Vampire? Die gibt es doch gar nicht! von The_Maoh ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Erst mal zu Anfang. Keine der Charaktere aus dem Anime, oder des Mangas gehören mir, und ich verdiene auch kein Geld damit. „Kathrin! Hast du die Aufgaben zu heute fertig?“ Vor mir stand mein Lehrer und sah mich leicht gereizt an. Ich nuschelte irgendetwas vor mich hin. „Kathrin. Nur weil du neu hier bist, musst du dich dennoch in die Klasse integrieren.“ Er ging zurück zu seinem Lehrerpult, während ich seufzend in der letzten Reihe der Klasse saß. Ich hätte mich sehr gerne in die Klasse integriert, nur leider konnte ich dies nicht, da mich bis jetzt noch keiner für voll genommen hat. Oder besser gesagt, mich einfach ignorieren. Ich bin jetzt seit genau 10 Tagen in London, und habe keinerlei Freunde oder sonstiges hier gefunden. Außerdem mag ich England gar nicht. Ursprünglich komme ich aus Frankreich, aber da mein Vater hierher versetzt wurde, musste ich auch mit herkommen. So gemein das alles. Hätte ich nicht mit meiner Mutter dort bleiben können? Und Paps hätte dann jedes Wochenende zu uns zurück kommen können. Na gut, egoistisch ist dies ja schon. Dennoch, hier ist alles neu, und keiner will was mit mir zu tun haben. Das habe ich schon am allerersten Tag festgestellt. Damals kam ich voller Elan hier in die neue Klasse, und…wurde gleich ins Abseits gestellt. Toll, nicht war? Aber was soll ich machen. So ist es fast überall wo man neu hinkommt. Man muss sich eben erst an alles gewöhnen. Wenn es nur so einfach währe. Na endlich war diese blöde Stunde vorbei und ich konnte nach Hause gehen. „Na, wie geht’s unseren Möchtegern Vampir?“ Ich reagierte gar nicht auf diese Aussage von ein paar Mitschülern und verlies den Raum einfach. Eigentlich bin ich ein ganz normales Mädchen. Bin ca. 1,70m groß, durchschnittliche Figur…na gut, ein paar Pfunde zu viel, aber ich habe keine Lust auf dieses blöde Modellgetue. Habe mittellange schwarze Haare. Wie gesagt, eigentlich ganz normal. Würden nicht zwei Makel mich zieren, um genauer zu sagen, mein Gesicht. Ich habe im Gegensatz zu anderen etwas länger Eckzähne, weswegen ich oft mit dem schönen Begriff Vampir geärgert. Obwohl ich ganz genau weis das es gar keine gibt. Dies ist nur eine Erfindung, Legenden. Mehr nicht. Naja egal. Aber dies ist nicht das einzige. Dazu habe ich nämlich auch noch schöne tiefrote Augen. Angeblich ein kleiner Gendefekt. Toll, den hätte man sich auch sparen können. Gegen meine Augenfarbe konnte ich etwas machen, denn ich fing schon früh an Kontaktlinsen zu tragen, die mir dunkelbraune Augen verschafften. Nur gegen meine Zähne konnte ich nicht viel anrichten. Ich wollte zwar immer das mir mein Zahnarzt sie abschleift, oder wenigstens zieht, und andere reinsetzt, also künstliche, aber dies machte man nicht. Der sagt immer ich sollte froh sein, so scharfe und spitze hat nicht jeder. Dies sind ganz seltene. Schön für ihn, er muss damit ja nicht durch die Gegend laufen und sich den Spott der anderen aussetzten. Es gibt im ganzen Jahr nur einen Tag an dem diese Dinger zu etwas nütze sind, und das ist Halloween. An dem Tag kann ich wirklich als Vampir durchgehen. Wenn ich mir ein wenig Ketschup auf die Mundwinkel kleckse, ein wenig Lebensmittelfarbe auf meine Eckzähne, und dann noch meine Kontaktlinsen weg lasse. Schön gefährlich sehe ich dann aus. Aber das ist auch das einzige wozu die Dinger gut sind, zu mehr nicht. Selbst meine Eltern sagen immer ich solle froh sein. Mit diesen zwei Makel bin ich immerhin etwas Besonderes und Einzigartiges. Ja, aber auch die beiden haben dies nicht. Manchmal frage ich mich echt, ob ich nicht vielleicht doch adoptiert wurde, aber wenn ich dies frage, dann macht meine Mutter nur einen Schmollmund und sagt sie hätten mich ganz doll lieb, und ich soll nicht solche wilden Vermutungen anstellen. Naja, wenn sie so redet, kann ich einfach nicht anderes als zu kapitulieren, und es zu akzeptieren. Ich kam nach 20 Minuten Fußweg zu Hause an und schmiss meine Tasche in die Ecke. Mein Vater hat von seiner Firma eine kleine Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen. Und solange wir noch nichts eigenes gefunden haben, wohnten wir halt in dieser 3-Zimmer Wohnung. Wenigstens hatte ich noch ein eigenes Zimmer, der Rest war mir absolut egal. Jedenfalls ging ich gleich in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir, und lies mich gefrustet aufs Bett fallen. „Schätzchen, möchtest du nichts essen?“ „Nein danke. Hab keinen Hunger.“ Meine Mutter. Macht sich immer sorgen um mich. Schlimm ist das ja nicht, aber die beiden machen sich solch extreme Sorgen um mich, das ich immer vor Einbruch der Nacht zu Hause sein soll. Das ist doch absoluter quatsch. Ich meine, ich bin 16 Jahre alt, und darf nur bis es dunkel wird draußen bleiben. Das ist so erniedrigend. Und ich weis nicht mal wieso. Und jetzt sind wir auch noch in London, wo es mir eh schon vorkommt als ob es hier schneller Nacht wird. Aber was soll ich machen? Abhauen kann ich nicht, dann hätte ich kein Dach über den Kopf, und auf die Straße wollte ich eigentlich nicht. Aber ich beschloss schnellst möglich die Schule hinter mich zu bringen, mir einen guten Job zu suchen. Und dann nix wie das Nachtleben erkunden. Naja, bis zu meinem Schulabschluss sind es ja nur noch quälend lange 2 Jahre an denen ich so früh zu Hause sein muss. Ich hätte wiedermal heulen können. Ich war bestimmt die einzige in meinen Alter die dies machen musste. Aber sich jetzt darüber aufregen hat auch keinen Zweck. Ich habe schon oft versucht mit meinen Ellis darüber zu reden, hat aber nie etwas gebracht. Als ich oft auch fragte wieso eigentlich? Gaben sie mir nur als Antwort das sie sich eben ungeheure Sorgen um mich machen, und nicht wollen das mir etwas passiert. Ja toll, was sollte mir denn schon passieren? Anderen geschieht doch auch nichts, oder denken sie vielleicht jemand kann es kaum erwarten das ich in die Nacht hineingehe? Ja klar, will auch. Steht irgendjemand die ganze Zeit in der Nähe und wartet nur darauf. So ein Unsinn. Ich stand seufzend auf und beschloss erst mal meine Schularbeiten zu machen, nicht das ich wie vorhin wieder einen Vortrag von einen meiner Lehrer bekomme. Mal sehen was so auf den Plan stand. Toll, wunderschöne Geschichte. Geschehenes kann ich eh nicht rückgängig machen, aber man kann ja etwas daraus lernen. Ok, mal sehen was genau. Ich schlug die Seite auf, die wir durch zu lesen hatten. Es ging um das wundervolle Thema Hexenjagd in Europa. Ist ja auch so interessant. Obwohl, innerlich dachte ich mir mit einem Schmunzeln, wenn ich in dieser Zeit gelebt hätte, hätte man mich sicher auch auf den Scheiterhaufen gestellt. Naja, zum Glück gingen wir dieses Thema nur als Zusammenfassung durch. Das Beschloss der hiesige Geschichtslehrer. Jedes neue Schuljahr mussten die hier nochmal den Stoff der vergangenen Jahre in zwei-drei Wochen durchgehen zur Wiederholung. Naja, jede das seine, wenigstens habe ich dadurch nichts verpasst was ich noch nicht kannte. Als ich fertig war schloss ich das Buch und schmiss es förmlich in die Ecke. Das einzige was ich jetzt noch zu tun hatte war ein kleines Referat vorzubereiten. Das Thema durfte ich mir zum Glück selbst aussuchen. Wenigstens etwas Erfreuliches. Nur eines hätte mir einfallen müssen. Also es sollte jedenfalls etwas sein, das nichts mit erfundenen Fabelwesen zu tun hatte, das war die einzige Voraussetzung. Eine tolle Einschränkung, als ob ich über Einhörner oder solchen Unsinn schreiben würde. Ich beschloss mir das Thema im Laufe des Tages auszudenken, denn für das Referat hatten wir zum Glück, bzw. ich noch gut 2 Wochen zeit. Es war gerade Nachmittag, also wollte ich noch bis zum Nachteinbruch ein wenig mir die Gegend ansehen gehen. Ich hätte natürlich auch einfach weg bleiben können, nur hätten meine Eltern dann einen gewaltigen Aufschrei gemacht, und sonst wen alarmiert. Das währe mir dann doch zu peinlich, da komme ich eher freiwillig pünktlich zurück, als eskortiert zu werden. Ich verabschiedete mich noch von meiner Mutter, die mich wieder bat pünktlich zu sein. Dann ging ich auch schon raus. Ich ging einfach in der Gegend herum und versuchte mir alles genau einzuprägen. Immerhin musste ich nun hier leben, und dann sollte ich schon wissen wo was ist. Während ich so langging, kam ich dann sogar an einem kleinen Park vorbei, wo ich rein ging. Ok, erst dachte ich er währe klein, da er so aussah von der Straße aus. Als ich aber drinnen war, musste ich zugeben, das er sich ganz schön weit streckte. Ich ging einfach weiter und wollte bis zum Ende durch, was sich doch als sehr zeitaufwändig herausstellte. Also ich musste zugeben, so etwas hätte ich nicht gedacht. Irgendwann fand ich eine Parkbank, auf die ich mich erst einmal setzte um mich auszuruhen. Ich schaute gen Himmel. Es war mittlerweile doch schon spät geworden, ich schaute seit langem mal wider auf meine Armbanduhr…..und sprang schreckhaft aus. Es war nun wirklich schon sehr spät, fast schon Nachteinbruch, und ich musste noch den ganzen Weg zurück. Ach, was solls. Ich ließ mich wieder auf der Bank nieder. Ändern konnte ich jetzt eh nichts mehr. Ich habe alleine knapp 1 ½ Stunden für den Weg zurück gelegt. Egal wie schnell ich laufen würde, ich würde eh erst zu hause ankommen wenn es Nacht ist. Also konnte ich mich schon mal darauf gefasst machen eine Suchkolone zu begegnen wenn ich nachher den Rückweg einschlage. Ich schaute wieder nach oben und schloss irgendwann sogar meine Augen für einen Moment um zu lauschen wie der Wind durch die Blätter und Äste der Bäume fegte. Während ich so lauschte vernahm ich ein paar eigenartige Geräusche, woraufhin ich meine Augen öffnete um zu erkennen woher sie kamen. Konnte es aber nicht feststellen, weswegen ich stutzend aufstand um mich ganz um zu sehen. Da ich immer noch nichts feststellen konnte, aber auch keine Lust hatte hier stehen zu bleiben bis die Ursache zu mir kommt, beschloss ich schnell zurück zu gehen. Als es sich anhörte als würden die Geräusche näher kommen, und mir sogar folgen fing ich sogar an ein wenig schneller zu gehen. Was es auch immer war, so einfach schien es sich nicht abschütteln zu lassen. Gut, vielleicht bildete ich mir auch nur was aus, und wenn ich stehen bleiben würde, würden nur ein paar andere Leute an mir vorbei gehen. Aber ich wollte doch nicht einfach stehen bleiben, weswegen ich nun sogar anfing zu laufen um schnellst möglich diesen Park zu verlassen. Dies stellte sich nur nicht so einfach heraus wie gedacht, da es doch ein ganz schöner Marsch war den ich zurück gelegt hatte. Irgendwann erschienen mir die Geräusche sogar noch näher gekommen zu sein, weswegen ich einen flüchtigen Blick nach hinten warf. Was ich dann sah konnte und wollte ich einfach nicht glauben. Ich riss meine Augen weit auf und wollte nur noch nach Hause. Tja, hätte ich mal lieber nach vorne gesehen, und nicht nach hinten. Somit stolperte ich nämlich beim laufen über etwas und viel geradewegs auf die Schnauze. Ich versuchte mich schnell wieder aufzurichten, und sah dabei erneut nach hinten, was mich mehr dazu veranlasste mich vor Schreck zusammen zu kauern. Während ich nämlich lief, und sprichwörtlich auf die Fresse fiel, lief eine Gruppe von undefinierten Leuten hinter mir her. Was sie von mir wollten war mir eigentlich egal. Nur sahen sie beim näherkommen für mich nicht gerade Menschlich aus, dies war mehr der Hauptgrund warum ich dort zusammen gekauert lag. Jeder hätte jetzt gesagt ich sollte weiterlaufen, und nicht nach hinten sehen. Dies hätte ich sehr gerne gemacht, nur wollten meine Beine nicht mehr. Ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte, oder was jetzt passieren wird. Ich stellte mich auf alles ein, während diese…widerlichen und hässlichen Individuen immer näher auf mich zu liefen, und schon fast bei mir ankamen. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel2: Ich schützte mich in dem ich meine Knie anzog und meine Arme über mein Gesicht hielt. Ich wollte einfach nichts sehen, nichts mitbekommen. Ich fing sogar schon an leicht zu wimmern, jedenfalls bis ich ein sehr lautes und durchdringendes Geräusch vernahm, das mich schreckhaft zusammen zucken ließ. Gleich darauf folgten weitere dieser Geräusche, wobei ich meine Augen nur fester zukniff, meine Arme mehr gegens Gesicht drückte, und meine Knie mehr anzog. Ich weis nicht wie lange es dauerte, doch während dieses Spektakels um mich, vernahm ich außerdem wie immer wieder etwas in meiner Nähe zu Boden ging. Innerlich wusste ich ganz genau das es diese merkwürdigen Individuen sein müssen, und diese Geräusche wahren mit Sicherheit Schüsse aus einer Waffe, die auf sie abgeschossen wurden. Das alles ließ mich sicher nicht ruhiger werden, nein. Ganz im Gegenteil. Immerhin wusste ich ja nicht ob der Schütze mich jetzt gerade beschützt, oder ob er mir auch eine Kugel verpassen wird. Außerdem wusste ich nicht einmal ob ich, sollte ich dies wirklich überleben, überhaupt noch meine Augen öffnen will. Alleine schon das Gehörte lässt mich fast Würge reize bekommen, was passiert erst wenn ich meine Augen öffne, und tatsächlich das sehe was ich denke. Ich glaube danach müsste ich auf der Stelle zu einem Psychiater, alleine werde ich dies hier sicher nicht bewältigen können. Und für meine Eltern wird dies hier sicher nur die Bestätigung sein, das ich ja wenn es Nacht wird zu Hause sein soll. Oh man, über was ich mir alles gerade Gedanken machte, anstatt einfach aufzustehen und weg zu laufen, aber wer weis. Vielleicht würde ich genau dadurch mich verraten, und man zielt auf mich. Riskieren wollte ich es nicht. Aber es schien auch nicht aufzuhören. Es wurden eher immer mehr Schüsse die abgegeben wurde. Langsam konnte ich nicht mehr, und währe am liebsten vor Schreck einfach in Ohnmacht gefallen. Außerdem schienen diese Wesen schon wieder etwas näher zu mir gekommen zu sein, da ich empfand das sie näher zu mir auf den Boden gingen. Irgendwann spürte ich dann sogar etwas feuchtes auf meinen Händen, die ich vors Gesicht hielt. Ich hoffte nur das die nicht Blut ist, denn das kann ich nicht ausstehen. Jedesmal wenn ich Blut sehe, passiert irgendetwas mit mir, was ich nicht verstehe. Meine Eltern sagten immer zu mir, das ich einfach nur den Anblick nicht ertrage. Das es genau so sei, wie wenn jemand der es sieht in Ohnmacht fällt. Tja, ich währe ja gerne in Ohnmacht gefallen, aber bei mir war es mehr so, das ich den Blick davon nicht mehr lassen konnte und alles andere vergaß. Endlich! Endlich hörte es auf, alles um mich herum war still. Dennoch behielt ich meine Stellung zusammengekauert auf dem Boden. Bewegen wollte ich mich immer noch nicht, wer weis was noch passiert. Wie gerne wünschte ich mich zurück nach Frankreich, aber nö! Wir mussten ja nach London. Toll. Jetzt sieht man ja was man davon hat. Ich liege total verängstig auf dem Boden. Um mich herum liegen bestimmt etliche von Leichen, wenn ich das Geschehene richtig interpretiere. Habe ich irgendwas vergessen!.... Ach ja! Der, oder die Schützen sind bestimmt noch in der Nähe, oder sogar schon genau neben mir, und wollen mich auch gleich erschießen. So, jetzt müsste ich alles haben. Das einzige was ich hoffe ist das meine Eltern mir verzeihen können, das ich heute nicht pünktlich nach Hause kam. „Hey, alles ok?“ Was sagte ich? Bestimmt einer der Schützen. Was soll ich denn jetzt machen? Mich tot stellen kann ich nicht, dafür zittere ich viel zu viel. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir tun dir nichts.“ ‚Tse, wer es glaubt wird Seelig.‘ Ich reagierte immer noch nicht auf die Stimme. „Ich helf dir hoch, ok?“ Ohne eine Antwort von mir ab zu warten, fasste sie mich am Arm an, und zog mich hoch. Ich wusste gar nicht was ich machen sollte, außer meine Augen weiterhin geschlossen halten, da ich keine Lust hatte meinen Blick nicht von dem Geschehenen ab zu wenden. Hätte bestimmt komisch ausgesehen wenn ich nicht hätte weg sehen können. „Geht’s dir gut?“ Eigentlich war die Stimme sehr freundlich, hörte sich nach einer jungen Dame an. Ich nickte nur leicht auf ihre Frage hin. „Kannst du laufen?“ Wieder nickte ich nur, woraufhin sie losging, und mich leicht mit sich zog. Ich wusste nicht wohin sie mich brachte, aber ich glaube ich konnte aufhören zu denken das sie mich umbringen will, weswegen ich ein wenig lockerer wurde. Sie brachte mich dem Geräuschen nach zu anderen Leuten und ein paar Fahrzeugen. Dann schien sie mit einem Vorgesetzten zu reden, mich hatte sie in der Zwischenzeit auf einen der Beifahrersitze eines Wagens setzten lassen, wo ich mich erst mal akklimatisieren musste. Bis jetzt hatte ich meine Augen immer noch nicht geöffnet gehabt, sonder hielt sie immer noch geschlossen. So langsam wollte ich aber sehen was nun wirklich passierte, weswegen ich sie ganz langsam öffnete. Ich sah um mich herum ein paar Männer mit Waffen, was mich nur schlucken ließ und ich meine Augen gleich wieder schloss. Ich wusste zwar nicht was los ist, aber es ist ganz sicher nicht normal das Leute, die aussehen als seien sie vom Militär in einem Londoner Park sind. Ich denke mal dies ist nirgends normal, vielleicht bis auf Kriegsgebiete. Aber in solch einem befinden wir uns ja nun nicht…oder? Habe ich vielleicht was während meines Spazierganges verpasst? Ach Quatsch mit Soße. So was geht gar nicht. Ich versuchte mich wieder zusammen zu reißen, und atmete tief durch. Dann öffnete ich meine Augen erneut langsam, und sah in…..rote? Die hatte genau solche Augen wie ich…na gut, etwas heller als meine, aber dennoch rote. „Alles ok?“ Ich nickte wieder nur, und sah ihr dabei ständig in die Augen. Ich fasste es einfach nicht. Bis jetzt hatte ich noch nie jemanden gesehen der die selbe Augenfarbe hatte, aber etwas positives hat dies. Ich bin nicht alleine, und sie scheint sich deswegen nicht mal zu schämen wie ich es tue. Sie richtete sich auf und ging wieder von mir weg. Sie war wirklich eine junge Dame, mit kurzem blonden Haaren. Ich sah ihr noch etwas nach, entschloss mich dann aber auf zu stehen. Denn ich wollte jetzt nur noch nach Hause gehen, nichts anderes. Ich machte mich ohne ein Wort an jemanden zu richten auf den Weg. Jetzt musste ich erst mal sehen wie ich hier weg komme, denn ich hatte keine Ahnung wo ich überhaupt war. Na gut, bis auf das ich im Park bin, aber ansonsten war es mir unklar. Abhalten davon ließ ich mich jedoch nicht, denn dort bleiben hatte ich auch keine Lust. Immerhin wer weis schon was diese komischen Leute vor haben. Nachher sagen sie noch ich hätte zu viel gesehen. Das wollte ich sicher auch nicht. Irgendwann kam ich dann sogar zum Parkausgang, ich musste dabei richtig Lächeln, denn nun konnte mir nichts mehr passieren, aber auch wirklich nichts mehr. Tja, hoffen darf man ja noch, auch wenn es nichts bringt. Denn bevor ich dort ankam, wurde ich schon von der jungen Dame aufgehalten, in dem sie sich vor mich stellte, und sagte sie müsse noch mit mir sprechen. Irgendwie habe ich es gewusst. Ich seufzte kurz und bat sie mir wenigstens ein Telefon zu besorgen, damit ich meine Eltern anrufen kann, damit sie sich keine Sorgen machen. Was sie mir Gott sei Dank auch erlaubte. Somit konnte ich wenigstens sagen wo ich bin, und sie mich vielleicht sogar abholen kommen. Ich ging also mit ihr zurück. „Ach übrigens, ich heiße Seras, Seras Victoria.“ Sie sah mich lächelnd an, was ich nur flüchtig erwiderte. „Und wie ist dein Name?“ ‚Als ob ich dir den sagen würde.‘ Für wen hielt die mich denn? Für bescheuert? Sobald ich ihr meinen Namen sage, schicken die ne Einheit zu meinen Eltern und machen sonst was. So was sieht man doch immer im dem Fernseher….Na gut, obwohl dies dort meist nicht real ist was gezeigt wird. Trotzdem, ihr meinen Namen sagen tu ich dennoch nicht! „Möchtest du nicht mit mir reden?“ Ich weichte ihrem Blick aus, und sah mir lieber die Bäume am Wegesrand an. „Also nicht.“ Sie seufzte kurz, und wir kamen wieder bei den anderen an. Nun besorgte sie mir noch schnell ein Telefon, während ich in meiner Jackentasche unsere Nummer raussuchte. Da ich sie bis jetzt noch nie benötigte, hatte ich auch noch keinen Anlass sie auswendig zu lernen. Als sie es mir endlich brachte, bedankte ich mich leicht, und wählte die Nummer. Als meine Mutter abnahm, und meine Stimme hörte, merkte man richtig das sie erleichtert war. Aber mich auch gleich über alles und jeden ausfragte. Ich kam gar nicht richtig zum sprechen, sondern wurde nur mit Fragen bombardiert. Nachdem ich ihr endlich versichert hatte, das es mir gut geht, was ich eigentlich mehr machte, weil ich ihre Fragen nicht mehr ertragen konnte. Sagte ich ihr noch schnell das ich im Park sei. Sie sagte sie komme sofort dahin um mich ab zu holen, wobei ich nur lächeln konnte. Nach dem wir miteinander sprachen, legte ich gleich auf und wartete nun auf sie. Die junge Dame namens Seras kam wieder zu mir, und sah mir erneut in die Augen. Wieder konnte ich nur in ihre roten sehen. Gerade als sie etwas sagen wollte, erhob ich diesmal meine Stimme. „Sagen sie mal…Miss..“ „Seras, kannst mich ruhig so nennen.“ „Gut, dann also Seras. Sagen sie bitte mal, wie kommen sie eigentlich mit den roten Augen zurecht?“ Sie sah mich etwas verwundert an, sah dann aber verlegen von mir weg. „Ganz gut.“ Sie setzte sich nun neben mich. „Jetzt sag mir mal wie dein Name ist.“ Naja, ich dachte mir wenn sie schon meine Frage beantwortet kann ich auch ihre beantworten, ich muss ihr ja nicht meinen kompletten sagen. „Kathrin.“ „Kathrin? Dies ist ein schöner Name.“ „Danke.“ Wir schwiegen wieder. „Du hast bestimmt große Angst.“ Ich sah von ihr weg, während sie mich wieder etwas fragte. „Hör zu Kathrin, das was du eben gesehen hast, wie soll ich sagen. Du solltest es vergessen.“ „Und wenn nicht? Werden sie mich dann auch töten? Genau wie diese komischen Leute?“ „Ich kann dir darüber leider nichts sagen, aber es ist wirklich besser für dich.“ Ich seufzte kurz. „Na von mir aus, dann werde ich meinen Mund halten.“ „Gut.“ Sie wollte gerade aufstehen, als ich mich wieder zu ihr umdrehte. „Sag mal Seras, darf ich dich noch etwas fragen?“ „Natürlich.“ Sie lächelte mich freundlich an. „Wie hast du eigentlich deine Schulzeit mit der Augenfarbe geschafft? Oder wurdest du nicht gemobbt deswegen?“ Sie sah mich etwas verwirrt an, und schien nicht ganz zu wissen über was ich redete, was mir im Nachhinein auch klar wurde. Immerhin hatte ich noch meine Kontaktlinsen drinnen. Ich griff in meine andere Jackentasche, und holte den kleinen Behälter für meine Kontaktlinsen raus. Drehte mich von ihr weg, holte sie raus und verstaute sie daraufhin. Als ich fertig war drehte ich mich dann leicht lächelnd zu ihr um, wobei sie nun auch meine dunkelroten Augen sehen konnte. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3: Als sie in meine tief roten Augen sah, konnte sie nichts anderes als zu schlucken, wobei ich etwas stutzte. „Seras? Alles ok?“ Sie sah mich immer noch fast fassungslos an. Ich meine, sie hatte doch genau dieselben Augen, wieso also? Oder empfand sie dies genau wie alle anderen auch nicht als normal? Also wenn es das ist, na dann vielen herzlichen Dank auch. Ich seufzte kurz und schaute von ihr weg. „So schlimm?“ „Hä?..Bitte?“ „Na ich rede von meinen roten Augen. Immerhin hast du auch welche, und siehst mich dennoch so an.“ „Ähm..Ja…Tut mir leid.“ Sie schien sich wieder gefasst zu haben, was ich an ihrer Stimmlage erkennen konnte, und mich wieder zu ihr drehte. „Schon gut. Also, um auf meine Frage zurück zu kommen. Wie hast du denn deine Schulzeit mit der Augenfarbe geschafft? Für mich ist sie der reinste Horror.“ ‚Naja, oder war es.‘ Ich hatte ja nur damals in meiner Heimatstadt während der Schulzeit, als ich noch klein war, noch nicht meine Kontaktlinsen, daher wussten viele von meiner natürlichen Augenfarbe, und ich wurde deswegen ständig gehänselt oder gemobbt. Bis ich auf eine andere Schule kam, und dort gleich von vornerein, wie auch bei der jetzigen Kontaktlinsen trug. Dort fand ich dann auch endlich richtige Freunde. Die ich ja nun zurück lassen musste. Obwohl ich natürlich in der anderen auch von manchen gemobbt wurde, was nun wiederum mit meinen Eckzähnen zu tun hatte. „Naja weist du, dies ist eigentlich nicht so einfach zu beschreiben.“ „Wieso denn nicht? Also entweder man wurde gemobbt, oder nicht. Ich wurde es, aber nach deiner Reaktion zu urteilen, du nicht. Also ist es auch egal.“ Ich hatte keine Lust mehr weiter zu sprechen, dies war mir doch zu blöde. Denn sie schien nicht zu wissen was ich meinte. „Nein Kathrin, dies meinte ich nicht….ich kann es dir einfach nicht sagen.“ „Von mir aus. Aber ist auch egal, ist eh nur ein Gendefekt.“ „Ein was?“ „Na ein Gendefekt! Genau wie diese blöden Eckzähne.“ Sie sah mich nun extrem verwundert an, wobei ich nur mit den Augen rollen konnte. „Schon gut, vergiss es.“ Ich ließ meinen Kopf gefrustet hängen. „Kathrin? Hast du mir etwas zu sagen?“ Ihre Stimmlage veränderte sich mehr zu einer etwas nervösen, wobei ich sie nur aus den Augenwinkeln ansah. „Bitte?“ „Naja, ob du…vielleicht mir etwas zu sagen hast?“ Ich lächelte sie kurz an und lehnte mich etwas nach hinten um nach oben in den Nachthimmel zu sehen. „Ich hätte Durst, habe schon lange nichts mehr getrunken.“ Als ich dies so sagte, immerhin dachte ich mir nichts dabei, konnte ich genau hören wie sie die Luft geradewegs einzog und schlucken musste. Ich sah sie daraufhin fast lachend an. „Ich meinte Wasser. Haben sie vielleicht ein Glas Wasser für mich?“ „Wasser?“ „Ja, genau das. Sie wissen doch was das ist. Klare, feuchte, geruchlose Flüssigkeit.“ Sie sah mich weiterhin verwirrt an. „Schon gut. Ist eh egal. Meine Mutter kommt eh bald mich abholen.“ „Wer?“ „Na meine Mutter, habe ich doch eben angerufen. Sie kommt gleich her.“ „Ah ja, und hat sie auch..solche roten Augen wie du?“ Ich seufzte erneut und konnte wieder nur mit den Augen rollen. So langsam war dies wirklich lächerlich. Sie tat ja fast so als sei ich tatsächlich die einzige mit roten Augen. Vielleicht hatte sie aber auch schon vergessen, das sie selbst welche hatte. Oder sie hielt mich auch wie alle anderen für einen kleinen Blutsauger… Okay, bei den Gedanken musste ich innerlich lachen. Denn sowas gibt es gar nicht. Und wird es auch nie geben. Vielleicht gab es früher mal diesen Graf Dracula, und er hatte den selben Gendefekt wie ich, und deswegen erfanden die Leute dieses Märchen. Welches mir jetzt eine Horrorzeit beschert. Ich ließ meinen Kopf wieder nur hängen. „Kathrin?“ Ich sah wieder zu ihr, und musste lächeln. „Nein, sie hat blaue Augen, genau wie mein Vater. Ich bin die einzige in unserer Familie die diese Augenfarbe hat…leider. Obwohl ich immer noch denke das ich adoptiert wurde.“ Ich seufzte wieder und schaute gen Nachthimmel. „Deine Eltern haben also keine ro..“ „Kathrin!!“ Als ich meinen Namen hörte, sah ich in die Richtung und fing an richtig zu lächeln, denn meine Mutter kann gerade auf mich zu gelaufen. Ich lief ihr gleich entgegen und in ihre Arme rein. „Mein kleiner Schatz, geht’s dir gut? Alles ok?“ „Ja Mam, es geht mir super.“ „Wirklich?“ Sie scannte mich wieder von oben bis unten, dies machte sie ständig. Sie war einfach nur übervorsorglich. Nachdem sie fertig war, und bemerkte das alles in Ordnung ist, sah sie mich eher strafend an. „Ich sagte dir doch, das du vor Einbruch der Nacht zu Hause sein sollst!“ „Ach Mam, jetzt komm schon. Ich bin alt genug.“ „Das ist kein Grund!...Hör zu Kathrin, ich mache mir einfach nur sorgen, mehr nicht.“ ‚Toll, jetzt hast du ja wieder allen Grund dazu.‘ dachte ich mir so Augenrollend. „Ähm..Hallo.“ Ich drehte mich um, während meine Mutter einfach nur nach vorne sah. „Seras hatte sich zu uns gestellt, und sah uns beide leicht lächelnd an. Ehe ich mich versah schlang meine Mutter ihre Arme um mich und zog mich dicht an sich ran, was mich ziemlich verwundern ließ. Immerhin tat sie dies zum ersten Mal. „Sie ist nur meine kleine Tochter! Ein normales 16. Jähriges Mädchen das Tagsüber in die Schule geht! Mehr nicht!“ Ok, das war jetzt wirklich verrückt. Wieso sagte sie ihr dies alles, und dann noch so bestimmend, fast knurrend. Sie drehte sich um, nahm mich am Handgelenk, und zog mich mit sich. „Mam?“ „Wir gehen nach Hause!“ Ich zuckte nur mit den Schultern und ging neben ihr. Alles ist besser als hier an diesem Ort zu bleiben, jedenfalls dachte ich mir dies. „Warten sie!“ „Vergessen sie es!! Wie gesagt! Sie ist ein normales Mädchen!!“ „Und ein Reinblut.“ Als diese Aussage fiel, blieb meine Mutter erschrocken stehen, wobei ich sie nur verwundert ansah. Woher die Stimme kam, konnte ich nicht feststellen. Ich sah nirgends jemanden der dies hätte sagen können. „Meister!“ Nun drehte ich mich verwundert zu Seras um als sie dies sagte, wurde aber von meiner Mutter schon weiter gezogen. „Mam?“ „Hör nicht darauf.“ „Worauf denn?“ Sie gab mir keine Antwort, sondern ging einfach schneller, was mich erneut stutzen ließ. „Sie wird bald erwachen.“ „Wird sie nicht!“ ‚Hä? Dürfte ich vielleicht auch wissen was los ist?‘ Wieder sagte jemand etwas, den ich nicht sah. Aber für mich etwas rätselhaftes. Meine Mutter jedoch schien mehr zu wissen. Also eines wusste ich, wenn wir wieder zu Hause sind werde ich sie ausfragen. Im Moment will ich aber auch nur noch weg von hier. „Der Hunger fängt bald an.“ „Halten sie die Klappe! Sie ist ein normales Mädchen!!!“ ‚ok, was ist hier los?‘ Ich wusste ganz genau das sie über mich sprachen. Das wusste ich vorhin schon, nur verstand ich bis jetzt immer noch nicht worum es ging. Und bei jeder Aussage die uns gegen den Kopf gedonnert wurde von demjenigen der Sprach, fing mein Interesse mehr und mehr an zu wachsen. „Sie werden es nicht aufhalten können. Es beginnt bald.“ Diesmal antwortete meine Mutter nichts darauf, sondern erhöhte ihr Tempo nur etwas. Ich konnte bereits den Parkausgang sehen, und musste ein wenig schmunzeln. Nun sind wir bald zu Hause, dann werde ich mich gleich unter die Dusche stellen, dann was essen, und dann werde ich meine Eltern ausquetschen, wenn sie denken es sei alles in Ordnung. Dann bekommt man das meiste aus den beiden raus. Wenn sie vermuten man hätte eine Sache vergessen. So mache ich das immer. Ich warte einige Zeit, bis sie sich in Sicherheit wiegen, und dann frage ich. So sind die Reaktionen nicht vorprogrammiert, und man weis wo man dran ist. Kurz bevor wir beim Ausgang ankamen, erschien plötzlich ein Mann davor, wobei meine Mutter abrupt stehen blieb, was ich ihr nach machte. Nur sah sieh ihn ängstlich an, während mein Blick verwirrt war. Der Mann sah für mich ziemlich merkwürdig aus. Vor allem da er einen roten Hut, samt Mantel in der gleichen Farbe an hatte. Aber am schrägsten fand ich die ulkige Brille…wenn dies eine sein sollte. Also mein Geschmack war diese sicher nicht. Wer setzt sich schon so ne komische Brille mit gelben Gläsern auf? Ehe ich weiter nachdacht, zog mich meine Mutter schon weiter. Wir gingen genau auf diesen komischen Kerl drauf zu. Ich spürte richtig das meine Mutter sich etwas verkrampfte, und ihren ganzen Mut zusammenkratzte um an ihm vor bei zu gehen. Nur warum fragte ich mich. Bis auf das er merkwürdig aussah empfand ich nichts was mir angst machen müsste. Als wir an ihm vorbei gingen, machte er keine Anstalten, er blieb ganz still stehen. Das einzige was sich bewegte waren seine schwarzen Haare und sein Mantel im Wind. Ich sah nochmal zu ihm, als wir genau neben ihm waren. Als ich in seine Augen hoch sehen wollte, senkte er seinen Kopf ein wenig und schaute über die Brille drüber hinweg zu mir runter. Da konnte ich sehen das er genau wie diese Seras, und wie ich rote Augen hatte. Aber im Gegensatz zu meinen oder die von Seras, waren diese einfach atemberaubend schön. Jedenfalls empfand ich dies, nur leider konnte ich sie nicht lange genug ansehen, da mich meine Mutter mit aus dem Park raus zog, und wir um die Ecke bogen. Damit waren wir endlich aus dem Park raus, und ich konnte hören wie sie erleichtert ausatmete. Wir gingen die Straße noch weiter und bogen dann nach rechts ab, dort blieb sie stehen und drehte sich zu mir um. Sie sah mich leicht betrübt an, was ich nicht verstehen konnte. Ich merkte richtig das sie etwas sagen wollte, aber anscheinend nicht die passenden Worte finden konnte, weswegen sie mich kurz anlächelte und mich umarmte. Dies fand ich aber nicht schön, vor allem da es auf offener Straße war, und ich nun wirklich kein kleines Kind mehr bin. „Wenn du einen von den beiden jemals sehen solltest, dann lauf.“ Sie flüsterte mir diesen Satz ins Ohr, ließ mich los, und zog mich am Handgelenk weiter. „Mam?“ „Mach es einfach.“ Ich zuckte nur mit meinen Schultern und folgte ihr. Wir gingen ohne große Umwege nach Hause, wo ich gleich in mein Zimmer ging, und mir frische Sachen holte, mit denen ich gleich ins Bad verschwand. Dies war jetzt absolut notwendig. Denn ich habe zum Glück meine Ärmel vorhin so weit wie möglich runtergezogen gehabt, um nichts zu sehen. Ich wusste ganz genau was auf meinen Händen war, wollte es aber nicht sehen, weswegen ich sie ohne anzusehen gleich unters Waschbecken hielt und sie gründlich abwischte. Danach zog ich mich aus und ging gleich unter die Dusche. Ich wusste zwar nicht wieso, aber ich fühlte mich extrem dreckig, und dachte das ich überall am Körper etwas von den Blut dieser Verrückten Leute die mich angriffen gehabt hätte. Als ich nach dem dritten mal einseifen und shampoonieren fertig war, trocknete ich mich ab, und zog mir meine anderen Sachen an. Dann ging ich schnell in die Küche um mir mein Abendessen zu machen. Bei uns gab es Abends keinen gemeinsame Essenzeit, was ich nicht schlimm fand, so konnte ich essen wann ich wollte. Ich machte mir schnell zwei Stullen, und ging dann in mein Zimmer um sie dort zu essen. Wie gesagt, meine Eltern wollte ich erst in Sicherheit wissen lassen, und dann nachfragen. Bis dahin kann ich noch ein wenig lesen, was ich auch tat. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4: Nachdem ich zwei Kapitel meines Buches durchhatte, legte ich es zur Seite, denn nun wollte ich von meinen Eltern eine Erklärung haben. Ich wollte alles wissen über diese ominösen Aussagen des Mannes, und warum meine Mutter so komisch darauf reagierte, was mir am meisten Gedanken machte. Ich ging also aus meinem Zimmer ins Wohnzimmer, wo meine Eltern auf dem Sofa saßen, und sich unterhielten. Eigentlich wollte ich mich gleich bemerkbar machen, ließ es dann aber, als ich hörte über was sie sprachen. Ja, ich weis. Eigentlich sollte man nicht lauschen, aber ich konnte nicht anders. Außerdem hörte ich eher zufällig und nicht absichtlich mit. „Wir wussten das wir es ihr so wie so irgendwann erzählen müssen.“ „Aber sie ist doch unser kleiner Engel.“ „Ich weis, dennoch muss sie die Wahrheit erfahren. Sie ist alt genug. Glaube mir Mary, sie wird es schon verstehen.“ „Aber das will ich nicht. Immerhin hat sie bis jetzt noch keinerlei Anzeichen gehabt, also ist auch alles gut.“ „Die kommen noch.“ „Nein! Werden sie nicht! Sie ist unsere kleine Tochter! Ein ganz normales Mädchen!!“ „Mary, bitte.“ „Vergiss es Tom! Ich will es nicht!“ Ok, das hat mir jetzt gereicht. Worüber die auch immer sprachen, es ging eindeutig um mich. Und ich wollte nun die Wahrheit wissen. Ich ging auf sie zu und machte mich durch kurzes räuspern aufmerksam, wobei sie erschrocken zu mir sahen. „Kathrin!“ Ich setzte mich vor ihnen auf den Sessel und sah sie an. „Mam, Dad.“ Während meine Mutter ihren Blick von mir abwendete, was ich merkwürdig fand, sah mich mein Vater eher etwas betrübt an. „Was ist los?“ Ich hielt die Anspannung und Undgewissheit einfach nicht mehr länger aus. „Es ist nichts mein Schatz.“ Mam lächelte mich freundlich an, wobei mein Vater nur seufzend nach unten sah. „Hör auf sie anzulügen. Kathrin, wir müssen mit dir reden.“ ‚Ach, das ist schön, ich nämlich mit euch beiden auch.‘ Ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an, lehnte mich etwas weiter zurück, und verschränkte meine Arme. „Ich höre.“ Sie atmeten tief durch und sahen mich dann beide betrübt an. Also im Moment fühlte ich mich extrem unwohl, aber dies war mir egal. Ich wollte jetzt endlich wissen was los ist. Egal was es auch sein mag, ich bin immerhin alt genug um damit fertig zu werden. Nachdem sie eine Weile schwiegen erhob meine Mutter als erstes das Wort. „Kathrin, bevor wir dir es sagen, musst du uns glauben das wir dich, egal was auch sein sollte, lieb haben. Du bist immer noch unsere kleine Tochter.“ „Mam! Was ist los?“ Ich konnte es überhaupt nicht leiden wenn man mit mir sprach, und die ganze zeit um den heißen Brei Drumherum redete. Nun erhob mein Vater auch seine Stimme und sah mich dabei traurig an. „Wir haben es dir nicht gesagt weil wir dich wirklich lieb haben, aber jetzt bist du alt genug um die Wahrheit zu hören.“ ‚Oh man ey, macht es doch nicht so spannend. Sagt doch einfach was los ist und gut ist.‘ Langsam fragte ich mich wirklich was los ist. Um so länger sie rummärten, um so mehr bekam ich ein schlechtes Gefühl. „Pass auf Kathrin, du hattest uns doch früher mal, als du klein warst gefragt, ob du adoptiert seist. Naja, die Wahrheit ist…Ja.“ Ich sah sie etwas stutzig an, und musste mir das gesagte eben nochmal durch den Kopf gehen lassen. „Ich bin adoptiert?“ „Ja, wir wollten es dir eigentlich nicht sagen, aber jetzt führt wohl kein Weg mehr drum herum.“ Ich seufzte kurz und rieb mir kurz über die Stirn. „Ich bin also adoptiert? Und das ist so schlimm?“ Sie sahen mich etwas verwirrt an, während ich ihnen zu lächelte. „Nichts für ungut, aber dies dachte ich mir schon immer, und auch in den letzten Jahren noch.“ „Kathrin, es ist nicht so einfach wie du denkst.“ „Und wieso nicht?“ „Weil…weil…“ Oh man, jetzt reichte mir das aber langsam endgültig. „Dad! Sag doch einfach was los ist. Meine Güte, ich bin kein Kleinkind mehr! Ich bin fast erwachsen. Ich kann schon etliches verkraften.“ „Tom bitte, tu es nicht. Lass uns lieber wieder zurück fahren.“ Meine Mutter flehte ihn förmlich an, wobei er sie nur sanft ansah und seinen Blick mir wieder zukommen lies. „Du bist kein normales Mädchen Kathrin.“ „W..Was??“ Ich sah ihn nun extrem verwirrt an. Ich meine, was sollte denn das jetzt bitteschön? Wieso sollte ich nicht normal sein? Na gut, bis auf das ich dank ihnen nicht nachts raus darf, aber ansonsten. „Du hast es doch selbst schon gemerkt, deine Augenfarbe, und deine Zähne.“ Er wendete seinen Blick wieder Richtung Boden. „Hallo? Das ist ein Gendefekt. Das wisst ihr doch selbst. Immerhin hattet ihr mir dies gesagt.“ „Ja, dies haben wir. Aber nur um dich selbst zu schützen.“ „Bitte?“ „Kathrin, versteh doch, du bist nicht wie andere. Du bist…du bist…“ „Etwas Besonderes mein Schatz.“ „Mary!“ „Was denn? Das ist sie doch.“ Meine Mam stand auf, trat hinter mich und legte ihre Arme um meine Schulter. „Sie ist unser kleiner Engel, nichts anderes. Nur unsere kleine, normale Tochter.“ ‚Jetzt schon wieder dieses Normal.‘ Ich seufzte nur. „Mary, bitte.“ „Nein Tom, lass uns lieber wieder zurück fahren. Wenn du nicht willst, fahre ich mit ihr alleine und gehe erst mal zu meinen Eltern. Du kannst dann nachkommen.“ „Das ist doch unwichtig. Sie könnte überall erwachen.“ ‚Erwachen?‘ Ich horchte wieder auf, denn dies sagte der Mann vorhin im Park auch schon zu meiner Mutter, nur was sollte es bedeuten? „Nein, wird sie nicht!!“ „Aber der Kerl sagte es doch selbst, das hast du mir eben erzählt. Und er weis es sicher genauer als wir.“ „Er wollte uns nur verwirren, mehr nicht.“ „Mary!“ „Tom!“ „Hey!!“ Jetzt reichte es mir endgültig und ich sprang auf, wobei sie mich verdutzt ansahen. „Ich weis zwar nicht was mit euch beiden los ist, aber ich habe keinen Bock mehr auf diesen Quatsch! Ich geh in mein Zimmer!!“ Damit verließ ich nörgelnd das Wohnzimmer und ging in meins. Keine Ahnung über was sie sprachen, und auch wenn ich es hätte gerne gewusst. Ich hatte keinen Bock mehr auf dieses blöde hin und her. Wenn dann sollten sie es mir einfach frei heraus sagen. Aber wenn sie es nicht können, ist es mir jetzt auch egal. Dann vergesse ich es lieber und mache so weiter wie vorher. Jedenfalls habe ich jetzt endlich erfahren das ich wirklich adoptiert bin, aber was solls. Das wusste ich schon die ganze Zeit, das juckt mich nicht mehr. Wer meine richtigen Eltern sind, würde mich zwar schon interessieren, aber so wie die beiden alleine über dies schon redeten, dann warte ich lieber bis ich wirklich mal zu meinen Großeltern fahre. Die reden bestimmt nicht so gequollen um alles herum. Jedenfalls hoffe ich es mal. Ich nahm mir mein Buch wieder zu Hand und fing an Frust zu lesen. Also entweder ich mache dies, oder ich plündere gleich den Kühlschrank. Da ich aber keine Lust hatte nochmal durchs Wohnzimmer zu gehen, machte ich es so. Wobei ich eigentlich eher durch die Seiten blätterte als lass. Nachdem ich es nach fast 20 Seiten merkte, schloss ich es ganz und pfefferte es zu meinem Geschichtsbuch. Tja, nun lag ich hier auf meinem Bett, mit Blick an die Decke und dachte über alles nochmal nach. Während ich so dalag, klopfte es an meine Tür, wobei ich hinsah, und meine Mutter mit einem sanften Lächeln eintrat. Sie kam zu mir und setzte sich zu mir auf die Bettkante. „Geht’s dir gut Schätzchen?“ Ich rollte nur mit Augen und sah wieder nach oben. „Es geht mir super Mam.“ „Wirklich?“ „Ja.“ Zu reden hatte ich jetzt keine Lust, vor allem da ich wusste aus ihr nichts raus zu bekommen. „Dann ist gut…aber wenn etwas sein sollte, egal was. Bitte komm sofort zu uns.“ Sie gab mir noch einen kleinen Kuss auf die Stirn, wobei ich meinen Kopf weg drehte, da ich dies nicht mochte. Sie stand auf und ging wieder zur Tür, wo sie stehen blieb und nochmals zu mir sah. „Kathrin, wir haben dich wirklich lieb, komme was wolle. Du bleibst unser kleines Mädchen.“ Damit verlies sie den Raum und ich seufzte nur vor mich hin. Heute war wirklich nicht mein Tag. Erst die blöde Schule. Dann diese verrückten Typen. Dann diese komische Seras und der andere Kerl. Und nun auch noch meine Eltern. Und was kommt als nächstes? Ich wusste es einfach nicht. Schlafen wollte ich auch noch nicht, dafür war es ein wenig zu früh, außerdem bin ich eh eine kleine Nachteule. Auch wenn meine Eltern immer sagen ich soll früh schlafen gehen. Meist tu ich nur so und bleibe bis 3-4 Uhr Morgens auf. Bin zwar immer wie gerädert wenn ich aufstehe. Aber da ich eh immer früh zu Hause sein muss, schlafe ich dann meist noch bis gegen 22 Uhr, und wache dann von selbst wieder auf. Und dann mache ich das gleiche wie jetzt auch. Ich stand auf, ging zu meinem Schreibtisch, schaltete meinen Rechner an, startete ICQ, und chattete mit meinen Freunden. Wenigstens so konnte ich mich noch mit ihnen unterhalten. Sonst eigentlich gingen sie immer gegen Mitternacht offline, aber dafür hatte ich noch ein paar Kontakte in anderen Ländern, wo es jetzt noch keine Schlafenszeit war. Also chattete ich mal wieder die ganze Nacht umher. Als ich fertig war, schaltete ich den Rechner aus und legte mich schlafen. Jetzt hatte ich noch gut 4 Stunden zeit bis ich wieder aufstehen musste, um zur Schule zu gehen. Aber diese genoss ich richtig in meinem kuschligen Bett. Ach ja, es gibt doch nichts Besseres. Irgendwann klingelte dann aber mein Wecker wieder mal, und ich stand murrend auf. Machte mich schnell fertig, und ging dann in die Küche um zu Frühstücken. Meine Mutter war schon lange wach, und mein Vater schon längst auf Arbeit. Ich setzte mich an den Tisch und wartete auf mein essen. Als meine Mam es mir brachte strahlte sie mich geradewegs an, wobei ich sie nur stutzend ansah. Sie setzte sich gleich zu mir und sah mir freudestrahlend beim essen zu. Als ich fertig war wollte ich gleich aufstehen, wurde aber noch kurz daran gehindert. „Ich habe gute Nachrichten mein Schatz.“ „Und welche?“ Ich setzte mich wieder richtig hin und sah sie neugierig und fragend an. „Dein Vater und ich haben gestern Abend noch beschlossen das wir beide den schnellst möglichen Flug zurück nehmen. Während dein Vater sich wieder zurück versetzten lässt, und bald nachkommt.“ „Hä?“ „Wir beide fahren bald wieder nach Hause.“ „Ah ja, und wann?“ Gut, obwohl ich dies schön fand, sprang ich hier nun nicht vor Freude im Dreieck. Immerhin war dies doch etwas komisch. Innerhalb von 2 Wochen ziehe ich von Frankreich nach England, und dann wieder zurück. Also da fühlt man sich ja fast wie ne Wanderratte. „Schon sehr bald mein Schatz. Wir müssen nur noch einen Flug führ uns buchen.“ „Schön, ich geh dann mal zur Schule.“ Ich stand auf und wollte mich wieder auf den Weg machen. „Du brauchst dort nicht mehr hinzugehen wenn du nicht willst.“ Ich sah sie etwas verwirrt an, lächelte ihr dann aber zu. „Gut, dann geh ich wieder ins Bett.“ „Ja, mach das Schätzchen.“ Ich sah sie nun extrem verwirrt an. Denn eines stand immer fest bei ihr. Zur Schule gehen sollte ich immer, egal was war. Aber nun. Ich ging ganz langsam Richtung Tür, behielt sie dabei immer im Auge, während sie mir nur zulächelte. Ich konnte e simmer noch nicht ganz glauben, selbst als ich in meinem Zimmer ankam. Aber was solls. Mir war dies ganz recht. Dort hatte ich eh noch keine Freunde gefunden, und so konnte ich wenigstens noch ein paar Stunden schlafen. Also legte ich mich wieder zurück ins Bett und schlief wieder ein. Dieser Tag jedenfalls begann bedeutend besser als die anderen alle zuvor. Bald bin ich wieder in meiner alten Umgebung, bei meinen alten Freunden. Ja, das Leben mag mich eben doch. Dachte ich jedenfalls, bis es an der Tür klingelt, wodurch ich aufwachte. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5: Wie gesagt, ich lag gerade schön schlafend in meinem kuscheligen Bett, bis es an unsere Tür klingelte und ich aufwachte. Ich zog mir die decke dabei über meinen Kopf, da ich keine Lust hatte deswegen auf zu stehen. Als ich aber hörte das eine etwas lautstarke Diskussion statt fand, stand ich doch auf und ging zur Tür. Ich öffnete sie und trat ins Wohnzimmer. Meine Mutter saß auf dem Sofa und schien einzelne Tränen auf der Wange zu haben. Außer ihr waren noch zwei mir unbekannte Männer, die auf dem Sessel und einem Stuhl aus der Küche saßen. Beide hatten Bechfarbene Mäntel an, und sahen mich mit weit offenen Augen an. Ich ging zu meiner Mutter und setzte mich neben sie. „Mam?“ „Es ist alles in Ordnung Spätzchen.“ „Und das soll ich glauben?“ Ich strich ihr einmal über die Wange und hielt ihr ihre Träne vor Augen, wobei ich sie traurig ansah. Ich sah daraufhin die beiden Männer leicht säuerlich an. „Was wollen sie?“ „Kathrin! Bitte geh in dein Zimmer zurück.“ „Nein! Das werde ich nicht! Ich will jetzt wissen was hier gespielt wird!!“ Ich knurrte nun förmlich. Wobei ich merkte wie die beiden etwas zurück wischen. Ich sah sie leicht verwirrt an. Ich atmete kurz tief durch, stand dann auf und ging auf die Haustür zu. Ich öffnete sie und sah wieder zu den beiden Herren. „Bitte verlassen sie unsere Wohnung und lassen sie meine Mutter in Ruhe.“ „Kathrin?“ Ich blieb standhaft dort stehen, während sie mich nur verwirrt ansahen, meine Mam aber leicht lächeln musste. „Sehen sie, sie ist ganz lieb, ganz normal. Sie tut niemand etwas böses, und wird es auch niemals.“ „Hä?“ Was sollte denn das jetzt schon wieder? Nur weil ich ihnen die Tür aufhielt? Was hätte sie denn gesagt wenn ich ihnen stattdessen einen Kaffee…..oder hier eher Tee angeboten hätte? Hätte sie mich dann in den Himmel gelobt? Die beiden Herren sahen jedenfalls durch diese Aussage wieder zu ihr, wobei ich nur seufzte und die Tür wieder schloss. Ich ging seufzend zu meiner Mutter zurück, und setzte mich erneut neben sie. „Also, was ist los?“ Ich sah die beiden mit hochgezogener Augenbraue an. „Sie haben es ihr noch nicht gesagt?“ „Was gesagt?...Mam?“ Ich drehte mich zu ihr und sah sie leicht fragend an. „Wir konnten es einfach nicht, und wir wollen es auch nicht. Aber machen sie sich keine Sorgen. Bald sind sie uns eh los, denn wir fahren wieder zurück wo wir her kamen.“ Ich schlug mir bei dem Satz meine Hand gegen die Stirn, wobei alle drei mich ansahen. „Könnte mir jetzt bitte endlich mal jemand sagen, was hier LOS IST???“ Ich schaute alle wütend an. Nun riss mir der Geduldsfaden endgültig. Ich kann mich sehr lange zurück halten, aber das reichte mir endgültig. Es hatte eindeutig etwas mit gestern zu tun. Auch mit dem was meine Eltern mir sagen wollten. Während ich sie geradewegs anschrie, rückten die beiden etwas weiter weg von mir. „Kathrin. Bitte sieh mich an.“ Ich schaute fragend zu ihr, während sie ihre Hand auf meine Wange legte und mich sanft anlächelte. „Du erinnerst dich an das Gespräch von gestern?“ „Ja, und?“ „Pass auf mein Engel. Dein Vater wollte dir etwas wichtiges über dich sagen…was ich nicht zulassen konnte.“ Sie drehte sich nochmal zu den Herren und sah dann wieder zu mir. „Weist du, du bist wirklich etwas Besonders, und zwar etwas sehr Besonders mein Schatz.“ „Mam. Spuck es endlich aus, bitte.“ Wieder fühlte ich mich wie auf heißen Kohlen, genau wie gestern, nur das sie diesmal ziemlich nervös zu sein schien, und das die beiden uns genau beobachtete. Dies fand ich am meisten beunruhigend. „Ok, also.“ Sie atmete noch mal tief durch. „Du bist….du bist…ein…ein…“ Ich rollte schon mit den Augen. „Reinblut!“ schaute dann aber zu einen der Männer die dies zu mir sagten. „Ich bin was?“ „Ein Reinblut.“ „Ah ja.“ Gut, ich verstand zwar nicht was sie meinten, aber was es auch immer war. Schlimm hörte es sich nicht gerade an. „Ein Reinblut also?“ Ich fing leicht an zu lachen, wobei meine Mutter mich verwundert ansah. „Und? Wo liegt da jetzt das Problem?“ „Kathrin, weist du was dies bedeutet?“ „Nö, aber schlimm hört es sich ja nicht an, also von daher.“ Ich stand auf und ging zu meinem Zimmer. „Ich glaube ich gehe heute doch lieber zur Schule Mam.“ Ich ging in mein Zimmer und kam mit gepackter Tasche wieder raus. „Wir sehen uns dann heute Nachmittag, und ihnen beiden wünsche ich noch einen schönen Tag. Und hoffentlich sehe ich sie nie wieder.“ Damit verließ ich die Wohnung. Ein etwas schlechtes Gefühl weil ich meine Mam jetzt alleine ließ hatte ich schon. Aber ich konnte erkennen das die beiden keine Waffen bei hatten, jedenfalls konnte ich keine sehen. Und ansonsten hätten sie uns eh schon was angetan, oder mich gehindert hinaus zu gehen. Da sie es aber nicht taten, dachte ich mir das ich mir keine Sorgen machen bräuchte. Und heute Nachmittag kann ich sie dann ja fragen was noch vorgefallen ist. Aber jetzt nichts wie weg zur Schule. Ist besser als weiter dort über so einen Blödsinn wir Reinblut zu quatschen. Was das auch immer ist. Ich kam bei der Schule an und ging rein. Die erste Stunde war schon lange vorbei. Mittlerweile fand die zweite schon statt, schöner und wundervoller Chemieunterricht. Ich ging in den Klassenraum rein, und wurde erst mal angesehen wie sonst was. Dies konnte ich nur darauf zurückführen, das ich erst jetzt kam. Ich entschuldigte mich schnell beim Lehrer, und ging dann zu meinem Platz in der letzten Reihe. Als ich mich dort hinsetzte, meine Sachen auf den Tisch legte und wieder hoch sah, erkannte ich das mich dennoch alle ansahen. Warum wusste ich diesmal nicht. Jedenfalls bis eine anfing zu lachen, und ich sie ansah. „Ich sagte doch, Möchtegern Vampir!“ Nun fingen andere auch an zu lachen, ich schaute sie nur verwundert an, bis mir einfiel das ich heute Morgen ja meine Kontaktlinsen nicht eingesetzt hatte. Ich hätte in den Hefter beißen können. Da es nicht aufhörte, packte ich nörgelnd meine Sachen wieder ein und verließ den Raum. Der Lehrer wollte mich zwar aufhalten, ließ ich aber nicht zu. Dies brauchte ich mir nicht anzutun, vor allem da ich ja wusste das ich bald von hier weg bin. Dann können die mir hier alle gestohlen bleiben. Während ich das Schulgebäude wieder verließ, überlegte ich mir was ich jetzt machen soll. Nach Hause wollte ich auch noch nicht, denn vielleicht waren diese komischen Kerle immer noch da, und darauf hatte ich genau so wenig Bock wie auf diese Blöde Klasse hier. Also was dann? Ich ging in ein kleines Cafe und bestellte mir ne schöne heiße Schokolade, die hatte ich mir jetzt verdient. Dies war mit eines meiner Lieblingsgetränke. Kaffee mochte ich noch nie, genau so wenig wie Tee, da kann ich auch nicht ran. Weis zwar nicht wieso, aber davon wurde mir alleine schon vom Geruch übel. Als die Kellnerin sie mir brachte bezahlte ich auch gleich, und ließ sie wieder weg gehen. Danach hob ich die Tasse an, pustete erst mal einen Moment und setzte dann an….wenigstens versuchte ich es, aber irgendwas stimmte nicht. Ich nahm nochmal einen kleinen Schluck, stellte die Tasse aber gleich wieder weg. Also was das auch immer war, ganz sicher keine Schokolade, soviel stand fest. Das Zeug bekommt doch keiner runter. Selbst ich, die eigentlich nicht so Wählerich dabei ist musste es wieder zurück in die Tasse spucken. Heute war wirklich ein unglaublich schöner Tag, genau wie gestern. Tja, wenn es kommt dann kommt es richtig, wie man so schön sagt. Jetzt wusste ich wieso. Nun waren es nicht mehr nur diese blöde Schule, die verrückten Typen, diese Seras, dieser Kerl, meine Eltern. Nein. Nun waren es auch noch diese komischen Männer, dieses komische Geschwafel von Reinblut, die blöde Klasse und der Kakao. Und wir hatten es immer noch Morgens. Da fragt man sich doch was als nächstes kommt. Ich stand auf und verließ das Cafe wieder. Reklamieren wollte ich nicht, wer weis was ich dann bekommen hätte. Tja, und was sollte ich nun machen? Einfach durch die Gegend laufen? Naja, was Besseres viel mir nicht ein. Wenigstens war es nicht spät Nachmittag, somit bestand nicht die Gefahr das sich meine Mutter wieder aufregt. Während ich so durch die Gegend ging und sie mir ansah, bekam ich doch langsam Durst. Ich ging zu einer kleinen Bank bei einem Spielplatz, stellte meine Tasche ab, und holte meine Wasserflasche raus. Nochmal in ein Cafe wollte ich nicht. Vielleicht hatte ich Pech und überall hier in London servieren sie nur dieses komische Zeug. Es ausprobieren wollte ich nicht. Ich trank also einen Schluck aus meiner kleinen Flasche und…..musste dies gleich ausspucken. Also was das jetzt sollte wusste ich nicht. Selbst das Wasser schmeckte verdammt schlecht. Ich meine, dies war wirklich nur stinknormales Wasser aus der Leitung, das kann doch nicht schlecht sein. Ich sah mir die Flasche genau an, konnte aber nichts daran erkennen. Na toll, ich packte sie zurück in meinen Rucksack, und setzte mich auf die Bank und schaute nach oben. Nun hatte ich wenigstens wider was für meine Liste. Denn nun kam noch meine Wasserflasche mit drauf. Der Tag wurde wirklich immer besser. Ich wusste nicht wie lange ich dort saß und nach oben sah, aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr und stand auf. Ich wollte jetzt wirklich nach Hause, vor allem aber auch weil ich nicht wusste wo ich hätte sonst hingehen können. Außerdem hatte ich Durst, und wenn hier schon nix vernünftiges gibt, dann wenigstens bei uns im Kühlschrank der schöne Apfelsaft den ich vorgestern reinstellte. Naja egal, ich machte mich auf den Rückweg. Als ich zu Hause ankam und rein ging, waren die beiden immer noch da, wobei ich nur seufzend meine Tasche in die Ecke stellte. „Kathrin? Du bist wieder da?“ „Ja, hatte keinen schönen Tag.“ Ich ging gleich in die Küche und auf den Kühlschrank zu. Holte meinen Apfelsaft raus, kippte mir etwas ins Glas, und trank…..und spuckte dies gleich ins Waschbecken.„Schande! Ist denn jetzt alles schlecht geworden?“ Ich schaute aufs Haltbarkeitsdatum, aber dieses hatte noch einige Zeit, und vorgestern hatte ich es erst aufgemacht, komisch. „Alles in Ordnung Spatz?“ „Ja, alles super. Haben wir noch was zu trinken im Haus?“ Ich schaute wieder in den Kühlschrank um was zu suchen. „Der Saft auf dem Tisch?“ „Ist schlecht.“ „Der ist doch gut.“ „Hä?“ Ich drehte mich zu meiner Mam um, während sie dran roch, und sich etwas ins Glas tat. Dann trank sie es. „Schmeckt ganz normal.“ „Wirklich? Also ich finde es schmeckt widerlich, ich bekomme das nicht mal runter.“ Sie sah mich verwundert und gleich danach mit weit offenen Augen an. „Kathrin! Hast du schon was anderes Probiert?“ „Ähm..ja, Kakao und Wasser. Hat aber auch alles absolut schlecht geschmeckt.“ Sie sah mich immer mehr schluckend an. „Mam?“ Sie schüttelte kurz ihren Kopf und lächelte mich dann wieder an. „Du bist bestimmt nur krank, deswegen schmeckt dir nichts. Morgen ist es bestimmt wieder besser.“ „Heißt das bis morgen kann ich nichts mehr trinken? Na super.“ Ich ging an ihr vorbei und gleich in mein Zimmer rein. Vorher schenkte ich den beiden Herren noch einen Augenrollenden Blick. Ich schloss die Tür hinter mir und warf mich aufs Bett. Der Tag war echt der Hammer, und mittlerweile hatten wir es……kurz vor Mittag als ich auf die Uhr sah. Ich sah wieder seufzend nach oben an die Decke und schloss dann meine Augen. Wenn dann will ich den Rest dieses Tages nur noch schlafen, mehr nicht. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6. Das einschlafen war kein Problem für mich, das konnte ich schon immer gut, weswegen ich auch gleich wegdämmerte. Wie gesagt, den Tag will ich nur schnell rum bekommen. Hoffen wir mal das es mir morgen wieder besser geht, und ich wieder was trinken kann, ohne es gleich auszuspucken oder würge Reflexe zu bekommen. Irgendwann wachte ich dann wieder auf und sah auf meine Uhr. Ich hatte den ganzen Nachmittag und Abend durchgeschlafen, nun war ich munter. Ich stand auf und ging erst mal ins Bad um zu duschen. Als ich durch Wohnzimmer zum Bad ging, waren die beiden Herren wenigstens nicht mehr da. Etwas positives schon mal. Meine beiden Eltern waren aber auch nicht im Wohnzimmer, dies wunderte mich jedoch nicht. Immerhin hatten wir es schon nach 22 Uhr, da sind die beiden meistens schon im Bett und schlafen. Tja, wenigstens konnten sie dadurch nicht mitbekommen das ich die ganze Nacht durchmachte. Na egal, ich ging ins Bad und machte mich fertig. Als ich fertig war wollte ich erst mein Schlafzeug anziehen, fand dies dann aber unnütz, vor allem da ich ja schon ausgeschlafen war. Also zog ich mir ne schwarze Hose samt Pullover an. Ich ging zurück in mein Zimmer und schaltete meinen Rechner an. Ging während er hochfuhr in die Küche um mir was zu essen zu machen. Ich machte mir wieder zwei Stullen, nahm mir noch eine kleine Wasserflasche mit und ging zurück in mein Zimmer, wo ich mich an den Schreibtisch setzte. Ich wollte es einfach mal probieren ob ich wieder was trinken kann, ohne diesen ekelhaften Geschmack im Mund zu haben, also öffnete ich die Flasche und setzte kurz an, spuckte es aber gleich wieder rein. Naja, konnte man nix machen. Ich stellte die Flasche zur Seite, und nahm mir die beiden Stulle zur Hand. Ich biss in eine hinein und wollte anfangen zu kauen. Naja, wollte ist ein gutes Wort, denn ich spuckte es gleich in meinen Abfalleimer. „Ok, was soll der Scheiß? Bin ich hier bei Versteckte Kamera??“ Ich verstand es einfach nicht. Selbst das Brot schmeckte auf einmal total schlecht. Ich schmiss den Rest auch gleich noch weg. Nun saß ich hier mit knurrendem Magen, trockenem Hals. Ach ja, und keiner meiner Freunde war gerade on. Toll, besser kann es wirklich nicht mehr werden. Und was soll ich jetzt machen? So einfach rum sitzen hatte ich keine Lust, was zu lesen auch nicht. Also? Tja, ich schaute aus dem Fenster hinein in Londons Nachtleben. Wenigstens eine schöne Nacht mit Vollmond hatten wir. Sah der schön aus. ‚Ob ich es wagen kann?‘ Ich zuckte nur mit der Schulter. Immerhin war es vielleicht die letzte solcher Nächte hier. Ich hatte schon immer einen kleinen fabel was Astronomie anging, oder besser gesagt, ich mochte schon immer den Nachthimmel. Ich schlich mich still und leise aus der Wohnung. Ich sagte zwar, das ich nicht raus darf Nachts, aber das heißt noch lange nicht, das ich mich auch immer daran gehalten habe. Ich wusste ja immerhin das meine Eltern früh schlafen gingen, und so konnte ich manchmal still und leise raus gehen. Ich meine, man kann doch nicht verlangen, das ich nicht mal Nachts rausgehe. Hallo? Ich bin immerhin auch nur ein normaler Teenager. Naja, solange sie es nicht mitbekommen. Ich schnappte mir meine Jacke, und verschwand still und heimlich aus der Wohnung. Als ich auf der Straße war, schaute ich erst einmal nach oben. Es war ein wenig bewölkt gewesen, dennoch konnte man viel sehen. Aber mir fiel auch auf, das ich jetzt nicht hier die ganze Zeit über stehen kann. Sieht immerhin bestimmt nicht gerade gut aus wenn ich hier mitten auf der Straße stehe und nur hoch sehe. Aber wo sollte ich hin? Ich kannte mich ja noch nicht so gut aus. Früher war dies kein Problem, immerhin wohnten wir in einer Kleinstadt, von daher wusste ich genau wo ich hinmusste, aber hier. Ich entschied mich nach kurzer Bedenkzeit einfach durch die Gegend zu laufen, und während ich so ging, entschied ich mich zu den Spielplatz zu gehen, wo ich heute Morgen schon war. Dort hatte man bestimmt um diese Uhrzeit seine Ruhe, denn ich glaube kaum das jemand um diese Uhrzeit dort hin geht….jedenfalls niemand außer mir. Als ich ankam setzte ich mich gleich wieder auf die Bank und legte meine Kopf in den Nacken um hoch zu sehen. Eigentlich war der Nachthimmel hier genauso wie auch bei uns, nur das er nicht so deutlich zu sehen war durch die ganzen Nachtlichter. Aber gut, was hätte ich auch erwarten sollen, das es hier etwas anderes zu sehen gibt? Dies ist Blödsinn. Ich seufzte kurz und schloss meine Augen für einen Moment. „Heute ist eine sehr schöne Nacht.“ Ich öffnete rasch meine Augen und sah mich um, konnte aber niemanden erkennen. Jedoch die Stimme erkannte ich auf Anhieb. Es war dieselbe von gestern Abend, was mich leicht erschaudern ließ. Ich versuchte mich schnell zu beruhigen und sagte mir selbst, dass ich mich nur verhört hätte. Dennoch stand ich auf und wollte wieder nach Hause. Immerhin, wer weis schon was jetzt kommt. Hoffentlich nicht wieder das selbe. Ich machte mich auf den Rückweg. Während ich durch die Straßen zurück ging, fing mein Magen an laut zu knurren, wobei ich nur seufzte. Also eines wusste ich. Sobald ich wieder was essen kann plündere ich ohne schlechtes Gewissen den Kühlschrank, das stand fest. „Der Hunger hat begonnen.“ Ich erschrak wieder etwas, und sah mich erneut um. Wieder niemand zu sehen. So langsam machte mir dies wirklich angst. Als ich mich wieder umdrehte um meinen Weg fortzusetzten, erschrak ich diesmal richtig. „Verdammt noch mal! Wollen sie das ich nen Herzkasper bekomme?“ Ich sah ihn leicht knurrend an und ging dann an ihm vorbei. Es war tatsächlich der selbe Mann von gestern Abend. „Es wird nicht vorbei gehen.“ Er ging mir langsam hinterher, was mich dazu veranlasste mein Schritttempo etwas zu erhöhen. Ich hatte zwar keine richtige Angst vor ihm, aber irgendetwas riskieren wollte ich nun auch nicht. Vor allem da meine Mutter mich drum bat weg zu laufen wenn ich ihn wieder sehen sollte. Ich kam zu Hause an und schlich mich gleich in die Wohnung zurück. Vorher sah ich mich nochmal um, aber der Mann war nirgends mehr zu sehen, was mich erleichtert ausatmen ließ. Ich schlich danach gleich in mein Zimmer und legte mich aufs Bett mit Blickrichtung zur Decke. Drehte mich dann aber zur Wand um und hielt mir den Bauch fest, da er schon wieder anfing zu knurren, und sich ein wenig zusammen zog. Ich hatte wirklich Hunger, schrecklichen Hunger. Während ich so an die Wand sah dachte ich über eben nach, was er sagte. Es würde angeblich nicht vorbei gehen, aber was meinte er damit? Meinen Hunger? Na dann danke. Kann ich wohl mit rechnen bald als Tonne durch die Gegend zu laufen oder was? Ach, der Gedanke ist Schwachsinn. Gleich Morgenfrüh werde ich wieder was essen und trinken. Dann geht’s wieder. Ich seufzte kurz und schloss meine Augen. Ich war zwar munter, wollte aber nicht wach bleiben. Immerhin hatten wir es erst 1 Uhr, und um 7 Uhr muss ich erst raus, was sollte ich denn sonst anderes machen außer zu schlafen. Obwohl, morgen zur Schule? Ich weis nicht. Ich denke mal nicht nach dem letzten Vorfall. Und ich fragte mich nun auch wann meine Mutter nun eigentlich mit mir von hier weg will. Sie sagte zwar bald, aber was heißt das denn? Morgenabend? Übermorgen? Oder erst in einer Woche? Alles so ungewiss. Tja, also was soll ich dann den ganzen Tag über machen? Auch schlafen? Toll, verbringe ich sämtliche Zeit nur noch im Bett. Wie lächerlich. Ich drehte mich wieder zur Decke und sah nach oben. „Du solltest lieber trinken, bevor du dich nicht mehr zurückhalten kannst.“ Wieder diese Stimme, aber genau aus meinem Zimmer raus. Ich richtete mich schnell auf und sah mich um, wieder nichts zu sehen. Also so langsam trieb der Kerl mich zum Wahnsinn. Ich atmete tief durch denn immerhin konnte er ja schlecht in mein Zimmer kommen ohne das ich es bemerkt hätte. Also dies würde ich dann wirklich gerne sehen wie er das macht. Ich musste nun anfangen zu lächeln als ich darüber nachdachte. Jedoch verschwand mein Lächeln ziemlich schnell, als ich sah wie eine Gestallt aus den Schatten zu mir heran trat. Ich riss meine Augen weit auf und musste schlucken. „Wie?...Was?“ Nach dem ich mich durch eine Gedankenohrfeige wieder zurück holte, sprang ich schnell auf und griff mir irgendetwas aus meiner Nähe. Das einzige was ich fand war meine Nachttischlampe. Naja, wenigstens kann man damit gut zuschlagen. „Was wollen sie hier?? Und wie kommen sie in mein Zimmer??“ Ich knurrte ihn an und sah ihn extrem sauer an. Er kam näher auf mich zu, wobei ich etwas nach hinten ging, jedenfalls so lange bis ich mein Bett an meinen Beinen spürte, und wusste das ich nicht weiter zurück weichen konnte. Aus diesem Grund holte ich mit der Lampe aus und wollte zu schlagen. Tja, wider ist wollte ein schönes Wort, denn er hielt sie mit einer Hand auf und nahm sie mir aus der Hand. Ich sah ihn nun ängstlich an und wusste gar nicht was ich als nächstes machen sollte. Bis auf eines, und dies tat ich richtig. „MAAAAAAMMMMM DAAAAADDDDDD!“ Ich schrie mir geradewegs die Lunge aus dem Hals, wobei er mich nur lächelnd ansah. Im nächsten Moment wurde auch schon die Tür zu meinem Zimmer aufgestoßen, wo ich hinsah. „Kathrin? Was ist los?“ Meine Eltern kamen schnell zu mir und sahen mich scannend und musternd an. „Was hast du denn Liebling?“ „Was ich habe? Na das dort!“ Ich zeigte dorthin wo der Kerl stand….. Genau, wo er stand. Aber er war weg. Kein Mann mehr zu sehen, nichts von ihm. Ich schaute absolut verwirrt in die Gegend und verstand es einfach nicht. Meine beiden Eltern sahen mich ziemlich fragend an, während meine Mam ihre Hand noch auf meine Stirn legte. „Schatz? Geht’s dir gut?“ Ich sah sie irritiert an, und musste mich erst mal fassen. Atmete dann tief durch. „Ja, alles ok. Habe bestimmt nur einen Albtraum gehabt.“ Ich setzte mich aufs Bett, während meine Mam sich zu mir runter hockte. „Du solltest wieder schlafen mein Schatz, morgen wird ein langer Tag.“ Ich sah sie leicht verwirrt an, wobei sie mich nur anlächelte. „Wir werden morgen Nachmittag von hier weg fahren.“ Nun strahlte ich regelrecht. „wieder nach Hause?“ „Ja, wieder nach Hause. Aber nun schlaf.“ Sie richtete sich auf und ging mit meinem Vater aus meinem Zimmer. „Und zieh dir was bequemes an Schatz.“ „Ja.“ Nun seufzte ich und legte mich wieder zurück ins Kissen. Ich hoffte innerlich wirklich, das ich nur geträumt hatte, denn ich wollte nicht das ich hier anfange zu halluzinieren. Immerhin kann es unmöglich sein das jemand in meinem Zimmer auftaucht, ohne durch die Tür zu kommen, und auch von einem Moment zum anderen wieder verschwindet. Das ist absolut unmöglich. Tja, und was sollte ich jetzt machen? Ich schaute wieder zur Decke, schloss dann aber meine Augen und wollte den Rest der Nacht schlafend verbringen. Immerhin hatte ich nun eine Aufgabe für morgen, und zwar meine Sachen zusammen zu packen. Und dies werde ich mit einem Lächeln auf den Lippen machen, das wusste ich. Endlich weg aus dieser skurrilen Gegend. Keine verrückten Leute mehr. Keine komischen Männer die mir bis in die Träume folgen…es war ein Traum, eindeutig ein Traum. Und diese blöde Schule kann ich auch hinter mir lassen. Ja, dies war ein schöner Lichtblick, und damit schlief ich auch ein. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7: „RRRRRRIIIIIINNNGGGG RRRRRIIIIIINNNNNGGGG“ Ich schalte meinen Wecker seufzend aus, und stand streckend und gähnend auf. Ich ging gleich ins Bad um mich fertig zu machen und danach in die Küche, denn jetzt wollte ich einfach nur Frühstück essen. Meine Mam stand schon wieder in der Küche und bereitet alles vor. „Morgen.“ Ich setzte mich gleich an den Tisch. „Guten Morgen Schatz. Hast du gut geschlafen?“ „Jep, war einfach traumhaft.“ Das war es wirklich. Ich träumte nämlich davon wieder in meiner alten Umgebung zu sein, einen bessern Traum hätte es nicht geben können. Meine Mam kam schon mit dem Frühstück, und stellte es vor mich hin. Setzte sich dann wieder neben mich. „Oh bitte lieber Gott, lass es mich schmecken.“ Ich bete kurz, wobei meine Mam nur kichern konnte und ich sie schmollend ansah. Ich nahm dann eine Brötchenhälfte die mit Honig bestrichen war und biss voller Genuss rein. Musste dann aber kurz heulen als ich meine Zähne gleich wieder rausnahm aus dem Brötchen. „Schmeckt es immer noch nicht?“ „Kein Dold besser als gestern.“ Ich seufzte. „Naja, was solls. Aber vielleicht ja die heiße Schokolade.“ Ich lächelte meine Mam an, während ich die Tasse ansetzte. „und?“ Ich rollte kurz mit den Augen während ich einen Schluck nahm, und musste ihn auch wieder ausspucken. „Das ist doch nicht wahr!! Mam?“ Sie sah mich nur betrübt an. „Tut mir leid Schatz…aber vielleicht Morgen.“ Sie lächelte mich an, während ich sie nur schniefend ansah. „Toll, bis dahin bin ich verdurstet.“ „Keine Sorge, das wird schon wieder.“ „Mam! Ich habe wirklich Durst! Ich kann doch nicht noch einen Tag ohne auskommen!!“ Ich stand gefrustet auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. „Kathrin?“ „Ich pack meine Sachen für heute Nachmittag.“ Damit schloss ich die Tür hinter mir. Jedoch anstatt meine Sachen zusammen zu packen, schmiss ich mich gefrustet aufs Bett und hätte am liebsten rumgejammert. Tat es aber nicht, sondern richtete mich dann doch auf. Ich holte zwei meiner Koffer aus dem Schrank, und legte sie beide offen aufs Bett. Erst vor 6 Tagen hatte ich alles eingeräumt gehabt, und nun konnte ich wieder zusammenpacken. Allerdings nicht alles, sonder nur das wichtigste. Der Rest sollte dann später zu uns gebracht werden, aber darum sollte sich Dad dann kümmern. Ich jedenfalls packte meine Sachen ein, und zwar Hauptsächlich meinen Kleidungsbestand. Ansonsten noch ein paar Bücher, ein paar Kleinigkeiten und sonstige Sachen die ich noch in die Lücken meiner beiden Koffer bekam. Als ich fertig war versuchte ich sie unter großen Bemühungen zu zumachen, was ich nach ewigen hin und her auch schaffte. Als ich endlich fertig war hatten wir es wenigstens schon kurz vor Mittag, und mein Durst wurde immer stärker. Jetzt hätte ich sogar Kaffee oder Tee getrunken, obwohl ich es nicht abkann. Hauptsache irgendetwas. Und dann hatte ich eine Idee. Ich machte die Schublade von meinem Schreibtisch auf und holte eine kleine Bonbontüte raus. Nahm mir eines und wollte es lutschen. Als ich es mir in den Mund legte, konnte ich gleich zur Toilette laufen und mich geradewegs übergeben. Jetzt hatte ich sogar noch Halsschmerzen danke des Würgens. Toll. Ich ging wieder in mein Zimmer und schmiss die Tüte in den Eimer, danach nahm ich meine Koffer und stellte sie ins Wohnzimmer. Meine Mam war gerade dabei ihre Sachen zusammenzupacken, wobei ich zu ihr ging. „Ich bin fertig.“ „Das ist schön, ich auch gleich.“ „Wann fahren wir eigentlich genau?“ Sie drehte sich leicht lächelnd zu mir um. „Gegen 17 Uhr.“ „So spät? Das ist ja noch fast 6 Stunden hin.“ „Aber eher geht es nicht.“ „Och Menno.“ Ich ging schlürfend wieder in mein Zimmer und setzte mich vor meinen Rechner. Ich wollte noch mal ein wenig im Internet surfen, denn wer weis wann er bei uns ankommt und ich wieder ins Internet kann. Ich vertrieb mir die Zeit mit ein paar Onlinespielen, und ein wenig chatten. Die Zeit ging zwar sehr schleppend voran, aber was solls. Jedenfalls bekam ich so langsam stechende Kopfschmerzen, was ich auf den Flüssigkeitsmangel zurück führte. Ich stand sogar schon kurz davor mir einfach was den Rachen runter zu kippen. Also nicht schlucken, sondern mir einen Trichter in den Mund reinstecken und das Trinken einfach rein kippen. Ließ es dann aber doch. Dann war es endlich so weit, wir hatten es halb 5 Abends Nachmittags und ich verabschiedete mich noch von Paps. Er musste noch eine klein Weile hier blieben, bis sie ihn endgültig zurück versetzten, was ich sehr schade fand. Ich meine, sie hätten ihm ja auch Urlaub geben können, aber das machten sie nicht. Naja, ich schnappte mir dann jedenfalls meine beiden Köfferchen und wollte mit Mam zur Tür gehen. Als ich davor stand und auf sie wartete, wunderte ich mich auf einmal, warum sie keine Koffer, Taschen oder sonstiges mithatte. „Mam?