruki sichtlich entnervt auf: „Meine Güte! Was willst du noch von mir? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich im Moment weder sehen noch sprechen will!“ „Ich will aber. Ruki, ich möchte mich entschuldigen.“ „Schön für dich. Das interessiert mich herzlich wenig, außerdem habe ich keine Zeit.“ „Wieso, bekommst du Besuch? Oder willst du vielleicht noch weg?“, scherzte Reita, denn Rukis Aufzug zeigte deutlich, dass er heute eher keine Pläne gehabt hatte. Allerdings fing sich der Bassist bloß einen finsteren Blick ein, ehe Ruki sich das Stirnband, mit dem er seine Haare zurückgehalten hatte vom Kopf rupfte, aufstand und verärgert in Richtung Schlafzimmer ging. „Was hast du vor?“, fragte Reita, der ihm gefolgt war und nun beobachtete, wie Ruki sich das weiße, etwas zu große Tanktop über den Kopf zog, um dann ein alltagstaugliches Oberteil aus dem Schrank zu zerren. „Ich gehe“, antwortete der Kleinere, streifte sich nun auch die weite, schwarze Jogginghose von den Beinen und schlüpfte in eine Jeans. „Wenn ich noch nicht mal in meiner Wohnung Ruhe vor dir habe, muss ich eben gehen!“ Mit diesen Worten wollte er an Reita vorbeirauschen, doch dieser machte einfach zwei Schritte zurück und vertrat ihm somit den Weg durch die Tür. Abrupt hielt Ruki inne, ehe er langsam seinen Blick hob und Reita verärgert ansah. „Lass mich durch.“ „Nein.“ „Reita, ich warne-“ „Ruki, es tut mir Leid!“ „Es geht mir am Arsch vorbei, ob es dir Leid tut oder nicht! Du hast dich doch auch einen Dreck um meine Bedürfnisse gekümmert! Und jetzt lass mich verdammt noch mal durch!“ „Das ist nicht wahr, Ruki.“ „Ach nein?“, zischte Ruki unbarmherzig. „Ruki, ich war betrunken.“ „Oh ja, super Entschuldigung. Das erklärt vielleicht dein Verhalten, aber besser macht es das nicht.“ „Ich weiß, deswegen habe ich mich doch auch entschuldigt. Was soll ich denn noch tun, Ruki?“ „Mich endlich in Ruhe lassen!“, rief Ruki erbost aus, und wollte sich nun ruppig an Reita vorbeischieben. Reita griff jedoch nach den Armen des Kleineren, um diesen so aufzuhalten. „Du musst mir wenigstens eine Chance geben, Ruki“, sprach er ruhig und sah den Sänger eindringlich an. Ruki erwiderte seinen Blick böse und ruckte an seinen Armen. „Die hattest du, Reita. Ich habe dir sogar gesagt, was ich mir von dir wünsche und selbst dann.. selbst dann..“ Ruki schluckte, als ihm bewusst wurde, dass er dem Blick des Bassisten so nicht Stand halten konnte. Er ließ langsam den Kopf sinken, ehe er den Größeren wieder ansah und deutlich ruhiger weitersprach: „Ich habe dir genügend Chancen gegeben und du hast es offensichtlich noch nicht einmal gemerkt. Ich sehe keinen Sinn mehr darin, Reita. Und jetzt lass mich bitte durch.“ Während die Worte langsam zu Reita durchdrangen, sackten seine Arme Stück für Stück weiter hinab, so dass Ruki sich schließlich an ihm vorbeidrängte und zur Wohnungstür ging. „Was meinst du damit?“, brachte der Bassist mühevoll hervor, spürte, wie sich ihm langsam der Hals zuschnürte. „Du hast schon verstanden, Reita. Es ist aus. Wenn ich wiederkomme, will ich dich hier nicht mehr sehen.“ Mit diesen Worten wandte Ruki sich endgültig ab und verließ seine Wohnung. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Wie immer findet ihr die FF auch auf Fanfiktion.de =) Mein Autorenname dort lautet: -Aitosha- Controversia – Kapitel 1 Es war bereits spät in der Nacht, als er endlich nach Hause zurückkehrte und vom Alkohol benebelt durch die Wohnungstür stolperte. Er stieß mit der Hüfte unsanft an die Kommode im Flur und der Schlüssel klimperte, als er anstatt auf der Kommode auf dem Boden landete. Ein leises Ächzen drang durch die Wohnung, während der Betrunkene sich mit einer Hand über die schmerzende Hüfte und dann über die müden Augen fuhr. Nicht sonderlich zielsicher torkelte er auf die Couch zu und ließ sich schlaff darauf fallen, ohne das leise Klicken der Tür zu hören, als diese geschlossen wurde. Erst als eine leise, amüsierte Stimme erklang, schreckte der junge Mann auf und wandte sich um. „Hast du mich etwa schon vergessen?“ * * * Schon bevor er die Augen aufgeschlagen hatte, wusste er, dass der Kater seines Lebens ihm einen guten Morgen wünschen würde. Mit einem stetig ansteigendem, dumpfen Pochen machten sich die Kopfschmerzen bemerkbar. Die Augen krampfhaft geschlossen haltend, tastete er blind nach seinem Nachttisch, auf dem er immer ein Glas Wasser stehen hatte. Klirrend ging dieses Glas zu Bruch und Reita stöhnte gequält auf. „Fuck“, gab er mit trockener Stimme von sich und zwang sich nun doch dazu die Augen zu öffnen, ehe er sich vorsichtig in eine aufrechte Position brachte und die aufkommende Übelkeit unterdrückend ins Bad torkelte. Das Wasser spritzte ein bisschen über den Rand des Waschbeckens, als er den Hahn aufdrehte und seinen Kopf dann unter den kalten Wasserstrahl hielt. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, dann trank er gierig ein paar Schlucke. Ohne auf die Wassertropfen zu achten, die ihm den nackten Rücken hinunterliefen, streifte er sich seine Boxershorts ab – er fragte sich, wie er es noch geschafft hatte, seine Klamotten loszuwerden – und stieg unter die Dusche. So wie das warme Wasser aus dem Duschkopf, prasselten nun auch die Erinnerungen an den vergangenen Tag auf ihn ein, die er bis eben hatte verdrängen können. Es war vorbei. Ruki hatte es einfach beendet, ohne ihn auch nur vorzuwarnen. Dabei hatte er sich doch entschuldigt! Das musste Ruki doch gezeigt haben, dass er es ernst meinte. Er entschuldigte sich immerhin nicht oft. Es wollte nicht wirklich in seinen Kopf rein, dass es nun zu Ende sein sollte. Sein Kopf wollte nicht verstehen, aber er spürte, dass sein Herz längst verstanden hatte, denn in seiner Brust machte sich ein unangenehmer Druck bemerkbar. Er schloss die Augen und ließ das Wasser einfach weiter über seinen Körper laufen. Eigentlich wollte er nicht darüber nachdenken. Eigentlich wollte er all das einfach verdrängen, es ignorieren, nicht wahrhaben und so tun, als wäre alles noch wie vorher. Eigentlich wollte er sich jetzt umdrehen und sehen, wie Ruki auf leisen Sohlen zu ihm in die Dusche trat, um