“ „Ich brauche nichts.“ Ich sah sie absolut verwundert an, während sie aus der Wohnungstür ging. Schaute dann nochmal verständnislos zu Dad, der nochmal zu mir kam. Er gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn. „Viel Glück meine süße, und denk dran, du kannst immer zu mir kommen.“ „Hä?“ Ich sah ihn absolut verwirrt an, während er mich leicht rausschob. „Dad?“ „Ich hab dich lieb meine kleine.“ Ich wusste jetzt wirklich nicht was dies sollte. Meine Mam hatte keine Sachen mit, mein Dad sagte so was komisches, und….vor unserer Tür stand ein Wagen, aber ganz sicher kein Taxi, vor dem meine Mutter wartete. Ich ging langsam und fast zögerlich auf sie zu. Sie lächelte mich an, während sie den Kofferraum auf machte, und meine Sachen rein stellte. „Mami?“ Sie drehte sich zu mir um. Zwar wieder mit einem Lächeln, nur diesmal konnte ich sehen, das ihre Augen nicht gerade Fröhlichkeit ausstrahlten. Sie bat mich einzusteigen, was ich auch machte. Sie setzte sich zu mir auf die Rückbank und wir fuhren los. Ich sah sie gleich fragend und traurig an, da ich genau wusste das etwas nicht stimmte. Und vor allem wusste ich das es etwas mit mir zu tun hat. Sie legte ihren Arm um mich, und zog mich zu sich. „Pass auf Kathrin, wir wollen nur etwas überprüfen, mehr nicht.“ „Etwas überprüfen? Was denn?“ Ich sah sie fragend und ungeduldig an. „Du hast es vorhin doch selbst gesagt. Du hast schrecklichen Durst, und bekommst doch nichts runter.“ „Ja und?“ „Wir haben vielleicht eine Möglichkeit um dir zu helfen….aber du musst mir vertrauen mein Spatz.“ Ich sah sie lächelnd an und kuschelte mich leicht in ihre Schulter. „Als ob ich dir nicht vertrauen würde Mam, also nun aber. Ich weis doch das du mir nichts tun würdest, dafür macht ihr euch viel zu viele Sorgen um mich.“ Nun musste sie wieder leicht kichern und gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. Ich sagte zwar das ich mir keine großen Gedanken machen würde, und ihr voll und ganz vertraue, was auch immer passiert. Trotzdem war mir nicht wohl. Vor allem warum sie etwas überprüfen will, und das mir vielleicht etwas helfen könnte. Ich dachte doch sie weis was los ist, immerhin sagte sie zu mir das es bald wieder gut sein wird. Aber ok, es stimmt schon. Ich habe ja nun fast schon 2 Tage lang nichts mehr getrunken, und habe schrecklichen Durst, also vielleicht kann man mir dort wo auch immer wir hin fahren wirklich helfen. Dennoch machte es mir immer mehr angst, um so länger ich darüber nachdachte was nicht mit mir in Ordnung ist. Und vor allem was passiert wenn ich nichts mehr trinken kann. Und, wo wir eigentlich hin fahren? Die letzte Frage wurde mir nach und nach beantwortet. Ich sah ein riesen großes Gelände vor uns, mit einem großen Gebäude darauf…sogar mehr als nur eines. Jedenfalls schien es so. Wir fuhren zu einem Tor, wo unser Fahrer mit einem anderen Mann sprach. Als ich ihn sah glaubte ich es nicht. Der sah aus wie ein Soldat, fast so wie die, die ich letztens im Park sah. Als ich es merkte sah ich meine Mam schreckhaft an. Sie lächelte mir zu und beruhigte mich, wobei ich nur schluckend zum Boden sah. Das Tor wurde jedenfalls aufgemacht, und wir fuhren auf das Grundstück. Als wir vor dem Eingang ankamen, stieg ich langsam mit meiner Mutter aus. Sie nahm mich an der Hand und ging mit mir auf den Eingang drauf zu, während unserer Fahrer meine Koffer rausholte, wobei ich ihn kurz beobachtete. Ein Positives hatte dies hier, es war nicht zu weit von unserer Wohnung entfernt. Also wenn ich ausbüxen würde, würde ich nach einem längeren Spaziergang wieder zu Hause ankommen. Wir beide gingen in das riesige Haus, was mich schon mehr an eine Villa, oder vielleicht sogar ein altes Schloss erinnern ließ. Als wir drinnen waren, standen wir kurz im Eingang, bis ein Mann zu uns kam. Als ich ihn sah, dachte ich mir sofort das dies ein Butler dieses Hauses ist, jedenfalls sah er so aus, und auch vom Benehmen her passte es. Er bat meine Mam und mich ihm zu folgen, was wir auch machten, obwohl ich ein immer mehr komisches Gefühl bekam. Er bat uns kurz vor einer Tür zu warten, und ging rein, während Mam sich zu mir umdrehte und mich noch mal lächelnd ansehen. „Pass mal auf Schätzchen, egal was ist, sei immer schön lieb und benimm dich anständig.“ „Mam!! Ich bin kein Kleinkind mehr, ich weis wie ich mich zu benehmen habe. Aber wo sind wir hier? Und was soll das alles?“ „Das wirst du bald erfahren. Keine Sorge Schatz.“ „Mam!!“ Sie lächelte mir nochmal zu, und drehte sich dann wieder zur Tür, wobei ich nur seufzte. Der Butler kam wieder hinaus, und bat uns ein zu treten, was wir taten. Wir gingen auf einen Schreibtisch drauf zu, wo eine Junge Dame hinter saß, die aber für mich sehr streng aussah. Schon alleine wie sie mich ansah, ich wusste jetzt schon das ich sie nicht leiden kann. Aber was solls. Wie es meine gute Erziehung will, wünschte ich ihr einen schönen guten Abend, und stellte mich vor. Als ich ihr meine Hand geben wollte, nahm sie sie aber nicht an, wobei ich mich seufzend auf einen Stuhl vor ihren Schreibtisch setzte. Meine Mutter setzte sich ebenfalls hin. Die Frau sah mich ziemlich herablassend an, fast so als würde sie denken sie stände über mir. Das alleine brachte ihr schon mal keine Pluspunkte bei mir ein. „Lady Integra Hellsing, ich freu mich sehr sie kennen zu lernen.“ ‚Integra Hellsing also? Ein komischer Name…ein sehr komischer Name.‘ Ich musste dabei ein wenig lächeln, was sie anscheinend mitbekam und mich ansah. „Kathrin.“ Ich drehte mich zu meiner Mutter die mir sanft zulächelte. „Tut mir leid, ich fand den Namen nur so komisch.“ „Du findest also meinen Namen komisch? Was fällt dir eigentlich ein, du jä…“ „Das unterlassen sie auf der Stelle!!“ Wow, das war gerade meine Mutter wie sie auf den Tisch haute. Also eigentlich ist sie die Ruhe in Person, aber wenn sie sich aufregt, oder etwas klar stellt. Dann richtig! Ich sah sie mit großen leuchten Augen an. Sie lächelte mir kurz zu und wendete sich dann wieder an diese blöde Frau. „Wir sind hier, weil wir wollen das es unserer kleinen gut geht. Und nicht das sie beleidigt wird. Ansonsten gehen wir gleich wieder!“ Die Frau sah erst meine Mutter mit erhobenen Blick an, und dann mich. „Sie können gehen. Walter wird sich um sie kümmern.“ „Bitte?“ „Kathrin, wir gehen.“ Ich drehte mich wieder zu Mam und stand schulterzuckend auf. Wir gingen wieder zur Tür und hinaus. „Die ist ja bescheuert.“ Sagte ich auf den Weg nach unten. „Kathrin, bitte.“ „Was denn? Ist doch so. Die hält sich doch für was Besseres! So was kann ich überhaupt nicht ab.“ Sie kam zu mir und nahm mich kurz in den Arm. „Ach meine süße.“ „Ja, ist doch gut Mam, kannst mich los lassen. Außerdem, fahren wir jetzt endlich wieder zurück?“ Sie sah mich nun leicht traurig an, während ich sie mit großen Kulleraugen ansah. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8: „Mami…Bitte..bitte…biiiitttteeeeeee.“ Ich sah sie immer weiter mit großen Kulleraugen an, wobei sie mich gleich in den Arm nahm. „Es tut mir leid Kathrin, aber du musst heute mal hier bleiben.“ „Aber wieso denn?“ „Weil es das beste für dich ist.“ „Ach quatsch. Das beste währe wenn wir auf der Stelle von hier verschwinden und nie wieder zurück kommen.“ Sie ließ mich los und sah mir genau in die Augen. „Kathrin, glaube mir. Es ist das Beste für dich.“ Während sie mit mir sprach vernahmen wir ein räuspern, zu dem wir uns umdrehten. Der Butler kam wieder auf uns zu und blieb neben meiner Mutter stehen. „Bitte sorgen sie gut um meine Kleine.“ „Das werden wir.“ Sie nickte ihm freundlich zu und drehte sich dann wieder zu mir. „Pass auf Kathrin Der nette Herr wird sich um dich kümmern und dir helfen.“ „Aber wo bei denn? Es geht mir gut! Ich will einfach nur hach Hause!“ „Ich weis. Aber bitte tu mir den Gefallen und benimm dich.“ „Mam!“ „Kathrin, bitte. Bleib einfach heute Nacht hier und morgen komme ich wieder. Und wenn es dir dann besser geht gehen wir wieder nach Hause.“ „Aber du kannst mich doch nicht einfach hier alleine zurück lassen. Ich kenne diese Leute doch gar nicht. Wer weis was sie mit mir machen.“ „Sie wollen nur dein bestes. Bitte Kathrin.“ Ich seufzte kurz und stimmte dann zu. Immerhin sagte sie ja sie würde morgen wieder kommen. Und diese eine Nacht, naja was solls. Wenn sie sagt, mir wird schon nichts passieren dann glaube ich ihr. Immerhin würde sie nie etwas machen um mir zu schaden, ganz im Gegenteil. Eher würde sie mich in ein Zimmer sperren um mich zu schützen. Ich ging noch mit ihr raus zu dem Wagen der vor der Tür wartete. Meine Koffer waren zu meinem Unverständnis weg, wobei ich gleich fragend zu meiner Mam schaute, die mir kurz durch die Haare wuschelte. „Ich habe mir erlaubt ihre Sachen rein zu bringen.“ Ich sah nun leicht wütend zu diesem Butler. Nun war es nämlich offiziell das ich heute hier bleiben muss. Denn wenn er sie nicht rein gebracht hätte, hätte ich meine Mam noch überreden können, meine Sachen schnell wieder rein geschmissen und weg hier. Aber so danke ich ihm nur durch meine Augen die zu schlitzen wurden. Ich brachte meine Mam noch zum Wagen wo sie mich noch einmal in den Arm nahm, und ich erneut bettelte damit sie mich mit nimmt, was sie aber nicht machte und einstieg. Als sie weg fuhr wank ich nur noch schniefend nach, aber nur damit sie auch ein schönes schlechtes Gewissen bekommt. Als sie außer Sichtweite war, drehte ich mich wieder zu den Mann um und ging seufzend auf ihn zu. „Ich hoffe sie wissen, das ich ihnen das Leben zur Hölle mache wenn ich das Gefühl bekomme schlecht behandelt zu werden.“ Er lächelte daraufhin nur kurz und bat mich dann ihm zu folgen, was ich auch machte. Wir gingen wieder rein und auf eine Treppe nach unten drauf zu. „Wohin geht’s da?“ „Zu ihrem Zimmer.“ „Zu meinem Zimmer?...Im Keller?“ „So ist es.“ Ich blieb ungefähr 2 Schritte vor der Treppe stehen, während er bereits dort ankam, und sich zu mir umdrehte. „Ich bekomme ein Zimmer im Keller? Sagen sie mal, haben sie sie noch alle?“ Ich drehte mich einfach um und ging von der Treppe weg. „Lieber schlafe ich hier im Eingangsbereich als dort unten! Außerdem gibt es hier doch bestimmt mehr als genug Räume!“ „Es tut mir leid, aber ihr Zimmer befindet sich nun mal dort unten. Und daran ändern kann ich leider nichts.“ Ich drehte mich wieder zu ihm. „Ich will aber nicht darunter! Außerdem, wissen sie eigentlich was es dort unten für Ungeziefer geben kann?“ „Ich versichere ihnen das es hier keinerlei Ungeziefer gibt.“ „Ja klar. Und was ist mit Spinnen? Die sind doch haufenweise in Kellern zu finden.“ Er sah mich nur leicht lächelnd an, wobei ich mit den Augen rollte. „Meine Güte nochmal! Ich hab ne Spinnenphobie!“ „Eine Spinnenphobie?“ „Ja. Ich hasse diese Teile, und bin meist auf der anderen Seite des Planeten wenn ich eine sehe…okay, ich wünschte mich auf die andere Seite des Planeten. Trotzdem! Wollen sie vielleicht das ihre ganze Wand dort unten mit Spinnenkadavern vollgepflastert ist? Das mache ich nämlich!“ Wir sahen uns nun einfach nur an, bis er mit einer Handbewegung nach unten deutete, und ich wusste das ich ihn nicht überzeugen konnte. Aber ich hatte tatsächlich ne heidenangst vor diesen Viechern, und schlug immer gleich drauf. In meinem alten Zimmer mussten wir schon oft neu tapezieren da die ganze Wand voll mit den toten Viechern war. Aber gut, wenn er dies eben so will. Ich ging auf ihn zu, während er die Treppe runter ging und ich ihm folgte. Eines wusste ich. Die Nacht dort werde ich nicht verbringen. Ich sehe es mir gerne an aus Höflichkeit, aber da laufe ich lieber die ganze Nacht auf dem Hof rum als dort drinnen zu bleiben. Wir gingen durch den Kellergang, und ich fragte mich immer noch, warum ich dort ein Zimmer bekam, obwohl es hier bestimmt unzählige Gästezimmer gibt. Oder diese blöde Frau wollte mir nur eins auswichen. Na die wird mich noch kennenlernen, mehr als es ihr lieb sein wird. Irgendwann kamen wir beide vor einer Tür an. Er öffnete sie und bat mich einzutreten. Es war fast genauso wie ich es mir vorstellte. Einfach nur Armseelig. Das Zimmer war zwar groß, aber so gut wie keine Einrichtung. Das einzige was drinnen stand war ein Tisch mit zwei Stühlen, der genau in der Mitte des Zimmers stand. Dann noch ein alter Kleiderschrank der genau gegenüber der Tür stand und mich gerade zu verhöhnte. Dann noch ein Bett an der rechten Wand…naja, jedenfalls war es ein großes Doppelbett…oder eher Himmelbett? Ich wusste es nicht genau, da es so aussah als hätte es oben ein Dach drüber. Aber wer solche Sachen mag, von mir aus. Tja, dann gab es aber noch einen kleinen Nachttisch beim Bett. Und zu guter letzt ein Sofa an der linken Wand…ein kleines schwarzes Sofa. Und das sollte mein Zimmer sein. Toll. Wenigstens ein Fernseher oder Rechner könnte die reinstellen, dann ginge es gerade noch so. Aber Nö! Es musste so Armseelig sein. Ich schaute einfach mit sturem, leeren Blick nach vorne ins Zimmer, machte nichts Weiteres. Ungefähr eins bis zwei Minuten schaute ich so. „Ist das ihr ernst?“ Ich drehte mich mit hochgezogener Augenbraue zu ihm um. „Das ist doch ein schlechter Scherz.“ Er lächelte mich wieder kurz an und ging ins Zimmer. Er öffnete den Schrank und ich sah meine Sachen dort drinnen. „Ich habe mir erlaubt sie ein zu sortieren.“ „Na vielen Dank auch, dann können sie sich auch erlauben sie wieder zurück zu packen!“ Ich drehte mich um und ging zurück zur Treppe. Innerlich kochte ich gerade zu vor Wut, versuchte mich aber zu beruhigen. Ich meine, jetzt wurde ich hier nicht nur alleine gelassen, nein. Jetzt haben sogar fremde meine Sachen weg geräumt. Das kann ich überhaupt nicht leiden. Ich ging wieder nach oben. Als ich erneut im Eingangsbereich stand wusste ich nicht wohin ich jetzt sollte, oder was ich bis morgen früh machen soll. Wir hatten es ja gerade mal kurz vor 18 Uhr, und mein Magen fing wieder an zu knurren. Der Butler kam auch wieder hoch, wobei ich mich zu ihm umdrehte. „Gibt es hier auch ne Küche?“ Er sah mich leicht fragend an, bat mich dann aber ihm zu folgen was ich machte. Wir gingen eine Treppe nach oben und einen Gang nach rechts. Dort gingen wir dann in eine kleine Küche, wo ich gleich an ihm vorbei zum Kühlschrank stürmte. Er sah mich etwas irritiert an. Ich öffnete ihn und schaute rein. Ich holte mir einen Joghurt raus und drehte mich wieder zu ihm. „Löffel!!“ Er ging zu einer Schublade und zog sie auf. Ich griff hinein und holte mir einen raus. Danach riss ich den Deckel ab und packte mir ein klein wenig auf den Löffel. „Oh bitte Lieber Gott, lass mich schmecken.“ Ich bat nochmal darum wie heute Morgen und schob mir den Löffel in den Mund….und gleich danach übergab ich mich am Waschbecken. So langsam hatte ich echt die Schnauze voll. Zwei Tage schon nichts mehr getrunken und gegessen. Ich meine wie lange kann man denn ohne auskommen? Gut, ohne essen bestimmt ne weile, aber ohne Flüssigkeit? Ich wischte mur kurz den Mund ab und drehte mich dann wieder um. Der Butler stand immer noch bei der Schublade und sah mir zu. Ich wendete meinen Blick nach unten zu Boden und ging zu einem kleinen Tisch am Fenster, wo ich mich gefrustet hinsetzte. Er hingegen deutete eine kleine Verbeugung an und verlies die Küche. Vielleicht war ich ihm gerade zu erbärmlich. Keine Ahnung, aber es war mir auch egal. Ich hingegen legte meinen Kopf auf meine Verschränkten Arme auf den Tisch. „Wenn du Hunger hast, solltest du etwas trinken.“ Ich drehte mich schnell zu der Stimme um und musste meine Augen weit aufreißen. „Sie? Was machen sie denn hier??“ Ich sprang regelrecht auf und sah mich schnell nach etwas um, um mich zu verteidigen. Fand aber nichts, außer den Joghurt und den Löffel. Viel nützen würden mir die beiden Teile nicht, aber ihn vielleicht kurz aufhalten, wenn ich ihm den Joghurt ins Gesicht donnere. Meinen Blick ließ ich diesmal nicht von ihm, da ich nicht wusste ob er wie gestern auch einfach wieder verschwindet. „Wer sind sie und was wollen sie von mir??“ Er drehte sich um und verlies die Küche einfach ohne mir eine Antwort zu geben. Da ich aber endlich wissen wollte, warum er mich ständig verfolgt und was er von mir will, beschloss ich ihm zu folgen. Allerdings mit genügend Sicherheitsabstand, und den Joghurt immer wurfbereit in meiner rechten Hand. Er ging die Treppe runter und danach weiter hinunter in den Keller. Ich folgte ihm weiterhin, allerdings etwas zögerlicher als er in Richtung meines angeblichen Zimmers ging. Er öffnete die Tür und lächelte mir zu, wobei ich ihm nur einen stutzigen und fragenden Blick zu warf. Da ich mich nicht vom Fleck bewegte, ging er vor. Ich folgte ihm wieder und blieb für den Fall der Fälle im Türrahmen stehen. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes standen auf einmal zwei Gläser und eine dunkle Flasche. Was drinnen war erkannte ich nicht von meiner jetzigen Position. Er setzte sich auf den Stuhl mit Blickrichtung zu mir, und schlug sein Bein über das andere. Per Blick wollte er das ich mich ihm gegenüber setzte. Eigentlich sagte mir meine kleine innere Stimme gerade, das ich mich schnellst möglich umdrehen sollte. Da aber meine Neugier etwas größer war, ging ich zu dem anderen Stuhl, und setzte mich hin. Wenigstens war ich näher zur Tür wenn was sein sollte. Außerdem umklammerte ich immer noch den Joghurt becher in meiner Hand. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9: Tja, nun saß ich hier an einem Tisch in der Mitte meines angeblichen Zimmers. Mir gegenüber saß der Kerl von gestern Nacht, der mir einen regelrechten Schauer über den Rücken gejagt hat. Auf dem Tisch standen zwei Gläser und eine dunkle Flasche, deren Inhalt ich immer noch nicht identifiziert hatte. So..habe ich was vergessen?...Ach ja, den Joghurt-Becher zu meiner Verteidigung in meiner rechten Hand, aber nur für den Notfall. Ich sah ihn die ganze Zeit über genau an, damit er mir nicht wieder entwischt wie gestern schon einmal. Sagen tat er immer noch nichts. Dafür aber nahm er die Flasche in die Hand, und schenkte sowohl mir als auch sich etwas ein. Ich sah es mir genau an, konnte damit aber immer noch nichts anfangen. Es sah jedenfalls aus wie Wein. Ich sah daraufhin wieder zu ihm. „Sorry, aber ich hasse Alkohol. Egal ob Wein, Bier, oder sonst was.“ „Du musst etwas trinken.“ „Ja, aber ganz sicher nicht so etwas.“ „Wer sagt denn das dies Wein ist?“ Ich sah ihn leicht irritiert an, denn etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen. Traubensaft oder sonst etwas konnte es nicht sein. Aber ehrlich gesagt hatte ich eh so einen Brand, das ich bestimmt auch Alkoholische Sachen getrunken hätte. Er nahm sein Glas in die Hand und trank daraus. Ich nahm meines nun auch zaghaft in die Hand, atmete tief durch und setzte es auch an. Als ich es auf meiner Zunge spürte und schmeckte, konnte ich einfach nicht anders als es regelrecht auszutrinken. Ich dachte weder daran was es war, noch was es sein könnte. Das einzige was ich wusste ist, das ich es trinken konnte. Außerdem kam es mir fast so vor, als ob ich alles andere um mich herum vergas. Nur das was in dem Glas war interessierte mich in diesem Moment. Als ich es ausgetrunken hatte, stellte ich das Glas regelrecht berauschend auf den Tisch und sah ihn an. Erst da wurde mein Verstand wieder klarer und ich merkte erst mal was ich eben gerade trank. Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an uns musste schlucken. Außerdem hatte ich immer noch den Geschmack von Eisen im Mund. Ich konnte es einfach nicht glauben. „Blut?..Das ist Blut!!“ Es entwickelte sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, während ich nur langsam den Kopf schüttelte. Ich sprang regelrecht auf und ließ meinen Stuhl dabei nach hinten kippen. Ich konnte es wirklich nicht glauben. Ich habe eben gerade tatsächlich dieses Zeug getrunken, aber das war nicht das Schlimme. Nein! Es hat mir auch noch in dem Moment geschmeckt und mich alles andere vergessen lassen. „Was soll der Scheiß???“ Ich sah ihn immer noch entsetzt an. Wollte dann aber nur noch nach Hause, mehr nicht. Ich handelte einfach in einer Kurzschlussreaktion, und warf ihm regelrecht den Bescher ins Gesicht. Ok, ich habe es versucht gehabt, nur leider hatte er wieder gute Reflexe und weichte ihm so aus, das er gegen die Wand flog und dort eine schöne Sauerei verursachte. Ich drehte mich daraufhin um und lief zur Tür, schmiss sie auf und rannte raus. ‚Nur raus hier!‘ War das einzige was ich mir immer wieder in Gedanken sagte. Als ich die Treppe rauflaufen wollte, blieb ich erschrocken stehen, denn der Kerl, den ich in dem Zimmer zurück gelassen hatte stand nun oberhalb der Treppe. Und ich wusste nicht einmal wie er so schnell dorthin gekommen war. Also so langsam trieb er mich dem Wahnsinn immer näher. „Was wollen sie verdammt noch mal von mir??“ Er kam langsam zu mir runter und blieb genau vor mir stehen. „Geschmeckt hat es dir, und vertragen hast du es auch.“ Er lächelte mich an, während ich ihn regelrecht anknurrte. Recht hatte er allerdings. Ich weis nicht wieso. Aber ich habe es tatsächlich vertragen, nicht wie alles andere was ich nicht runter bekam. Und geschmeckt hat es mir auch. Aber das kann und darf nicht sein. Verdammt noch mal. Ich bin doch kein Blutsauger. Nur weil ich diese roten Augen habe, und diese verdammten Zähne dank des Gendefektes, heißt es doch noch lange nicht das ich ein Vampir bin. Meine Güte, solche Wesen existieren nicht, haben nie existiert und werden auch nie existieren! „Lassen sie mich in Ruhe!“ Ich wollte an ihm vorbei, was er aber nicht zu ließ. „Dein Hunger ist noch nicht gestillt.“ „Das ist egal! Ich will das nicht!“ „Du nicht, dein Körper schon. Du wirst dich damit abfinden müssen, das dies das einzige sein wird, was du noch zu dir nehmen kannst.“ Als er dies einfach so mit einem Lächeln zu mir sagte, sah ich ihn nur fassungslos an. „Sieh es ein. Du bist ein Reinblut und solltest froh sein, das du überhaupt so lange ohne ausgekommen bist.“ „Hören sie auf! Ich bin ein normales Mädchen!“ „Ein normales Mädchen trinkt kein Blut.“ Ich wollte mich einfach nicht länger mit ihm unterhalten, nur wusste ich auch nicht wie ich hier rauskam, bzw. wie ich an ihm vorbei komme. Ich seufzte und senkte meinen Blick Richtung Boden. „Du gibst auf?“ „Hab ich eine andere Wahl?“ Er lächelte nur und ging an mir vorbei, dabei winkte er mir kurz so zu, dass ich ihm folgen sollte. Aber darauf kann er lange warten, denn nun war wenigstens der Weg nach oben frei. Deswegen ließ ich ihn den Gang langgehen, und rannte die Treppe schnell hoch. Nun waren es nur noch wenige Schritte nach draußen. Bis zur Tür kam ich auch noch. Sie aufmachen konnte ich auch noch. Nur als ich sie aufgemacht hatte, stand der Kerl schon wieder vor mir. Nun fing ich an gespielt zu heulen, denn ich verstand es einfach nicht. Er kam ganz nah an mich ran und versperrte mir regelrecht den Ausweg. Ich seufzte und drehte mich um. Danach ging ich ziemlich geknickt wieder zurück Richtung Treppe, der Kerl folgte mit dabei auf Schritt und Tritt. Bestimmt hatte er angst das ich wieder weg laufe, nur eigentlich könnte ihm das auch egal sein so schnell wie der ist. Obwohl ich mich immer noch fragte wie er das geschafft hat. Aber bestimmt gab es hier in diesem Haus haufenweise versteckte Gänge und Wege, womit er mich meinem Wahnsinn immer näher treibt. Als wir wieder unten in dem Zimmer ankamen ging ich rein und ließ mich auf das Bett nieder. „Also, was wollen sie von mir?“ Ich sah ihm dabei zu wie er mein Glas in die Hand nahm und wieder etwas einschenkte, danach kam er damit auf mich zu und reichte es mir. Ich verschränkte nur meine Arme und sah desinteressiert zur Seite. „Du musst trinken, dein Durst wächst sonst nur.“ „Dann soll er doch wachsen! Ist doch egal! Lieber sterbe ich an Dehydration als das ich nochmal dieses Zeug trinke!“ „Du verstehst es wohl immer noch nicht? Du bist kein Mensch, warst es nie und wirst es auch nie sein. Also trink. Ansonsten wirst du nicht sterben, sondern nur dein Hunger größer bis du ihn nicht mehr kontrollieren kannst.“ Als er dies wie das normalste der Welt sagte, sah ich ihn fassungslos an. „Was meinen sie damit? Ich bin ein Mensch!“ Er setzte sich genau neben mich aufs Bett und reichte mir erneut das Glas. „Vergessen sie es! Ich trinke es nicht!“ Wieder drehte ich mich von ihm weg. „Du bist ein Reinblut und kein Mensch.“ „Argh!!“ Es reichte mir und sprang ich auf, wobei ich ihn regelrecht anknurrte. „Hören sie auf mit diesem Mist!! Ich bin ein Mensch! Und was soll eigentlich immer dieser verdammte Scheiß mit dem Reinblut? Was soll denn das sein?“ Ich wollte wieder zur Tür gehen um das Zimmer zu verlassen. „Als Reinblut bezeichnet man die Wesen, die als Vampir bereits geboren wurde, und nicht erschaffen.“ Während er dies sagte hielt ich in meiner Bewegung inne und drehte mich zu ihm um. „Aber Vampire existieren nicht!“ Er sah zu mir hoch und lächelte mir Gesicht, danach stand er auf und kam auf mich zu bis er genau vor mir stehen blieb. „Du bist ein Vampir, schon von Geburt an. Nur leider bist du unter Menschen aufgewachsen, von daher hast du nie gelernt zu trinken.“ „Jetzt hören sie endlich auf damit! Ich bin gottverdammt noch mal ein Mensch! Es gibt keine Vampire, wie oft denn noch! Und wenn sie auf meine Augen und meine Zähne hinauswollen. Ja gut, meine Augen sind rot, und meine Eckzähne sind etwas länger als bei den meisten, aber das ist nur die Folge eines Gendefektes!“ „Und dein Durst auf Blut?“ Als er mich dies fragte wusste ich nicht was ich ihm hätte kontern können. Ich meine, ich bin ein normales Mädchen, und ich glaube nicht an diese Fabelwesen. Aber das mit Blut stimmt schon. Es schien wirklich das einzige zu sein was ich im Moment trinken konnte. Ich seufzte kurz und drehte mich von ihm weg. „Da gibt es bestimmt eine einfache Erklärung für.“ „Und die währe.“ Ich überlegte nochmal kurz bis ich mich gereizt zu ihm umdrehte. „Woher soll ich denn das wissen? Ich bin doch kein Arzt! Aber es ist bestimmt etwas anderes als die Erklärung ich sein ein Vampir!“ Nun musste er kurz seufzen und ging zum tisch zurück wo er das Glas daraufstellte, danach ging er Richtung Tür. „Du bist ein richtiger Stur-kopf. Aber du wirst es bald einsehen wenn du nicht anders kannst als zu trinken. Ich lass dir die Flasche hier falls dein Durst größer wird.“ Mit den Worten verlies er das Zimmer und ich sah ihm noch wütend und zornig nach, danach richtete ich meinen Blick zum Tisch wo er die Sachen drauf stehen gelassen hatte. Am liebsten hätte ich alles auf den Boden geschmissen, aber da ich nun wusste was es ist, währe dies nicht sehr gut gewesen. Immerhin hätte ich sonst nur die Stelle angesehen wo es verschüttet ist….während ich so nachdachte ließ ich mich wieder auf das Bett nieder. Ich meine was er sagte wollte und konnte ich einfach nicht glauben. Ich bin mein Leben lang ein Mensch gewesen, ein normaler Mensch. Und nur weil ich diese komische Angewohnheit habe nicht wegsehen zu können wenn irgendwo Blut ist, heißt es doch noch lange nicht das ich eines dieser verdammten Wesen bin….oder etwa doch? Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Kapitel 10: Ich saß gerade auf dem Bett in meinem angeblichen Zimmer hier in diesem für mich Irrenhaus. Vor wenigen Minuten habe ich mich mit diesem komischen Kerl angelegt. Zu erst hat er mir doch tatsächlich Blut zu trinken gegeben, danach habe ich aus einer Reaktion heraus den Jogurt becher nach ihm geworfen. Der allerdings landete nur gegen dir Wand, die jetzt einen schönen großen Fleckt hat. Das merkwürdigste und irrste hier war aber, das mir dieses Zeug das ich trank sogar schmeckte, und dieser Kerl dann tatsächlich behauptet hatte, ich würde ein Vampir sein. Ich habe darüber einige Zeit nachgedacht und kam zum Schluss, zu dem ich schon immer kam. Solche Wesen können einfach nicht existieren! Und das dies Zeug das einzige ist was ich runter bekomme hat bestimmt einen anderen Grund. Ich meine in manchen Kulturen, so wie ich das mal in der Schule gehört habe, soll es ja Gang und gebe sein Tierblut zu trinken. Ok, als ich darüber nachdachte lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich sah nochmals nach vorne zu dem Tisch auf dem er die Flasche samt Glas stehen gelassen hatte. Ich musste richtig mit mir kämpfen nicht doch einfach hinzugehen und etwas daraus zu trinken. Konnte mich dann aber zusammenreißen und entschloss mich, erst mal etwas zu suchen womit ich diese Schweinerei an der Wand saubermachen konnte. Eigentlich hätte ich dies ja nicht machen müssen nach all dem was mir hier schon zugemutet wurde. Aber leider ließ dies meine gute Kindererziehung nicht zu. Also ging ich aus dem Zimmer raus und begab mich nach oben. Als ich so am Treppenaufgang stand, schaute ich nachdenklich zur Tür. Eigentlich könnte ich jetzt ganz einfach abhauen. Ich meine der Kerl ist ja nicht in der Nähe, und so wie es aussieht auch kein anderer. Ich lächelte mir kurz ins Fäustchen und ging dann auf die Tür zu, öffnete diese und stand endlich draußen. Ich schloss sie wieder ganz leise, also jedenfalls so leise es ging. Danach ging ich weiter raus und schaute mich um. Jetzt musste ich nur über einen doch etwas großen Hof zu dem Haupttor kommen. Tja, eigentlich nicht so schwer. Nur liefen hier überall diese komischen Soldaten rum. Ich seufzte kurz bei dem Anblick, fasste dann aber schnell Mut und versuchte mein Glück. Im schlimmsten Falle müsste ich wieder zurück in dieses komische Zimmer. Also ging ich erhobenen Kopfes und als ob ich hier her gehören würde auf das Tor zu. „Denkst du wirklich ich merke es nicht wenn du abhauen willst?“ Ich hielt in meiner Bewegung inne und schaute ganz langsam über meine Schulter hinweg zurück. Gleich danach drehte ich meinen Blick wieder zurück und Richtung Boden. „Mist!“ Ich seufzte kurz und drehte mich dann ganz um. Wer war es mal wieder der mich aufgehalten hat, und der wie aus dem nichts erschien? Genau! Dieser blöde Kerl wie vorhin. Ich ging auf ihn zu und blieb vor ihm mit kleinem Schmollmund stehen. Eigentlich half dies immer am besten bei meinen Eltern, so konnte ich ab und zu meinen Willen durchsetzten wenn ich sie so ansah. Bei dem schien dies aber nicht zu funktionieren da er mich nur kurz anlächelte und sich dann Richtung Tür drehte. Mit einer Handbewegung wies er mich an ihm zu folgen was ich auch geknickt machte. Es war eh egal, hier weg kommen wenn der in der Nähe ist schaffe ich so oder so nicht. Ich folgte ihm also wieder ins Haus rein, dort ging er erneut nach unten, wo ich diesmal allerdings am Treppenanfang stehen blieb und ihn nur mit hochgezogener Augenbraue ansah, bis er sich zu mir umdrehte und mich abwartend ansah. „Nichts für ungut, aber ich wollte eigentlich etwas holen um den Joghurt Fleck an der Wand weg zu machen. Also wenn sie mich bitte entschuldigen würden.“ Ich lächelte ihn kurz an und ging dann weg um einen Stock höher zu gehen. Und zwar war mein Ziel die Küche in der ich vorhin schon saß. Dort musste es ja so etwas wie einen Wischlappen geben. Na egal. Ich ging jedenfalls die Treppe nach oben, leider aber nicht alleine, da mir dieser Kerl diesmal folgte. Ich seufzte dabei nur. Aber von mir aus sollte er dies ruhig machen. Vielleicht dachte er auch das ich wieder abhauen werde. Aber eigentlich könnte ihm das auch egal sein. Merken scheint er es ja so oder so, obwohl ich mich frage wie. Naja, vielleicht befanden sich ja irgendwo versteckte Kameras am Eingang. Ich ging jedenfalls in die Küche zum Abwaschbecken und nahm mir den Lappen daraus. Danach musste ich nur noch einen Eimer mit Wasser suchen, also öffnete ich die schränke um nach zu sehen. In manchen befanden sich solch schöne Leckereien, am liebsten währe ich über alle hergefallen, denn während ich suchte und sie sah begann mein Magen zu knurren. Nach kurzem fand ich dann endlich einen schönen blauen Eimer, den ich gleich mit Wasser füllte. Ich drehte mich damit wieder zur Tür und ging an dem Kerl vorbei Richtung Keller. Wieder folgte er mir. Am liebsten hätte ich ihm das ganze Wasser über den Kopf geschüttet. Ich kam unten im Zimmer an und fing gleich an die Schweinerei auf zu wischen. Der Kerl sah mir dabei zu wie ich auf allen vieren die Schweinerei saubermachte, jedenfalls bis ich mich knurrend umdrehte und ihn böse anfunkelte. „Also entweder sie verschwinden jetzt, oder sie helfen mir!“ Er sah mich kurz lächelnd an und verschwand dann tatsächlich endlich. Nun hatte ich wenigstens meine Ruhe und machte fluchend und nörgelnd weiter. Irgendwann war ich dann auch endlich fertig, jetzt musste ich nur noch sehen wo ich das Dreckwasser hin schütte. Eigentlich bräuchte ich dafür nur eine Toilette, nur fragte ich mich wo ich hier eine finde. Also machte ich mich samt Eimer auf die Suche. Ich ging wieder nach oben und schaute in viele Türen rein, doch bis auf irgendwelche Arbeitszimmer, und für mich sehr schöne und fast heulend zu mutende Gästezimmer fand ich so schnell keine, jedenfalls bis ich diesen komischen Butler wieder sah. Ich ging gleich auf ihn zu. „Ähm, Entschuldigung. Könnten sie mir bitte sagen wo ich hier eine Toilette finde?“ Er sah mich kurz lächelnd an und fragte mich was ich mit dem Eimer vorhatte. Ich sagte ihm das ich es wegschütten wollte, worauf er es an sich nahm und dies selbst machte. Dennoch wollte ich wissen wo es hier eine Toilette gibt, also brachte er mich noch zu dieser. Zu meiner Überraschung gab es sogar eine unten im Keller ungefähr zwei Zimmer links von mir. Hätte ich das gewusst hätte ich nicht die ganze Zeit mit dem Eimer in de Gegend herum laufen müssen. Aber na gut. so konnte ich wenigsten feststellen dass es doch ganz schön viele leere Gästezimmer gab. Irgendwie verfluchte ich diese Frau in meinen Gedanken dafür, das sie mich dort unten in diesem Keller einquartierte. Aber es war ja nur für diese eine Nacht, also ging ich seufzend wieder zurück ins Zimmer und legte mich aufs Bett. Ich schaute die ganze Zeit zur Decke und wünschte mir meinen Rechner samt Internet her, dann hätte ich wenigstens die Zeit schneller rumbekommen. Denn schlafen wollte ich auch noch nicht. Was ich jetzt aber auch noch mache konnte wusste ich einfach nicht. Ich hätte mich natürlich hier noch etwas umsehen können, nur wer weis welchen komischen Leuten ich dann über den Weg laufe. Die die ich bis jetzt schon kennenlernte sind ja der reinste Horror. Noch ein paar von denen hält mein normaler Menschenverstand sicher nicht durch. Ich seufzte nur und schloss meine Augen. Während ich hier so ruhig lag und versuchte einzuschlafen, damit es so schnell wie möglich Morgens wird, stieg mir ein schöner Geruch in die Nase, der dafür sorgte das meine Kehle wieder trockener wurde und mein Magen anfing zu knurren. Ich öffnete meine Augen und sah zum Tisch. Dort stand immer noch die Flasche samt der Gläser. Ich stand auf und ging zu dem Tisch hin, blieb genau davor stehen und sah mir die Flasche an. Nachdem ich mir etliche Gedankenohrfeigen gab, nahm ich schnell den Korken und setzte ihn auf die Flasche, damit ich es nicht mehr riechen musste. Jedenfalls hoffte ich das es so geht, nur leider klappte es nicht, da ich immer noch den Geruch in der Nase hatte, und mir schon förmlich das Wasser im Munde zusammenlief. Nachdem ich bestimmt etliche Minuten nur drauf starte, entschied sich meine kleine innere Stimme dafür einfach noch einen kleinen Schluck zu trinken. Ich meine, was könnte denn schon passieren, vorhin tat ich es ja auch. Also griff ich nach der Flasche und wollte sie aufmachen. Während ich mich an dem Korken zu schaffen machte, sagte mir mein Gewissen das ich dies nicht machen sollte. Nun hatte ich sprichwörtlichen einen kleinen Konflikt in meiner Gedankenwelt. Jetzt wusste ich wenigstens was die meisten Menschen mit Teufel auf der rechten Schulter und Engel auf der linken meinten. Bei mir war es nämlich fast genauso. Der eine sagte, ich könnte es ruhig tun, besser als zu verdursten und zu verhungern. Die andere sagte das dies doch gegen jeglichen Menschenverstand ginge. Also nun musste ich mich für einen der beiden entscheiden. Jedenfalls mein Geist. Mein Körper hingegen handelte ganz selbstständig und öffnete die Flasche, danach kippte ich mir gleich etwas ins Glas. Als ich langsam wieder richtig zu mir kam sah ich das ich es mir eingegossen hatte. Mein kleiner Teufel sagte mir das es jetzt eh egal sei, und ich den Rest auch noch machen sollte, also weg damit. Der kleine Engel warnte mich davor. Aber diesmal tat es mir leid, nur ich konnte einfach nicht mehr. Ich brauchte einfach etwas zu trinken, also nahm ich das Glas zur Hand und trank einen kleinen Schluck daraus. Also, ich wollte nur einen kleinen Schluck daraus trinken, jedenfalls bis ich wieder zu mir kam und merkte da sich fast die ganze Flasche ausgetrunken hatte. Ich konnte einfach nicht anders als das Glas auf den Tisch zu stellen und anfangen leise vor mich hin zu weinen. „Du konntest wohl nicht wiederstehen?“ Ich schaute nach vorne zur Tür wo der Kerl mich gerade zu belustigend ansah. Ich knurrte ihn nur an, nahm das Glas in die Hand und schmiss es nach ihm. „Halten sie die Klappe!!“ Mit den Worten flog es in seine Richtung. Nur leider setzte ich mich danach seufzend hin, denn er fing es ohne Probleme auf, und brachte es zurück zum Tisch. Danach goss er noch den letzten Rest in das Glas und stellte es mir vor die Nase. Ich sah ihn wieder knurrend an. „Dein Hunger ist noch nicht gestillt, also trink weiter.“ Ich senkte meinen Blick Richtung Boden und schüttelte nur mit dem Kopf. „Ich will nicht mehr, ich kann nicht.“ Er nahm meine Hand wobei ich ihn fragend ansah, danach legte er mir gerade zu das Glas hinein. Ich sah es mir nochmal schluckend an, konnte dann aber nicht anders als es doch noch auszutrinken. Nachdem ich fertig war stellte ich es wieder wie berauscht auf den Tisch. Er lächelte mich dabei kurz an und nahm nun die leere Flasche an sich, danach verließ er den Raum. Ich hingegen blieb hier wie ein kleines Häufchen Elend sitzen, denn ich wusste einfach immer noch nicht was mit mir los war. Und vor allem nicht, ob ich jemals wieder was anderes zu mir nehmen kann. Ich betete förmlich dafür das ich endlich wieder mein normales Leben zurück bekomme, aber leider passierte nichts. Also stand ich seufzend auf und legte mich zurück ins Bett. Während ich hier so lag, zur Decke sah und nachdachte, kam der Kerl erneut rein. Ich sah ihm nur zu wie er eine neue Flasche auf den Tisch stellte. Danach verließ er den Raum wieder. Ich wusste das er wollte, das ich diese auch noch austrinke, aber ich sah sie nur mit leicht nassen Augen an und wollte wirklich mein altes Leben wieder haben, nicht mehr und nicht weniger. Einfach nur wieder nach Hause. Einfach nur wieder zu meinen Eltern. Ich richtete mich auf und gingen langsamen und schweren Schrittes zum Tisch. Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11: Ich blieb genau vor dem Tisch stehen und schaute auf die neue Flasche runter. Ich schloss meine Augen und streckte meinen Kopf zum Nacken nach hinten. Danach öffnete ich meine Augen wieder und sah hoch zur Decke. Ich wollte es einfach nicht trinken, aber mir wurde langsam klar, das ich nicht anders kann. Nur warum war mir immer noch nicht klar. Das ich das bin, was alle hier von mir denken kann nicht sein. Ich sah wieder runter zum Tisch und nahm die Flasche zur Hand. Ich öffnete sie und goss mir etwas ein, danach ließ ich mich auf den Stuhl nieder und fing an zu trinken. Wieder konnte ich nicht gleich aufhören. Erst als ich bei der Hälfte der Flasche ankam wurde mein Verstand wieder klarer und ich stellte das Glas zurück auf den Tisch. Ich spürte richtig wie mein Hunger und mein Durst zu verschwinden schienen. Ich lehnte mich nach hinten an die Stuhllehne und schaute erneut zur Decke hoch. Ich musste wieder nachdenken. Wenn dieses Zeug das einzige ist was ich nur noch trinken kann, was mache ich dann eigentlich wenn ich Morgen wieder nach Hause fahre? Ich glaube kaum das meine Eltern mir dies Vorsetzten können, oder werden. Andererseits….andererseits schienen sie es vielleicht aber auch gewusst zu haben. Denn immerhin sagten sie doch auch zu mir ich sei ein…Reinblut. Also wussten sie es wohl von Anfang an? Aber wenn ja, dann hätten sie es mir doch sagen können, oder mir wenigstens beistehen. Oder widere ich sie jetzt genauso sehr an, wie ich mich selbst? Während ich so nachdachte, wünschte ich mir wir währen niemals hier her gekommen. Niemals nach England gezogen. Ich wünschte mich in mein altes Leben wieder zurück. Zu meinen Freunden. Zu meinen Großeltern. Selbst diese blöden Klassenkammeraden hätte ich jetzt lieber um mich…obwohl. Als ich so über sie nachdachte, kamen auch die Sachen zurück, die sie zu mir sagten. Ständig hänselten sie mich wegen meiner Augenfarbe und meinen Zähnen. Vielleicht sind ja doch keine Mythen und Legenden. Vielleicht bin ich ja wirklich ein Vampir….. Ach Unsinn, das kann nicht sein. Ich meine, man weis doch das diese Dinger z.B. nie in Tageslicht rumlaufen können. Tja Pech. Ich bin immer nur im Tageslicht rumgelaufen. Weiter war doch auch immer irgendetwas mit Knoblauch. Aber das kann auch nicht sein, denn als meine Oma sich einst mal eine Knoblauchschnitte machte, biss ich auch davon ab, und mir geschah nichts. Gut, ich musste mich danach übergeben und mir den Mund auswaschen um diesen ekelhaften Geschmack raus zu bekommen. Aber ansonsten geschah mir nichts weiter. Und dann noch wie in diesen Filmen, die Kreuze und das Weihwasser. Man sagt doch immer dass sie auch vor Vampiren schützen. Aber ich bin getaufte und konfirmierte Evangelistin. Ich trage jeden Tag ein Silber Kreuz als Halskette mit mir herum. Was ist damit? Alles Anzeichen dafür dass ich keines dieser Wesen sein kann. Ich seufzte nur und schaute wieder nach vorne. Ich machte mir mal wieder viel zu viele Gedanken um nichts. Ich sollte diese Angelegenheit endlich klären gehen, und zwar so schnell wie möglich. Genau aus diesem Grund stand ich auf und ging voller Tatandrang aus dem Zimmer raus. Mein Ziel war diese komische Frau von vorhin. Sie scheint hier immerhin etwas zu sagen haben, immerhin bestimmte sie ja auch, das ich unten im Keller schlafen muss. Alleine dafür wollte ich mich ja noch bei ihr bedanken. Ich ging einfach zu dem Raum, zu dem ich mit meiner Mam ging. Als ich vor der Tür stand atmete ich nochmal tief durch und überlegte mir schnell wie ich am besten Anfange. Nachdem mir nichts einfiel, beschloss ich es einfach nach frei Schnauze zu machen. Ich hob meine Hand und wollte ansetzten zum klopfen, als sich plötzlich die Tür vor meiner Nase öffnete. Erst schaute ich etwas verwirrend und irritiert an, jedenfalls bis ich wieder diesen Typen vor mir sah und sein blödes Lächeln bemerkte. Ab da an fing ich an zu knurren. Ich wollte mich gerade umdrehen und gehen, denn mit ihm wollte ich sowenig wie möglich zu tun haben. Doch als ich einen kurzen Blick in den Raum warf, sah ich die Frau hinter dem Schreibtisch sitzen. Ich wendete meinen Blick erst gar nicht mehr ihm zu, sonder ging einfach hinein und auf sie zu. Sie sah mich wieder so kalt an. Wieder dieser Blick, der einen sagt »Ausgerechnet du«. Aber genau diesen Blick hatte ich im Moment auch drauf. Ich blieb genau vor dem Schreibtisch stehen und sah ihr kontinuierlich in die Augen. „Was willst du?“ Oh man, wie sie dies fragte, fast so als hätte ich gerade ein Verbrechen begangen, nur weil ich hier stand und sie ansah. Aber davon ließ ich mich nicht einschüchtern. Ich sah ihr weiter in die Augen. „Ich will nach Hause!“ Ich machte ihr meinen Standpunkt kurz, präzise und mit dem gleichen Tonfall wie sie klar. Aber anscheinend hätte ich nicht so mit ihr reden sollen, denn sie fing auf einmal an sich extrem aufzuregen und schmiss mir etliche Schimpfwörter und Verfluchungen an den Kopf. Ich ging dabei einfach nur schnellen Schrittes Rückwärts aus dem Raum raus. Gleich als ich draußen war schlug ich die Tür zu und atmete tief aus. Das nächste was ich machte war mir in Gedanken zu sagen das sie nicht mehr alle hat. Und ich mir viel zu schade bin, um mit ihr solch eine Konversation zu führen. Immerhin hatte ich keine Lust mich beleidigen zu lassen, jedenfalls nicht von ihr. Aber eines wusste ich auch. Sollte ich hier raus sein, dann gehe ich schleunigst zu einem Anwalt und informiere mich ob man sie nicht wegen Beleidigungen gegen meine Person anzeigen kann. Und wenn er ja sagen sollte, dann ist sie dran. Nachdem ich noch einmal seufzte machte ich mich wieder auf den Weg nach unten. Einfach nur diese Nacht so schnell wie möglich hinter mich bringen, mehr nicht. Ich habe ja jetzt schon mehr erlebt hier in diesen paar Stunden, wie sonst nicht mal in einem Monat. Gerade als ich die Treppe Richtung Keller runter gehen wollte, wurde ich allerdings zurück gerufen. Ich drehte mich auf der ersten Stufe um, und konnte nur mit den Augen rollen. „Was wollen sie denn?“ Wieder war es dieser Typ, ich fragte mich nun was er diesmal wollte. Immerhin mache ich ja nichts falsches, ich wollte ja schön brav zurück in den Keller gehen. Aber anders als erwartet, winkte er mich kurz mit einer Handbewegung zu sich. Zu erst blieb ich natürlich stehen, und sah ihn nur kritisch an. Doch als er dann zur Ausgangstür kam, glaubte ich es einfach nicht, und dachte tatsächlich, das er mich raus lässt aus diesem Irrenhaus. Also falls es das wirklich ist, dann nehme ich alles zurück was ich jemals zu ihm sagte, oder dachte. Dann ist er mein absolut größter Held. Ich lief ihm also gleich nach, während er bereits die Tür aufmachte und sie mir aufhielt. Ich stürmte regelrecht an ihm vorbei raus auf den Hof. Dort musste ich dann allerdings kurz auf ihn warten, immerhin musste ich ja noch zum Haupttor. Er folgte mir gleich und ging nun an mir vorbei, wobei ich ihm gleich folgte und neben ihm her ging. Während wir uns zum Tor begaben, konnte ich es einfach nicht glauben, nicht fassen das er mich tatsächlich auslässt. Als wir dort ankamen und wir tatsächlich durchgelassen wurden, ging er mit mir weiter den Weg zur Stadt. Ich schaute dabei leicht fragend zu ihm. „Sie brauchen mich nicht zu begleiten, ich finde den Weg auch alleine.“ Er lächelte nur leicht und ging weiter. Ich zuckte dann aber nur mit der Schulter, ich meine was solls. Soll er mich doch nach Hause geleiten, ist mir auch egal. Solange ich überhaupt nach Hause gehen kann ist mir jeder recht der mich begleitet. Wir schwiegen fast die gesamte zeit lang auf den Weg. Ab und zu schaute ich zu ihm, und musste mir verkneifen ihn anzusprechen, da ich etwas angst hatte, das er gleich wieder den Rückweg antritt, und dies mit mir im Schlepptau. Irgendwann kamen wir dann endlich bei mir an, jedenfalls in der Straße. Ich freute mich richtig und fing schon an mich bei ihm zu bedanken das er mich herbrachte, sagte aber erneut das er mich jetzt ruhig alleine lassen kann, was er aber noch immer nicht machte. Na egal, wir kamen jedenfalls an und ich stürmte gleich ins Wohnhaus rein, danach lief ich die Treppe hoch und holte meinen Wohnhausschlüssel hervor. Der Typ stand dabei an der Wand gelehnt neben mir und sah mir zu wie ich versuchte die Tür aufzuschließen. Genau, ich versuchte, denn aus irgendeinem Grund klappte es einfach nicht. Mein Schlüssel wollte sich einfach nicht umdrehen lassen. Ich zuckte dabei nur mit der Schulter und dachte mir nichts dabei. Das nächste was ich machte war Sturmklingeln und Klopfen. Doch leider wurde mir nicht aufgemacht, egal wie lange ich dies zelebrierte. Es machte mir niemand auf. Als ich erneut versuchte zu Sturmklingeln, und sogar gegen die Tür schreien wollte, hielt ich plötzlich inne. „Gleich nachdem dich deine Mutter zu uns brachte, sind sie zurück in ihre Heimatstadt geflogen.“ Ich sah absolut geschockt zu ihn, und konnte nur mit dem Kopf schütteln, während er mich immer noch lächelnd ansah. „Das glaub ich ihnen nicht! Die sind nicht ohne mich wieder zurück nach Frankreich geflogen!“ Ich drehte mich wieder zur Tür um, und klopfte weiter daran wie wild. Ich wusste nicht wie lange ich dies machte, aber irgendwann gab ich dann doch auf und sackte unter Tränen vor der Tür zusammen. Ich meine, meine Mam hatte doch gesagt das sie Morgen mich abholen kommt, daher ist es doch unlogisch das sie schon weg sind. Und dann auch noch ohne mich. Wieso haben sie mich hier alleine zurück gelassen. Ich dachte ich währe ihre Tochter, auch wenn ich adoptiert bin. Das hat sie doch vorher auch nie gestört, also was warum. Warum haben sie mich alleine gelassen? Warum haben sie mich bei diesen Irren gelassen? Ich wusste es einfach nicht, das einzige was ich wusste war das ich bei ihnen sein wollte. Aber dies konnte ich mir anscheinend abschminken. Nachdem ich einige Zeit lang vor der Tür in Tränen stand, fing ich an wie Verfluchungen und Beschimpfungen gegen die Tür zu richten. Ich ließ an ihr meine ganze Wut aus, und zwar wirklich meine ganze. Oder besser gesagt ich ließ sie nur einen kurzen Moment gegen die Tür walten, denn eh ich mich versah befand die Tür sich nicht mehr im Türrahmen, sonder im Wohnzimmer. Ich schaute ihr nur schluckend hinterher. Danach schaute ich auf meine Hände und wieder zur Tür zurück. „Gratulation. Damit ist ein weiterer Teil in dir erwacht.“ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Kapitel 12: Ich stand immer noch vor der Tür, bzw. dort wo die Tür bis eben noch war. Denn irgendwie habe ich es geschafft sie ins Wohnzimmer zu verfrachten. Während ich nun zwischen ihr und meinen Händen hin und her sah, gratulierte mir der Kerl doch glatt. Ich wusste nicht mal wieso oder warum, weshalb ich leicht fragend und verwirrt zu ihm sah. Er hingegen lächelte mich nur weiter an, und begab sich wieder nach unten Richtung Ausgang. Ich blickte ihm kurz nach, entschied mich dann aber erst einmal in die Wohnung rein zu gehen. Die Tür war ja nun offen, jedenfalls mehr oder weniger. Ich schaute mich genau um. Es war wirklich leer. Gut, das Mobiliar war noch da, aber nix von meinen Eltern zu sehen. Ich ging in ihr Schlafzimmer, und schaute in die Schränke. Ihre ganze Kleidung war tatsächlich weg, auch ihre Koffer. Ich musste dabei wieder anfangen zu weinen, und fragte mich nur warum. Ich ging danach in mein Zimmer. Hier war noch alles beim alten. Ich ging zu meinem Bett und setzte mich darauf, wobei ich meine Knie anzog, und meine Arme drum herum schlang. Ich schloss meine Augen und ließ meinen Tränen freien lauf. Der Kerl hatte tatsächlich recht, jedenfalls so wie es schien. Meine Eltern waren nicht mehr da, und schienen schnell zurück geflogen zu sein. Immerhin waren hier ja noch alle alten Möbel. Aber gut, damals kamen die auch erst zwei Tage später an. Ich öffnete meine Augen einen kleinen Spalt und schaute mich ganz langsam und aus Tränenerfüllten Augen um. Mein Blick blieb bei meinem Rechner hängen. Ich wusste ja nicht ob es noch klappt, aber eigentlich dürfte dies kein Problem sein. Ich startete ihn, und setzte mich davor. Ich wollte jetzt einfach mit ein paar Freunden von mir chatten, und mich ein wenig aufmuntern lassen. Ich hatte wenigstens etwas Glück. Das Internet funktionierte noch, und ein paar meiner Freunde waren tatsächlich online. Ich fing gleich an mit ihnen zu chatten, und wollte ihnen gerade schreiben, was mir alles passierte. Doch als ich anfangen wollte, stürzte plötzlich mein Rechner ab. Ok, ich dachte er währe abgestürzt. Doch als ich mich umsah, bemerkte ich wie dieser komische Kerl doch tatsächlich den Stecker zog. Ich knurrte ihn wütend an, wobei er nur lächelte. Ich stand auf und ging auf ihn zu. Blieb genau vor ihm stehen, und riss ihm das Kabel aus der Hand. „Reicht es nicht das sie mir schon genug angetan haben??“ Ich brüllte ihn an, und steckte den Stecker wieder rein. Danach startete ich meinen Rechner erneut, doch nicht lange, da er das Kabel erneut raus zog. Ich drehte mich wieder wütend zu ihm um, ging erneut auf ihn zu. Riss ihn abermals das Kabel aus der Hand, und steckte es wieder rein. Danach startete ich wieder meinen Rechner, nur diesmal mit den Worten. „Wenn sie das Kabel noch einmal rausziehen, dann schlag ich sie grün und blau!!!“ Ich wusste zwar, dass ich sicher nicht gegen ihn ankommen werde, jedenfalls dachte ich mir dies so. Dennoch, zu verlieren hatte ich auch nichts mehr. Aber egal. Da er das Kabel diesmal nicht rauszuziehen schien, setzte ich mich auf den Schreibtischstuhl. Jedenfalls so lange, bis ich schreckhaft, und absolut geschockt auf meinen Monitor sah. Der Kerl hatte es doch tatsächlich gewagt, eine Kugel durch meinen Desktop zu jagen. Ich konnte einfach nur schlucken und drehte mich ganz langsam und verängstigt zu ihm um. Er lächelte mich an, steckte seine Waffe weg, und ging auf die Tür zu. „Wenn du mir nicht gleich folgst. Dann werde ich das gleiche mit deinem Brustkorb machen.“ Ich riss meine Augen weit auf, und sprang sofort von meinem Stuhl um ihn zu folgen. Denn irgendwie konnte ich mir genau vorstellen, dass er dies tatsächlich mit mir machen wird, was er eben angedroht hatte. Wir verließen zusammen die Wohnung. Und ich konnte genau erkennen, dass ein paar der Nachbarn hier durch die Türspalten sahen, und ziemlich verängstigt waren. Was eindeutig an dem eben gefallenen Schuss lag. Innerlich hoffte ich auch, dass die Polizei nicht ausgerechnet jetzt kommt, obwohl die bestimmt irgendjemand informiert haben muss. Jedenfalls gehe ich mal davon aus. Aber als wir das Wohnhaus verließen, war noch niemand zu sehen. Erst als wir die Straße entlang gingen, und um die Ecke in eine Seitengasse bogen. Erst dann hörte ich die Sirene, und musste aufatmen. Es währe immerhin nicht sehr gut gewesen, hätten sie uns festgenommen, und die Waffe bei ihm gefunden. Ich hatte keinerlei Lust auf Knast. Wir gingen jedenfalls weiter durch die Seitengasse wo ich noch immer in Gedanken war. Ich dachte wieder an meine Eltern und fragte mich etliches, irgendwann blieb ich dann stehen und sah seufzend nach oben in den Nachthimmel. „Werde ich sie jemals wiedersehen?“ „Wieso willst du das?“ Ich sah mit traurigem Blick nach vorne zu dem Typen. „Wieso? Weil es meine Eltern sind! Deswegen!“ Er blieb ebenfalls stehen und drehte sich dann mit einem kleinen Lächeln zu mir um. „Alucard.“ „Hm?“ Ich sah ihn nun fragend an, und wusste überhaupt nicht was er eigentlich gerade wollte. „So kannst du mich nennen.“ Er drehte sich wieder um und ging weiter. „Hä? Wie kommen sie denn jetzt darauf? Ich wollte wissen ob ich meine Eltern jemals wieder sehe, und nicht ihren blöden Namen!“ Ich lief ihm gleich nach und ging neben ihm her, wobei ich ihn ansah. „Hey! Ich rede mit ihnen!.....Hallo……Hey……“ Ich seufzte kurz und sah dann nach vorne. „Alucard…..werde ich meine Eltern jemals wieder sehen?“ Als ich seinen Namen aussprach konnte ich aus dem Augenwinkel heraus sehen, wie sich geradewegs ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. „Wenn du dich gut führst, dann ja.“ „Gut führen? Was meinen sie denn nun damit schon wieder?“ Ich blickte ihn weiter verwirrt an. Nachdem er mir einfach keine Antwort gab blieb ich wieder stehen und verschränkte meine Arme. „Alucard! Ich will wissen was sie meinen!“ Nun blieb er auch wieder stehen und drehte sich zu mir um. Danach kam er langsamen Schrittes auf mich zu bis er genau vor mir stehen blieb. Ich sah ihm genau in die Augen. „Was meinen sie denn nun mit gut führen?“ „Befolge einfach meine Anweisungen.“ „Ihren Anweisungen?“ Ich sah ihn kurz mit hochgezogener Augenbraue an und ging dann an ihm vorbei. Ich wusste einfach nicht was dieser Mist eigentlich sollte. Ich wollte von ihm doch nur wissen ob ich meine Eltern mal wieder sehe, und der sagt mir, wenn ich seinen Anweisungen befolge. So ein Unsinn! Dann finde ich lieber einen anderen Weg, und während ich die Straße weiterging kam mir auch eine Idee in den Sinn. Ich ging einfach weiter, denn diesmal war mein Ziel eine Telefonzelle. Und ich hoffte das es klappen wird. Ich hatte ja noch nie so etwas gemacht, aber egal. Jedenfalls kam ich nach ca. 300 Metern auch bei einer an und ging rein. Drinnen nahm ich den Hörer ab. „Ja, guten Tag. Ich hätte gern ein R-Gespräch nach Nantes, in Frankreich zu Jolina Meunier.“ Diese Frau war nämlich meine Oma, und ich dachte mir das sie mir bestimmt helfen wird und mich hier aus diesem verdammten Land rausholt. Während ich also nun auf eine Verbindung wartete und dabei hinaus auf die Straße sah, wo ab und zu ein paar Autos vorbeifuhren, erschrak ich plötzlich kurz. Der Kerl riss mir geradewegs den Hörer aus der Hand und hängte ihn auf. Ich sah dabei fragend zu ihm, während er sich umdrehte und die Telefonzelle verlassen wollte. Mir reichte es nun wirklich endgültig. Ich griff nach seinen Arm und drehte ihn zu mir um. „Was soll das? Wieso tun sie das? Lassen sie mich doch einfach in Ruhe!!“ Während ich ihn anschrie sah ich ihn nicht nur wütend an, sondern auch mit kleinen Tränen in den Augen. Ich wollte doch eigentlich nur eines, und zwar zu meiner Familie zurück. Er drehte sich jedenfalls dabei ganz zu mir um und sah mich weiter nur lächelnd an. Am liebsten hätte ich ihm bei diesem Lächeln eine gescheuert. „Du hast es noch immer nicht begriffen, oder? Hör mir gut zu Kathrin. Egal was du sagst oder tust, du wirst deine sogenannten Eltern in nächster Zeit nicht wieder sehen.“ „Sogenannt?“ Ich sah ihn nur verwirrt und irritiert an, währen er nun näher auf mich zu ging und mich regelrecht in der Telefonzelle an die Wand drückte. Jetzt bekam ich doch leicht angst, vor allem bei dem Blick mit dem er mich gerade ansah. „Hast du es denn immer noch nicht verstanden? Du bist kein Mensch. Warst es auch noch nie. Du warst von Anfang an ein Reinblut. Die Menschen die dich aufzogen wussten von Anfang an das sie dich eines Tages nicht mehr halten können. Spätestens dann wenn dein Hunger erwacht währe.“ Ich hörte ihn nur schluckend zu und sah ihm dabei weiter in die Augen. „Aber…aber ich…“ „Du bist kein Mensch. Sieh es ein. Oder kennst du einen der mit Genuss Blut trinkt? Oder eine Tür mit Leichtigkeit aus den Angeln schmeißen kann?“ Ich senkte meinen Blick und schüttelte leicht mit dem Kopf. „Na also.“ Er entfernte sich nun von mir und verließ die Telefonzelle. Mein Blick blieb weiter auf dem Boden gerichtet, bis ich mich langsam an der Glaswand der Telefonzelle nach unten rutschen ließ. Dort angekommen zog ich meine Knie an und schlang meine Arme drum. Langsam wurde es mir doch klar. Langsam wurde es mir klar das ich kein normaler Mensch bin…sein kann. Er hatte recht. Kein normaler Mensch würde mit Genuss so etwas trinken. Und könnte tatsächlich nicht so etwas vollbringen. Aber ich wollte einfach nicht glauben das ich tatsächlich ein Reinblut…ein…. „Vampir…Ich bin ein….Vampir?“ Ich schloss meine Augen und musste leicht weinen. „Du bist um einiges besser als ein gewöhnlicher Vampir. Du bist ein Reinblut. Du kannst stolz darauf sein.“ „Ich bin ein Vampir…..ein Vampir….wie soll man denn darauf stolz sein? Ich bin….ich bin….ein Monster. Eine Bestie.“ Während ich weiter so auf dem Boden saß, flossen immer mehr Tränen. Ich konnte es einfach nicht glauben. Der Kerl schien wirklich recht zu haben, und so langsam fing ich an es zu begreifen. Nach einiger Zeit öffnete ich meine Augen einen kleinen Spalt und sah mit nassem Blick auf eine Hand in einem schönen weißen Handschuh. Ich schaute an ihr hoch und sah wie mich der Kerl leicht anlächelte. Ich atmete kurz tief durch und griff dann nach seiner Hand, wobei er mich hoch zog. Ich wischte mir kurz die Tränen weg und sah ihn weiter an. „Und…und jetzt? Soll ich….soll ich von irgendwelchen Menschen Blut trinken? Das kann ich nicht! Das will ich nicht!!“ Ich sah ihn immer noch leicht verzweifelt an, während er nur leicht mit dem Kopf schüttelte und dann weiter ging. Ich blieb noch einen Augenblick stehen, folgte ihm dann aber. Denn wo ich nun hingehen könnte wusste ich leider nicht. „Noch ist es zu früh für dich.“ „Was?“ „Dich selbst zu nähren. Es währe zu früh.“ Ich verstand ehrlichgesagt nicht was er meinte. Ich meine, wenn ich wirklich ein Vampir bin…nein, wenn ich ein Vampir bin, dann muss ich doch das Blut von Menschen trinken, oder? Also wieso ist es dann zu früh? Ich dachte immer einfach nur beißen und fertig. Ach was denke ich mir da eigentlich. Bestimmt ist es nicht so einfach wie ich es mir mal wieder vorstelle. Naja, wir gingen jedenfalls weiter. Langsam merkte ich das wir zurück zu dem großen Anwesen gingen, wobei ich nur leicht seufzen konnte. Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13: Ich ging mit dem Kerl weiter den Weg entlang, wobei ich in Gedanken schwelgte. „Sag mal…Alucard. Wieso…wies ist es noch zu früh, wie du sagst. Ich meine wenn ich wirklich…wieso?“ Ich sah kurz zu ihm, während er weiter gerade aus sah und ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. „Du weist nicht wie. Und ich habe keine Lust das haufenweise Guhls hier rumlaufen.“ „Bitte was?“ Er schüttelte leicht mit dem Kopf. „Wirst du noch kennenlernen. Nur Geduld.“ Ich zuckte nur mit der Schulter und sah dann nach vorne. In Gedanken dachte ich immer noch an am meine Eltern, und wieso das alles ausgerechnet mir passieren musste. Und ich verstand so vieles immer noch nicht, Aber ich beschloss mein bestes zu tun, um schnell wieder nach Hause zu kommen, und alles nötige herauszufinden. „Du machst dir unnötig Gedanken.“ „Bitte?“ Ich sah leicht fragend zu ihm, während er leicht lächelnd weiter ging und nur nach vorne sah. Etwas sagen tat er nicht, wobei ich mich immer mehr wunderte. Ich meine, woher wollte er denn bitteschön wissen worüber ich gerade Nachdachte. Oder man kann es mir so offensichtlich ansehen. Ich musste leicht seufzen. Wir gingen gerade an einem kleinen Spielplatz vorbei, der allerdings Menschenleer war. Na gut, lag vielleicht daran das es bereits Nacht war, und kein vernünftiges Kind um diese Uhrzeit draußen rumspielt. Ich blieb jedenfalls davor stehen und ging dann zur Schaukel wo ich mich draufsetzte. Alucard stellte sich neben mich, während ich anfing ein wenig hin und her zu schwingen. Man konnte ihm richtig ansehen, das er lieber weitergehen würde als hier rum zu stehen. Aber ich mochte es nun mal, und außerdem kann man mir nicht alles verbieten. Ich schwang also weiter ein wenig hin und her und dachte dabei weiter nach. „Alucard. Kannst du mir vielleicht sagen, was du vorhin damit meintest, ich sei um einiges besser als andere Vampire? Und ich könnte stolz darauf sein?“ Diese Aussage von ihm ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Immerhin verstand ich eh wenig von diesen Sachen, und dann noch solch eine Aussage. Ich dachte immer es sei egal, das alle Vampire gleich seien. Ich sah nach dem ich die Frage stellte zu ihm, während er nach oben zum Nachthimmel sah, und ein sanftes Lächeln draufhatte. „Alucard?“ Nun fing er an leise zu lachen und sah dann zu mir runter. Ich blickte ihn in seine roten Augen und legte meinen Kopf leicht seitwärts. „Weil du ein Reinblut bist. In dir schlummern Kräfte, dir andere niemals erreichen können.“ „Und? Was denn für welche? Ne Tür aus den Angeln zu schmeißen? Ich denke doch mal das dies auch andere hinbekommen.“ Ich sah wieder nach vorne und fing erneut an zu schwingen mit der Schaukel. „Du musst wirklich noch viel lernen.“ „Schön, dann kannst du es mir ja beibringen.“ „Nach und nach.“ „Och Menno. Ich will es aber wissen was du meintest.“ „Wirst du auch.“ Er drehte sich von mir weg und ging weiter. Ich seufzte nur und sprang von der Schaukel runter, danach folgte ich ihm gleich. Jetzt wusste ich genau so viel wie vorher. Und nach und nach wollte ich es nicht wissen, sondern sofort. Immerhin geht es hier um mich. Wir gingen zurück zu diesem großen Grundstück auf dem ich vorhin schon war. Ich konnte wieder nur seufzen und ging geknickt den Weg darauf zu. Lieber währe ich in ein Hotel gezogen, anstatt wieder in irgend so einen blöden Keller dort. Da viel mir ja auch ein, das ich als ich dort unten war mir auch schon etliche Gedanken machte. „Du Alucard, noch ne Frage. Wieso kann ich eigentlich bei Tageslicht rumlaufen? Ich dachte sowas geht nicht?“ „Normale Vampire nicht.“ „Also bin ich nicht normal?...Toll. Kein normaler Mensch, kein normales Vampir.“ Den letzten Teil nuschelte ich mehr in mich rein. Wir kamen bei der großen Villa, oder was es auch immer ist, an und gingen an den Wachen an dem Tor vorbei. Danach gingen wir gleich rein. Ohne auch nur zu fragen oder etwas zu sagen, begab ich mich gleich nach unten in den Keller in mein mir zur Verfügung gestelltes Zimmer. „Was hast du jetzt vor?“ Ich erschrak kurz, drehte mich dann aber mit hochgezogener Augenbraue zur Seite um. „Sag mal. Wie schaffst du das eigentlich immer?“ Alucard tauchte mal wieder plötzlich neben mir auf, und das ohne das ich es merkte. Außerdem dachte ich er sei irgendwo anders hingegangen. Aber was solls. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und ging dann weiter. „Ich leg mich jetzt schlafen. Immerhin will ich morgen früh raus.“ „Morgen früh?“ „Ja.“ Ich kam bei meinem Zimmer an, und ging hinein. Ich ließ ihm die Tür offen, denn irgendwie hatte ich auch das Gefühl, selbst wenn ich die Tür zu mache, kommt er irgendwie hinein. Drinnen ging ich auf den Kleiderschrank zu und machte ihn auf. Zum Glück waren dort die meisten meiner Sachen drinnen. Ich schnappte mir schnell mein schwarzes Nachthemd raus und schmiss es über die Stuhllehne. Danach drehte ich mich wieder zu Alucard um, der sich mit Rücken an die Tür gelehnt hatte und zu mir sah. „Ist noch was?“ Ich drehte mich wieder kopfschüttelnd um und kramte in meiner Tasche nach meinem Zahnputzzeug, danach wollte ich mir schnell die Zähne putzen. Dafür musste ich allerdings ins Bad welches außerhalb meines Zimmers lag. Also ging ich auf die Tür zu, an welcher er stand und mich weiter ansah. Ich blieb genau vor ihm stehen und bat ihn mich durch zu lassen, was er auch machte und ich raus ging. Allerdings folgte er mir dabei. Ich ließ mich aber nicht davon stören und putzte mir die Zähne. Als ich fertig war verließ ich das Bad wieder, und musste feststellen dass er mir immer noch nach lief. Also so langsam machte er mich doch verrückt. Ich ging wieder zurück in mein Zimmer wo er, ach wie wunder, mir auch folgte und sich wieder mit Rücken gegen die Tür lehnte und zu mir sah. „Was ist denn noch? Ich würde mich gerne umziehen, also bitte.“ „Es ist noch nicht einmal Mitternacht, und du möchtest bereits zu Bett gehen?“ „Ich muss Morgen früh aufstehen.“ Ich ging zu dem Stuhl wo ich mein Nachthemd drüber schmiss und wollte mich gerade ausziehen. Sah dann aber nur etwas gereizt zu ihm, immerhin wollte ich alleine sein. Anscheinend schien er mich nicht ganz zu verstehen, da er mich nun ein wenig fragend ansah. „Na ich muss doch morgen zur Schule. Und die fängt nun mal früh an. Also, würdest du mich nun bitte alleine lassen?“ „Zur Schule? Du?“ „Ja klar. Nur weil ich hier festsitze, heißt es ja noch lange nicht das ich auch mein altes Leben komplett aufgeben muss. So kann ich wenigstens unter halbwegs normalen Menschen sein.“ Auch wenn ich dort unter diesen blöden Klassenkammeraden bin. Aber ich empfand dies um einiges besser als ständig von ihm beobachtet zu werden, oder sonst was. „Hast du vergessen was du bist?“ „Nein, habe ich nicht. Aber ich glaube doch wohl, das ich dennoch das Recht habe ein normales Leben zu führen. Also bitte, lass mich endlich alleine! Ich will mich umziehen!“ Ich sah ihn nun etwas ernster an, und sprach auch ein wenig energischer. Er stemmte sich von der Tür ab und kam zu mir, blieb genau vor mir stehen und sah mir genau in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick einige Zeit lang, bis ich seufzend mich umdrehte. „Dann eben nicht. Und was soll ich stattdessen machen? Tags über schlafen und Nachts umherstreifen?“ „Ich werde dich ab Morgenabend trainieren. Dir einiges beibringen.“ „Wirklich?“ Ich drehte mich wieder zu ihm um, wobei er mir nur zunickte und dann zur Tür ging. „Wir fangen morgen nach Sonnenuntergang an.“ „Ähm..ok. Und was soll ich bis dahin machen?“ „Schlafen.“ „Na toll. Das wollte ich eben doch selbst!“ „Auch den Tag durch.“ Mit den Worten verschwand er aus meinem Zimmer und ließ mich hier alleine zurück. Nun konnte ich mir wieder mal überlegen was ich mache. Aber ich entschloss mich einfach doch jetzt schlafen zu legen. Morgen habe ich dann noch den ganzen Tag lang Zeit, um mich über etliches zu informieren. Ich wollte schnellst möglich so viel wie nur möglich herausfinden. Jedenfalls über alles, was mit mir zu tun hat. Als erstes mal diese blöde Sache mit dem Reinblut, und warum ich deswegen anders sein sollte. Und als nächstes versuche ich meine Eltern oder Großeltern zu erreichen. Von denen will ich auch eine Erklärung haben, und wenn es nur die ist, wo sie mich her haben. Vielleicht hilft mir das ja auch weiter. Aber na gut. Ich zog mich jetzt jedenfalls aus und zog mir danach mein Nachthemd an, als nächstes legte ich mich gleich ins Bett rein und wollte schlafen. Ich drehte mich etliche male darin um, denn irgendwie schaffte ich es nicht. Also sah ich seufzend hoch zur Decke und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf wo ich mich drauflegte. Während ich so hochsah, und nachdachte, klopfte es plötzlich an meiner Tür, wo ich hinsah. Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14: Ich lag immer noch auf meinem Bett mit Blickrichtung zur Tür, wo jemand hinein kam. Es war zu meiner Überraschung wieder diese komische Seras vom letzten mal. Ich richtete mich auf und setzte mich auf die Bettkannte, während sie zu mir kam und sich auf den einen Stuhl am Tisch setzte. Sie lächelte mich freundlich an, während ich sie nur mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Du bist auch ein Vampir, stimmt es?“ „Ja, das stimmt.“ Nun seufzte ich leicht und stand ganz auf. „Und was willst du von mir?“ „Mit dir sprechen. Ich dachte du möchtest dir vielleicht was von der Seele sprechen.“ Ich musste gleich danach in Lachen ausbrechen und ging dann zu meinem Schrank wo ich mir eine Strickjacke rausholte und sie mir überzog. „Seit wann haben denn Vampire Seelen?“ Ich drehte mich zu ihr um und sah sie immer noch lächelnd an, während sie sich von mir weg drehte und zur Tür sah. Ich ging zu ihr und setzte mich auf den anderen Stuhl am Tisch, genau ihr gegenüber und sah sie an. Ich wusste nicht ob ich vielleicht eben was falsches sagte, aber eigentlich wollte ich auch eher alleine sein, und sagte dies mehr aus Gereiztheit heraus. „Sorry Seras. Aber ich habe ehrlich gesagt mir nichts von der Seele zu reden…aber!“ Erst wollte ich nicht mit ihr sprechen, aber da sie nun anfing, und da sie ja auch ein Vampir ist, kann sie mir vielleicht Antworten auf meine Fragen geben, denn Alucard wollte dies ja nicht machen. Und wie heißt es immer so schön, probieren geht über studieren. Ich lächelte sie also leicht an, wobei sie mich nun ein wenig stutzend ansah. „Aber was?“ „Naja, könntest du mir nicht ein wenig mehr über mich erzählen?“ „Bitte?“ „Na etwas mehr über mich sagen, zum Beispiel warum ich besser sein soll als andere, und was nun eigentlich genau dieses Reinblut immer bedeutet.“ Sie sah mich nur fragend und leicht irritiert an, bis ich mir denken konnte das sie bestimmt genau so wenig wusste wie ich. War ja irgendwie klar. Ich verschränkte meine Arme auf dem Tisch und legte meinen Kopf darauf ab. „Hast du keinerlei Ahnung über dich?“ „Hm?“ Ich sah kurz zu ihr hoch und dann auf den Tisch vor mir. „Ne, keinerlei Ahnung. Habe ja eben erst erfahren was ich wirklich bin.“ „Ich verstehe, deswegen warst du im Park so eigenartig.“ „Was? Ich und eigenartig?“ Ich war doch alles dort, nur nicht eigenartig. Wenn es eigenartige Leute gab, dann waren es diese abscheulichen und grotesken Wesen, die mich angreifen wollten. Oder die Vielzahl von Soldaten dir auf einmal dort waren. „Du hast wirklich?....“ Seras stand auf und schien sich kurz etwas zu überlegen wobei ich zu ihr sah. Danach sah sie zu mir. „Weist du, ich muss gleich wohin, habe einen kleinen Auftrag. Nichts schlimmes, eigentlich etwas sehr leichtes. Du kannst mich ja begleiten, dann siehst du was wir machen.“ „Was ihr macht?“ „Lass mich raten, du weist nicht einmal was diese Organisation macht.“ Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Aber dann dachte ich mir, vielleicht ist es nicht schlecht mir mal anzusehen was sie machen. Immerhin ist sie ja auch ein Vampir, und ich bin auch einer. Also mal schauen. Ich stand also auf und ging zum Schrank. „Ok.“ „Hä?“ „Ich sagte ok. Ich würde mir gerne ansehen was sie machen. Vielleicht erfahre ich ja so einiges mehr.“ Ich holte mir aus dem Schrank eine dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Pullover raus. „Schön. Dann hol ich dich in 10 Minuten ab.“ Mit den Worten verließ sie mein Zimmer während ich mich nun umzog. Als ich fertig war setzte ich mich wieder auf den Stuhl und wartete nun auf Seras, nach einiger Zeit kam sie dann auch und bat mich ihr zu folgen, was ich machte. Auf den Weg nach oben fragte sie mich erst mal ob ich eine Waffe hätte, wozu ich natürlich nein sagte. Ich meinte, wozu brauchte ich denn eine? So wie es aussah gab es dort genug Leute mit Waffen. Denn wir gingen zu einem Wagen, wo einige Soldaten einstiegen, und wir beide ebenfalls. Ich wusste nicht was das sollte, aber mal schauen. Ein wenig neugierig war ich schon. Ich hoffte allerdings auch, das es nicht nochmal solche Wesen wie letztens sein werden. Na egal, wir schwiegen jedenfalls die ganze Fahrt über, wo ich mich allerdings nicht sehr wohl fühlte, denn viele Blicke waren auf mich gerichtet und dies waren nicht gerade freundliche Blicke. Ich wollte Seras gerade leise fragen was los sei, als der Wagen auch schon anhielt und wir ausstiegen. Ich sah mich gleich um, und musste feststellen das wir hier am Rande von London waren. Gleich in der Nähe eines kleinen Waldes. Während ich mich hier weiter umsah und mich fragte was wir hier machen, stiegen die anderen schon aus und machten ihre Waffen klar. Ich schaute bestimmt nicht schlecht zu ihnen, und dann auch noch Seras. Aber sie starrte ich nicht an, weil sie eine Waffe an sich nahm, nein. Sondern was sie sich für eine nahm. Ich hätte glatt gedacht das sie damit regelrecht zusammenbricht, war aber nicht so. Naja, ich wollte sicher nicht so eine zur Hand nehmen, was das auch immer war. Sa fast so aus wie ne…Bazooka?...Ne, das konnte es nicht sein. Aber so groß. Ich schüttelte nur meinen Kopf und drehte mich dann wieder zum Wald um. Während die gerade Aufstellung nahmen, und sich über irgendetwas noch informierten, ging ich ein wenig näher zum Waldrand ran. Ich wusste nicht was los war, aber irgendwie hatte ich plötzlich so einen beißenden Geruch in der Nase. Der war so widerlich, das ich am besten mich übergeben hätte. Ich wusste nicht einmal wonach es hier roch. Jedenfalls stand ich noch etwas hier und hielt mir sogar die Hand vor die Nase und Mund. „Alles in Ordnung Kathrin?“ Ich drehte mich schnell zu Seras um, die mich leicht fragend ansah. „Riechst du das nicht?“ „Hm?“ „Na diesen Gestank. Das ist doch widerlich!“ Kurz nachdem ich das sagte, schloss sie kurz ihre Augen und fing an zu riechen. Es dauerte eine Weile bis sie mich wieder ansah. „Du hast recht, aber es ist noch sehr schwach.“ „Schwach? Ich bekomme hier schon Würge-Reflexe!“ Ich ging an ihr vorbei und wollte wieder zurück in den Wagen, dort roch es wenigstens angenehmer als hier. Ich setzte mich gleich rein, dass wir noch nicht zurückfahren, das wusste ich ja. Immerhin hatten die hier ja ne Aufgabe. Und während ich nun hier im Wagen saß, und Seras versprach das ich mich hier im Wagen einschließe, machte sie sich mit den anderen auf den Weg. Ich sah ihnen noch nach und lehnte mich dann zurück. Das fing ja schon gut an. Ich hätte natürlich auch mitgehen können, aber ich konnte diesen ekelhaften Geruch einfach nicht mehr aushalten. Naja, ich blieb also zurück. Nach einiger Zeit hörte ich plötzlich haufenweise Schüsse, wobei ich aufschreckte und aus der Autofensterscheibe hinaus sah, in die Richtung aus der die Schüsse kamen. Etwas sehen konnte ich nicht, aber ich dachte mir das dies auch ganz gut so sei. Immerhin wer weis was dort schon sein könnte. Deswegen lehnte mich schwer atmend zurück und schaute weiter raus. Irgendwann während ich nun hier wartete, schreckte ich plötzlich erneut auf. Aber nicht weil ich etwas komisches oder so hörte, sondern weil ich plötzlich ein ganz eigenartiges Gefühl in der Magengegend hatte. Ich ging zur Tür und machte sie nach einiger Bedenkzeit auf, danach verließ ich den Wagen und sah mich um. Mein Gefühl wurde immer schlimmer, immer intensiver. Ich blieb einfach auf der Stelle stehen wo ich war, ganz nahe am Wagen, um in Notfall wieder einzusteigen. Während ich nun etwas nervös und leicht ängstlich zum Waldrand sah, passierte irgendetwas mit mir. Ich wusste nicht wieso oder weshalb, aber ganz automatisch sprang ich regelrecht zur Seite. Als ich dann da hinsah, wo ich eben noch stand, sah ich dort einen anderen Mann. Ich wusste nicht was er von mir wollte, oder wer er war, aber er schien sicher keine friedlichen Absichten zu haben. Ich richtete mich wieder richtig auf und sah ihn leicht zornig an. „Sagen sie mal? Was sollte denn die Scheiße??“ Ich knurrte ihn regelrecht an, als er sich zu mir umdrehte und mich grinsend ansah. Als ich ihn sah, musste ich kurz schlucken, denn auch er hatte genau wie Seras, Alucard und ich rote Augen, dem zu folge musste er auch einer sein. Aber wieso zum Teufel wollte er mich dann angreifen…oder besser gesagt, wieso will er mich angreifen. Denn während ich ihn weiter ansah, kam er auf mich zu und schien sich bereit zu machen mich wieder anzugreifen. Als er auf mich zu lief, und mich gerade attackieren wollte, sprang ich wieder wie automatisch zur Seite und landete diesmal sogar gleich stehend in seine Blickrichtung. „Was zum…“ Ehrlich gesagt verstand ich es nicht, aber egal was er probierte, jedesmal wich ich ihn aus, und das ohne das ich dies eigentlich wollte. Nach einiger Zeit hatte es mir gereicht, und ich probierte einfach aus ihn zurück zu schlagen, ich meine, das brauche ich mir doch nicht bieten zu lassen. Ob es natürlich klappt, wusste ich nicht. Aber besser als hier nur auszuweichen. Also, als er mich gerade wieder treffen wollte, sprang ich zur Seite und versetzte ihn einfach einen Tritt in den Bauch. Da ich dachte, das ich nicht sehr stark bin, trat ich mit voller Kraft zu, um ihn wenigstens etwas aufzuhalten. Jedoch zu meiner Überraschung flog er regelrecht ein paar Meter weit, und landete gegen einen der dortigen Bäume. Nun stand ich wirklich Fassungslos hier, während sich der Kerl wieder aufrappelte. „Och man ey! Kannst du mich nicht in Ruhe lassen? Ich hab dir doch nichts getan!“ Ich sah den Kerl weiter an, während er auf mich zu kam und mich immer noch gerade zu angrinste, warum auch immer. Ich verstand es einfach nicht. Da ich nicht wusste was ich machen sollte, machte ich mich einfach bereit ihn nochmal sonst wohin zu treten. Als er auf mich zulief, und ich mich gerade bereit machte auszuholen, riss ich nur meine Augen weit auf und landete auf meinen Hosenboden vor Schreck. Den dem Kerl wurde vor meinen Augen eine Kugel durch die Brust geschossen. Ich sah nur wie er geradewegs neben mir landete und ich dann schnell aufsprang. Während ich nun mit Blick auf ihn gerichtet Rückwärts ging, löste er sich plötzlich in Sand oder Staub, oder sonst was auf. Ich ging jedenfalls weiter zurück bis ich mit meinem Rücken gegen jemanden lief und mich schnell umdrehte. „Alucard?“ Er sah mich kurz lächelnd an und ging dann an mir vorbei. „Für den Anfang nicht schlecht, dennoch war es für dich zu früh.“ „Bitte?...Verdammt noch mal! Was geht denn hier eigentlich vor sich? Wieso hat mich dieser Kerl angegriffen? Der gehört doch auch zu uns!“ „Nein! Solch unwürdige Kreaturen gehören nicht zu unseres gleichen.“ „Hä?“ Er sah mich kurz an und deutete dann mit einer Kopfbewegung an, das ich ihm folgen sollte. Ich machte was er sagte und folgte ihm gleich. Wir gingen in den Wald rein, dort wo auch die anderen vorhin hingingen. Ich blieb etwas hinter ihm und folgte ihm weiter. Während ich so ging, seufzte ich leicht, immerhin wusste ich immer noch nicht was das vorhin sein sollte. Anscheinend bemerkte Alucard das ich mir darüber sehr Gedanken machte, weswegen er stehen blieb und nach oben sah. Ich stellte mich leicht fragend neben ihn. Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Kapitel 15: Nun stand ich hier zusammen mit Alucard der gen Himmel sah. Ich stellte mich genau neben ihm, und sah erst leicht fragend zu ihm, und danach ebenfalls nach oben. „Ist da was Interessantes?“ „Nur der Nachthimmel.“ Ich musste kurz schmunzeln und sah dann wieder zu ihm. „Du machst dir viel zu viel Gedanken Kathrin.“ „Ach tu ich das? Na dann bitte entschuldige vielmals, das ich einfach nicht kapiere was hier vor sich geht!“ Ich sagte dies ziemlich sarkastisch und drehte mich kopfschüttelnd wieder nach vorne. Eigentlich wollte ich gerade weiter gehen, als er auf einmal anfing leicht zu lachen, weswegen ich neugierig wieder zu ihm sah. „Ok. Ich glaube zwar nicht das du es verstehst, aber ich erkläre es dir.“ „Wirklich?“ Er lächelte kurz zu mir und ging dann weiter wobei ich ihm folgte. „Das was vorhin mit dir passierte, könnte man eine Art Schutzmechanismus nennen. Dein Körper hat demzufolge automatisch reagiert. Allerdings nur als ausweichen.“ Ich hörte ihm gespannt zu um zu verstehen was passierte, und was er meinte. Bis jetzt verstand ich ja noch alles. „Allerdings will ich das du auch kämpfst, und nicht nur von einer Stelle zur anderen springst.“ „Deswegen trainieren?“ „Genau.“ „Gut. So weit komme ich nach, aber wieso hat der uns angegriffen? Und wieso sagst du das er unter unserer Würde sei?“ „Weil er keinerlei stolz besitz. Nichts der gleichen. Einfach nur widerlich ist.“ „Äh…ok.“ Ich verstand das zwar immer noch nicht, aber besser dieser eine als ich. Denn ich hatte keine Lust ebenfalls zu Staub zu werden. „Keine Sorge. Du wirst es noch verstehen. Aber erst mal möchte ich das du selbst angreifst. Selbst kämpfst.“ „Ich soll was?“ Er blieb lächelnd stehen, wobei ich ihn nur fragend und irritiert ansah. Danach blickte er zu mir und deutete per Kopfbewegung nach vorne, wo ich auch gleich hinsah. Allerdings konnte ich nichts erkennen. „Dein Geruchssinn ist ebenfalls deutlich besser als bei anderen. Auch besser als bei anderen Vampiren. Deswegen konntest du diese Guhls bereits Meilenweit vorher bemerken.“ Als er dies so zu mir sagte, wusste ich was er meinte. Denn vorhin als ich noch bei dem Wagen stand, hatte ich ja schon diesen ekelhaften Geruch in der Nase, ich wusste ja nur nicht das er anscheinend von diesen Kreaturen stammt. Aber ich musste auch gestehen, das mit jedem Schritt den wir taten der Geruch immer beißender wurde. „Du wirst dich nie richtig daran gewöhnen, aber damit leben können.“ „Wenn man es leben nennen kann.“ Ich musste kurz scherzen, wobei er mich nur mit hochgezogener Augenbraue ansah und ich verlegen lächelte. „Sorry.“ Ich drehte mich wieder nach vorne und sah leicht seufzend hin. „Und jetzt?” „Kämpfe. Greife an. Wehre dich.“ „Hä? Wieso sollte ich das tun?“ „weil ich dir nicht helfen werde.“ „Was?“ Ich sah entsetzt zu ihm, während er mir einfach den Rücken zudrehte und zu einem der Bäume ging, wo er sich mit Blick zu mir, mit dem Rücken gegen einen der Bäume lehnte und lächelnd zu mir sah. „Was soll das?“ Ich sah ihn nur weiter fragend an, wobei er schon wieder mit einer Kopfbewegung in eine Richtung deutete, wo ich leicht fragend hinsah. Ich versuchte mich genau darauf zu konzentrieren was er wohl meinen könnte, bis ich es sah. Ich konnte nur schlucken und meine Augen immer mehr aufreißen, denn es waren genau dieselben Wesen, die mich einst im Park attackieren wollte. Genau so widerlich, ekelhaft und vor allem der Gestank brachte mich hier fast in Ohnmacht. Ich blickte weiter hin schockiert auf sie und hoffte das Alucard diese Dinger gleich ausschaltet, was er allerdings nicht tat und weiter nur vor sich hin lächelte, während sie immer näher auf mich zu kamen. „Willst du nichts machen?“ „Warum sollte ich?“ „Aber du kannst doch…..“ Ich verstand was er von mir wollte und schaute kurz zu Boden und dann wieder zu diesen Dingern. Er sagte ja ich solle Kämpfen, nur wusste ich doch nicht wie ich das anstellen soll. Ich meine, vorhin bin ich auch nur automatisch zur Seite gesprungen. Na gut, bis auf einmal. Aber ich wusste doch nicht mal wie ich diese Dinger fertig machen konnte. Ich glaube kaum das sie ein Tritt oder Schlag einfach KO zu Boden gehen lässt, also was soll ich machen? Da mir immer noch nichts einfiel, und sie gerade mal noch ca. 50 Meter von mir weg waren, blickte ich wieder zu Alucard und fragte ihn laut und schnell. Das einzige was er allerdings machte, war das er mit dem Zeigefinger zweimal gegen seine Schläfe tippte und danach wieder zu ihnen sah. „Ich soll nachdenken?“ Ich blickte wieder nach vorne und sah das sie nun fasst genau vor mir waren. Weg zu laufen hatte nun auch keinen Zweck mehr, außerdem hätten sie mich eh verfolgt. Und währe ich vorher schon los gelaufen, wer weiß was Alucard dann gemacht hätte. Denn er wollte ja das ich kämpfe. Also gut. Ich atmete schnell durch und stellte mich dann irgendwie hin, das ich dachte dies schien eine gute Angriff-Stellung zu sein. Dabei zitterten dennoch meine Knie gewaltig, und ehrlich gesagt hätte ich lieber angefangen zu weinen und mich am Boden zusammengekauert. Jedoch ich konzentrierte mich genau auf diese Dinger. So weit ich sah waren es zum Glück nur gerade mal 10 bis 12. Na toll, gerade mal. Das reichte schon. Und ich wusste immer noch nicht was ich machen sollte. Zum Nachdenken hatte ich ja kaum zeit, deswegen tritt und schlug ich einfach zu. Allerdings als sie mich auch versuchten anzugreifen, wich ich jedes mal aus. Und wieder wusste ich nicht wie ich dies eigentlich hin bekam. Ehe ich sehen konnte, und ehe ich es überhaupt realisieren konnte, stand ich schon hinter dem, den ich gerade angreifen wollte und schlug auch zu. Fast so als würde ich erst handeln und dann nachdenken. So war es dann auch bei all den anderen. Jedesmal schlug ich erst zu, und dachte dann nach was ich eigentlich gerade machte. Nach kurzer Zeit stand ich dann einfach nur so in der Gegend rum und sah auf den kleinen Haufen. Ich wollte gerade wieder zu Alucard sehen, als sich diese Teile auch schon wieder rekelten und aufstanden. „Na toll! Und jetzt?“ Ich sah fast panisch zu ihm, wobei er nur leicht seufzte und sich vom Baum weg drückte. Danach kam er zu mir, während ich nur den Teilen auswich, bis er genau neben mir stand und mit seiner Waffe auf sie zielte. Danach schoss er einem nach dem anderen in den Kopf. Und das schneller als ich es überhaupt sehen konnte. „Na super! Das hättest du doch auch gleich machen können! Was währe denn gewesen wenn die Dinger mich irgendwie erwischt hätten?“ Ich schnauzte ihn an, wobei er mir nur kurz gegen die Stirn stupste. Ich schüttelte kurz darauf mein Haupt und sah fragend zu ihm. Was dann passierte glaubte ich nicht. Er bot mir tatsächlich eine seiner Waffen an. Ich starrte nur auf diese. „Na los. Wenn du es schon nicht so hinbekommst, dann will ich wenigstens sehen wie du sie mit einer Waffe aufhältst!“ „Ich soll sie….erschießen?“ „Von mir aus den Kopf abreißen!“ Als er das sagte, blickte ich mit weit offenen Augen in sein Gesicht. „Hattest du das damit gemeint, als du dir an die Schläfe getippt hattest? Ich dachte ich sollte nachdenken!“ Nun schwiegen wir beide, bis er sich umdrehte und seine beiden Waffen wegsteckte. Danach ging er auf einen der Dinger zu und schaute auf ihn herab. Ich ging zu ihm, als er per Handbewegung dies zu mir andeute. Als ich neben ihm stand blickte ich herab. Dies war der einzige der sich noch am Boden bewegte. Ich dachte mir schon dass er ihn ausgerechnet für mich überließ. „Und jetzt?....Einfach…einfach Kopf abreißen?...Das ist doch nicht dein ernst? Wie denn?“ „In dem du ihn anpackst und abreißt! Stell dir einfach vor, es währe der Kopf einer Puppe!“ „Einer Puppe? Ja sag mal, hast du sie noch alle?“ „Entweder er oder du!!“ „Wa……“ Ich konnte nichts weiter sagen, sondern schluckte einfach. Denn nun richtete er wieder seine Waffe auf mich, allerdings mir genau zwischen den Augen. Ich meine, was sollte ich denn sonst machen, als das was er von mir verlangte. Aus diesem Grund drehte ich mich wieder um, und sah hinab. Innerlich versuchte ich meinen Brechreiz zu unterdrücken, und mein zittern weitestgehend zu beruhigen. Ich beugte mich langsam nach unten und streckte meine Hand dabei aus. Dieses Ding sah mich auch noch gerade zu an. Nur aufstehen schien es zum Glück nicht zu können. Doch als ich gerade nach ihm greifen wollte, versuchte es mich zu beißen, wobei ich nur schreckhaft meine Hand nach oben zog und zurück wisch. Nur leider spürte ich da auch schon den Lauf seiner Waffe an meinen Hinterkopf. Also jetzt wünschte ich mir wirklich, ich währe lieber in dem kleinen Zimmer geblieben, und nicht so neugierig gewesen. Ich atmete tief durch und entschloss mich dies so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Ich schaute mit ernstem Blick hinab, schluckte kurz. Danach griff ich ganz schnell ohne auch nur einen Augenblick zu zögern nach unten, und……… Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Kapitel 16: „Eine wunderschöne Nacht…..Der Vollmond scheint. Der Wald liegt im schweigenden Nebel. Die Dunkelheit die uns umhüllt. Wunderschön….Weist du noch. Du fragtest mich was ein Reinblut ist. Ein Reinblut ist ein Kind dessen Eltern zur selben Art gehören…..Bei dir sind dies zwei Vampire. Zwei Geschöpfe der Nacht, der Dunkelheit…..Es gibt nicht sehr viele deiner Art, bzw. Nicht sehr viele die ein Reinblut sind. Das liegt nicht daran, dass es andere nicht versuchten. Ganz im Gegenteil. Es können aber nur bestimmte unserer Art ein Kind zeugen….Deine Eltern gehörten dazu. Sie waren stark…mächtig…stolz….Du hast richtig gehört. Sie waren. Leider sind sie nicht mehr. Warum kann ich dir nicht sagen. Zu diesem Zeitpunkt, war ich…sagen wir mal, ich war an einem Ort gebannt. Aber ich würde sehr gerne wissen, was mit ihnen passierte….Ich kannte sie zwar nicht besonders gut, aber ich wusste, sie waren mächtiger als ich. Dem zufolge war das Wesen, oder das Individuum welches sie besiegte, sogar noch stärker….Es hat meine Neugier geweckt…Genau zu diesem Zeitpunkt, als ich dich im Park sah, wie du an mir vorbei gegangen bist. Ich hätte schwören können, deine Mutter würde an mir vorbei gehen….Erst wollte ich dich ansprechen…fragen was du hier machst. Doch ich erkannte gleich das du doch nicht sie bist. Leider nicht so stark und mächtig. Aber dafür sehr viel Potential….Ich werde dich dazu bringen, genau wie sie zu sein….Wie dieses wunderschöne Geschöpf der Nacht.“ Ich wusste nicht warum er dies alles sagte. Vielleicht lag es daran das ich einfach wie angewurzelt hier stand, und mir eine Träne nach der anderen die Wange runter kullerte. Vor wenigen Augenblicken habe ich einfach so einem dieser Wesen, die vorhin auf mich zuliefen und mich angriffen, den Kopf abgerissen. Ich hielt ihn danach sogar einige Zeit lang in der Hand und sah fast wie berauscht zu, wie jeder Tropfen Blut daraus zu Boden fiel. Alucard, der mir dabei zu sah, ober besser gesagt, mich dazu zwang, stellte sich danach hinter mich. Er steckte seine Waffe weg und legte einen Arm um mich. Er legte ihn genau auf meinen, bis zu meiner Handfläche mit der ich den Kopf fest hielt. Danach legte er sogar noch seine Finger genau auf meine. Fast so als währe mein Arm, meine Hand seine. Er hauchte mir leise und ruhig die Worte „Lass los.“ ins Ohr, aber ich konnte irgendwie nicht. Ich blickte immer noch auf die Bluttropfen die zu Boden fielen. Es war einfach nur berauschend. Alucard strich langsam mit seinen Fingern von meiner Hand den Kopf nach unten. Ich sah richtig zu wie er unter ihn fasste und mit einem Blutroten Zeigefinger meinen Arm nach oben strich. Ich folgte diesem mit meinen Blick. Sah zu wie er ihn über meine Schulter zog, bis hin zu meinen Lippen, die er kurz nach zeichnete. Dabei hauchte er mir nochmals die Worte ins Ohr. Diesmal tat ich was er sagte und schloss meine Augen. Ich musste mich beherrschen, denn ich hätte zu gerne in seinen Finger gebissen, ja, ihn am liebsten sogar abgebissen. Ich unterdrückte den Zwang aber. Als ich hörte wie der Kopf auf den Haufen von Fleisch, Knochen und Blut fiel, öffnete ich meine Augen wieder. Es flossen unzählige Tränen raus, da ich mir bewusst wurde was ich eben tat, an was ich eben dachte. Kurz danach ließ er auch von mir ab und drehte sich von mir weg. Er sah nach oben, und begann zu sprechen. Ich hörte ihn aufmerksam zu, musste aber gestehen dass ich kein Wort dazu rausbrachte. Ich konnte einfach nichts sagen, währe am liebsten einfach weg gerannt, oder sonst was. Als er fertig war drehte er sich mit einem diabolischen Grinsen zu mir zurück und sah mich an. „Kathrin! Du kannst genau so stark und mächtig werden wie ich! Aber nur wenn du endlich aufhörst solchen Abschaum nach zu heulen!“ Mit den Worten ging er an mir vorbei, den Weg wieder zurück. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Danach drehte ich mich ebenfalls um und wollte ihm nachgehen, nur leider war er nicht mehr zu sehen. Nun stand ich hier auch noch vollkommen alleine rum. Ich sah kurz schluckend nach unten auf dem Boden, wischte kurz mit meinen Fingern über meine Lippen, wo er vorhin mit dem Blutverschmierten Finger langzeichnete. Danach sah ich kurz auf diesen. Schluckte abermals und schloss meine Augen um mich nochmals zu beruhigen. Ich wusste das er recht hatte. Es waren keine Menschen, keine richtigen Menschen. Sie wollten mich sogar angreifen, also habe ich nichts Falsches gemacht. Und ich denke kaum das man sie hätte am leben lassen können. Also warum machte ich mir selbst dann solche Vorwürfe? Vielleicht lag es daran, an was ich dachte als ich den Kopf in meiner Hand hielt. Ich fragte mich was wohl schlimmer sei. Diesen hier abzureißen, oder sogar den eines normalen Menschen, und dann einfach genüsslich meine Zunge unter den Hals zu strecken und die Bluttropfen darauf prasseln zu lassen. Ich wusste nicht warum ich solche Gedanken hatte, nur das sie nicht normal waren. Ich öffnete langsam meine Augen, drehte mich nicht noch einmal um, und ging den Weg zurück, welchen ich kam. Ich wollte zurück zu dem Wagen, und hoffte das die anderen bereits wieder da sind, und wir hier weg können. Ich wollte mich nur noch ins Bett legen und etwas schlafen. Die Schule morgen, bzw. heute kann ich mir eh sparen. Und außerdem hat Alucard recht. Was sollte ich dort. Ich hätte vielleicht nur angst irgendjemanden zu beißen. Während ich ging schweiften meine Gedanken etliche male hin und her. Nach einiger Zeit kam ich dann endlich bei dem Wagen an. Es schien noch keiner dazu sein, weswegen ich kurz rein sah in den Wagen. Da dort auch niemand zu finden war, setzte ich mich einfach rein und schloss die Tür. Ich lehnte mich in einen der Sitze zurück und schaute hoch zur Decke. Ich fragte mich wo die anderen blieben, und ob alles gut sei. Als ich dann allerdings ein paar Geräusche hörte, sah ich aus dem Fenster, und musste ein wenig schmunzeln aus Erleichterung. Ich machte die Wagentür auf und stieg aus. Ein paar der Männer, die sich vorhin auf den Weg machten kamen gerade zurück. Ich hielt nun auch Ausschau nach Seras. Immerhin wusste ich ja nicht ob es ihr gut geht, und sie ist immerhin genau so wie ich, und kann mir damit bestimmt bei vielen Sachen hilfreich sein. Die Männer standen nun genau vor dem Wagen. Sie sahen nur ganz kurz zu mir, und dann fingen sie schon an sich zu unterhalten. Eigentlich wollte ich sie fragen, doch spürte gleich eine gewisse Abneigung mir gegenüber, weswegen ich lieber nichts sagte. Nach kurzem kam dann aber auch sie wieder zurück. Sie hatte immer noch diese komische Waffe, die aussah wie eine Bazooka bei sich. Sie lächelte mich kurz an, als sie an mir vorbei ging und sie in den Wagen reinlegte. Danach kam sie wieder zu mir. „Ist etwas passiert?“ Erst wollte ich auf ihre Frage ehrlich antworten, aber dann dachte ich mir, das es wohl nicht sehr klug sei ihr zu sagen was passierte. Ich meine so wie ich sie einschätze, hätte sie sich sicher nur Sorgen gemacht. Irgendwie dachte ich mir so, das sie bestimmt eine Art große Schwester ist. „Ist alles ruhig gewesen. Habe mir nur Sorgen um euch gemacht.“ „Ach so. Also wir sind hier fertig und fahren jetzt zurück.“ Ich lächelte nur und stieg auch gleich ein, nachdem sie es sagte. Dann stiegen auch schon die anderen ein und wir fuhren zurück. Aber irgendwie dachte ich, es seien mehr Männer gewesen, die mit uns fuhren. Naja, hatte mich vielleicht nur geirrt, oder aber…. „Seras. Sag mal, sind einige von Männern…“ „Sie haben es leider nicht geschafft. Aber das gehört dazu.“ Ich musste wieder kurz schlucken und sah dann gen Boden. „Keine Angst Kathrin. Dir wird schon nix passieren.“ ‚Ja klar, weil auch. Hatte man ja gesehen.‘ Innerlich schüttelte ich nur mit dem Kopf. Nach einiger Zeit kamen wir dann endlich wieder bei dieser riesen Villa an, und stiegen aus. Ich wollte nur schnell runter in das Zimmer, oder besser gesagt in mein zimmer, und mich dort ins Bett legen. Ich war richtig müde. Seras begleitete mich den Weg entlang und redete gut auf mich ein, von wegen das ich keine Angst zu haben bräuchte und sie schon auf mich aufpassen würde. Als wir kurz vor der Treppe zum Keller waren, hielt sie allerdings plötzlich an, und bat mich dann alleine weiter zu gehen. Ich sah sie etwas fragend an, wobei sie allerdings nur lächelte, sich umdrehte und den Gang zur Treppe ging, wo sie sich hochbegab. Ich schaute ihr noch kurz nach, und ging dann nach unten in den Keller. Dort gleich in mein Zimmer, wo ich mich schnell umzog und mich in die Kissen legte. Ich war Tod müde und wollte nur noch schlafen, was recht schnell klappte und ich auch einschlief. Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- Kapitel 17: Als ich langsam aufwachte, spürte ich, wie irgendwas über mein Gesicht strich. Ich öffnete zaghaft meine Augen, und saß dann fast senkrecht im Bett. „Was machst du hier?“ „Es ist bereits Nacht. Du solltest langsam aufstehen.“ Während ich fast am Herzinfarkt gestorben währe, saß Alucard doch tatsächlich auf meiner bettkannte und sah mich fast grinsend an. Ich wusste überhaupt nicht was das eigentlich sollte. Er stand dann jedenfalls auf, und ging zum Tisch, während ich noch immer hier saß, als sei mir gerade sonst was passiert. Langsam beruhigte ich mich aber, und richtete mich auf. Ich sah nun leicht knurrend zu ihm. „Ich wollte wissen was du hier machst?“ „Dich wecken.“ „Ging das nicht anders, als mir nen Herzkasper einzujagen?“ Er sah mich kurz fragend an, musste dann aber lächeln und setzte sich an den Tisch. „Du solltest dich umziehen, oder möchtest du so trainieren?“ „Trainieren?“ Ich war noch immer fast im Halbschlaf und musste erst einmal richtig wach werden, weswegen ich mich auf die bettkannte setzte und mich dann erst mal streckte. Nach kurzer Zeit wurde ich dann langsam munter und ging zu ihm an den Tisch. Ich setzte mich ihm gegenüber, während er mich nur abwartend ansah. „Denk ja nicht, ich ziehe mich um während du zuguckst.“ „Ich hab schon mehr gesehen.“ „Das wollte ich gar nicht wissen!“ Nun musste er wieder lächeln und stand auf. „Dann werde ich die Lady gerne alleine lassen. In 5 Minuten oben.“ „5 Minuten? Hallo? Weist du eigentlich wie lange ich morgens brauche?“ „Wir haben es aber bereites nach 20 Uhr.“ Mit den Worten verließ er das Zimmer, während ich nun leicht irritiert ihm nach sah. „Nach 20 Uhr?“ Ich blickte gleich auf die Uhr, und erkannte dass es tatsächlich schon so spät war. Ich hatte den ganzen Tag verschlafen. Ich richtete mich dann jedenfalls schnell auf, und ging zum Schrank. Allerdings war ich immer noch so müde, das ich nur mit Müh und Not alles zusammenfand und dann fast schleifend in das Bad auf dem Gang ging. Ich schloss mich dort ein und machte mich fertig, danach ging ich wieder zurück in mein Zimmer. „Du schon wider?“ Als ich das Zimmer betrat, saß Alucard schon wieder am Tisch, nur diesmal mit Blickrichtung zur Tür. „Wenn du nach 5 Minuten nicht auftauchst.“ „Ich sagte, dass ich länger brauche.“ Ich ging an ihm vorbei zum Schrank und packte meine Schlafsachen rein. Danach ging ich wieder zu ihm und setzte mich an den Tisch. „Außerdem habe ich jetzt erst mal hunger.“ „Dann iss etwas.“ „Haha! Sehr lustig. Und was? Ich bekomme doch nichts runter!“ Als ich das sagte, lächelte er mich nur diabolisch an, und ich wusste genau was das bedeutet. „Vergiss es! Ich will kein Blut mehr trinken!“ „Du wirst dich nicht zurückhalten können, wenn dein Durst überhand nimmt.“ Ich setzte mich schmollend und mit verschränkten Armen hin. „Gibt es denn wirklich keinen anderen Weg?“ „Du wirst dich damit abfinden müssen. Das was du früher gegessen hast, kannst du höchstens noch in Erinnerung schmecken.“ Wieder seufzte ich nur und wusste ja eigentlich schon, dass er recht hatte. Aber dennoch, ich hätte so gerne eine Schüssel Müsli, oder ne Toast-Scheibe gegessen. Alucard stand jedenfalls auf und begab sich zur Tür. Erst wollte ich ihm folgen, bis er mir sagte, dass er mir nur was zu trinken holen geht und gleich wieder kommt. Daher setzte ich mich seufzend wieder an den Tisch und wartete einfach. Nun war ich schon einen Tag hier, und habe ziemlich viel erlebt. Und dazu auch noch sehr viel über mich erfahren, was ich hätte am liebsten niemals gewusst. Ich wartete ein paar Minuten, bis er auch schon zurück kam. Er hatte wieder eine dieser Flaschen in der Hand, und in der anderen, zwei Weingläser, wo ich nur etwas fragend hinsah. Er stellte alles drei auf den Tisch, und schenkte in die beiden Gläser ein. „Wieso zwei?“ „Weil ich ebenfalls etwas trinken möchte.“ „Ach so.“ innerlich gab ich mir kurz eine kleine Ohrfeige, da ich mir dies hätte ja auch denken können. Als er fertig war, stellte er die Flasche auf die Mitte des Tisches und setzte sich mir wieder gegenüber. Er erhob eines der Gläser und lächelte mich an. Ich schluckte nur und griff zaghaft zu dem anderen. „Du solltest deine Scheu langsam überwinden. Du weist doch das es dir schmeckt.“ Wiedermal hatte er recht, nur warum er nicht auch sah, das es mich sehr viel Mut kostete dies zu tun. Es war ja nun nichts Alltägliches für mich. Aber ich musste mich auch daran gewöhnen, das wusste ich auch. Ich führte das Gals vorsichtig zu meinem Mund und hielt kurz davor an. Wieder sah ich nur auf die rote Flüssigkeit im dem Glas. Der Geruch von Blut stieg direkt in meine Nase, und lies mir auch schon das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ich trank gleich danach den gesamten Inhalt des Glases aus und stellte das Glas wieder wie berauscht auf den Tisch. „Deine Augen funkeln sogar noch röter.“ Ich sah gleich nach vorne, wo mich Alucard nur anlächelte und langsam sein Glas zum Mund führte. Er setzte es langsam an seinen Lippen an und trank genüsslich einen Schluck, danach stellte er es wieder auf den Tisch und lächelte mich weiter an. Ich verstand gerade überhaupt nicht, was diese Aussage eben von ihm sollte, weswegen ich ihn weiter nur fragend ansah. „Deine Augen. Wenn du trinkst. Sie funkeln noch schöner.“ Mit den Worten stand er auf, und schenkte mir nach. Da ich immer noch meine Hand an dem Glas hatte, stand es in meiner unmittelbaren Nähe, und ich roch erneut diesen, für mich wundervollen Geruch. Wieder konnte ich mich nicht beherrschen und trank es einfach schnell aus. „Du wirst noch lernen dich zu zügeln. Aber erst einmal muss sich dein Körper an diese Umstellung gewöhnen. Also trink ruhig und halte dich nicht zurück.“ Wieder schenkte er mir nach, wobei ich kurz fast flehend zu ihm sah, es aber nichts nützte und ich auch dies trank. Danach stellte er allerdings die Flasche wieder auf den Tisch und setzte sich hin. Er sah mich wieder leicht schmunzelnd an, und erhob sein Glas. Er ließ es kurz in seiner Hand schwenken. „Irgendwann wirst du dich beherrschen können, und es nicht mehr so gierig hinunterschlingen. Bis es aber so weit ist, habe keine angst davor.“ Mit den Worten führte er sein Glas wieder zum Mund und trank langsam den Inhalt aus. Danach stellte er es auf den Tisch und lächelte mich wieder an. „Ich hoffe dein Durst ist nun gestillt und wir können mit dem Training beginnen.“ Alucard sah mich schmunzelnd, aber auch abwartend an. Durst, bzw. Hunger hatte ich keinen mehr. Obwohl ich sicherlich auch noch den Rest aus der Flasche getrunken hätte, also nickte ich ihm einfach nur zu und wir standen auf. Wir verließen zusammen das Zimmer, er vorweg und ich ihm nach. „Worin besteht eigentlich das Training?“ „Warts ab.“ Ich seufzte leicht, denn ich hatte mir wenigstens eine klare Antwort erhofft. Immerhin muss ich doch wissen, was ich trainieren soll, aber naja, mal sehen. Wir gingen jedenfalls nach oben und verließen auch gleich das Gebäude. Danach gingen wir über den großen hof, auf eine Art Freigelände. „Was ist das?“ „Übungsgelände.“ „Und für was?“ „Schießen.“ „Schießen? Na toll. Das kann ja was werden.“ Wir gingen weiter, bis wir tatsächlich zu so etwas wie einem Schießstand kamen. Er blieb vor einer Abzäunung stehen und fasste dann nach hinten. Er holte eine Waffe vor und reichte sie mir. „Dies ist nur eine Übungswaffe. Wenn du genug geübt hast, werde ich dir eine bessere geben.“ Ich sah dir Waffe nur an, sie annehmen wollte ich eigentlich nicht, jedenfalls bis ich in seine Augen sah. Lächeln tat er nicht, sondern mehr mich nur abwartend ansehen. Ich wusste ganz genau, würde ich es nicht machen, würde er mich sicher irgendwie anders dazu drängen. Also nahm ich die Waffe an mich und drehte mich zu den Zielscheiben um. „Einfach nur drauf schießen?“ „Naja, vorher zielen währe nicht schlecht.“ Ich musste kurz lachen und sah dann zu ihm. Danach drehte ich mich wieder um und setzte die Waffe an. „Zielen und Schießen?“ Ich hätte auch nie gedacht, dass ich jemals dies machen müsste, aber ich probierte es. Besser als irgendjemanden den Kopf abzureißen war es auf alle male. Als ich das Ziel anvisieren wollte, musste ich kurz die Waffe runter nehmen und mir über die Augen streichen, danach setzte ich sie wieder an. „Komisch….kommt das Ziel auf mich zu?“ wieder sank ich die Waffe und sah hin. „Was zum….“ „Ziele, und dann schieße einfach.“ Ich zuckte kurz mit der Schulter und machte es dann. Wieder visierte ich an, und die Zielscheibe kam wieder näher auf mich zu. Ich wusste einfach nicht warum, aber es kam mir fast so vor, als würde ich genau davor stehen. Aus diesem Grunde drückte ich auch ab. Als ich dies tat, erschrak ich allerdings erst mal durch das laute Geräusch und sah dann leicht zittrig zu Alucard, der nur lächelte und mir zunickte. Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- Kapitel 18: Ich stand immer noch bei dem Schießstand und hielt die Waffe in der Hand. Dabei sah ich leicht zittrig zu Alucard, der mich anlächelte und nickte. „Perfekt in die Mitte.“ Ich sah gleich zur Schielscheibe, erkannte aber nicht ob ich wirklich getroffen hatte, oder nicht. „Wirklich in die Mitte?“ Er nickte wieder nur und drehte sich erneut zur Zielscheibe. „Noch mal.“ Ich seufzte und drehte mich wieder hin. Eigentlich wollte ich gar nicht, immerhin wozu denn? Na gut, bis auf diese komischen Dinger, die mich gestern Nacht angriffen. Ich seufzte wieder nur und legte die Waffe erneut an. Wieder sah ich konzentriert auf die Zielscheibe, und wieder kam es mir so vor, als würde ich mich ihr nähern. Dabei erkannte ich tatsächlich ein kleines Einschussloch in der Mitte der Scheibe. „Wow…“ „Was?“ „Ach nichts.“ Ich atmete kurz tief durch und schoss dann erneut. Dabei erschrak ich allerdings genau wie bei dem Schuss zuvor und hätte diesmal sogar die Waffe fallen lassen. „Naja.“ „Hä?“ Ich sah leicht zittrig zu Alucard der mich nun nicht mehr lächelnd, sondern mit einem fast gleichgültigen Gesichtsausdruck ansah. „Der Schuss ging daneben.“ „Ach? Naja, war der erste eben Glückstreffer.“ Ich kicherte kurz, hörte dann aber auf. „Dann wirst du ab jetzt so oft schießen, bis du mindestens 10 mal hinter einander ins Schwarze triffst.“ „WAS?“ Ich sah ihn nur schockiert an, während er mir den Rücken zudrehte und weg ging. „Hey!...Und was…Und was wenn mir die Munition ausgeht?“ „Dann hol dir neue.“ ‚Na super. Und woher? Sie mir aus den Rippen schneiden?‘ Ich schmollte leicht und drehte mich dann wieder zur Zielscheibe. „Super, jetzt kann ich auch noch die Nacht über hiermit verbringen.“ Kopf schüttelnd legte ich die Schusswaffe wieder an und konzentrierte mich. Ich wollte nur so schnell wie möglich die 10 Schüsse hintereinander hinbekommen. Erst wollte ich auch einfach nur gehen, aber dachte mir dann das er dies eh mit bekommt, leider. Also machte ich einfach weiter. Ständig versuchte ich in die Mitte zu treffen. Ein paar mal schaffte ich es auch hintereinander, aber dann wurde ich immer wieder durch den Rückstoß etwas zittriger und auch ängstlicher, wobei der darauffolgende daneben ging. Nach kurzem hatte ich dann auch keine Kugeln mehr drinnen und ließ meinen Kopf leicht bedrückt hängen. „War ja klar.“ Ich drehte mich einmal um die Achse und machte mich dann auf die Suche nach neuer Munition. Dafür ging ich einfach nach links weg auf ein kleines Gebäude, genau neben den Schießstand zu. Ich dachte mir, dass dort eventuell etwas drinnen sein könnte. Als ich es betrat, standen dort wirklich etliche Waffen rum. Nur woher bitteschön sollte ich denn wissen, welche Munition jetzt genau die passende für diese Waffe ist? Ich ging einfach auf ein paar Schachteln zu, die auf einem Regal standen und machte diese auf. Kugeln waren drinnen, aber ob die richtigen? Und dann noch was. Wie sollte ich die auswechseln? Ich hatte doch keine Ahnung von sowas. Während ich immer noch verzweifelt hier stand und nicht weiter wusste, betrat plötzlich jemand den Raum. Ich drehte mich sofort hin, und ließ dabei einer der Schatullen fallen, wobei nun sämtliche Patronen darin sich im Raum verteilten. „MIST!“ „So erschrocken?“ Ich sah etwas verlegen zur Tür hin und räusperte mich dann kurz. „Nein, tut mir leid. Nur…überrascht.“ „Also doch erschrocken.“ „Naja, vielleicht ein bisschen.“ Während ich immer noch etwas verlegen hier stand und vor mich hin lächelte, kam ein ziemlich gut aussehender Mann auf mich zu. Er war ungefähr 1,85 Meter groß, hatte kurze dunkelblonde Haare und dunkelbraune Augen. „Darf ich fragen was du hier machst?“ „Hä?“ „Was du hier in der Waffenkammer machst?“ „Hä….Ach so, ja. Tut mir leid…Ähm..ich…ich wollte die Munition hier auswechseln.“ Ich hielt ihm die Waffe hin und lächelte dabei weiter in seine Richtung. Er nahm die Waffe an sich und sah sie sich genau an. „Nicht schlecht. Eine Einundzwanziger Sabroa.“ „Ah ja…keine Ahnung.“ „Ist eine sehr gute Waffe.“ Er ging an mir vorbei zu den Schachteln und kramte darin rum. „Für die benötigt man 11,5 Millimeter Geschosse.“ Ich sah nur fragend zu ihm, immerhin kannte ich mich damit ja nicht aus. Danach wechselte er auch noch die Patronen aus, und gab mir die Waffe zurück. „Du solltest vorsichtig damit umgehen.“ „Ähm. Danke.“ Ich lächelte ihn immer noch an. „Du hast keine Ahnung von Waffen, stimms?“ „Ertappt.“ Wir mussten beide lachen, wobei er noch mit dem Kopf schüttelte und sich eine andere Schusswaffe zur Hand nahm. „Dies hier ist eine normale Schusswaffe, besonders gut geeignet zum trainieren. Deine hingegen ist eigentlich eine sehr seltene.“ „Ach ja? Also Alucard sagte aber, das die extra fürs Probeschießen sei.“ „Alucard?“ „Jep. Er hat sie mir gegeben und gesagt, ich soll damit üben.“ Nachdem ich Alucard erwähnte, sah mich der Typ nun ziemlich komisch an. „Er hat dir die Waffe gegeben? Wieso?“ „Zum üben.“ Anscheinend verstand er es genau so wenig, wie ich. „Ach, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Kathrin.“ „Marcus.“ Er nickte kurz zu mir und sah mich dann weiter irritiert an. Nun seufzte ich leicht und drehte mich um. „Naja, dann danke Marcus. Vielleicht sieht man sich ja nochmal.“ Ich verließ gleich das Gebäude und ging schleifenden Schrittes zurück zu der Zielscheibe. Jedenfalls wusste ich jetzt, dass ich Alucards Namen lieber nicht mehr in einer Unterhaltung erwähnen sollte. Als ich bei der Zielscheibe ankam, machte ich dort weiter, wo ich vorhin aufhörte. Wieder traf ich ein paar mal hintereinander, und dann mal wieder nicht. Seufzend legte ich die Waffe auf die Abgrenzung aus Stahl und wusste einfach nicht, wie ich 10 Treffer hintereinander schaffen sollte. „Soll ich dir die Patronen erneut auswechseln?“ „Marcus?“ Ich drehte mich schnell zu ihm, während er eine Schachtel voll Munition neben meine Waffe stellte. „Tut mir leid, wenn ich eben etwas eigenartig reagiert habe. Aber es ist auch etwas seltenes.“ „Schon gut.“ Ich lächelte wieder nur, wobei er die Waffe wieder an dich nahm und die Kugeln austauschte. „Hast du schon einmal geschossen?“ „Naja, die zwei Magazine eben.“ „Soll ich dir zeigen wie es geht?“ „Wirklich? Würdest du das tun?“ Überglücklich strahlte ich zu ihm, während er nur nickte und sich dann hinter mich stellte. Ich drehte mich gleich zur Zielscheibe um und legte die Waffe wieder an. Marcus legte dabei seine Hände auf meine und stellte sich ganz dicht an mich ran. „Immer schön das Ziel im Auge behalten.“ Das war bei mir ja nicht das schwere, vor allem da ich es eh genau vor mir sah. „Und lass dir ruhig bei den ersten Schüssen zeit. Wenn du oft genug geübt hast, geht es schneller und einfacher.“ Ich nickte nur schluckend und zielte wieder richtig. Dabei fing ich auch wieder an leicht zu zittern, nur unterdrückte Marcus das, in dem er meine Hände einfach fester hielt. Als ich den ersten Schuss abgab, wurde ich wieder nach hinten gedrückt, näher an Marcus ran, der mich abstützte. „An den Rückstoß gewöhnst du dich auch noch. Und nur keine Angst, solange du nach vorne zielst, kann dir nichts passieren.“ Wieder nickte ich und stellte mich richtig hin. Ich war wirklich froh, das er hier war und mir half. Außerdem musste ich sagen, dass er mir auch gefiel. Innerlich hoffte ich nur, dass es ihm vielleicht genau so ging. Na egal. Er blieb jedenfalls die ganze Zeit mit Rat und Tat hinter mir stehen und half mir. Nach gut 10 Schüssen hatte ich dann tatsächlich alle in der Mitte versenkt und freute mich wahnsinnig. „10 Mal hintereinander!! 10 Mal hintereinander!!“ „Ist ja gut.“ Während ich mich immer noch wahnsinnig weiter freute, sah er mich nur lächelnd an und verstand anscheinend nicht warum. „Für den Anfang wirklich nicht schlecht.“ „Jep. Außerdem habe ich jetzt bestimmt die restliche Nacht nur für mich.“ „Wie meinst du denn das?“ „Naja, Alucard sagte, 10-mal hintereinander ins Schwarze und das tat ich. Also habe ich jetzt sicher frei.“ „Und das heißt?“ Ich überlegte erst einmal, was ich jetzt machen könnte, während er die Waffe und die Munition an sich nahm und dann zu mir blickte. „Keine Ahnung. Aber jedenfalls nicht hier am Schießstand meine Zeit vergeuden! Nein nein nein!!“ Ich schüttelte regelrecht meinen Kopf dabei. Nun musste er auch noch lachen und ging an mir vorbei. „Und du?“ „Ich werde erst einmal die Sachen sicher lagern.“ „Ok.“ Ich sah ihm lächelnd nach, während Marcus zum Gebäude ging und dann auch darin verschwand. „Er scheint es dir angetan zu haben.“ „Er ist aber auch niedlich.“ „Zum anbeißen?“ „Oh ja…….“ Ich drehte mich erschrocken um und sah plötzlich Alucard hinter mich stehen. „Du? Was willst du hier?“ „Ich hörte wie jemand immer zu »10 mal hintereinander« schrie.“ Er lächelte mich richtig hinterlistig an, und äffte mich sogar ein wenig nach. „Ja und? Habe ich doch auch!“ „Gut, dann können wir weiter machen.“ „Hä? Ich dachte ich hätte frei.“ „Wie kommst du darauf?“ Er drehte sich wieder um und ging los. Ich seufzte nur, blickte kurz zum Gebäude und folgte Alucard dann. Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- Kapitel 19: Ich fand es richtig schade, dachte eigentlich ich könnte etwas mit Marcus unternehmen, aber nun ja…war auch nur Wunschdenken meiner seits. Sicherlich interessierte er sich nicht mal für eine wie mich, vielleicht wusste er nicht mal was ich war, und wenn er es rausgefunden hätte dann hätte er mich sicherlich stehen lassen oder schlimmeres. Ich musste richtig dabei seufzen als wir gerade ins Gebäude rein gehen wollte. Doch blieb Alucard dann stehen, drehte sich aber nicht zu mir um. „Vergiss ihn.“ „Was?...aber wieso denn?“ Er beantwortete mir nicht meine Frage sondern ging einfach weiter. Ich hingegen drehte mich noch einmal um, und konnte sehen wie er gerade zurück kam zum Schießplatz und nach mir zu suchen schien. Es tat mir nun doch richtig leid, und ich wäre am liebsten zu ihm gegangen, wusste aber nicht was Alucard dann angestellt hätte. Also begab ich mich seufzend ins Gebäude, wo wir gleich wieder nach unten gingen. Also wenn ich jetzt nur im mein Zimmer hier zurück sollte, dann hätte ich auch oben bleiben können. Aber nein, dies wollte ja anscheinend der Herr hier nicht, warum auch immer. Jedenfalls kam es dann wirklich so wie ich es mir gedacht hatte. Wir gingen in mein Zimmer, wo er sich gleich zu mir umdrehte und per Kopfbewegung auf ein Buch deutete. Ich sah ihn sofort verständnislos an und ging dann zu diesem hin, nahm es an mich ran. „Mythen und Legenden des 20. Jahrhunderts?“ Ich drehte mich nun wirklich mehr als perplex zu ihm um. Wieso sollte ich denn so einen Mist lesen? Er jedenfalls ging wieder zur Tür. „Wenn du fertig bist kannst du dich schlafen legen.“ Mehr sagte er nicht und verließ das Zimmer, schloss dabei hinter sich die Tür. Ich sah ihm noch immer verständnislos hinterher, und dann auch auf die geschlossene Tür, schmiss das Buch dann aber nur in die Ecke. „So ein Mist!...Warum muss ich so einen Schwachsinn lesen?“ Fragte ich mich nur und setzte mich dann aufs Bett. Ich ließ mich zurück fallen und sah hoch zur Decke, doch konnte ich dabei ein kleines grinsen nicht von meinen Lippen weg bekommen. Ich musste gerade die ganze Zeit an den süßen Mann denken. Er war aber auch wirklich zum anbeißen…Nein!..Nicht zum anbeißen!! An was dachte ich da eigentlich? An so etwas durfte ich nicht mal denken! Ich wuschelte mir selbst kurz durch die Haare und schrie dabei kurz auf, alleine um diese Gedanken aus meinen Kopf zu bekommen. Doch kurz danach kam auf einmal jemand in mein zimmer gestürmt. Ich sah gleich verwundert und irritiert hin, sah dann aber Sera dort stehen, dich mich fast panisch ansah. „Was hast du?“ Ich sah nur weiter fragend zu ihr und zuckte dann nur mit den Schultern. „Nichts.“ „Nichts? Aber du hast geschrienen.“ „Ja…aber nur so..“ Ich wollte ja nicht sagen weswegen, dachte es kommt etwas komisch rüber, wenn ich sage das ich mir gerade den Kopf über einen typen zerbreche. Sie jedoch schüttelte dann nur etwas den Kopf und lächelte dann aber wieder. „Gut, wenn nichts ist gehe ich wieder.“ Damit schloss sie die Türm nachdem ich ihr nochmal zunickte und mich wieder zurück ins Bett fallen ließ. „Wo bin ich hier nur rein geraten?...Mam…bitte…komm schnell wieder her und hol mich hier raus…“ Als ich meine eigenen Worte nochmal kurz Review passieren ließ, wurde ich traurig. Immerhin wusste ich ja nun, das sie wieder in Frankreich waren, und mich hier alleine zurück gelassen hatten, wurde dabei wieder traurig. Es verging etliche Zeit bis ich mich aufrichtete, aber nicht um mir das Buch vorzunehmen, nein sondern um das Zimmer hier zu verlassen. Ich wollte mich jetzt einfach etwas bewegen, und nicht die ganze Zeit dort unten verbringen, auch nicht in Selbstmitleid vergehen. Als ich oberhalb der Treppe stand, fragte ich mich aber schon wo ich jetzt hingehen sollte. Nach kurzem Nachdenken verließ ich das Haus wieder, ging auf dem Hof ein wenig hin und her. Das Grundstück verlassen konnte ich sicherlich nicht, bestimmt würde er mich wieder daran hindern. Also ging ich nur hier so herum, bis ich einmal ums Gebäude herum ging, und in einen Garten blickte…wenn man dies so nennen konnte. Ich setzte mich dort auf den Boden, zum Glück war dieser Trocken. Dann sah ich nach oben in den Nachthimmel, aber nur für einen Moment, ehe ich meine Augen schloss und mich ganz nach hinten fallen ließ. Nun lag ich hier, auf dem kalten Boden, mitten in der Nacht und vernahm nur Geräusche von irgendwelchen Unterhaltungen die in meiner Nähe geführt wurden. Ich hörte aber nicht hin, denn es interessierte mich auch kein bisschen. „Hat die junge Dame sich entschieden hier auszuruhen nach der kleinen Übung?“ Ich erschrak sofort und riss meine Augen auf, sah dabei wieder in zwei dunkelbraune Augen, musste dann aber lächeln. „Ein wenig ja.“ „War es so anstrengend?“ Er setzte sich zu mir hin, wobei ich mich etwas aufrichtete und dann nach vorne blickte. „Nachdem du mir geholfen hattest ging es eigentlich.“ „Und dennoch hast du mich dann dort stehen lassen.“ „Ja…naja, weißt du…..tut mir leid…“ Ich wollte ihm nicht sagen, das mich Alucard sozusagen von dort weg geholt hatte, wusste nicht wie dies bei ihm rüber kommen würde und seufzte dann nur etwas. „Ist schon gut, ich dachte mir schon das du etwas anderes vor hast…auch wenn du sagtest du hättest nun frei.“ „Ich wünschte es wäre so.“ Nun ließ ich mich wieder zurück fallen und seufzte dabei erneut. „Also kein Frei?“ „Jedenfalls wenn es nach anderen geht nicht.“ „Und wenn es nach dir ginge schon?“ „Ja…“ sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen, wobei Marcus nun aufstand und mir seine Hand reichte. Ich sah sie kurz an und nahm sie dann an, wobei er mich hochzog und ich ihn nun mit seitlich geneigten Kopf ansah. „Würdest du mich begleiten? Ich wollte meinen Feierabend gerade beginnen.“ „Feierabend?“ Nun musste er kurz lachen und wank dann ab. „Wenn du nicht möchtest, dann..“ „Nein!...ich meine..ja…also ich würde gerne..“ Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte, immerhin fragte mich noch nie ein Junge ob ich mit ihm die Zeit verbringen könnte, aber ich stimmte dann doch zu und freute mich richtig. Endlich mal wieder etwas Normalität. Ich ging also mit ihm zusammen los und dann neben ihm her auf dem Weg zu einer Art Garage, die aber mehr wie eine riesengroße Tiefgarage aussah, so viele Wagen wie dort drinnen stand. Er ging jedenfalls auf einen blauen Audi drauf zu und schloss ihn auf, bat mich einzusteigen was ich auch gleich machte. Jedenfalls würde mich hier drinnen keiner sehen, wenn ich durchs Tor ginge..hatte auch sein gutes, vielleicht kam ich so mal alleine von hier weg. Und dann fuhr er auch schon los, während ich mich gerade anschnallte. Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Kapitel 20: Liebe Mam, lieber Dad, wenn ihr mich jetzt nur sehen könntet. Ich sitze in einem Wagen, zusammen mit einem jungen Mann, der einfach nur heiß aussieht. Wir fahren gerade durch die Straßen von London, kamen ohne Probleme durch das Tor durch. Erst hatte ich natürlich Angst, dass sie mich nicht durch ließen. Doch ich schloss meine Augen und biss die Zähne festzusammen, tat so als würde ich dabei schlafen. Marcus sah mich im Nachhinein zwar etwas skeptisch an, ich lächelte aber nur und sagte dazu nichts. „Wohin geht’s denn?“ „Ich weiß noch nicht…was hältst du denn von einer kleinen Bar?“ Ich sah ihn mit großen Augen an, immerhin war ich ja noch nie in einer, was wohl auch an meinem Alter lag, immerhin durfte ich ja rein vom Gesetz her noch keinen Alkohol zu mir nehmen, doch ihm sagen wie alt ich war, wollte ich auch nicht. Ich hatte Angst, dass er dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, vielleicht war ich ihm ja dann zu jung, deswegen nickte ich dann einfach und hoffte niemand würde mich nach einem Ausweis fragen. Vor allem trinken konnte ich ja so oder so nichts, bekam es ja leider nicht runter. Obwohl, Alkohol hatte ich ja noch gar nicht probierte…sollte ich vielleicht auch lieber nicht. Wir kamen nach etwa 20 Minuten fahrt endlich an, während der Fahrt redeten wir so gut wie kaum mit einander etwas, nun gut, ich redete kaum, er hingegen erzählte schon einiges von sich, wobei ich wie gebannt zu hörte. Als wir ankamen stieg ich gleich aus und er folgte mir dann, ging vor mir weg und ich hinter ihm her. Mein erster Besuch in einer Bar, ich sah mich gleich fasziniert um. Es war eine kleine Bar, etwa 6 Tische, eine kleine Theke am rechten Rand der Wand. Es waren auch nicht viele Leute hier, etwa nur 8 bis 9, dazu noch der Barkeeper, wenn man den auch hier so bezeichnete, ich wusste es ja leider nicht. Marcus ging mit mir zusammen zu einem kleinen Tisch in eine hintere Ecke, und fragte mich gleich was ich haben wollte, wusste es aber nicht und daher bestellte er einfach für uns beide jeweils ein Bier. Nun hatte ich natürlich das Problem es zu trinken. Wie sollte ich es vor seinen Augen machen? Zum Glück schien er einige von den Leuten hier zu kennen, unterhielt sich mit denen, während ich ab und an heimlich etwas von dem Bier in eine nahegelegene Pflanze kippte. Diese tat mir zwar leid, aber lieber sie als ich. Somit sah es wenigstens so aus, als würde ich etwas davon trinken und zu mir nehmen. Nach etwa einer halben Stunde, die wir hier saßen und uns mit zwei anderen Männern unterhielt..nun gut, sie unterhielten sich, ich hörte gebannt zu und musste dabei lachen als sie von irgendwelchen Aktionen in ihrem Berufsalltag sprachen, fragte mich Marcus dann ob ich Lust hätte mit ihnen etwas Dart zu spielen, wozu ich gleich ja sagte, weswegen er sofort Pfeile holen ging. Ich ging derweil schon mal zu der Dartscheibe. Als er wieder zu mir kam, reichte er mir rote Pfeile, und sagte zur Farbe meiner schönen Augen. Er war der erste, welcher meine Augenfarbe schöne fand, und nicht mal Angst zu haben schien vor mir. Also was er auch immer macht bei dieser komischen Organisation, er scheint keine Ahnung zu haben was ich bin, und darüber freute ich mich richtig, denn nun konnte ich wirklich ganz normal sein. „Sieh es als kleine Übung an.“ „Übung?“ „Ja, Zielübung.“ Sagte er etwas belustigend, wobei ich nur lächeln konnte und dann schon anfing. Mein erster Wurf war auch nicht schlecht, gesamt hatte ich 35 Punkte geworfen. Ok, Marcus war besser als ich, er hatte gleich zwei Mal in die Mitte und einmal in die 20 geworfen gehabt, aber über mein Ergebnis war ich dennoch stolz. Dann warfen die anderen beiden Männer, und ich musste mir eingestehen das ich die schlechteste hier war. Aber zu meiner Verteidigung, es war mein erstes Mal das ich dies spielte, und es machte mir auch noch spaß. Wir lachten, spielten Dart, und tranken einige Biere..oder zumindest die drei und die Pflanze in der Ecke, welche schon anfing etwas ihre Blätter hängen zu lassen, hoffentlich findet niemals jemand raus wieso eigentlich. Doch dann wurde es Zeit das wir wieder gingen. Wir hatten es gerade kurz nach ein Uhr nachts, als wir vor der Bar standen und Marcus lächelnd die Tür hinter uns schloss. „Und, hat es dir gefallen?“ „Und wie, es hat richtig Spaß gemacht…vielen Dank.“ „Keine Ursache, aber beim nächsten mal, sag mir ruhig das du kein Bier magst, du musst es nicht in die Pflanze rein kippen.“ Er ging augenzwinkert an mir vorbei und hielt mir die Autotür auf, wobei ich nur verlegen mich rein setzte und er mir dann folgte. „Soll ich dich wieder zurück fahren?“ Ich senkte meinen Blick bei seiner Frage etwas, denn eigentlich wollte ich ungern wieder dorthin. Immerhin wusste ich ja nicht was dann passieren wird, wenn die mit bekamen das ich weg war, aber nicht nur das. Ich hatte keine Lust schon wieder in diesem Kellerloch zu schlafen, und wieder fragte ich mich, wieso ich nicht eines von den vielen Gästezimmer bekam, musste dabei seufzen. „So wie es aussieht wohl nicht. Nun ja, wenn du möchtest kannst du auch den Rest der Nacht bei mir verbringen.“ Nun sah ich mehr als irritiert zu ihm hin, wobei er nur lachte. „Keine Sorge, auf der Couch im Wohnzimmer natürlich.“ „Wirklich?“ „Ja, natürlich.“ Ich nickte sofort, dies war um etliches besser als dort die Nacht zu verbringen, und außerdem konnte ich dann noch etwas mit ihm zusammen sein, der einzige der im Moment mehr als normal war, ich freute mich richtig darüber. Nach einiger Fahrtzeit kamen wir auch an und ich stieg wieder als erstes aus, sah mich gleich um. Es war eine Straße in der es nur Wohnblocks gab, die etwa sechs bis sieben Stockwerke hoch waren. Er ging gleich mit mir zusammen auf eines zu, das die Nummer 2 hatte und wir betraten es zusammen. Es ging dann vier Etagen nach oben, wobei ich doch schon etwas geschafft war als wir oben ankamen. Und dabei dachte ich, ich sei irgendwie besser als Menschen, tja von wegen sage ich dazu nur. Dann ließ er mich auch schon rein. Drinnen sah ich mich sofort um, es war eine zwei-Zimmer Wohnung, nicht sehr groß, aber dies war egal. Das Wohnzimmer war mit der Küche verbunden, denn diese war nur in einer kleinen Nische, dann gab es noch ein Bad, und das Schlafzimmer. Doch erst mal ging es ins Wohnzimmer zur Couch, wo ich mich drauf setzte und er zum Kühlschrank ging. Er fragte mich gleich was ich trinken möchte, was ich aber ablehnte. Immerhin glaubte ich kaum das er das da hatte, was ich bräuchte. Dabei hoffte ich wieder, das er nicht erfuhr was ich wirklich bin, denn ich wollte ihn ungern verlieren, als was auch immer…irgendwie wünschte ich mir gerade sogar, das es etwas mehr als Freundschaft werden könnte, denn ich begann mich richtig in ihn zu vergucken. Jedenfalls holte er sich ein Glas Wasser und setzte sich damit neben mich, trank es aus und wir erzählten dabei noch ein wenig mit einander, dann wollte er aber ins Bett, müsse morgen wieder früh raus. Vorher fragte er mich noch, ob ich dann gleich mit zurück fahren will, was ich erwiderte. Immerhin musste ich dies ja leider doch tun. Somit legte ich mich auf die Couch, bekam dabei noch eine Decke von ihm, ehe er dann ins Schlafzimmer ging. Ein wenig seufzend sah ich ihm nach, schloss dann aber doch meine Augen. „Sagte ich nicht, du sollst ihn vergessen?“ Ich schrak sofort auf und saß senkrecht im Bett, als ich die Stimme vernahm. Aber nicht nur weil ich wusste von wem sie war, sondern auch weil die Worte mehr als wütend gesagt wurden. Daraufhin sah ich mich gleich etwas verängstigt um. Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- Kapitel 21: „Wenn du mich quälen willst, dann tu es bitte anders!! Du kannst das doch nicht tun!!....Nein, bitte nicht!!“ Ich hockte fast flehend vor dem Bett von Marcus, welcher gerade dabei war seine letzten Atemzüge auszuhauchen. Ich wusste ja, das Alucard wütend wird, aber so wütend? Das war ja nicht mal der richtige Ausdruck, er rastete geradezu aus. „Es scheint jedoch keinen anderen Weg zu geben.“ „Bitte, ich flehe dich an!“ „Wirst du dich von ihm fern halten? Das tun was ich dir sage?“ „Ja, aber bitte lass ihn los.“ Ich flehte ihn weiter an und hatte dabei schon Tränen in den Augen, dann lies er aber zum Glück von ihm ab, kam auf mich zu und ging an mir vorbei. Ich sah Marcus immer noch mit Tränen in den Augen an, welcher mich etwas entsetzt und auch ziemlich ängstlich anblickte. Entschuldigend stand ich auf, wollte kurz auf ihn zugehen als ich schon gerufen wurde und stehen blieb. Kopfgesenkt drehte ich mich um, flüsterte noch ein Schuldigung und ging zu ihm, wir verließen zusammen die Wohnung und ich konnte wohl meinen Traummann für die nächsten Jahre abschminken. Dabei war dies doch der erste Typ der sich für mich interessiert hatte, und dann ausgerechnet sowas! Wieso muss dies mir passieren? Warum nicht irgendwen anderes? Wie der Frau die auf der anderen Seite des Bürgersteiges ging, wieso konnte sie nicht ich sein, und ich sie?? „Deine Gedanken sind wo anders?“ „Was?“ Ich sprach ziemlich gereizt, wohl auch kein Wunder nach dem was eben geschah. Er hingegen blickte nach vorne, mit einem kleinen lächeln, welches ich gut vernehmen konnte und ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. Aber ich konnte nicht….oder doch? Sollte ich es einfach mal versuchen? Ich meine, wer würde es mir schon verübeln nach der Aktion eben? Ich glaube wohl so gut wie keiner. Doch ehe ich meine Faust ballen konnte, zog er mich an der Hand in eine Gasse hinein, wo ich nur kurz fiepste vor Schreck. „Was sollte denn das jetzt?“ Fragte ich ihn aufgebracht, während er mich durchdringend anblickte und ich schluckend einen Schritt zurück ging. „Du verstehst es wirklich nicht. Ich will dir nichts Böses damit antun. Aber hast du schon einmal daran gedacht was er ist?“ „Ja, ein netter Mann, bei dem du mir gerade die Chancen ruiniert hast.“ Was ich nur ganz leise sagte und dabei wieder seufzte. „Nein, er ist ein Mensch, und was trinkst du? Das Blut von ihm. Wenn du weiter gegangen wärst, hättest du wohlmöglich Durst bekommen und ich hab keine Lust das hier lauter Gouls rumlaufen.“ Nun blickte ich ihn wieder fragend an, bis ich verstand was er meinte und nur entsetzt zu ihm blickte. Ich würde doch niemals es wagen jemanden zu beißen, von ihm zu trinken, für wen oder was hielt er mich denn?...oh…ja…nun gut, in dieser Hinsicht hatte er wohl doch recht, was ich mir selbst nun eingestehen musste und meinen Blick erneut senkte, von ihm weg ging und zurück auf die Straße, welche ich weiter ging, dicht gefolgt von ihm. Er hatte wohl recht damit. Immerhin kannte ich dies alles noch nicht, was wenn es wirklich wieder mit mir durchging, wie wenn ich Blut trank? Ich verlor mich jedes Mal dabei, vergaß sogar teilweise was ich dabei dachte, wie ich es runterschluckte. Nur der Geschmack in meinem Rachen blieb. Als ich gerade so darüber nachdachte lief mir regelrecht das Wasser im Munde zusammen und ich konnte mich nur selbst angewidert finden. Nach einiger Zeit kamen wir beim Anwesen wieder an, wo ich gleich zurück in den Keller ging und mich in mein Zimmer verzog. Dabei vermisste ich richtig die Couch im vierten Stockwerk. Dort fühlte ich mich wenigstens nicht wie ein Gefangener oder sonstiges. Ich zog mich schnell um und legte mich ins Bett, schloss meine Augen. Nun musste ich die Nacht erst mal verdauen, was alles geschah. Der Abend hatte so schön angefangen, und die Nacht wäre wohl auch schön zu Ende gegangen, wenn er nur nicht aufgetaucht wäre! Ich ärgerte mich richtig darüber, konnte kaum etwas Gutes daran fanden. Gegen spät morgens dann schlief ich auch endlich ein, und konnte mich so etwas abreagieren und ausruhen. Erst gegen Abend wachte ich wieder auf, aber nicht weil ich ausgeschlafen hatte, sondern weil ein mehr als leckerer Geruch mich weckte. Als ich bemerkte wie jemand ein Glas Blut auf den Tisch stellte, sah ich ihn fragend an, doch ging dieser gleich wieder und lies mich alleine. Ich blickte etwa gefühlt eine Stunde lang das Glas nur an, haderte mit mir es zu trinken oder nicht. Ich wollte so gerne normal sein, wieder zurück in mein altes Leben. Dennoch entschied ich mich nach einiger Zeit dafür aufzustehen und es einfach zu trinken. Besser als Hunger und Durst zu schieben. Vielleicht würde ich dann wirklich noch irgendwas Schlimmes anrichten. Man wusste es ja nicht…ich wusste es nicht. Und ich wollte ungern jemanden leid zu fügen. Jedenfalls nicht solches Leid. Ich saß nun also am Tisch und nahm das Glas zur Hand, wollte gerade trinken als ich jemanden hinter mir stehen bemerkte und nach ihm das Glas warf. „Was willst du hier??“ „Welche Verschwendung.“ „Die Verschwendung bist du! Kannst du mich nicht mal in Ruhe lassen? Reicht es dir nicht schon, dass du mein Leben kaputt gemacht hast? Musst du mich jetzt jede Nacht mit deiner Anwesenheit nerven?“ „Ja, da ich dich ausbilde muss ich dies tun. Und dein Leben habe ich dir nicht kaputt gemacht, es war bereits beschädigt.“ „Beschädigt? Das einzige was hier beschädigt ist, ist die Situation!!“ „In welche du dich zu fügen hast. Oder vergast du, das du mir versprochen hast das zu tun was ich sage?“ „Nicht im Bezug auf meine Ruhe und meinen Seelenfrieden!“ „Seelenfrieden? Wenn du an diesen glaubst, so sei es dir gewehrt.“ Er musste etwas dabei lächeln, wobei ich nur vor mich hin nörgelte und aufstand. „Was willst du von mir?“ „Dich zum Training begleiten.“ „Und wieso sagst du mir nicht einfach was ich zu tun habe?“ „Weil ich nicht will das du dich davon stiehlst.“ Davon stehlen? Daran hatte ich noch nicht wirklich gedacht, aber eine gute Idee auf welche er mich da brachte. Ich meine, ich hatte ja ein wenig Geld bei mir, nicht viel, aber vielleicht würde es ja reichen um nach Frankreich zu kommen. Ein winzig kleiner Hoffnungsschimmer begann in mir auf zu gedeihen. Kapitel 22: Kapitel 22 ---------------------- Kapitel 22 Es war ja nun mal seine schuld, und nicht die meinige, das ich nun solche Gedanken hatte. Immerhin war es bis jetzt nur von diesem Ort zu verschwinden, etwas ruhe zu haben, aber ganz von hier abzuhauen, sogar zu meinen Eltern vielleicht, darauf brachte nur er mich. Ich stand jedenfalls noch immer hier und sah ihn an, mit einem kleinen lächeln auf meinen Lippen. Ich konnte an seinem Blick sehr gut erkennen, das er nicht wusste was dies zu bedeuten hatte. Ich jedoch drehte mich nun um, wand ihm meinen Rücken zu. „Ist gut, ich werde mich nur schnell umziehen.“ „Oh...?“ Er schien es wohl nicht richtig glauben zu können, das ich mich gerade fügte, aber tat ich das denn auch? Tja, nur ich wusste es, kein anderer. Jedenfalls ging er aus meinem Kellerloch raus und ich ging zum Kleiderschrank, zog eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt raus, dazu noch eine graue Weste und auch etwas Unterwäsche, ging damit aus dem Zimmer raus und ins Bad. Dort duschte ich schnell, putzte mir die Zähne und zog mich dann an. Meine anderen Sachen brachte ich wieder ins Zimmer zurück, machte mich danach gleich auf den Weg. Oben angekommen sah ich ihn bereits, wie er auf mich zu warten schien. Kurz war mein Blick grimmig als ich an ihm vorbei ging und er mir nach draußen folgte. „Also, was dieses mal? Wieder irgendwelche Schießübungen?“ „Eine Zielscheibe ist leicht zu treffen, ein bewegliches Ziel um einiges schwieriger.“ „Hä?“ Ich sah ihn kurz irritiert an, bis ich bemerkte, das er mit mir zum Tor ging. Das hieß dann wohl, das wir dieses Grundstück verließen und ich musste dabei kurz schlucken. Hatte er etwa vor wieder diese komischen Wesen zu begegnen? Sollte ich etwa dieses mal mit einer Waffe auf sie schießen? Wieso ich? Hier gab es doch so viele andere! Wieso musste ich das machen? Beziehungsweise, wieso jetzt schon? Egal was ich dachte oder auch sagen würde, ihn würde dies sicherlich kein bisschen interessieren, weswegen ich mich fügte, dabei in meine Hosentasche griff. Dort hatte ich ein paar Pfund drinnen, ich hoffte sie würden für meinen Plan reichen. Ich wollte nämlich, wenn er nicht damit rechnet so schnell es ging zum nächsten Bahnhof und mir ein Ticket kaufen. Meine Sachen sollten von mir aus ruhig hier bleiben, ich wollte nur eines, und das war zu meinen Eltern. Der Weg führte uns durch die Innenstadt von London. Warum wir nicht mit einem Wagen fuhren fragte ich mich zwar schon, doch hielt ich diesbezüglich auch meinen Mund. Es dauerte etwa gut eine Stunde, welche wir einfach nur durch die Straßen gingen, dabei aber schwiegen und in mir immer mehr eine Unruhe hoch kam. Bald aber kamen wir bei einer etwas verlassenen Gegend an. Hier sah es mir mehr wie ein Getto aus. Die Gassen waren dunkel, und nass. Es roch widerlich nach Urin und kotze. Ich rümpfte dabei nur meine Nase und folgte Alucard weiter, der durch einige dieser Gassen streifte. „Was soll ich hier machen?“ „Ungeziefer auslöschen.“ „Hier?“ „Die Gegend passt zu ihnen.“ Gab er nur von sich und ich folgte ihm weiter seufzend. Es dauerte auch nicht lange und wir blieben stehen. Ich sah dabei an ihm vorbei zu einer Gruppe von Frauen, es waren insgesamt drei die sich zu unterhalten schienen. „Das sind normale Menschen.“ „Ja, aber diese Kreatur dort hinten im Schatten nicht.“ „Hm?“ Fragend blickte ich in die Richtung und sah dort eine Frau laufen, die auf die Gruppe zuging. „Und was jetzt? Soll ich einfach hingehen und…“ „Nein, die Menschen sollten nicht sehen, was passiert.“ „Wieso nicht?“ Doch auf diese Frage bekam ich keine Antwort, denn als ich zu ihm blickte, war er schon nicht mehr da. Nun lies mich dieser Vollidiot auch noch hier alleine! Was sollte ich denn jetzt machen. Doch während ich noch nachdachte, hörte ich schon Schreie und blickte wieder zu den Frauen, welche mehr als hektisch weg zu rennen versuchten. Zweie schafften es auch, die andere wurde am Bein gepackt und landete auf dem Boden. „Tolle Freunde.“ Sagte ich mir zu mir selbst, da die anderen beiden einfach abhauten, ohne ihr zu helfen. Also lag es wohl nun an mir, aber…ich wollte nicht. Ich wollte niemanden umbringen, wieso musste ich? Eigentlich war ich bereits dabei mich umzudrehen, doch konnte ich einfach nicht und riss die Frau von der anderen runter. Die am Boden lag, lief danach einfach weg. Tja, Undank ist der Welten lohn, dachte ich nur dabei und sah die Frau grimmig an. Naja…wenn man sie noch als Frau bezeichnen konnte. Sie schien ziemlich apathisch zu wirken. „Ihr Durst hat sie unter Kontrolle, sie kann weder klar denken, noch handeln.“ „Na toll, und das sagst du mir jetzt? Wie soll ich die denn stoppen?“ „In dem du sie auslöscht.“ „WAS??“ Ich blieb kurz steif stehen, doch dann riss ich meine Augen auf und wisch aus, als mich diese blöde Tusse versuchte anzugreifen. Sorry, aber ein anderes Wort passte einfach nicht auf die. Ich musste etwas tun, und dies schnell. Aber ich hatte weder eine Waffe, noch sonst eine Ahnung wie ich sie aufhalten konnte, außer…oh nein! Ihr den Kopf abreißen würde ich sicherlich nicht machen! Doch während ich nachdachte, tauchte Alucard neben mir auf und reichte mir eine Waffe, ich sah diese an und wollte nicht, doch da griff die Frau schon wieder an und ich riss ihm dabei die Knarre aus der Hand, zielte auf sie, den Finger auf dem Ablöser…aber….ich konnte nicht abdrücken, es ging nicht. „bitte…ich will das nicht tun…“ Meine Stimme zitterte richtig dabei, aber auch meine Hand. Ich hatte mir zwar vorgenommen dies zu tun, wusste ja worauf ich mich einlasse, als ich die Situation sah, aber ich konnte es nicht. Ich wisch ihr immer wieder aus, schoss dann, aber nur auf ihre Beine, so das sie zu Boden ging. „Wenn du spielen willst, dann tu es nicht auf so eine art und Weise.“ „Ich will nicht spielen!! Ich will nur niemanden töten….“ „sie ist bereits tot.“ „Aber….ich…..ich kann nicht!!“ Schrie ich und mir liefen dabei Tränen über den Wangen. Wieso verstand mich denn keiner? Es war nicht so leicht wie man glauben mochte. Ich wollte gerade die Waffe runter nehmen, als er plötzlich seinen Arm um mich legte, mich an sich randrückte und seine Hand auf die meinige legte. Mein Atem schien dabei kurz inne zu halten, doch ehe ich mich schon versah, drückte er auf meinen eigenen Finger und die kugel traf die Frau genau in die Brust vor mir. Ich blickte mit entsetzten hin, während sie mehr und mehr in Staub aufging. „Du bist wirklich unfähig…..vielleicht war es ein Fehler….“ Seine Worte hauchte er leise gegen mein Ohr, während er mir die Waffe wieder weg nahm, ich sie mehr als zittrig aus meiner Hand nehmen lies. Kapitel 23: Kapitel 23 ---------------------- Kapitel 23 Ein Fehler?....War es wirklich ein Fehler? War alles ein großer Fehler gewesen? Seine Worte hallten noch immer in meinem Kopf, während er schon lange die Waffe weg gepackt hatte und mich los lies, sich von mir entfernte. Ich verstand diese Aussage von ihm nicht, wusste nicht, was er damit bezwecken wollte. Aber eines wusste ich nun ganz genau, das ich hier eindeutig nicht hingehörte. Ich war nicht das, wonach er wohl gesucht hatte, was er sich erhofft hatte. Aber…warum tat es dann so weh, das er dies gesagt hatte? Ich verstand es nicht, blickte noch immer auf den Staub vor meinen Füßen. Bald vernahm ich nicht mal mehr die Schritte von ihm, sie waren bereits verhallt, und ich stand hier noch immer in der Gasse. Nein! Ich durfte mich nicht so unterkriegen lassen! Es war doch gut, das es so gekommen ist! Ich war alleine, er lies mich alleine, und damit konnte ich auch von hier verschwinden…vielleicht wollte er dies sogar, vielleicht war ich wirklich….Nein! Ich gab mir selbst eine Ohrfeige für diese Gedanken und machte mich dann schnell auf den weg. Aber nicht ihm hinterher, sondern so wie ich es geplant hatte, zum nächsten Bahnhof. Der Weg war nicht weit, und ich stand nun wirklich in einem Bahnhof drinnen, sah mich um und suchte einen Schalter. Immer wieder dachte ich daran, was nun wohl kommen würde, würde er mich aufhalten, mir nach laufen? Doch anscheinend war dies nicht der Fall, denn er tauchte nicht auf. Also hatte er wohl doch keinerlei Interesse mehr an mir. Aber wieso machte ich mir nur so viele Gedanken dabei? Sollte doch gut sein! Ich ging fest entschlossen zu einem Schalter und fragte nach, wie viel ein Ticket nach Nantes kostete, als ich den Preis erfuhr, viel mir fast die Kinnlade nach unten. Ich begann fast zu heulen dabei und fragte dann, wie weit ich mit den paar Pfund kommen würde. Es reichte gerade mal bis nach Amiens, eine Stadt in Frankreich, aber dennoch sehr weit weg von der Heimatstadt meiner Eltern. Nun ja, vielleicht würde mir da aber auch mein Glück hold sein, ich würde es irgendwie weiter schaffen, weswegen ich ein Ticket kaufte. Hier hielt mich eh nichts mehr. Der Zug sollte morgen früh um Sechs Uhr dreißig abfahren, also hatte ich noch gut 5 Stunden bis dahin, so setzte mich auf eine Bank und sah einfach nur nach vorne auf die Halle, wo viele Leute umher gingen, die irgendwohin reisten. Die Zeit schien so gut wie gar nicht zu vergehen. Immer wieder blickte ich zur Uhr. Gerade mal 2 Uhr morgens durchschreitet sie und ich seufzte. Am liebsten hätte ich meine Augen geschlossen, aber wer wusste schon was dann geschah, oder ob ich vielleicht den Zug verpassen wurde. Ich hatte ja nicht mal mehr genug Geld um mir irgend eine Zeitung oder ein Buch hier zu kaufen. Somit blieb mir gar nichts anderes übrig, als die Zeit so zu überbrücken. „Wenn ich dich jetzt Frage, wohin du willst, bekomme ich dann eine Antwort?