sich dann an ihn zu schmiegen. Nein, eigentlich wollte er dass Ruki in diesem Moment einfach aus seinen Gedanken gelöscht war. Nicht existierte. Mit einer abrupten Bewegung stellte er das Wasser ab und nur noch leises Wassertropfen und sein etwas unkontrollierter Atem waren in dem kleinen Bad zu hören. Den Mund grimmig verzogen stieg er aus seiner Dusche und rutschte dabei beinahe auf den Fliesen aus. Er fluchte leise, rupfte ein Handtuch vom Handtuchhalter und befestigte es um seine Taille. In der Küche kramte er nach zwei Aspirin, ehe er Kaffee aufsetzte, den Fernseher anschaltete, ihn allerdings kaum, dass die erste nervtötende Werbemusik ertönte, wieder ausschaltete und dann eine Spur von kleinen Wassertröpfchen hinterlassend in sein Schlafzimmer zurück ging. Nachdem er sich ohne Rücksicht auf seine Kopfschmerzen die Haare trocken gerubbelt hatte, pfefferte er das Handtuch in eine Ecke. Er gab sich die größte Mühe das Durcheinander in seinem Kopf einfach in Wut umzuwandeln, allerdings schlichen sich hier und da immer wieder Gedanken ein, die er am liebsten sofort wieder verbannt hätte. Dass er jetzt sofort zu Ruki wollte, um ihn darum zu bitten, es sich noch mal zu überlegen, zum Beispiel. Oder das Ruki vielleicht ganz Recht damit hatte, ihm nicht zu verzeihen – aber das war der Gedanke, den er am wenigsten gebrauchen konnte. Mit noch immer feuchten Haaren zog er sich an und ging dann zurück in seine Küche, um sich dort einen Kaffee zu nehmen und sich auf einen der Stühle fallen zu lassen. Bestimmt eine halbe Stunde lang saß er da und starrte vor sich hin, während seine Haare trockneten und sein Kaffee kalt wurde. Als das Telefon plötzlich klingelte, schreckte er zusammen. „Ja?“, nahm er das Gespräch lustlos entgegen und rieb sich noch einmal über die Augen. „Rei? Hier ist Kai.“ Innerlich seufzte er leise auf, er hatte jetzt eigentlich keine Lust mit dem Drummer zu reden. „Was ist los, Kai? Wir haben heute keine Probe.“ „Nein, aber morgen“, flötete Kai gut gelaunt in den Hörer und Reitas Magen krampfte. Morgen. Das hieß, er würde Ruki wiedersehen. „Um elf. Ich wollte dich nur daran erinnern.“ „Danke“, erwiderte Reita steif und wollte auflegen, als noch einmal Kais Stimme erklang: „Geht es dir gut, Reita?“ „Ja, bestens, danke Kai“, knurrte der Angesprochene, ehe er ohne ein weiteres Wort auflegte. Kai konnte doch auf keinen Fall schon davon erfahren haben? Trotzdem hatte er nun wirklich keine Lust darüber zu sprechen. Dass erneute Klingeln des Telefons ignorierte er, während er in sein Bad ging um sich die Haare zu kämmen. Morgen war Probe. Und eigentlich war das letzte was er jetzt wollte, Ruki zu sehen. Doch, er wollte ihn sehen, aber.. Er konnte keinesfalls in einem halben Tag damit fertig werden, dass Ruki Schluss gemacht hatte und sich eine entsprechende Taktik überlegen, um mit dem Sänger zu sprechen. Dafür bräuchte er schon ein wenig mehr Zeit. Er schüttelte den Kopf und rieb sich noch einmal die Augen. Was sollte er nur tun? In ihm fanden sich so viele widersprüchliche Gefühle, dass er gar nicht wusste, in welche Richtung er überhaupt gehen sollte. * * * Am nächsten Morgen betrat er das PSC-Gebäude mit einem eher mulmigen Gefühl im Magen. Er wusste nicht was ihn erwarten würde und auch der vergangene Tag hatte ihn nicht sonderlich viel weiter gebracht. Den ganzen Tag über hatte ihn eine Ruhelosigkeit erfüllt, die er so noch nicht gekannt hatte. Seine Gedanken hatten sich im Kreis gedreht und jede Art von Ablenkung war fehlgeschlagen. Sobald er den Fernseher angeschaltet hatte, nervten ihn die Nachrichtensprecher. Wenn er Musik hörte, so war es irgendwie nie die Richtige. Selbst die Versuche ein bisschen auf seinem Bass zu spielen waren ins Leere gelaufen. Die Stille in seiner Wohnung hatte ihm dann ebenfalls noch so auf den Magen geschlagen, dass er auch heute morgen nichts gefrühstückt hatte. Und jetzt fühlte er sich, als näherte er sich Schritt für Schritt seiner eigenen Beerdigung, die im Probenraum von The GazettE stattfinden würde. Schon vor der Tür hörte er die Stimmen seiner Bandkollegen und er wusste nicht ob es Enttäuschung oder Erleichterung war, dass er Rukis Stimme nicht hören konnte. „Willst du hier Wurzeln schlagen?“, ertönte es plötzlich hinter ihm und er schrak etwas zusammen und drehte sich um, nur um einem gut gelaunten Uruha in die Augen zu sehen. Für einen kurzen Schreckmoment hatte er gedacht, Ruki hinter sich zu finden.„Wenn ja, dann lass mich vorher doch bitte vorbei.“ Der Gitarrist grinste ihn an, als Reita etwas verdattert einen Schritt zur Seite machte und ging an ihm vorbei in den Raum, so dass Reita hinter ihm nun tatsächlich Ruki entdeckte. Ihm blieb beinahe das Herz stehen, doch der kleine Sänger würdigte ihn nicht eines Blickes. „Ruki“, brachte er stockend hervor und verfluchte sich für das leise Krächzen in seiner Stimme, doch auch jetzt reagierte der Sänger nicht und folgte Uruha einfach schweigend in den Probenraum. Der Gitarrist legte seine Jacke und Tasche ab und wandte sich, während er sich sein Instrument umschnallte, zu Reita um, der noch immer vor der offenen Tür stand. „Was ist, willst du da draußen stehen bleiben?“ „Wir wollen anfangen“, kam es nun auch von Kai, der schon startbereit hinter seinen Drums saß und ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Reita spürte die Blicke seiner Bandkollegen auf sich und ihm war plötzlich klar, dass sie alle Bescheid wussten, doch er hatte nur Augen für Ruki, der erst seine Jacke ablegte und dann stumm sein Mikrophon anschloss. Nur mit Mühe konnte er seinen Blick von ihm lösen und sich zur Vernunft rufen. „Klar, bin sofort soweit“, erwiderte er matt, trat nun ebenfalls in den Raum ein und schloss die Tür hinter sich. Er legte seine Sachen ab und schloss sein Instrument an, so dass sie mit der Probe beginnen konnten. Die komplette Probe über ignorierte Ruki ihn. Er sprach nicht mit ihm, sah ihn nicht an, selbst während der kurzen Besprechung der neueren Songs schaffte Ruki es, nicht einmal das Wort an ihn zu richten. Und trotzdem krampfte Reitas Magen jedes Mal, wenn Ruki sich auch nur in seine Richtung drehte. Als sie schließlich die Probe beendeten, war Ruki aus dem Raum verschwunden, kaum dass Reita einen Arm in seiner Jacke hatte. „Hey, Rei. Hast du Lust noch mit zu mir zu kommen?