“ Ich schreckte kurz zusammen bei der Frage und sah dann nur aus den Augenwinkel neben mich. „Du….was willst du hier?....falls du mich aufhalten willst, vergiss es. Ich bin dir doch eh zu nichts nütze.“ Gab ich von mir, wobei ein wenig Niedergeschlagenheit in meiner Stimme lag. „Mir zu nichts nütze? Wie kommst du darauf?“ „Na weil ich unfähig bin, deswegen.“ „Ja, aber nur weil du einfach noch nicht den ernst der Lage begriffen hast.“ „Oh, das tut mir sehr leid, aber vielleicht will ich den ja gar nicht verstehen.“ „Du willst daher also weg laufen?“ „Nein, weg laufen tu ich nicht, ich….“ „du läufst weg, willst zu deinen sogenannten Eltern, nicht wahr?“ „Na und, selbst wenn, dir kann es doch eh egal sein.“ „Ist es aber nicht. Du würdest ihnen nur Schwierigkeiten machen.“ „Was? Sag mal, was soll der Scheiß denn jetzt auf einmal? Wieso sollte ich? Ist es so verkehrt, das ich zu ihnen will?“ „Du bringst sie in Gefahr.“ „wieso das denn?...ich habe 16 Jahre bei ihnen gelebt, und es ist nichts geschehen.“ „weil du noch kein Verlangen hattest, die Wahrheit noch nicht kanntest.“ „Aber sie, und dennoch haben sie mich großgezogen und lieben mich.“ „Und du willst es ihnen danken, in denen du ihr Leben gefährdest?“ „Das würde ich nie tun!“ „Mit deiner Anwesenheit und deinen derzeitigen Fähigkeiten tust du dies aber.“ „Was? Ich will doch nur…“ „Ja, egoistisch handeln.“ Ich sah ihn nur mehr als wütend an. Das wollte ich alles nicht, was er mir da gegen den Kopf donnerte, doch irgendwie fehlten mir die Worte um zu Kontern. Ich verstand ja nicht mal, worauf er da eigentlich hinaus wollte. Immerhin vor nicht mal 2 stunden hatte er noch zu mir gesagt, ich sei unfähig, und es war wohl ein Fehler mich mit zu nehmen, oder hatte ich was falsch verstanden? Ach egal, ich hatte das ticket bereits gekauft, dann sollte ich es auch benutzen. Doch ehe ich mich schon wieder entspannt zurück lehnen konnte um weiter zu warten, stand er auf und reichte mir seine Hand, auf welche ich blickte, danach hoch in seine Augen sah…naja, es versuchte, immerhin blickte ich mehr auf die Brille. „Was soll das jetzt? Ich dachte es sei ein Fehler gewesen.“ „Verstehe, du hast meine Worte falsch interpretiert. Ich meinte damit nicht, dich zu mir genommen zu haben, sondern das es ein Fehler war, dich so früh schon auf solch eine Situation anzusetzen.“ „Was?“ „Du bist noch immer mit dem Geist eines Kindes beseelt, leider.“ “WAS?” Nun verstand ich gar nichts mehr, aber eigentlich machte mich mehr das Wort Kind wütend. Ich war doch kein Kind mehr!! „Also das muss ich mir ja wohl nicht sagen lassen von jemanden, der ohne zu zögern einfach abdrückt!!“ „bitte verzeih, das nächste mal lasse ich dich erst sterben und dann drücke ich ab.“ Ich sah ihn nun irritiert an, während er nur leicht schmunzelte und ich schließlich seufzte. „Du lässt mich eh nicht fahren, oder?“ „Warum sollte ich?“ „na toll, also alles Geld umsonst ausgegeben….“ „du brauchst es nicht, was willst du dir schon kaufen davon?“ „Naja, wie wäre es mit Kleidung, was zum Zeitvertreib…einen neuen Rechner…den du zerschossen hast!“ Ich blickte ihn dabei etwas zornig an, wobei er nur leicht schmunzelte, aber die Hand noch immer nicht weg nahm. Ich glaube wohl es ist egal was ich sage oder mache, er wird mich wirklich nicht fahren lassen, und hier waren zu viel Leute um einen Aufstand zu machen, weswegen ich resigniert seufzte und seine Hand dann annahm, er mich daran gleich hoch zog und mich aus den Bahnhof mit raus nahm. Draußen lies ich seine Hand jedoch gleich wieder los, immerhin fühlte ich mich dabei echt wie ein kleines Kind. Ich fragte mich aber auch, wieso ich eigentlich mit zurück ging, wieso ich mich so überreden lies. Aber vielleicht hatte er einfach auch recht, und ich wäre nur eine Gefahr für meine Eltern. Ich wurde richtig traurig, als ich so darüber nachdachte. Ich wollte ihnen nie irgendwas böses antun, würde dies auch niemals wollen, aber…vielleicht würde es wirklich alleine durch meine Anwesenheit irgendwann dazu kommen. Wieso konnte ich nicht wie alle anderen ein ganz normales Mädchen sein? Das einfach nur ganz normale Probleme hat…aber nein, ich muss ja ausgerechnet ein Wesen der Nacht sein…das bei Tageslicht rumlaufen kann…wie ironisch. Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- Kapitel 24: Fast eine Stunde dauerte der Rückweg vom Bahnhof zurück zu dem Anwesen, welches ich eigentlich nicht mehr wieder sehen wollte. Zumindest hatte ich dies am Abend beschlossen gehabt, aber wie sagt man immer so schön? Ersten kommt es anders, und zweitens als man denkt. Bei mir stimmte dieser Spruch sehr genau. Während des Rückweges hatte ich einige Zeit nachzudenken über die Worte, welche er zu mir gesagt hatte. Ich sei eine Gefahr für meine Eltern, wenn ich zu ihnen reisen würde. So langsam begriff ich was er meinte als ich mir selber aufzählte was in den letzten paar Tagen alles geschehen war. Ich konnte nur noch das eine zu mir nehmen, und wie sollten sie es mir geben? Etwa eine Blutspende ausrauben? Ganz sicher nicht. Und dann noch etwas, wie sollte mein weiteres Leben aussehen? Die Schule fertig machen? Eine Ausbildung? Eine Arbeit? Ja klar, könnte ja Totengräberin werden, das wäre doch was. Zu erste knalle ich die ab und dann bringe ich die auch noch unter die Erde und bekomme dafür Geld. Ich musste mir selber durch die Haare streichen und seufzen bei dem Gedanken. Warum dachte ich eigentlich daran? Das war doch vollkommener Schwachsinn. Wir standen vor dem Tor und ich blickte daran hoch. Rein gehen wollte ich noch nicht, doch folgte mein Blick dann ihm. Er schien nicht stehen zu bleiben, als ginge er davon aus, das ich ihm sofort folgen würde oder nicht noch einmal abhauen würde. Er hatte wohl die richtige Ahnung, denn irgendwo hin konnte ich nicht mehr. Meine Hand ballte ich in meiner Hosentasche zur Faust und zerknüllte das Zugticket dabei. Meine einzige Chance aus diesem Land, diesem Irrsinn raus zu kommen, war damit auch hinfällig. Es dauerte einige Minuten, bis ich mir über meine eigene Lage klar wurde und dann hinein ging. Der Wachposten sah mich nur kurz an, doch dann ignorierte er mich wieder. Anscheinend war ich ihm vollkommen egal, bzw. keine Herausforderung für ihn oder eine Gefahr. Früher dachte ich immer, dass wenn es wirklich solche Wesen gibt, die Menschen vor ihnen Angst hätten. Aber anscheinend hat hier so gut wie niemand Angst vor mir. Sie mieden mich, was ich genau spürte. Denn jedes Mal wenn ich an anderen vorbei ging, bekam ich einen abschätzenden Blick zugeworfen. Dies war mir in den letzten beiden Tagen gar nicht so sehr aufgefallen. Bei der Tür des Gebäudes wartete er bereits auf mich und hielt mir die Tür auf. Ich aber blieb nur stehen und sah zu ihm hoch. „Wieso haben die hier alle keine Angst vor uns?“ „Vor dir haben sie keine Angst.“ Äh? Hieß das, dass sie alle Angst vor ihm hatten?..Doofe Frage, selbstverständlich hatten sie diese. Selbst ich hatte ja etwas Angst vor ihm, vor allem, dass er mir einfach so eine Kugel verpassen könnte. Ich wollte mein Leben noch nicht verlieren, ich hatte so vieles noch vor. Oder eher, ich hatte es vorgehabt, denn meine geplante Zukunft konnte ich mir ja nun auch abschminken. Er führte mich in Richtung der Treppe hinunter zum Keller, doch blieb er dann stehen. „Geh in dein Zimmer, ich werde nachher zu dir kommen.“ Damit verschwand er schon wieder und ich blieb ziemlich verwirrt zurück. Was ging denn nun hier ab? Doch ich schüttelte nur den Kopf und ging weiter auf die Treppe zu. Als ich gerade die ersten vier Stufen runtergegangen war, blieb ich stehen und musste die Zähne fest zusammen beißen um nicht zu schreien. Ich kam mir gerade vor wie ein braver Hund, der alles machte, was sein Herrchen ihm befahl! Verdammt, ich bin auch ein Individuum und hab meinen freien Willen! Wieso sollte ich im Zimmer auf ihn warten? Ich gehörte nicht ihm! Wenn er mit mir erst nachher reden wollte, schön und gut. Das hieß aber nicht, dass ich die ganze Zeit dort unten rum gammeln musste! Ich drehte mich auf der Stufe um und ging wieder hoch, verließ das Gebäude dabei wieder. Die Blicke von denen, welche ich unterwegs begegnete ließen mich absolut kalt. Jahrelange Übung sage ich dazu nur. In der Schule lief dies ja nicht anders ab. Dort wurde ich auch oft angesehen wie vom anderen Stern und es wurde sich hinter meinen Rücken über mich lustig gemacht. HA! Wenn die jetzt wüssten….das sie rechten hatten mit ihren Worten. Innerlich wünschte ich mir gerade tatsächlich morgen in die Schule zu gehen, vor meine Klasse zu treten und diesen Mist…. Mitschülern zu zeigen, was ich wirklich bin. Aber sicher würden sie dann nur mich auslachen. Wem könnte ich dies aber verübeln? Bis vor ein paar Tagen glaubte ich nicht mal selber daran, dass es so etwas gibt wie Vampire. Ich gehörte selbst zu denen und konnte es ab und an noch immer nicht selber glauben. Mein Weg führte mich in diesen komischen Garten, wo ich Gestern schon mal gelandet war. Nur dieses Mal setzte ich mich nicht auf den Boden, sondern auf ein Stückchen Mauer, das ein Blumenbeet von einigen Büchen trennte. Die Mauer war etwa 1,20 Meter hoch, also perfekt um die Beine baumeln zu lassen. Ich sah nach oben in den Nachthimmel dabei und wünschte mich gerade in die Vergangenheit. Hätte es irgendwas gebracht, wenn ich vor ein paar Tagen nicht des Abends durch den Park gegangen wäre? Dann hätte ich niemals etwas von dieser Welt erfahren. Vielleicht wäre dann auch niemals dieser Durst aufgetaucht. Vielleicht….lag alles…nur an den Kerl! Immerhin hatte ich ihn dort gesehen und er hatte uns angesprochen, hatte gesagt, das der Durst kommen würd und gleich darauf am Tag… Innerlich hoffte ich sehr, dass dies nicht so war, aber der Gedanke stand im Raume und nahm immer mehr Platz ein. Ich war 16 Jahre lang normal! Nie war irgendwas Komisches gewesen, und dann taucht der Kerl auf und plötzlich ändert sich mein ganzes Leben! Also musste er doch irgendwas mit mir gemacht haben. Ich legte meine Hände in meine Haare und neigte meinen Oberkörper dabei nach vorne. Ich wollte nicht weinen, als ich an das dachte, was ich alles in den letzten Tagen verloren hatte, aber ich konnte sie nicht unterdrücken. Ständig rollten mir die Tränen über die Wange und landeten unten in dem Beet mit den violetten Geranien. Ich wusste nicht, wie lange ich hier saß und mir die Augen ausheulten. Erst als ich merkte, wie sich jemand neben mich setzte, wischte ich mir mit dem Ärmel meines grünen Pullovers über die Augen und sah zur Seite in eine Hand, die mir ein Taschentuch reichte. Ich nahm es an und benutzte es auch gleich. „Danke…“ Meine Stimme war brüchig, was wohl auch kein Wunder war nach dem ich so lange geweint hatte und mich beruhigen musste und nicht noch mehr weinen wollte. „Keine Ursache…willst du über irgendwas reden?“ Ich musste es mir schnell durch den Kopf gehen lassen, doch schüttelte ich verneinend den Kopf. Ich wollte nicht mit Sera darüber sprechen. Sie konnte mir auch nicht helfen. Immerhin was sollte sie machen? Und irgendjemanden der mich tröstend im Arm hielt wollte ich auch nicht. Das konnte mir gestohlen bleiben. Ich sprang von der Mauer runter und landete dabei auf eine der Blüten der Geranien und sah hinunter. Kurz tat mir die Blume leid, aber dann zuckte ich auch nur mit der Schulter und drehte mich zu Sera um, die mich nett anlächelte. So langsam bekam ich hier die Krise, bei all diesen glücklichen Gesichtsausdrücken. Immer, sowohl sie, als auch Alucard lächelten ständig vor sich hin. Da wollte ich nicht mit anfangen. Ich drehte mich wieder um und ging einige Schritte von ihr weg. „Warte, Kathrin.“ Sie sprang auch runter und kam schnellen Schrittes mir nach. Doch ihre Hand schlug ich weg, als sie diese auf meine Schulter legte. „Fass mich nicht an!“ Fauchte ich sie regelrecht an und sah sie auch dementsprechend wütend an. Ich hatte die Schnauze voll, dass sie mich bemuttern wollte. Sie sollte nicht denken, ich würde es nicht merken. Oder sollte sie auf mich aufpassen? Ich schlug mir den Gedanken schnell aus dem Kopf, immerhin hatte sie ja nichts gemacht, wodurch ich sie eigentlich so ablehnen konnte. Dennoch wollte ich sie nicht in meiner Nähe haben, nicht jetzt, nicht heute Nacht. „Es tut mir leid, Sera…ich will nur alleine sein. Ich will nicht darüber reden.“ Sie sah mich an, etwas länger als es mir behagte, doch nickte sie anschließend. „Ich kann dich gut verstehen, Kathrin. Mir erging es damals ähnlich, als ich aufwachte und nicht mehr in mein altes Leben zurück finden konnte.“ Sie lächelte mir nochmal zu, wobei ich aber genau sah, dass ihre Augen dieses Lächeln nicht beherbergten. Dann ging sie aber weg und ich blieb hier stehen, sah ihr nach. Kapitel 25: Kapitel 25-26 ------------------------- Kapitel 25: Als Sera um die Ecke des Gebäudes verschwunden war, drehte ich mich schließlich auch um und wollte gehen, doch erschrak ich zu aller erst einmal. „Verdammt! Wie machst du das???“ Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als Alucard plötzlich hinter mir stand, bzw. jetzt vor mir. Wie lange stand er schon hier? Ich schloss kurz meine Augen um mich zu beruhigen und ging dann einfach an ihm vorbei. Auch mit ihm wollte ich in diesem Moment nicht reden. Bevor ich aber von ihm weg kam, griff er nach meiner Hand und hielt mich auf. „Was ist?“ „Du solltest in dem Zimmer warten.“ „Und ich wollte nicht! Also lass mich in ruhe und wenn du mit mir reden will, kannst du das auch hier!“ Ich fauchte ihn auch an. Doch ehe ich noch etwas anders machen konnte, verschwamm plötzlich meine ganze Sicht. Es war komisch. Im ersten Moment schien die ganze Welt zu kippen und schwarz zu werden. Im nächsten Moment saß ich am Tisch in meinem Zimmer…also jenes das mir gegen meinen Willen gegeben wurde im Keller, und rieb mir vom Nasenbein hoch zur Stirn. „Was war das?“ Ich blickte zu alucard, welcher mir gegenüber saß. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ein Bein über das andere liegend. Gerade wollte er anfangen etwas zu sagen, als ich meine Hand hoch hielt. „Fühlt sich so ein Kater an? Wenn ja, dann will ich wohl niemals betrunken sein und vor allem…Wieso verdammt nochmal hast du das eben mit mir gemacht?? Wer gibt dir eigentlich das recht dazu?? Ich bin verdammt nochmal nicht dein Schoßhund! Wenn du so einen willst, dann geh raus und beschaffe dir einen Chihuahua!!“ Mein knurren erfüllte den ganzen Raum und im nächsten Moment musste ich innerlich aber lachen, als ich mir vorstellte, wie er mit so einem durch den Park spazieren ging. Es brachte mich wenigstens dazu ruhiger zu werden und tief durch zu atmen. „Ich will gerade einfach meine ruhe haben, verstehst du das nicht? Meine Güte! Ich bin doch gerademal 16 und mein ganzes Leben steht auf einmal Kopf. Meine Eltern sind nicht meine richtigen Eltern, was mir eigentlich vollkommen egal ist, da ich sie dennoch sehr liebe. Aber sie sind nicht hier, sondern in Frankreich und das ohne mich! Ich will doch nur zu ihnen zurück…dann aber denke ich auch daran, dass ich so wie ich jetzt bin ihnen nur schaden werde und…das tut einfach weh... und dann kommst du auch noch an mit all diesen Mist. Ich hab noch nie vorher gesehen wie jemand umgebracht wurde und...bis auf im Fernsehen…Aber das Reale ist was ganz anders. Man kann nicht einfach umschalten und damit hat es sich.“ Ich fing wieder an zu weinen, als ich begann, mir all diesen Mist von der Seele zu quatschen. Das wohl schlimmste dabei war aber, dass er nicht mal eine Mimik vergeudetet und mich weiterhin so ansah, als wenn ihn dies alles nichts anginge. Nachdem ich aufgehört hatte zu reden, nahm er seine Brille ab und legte sie auf den Tisch. „Vergiss was war.“ Alleine für diesen kurzen Satz hätte ich ihm am liebsten zwischen die Beine getreten und dies mit richtig Schmackes. Das was war hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich werde niemals vergessen was war. Da kann er sich sonst was einfallen lassen! „Ich denke, du solltest jetzt lieber gehen.“ Meine Stimme war eisig und ich wusste vorher nicht einmal, das ich so klingen könnte wie ich es gerade tat. Zu meiner Überraschung nahm er seine Brille wieder an sich und setzte diese beim aufstehen auf. „Wir werden uns unterhalten.“ „nicht jetzt und jetzt geh.“ Er erfüllte mir tatsächlichen diesen Wunsch, was mich echt wunderte. Ich hätte nie gedacht, das er dies tun würde. Doch schloss er auch hinter sich die Tür. Jetzt lehnte ich mich auf dem Stuhl zurück und sah hoch zur Decke. Ich beobachtete, wie die Schatten sich an der Decke bewegten, durch das Licht und wunderte mich. Es war kein Fenster hier unten und dennoch schien da oben Luft zu wehen..vielleicht durch eine Klimaanlage. Da ich noch nie in einem Zimmer mit einer war, wusste ich dies aber nicht genau. Ich schloss meine Augen um meine Gedanken nicht auf so etwas unwichtiges zu lenken, sondern lieber über andere Sachen nachzudenken. Wie es aussah musste ich mir ein neues Ziel überlegen. Es war klar, das es noch immer hieß, nach Hause zu kommen. Nur wie und wann war die andere Frage. Außerdem musste ich wirklich noch vieles vorher lernen. Ich musste schnellstens herausfinden, wie ich selber für mich sorgen konnte um an Blut heran zu kommen….dieser Gedanke lies mich frösteln. Wenn man darüber nachdachte war es einfach nur verdammt hart und nicht witzig. Niemals hätte ich je gedacht mir über so etwas Gedanken machen zu müssen. Aber eines wusste ich jetzt schon. Es würde ein verdammt hartes Stück Arbeit werden und ich sollte mir keine Hoffnungen machen, das es nur eine Woche dauern würde. Während ich mir überlegte, wie es weitergehen könnte mit mir, machte ich mich bettfertig und kam in meinem Schlafzeug aus dem Bad raus, welches ja außerhalb meines Zimmers war. Ich brauchte dringend eines neben meinem Zimmer und mit einer Tür in dieses. Ich fand es schrecklich jedes Mal hier her rennen zu müssen. Gerade als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnen wollte, hörte ich das jemand die Treppe runterkam und blieb stehen um mich zu dieser umzudrehen. Es war zu meiner Überraschung der Butler und er trug ein Tablett auf seiner Hand mit einer Flasche und einem Glas. Ich wusste sofort was dies war und schauerte kurz. Er kam auf mich zu und ganz kurz schien sein Blick mich zu durchbohren. Dann aber schien er wieder höflich zu sein. Ein seltsamer Mann…aber was machte ich mir eigentlich für Gedanken? Hier war alles seltsam. Ich ging in mein Zimmer und zu meiner Überraschung folgte er mir nicht sondern ging weiter. Dem zufolge war dies nicht für mich, also für wen dann? Alucard oder Sera? Wieso interessierte es mich eigentlich so sehr? Es sollte mir egal sein..und doch..wo hatte er die Flaschen her? Denn wenn ich es mir richtig überlegte, bräuchte ich doch nur ein paar davon und könnte damit sicherlich einige Wochen ohne Hilfe über die Runden kommen. Ich brauchte anscheinend eine Flasche am Tag..eine schien etwa ein Liter drinnen zu haben. In meinem Rucksack passten etwa 10 mal ein Liter Flaschen rein, also 10 Tage und wenn ich es streckte 20 Tage. Auf meinem Gesicht entwickelte sich ein Lächeln und ich war sofort Feuer und Flamme. Ich müsste nur anfangen das zeug heimlich hier zu bunkern und dann überlege ich mir, wie ich hier weg komme, nachdem ich noch raus gefunden habe, wie die an das Blut ran kamen. Oder hatten die private Spender? Das konnte ich mir aber nicht wirklich vorstellen. Doch was die konnten, das könnte ich doch bestimmt auch. Sie machten es ja anscheinend auch ziemlich öffentlich, oder? Oh ja, es stand fest. Irgendwie würde ich es nach Hause schaffen und irgendwie würde ich auch überleben, ohne das meine Eltern sich um mich sorgen müssten. Mit dem Gedanken, wie ich später eventuell einmal leben würde, ging ich ins Bett und schlief irgendwann auch ein. Kapitel 26 Die Nacht erstreckte sich über das ganze Land. In dem Fenster, wo eine zierliche Gestalt stand und ein kleines Bündel in ihrem Arm hielt, brannte ein Licht. Ihr Blick wurde getrübt durch die Tränen, welche jedoch nicht den Weg über ihre Lider fanden. „Ich danke dir, Jolina. Bitte passe gut auf sie auf.“ „Ich werde sie so lange es geht beschützen.“ Die junge Dame drehte sich um und strich mit ihren zarten Finger ein letztes mal über die kleine Wange des Kindes, bevor sie dieses in die Arme der älteren Frau legte. „Leb wohl, mein kleiner Mondschein.“ Die ältere Damen neigte ihren Kopf und ging, verließ sowohl das Zimmer, wie auch das Anwesen. Die junge Frau sah aus dem Fenster dem davon fahrenden Wagen hinterher. Es zerriss ihr das Herz und doch wusste Sie, das es keinen anderen Weg gab als jenen. Nachdem der Wagen aus ihrer Sicht entschwunden war, ging sie zu einer Kommode und holte aus diesem ein Buch heraus. Der Buchrücken war aus alten Leder und mit goldenen Verzierungen in Formen von Schmetterlingen und Ranken. Dieses Buch hatte sie bereits seit Jahrhunderten bei sich und schrieb nur die wichtigsten Momente in ihrem Leben hinein. Genau so tat sie es auch in diesem Moment. Sie hielt die Gedanken an ihrer kleinen Tochter fest und versuchte ihr zu für die Zukunft etwas zu hinterlassen, auch wenn sie es niemals in ihren Finger halten würde. Die letzten Zeilen waren geschrieben und sie schlug es leise zu, legte es jedoch nicht in die Kommode, sondern brachte es nach unten in den Keller, wo sie es hinter ein paar Steinen in der Mauer versteckte. Als sie wieder hoch kam, stand ihr Geliebter in der Tür. „Du hast sie weg gegeben?“ „Ich musste es tun. Ich spüre ihn. Er wird bald hier sein.“ „Und doch hätten wir...“ „Nichts tun können, und das weist du auch, Ciprian. Dort wo sie jetzt ist, wird sie in Sicherheit sein.“ „Die Menschen werden Angst vor ihr haben, nennst du das Sicherheit?“ „Sie werden sie für eine der ihren halten bis die Zeit gekommen ist und dann wird sie sich verteidigen können.“ Die Worte lagen ihm bereits in der Kehle und doch schwieg er. Den Arm ausgestreckt, zog er seine Geliebte an sich und hielt sie einfach nur fest. Es war zu spät. Sie konnten nichts mehr tun außer sich zu verteidigen und doch hielt er sie einfach nur in seinen Armen, als die Flammen ins Anwesen vordrangen. Sie hielten der Hitze stand und als sie er in ihr Heim trat, lies Ciprian seine Geliebte los. Einen letzten und sinnlichen Kuss gab er ihr, ertrank noch einmal in ihren schönen Augen. Danach drehte er sich um und beide standen ihm gegenüber. Ein Wesen von solcher Macht, das sie mit ihrer jetzigen nichts gegen ihn ausrichten konnten. Zu viel ihrer Macht hatten sie auf ihre Tochter übertragen um den Schutz um ihren Körper zu legen und ihr die Möglichkeit zugeben, als einer der Menschen aufzuwachsen. Wie lange ihre Macht sie schütze wussten sie nicht. Doch hoffen tat sie, das dieses Wesen, welches ihnen gegenüber stand und sie aus seinen Kupferleuchtenden, zu gelb werdenden Augen ansah, ihre Tochter niemals aufspüren würde. Und doch traten sie ihm gegenüber und leisteten er bitterlichen Widerstand in den nächsten Minuten. Vladiana spürte ihren Körper nicht mehr, was kein Wunder war. Er hatte sie regelrecht auseinander gerissen. Dies würde sie noch nicht umbringen, doch die großen Steinbrocken, welche durch den zerbrechenden Berg gleich auf ihr Anwesen fallen und sie begraben würde, würde ihr Leben nach all der Zeit beenden. Einst dachten sie, dieses Anwesen würde sie beschützen, mit dem Berg im Hintergrund war es schwer sie anzugreifen und nun war dies ihr Ende. Einen letzten Blick konnte sie auf ihren Geliebten erhaschen, welcher genau so zerrissen au dem Boden lag wie sie. Doch während die Felsbrocken sie begruben, trugen ihre Lippen ein Lächeln. „Niemals...wirst du sie finden...Sie wird die nie gehören.“ flüsterte sie und schloss ihre Augen. Der letzte Gedanke galt ihrer Tochter, ihrer Dakaria. „Ich habe noch ein paar Minuten zeit und die werde ich auch nutzen.“ Ich sah meine frisch, hellblau lackierten Nägel an und grinste dabei frech zur Tür hin, wo Alucard in diesem Moment stand. Seit dem einen Abend, wo ich beschloss meine Flut von hier richtig vorzubereiten, waren mittlerweile drei Monate vergangen und mein 17. Geburtstag stand nächste Woche vor der Tür. Ich hatte die Absicht diesen nicht hier zu verbringen. Natürlich habe ich versucht mir nichts anmerken zu lassen, was jedoch schwer viel. Jede Nacht Waffentraining und mittlerweile schaffte ich die 10 Schüssen hintereinander beim ersten Versuch. Die unzähligen Bücher, welche Nachts auf einmal in meinem Zimmer lagen, als ich wieder kam hatte ich gelesen. Bücher über Märchen und Legenden der verschiedensten Regionen auf dieser Welt. Doch wusste ich noch immer nicht, welche wahr und welche Fantasien waren. Ob mir dies eines Tages jemand erklärt und mich aufklärt? Oder es wurde angenommen, das ich selber die Erfahrungen sammelte um herauszufinden was von den Geschichten der Wahrheit entsprach. Nach einiger Zeit begann er sogar mir verschiedene Nahkampftechniken beizubringen. Selbstverständlich war bei diesen mein größtes Ziel ihm Schmerzen zuzufügen und ihn unter mir auf den Boden zu sehen. Diesen bis jetzt unerfüllten Wunsch hatte ich noch immer. Aber auch habe ich gelernt ihn ein wenig zu ärgern. So kam es, wie in diesem Moment, das ich mir von Sera hab aus der Stadt einen Nagellack mit bringen lassen und ihn auch benutzte. Selbstverständlich genau vor dem Moment, wo er mich wie jeden Tag abholte um ihm zu folgen zum trainieren. Jetzt schüttelte ich meine beiden Hände. „Laut dem Etikett braucht er nur ein paar Minuten bis er trocken ist und ich will ungern mir den Lack verderben. Aber wenn du willst, kannst du gerne vor gehen. Wir sehen uns auf dem Schießstand und wenn es dir nichts ausmacht, fülle doch bitte gleich die Munition auf.“ Natürlich spielte ich mit dem Feuer. In den letzten Monaten hatte ich erlebt, das Alucard etliches drauf hatte was mir zu Anfang eine heiden Angst eingejagt hatte und doch, mich unterdrücken konnte er nicht. Warum auch immer, er tötete mich auch nicht wenn ich ihn in einem Wutausbruch die Meinung sagte. Mich angreifen tat er genau so wenig. Es schien so, als wenn meine körperliche Unversehrtheit für ihn eine höhere Priorität hatte. Vielleicht würde ich herausfinden was es damit auf sich hatte, noch bevor ich diesen Ort verließ. Den Ort, an welchem die Flaschen mit dem Blut gelagert wurden, hatte ich gefunden und auch herausbekommen wann ich mir welche beschaffen konnte. Doch heimlich eine weg nehmen ging nicht. Denn der Bestand wurde jeden Tag gecheckt. Also ging es nur an genau dem Tag meiner Fluch. Ebenso hatte ich herausgefunden, dass an jedem Donnerstag Abend, gegen 18 Uhr, ein Bus mit etlichen der hier arbeitenden Soldaten in die Stadt fuhr. Diese wurden zum Bahnhof gefahren, damit sie sicherlich das Wochenende bei ihren Familien außerhalb von London und in anderen Städten verbringen konnte. Heute war Samstagabend, also nur noch fünf Nächte mit dieser dazugerechnet und ich würde fliehen. Geld hatte ich keines dabei. Jedoch dank Alucards Training konnte ich mich für kurze zeit bereits im Schatten verstecken. Schaffen tat ich dies nur eine Minute, reichen würde es alle Mahl um dem Fahrkartenkontrolleur zu entkommen. Ich rede es mir zumindest ein. Doch ausprobieren würde ich es alle mal. Wenn nicht, dann sollten sie mich doch am nächsten Bahnhof raus schmeißen. Ich würde einen anderen Zug oder weg nehmen. Wenn sie mich verhaften würden, nur zu, dann würde ich meine kraft benutzen um die Ketten der Handschellen zu sprengen und dann erneut zu fliehen. Also alles in allem hatte das Training von Alucard auch seine guten Seiten. Ich würde dadurch leichter einen Weg zurück nach Frankreich und zu meinen Eltern finden. Wenn ich dort bin, würde ich weiter sehen. „Soll ich dir vielleicht die Nägel auch lackieren? Oder warum stehst du noch immer hier?“ Dieses mal zwinkerte ich ihm sogar zu und er verschwand ohne ein Wort zu sagen. Seine Rache würde später kommen, wenn er mich wieder bis zur Erschöpfung trainieren lassen würde. Ab und an hatte ich versucht das Training zu ignorieren und ihn alleine in dem Raum stehen zu lassen. Aber dies hatte mir nur ein paar Tage Blutentzug gebracht und meinen Magen konnte ich nicht mit dazu überreden bei der Revolte mit zu machen. Der Blutentzug machte mich schwach und wütend. Kurze zeit hatte ich sogar den Gedanken einen der Menschen hier anzufallen und von ihnen zu trinken. Nachdem ich kurz davor war, mich an einen ran zu pirschen hatte ich schnell den Verstand wieder und aufgegeben. Außerdem brauchte ich meine Kraft für Donnerstag. Der Nagellack war trocken und ich stand auf. Der Sommer hatte Einzug gehalten in London. Tagsüber waren die Temperaturen bei gut 27 Grad. Des Nachts reichten sie noch bis 20 Grad. Aus diesem Grund trug ich mein kurzes, hellgelbes Kleid. Nicht weil ich es so sehr mochte. Ich hasste solche hellen Farben aber er genau so und das war mein Ziel. Ich wollte ihn einfach nur ärgern. Unter dem Kleid trug ich eine hellgrüne und dünne Leggins. Dazu ein paar weiße Sneakers. In diesem sehr speziellen und für mich untypischen Outfit ging ich die Treppe aus dem Keller nach oben und verließ danach das Haus. Mein Weg führte mich um dieses rechts herum zu einem anderen, kleineren Gebäude. In diesem waren verschiedene Räume drinnen. Einige dienten zur Besprechung von Einsätzen. Andere um neue Ausrüstungen auszuprobieren und wieder andere zum trainieren. Genau in diesem Gebäude hatte ich meine Waffe, die Einundzwanziger Sabroa. Ich nahm sie aus dem Schrank und legte die Munition ein, was ich bisher gelernt habe. Schade das er es nicht für mich gemacht hat, dachte ich mir dabei lächelnd und schob das Magazinlager wieder in die Waffe hinein. Als ich fertig war, führte mich mein weg wieder aus dem Gebäude raus und zu dem Schießstand wo er doch tatsächlich auf mich wartete. Einst hatte meine Waffe in dem kleinen Gebäude neben dem Schießstand gelegen. Marcus hatte sie für mich dort immer hingelegt und geladen. Doch nach dem Alucard mir klar gemacht hat, das er keinerlei Hemmungen hatte ihm schmerzen zuzufügen, wenn ich mich weiter mit ihm einlassen, hatte ich mich alleine um meine Waffe gekümmert und bin ihm so gut es ging aus dem Weg gegangen. Da ich auch nicht wollte das jemand anderer mit ihr schoss, legte ich sie jedesmal, wenn ich sie nicht mehr benötigte, in den kleinen mir zugewiesenen Schrank an welchem auch nur ich ran kam aufgrund eines Fingerabdruckscanners. Wie jedes mal stellte ich mich an die Linie, legte an und schoss. Keine Minute später waren alle 10 Kugeln in der Mitte der Zielscheibe versenkt. Ob es mir langweilig wurde? Und wie. Ich hatte schon angefangen die Waffe anders zu halten beim schießen. Mal nur einen Arm ausgestreckt, oder seitlich stehend. Sogar schon das Bein angewinkelt und versucht unten drunter durch zu schießen. Das ging aber leider gehörig schief. Aber so wurde es zumindest etwas spaßiger. Warum ich es ständig wiederholen musste hatte ich ihn auch gefragt aber keine Antwort bekommen und irgendwann gab ich es auf. Doch heute Abend machte ich wie an anderen Abend auch nach den 10 Schüssen weiter. Wozu denn die Kugeln in der Kammer lassen? Ich schoss das Magazin leer und ging dabei heute ein paar Meter weiter zurück, oder ein paar Meter nach links und rechts. Denn mein späteres Ziel würde mir auch nicht genau gegenüber stehen. Als das Magazin leer war, sicherte ich die Waffe wieder und sah lächelnd zu Alucard hin, während ich über meine frisch lackierten Nägel der linken Hand pustete. „Wollen wir gleich zum nächsten Punkt übergehen?“ Und damit meinte ich die Übungen um mit den Schatten zu verschmelzen. Nur alle 2 Nächte in der Woche ging er es mit mir durch, da diese Fähigkeit mich sehr oft und viel zu schnell fertig machte. Doch ich musste sie lernen und verfeinern für meine Flucht. Daher wollte ich sie öfter als diese 2 Nächte mit ihm üben. Doch sein Blick sagte mir erneut, das Donnerstag noch nicht zu lange zurück war. Wie schade. Er ging an mir vorbei und winkte mich hinter sich her. Es ging wieder zu dem Gebäude, wo ich vorhin drinnen war und dort räumte ich schnell meine Waffe weg ehe es in den Trainingsraum ging. Nahkampftraining war dran und wie üblich sollte ich ihn angreifen und versuchen ihn zu treffen. Die ersten Übungen, wohl um mich aufzuwärmen oder damit er sich darüber belustigen konnte, das ich trotz großer mühe es nicht schaffte. Denn wozu sonst hatte er ständig dieses lächeln hierbei auf den Lippen? Eine Ganze Stunde lies er mich versuchen ihn anzugreifen. Ich musste eine kurze Pause einlegen während er keinerlei Erschöpfungssymptome zeigte. Als ich die nächsten Übungen mit ihm durch gehen wollte, verschwand er plötzlich. Das geschah auch ab und an. Es hieß das diese verrückte Integra ihn brauchte, mit ihm sprechen wollte oder was auch immer. „Na so kann mir auch eine Pause geben.“ Meinte ich lächelnd und ging zur Tür. Erfahrungsgemäß würde er einige Zeit weg bleiben und wozu die hier rum hocken? Ich nutzte diese zeit lieber um ins große Haupthaus des Anwesens wieder zu gehen. Eine kurze Dusche und dann würde ich wieder in den Raum in der Zweiten Etage gehen. Vor etwa zwei Monaten hatte ich beim herumstöbern im Gebäude diesen Raum gefunden. Es war ein kleines Wohnzimmer. Etwa nur 30 qm groß. Aber in diesem stand ein Sofa und ein Fernseher. Wenn sie mir keinen in den Keller brachten, dann eben so. Irgendwie musste ich mich doch informieren und nur die Bücher waren langweilig. Raus durfte ich noch immer nicht alleine und bis jetzt hatte ich Alucard noch nicht dazu bringen können mit mir shoppen zu gehen. Wenn ich fragte ob ich nicht mit Sera shoppen gehen durfte, bin ich abgeblitzt. Auch durfte ich nicht mehr mit auf einen Einsatz wenn sie weg ging. Angeblich zu gefährlich. Für wen war dann nur die Frage. Die Dusche tat gut. Meine durchgeschwitzten Sachen legte ich in einen Korb neben der Dusche und ging mit einem Handtuch um meinen Körper geschlungen in mein Zimmer um dort mir ein hellpinkes Shirt und eine blau Leggins anzuziehen. Zum Glück brachte mir Sera ab und an die gewünschten Sachen mit, wenn sie weg ging. Auch wenn sie immer wieder verwundert war auf was für Farben ich stand. Nun..wie bereits erklärt, auch dies war eine kleine Folter für jemand anderen. Das Handtuch ließ ich auf den Boden fallen und musste mich kurz in dem Spiegel ansehen. Das ganze Training hatte meinem Körper gut getan. Ich hatte in den drei Monaten Muskeln zugelegt und strich mit den Fingern über meine etwas ausgeprägten Bauchmuskeln. Sie waren nicht sehr definiert aber dennoch leicht zu sehen. Wenn ich hier so weiter machen würde, würden sie bestimmt noch deutlicher zu sehen sein. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Das alles hier hatte eben auch etwas gutes. „Hatte ich dir gesagt, das Training sei beenden?“ Sofort erschrak ich und schnappte mir von unten das Handtuch, was ich schnell wieder um mich schlang. „Verdammt! Alucard!! Was fällt dir ein??“ Mein Blick war wütend und erschrocken als ich zu ihm sah, während er mit verschränkten Armen vor der Brust an meiner Tür gelehnt stand. Ich konnte genau erkennen, das er alles genau gesehen hatte und das regte mich richtig auf. Kapitel 26: Kapitel 27-28 ------------------------- Kapitel 27: „Was mir einfällt? Willst du das wirklich wissen?“ Sein Grinsen, ich hätte es ihm am liebsten in diesem Moment aus dem Gesicht geprügelt, doch riss ich mich zusammen. „Nicht mehr so sehr, doch will ich, dass du gehst! Ich will mich anziehen!“ Das Handtuch drückte ich fester an mich ran, als er sich von dem Türrahmen mit der Schulter abstieß und auf meine Sachen zuging. Er hob das pinke Shirt hoch. „Dein Geschmack hat sich in den letzten Wochen sehr verändert. Gehört das zu der Pubertät? Wie man so schön sagt?“ Fragte er grinsend und ich wollte sofort nach dem Shirt greifen, doch war er schneller und hielt es von mir fern. „Das geht dich überhaupt nichts an und jetzt gib mir meine Sachen zurück!“ Wieder versuchte ich dran zu kommen und erneut scheiterte ich beidem Versuch. „Es geht mich mehr an, als du dir eingestehen vermagst. Zieh dich vernünftig an.“ Ich wollte gerade etwas erwidern, als er mir plötzlich ins Ohr biss. Auf der Stelle sprang ich einen Schritt zurück und legte meine Hand drauf. Was sollte das denn gerade? Ihn Fragen konnte ich nicht mehr, denn er war bereits verschwunden und mein Shirt lag auf dem Boden. Ich drehte mich noch einige male um mich selber, nur um sicher zu gehen, dass er nicht mehr hier im Raum war. Denn wirklich sicher konnte man sich nie sein. Zumindest hatte ich das in den letzten Monaten bei ihm gelernt. Vorsichtig hob ich das Shirt auf und schnappte mir die blaue Leggings, dazu meine Unterwäsche und stellte mich neben den Schrank, wo eine kleine Nische war. Nur falls er doch noch irgendwo in der Nähe sich rum trieb. Dann zog ich mich schnell an. Als ich fertig war, war ich noch immer so durch einander, dass meine Gedanken Karussell fuhren. Vor allem fragte ich mich, was dieser Biss zu bedeuten hatte, das hatte er noch nie getan gehabt. Als ich erneut drüber strich, rannte ich aber auch gleich zum Spiegel und sah mir mein Ohr genauer an, doch zum Glück kein Anzeichen davon, das er mich geritzt hätte. Nach dem ganzen Schreck hätte ich jetzt wirklich etwas zu essen vertragen können, aber auf dem Tisch stand noch nichts. In der Hoffnung etwas zu finden, verließ ich mein Kellerloch und ging die Treppe nach oben. Ich suchte nach dem Diener, welcher mir vielleicht was geben konnte. Er war der einzige von allen, der mit mir sprach. Die anderen hier wichen mir regelrecht aus, als ich ihnen entgegen kam. Als wenn ich eine ansteckende Krankheit hätte. Also bitte. Um sie zu verletzten oder sonstiges müsste ich sie schon beißen. Und aufgrund meiner Gereiztheit fauchte ich sie einfach an, als sie an mir mit großem Abstand vorbei gingen. Der Diener war in dem Teil des Gebäudes nicht zu finden, in welchem ich umher ging. In die anderen Teile wäre ich zu gerne gegangen, doch hatte man mir, aus welchem Grund auch immer, den Zugang versagt. Komisch nur, das sich nie ein Mädchen in meinen Alter daran hält. Ups, war die Tür zu dem linken Flügel etwa offen? Als ich durch die Tür ging, verschränkte ich meine Hände hinter den Rücken und ging einfach weiter. Sollte mich jemand fragen, ich bin nur durch eine offene Tür gegangen und hatte dabei ganz vergessen, dass dies hier zu einem Gebäudeteil führt, den ich nicht aufsuchen dürfte. Das aber auch nirgendwo Schilder standen. Sie sollten das schnellstens ändern. Ich ging weiter durch den Gang, an den vom Boden bis zur Decke reichenden Fenstern vorbei und blieb schließlich vor einem stehen. Von hier aus konnte ich genau auf den Platz sehen, wo die ganzen Soldaten sich versammelten. Einige von ihnen hielten gerade einen Übungseinsatz ab. Noch immer konnte ich nicht ganz glauben, was hier alles geschah und das es so etwas überhaupt gab. Seit etwas mehr als drei Monaten lebte ich nun schon in dieser Welt und noch immer kommt sie mir fremd und wie ein schlechter Traum vor. Ob es irgendwann anders sein wird? Wollte ich das eigentlich? Nein, ich wollte in mein altes Leben zurück und zu meiner Familie. Ich vermisste sie noch immer schrecklich. Sicher, meine Eltern hatten mich hier zurück gelassen bei diesen Verrückten, doch hatten sie es aus einen guten Grund getan, zumindest redete ich mir das immer wieder ein. Mit einem seufzen machte ich mich weiter auf die Suche nach meinem mittlerweile lieb gewonnenen Blutgeber. Um so weiter ich voran kam, um so dunkler schienen mir die Gänge zu werden. Ein Schauer lief über meinen Körper und ich rieb mir über die Arme. Es war hier nicht nur dunkler, sondern auch kälter oder meine Einbildung spielte mit mir. Die Zimmertüren an den Seiten hatten immer größere Abstände zueinander. Das müsste doch heißen, die Räume dahinter waren größer, oder? Ich wollte es wissen und öffnete einfach eine der Türen, sah hinein. Der Raum war wirklich groß, doch die Einrichtungsgegenstände waren mit lauter Planen überzogen. Etwas unheimlich, daher schloss ich die Tür wieder und ging zur nächsten. Der Raum dort hinter hatte für mich die gleiche Größe wie der anderer und auch hier waren die Möbel von Planen bedeckt. Als das dritte Zimmer identisch aussah, ließ ich es sein weiter nach zu gucken. Die Gänsehaut war mir jetzt schon gewiss und ich versuchte diese weg zu rubbeln. Wie lange war ich eigentlich schon umher gegangen? Die einzige Uhr auf dem Gang, wo ich war, konnte mir die Zeit nicht verraten, da sie stehen geblieben war. Genau um neun Uhr zwanzig an irgend einen Tag. Kopfschüttelnd um meine Gedanken zu vertreiben ging ich weiter und stand bald wieder vor einem riesigen Fenster, aus dem ich hinaus sah. Ich war auf der Rückseite des Gebäudes, nach meiner Aussicht zu urteilen. Einen Garten konnte ich von hier aus sehen. Zuerst wollte ich weiter gehen, doch blieb ich stehen. Dort unten trafen sich mehrere Leute. Einer von ihnen schien diese verrückte Lady zu sein, wenn mich mein Blick nicht täuschte. Bei ihr war mein geliebter Blutgeber. Jetzt hatte ich ihn endlich gefunden, doch war er zu weit weg und zu dieser verrückten wollte ich auch nicht. Die anderen, welche bei ihnen waren, insgesamt 6 an der Zahl, kannte ich nicht. Sie waren nicht von hier oder aber ich war ihnen vorher noch nicht begegnet. Doch konnte ich erkennen, dass einer von ihnen einen grauen Mantel trug. Seine Haare waren, oder schienen blond zu sein. Was mich aber am meisten faszinierte war, dass dieser Mann die verrückte ziemlich auf die Palme zu bringen schien. Ich musste dabei einfach lächeln und feuerte ihn schon an, so weiter zu machen. Doch sah ich dann nur, wie er sich umdrehte und weg ging, begleitet von den anderen fünf und gleich im Anschluss von mehreren der Soldaten hier. Nachdem es hier nicht mehr zu sehen gab für mich, machte ich mich weiter auf den Weg. Da ich wohl genau so lange für den Weg zurück brauchen würde, wie für den unbekannten Weg zurück zu dem Teil des Gebäudes, in welchem ich mich aufhalten durfte, entschied ich mich für den unbekannten Weg. Da ich schon mal die Gelegenheit hatte mich hier umzusehen, nutzte ich diese auch. An den Wänden wo ich nun vorbei kam, hingen lauter Bilder. Sie schienen alt zu sein. Wirklich Ahnung hatte ich von so etwas nicht. Sie waren zumindest genau so oder sogar noch größer als ich selber und es waren keine Fotos. Sie waren richtig gemalt wurden. Das wiederum beeindruckte mich. Vor einem blieb ich genauer stehen. Auf diesem war ein Mann und eine Frau zu sehen. Wenn ich Ahnung von der Kleidung der vergangenen Epochen gehabt hätte, hätte ich bestimmt auch raus gefunden zu welcher Zeit es entstanden war. So konnte ich nur raten und nahm das 17., vielleicht 18. Jahrhundert an. Die Frau auf dem Bild war wirklich schön und jung. Sie hatte langes, blondes Haar, welches zusammengeflochten war und der Zopf über ihre Schulter hing. Die blauen Augen schienen richtig lebendig zu wirken. Der Mann dagegen war älter, schien erschöpft. Er hatte braune Augen und kurze, dunkelbraune Haare. Ob das Vater und Tochter waren? Oder Mann und Frau? Doch zu der Zeit, wo es gemalt wurde, war es sicherlich mehr gang und gebe, dass ein älterer Mann solch eine junge Frau an seiner Seite hatte. Nahm ich zumindest an und ging weiter. Dabei dachte ich darüber nach, wie ich wohl in der Zeit gelebt hätte. Hätte ich mich auch so unterbuttern lassen oder wäre ich auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurden als Hexe? Wohl eher das zweite, nahm ich mit einem zynischen Lächeln an. Irgendwann kam ich endlich wieder in den Gebäudekomplex, von wo ich vorhin los gegangen war. Hier sah ich auch endlich mal wieder eine funktionierende Uhr. Ich war ganze drei Stunden unterwegs gewesen. Solange kam es mir dann doch nicht vor. Ich hatte mit vielleicht einer gerechnet, aber nicht gleich drei. Zumindest hatte mich keiner auf meinem Spaziergang angetroffen, das war doch etwas schönes und ich konnte mich mehr umsehen. Fand es jedoch ziemlich unheimlich, dass so viele Räume ungenutzt waren. Wie viele hier wirklich lebten? Etwa nur die verrückte, Alucard und Sera? Waren das etwa alle? Und vielleicht noch der Diener, Walter? Wirklich wenig für solch ein großes Gebäude. Ich ging die Treppe nach unten zum Keller und in mein kleines Zimmer hinein. Dieses mal stand eine Flasche mit Blut drauf. Das hieß, der Diener war vorhin hier unten gewesen, als ich auf dem Rückweg war. Ich ging hin zum Tisch und setzte mich an diesen ran. Dann griff ich nach der Flasche. Sie war schon etwas warm. Wenn ich eines hier gelernt hatte, dann das kaltes Blut am besten schmeckte. Nun ja, ich wusste noch nicht, wie Blut aus einer lebenden Ader schmeckte, das war ja auch warm. Aber ich kannte zumindest den Unterschied zwischen gekühlten und aufgewärmten Blut und das aufgewärmte schmecke nicht sehr berauschend. Obwohl das in meinem Sinne wohl egal war. Denn auch dieses berauschte mich noch immer, sobald ich es ins Glas fließen sah. Ob das irgendwann einmal vorbei gehen würde? Es war nur zu hoffen. Die ersten zwei Gläser hatte ich meinen Verstand wieder abgeschaltet. Beim dem nächsten war ich jedoch wieder klar im hier und jetzt und genoss es einfach nur. In den letzten Monaten hatte ich meine Wünsche verbannt, wieder richtiges Essen zu mir nehmen zu können. Das brachte nichts außer Wehmut und Frust und beides konnte ich mir nicht wirklich leisten. „Kathrin, da bist du ja endlich. Ich hatte dich schon vermisst.“ Gerade wollte ich zum vierten und letzten Glas ansetzen, als ich Sera vernahm und mich zu ihr umdrehte. Sie stand in einem grünen Sommerkleid vor mir und strahlte mich gerade zu an. Hatte ich irgendwas verpasst oder sollte ich lieber schnellstens eine Ausrede mir überlegen um etwas zu verpassen? „Ich war nur etwas spazieren. Ist etwas vorgefallen?“ „Nein, nichts beutendes. Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht.“ „Das tut es, wie du siehst.“ Ich lächelte zu ihr und trank endlich das letzte Glas leer, stellte es danach auf den Tisch zurück. Anhand von Seras Blick konnte ich erkennen, das sie es mir am liebsten aus der Hand gerissen hatte. Doch der Blick verschwand schnell aus ihrem Gesicht. „Ja, das sehe ich. Na gut. Dann will ich dich gar nicht weiter stören. Soll ich dir morgen aus der Stadt etwas mit bringen?“ Ich hätte es lieber gefunden, wenn sie mich mit genommen hätte. „Die Läden haben morgen doch zu, oder?“ „Das stimmt, aber es gib ein paar Kioske. Wenn du willst, hole ich dir irgendwas zu lesen?“ „Zu lesen habe ich genug.“ Dabei deutete ich auf den ganzen Stapel an Büchern. Zweie davon musste ich noch immer komplett durchlesen. Sie nickte und verschwand dann schließlich. Ich mochte Sera, fast schon wie eine große Schwester. Ich machte mich jetzt auch daran eines der beiden ungelesenen Bücher mir anzugucken. Das Wissen könnte ich vielleicht doch noch gebrauchen, sollte ich von hier fort kommen. Denn meine Welt würde sicherlich nicht mehr so sein wie früher. Also schnellstens alles aus der anderen lernen. Ich hatte solange gelesen, bis mich die Müdigkeit dahin raffte. Aufwachen tat ich durch den Lärm, welches durch das herunterfallen des Buches entstand. Völlig müde rieb ich mir über die Augen und war erst am überlegen. Sollte ich auf stehen und es auf den Tisch legen, oder einfach mich umdrehen und weiter schlafen? Die Müdigkeit siegte und ich drehte mich wirklich einfach um, schlief weiter. Als ich am nächsten späten Nachmittag wieder erwachte, lag das Buch noch immer am Boden. Ich stand auf und legte es auf den Tisch, ging danach ins Bad um mich fertig zu machen und anschließend zurück in mein Zimmer. Als Sachen suchte ich mir einen hell violetten Rock raus, welcher mir bis knapp über die Knie ging. Dazu eine blass blaue Bluse, die ich gerade zuknöpfte. Das Spiegelbild fand ich mehr als grässlich. Sollte das hier vorbei sein, würde ich sehr, sehr lange zeit nur noch dunkle Sachen anziehen. Nachdem ich in meine Sneaker geschlüpft war, ging ich nach oben und streckte mich am oberen Teil der Treppe. Die Sonne war noch lange nicht untergegangen, doch machte mir das nichts aus. Im Gegensatz zu Sera hatte ich kein Problem damit und ging raus. Wenigstens noch etwas die Wärme auf meiner Haut spüren. Auch wenn dies durch die ganzen Wolken am Himmel erschwert wurde, konnte ich einige Sonnenstrahlen erhaschen. Ich hoffte sehr, das ich niemals hierauf verzichten musste. Als schließlich die Sonne untergegangen war, machte ich mich auf den Weg zum Schießstand. Ich wollte die Übung schnell hinter mich bringen. Mein Peiniger war noch nicht hier, ob er vielleicht dachte, ich würde noch schlafen? Oder mir wieder die Nägel lackieren? Mit einem Grinsen auf den Lippen lud ich meine Sabroa durch und ging mit ihr zu den Zielscheiben. Heute fing ich ganz anders an. Ich ging von links nach rechts an der Zielscheibe vorbei, in einem gewissen Abstand und schoss schließlich drauf. Jeder Schuss ein Treffer, wie man so gerne sagte. Das Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen und drehte mich um. Dieses mal rannte ich und schoss erneut. Dabei jedoch hatte ich zwei Schüsse daneben. Doch immer noch eine gute Zahl an Treffern. Die Waffe sicherte ich wieder und brachte sie zurück ins Gebäude. Der Herr ließ noch immer auf sich warten. Nachdem ich meine Sabroa verstaut hatte, nahm ich mir vor, sie am Donnerstag mit zu nehmen, mit reichlich Munition. Ich mochte die Waffe wirklich und sie konnte mit bestimmt später noch helfen. Immerhin wusste ich ja nicht, was noch alles geschehen würde. Gerade als ich das Gebäude verließ, kam Alucard mir entgegen. „Jetzt hast du doch glatt verpasst, wie ich einen neuen Rekord aufgestellt habe.“ Gab ich lächelnd von mir, als er vor mir stehen blieb. „Hast du wieder irgendwelche Kunststücke dabei ausprobiert?“ „Ach wo, wie kommst du nur auf so was?“ Ich winkte ab und als er an mir vorbei ging, folgte ich ihm. Zusammen gingen wie in die Trainingshalle. Ich wärmte mich kurz auf und machte einige Dehnübungen. Sein Augenrollen konnte ich sogar hinter dessen Brille bemerken und musste schmunzeln. „Werden wir heute die Fähigkeit mit den Schatten zu verschmelzen wieder weiter üben?“ „Ja, obwohl ich sehr überrascht bin, das du diese so sehr lernen und beherrschen willst, während du andere Fähigkeiten in den Hintergrund stellst.“ „Welche anderen denn? Wie ich erfolgreich dafür sorge, dich erfolglos zu schlagen? Die Fähigkeit beherrsche ich mehr als gut.“ Ich beugte mich vorne und berührte mit den Fingerspitzen den Boden. Dabei rutschte der hintere Teil meines Rockes ziemlich nach oben. Selbstverständlich war dies pure Absicht. Ob er hinsah? Wenn nicht, war es seine eigene Schuld. Immerhin hatte ich dank des vielen Trainings einen wirklich guten Hintern bekomme, jedenfalls meiner Ansicht nach. Ich beendete die Übung und drehte mich zu ihm um. Sein Blick war immer noch hinter der Brille verborgen und ich konnte nicht feststellen, wo er hingesehen hatte. „Na dann, wollen wir anfangen.“ Ich ging zu einer Stelle des Raumes, wo der meiste Schatten war und schlenkerte dabei mit den Armen vor und zurück um diese zu lockern. Danach streckte ich sie nach vorne, die Hände zusammen gefaltet ließ ich sie kurz knacken. Ich hoffte so sehr, das ich es endlich hinbekam länger als nur eine Minute mit den Schatten zu verschmelzen, das würde mir so viel mehr nützen. Meine ganze Konzentration ging auf diese und ich stellte mir vor, wie mein Körper sich auflöste und mit der Dunkelheit vor mir eins wurde. Als ich dies das erste mal gemacht hatte, hatte mich die Angst gepackt. Ich hatte Tage gebraucht um mich von den Schock damals zu erholen und jetzt? Jetzt fühlte es sich einfach gut an. Es war ein Teil von mir, den ich zu akzeptieren begann. Kurz bevor ich vollkommen mit dem Schatten verschmolz, ging ich einen Schritt weiter auf diesen zu und atmete hörbar aus. Die Dunkelheit hatte sich um mich gelegt und hieß mich willkommen. Ich war ein Teil von ihr und sie einer von mir. „Kathrin, sieh mich an.“ Das wollte er jedes mal und genau wie die anderen Male davor, konnte ich es nicht. Ich schaffte es nicht meine Augen zu öffnen. Es war, als wenn die Dunkelheit nicht wollte, das ich durch sie sehe, als wenn sie etwas vor mir verbergen wollte. „Kathrin, sieh mich an.“ Irgendwann einmal würde ich es sicher schaffen, doch nicht heute. Ich spürte, wie meine Kraft abnahm und mich schwächte. Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, trennte ich mich von der Finsternis und landete mit dem Knien auf den Boden. Den Oberkörper hatte ich nach hinten gelehnt und öffnete endlich wieder meine Augen. Die Decke war das erste was ich sah, gefolgt von Alucards Augen. Er hatte seine Brille abgenommen, setzte sie aber wieder auf und grinste mich von oben herab an. „Fast zwei Minuten. Du wirst besser. Aber nächstes mal verwendet mehr Energie darauf die Augen zu öffnen. Es ist wichtig, das du siehst was um dich herum geschieht.“ Allmählich konnte ich meine Arme und Beine wieder spüren und lehnte mich nach vorne. Mit den Händen auf dem Boden stützte ich mich ab. „Ich weiß nicht wieso, aber ich kann es einfach nicht. Als wenn etwas will, das meine Augen geschlossen bleiben.“ Gestand ich ihm. Obwohl ich froh war, fast zwei Minuten durchgehalten zu haben, fand ich es frustrierend, schon wieder nicht die Augen geöffnet zu bekommen. Es konnte doch nicht so schwer sein, oder? „Beschreibe es mir.“ Ich versuchte aufzustehen, doch mein Körper wollte noch nicht, somit blieb ich auf dem Boden weiter knien, während Alucard sich neben mich setzte. „Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Ich spüre die Dunkelheit, die Schatten um mich herum. Sie spinnen mich ein, wie in einen Kokon. Aber sobald ich die Augen öffnen will, ist es als wenn sie diese zugeklebt hätten. Ich kann die Lider nicht heben.“ Anders konnte ich es einfach nicht schildern und hoffte es reicht ihm. „Ich erahne woran es liegt. Das wird einiges an Übung erfordern.“ „So wie alles andere?“ Gab ich lächelnd von mir und ließ mich jetzt einfach nach hinten auf den Boden fallen. Die Beine hatte ich dabei ausgestreckt und meine Arme seitlich von mir liegend. Ich war vollkommen fertig und wie jedes mal total überrascht. nicht mal zwei Minuten und ich fühlte mich, als wenn ich gerade mehrere Stunden gelaufen wäre. „Ja, so wie alles andere. Aber ich bin sicher, das du es schnell lernen wirst. Wenn du dich nachher hinlegst zum schlafen, versuche auf deine Umgebung zu achten.“ Das verstand ich jetzt weniger. „Worauf soll ich da achten? Wie irgend ein kleiner Käfer die Wand hoch läuft oder was? Vielleicht ist es dir entgangen, aber dort unten im Keller gibt es nicht gerade viel, auf das es zu achten gilt.“ „Nein, achte auf andere Sachen. Auf jede noch so kleine Veränderung. Die Schatten sind nicht nur hier, wo wir trainieren, sie sind überall. Du musst mit ihnen interagieren. Lerne sie kennen.“ „Okay, jetzt bekomme ich eine Gänsehaut. Was soll mir das denn bringen, außer das ich nicht mehr einschlafen will?“ Ich versuchte mich hinzusetzen und scheiterte kläglich, weswegen ich liegen blieb. „Wenn du mit den Schatten verschmilzt, musst du lernen, sie nicht nur als Umgebung zu betrachten, sondern als etwas lebendes. Sie können dir helfen, aber genau so gut dich auch behindern.“ „Und warum dann beim einschlafen?“ Kapitel 28: Wie lange ich auf dem Boden verbracht habe? Ich konnte es nicht sagen. Aufgestanden war ich erst, nachdem ich mich wieder halbwegs bewegen konnte. Mit schmerzenden Gliedern und einem Kopf, der mir zu bersten schien, machte ich mich wieder auf den Weg zurück in mein Kellerloch. Ich sollte die Fähigkeit nicht so überstrapazieren, doch es ärgerte mich, dass ich es nur so kurz hin bekam. Wenn ich im Zug zusammenbreche nach dem Einsatz dieser ist mir auch nicht geholfen. Vielleicht sollte ich bis Donnerstag heimlich etwas üben. Zurück im Zimmer lies ich mich auf die weiche Matratze des Bettes Bauchlinks fallen und schloss die Augen. Es war noch nicht mal Mitternacht und ich fühlte mich schon wie Morgens. Mit viel Kraft schaffte ich es, mich umzudrehen und auf den Rücken zu liegen. Ich sollte zwar die Bücher lesen, doch mein Verstand sagte mir, ich solle lieber weiter üben. Mit geschlossenen Augen lag ich hier also und atmete kurz tief durch. Danach versuchte ich jenes umzusetzen, was er mir vorhin gesagt hatte. Ich sollte Veränderungen wahr nehmen, also konzentrierte ich mich darauf. Minuten verstrichen und keinerlei Veränderungen machte ich in dem Zimmer aus. So langsam fühlte ich mich verarscht. Ich erhob mich wieder und rieb mir über die schmerzenden Beine. Mein Körper hatte sich bereits begonnen zu regenerieren und ich war immer wieder erstaunt, wie schnell das ging. Gerade als ich zu dem Bücherstapel wollte, öffnete sich die Tür und Walter kam mit einer Flasche und einem Glas auf einem Tablett hinein. „Ich störe hoffentlich nicht, junge Dame.“ Lächelnd hatte ich mich umentschieden und setzte mich an den Tisch ran. „Nein, vielen Dank.“ Nach den ganzen anfänglichen Schwierigkeiten kam ich mittlerweile mit dem Butler gut aus. Zumindest brachte er mir etwas Freundlichkeit entgegen. Die Sachen stellte er auf den Tisch, machte eine kleine Verbeugung und ging wieder. Des öfteren hatte ich ihm gesagt, er könne es sein lassen und doch hatte er es immer wieder getan. Da mein Magen anfing zu knurren, wollte ich ihm nicht länger das Essen enthalten und machte mich wie so üblich über die Flasche Blut her. Drei Monate und ich war zu einem Blutjunkie geworden. Was mich früher abgeschreckt hatte, wollte ich nun nicht mehr missen. Die Flasche war halb leer und ich stand Lippen leckend auf. Das Bücher lesen hatte sich in den Hintergrund geschoben, denn ich fühlte mich gerade mehr als gut. Was an meinem Essen eben lag. Daher beschloss ich den Zustand auszunutzen und weiter zu üben. Viel Zeit blieb mir nicht mehr. Ich stellte mich dafür auf die Gegenüberliegende Seite der Zimmertür und sah zu den Schatten, welche von dem Kleiderschrank erzeugt wurden. Einst hatte mich Alucard gewarnt. Ich sollte meine Fähigkeiten nicht alleine üben, sollte ihn in der Nähe haben. Aber wozu? Damit er danach sah, wie fertig ich am Boden lag? Mich von den Schatten trennen konnte ich ziemlich gut und das restliche Blut in der Flasche würde mir hiernach helfen mich schneller zu erholen. Also begann ich mich wieder zu konzentrieren. Es brauchte Zeit, denn ich fühlte wie die Anstrengung und Erschöpfung zurück kam, doch Aufgeben war für mich keine Option. Ich ging näher auf die Schatten zu, bis mein Fuß diesen berührte. Ich spürte, wie er begann mich zu umschlingen und gab mich ihm erneut hin. Einen tiefen Atemzug später war ich erneut mit der Finsternis verschmolzen und genoss deren schützende Hülle. Sie spann mich ein wie ein Kokon. Schließlich versuchte ich die Augen zu öffnen. Es war wieder so, als wenn etwas mich daran hinderte. Wieso nur wollte es mir nicht gelingen? Ich setzte alles daran gegen den Widerstand anzukommen und spürte wie meine Augenlider begannen zu zittern. Vielleicht würde ich es kleines Stück hinbekommen, nur einen Millimeter, das würde für den Anfang vollkommen reichen. „Dakaria....Dakaria, hab dich...“ Ich erschrak und fiel regelrecht aus dem Schatten hinaus, genau auf den Boden meines Zimmers, wo ich mich zusammen kauerte. Die Schmerzen begannen sich wieder in meinem Körper auszubreiten, doch machte mir die eben gehörte Stimme bei weitem mehr Sorge. Sie klang unheimlich, tief und zugleich anziehend. Wer das wohl gewesen war? Und nach wem hatte er gesucht? Nach einer Dakaria, aber wer war das und wieso konnte ich ihn hören? So etwas war mir während aller anderen Übungen nie widerfahren, oder lag es daran, dass sonst immer Alucard mit in der Nähe war? Sollte ich ihn hiernach fragen? Doch würde er dann wissen, dass ich heimlich geübt habe und das gegen seiner Anordnung. Nein, ich sollte es für mich behalten. Sollten wir aus welchem Grund auch immer, vor Donnerstag Abend noch einmal diese Übung durch nehmen, würde ich so tun als sei mir das eben gerade da erst widerfahren und würde ihn fragen.Mit schmerzenden Gliedern stand ich auf und schleppte mich gerade so zum Tisch, an welchen ich mich setzte und die restliche Flasche leer trank und dieses mal ohne es mir vorher ins Glas zu kippen. Anschließend schaffte ich es ins Bett und schloss die Augen. Die Müdigkeit hieß ich willkommen und war binnen weniger Sekunden eingeschlafen. Ein Gefühl des Fallens kam über mich und ich schreckte aus dem Schlaf auf. Meine Bluse war durchgeschwitzt und ein Muskelkater jagte durch meine Beine. Ich musste mich aus dem Bett rollen und landete mit dem Gesicht voran auf dem Boden. Anschließend stemmte ich mich mit den Armen nach oben und konnte einigermaßen stehen. Das Gefühl verschwand nach und nach, bis nichts mehr davon übrig war und es mir so vorkam, als hätte ich es mir nur eingebildet. Selbst mein Gleichgewicht hatte ich schnell wieder gefunden und taumelte nicht mehr umher. War das vielleicht durch die Überanstrengung gekommen? Ich hoffte, dass nichts anderes dafür verantwortlich war. Endlich schaffte ich es den Blick auf die Uhr zu richten. Kurz vor neun Uhr Morgens. Eine gefühlte Ewigkeit war ich schon nicht mehr so früh aufgestanden. Obwohl man das eben wohl kaum als aufstehen definieren konnte. Nochmal mich hinlegen wollte ich nicht und ging daher lieber schnell ins Bad. Die kalte Dusche tat wunder und anschließend zog ich eine schwarze Jogginghose und dazu ein schwarzes Top über. Ich hatte gerade keinen Nerv für etwas anderes und zudem war es noch nicht Abends. Ich konnte mich dann noch immer entsprechend umziehen. Doch was sollte ich nun mit dem angefangenen Morgen machen? Mich noch mal hinlegen? Nein, dafür war ich zu munter. Ich ging nach oben und suchte das Zimmer auf, wo ich mich des öfteren aufgehalten hatte, setzte mich dort auf das Sofa und schaltete den Fernseher an. Leider lief an einem Montag morgen so gut wie nichts vernünftiges im Programm und irgendwann blieb ich auf einem Sender hängen, der irgendwelche BBC Reportagen wiederholte. Nur noch vier Tage, sagte ich zu mir selber um einen Kollaps zu vermeiden, der sich heranzuschleichen schien. Ich war bestimmt schon viel zu lange hier drinnen eingesperrt, das war wohl auch der Grund für das eben erlebte gewesen. Dies redete ich mir zumindest ein. Die Zeit wollte nicht wirklich verstreichen, doch was sollte ich anderes machen? Ich könnte wieder runter gehen und weiter lesen, doch darauf hatte ich noch weniger Lust. Mein Blick ging zur Seite und zu einem Fenster hin. Der Himmel war heute mit Wolken überzogen. Ich stand auf und öffnete das Fenster, atmete den Geruch vom Regen ein. Es nieselte und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ich mochte den Geruch. Schließlich schloss ich das Fenster aber wieder und stand unschlüssig vor dem Sofa. Dann aber schaltete ich den Fernseher aus und verließ das Zimmer wieder. Es war ein reges treiben auf den Fluren. Viel mehr als sonst immer, was wohl daran lag, dass ich sonst nichts Morgens hier herum lief. Ich begegnete Leuten, die ich vorher nicht kannte und welche mich nicht zu kennen schienen. Sie grüßten mich und gingen nicht vermehrt auf Abstand. Es fühlte sich besser an, ich fühlte mich dadurch besser. Schließlich stand ich vor er Eingangstür. Meine Hand bereits auf dem Türgriff, als sich eine andere auf diese legte. Sofort zuckte ich zusammen. „Es ist früh am Morgen und du solltest schlafen.“ „Ich konnte nicht mehr und außerdem geht es dich nichts an!“ Ich nahm meine Hand vom Türgriff und ging zur Seite um mich danach umzudrehen. „Wieso bist du eigentlich schon wach, Alucard?“ Hatte ich gehofft er würde schlafen und mich in ruhe lassen. „Habe ich überhaupt geschlafen?“ „Woher soll ich das wissen? Ist ja nicht so, das ich heimlich in dein Zimmer gehe und nach sehe.“ Die Arme verschränkte ich vor der Brust. „Geh wieder schlafen, ich werde dich heute Abend wecken.“ „Ich bin jetzt schon wach! Und außerdem muss ich nicht von dir geweckt werden! Lieber würde ich es finden, wenn du nicht immer ins Zimmer kommst!“ Seufzend rieb ich mir über die Nasenwurzel und sah danach zur Tür. „Ich muss hier einfach raus, Alucard. Die decke fällt mir sonst noch auf den Kopf.“ „Nicht jetzt. Deine Zeit wird kommen.“ „Meine Zeit ist bereits da! Ich bin doch kein kleines Schoßhündchen, das man einsperren kann, bis man beschließt mit ihm Gassi zu gehen! Verdammt nochmal!“ Jetzt stampfte ich sogar mit dem Fuß auf vor Wut. Er wollte etwas sagen, doch wurden wir unterbrochen als ein paar der Hausangestellten am Treppenrand stehen blieben und zu uns sahen. „Unsere Unterhaltung führen wir an einem anderen Ort weiter.“ „Sehr gerne und zwar draußen. Ich brauche dringend frische Luft.“ Dieses mal hielt er mich nicht auf, doch folgte er mir auch. Wieso nur konnte er Sonnenlicht ertragen? Hätte er nicht genau wie Sera nur in der Dunkelheit und des Nachts umher gehen können? Na gut, wirklich Sonne war auch gerade nicht, dank der Wolken. Dennoch. Wieso musste er am Tage herum laufen? Das Gesicht streckte ich nach oben und ließ die Regentropfen auf mein Gesicht prasseln. Es tat so gut. Noch besser wäre es mir jedoch gegangen, wenn er nicht hinter mir gestanden hätte. Als er eine meiner Haarsträhnen berührte, sprang ich nach vorne und drehte mich wütend um. „Fass mich nicht an!“ Fauchte ich ihm entgegen und beruhigte mich dann aber wieder schnell, während er einen Käfer zwischen den Fingern hielt. „Oh.. Danke...“ Meinte ich dann nur und seufzte. Er schnipste diesen weg und lächelte mich an. „Dein Temperament ist dem deiner Mutter gleich zu setzen.“ Dafür erntete er einen finsteren Blick von mir. Ich hatte nur eine Mutter und diese war gerade in Frankreich, wo ich auch bald sein würde. Er drehte den Kopf leicht zur Seite und neigte den Kopf dabei etwas runter. „Warte hier. Ich bin gleich wieder zurück.“ Damit drehte er sich um und ging wieder rein. Wo er wohl hinging? Doch war mir das egal. Als wenn ich auf ihn warten würde! Wo dachte er nur hin? Ich drehte mich murrend um und ging einfach weiter. Die Arme verschränkte ich vor der Brust, als ich durch eine kleine Pfütze ging. Mein Ziel war der Garten hinter dem Haus, also ging ich einmal komplett um das Herrenhaus herum. Ein schöner, langer Morgenspaziergang, könnte man meinen. Wenn man dabei nicht an den unzähligen Soldaten vorbei ging. Die wiederum sahen mir alle nach, als sei ich irgendwas undefinierbares. Irgendwann kam ich bei dem Garten an, welchen ich gestern aus dem Fenster heraus gesehen hatte. Ich betrat ihn. Die Rosen blühten und er war umzäunt von einer etwa zwei Meter hohen Hecke, an welcher sich Efeu herum rankte. Mein Ziel war die Mitte des Gartens. Hier stand eine große Statue aus weißem Stein, welcher jedoch mittlerweile einige graue Stellen aufwies. Sie zeigte eine Frau in einem langen Kleid, welches nach hinten weg eine Schleppe hatte. Der rechte Arm war ausgestreckt und auf dieser stand ein Adler. Ich mochte die Statue sehr, wischte den Regen von der Steinbank weg und setzte mich drauf. Hier waren keine anderen Menschen und ich genoss die Stille um mich herum, genau wie die frische Luft und den sanften Regen. Noch vier Tage, wiederholte ich wieder das Mantra in meinen Kopf. Obwohl mir das hier etwas fehlen wird. Es war wirklich schön hier und könnte bestimmt noch schöner sein, wenn man es etwas mehr pflegen würde. Vielleicht aber wollte man, das es älter aussah und ließ es aus diesem Grund etwas verkommen. Ich wusste es nicht und hatte auch keine Ahnung von so etwas. „Ist es Euch nicht zu kalt hier draußen?“ Kurz schreckte ich zusammen, sah dann aber zu dem Butler, welcher einen dunkelblauen Schirm über mich aufgespannt hielt. „Ich finde es sehr angenehm, dennoch danke.“ Ich nahm den Schirm an und würde ihn erst mal aufgespannt lassen, solange Walter hier war. „Was machen Sie hier?“ Wollte ich dann aber wissen und begann den Griff des Schirms zwischen meinen Fingern zu drehen. „Nach Euch suchen. Ihr wart nicht in Eurem Zimmer.“ Jetzt sah ihn ihn durchdringender an. „Ich muss auch nicht ständig im Zimmer bleiben. Außerdem, guckt Ihr immer nach, ob ich im Zimmer bin?“ Wenn ja, würde ich a sofort irgendwie dafür sorgen, dass die Tür zugesperrt war. Gegen Alucard dürfte dies wenig ausrichten, gegen ihn aber bestimmt etwas. „Nein, nicht immer. Ich wollte Euch nur einen Brief bringen. Er ist heute angekommen.“ Ich sah auf den weißen Umschlag und verstand nicht. Wie kam es, das ich einen Brief erhielt? Doch dann sah ich den Absender und griff sofort danach. Er kam von meinen Eltern und nach dem Absender zu urteilen waren sie wirklich wieder in Frankreich, allerdings in Roquefort. Ich wunderte mich, was sie dort machten. Die Stadt kannte ich nur von Straßenschildern. Gerade wollte ich den Brief öffnen, sah aber wieder zu dem Butler hin. „Kann ich alleine sein?“ „Selbstverständlich, solltet Ihr etwas brauchen, sagt es mir bitte.“ Und schon ging er wieder. Ich musste etwas murren. Ihm Bescheid geben, wenn ich etwas bräuchte? So ein Unsinn. Als ich dies getan hatte, sagte er nur, er könne das nicht arrangieren und da wollte ich nur einen Rechner oder Laptop mit Internetverbindung haben. Ich öffnete den Umschlug und holte den Brief raus, öffnete diesen. Die Handschrift meiner Mutter konnte ich sofort erkennen und mir liefen dabei Tränen über die Wangen, als ich die Zeilen las. Sie schrieb, das sie mich sehr vermissen würde, genau wie mein Vater es tat und sie sich wünschte ich könnte bei ihnen sein. Doch auch, dass dies nicht mehr möglich war und ich hier bleiben sollte. Es sei das beste für mich. Eines Tages würden wir uns wieder sehen, sobald ich mit der ganzen Situation zurecht gekommen bin. Aber das wollte ich nicht! Ich wollte sofort zu ihnen zurück! Sie schrieb noch, das sie jetzt in Roquefort leben würden, da mein Vater dort von der Arbeit hin versetzt wurde. Der Brief endete nur mit den Zeilen, das ich keinen Unsinn anstellen solle und sie beide mich unendlich liebten. Ich drückte den Brief an mich ran und beugte mich nach vorne um meinen Tränen freien lauf zu lassen. Es war so unfair. Wieso konnte ich nicht bei ihnen sein? Wieso wollten sie, das ich nicht bei ihnen war? Es gab für alles eine Lösung und jene musste nicht so aussehen, das ich hier weiter gefangen war. Wussten meine Eltern das eigentlich? Sicher nicht, denn wenn hätten sie mich bestimmt doch schon von hier weg geholt. Ich hoffte das so sehr. Immerhin war ich doch kein Tier, das man einfach so weg sperren konnte, auch wenn diese verdammte Frau das am liebsten wohl getan hätte. Ich entwickelte einen richtigen Hass auf diese Frau und würde ihr wohl das nächste mal an die Kehle springen, sollte ich sie sehen. Das alles war nur ihre Schuld! Sie hätte meiner Mutter die Wahrheit sagen sollen, wie ich hier leben würde. Dann hätte meine Mutter sicher einen anderen Weg gewählt und nun saß ich hier fest. „Eine jämmerliche Kreatur wie du wagt es am Tage in meinem Garten zu sitzen?“ Wenn man vom Teufel redet, dachte ich mir nur und drehte mich mit gefletschten Zähnen zu ihr um. Die Tränen hatte ich schnell weg gewischt und steckte den Brief zurück in den Umschlag. Danach stand ich auf und schob ihn in die Tasche meiner Jogginghose. „Glauben Sie eigentlich, mir macht es Spaß hier zu sein? Wenn es nach mir ging, wäre ich schon lange von hier weg! Also wenn ich ihnen nicht passe, dann lassen Sie mich doch einfach gehen!!“ Schrie ich sie an und wollte schon gehen. „Wage es nicht noch einmal so mit mir zu reden, du unwürdige und sch...“ Weiter kam sie nicht, da es mir reichte und alle Sicherungen in mir durch brannten. Ich rannte auf sie zu und wollte ihr wirklich die Kehle zerfetzen. Das war gerade mein größter Wunsch. Beinahe hätte ich es auch geschafft, doch wurde ich plötzlich festgehalten und nach oben gehoben. „Lass mich runter!! Ich bringe diese Schlampe um!! Ich werde ihr die Kehle aufreißen und sie an ihrem eigenen Blut ersticken lassen!!!“ Schrie ich immer wieder und versuchte mich zu wehren, doch konnte ich mich aus der Umklammerung nicht befreien. „Alucard! Schaff sie weg von hier und sorge dafür, dass dies nie wieder geschieht!“ „Es wird wieder geschehen!! Jedes mal wenn ich dich sehe, werde ich dich versuchen umzubringen!!“ Schrie ich ihr nach und kratzte über den Arm, welcher mich festhielt. „Lass mich endlich los!!“ Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich endlich beruhigt hatte und wieder etwas runter kam. Ich stemmte mich nicht mehr gegen die Arme, welche mich umschlingen, sondern lehnte mich dort rein. „Wieder beruhigt?