“, wollte Uruha dann wissen. „Sorry, aber keine Zeit. Wir reden nachher, okay?“, antwortete Reita gehetzt, der so rasch wie möglich Ruki hinterher wollte. Auf eine Antwort des Gitarristen wartete er nicht mehr, sondern lief den Flur entlang, bis er Ruki am Ausgang entdeckte. „Ruki!“, rief er, doch auch jetzt reagierte der Sänger nicht, sondern ging noch einen Schritt schneller. „Ruki, bleib doch stehen, ich will mit dir reden!“ Reita hatte Ruki inzwischen eingeholt und griff nach seinem Arm, doch der Sänger riss sich los und brachte sogleich wieder Abstand zwischen sich und den Bassisten. „Ich habe dir nichts mehr zu sagen, Reita“ „Ruki, bitte.“ „Reita“, warnte der Sänger und wandte sich nun doch zu dem Bassisten um. „Ich habe dir gesagt, dass es aus ist. Es gibt nichts mehr zu reden.“ „Gib mir doch wenigstens eine Chance es zu erklären!“ „Ich will gar keine Erklärung, Reita. Verstehst du nicht? Es ist vorbei.“ „Können wir uns nicht am Wochenende noch einmal treffen? Bitte, Ruki.“ „Nein, keine Zeit. Vergiss es einfach“, sagte der Sänger, schüttelte den Kopf und ließ den Bassisten auf dem Parkplatz der PSC stehen. „Ich hab es auch schon vergessen.“ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- (nach langer Wartezeit, entschuldigt bitte. =) Umzug und so ;o)) Controversia – Kapitel 2 Inzwischen war die Geschichte zwischen Ruki und Reita einige Wochen her, doch das Klima in der Band war noch immer nicht wirklich entspannt. Zwar stritten die beiden sich nicht, doch immer wieder sahen die anderen Mitglieder die traurigen Blicke, die Reita ihrem Sänger zuwarf und bemerkten ebenso, wie Ruki den Bassisten wenn möglich ignorierte. Kai machte sich Sorgen, da der Sänger sich immer mehr von der Band distanzierte und absonderte. Auch mit ihnen schien er nur die nötigste Zeit zu verbringen, selbst wenn er weiterhin gut für die Band arbeitete. „Ich brauche halt ein wenig Abstand, das wirst du doch verstehen, oder?“, hatte Ruki bemüht ruhig geantwortet, als der Drummer ihn schließlich darauf angesprochen hatte, ehe der Sänger so rasch es ging den Probenraum verlassen hatte. Es war Wochenende, das hieß, dass er nicht gezwungen war einen der anderen zu sehen und sich völlig auf sich konzentrieren konnte. Ruki seufzte auf und blickte sich kurz darauf rasch um, um sich zu vergewissern, dass niemand der Gäste des großen Tanzclubs es gehört hatte. Natürlich hatte es niemand gehört, denn zum einen drang die Musik zu laut aus den verschiedenen Räumen und zum anderen hatte hier jeder eine viel interessantere Beschäftigung, als den kleinen, trübsalblasenden Sänger zu beobachten. Er rührte mit dem Strohhalm in seinem inzwischen schon dritten Cocktail und trank lustlos einen Schluck. Er wusste gar nicht genau, warum er hierher gekommen war, immerhin war er nie der Typ für Discos oder ähnliche Einrichtungen gewesen. Doch, eigentlich wusste er es sogar ziemlich genau. Zuhause war ihm einfach die Decke auf den Kopf gefallen, er war vollkommen ruhelos durch seine Wohnung getigert und hatte ohne viel Sinn Gegenstände vom einen zum anderen Platz getragen. Den Blick zur Decke richtend ließ er sich von einer der Lampen blenden, während er seine schon etwas zähen Gedanken versuchte davon abzuhalten, um einen ganz bestimmten Musiker zu kreisen. Immer wenn er ihn sah, schnürte es ihm die Kehle zu, Reitas Blicke brannten auf seiner Haut und sobald er die ihm wohl bekannte Stimme des Bassisten hörte, hatte er das Gefühl als würde irgendjemand seinen Magen zerquetschen wollen. Auch wenn es ihm schwerfiel einzusehen, doch es war eine Tatsache, dass er den Bassisten vermisste. Er sehnte sich nach ihm. Nachts hatte er Schwierigkeiten einzuschlafen und griff meist zu Beruhigungstabletten. Zu oft erwischte er sich bei dem Gedanken, alles zu widerrufen was er gesagt hatte, nur um endlich wieder Reitas Arme um sich spüren zu können. Um nachts seinen Atem zu hören, oder um morgens neben ihm aufzuwachen und zusammen mit ihm einen Kaffee zu trinken. Um ihm bei irgendwelchen dummen Sprüchen einen Klaps auf den Hinterkopf zu geben, oder ein wenig mit ihm rumzualbern. Um mit ihm einen von Reitas tausend Filmen zu sehen und danach von dem Bassisten gerügt zu werden, weil er schon wieder eingeschlafen war. Er vermisste es sogar, von Reita in einen dieser bescheuerten Clubs geschleppt zu werden, obwohl er selbst todmüde war, und dann am Rand zu stehen um Reita beim Feiern zuzusehen. Er vermisste es auch, mit Reita die sinnlosesten Streitgespräche zu führen, um dann nachher von ihm in den Arm genommen zu werden, wenn sie sich wieder vertrugen. „Taschentuch?“, drang plötzlich eine Stimme an sein Ohr und Ruki schrak leicht zusammen ehe er den Blick senkte, um einem Fremden in die braunen Augen zu sehen. Der Mann lächelte leicht, während er ihm lässig an den Tisch gelehnt das Taschentuch hinhielt. Peinlich berührt spürte Ruki nun die feuchte Spur auf seiner Wange und wischte sich hastig die Träne aus dem Gesicht. „Nein, danke. Ich habe nur zu lange ins Licht geschaut“, erwiderte er mit Unbehagen erfüllt, bevor er seinen Blick in eine andere Richtung zwang und einen Schluck von seinem Cocktail nahm. „Darf ich mich setzen?“, fragte der Fremde nun noch immer lächelnd und setzte sich, als Ruki noch immer beschämt nickte. Etwas peinlicheres konnte einem doch gar nicht passieren. Noch immer wagte er es nicht, den anderen Mann anzusehen, war weiterhin in seinen leicht benebelten Gedanken gefangen, so dass er verspätet bemerkte, dass der andere wieder begonnen hatte zu sprechen: „... gestehen, ich beobachte dich schon eine kurze Zeit lang. Du scheinst keiner der 'normalen' Clubgänger zu sein, oder? Ich meine, die meisten kommen hier her um sich zu amüsieren, aber du sitzt die ganze Zeit nur allein herum und starrst Löcher in die Luft.