“ Alucards Stimme, ich seufzte und nickte anschließend. „Ja. Ich glaube schon.“ Jetzt endlich ließ er von mir ab und ich fiel dabei ein wenig nach vorne, konnte mich aber schnell fangen und drehte mich zu ihm um. Mein Blick fiel auf seinen Arm, welcher blutete. Ich sah hin, doch im Gegensatz zu sonst immer, überkam mich keinerlei Faszination davon. Ich schüttelte den Gedanken ab und sah hoch zu seinem Gesicht. Seine Brille war kaputt und verbogen. Er nahm sie vom Gesicht, zerdrückte das Gestell in der Hand und lies sie auf den Boden fallen. „Was war in dich gefahren? Solch eine Kraft hätte ich beim Training lieber gesehen.“ Ein Lächeln auf seinen Lippen und ich musste die Hände zu Fäusten ballen. „Diese verdammte Frau macht mich einfach so wütend! Verdammt nochmal, wenn sie mich nicht leiden kann, obwohl sie mich nicht mal kennt!! Dann soll sie mich gefälligst weg lassen! Ich hab sie nicht gebeten hier zu bleiben! Ganz im Gegenteil sogar!!“ „Nein, ich hatte sie gebeten dich hier zu behalten.“ Erst wollte ich noch etwas sagen, doch dann schwieg ich und sah voller entsetzen zu Alucard. Was hatte er eben gesagt? „Weil du dich in diesem Zustand am besten konzentrieren kannst. Versuch es einfach, Kathrin.“ Mit diesen Worten stand er auf und ging. „Das Training ist für heute Nacht beendet, aber vergiss nicht die Bücher fertig zu lesen.“ Meine Widerworte behielt ich heute für mich und schloss die Augen. Kapitel 27: Kapitel 29-30 ------------------------- Kapitel 29: Hatte er das eben wirklich gesagt, oder hatte ich mich da nur gerade verhört? Er hatte diese Verrückte gebeten, das ich hier bleibe? Ich spürte wie der Zorn in mir zurück kam und ich die Zähne erneut fletschte. „Kathrin, halte dich zurück.“ Als wenn ich das tun würde. Was dachte er eigentlich, wen er hier vor sich hatte? Irgend jemanden der Angst vor ihm hatte? Diese war schon lange verschwunden. Seit dem Tag an welchem ich registrierte, das er mir keinen Schaden zufügen wollte. Ich griff ihn an und versuchte nun an seine Kehle zu kommen, um diese aufzureißen. Ich schnappte sogar mit den Zähnen nach ihm. Das ganze Training, welches ihc mit ihm hatte, setzte ich hierbei ein, bis ich mit dem Rücken gegen die Statue schlug und von dieser ein Teil abbrach. Ich lag auf dem Boden etwas weiter daneben. Es fühlte sich an, als wenn einige Rippen gebrochen wären. An aufstehen war nicht zu denken und der Regen wurde dichter, prasselte auf mich nieder. „Du wolltest mich beißen?“ „Zerfleischen trifft es eher.“ Gab ich zurück, als er über mir stand und zu mir runter sah. Wenn ich mich bewegen könnte, hätte ich ihm ins Bein gebissen. Ob ich irgendwann wieder hoch kam? Im Moment schien es nicht so und mein Körper verweigerte jegliche Art von Bewegung. Er reichte mir seine Hand und ich versuchte mit meiner danach zu greifen, doch verfehlte ich sie und lies den Arm wieder zurück ins Gras fallen. Dann ging mein Blick zur Statue. „Wie Schade. Sie ist kaputt.“ „Das lässt sich wieder her stellen.“ Noch ehe ich was sagen konnte, schob er seine Arme unter meinen Körper und hob mich hoch. Ich biss dabei die Zähne zusammen und versuchte den Schmerz zu unterdrücken. Tränen kullerten mir dabei aus den Augen und doch lehnte ich mich mehr an ihn ran, als ich in seinen Armen lag. Er trug mich zum Haus zurück und durch einen Hintereingang. Wir waren in einem der Gebäudeteile, welches ich eigentlich nicht betreten durfte. Allmählich begann mein Körper sich wieder zu heilen und ich konnte meine Zehen bereits wieder bewegen. „Wieso hast du das getan, Alucard? Wieso wolltest du das ich hier bleibe?“ Ich verstand es nicht und brauchte eine Antwort. Zudem konnte ich gerade eh nichts anderes machen als zu sprechen. Vielleicht nachher nochmal versuchen ihn eine rein zu hauen, wenn er nicht damit rechnete. Das würde meine Chancen bei weitem erhöhen. „Weil du zu einer Gefahr wirst, wenn dir niemand alles beibringt. Oder willst du den Menschen in deiner Gegenwart Schaden zufügen?“ Natürlich wollte ich das nicht. „Wieso aber musste ich dann hier bleiben und wieso ohne meine Eltern?“ Wieder fing ich an zu weinen und wollte von seinen Armen runter. Doch der stechende Schmerz in meinen Beinen sorgte dafür, das ich wieder ruhiger wurde. „Ich kann nicht so einfach von hier weg und deine Eltern hätten versucht dich zu beschützen. Das ist mehr als hinderlich. Zumal du deine Beherrschung verlieren und sie als Snack ansehen könntest.“ Als wenn ich jemals so etwas tun würde! Doch dies aussprechen tat ich nicht. Ich erinnerte mich kurz an den Moment, als ich einige Tage lang kein Blut zu mir genommen hatte. Wären zu dieser Zeit wirklich meine Eltern da gewesen und hätte ich mich bei ihnen aufgehalten, wer weiß was geschehen wäre. Ich musste schlucken und die Bilder in meinem Kopf schnellstens zurück drängen. „Mittlerweile habe ich mich aber unter Kontrolle und ich weiß was ich zu tun habe um mich unter dieser zu halten. Also warum kann ich dann nicht raus?“ „Unter Kontrolle? Du hättest eben beinahe einen Menschen umgebracht.“ „Also bitte. Zu meiner Verteidigung. Erstens, sie hat es nicht anders verdient, und zweitens, die ist mit Sicherheit kein Mensch!“ Jedenfalls in meinen Augen war sie keiner. Da war ich noch um einiges menschlicher als diese verrückte Lady. Ich sah hoch als Alucard begann zu lachen und musste schließlich auch Lächeln. Er trug mich weiter durch den dunklen Gang und ich versuchte meine Augen darauf einzustellen um besser sehen zu können. Es gelang mir nur schwer. Sicher lag es mit daran, das mein Körper sich gerade versuchte auf die Heilung zu konzentrieren. Dennoch konnte ich alte Wandteppiche erkennen und legte irgendwann eine Hand auf Alucards Arm. „Warte kurz...kannst du mich runter lassen? Bitte.“ Er erfüllte mir den Wunsch und als ich festen Boden unter den Füßen hatte, wollten meine Knie zuerst einknicken und meine Beine mir den Dienst verweigern, doch konnte ich mich gerade noch so aufrecht halten. Wohl aber mehr, da ich mich an Alucards Ärmel festkrallte. Der Wandteppich zu meiner linken hatte meine Aufmerksamkeit erregt und ich sah ihn mir genauer an, was bei der Dunkelheit jedoch ziemlich schwer viel. „Vladiana.“ Hörte ich den Namen von Alucard gesprochen. „Sie sieht aus wie ich..nur schöner.“ „Sie war deine Mutter.“ Es dauerte einen Moment, bis ich registrierte, was er mir da gerade gesagt hatte. Meine Mutter sollte das gewesen sein? Sie war bildschön. Ihre Haare hatte sie offen. Sie waren schwarz wie die Nacht und reichten ihr bis weit über die Hüfte hinab. Das Gesicht zart und feminin. Es war keine röte darauf zu erkennen, bis auf jenes der Lippen, welche wie Blut zu schimmern schienen. Die Augen trugen ein noch viel dunkleres Rot als das meiner. Sie trug ein dunkelrotes Kleid auf diesem Gemälde und hatte ein zartes Lächeln auf den Lippen. „Von wann ist das?“ „Vor etwa 450 Jahren entstanden in Frankreich. Ich hatte es einst hier her holen lassen, als ich von ihrem Tod erfahren hab.“ Also konnte es noch nicht so lange hier hängen und doch war es so alt. Ich war aber auch erstaunt, dass er es hier her holen lies. Immerhin sagte er nicht mal, er kannte meine Eltern nur flüchtig? „Wo hing es vorher genau in Frankreich?“ „Bei einem Kunstsammler.“ „Oh? Und wie hast du es von ihm bekommen? Beziehungsweise, woher wusstest du, dass er es hatte?“ Ich sah kurz zu ihm hin und nahm nur ein Schulterzucken war. „Zufall? Ich war kurz in Frankreich, um von ihr Abschied zu nehmen und bevor ich zurück kehrte, hab ich es gesehen. Ich hab es einfach mit genommen.“ Einfach mit genommen? Ich konnte das kaum glauben, doch dann erinnerte ich mich wieder daran, was er alles drauf hatte und seufzte. „So was nennt man stehlen.“ „Es hat ihm nie gehört.“ Ich schüttelte nur mit dem Kopf und sah wieder auf das Bild. Meine wirkliche Mutter. Nur fragte ich mich jetzt, warum es hier in diesem verlassenen Gang hing und vor allem, war es von Alucard Absicht gewesen hier lang zu gehen und es mir zu zeigen? Ihm dies zutrauen konnte ich und dennoch war ich ihm auch dankbar dafür. Dennoch fragte ich mich erneut, aus welchem Grund hatte er es mit genommen, wenn er sie nicht wirklich kannte? Meine Fingerspitzen strichen über das Bild und Wehmut machte sich in mir breit. Ich würde sie niemals kennen lernen können. Niemals mit ihr reden und doch war ich ihr unendlich Dankbar, das sie mich zu meinen Eltern kommen gelassen hat. „Mein Vater? Hängt auch ein Bild von ihm hier?“ Ich sah dabei wieder zu ihm und konnte dabei erkennen, wie er die Augen schloss und sich zu verspannen schien. Hatte das was zu bedeuten? Dann aber öffnete er die Augen wieder und sah weiter zu dem Bild. „Von Ciprian gibt es kein Gemälde und wenn, habe ich keines gesehen.“ Oder er hatte kein Interesse daran, es zu beschaffen und neben dieses hier zu hängen. Doch zumindest erfuhr ich seinen Namen. Ciprian und Vladiana. Ich musste lächeln. Ihr Name passte so gar nicht zu den der beiden. Wie sie wohl darauf kamen, mich Kathrin zu nennen? Hatte ich überhaupt den Namen von den beiden bekommen? Aber wenn nicht, wie sollte er dann gelautet haben? Ich wollte gerade Alucard danach fragen, doch woher sollte er es wissen? Also beließ ich es einfach dabei. Mittlerweile konnte ich, ohne mich an ihn festzuhalten, wieder richtig stehen. Die Schmerzen in den Seiten waren noch immer da und mit Sicherheit waren es gebrochene Rippen. „Gibt es eigentlich noch andere Verwandte? Geschwister oder Eltern? Oder hatte ich vielleicht, habe ich vielleicht Geschwister?“ Wenn ja, dann würde ich versuchen mit denen Kontakt aufzunehmen. Eventuell konnten sie mir weiter helfen. Vielleicht wussten sie nicht einmal, das es mich überhaupt gab. „Nein, es gibt keine meines Wissens nach. Du warst ihr einziges Kind. Das erste Reinblut seit über 500 Jahren.“ Das war eine lange Zeit. Er hatte zwar schon mal erwähnt gehabt, dass es nicht viele gab, dessen Eltern beide Vampire waren, aber das solange keines geboren wurde erschreckte mich dann doch etwas. Zumindest war eines klar. So etwas wie eine Schule oder sonstiges schien es dann wohl nicht zu geben, wo andere wie ich waren und wo ich lernen konnte. Über meine eigenen Gedanken musste ich lachen und drehte mich endlich von dem Bild weg. Es brachte nichts, dieses weiter anzusehen und mir vorzustellen, was hätte sein können.Wenigstens wusste ich jetzt, wie meine Eltern hießen und das meine Mutter wirklich schön gewesen war. Nicht so wie ich. Etwas Ähnlichkeit hatten wie zwar, doch war ich bestimmt kleiner und zudem nicht so zart wie sie. Vielleicht kam ich in dieser Richtung eher nach meinem Vater. Wie Schade das es kein Bild von ihm gab, dann hätte ich es mit Sicherheit gewusst. Endlich konnte ich mich ganz los reißen und weiter gehen. Meine Beine taten bei jedem Schritt noch weh, doch ich hielt mich zurück an Alucard festzuhalten, oder weiter von ihm getragen zu werden. „Wie kommt es eigentlich, dass wie durch diesen Teil des Gebäudes gehen? Ich dachte hier darf keiner rein?“ „Nicht jeder darf hier rein. Er gehört zu dem Teil des Gebäudes, welchen ich mir zunutze mache.“ Zunutze mache? Was meinte er damit schon wieder? Ich dachte immer, er würde auch im Keller wohnen, so wie Sera und ich. „Dann darf ich also auch hier ab jetzt lang gehen, wie ich mag?“ „Nein. Heute ist eine Ausnahme.“ „Aber das Bild meiner Mutter hängt dort im Gang. Was wenn ich sie sehen will?“ Eigentlich wollte ich nur dafür sorgen hier ein Zimmer zu bekommen. Denn es war bei weitem besser als im Keller und so langsam spielte ich auch mit den Gedanken meine Flucht am Donnerstag etwas zu verschieben. Er hatte vielleicht recht mit dem, das sie in meiner Gegenwart in Gefahr sein könnten, auch wenn ich es nicht wirklich glauben wollte. „Dann frag und ich werde dich hier her begleiten.“ „Darauf kannst du lange warten!“ Zischte ich ihm entgegen und verschränkte meine Arme wieder vor der Brust, was mir aber nur einen höllischen Schmerz einbrachte. Dank seines Kommentars hatte ich meine Entscheidung revidiert und steuerte wieder Donnerstag an. Er öffnete eine Tür und hinter dieser ging eine Treppe nach unten. „Na super. Noch ein Keller? Wieso muss ich eigentlich immer wieder in den Keller?“ Fragte ich und stieß scheinbar auf taube Ohren. Er ging voran und ich folgte. Besser als dort herum zu stehen und zu warten was geschah. Er entfachte ein Feuer, als ich am Fuße der Treppe stand und mich umsah. Es war nicht wie in einem normalen Keller, sondern mehr wie in einem Kerker. Es gab Zellen und mir blieb dabei die Sprache weg. Langsam ging ich weiter, konnte es mir nicht nehmen lassen in einige von denen hinein zu sehen. Sie waren leer, doch was hatte ich auch erwartet? Hier jemanden drinnen vorzufinden? Um ehrlich zu sein, ja. Ich dachte wirklich, das hier unten jemand sein könnte. Der Verrückten war alles zuzutrauen. Wir blieben vor einer großen Steintür stehen, auf welcher etliche Zeichen eingraviert waren. Ich erkannte einige von denen, denn sie fanden sich auch auf Alucards Handschuhe wieder. „Ähm...hat das einen Sinn hier unten zu sein und was ist hinter der Tür? Will ich das überhaupt wissen?“ Fragte ich laut und räusperte mich schließlich. In mir breitete sich ein eigenartiges Gefühl aus, vor allem, als die Tür von alleine aufzugehen schien. Drinnen war es dunkel, so finster, das ich nicht mal einen Meter weit gucken konnte, selbst als ich mich versuchte zu konzentrieren wollte es mir nicht gelingen. Während ich blieb wo ich war, ging Alucard einfach rein und war bald schon in der Dunkelheit verschwunden. Sollte ich hinter her gehen? Doch wo war er überhaupt? Einfach nur geradeaus. Ich begann schneller zu atmen und musste mich zusammen reißen. Was sollte schon passieren, außer das die Tür hinter mir zufallen könnte und ich hier drinnen fest saß? Es gab bestimmt noch tausend anderer Sachen die geschehen könnten. Dennoch, die Neugier brachte mich fast um und zudem war er einfach rein gegangen, also wieso ich nicht auch? In der Hoffnung das er mich nicht an einen Ort brachte, der mich verletzte oder sonst was, betrat ich den Raum und ging weiter. Ich hatte mich geirrt. Ich konnte nicht mal einen halben Meter weit sehen. Wenn ich meinen Arm ausstreckte, konnte ich gerade mal bis zu meinem Ellbogen sehen, wenn überhaupt. „Alucard? Wo bist du?..“ Ich drehte mich um mich selber und suchte im nächsten Moment die Tür. Jedoch war diese nicht mehr zu sehen. Die Panik begann sich in mir hoch zu steigen, vor allem als ich glaubte, etwas hätte mich am Bein gestreift. Vorher hatte ich nie Angst im Dunkeln gehabt, ganz im Gegenteil. Aber das hier war einfach nur unheimlich und nicht normal. Ich wusste, ich sollte dort stehen bleiben wo ich war. So könnte ich sicher schneller wieder heraus finden anstelle umher zu irren, doch ich schaffte es einfach nicht und ging weiter. Die Arme hatte ich ausgestreckt. Einen nach vorne und einen zur Seite. Ich versuchte damit ihn irgendwie zu finden. Eventuell eine Wand zu ertasten um mich an dieser zur Tür ran zu bewegen. ES gab doch hoffentlich hier nur vier Wände. Dann müsste an einer von ihnen auch die Tür sein. Endlich hatte ich etwas ertastet und atmete erleichtert auf, doch als es sich bewegte und fort war, schrie ich vor Schreck und lief zurück. Lief ich wirklich zurück? Oder in eine andere Richtung? „Alucard! Bitte! Das ist nicht lustig! Hol mich hier raus!“ Schrie ich und versuchte die Tränen zurück zu halten, welche sich mir bahnen wollten. Als ich auch noch stolperte und auf den Boden fiel, war es ganz vorbei. Ich konnte meine Angst nicht mehr unterdrücken und brach in Tränen aus. Ich wollte hier nur noch raus, rappelte mich irgendwie hoch und versuchte erneut zu einer Wand zu kommen. Aber es war egal wie weit ich in eine Richtung lief, ich schien keine zu erreichen. Das war doch nicht normal! Wo war ich hier nur gelandet? „Beruhige dich, Kathrin.“ Seine Stimme, aber woher kam sie? Ich drehte mich etliche male herum und versuchte es auszumachen, doch war es zwecklos. „Alucard! Hilf mir!“ „Beruhige dich, dann kann ich dir helfen.“ Einfacher gesagt als getan. Wie sollte ich mich hier nur beruhigen? Ich wusste nicht einmal wo ich war oder was noch alles hier drinnen sich verbarg. „Beruhige dich.“ Ich blieb stehen wo ich war und schloss meine Augen. Langsam und tief atmete ich ein und aus, versuchte mich zu beruhigen. Kurz wollte ich wieder der Panik verfallen, als etwas an meinem Bein lang strich, doch beherrschte ich mich und atmete weiter tief durch. „So ist es gut. Jetzt dreh dich etwas nach links und gehe ein paar Schritte vor.“ Wenn das hier ein Vertrauenstest oder so etwas in der Art war, würde ich ihm danach den Arsch aufreißen! Das schwor ich mir selber und drehte mich ein kleines wenig nach links. Dann ging ich los. Einen Schritt nach dem anderen und dies vorsichtig und langsam. Dabei weiterhin die Augen geschlossen. „Dieser Ort dient als Gefängnis für andere Wesen.“ „Na super..und das hättest du mir nicht vorher sagen können?“ Ich biss mir auf die Wange um mich weiter zu konzentrieren und ruhig zu bleiben. „Wärst du sonst hier rein gekommen?“ „Mit Sicherheit nicht!“ „Dann beantwortest du dir deine Frage selber.“ Wie gerne würde ihm dafür eine rein hauen. „Solltest du noch einmal deine Beherrschung verlieren und Lady Integra angreifen, wirst du eine Woche in dieser Dunkelheit verbringen.“ Mir blieb kurz die Luft weg und ich blieb stehen. Was hatte er eben gesagt? Das war ein Witz, oder? „Geh weiter, Kathrin. Nur noch ein paar Schritte.“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten und ging weiter. „Wie kommt es eigentlich, das du hier drinnen sehen kannst?“ „Das könntest du auch, wenn du lernen würdest durch die Schatten zu sehen.“ Deswegen klang er so, als komme seine Stimme aus allen Richtungen! Er war mit der Dunkelheit verschmolzen und konnte durch diese sehen. Ich biss mir abermals auf die Innenseite meiner Wange, bis es blutete und blieb dann stehen. Etwas strich über meine Schulter und ich erschauerte. Dann aber konzentrierte ich mich und lies mich von der Finsternis umhüllen. Ich spürte dessen Schutz und Sicherheit. Ein Gefühl von Wärme und Vertrautheit breitete sich in mir aus. Ich verschmolz nicht ganz mit ihr, das würde zu viel Kraft kosten und die hatte ich nicht. Zudem konnte ich mich noch nicht im Schatten bewegen, nur verstecken. Aber ich konnte sie benutzen um mich zu schützen. Nach einigen weiteren Schritten stand ich plötzlich wieder bei der Steintür und drehte mich um. Ich hatte es wirklich geschafft, war aus der Dunkelheit heraus gekommen. Erleichterung machte sich in mir breit. Doch noch ehe ich etwas sagen konnte, sah ich wie etwas vor mir aus der Dunkelheit sich zu manifestieren schien. Es sah aus wie eine Hand, die sich nach mir ausstreckte. Ich ging reflexartig einen Schritt zurück. „Komm zu mir, Dakaria.“ Die Stimme. Es war genau jene wie Gestern. Sie war unheimlich und dennoch zog sie mich an. Gerade als ich meine Hand in die ausgestreckte legen wollte, tauchte Alucard vor mir auf und die Hand verschwand zurück in den Schatten. Nun stand ich hier, mit ausgestreckter Hand und sah verwirrt drein. Anscheinend wusste Alucard nicht, was eben geschehen war, denn er sah mich fragend an und ich schüttelte nur den Kopf, nahm meine Hand runter. „Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.“ Ich drehte mich um und ging von der Tür weg, zurück in den Gang. Hier war es zwar nicht sonderlich hell, aber besser als dort drinnen alle male. Er schloss die Tür und ich hörte etwas, das wie eine Verriegelung klang. Wieder lief mir ein Schauer über den Rücken, als ich daran dachte, dort drinnen eingesperrt zu werden. Hoffentlich machte er dies nie wahr. Kapitel 30: Wir waren wieder zurück in dem Gebäudeteil, wo ich mich aufhalten dufte und auch wollte. Denn ich wollte nur schnellstens in mein Zimmer, auch wenn es unten im Keller war. Ich ließ Alucard dafür einfach stehen und machte mich auf den Weg. Dort angekommen schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich aufs Bett. Wir hatten es kurz nach Mittag. Ich legte mich richtig aufs Bett und sah nach oben zur Decke. Das eben erlebte musste ich noch immer verkraften. Aber was mich am meisten beschäftigte war das mit meinen Eltern, vor allem das Bild meiner richtigen Mutter und dann das eben in der Dunkelheit. Dakaria. Er hatte die Hand nach mir ausgestreckt und diesen Namen verwendet. War es meiner? Mein wirklicher? Aber woher kam dann nur diese Stimme? Ich hatte wirklich Furcht vor dieser und dennoch zog sie mich regelrecht in ihren Bann. Ich hörte ihn noch immer nach mich rufen. Doch was mich noch mehr verwunderte war, das Alucard davon nichts mit bekommen zu haben schien. Hatte er es etwa nicht gehört? Wie konnte das sein? Ich rieb mir übers Gesicht und schloss seufzend die Augen. Der Schlaf würde mir gut tun und am Abend könnte ich noch weiter darüber nachdenken. Eventuell sollte ich doch mit jemanden darüber reden. Vielleicht mit Sera. Es konnte ja auch sein, dass dies ganz normal war. Was wenn jeder Vampir so etwas durch machte? Halluzinationen und Hirngespinste? Da hoffte ich nur, das nicht noch weiteres auf mich zukam. Ich hatte es wirklich geschafft einzuschlafen und nach den paar Stunden fühlte ich mich um einiges besser. Nun aber saß ich bei Sera im Zimmer. Ihres war genau so kläglich eingerichtet wie das meine. Also keine Extra Behandlung für mich oder sie. Sollte mich das glücklicher stimmen? Wohl eher kaum. Ich trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum, während sie im Bad verschwunden war und als sie wieder ins Zimmer kam, hatte sie sich bereits angezogen. Sie trug ihre Uniform. „Geht es nachher noch weg?“ Wollte ich wissen und sie setzte sich mir lächelnd gegenüber. „Vielleicht. Ich weiß es noch nicht.“ Zumindest konnte sie sich freier bewegen als ich. „Wie lange bist du eigentlich schon hier, Sera?“ „Etwa ein Jahr.“ Ein ganzes Jahr? Aber dann wart sie vorher nur ein halbes Jahr ca da, als ich hier ankam. Damals war sie schon unterwegs auf Einsätze und ich war noch immer hier drinnen eingesperrt und wurde nur zum Training raus gelassen. Wie ein Hund, dachte ich mir sarkastisch und schüttelte den Kopf. „Kathrin, willst du mit mir über etwas reden oder nur hier sitzen?“ Sofort richtete ich meine Aufmerksamkeit ihr wieder zu. „Tut mir leid. Natürlich reden. Ich wollte von dir wissen, wie deine Anfangszeit hier war.“ Hoffentlich war sie noch beschissener als meine. Ich wusste, man sollte niemand so etwas wünschen, aber ein bisschen konnte ich doch hoffen. Jene wurde mir aber schnell genommen als ich ihr zuhörte. Sie erzählte es mir wirklich, sogar wie sie von Alucard gewandelt wurde. Die ganze Geschichte in der Kirche und danach wie sie sich weigerte das Blut zu trinken. Als ich dann aber auch hörte, wie sie die Kontrolle über sich verlor und wie sie es schilderte, lief mir ein Schauer über den Rücken. Ihre Geschichte war mit Sicherheit die Kurzfassung und doch reichte es mir vollkommen aus. Ja, ihr Leben war kein leichtes, erst recht nicht nachdem sie her gekommen war. Doch ich hatte nichts davon gehört, das sie jeden Tag damals zum Training geschliffen wurde. Also fragte ich gezielter nach und erfuhr, das sie gleich auf einen Einsatz geschickt wurde und nicht erst solch ein Programm bekam wie ich. Lag es an meiner Jugend? Sera war 19. Nein, mittlerweile 20. Sie würde niemals altern hatte sie gesagt und nun stand ich hier im Gang auf den Weg zu meinem Zimmer und mir wurde etwas schlecht. Ich war gerade mal 16, bald 17. Aber hieß das, ich würde auch ewig in dem Körper einer 16 Jährigen bleiben? Alleine die Vorstellung brachte mich um den Verstand. Wie sollte das nur später werden? Wenn ich richtig erwachsen war und irgendwo hin ging. Würden alle mich als junge Teenagerin wahr nehmen? Was war, wenn ich einen Mann treffen würde, mit dem ich vielleicht was anfangen wollte? Der würde mich doch links liegen lassen. Konnte ich überhaupt mit einem Mann etwas anfangen, oder würde ich immer im Hinterkopf behalten müssen, vorsichtig zu sein um ihn nicht auszusaugen? So viele Fragen die sich mir mal wieder stellten und auf welche es keinerlei Antworten gab. Meine Gedanken gingen nun auch wieder zurück zu Marcus. Ich wär bestimmt noch weiter abgedriftet, hätte ich nicht einen Alarm gehört. Ich sah mich fragend um und dann nur zu, wie Sera an mir vorbei lief. „Bleib hier unten Kathrin.“ Schrie sie mir noch zu und war dann verschwunden. Ich hier unten bleiben, wo doch gerade endlich mal was geschah? Wie kam sie nur auf diese Idee? Ich flitzte ihr auf der Stelle nach, doch noch ehe ich die Tür nach oben erreichte, flog diese mir vor der Nase zu und ich trommelte wie wild dagegen, verlangte das sie aufgemacht wurde. Da es leider keine normale Tür war, sondern eine extra gesicherte, konnte ich sie auch nicht einfach so aus den Angeln werfen. Dennoch versuchte ich es einige male sie zu zerbrechen oder aufzustoßen. Irgendwann gab ich jedoch auf und schrie meinen Frust heraus. Wieso musste ich hier unten bleiben? Was war eigentlich los? Völlig genervt ging ich wieder zurück in mein Zimmer und setzte mich mit verschränkten Armen und im Schneidersitz aufs Bett. Ich wollte Beleidigt sein, aber als ich es über mir krachen hörte, hielt ich mir die Ohren zu und kauerte mich auf dem Bett zusammen. Das hatte sich angehört, als wenn etwas eingeschlagen wäre. Ein Kampf? Aber ein richtiger so wie es sich anhörte und das hier in dem Anwesen? Wer oder was das wohl war? Zumindest musste es jemand sein, der gegen zwei Vampiren und einer ganzen Armee stand halten konnte. Aber wollte ich überhaupt wissen, wer es war? Um ehrlich zu sein nein. Da blieb ich doch lieber hier unten und kauerte mich mehr im Bett zusammen. Hätten die den Angriff nicht eine Woche später durch ziehen können? Dann wäre ich vielleicht nicht mal mehr hier gewesen. Als die Decke über mir anfing zu wackeln und erneut ein ziemlich lauter Knall zu hören war, schrie ich wieder auf und rollte vom Bett herunter. Ich verkroch mich unter diesem und wollte das es aufhörte. Die Schreie von Soldaten konnte ich vernehmen, genau so wie dessen Blut riechen. Mein Magen begann zu knurren und ich hätte mir am liebsten dafür selber in diesen geboxt. Wie konnte ich in solch einen Moment ans Essen denken? „Dakaria... komm zu mir.... hier bist du sicher.“ Unter dem Bett hatte ich mich zusammen gekauert und die Augen fest zu gepresst, bis ich die Stimme vernahm. Langsam öffnete ich meine Augen, doch jemanden sehen konnte ich nicht. „Dakaria.“ Vorsichtig kam ich unter dem Bett hervor und stand auf. Ich trug noch immer meine schwarze Jogginghose und das passende Top dazu, genau wie meine Sneackers. „Wer bist du?“ Wollte ich endlich wissen und drehte mich im Raum herum. Die Stimme kam aus den Schatten, da war ich mir sicher. „Ein Freund. Ich will dir helfen. Dich befreien.“ „Ich brauche keine Hilfe und befreit werden muss ich auch nicht!“ Beides stimmte zwar nicht, doch wusste ich nicht, auf was ich mich einlassen würde und so schlecht ging es mir hier auch nicht, das ich ins Ungewisse treten würde. Wer wusste schon, was dann geschah? „Vertrau mir, Dakaria. Ich werde dir helfen, dich beschützen.“ Redete ich hier gegen eine Wand? „Ich hab doch eben schon gesagt, das ich keine Hilfe brauche! Verrate mir lieber deinen Namen und warum redest du mich dauern mit Dakaria an? Mein Name ist Kathrin!“ Nochmals drehte ich mich um mich selber, beruhigte mich dann aber auch. Es nützte nichts, wenn ich mich weiterhin so verrückt machte. Ich begann mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Vielleicht fand ich so raus, in welchem Schatten er sich verbarg. „Juraj, so heiße ich und ich kannte deine Eltern. Will dir helfen. Komm zu mir.“ „Anscheinend kennen ziemlich viele meine Eltern. Das heißt aber noch lange nicht, das ich dir vertrauen muss oder mit dir kommen werde!“ Es dauerte, doch schließlich konnte ich spüren, das die Schatten an der rechten Wandseite dichter zu sein schienen. Daher wendete ich all meine Konzentration auf diese. „Du bist hier in Gefahr. Sie kommen um dich zu holen.“ „Und ich habe einen ziemlich guten Personenschutz dort oben.“ Ich zeigte hoch an die Decke, zuckte dann aber kurz zusammen, als diese bebte. Hoffentlich kam es dennoch richtig rüber. „Die Zeit verrinnt, ich kann die Verbindung zu dir nicht länger aufhalten, Dakaria. Bitte. Vertraue mir.“ „Gib mir nur einen Grund dazu.“ Doch darauf folgte kein weiteres Wort. Ich spürte, wie die Präsenz in dem Schatten verblasste und schließlich nicht mehr da war. Hatte ich dir richtige Entscheidung getroffen? Ich betete regelrecht dafür, das es so war. Als die Decke schon wieder bebte, verbrachte ich keine weitere Sekunde hier und versteckte mich wieder unter dem Bett bis es aufhörte. Die Schüsse und Schreie verstummten ziemlich schnell und es wurde auch ruhiger. Dennoch blieb ich einige Minuten dort wo ich war und kam dann nur langsam wieder vor. War es vorbei? Und wenn ja, wer hatte gewonnen? Gab es überhaupt einen Sieger? Ich rieb mir über die Oberarme und wollte nach Hause, zu meinen Eltern. Es vergingen Stunden bis endlich mal jemand die Tür nach oben wieder öffnete. Ich hatte es aus meinem Zimmer heraus gehört und kam auch gleich aus dem Zimmer raus. Zuerst dachte ich, ich sollte mich vielleicht weiter verstecken, aber dann, wozu? So konnte ich gleich raus finden wer es war und es war Sera. Ich wollte sie fragen was wirklich geschehen war, doch mein Blick fokussierte sich nur auf das ganze Blut an ihr. Ich spürte richtig wie mein Kiefer begann zu schmerzen und ich mir unbewusst über die rechte Seite meiner Oberlippe leckte. Wie oft sie mich angesprochen hat, bekam ich nicht mit, erst als sie mich anschrie erwachte ich aus meiner Starre und wendete mich so gleich ab. Mein Magen begann schon wieder zu knurren. „Tut mir leid.“ Brachte ich heraus. „Schon gut. Ich verstehe dich. Du solltest die nächste Zeit nicht hoch gehen.“ Ich verstand, denn das Blut konnte ich noch immer bis hier her riechen und mich gerade so unter Kontrolle halten. Sera ging an mir vorbei und ich drehte mich immer so, das ich mit dem Rücken zu ihr stand. „Was ist passiert?“ „Ein Angriff, nichts was dich betreffen sollte.“ Damit war sie in ihrem Zimmer und ich blieb hier stehen. Nichts das mich betreffen sollte? Vielleicht wohnte ich zur Zeit auch hier? Dann betraf mich das schon! Ich sah nach oben zur Tür und bleckte regelrecht meine Zähne. Verdammt. So langsam hasste ich diesen Hunger der kam, wenn ich mich überanstrengt hatte. Der war oftmals schlimmer als jener, welcher durch einfaches hungern entstand. Ich ging auch wieder in mein Zimmer zurück und schloss die Tür hinter mir. Mich ablenken hieß es jetzt und daher ging ich zu den Büchern. Was anderes blieb mir nicht übrig, als entweder zu schlafen oder vor mich hin zu vegetieren. Mit dem Buch in der Hand legte ich mich wieder aufs Bett und begann es zu lesen. Dabei sah ich aber des öfteren zu den verschiedensten Schatten im Zimmer und jedes mal überkam mich ein Schauer. Ich musste an Juraj denken. Wer war er und wieso nannte er mich immer wieder Dakaria? Obwohl ich so langsam die Vermutung hegte, das er damit wirklich mich meinte. Dakaria, war dies mein wirklicher Name? Nein. Ich schüttelte den Kopf bei diesen Gedanken. Selbst wenn, war es egal. Ich trug bereits über 16 Jahre den selben Namen, also wieso auf einmal einen anderen annehmen oder akzeptieren? Dennoch dachte ich wieder drüber nach. Er wolle mir helfen? Das hatte er zumindest gesagt. Doch mein Gefühl riet mir mich von ihm fern zu halten. Hoffentlich trügt mich dieses nicht. Es vergingen Stunden bis meine Tür aufging und Walter wieder mal hinein kam. „Verzeiht die Wartezeit.“ „Kein Problem. Bei dem was wohl geschehen ist, bin ich froh Sie überhaupt zu sehen.“ Ich stand auf und kam zu ihm hin. War er verletzt? Es schien fast so, als wenn er das linke Bein etwas nachzog. Sogleich nahm ich ihm das Tablett ab und stellte es mir selber auf den Tisch. „Danke Walter. Alles in Ordnung bei Ihnen?“ Ich deutete bei meiner Frage auf sein Bein, wobei er nur etwas lächelte und dann wieder ging. Sollte ich das verstehen? Ich schüttelte mit dem Kopf und setzte mich an den Tisch. Heute hatte ich wirklich nicht mehr damit gerechnet etwas zu Essen, beziehungsweise zu trinken zu bekommen. Ich wollte gerade die Flasche öffnen, seufzte dann aber resigniert. Ich konnte noch immer das Blut über mir riechen. Wie viele wohl verletzt wurden? Oder noch schlimmeres? Es tat mir richtig leid um diese Menschen. Auch wenn ich sie wohl nicht kannte. Dann musste ich wieder an Marcus denken und betete regelrecht, das ihm nichts geschehen war. Ich fragte mich auch, wozu wurde ich eigentlich jeden verdammten Abend von Alucard trainiert, wenn ich nicht mal helfen konnte? Ich hätte meine Sabroa bei mir haben sollen. Vielleicht sollte ich sie ab jetzt immer bei mir tragen. Sie nicht mehr in dem Gebäude aufbewahren, sondern hier im Zimmer. Konnte ich das überhaupt? Oder würde mir das verwehrt werden? Aber selbst wenn, ich könnte sie heimlich mit nehmen. Bis jetzt hatte mich noch nie einer hier geflitzt, mal nur hoffen das sie damit auch nicht anfingen. Die Flasche ging auf und nach drei Gläsern war ich wieder Herr meiner Sinne. Ich goss noch ein Glas voll mit dem Rest aus der Flasche und machte diese danach wieder zu. Das Glas schwenkte ich zwischen meinen Fingern hin und her und sah der roten Flüssigkeit zu, wie sie sich drinnen bewegte. Dann wollte ich es ansetzen zum trinken, als es mir aus der Hand genommen wurde. „Hey!“ Schrie ich entrüstet auf und drehte mich zu Alucard um. Mir war klar, das nur er es sein konnte. Ein anderer kam nicht in dieses Zimmer, obwohl die Tür verschlossen war. Na gut, bis auf dieser Juraj im Schatten. Ich sah zu wie er das Glas leer trank und es anschließend auf den Tisch stellte. „Das war mein Essen! Ich komm doch auch nicht in dein Zimmer und trinken dir dein Blut weg!“ Dabei stand ich auf und stemmte meine Hände in die Hüfte, funkelte ihn wütend an. „Während ich weg war, ist etwas vorgefallen?“ Mein wütender Blick verwandelte sich in einen fragenden und irritierten. „Was meinst du? Ist es dir nicht aufgefallen? Aber da oben hat anscheinend ein Kampf statt gefunden!“ Ich deutete mit dem Zeigefinger an die Decke. Hatte er es etwa verschlafen? „Während des Angriffes, ist hier unten etwas vorgefallen?“ Meine Augen wurden größer. „Ich..Wie kommst du darauf?“ Vielleicht sollte ich ihm davon erzählen, was vorgefallen war. Doch auch wenn mein Gefühl mir sagte, ich sollte mich fern halten von dem Fremden, was wenn dieser die Wahrheit gesagt hatte? Was wenn er mir nur helfen wollte? Sollte ich ihn dann verraten? „Versuche nicht es vor mir zu verheimlichen. Ich kann es fühlen. Hier war etwas.“ Sein Blick war durchdringend und in diesem Moment wünschte ich mir, er hätte seine Brille aufgehabt. Ich ging ein paar Schritte von ihm zurück, stieß dabei mir dem Bein gegens Bett. Noch ehe ich etwas weiteres machen konnte, lag ich schon auf diesen und wurde an der Kehle nach unten gedrückt. Er hatte sein eines Knie auf meiner Brust und hatte sich zu mir so weit runter gebeugt, das ich ihm direkt in die Augen sehen konnte. „Kathrin. Wer oder was war hier?“ Mit meinen Fingern versuchte ich seine Hand von meiner Kehle zu nehmen. Er drückte noch mehr zu, so fest das ich kaum noch etwas sagen konnte. „Ich...Ich weiß es nicht....“ Brachte ich schließlich hervor und versuchte nochmal seine Hand weg zu zerren, als es mir abermals nicht gelang, ergab mich lies sie zur Seite weg fallen. „Alucard...bitte...du tust mir weh...“ Röchelte ich die Wörter und er kam noch etwas näher, baute mehr druck mit seinem Knie auf. „Beschreib es!“ Es? War es ein es? Ich wusste es doch nicht. Kannte nur seinen Namen, welchen ich versuchte für mich zu behalten, so lange es ging. Langsam nahm er den Druck von meinem Hals und ich musste husten. Es dauerte einen Moment, ehe ich meine Sprache wieder gefunden hatte. „Er hat sich mir nicht gezeigt...hat aus den Schatten zu mir gesprochen.“ Gab ich zu und spürte wie er nach und nach den Druck weg nahm von seinem Bein. „Er?“ „Ja, ich glaube es war ein Mann. Jedenfalls hat er so geklungen...er sagte, er kenne meine Eltern...das tun übrigens ziemlich viele, möchte ich mal betonen.“ Wieder kam der Frust von mir mit hoch und er hatte sich bereits von mir zurück gezogen. Somit konnte ich mich aufs Bett setzen und rieb mir über den Hals. Es war ein Wunder das ich überhaupt noch sprechen konnte. „Weiter?“ Einen finsteren Blick bekam er für diese Worte und ein knurren noch dazu. „Er sagte, er wolle mir helfen, mich befreien und so langsam denke ich, ich hätte sein Angebot annehmen sollen.“ „Tu das und ich werde ich dich jagen bis ans Ende der Zeit.“ Eine Drohung von ihm? Ich musste dabei lächeln und schüttelte den Kopf. „Und was dann? Mich umbringen?“ Nun stand ich auf. „Was sollte das bringen?“ „Nicht umbringen! Einsperren!“ Schneller als ich sehen konnte, war er neben mir und seine Hand wieder an meiner Kehle. „Bis du eingesehen hast, wo dein Platz ist.“ Jetzt kam ich mir wirklich wie ein Hund vor und das regte mich auf. Ich trat mit meinem Fuß gegen sein Bein und fauchte ihn danach an. Schade nur, das er keine Schmerzen zu spüren schien davon. „Lass deine Drohungen mir gegenüber! Ich weiß genau wo mein Platz ist, und das ist in Freiheit!!“ Schrie ich ihm entgegen und wollte mit meinem Knie genau in seine Weichteile treten, doch wich er dem gekonnt aus. Gleich danach lag ich wieder rücklings auf dem Bett und musste keuchen. Der Aufprall tat trotz der weichen Matratze weh. Ich wollte gerade etwas erwidern, doch war mein Zimmer wieder leer. „Na super! So kann man einer Konfrontation auch entkommen!“ Schrie ich ihm nach und rieb mir abermals über den Hals. Das würde er mir noch büßen! Ich lies mich doch nicht so herum kommandieren und schon gar nicht angreifen! Wie schade das ich ihn nicht für so was anzeigen konnte. Aber was sollte ich auch sagen? Ja hallo Herr Polizist. Der böse Vampir dort hat mich täglich angegriffen. Na hallo Klappsmühle, würde ich dann mal vermuten. Seufzend blieb ich im Bett liegen und flüchtete mich einfach wieder in meine Gedanken. Bald war Dienstag, nur noch drei Tage, nicht mal mehr ganz drei Tage. Kapitel 28: Kapitel 31-32 ------------------------- Kapitel 31 Acht Uhr morgens hatten wir es bereits schon und noch immer konnte ich nicht schlafen. Es lag nicht daran, das ich nicht müde war. Ganz im Gegenteil sogar. Doch jedes mal wenn ich die Augen schloss und kurz vorm einschlafen war, dachte ich wieder an diesen Juraj zurück und sah jeden Schatten im Zimmer genau an. Was wenn er wieder kam, während ich schlief? Was wenn er mich einfach mit sich nahm? Konnte er es überhaupt, ohne das ich ebenso dafür sorgte mich mit durch die Schatten zu bewegen? Ich wusste es nicht und genau das bereitete mir solche Angst. Ich wollte nicht plötzlich an einem anderen Ort sein, von dem ich nicht wusste wo er war und wie ich von dort weg kam. Seufzend rieb ich mir übers Gesicht und stand schließlich auf. Es hatte einfach keinen Sinn. Ich fand hier drinnen keinen Schlaf. Hoch gehen konnte ich jedoch auch nicht, denn ich wusste nicht, wie weit sie damit waren alles aufzuräumen. Alleine schon, wenn ich daran dachte wie viel Blut auf dem Boden geflossen sein muss bei dem Geruch. Ich spürte den Schmerz in meinem Kiefer wieder und wollte zu gerne nach oben, nur mal gucken gehen. Doch als ich die Tür aufgemacht hatte zum Gang im Keller, riss ich mich schnell wieder zusammen und schloss die Tür, lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Es war amtlich, ich wurde langsam verrückt, fragte mich, was würde geschehen, sollte ich mich nicht mehr unter Kontrolle haben? Ich war einfach schon zu lange hier, mir fehlte der Umgang mit normalen Menschen und wieder musste ich bei dem Gedanken lachen. Normale Menschen, gehörte ich doch nicht mehr zu jenen. Aber es musste einen Weg geben, denn es hatte doch 16 Jahre vorher auch geklappt. Bisher hatte Alucard nur immer wieder gesagt, meine Kräfte seien erwacht. Das müsste heißen, sie haben geschlafen und wenn sie geweckt wurden, könnten sie doch auch wieder schlafen, oder etwa nicht? Ich zumindest begann diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, war nur die Frage, wer hatte einst dafür gesorgt das sie geschlafen hatten und wie finde ich denjenigen? Aber selbst wenn ich ihn nicht finde, muss es andere geben, die das gleiche können. Alucard danach zu fragen hatte sicherlich wenig Sinn, oder könnte er mir helfen? Nein, den Gedanken verwarf ich dann doch sehr schnell. Vielleicht sollte ich diese Verrückte doch mal aufsuchen. Immerhin scheint sie wenig Interesse zu haben, das ich weiterhin hier bleibe, außer sie will doch, das ich ihr irgendwann nochmal die Kehle raus reiße. Wenn ich schon an sie dachte, ballte ich meine Hände zu Fäusten und knurrte leicht. Das ich mal jemanden so sehr hassen würde, hätte ich wohl auch nicht gedacht. Immerhin kam ich mit Ablehnung und sonstigen einigermaßen gut zurecht, dank meiner Schulerfahrungen und den kleinen Gendefekten, welche ja nun doch keine waren. Ich hatte angefangen mit dem Saum meines Shirts herum zu spielen, als ich mit dem Rücken noch immer an der Tür lehnend saß. Morgen war Mittwoch und dann endlich Donnerstag. Ob bis dahin hier alles wieder halbwegs in Ordnung war? Ob einige mit dem Bus in die Stadt zum Bahnhof fuhren? Ob ich an das Blut ran kam? Ich musste es versuchen und einfach hoffen. Langsam stand ich auf und tigerte im Raum auf und ab. Mir war langweilig und noch eine Seite von einem Buch zu lesen änderte auch nichts daran. Zumal ich gerade keine Lust mehr hatte zu lesen, zumindest nicht das. Wenn ich nur hoch gehen könnte, ich würde weiter nach einer Bibliothek suchen. Ein paar mal hatte ich das schon getan um zu wissen woher die Bücher kamen und welche noch alles dort standen, aber ich hatte keine gefunden und so langsam glaubte ich, jene befand sich in den Gebäudeteilen wo ich nicht hin durfte. Ich war auf meiner Entdeckungstour damals das obere Geschoss entlang gegangen und hatte da auch nicht alle Räume erkundet. Alucard hatte mich dann ein kleines Stück im Erdgeschoss getragen und danach sind wie in einen anderen Keller gegangen. Doch es musste doch viel mehr geben und so viele Räume von denen jeder der besagte sein könnte. Ob es vielleicht sogar eine Verbindung von hier unten zu den anderen Teilen des Gebäudes gab? Ich hatte mich zwar schon des öfteren hier unten umgesehen gehabt, aber was, wenn es so etwas wie einen geheimen Gang gab? Vielleicht in solchen Häusern normal? Sollte ich Glück haben, müsste Sera schlafen und würde nichts mit bekommen, das ich hier unten nach etwas gezielt suche. War auch zu hoffen, das mein Wächter ebenso schlief, oder in einem anderen Teil des Gebäudes sich aufhielt und mir nicht über den Weg lief. Ich ging zum Schrank und zog mich schnell um. Eine braune Cargohose, dazu ein schwarzes Shirt und meine Sneakers durften nicht fehlen. Anschließend öffnete ich die Tür. Draußen war keiner. Leise schloss ich die Tür hinter mir und ging in Richtung von Seras Zimmer. Ich blieb vor dessen Tür stehen, da ich aber nichts hören konnte, nahm ich einfach an sie würde schlafen und ging weiter. Etwas Gutes hatte es doch, zu dieser verdammten Welt zu gehören, ich brauchte gerade keine Taschenlampe um meine Umgebung wahr zu nehmen. Mit den Händen tastete ich die Wände ab, dabei sah ich aber immer genauer hin, nur damit mir doch keine Spinne über den Weg lief. Es war eigenartig. Soviel Stärke, die ich besaß, so viele Fähigkeiten, welche ich hatte und dennoch sprang ich bei jeder Spinne, die mir über den Weg lief zur Seite und rannte schnell in ein anderes Zimmer. Zum Glück schienen heute aber keine hier zu sein, oder sie hatten sich gut versteckt. Bereits mehr als 100 Meter war ich von meinem Zimmer entfernt und kam bald zum ende des Ganges. Hier hinten war ich bisher nur zwei mal gewesen. Beim ersten mal, um zu erkunden wo ich feststeckte und beim zweiten mal um nach Alucards Zimmer zu suchen. Schließlich stand ich wieder vor dieser alten Tür am Ende des Ganges, wo ein Schloss vor war. Das er dort hinter war, hatte ich schnell verworfen, denn wieso sollte ansonsten ein Schloss davor sein. Die anderen Türen waren aber auch abgeschlossen gewesen, also nahm ich an, er würde dort hinter irgendwo schlafen. Vielleicht lag hinter der Tür mit dem Schloss davor ein weiterer Gang, aus welchem Grund sollte sie sonst von außen verschlossen sein? Ich ging in die Knie und versuchte durch das vorhandene Schlüsselloch etwas zu sehen, doch außer schwarz war nichts zu erkennen, genau wie beim letzten mal. Seufzend stand ich auf. Es blieb mir nichts anderes übrig als die Tür mit Gewalt zu öffnen und zu hoffen, das dies keiner so schnell mit bekam. Am besten erst gegen Freitag. Das Schloss versuchte ich einfach abzureißen, doch es gelang mir nicht. Also versuchte ich eben die Tür aufzubrechen. Bei der Tür, hinter welche unsere damalige Wohnung lag hatte ich es ja auch hinbekommen und damals war ich noch untrainiert. Mehrere Versuche später gab ich aber auf. Wieso funktionierte es nicht und wozu waren diese übermenschlichen Kräfte gut, wenn sie hier nicht funktionierten? Es half wohl nur brachiale Gewalt und in der Hoffnung, das es keiner hörte, nahm ich Schwung um mit meiner Schulter die Tür aus den Angeln zu befördern. Beim ersten und zweiten mal bekam ich nur ein hämisches knarren von der Tür, doch beim dritten mal hatte ich es endlich geschafft und blieb mit geschlossenen Augen um Türrahmen stehen. Ich lauschte ob jemand gleich kommen würde, denn es war verflucht laut gewesen. Wie es aber schien, hatte es keiner gehört. War der Schlaf so fest von Sera? Wenn ja, musste ich mir das merken und brauchte wohl nicht mehr so vorsichtig zu sein. Da Alucard aber auch nicht auftauchte, hoffte ich mal, das sein Schlaf genau so tief war oder er sich wirklich nicht in der Nähe aufhielt. Ich öffnete meine Augen und begann mich umzusehen. Hinter der Tür lag wirklich ein weitere Gang, aber einer der noch weiter nach unten führte. Den Stufen folgend ging ich tiefer hinab und musste mir über die freien Arme streichen. Trotz des Sommers waren hier unten vielleicht gerade mal 10 Grad. Die Treppe ging in einem großen rechten Bogen nach unten und auf der linken Seite war kein Geländer um sich festzuhalten. Wohin es wohl ging? „Vielleicht in die Hölle.“ sagte ich als Spaß zu mir selber und musste schmunzeln. Nach der etwa 60. Stufe hatte ich aufgehört zu zählen und nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich das ende der Treppe. Auf den Rückweg freute ich mich so gut wie gar nicht und wünschte mir einen Aufzug. Es war dunkler als im Keller und ich musste mich erst daran gewöhnen, was aber zum Glück schnell ging. Dennoch sah ich nicht alles so deutlich wie oben. Meinen Weg fortsetzend kam ich an ein paar erloschenen Fackeln an der Wand entlang. Ob Vampire Feuer machen konnten? Einfach so mit dem Willen? Ich hatte es noch nicht probiert und Alucard mir nicht gezeigt, aber ich versuchte es ohne Erfolg. Leider hatte ich aber auch kein Streichholz oder Feuerzeug mit, also musste ich weiter im Dunkeln voran gehen. Die Steine im Boden wirkten alt, sehr alt und ich fragte mich auch, wann das letzte mal hier einer entlang gegangen war, denn an den Wänden waren lauter Spinnennetze und ich betete richtig, das ich keine zu Gesicht bekam, doch als ich eine ziemlich große an eine der Wände sah, schrie ich vor Schreck auf und drehte mich schnell um, ging etliche Meter zurück um nur dort hin und her zu laufen. Ich war so weit gekommen, sollte ich jetzt aufgeben? Der überwiegende Teil von mir sagte ja, der restliche ich solle mich an diesem Mistvieh vorbei schleichen. Doch als ich nur in die Richtung sah, überkam mich eine Gänsehaut und ich wollte keinen Schritt darauf zu tun. Es vergingen Minuten in welchen ich aber auch immer wieder um mich herum sah um zu erkennen ob dieses Ding sich auf mich zubewegen würde. Ich wusste selber, das es reine Einbildung war, aber ich konnte genau fühlen, das es immer näher sich an mich ran pirschte und wollte schon anfangen zu heulen. Dann atmete ich aber tief durch und beruhigte mich selber, blieb ganz ruhig stehen und beobachtete meine Umgebung genau. Es kam nichts, rein gar nichts näher. Vorsichtig machte ich einen Schritt nach dem anderen wieder in die Richtung und die Spinne saß noch immer in ihrem Netz. Ohne sie aus den Augen zu lassen und immer darauf gefasst ganz schnell zurück zu laufen, ging ich an ihr vorbei und als ich es geschafft hatte, beschleunigte ich meinen Schritt um von dort weg zu kommen, bis ich wieder vor einer stand, die aber nicht in einem Netz, sondern an der Wand direkt sich befand. Sie war mit den Beinen fast so groß wie meine Hand und erneut begann ich zu zittern und schneller zu atmen. Zurück wollte und konnte ich nicht, da war die andere. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wünschte mir gerade, ich hätte eines der Bücher mit genommen. Dann hätte ich wenigstens was gehabt um die Viecher zu erledigen. Wieder tief durchatmend und sogar die Luft anhaltend ging ich an dieser ebenso vorbei und sagte dann einfach zu mir, gar nicht mehr an die Wände oder die Decke zu sehen. Ich sagte es zwar zu mir selber, aber mich daran halten tat ich nicht. Hätten hier unten nicht Mäuse oder Ratten sein können? Vor denen hätte ich nicht solch einen Schiss gehabt. Aber nein, das hier unten war wohl das reinste Paradies für die Spinnen. Eines stand fest, ich musste später einen anderen Weg zurück finden. Bisher hatte ich noch keine Tür hier entdeckt, nur der Gang, welcher weiter ins Nichts zu führen schien. Ich hatte das Gefühl als wenn mir was kaltes am Bein entlang streifen würde, doch als ich runter sah, erkannte ich nichts und schob es auf meine Fantasie. Es schienen Stunden zu sein in welchen ich unterwegs war, doch als ich auf meine Armbanduhr sah, war es gerade mal viertel nach Zehn. Dank des Adrenalinkicks durch die Spinnen war zudem meine Müdigkeit verflogen. Endlich kam eine Tür auf der linken Seite in Sicht. Die erste überhaupt. Sie war aus altem Holz gefertigt und hatte lauter Risse drinnen. Was wohl dahinter war? Es gab nur einen Weg es herauszufinden. Daher öffnete ich sie, sah dabei aber in jede Ecke der Tür, falls dort irgendwo eine Spinne saß, die durch die Bewegung runter fiel oder sonst was. Aber es war keine dort und erleichtert öffnete ich die Tür ganz. Hinter der Tür war ein komplett leerere Raum. An den Steinwänden konnte ich aber ein paar Ketten sehen und wieder lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Ob hier unten einmal jemand festgehalten wurde? Wenn ja, tat mir derjenige mehr als leid. Ich schloss die Tür wieder und ging weiter. Klar hätte ich sie auch offen lassen können, aber die Atmosphäre hier unten beflügelte nur meine Horrorvorstellungen aus irgend einer Ecke könnte jemand gesprungen kommen und bei einer offenen Tür im Rücken wurde diese Vorstellung nur verstärkt. Allmählich schien ich den Türlosen Gang hinter mich gelassen zu haben, denn ich sah schon die nächste. Jene war genau so alt wie die zuvor und wieder öffnete ich sie vorsichtig. Hinter ihr stand ein alter Tisch in der Mitte des Raumes. Er wirkte vermodert. Ich ging weiter hinein. Keine Stühle an dem Tisch und keine Ketten an den Wänden. Hatte das irgend eine Bedeutung und wenn ja, welche? Ich blieb vor dem Tisch stehen und beugte mich runter. Mein Blick ging zu erst drunter und schnell danach wieder raus aus dem Raum. Zuerst wollte ich den Staub von dem Tisch weg machen um zu sehen ob was eingeritzt war, aber die zwei Spinnen drunter sorgten dafür, das ich schnell die Tür wieder hinter mir schloss und weiter ging. Sollte der Tisch doch ein Rätsel bleiben, mir egal und das nächste mal, wenn ich so ein Unterfangen begann, würde ich irgend ein Gift für die Viecher mit nehmen und eine große Fliegenklatsche oder ein paar Zeitungen. Wieder schüttelte ich mich auf den Weg weiter durch den Gang. Die nächste Tür vor der ich stand hatte keinerlei Risse oder sonstiges. Sie wirkte massiver als die anderen, als ich sie öffnete. Hinter ihr befand sich eine Art Liege an der rechten Wandseite, wo auch lauter Ketten dran befestigt waren. Ich kam mir gerade wie in einem Horrorfilm vor. Sicher würde ich die Schreie von jenen hören die hier unten festgehalten wurden, wenn ich nur genau hinhöre. Ich schüttelte bei dem Gedanken meinen Kopf und schloss auch diese Tür. Gefrustet ging ich weiter, da ich bisher noch nichts brauchbares entdeckt hatte. Der Abstand zur nächsten Tür war ziemlich weit und dieses mal bestand sie nicht aus Holz, sondern aus Metall. War es Metall? Es sah jedenfalls so aus. Sie wirkte nicht so alt. Vielleicht war die vorherige Tür ganz kaputt und die hier wurde als Ersatz eingebaut. Ich griff nach der Klinke und lies sie gleich darauf wieder los. Sie war eiskalt und ich fragte mich, ob dies normal war. Nochmal tief durchatmend öffnete ich sie dann einfach ganz schnell und stieß sie mit etwas Schwung nach innen. Ich war überrascht hinter ihr einen weiteren, kleinen Gang zu sehen. Von dort aus gingen vier Räume ab. Zwei Links und zwei rechts. Sie hatten Öffnungen etwas über der Hälfte der Türen, wo man hinein sehen konnte. Sicher wurden die als Zellen genutzt. Eine andere Verwendung fiel mir nicht ein. Ich rieb mir über den Arm beim umdrehen und erschrak dabei, sprang ein paar Schritte zurück. Beinahe wäre ich mit dem Rücken an die Wand gekommen. Im Türrahmen stand ein Hund, welcher mich genau fixierte. „Ähm...braves Hündchen...liebes Hündchen.“ Sagte ich mit zitternder Stimme und ging ein paar Schritte nach links. Wo kam der Hund nur her? Ich hatte vorher keinen gesehen und verdammt nochmal, wie kam er überhaupt hier runter? Er ging mir in etwa bis zur Hüfte, hatte dem Anschein nach schwarzes Fell und rote Augen. Rote Augen bei einem Hund? Ich wusste nicht, das jene solche Augenfarbe haben konnten, oder war dies hier etwa ein Vampirhund? Kurz musste ich schmunzeln bei dem Gedanken und ging etwas näher auf ihn zu. Er knurrte nicht, war das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen? Als ich fast vor ihm stand, legte er die Ohren zurück und den Kopf etwas schief. Was machte ich hier nur? „Ich hab nichts zu fressen für dich...na los, geh dorthin zurück wo du her gekommen bist..oder zeig mir wo du rein gekommen bist.“ Ich streckte meine Hand aus und lies ihn daran schnuppern in der Hoffnung, das er nicht zubeißen würde. Ob ich gegen einen Hund klar kam? Sollte ich eigentlich nach all dem Training mit Alucard. Dennoch, ein wenig Angst war noch immer im Hinterkopf. Er biss aber nicht zu, daher strich ich ihm vorsichtig durchs Fell. „Oh bist du weich.“ Ein Lächeln stahl sich dabei auf mein Gesicht. Er kam mir etwas näher und leckte über die Innenseite meiner linken Hand, wofür ich ihn gleich noch mehr kraulte. „Ich muss jetzt weiter... wie gerne würde ich dich mitnehmen, aber ein Haustier wird mir sicher nicht gestattet. Zudem, wer weiß wie lange ich noch hier bleibe...na los, lauf weiter.“ Als ich aufstand, drückte ich leicht gegen dessen Seite um ihm zum gehen zu motivieren, doch er bewegte sich kein Stück. Seufzend strich ich mir durchs Haar und zuckte dann mit den Schultern, verließ den Raum. Von ihm schien keine Gefahr auszugeben und ich hoffte, das es so blieb. Er folgte mir, und obwohl ich ihn hätte weg scheuchen sollen, war ich dann doch sehr froh darüber einen Begleiter zu haben, während ich weiter durch den langen Gang ging. Kapitel 32 Wer hatte das hier nur angelegt, fragte ich mich und blieb an einer Wand stehen. Ich fragte mich gerade, wo ich jetzt wohl genau sein könnte unter dem Gebäude. Ging der Gang überhaupt gerade aus oder machte er eine leichte Biegung? Für mich war ich immer nur gerade aus gegangen, doch wissen tat ich es nicht wirklich. Vielleicht sollte ich doch umkehren. Ich war bereits fast zwei Stunde unterwegs und mehr als ein paar leere Räume die aus einem Horrorfilm hätten stammen können, hatte ich nicht gefunden. Nun ja, bis auf meinen Begleiter. Der Hund stand gerade neben mir und ich hatte die Hand in seinem Fell vergraben. „Was hältst du von Bello, als Namen?“ Fragte ich ihn nun einfach und bekam ein Knurren von ihm. Sofort zog ich meine Hand zurück. „Ist ja gut, nicht Bello. Meine Güte.“ Ob er überhaupt verstand was ich sagte? Vielleicht mochte er nur die Aussprache nicht oder sonst was. Interessierte es einen Hund überhaupt wie er genannt wurde? Ich ging seufzend weiter und verschränkte die Hände hinter meinem Nacken. „Francis?“ Dafür bekam ich wieder ein Knurren, wobei ich mit den Augen rollte. „Ist das schwer, einen Namen für einen Hund zu suchen.“ Mir kamen viele in den Sinn, doch bei den meisten bekam ich ein Knurren, bei den wenigen ein Schnauben und es war amtlich, der Hund schien echt zu verstehen was ich sagte. Kurz bekam ich dabei eine Gänsehaut, dachte mir aber nichts weiter. „So wie du dich verhältst, könnte ich dich glatt Alucard nennen, aber der würde wohl nen Anfall bekommen, wenn ich dich genau so nenne.“ Gab ich spaßig von mir und stand dann endlich seit langem wieder vor einer Tür aus Holz. „Hm..wie wäre es mit Dark, wegen deinem Fell? Oder Red wegen deiner Augen?“ Ich öffnete die Tür und fand mich in einer altertümlichen Zelle wieder. Ob es hier unten auch noch was anderes gab? Wie viele waren denn hier mal eingesperrt gewesen? Und warum lagen die alle so weit aus einander? Ich schloss die Tür und ging weiter. „Dark, irgendwie finde ich das am passendsten.“ Wieder ein Schnauben zu meiner linken, doch dieses mal zuckte ich nur mit den Schultern. „Wenn dir der Name nicht gefällt, dann kannst du auch gerne gehen und jemand anderen hinterher laufen.“ Kein knurren oder schnauben und ich schüttelte nur den Kopf. „Jetzt red ich schon mit einem Hund. Ich muss echt verrückt sein. Wird zeit, das ich von hier verschwinde.“ Die Hände hatte ich meinen Hosentaschen verschwinden lassen, als mich Dark mit dem Kopf gegen die Hüfte stieß und ich dann weiter ging. „Falls du was zu fressen willst, ich hab wirklich nichts bei mir.“ betonte ich auf meinem weiteren Weg. Irgendwann stand ich vor einer doppelten Tür aus Holz. Es war ein großer Balken davor, welchen ich genau ansah um zu sehen ob irgendwo ein Kriechtier dran saß. Mal zu hoffen das keines unter dem Balken war. Ich schob ihn hoch und stellte ihn zur Seite, klopfte mir danach die Hände ab. Es war erstaunlich, wie viel Staub sich auf so etwas hier unten sammeln konnte. „Na, willst du zu erst rein?“ Der Hund stand vor der Tür und schnupperte, hob dann aber den Kopf und ging von der Tür weg. „Na Super, lassen wir doch den Zweibeiner vorgehen, sicher kann der bei Gefahr schneller abhauen.“ Sarkastisch öffnet ich eine der beiden Türen und musste mich dabei schon etwas anstrengen. Das Holz ächzte unter der Bewegung und kurz war ich in der Annahme, es könnte splittern. Als sie auf war, trat ich ein. Der Raum war größer als die anderen zuvor, daher wohl die doppelte Tür. Es stand eine Art Bett an der linken Seite und ein Tisch an der Rechten. „Wohl die Präsidentensuit hier unten.“ Ich ging weiter hinein und trat mit dem Fuß gegen etwas. Zuerst erschrak ich, dann aber beugte ich mich vor und hob ein altes Buch auf. Die Seiten waren vergilbt und der Ledereinband wirkte abgenutzt. Die Seiten waren zudem schwer zu lesen, da die Buchstaben fast verblasst waren. Es hier im dunkeln zu lesen war selbst für meine Augen anstrengend. Dennoch war es das erste, was ich hier unten fand. Zumindest was halbwegs interessant aussah. Alleine aus diesem Grund beschloss ich, es mit zu nehmen. Als ich mich umdrehte, stand Dark hinter mir und ich wollte schon wieder zurück springen. „Dark! Schleiche dich nicht so an!“ Ich ging an ihm vorbei und wieder raus aus dem Raum. „Na komm, lass uns weiter gehen.“ Die Tür wollte ich wieder hinter mir zumachen und wartete, bis mein Begleiter endlich sich in Bewegung gesetzt hatte und draußen war. Den Balken ließ ich allerdings wo er war. „So langsam frage ich mich, ob das hier ein Gang unter ganz London ist. Vielleicht hört er ja nie auf...“ Sinnierte ich etwas vor mich hin. Irgendwie war es doch gut, das der Hund bei mir war, dann führte ich zumindest keine Selbstgespräche, also keine nur mit mir. Ach was dachte ich da eigentlich? Ich wollte hier wieder raus. Es war unheimlich und so langsam bekam mich ein beklemmendes Gefühl. Fehlte nur noch, das ich in irgendwelchen Katakomben landen würde, so wie es jene in Paris gab. Einmal war ich mit meinen Eltern in solchen gewesen, als eine Führung durch Paris war. Der Gedanke reichte aus, damit ich wieder eine Gänsehaut bekam und die Arme fast schon schützend um mich schlang. „Wenn mich irgendwas angreift, hoffe ich das du nicht weg läufst, sondern zubeißt, verstanden Dark?“ Mal hoffen das er dies verstand und auch umsetzte. Schade das ich nichts zu Fressen mit hatte, sicher würde dies ihn mehr überzeugen mir beizustehen. Irgendwann kam ich doch tatsächlich bei einer Weggabelung an und sah von einer zur anderen. Für welchem Weg sollte ich mich entscheiden. Jener der weiter gerade aus ging oder welcher nach rechts abzweigte? Da hätte ich genau so gut eine Münze werden können und sahen wieder zu dem Hund. „Also, von wo bist du gekommen, hm?“ Ausgerechnet jetzt schien er mich nicht mehr zu verstehen und sah mich nur abwartend an. Was hatte ich aber auch erwartet? Das er vorging? Um ehrlich zu sein, ja, das hatte ich in der Tat erwartet. Ich entschied mich dafür weiter gerade aus zu gehen. Sollte ich wirklich den selben Weg zurück müssen, würde eine Abbiegung vielleicht nicht schlimm sein, sollten aber weitere kommen könnte ich mich sicher schnell verlaufen. So brauchte ich aber nur geradeaus wieder zurück zu gehen. Wieder ein paar Türen und wieder nur jene um da hinter Leute an Wände zu ketten. Mein Frust stieg mit jedem weiteren Raum, in dem ich das selbe fand. Wir hatten es weit nach Zwölf Uhr, fast schon einse und ich war kurz davor aufzugeben und den Rückweg anzutreten. Doch sah ich dann endlich eine Treppe am Ende des Ganges. „Halleluja. Das Ende ist Nahe!“ Ich sah hoch zur Decke und wollte dem Herren schon danken, ging dann aber ganz schnell weiter und rieb mir wieder über den Arm. Ich sollte nicht an die Decke sehen, wenn ich keine Spinnen sehen wollte. Bei den Stufen angekommen hielt mich nichts mehr auf jene nach oben zu laufen. Ich nahm meist zwei Stufen auf einmal um schneller zurück zu sein und kam etwas fertig bei einer Tür an, die verschlossen war. Zum Glück war ich nicht im Kreis gelaufen, das hätte mir wohl den letzten Rest gegeben. Jetzt hieß es aber die Tür öffnen. Dark war dabei genau hinter mir und stieß mit seinem Kopf wieder gegen meine Hüfte. „Ist ja gut, ich bin doch dabei die Tür aufzumachen.“ Beschwerte ich mich und drückte ein paar mal dagegen. Sicher war sie von außen auch zugeschlossen. So ein Mist. Also half wieder nur brachiale Gewalt. Dieses mal lies ich es nicht erst langsam angehen, sondern nutzte meine ganze Kraft dafür. An der Stelle, wo das Schloss hing, splitterte das Holz und der Rest der Tür hing nur noch in zwei von vier Angeln, aber sie war offen. Ich trat raus und musste erst mal tief Luft holen. Ich war scheinbar wieder in einem Keller, aber einen mit frischerer Luft und mit annehmbarer Temperatur. „Endlich frei. Das wurde auch Zeit.“ Doch jetzt sah ich mich erst mal um. Der Flur führte zu einer anderen Treppe und diese weiter nach oben. Hier waren keine anderen Türen außer jene nach dort unten und runter wollte ich jetzt nicht mehr, überhaupt in nächster Zeit nicht mehr. Daher öffnete ich bald die Tür nach oben und stand in einem mir fremden Gebäude. Es wirke wie ein Lager. Überall standen Kartons oder Paletten herum. Ich ging auf welche zu und sah, das in einem der Kartons Munition war. Hatte ich mir ja den perfekten Ort ausgesucht um raus zu kommen. Ich seufzte und ging auf die nächst beste Tür zu. Als ich diese öffnete, stand ich in der Mittagssonne auf dem Hof des Anwesens und hielt kurz die Hand vor die Augen. Erst die Dunkelheit dort unten und jetzt das helle Licht. Ein ziemlicher Umschwung für die Augen. Nachdem auch Dark draußen war, schloss ich die Tür zum Lager und ging auf das große Herrenhaus zu, welches etwa 300 Meter von hier entfernt war. Unterirdisch hatte ich eine viel längere Strecke zurück gelegt und ich fragte mich wirklich, wo der Gand alles lang führte und ob er nicht doch unter einen Teil von London ging. Zum Glück schien mich keiner bemerkt zu haben, an den Soldaten und den Leuten die herum gingen, versuchte ich einen Bogen zu machen. Sie schienen mich aber auch nicht wirklich wahr zu nehmen, waren mit anderen Angelegenheiten beschäftigt. Als ich dem Gebäude näher kam, erkannte ich auch wieso. Ein Teil davon lag in Trümmern. Jenes musste die Explosion gewesen sein, welche ich im Zimmer gestern Abend gehört und die Decke zum wackeln gebracht hatte. Um so näher ich kam, um so deutlicher konnte ich auch den Geruch von Blut wahr nehmen und wieder begann mein Kiefer zu schmerzen, genau so wie mein Magen anfing sich bemerkbar zu machen. „Ich hasse dich.“ Sagte ich zu mir selber und sah dann meinen Begleiter an, der mich mit leicht geneigtem Kopf betrachtete. „Nicht dich, Dark. Meinen Magen, dass er anfängt zu knurren...Na komm, lass uns wo anders lang gehen.“ Mein Ziel war die kleine Küche und ich hoffte mal, das diese noch stand. Zum Glück hatte der Gebäudeteil, wo auch der Keller runter führte nicht so viel Schaden davon getragen. Ich ging rein und dann führte mein Weg mich zu der Küche, wo ich an meinem ersten Tag hingegangen war. Dabei versuchte ich den Geruch vom Blut weitestgehend zu ignorieren. Es gelang mir nur sehr schwer. In der Küche hingen ein paar der Regale schräg und das eine Fenster hatten einen Sprung in der Scheibe. Wie lange es wohl dauern würde alle Schäden zu reparieren? Und wie viel das wohl kosten würde? Diese Lady hier schien wirklich reich zu sein, sich das alles leisten zu können. Das Buch legte ich erst mal auf den Tisch beim Fenster. Danach machte ich mich dran, in den Schränken etwas Essbaren für Dark zu suchen und als ich eine Schüssel fand, holte ich die schon mal raus, füllte Wasser rein und stellte sie runter. Danach ging es weiter auf Essenssuche. Nach Hundefutter konnte ich wohl vergebens suchen, doch entdeckte ich ein paar Scheiben Wurst, die jemand rein gelegt hatte. Ob derjenige sie vermissen würde? Aber was packte derjenige sie auch einfach hier rein? Ich legte sie auf einen Teller und stellte ihn auch runter, setzte mich dann an den Küchentisch, nachdem ich ein paar der Putz-bröckeln vom Tisch gewischt hatte. „Ist für dich Dark, na los, das wird dir schmecken. Wenn ich könnte, würd ichs dir weg essen... Wirklich.“ Ich lächelte dem Hund zu und widmete mich nun endlich dem Buch. Vorsichtig strich ich nochmal übers Einband. Der Titel war nicht mehr zu entziffern und ich hoffte es war kein langweiliges Sachbuch. Selbst im hellen waren die Buchstaben schwer zu lesen und ich fragte mich wirklich, wie lange es wohl schon dort unten gelegen hatte, oder wie alt es überhaupt war. Ich versuchte einige Seiten zu lesen und irgendwann erkannte ich das Buch mit einem seufzen. Es war Das Bildnis des Dorian Gray. Irgend ein Roman aus dem 19. Jahrhundert. Also war die ganze Mühe wirklich für umsonst gewesen. Ich lehnte mich zurück und legte die Hände aufs Gesicht. Vielleicht sollte ich doch nochmal dort runter gehen und den anderen Weg folgen, doch alleine wenn ich daran dachte runter zu gehen, gruselte es mich schon. Ich nahm mir das lieber vor, sollte ich übermorgen hier nicht weg kommen. Dark hatte weder das Wasser, noch die Wurst angerührt. Ich beugte mich vor und hielt die Hände aus. Als er zu mir kam, kraulte ich ihn hinter den Ohren. „Du solltest was fressen, oder willst du was anderes? Ich kann dir kein Hundefutter besorgen...Aber vielleicht kann ich Walter fragen ob er was organisieren kann..dann müsste ich aber auch fragen, ob ich dich hier nicht doch behalten könnte...ach was rede ich da eigentlich für einen Unsinn? Na komm Dark, ich bring dich raus und dann solltest du dorthin verschwinden wo du hergekommen bist.“ Nachdem ich aufgestanden war, verließ ich auch gleich die Küche. Das Buch lies ich auf dem Tisch liegen, sollte es jemand anderer finden. Ich ging wieder zur Eingangstür zurück und öffnete diese für den Hund. Einige der Angestellten sahen mich dabei mehr als perplex an. Entweder weil der Hund sich einfach in die Mitte der Eingangshalle setzte oder weil ich versuchte ihn raus zu locken. „Na los....jetzt komm schon mein Süßer...du musst hier weg...Ich kann dich nicht behalten, verstehst du das denn nicht?...Och man Dark..komm schon.“ Ich kam zu ihm und versuchte ihn an seinem Fell nach draußen zu ziehen, der Hund war aber auch stur und als er mich tatsächlich anknurrte, ließ ich sofort von ihm ab. „Das wird ärger bedeuten...Naja, schlimmsten fall schmeißen die mich hier raus...ach was solls.“ Ich winkte ab und ging zurück zur Kellertür und dort nach unten. Ich wollte nicht noch länger hier oben bleiben, vor allem nicht als mein Magen schon wieder begann sich zu melden. Das Blut, welches auf dem Boden hier verteilt wurde, konnte ich riechen und war froh, das es nicht mehr zu sehen war. Dennoch würde es bestimmt einige Zeit dauern, bis auch der Geruch nicht mehr vorhanden war. Der Hund folgte mir nach unten. Noch nie hatte ich zuvor ein Haustier gehabt und wusste auch nicht mit ihm umzugehen. Musste er nicht vielleicht mal Gassi? Auf den Stufen runter drehte ich mich zu Dark um. „Wenn du raus musst, dann pinkle mir nirgends ins Zimmer!“ Mal zu hoffen das er es verstand und stubenrein war. Vielleicht lag es einfach daran, das ich die letzten Monate außer Sera und Alucard keinen wirklich zum reden hatte, weswegen ich den Hund nun mit in mein Zimmer nahm und die Tür hinter ihm schloss. Ich ließ mich ohne Umschweife aufs Bett fallen. Umziehen konnte ich mich auch noch später, denn die Müdigkeit überkam mich wie eine Welle. Ein gutes hatte es eventuell doch mit dem Hund, sollte wirklich etwas hier drinnen auftauchen, könnte er mich vielleicht warnen, oder er würde abhauen oder doof zugucken. Ich hoffte auf ersteres und schloss meine Augen. Keine zwei Minuten hatte ich gebraucht um einzuschlafen. Die Tür ging auf, erst dadurch wurde ich wach und sah zu Walter, welcher wie üblich das Essen rein brachte. Ich rieb mir über die Augen und setzte mich hin. „Guten Abend, Miss.“ „Mhh....Abend Walter und Danke...wie geht es deinem Bein?“ Ich sah das er dieses noch immer etwas nach zog, doch wieder keine Antwort darauf, nur ein kurzes Lächeln und er drehte sich zur Tür zurück. Ich sah mich im Zimmer um und schaute dann sogar unters Bett. Wo war Dark? „Walter, warte kurz...Hast du einen Hund hier rum laufen sehen?“ „Nein. Sollte ich aber einen sehen, werde ich es Ihnen ausrichten.“ Mehr konnte ich wohl nicht erwarten und schon war er wieder weg und ich alleine im Zimmer. Eigenartig. Aber wie kam Dark hier raus? Die Tür war doch geschlossen. Oder war jemand anderer vorher schon mal drinnen gewesen und hatte ihn dabei raus gelassen? Ich seufzte. Irgendwie schade. Es wäre schön gewesen jemanden hier zu haben der aufpasste. Bevor ich mich über die Flasche Blut hermachte, ging ich erst mal ins Bad, mich duschen und anziehen. Ob heute wieder was mit Alucard anstand? Da ich keine Ahnung hatte, zog ich mir einfach eine pinke, kurze Hose an und dazu ein gelbes Trägershirt mit kleinen Blumenmustern. Ob er mein Outfit zum schreien finden würde? Vielleicht hatte ich ja Glück. Zurück im Zimmer setzte ich mich an den Tisch ran und drehte die Flasche am Hals ein paar mal auf dem Tisch im Kreis. Nicht mehr lange und es war schon Mittwoch. Ob ich noch irgendwas organisieren sollte? Ich dachte nach, doch es wollte mir nichts einfallen. Ich wusste jetzt wenigstens wo meine Eltern waren, also musste ich irgendwie nach Roquefort kommen, ohne Geld. Ich brauchte verdammt viel Blut zum mitnehmen, denn sicher würde ich einige male meine Fähigkeiten einsetzen müssen. Jetzt öffnete ich aber erst einmal die Flasche und goss mir das Glas voll. Der Rauschzustand dauerte wieder an und dieses mal hörte er erst auf, als auch der letzte Tropfen aus der Flasche in meiner Kehle verschwunden war. Dennoch hatte ich weiterhin Hunger und ließ meinen Kopf gefrustet auf den Tisch fallen. Ich hob ihn erst an, als die Tür abermals aufging. Dieses mal jedoch stand Sera davor. „Ich wollte nur sehen wie es dir geht.“ Fragend sah ich sie an und dann verstand ich. Wegen dem gestrigen Erlebnis. Dabei müsste ich eigentlich sie fragen, ob alles in Ordnung war und nicht umgedreht. „Es geht mir gut.“ Sie nickte mir zu und schien unschlüssig dort zu stehen. Wollte sie noch etwas anderes? „Was ist los?“ „Naja...die Tür am Ende des Flurs ist offen. Die welche vorher abgeschlossen war. Also...“ Eigentlich hätte ich lächeln wollen, doch unterdrückte ich es und tat etwas geschockt. „Sie ist offen?? Wie denn das?“ „Das wollte ich dich fragen. Hast du etwas mit bekommen?“ „Nein, ich hab tief und fest geschlafen.“ „Okay...dann werde ich mich dort mal umsehen gehen, nur für den Fall.“ „Mach das. Ich bleib hier, falls jemand rein kommen sollte.“ „Bist du sicher? Soll ich nicht vielleicht Alucard Bescheid geben, das er her kommt?“ Ganz sicher nicht, dachte ich mir nur und schüttelte den Kopf. „Ich schaffe das schon, keine Panik.“ Und wenn nicht, würde ich mich hier im Zimmer Verbarrikadieren in der Hoffnung, das keiner rein kam. „Ich werde ihm dennoch schnell Bescheid geben. Bleib du hier.“ Und schon war sie wieder weg. Irgendwie tat es mir leid, das ich sie dahingehend angelogen hatte, aber ich war auch froh, das Sera etwas treudoof zu sein schien. Auf dem Stuhl weiter sitzend, lehnte ich mich zurück und sah weiterhin zur Tür, in Gedanken zählte ich etliche male von 10 an Rückwärts. Erst beim vierten mal, als ich bei der drei ankam, stand Alucard plötzlich bei mir im Zimmer. „Fast. Nur um drei verschätzt.“ Die anderen Zählungen musste ich ja nicht erwähnen. Den Ellbogen stellte ich auf den Tisch und stützte meinen Kopf mit der Hand ab. „Also, was machen wir schönes heute? Vielleicht ein wenig shoppen gehen? Ich könnte ein schönes Sommerkleid gebrauchen. Vielleicht mit ein paar rosa Rüschen, würde mir doch sicherlich herrlich stehen, oder?“ Fragte ich grinsend und würde dieses Kleid, sollte ich es jemals im Besitz haben, mit viel Freude verbrennen wenn ich es nicht mehr brauchte. „Wir gehen auf die Jagd.“ „auf die Jagd?“ Nun war ich aber mehr als irritiert. Was meinte er mit Jagd? Jagd nach Blut oder was anderes. „Es wird zeit das du lernst von Menschen zu trinken.“ Wie kam das denn auf einmal? Letztens erst hatte er noch gesagt, das wir dieses Thema ganz weit zurück stellen würden. War etwas vorgefallen? Oder hatte er etwas im Sinn? Doch war es vielleicht nicht schlecht es zu lernen. Dann wüsste ich, wie ich reagiere, wenn ich von jemanden trank und ob es das überhaupt jemals wert sein würde. Ob ich mich schnell umziehen sollte? Ach von wegen. Ich stand auf und war nun ziemlich aufgeregt. Ob ich was mit nehmen sollte? Aber was? In meinem Portmonee war eh kein Geld drinnen. Vielleicht meine Waffe? Nein, aber die sollte ich auf jeden Fall morgen besorgen und sie hier verstecken für Donnerstag. Ich war so was von nervös, das ich anfing mich ein paar mal im Kreis zu drehen. Wieso nur bereitete es mir so viel Vorfreude? Ich würde einen Menschen beißen, daran war nichts gutes! Verdammt nochmal! Ich sollte endlich zur Vernunft kommen. „Lass uns gehen.“ Und schon war er weg. „Warte! Hey!! Im Gegensatz zu dir, kann ich mich nicht einfach auflösen und irgendwo anders auftauchen!“ Schrie ich ihm nach und rannte dann aus meinem Zimmer raus. Kapitel 29: Kapitel 33-34 ------------------------- Kapitel 33: War nicht irgendwie die Rede vom Jagen gewesen? Aus welchem Grund also stand ich mir die Beine am Rande des Tores in den Bauch? Ich wartete bereits über eine halbe Stunde auf Alucard. Es war mal wieder so typisch von ihm. Wenigstens nutzte ich die Zeit um mir die Schäden an dem Tor genauer anzusehen. Was es auch immer war, es musste riesig gewesen sein, das hier durch gebrettert war. Das Tor wurde nur noch notdürftig zusammen gehalten von einem großen Metall-Querbalken, der sicher gut 100 Kilo wog. Die Mauer am Rande des Tores war zudem ebenso beschädigt und es zogen sich Risse etwas weiter entlang. Würde keiner der Wachen hier stehen, ich hätte einfach über die Reste der linken Mauer an dem Tor rüber springen können und wäre draußen gewesen. Zu schade das sie es dennoch so gut bewachten. Aber sie waren auch schon wieder beim aufbauen. Die Maurer machten nicht einmal in der Nacht halt. Das musste sicherlich einiges kosten, aber diese Verrückte konnte sich das eh leisten. Also machte ich mir darüber keine weiteren Gedanken. Einer der Wachmänner, welcher mir am nächsten stand, schien meine Kleidung nicht richtig einordnen zu können, oder aber er stellte sich gerade vor, wie ich unter der pinken Hose und dem gelben Shirt aussah. Ich hoffte stark, es war das erste von beiden und verschränkte sofort die Arme vor der Brust, drehte mich von ihm weg. Ich hätte mich ja geehrt gefühlt, wenn der nicht schon an die 50 gewesen wäre. Endlich kam Alucard den Weg entlang auf mich zu. Konnte es nun los gehen? In die Stadt? Die Euphorie zur Jagd war bereits verschwunden und hatte der Vorfreude auf einige Zeit außerhalb dieser Mauern platz gemacht. Noch bevor die Wachen an den großen Querbalken sich zu schaffen machten, nutzte er die offene Stelle an der Mauer und sprang über die Trümmer drüber. Ich musste dabei einfach lächeln und ging an den Wachen vorbei, tat es ihm gleich. „Also, wie läuft das jetzt genau ab?“ Ich hatte keine Ahnung von so etwas und ich wollte mich wenigstens etwas darauf vorbereiten. In mir begann es plötzlich zu kribbeln, als ich erneut daran dachte jemanden zu beißen und von ihm zu trinken. War das normal? Und warum wollte ich es gerade wieder so sehr? Hoffentlich gab es irgendwann einen Weg zurück und doch eine Möglichkeit wieder als normaler, jedenfalls halbwegs normaler Mensch zu leben. Oder war dieser Weg für immer versperrt, wenn ich einmal von einen Menschen getrunken hatte? Was wenn dies so war? Plötzlich überlief mich ein Schauer. Ich wollte ihn gerade fragen, als ich mir doch schnell den Mund verbat. Noch zu wenig kannte ich ihn und wusste daher nicht, ob Alucard eventuell mich in dieser Richtung belügen würde, oder er mitbekam was ich versuchte raus zu bekommen. Nachher würde er vielleicht noch versuchen es aufzuhalten. In meinen Gedanken vertieft, folgte ich ihm einfach in das Nachtleben von London. Wir hielten uns aber mehr am Rande der Stadt auf und ich lehnte mich an eine der Metallenden Zäune zur Themse in der Nähe von North Greenwich, nachdem wir schon zwei Stunden nur gelaufen waren. „Kurze Pause, ja? Meine Füße bringen mich gleich um.“ Was ich auch dem Spaziergang am Tage zu verdanken hatte. Da war ich ja schon Stunden lang rum gewandert und nun schon wieder. Wieso konnte dieses Vampirdasein nicht auch dafür sorgen, das ich so was lange durch hielt? Oder musste ich mir sowas erst antrainieren? „Der Durst wird andere umbringen, wenn du ihn nicht kontrollierst.“ Er lehnte neben mir mit der Hüfte gegen die Abzäunung und schien in die Ferne zu sehen. „Ich kann ihn kontrollieren!“ Wenn ich was zu trinken bekam, ergänzte ich in Gedanken und seufzte dann. „Wieso willst du es mir auf einmal beibringen?“ „Ich habe meine Gründe.“ Und kam vielleicht noch etwas mehr dazu? Ich wartete und drehte mit meiner Hand ein paar Kreise um ihm anzudeuten, das er ruhig weiter reden sollte. Als es aber nicht geschah, lies ich sie nur gefrustet hängen. „Ich habe meine Gründe.“ Äffte ich ihm nach und hievte mich auf das Geländer hoch um meine Beine etwas baumeln zu lassen. Als ich einen Pfiff hörte, drehte ich mich zur Themse um und sah ein Boot vorbei fahren, wo einige Männer mir zu pfiffen, oder wohl eher meinem Hintern. Ich rollte nur mit den Augen und sah wieder weg. „Wir haben unsere Beute gefunden.“ „Wen? Die Leute auf dem Boot? Das sind bestimmt an die 4 Männer, nichts für ungut, aber so viel Durst werde ich sicher auch nicht haben.“ „du kannst gleich an vieren üben.“ „Und wenn ich es bei einen von ihnen falsch mache??“ Anstelle mir zu antworten, zuckte er lediglich mit den Schultern. „Das machst du jetzt nur, weil sie mir eben zugepfiffen haben, oder? Lass sie doch. Es interessiert mich nicht einmal.“ „Weil sie auf dem Fluss sind und leichte Beute. Sie können nicht abhauen und andere auf sich aufmerksam machen.“ „Schreie würde man auch hören und sich wundern.“ „Was schneller zu unterbinden ist und für anderen so aussehen lassen kann, als hätten sie Spaß.“ Ich wollte noch etwas dagegen erwidern, als er schon meine Hand nahm und ich selber nur noch schreien konnte. Ich hasste es, wenn er mich mit in die Dunkelheit zog um mich von einem Ort zu einem anderen zu bringen. Nicht einmal vorbereiten konnte ich mich und stand plötzlich auf dem Schiff, hatte die Arme schützend um mich geschlungen und die Augen noch immer fest zusammen gepresst. Die Kälte der Finsternis hatte sich in mir kurzzeitig ausgebreitet und war gerade wieder dabei zu entweichen, als ich es schaffte die Augen zu öffnen. Auf dem Schiff waren wirklich nur vier Männer, alle im Alter von etwa Mitte bis Ende zwanzig. Einer von ihnen eher stämmig, der andere etwas kleiner und schmaler, ein weiterer muskulös und sah mir zu aufgepumpt aus, während der letzte nur gelegentlich zu trainieren schien. In ihren Gesichtern konnte ich Fassungslosigkeit und zudem Angst erkennen, doch bewegte sich keiner der vier einen Millimeter. War die Zeit eingefroren? Nein, denn das Boot bewegte sich noch. „Fangen wir von links nach rechts an.“ Jetzt erschrak ich und sah über meine Schulter zu dem grinsenden Gesicht von Alucard, bis es mir dämmerte. „Hast du sie irgendwie hypnotisiert?“ „So ist es einfacherer für dich bei den ersten malen.“ Und ich dachte wir gehen jagen. Verstand er das unter jagen? Ich dachte wir gehen durch die Straßen, bis wir jemanden gefunden hatten und ziehen den in eine dunkle Ecke wo ich dann einfach zubeiße. Ich musste mir durch die Haare streichen bei meinen Gedanken und laut seufzen. Einfach zu viele Vampirfilme hatte ich in der Vergangenheit gesehen, daran musste es liegen, das ich solche Vorstellungen hatte. „Werden sie sich an alles hier erinnern? Und was wenn ich einen Fehler mache?... Ich will das nicht Alucard. Können wir nicht zurück?“ Die Angst überkam mich, zum einen das ich einen von den Vieren vielleicht umbringen könnte, oder das sie sich selber etwas antaten hier nach. „Mach dir darüber keine Gedanken und trink.“ Er ging an mir vorbei und stellte sich hinter einen der Männer, ganz links. Es war der schmalste von allen. Er trug eine kurze, schwarze Hose und dazu ein Band-Shirt von Avenged Sevenfold, wenn das überhaupt eine Band war und ich mich damit nicht zu sehr täuschte. Zudem hatte er kurze, etwas gelockte, rote Haare. Um seine Angsterfüllten Augen hatten sich kleine Sommersprossen breit gemacht. Ich wollte ihm nicht weh tun, ich wollte keinen hier etwas antun! Was machte ich hier nur? Das war doch vollkommen verrückt. Weiter denken konnte ich aber nicht. Alucard hatte sich vorgebeugt und mit einen seiner Zähne einen kleinen Riss am Hals hinterlassen. Als ich das Blut sah und auch noch roch, legte sich ein roter Schleier über meine Augen. Ich konnte spüren, wie mein Kiefer begann zu schmerzen und auch wie sich mein Körper verspannte. Dagegen ankämpfen hatte keinen Sinn, denn es war viel zu schnell vorbei. Als endlich mein Verstand die Oberhand zurück gewonnen hatte, sah ich nur, wie Alucard dem Muskelprotz von der Gruppe gerade in den Kopf schoss. Was hatte ich getan? Auf dem ganzen Schiff war Blut, ich kniete geradezu in einer Lache und sah auf meine Hände. Unter den Fingernägeln waren noch Hautfetzen und bis zu den Schultern hatte ich Blut an den Armen. Meine ganze Kleidung war beschmiert damit. War es auch in meinen Haaren? Sie fühlten sich zumindest so an. „Oh mein Gott...Was habe ich getan?...Was ist passiert?“ Mir kamen die Tränen als ich um mich herum sah. Zwei von ihnen waren gar nicht mehr wieder zu erkennen. Hatte ich ihnen die Gesichter runter gekratzt? Die Augen waren eingedrückt und ich musste mir den Bauch halten, als ich es nicht mehr ertrug und das ganze Blut, welches ich getrunken hatte rückwärts wieder raus kam. Vorsichtig stand ich auf, ziemlich wacklig torkelte ich zur Reling und übergab mich dort abermals. „Um so öfter du es wiederholst um so leichter wird es, und irgendwann wirst du vergnügen dabei haben.“ Vergnügen? Es wiederholen? Ich würde es ganz sicher nicht noch einmal wiederholen! Das war einfach nur widerlich gewesen. Ich war für den Tod von vier Männer verantwortlich! Ich war eine Mörderin!! Wieder rannten Tränen meinen Wangen hinab, bis ich mich erneut übergeben musste und an der Reling schließlich in die Knie ging. Mehr schien aus meinem Magen nicht raus zu kommen. Ein Schauer ging durch meinen Körper, er strich mit dem Finger über einen Teil meines Unterarmes. Der Weiße Handschuh von ihm färbte sich dabei rot. Anschließend leckte er es von seinem Finger ab. Ich hatte wirklich geglaubt, das ich mich nicht nochmal übergeben könnte und doch tat ich es in diesem Moment abermals. „Was machen wir jetzt? Ich meine...wegen dem hier...“ Ich konnte nicht hinsehen, zeigte aber auf das...Massaker, welches ich angerichtet hatte. Das konnte ich doch nie wieder gut machen. Was wenn sie alle Familie hatten? Mit Sicherheit hatten sie Familie. Wieder brach ich in Tränen aus und wollte das alles rückgängig machen. Dieses schlechte Gewissen in mir breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Alleine kam ich nicht auf die Beine, weswegen er mich hoch zog. „Ich bring dich zurück und werde mich danach hierum kümmern.“ Das hieß wieder in die Schatten, denn den Weg zurück gehen, das brachte ich nicht fertig. Daher schloss ich meine Augen und lehnte mich etwas gegen ihn, als er einen Arm um mich legte. Die Kälte kroch in mich hinein und ich spürte den schützenden Mantel um mich sich aufbauen. Es schien mich beruhigen zu wollen und am liebsten hätte ich mich einfach nur fallen gelassen, wenn er mich nicht festgehalten hätte. Einen tiefen Atemzug nahm ich und öffnete meine Augen. Ich war in meinem Zimmer und zwar alleine. War das alles nur ein Traum gewesen? Reine Vorstellung? Ich hätte dafür gebetet, dass es so war und doch, das Blut klebte noch immer an mir und als ich es einige Sekunden lang ansah, begann mein Magen sich wieder zu melden. Eine Mischung aus Übelkeit und Hunger. Ich verfluchte dieses Dasein gerade um so mehr und rannte ins Badezimmer hinein. Die kurze Hose und das Shirt riss ich mir runter und stellte mich schnell unter das fließende Wasser, welches noch nicht einmal genügend Zeit bekommen hatte um warm zu werden. Ich musste das Blut von meinem Körper schrubben, aus meinen Haaren waschen, aus meinen Erinnerungen verbannen. Das letztere würde ich wohl nicht hinbekommen. Zum Glück verlor ich nicht meinen Verstand, während ich mit ansah, wie das rötlich gefärbte Wasser im Abfluss verschwand. Meine Haut war mittlerweile nicht mehr durch das Blut, sondern durch meine schrubberei rot und ich wollte noch immer nicht aufhören, konnte es noch immer auf mir spüren. Jeden Zentimeter musste ich waschen. Die Haare sechs mal shampoonieren und ausspülen. Dann erst ging es einigermaßen und ich stellte das Wasser ab, schlang ein Handtuch um mich und ging zurück ins Zimmer. Den Blick nur auf den Boden gerichtet und die Gedanken bei den Geschehnissen auf dem Boot. Ohne mich anzuziehen, lies ich mich aufs Bett fallen, rollte mich zusammen und fing erneut zu weinen an. Das konnte nicht mein Leben sein, das durfte es niemals werden. Ich musste einen Weg finden um es zu stoppen. Ich musste raus finden, wie ich Jahrelang als Mensch leben konnte und dies schneller den je. Noch so eine Aktion...so eine...Jagd, würde ich mit Sicherheit nicht durchstehen. Die Decke hatte ich mir über den Kopf gezogen und verbrachte gut über eine Stunde in dieser Lage, bis ein ungutes Gefühl sich in mir breit machte. Erst schob ich es auf meine Gedanken die ich hatte, aber dann zog ich die Decke etwas runter und wischte mir über die Augen. Langsam stand ich auf und griff nach etwas zum schnell überziehen. Es war ein dunkelblaues Nachthemd, das mir knapp zur Mitte der Oberschenkel ging und nur Träger oben herum hatte. Wieder strich ich mit der Hand über mein Gesicht, drehte mich dann aber schnell zum Wandschrank um und sprang etwas nach hinten. Die Schatten hatten sich verdichtet. „Alucard?“ Vielleicht war er es, wollte sehen wie es mir ging? Aber es kam keine Antwort von ihm, was auch nichts neues war. Ich ging etwas näher ran und musste das zittern in meinen Gliedern unterdrücken. Etwas kaltes spürte ich an meinen Zehen und sofort sah ich hinunter. Die Dunkelheit hatte sich zu mir bewegt, doch wie? Ich wollte einen Schritt zurück gehen, als ich die Stimme vernahm. „Hab keine Angst...komm zu mir..ich werde dir nichts tun..dich beschützen.“ Das hatte mir gerade noch gefehlt! Wieso ausgerechnet heute? Konnte man mich nicht mal in Ruhe lassen? Ich wollte nur meine Ruhe, alleine sein. „Verschwinde!!“ Schrie ich daher in den Schatten hinein und trat zurück. „Du leidest, ich kann es spüren...komm zu mir, Dakaria. Ich werde es beenden...“ Ein Schauer lief mir über den Rücken. Es beenden? Wie denn? Entweder mich einsperren oder umbringen, andere Optionen sah ich da nicht! Bis auf eine, und ob derjenige diese ausführen konnte, war eine Frage wert. „Ich will wieder normal sein!..Kein Vampir! Kein Blut! Keine Besonderheiten!! Ich will einfach normal sein, ganz normal!!“ Erneut liefen Tränen meine Wangen hinab und ich konnte mich nicht länger auf den Beinen halten, ging wieder in die Knie, wollte meinen Kummer und den Schmerz raus schreien. „Komm zu mir...schnell, ich kann dir dabei helfen..ich kenne einen Weg.“ Und das sollte ich so einfach glauben? Aber was wenn es stimmte und ich meinen wirklichen einzigen Ausweg aus dieser Lage verstreichen lies? „Dakaria...er ist auf den Weg zu dir...das Tor wird nicht länger offen bleiben können.“ Er? Wen meinte es denn mit er? Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu konzentrieren. Ich begann Blut zu riechen, das selbe wie jenes, welches ich vorhin von mir gewaschen hatte. Mit er war also Alucard gemeint. Ich musste mich entscheiden und zwar schnell. Noch immer konnte ich Alucard nicht richtig einschätzen. War er gut oder schlecht zu und für mich? Er brachte mir viel bei, doch auf meine Fragen zu einem Weg zurück, gab er nie Antworten, meist nur welche die nach vorne gerichtet waren und zwar für den Zustand, in welchen ich mich gerade befand. Die Dichte des Schattens begann abzunehmen, was hieß, das die Verbindung sich schloss. Ob es..oder er noch einmal versuchen würde eine Verbindung mit mir aufzubauen? Ob es gut war? Ich biss mir auf die Lippen und stand auf, griff nach den Bilderrahmen, auf welchen ich mit meinen Eltern drauf war und ging schließlich auf den Schatten zu. Es dauerte keine Sekunde und die Finsternis hatte mich vollkommen umschlossen, schnürte mich geradezu ein. Es ging alles so schnell. Ich hatte das Gefühl, als wenn mich etwas zusammendrücken würde und dies noch bevor sich eine schützende Hülle um mich legen konnte. Mir wurde so kalt, als würde ich erfrieren, ich konnte mich nicht bewegen und es schien ewig zu dauern. Panik begann sich in mir breit zu machen, ich wollte dagegen ankämpfen, mich wehren und entkommen, doch es ließ mich nicht. Der Druck wurde stärker und meine Panik somit auch, bis ich das Gefühl von fallen hatte. Luft durchflutete meine Lungen und die Kälte kroch langsam aus mir raus. „Willkommen, Dakaria...du bist jetzt in Sicherheit..bei mir...“ Die Stimme, es war noch die selbe, aber ihr Klang etwas anders. Etwas ruhiger und tiefer. Ich fühlte mich müde und dennoch schaffte ich es, meine Augen zu öffne. War das Juraj? Seine Augen wirkten kupferfarbend und sein Gesicht glich dem eines Engels, oder eines Teufels. Die dunkelbraunen Haare, welche im Kerzenlicht etwas heller zu leuchten schienen, trug er kurz und sie umrahmten sein schönes Gesicht. „Du musst müde sein, von der langen Reise, Schlaf jetzt. Du bist hier sicher.“ „Bin ich...das wirklich?“ Brachte ich noch heraus, dann fielen mir dir Augen zu. Ich konnte mich nicht länger wach halten. Kapitel 34: Langsam öffnete ich meine Augen. Als ich aufgewacht war, spürte ich etwas warmes an meinem Arm und als ich nun hinsah, konnte ich helles Sonnenlicht darauf erkennen. Mir über die Augen reibend, setzte ich mich in dem großen Bett auf, in welchem ich lag. Wo war ich hier? Plötzlich erinnerte ich mich wieder. Ich bin durch die Dunkelheit gegangen. Na hoffentlich hatte ich eine richtige Entscheidung getroffen. Aber zumindest schien sich meine Zimmeränderung zum besseren entwickelt zu haben. Kein Kellerloch, sondern ein großes und zudem helles Zimmer. Die Bettwäsche war strahlend rot in dem Sonnenlicht und sie fühlte sich an wie Seide, als ich den Stoff durch meine Finger streichen ließ. Vorsichtig stand ich auf und musste lächeln. Unter meinen Füßen breitete sich ein riesiger Teppich aus. Er schien alt zu sein und dennoch so weich. Mein Nachthemd trug ich noch immer und war darüber auch sehr dankbar. In dem Zimmer stand ein großer Schreibtisch aus einem dunklen Holz, ich ging zu ihm rüber und strich mit den Fingerspitzen über die Oberfläche. Sie war rau und nicht so glatt, wie ich es sonst immer kannte. Auf der anderen Seite stand ein weiterer Tisch, aber er hatte einen Spiegel darauf. Ich kannte solche Tische aus irgendwelchen Filmen. Frauen schminkten sich immer vor diesen. Ich verzog etwas die Augenbrauen und drehte mich weiter um. Auf der linken Wandseite vom Bett aus, stand ein großer Kamin. Ich ging auf diesen zu. Er hatte lauter kleine Figuren drauf. Es waren verschiedenste Tiere. Ein Bär der nach einem Lachs fischte, oder ein Wolf, welcher zu heulen schien. Neben ihm stand ein weiterer, welcher wohl am Boden schnuppern sollte. Daneben war ein Adler und ich war fasziniert von diesen ganzen Details in den Skulpturen. Sie waren so genau. Vorsichtig strich ich mit den Fingern drüber und musste lächeln. Der war ja viel zu schön um darin ein Feuer an zumachen. Ich schüttelte den Kopf und drehte mich zu der großen Fensterfront. Wo ich wohl genau war? Noch immer in London? In England? Als ich vor dem Fenster stand, fiel mir der Kiefer geradewegs nach unten. Ich konnte ein Gebirge sehen, über welchem sich Nebelschwaden zogen. Der Anblick war traumhaft. Das Haus hier lag sicher etliche Meter hoch auf einem Gebirge. Wo war ich hier nur? //Schließ die Vorhänge.// Ich erschrak, als ich die Stimme hörte und drehte mich schnell um, aber keiner war hier im Raum. Zudem hatte es sich nicht so angehört als wenn sie von außen kam, sondern...in meinem Kopf war. Was ging hier vor sich? Ich bekam eine Gänsehaut und strich mir über den Arm. //Schließ die Vorhänge.// Nochmal und aus irgend einem Grund bevorzugte ich lieber die offenen Vorhängen und die warme Sonne in meinem Rücken. Irgendwie wünschte ich mich gerade doch wieder zurück, aber lag dies sicher nur an der ungewohnten und unbekannten Situation. Vielleicht war ich hier um einiges sicherer als dort und zudem hatte man mir nicht versprochen, mir zu helfen? Ich biss auf meine Lippe und zog einen der schweren Vorhänge zu. Der Stoff wog sicher 10 Kilo, wenn man ihn abnehmen würde und war vollkommen schwarz. Mit einem konnte ich gerade etwas über die Hälfte des Fensters bedecken, also zog ich den von der anderen Seite ebenso zu und sperrte somit das Licht aus. Ein wenig wehmütig war ich und drehte mich dann aber um. Ich hatte damit gerechnet, das plötzlich jemand im Zimmer stand, doch statt dessen ging die Tür auf und ich musste hinter mich nach dem Stoff greifen, um mich irgendwie daran festzukrallen. Ein Mann kam rein, sein Körper zeichnete sich unter den Sachen mehr als gut ab. Er trug eine enganliegende Jeans und einen genau so eng anliegenden, schwarzen Pullover. Gut zwei Köpfe größer als ich und wohl ein Frauenschwarm ohne ende. Ich konnte selbst unter dem Stoff seines Pullovers seine Muskeln erkennen. Die Haare hatte er kurz geschnitten, sie waren braun und seine Augen so intensiv kupferfarbend. Ich erinnerte mich wieder, genau das selbe Gesicht als ich durch die Dunkelheit gegangen war. „Juraj?“ Fragte ich etwas heiser und versuchte meine Stimme schnell wieder zu erlangen. Was für verdammte Gedanken hatte ich eigentlich gerade? Ich kannte ihn nicht einmal und dennoch, er war so schön. Ich schüttelte den Kopf und sah schließlich von ihm weg, wodurch ich wieder zu verstand kam. Was auch immer er war, ein Mensch mit Sicherheit nicht und es war eigenartig. Sobald ich ihn nicht mehr ansah, verging das Gefühl, das verlangen ihn anfassen zu wollen und mich ihm zu Füßen zu werfen. „Willkommen in deinem Heim, Dakaria.“ Seine Stimme, sie strich mir geradewegs über den Rücken und erzeugte einen wohligen Schauer, der sich zwischen meine Beine zog und ich gerade so ein seufzen unterdrücken konnte. Er war gefährlich, das erkannte ich sofort und aus irgend einem Grund sehnte ich mich in diesem Moment nach Alucards Nähe und Stärke. Das er dieses als mein Heim bezeichnete, ignorierte ich erst mal und dachte, er meinte wohl eher das seine. „Wo bin ich hier?“ Und dabei deutete ich mit einer Bewegung in Richtung Fenster. „In Sicherheit.“ Mit den Augen rollend sah ich zu ihm hin und sofort wurden meine Knie weich, ich konnte mich gerade so auf den Beinen halten. Damit war es amtlich, ich durfte ihn nicht ansehen. Aus diesem Grund blickte ich wieder zur Seite weg und studierte die Tiere am Kamin. Ein leises Lachen strich mir über den Körper und ich wäre am liebsten ein Stück näher zu ihm gegangen, hielt mich aber davon ab, in dem ich alle Konzentration darauf verwendete hier stehen zu bleiben. „Das Gebirge vor dem Fenster?“ „Die Karpaten.“ Als ich das hörte musste ich tief Luft holen. Die Karpaten? Wo lagen die nochmal? Im Osten von Europa. Ich rief in Gedanken eine Karte von Europa auf und nahm mir vor, sollte ich jemals wieder die Gelegenheit bekommen in die Schule zu gehen und zwar in den Geografie Unterricht, würde ich mehr aufpassen. Wieder strich ein Lachen von ihm über meine Haut und dieses mal konnte ich ein leises stöhnen nicht unterdrücken. „Rumänien.“ Er stand mir plötzlich genau gegenüber und hatte es mir zugeflüstert. „Rumänien?“ Wiederholte ich und schloss die Augen um ihn nicht anzusehen. Verdammt, damit war ich weiter von Frankreich entfernt als von England aus! „Für Rumänien, sprichst du ziemlich gut Englisch.“ „Ich kann viele Sprachen, auch Französisch, wenn dir das lieber ist.“ Sein Atmen kitzelte mein Ohr und ich spürte ihn an meinem Hals entlang streifen. Das war zu viel, ich riss ein wenig den Stoff auf und das Sonnenlicht streifte meinen Rücken. Mit einem Zischen war er von mir weg gesprungen und stand wieder bei der Tür. „Komm mir nicht zu nahe! Ich bin bissig!“ Knurrend sagte ich die Worte zu ihm und versuchte ihn zumindest aus den Augenwinkel heraus anzusehen. Das Licht drang in einem Strahl bis zur Mitte des Zimmers und irgendwie sehnte ich mich in diesem Moment kein bisschen nach der Nacht. Ich hätte bleiben sollen, wo ich war. „Wir reden später weiter, Bitte, sieh dich hier ruhig um. Solltest du nach mir verlangen, werde ich dich aufsuchen.“ Sicher würde ich es tunlichst vermeiden. „Muss ich Angst vor dir haben?“ Kam es nun einfach aus mir raus und wieder dieses Lachen, das sich über meinen Körper zog und meine Körpermitte zum schmerzen brachte. „Ich habe dir Sicherheit versprochen und das werde ich auch halten, genau so wie meine Hilfe.“ „Warum also manipulierst du mich dann so mit deiner Stimme und deinem Aussehen?“ Was auch immer er oder es war. Vielleicht sollte ich das auch fragen, doch biss ich mir dabei auf die Zunge. „Weil ich es kann.“ Was war das denn für eine Antwort??? Sofort sah ich wieder zu ihm hin und wollte ihm gehörig meine Meinung sagen, doch verstummte ich bei seinem Anblick. Der Kerl war bei weitem eingebildeter als Alucard. „Im Ankleidezimmer liegen Sachen für dich bereit. Ich hoffe sie gefallen dir, Dakaria.“ „Kathrin....“ Brachte ich mit brüchiger Stimme hervor und ging einen Schritt auf ihn zu, doch dann richtete ich ganz schnell meine Aufmerksamkeit wieder auf den Karmin. „Bis nachher, Dakaria.“ Und damit verschwand er wieder durch die Tür aus dem Zimmer. Als er draußen war, konnte ich endlich erleichtert ausatmen und zog sofort die Vorhänge auf um das Zimmer wieder mit Licht durchfluten zu lassen. „Hoffentlich versuchte er mir nur etwas angst einzujagen, ansonsten habe ich sicher ein großes Problem.“ Ich hätte in London bleiben sollen. Seufzend setzte ich mich auf die Fensterbank und sah auf das Gebirge vor mir. Vielleicht aber wollte er mich auch nur Beeindrucken oder sonst was und war ganz...okay. Ein Mensch war er mit Sicherheit nicht. Aus diesem Grund benahm er sich vielleicht so komisch, eventuell kannte er es gar nicht anders. Hätte er mir was antun wollten, hätte er es schon längst tun können. Vor allem als ich geschlafen habe. Stattdessen hatte er mir das Zimmer hier gegeben und ein Ankleidezimmer...Ein ganzes Zimmer? Ich sprang sofort auf und rannte zu einer der Türen, riss diese auf und mir blieb die Spucke weg. Das war ja größer als mein früheres Zimmer zu Hause und so viele Sachen die dort drinnen hingen. Sie waren in Fächern oder hingen an Bügeln. Es gab dazu einen großen Schrank mit verschiedene Schuhen und Accessoires. Das musste ein Vermögen gekostet haben. Von H & M bis zu Louis Vuitton war hier alles drinnen. Irgendwie surreal. Ich griff eine für mich normale Hose und hoffte das die nicht so viel gekostet hat wie ein Kleinwagen. Dazu noch einen einfachen, dunklen Pullover, da es hier etwas frisch war. Unterwäsche fand ich in einem separaten Schrank und fragte mich, aus welchem Grund man hierfür so viel Geld ausgab. In der Hoffnung er hatte es auch bezahlt und nicht einfach mit genommen. Mir reichte die normale Unterwäsche vollkommen aus und ich ich zog mich schnell hier drinnen um, ging dann wieder aus dem Zimmer raus. Von dem Tisch mit dem Spiegel griff ich eine Bürste und band schließlich meine Haare mit einem Zopfgummi zusammen. Er hatte gesagt, ich dürfte mich hier umsehen gehen und ich hoffte mal, es war nicht nur auf das Zimmer beschränkt. Außerdem musste ich schnell viel von hier raus finden. Die Tür des Zimmers schloss ich hinter mir und fand mich in einem Gang aus Stein wieder. Das war keineswegs ein Haus in dem ich war und wieder lief mir ein Schauer über den Körper. Der Gang war nicht sonderlich hell, was daran lag, das kaum Fenster hier waren. Zum Großteil nur Türen zu anderen Zimmern in die ich jetzt lieber nicht sah. Ich ging auf eine Treppe drauf zu. Diese ging geschwungen nach unten und führte in eine große Halle. Von einem großen Anwesen zum nächsten? Fragte ich mich und musste kurz schmunzeln. „Zum Glück nicht wieder im Keller.“ Das war doch wenigstens eine Verbesserung, aber wohl auch die einzig wirkliche. Zu hoffen war es jedenfalls nicht. Ich ging auf die riesige Eingangstür zu. Sie war aus massivem Holz und mit kleinen Schnitzereien verziert. War das die Hölle, welche darauf geschnitzt war? Wieder ein Schauer der über mich fegte. Sollte ich es wagen? Ich ging einfach drauf zu und versuchte sie zu öffnen. Es war ganz schön schwer und doch schaffte ich es. Ein kalter Lufthauch peitschte mir entgegen. Sollte ich mich länger draußen aufhalten, bräuchte ich wohl eine Jacke. Als ich draußen war und mich umdrehte, fühlte ich mich auf einmal so...klein. Das war kein Anwesen, das war ein richtiges Schloss. Ich war in einem Schloss??? Wie konnte das denn sein? Und vor allem, da konnte doch nicht nur Juraj drinnen leben, das war so groß, da mussten doch andere auch noch sein! Aber ich hatte keinen gesehen auf meinem Weg hier her oder waren sie alle...Nachtaktiv? Noch mehr wünschte ich mir in diesem Moment, die Sonne könnte einige Tagen oder Wochen durchgehend am Himmel bleiben. Als ich endlich meinen Blick vom Schloss bekommen hatte, drehte ich mich wieder um. Ein langer und breiter, gepflasterter Weg führte von hier in einem Halbkreis zu einem großen Tor und hinter diesem schien es steil bergab zu gehen. Zumindest konnte ich die Straße nicht mehr sehen und folgte ihr einfach. Alleine bis zum Tor brauchte ich 10 Minuten Fußweg. Rings herum waren Bäume, keine wirklich freie Grünfläche. Vielleicht hielten die hier nicht viel von Rasen, dachte ich mir und stand vor dem riesigen Eisenzaun. Das Tor war verschlossen, welch eine Überraschung. Zumindest konnte ich etwas weiter sehen und somit auch, wie die Straße wirklich steil hinab ging und weiter durch einen Wald führte. Dieser wiederum lag zwischen mehreren Gebirgen. Wo war ich hier nur genau und wo vor allem lag die nächste Stadt? Von hier aus war zumindest keine zu sehen. Ich war schon wieder eingesperrt und das hasste ich so langsam. Gefrustet ging ich wieder zurück und dann um das Schloss herum. Einige Wege führten drum herum. Ein paar mit etwas größerem Abstand, andere direkt an der Mauer entlang und auch hier, keine Blumen oder schöne Sträucher. Nur Bäume oder freie Fläche voll mit Erde. Sollte es hier einen Gärtner geben, hatte der mit Sicherheit wenig zu tun. Der Eisenzaun ging um das gesamte Schloss herum und war gut vier Meter hoch. Ich hatte beschlossen irgendwann an diesem einmal entlang zu gehen, doch es gab wirklich nur ein Tor, keinen Hintereingang oder ähnliches. Irgendwann kam ich an einem kleinen Nebengebäude vorbei. Es sah im Gegensatz zu dem Schloss neuer aus und ich ging rein. Drinnen befanden sich ein paar Fahrzeuge, welche aber mit Planen abgedeckt waren. Sollte ich einfach eine weg ziehen? Wie oft wurden die eigentlich benutzt, oder standen sie hier nur zur Zierde? Ich zog einfach eine von den Planen runter und fand dort einen dunkelblauen Lamborghini. Wie viel Kohle hatte der hier eigentlich? Die anderen Wagen ließ ich lieber mal unter den Planen und ging wieder raus. Mein vorheriges, einfaches Leben bevorzugte ich bei weitem mehr. Ich weiß nicht wie lange ich mich draußen umgesehen hatte, aber es wurde langsam dunkel. Die Sonne war hinter dem Gebirge kaum noch zu sehen und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Ich ging ins Schloss zurück und die Treppe nach oben zu anscheinend meinem Zimmer. Die Tür konnte ich nicht verschließen, da kein Schlüssel in dem Schloss war. Ich ging zum Fenster und sah den letzten Sonnenstrahlen dabei zu, wie sie hinter den Karpaten verschwanden. „Na hoffentlich überstehe ich die Nacht.“ Vielleicht bildete ich mir auch einfach nur wieder zu viel ein. Warum war ich eigentlich hier her gekommen? Um einen Weg zurück zu finden, um wieder normal zu werden, also sollte ich das auch in Angriff nehmen! Mein Magen begann zu knurren, doch lag dies vor allem an dem, was ich gerade roch. Zur Tür drehte ich mich um, welche gerade aufging als kein Strahl Sonnenlicht mehr zu sehen war. Eine junge Frau stand vor mir, vielleicht Anfang 20. Sie hatte dunkelbraunes Haar, welches sie zu einem Dutt zusammen gerollt trug und mit einer Spange fixiert hatte. Sie war schmal gebaut und etwa so groß wie ich, trug ein dunkelgrünes Kleid, das ihre Kurven gut betonte. Doch das, was mir am ehesten auffiel, waren ihre Augen, welche rot schimmerten. War sie also auch ein...? Die Frage brauchte ich nicht weiter zu stellen, als sie mich anlächelte und ich ihre Zähne sehen konnte. „Guten Abend, Fräulein Dakaria. Ihr Abendessen.“ „Fräulein?“ Bei dem Wort sah ich sie argwöhnisch und fragend an. Noch nie hatte mich einer so genannt, außer meiner Mutter mal in einem Streit, dann aber endetet es meist mit junges Fräulein, ab auf dein Zimmer. Sie trat hinein und ich sah in ihrer Hand ein Glas. Mein Blick begann es zu fixieren und in diesem Moment hasste ich mich abermals für das, was ich war. Irgendwann musste ich es doch einfach mal unter Kontrolle bekommen! Ich hatte es doch auch schon mal geschafft nicht immer so darüber herzufallen, doch heute war es mir nicht gelungen und ich erwachte aus meiner Trance erst wieder, als ich mit der Zunge einen der letzten Tropfen aus dem Glas lecken wollte. Die junge Frau sah mich mit großen Augen dabei an und schien nicht so recht zu wissen, ob sie lachen oder gehen sollte. Räuspernd reichte ich das Glas. „Danke...“ Verletzt hatte ich sie scheinbar nicht, etwas gutes, doch knurrte mein Magen weiter. „Ich werde Ihnen ein weiteres bringen.“ Ein nicken von mir und schon war sie wieder weg. Wie peinlich. Ich seufzte und setzte mich auf das Bett. Es sah genau so aus, wie als ich es verlassen hatte. Die Kopfkissen etwas zerdrückt und die Decke lag sonst wo. Sprich, keiner war hier drinnen gewesen. Ob der ganze Haushalt aus Vampiren bestand und keiner das Sonnenlicht von ihnen ertrug? Aber Juraj hatte keine roten Augen gehabt, sollte das was heißen? Ich wusste es nicht, doch wollte es heraus finden. Ein zaghaftes Klopfen an der Tür und ich sah zu dieser, als die junge Frau wieder rein kam und ein weiteres Glas, gefüllt mit Blut in der Hand hielt. Die Beherrschung ging dieses mal nicht ganz so doll mit mir durch. Ich machte mich zwar gierig drüber her, doch konnte ich mich zusammen reißen und nicht das Glas auslecken. Mein Hunger schien verschwunden zu sein und ich leckte mir über die Lippen. Das Blut war noch warm gewesen und aus irgend einen Grund wollte ich nicht wissen, woher es kam. „Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Fräulein Dakaria?“ „Ja,mich Kathrin nennen und aufhören mit dem Fräulein.“ Das würde für den Anfang schon mal reichen, doch lächelte mich die Frau nur an und schüttelte mit dem Kopf. „Das tut mir leid, doch diesen Wunsch kann ich Euch nicht erfüllen. Solltet Ihr etwas brauchen, so ruft bitte nach mir.“ „Und wie heißt du?“ Ich legte keinen großen Wert auf siezen, wenn sie mich nicht mal mit meinem richtigen Namen, also für mich richtigen Namen, ansprach, wozu dann die Höflichkeit ihr gegenüber? Oder ich war einfach nur Stur, lief auf beides hinaus. „Ihr könnt mich Tereza nennen.“ Ich nickte ihr zu und wollte sie gerade noch etwas fragen, als sie schon wider weg war. Irgendwie bevorzugte ich Walter gerade mehr. Ob ich mich draußen weiter umsehen sollte? Vielleicht raus finden wie viele es hier gab und ob sie wirklich alle das ein und selbe waren. Mir etwas antun wollten sie scheinbar nicht. ich ging im Zimmer auf und ab und entschied mich dann einfach raus zu gehen. Immerhin, ich war nicht eingesperrt...zumindest nicht ins Zimmer und ich wollte zudem schnell Antworten bekommen und einen Weg zu meinen Eltern. Draußen auf den Gang konnte ich keinen sehen. Ich schloss die Tür hinter mir und ging weiter, erneut auf die Treppe zu. Dieses mal aber blieb ich oben am Geländer stehen. Unten sah ich gut 20 Leute herum gehen. Einige trugen irgendwelche Sachen durch die Gegend. Andere unterhielten sich, während sie durch die große Eingangstür gingen und das was mich am meisten schockte oder irritierte, waren Männer, die aussahen wie aus dem 18. Jahrhundert. Sie trugen solch komische Kettenhemden. Waren die aus dem18. Jahrhundert oder noch älter? Sie wirkten brutal, also nicht die Kettenhemde, sondern die Männer. Mit denen wollte ich mich nicht anlegen. An ihren Seiten konnte ich Schusswaffen sehen, aber bevorzugen taten sie wohl das Schwert, welches sie griffbereiter trugen. Ich war wirklich im falschen Film hier. Vorhin bei Tage war das Schloss wie ausgestorben und in der Nacht ein pulsierender Ort. Was wenn die mal Tagsüber einen angriff bekamen? Aber eventuell war dies auch zu meinem Vorteil. „Dakaria, ich freue mich dich zu sehen.“ Diese Stimme, sie fuhr mir wieder durch den Körper und ich musste mich am Geländer festkrallen um mich nicht um zu drehen und zu ihm zu laufen. „Sind das alles Vampire?“ „Der Großteil, ja. Ich dachte mir, du würdest dich unter deinesgleichen sicherer fühlen.“ Unter meines gleichen? „Sicherer fühle ich mich unter Menschen.“ „Wirklich? Das hätte ich nicht erwartet, wo ich gehört habe, dass deine Kontrolle im Bezug auf deine Nahrung noch nicht sehr ausgeprägt ist.“ Welch nette Umschreibung dafür, das ich wohl bei einer Hungerattacke über mehrere herfallen würde wie ein wildes Tier. Ich musste wieder an die Szene gestern zurück denken und sah betrübt weiter nach unten. Vielleicht war es wirklich ganz gut, das hier keine Menschen waren, solange ich noch in diesem Zustand mich befand. „Du sagtest, du kannst mir helfen, wieder ein Mensch zu sein, also kein Vampir mehr. Dann hilf mir endlich!“ Verlangte ich von ihm und wurde ungeduldig. „Das werde ich, doch alles mit der Zeit.“ Seine Stimme wollte mich einwickeln, woraufhin ich knurrte. „Und hör auf mit diesen verdammten Spielen! Das funktioniert nicht bei mir!“ Konnte ich ihn zumindest glauben lassen. „Hier hast du einen bemerkenswerten Widerstand, doch ist dieser nicht ewig zu halten. Aber ich werde deinen Wunsch respektieren, Dakaria.“ Ein seufzen entfloh meiner Kehle, als ich endlich seine Stimme hörte und dabei nicht sofort daran dachte ihn bespringen zu müssen. Jetzt drehte ich mich auch zu ihm um, konnte ihn ansehen und atmete auch hier etwas erleichtert aus. „Was bist du?“ Wenn sollte er gleich mit offenen Karten spielen. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen und er kam näher auf mich zu, was mich sofort beunruhigte. Er strahlte eine stärke aus, die nicht normal war. Als er schließlich vor mir stehen blieb, musste ich nach oben zu ihm sehen. „Willst du das wirklich wissen?“ „Ja! Wenn dann will ich eine Ahnung haben, mit wem oder was ich es zu tun habe!“ Ich wäre weiter zurück gegangen von ihm, wenn das Treppengeländer nicht genau hinter mir gewesen wäre und sich in meinen Rücken bohrte. Ich sah zu, wie seine Augenfarbe sich änderte. Sie wurden gelb und dann aber schien ein Feuer in ihnen zu lodern. Es kam mir so vor, als wenn ich die Hitze auf meiner Haut spüren könnte...nein, es war keine Einbildung! Es war echt! Er strahlte wirklich eine Hitze von sich aus und kurz hatte ich das Gefühl in Flammen aufgehen zu müssen. Mir blieb die Luft weg und ich wollte mich schützen, weswegen ich schließlich über die Brüstung sprang und unten in der Halle auf dem Steinboden ankam. Wäre ich ein normaler Mensch gewesen, ich hätte mir wohl etliche Knochen oder das Genick gebrochen, so aber sah ich nur nach oben, während die umherlaufenden Leute stehen blieben und zu mir sahen. Aber nur kurz, dann nahmen sie ihre Wege wieder auf, verließen jedoch alle die Halle und nur die zwei brutal aussehenden Wachen an der Tür blieben, wo sie waren. Ich sah den Leuten hinter her, welche schnell die Halle verlassen hatten und dann sah ich hoch zur Treppe. Doch Juraj war bereits dabei, sie nach unten zu kommen. Mit seiner Hand schmolz er einen Teil des Geländers, welches sich unter seiner Hand befand und in mir stieg nur noch mehr Angst hoch. Ich begann in meinen Kopf zu kramen. So viele Bücher musste ich lesen, über irgendwelche Mythenwesen oder sonstiges. Ich suchte nach etwas. Gelbe Augen, ausstrahlende Hitze, aber ich kam nicht drauf und wollte gerade weg laufen als die Türen sich ringsherum schlossen und ich sah, wie weitere Wachen sich vor jeder der Türen stellten. Insgesamt waren es 5 Türen und 9 Wachen. Sie schienen alle aus der gleichen Zeit zu stammen und vielleicht aus der selben Region. Ob um Hilfe schreien etwas brachte? Ich versuchte einen Ausweg zu finden und wollte dann einfach auf die beiden Wachen am Eingang los gehen, sie versuchen umzuhauen mit den Kampftechniken, welche ich von Alucard gelernt hatte. Doch noch bevor ich zum Angriff übergehen konnte, hallte das Lachen von Juraj durch die Halle. „Du musst keine Angst haben und auch nicht weg laufen, Dakaria. Hätte ich dich verletzen wollen, dann hätte ich es schon längst getan.“ „Irgendwie kann ich das nicht so wirklich glauben! Vor allem nicht, wenn ich eingesperrt werde!“ Ich deutete dabei auf die ganzen Wachen. „Die Wachen sind alleine zu deinem Schutz hier, Dakaria. Wenn, werden sie mich angreifen.“ Was? Hatte er das eben wirklich gesagt? Ich sah mich wieder um und erkannte, das einige von ihnen ihre Schwerter gezogen hatten und wirklich Juraj mit ihren Blicken fixierten. „Aber...wieso?“ „Weil ich es ihnen befohlen habe und weil sie nun dir gehören.“ Mir gehören? Was sollte der Scheiß??? „Ich will nicht, das mir irgendwer gehört!! Verdammt nochmal!! Ich will nur mein altes Leben zurück!!!“ Schrie ich und war kurz davor auf ihn einzuschlagen, auch auf die Gefahr hin, das er mir die Haut von den Knochen brennen würde. „Du ziehst das Dasein eines Menschen dem hier vor?“ „Endlich auch gecheckt? Ja! Das tu ich! Also, machst du mich wieder zu einem, oder nicht??“ Er sah mich genau an und ich musste mich zusammenreißen nicht weiter zurück zu gehen, da mir die Hitze geradezu entgegen stieß. „Wenn nicht, dann kannst du mich auch wieder nach London bringen!..Nein, lieber gleich nach Frankreich!“ Was wollte ich in London? Ich wollte zu meinen Eltern, meiner Familie. Ein langes schweigen breitete sich aus, bis sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen legte. „Ich werde es versuchen, doch versprechen kann ich nichts. Dies könnte unter Umständen schwer oder unmöglich werden.“ „Unmöglich ist keine Option! Es hat schon mal funktioniert!!“ „In der Tat, das hat es.“ Hörte ich da einen Ton von Frust raus? Es schien fast so. Vielleicht aber mochte er auch einfach kein Menschen und konnte daher meine Beweggründe nicht verstehen. Doch ich war lieber einer, als weiterhin ein Wesen, das Blut trank und...mordete. Das konnte ich einfach nicht und wollte es auch nicht weiter. „Also gut, du hast gewonnen, ich werde versuchen deinen Wunsch zu erfüllen, doch wirst du in dieser Zeit hier bleiben und versuchen deinen Platz einzunehmen.“ „Meinen Platz einnehmen? Als was denn?“ Wenn er jetzt Kammerdienerin oder irgend so was sagte, würde ich mir ein Schwert von einen der Wachen greifen und ihn damit so lange schlagen, bis er nicht mehr klar denken konnte, oder tot war. Eines von beiden. Bei ihm funktionierte irgendwie mein Vorsatz nicht, niemanden mehr umzubringen. „Als Herrin dieses Schlosses.“ Ich hob meine Hand um ihn zu unterbrechen und fing dann an zu lachen. „Als was? Willst du mich veräppeln?“ „Mit nichten. Dakaria. Du bist ein Reinblut, weißt du eigentlich, was für eine Macht in dir steckt?“ „Wenn du sie willst, kannst du sie gerne haben! Sie interessiert mich einen Scheiß! Ich werde hier sicher keine Hausherrin oder sonst was spielen!“ Zumal ich nicht mal Ahnung hatte, was die tat und außerdem bevorzugte ich das normale Leben bei weitem. Alleine schon wenn ich mir vorstellte hier Tagsüber ganz alleine zu sein in dem Schloss, es jagte mir eine Gänsehaut ein. „Nun, was soll ich darauf erwidern? Wenn du nicht willst, dann werde ich dich nicht zwingen, doch dir helfen ebenso wenig.“ Ich biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. „Ich werde hier bleiben! Aber ich werde keine Hausherrin spielen! Außerdem will ich das hier auch welche Tagsüber sind!“ So fühlte ich mich wenigstens etwas sicherer und zudem auch wohler. Ich wollte wenigstens den Anschein von etwas normalen um mich herum haben. „Du willst Menschen hier leben haben?“ „Oder von mir aus irgendwelche Wesen die aussehen wie Menschen und das Tageslicht ertragen!...Was ist mit...Alucard, kann er nicht..“ „NEIN!“ Das kam jetzt aber sehr schnell und bestimmend. Ich zuckte glatt etwas zusammen. Zu schade, auch wenn ich ihn am liebsten immer wieder eines auswischte, fühlte ich mich bei ihm dennoch am sichersten. Ob Juraj etwas persönliches gegen Alucard hatte oder steckte noch mehr dahinter? Vielleicht lag es auch an meinem Gefühl, denn noch immer traute ich ihm herzlich wenig. „Ich werde welche her schicken, die Tagsüber hier leben können, doch bei Nacht werden sie verschwinden.“ Also am Tage und Nachts wechselte sozusagen die Belegschaft des Schlosses. Na das klang doch nach seeeehr viel Spaß. Ich sah zu, wie Juraj plötzlich mit der Dunkelheit hinter sich verschmolz und verschwand. Hätte ich das nicht schon bei Alucard gesehen oder selber durchgemacht,ich wäre vielleicht erschrocken gewesen, aber so war ich einfach nur froh, das er weg war. Die Wachen öffneten die Türen wieder und das pulsieren des Ortes schien seinen Betrieb wieder aufzunehmen. Ich für meinen Teil hatte genug hiervon und machte mich schnell auf zum Zimmer in das ich verschwand. Ich schob einen der Schränkte vorsichtshalber vor die Tür, nur um sicher zu gehen. Auch wenn mir das bei denen hier wenig brachte. Die Vorhänge lies sich auch auf, so konnte bei Sonnenaufgang der Raum zum Glück einen normalen Schutz haben und als nächstes? Suchte ich das Bad auf, welches hoffentlich im Nebenraum war und ich hin ging. Ein Glück, es war wirklich eines und zum Glück auch ein modernes mit Wanne und Dusche. Die Wanne hätte ich zu gerne genommen, aber später, vielleicht am Tage. Jetzt bevorzugte ich schnell die Dusche und dann alles andere im Bad um schließlich mein Nachthemd und nicht die anderen Teile aus dem Ankleidezimmer anzuziehen und mich ins Bett zu legen. In der Hoffnung das ich hier wirklich lebend raus kam und mich keiner des Nachts auffressen würde. Kapitel 30: Kapitel 35-36 ------------------------- Kapitel 35: Schlafen? Wie kam ich nur auf die Idee schlafen zu wollen? Also wirklich. Ich drehte mich zum x-ten male im Bett herum und fand einfach keine ruhe. Ständig hatte ich Angst, jemand könnte hier rein kommen, während ich schlief. Irgendwann stand ich auf und setzte mich auf die Fensterbank, sah hinaus in die Nacht. Eines musste ich gestehen. Die Sterne am Himmel waren um einiges hier deutlicher zu sehen als in der Stadt. Meine Knie angezogen und die Arme darum geschlungen, entfloh mir ein tiefer Seufzer. Hätte ich in den Monaten zuvor nicht schon einiges schräges erlebt, ich wäre hier vollkommen ausgeflippt oder sonst was. Jetzt jedoch kreisten meine Gedanken mehr darum, das ich hier angeblich die Hausherrin spielen sollte. Aus welchem Grund? Nur wegen dieser Argumentation eines Reinblutes? Das war doch vollkommener quatsch. Wir lebten nicht mehr im Mittelalter, ich zumindest lebte nicht dort! Und außerdem, jeder dieser anderen Vampire hier am Ort könnte mich mit Sicherheit ziemlich schnell umbringen. Auch wenn ich monatelang mit Alucard trainiert hatte, so wusste ich doch genau, das ich keine Chance gegen die haben würde. Eventuell bildeten die sich auch einfach zu viel ein, was mit mir zu tun hatte. Ich wollte nur schnell eine Möglichkeit finden wieder ein Mensch zu sein und aus dieser verrückten Welt zu fliehen, sie nie wieder zu sehen oder mit erleben zu müssen. Keiner kam noch einmal ins Zimmer hinein und ich sah bereits wie der Himmel am Horizont heller wurde. Nicht mehr lange und die Sonne war da. Es war wirklich eigenartig, dass es hier keinen gab, der sie zu ertragen schien und wieder musste ich nachdenken, was Juraj nur sein könnte. Zu gerne hätte ich ein Handy oder Telefon gehabt um in London anzurufen und bei irgendjemanden dort mal nach zu fragen. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht bei dem Gedanken. Immerzu wollte ich von dort weg und jetzt habe ich es geschafft, zwar nicht so wie geplat, aber dennoch und dann will ich Kontakt zu denen aufbauen. Es war schon komisch, aber noch mehr, dass ich mich dort hab sicherer gefühlt hatte als hier. Ob sie mich überhaupt vermissen würden? Alucard war bestimmt zornig hoch hundert. Vielleicht würde er mich sogar suchen? Wenn er merkte, dass ich nirgends mehr in der Stadt war, oder gar nicht mehr in England, was dann? Würde er es einfach abtun und mich schnell vergessen? Die verrückte Lady war sicher ganz froh, das ich nicht mehr da war. Wieso vermisste ich diesen verdammten Ort bereits? Obwohl...nein, ich vermisste nicht London, ich vermisst nur ihn. Es hatte Spaß gemacht zu sehen, wie seine Mundwinkel zuckten, wenn ich mich in den grellsten Farben kleidete, oder wie seine Finger sich versteiften, wenn ich ihn reizte. Ich musste die Gedanken los werden. Es war ganz gut, das ich von dort weg war und vielleicht eine Möglichkeit hatte normal zu werden. In der Hoffnung das dieser Juraj mir auch wirklich half. Ich sollte mich nachher hier noch genauer umsehen gehen. Es müsste einen weiteren Weg hier raus gehen als nur durchs Tor, nur für den Fall der Fälle. Aber selbst wenn nicht. Ich könnte versuchen meine Fähigkeiten auszubauen, weiter zu üben. Dafür aber musste ich wissen wann und wie viel ich zu trinken bekam und hoffen wirklich nicht raus zu bekommen, wo sie es her hatten. Irgendwie glaubte ich hier nicht an einen Vorratsschrank. Ein eisiger Schauer überkam mich bei den Gedanken hier irgendwo könnten Menschen gefangen gehalten werden. Sollte es so sein, was würde ich tun? Sie befreien. Aber was dann? Es klang alles so toll, wenn man es aussprach, aber bei der Umsetzung verschwamm alles in meinen Gedanken. Ich stand auf und gähnte, als die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer schienen. Jetzt wäre wohl eine gute Gelegenheit zu schlafen. Ich ging zum Bett und schloss darauf meine Augen. „Alles wird gut.“ Sagte ich zu mir selber und kuschelte mich in die weiche Decke hinein. Viel Zeit brauchte es nicht, bis ich eingeschlafen war. Aufwachen tat ich, als ein lautes krachen zu hören war, wie wenn etwas großes und schweres auf den Boden fiel. Ich sah mich sofort um, niemand hier. Die Sonne war noch am Himmel. Liegen bleiben konnte ich nicht und verfluchte diese Müdigkeit. Hatte ich mir das nur eingebildet? Nein, denn ich vernahm Stimmen, Lachen. Was war hier los? Ich zog mir schnell eine dunkelbraune Stoffhose über und dazu einen blauen Pullover, dessen Kragen ich etwas umkrempelte am Hals. Die Sneakers, welche ich gestern schon anhatte, zog ich auch wieder über. Wozu neue aus dem Schrank kramen? Auf dem Weg zur Tür band ich mir schnell meine Haare irgendwie zusammen und steckte die Haarsträhnen, welche ich nicht mit erwischte hatte hinter die Ohren. Dann schob ich den Schrank etwas zur Seite und griff zur Klinke. Wie gerne hätte ich meine Sabroa bei mir gehabt. Ich atmete tief durch und öffnete die Tür langsam und leise, sah vorsichtig hinaus. Auf dem Gang war keiner. Die Stimmen konnte ich aber deutlicher vernehmen. Es waren Männer und sie lachten noch immer. Ich versuchte auf Zehenspitzen mich heranzuschleichen und kam bald ans Geländer der Treppen, wo ich mich versuchte hinter einen etwas breiteren Pfosten zu verstecken. Die Männer tollten in der Eingangshalle herum. Zwei von ihnen schienen sich zu schlagen, während die anderen 4 ihnen zu riefen und anfeuerten. Für mich sahen sie aus wie Mitte 30 und benahmen sich wie meine ehemaligen Klassenkameraden. Waren das Menschen? Zumindest konnten sie sich im Sonnenlicht aufhalten. Es dämmerte so langsam bei mir. Waren das diejenigen, welche tagsüber hier sein sollten? Hatte Juraj sie her geschickt? „Ein kleines Mäuschen, das Verstecken spielt?“ Ich erschrak und drehte mich um. Vor mir standen drei Männer. Sie waren groß, fast an die 2 Meter und regelrechte Muskelprotze. Ich lächelte ihnen falsch zu und wollte schnell an ihnen vorbei, als der, mit den kurzen blonden Haaren mich einfing. „Nicht weg laufen, kleines Mäuschen!“ „du erzählst uns erst mal, wer du bist und was du hier machst.“ „Hat versucht sich heranzuschleichen.“ „Wie mutig von einem kleinen Blutsauger.“ Die drei lachten bei der Bemerkung und ich schlug mit den Fäusten auf den Rücken des blonden, während seine beiden Freunde die Treppe runter gingen. Der vorne weg lief hatte bis zu den schultern lange schwarze Haare, während der dritte hinter uns eine Glatze trug. „Lass mich runter!!“ Verlangte ich und schlug erneut mit voller Wucht auf seinen Rücken, was ihn eigentlich hätte unermessliche Schmerzen bereiten sollen, doch scheinbar hatte ich recht. Es waren keine Menschen, denn er grunzte nur und schien es amüsant zu finden. „Hey Jungs, guckt mal was wir gefunden haben!“ Rief der schwarzhaarige zu den anderen welche ihre Aufmerksamkeit nun auf mich richteten. Die beiden Streithähne unterbrachen ihre Rangelei und alle versammelten sich im Kreis um mich, als der Blonde mich auf den Boden warf. „Ein Blutsauger? Ich dachte die haben eine Abneigung gegen das Sonnenlicht.“ „Wir scheinen nicht alles über sie zu wissen.“ „Vielleicht sollten wir sie genauer unter die Lupe nehmen.“ Einer von ihnen, mit kurzgeschorenen, dunklen Haaren kam etwas näher und ich sprang sofort auf, knurrte ihn an. „Fass mich an und ich breche dir die Knochen!“ Sofort begann ich mich an Angriffsstellung zu begeben und war mal wieder froh über die ganzen Trainingsstunden mit Alucard. „Oh, sie scheint bissig zu sein.“ „Das gefällt mir. Ich steh auf Weibchen, welche die Zähne zeigen können.“ Hatte er eben Weibchen gesagt? Was waren das für Wesen? „Nur will sie damit nicht nur spielen.“ Wieder ein Lachen von ihnen und ich fing an zu knurren. „Wer seid ihr und was macht ihr hier???“ Ich versuchte meine Angst und Nervosität nicht zu zeigen, hoffentlich gelang es mir. „Das solltest du uns lieber sagen, kleines Mäuschen.“ „Nenn mich nicht so!! Ich habe einen Namen!“ „Die Blutsauger haben Namen? Wieder was gelernt. Wie heißt du denn?“ Wie es aussah, hielten sie nicht sehr viel von Vampiren. Warum also hatte Juraj sie dann hier her geholt? Außerdem wunderte ich mich, das sie anscheinend nicht wussten, wer ich war. „Hast du deinen Namen vergessen, kleines Mäuschen?“ Als er noch einen Schritt näher auf mich zukam, drehte ich mich schnell um und trat dabei mit meinem Bein ihm voll gegen den Kiefer, woraufhin er seitlich nach hinten zurück fiel. Er hatte damit nicht gerechnet und ich war froh, das ich bei denen hier wohl doch etwas Schaden anrichten konnte. „Nenn mich nicht Mäuschen!! Ich heiße Kathrin!!“ Die anderen sahen mich erst etwas ungläubig an und im ersten Moment dachte ich, mich gleich richtig verteidigen zu müssen, doch fingen die anderen schließlich an laut zu lachen. „Die kleine gefällt mir!“ „Mir auch! Sie kann wenigstens was ordentliches austeilen.“ „Und scheint nicht so eingebildet zu sein wie die anderen Blutsauger!“ Was ging hier gerade ab? Konnte mir das einer vielleicht mal erklären? „Hey Paul, hat sie dir ordentlich zugesetzt?“ „Ich glaub sein Kiefer ist gebrochen.“ Kam es wieder lachend von einem und ich ging jetzt einfach ein paar Schritte zurück, da sie den Kreis um mich herum aufgelöst hatten. Ich konnte es riechen, er fing an zu bluten. Scheinbar hatte ich ihm nicht nur den Kiefer gebrochen. Das war nicht gut. Vor allem da sich mein Magen wieder meldete und mein Kiefer begann zu schmerzen. Ich leckte mir unbewusst über einen meiner Zähne und spannte mich an. Doch schaffte ich es dann schnell mich umzudrehen und weg zu laufen, die Treppe wieder nach oben und ins Zimmer. Sie verfolgten mich nicht, lachten noch immer laut und ich schob den Schrank wieder vor die Tür. Als wenn das was bringen würde bei denen. Gleich darauf ging ich zum Fenster und öffnete es. Die frische Luft tat gut, vor allen um den Blutgeruch aus meiner Nase zu bekommen. Juraj schien recht zu haben, die Gegenwart von Vampiren war mir im Moment lieber als die von diesen Typen. Ich wusste ja noch nicht einmal, was sie waren! „Wieso nur bin ich her gekommen?“ Heute hätte ich mich vielleicht in dem einen Bus verstecken können und wäre irgendwie zum Bahnhof gekommen, doch nun saß ich hier fest. Irgendwo in Rumänien mit Vampiren, die wahrscheinlich irgendwo im Keller schliefen und einer Horde unbekannter Wesen, die in der Eingangshalle Rugby zu spielen schienen. Ich setzte mich wieder auf die Fensterbank und genoss regelrecht die kühle Luft und die Sonne. Die ganzen Monate in dem Keller und nur des Nachts herum laufen waren zwar auch nicht so schlecht gewesen, aber ab und an am Tage wach zu sein, tat auch gut. Ich sah zu, wie ein paar Vögel über einen der Gipfel flogen und fragte mich, ob sie irgendwo eine Stadt sehen würden. War hier etwas in der Nähe? Würde ich überhaupt dort hin können? Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich den Ball erst bemerkte, als er fast genau vor meiner Nase war. Mit einem Schrei fiel ich von der Fensterbank auf den Teppichboden und war gerade noch so dem Ball in meinem Gesicht ausgewichen, welcher gegen die Wand geflogen war. „Hey kleines Mäuschen! Wirf mal zurück!“ Mein Herz raste wie wild und ich sprang auf, sah aus dem Fenster. Unten hatten sich fünf von diesen Typen versammelt und lachten sich einen zurecht. Das war volle Absicht gewesen! Und dennoch, ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Das war das erste mal seit langem, das ich mich irgendwie...doch etwas normal fühlte. „Das kleine Mäuschen kommt gleich runter und verkloppt euch, wenn ihr nicht endlich aufhört mit diesen bescheuerten Kosewort!!“ „Dann trau dich doch, Blutsauger!“ Schrie ein anderer runter und ich zeigte ihm den Mittelfinger. „Wirfst du jetzt den Ball runter oder müssen wir holen kommen?“ „Wenn ihr euch traut hier rein zu kommen, könnt ihr es ja mal versuchen! Aber ich sage gleich, das ich ziemlichen Hunger hab!“ Ich konnte erkennen wie zwei von ihnen zusammen zuckten bei meinen Worten. Sie veränderten ihre Blicke, von Spaßig zu ernst. Wie es aussah hatten sie keine guten Erfahrungen gemacht mit Vampiren, wohl auch kein Wunder wenn ich kurz wieder zurück an das dachte, was ich auch getan hatte. Ich biss mir auf die Unterlippe und ging vom Fenster weg, griff den Ball und warf ihn einfach nach draußen. Gleich danach schloss ich das Fenster und lies mich anschließend aufs Bett fallen. Fühlte ich mich jetzt wohler, nachdem welche hier waren, die im Tageslicht zurecht kamen? Irgendwie war es eigenartig. Ich vermisste gerade den Schutz von Alucard und schloss meine Augen. Wie es aussah war ich hier in dem Zimmer wirklich sicher. „Wo bist du?“ Ich war gerade in der Schule und hatte Unterricht, saß in meiner alten Klasse in Frankreich über einen Test gebeugt, als ich die Stimme hörte und aufsah. Hatte nur ich sie gehört? Doch als ich mich umsah, waren alle anderen weg. Was ging hier vor? Ich bekam Angst und stand auf, als plötzlich jemand nach mir griff und mich nach hinten zog. Ich drehte mich um und wollte mich von ihm weg stoßen. „Alucard?“ Ich war verwundert ihn hier zu sehen. Was geschah gerade? Eben noch hatte ich einen Test geschrieben und dann waren alle weg und ich alleine und nun stand er hier vor mir. „Wo bist du?“ Fragte er wieder und kam noch näher, so nah das ich meinen Kopf etwas zurück legen musste um ihm in die Augen zu sehen. Er hatte seine Brille nicht auf und fixierte mich mit seinem Blick. „In der Schule.“ Antwortete ich und stieß ein Keuchen aus, als er mich gegen einen der Tische drückte. „Wo bist du?“ „In der Schule!! Das habe ich dir doch schon gesagt!!“ Ich ging sofort in die Verteidigungshaltung über und wollte ihn von mir weg stoßen, als alles um mich herum schwarz wurde. Es war nichts mehr hier, nur noch die reine Dunkelheit und Alucard, der meine Handgelenke festhielt, als würde er sorge haben, ich würde weg laufen. Das war doch nicht normal, was hier geschah! Wie konnte alles verschwinden? Erst meine Klassenkameraden und nun auch noch das Klassenzimmer? „Wo bist du?“ Immer wieder die selbe Frage und ich...wusste es nicht. Wo war ich? Was war los? „Ich weiß es nicht.“ Kam von mir als Antwort und sein Griff wurde fester. Es begann zu schmerzen und ich wollte Schreien, mich wehren. „Ich werde dich finden, wo auch immer du dich versteckst.“ Jetzt ließ er mich los und genau in diesem Moment saß ich senkrecht im Bett, vollkommen verschwitzt. „Ein Traum?“ Fragte ich mich selber und legte die Hand auf meine Brust um mich zu beruhigen. Es war alles nur ein Traum gewesen. Wie kaputt musste ich eigentlich sein? Ich sah zum Fenster hin. Die Sonne war bereits am untergehen und als ich etwas lauschte, vernahm ich keinerlei Geräusche. Es war still. Anscheinend waren die Männer von vorhin weg. Ich stand auf und ging ins Bad. Ich füllte die Wanne mit Wasser und legte mich danach dort rein. „Alles nur ein Traum, Kathrin...alles nur ein Traum...“ Dennoch, seine Gegenwart kam mir so echt vor, doch hatte er mir wieder ziemliche Angst eingejagt. Aber irgendwie mochte ich das bei ihm, warum auch immer. Es gehörte einfach zu Alucard, meiner Meinung nach. Das Bad tat richtig gut. Gleich danach zog ich mir die Sachen vom Tage wieder über und ging zurück ins Zimmer. Die Sonne war untergegangen und ich konnte hören, wie der Ort wieder zu pulsieren begann, ebenso konnte ich wohl mein Abendessen riechen. Ich ging zur Tür und schob den Schrank weg. Tereza brachte es mir wieder, nur diesesmal stellte sie es gleich auf den Tisch und verschwand wieder nach draußen. Scheinbar wollte sie nicht mit erleben, wie ich abermals die Kontrolle verlor und mich darüber hermachte. Als ich fertig war, öffnete ich die Tür und sah sie neben dieser stehen. „Fräulein Dakaria, wünscht Ihr noch mehr?“ „Bitte ja, wenn es geht jeden Abend zwei?“ Fragte ich mal nach und bekam ein nicken von ihr, bevor sie weg ging. Irgendwann würde ich es schon schaffen ihr das Fräulein und vielleicht auch dieses Dakaria auszutreiben. Wenn ich hier schon längere Zeit verbringen musste, dann würde ich mich irgendwie damit arrangieren. Ich schloss die Tür wieder und ging zum Fenster, sah hinaus. „Guten Abend, Dakaria.“ Sofort drehte ich mich um und sah, wie Juraj ins Zimmer hinein kam und mir zu lächelte. Er benutzte seine komischen Tricks nicht, daher atmete ich etwas erleichtert aus. „Abend.“ Ich setzte mich auf die Fensterbank, mit Blickrichtung zu ihm. „Danke...für die Gesellschaft am Tage.“ Immerhin hatte ich ihn drum gebeten und wie es schien, hielt er seine Versprechen. Zu hoffen, dass er sein anderes ebenso umsetzte. „Keine Ursache. Ich hoffe sie hatten sich benommen.“ Ich lächelte nur und behielt lieber mal die kleinen Rangeleien für mich. „Was sind sie?“ Es machte mich schon neugierig und Wissenslos wollte ich nicht sein. „Werwölfe, sie stammen aus einem nahe lebenden Rudel.“ „Werwölfe???“ Ich sprang sofort auf und konnte das nicht glauben. „Gibt es die wirklich???“ Anscheinend belustigte ihn meine Frage. „Es gibt sie, ja.“ „Echt jetzt? Das ist ja der Wahnsinn! Ich dachte die seien nur erfunden!“ „Es gibt vieles, das wirklich existiert und dessen Existenz von Menschen als Wahnvorstellung oder sonstiges abgetan wird.“ Bei seinen Worten räusperte ich mich. Er hatte recht. Vor wenigen Monaten dachte ich auch noch, alle seien verrückt als sie zu mir sagten, ich sei ein Vampir. „Sie wussten nicht, dass ich ein Vampir bin und am Tage herum laufen kann.“ „Sie können Vampire nicht leiden.“ „Und dann hast du sie her geschickt?“ „Es war die schnellste und zudem einfachste Lösung für deine Bitte. Sie können sich gegen dich verteidigen, solltest du wirklich auf einen von ihnen Appetit haben.“ So wie er es sagte, begann sich eine Gänsehaut auf mir auszubreiten. „Ich habe nicht mit bekommen das einen von ihnen sein Leben am Tage gelassen hat und du bist ebenso unversehrt. Also nehme ich an, euer Aufeinandertreffen verlief gut?“ „Wie man nimmt...aber wenn sie mir nichts tun, werde ich ihnen ebenso nichts tun.“ Zumindest behandelten sie mich nicht, als würde ich auf einem Podest stehen, das gefiel mir bei weitem besser. „Ich werde ihnen noch sagen, was hier ihre Aufgabe sein wird.“ „Nein!..Ich meine es reicht doch, wenn sie wissen hier einfach für Schutz zu sorgen, ganz allgemein.“ Ich wollte nicht, dass sie erfuhren mich beschützen zu müssen oder sonst was über mich. „Du willst, dass dein Dasein geringer geschätzt wird, als es ist?“ „Ich will einfach das man mich normal behandelt und das haben sie getan.“ Nachdem ich einen den Kiefer gebrochen hatte. „Das Leben als Mensch tat dir wirklich nicht gut.“ Darauf ging ich jetzt lieber nicht ein, sonst hätte ich ihn noch einen Tritt verpasst. „Lassen wir das Thema, sag mir lieber, was ich hier alles machen kann um meine Langeweile zurück zu halten.“ Denn den ganzen Tag und Nacht nur hier im Zimmer rum zu sitzen wurde jetzt schon öde. „Es gibt einige Zimmer weiter eine kleine Bibliothek. Unten in einem Bereich ist ein Trainingsraum, wenn du diesen aufsuchen willst und ebenso haben wir eine hervorragende Vorratskammer.“ Bei diesem Wort kräuselten mir glatt die Fußnägel, vor allem wie er es aussprach. Ich sollte sie vermeiden, für meinen eigenen Seelenfrieden. Die Bibliothek klang nicht ganz so schlecht, aber dennoch. „Ein Fernseher, oder vielleicht sogar ein Rechner mit Internet?“ Das wäre es gewesen, was mir wirklich gefallen würde, doch verneinte er es mit einer Kopfbewegung. „Was habt ihr nur alle gegen Internet? Ich verstehe es nicht.“ Damit hätte ich vieles an Zeit herum bekommen können und zudem wollte ich so gerne mit ein paar alten Freunden mal wieder in Kontakt treten. „Ich kenne mich nicht wirklich aus mit diesen Geräten, aber ich glaube hier würde es dir ohnehin wenig bringen.“ Ich hoffte er meinte damit den Verbindungsaufbau, denn ansonsten würde es mir bei weitem mehr bringen als alles andere. „Ihr solltet anfangen in die Moderne zu kommen.“ „Ich lasse mich sehr gerne von dir in diese führen, aber nicht heute Nacht.“ Bei seinem Tonfall schmolz ich kurz dahin und hatte gerade das Bild vor Augen, wie ich auf allen Vieren im Bett war und er von hinten...“Verdammt!! Hör auf damit!!“ Schrie ich ihm zu und schmiss das nächst beste neben mir, was eine Vase war, nach ihm. Er verschwand lachend aus dem Zimmer raus. sich räuspernd betrat Tereza das Zimmer, mit dem Glas in der Hand und ich verschwand schnell vorher ins Bad um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu schütten. Dieses Bild wird mich bestimmt Tagelang verfolgen. Als ich in den Spiegel vor mir guckte, musste ich schon wieder daran denken, und mir wurde ganz heiß, aber dieses mal hatte ich dabei nicht Juraj mit im Gedanken, sondern Alucard und keuchte kurz auf. „Was mache ich hier nur?“ Fragte ich mich abermals und knallte mir noch eine Ladung Wasser ins Gesicht, kam danach hinaus. Die Frau war schon weg, das Glas stand auf den Tisch und ich ging hin, leerte es mit einem Schluck. Kapitel 36: Die nächste Zeit versuchte ich Juraj aus dem Weg zu gehen. Er war mir einfach nicht geheuer. Ich begann mich mehr und mehr um zusehen in den folgenden Tagen. Mit den Wachen des Nachts hatte ich mich am dritten Tag hier angefangen zu unterhalten. Ich versuchte es zumindest. Sie aber erwiderten kaum ein Wort und hatten nur Augen für meine Sicherheit, was mir irgendwann zu blöde war. Die anderen Geschöpfe der Nacht machten einen Bogen um mich herum, als sei ich irgend eine Gefahr für sie oder noch schlimmeres. Wie sollte ich mich mit denen arrangieren, wenn sie alle vor mir reiß aus nahmen? Irgendwann hatte ich dann begonnen mich eher tagsüber mit den Rugby-Spielern zu unterhalten. Ich fing an zu lernen, wie sie tickten. Sie machten Späße und das gefiel mir. Mit ihnen konnte ich ungezwungener in Kontakt treten, auch wenn sie ab und an etwas Abstand zu mir ließen. Mein Tagesablauf verlegte sich mehr und mehr von der Nacht hin zum Tag und ich war dem nicht abgeneigt. Nun war ich schon über eine Woche hier und Fortschritte schien Juraj nicht zu machen, was meinen Wunsch betraf ein Mensch zu sein. Ich stand in der Morgensonne im Trainingsraum und wischte mir mit dem Handrücken über die Stirn. So langsam bekam ich mit, das meine Bewegungen bei Nacht besser waren und vor allem konnte ich Nachts meine Fähigkeiten weiter ausbauen. Daher hatte ich mir vorgenommen, heute das letzte mal am Tage zu trainieren und ansonsten dies in die Nachtstunden zu verlegen, so hatte ich auch immer ein gutes Argument um mich von den anderen fern zu halten. Die Bank am Rande des Raumes war mein Ziel, und ich lies mich darauf fallen, den Kopf an die Wand gelehnt. „Happy Birthday, Kathrin...“ flüsterte ich dann leise zu mir und musste etwas lächeln. Ich wurde heute 17 und es war mein einsamster Geburtstag überhaupt. Früher hatte meine Mutter mir immer einen Kuchen gebacken und wenn ich morgens aufgestanden war und zur Schule musste, hatte sie mir ein Stück davon eingepackt. Ob sie vielleicht aus Gewohnheit heraus heute auch einen gebacken hatte? Und wenn ja, welchen? Ich liebte ihren Apfelkuchen über alles und hätte so gerne ein Stück davon gegessen. Ich fing bereits an manche Geschmäcker zu vergessen. Letztens erst hatte ich daran gedacht, wie eine Mango schmeckte und dann einmal eine Birne. Seufzend rieb ich mir die Nasenwurzel und schloss etwas die Augen. Hatte ich überhaupt heute Geburtstag? Was wenn er erst noch kam, oder schon vorbei war? Was wenn ich noch keine 17 war? Oder schon älter? War das überhaupt wichtig? Nach einigen überlegen sagte ich zu mir selber, nein. Es war nicht wichtig. Heute war mein Geburtstag und heute wurde ich 17, damit hatte es sich. Ich stand wieder auf und lief noch ein paar Runden durch den Raum, ehe ich wieder begann mit einigen von den Techniken, welche ich einst gelernt hatte. Als ich fertig war, ging ich zurück in mein Zimmer und unter die Dusche. Die Werwölfe hatten sich draußen auf dem Gelände verteilt und nur einer von ihnen stand in der Eingangshalle. Doch als ich frisch geduscht und angezogen zur Treppe kam und mir die Haare mit einem Tuch trocken rubbelte, sah ich seinen sehnsüchtigen Blick nach draußen. Er tat mir richtig leid. „Brian, richtig?