“ Nun richtete Ruki seinen Blick doch auf den anderen und zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. „Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein“, fügte dieser daraufhin noch rasch hinzu. Ruki sah ihn einige Momente lang an, bevor er sich dazu durchringen konnte den Kopf zu schütteln. „Nein, schon in Ordnung. Ich fühle mich nur nicht so wohl, heute Abend“, antwortete er und bemerkte, wie zäh sich die Worte von seiner Zunge lösten. Generell kam es ihm vor, als wären die Worte in seinem Kopf immer schwieriger zu fassen. „Solltest du dann nicht besser nach Hause gehen?“, lächelte ihm der Fremde entgegen und stützte seinen Kopf in seine Hand. „Nein, bloß nicht“, erwiderte Ruki bestimmt und schüttelte vorsichtig den Kopf, während er den Blick wieder auf sein Cocktail senkte. „Zuhause habe ich das Gefühl von den Wänden erdrückt zu werden.“ „Ahja, das kenne ich. Du wolltest dich ein wenig ablenken, hm?“ „Ja, ich..“, Ruki stoppte kurz und hielt inne, ehe er weitersprach ohne darüber nachzudenken. „Ich habe vor drei Wochen mit meinem Freund Schluss gemacht.“ Kurz nach dem er das gesagt hatte, musste er hart schlucken. Wie war das? Alkohol lockerte die Zunge? „Und nun kommst du selber nicht darüber hinweg?“ Ruki nickte, ehe er die Augen schließen musste. Ihm war schwindelig. „Ich muss kurz raus“, brachte er hervor, ehe er sich von seinem Stuhl schob und wankend versuchte sein Gleichgewicht zu finden. Schon war der Fremde an seiner Seite und hielt ihn sicher am Arm, so dass die Gefahr gebannt war, umzufallen. „Entschuldige“, ächzte Ruki und hielt sich den Kopf. „Ich trinke nicht oft Alkohol.“ „Kein Problem, komm mit, sie haben hier eine Terrasse.“ Auf der Terrasse ließ sich Ruki von dem Mann zu einer Bank führen, auf die er sich langsam sinken ließ und tief die frische, klare Nachtluft einatmete. Es war zwar ein wenig kühl, allerdings eine Wohltat im Gegensatz zu der stickigen, verrauchten Luft innerhalb des Clubs. Erleichtert seufzte Ruki auf, während der andere sich neben ihn setzte. Viel zu schnell war Ruki wieder mit den Gedanken bei Reita. „Ich liebe ihn immer noch, aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich habe immer das Gefühl gehabt viel mehr für ihn zu tun und dass ich viel mehr Kompromisse eingegangen bin als er. Das habe ich natürlich auch gerne gemacht, weil ich ihn glücklich sehen wollte, aber.. ich war nicht mehr glücklich. Das habe ich viel zu lange übersehen“, begann er dann plötzlich zu erzählen. Er hatte das Gefühl, dass er das diesem Fremden jetzt alles erzählen musste. Er wollte es, ganz egal, dass er ihn nicht kannte. Er wollte ein wenig Mitleid und Verständnis. „Und dann diese letzte Geschichte“, fuhr er fort, der alte Ärger und die Enttäuschung wieder aufgefrischt. „Das hätte er sich wirklich sparen können. Wir hatten drei Tage frei“, Ruki hielt kurz inne um verschwommen den Blick des anderen einzufangen, um sicherzugehen, dass dessen Aufmerksamkeit ihm gebührte. Dieser nickte nur ermutigend, während er ihm gutmütig lauschte. „Und es kommt selten vor, dass wir drei Tage hintereinander frei haben, sogar in der Woche“, führte Ruki seine Erzählung weiter, „Ich hatte mir ausgemalt, wie schön es wäre diese drei Tage mal wieder nur mit ihm zu verbringen. Ganz alleine, er würde nur mir gehören. Ich hatte mir eine Überraschung für ihn überlegt und für zwei Nächte außerhalb der Stadt ein Zimmer gebucht. Mit allem drum und dran. Und dann, als ich ihn anrufe, um ihn zu fragen wann er kommt, sagt er mir, als wäre das vollkommen klar, dass er natürlich nicht kommen würde, weil er auf eine geniale Party eingeladen sei. Er hat mich noch nicht mal gefragt, ob ich mitkommen will! Ich wäre sowieso nicht mitgekommen. Aber ich habe nichts gesagt, wollte nichts von der Überraschung verraten und habe ihn darum gebeten, wenigstens nach der Party zu mir zu kommen. Ich dachte mir, dass wir ja auch nur für eine Nacht fahren können und dass es auch schön wäre, ihn nachts bei mir zu wissen. Er hat mir das versprochen, er wusste, dass es mich nicht stören würde, wenn er nachts klingelte oder nach Alkohol und Rauch stank, oder so. Am nächsten Morgen bin ich um 9 Uhr aufgewacht und er war nicht da. Ich habe im Wohnzimmer nachgesehen, weil er einen Zweitschlüssel hat, aber auch da war er nicht. Natürlich habe ich mir riesige Sorgen gemacht und versucht ihn anzurufen, aber er ging nicht an sein Handy. Ich habe ihm SMS geschrieben und noch ein paar Mal angerufen, aber nichts. Irgendwann mittags hat er sich dann gemeldet. Als ich ihn gefragt habe, wo er ist, sagte er nur 'Feiern' und auf meine Frage, wann er wiederkäme, antwortete er, dass er das nicht wüsste. Dann hat er aufgelegt. Ich wusste natürlich, er war betrunken und er konnte nichts von meiner Planung ahnen, aber er wusste zumindest, wie wichtig es mir war, diese Tage mit ihm zu verbringen. Ich habe bis zum nächsten Morgen gewartet, aber er ist nicht aufgetaucht. Dann hatte ich meine Entscheidung getroffen.. Ich habe auch schon länger daran gedacht, ist mir aufgefallen, auch wenn ich den Gedanken immer schnell verdrängt habe. Aber er war auch so schrecklich eifersüchtig, sobald ich nur in die Nähe anderer Menschen kam, ist er fast ausgetickt. Wenn er feiern war und ich nicht mitwollte, hat er erwartet, dass ich zu hause sitze und auf ihn warte, und meist ist er dann noch nicht einmal aufgetaucht. Außerdem hat er gar keinen Grund eifersüchtig zu sein, immerhin ist er es gewesen, der jede Minute mit einem neuen Flirt verbracht hat, und ich, ich habe nie etwas dazu gesagt!“ Ruki schnaubte erregt, ehe er sich plötzlich wieder des Fremden bewusst wurde, der ihn weiterhin verständnisvoll ansah, als der kleine Sänger mit großen Augen in seine Richtung blickte. „Ich, entschuldige bitte“, murmelte Ruki leise, ehe er den Blick langsam seitwärts lenkte. „Aber jetzt weiß ich wenigstens wieder, dass es die richtige Entscheidung war.“ „Ist schon in Ordnung“, lächelte der Fremde jetzt. „Ich kenne das. Geht es dir jetzt besser?“ „Ja. Ja, ich denke schon.“ „Sehr schön, dann können wir ja wieder reingehen, langsam wird es nämlich etwas frisch, findest du nicht?