“ Fragte ich beim runter gehen und er sah zu mir hin, mit einem nicken und einen Lächeln. Sie hatten angefangen zu merken, das ich keinen von ihnen beißen würde. Anscheinend war ich so etwas wie eine Rarität für sie. Ein Vampir der bei Tage rum laufen konnte und keine Ambitionen verfolgte ihnen das Blut auszusaugen. Eine kleine Narbe zog sich auf seiner rechten Wange hinunter und seine eisblauen Augen wirkten nicht nur sehnsüchtig, sondern auch wachsam. Er war genau wie die anderen ein regelrechter Muskelprotz und ich hatte mich schon gefragt, ob alle Werwölfe so waren. Seine schwarzen, kurzen Haare hatte er etwas nach oben gegelt. Es sah ein wenig lustig aus, fand ich zumindest. „Lassen sie dich nicht mit spielen?“ „Einer muss eben immer hier sein und ich hab den kürzeren gezogen.“ „Oh, das tut mir richtig leid für dich. Aber wenn du willst, können wir etwas Stöckchen holen spielen.“ „Wenn du willst, kann ich dir deinen süßen Hintern verhauen.“ „Also bitte, das würde deiner Frau sicher nicht gefallen.“ „Wenn ich ihr sage, das ich einem Blutsauger den Arsch versohlt habe? Sie würde mich bespringen wie einen notgeilen Bock, also bringe mich nicht in Versuchungen.“ Ich musste nach seiner Antwort lachen, was er mir gleich tat. „So ein großes Schloss, wie viele Blutsauger leben hier eigentlich?“ „Keine Ahnung. Ich habe wenig mit ihnen zu schaffen und ich glaube auch andere Arten..oder Wesen..oder wie auch immer leben hier mit.“ Er sah mich verwirrt an und schien nicht zu verstehen, aus welchem Grund ich mich von den anderen zu distanzieren schien. War es wirklich so eigenartig? In deren Augen mit Sicherheit. „Du bist einsam.“ Eine Feststellung, welche ich gerade nicht gebraucht hätte und doch kam ein langgezogenes seufzen von mir. „Und mir ist zudem schrecklich langweilig.“ „Wieso bist du dann hier?“ „Schon mal das Tor gesehen? Es ist abgeschlossen und einen Schlüssel habe ich noch nicht gefunden.“ „Aber du bist ein Blutsauger, Türen machen euch doch wenig aus.“ Des Nachts hatte er recht, aber leider hatte ich diese Fähigkeit noch nicht gelernt, oder besaß sie nicht einmal. Eines von beiden. „Mir schon. Aber ist ja auch egal. Wer weiß was in Zukunft noch alles passiert.“ „Ja, zum Beispiel könnte einer von uns zufällig das Tor nicht abgeschlossen haben, als wir rein gekommen sind.“ „Wirklich?“ Ich sah ihn nun mehr als fragend an. „Wozu auch? Wir sind hier und passen auf. Es kommt keiner rein, ohne das wir es mit bekommen.“ „Vielleicht ist es aber eher um welche drinnen einzusperren?“ „Was nicht unsere Aufgabe ist. Wir sollen hier nur aufpassen. Mehr nicht.“ Welch ein Glück das sie wohl wirklich nicht mehr zu wissen schienen. „Dann könnte ich einfach mal so, durch reinen Zufall, am Tor vorbei gehen und es un-abgeschlossen vorfinden?“ „Vielleicht? Sagen wir in etwa zwei Stunden? Ich glaube nämlich dann hat jemand Wechsel in der Wache und wird sich außerhalb des Geländes umsehen müssen ob alles seine Richtigkeit hat.“ „Oh Brian, wenn du nicht eine Frau hättest, die alles an dir riecht, würde ich dir jetzt einen Kuss auf die Wange geben!“ „Lieber nicht! Ich bevorzuge meinen Schwanz in der Hose, und nicht an der Wand als Trophäe!“ Wieder mussten wir beide lachen und ich nickte ihm nochmal zu, ging wieder die Treppe nach oben. Es hatte wirklich was gutes, sich mit ihnen zu verstehen. Eine Bessere Entscheidung hätte ich wohl nicht treffen können, mich eher mit ihnen auseinander zu setzen, als mit den anderen. Außerdem freute ich mich schon darauf, meinen Geburtstag hier nicht eingesperrt zu verbringen. Als ich dann daran dachte, vielleicht doch irgendwo eine Stadt zu finden und dabei gerade in den Spiegel sah, verging meine Euphorie. Ich hatte keine Kontaktlinsen hier und was würden sie von mir halten, wenn sie mich sahen? Früher versuchte ich drüber zu stehen, doch wusste ich damals ja nicht die Wahrheit, doch jetzt? Ich setzte mich vor diesen komischen Schminktisch und bürstete meine noch etwas feuchten Haare um sie danach zu einen Flechtezopf zusammen zu binden. Aus dem Schrank hatte ich eine dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Pullover genommen, dazu eine Jacke, die gut warm hielt. Ich konnte zwar einiges an Kälte weg stecken, aber wenn ich wirklich draußen jemanden begegnete, musste der das ja nicht wissen. „Du schaffst das, Kathrin. Sei einfach genau so selbstbewusst wie früher. Da war die auch jede Meinung scheißegal!“ Ich nickte mir selber zu und stand auf. Zwei Stunden waren nicht lang, wenn man was zu tun gehabt hätte. Ich aber hatte nichts, also ließ ich mich aufs Bett fallen und machte die Augen kurz zu, nachdem ich einen Wecker richtig einstellte. Der war so alt, das ich ganze zwei Tage gebraucht hatte um zu verstehen, wie ich das Ding überhaupt richtig stellen konnte, damit er einen Alarmton von sich gab. Zudem wie er auch wieder ausging. Von Alucard hatte ich nicht noch mal geträumt, was mehr als Schade war, wie ich fand. Aber vielleicht auch nicht so schlecht. Wenn ich mir vorstellte, er würde jetzt hier sein? Was dann wohl geschehen würde? So viele Vampire und ob die ihm freundlich gegenüber treten würden? Sicherlich nicht, so wie ich ja einmal Jurajs Reaktion aufgefasst hatte. Der Wecker klingelte und ich schlug mit der Hand drauf, richtete mich streckend auf. Der kurze Schlaf hatte gut getan und dennoch wäre ich noch länger liegen geblieben. Aber ich konnte diese Chance nicht vertun. Unten in der Eingangshalle stand bereits Brians Ablöse an der Tür. Daniel, wenn ich mich recht erinnerte. Ich ging auf ihn zu. „Oh, haben die Wachhunde die Schicht getauscht?“ „Wir wollen doch alle etwas von dem kleinen Mäuschen.“ Irgendwann brachte ich dem glatzköpfigen noch bei, mich nicht so zu nennen, irgendwann. „Das kleine Mäuschen kann nicht nur schnell weg laufen, sondern auch gut zubeißen, also solltest du besser aufpassen.“ „Ich mag meine Mäuse, wenn sie versuchen weg zu laufen und auch sich versuchen zu wehren.“ „War ja klar, das du so was jagst. An was größeres traust du dich eh noch nicht ran.“ Ich ging lächelnd an ihm vorbei und quiekte kurz auf, als er mir einen Schlag auf den Hintern versetzte. „Pass auf was du sagst Blutsauger. Wir können auch beißen.“ Er grinste mich an und ich streckte ihm meine Zunge raus, ging weiter und rieb mir über den Hintern. Der Schlag hatte weh getan. Bald schon stand ich vor dem Tor und die Kette hing wirklich offen davor. Ich hätte Brian umarmen können. Das Tor machte ein lautes Geräusch und kurz verharrte ich in meiner Position, aber es kam keiner her. Ich sah nur das einer von den Männern aus einem Stückchen Wald zu mir sah und sich dann wieder zurück zog. Also stimmte es, sie dachten wirklich, sie dürften hier nur keinen rein lassen. Ich musste vor Sonnenuntergang wieder zurück sein, ansonsten würden sie bestimmt ärger mit Juraj bekommen und das wollte ich vermeiden. Aber andererseits, wieso schloss er mich überhaupt ein, wenn er mir helfen wollte? Voller Tatendrang verließ ich das Grundstück und folgte der steilen Straße hinunter. Vielleicht einen Kilometer bis der nächste Wald begann. Ich folgte jedoch weiterhin nur der Straße und kam dennoch an keiner Stadt vorbei. Wie weit die wohl entfernt war? Zu Fuß an einem halben Tag nicht zu erreichen, wie ich feststellen musste und irgendwann zurück sah. Ich konnte das Schloss in der Ferne sehen und auch den steilen Weg nach oben. Auf den Aufstieg freute ich mich so gar nicht, aber noch weniger freute ich mich, als plötzlich drei Wagen an mir vorbei fuhren und ich erkannte wer drinnen saß. Sie hupten mich an und wanken aus den Fenstern mir noch zu, bevor sie um die nächste Kurve verschwunden waren. Die Sonne würde bald unter gehen und ich musste noch zurück. Vor Sonnenuntergang? Das konnte ich vergessen. Ein toller Geburtstag war das. Keine Geschenke. Keine wirkliche Gesellschaft. Kein Kuchen und niemand der es zu wissen schien. Aber woher auch? War ja nicht so, das es irgendwo drauf stand. Ich drehte mich um und ging zurück. Noch ehe ich vor dem steilen aufstieg ankam, tauchte vor mir einer der Wachen auf. „Oh..Hey.. Wie gehts?“ Fragte ich und versuchte seinen finsteren Blick zu umgehen. Neben ihm tauchten immer mehr auf, bis alle neun vor mir standen. Wie es aussah, war dies wohl das Suchkommando. „Gibt es hier irgendwas umsonst?“ Versuchte ich die Stimmung zu lockern und wünschte mir die Wölfe wieder her. „Das Schloss zu verlassen hätte euch Euer Leben kosten können!“ „Wenn Ihr es verlassen wollt, gibt einen von uns Bescheid!“ „Wir werden Euch gerne begleiten!“ Ich sah von einen zum anderen und dann wieder zurück. „Ihr könnt Englisch?? Also habt ihr mich immer verstanden, wenn ich versuchte mit euch zu reden?? Könnt ihr auch Französisch?“ Die Wachen sahen mich an und schüttelten dann mit dem Kopf, bis auf einer, welcher nickte. Na gut, einer mit dem ich mich auf meiner Muttersprache unterhalten konnte. Eine Erleichterung schien sich in ihren Reihen breit zu machen und irgendwie taten sie mir gerade leid. Andererseits tat ich mir aber auch leid! Ich war 17! Und ich wollte nicht ständig von jemanden bewacht werden wie ein kleines Kind. Nicht nur meine Freiheit zu essen was ich will war weg, sondern auch jene mal alleine irgendwo hin zu gehen. Ein Ortswechsel hatte dabei keinerlei Veränderung gebracht. Es war hier eben genau wie in London. Nur das dort nur einer ständig an meinen Fersen geklebt hatte. Ich sah von den Wachen weg, zurück auf einen der Wälder. „Wo liegt die nächste Stadt?“ „Etwas mehr als 30 Kilometer von hier entfernt.“ Dann war es kein Wunder, das ich sie per Fuß nicht so schnell erreicht hatte. „Kann ich dort hin?“ Sie nickten und ich sah sie weiter an. „Jetzt?“ Wieder ein nicken von ihnen und keine weiteren Anstalten. „Mit einem...Auto vielleicht?“ Nun skeptische Blicke. Musste ich denen wirklich sagen, das ich keine solchen Tricks drauf hatte wie sie? „Mit einem Auto?“ „Wir wissen nicht wie man mit einem umgeht.“ Gestand nun einer von ihnen und Augenrollend ging ich an ihnen vorbei, machte mich bereit für den Anstieg. „Ihr müsst wirklich mal in die Moderne!“ Das würde mein Leben um einiges erleichtern. Zwei von ihnen gingen hinter mir her, der Rest hatte sich in Luft aufgelöst und war wohl schon wieder oben. Vielleicht wurde ihnen ja jetzt endlich klar, das ich nichts besonderes war. Die Hälfte der Anhöhe hatte ich geschafft, als ein Knurren zu hören war. Ich blieb sofort stehen und sah mich um. War einer der Werwölfe zurück gekommen? Also wenn ja, war ich auf der einen Seite gespannt und auf der anderen etwas unsicher. Ich hatte noch keinen von ihnen gesehen, nachdem sie sich verwandelt hatten. Ob ich das überhaupt sehen wollte? In den letzten tagen hatte ich darüber nachgedacht und die Neugierde siegte bei mir immer ziemlich schnell. Doch jetzt gerade war sie nicht sonderlich erpicht darauf, ihren Sieg auch abzuholen. Die beiden Wachen zogen jeweils ihre Schwerter und bleckten nebenbei noch die Zähne. Das war nicht gut. Angst breitete sich in mir aus und ich machte mich schnell weiter auf den Weg. Zugern hätte ich mich jetzt auch in Luft aufgelöst und den Weg schneller hinter mich gebracht. Ich konnte spüren, das den beiden der selbe Gedanke durch den Kopf ging. Doch dann stand ich auf einmal alleine da. Sie waren wirklich weg! Hatten sie mich jetzt alleine gelassen?? Einfach so?? Was sollte denn das auf einmal? Doch noch ehe ich irgendwie beleidigt oder traurig sein konnte, hörte ich ein paar Schüsse aus dem Wald und nahm meine Beine in die Hand. Okay, sie waren nicht einfach weg und schon vor gegangen, sie schienen sich um das zu kümmern, was im Wald war. Die Schüssen hatten wohl auch die anderen gehört, denn die restlichen sieben Wachen kamen zu mir. Ich deutete auf den Wald. „Keine Ahnung was es ist, aber es hat geknurrt und die beiden anderen sind scheinbar hingegangen.“ Ich hoffte mal, das ihnen nichts zugestoßen war. Sie sahen zwar brutal aus, mir gegenüber aber hatten sie nie etwas getan, außer mich bis heute glimpflich ignoriert. Einer von den Wachen legte seine Hand um meinen Arm und ich sah ihn erst fragend an, dann aber war ich plötzlich in der Dunkelheit und hatte die Augen geschlossen, wie so üblich. Die Kälte war nicht mein größter Freund hier und Unbehagen breitete sich wieder in mir aus. Der schützende Mantel fehlte. Es war jetzt schon das zweite mal, das ich diesen nicht so schnell aufbauen konnte und es sich anfühlte, als wenn etwas mich zusammendrückte und dann auseinanderreißen wollte. Die Hand von der Wache konnte ich noch an meinem Arm spüren, etwas gutes, dachte ich bis zu dem Moment als sie nicht mehr da war. Ich fühlte mich auf einmal alleine und hilflos. Die Enge fing an mich zu umklammern. War er draußen und hatte mich nur vergessen? Ich versuchte in der Panik zu denken und aus der Finsternis zu entkommen, aber ich schaffte keinen Ausgang zu erzeugen. Wo war ich nur? Ich wollte um Hilfe rufen, doch auch meine Stimme war versiegt und ich spürte wie nicht nur die Enge mehr und mehr wurde, sondern auch wie meine Kraft begann abzunehmen. Meine Beine wurden schwerer und ich müder. Würde ich mich jetzt hier verlieren? Oder irgendwo vielleicht später aufwachen? Wie in Watte gelegt fühlte sich mein Verstand an, bis ich fühlte, wie ein sicherer Umhang sich um mich schlang. Auf ihn hatte ich die ganze Zeit gewartet und schmiegte mich darein. Ich konnte wieder atmen und mich entspannen. Meine Beine waren noch immer schwer und ich war auch kurz davor das Bewusstsein zu verlieren, dennoch fühlte ich mich ruhiger und wärmer. Eine Hand legte sich unter mein Kinn und hob es hoch. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch gelang es mir abermals nicht. Geborgenheit durchflutete mich, obwohl ich genau wusste, das dies nicht sein durfte. Ich wusste nicht, wer mir gegenüber stand und mit seinem Finger über meine Lippe strich. „Dakaria!“ Juraj. Ich hörte seine Stimme von weiter weg und die Geborgenheit verließ mich wieder, genau wie die schützende Hülle und es wurde eiskalt. Eine Hand griff um mein Handgelenk und ich spürte einen kurzen Zug, bis die Finsternis mich freigegeben hatte. Völlig erschöpft öffnete ich die Augen. Ich war in der Eingangshalle des Schlosses und in Jurajs Armen, der mich festhielt. Seine Augen waren gelb und die Hitze von ihm verbrannte mich fast, doch brachte ich es nicht fertig, ihn darauf aufmerksam zu machen. Als er zu mir runter sah, wurde sein Blick etwas weicher. War das nur gespielt? Es kam mir so vor. „Ruh dich aus, Dakaria. Du bist sicher.“ Nein, dachte ich mir. Vorher hatte ich mich sicherer den je gefühlt, dennoch verlor ich mich wieder in der Dunkelheit, nur dieses mal in der es Schlafes. Kapitel 31: Kapitel 37-38 ------------------------- Kapitel 37: Ich schlief, da war ich ganz sicher. Ansonsten konnte ich wohl kaum an dem kleinen Fluß hocken, der ein paar Meter weit weg von dem Haus meiner Großeltern floss. Ich schmiss einen der kleinen Steine hinein und bekam es nicht mal im Traume hin, dass dieser über die Wasseroberfläche sprang. Wenn ich jetzt aufwache, würde ich diesen Ort verlassen müssen und ich wollte nicht. Ich mochte es hier sehr. Schon immer hatte ich es hier gemocht. Vor allem den Ausblick auf das Gebirge. Es erstreckte sich so weit nach oben und ich hatte jedes mal das Gefühl, es sollte mir Sicherheit bringen. „Du bist alleine hier?“ „Nein, nicht alleine...du bist doch da.“ Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich seine Stimme hörte. Ich mochte sie, habe ich schon immer. Doch nur im Traum konnte ich sie auch hören. Er setzte sich neben mich. Ein Mann, etwa Anfang 30. Er hatte langes, schönes schwarzes Haar und war immer adrett gekleidet. Wenn er den Arm um meine Schulter legte, fühlte ich mich geborgen. Da war nichts weiter dran, nur diese Geborgenheit und auch nur an diesen einen Ort. „Was bedrückt dich?“ Sollte ich es ihm sagen? Ja, so wie immer, wenn ich hier bei ihm war. Ich wusste nicht aus welchen Grund ich genau ahnte, dass dies hier Träume waren. Zudem ebenso wenig, warum ich mich immer an sie erinnern konnte, nachdem ich aufgewacht war. „Ich weiß nicht, ob ich einen Fehler begangen habe und aufgrund dessen so viele gestorben sind.“ „Es werden noch mehr sterben.“ „Das will ich nicht hören. Ich will nicht das andere für mich sterben.“ „Nur kannst du das nicht alleine bestimmen, mein kleiner Mondschein.“ „Du hast immer gewusst, was ich bin, oder?“ „Ja.“ „Und das hier sind wirklich nur Träume?“ „Ja.“ „Kenne ich dich in Wirklichkeit und werde dich irgendwann einmal sehen?“ Er drückte mich fester an sich ran. „Nein. Nur hier und auch nur wenn du mich brauchst.“ Ich seufzte etwas und schloss meine Augen. „Ist dein Name wirklich Rian?“ „Ein Teil davon ja. Was bedrückt dich weiter?“ Ich sah wieder zum Wasser hin, wie es weiter dahinfloss. „Ich will wissen, was für ein Wesen hat kupferfarbende Augen? Sie können gelb werden und er scheint alles in seiner Umgebung verbrennen zu können.“ Ich spürte, wie mich Rian fester hielt. „Halte dich von diesem Wesen fern, mein Mondschein.“ „Aber das kann ich nicht. Ich bin bei ihm. Er hat mir gesagt, er wird mir helfen.“ „Eine Lüge, nichts als eine Lüge.“ „Was ist er?“ Er drehte mich um und ich sah Rian in dessen leuchtroten Augen. Jedes mal wenn ich ihn ansah, kam er mir bekannt vor und ich wusste einfach nie woher. „Ein Drache.“ Kam von ihm als Antwort und ich schüttelte meinen Kopf als ich das hörte. „Ein was?“ Ich wollte es genauer wissen, als das Wasser begann zu stocken. Ich wusste was das bedeutet. Ich wachte auf und versuchte mich daher, wie so oft schon, hier festzuhalten. „Dakaria, sieh mich an.“ Noch nie in all den Jahren, in all den Träumen, hatte er mich jemals mit einem Namen angesprochen, nur mit dem Kosewort. Ich sah zu ihm. Woher kannte er ihn? Aus meinen Erinnerungen? „Halte dich von dem Drachen fern. Du darfst in seiner Gegenwart nicht erwachen.“ Was hieß das schon wieder? Ich wurde oft genug in dessen Gegenwart wach und es war noch nie etwas geschehen. Doch weiter Fragen konnte ich nicht, denn alles um mich herum verschwand. Mit geöffneten Augen sah ich mich um. War ich wieder in dem Schloss? Kerzenlicht strahlte von einer Ecke heraus. Ansonsten war es dunkel. Als ich zum Fenster hin sah, waren die Vorhänge offen und ich konnte einige der Sterne am Himmel sehen, welche nicht von Wolken verdeckt wurden. Doch ich sah kein Gebirge. Vielleicht wenn ich aufstehen würde? Mein Blick ging weiter durchs Zimmer und ich richtete mich langsam auf um zu sitzen. Als ich meinen Arm ansah, war ein Verband drum. Verwundert löste ich diesen, konnte aber keine Verletzung darunter feststellen. Doch ich erinnerte mich noch genau, wie meine Haut gebrannt hatte. „Ein Drache...“ Wiederholte ich die Wörter und so langsam wurde es mir klar. Daher auch diese enorme Hitze. Als ich weiter an mir runter sah, fing ich noch mehr an zu stutzen und stand schließlich auf. Auf dem Boden lag kein Teppich sondern alte Holzdielen. Ich hatte ein schwarzes und vor allem sehr dünnes Nachthemd an, oder war es ein Kleid? Es lag etwas eng an. Irgendjemand hatte mich umgezogen und das wiederum gefiel mir kein bisschen! Ich schreckte zurück als es an der Tür klopfte und sah genau hin, während sie sich öffnete. Tereza kam hinein und lächelte mich fast schon zuckersüß an. Mit hochgezogener Augenbraue und ziemlich misstrauisch, erwiderte ich ihren Blick. „Fräulein Dakaria. Ich bin so erleichtert, dass es euch gut geht.“ „Ja...Danke.“ Als wenn. Ich glaubte ihr nicht so recht. „Wie lange habe ich geschlafen?“ Das mit dem, wer hat mich umgezogen, hob ich mir für später auf. „Ganze sieben Monate. Wir dachten schon, Ihr würdet nicht mehr zu uns zurück kommen wollen, bis der Zauber vollkommen verflogen ist, welcher Euch in der Welt der Sterblichen zieht.“ War es irgendwem verwunderlich, dass mir geradewegs die Kinnlade nach unten sauste. Hatte sie eben tatsächlich sieben Monate gesagt??? „Aber...aber...das kann nicht sein! Ich kann doch nicht so lange geschlafen haben!!“ „Doch, das habt ihr. Ich bitte um Verzeihung, doch wir hatten Euch versucht zu wecken, Ihr wolltet jedoch nicht zu uns zurück kehren.“ Na welch ein Wunder, dachte ich mir kurz und setzte mich erst mal auf diesen Schock aufs Bett. „Wir sind nicht mehr in dem Schloss?“ „Wir sind in Bulgarien. In der Nähe von Burgas.“ „Bulgarien?“ Da hörten meine Geografiekenntnisse ja noch eher auf als in Rumänien! „Wieso sind wir aus Rumänien weg?“ „Ihr wart nicht mehr in Sicherheit. Aus diesem Grund haben wir jede Woche einen anderen Ort aufgesucht.“ Nicht mehr sicher, sagte sie? Na das glaubte ich irgendwie nicht so recht. „Ihr habt bestimmt Hunger. Ich werde Euch einen Spender her bringen lassen.“ „Spender? Einen Menschen? Nein! Ich kann nicht!“ Sie sah mich fragend an. Was sollte ich ihr sagen? Das ich ihn umbringen würde? Ob sie das überhaupt interessiert? „Bitte...nur etwas Blut in einem Glas.“ „Aber das wird Euren Hunger nicht stillen, Fräulein Dakaria.“ „Dann eben zwei oder drei Gläser. Bitte nur keinen Spender oder sonst was.“ Ich sah sie regelrecht flehend an und konnte die Abneigung in ihrem Blick erkennen, dennoch nickte Tereza und verließ das Zimmer. Erleichtert atmete ich aus und ging dann erst mal zum Fenster. „Sieben Monate? Wieso kann das kein Traum sein?“ Ich sah hinaus und mir blieb fast die Spucke weg. Ich sah genau auf eine riesige Fläche Wasser, in welcher sich der Nachthimmel zu spiegeln schien. Wenn ich nicht so verdammt schlecht wäre in Geo, wüsste ich jetzt, was dies für ein See...oder Meer war. „Endlich bist du erwacht.“ Bei der Stimme schreckte ich auf und drehte mich sofort um. Dabei griff ich nach einem Kissen, das in der Nähe lag. Keine gute Waffe, aber ich könnte versuchen ihn damit zu ersticken. „Du brauchst keine Angst zu haben, Dakaria. Du bist hier sicher.“ „Ach wirklich? Sollte ich das nicht in Rumänien auch gewesen sein?“ Juraj biss die Zähne zusammen, das konnte ich erkennen. „Ja, solltest du. Leider habe ich mich zu sehr auf die Abgeschiedenheit verlassen und zudem darauf, dass du nicht einfach abhaust.“ „Wer mich einsperrt muss auch damit rechnen, das ich ausbreche.“ „Das habe ich mir gemerkt und es wird nicht wieder vorkommen.“ „Was? Das ausbrechen oder einsperren?“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ein sehr gefährliches. „Ich werde dich nicht gehen lassen, wenn dies deine Frage beantwortet.“ „Was willst du eigentlich von mir? Und diesen Unsinn mit „Deiner Sicherheit“ kannst du dir sonst wo hinstecken!“ schrie ich ihm zu. Seine Augen wurden wieder gelb und ich trat näher ans Fenster ran. „Was ich will? Ich will dich. Ich will das du endlich zu dem wirst, was du schon immer warst.“ Sollte ich das verstehen? Doch fiel mir dann ein, was Tereza vorhin sagte und ich dachte sie meinte es nur dahin gesprochen. Ein Zauber der mich in die Welt der Sterblichen zieht? War das auch der Zauber, welcher mich menschlich gemacht hatten? Welchen ich wieder über mich legen wollte? Und hatte Rian vielleicht das gemeint mit, ich darf nicht vor dem Drachen erwachen? „Du bist ein Drache?“ Sein Blick wurde fragend und dann neigte er doch tatsächlich seinen Kopf etwas zur Seite. „Welches kleine Vögelchen hat dir das geflüstert?“ „Vielleicht bin ich da selber drauf gekommen, nachdem du mir die Haut verbrannt hattest?“ Ich hielt meinen Arm hoch, wo allerdings nichts mehr zu sehen war. Aber sicher wusste er genau, von was ich sprach. „Vielleicht. Nun auch egal. Ich werde dich nicht gehen lassen, also solltest du lernen, dich an meiner Seite zurecht zu finden.“ „An deiner Seite würde ich nicht mal stehen, wenn es um mein Leben ginge!“ Ich wollte schon auf Angriff gehen, als Juraj seine Hände hob, so als wolle er zeigen, das er unbewaffnet war. „In zwei Wochen wird der Zauber von dir vollkommen verschwunden sein. Dann reden wir noch einmal, wenn ich keine Sorgen haben muss, dich mit einem einfachen Wutausbruch umzubringen.“ Er verschwand einfach und lies mich schon wieder mit etlichen Fragen zurück. Dieser verdammte Mistkerl! Das Kissen behielt ich in meiner Hand und drehte mich dann wieder um. Zwei Wochen bis der Zauber verschwunden sein soll? War das wahr? Und was dann? Was würde mit mir dann genau geschehen? Mit einem Tablett und vier Gläsern voll Blut kam Tereza hinein und ich war ihr doch dankbar für die Menge, ebenso das sie schnell wieder den Raum verlassen hatte. Drei von den Vieren hatte ich schnell leer getrunken. Mit dem letzten setzte sich mich vor das Fenster und sah hinaus. „Sieben ganze Monate? Einfach so weg?“ Ich legte meine Hand auf die Brust und mir wurde ganz schlecht. Ich musste an die Werwölfe denken. Sie hatten mir erlaubt das Schloss zu verlassen. Hoffentlich hatte Juraj ihnen nichts angetan. Sie konnten nichts dafür. Dann dachte ich auch an die Wachen zurück. War ihnen etwas geschehen? Und vor allem, was hatte damals uns angegriffen? Etwas das mich umbringen wollte? Oder vielleicht retten? Damals wollte ich nicht mal gerettet werden, jetzt aber schon. Ich würde vieles dafür geben um von hier abzuhauen. Nur alleine werde ich nicht weit kommen, nicht mit ihm im Nacken und ich wusste auch nicht, in wie Weit meine Fähigkeiten sich entwickelt hatten. Vielleicht waren sie auch eingeschlafen, nachdem ich sie so lange nicht benutzt hatte. Sollte ich versuchen irgendwie zu Alucard Verbindung aufzubauen? Juraj hatte es bei mir doch auch hinbekommen. Er hatte durch die Schatten mit mir gesprochen und zu sich geholt. Vielleicht würde ich es zumindest fertig bringen, durch die Schatten mit Alucard zu reden. Er war der einzige, welcher mir in den Sinn kam um mir zu helfen... in der Hoffnung das er es auch tun wird und mich nicht einfach ignorierte. Aber sollte er es tun, ich sollte ihm deswegen nicht böse sein. War ich doch diejenige, welche einfach so abgehauen war. Ich trank noch einen Schluck aus dem Glas und beugte mich dann vor zu der kleinen Ecke am Fenster. „Ich weiß, ich bin eine totale Niete im Umgang mit so etwas, aber bitte...bitte lass es doch einfach mal funktionieren. Nur dieses eine mal. Bitte.“ Ich redete mit den Schatten, in der Hoffnung das sie mich verstanden und ich nicht verrückt war zu glauben, das dies etwas brachte. Vollkommen konzentriert sah ich auf sie und als ich spürte, das diese Konzentration nach ließ, trank ich das halbe Glas leer. Ich hätte mir noch mehr bringen lassen sollen von Tereza. Sollte das hier nicht klappen, würde ich dies morgen tun. Noch geschah nichts. Nicht mal die kleinste Regung. Ich gab aber nicht auf und irgendwann konnte ich spüren, das sie ich begannen zu verdichten. War das ein gutes Zeichen? „Oh bitte...Alucard...sag das du mich hören kannst...bitte...Alucard....Alucard...“ Ich wiederholte dies etliche male, bis mir die ersten Tränen aus Verzweiflung kamen und ich versuchte sie weg zu lächeln und einen Scherz zu machen. „Alucard....weißt du eigentlich, dass dein Name Rückwärts Dracula ist?“ Fragte ich und wischte mir die Tränen mit der Hand weg. „Wenn du das noch einmal sagst, werde ich dich ein Jahr lang in der Finsternis einsperren.“ „Von mir aus auch zwei.“ Ich hörte seine Stimme und war erleichtert, doch liefen mir dabei noch viel mehr Tränen über die Wange. „Ich weiß nicht, wie lange ich mit dir reden kann, Alucard, ich habe totalen Mist gebaut!“ „Ich weiß und überlass mir die Kontrolle.“ Ich schüttelte irritiert den Kopf, bis ich spürte, das ich keine solche Konzentration mehr aufbringen musste um die Schatten zu benutzen mit ihm zu sprechen. „Kannst du mich hier raus holen?“ „Nein. Ein Bann sorgt dafür, dass solch ein Weg nur von deiner Seite aus geöffnet werden kann.“ „Na super! Du weißt genau so gut wie ich, dass ich das nicht hinbekomme!“ Resigniert schlug ich die Hände vors Gesicht. „Kathrin. Du hast es geschafft eine Verbindung zu mir aufzubauen, aus welchem Grund solltest du das andere nicht hinbekommen?“ „Weil ich ein totaler Loser bin, deswegen! Ich verstehe nicht, warum mir das alles passieren musste. Ich bin nichts besonderes.“ „Fangen wir wieder damit an? Kathrin. Du bist ein Reinblut.“ „Ja und? Das heißt noch gar nichts! Was kann ich denn? Mich in Schwierigkeiten bringen, das habe ich super hinbekommen! Und was sonst noch? Nichts!!“ Schweigen folgte und ich hatte schon die Befürchtung das die Verbindung unterbrochen war, bis er wieder sprach. „Du konntest dich sieben Monate hervorragend vor mir verstecken.“ War das eben ernst gemeint? Sollte ich ihm sagen, das ich die ganze Zeit geschlafen hatte? Sicher würde er sich dann zu Tode lachen. „Ja...naja...was soll ich sagen? So was kann ich eben im Schlaf.“ ein etwas gekünsteltes Lachen und dann wieder Schweigen von meiner Seite aus. „Wenn du heute schläfst, baue keine Barriere auf. Lass mich rein und ich werde versuchen dir beizubringen deinen Fähigkeiten zu nutzen. Keine Barriere!“ Na als ob ich so was mit Absicht machen würde. Er tat ja fast so, als hätte ich ihn sonst immer ausgeschlossen..oder hatte ich das vielleicht wirklich? „Eine Frage noch, Alucard. Warum hilfst du mir?“ „Weil ich es deiner Mutter einst versprochen hatte.“ Er hatte es ihr versprochen? Also kannte er sie doch und nicht nur flüchtig? „Wie meinst du das?“ „Eine Frage und auf die hast du eine Antwort bekommen. Trink etwas bevor du schlafen gehst. Ich werde auf dich warten.“ „Was?..Aber Alucard...Warte!“ Doch die Schattendichte hatte schon wieder abgenommen und ich wusste, das er weg war. Seufzend sah ich aus dem Fenster raus und musste dann aber doch etwas lächeln. Ich hatte es geschafft mit ihm zu reden und nicht nur das. Er würde mir wirklich helfen. Vielleicht hatte ich Glück und kam hier vor dem Ablauf der zwei Wochen raus. In der Hoffnung das ich nicht noch eher den Verstand verliere. Ich suchte jetzt erst mal ein Bad auf und als ich es gefunden hatte, sicherte ich so gut es eben nur ging die Tür um danach etwa eine halbe Stunde zu duschen. Anschließend zog ich das schwarze Nachthemd oder eben wieder Kleid an. Ich verließ das Bad und ging dann aus dem Zimmer raus. Dieses mal stand ich auf einen Flur. Kein Schloss in dem ich war, sondern ein normales Haus. Welch eine Verbesserung, empfand ich. Aber eine weitere gab es nicht wirklich. Es standen fünf Vampire auf dem Flur und alle sahen zu mir und musterten mich genauestens. Jedoch keiner von ihnen war einer der Wachen. Ob es ihnen gut ging, oder hatte das im Wald sie alle umgebracht? Wieder machte sich Wehmut in mir breit. Als ich einige Schritte ging, folgten mir gleich drei von den Fünfen. Das hieß also, kein Schritt mehr alleine. Waren sie nun aber zu meinem Schutz hier, oder um mich hier fest zu halten? Das Zweite, irgendwie war mir dies am wahrscheinlichsten. Das Haus hatte nur zwei Etagen und ich ging eine Treppe runter, stand dann schon fast vor der Eingangstür. Vor dieser standen wieder zwei Vampire, aber genau so, dass ich nicht hinaus gehen konnte. Da sie keine Anstalten machten mich vielleicht durch zu lassen, bog ich nach links ab und stand in einer Küche. Sie war sauber und es roch nicht nach Essen oder sonst was. Bei diesem Haushalt wohl aber auch kein Wunder. Als ich weiter ging und vor einer Tür stand, die wohl in den Keller ging, musste ich mich zusammenreißen. Blut. Ich roch es deutlich und es kam von dort unten, war frisch. Ich musste schnell die Bilder aus meinem Kopf vertreiben, die begannen sich zu entwickeln. Alle Fenster in diesem Haus waren verschlossen und mit dicken Balken davor. Wohl nur aus dem einen im Zimmer wo ich war, konnte man raus sehen. Wie es aussah traute Juraj keinen anderen mehr zu auf mich aufzupassen, außer denen hier. Die armen Werwölfe dachte ich wieder und hoffte nochmals, ihnen ging es gut. Ich könnte das ansonsten nie wieder Gut machen. Aus der Küche wieder draußen ging ich in einen anderen Raum. Ein großes Wohnzimmer, aber leider ohne Fernseher. Wie schade. Aber zumindest mit Sofa und einem Bücherregal. So viele Bücher wie ich bis her gelesen hatte, hatte ich vorher in meinem ganzen Leben nie. Ich stand davor und zog einen Roman von Stephen King raus. Es war der dunkle Turm. Mal zu hoffen er war spannend. Zumindest war er lang und es gab mehrere Bänder davon. Ich setzte mich damit aufs Sofa und begann einfach zu lesen. Was die anderen um mich herum trieben, war mir egal. Sie sprachen mich nicht an, und ich sie nicht. Denn ich wusste nicht, wem ich hier vertrauen konnte, aber mit großer Wahrscheinlichkeit keinen einzigen. Die Stunden zogen ins Land und an den Reaktionen von einigen konnte ich erkennen, das draußen die Sonne am aufgehen war. Sie gingen etwas weiter von den Fenstern weg, obwohl diese kein Licht durch lassen konnten. Aber auch ich wurde etwas müde und das, obwohl ich wohl den längsten Mittagsschlaf der Welt gehabt hatte. Bevor ich aber schlafen ging, sollte ich Alucards Rat umsetzen. Ich sah zu einen der Vampire. „Kann mir Tereza bitte zwei Gläser Blut ins Zimmer bringen?“ Ich fragte höflich, denn ihnen Befehle geben war nicht mein Ding und wer wusste schon, wie sie darauf reagieren würden. Ich stand auf, legte ein Stück Papier zwischen die Bücherseiten und stellte das Buch dann zurück ins Regal. Gleich danach ging ich wieder zurück ins Zimmer und stand vor einem Kleiderschrank. Dieses mal kein ganzes Zimmer dafür. Eigenartig, obwohl ich mich schlecht gefühlt hatte wegen all der teuren Sachen damals, vermisste ich jetzt schon das Ankleidezimmer. Es war mal was anderes gewesen. Eine kurze, schwarze Hose und ein Shirt streifte ich mir über. Das sollte reichen. Gerade als die Tür aufging, hatte ich den Stoff des Shirtes über meine Brust gezogen. Tereza stellte die beiden Gläser auf den Tisch. „Solltet Ihr noch etwas brauchen, gebt mir bitte Bescheid. Ansonsten, wünsche ich Euch einen schönen Tag. Bis heute Abend, Fräulein Dakaria.“ Ich nickte ihr zu und sie verließ das Zimmer wieder. Sofort trank ich die beiden Gläser leer und stellte sie dann etwas weiter vom Bett weg, zog noch schnell die Vorhänge auf. Danach legte ich mich schlafen und hoffte darauf, dass ich es wirklich hinbekam und auch das Alucard es schaffte, irgendwie zu mir zu kommen. Es schien eine Ewigkeit zu brauchen, bis ich endlich eingeschlafen war. Ich träumte doch oder? Jedenfalls stand ich in dem Zimmer, wo ich auch gerade schlief. Vielleicht war nicht alles genau identisch, aber egal. Ich trug die kurze schwarze Hose und das Shirt, mehr nicht. Meine Haare waren offen und ein Windhauch lies sie kurz wehen. Ich drehte mich um und konnte das Lächeln auf meinem Gesicht einfach nicht unterdrücken. „Es hat geklappt.“ Er stand vor mir, so wie ich ihn kannte, dieses mal sogar wieder mit dieser komischen Brille. „Wenn das kein Traum wäre, würde ich dich festketten und in die Finsternis im Keller schmeißen.“ Er kam näher und ich musste lachen. „Wenn das kein Traum wäre, würde ich vielleicht auch wieder vor die fliehen.“ „Fliehe nicht noch einmal vor mir.“ Er griff in meine Haare und zog mich plötzlich daran zu sich. Konnte man im Traum schmerzen haben? Ich dachte immer nicht, doch hier fühlte ich es dennoch. „Über sieben Monate hast du dich vor mir versteckt. Warum hast du erst jetzt bemerkt, auf wessen Seite du besser aufgehoben bist?“ „Manches braucht seine Zeit..Bitte lass mich los. Du tust mir weh.“ Ich versuchte seine Hand irgendwie los zu bekommen und als ich ein paar Schritte zurück wollte, griff er nur noch fester zu. „Ich werde noch andere Dinge mit dir anstellen.“ Mir lief es kalt den rücken runter, als er das sagte und ich sah hoch zu seinen Augen. „Nimm die Brille ab.“ Ich musste einfach sicher gehen und hoffte auf rote Augen. Mit einem etwas stutzigen Ausdruck im Gesicht, kam er meiner Bitte nach und legte sie auf den Tisch neben uns. Es waren rote Augen. Erleichterung machte sich in mir breit. „Was hast du erwartet?“ „Gelbe Augen.“ Gestand ich und kam etwas näher zu ihm, woraufhin der Griff in meinen Haaren lockerer wurde. „Alucard. Es tut mir wirklich leid. Ich hatte Angst. Vor allem nachdem was auf...was auf der Themse passiert war. Ich konnte einfach nicht mehr und dachte er würde mir helfen. Seine Stimme war so...Ich weiß nicht. Ich hatte mich zu Juraj hingezogen gefühlt in dem Moment.“ Ich sah wieder zu ihm hoch, hoffte er würde etwas dazu sagen, doch fixierte er mich nur die ganze Zeit, also ergriff ich weiter das Wort. „ Aber er wird mir nicht helfen. Er will, dass ich bei ihm bleibe, bis der Zauber oder was auch immer von mir geht, welcher mich auch zu einen Menschen die ganzen Jahre gemacht hatte.“ „Wie lange hast du noch Zeit?“ „Er sagte zwei Wochen. Doch ich habe sorge, es könnte noch früher sein.“ „Zwei Wochen sind verdammt wenig um dir alles beizubringen, wenn du nach drei Monaten nicht mal deine Augen in der Dunkelheit öffnen konntest.“ „Das kann ich noch immer nicht.“ Gab ich zu und seufzte. Zum üben hatte ich ja auch keine Gelegenheit gehabt. „Du weißt es Motivation aufzubauen.“ Bei seinen Worten musste ich etwas lachen und versuchte nun erneut seine Hand aus meinen Haaren zu befreien. Dieses mal ließ er los, doch griff er in meinen Nacken und hielt mich so weiter in seiner Nähe. „Erzähl mir mehr von diesen Juraj.“ Was sollte ich ihm alles sagen? „Er hat kupferfarbende Augen und kurzes, braunes Haar. Etwa zwei Köpfe größer als ich und ziemlich gut aussehend.“ Bei den Worten spürte ich, wie er etwas mehr zudrückte. „Au...“ Ich zog an seinen Fingern, bis er sie wieder etwas lockerer machte. „Weiter.“ „Ist ja gut. Er kann seine Augenfarbe ändern zu gelb und zudem eine ungeheure Hitze ausstrahlen. Als ich ihn fragte, ob er ein Drache sei, hatte er es auf seine Art bestätigt.“ „Ein Drache?“ „Ja. Frag mich nicht wie das geht. Ich habe keine Ahnung. Was soll ich tun?“ „Ihn nicht reizen, solange du nicht deine Fähigkeiten genug ausgebaut hast und halte dich von ihm ab jetzt fern.“ Nichts lieber als das, dachte ich mir. „Dieser Ort?“ „Dort sind wie gerade. In Budapest...irgend eine Stadt mit B...Ich hab es schon wieder vergessen.“ Das war eben nicht mein Gebiet, wie so ziemlich vieles andere auch nicht. „In dem Zimmer bist du gerade? In den Sachen?“ Er sah an mir runter und ich folgte seinem Blick. „Ja, ich schlafe gerade.“ „In den Sachen?“ „Nackt wollte ich ungern schlafen.“ War das ein keuchen aus seiner Kehle? Verwundert sah ich zu ihm, während er mich noch immer genau mit seinem Blick fixierte. „Ich hab die Vorhänge offen. Er scheint kein Sonnenlicht zu mögen.“ „Weil er in diesem anfangen würde Hitze auszustrahlen und er dich noch nicht verletzen kann, ohne das es zu gefährlich für dich ist.“ Deswegen also? Und ich dachte, weil es ihn schaden würde. So ein Mist auch. Da dachte ich, eine Schwachstelle entdeckt zu haben und dann war es eher eine Stärke von ihm. „Wir sollten anfangen mit dem Training.“ Jetzt endlich ließ er mich los und ging einige Schritte von mir zurück. Das nächste war, das sämtliche Möbel verschwanden und wir nur noch in einem leeren Raum standen. „Wie hast du das gemacht?“ „Mir vorgestellt.“ War ja so klar, und das in meinem Traum? Na danke auch. Aber jetzt war keine Zeit um darüber weiter zu reden. „Wir haben nicht viel Zeit. Träume gehen schneller vorbei als die wirkliche Zeit.“ „Wie Schade.“ Ich nickte dann aber und befolgte seinen Anweisungen mich in die Mitte des Zimmers zu stellen, während er seinen Mantel auszog und diesen irgendwo in die Ecke schmiss. Kurz musste ich ihn dabei genau ansehen und auch an das eine Bild zurück denken, welches Juraj mir mit ihm in den Kopf gepflanzt hatte, ich mir aber danach dieses mit Alucard vorstellte. Verdammt, keine Ablenkungen Kathrin! Schrie ich selber zu mir und atmete tief durch. „Konzentriere dich auf deine Umgebung.“ Wenn er wüsste. Das tat ich bereits und mir wurde ganz warm, fast schon heiß. „Atme ruhiger. Dir wird nichts geschehen solange ich hier bin.“ Als wenn dies es besser machen würde. „Schließ die Augen.“ Wie befohlen, so getan. Er stand hinter mir, ich konnte ihn fühlen. Seine Hände legte er auf meine Hüfte. „Bleib ruhig stehen und die Beine etwas mehr auseinander um einen festeren Stand zu haben.“ „Ja...“ Kam es leise von mir. Verdammt, wieso nur fühlte ich mich gerade so komisch? Wenn das meine Hormone waren, würde ich denen gewaltig in den Arsch treten! Dafür hatte ich nun wirklich keine Zeit! Zudem war ich gerade mal 17! Na gut, bald schon 18, so wie es aussah. Aber ich hatte keine Ahnung wie alt Alucard war. Mit Sicherheit weit über 100, wenn nicht sogar noch älter, also sollte ich schnellstens sämtliche Fantasien mit ihm betreffend abschalten und sehr, wirklich sehr tief begraben. „An was denkst du gerade?“ Wie du mich auf den Boden wirfst und mir die Kleider vom Leib reißt, doch das sagen konnte ich nicht und biss mir auf die Innenseite meiner Wange. „Kathrin, du bist abgelenkt. Woran denkst du?“ „An nichts bestimmtes.“ „Dann hör auf daran zu denken und konzentriere dich mehr auf mich.“ Noch mehr auf ihn konzentrieren? Er machte mich fertig. Er kam noch näher und ich spürte seinen Körper an meinem Rücken. „Wenn du so weiter machst, werde ich deine Gedanken mir zeigen lassen.“ „Was??? Aber das geht nicht!!“ „Dies ist nur ein Traum, hier geht vieles.“ „Oh bitte nicht, tu mir das nicht an!“ Ich öffnete meine Augen und sah ihn geradezu flehend an, doch erwiderte er dies nur grinsend. Er wusste nicht, woran ich gerade dachte und er sollte es auch nicht wissen und doch, überlief mich ein roter Schimmer im Gesicht und ich beendete den Traum mit einem wütenden Schrei, als plötzlich vor uns das Bild von uns beiden auftauchte. Ich auf allen Vieren und er mit der Zunge an meiner intimen Stelle. Ich saß senkrecht im Bett und drückte das Kissen mir gegens Gesicht. Vielleicht konnte ich mich selber ersticken. Wie sollte ich ihn jetzt nochmal über den Weg laufen? Ihn auch nur ansehen? Ich war am Ende. Ich würde hier nie raus kommen. Niemals. Kapitel 38: Den vierten Tag in Folge hatte ich es geschafft zu vermeiden Alucard in meine Träume zu lassen. Wie ich das vollbracht habe? Ich hatte keine Ahnung, nur das ich ständig gebetet habe, ihn nicht zu sehen. Alleine schon wenn ich daran dachte, das er dieses Bild gesehen hatte. Es war so peinlich. Was er nun wohl von mir dachte? Ich konnte es mir fast schon vorstellen, wie er danach lachte und mich hätte mit Spot überzogen. Ich war mir ganz sicher, das dies alleine an Juraj lag. Er hatte mir dieses eine Bild in den Kopf gepflanzt. Alleine deswegen hatte ich diesen Gedanken gehabt. Schon bei den Gedanken Alucard wieder unter die Augen zu treten, wurde mir ganz übel. Doch wusste ich auch, dass ich ihn brauchte um hier raus zu kommen. Die Zeit verrann. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte etwas in mir spüren. Ein Unbehagen. Es fühlte sich an wie eine Schlange, welche sich in mir regte. Noch nie hatte ich solch ein Gefühl gehabt. Wenn ich mich nicht ablenkte, spürte ich es um so deutlicher. Kurzzeitig war es so stark, das ich glaubte, ich würde in einem Moment ersticken und in dem nächsten zusammenbrechen. War das normal? Hatte es etwas damit zu tun, dass dieser angebliche Zauber bald nicht mehr wirkte? Doch hatte er nicht schon längst aufgehört zu wirken? Ich verstand das alles nicht. Ich war doch schon kein Mensch mehr. Ich konnte nichts anderes als Blut zu mir nehmen und ich hatte diese Fähigkeiten, also was sollte noch weiteres passieren? Vor allem, was dachte sich Juraj, was geschehen würde? Und wieso wussten alle scheinbar mehr als ich? Was hinderte sie daran, es mir zu sagen? Würde es etwas ändern? Nein! Ich hätte einfach nur Gewissheit und könnte mich vielleicht darauf vorbereiten. Obwohl ich noch immer der Überzeugung war, dass nichts sonderliches geschah. Sie hatten einfach eine falsche Vorstellung von mir. Mit einem der Bücher hatte ich mich auf die Fensterbank gesetzt. Das Buch lag gerade in meinem Schoss, während ich hinaus sah auf den Sonnenuntergang. Hier drinnen fühlte ich mich am Tage am sichersten. ES war eigenartig, wenn man daran dachte, was ich doch war. Jedes mal wenn ich darüber nachdachte, entwich mir ein schmunzeln. Morgen Nacht würden wir angeblich den Ort wechseln. Zumindest hatte Tereza dies heute Morgen gesagt, bevor sie mir wieder etwas zu trinken brachte. Ich fragte mich, wie sie es umsetzen wollten, das Reisen. Ich hoffte, dass es dabei eine Möglichkeit für mich gab zu fliehen. Doch hatte ich die Befürchtung, sie würden erneut durch die Finsternis reisen. Wieso brachte ich das nur nicht fertig? Wo lag nur das Problem? Ich hatte in den letzten tagen versucht alleine zu üben, aber es war erfolglos. Mehr als ein paar Minuten konnte ich es nie dort aushalten. Und mich bewegen? Nicht mal einen Schritt hatte ich hinbekommen. Die Augen konnte ich ebenso nicht öffnen um endlich zu sehen wie es dort aussah. Ich sah nach unten zu dem Boden vor dem Fenster. Vorgestern hatte ich einfach versucht raus zu springen und bin sogar etwa hundert Meter weit gekommen, bis mich etwas zu Boden gerissen hatte. Es war einer von den anderen Vampiren hier. Ich hatte geschrien, als ich mich zu ihm umgedreht hatte und sah, wie seine Haut lauter Verbrennungen aufwies, doch er schien sich nichts daraus zu machen, oder ignorierte sie einfach und schaffte mich wieder zurück ins Haus. Wie es aussah, hatten sie mehr Angst vor Juraj als vor ihrem eigenen verschwinden..oder sterben. Ich wusste nicht einmal, ob Vampire überhaupt sterben konnten und was danach mit ihnen geschah. So was hatte mich vorher nicht interessiert und daher hatte ich auch nie gefragt. Ob ich irgendwann eine Antwort darauf bekam? Seufzend lehnte ich meinen Kopf zurück und schloss kurz die Augen. Der Wind vom schwarzen Meer war angenehm und ja, ich hatte endlich raus bekommen, was das für ein Gewässer dort hinten war. War nicht alles umsonst hier, versuchte ich mir einzureden. Ebenso dachte ich schon wieder daran, das ich so lange geschlafen haben soll. Sieben Monate. Wie konnte das nur sein? Wie war das möglich? Oder war das für sie...für uns..normal? So eine Art Winterschlaf? Ich würde noch verrückt werden, wenn ich weiter darüber nachdachte. Ich hatte nicht einmal meinen 17. Geburtstag richtig feiern können und dann kam schon bald der 18. auf mich zu? In was für einer Welt war ich hier nur? War das alles nicht vielleicht nur ein schlechter Traum? Könnte ich nicht einfach aufwachen und würde im Bett, zu Hause bei meinen Eltern aufwachen? Ich würde sie sofort umarmen, ihnen sagen, wie lieb ich sie habe und das mir alles, wirklich alles leid tat was ich jemals getan habe, dass sie verletzt hatte. Wie es ihnen wohl gerade ging? Was sie gerade machten? Hatten sie mit bekommen, das ich nicht mehr in London war? Hatte es ihnen überhaupt jemand gesagt? Ich hatte nicht mal auf ihren Brief geantwortet von damals und das Bild mit uns dreien war nicht hier. Anscheinend war es noch immer in dem Schloss in Rumänien. Das Buch legte ich zur Seite und zog meine Knie an, schlang die Beine drumherum und legte das Kinn auf die Knie. Ich war so alleine und fühlte mich so hilflos. Hätte ich es gekonnt, ich hätte versucht mich aus dem Fenster fallen zu lassen, in der Hoffnung mein Genick dabei zu brechen. Aber dafür war es nicht hoch genug und ich war nicht mal sicher, ob es funktionieren würde. Als ich dann über meine Gedanken sinnierte, schlug ich die Hände über den Kopf zusammen. An was dachte ich da? Als ob dies irgendwelche Probleme lösen würde! Natürlich nicht. Die Sonne verschwand und nur noch ein leichter Schimmer des Lichtes war am Horizont zu sehen. Ich wollte gerade das Fenster schließen, als ich sah, wie eine Nebelwolke über den Meer begann sich zu bilden. Ich sah fasziniert zu. Wer wusste schon, wann und ob ich jemals wieder solch einen Anblick bekommen würde. Warum wusste ich nicht, aber der Anblick davon begann mich zu beruhigen. Ich musste sogar etwas lächeln. Als wenn etwas in mir sagte, es wird alles gut. Doch ob ich dem glauben konnte? Vielleicht nicht, doch in diesem Moment wollte ich es einfach, bis die Tür zum Zimmer aufging. Erst dachte ich, es sei Tereza doch stand er dort drinnen. Die ganzen Tage und Nächte über, war er nicht mehr hier aufgetaucht und ich hatte gehofft, Juraj würde auch die nächste Zeit nicht hier aufkreuzen. Sein Blick war durchdringend und ich sah, wie seine Augenfarbe ständig wechselte. Er kam auf mich zu, wobei ich auf der Stelle in Angriffsstellung ging. Ich hatte keine Lust mich von ihm anfassen zu lassen und als er nahe genug dran war, wollte ich ihn eine mit der Faust verpassen. Doch er drehte sich dabei geschickt zur Seite und legte von der Seite die Arme um mich und zwar so, das er meine Arme damit ebenso festhielt. „Lass mich los!!“ Schrie ich und wollte versuchen ihm auf den Fuß zu treten. Als das nicht gelang, versuchte ich ihn eine Kopfnuss zu verpassen, auch das scheiterte. „Du bist zu schwach, sieh es ein und wehre dich nicht.“ Ich wollte was erwidern, doch stockte mir plötzlich der Atem. Ich sah, wie die Schatten begannen um uns herum zu kriechen. „Was?“ Ich verstand es erst nicht, doch dann schon. Er wollte mich von hier weg bringen, aber wieso? Ich dachte erst morgen wollten sie aufbrechen. Bevor die Schatten es schafften mich ganz einzuwickeln, konnte ich noch einen Blick nach draußen erhaschen und sah wieder den Nebel, welcher sich zu verdichten schien. Ich musste halluzinieren, als ich dachte, dort rote Augen heraus leuchten sehen zu können. Meine Augenlider waren wieder wie Stein. Ich konnte sie nicht bewegen. Die Kälte kroch mir in in den Körper. Wieso schaffte ich es schon wieder nicht, die schützende Hülle um mich aufzubauen, welche mir Geborgenheit und Wärme geben sollte? Statt dessen begann sich die Panik in mir wieder auszubreiten. Seine Arme wurden fester um mich und dies befeuerte meine Angst nur noch mehr. „Beruhige dich, Dakaria! Oder willst du, dass ich dich los und hier zurück lasse?“ Meinte er damit die Finsternis? „Denkst du, du würdest alleine hier raus finden?“ Mit welch einem belustigenden Unterton er das sagte. Er wusste genau, das ich mich nicht durch die Schatten bewegen konnte. Doch was war schlimmer? Hier zu bleiben und hier drinnen zu vergehen oder bei ihm zu bleiben? Beides war für mich ausweglos. „Dakaria. Nicht mehr lange.“ Hauchte er mir gegen die Haare. Konnte ich ein Lächeln von ihm wahr nehmen? Es reichte! Ich versuchte mich gegen ihn zu wehren, aus seinen Armen mich zu befreien. Wenn das heiße sollte, das ich hier drinnen gefangen war auf Ewig, dann sollte es so sein! Ein Wort konnte ich nicht über meine Lippen bringen und ich spürte, wie die Anstrengung an mir zerrte. Er lachte. „Welch ein Temperament du besitzt, aber es wird dir nichts nutzen.“ Das wollte ich nicht höre und machte weiter, bis auf einmal ein warmes Gefühl mich zu durchfluten schien. Sofort beruhigte ich mich und spürte wie sich Juraj anzuspannen schien. Was war los? Doch herausfinden konnte ich es nicht, denn ich spürte, wie wir die Schatten verließen und ich zu Boden ging. Er hatte mich los gelassen. Ich fühlte mich so schwach und bekam gerade einmal einen Spalt weit meine Augen auf. Ich lag auf einem Holzboden. Er wirkte gepflegt und dann konnte ich ihn sehen, wie er sich durch die Haare zu raufen schien. Seine Lippen formten immer wieder neue Worte, doch ich verstand sie nicht. Er verwendete eine Sprache, die mir nicht bekannt war und schien jemanden anzuschreien. Als er fertig war, richtete er den Blick wieder auf mich. Langsam versuchte ich mich aufzurichten, doch mehr als auf die Knie zu kommen, hatte ich noch nicht geschafft. Mein ganzer Körper fühlte sich schwer an und ich hatte die Befürchtung umzuknicken, sollte ich versuchen aufzustehen. „Du wirst jetzt etwas zu dir nehmen, und danach werden wir sofort wieder aufbrechen!“ Er kam auf mich zu und zog mich an den Haaren nach oben. Ich schrie auf vor Schmerzen. Wie konnte ich mich damals nur so in ihn täuschen? Nein, eigentlich hatte ich es von Anfang an gewusst. Ich konnte ihm nicht vertrauen. Seine Hand versuchte ich weg zu schlagen, aber es gelang mir nicht und er zog mich mit hinaus aus dem Haus. Wir standen auf einer Straße. Ich wusste nicht in welchem Ort. Kleine Läden zierten die Straße und es war dunkel, tiefste Nacht. Wir waren in einem kleinen Ort, vielleicht sogar einem Dorf? Er ließ von meinen Haaren ab, legte seine Hand dann aber auf meinen Rücken und dirigierte mich zum gehen. Nur mit mühe schaffte ich es. Wir kamen an einer kleinen Nebenstraße vorbei, wo ein paar Jugendliche sich gerade ein paar Flaschen Bier einflößten und zu uns sahen, als wir dort standen. Wie es aussah, konnte man des Nachts nicht viel mehr in diesem Ort tun als Jugendlicher, als sich irgendwo zu treffen und gemeinsam etwas zu trinken. Wie schade, das mir so etwas wohl verwehrt bleiben wird. Ein normales Leben, mit solchen Erfahrungen. Ein Lächeln legte sich wieder auf meine Lippen, allerdings eines aus Trauer. „Trink!“ Juraj schubste mich in die Richtung der Jugendlichen. Er wollte, dass ich von ihnen trank? Jetzt und hier? Das konnte ich nicht! Die 7 Jugendlichen sahen mich alle fragend und irritiert an. Sicher kannte man hier jeden und wir waren vollkommen fremd. „Wenn ihr denkt, wir teilen mit euch unseren Alk, dann habt ihr einen zu viel in der Krone! Verpisst euch!!“ Kam es von einem der sieben und ich drehte mich zu Juraj um. Dieser hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Trink, oder soll ich dir helfen?“ Mir helfen? Wie denn? Ich sah wieder zurück zu den Jugendlichen, wo Fünfe von ihnen sich aufstellten und scheinbar keine Probleme damit hatten mich zu verprügeln. Spürten sie die Gefahr? Die anderen Zwei zumindest hielten sich zurück und standen dann auch auf. „Lasst uns einfach abhauen.“ „Genau, wir können auf dem Bolzplatz weiter machen.“ Meinte eine andere. „Vergesst es! Das hier ist unser Platz und wenn die sich mit uns anlegen will, soll sie es versuchen!“ War er so etwas wie die treibende Kraft für diese Gruppe? Es musste so sein, da die anderen nickten. Also waren das die Mitläufer? „Ich hab keine Zeit für so was.“ Juraj ging an mir vorbei und als einer der Jugendlichen versuchte ihn mit der Faust zu schlagen, ließ er diese in seine Handfläche treffen und drückte dann zu. Der Junge ging zu Boden vor schmerzen und die anderen versuchten sofort ihren Freund zu helfen, doch wich er jeden Schlag gekonnt aus und teilte ordentlich aus. Am ende lagen sie alle sieben auf den Boden. Er kam wieder zu mir und griff in meinen Nacken, schob mich zu ihnen. „Jetzt trink endlich! Wir haben keine Zeit!“ Wieso hatten wir keine Zeit? Ich sah runter auf die Jugendlichen, welche sich am Boden vor Schmerzen wälzten. Einer von ihnen versuchte mit seinem Handy Hilfe zu rufen. Ich konnte das nicht und schloss meine Augen. „Ich habe genug davon!“ Er wurde wütend und ungeduldig. „AAAAHHHH“ Ein lauter Schrei folgte und ich begann mich zu verkrampfen. Der Geruch des Blutes stieg mir in die Nase. Langsam hob ich meinen Blick. Juraj hatte dem Jungen den Arm einfach so ausgerissen, und warf diesen in die Ecke. Die Hand umklammerte noch immer das Handy und ich spürte unheimlichen Schmerz in mir aufsteigen. Wieso nur tat er das? Auch damals Alucard hatte scheinbar nicht das geringste dagegen gehabt, als die vier Männer auf der Themse ihr Leben lassen mussten. Ich wollte nicht zu so etwas werden. Ich wollte kein Leben leichtsinnig beenden! Das war doch verrückt! Doch es war auch egal, was ich dachte oder mir vornehmen wollte. Mein Körper brauchte es und vielleicht lag es daran, dass mein Verstand sich abschaltete. Vielleicht wollte mein Verstand, dass ich nicht darüber nachdachte, das ich mir keine Vorwürfe mache? Ein berauschendes Gefühl machte sich in mir breit. Der Geschmack des Blutes lag auf meiner Zunge und dieses rann meine Kehle hinunter. Wie viel hatte ich getrunken? Ich war satt und spürte eine Zufriedenheit die nicht im Einklang mit meinem Gewissen war. Als ich die Augen öffnete und zu mir kam, hatte ich noch immer einen der Jungs vor mir liegen. Seine Kehle war aufgerissen. War ich das? Ich sah meine Hand an, doch keine Hautfetzen unter den Fingernägeln. Mein Blick ging zu Juraj, welcher sich gerade die Finger sauber leckte und mich angrinste. Wieder ging mein Blick zu dem Jungen zurück und es zerriss mir das Herz. Es tat mir so leid für ihn. Auf wackligen Beinen stand ich auf und torkelte regelrecht einige Schritte zurück. Etwas erleichtert atmete ich aus. nur zwei hatten den Tod gefunden. Auch wenn dies tragisch war, so hatten die anderen fünf zumindest noch eine Chance, hatte ich angenommen. Doch was dann geschah, riss mir den Boden unter Füßen weg. Juraj war zu ihnen gegangen und hatte sie ohne größere Probleme in Flammen aufgehen lassen. Nun war es nicht nur der Schrei, der Jugendlichen, welcher durch die Nacht hallte, sondern auch mein eigener. Tränen liefen mir übers Gesicht und ich konnte nicht mehr aufrecht stehen, sank in die Knie. „Bald wirst du keinen Kummer deswegen mehr verspüren. Das verspreche ich dir.“ Nein, so wollte ich nicht sein! So durfte ich nicht sein! Ich wollte ihnen helfen, wollte die Flammen löschen. Irgendwie hatte ich es geschafft aufzustehen und stand bei einer von den Jugendlichen, versuchte mit meinen Händen auf die Flammen zu schlagen, doch es brachte nichts. Ich sah zu, wie ihre Haut sich schwarz färbte, wie sie langsam begann zu schmelzen und die Muskeln darunter zum Vorschein kamen. Auch diese begannen sich aufzulösen durch die Hitze und der Anblick war grauenhaft, genau wie der Gestank von verbrennenden Fleisch und Haaren. „Bemitleide keine Menschen!“ Sagte er noch zu mir und griff nach meinem Arm. Ich wollte mich los reißen, doch zog er mich dabei schon in die Schatten hinein. Ich konnte Stimmen hören, Schritte. Andere Leute kamen durch den Lärm angezogen und ich konnte ihren Schrei des Entsetzens noch vernehmen, bevor alles um mich herum wieder schwarz wurde und es so schien, als sei nichts von dem eben jemals passiert. „Du hättest niemals unter ihnen aufwachsen dürfen. Sie haben dich schwach gemacht.“ Hauchte er mir wieder zu, während ich mich versuchte von ihm los zu reißen. Was war schwach daran, niemanden umbringen zu wollen? „Bald wirst du es lieben, ihnen die Knochen zu brechen und sie leiden zu sehen.“ Sein Lachen hallte in meinem Kopf wieder und ich ballte die Hände zu Fäusten. Niemals wird das geschehen, dachte ich mir und spürte wie die Dunkelheit mich wieder frei ließ. Ich öffnete meine Augen und stand auf einer Wiese. Das Gras unter meinen Füßen war feucht. Es hatte gerade geregnet. Als ich hoch sah, erkannte ich etwas weiter weg die Wolken, aus denen es gerade an einem anderen Ort regnete. Die Sonne schien gerade untergegangen zu sein. Meine Gedanken waren noch immer bei den sieben Jugendlichen von eben, und noch immer versuchte ich zu hoffen, das man ihnen irgendwie helfen konnte, das es nicht wahr war. Er kam näher an mich ran und strich einige meiner Haare nach hinten. Ich schlug seine Hand weg und drehte mich wütend zu ihm um. „Wieso hast du das getan?? Sie hatten die oder mir nichts getan!!“ „Du brauchtest etwas zu trinken.“ „Aber doch nicht so!!!“ „Wie dann? Weiter aus einem Glas das Blut trinken, obwohl du nicht einmal weißt, woher es kommt? Kein Gesicht dazu?“ Fragte er grinsend. „Ich will keine Menschen umbringen!! Und man kann auch anders daran kommen!!“ Wieder brach ich in Tränen aus und wünschte mir meine Sabroa her, um ihm damit einige Kugeln zu verpassen. Ob ihn das aufhalten würde? Einen Versuch wäre es wert gewesen. „Lass mich doch einfach gehen! Du musst doch merken, das ich nicht das bin, was du glaubst zu sein!!“ Schrie ich ihn an und behielt ihn genau im Blick, während er in einem etwas größeren Kreis um mich herum ging. „Nur noch ein bisschen und du wirst genau das sein, was ich will.“ „Das ist doch Schwachsinn!“ Ich ließ ihn nicht aus den Augen und bekam daher nur am Rande mit, das immer mehr um uns herum sich versammelten. Erst als er an einigen von ihnen vorbei ging, bemerkte ich die Anwesenheit von ihnen. Ich drehte mich schnell um und zählte etwas über 20 Personen. Was ging hier vor und vor allem, wo war ich? Juraj blieb stehen und lächelte mich an, während in mir nur mehr und mehr Angst entstand. Kapitel 32: Kapitel 39-40 ------------------------- Kapitel 39: Sie standen alle in einem Kreis um mich herum, etwa 10 Meter Abstand zu mir. Nur Juraj stand wenige Schritte von mir entfernt und hatte die Hände in seinen Hosentaschen gesteckt. Ich versuchte einen Fluchtweg auszumachen, aber konnte keinen finden, außer wenn ich Fliegen könnte. Konnte ich so was? Zu gerne hätte ich es versucht, doch wusste ich nicht einmal wie. „Gayud ikaw nakaplagan?“ „Ako misulti kaninyo.“ Ich sah zwischen Juraj und einen von den Fremden hin und her. Was sie sagten, konnte ich nicht verstehen, doch es schien mir, als wenn es die selbe Sprache war in welcher er vorhin in dem einen Haus so aufgebracht gesprochen hatte. Vielleicht hatte er mit denen hier geredet? Sie alle waren verschiedenen Alters. Einer kam mir vor, wie an die 80, während ein anderer wohl etwa mein Alter haben musste. Ich sollte wohl nicht fragen, wer sie waren, sondern eher, was sie waren. Einer hatte stechend grüne Augen und grinste mich diabolisch an, als ich zu ihm sah. Sofort sah ich von ihm weg. Ein anderer sah so aus wie ein Römer aus diesen alten Filmen, welche meine Mutter immer so gerne sich ansah. Seine dunkelgrauen Augen wanderten geradezu über mich. Mit einem schauern drehte ich mich weiter um. „Was wird das hier?“ Wollte ich nun endlich wissen und sah zurück zu Juraj, der seine Aufmerksamkeit wieder auf mich gerichtet hatte. „Ich weiß nicht, wie er meine Schutzsiegel durchbrechen und dich immer wieder finden konnte, aber so kurz vor dem Ziel lasse ich dich mir nicht weg nehmen.“ Sollte ich das verstehen? Und was hatte das hier mit zu tun? Ein anderer richtete das Wort an Juraj und dieses mal klang es nach einer anderen Sprache. Nein, es klang nicht nur so, es war eine andere. Sie alle sprachen verschiedene und dennoch konnten sie sich unter einander verstehen? Aber vor allem Juraj konnte in dieser auch antworten. Ich könnte ihn glatt dafür bewundern, wenn ich ihn nicht lieber am Boden sehen würde. Von einen auf den anderen Augenblick verschwanden fast alle von ihnen. Jetzt war ich erst recht verwirrt, doch war dies vielleicht auch meine Chance? Er unterhielt sich mit Zweien von ihnen weiter und wenn ich Glück hatte, beachteten sie mich nicht. Ich ging langsam ein paar Schritte zur Seite, versuchte keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen und rannte schließlich los. Als ich kurz über meine Schulter sah, standen sie noch immer dort und redeten mit einander. Sollte es so einfach sein? Innerlich hoffte ich auf ein Ja. Ich konnte bereits das Ende der Wiese sehen. Eine Straße war dort. Es fuhr zwar kein Wagen entlang, aber was nicht war, konnte doch noch kommen, oder? Doch bevor ich diese erreichte, stand plötzlich einer von den dreien vor mir. Er war etwa so groß wie ich und wirkte auf mich nicht wirklich schnell oder kräftig. Seine kurzen, schwarzen Haare wehten leicht im Wind und mit seinen stechend blauen Augen fixierte er mich regelrecht. Ich versuchte jetzt einfach an ihm vorbei zu laufen, doch war er schneller als ich dachte und packte mich am Arm. Zu meinem entsetzen war er auch stärker. Ich landete mit voller Wucht auf den Boden. Die ganze Luft entwich meinen Lungen und für einen kurzen Moment legte sich ein Schleier über meine Augen. Hatte Alucard nicht mal zu mir gesagt, ich solle bei einem Gegner nie nach dem Aussehen gehen? Er hatte wohl recht behalten. Als sich der Schleier gelöst hatte, sah ich über mir die Wolken ziehen. Ob es gleich regnen würde? Zu meinem Glück würde es jedenfalls passen. Wieso nur waren die alle so schnell und so stark? Und vor allem was wollten sie alle von mir? Sie müssten doch mit bekommen, das ich nichts drauf hatte, das ich nichts konnte. Also was war es? Ich versuchte aufzustehen, doch stellte er seinen Fuß auf meine Brust, wobei ich nur ein Ächzen von mir bringen konnte. „Ostanete kade što ste, ili sakate da sleta na podot povtorno?“ Was? Hatte er mich was gefragt oder etwas gesagt? Meine Hände umklammerten seinen Fuß und ich wollte ihn von mir hieven, bekam es aber nicht mit. „Er fragte, ob du es magst, auf den Boden geschmissen zu werden.“ Die anderen beiden kamen näher und Juraj lächelte mich nur an. „Ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden...und das er seinen Fuß von mir nimmt..“ Brachte ich über die Lippen und stemmte mich schon wieder dagegen, ohne Erfolg. „Vielleicht macht er es, wenn du nicht versuchst weg zu laufen.“ „Was willst du eigentlich von mir?..Was wollt ihr alle von mir?“ Wieder die selbe Frage, die ich an ihn stellte und wieder bekam ich keine Antwort darauf, statt dessen unterhielten sie sich weiter, als sei nichts gewesen und als würde mich der eine nicht mit seinem Fuß am Boden fest halten. Könnte ich mich in Luft auflösen, ich würde das tun! „Kathrin, kannst du mich hören?“ Ich hielt inne. Die Stimme. Aber woher? Sie war plötzlich in meinem Kopf. Wie war das möglich und sollte ich antworten? Ich sah die drei an, keiner von ihnen schien etwas bemerkt zu haben. „Bleib ruhig, ich kann dich bereits sehen.“ „Was?“ Brachte ich raus und alle sahen mich kurz an, doch dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Gespräch. Ich musste träumen oder halluzinieren. Ich hatte mir eben wirklich eingebildet Alucards Stimme zu hören. „Kannst du dich in die Schatten begeben? Wenn ja, dann jetzt!“ Was wenn es keine Einbildung war? Sollte ich es versuchen? Doch um ehrlich zu sein, was sollte mir schon schlimmeres geschehen? Mich von hier fort bewegen konnte ich so wie so nicht. Daher versuchte ich es. Für den Mann, welcher seinen Fuß auf mir hatte, schien es so aussehen zu müssen, als würde ich mich aufhören zu wehren. Ich spürte, das er etwas Gewicht runter nahm. Jetzt oder nie, dachte ich mir und ließ mich von den Schatten umhüllen. „Dakaria! Das wird dir nichts bringen!“ Hörte ich Juraj lachend sagen. Doch gleich darauf auch einen Schrei der mich zusammen fahren ließ. Ich versuchte mich in der Dunkelheit ganz klein zu machen. Wieso ich es auf einmal fertig brachte gleich eine schützende Hülle um mich zu legen, war mir nicht klar, aber ich verweigerte mich ihr keineswegs. Vielleicht lag es daran, das ich vorhin so viel getrunken hatte, aber ich fühlte mich auch nach einigen Minuten noch dazu in der Lage hier zu verweilen, ohne das es zu sehr an mir zerrte. Was außerhalb der Schatten geschah, vernahm ich nur dumpf. Es hörte sich an wie ein Gewitter. Blitz und Donner. Ebenso aber konnte ich einen leichten Geruch von Blut wahrnehmen, aber es war keiner wie sonst immer. Zumindest schien mein Körper nicht darauf zu reagieren. Ein lautes Grollen brachte mich selbst hier zum zittern und die Umgebung zum beben. Doch so langsam spürte ich die Erschöpfung. Ich war länger als sonst immer in den Schatten gewesen, aber so langsam lief mir die Zeit davon. „Noch nicht, bleib wo du bist.“ Es war seine Stimme, die von Alucard, also war er wirklich hier? Kämpfte er gerade gegen die drei? Es musste so sein, oder? Ich wollte ihm danken, ihm sagen wie froh ich war, das er hier war, doch ich konnte nicht und verwendete alle meine Kraft darauf, mich weiter in die Schatten zurück zu ziehen. Sie hießen mich geradezu willkommen. „Kathrin, versuche dich fort zu bewegen.“ Ich sollte mich bewegen? Aber das konnte ich nicht! Das musste er doch wissen! „Versuch es!“ Was verlangte er da nur von mir? Jedoch wenn er dort wirklich gerade gegen sie kämpfte und das wegen mir, dann sollte ich endlich meinen Arsch zusammen reißen und es erneut versuchen. Dafür aber musste ich aus meiner Haltung mich zusammenzurollen raus kommen. Ganz langsam schaffte ich es, doch zu mehr war ich nicht fähig. „Hör auf herum zu jammern und beweg dich endlich!“ Seine Stimme war wütend und ich schreckte davor zurück. Er wurde ungeduldig mit mir, wohl auch kein wunder. Warum nur machte er das eigentlich alles? Ach ja, er sagte mal, weil er es meiner leiblichen Mutter versprochen hatte, welche er ja angeblich gar nicht wirklich kannte. Ich musste mir wohl eingestehen, das mir keiner meinetwegen helfen würde. Doch eines war sicher, warum auch immer, ich vertraute Alucard und lieber in seiner Nähe sein, als bei einen der anderen dort draußen. Ich streckte meinen Körper durch und ließ den schützenden Umhang um mich herum fallen. Ich wusste nicht warum ich das tat, aber irgendwas in mir sagte, ich musste es tun. Die Kälte kroch in mich hinein und die Panik wollte sich breit machen. Doch dieses mal ließ ich die Kälte hinein und der Panik sagte ich, sie könne mich am Arsch lecken. Sollte ich hier drinnen verloren gehen, dann war es eben so! Schlimmer als dort bei diesem verrückten Monstern, oder was auch immer, konnte es nicht sein. Meine Glieder wurden schwer, das hieß ich hatte nicht mehr viel Zeit bis die Ohnmacht mich in ihren Fängen hatte. Daher jetzt oder nie. Ich versuchte mich zu bewegen, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, dennoch spürte ich plötzlich ein leichtes Ziehen in meinem Körper, fast so als wenn ein Teil von mir sich vorwärts bewegen würde, während der andere dort stehen blieb. War es das? Begann ich mich wirklich zu bewegen? Konnte ich in der Finsternis mich fortbewegen? Ich machte einfach weiter, in der Hoffnung es klappte und spürte ein immer größeres Ziehen. Was wenn ich mich dabei auseinander riss? War das überhaupt möglich? „Denk nicht darüber nach. Beweg dich weiter.“ Wieder seine Stimme. Warte, hatte er eben gesagt, ich solle mich weiter bewegen? Das hieß...ich bewegte mich gerade wirklich fort! Ein Rausch des Glücks kam über mich, doch hielt er nicht von langer Dauer. Denn wie weit war ich gekommen? Nur Zentimeter oder ein paar Meter? Egal, ich konnte nicht länger hier bleiben. In meinem Kopf fühlte es sich wie Watte an. Ich entzog mich er Dunkelheit und verwendete meine letzte Kraft darauf ihr zu entfliehen. Als ich aus ihr raus kam, lag ich auf allen Vieren am Boden. Ich fühlte das Gras unter meinen Händen und Knien. Zu erst dachte ich, das ich wirklich nicht weit gekommen bin, doch dann schaffte ich es meine Augen zu öffnen. Um mich herum war es ruhig, doch ziemlich weit weg konnte ich ein Gewitter sehen. Blitze durchzuckten die Nacht und der Donner hallte bis zu mir wieder. War ich von dort hinten bis hier her gekommen? Doch so weit? Es hatte sich nicht so angefühlt und doch brachte ich ein Lächeln zustande. Ich versuchte mich wach zu halten und nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren. Eine riesige Gestalt war auf einmal am Himmel zu sehen. Ein Drache? Er war silbern und spie Feuer. War das..Juraj? Seine wirkliche Gestalt? Sie war riesig, ähnelte der Gestalt der alten Wasserdrachen. Seine Flügel waren gut fünf mal größer als sein langer Körper, mehr aber konnte ich von hier nicht wirklich wahr nehmen und ich empfand dabei keinen Frust oder sonst was, sondern Erleichterung. Der Drache sah in meine Richtung. Hatte er mich gesehen? Mit Sicherheit, doch kam er nicht zu mir, sondern spie erneut eine riesige Feuerbrunst und flog schließlich weg. Floh er? Es schien zumindest so als wenn. War es jetzt vorbei? Ich hoffte es so sehr und spürte eine Erleichterung über mich kommen, lies mich in das Gras sinken und schloss meine Augen. Der Regen begann mich zu bedecken mit seinen Wassertropfen. Es fühlte sich angenehm an und lud mich ein zum schlafen. Als ich spürte, wie mich etwas bewegte, schreckte ich aber auf und wollte fliehen, doch schaffte ich es nicht und fiel nur wieder zurück. Meine Augen konnte ich öffnen, sah aber alles nur verschleiert und undeutlich. Doch ihn würde ich auch so erkennen. Dieser rote Mantel, und diese komische Brille. Er rückte sie sich gerade zurecht und reichte mir schließlich seine Hand. Ich brauchte nicht lange um darüber nachzudenken und griff nach ihr. Was würde er jetzt sagen oder machen? Mich auslachen? Mich verspotten? Doch nichts von dem tat er. Kein Wort kam über seine Lippen, als er mich schließlich hoch zog und auf seine Arme nahm. Ich schmiegte mich an ihn ran und schloss wieder meine Augen. „Danke...“ Brachte ich mit einem Flüstern raus und wollte nur schlafen, mich ausruhen. „Später kannst du mir danken.“ Ich konnte raus hören, das er bei diesen Worten lächelte und verlor mich dann wieder im Schlafe. Etwas kühles berührte meine Stirn. Ich zuckte zusammen und öffnet meine Augen. Wo war ich? Was war passiert? „Ganz langsam, nicht zu hastig. Wie geht´s dir?“ Konnte das wirklich sein? „Sera?“ Fragte ich und als sie mich mit diesem großen Schwesternblick ansah, konnte ich nicht mehr an mich halten. Ich fiel ihr geradewegs weinend um den Hals. Es war vorbei, oder? Vielleicht war ich hier nicht wirklich in Sicherheit, aber das war mir egal. Ich freute mich einfach wieder hier zu sein und hielt mich immer mehr an ihr fest, während ich mehr und mehr in Tränen ausbrach. Alles der letzten Tage, der letzten Wochen kam in mir hoch. Zu vieles, das ich erlebt hatte, zu vieles das ich einfach wieder vergessen wollte. Man konnte es vielleicht nicht glauben, doch als ich auch noch realisierte wieder hier in dem Keller zu sein, auf dem Anwesen dieser Verrückten, ich spürte eine Erleichterung über mich hereinbrechen. „Es ist alles gut, Kathrin.