“ „Ich denke ich werde nach Hause gehen“, sagte Ruki langsam, sein Kopf fühlte sich noch immer an, als hätte jemand sein Hirn gegen Zement ausgetauscht, ehe er sich vorsichtig erhob, allerdings wieder gefährlich wankte. Sogleich hielt der fremde Mann wieder seinen Arm, um ihn in der Senkrechten zu halten. „Na komm, dann bringe ich dich nach Hause. Hast du es weit?“ „Nein, ich schaffe das schon, danke“, erwiderte Ruki und versuchte seinen Arm aus dem Griff des Fremden zu lösen. „Natürlich könntest du das auch alleine schaffen, aber wenn ich dich nach Hause bringen kann, müsste ich mir zumindest keine Sorgen darum machen, dass du auch wirklich sicher nach Hause gekommen bist“, schmunzelte der Fremde. „Du würdest dir doch keine Sorgen machen.“ „Na, hör mal! Immerhin kenne ich jetzt deine halbe Lebensgeschichte und außerdem bist du mir sympathisch“ „Ich bin nicht sympathisch, sondern betrunken und meine Lebensgeschichte kennst du auch nicht.“ Der Fremde lachte leise auf, ehe er Ruki langsam Richtung Eingang lenkte. „Ich sagte ja auch, die halbe Lebensgeschichte.“ Der kleine Sänger brummte, während ihn der Fremde durch den Raum führte, zur Garderobe und schließlich zur Kasse, wo sie beide ihre Rechnungen zahlten. „Jetzt hast du gar nichts mehr vom Abend“, murmelte Ruki unbehaglich, als er schließlich in dem Auto des Fremden saß und sich mit ein wenig ungeschickten Fingern anschnallte. Das Auto setzze sich langsam in Bewegung. „Ach, was. Zum einen habe ich eine nette Bekanntschaft gemacht und zum anderen wäre ich wahrscheinlich auch bald gegangen.“ „Mmh“, machte Ruki nur, und blickte aus dem Fenster. Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, abgesehen von Rukis zeitweiligen Richtungsangaben. Schließlich hielten sie vor dem Haus in dem Ruki wohnte und der Fremde schaltete kurz das Licht im Auto an.. „Ist ja doch ein ganz schönes Stück“, sagte der Fremde nun und Ruki konnte ein amüsiertes Blitzen in dessen Augen erkennen. „Ja, danke“, meinte Ruki und raffte seine Sachen zusammen, dann hielt er noch einmal inne. „Und danke auch für.. eben.“ „Kein Problem, ehrlich.“ Ruki zögerte einen kurzen Augenblick, ehe er das Wort erneut an den Fremden richtete. „Kann ich dich noch etwas fragen?“ „Natürlich.“ „Hast du mir auf der Terrasse überhaupt zugehört? Ich meine, du hast gar nichts dazu gesagt.“ Der Fremde lachte wieder leise auf, ehe er sich in seinem Sitz etwas zurücklehnte. „Nun bist du aber derjenige, der unhöflich ist. Nur weil ich nichts dazu gesagt habe, heißt es nicht, dass ich nicht zugehört hätte. Aber ich kenne weder dich, noch deinen damaligen Freund, und dann wäre es doch unfair gewesen, wenn ich ein Urteil abgebe, denkst du nicht? Aber wenn es dich beruhigt, kann ich dir gerne noch eine Antwort geben. Wenn das, was du erzählt hast war ist, dann ist dein Exfreund ein Arschloch und deine Entscheidung wirklich vollkommen richtig.“ „Danke.“ „Wie schon gesagt, kein Problem.“ „Also dann, machs gut. Und gute Nacht“, verabschiedete sich Ruki jetzt und öffnete die Autotür, gab allerdings einen überraschten Laut von sich, als er von dem Sicherheitsgurt nach wenigen Centimetern zurück in den Sitz gedrückt wurde. Wieder lachte der Fremde und löste den Gurt für Ruki. „Gute Nacht.“ Ruki schlug die Tür des Autos zu, bevor er rasch um das Auto herum auf den Bürgersteig trat. Als der Motor startete, fiel Ruki noch etwas ein und er klopfte hastig an das Fahrerfenster. Der andere Mann kurbelte das Fenster hinunter und sah Ruki fragend an, der sich ein wenig hinunterbeugte. „Wie heißt du eigentlich?“, wollte der kleine Sänger nun wissen und der Fremde begann breit zu lächeln. „Hazuki“, antwortete er und hielt ihm eine kleine Visitenkarte hin, die Ruki automatisch entgegen nahm. „Ich dachte schon du fragst nie, das ist nämlich der erste Schritt. Mach's gut“, fügte er noch mit einem Zwinkern hinzu, bevor er sein Auto in Bewegung setzte. Verwundert richtete Ruki sich wieder auf und sah dem sich entfernenden Auto nach. „Der erste Schritt? Wohin denn?“ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Anm. d. Autorin: Dieses Kapitel widme ich Dussel, der sich meine Storys immer wieder ansieht, obwohl es doch eigentlich so gar nicht sein Genre ist ;oP Danke an die anderen Leser, ich hoffe ihr findet weiterhin Gefallen! =) aito Controversia – Kapitel 3 Es machte ihm ziemlich zu schaffen, dass Ruki ihn so konsequent ignorierte. Zwar wechselte er, wenn es sein musste, hier und da mal ein Wort mit ihm, allerdings sah der Sänger ihm dabei so gut wie nie in die Augen oder überhaupt in seine Richtung. Inzwischen hatte Reita es auch aufgeben, dem Sänger nach jeder Probe hinterherzuhetzen um ihn endlich zu einem Gespräch zu bringen. Noch immer hatte Ruki ihm keine zufriedenstellende Erklärung für seine Entscheidung gegeben. Aber Reita lernte nun langsam es zu akzeptieren, auch wenn in ihm noch immer irgendwo die Hoffnung keimte. Vielleicht tat Ruki ja auch ein wenig Abstand gut, bis er fähig war wieder mit ihm zu sprechen und alles noch einmal zu überdenken. Während der heutigen Bandprobe hatte Reita auch das Gefühl gehabt, dass sich die dunkle Wolke, die inzwischen oft über den Proben schwebte, ein wenig verzogen hatte. Ruki war plötzlich ein wenig lockerer, er machte seine üblichen Scherze mit den anderen und hängte sich wieder mit Spaß in die Arbeit. Sogar mit ihm scherzte der kleine Sänger manchmal wieder, so dass Reita sich doch ein klein wenig überfordert fühlte und nicht recht wusste, wie er damit umgehen sollte. Zum Ende der Stunde packten sie alle zusammen und machten sich schließlich gemeinsam auf den Weg nach draußen. Kai bog relativ rasch in eine andere Richtung ab – er meinte, er hätte noch etwas mit Nao zu besprechen – während die anderen weiter auf das große Foyer und den Ausgang zusteuerten. „Ich geh schon mal vor, bis morgen, Leute!“, verabschiedete Ruki sich, schob sich seine Sonnenbrille auf die Nase und lief nach draußen, auf den Parkplatz vor dem Gebäude. Die anderen winkten ihm etwas verwirrt nach und schlenderten weiter gemütlich in die gleiche Richtung. Als sie draußen waren, stockte Reita und traute seinen Augen kaum, während er plötzlich einen unangenehmen Druck auf dem Brustkorb spürte, der ihm den Atem nahm. „Was ist, hast du was vergessen?“, wollte Uruha irritiert wissen, ehe er und Aoi den Blick in die Richtung wandten, in die Reita so verbissen starrte. Ruki stand bei einem Auto, aus dem gerade ein fremder Mann ausgestiegen war. Dass sie sich kannten, war offensichtlich. Der schwarzhaarige Mann legte locker einen Arm um Rukis Taille und zog ihn ein wenig näher, um ihm dann einen neckischen Kuss auf die Wange zu geben, was Ruki mit einem Lachen hinnahm, ehe er den Mann gespielt empört von sich schubste. Sie tauschten noch ein paar Worte und wieder hörte man Ruki lachen, bevor der Mann schließlich das Auto umrundete, um einzusteigen. Auch Ruki öffnete die Tür des Beifahrersitzes, stockte allerdings kurz, als sein Blick auf die restlichen drei Bandmember von The GazettE fiel. Dann wandte er allerdings den Blick ab, als wäre nichts gewesen und stieg zu dem Mann ins Auto, der den Motor startete und schließlich vom Parkplatz fuhr. Die Blicke der beiden Gitarristen wanderten fast augenblicklich zu Reita, der noch immer wie versteinert auf dem Parkplatz stand. „Das -“, setzte Aoi an, wurde allerdings sogleich von Uruha unterbrochen. „Du kommst doch trotzdem mit zu mir, oder?“ * * * Reita seufzte und lenkte seinen Wagen zum sechsten Mal direkt gegen eine der Banden, was Uruha dazu brachte ihm eine Salzstange an den Kopf zu werfen. Das Spiel pausierte, während Uruha mit dem Controller in der Hand herumwedelte. „Wo bist du denn mit deinen Gedanken? So bist du doch kein Gegner für mich!“ „Sorry, ich habe keine Lust mehr.“ Uruha seufzte entnervt auf und warf sich in die Kissen seines ausladenden Sofas, ehe er seine Füße auf dem Couchtisch überkreuzte und sich noch eine Salzstange zwischen die Lippen schob. „Ich dachte, wir wollten einen gemütlich Zockabend veranstalten“, nuschelte er und wackelte noch einmal mit dem Controller. „Ja, schon, aber... ich muss die ganze Zeit an Ruki denken.“ Sogleich saß Uruha wieder aufrecht und kreuzte seine langen Beine zum Schneidersitz. Aufmerksam sah er seinen seit langen Jahren besten Freund an. „Sag bloß du willst jetzt endlich darüber reden, was zwischen euch vorgefallen ist? Ist ja unglaublich, jetzt werde ich endlich auch eingeweiht!“ „Uruha, hör auf damit. Du weißt, dass ich immer ein bisschen Zeit brauche bevor ich über sowas reden kann. Ich war ja selber überrascht, dass mir das so nahe geht.“ „Ist schon klar“, lächelte der braunhaarige Gitarrist sogleich, während er auf der nächsten Salzstange kaute. „Naja, dann, immer schön raus damit.“ „So viel gibt es eigentlich gar nicht zu erzählen“, setzte Reita an und seufzte noch einmal, als er sich den Moment, in dem Ruki mit ihm Schluss gemacht hatte, zum tausendsten Mal in Erinnerung rief. „Ruki meinte, seine Bedürfnisse wären mir vollkommen egal.“ Uruha sah ihn abwartend an, merkte allerdings bald, dass von dem Bassisten nicht mehr viel kommen würde. „Ja, und, was denkst du darüber?“ Reita zögerte. „Ich habe inzwischen natürlich viel darüber nachgedacht. Erst war ich der Meinung, dass das nicht wahr ist. Ich meine, ich habe mich doch schon bemüht, dachte ich. Er war immer dabei, wenn ich weggegangen bin, er konnte eigentlich ständig zu mir und war auch eigentlich ständig bei mir und –“, Reita brach ab, als er sah wie Uruha schon den Mund öffnete. Sofort hob er die Hand. „Keine Angst, ich habe wie gesagt nachgedacht. Ich habe seine Seite nicht bedacht. Ich habe nicht bedacht, was er vielleicht wollte, oder dass er vielleicht auch gern gehabt hätte, dass ich zu ihm komme und sowas. Aber irgendwie, kann ich nicht verstehen, dass er nur deswegen mit mir Schluss gemacht hat. Ich meine, er hätte doch auch mit mir sprechen können, oder?“ „Hat er denn vielleicht schon mal mit dir gesprochen?“ „Nicht, dass ich wüsste.“ „Und kannst du dir vorstellen, dass es vielleicht noch andere Gründe dafür gibt, dass er eure Beziehung beendet hat?“ Reita zuckte die Schultern. „Ich habe ihm wahrscheinlich einfach nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die er sich gewünscht hatte.“ „Und das kann auf lange Zeit sehr unglücklich machen, Reita. Besonders wenn die eigene Aufmerksamkeit eigentlich nur demjenigen gehört, den man liebt, und dieser seine Aufmerksamkeit fast jedem schenkt, nur nicht einem selbst.“ „Was meinst du damit?“ „Reita, ich kenne dich nun schon einige Jahre“, lächelte Uruha sachte. „Und ich weiß, wie es ist mir dir irgendwohin zu gehen. Und auch, wenn ich es noch nie gesagt habe, genauso, wie Ruki es wahrscheinlich lange Zeit für sich behalten hat, kann das manchmal sehr schwer sein. Du bist dann nämlich die meiste Zeit unterwegs, suchst dir irgendwen, mit dem du flirten kannst und erwartest gleichzeitig, dass man an Ort und Stelle bleibt, damit du einen auch wiederfinden kannst, wenn du dich ein wenig ausruhen oder etwas trinken willst.“ Einige Zeit lang sah Reita ihn etwas sprachlos an, bevor er zaghaft ein schiefes Lächeln zustande brachte. „Das meinst du nicht ernst, ich gehe doch mit euch weg, um mit euch Party zu machen. Und wir haben doch auch immer viel Spaß.“ Uruha seufzte leise und schüttelte dann mit einem entschuldigenden Lächeln den Kopf. „Nein, Reita. Du hast viel Spaß, derjenige mit dem du weg bist nicht, es sei denn man ist vielleicht zu einer größeren Gruppe unterwegs. Weißt du, ich erinnere mich noch an ein paar Geschichten. Einmal zum Beispiel, waren wir zu dritt unterwegs. Ruki wollte kurz auf Toilette, während du mal wieder auf einer deiner Flirtrunden warst – ich bewundere ihn übrigens dafür, dass er dazu nie etwas gesagt hat – und als du wiederkamst und er nicht da war, bist du vollkommen ausgeflippt. Kaum war er wieder da, hast du ihn ziemlich böse zur Sau gemacht.“ „Aber.. das war gar nicht so gemeint.“ „Ich weiß, Reita. Aber Ruki wusste das in dem Moment vielleicht nicht. Er weiß natürlich, dass du zum einen ziemlich eifersüchtig bist und auch, dass du dir, wenn du ihn nicht gerade in seiner Wohnung weißt, vollkommen unnötige Sorgen machst.“ „Aber dafür kann ich doch nichts. Ich bin so.“ „Nein, dafür kannst du nichts, aber du solltest dir vielleicht trotzdem Gedanken darum machen und dir ein wenig mehr Mühe geben, gerade wenn es um deinen Beziehungspartner geht. Ruki ist dafür ein beinahe zu perfektes Beispiel. Er hat sich eigentlich total verbogen, um in deiner Nähe zu sein und dich glücklich zu sehen. Selbst wenn es für ihn unpraktisch war, war er bei dir, er ist mit dir auf Partys gegangen, und du weißt doch von früher, dass er Discos eigentlich nicht mag und auch sonst nicht so der Partytyp ist, oder? Er ist abends mit zu dir gefahren und hat sich, obwohl er todmüde war, mit dir einen deiner Filme angesehen und ist dabei eingeschlafen. Er hat nie etwas gesagt, wenn du mit irgendwelchen Fremden deinen Spaß hattest und hat sich selbst zurückgehalten, obwohl er was Kontakte mit anderen Menschen angeht, eigentlich sehr offen ist.“ Reita sah ihn skeptisch an. „Woher weißt du das alles?“ „Meine Güte, Reita!“, rollte Uruha mit den Augen. „Menschen besitzen einen Mund, mit dem sie sprechen können und Ohren zum zuhören! Wenn du das vorher entdeckt hättest, hättest du Ruki vielleicht auch mal zugehört, wenn er versucht hat dir zu sagen was ihn unglücklich macht. Und dann wäre es vielleicht nicht so weit gekommen.“ „Heißt das, du wusstest das alles schon länger?“ „Natürlich.“ „Und warum sagst du mir sowas nicht?“, fuhr Reita auf. „Du bist doch mein bester Freund!“ Uruha verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah Reita ernst an. „Natürlich bin ich das. Aber manchmal ist es besser, wenn man sowas erst selbst begreift. Ich glaube nicht, dass du alles verstanden hättest, wenn ich dir alles brühwarm aufgetischt hätte. Und außerdem – “, Uruha brach etwas hastig ab, ehe er abwinkte. „Ach, nichts.“ „Außerdem?“, hakte Reita nach, der nun misstrauisch geworden war. „Nichts“, wehrte Uruha ab. „Also, was hast du jetzt Ruki betreffend vor?“ Erneut zuckte der Bassist mit den Schultern. „Abwarten. Im Moment will er ja gar nicht mit mir sprechen.“ „Vielleicht ist es gut, wenn ihr beide ein wenig Abstand voneinander gewinnt und euch mal voneinander ablenkt.“ „Uns voneinander ablenken?“ „Natürlich“, grinste Uruha. „Sonst funktioniert das mit dem Abstand doch nicht.“ „Mmh. Damit hat Ruki ja offensichtlich schon angefangen..“, erwiderte Reita mit einem düsteren Blick, in Erinnerung an die Szene vom Nachmittag. „Keine Angst, ich lasse mir schon was einfallen“, sagte Uruha mit einem Augenzwinkern, bevor er seine Beine wieder auseinander knotete und seine Füße auf den Boden stellte. „Was hältst du davon: ich hole uns jetzt etwas zu trinken und dann schauen wir uns einfach noch einen Film an.“ Reita nickte, eigentlich war es ihm egal. „In Ordnung.“ * * * Bis sie sich auf einen Film geeinigt hatten (sie beide hatten einen sehr eigenen Geschmack, was Filme anging), hatten sie schon genügend Alkohol getrunken, um vollkommen irrationale Argumente für den einen oder gegen den anderen Film zu bringen und noch ehe der Film zu Ende war, lagen sie beide selig schlummernd auf Uruhas Sofa. Während der Abspann lief, öffnete Uruha langsam seine Augen. Es dauerte ein wenig, bis seine Wohnung vor seinen trägen Augen in dem flimmernden Licht Gestalt annahm. Rasch schloss er die Augen wieder, um seinem Kopf noch ein wenig Zeit zu geben wieder klarer zu werden, bevor er sich mit einem leisen Ächzen vom Sofa hochdrückte. Ein wenig unkoordiniert fegte er mit einer Hand den Becher mit Salzstangen vom Tisch, störte sich allerdings nicht weiter daran, sondern torkelte langsam weiter Richtung Fenster. Obwohl er nicht ganz Herr seiner Sinne war, schaffte er es das Fenster zu öffnen, um ein wenig frische Luft in den verqualmten Raum zu lassen und den Fernseher auszumachen. Reita bekam von alldem nichts mit, während Uruha sich schon wieder vollkommen geschafft auf das Sofa fallen ließ. Langsam drehte er den Kopf und beobachtete mit angestrengten Augen den schlafenden Bassisten. Seine Augen brannten durch die Kontaktlisten, doch das nahm er in diesem Moment gar nicht wahr. Müde blinzelte er, während seine trübe Aufmerksamkeit weiterhin der Silhouette des jungen Mannes neben ihm gehörte. Wie eigenartig er sich bei dem heutigen Gespräch gefühlt hatte. Aber auch, wenn Ruki zu ihm gekommen war, um mit ihm zu sprechen, hatte er sich immer nicht sonderlich wohl gefühlt, auch wenn er sich immer bemüht hatte, dem Sänger guten Rat zu geben. Das war stets eine Probe für ihn gewesen, denn immer musste er abwägen zwischen Freundschaft und dem Wunsch selber sein Glück zu finden. Und er musste sich zugestehen, die Tatsache, dass er Reita nichts von Rukis Problemen gesagt hatte, hing nicht nur damit zusammen, dass Ruki ihn darum gebeten hatte oder er der Meinung war, dass Reita das alles selbst begreifen müsste. Nein, irgendwo war da auch ein kleines Teufelchen gewesen, das ihm leise ins Ohr geflüstert hatte, wie seine Chancen wachsen würden, wenn er Reita nichts davon erzählte. Allerdings wurde ihm erst jetzt bewusst, wie die beiden aneinander gehangen haben mussten, auch wenn gerade Reita kein Talent darin gewesen war, das zu zeigen und es tat ihm Leid, dass er kein besserer Freund gewesen war und versucht hatte, sein bestes zu tun, um die Beziehung der beiden zu retten. Natürlich war dies größtenteils die Aufgabe der beiden gewesen und nicht die seinige, rief er sich zugleich zur Ordnung. Vorsichtig streckte er eine Hand aus, seine Finger berührten ganz sachte Reitas Schulter, ehe sie langsam daran hinabglitten. Durch den Stoff von Reitas Pullover konnte er dessen Körperwärme spüren. Bald spürte er nackte Haut und er richtete seinen Blick auf seine Finger, die nun leicht über Reitas Hand strichen. Sollte er es versuchen? Er wusste, dass Reita ihn nicht liebte. Doch war das nun nicht seine Chance, um sich zumindest einen Teil seines Wunsches zu erfüllen? Er hatte ja nicht vor, Reita für sich zu gewinnen. Außerdem war das doch die perfekte Taktik, um Reita von Ruki abzulenken, oder? Ruki schien es ja nicht anders zu machen. Er lehnte sich etwas vor, während seine Finger Reitas Hand umfassten. Noch ein wenig wagte er sich weiter, als er sein Gewicht auf seine Knie verlagerte und Reita an der Hand etwas zu sich zog. Dieser bemerkte davon rein gar nichts, auch nicht, wie Uruha sein Gesicht ein Stück zu sich drehte, und mit seiner freien Hand sanft über seine Wange fuhr. Ein leises Schmatzen drang an Uruhas Ohr, während Reita sich an seine Hand schmiegte. Wäre Uruha noch nüchtern gewesen, hätte er sich wahrscheinlich an dem leisen Geräusch gestört, immerhin zerstörte es die ganze Stimmung, doch in seinem jetzigen Zustand reichte seine Aufmerksamkeit nur für eines aus. Für Reita. Er beugte sich ein wenig hinab, biss er Reitas leisen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Sein Herz begann in seiner Brust zu hämmern und er schwankte ein wenig, während er sich dem Bassisten näherte. Er zögerte noch einige Sekunden, dann legte er seine Lippen sanft auf die des Schlafenden. Als er sich jedoch von diesem löste, zeigte dieser keine Regung. Uruha, der sich ein wenig in seinem Stolz gekränkt fühlte, zog eine kleine Schnute. Allerdings klopfte sein Herz noch immer laut in seiner Brust und erneut wurden Zweifel in ihm wach. Sollte er wirklich? War das nicht Verrat? Aber er wollte so gerne! Entschlossen lehnte er sich ein weiteres Mal vor, legte seine Lippen dieses Mal mit ein wenig mehr Nachdruck auf die des anderen und begann diese langsam zu liebkosen. Reita regte sich endlich ein wenig, was Uruha dazu veranlasste, seine Zunge sanft ein wenig vorgleiten zu lassen. Reita kam währenddessen langsam zu sich und sobald er verstanden hatte, in welcher Situation er sich befand, schubste er den Gitarristen erschrocken von sich. „Was tust du da?“, wollte er perplex wissen, gleichzeitig Abstand von dem anderen nehmend. „Ich küsse dich“, versuchte Uruha so locker wie möglich zu antworten, doch er spürte, wie sich leise Angst in ihm breitmachte. „Warum?“, brachte Reita nun stockend hervor und fuhr sich irritiert durch die Haare. Uruha konnte die Augen des Blonden im Halbdunkel aufblitzen sehen und schluckte. „Ich.. Es bot sich so an und ich.. dachte es wäre eine gute Möglichkeit dich abzulenken.“ „Während ich schlafe?“ „Nein, ich wollte dich wecken. Mit dem Kuss“, erwiderte Uruha. Als Reita nichts darauf erwiderte, wagte er einen nächsten Vorstoß, sein schlechtes Gewissen in irgendeiner dunklen Ecke verstauend. Er lehnte sich nach vorn, so dass er auf allen Vieren zu Reita vorkriechen konnte, und legte sich schließlich zwischen die Beine des anderen. Der blonde Bassist hielt ihn davon ab, ihm noch näher zu kommen, in dem er ihm eine Hand auf die Brust drückte. „Was tust du da?“, wiederholte er seine vorherigen Worte. „Lass mich dich ablenken“, schnurrte Uruha und entfernte Reitas Hand, während er sich noch etwas näher schob. Einmal ein Ziel ins Auge gefasst, ließ er sich nicht so schnell abbringen. Schon gar nicht in betrunkenem Zustand. „Uruha, ich-“ „Ich weiß, dass du Ruki liebst. Na und? Er hat seinen Spaß, warum solltest du nicht auch?“, behauptete Uruha und berührte Reitas Lippen sanft. Der Blonde allerdings sah ihn nur aus großen Augen an. „Komm schon Reita, es bleibt unter uns. Und ich denke, es würde dir gut tun.“ Als Reita auch jetzt nichts erwiderte, begann Uruha erneut ihn zu küssen. Dieses Mal fordernder lehnte er sich an den Bassisten und strich wieder und wieder mit seinen Lippen über die seines besten Freundes. Dieser ließ sich zwar küssen, blieb allerdings vollkommen reglos, scheinbar vollkommen überfordert mit der Situation. Schließlich, wenn auch erst äußerst zögerlich, begann er die Liebkosungen des anderen zu erwidern. Als der Blonde seine Lippen leicht öffnete, so dass Uruha mit seiner Zunge eindringen konnte, spürte der Gitarrist, dass es Reita trotzdem schwerfiel, sich auf ihn einzulassen. Er löste den Kuss und griff nach der Hand des Bassisten, um ihre Finger ineinander zu verschränken. „Vertrau mir und konzentrier dich auf mich“, raunte er leise, ehe er den anderen mit sanfter Gewalt in die Waagerechte brachte. Reita gab einen unartikulierten Laut von sich, ehe seine Lippen wieder von denen des Gitarristen verschlossen wurden und er sich erneut auf den Kuss einließ. Er verscheuchte all die bedrückenden Gedanken aus seinem Kopf, so dass er sich auf den Mann über sich konzentrieren konnte, wie dieser sagte. Sein Kopf war leer, es war ihm egal, er war betrunken und es fühlte sich in diesem Moment richtig an. Von diesem Gefühl des Rechts plötzlich bestärkt, zog der Bassist den anderen näher zu sich. Uruha begrüßte diese Handlung sehr und schmiegte sich an seinen besten Freund, während er seine Hand vorwitzig unter das T-Shirt des Blonden schob. * * * Am nächsten Morgen war es Reita, der zu erst aufwachte. Gegen das grelle Licht der Sonne blinzelnd, öffnete er seine Augen und sein Blick fiel sogleich auf einen hellbraunen Haarschopf. Verwirrt richtete er sich ein wenig auf, und während sein Blick an dem nackten Körper seines besten Freundes entlang glitt, den er mit einem Arm umschlungen hatte, kehrten die Erinnerungen zusammen mit einem gemeinem Kopfschmerz zurück. Sein Herz begann unangenehm zu klopfen, während ihm mehr und mehr bewusst wurde, was Uruha und er in der letzten Nacht getan hatten. Die Kopfschmerzen rückten gegen die Gedanken, die ihm nun durch den Kopf schossen, in den Hintergrund. Als Uruha sich schließlich regte und sich zu ihm umdrehte, riss Reita erschrocken seinen Arm von dem Gitarristen fort, wodurch sich dessen Augen langsam öffneten. Sein Blick war zuerst noch ein wenig unklar, doch es war zu erkennen, wie auch in ihm langsam Erinnerungen wach wurden, während er auf die nackte Brust Reitas starrte. Beide vermieden es den Blick des anderen zu kreuzen, während sie krampfhaft überlegten, was man sich in solch einer Situation zu sagen hatte. „Ich gehe duschen“, krächzte Uruha stotternd, rappelte sich auf und fischte sein Oberteil vom Boden, um es sich notdürftig um die Hüfte zu schlingen, während er auf wackeligen Beinen in sein Badezimmer stakste. Reita sah dem anderen nach und wartete, bis sich die Tür hinter dem Gitarristen geschlossen hatte, bevor er rasch seine Sachen zusammenklaubte und sich anzog. Er wusste nicht, wie er mit dieser Situation oder mit Uruha umgehen sollte. Das einzige Wort, das gerade in seinem Kopf existierte war Flucht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)