“ „Wirklich?“ Ich schniefte und sie reichte mir ein paar Taschentücher, woraufhin ich von ihr abließ und mich etwas in dem Bett aufrichtete. „Na vielleicht nicht ganz alles.“ Sofort sah ich mit Tränenerfüllten Augen zu ihr hin. „Du hast für ziemlich viel Ärger gesorgt. Lady Integra würde dir am liebsten den Hals umdrehen und dich weg sperren. Also geh ihr die nächsten Wochen oder Monate besser aus dem Weg.“ Hatte ich das? Aber wie? Ich war doch gar nicht hier gewesen. Doch darüber nachdenken, dazu hatte ich jetzt keine Kraft und auch keine Lust. „Walter holt dir gerade etwas zu trinken. Kannst du aufstehen?“ Ich versuchte es und bekam meine Füße auf den kalten Steinboden. Langsam stand ich auf und sah an mir herunter. Ich trug eines meiner Schlafhemden. Sofort sah ich zu Sera, die mir zu lächelte. „Ich hoffe es macht dir nichts aus, das ich dich umgezogen habe.“ „Nein, ganz und gar nicht...Wie lange habe ich geschlafen??“ Sofort machte sich wieder angst in mir breit. „Etwa zwei Tage?“ Zwei Tage nur? Welch eine Erleichterung. „Kannst du alleine gehen oder brauchst du Hilfe?“ Ich versuchte es alleine und bekam es nach einigen Schritten auch hin. Dennoch begleitete mich Sera bis hin zum Bad, wo ich drinnen verschwand. Ich stellte mich unter die kalte Dusche und lehnte mit dem Rücken gegen die Wand. Genau das hatte ich jetzt gebraucht. Während das Wasser meinen Körper hinunter floss, kamen in mir so viele Bilder der letzten Tage und Wochen wieder hoch. War es wirklich alles vorbei? Und was sollte ich jetzt machen? Es war meine Schuld gewesen. Ich hatte gedacht, dass er mir wirklich helfen würde und dann wollte er mich nur für irgendwas benutzen und noch immer wusste ich nicht genau was. Plötzlich bekam ich wieder Angst. Was wenn er wieder hier auftauchte? Was wenn er die Menschen hier Angriff? Er hatte mir gezeigt, das er ohne Probleme jene in Flammen aufgehen lassen konnte. Wenn ich hier war, waren sie nicht sicher. Egal wo ich war, keiner war dort sicher. Ich sank wieder auf die Knie und wusste einfach nicht mehr weiter. Was sollte ich tun? Hier bleiben und alle in Gefahr bringen? Aber wenn nicht, wo sollte ich sonst hin und vor allem, wie sollte ich raus kommen? „Kathrin, alles in Ordnung? Brauchst du Hilfe?“ Seras Stimme holte mich aus meiner Nostalgie und ich fing etwas Wasser mit den Handflächen auf, spritzte es mir ins Gesicht um die Tränen weg zu wichen und stand dann auf. Nachdem ich mich abtrocknet und wieder angezogen hatte, kam ich aus dem Bad raus. Begleitet von ihr ging ich zurück ins Zimmer und sah schon die Flasche mit dem Blut auf dem Tisch stehen. Auch wenn das komisch war, bevorzugte ich es bei weitem mehr als von jemanden zu trinken. Ich wollte mir sogar vor nehmen, dies nie wieder zu tun. Doch wusste ich nicht, was noch kommen wird, also ließ ich es lieber. „Ich lasse dich jetzt etwas alleine.“ „Was? Nein!“ Ich wollte nicht alleine sein. Ich mochte ihre Gegenwart gerade. es gab mir etwas halt. Doch sie sah mich entschuldigend an. „Ich muss meinen Verpflichtungen hier nach kommen. Aber ich bin bald wieder zurück.“ Das war mir egal, wollte ich schreien, doch ließ ich es und setzte mich auf einen der Stühle. Ich ließ sie gehen. Wie viel Zeit war vergangen, nachdem sie das Zimmer verlassen hatte? Ich saß noch immer hier und sah nur die Flasche an. Sie geöffnet hatte ich noch nicht. Mein Magen hatte angefangen zu knurren, aber ich wollte noch nicht. Ich war schon wieder in meinen Gedanken abgedriftet und stellte mir gerade vor, wie Juraj hier auftauchen würde und dann wie er alles rings herum in Schutt und Asche legte. Ich zog mein eines Bein an und schlang die Arme um das Knie, zog es an mich heran. Alles was ich wollte, war ein normales Leben zu haben. Ohne all das hier. Doch ich begann mir klar zu werden, das es wohl keinen Weg zurück gab. Es gab nur noch einen, und der war noch vorne. Doch es dauerte lange, bis ich das begriffen hatte und die Nacht war bereits wieder am vorbei gehen. Sera kam zurück und betrat mein Zimmer. Als sie sah, das ich die Flasche nicht angerührt hatte, goss sie mir etwas ins Glas hinein. Ich konnte ihren Blick dabei sehen. Sie war kurz davor es selber zu trinken und doch hielt sie sich zurück. Ich hingegen brachte dies noch immer nicht fertig und hielt mich kein bisschen zurück, sobald ich sah, wie es ins Glas gegossen wurde. Die Flasche war viel zu schnell leer. „Soll ich eine neue holen lassen?“ „Nein, Danke...es geht schon.“ „Okay. Du solltest dich weiter ausruhen.“ Hatte ich das nicht schon genug getan? So viel wie ich in der letzten Zeit geschlafen hatte. Wieder legte sich ein eher melancholisches Lächeln auf meine Lippen. „Bleibst du bei mir?“ Fragte ich sie und bekam ein freundliches Nicken von Sera. Ich ging zum Bett und legte mich hin, während sie sich auf die Bett-kannte setzte. Vielleicht war dies ein eigenartiges Bild von uns beiden, aber es beruhigte mich, sie hier zu haben. Somit hatte ich weniger Angst, er könnte erneut durch einen der Schatten hier erneut mit mir Kontakt aufnehmen oder sogar hier auftauchen. Das einzige was nicht funktionieren wollte, war das einschlafen. Sera wurde selber müde, sie gähnte bereits und als sie wohl dachte, ich wäre eingeschlafen, stand sie auf und verließ das Zimmer. Nun war ich schon wieder alleine hier und bekam erst recht keine wirkliche Ruhe in mich hinein. Zumindest bis ich wieder eine Anwesenheit spürte. Zu erst wollte ich mich schreckhaft aufsetzen, doch blieb ich dann ganz ruhig liegen, als ich bemerkte, das er es war. Alucard hatte sich auf den Rand meines Bettes gesetzt und strich mit der Hand mir eine Strähne weg. Sollte ich die Augen öffnen? Oder sollte ich weiter so tun, als würde ich schlafen? Kapitel 40: Schließlich hatte ich mich dazu entschlossen, so zu tun, als würde ich schlafen. Irgendwie mochte ich seine Nähe und war mir nicht sicher, ob er gehen würde, sobald ich die Augen öffnete. Einschlafen konnte ich aber auch nicht. Noch immer kreisten meine Gedanken durch einander. Machte ich mir vielleicht zu viel Sorgen? Oder zu wenige? Was sollte ich nur tun? Ich hatte so vieles falsch gemacht und ich hatte so viel Zeit verloren. Als er aufstand und gehen wollte, öffnete ich doch meine Augen, sah aber nur wie er schon im Schatten verschwand. Seufzend zog ich die Decke etwas höher, den Blick ins leere Zimmer gerichtet. Könnte er nicht wieder kommen und weiter hier bleiben? Ich fühlte mich nicht gerade sicher und fixierte schon wieder jede dunkle Ecke in dem Zimmer. Würde er auftauchen? Was wenn ja? Ein Schauer jagte durch meinen Körper. Schließlich stand ich auf. Es nützte nichts. Unruhig lief ich im Zimmer umher und dachte über so vieles nach, als es plötzlich an der Tür kratzte. Verwundert und etwas erschrocken sah ich zu dieser, ging dann hin und öffnete sie. Dabei in Verteidigungsstellung. Als ich jedoch Dark davor sah, legte ich meinen Kopf fragend zur Seite. Wo kam er denn gerade her? Und noch wichtiger, wo war er die ganze Zeit gewesen? Hatte sich jemand um ihn gekümmert? Ich ging in die Hocke und griff in sein Fell. Es war noch genau so weich wie letztes mal. „Hey mein großer. Was machst du denn noch hier? Ich dachte schon du seist weit weg...magst du rein kommen?“ Ich stand auf und ging zur Seite. Sofort ging er rein und sprang auch gleich aufs Bett. „Nicht ins Bett! Böser Hund!“ Versuchte ich ihn von diesem runter zu holen, aber gab nach einigen Minuten auf und setzte mich auf das Bett. „Na gut, meinetwegen, dann bleib eben dort sitzen..Ich hole dir etwas Wasser.“ Dafür sah ich mich um und griff einfach nach einen Blumenuntertopf. Im Bad wusch ich diesen aus und füllte Wasser rein, stellte es in meinem Zimmer in eine Ecke und kam wieder zum Bett, wo ich mich rein legte. Er machte keine Anstalten etwas zu trinken, aber zumindest stand dort etwas, falls er Durst bekam. „Jetzt mach etwas Platz, mein Großer. Du nimmst ja das halbe Bett ein.“ Ich legte mich wieder hin und hatte einen Arm unter meinem Kopf liegen. Mit der anderen Hand kraulte ich durch sein Fell und lächelte. Komischerweise beruhigte mich dies. Zudem fühlte ich mich irgendwie sicher. Eventuell, sollte Juraj aufkreuzen, könnte Dark ihn beißen. Ob das den Kerl aber was aus machte? Sicher würde Dark dabei nur verletzt werden. Wieder seufzte ich und sah zu ihm hin. „Wirst du wieder verschwinden, während ich schlafe?“ Er neigte seinen Kopf leicht nach links und seine Augen schienen tief in meine zu blicken. „Ich deute das als ein nein, also wehe ich wache nachher auf und du bist wieder weg, dann kannst du nächstes mal draußen auf dem Hof schlafen.“ Ein Schnauben von ihm, was mich zum lachen brachte und ich schließlich meine Augen schloss, mich auf die Seite zu ihm drehte. Meine Hand hatte ich weiter in seinem Fell vergraben und es dauerte nicht mal lange, bis ich eingeschlafen war. Die Nähe von Dark tat wirklich gut. Eventuell war ich gerade auch zu leichtgläubig oder unvorsichtig, was den Hund anging, aber ein Gefühl in mir sagte, dass ich mir keine Sorgen deswegen machen bräuchte. Unter meinen Füßen war das Gras nass. Ich stand barfuß auf der Wiese und hielt meine Hand ausgestreckt, auf welche lauter Regentropfen fielen. Einigen davon sah ich zu, wie sie meinen Arm nach oben flossen. Verwundert beobachtete ich die einzelnen Tropfen und als sie an meiner Schulter ankamen, schüttelte ich sie ab. Verwundert sah ich mich um. Wo war ich? Der Himmel war finster, keine Sterne oder sonstiges, nur schwarz und dennoch war das Gras so grün, als wenn die Sonne drauf scheinen würde. Es glitzerte etwas von den Regentropfen und als ich gerade zu einer einzelnen, roten Blume auf der Wiese gehen wollte, hielt ich mir die Ohren zu. Das Gebrüll war Markerschütternd und lies den Boden unter meinen Füßen wackeln. Sämtliche Regentropfen von dem Gras perlten ab und fielen zu Boden. Ich drehte mich um und sah in der Ferne einen riesengroßen Drachen. Mir musste sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen sein, und sofort versuchte ich von ihm weg zu rennen. Aber ich kam einfach nicht voran! Ständig blieb ich im Match stecken und konnte nur mühsam einen Schritt nach den anderen machen. Wieder ein Brüllen und ich fiel auf die Knie, versank mit diesem im Boden und schrie um Hilfe. Ich wollte nicht von ihm gefressen werden! Ich wollte weg von ihm! Warum half mir keiner? Immer wieder versuchte ich mich aus dem Match zu ziehen und weiter zu laufen. Irgendwann drehte ich mich wieder um, als ich aufgab. Er war bereits ganz nahe. Die Hitze seines Atems konnte ich auf meinem Körper spüren und der faulige Gestank aus seinem Rachen verpestete die Luft so stark, das ich versuchte nicht zu atmen. Gerade als er sein riesiges Maul aufsperrte, saß ich senkrecht im Bett und fasste mir an den Träger meines Oberteils. Nur ein Traum? Ich sah mich um und dann zu Dark, welcher mich zu fragen schien, warum ich hier gerade so aufschreckte und ihn wach gemacht hatte. Ich ließ mich zurück ins Kissen fallen und amtete tief durch, legte meine Hand wieder in sein Fell hinein. „Schlaf weiter, Dark..ich hatte nur einen Alptraum.“ In der Hoffnung das es einer war und keine schlimme Vorahnung. Bei meinem Glück würde ich bald als Drachenfutter enden. Verdammt, wenn er nicht so gefährlich und verrückt wäre, könnte man glatt von Jurajs Gestalt beeindruckt und fasziniert sein. So aber jagte sie mir einen ungeheuren Schreck ein und noch immer war ich darüber verwundert, wie es Alucard geschafft hatte gegen ihn anzukommen und ihn sogar in die Flucht zu schlagen. Er musste stärker sein, als ich angenommen hatte. Was er wohl noch so alles verbarg? Ob ich irgendwann raus bekomme, was er so alles drauf hatte und vor allem, ob er mir das alles zeigte? Ach was dachte ich da gerade? Ich könnte mich ja nicht mal selber vor anderen Vampiren beschützen. Wieder sah ich zu Dark un lächelte ihn an. „Weißt du eigentlich, das ich vielleicht entfernte Verwandte von dir getroffen habe?“ Er legte seine Ohren an und schnaubte kurz. „Doch, du kannst mir glauben. Sie leben in Rumänien und sind tatsächlich echte Werwölfe. Bestimmt bist du um etliche Ecken mit ihnen verwandt.“ Meinte ich kichernd, hörte dann aber auf, als er sich hinsetzte und mich anknurrte. „Was denn? Magst du etwa keine Werwölfe?...und wieso rede ich eigentlich mit dir? Als wenn du mich verstehen könntest.“ Ich schüttelte den Kopf und fragte mich dann aber doch, warum er auf einmal knurrte. Mein Blick ging gleich im Zimmer umher, es war aber nichts zu sehen. „Ab und an machst du mir Angst, Dark. Verstehst du mich nun oder nicht?“ Wieder sah ich zu ihm, wobei er sich hinlegte und die Schnauze auf seine Vorderpfoten legte. „Vielleicht brauchte ich auch einfach nur einen Therapeuten.“ vielleicht war Dark ja gar nicht real und ich bildete ihn mir nur ein. Vielleicht war er deswegen letztes mal einfach so verschwunden und tauchte gerade jetzt wieder auf. „Ich werde noch verrückt, oder bin es schon. Eines von beiden.“ Meinte ich zu mir selber und versuchte dann wieder einzuschlafen. Es dauerte etwas und doch fand ich ruhe, dieses mal sogar ganz ohne einen Traum, einfach nur Erholung. Als die Tür zum Zimmer aufging, rieb ich mir über die Augen und sah hin. Sera stand in der Tür und ihr Mund ging immer wieder auf und zu. War etwas? Ich richtete mich etwas auf, stützte mich dabei mit der Hand ab. „Sera?“ Es vergingen einige Sekunden, bis sie den Kopf schüttelte. „Tut mir leid, ich wollte nicht stören.“ Und schon war die Tür wieder zu. Was sollte das denn gerade? Verwundert sah ich zu Dark hin, der seinen Blick zur Tür gerichtet hatte. Ich stand auf und streckte mich erst mal, ging mir ein paar Sachen aus dem Schrank holen und dann aus dem Zimmer raus. Das große Fellknäuel begleitete mich dabei und als ich vor der Dusche stand, versuchte ich ihn mit einigen Handbewegungen fort zu scheuchen. „Na los..Ich will duschen...husch husch..geh irgendwo anders hin..na los..“ Irgendwann gab ich auf, der Hund war einfach zu stur. Aber was solls, dachte ich mir. Es war nur ein Hund, was sollte er schon für sich interessantes sehen? Ich streifte mir die Sachen vom Körper und stellte mich danach unters Wasser. Meinen Kopf streckte ich leicht nach oben und öffnete meinen Lippen einen Spalt. Es tat gut, wie das kühle Nass meine Haut traf. Ich hätte Stunden hier drinnen verbringen können, doch stellte ich die Dusche dann doch ab und kam raus, schlang ein großes Tuch um mich. Dark saß noch immer in der Mitte des Bades und fixierte mich regelrecht mit seinem Blick. „Was guckst du so, Dark? Noch nie einen Menschen duschen gesehen?“ Ich hielt meine Hand unter den Wasserhahn und spritzte dann etwas von dem Wasser zu Dark, wobei dieser sich sofort schüttelte und übers Fell leckte. „Wasserscheu?“ Fragte ich lächelnd und bürstete mir schnell die feuchten Haare. Danach zog ich mir etwas über und öffnete die Tür. Er lief sofort raus und blieb vor der Treppe nach oben stehen. „Wenn du jetzt Gassi gehen willst, musst du noch einen Moment warten, bis ich meine Schuhe angezogen habe.“ Meinte ich, doch rannte er dann schon hoch. „Dark!! Warte!!“ Rief ich ihm nach und stürmte nach ihm aus der Tür, doch als ich mich umsah, war er schon nicht mehr zu sehen. Ich drehte mich etliche male hin und her, doch kein Hund zu sehen. Sollte ich mir jetzt Sorgen machen? „Junge Dame, ihr seht verwirrt aus.“ Ich sah zu einer Tür hin, wo der Butler stand und an seinen Handschuh zog, „Ich glaube das bin ich auch...“ Gestand ich und seufzte. „Tut mir leid. Ich...ist ein Hund bei dir lang gekommen?“ Er sah mich kurz an und wendete dann seinen Blick ab. „Wie letztes mal, muss ich verneinen. Aber sollte ich die Augen nach einem auf halten?“ „Ich weiß es nicht.“ Gestand ich und drehte mich wieder um. „Ach, weißt du ob Alucard irgendwas heute vor hat?“ Würde der Tag, beziehungsweise die Nacht genau so ablaufen wie zuvor? Nur aus Training bestehend? „Zu mir hat er nichts gesagt. Ich werde Ihnen aber etwas zu trinken bringen. Sie sollten sich stärken.“ Ich nickte ihm dankend zu und ging wieder runter. Im Zimmer setzte ich mich im Schneidersitz auf das Bett und strich über die Stelle, wo der Hund vorhin gelegen hatte. Keine Spur von seinem Fell. Verloren Hunde nicht wenigstens ein bisschen was von ihren Haaren? Ich sollte mich wohl doch nach einem Psychiater umsehen. Kurze Zeit später ging die Tür auf und Walter brachte eine Flasche, samt Glas hinein, stellte es auf den Tisch und nickte mir freundlich zu. Dann verschwand er wieder. Erst wollte ich ihn ansprechen, mich etwas mit Walter unterhalten oder zumindest mich nochmal richtig bei ihm bedanken, vielleicht sogar entschuldigen, aber ich brachte die richtigen Worte nicht hinaus. Nachdem ich aufgestanden war, und bei der Flasche ankam, nahm ich sie in meine Hand. Es war eigenartig, ich vermisste tatsächlich das warme Blut. Ein Schauer jagte durch meinen Körper, als ich daran dachte. Ich durfte nicht an so was denken! Die Flasche öffnete ich und goss mir etwas ins Glas hinein. Mein Blick folgte der dunkelroten, dicken Flüssigkeit. Mein Blick wurde träge und noch bevor das Glas zur Hälfte voll war, war mein Verstand wie leer gefegt, kurz darauf das Glas und die Flasche ebenso. Ich stellte beides auf den Tisch zurück. „Den Verzicht all dieser Jahre holt dein Körper gerade auf.“ Bei der Stimme drehte ich mich um und sah ihn an der Wand gelehnt stehen, die Arme vor der Brust verschränkt und seine Brille so weit auf der Nase runter gerutscht, das ich seine roten Augen sehen konnte. Auf der Stelle glaubte ich, knall rot anzulaufen. Ich konnte ihn seit diesem einen Mal in meinem Traum nicht mehr richtig ansehen. Auf der Stelle sah ich von ihm weg, drehte ihm meinen Rücken zu. „Wäre schön, wenn er auf Ewigkeit drauf verzichten könnte. Aber den Gefallen wird er mir wohl kaum machen!“ „Nein, aber dafür kann er dir andere Sachen bieten.“ Er war näher gekommen und stand nur wenige Zentimeter von mir weg. Ich rieb mir über den Arm. Sollte ich weg gehen, oder einfach nur stehen bleiben? Verdammt nochmal! Wieso nur fühlte ich mich gerade so unsicher? „Ja, er kann dafür sorgen, das ich eine Lachnummer bei anderen Vampiren bin. Wie toll.“ Ich biss die Zähne zusammen und ging von ihm nun doch einige Schritte weg. Die Wärme, welche ich eben noch im Rücken gespürt hatte, war plötzlich weg und es fröstelte mich. Kurz vor der Tür drehte ich mich zu ihm um, wich aber seinen Blick aus, in dem ich auf den Schrank, schräg hinter ihm sah. „Sobald der Zauber von dir gegangen ist, wirst du bemerken, welche Fähigkeiten du besitzt und sie richtig lernen einzusetzen.“ „Ach bitte! Das ist doch Schwachsinn! Wenn ich nicht mal die einfachsten Sachen jetzt schon hin bekomme!“ „du konntest dich im Schatten bewegen.“ „Ja super! Gratulation! Ich hatte es geschafft mich ein paar Meter zu bewegen, und was war der Dank dafür? Fast zwei Tage Koma!“ Ich klatschte ironisch über meinem Kopf in die Hände. „Seras kann nicht einmal das.“ Jetzt sah ich wieder zu ihm hin und schüttelte etwas den Kopf. „Wie?“ „Sie ist zu jung dafür.“ „Aber ich bin um einiges jünger als sie.“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Ja, das bist du. Vielleicht merkst du jetzt endlich, das du nicht so wenig Wert bist, wie du immer wieder selber von dir denkst.“ „Aber Sera kann sich benehmen beim trinken!“ Dabei deutete ich auf die Flasche und sah weiterhin konstant auf den Schrank. „Sie braucht nicht so viel wie du.“ „Na super! Als wenn das positiv wäre!“ Brachte ich raus und rieb mir über die Stirn. „Alucard...ich...was..dieses eine Bild...das war nur wegen Juraj!“ Es war mir noch immer so peinlich, aber ich musste es einfach los werden, in der Hoffnung er verstand, dass dieser Kerl irgendwas mit meinen Gedanken gemacht hatte. „Wegen Juraj?“ Sein Grinsen, es fuhr durch meinen ganzen Körper und ich ging unbewusst einen Schritt zurück. „Ja, er hat irgendwas mit meinem Verstand gemacht gehabt. Lass es uns bitte vergessen, ja?“ Wie er den Kopf zur Seite neigte und mich angrinste. Also konnte ich wohl nicht darauf hoffen, dass er es vergaß? Aber zumindest schien er auch nicht angewidert von mir zu sein, machte sich eben nur über mich Lustig. Wenn sich doch nur ein Loch unter meinen Füßen auftun könnte, in das ich falle, wie schön wäre das?....Moment mal...tat sich da gerade wirklich ein Loch unter meinen Füßen au??? „Kathrin!!!!“ Er schrie meinen Namen und ich sah ihn noch auf mich zu stürmen, als ich plötzlich fiel. Kapitel 33: Kapitel 41-42 ------------------------- Kapitel 41: „AAAAAHHHHHHHHHHH“ Als ich registrierte, das ich tatsächlich ins Nichts zu fallen schien, schrie ich mir geradewegs meine Seele aus dem Hals. Alucard hatte noch versucht nach meiner Hand zu greifen, doch hatte sich das das Loch zwischen uns schon geschlossen gehabt. Ich bekam Angst und Panik, da ich nicht wusste, was gerade geschehen war und was noch kommen würde. Oder war ich vielleicht einfach nur Ohnmächtig geworden? Ist das hier alles nur ein Traum? Ich hoffte auf einen Traum. Plötzlich wurde ich von einem grellen Licht geblendet und hielt meine Arme schützend davor. Mit dem Hintern voran landete ich auf einen harten Boden und ächzte vor Schmerz auf. Es war definitiv kein Traum. Warum sollte es auch? Ich versuchte sofort aufzustehen und schwankte hin und her. Dennoch konnte ich meine Umgebung nach und nach wahr nehmen. Ich schien in einem alten Haus zu sein. Das Dach über mir hatte Löcher, durch welche ich den Nachthimmel sehen konnte und die Wände hatten tiefe Risse, sicher nicht mehr lange, bis das Gebäude seinen Geist aufgeben würde. Der Wind peitschte draußen durch die Bäume und gerade als ich mich um meine eigene Achse drehen wollte, fiel ein Stück vom Dach runter. Ich sprang schreiend zur Seite weg und landete mit dem Rücken gegen eine der Wände, welche dabei jedoch nach gab und ich den Halt nach hinten verlor. Ich sah noch, wie das Haus nun wirklich einstürzte und hielt schützend meine Arme übers Gesicht. Noch ehe einer der Steine mich allerdings treffen konnte, wurde ich weg gerissen und stöhnte dabei auf. „Hey, alles klar bei dir, kleines?“ Am ganzen Leib zitterte ich und sah nach nach oben. „Du?...Ihr?“ Um mich herum standen drei Männer und ich kannte alle drei von ihnen. Es waren die Werwölfe, welche mir einst am Tage in Rumänien Gesellschaft geleistet hatten, auf Jurajs Geheißen hin. Sofort wurde ich blass. Hieß das, er war auch hier in der Nähe und wenn, wo war ich dann gerade? Ich strampelte mich aus Jacks Armen raus, der mich sofort los ließ und aufstand. „Das ist der Dank, wenn man einem Blutsauger hilft, man wird dafür getreten.“ Kam es amüsiert von ihm, während sein Bruder ihm auf die Schulter klopfte. „Nimm es nicht so schwer, sicher wollte sie nur etwas spielen nach der Aufregung.“ Sie beide lachten, als ich versuchte aufzustehen und dann immer wieder von links nach rechts torkelte, bis ich meinen Gleichgewichtssinn wieder hatte. Ich schlang die Arme um mich und lies meinen Blick sofort umher wandern. Das Haus, in welchem ich eben noch gewesen war, war tatsächlich zusammen gefallen und bestand nur noch aus Trümmern. So wie es aussah, musste es bestimmt schon mehrere Jahrhunderte alt gewesen sein. Zudem lag es mitten in einem Wald. Ich sah nur Bäume um mich herum und es roch nach nasser Erde und Kiefern. „Wo bin ich?“ Ich sah zu den dreien hin, welche noch immer darüber lachten, das Jack von mir getreten wurde. „Ein paar Kilometer von Durau entfernt.“ Durau? Was war Durau? Ich sah sie noch fragender an, woraufhin Jack mit den schultern zuckte. „In den Karpaten.“ Also war ich schon wieder in Rumänien? Aber dieses mal wo anders, wie es schien. Denn diese Gegend hier sagte mir nichts. „Habt ihr mich hier her geholt und wenn ja, wie?“ Ich ging noch ein paar Schritte von ihnen weg, da sie sich auf mich zu bewegt hatten. „Wir haben nur gesagt bekommen, das wir hier auf dich warten und aufpassen sollen.“ „Was beinahe in die Hose gegangen wäre.“ Meinte der andere der drei Werwölfe. Ich wusste seinen Namen nicht mehr, doch den des anderen, welcher sich hinterm Ohr kratzte. „Juraj hätte uns das Fell über die Ohren gezogen, wenn dir was passiert wäre.“ Kam es von Sorin. Bei dem Namen zuckte ich zusammen. „Ist er hier??“ Meine Stimme musste mich verraten haben, genau wie meine ganze Körpersprache, denn alle drei sahen mich verwundert an. „Nein, noch nicht. Er wird aber bald hier sein.“ „Verdammt..ich muss schnellstens hier weg!“ Und damit drehte ich mich um und rannte in den Wald hinein. Es war mir egal, das ich mich hier nicht auskannte. Ich konnte nicht dort stehen bleiben und auf ihn warten. Die drei folgten mir und ich brauchte nicht mal zu versuchen sie abzuschütteln, da Sorin bereits neben mir lief. Doch sie machten auch keine Anstalten mich aufzuhalten. Irgendwann blieb ich deswegen stehen. „Verschwindet!“ Ich hatte die Befürchtung, solange sie in meiner Nähe waren, würde er mich mit Leichtigkeit finden. „Wow. Was ist denn mit dir los?“ „Echt mal, letztes mal wirktest du um einiges entspannter und nicht so angriffslustig.“ „Anscheinend doch genau wie alle anderen Blutsauger.“ Die drei standen in einer Art Halbkreis um mich herum. Zudem trugen sie nur Hosen, welche knapp über die Hüfte gingen. Keine Schuhe oder sonstiges und obwohl ich durch den Minuten langen Lauf gerade etwas verschwitzt war, hatten sich bei denen noch nicht mal kleinste Schweißtropfen gebildet. „Ihr versteht das einfach nicht! Juraj darf nicht in meine Nähe kommen!“ Wieder sahen sie mich verständnislos an und ich begann von einem Fuß zum anderen zu tänzeln. Ich hatte keine wirkliche Angst vor ihnen hier und eigentlich konnte ich sie sogar leiden, aber sie verbauten mir die Möglichkeit vor Juraj zu fliehen. „Tut mir leid.“ Als ich das sagte, kratzte sich der eine von ihnen am Hinterkopf. „Hä?“ Fragte er und ich rannte auf ihn zu, rammte ihm mein Knie in den Bauch. Als Jack daraufhin mich angreifen wollte, schlug ich ihm meinen Ellbogen gegen das Brustbein und Sorin bekam meine Faust gegen den Kiefer. Damit brachte ich dir drei nur kurz aus der Fassung, aber es reichte um los zu laufen. Ich fand es nur mehr als blöde, das ich auch keine Schuhe anhatte und hier Barfuß herum lief. Zum Glück aber schien es mir nicht so viel aus zu machen, zumindest bis ich auf einen Kieferzapfen trat und vor Schmerzen schrie. Ich hüpfte einige Meter auf dem linken Bein vorwärts und setzte mich dann auf den Boden. „Scheiße!!“ Fluchend sah ich mir die Bescherung an und fluchte nochmal. Ich musste weiter, das war mir klar, doch als ich versuchte mit dem Fuß aufzutreten, tat es so höllisch weh, das ich mich nur wieder hin setzte und einfach hoffte, ich war schon weit genug weg gekommen. Meine Hoffnung aber wurde zerstört, als ich das knacken von Ästen hörte und dann sah wie die drei hinter einigen Bäumen auf mich zugelaufen kamen, schließlich vor mir hielten. Jack knurrte mich an und wollte gerade sich auf mich stürzen, als er die Tränen in meinem Gesicht sah. „Verdammt! Seit wann weint ein Blutsauger!!“ „Seit wann verletzt sich einer, wenn er auf einen Kiefernzapfen tritt?“ Fragte der andere und sie sahen mich durchdringend an. Ich wischte mit dem Unterarm über meine Augen. „Du bist verdammt eigenartig, Blutsauger.“ „Ich heiße Kathrin!!“ Berichtigte ich den Wolf und zuckte kurz zusammen, als der Schmerz durch meinen Fuß ging. „Lass mal sehen.“ Sorin kniete sich zu mir runter und nahm mein Bein in die Hände. Erst wollte ich ihn weg stoßen, ließ es dann aber, es hatte eh keinen Sinn. „Du riechst wie ein Blutsauger, der schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel haben müsste, benimmst dich aber wie ein kleines Blutsaugerbaby, das gerade mal die erste Nacht hinter sich hat.“ Spottete er und die anderen mussten auch lachen. Zumindest hatten sie ihren Humor wieder und wollten mich nicht mehr zerfleischen, weil ich ihnen eine rein gehauen hatte. „Bewusst habe ich gerade mal ein paar Monate hinter mir...“ Er hielt sofort inne und sah zu mir hoch. „Wie nur ein paar Monate?“ „Ich bin noch nicht lange einer!“ Das ich von Geburt an einer war, mussten die ja nicht wissen und zudem lebte ich vorher ja wie ein Mensch, also war ich für mich auch einer gewesen. „Dann ist vielleicht ganz gut, das ich dir nicht den Arm ausgerissen hab.“ Jack räusperte sich und sah ohne besonderes Ziel in den Wald hinein. „Ich auch.“ Jetzt legte sich doch ein kleines Lächeln auf meine Lippen, welches aber gleich wieder verschwand, als ich daran dachte, was ich eigentlich hier machte und warum die drei hier waren. „Ich muss noch immer hier weg..hört zu, ich hab nichts gegen euch, aber ich muss von Juraj weg!“ „Warum?“ „Eine längere Geschichte, aber ich kann nicht hier bleiben!“ „Juraj hat uns hier her geschickt um auf dich aufzupassen, warum also sollte er dir dann was tun?“ „Weil er Böse ist!“ Zischte ich Sorin an, der nun lachen musste. „Böse? Er doch nicht.“ Was? Sprachen wir hier eigentlich die selbe Sprache und kannten wir den gleichen Juraj? „Natürlich ist er Böse! Verdammt nochmal, der Kerl hat keine Probleme damit, irgendwelche Menschen umzubringen!“ „Blutsauger auch nicht.“ Wieder sah ich zu dem einen Wolf hin und wollte was sagen, doch senkte ich dann meinen Blick. Er hatte wohl recht, also war dies das falsche Argument gewesen. „Er hat mich gezwungen bei ihm zu bleiben und hatte mich eingesperrt!“ „Hätte ich auch gemacht, wer weiß schon ob du uns nicht sonst umbringen würdest.“ „Ich kann niemanden umbringen!...niemanden von euch..glaube ich...“ Hoffte ich auch und seufzte schließlich. Ich lag doch nicht so falsch! Wieso also dachten die drei das dieser Juraj gut war? „Was wenn ihr euch in ihm täuscht? Wenn er nicht der ist, für den er ihn haltet?“ „Bis jetzt hat er uns noch kein Leid zugefügt.“ „Ganz im Gegenteil sogar, er hat dafür gesorgt, das ein Schutzbann über unser Rudel gelegt wurde und kein Mensch in einem Umkreis von 70 Kilometern uns zu nahe kommt.“ „Und das hat er einfach so gemacht??“ Wieder zuckten sie mit den Schultern. „Als Gegenleistung verlangt er nur unsere Treue oder ab und an ein paar Gefallen, wie jetzt gerade.“ Sorin sah mich kurz grinsend an. „Du wirst doch entschuldigen.“ „Was...?“ doch bevor ich weiter fragen konnte, riss er ein Stück von meinem Oberteil ab, wobei ich aufschrie und von ihm weg wollte, er mich aber fest hielt. „Schön sitzen bleiben.“ Dann wickelte er das Stück um meinen Fuß und die Wunde. „Wieso hast du mich nicht einfach gefragt??“ „Warum sollte ich?“ Er stützte sich mit den Händen auf seinen Oberschenkeln ab und stemmte sich nach oben. Ich folgte ihm auch gleich und zischte wieder auf vor Schmerzen. „also glaubt ihr mir nicht, das ich vor ihm fliehen muss?“ „Das könnte schon Möglich sein, aber da wir uns mehr zu unserem Rudel verpflichtet fühlen als zu dir, werden wir sicher nicht dafür sorgen, das er den Bann zu unserem Schutz verschwinden lässt.“ Ich seufzte und stützte mich an Sorins Schulter ab. „Er manipuliert euch, das kann der verdammt gut.“ „Vielleicht, aber selbst dann ist es uns egal.“ Was konnte ich auch anderes erwarten? Sicher würde ich genau so handeln, wenn meine Familie auf dessen Schutz angewiesen wäre. „Könnt ihr mir dann einen Gefallen tun? Wenn er hier auftaucht bei mir bleiben und darauf bestehen bei mir zu bleiben?“ Eventuell hatte ich so eine kleine Chance, sollte der Kerl mir zu nahe kommen und die würden vielleicht auch mit bekommen, was für ein Mistkerl Juraj wirklich war. Von wegen der nette Drache von nebenan! „Warum sollten wir?“ Ich sah zu Jack und versuchte irgendwie hilfesuchend auszusehen, was ihn aber nur zum lachen brachte und ich daher mit den Augen rollte. „Bitte.“ „In Ordnung, wir werden sehen was passiert.“ „Jedenfalls können wir ihm sagen, solltest du nochmal versuchen abzuhauen, können wir dich ziemlich schnell wittern und einfangen.“ „Die Option gefällt mir kein bisschen.“ Murrend humpelte ich neben Sorin her, als wir einige Schritte weit gingen. „Das kann man sich echt nicht weiter mit ansehen!“ Bevor ich was fragen konnte, hob mich Jack plötzlich hoch und setzte mich auf seine Schulter. „Hey!! Lass mich sofort runter!!“ Ich fühlte mich dabei nicht sehr wohl und kam mir plötzlich wie ein kleines Kind vor. Doch er ignorierte mich und ging einfach los. Nun, zumindest hatte er mich nicht über die Schulter geworfen, doch hätte er das getan, hätte ich sicher nicht ständig irgendwelche Äste von meinem Gesicht fern halten müssen. „Kannst du dich nicht kleiner machen?“ „Kannst du dich nicht einfach auflösen und irgendwo anders wieder auftauchen?“ Verdammt, zu gerne hätte ich das gekonnt und schlug schon wieder einen Ast zur Seite, der vor meinem Gesicht war. Irgendwann kamen wir bei den Trümmern des Hauses wieder an und Jack setzte mich in der Nähe auf einem Stein ab. Wieso hier? Wir hätten doch auch irgendwo anders warten können. Außer Juraj konnte die drei nicht so einfach finden, wie ich gedacht hatte. Es brachte mir nichts, darüber nach zu denken. „Also Kleines...“ „Kathrin!“ „Blutsauger!“ Ich hob die Hände hoch und gab damit auf. „Dann lieber Kleines.“ Besser als ständig von ihnen mit Blutsauger angesprochen zu werden. „Geht doch.“ Er wuschelte mir durch die Haare. „Lass das!“ Als ich seine Hand weg schlagen wollte, lachte Jack nur und setzte sich hin. Die anderen beiden taten es ihm gleich. „Seit wann bist du ein Blutsauger, Kleines?“ Genervt rollte ich die Augen und begann dann an meiner Hand zu zählen. Sollte ich die Zeit mit rechnen, welche ich verschlafen hatte? „nicht ganz ein Jahr..in etwa 10 Monate.“ „Dann bist du doch gar nicht mehr so jung.“ „Nein, einfach nur verdammt schwach und zu nichts zu gebrauchen.“ Ich rieb mir über die Stirn. Jetzt musste ich mir das auch noch von den Werwölfen sagen lassen, was ich selber bereits wusste. Wenigstens waren das mal welche, die mir glauben könnten, das ich nichts besonderes war und auch nichts besonderes drauf hatte. „Wirklich Schade, das die dich so jung zu einem gemacht haben.“ „Hä?“ fragend sah ich hoch. „Na du siehst verdammt jung aus..14?“ „17!“ Korrigierte ich ihn und fasste es nicht! Wie kam der auf 14?? „Dann wurdest du mir...16 verwandelt? Wie gesagt, wirklich Schade.“ „Was ist daran denn Schade?“ Konnte mir das vielleicht mal einer erklären? „Weil du wohl für immer so jung aussehen wirst. Bestimmt wäre aus dir was schöneres geworden.“ „Und ich würde dir jetzt am liebsten in den Arsch treten, wenn das nicht so verdammt schmerzhaft für mich wäre!!“ Jetzt hatten die es auch noch geschafft, dass mein Selbstwertgefühl ins Bodenlose fiel. „Wartet mal..heißt das ich altere wirklich nicht mehr?? Aber ich will nicht auf ewig in dem Körper einer sechzehnjährigen bleiben!!“ Diese Frage hatte ich mir schon mal gestellt und ich hoffte so sehr, das es nicht stimmte. Sollte ich wirklich auf ewig so herum laufen? Als Teenager? Verdammt!! „Kannst es ja positiv sehen.“ „Was denn?? Das ich selbst in hundert Jahren noch nach einen Ausweis gefragt werde, weil ich Minderjährig aussehe?“ Als sie lachend die Schultern zuckten, hätte ich ihnen wirklich am liebsten in die Fresse geschlagen. Das war nicht witzig! Das war mein Leben! Meine Zukunft! Mein Körper! „Du wirst leichter an Menschen ran kommen. Ist doch auch was. Bestimmt werden die jemanden, der so unscheinbar aussieht, nicht gleich verdächtigen.“ Und wieder bekam mein Selbstwertgefühl einen Schlag. Unscheinbar? Mein Leben war ruiniert! „Und bestimmt niemals einen Freund haben...“ Kam es leise über meine Lippen, als ich daran dachte. Denn ich wollte sicher keinen Teenager ständig an meiner Seite haben, wenn ich älter war. Obwohl, kurz dachte ich doch wieder an Marcus, er war etwas älter gewesen. Eventuell bestand doch noch Hoffnung, bei wenigen. „Wozu einen Freund?“ Wozu? Ich wurde etwas rot um die Nase bei dieser Frage. „Das sollte euch nicht interessieren!“ „Oh, ach deswegen...Komisch. Dachte immer Blutsauger sind des Sexes gar nicht fähig.“ Als Sorin das so einfach raus haute, blieb mir glatt die Spucke weg und ich sah zu ihm hin. Das Thema war nicht gerade etwas, das ich so leicht ansprechen konnte und eigentlich auch nicht wollte. Vor allem nicht mit drei Männern, welche ich so gut wie gar nicht kannte. „Wie gar nicht fähig?“ Fragte ich dann dennoch und hoffte die meinten das nicht so. „So weit ich mal gehört habe, sollen die Blutsauger keinen hoch bekommen und die Frauen kein Interesse an etwas Spaß in der Richtung haben!“ „WAS?.,.Heißt das ich werde als alte Jungfrau irgendwann enden??“ Was mir nun einfach so raus gerutscht war und ich sofort die Hand vor meinem Mund hielt, wohl knallrot anlief. „Wenn du willst, kann ich das ändern, süße Dakaria.“ Bei dieser Stimme zog sich alles in mir zusammen und ich hielt kurz den Atem an. „Ganz sicher nicht!“ Ich drehte mich um und fixierte diesen Mistkerl ganz genau. Ich hatte ihn nicht näher kommen hören und die drei Wölfe schienen auch überrascht zu sein, standen sofort auf. „Wie hast du mich hier her geholt?“ Denn freiwillig war ich nicht hier her gekommen. „Ein paar kleine Gefallen eingefordert und den einen oder anderen dazu überredet mir zu helfen.“ Ich hasste ihn immer mehr. Als sein Blick zu meinem Fuß ging, legte sich ein Grinsen auf seine Lippen. „Hattest du versucht zu fliehen und bist gescheitert?“ „Hast du dir nicht die Flügel verbrannt, bevor du abgehauen bist wie ein kleines Kind?“ Sein Grinsen verschwand sofort und dennoch richtete er nicht den Blick von mir ab, nicht mal als er mit den anderen dreien sprach. „Ihr könnt gehen und gibt eurem Leitwolf Bescheid, dass ich für weitere 5 Jahre den Schutzbann bestehen lassen werde.“ Jetzt sah ich zu den dreien mit einem flehenden Blick. „Ähm..sollten wir nicht lieber hier bleiben?“ Versuchte es Sorin wirklich und ich war ihm dankbar, doch winkte Juraj ab. „Wir könnten ihre Fährte aufnehmen, wenn sie versucht abzuhauen.“ Gab Jack das doch auch für mich ziemlich gut klingende Argument von sich. „Ihr habt ihn doch gehört, ihr sollt gehen!“ zischte ich zu ihnen und hoffte wenigstens, das der Mistkerl nicht mit bekam, wie ich log. Er fing tatsächlich an zu überlegen. „Einer reicht von euch aus dafür.“ Einer nur? Einer konnte bestimmt herzlich wenig gegen ihn ausrichten, aber vielleicht würde er mit bekommen, was für ein Drecksack er war. „Ist gut, ich bleibe.“ Sorin sah zu den anderen beiden und nickte ihnen zu. Diese klopften ihm auf die Schulter und drehten sich weg. Was ich dann sah, brachte mich dazu, schnell von dem Stein zu springen und weg zu humpeln, jedoch nicht sehr weit, dank der Schmerzen. Die Beiden verwandelten sich noch im gehen. Ihre Knochen knackten richtig laut und ihre Körper begannen sich zu verformen. Die Gesichter wurden länger und veränderten ihre Gestalt. Fell wuchs auf ihren Körper und die Hosen, welche sie trugen, begannen zu reißen und hingen nur noch in Fetzen an ihnen, als sie sich nach vorne beugten und mit ihren Händen auf den Boden abstützen. Diese wurden zu riesigen Pfoten, mit großen Krallen, welche sicher so einiges zerreißen konnten. Meine Hand hatte ich vor dem Mund gehalten und hoffte bei dem Anblick mich nicht zu übergeben. Der Hüftknochen schob sich vor und ich sah, wie er sich unter deren Haut verformte und schließlich ihre Beine sich auch verwandelten. Die letzten Fetzen der Hose rissen die beiden mit ihren Schnauzen von sich. Sie sahen wirklich aus wie Wölfe, nachdem es vorbei war, aber sie waren in dieser Gestalt etwa genau so groß wie ich und mir rutschte glatt das Herz in die Hose. Keinen von denen will ich jemals in Feindschaft begegnen. Der eine, welcher vorher Jack war, hatte dunkelbraunes, geflecktes Fell und schnaubte mir zu, als wenn er sagen wollte, ich solle mich nicht so haben. Dann aber rannten die beiden los. Ich stützte mich an einem Baum ab und musste erst mal wieder richtig zu Atem kommen, bzw. mich beruhigen. „Triff uns in der Stadt Durau. Da du sie ja angeblich wittern kannst, wirst du uns finden.“ Ich sah zu Juraj, der den Arm nach mir ausstreckte, ich ihn aber weg schlug. „Fass mich nicht an!!“ „Ich hab wenig Geduld zur Zeit, also sei ruhig!“ Er befahl es mir richtig und als er wieder nach mir griff, schlug ich erneut seine Hand weg, doch packte er mich dann mit der anderen am Handgelenk und zog mich gleich mit sich in die Finsternis hinein. Es dauerte nicht mal fünf Sekunden und wir tauchten in einem etwas kleinem, aber geräumigen Zimmer wieder auf. Es war ein Wohnzimmer, da ein Sofa an der Wand und an der anderen ein Fernseher auf einem Tisch stand. Ebenso war eine Schrankwand hier drinnen aus dunklen Holz, in welchem ich Geschirr drinnen liegen sah. Die Fenster hatten Klappen dran, welche geschlossen wurden und ich nahm mal an, das diese nicht so einfach aufzumachen waren. Von innen jedenfalls schon mal gar nicht. Noch waren wir alleine hier und er stieß mich zur Seite weg, so das ich auf dem Sofa landete. Sofort zog ich meinen Fuß hoch und hielt ihn zwischen meinen Händen, um irgendwie den Schmerz zu stoppen. „Du wirst diesen Raum solange nicht verlassen, bis ich was anderes sage!“ „Und was wenn doch? Was willst du dann machen??“ Ich ließ mich von ihm sicher nicht so leicht unterbuttern! Dann jedoch hatte ich seine Hand an meiner Kehle und er druckte mich nach hinten, gegen die Sofa-Lehne. „Ich kann dir jeden einzelnen Knochen in deinen Beinen brechen! Und wenn sie beginnen zu heilen, werde ich es gleich wieder machen!“ Na also, von wegen netter Drache! Wieso nur konnte Sorin nicht jetzt schon hier sein und das mit hören? „Wenn Alucard mich findet, wird er dich fertig machen!“ Und ich war sicher, das er mich finden wird..und ich hoffte auch, das er mich wieder suchen wird und nicht genug davon hatte. „Wenn! Ich habe dieses Mal nichts dem Zufall überlassen. Was glaubst du, warum ich dich hab Abseits von irgendwas auftauchen gelassen hab und nicht selber dich empfangen habe? Zudem ist dieser Raum mit einem Bann belegt. Keiner wird dich hier drinnen finden können, du wirst für alle anderen nicht mal existieren, solange du hier drinnen bist.“ Was meinte er damit? Er drückte noch fester zu und ich griff an seine Hand, kratzte drüber, damit er mich los ließ. „Nicht mehr lange, bald haben wir es geschafft, Dakaria.“ Jetzt sprach er wieder mit dieser sanften und ruhigen Stimme und am liebsten hätte ich was erwidert, konnte aber gerade nicht sprechen. Dann jedoch ließ er von mir ab und ging etwas zurück. „Du bleibst hier drinnen! Sonst werde ich deinem Schoßhund zudem wohl einschläfern müssen.“ Mit großen Augen sah ich zu ihm. „Als wenn sie von sich aus vorgeschlagen hätten bei dir zu bleiben.“ Er lachte und ging zur Tür. „Also vergiss nicht, verlässt du dieses Zimmer, werde ich dir sämtliche Knochen in den Beinen brechen und den Wolf zur Hölle schicken!“ Mit den Worten ging er durch die Tür und ließ mich hier alleine zurück. Kapitel 42: Der zweite Tag in Folge, welchen ich in diesem verdammten Zimmer war. Sorin schlief zur Zeit auf der Couch. Er hatte das Zimmer nicht mehr verlassen, seid dem wir beide festgestellt hatten, dass er mich jedes mal vergisst, sobald er aus diesem raus ging. Es war eigenartig gewesen. Hier her kam er nur, weil er Juraj in der Nähe gewittert hatte und sich aus irgend einem Grund sicher war zu ihm zu müssen. Das es wegen mir war, wurde ihm erst klar, als er das Zimmer betrat. Anfangs konnte er es selber nicht glauben, wie ich und hatte sich einen Spaß draus gemacht,immer wieder bei der Tür hin und her zu springen. Obwohl ich hier im Zimmer stand und er mich hätte sehen müssen, sagte er, das er nur einen leeren Raum gesehen hatte und wieder nicht wusste, was er dort tat. Erst nachdem er das Zimmer wieder betrat, wusste er plötzlich, was er hier machte. Damit er nun nicht einfach weg ging, hatte ich ihn geradezu angefleht das Zimmer nicht mehr zu verlassen. Mit dem Rücken gegen der Wand gelehnt saß ich auf dem Boden und sah zu der Tür hin. Meine Gedanken gingen zur Zeit überall hin. Was wenn Alucard mich auch vergessen hatte? Denn eine Verbindung konnte ich bisher nicht zu ihm herstellen, egal wie sehr ich es versucht hatte. Dann dachte ich auch daran, was wenn meine eigenen Eltern sich nicht mal mehr an mich erinnern konnten und wie war das verdammt nochmal möglich? Die Hände hatte ich vor meinem Gesicht zusammen geschlagen und lehnte meine Stirn dran. Ich musste auch kurz an das Gespräch im Wald mit den dreien zurück denken. Als sie so offen über die eine Sache gesprochen hatten. Noch immer wurde ich rot um die Nase, wenn ich nur daran dachte. Ich sollte eigentlich wissen, dass sie unrecht haben, denn ansonsten wäre ich wohl kaum hier oder wie sollten meine wirklichen Eltern mich ansonsten gemacht haben? Zudem hatte ich sehr wohl Interesse an dem einen...was ich ganz schnell wieder vergessen sollte, als ich bereits erneut begann mir bestimmte Szenen in meinem Kopf auszudenken. Seufzend ließ ich den Kopf nach hinten gegen die Wand fallen und schloss meine Augen. Das Juraj seine Drohung war machte, sollte ich versuchen hier abzuhauen, konnte ich mir sehr gut vorstellen und biss mir auf die Innenseite meiner Wange. Das er mir drohte alle Knochen zu brechen, damit konnte ich komischerweise klar kommen. Aber nicht das er Sorin dafür umbringen würde. Er hatte mit dem nichts zu tun, bis auf das er mich im Wald eben auch gejagt und festgehalten hatte. Doch nur weil er es nicht anders wusste und zu seiner Verteidigung, er blieb gerade jetzt hier bei mir um sich eventuell ein anderes Bild von Juraj zu machen. Hier herum zu jammern brachte nichts, vor allem da mein Magen sich langsam bemerkbar machte. Bisher hatte mir noch niemand etwas zu trinken gebracht und ich wusste nicht, ob dies so beabsichtige war. Aber um so länger ich hier blieb und um so länger jemand dabei in meiner Nähe war...einen kurzen Blick riskierte ich auf den schlafenden Wolf und leckte mir über einen meiner Eckzähne, schüttelte dann aber schnell den Kopf um diesen Gedanken zu verbannen. Noch war ich Herrin meiner Sinne und atmete tief durch, begann mich zu konzentrieren. Ich versuchte wieder eine Verbindung zu Alucard aufzubauen. Irgendwie musste es doch funktionieren. Ab und an kam es mir so vor, als wenn ich kurz davor stünde, doch gegen eine Barriere sprach, genau wie jetzt schon wieder. Das durfte einfach nicht wahr sein! Schloss er mich absichtlich von sich aus? Aber warum? Irgendwie glaubte ich die Antwort zu kennen. Wenn er sich auch nicht an mich erinnern konnte, warum sollte er es dann zulassen, das ich mit ihm sprach? Ich war verloren, konnte auch gleich aufgeben. Minuten verstrichen in denen ich in Selbstmitleid verging und dann aber wieder neuen Mut zusammen nahm. Vielleicht war Alucard auch einfach eine Nummer zu groß für mich in dieser Hinsicht. Eventuell sollte ich es mit jemanden probieren, der nicht so viel Macht hatte? Was schadete es schon, dies zu probieren? Also versuchte ich jetzt irgendwie mit Sera in Verbindung zu treten. Eventuell schaffte ich es ja, auch wenn ich das vorher nie getan hatte, aber sollte es denn anders sein als mit ihm? Das die beiden sich untereinander Unterhielten hatte ich schon mal mit bekommen, nur das Sera dann immer richtig sprach, während er nur in ihren Kopf zu sprechen schien. „Komm schon Kathrin..zeig was du drauf hast...“ Redete ich mir selber Mut zu und atmete nochmal tief durch. Ich ballte die Fäuste und fing an mich auf sie zu konzentrieren. Was Sera wohl gerade machte? Wie spät es in London wohl war? Ich hoffte nur, sie war auch wach. Die Zeit verging und immer wieder aufs neue versuchte ich eine Verbindung zu ihr aufzubauen, doch war es noch schwerer als jene zu Alucard, die mir nur gerade nichts brachte, doch Aufgeben war eine Option, die ich mir nicht leisten durfte. „Komm schon Sera...hörst du mich?....kannst du mich hören?“ Ich flüsterte die Worte immer und immer wieder vor mich hin in den kommenden Stunden, selbst noch als Sorin aufgewacht war und mich fragte, was ich da tat. Zum Glück rief er nicht Juraj, sondern ließ mich einfach machen, wofür ich ihm wieder dankbar war. Doch schließlich gab ich auf, ich konnte meinen Fokus nicht mehr halten und öffnete die Augen. Mein Magen knurrte schon wieder und ich sah erneut zu Sorin hin, der sich auf der Couch gerade durch streckte und dann mit einer fließenden Bewegung aufstand. Er brauchte viel Bewegung und hier drinnen konnte er sich diese nur holen, in dem er anfing durch den Raum zu laufen, immer wieder im Kreis. Mit meinem Blick verfolgte ich seine Bewegungen und fing bald schon an, seinen schneller werdenden Puls wahr zu nehmen. Wie gerne würde ich meine Zähne in seiner Haut vergraben und wie gerne würde ich diese warme Köstlichkeit zu mir nehmen. Lippen leckend stand ich langsam auf und fixierte ihn weiter, holte mich dann aber mit einer Schelle selber wieder zurück. „Sorin..du solltest verschwinden...“ Auch wenn ich es eigentlich nicht wollte, es war besser als ihn anzufallen. „Hm? Warum?“ Er blieb stehen und sah zu mir, musste meine Qual mit bekommen haben, als er in Richtung Tür ging. „Du willst mich beißen, Blutsauger??“ „Verdammt ja!! Hau ab!!“ Schrie ich ihm entgegen und fauchte dann sogar. „Du hältst nicht mal ne Woche ohne zu trinken aus?“ „Muss ich das denn?“ Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich stieß mich von der Wand ab, kam langsam auf ihn zu, dabei den Blick immer auf diese schöne pochende Stelle an seinem Hals gerichtet. Als er geschlafen hatte, konnte ich mich noch gerade so daran hindern über ihn her zu fallen, doch jetzt wo er wach war und ich so viel Energie drauf verschwendet hatte mit Alucard oder Sera in Verbindung zu treten, begann meine Beherrschung zu bröckeln. „Geh...oder ich werde mich nicht mehr beherrschen können.“ Zischte ich ihm zu und meine Umgebung begann bereits zu verschwimmen. Das war kein gutes Zeichen, es fehlte nicht mehr viel, bis ich die Kontrolle über mich verlor und ich wollte ihm nicht schaden, auch wenn ich glaubte, das er mir wohl eher schaden würde. „Ist gut Kleines, ich werde gehen, warte nur etwas.“ Ich sollte warten? Wusste er eigentlich wie schwer es für mich war, nicht hier und jetzt mich auf ihn zu stürzen? Er griff den Block vom Tisch und notierte sich was, steckte den Zettel zerknüllt in seine Hosentasche und ging schließlich aus dem Zimmer raus. Ich wusste, das er mich schon vergessen hatte, als sein Fuß über die Schwelle getreten war und als er die Tür hinter sich schloss, sprang ich gerade zu an diese und schlug dagegen mit einem lauten Schrei. Aber wenigstens war die Versuchung weg. Ich kam wieder richtig zu mir und setzte mich auf das Sofa. Ob ich irgendwann des Hunger wegen hier ausbrechen würde? Doch müsste Juraj dies nicht klar sein? Also warum ließ er mich verdammt nochmal hungern? Ich legte mich hin und versuchte zu schlafen. Vielleicht brachte das ja was. Irgendwann schlief ich wirklich ein, wachte aber auch auf, als die Tür aufging. Ich richtete mich gleich auf und sah hin. Als ich erkannte, das Juraj war, knurrte ich ihn sogar an und stand auf. „Welche Aggression mir gegenüber. Ich dachte du freust dich über einen kleinen Besuch.“ „von dir nicht!“ fuhr ich ihn an und ballte die Fäuste. Vielleicht sollte ich ihn angreifen und beißen, bei dem Gedanken musste ich kurz schmunzeln. „Ich bekam durch Zufall eine Nachricht von deinem Wolf.“ „Meinem Wolf?“ Meinte er Sorin? Kurz hatte ich das Bedürfnis Dark zu sagen, aber das war wirkliches Wunschdenken, vor allem als ich sah, das er das zerknüllte Papier in Händen hielt. „Er schreibt, du hast Hunger? Nun, dann sollten wir etwas dagegen tun, denkst du nicht auch?“ Was hatte dieser Mistkerl vor? „Dir kann es doch egal sein!“ Er zuckte mit den Schultern und steckte danach die Hände in seinen Hosentaschen. „Du bist jung und deine Beherrschung hält sich in Grenzen. Wenn du wegen so etwas lausigem wie Hunger die Kontrolle verlierst und hier ausbrichst, habe ich nicht wirklich viel davon.“ Sollte das heißen, sobald ich hier raus war, würden sich auch alle anderen an mich erinnern, so als wenn jemand hier rein kam. „Wie ist es eigentlich möglich, das du genau zu wissen scheinst, das es mich gibt, während alle anderen mich vergessen?“ Was war sein Geheimnis? Ein fieses Lächeln auf seinen Lippen und er tippte auf sein Hemd..nein, nicht auf sein Hemd, etwas da drunter an einer Kette. Was es war, konnte ich aber nicht sehen, dank des Stoffes drüber. „Also, was möchtest du haben? Ein Kind? Einen Erwachsenen? Mann? Frau? Jung? alt?“ Sollte das ein Scherz sein? Wenn konnte ich nicht drüber lachen. „Wie wäre es mit einem Drachen?“ Jetzt sah er mich überrascht an. „Du willst von mir trinken? Dakaria. Zu einem anderen Zeitpunkt mit vergnügen.“ Mit vergnügen sagt er? Der Kerl machte mir wirklich Angst. „Und warum nicht jetzt? Angst ich könnte dich dabei aussaugen?“ „Ganz im Gegenteil, meine Schöne. Solange dein Körper noch so schwach ist, würde mein Blut dich wohl eher von innen heraus verbrennen und ich will ungern das du dich in ein Stück Schwarzkohle verwandelst.“ Ein Schauer ging durch meinen Körper und ich schlang sofort die Arme um mich herum. „Also zurück zu der Bestellung. Was darf es sein?“ „Blut in einem Glas oder einer Flasche und derjenige von dem es ist bleibt am Leben.“ „Er soll am Leben bleiben? Na von mir aus.“ Und damit ging er wieder raus. Seufzend setzte ich mich wieder aufs Sofa und sah auf meine Hände. „Zu einem anderen Zeitpunkt?,...Igitt...mit Sicherheit niemals!“ Ich dachte an Jurajs Worte kurz zurück und schüttelte mich etwas. Der Gedanke, das ich von ihm trank, hatte ihn nicht angewidert oder ihm Angst gemacht und das wiederum bereitete mir Sorge. Tatsächlich brachte er mir etwas Blut in einem Glas. Vielleicht ein halber Liter. Ich sah nicht hin, drehte mich weg und versuchte den Geruch zu ignorieren. Solange er noch hier im Zimmer war, wollte ich nicht trinken und erst als ich sein Lachen vernahm und dann hörte wie die Tür wieder geschlossen wurde, hielt ich es nicht mehr aus und stürmte zu dem Glas. Ich kippte es in einem Zug runter und versuchte danach noch es aus zu lecken. Da ich nicht so weit runter kam, strich ich mit dem Finger den Rand entlang und leckte die mehr als köstliche Flüssigkeit von meinem Finger. Das leere Glas stellte ich auf den Tisch zurück, als der Nebel sich in meinem Kopf gelegt hatte. Es hätte ruhig noch mehr sein können, schrie mein Körper, doch sollte er sich nicht so haben. Es reichte, was ich zu mir genommen hatte vollkommen aus, redete ich mir zumindest selber ein. Zumindest fühlte ich mich bei weitem besser als zuvor und legte mich wieder hin. Den Unterarm hatte ich dabei auf meiner Stirn gelegt und die andere Hand auf meinen Bauch. Ich schloss die Augen, jetzt oder nie, dachte ich mir. Solange ich mich so gut fühlte. „Sera...bitte...hör mich....Sera.....“ Ich flüsterte ihren Namen dutzende Male und konzentrierte mich auf sie, bis ein heftiger Schmerz durch meinen Kopf schoss. „Lass mich in Ruhe!!“ Es war ihre Stimme, ich konnte sie hören und anscheinend hatte sie etwas dagegen, das ich mit ihr sprach. Mein Kopf schien zu bersten. „Sera..bitte hör auf..du tust mir weh....“ „Dann lass mich in ruhe!“ Schrie sie in meinem Kopf, doch nicht sie war es, welche mir diese Schmerzen verursachte, sondern er. Wie es aussah war Sera gerade bei ihm. „Verdammt...Sag Alucard er soll das sein lassen...er tut mir weh!“ Kurz nachdem ich dies ausgesprochen hatte, hörte der Schmerz genau so schnell auf, wie er gekommen war und ich rollte vom Sofa auf den Boden, lies meine Stirn auf den kalten Boden legen. Ich hatte noch nie eine Migräne in meinem Leben gehabt, von denen andere Leute sprachen, aber ich war mir sicher, das dieser Schmerz gerade schlimmer als solch eine war. Etwas Erholung würde mir gut tun, aber ich war mir auch im Klaren, dass ich die Zeit nicht unverbraucht verstreichen lassen durfte. Wie es aussah, hatte ich seine Aufmerksamkeit doch endlich bekommen. Ich hoffte mal, er würde nicht dafür sorgen, das mein Kopf explodierte, wenn ich gleich nochmal versuchte mit ihm zu reden. Der Schmerz eben hatte mir schon vollkommen ausgereicht. Ich atmete tief durch, beruhigte mich und lies meinen Kopf wo er war, auf dem kalten Boden. Dann aber begann ich eine Verbindung zu ihm aufzubauen und tatsächlich, keine Barriere gegen die ich stieß. Ich konnte Seine Präsenz spüren und das wiederum sorgte dafür, das ich mich gleich etwas besser fühlte. „Verlangst du so sehr, von deinem Elend erlöst zu werden?“ Seine hämische Stimme, wie ich die vermisst hatte und doch wusste ich, das ich hier gerade mit dem Feuer spielte. „Versuch mich doch zu finden, wenn du denkst, du könntest mich erlösen.“ „Als wenn ich meine Zeit mit einem Nichts vergeuden würde.“ „Einem Nichts, das es geschafft hat deine Aufmerksamkeit zu bekommen und ein Nichts das einiges über dich weiß?“ Ob er anbiss? Wenn er sich nicht an mich erinnerte, vielleicht konnte ich ihn irgendwie her locken. Wenn er nur in dieses Zimmer kam, dann würde er sich wieder an mich erinnern..aber irgendwie glaubte ich auch daran, das er mich von außerhalb schnell ausschalten konnte. Ich hoffte mal, ich schätzte ihn richtig ein, das er so was gerne aus der Nähe tat. „Was glaubst du über mich zu wissen?“ Er war neugierig..oder aber versuchte nur mich im Gespräch zu halten um den richtigen Moment zu fassen und mir wieder solche Schmerzen wie eben zu bereiten. „Ich weiß, dass du zum Lachen in den Keller gehst..nein. Ich weiß das du in London lebst, in einem Zimmer im Keller des Anwesens von...verdammt..wie war gleich dieser urks lange Name von ihr....Lady Integra..Fa..dingsbums Wingat irgendwas Hellsing.“ Irgendwann sollte ich ihn mir vielleicht doch merken, aber bisher war sie einfach nur die Verrückte für mich. Sein Lachen hallte durch meinen Kopf und so langsam konnte ich meine Stirn vom Boden nehmen. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen das untere Ende der Couch. „Du hast keine Ahnung, mit wem du dich hier einlässt.“ „Doch. Ich weiß noch vieles mehr, zum Beispiel das deine beiden Waffen dir wirklich sehr am Herzen liegen, wenn du überhaupt ein Herz hast. Vor allem die eine, auf welcher Hellsing Arm 454 Casull Auto eingraviert ist.“ Das hatte ich mir zum Glück gemerkt, als ich mit ihm ab und an gemeinsam auf dem Schießstand war und er selber mal geschossen hatte und das die beiden Waffen sehr mochte...davon ging eich einfach mal aus und hoffte das ich recht hatte. Warum sonst sollte er immer so großen Wert darauf gelegt haben, das ich selber mit einer schießen konnte? „Jetzt bin ich wirklich neugierig, wer du bist.“ „Komm her und finde es einfach selber raus.“ „Du baust eine Verbindung zu mir auf und dann willst du, das ich zu dir komme? Warum sollte ich? Wenn du unbedingt spielen willst, dann komm du zu mir.“ Wenn ich das könnte, wäre ich schon lange bei dir, du Vollidiot! Sprach ich in meinen Gedanken zu mir selber und wollte gerade weiter mit ihm reden, als die Tür aufging. Sofort unterbrach ich die Verbindung zu ihm und sah Juraj in der Tür stehen. Hatte er etwas bemerkt? Zumindest sah er mich durchdringend an. „Was?“ Wollte ich dann wissen und stand auf. „Was willst du?“ „Nachsehen ob du auch alles ausgetrunken hast.“ Er kam rein und nahm das leere Glas an sich, doch ich war mir sicher, das er nicht deswegen hier her gekommen war. „Habe ich...und ich hoffe derjenige von dem es ist, ist noch am Leben.“ „Das ist er und keine Sorge, morgen wirst du wieder etwas von ihm bekommen.“ „von dem selben? Aber das hält er nicht doch gar nicht so lange aus!“ „Nicht mein Problem.“ Damit verschwand er wieder und ich strich mir übers Gesicht. Irgendwann einmal werde ich mich sicher dafür verantworten müssen, dass meinetwegen so viele Menschen ums Leben kamen..obwohl, vielleicht war das hier ja schon die Strafe gewesen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Juraj hatte mit bekommen, das ich versuchte mit alucard in Verbindung zu treten und kam deswegen hier rein, aber er hatte nichts gesagt. Also entweder ist er ziemlich von sich überzeugt, und das dieser Bann, oder was auch immer auf dem Zimmer liegt, wirklich dafür sorgt, dass sich keiner an mich erinnert und mir hilft oder aber er wird mich stärker überwachen. Ich hatte nicht mal Ahnung ob er es überhaupt mit bekam, wenn ich versuchte mit jemand anderen in meinen Gedanken zu sprechen. Konnte er dies abfangen? Ich sollte es für heute jedenfalls sein lassen. Ich glaube es war Morgens, zumindest zeigte die Uhr beim Fernseher kurz nach sieben Uhr an, als die Tür wieder aufging und Sorin rein kam. Kaum hatte er den Fuß im Zimmer drinnen, schüttelte er seinen Kopf. „Woho...Echt, das ist noch immer so schräg!“ gab er lachend von sich und schloss die Tür wieder. Er grinste mich an und streckte seinen Körper durch. Der Geruch von Wald haftete an ihm. Scheinbar hatte er die Zeit damit verbracht draußen umher zu laufen, der Glückspilz. „Danke...Das du Juraj eine Nachricht hast zukommen lassen.“ „Keine Ursache. Dachte ist besser, als wenn du hier ausbrichst und über einen kleinen Wolf herfällst.“ Dabei zeigte er auf sich und nun musste ich lachen. „Von wegen klein, du bist fast zwei Meter groß!“ Er zuckte nur grinsend mit den Schultern und kam zu mir, setzte sich mit auf die Couch. „Was machen wir heute?“ Ich überlegte kurz und deutete dann auf den Fernseher. „Ich glaube irgend eine Serie läuft immer.“ „Oh nein! Nicht schon wieder solch einen Schwachsinn! Noch eine Folge von dieser komischen Serie Liebesstürme in den Bergen ertrage ich nicht!“ „Als wenn es mir da anders ergeht, aber was anderes läuft nun mal nicht auf diesen fünf Sendern.“ Denn mehr hatten wir hier nicht zur Verfügung und etwas anderes außer Fern zu sehen konnten wir hier auch nicht machen. Uns nur unterhalten. Irgendwelche Brettspiele gab es hier drinnen leider nicht. „Du hättest ja was mit bringen können, als du draußen warst.“ „Hätte ich gewusst, das ich, sobald ich hier rein gehe mit dir wieder alleine nur herum sitze, hätte ich es getan.“ „Was glaubst du eigentlich hier drinnen gemacht zu haben, wenn du raus gehst?“ „Nichts...geschlafen. An mehr kann ich mich immer nicht erinnern, wenn ich raus gehe.“ Wie schön, dachte ich mir und seufzte wieder etwas. „Das ist echt verrückt.“ „Wem sagst du das? Aber auch voll genial! Stell dir vor, du willst nicht das sich auch nur irgendwer an dich erinnert, warum auch immer, wäre das hier genial.“ „Ja, nur will ich, dass man sich an mich erinnert!..Glaubst du mir jetzt wenigstens, das Juraj nichts gutes im Schilde führt?“ Wieder zuckte er nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht was zwischen euch abgelaufen ist, aber bisher hat er dir doch nichts weiter getan.“ „Er sperrt mich ein!“ „Die Tür ist offen.“ Er zeigte drauf und sofort presste ich die Lippen auf einander. Ja, die Tür war auf. Nur sobald ich raus ging, würde Sorin wohl nie wieder hier her kommen oder irgendwo anders hingehen. „Vergiss es.“ „Mach ich auch, spätestens wenn ich das Zimmer verlasse.“ Dafür griff ich nach einem Kissen und schlug es ihm gegen den Hinterkopf. Lachend griff er danach und riss es mir aus der Hand. Schnell griff ich nach einem anderen und wir schlugen mit den Kissen auf einander ein. Ich hatte ja mit bekommen, das die Wölfe zu gerne spielten und herum tobten. Es gehörte einfach zu ihnen und so war es für diesen Moment zumindest nicht langweilig. Als sich schon die ersten Federn daran machten, aus einem der Kissen zu fliegen, hörten wir doch auf und setzten uns wieder auf die Couch. Ich legte die Beine dabei über die Seitenlehne und meinen Kopf an Sorins Schulter. „Wenn was ist, kannst du mich wecken?“ „Wenn du mich dann nicht beißt, kleiner Blutsauger, mach ich das.“ Ich hatte aufgehört ihn zu ermahnen mich so zu nennen und schloss meine Augen. Schlafen jedoch konnte ich noch nicht, versuchte aber so zu tun als wenn und rief in Gedanken wieder nach Alucard. Sollte Juraj rein kommen, könnte er vielleicht doch annehmen ich schlief nur, dank Sorin. Wie sehr es mir weh tat ihn dafür zu benutzen, aber ich musste in erste Linie an mich selber denken und hoffte einfach, ihm geschah nichts. „Das kleine Nichts versucht mich am Tage zu stören?“ In London war es also gerade Tag? Ein Glück das er dann nicht schlief. „Ich habe dich eben vermisst, wie klingt das?“ Fragte ich und wollte mich an ihm festhalten, an seiner Stimme, seiner Präsenz, aber rutschte immer wieder ab und verlor ihn für einen Moment. „Vorhin konntest du dich besser halten.“ „Vorhin hatte ich gerade frisch getrunken.“ Gestand ich und schaffte es dann endlich mich bei ihm festzukrallen mit den Gedanken. „Alucard, ich weiß das du in meine Träume eindringen kannst, lass uns dort reden.“ „In deine Träume? Du tust fast so, als hätte ich das bereits getan gehabt.“ „Hast du auch und ja ich weiß, du erinnerst dich nicht daran. Das ist aber egal. Bitte, tu einfach was ich dir sage.“ Jetzt lachte er wieder. „Von dir einen Befehl ausführen? Für wen hältst du dich eigentlich?“ „Für jemanden, der weiß, das du es hasst, wenn man dich Dracula nennt.“ Und damit unterbrach ich die Verbindung schnellstens, noch ehe er mir wieder einen Schmerz durch den Kopf jagen konnte, doch einen kleinen stich hatte ich noch gespürt, war froh so schnell gehandelt zu haben. Ich zuckte dabei leicht zusammen und spürte wie Sorin seinen Arm um meine Schulter legte. Was er wohl gerade dachte? Egal. Ich hoffte es hatte geklappt und ich hatte seine Aufmerksamkeit noch mehr auf mich gezogen. Jetzt musste ich nur noch einschlafen, was sich aber als schwerer herausstellte als es war. Mit Gewalt einzuschlafen funktionierte irgendwie nie so gut. Ich brauchte sicher an die drei Stunden, bis ich endlich mal weg gedämmert war. Kapitel 34: Kapitel 43-44 ------------------------- Kapitel 43: „Wieso kannst du nicht einfach das machen, was ich sage?“ „Weil ich es nicht will!“ „Kathrin! Tu was deine Mutter dir sagt!“ „Vergiss es! Ich will nicht in den See! Da wimmelt es von Fischen!“ „Es sind nur Fische!! Die werden dich nicht auffressen!“ „Das kannst du nicht wissen!!“ Ich stand mit meinem Eltern an einem See und wollte einfach nicht rein, ich war mir sicher das diese Fische mich auffressen würden und doch zwangen sie mich hinein. Gerade als ich meinen Fuß ins Wasser halten und die Fische mich tatsächlich angreifen wollten, schreckte ich zurück und schrie meine Eltern an, welche plötzlich verschwanden. Verwirrt sah ich zu der Stelle hin, als aus dem Nichts Alucard vor mir auftauchte. Das hieß..ich schlief und träumte gerade und er war wirklich her gekommen. Erleichterung machte sich in mir breit und ich lächelte ihm zu. „Wer bist du?“ Und da verschwand mein Lächeln. Ich dachte, wenn er mich sieht, weiß er vielleicht wieder wer ich war. Aber dem war nicht so. Er kam näher auf mich zu, doch ging ich keinen Schritt zurück. „Du siehst Vladiana verdammt ähnlich, aber du bist nicht sie! Wie siehst du wirklich aus?“ Glaubte er etwa, ich könnte meine Gestalt ändern? Kann ich denn so was? Er ging um mich herum, doch beim Wasser versank er nicht, sondern ging auf diesem. Nur ein Traum, das sagte ich wieder und wieder zu mir selber. „Ich heiße Kathrin und Vladiana ist meine Mutter. Daher sehe ich ihr ähnlich.“ „Vladiana hat keine Kinder.“ „Woher willst du das wissen? Hast du sie in den letzten Jahrzehnten gesehen?“ Sonst immer sagte er, er kannte sie nur flüchtig, hatte ihr dennoch ein Versprechen gegeben. Warum also nicht die Situation kurz ausnutzen und raus finden, ob er nicht doch mehr wusste oder mir vieles verheimlichte. „Ich habe sie seit über 100 Jahren nicht mehr gesehen.“ Mist, also hatte er dazu die Wahrheit gesagt. „Woher willst du dann wissen, dass sie in diesen hundert Jahren nicht irgendwann ein Kind hatte?“ „Ich hätte von diesem Kind erfahren, jeder hätte irgendwann davon erfahren.“ „Wieso jeder?“ Jetzt stand er wieder vor mir und hatte aufgehört um mich herum zu gehen. „Weil ihr Kind mit Sicherheit nicht solch ein schwaches Nichts wäre wie du.“ Und Bähm, hatte er mir wieder einen Schlag gegen mein Selbstwertgefühl verpasst. „Vielleicht tu ich ja nur so, als wäre ich schwach und bin in Wirklichkeit stärker als du glaubst.“ Durfte ich Pokern? Konnte er mich im Traum umbringen? Er mit Sicherheit ja und noch ehe ich etwas anderes sagen konnte, verschwand er. „Was?..Komm zurück!!“ Er durfte jetzt nicht abhauen! Ich musste ihn irgendwie überzeugen mir zu helfen, oder wenigstens mich zu finden, in der Wirklichkeit. Ich lief zu der Stelle hin, wo er eben noch gestanden hatte. „Alucard!!...Verdammt....komm wieder her!“ Schrie ich und seufzte schließlich resigniert. Kurz bevor ich mich irgendwie dazu durchringen wollte aufzuwachen, hatte ich seinen Arm vor meiner Kehle und er drückte meinen Rücken fest an sich ran, stand hinter mir. Ich griff mit beiden Händen seinen Arm und wollte ihn los bekommen. „Genau so schwach wie ich gedacht hatte. Es wird ein leichtes dir den Kopf abzureißen.“ Er flüsterte mir das ins Ohr und sein grinsen musste ich nicht sehen um zu wissen, das er dieses auf den Lippen trug. „Alucard...bitte...glaube mir...du kennst mich...bitte...“ Er übte noch mehr Druck auf und jetzt wollte ich doch schnell aufwachen um dem zu entkommen. „Ich werde dich nicht gehen lassen. Nicht ehe ich mit dir fertig bin, kleines Nichts.“ Ich schloss meine Augen und riss mich zusammen. Was hatte er letztes mal noch gesagt gehabt? Als wir zusammen in einem meiner Träume waren? Ich dachte an einige der Momente beim Training zurück und wand schließlich die Methoden an um ihn von mir los zu bekommen. Mit meinem Fuß stemmte ich mich in einer schnellen Bewegung gegen seinen Oberschenkel ab und nutzte dabei die Kraft um ihn am Arm zu packen und über mich zu werfen. Es dauerte nicht mal zwei Sekunden und er lag vor mir auf dem Boden, sah überrascht zu mir hoch. Doch noch ehe ich mich auf ihn werfen konnte, wie er es mir immer gezeigt hatte, war er schon wieder verschwunden. Jetzt lag ich auf dem Boden und hielt meinen Ellbogen fest. Warum tat das so verdammt weh, obwohl es nur ein Traum war? Ich bekam einen Tritt in die Rippen und flog Meter weit, landete mit dem Gesicht im Dreck und versuchte mich dann aufzurappeln. „Also..Kathrin, was bringt ein solches Nichts wie dich dazu, sich einzubilden es mit mir aufnehmen zu können?“ Ich sah zu ihm hin. Er hatte seine Brille auf der Nase gerade zurecht geschoben und lächelte mich wieder an, wobei ich seine Eckzähne mehr als deutlich sehen konnte. „Ich weiß ganz genau, das ich gegen dich keine Chance habe. Aber ich brauche deine Hilfe..du musst dich nur an mich erinnern...“ „Müssen tu ich nichts, außer dich den Hunden zum Fraß vorzuwerfen.“ Ich stand wieder und hielt mir die Hand gegen die Rippen, als ich plötzlich ein ziehen in mir spürte. „Sieh an, jemand ist bei dir und will dich wecken.“ Das konnte nur Sorin sein. „Hör mir zu Alucard..Juraj kann dafür gesorgt haben, das du dich nicht mehr an mich erinnerst, aber meine Sachen sind noch immer bei dir..geh in das Zimmer...das dritte von links im Keller bei der Treppe..Bitte..du wirst meine Sachen dort finden...“ „Was spielst du mit mir?“ „Nichts..tu es doch einfach, was hast du schon zu verlieren?“ Fragte ich ihn und lächelte schließlich. „Übrigens...ist das mein Traum..“ Ich scheuchte die ganzen Fische aus dem See irgendwie auf ihn, damit er abgelenkt war, während ich mich darauf konzentrierte aufzuwachen. „Ich werde dich finden!!“ „Das hoffe ich!!“ Schrie ich zurück und wachte dann wirklich auf. „Hey, ganz ruhig Kleines...Alles in Ordnung mit dir?“ Ich lag auf der Couch und sah mich erschrocken um. Kein Alucard hier...irgendwie schade. Dann aber legte ich die Hand auf meine Seite. „Verdammt..ich hab wohl schlecht geträumt.“ „Ja, das habe ich bemerkt...aber es war wohl mehr als ein Traum.“ Fragend sah ich zu ihm, als er mit den Fingern auf seinen Hals deutete. Ich stand etwas unter Schmerzen auf und stellte mich vor eine der Glastüren der Schrankwand. In dieser konnte ich mich ein wenig Spiegeln. Er hatte recht. Mein Hals war rot, dort wo er seinen Arm hatte. Verdammt, er konnte mich also wirklich in meinem eigenen Traum umbringen. Hoffte ich mal, das es schnell weg ging, bevor noch Juraj dies mit bekam. Der würde sicher mehr als nur Verdacht schöpfen und wer wusste schon, ob ich dann überhaupt noch dazu kam mit irgendwem zu reden. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt, setzte ich mich wieder auf den Boden. „Willst du mit mir reden?“ „Nein..im Moment will ich einfach nur etwas ruhe...Aber danke, Sorin... Obwohl...kannst du mir was zu trinken bringen?“ Das würde mir sicher helfen mich schneller zu erholen, denn irgendwie glaubte ich, eine meiner Rippen war gebrochen und wie sollte ich das erklären? „Dir was..Wie stellst du dir das vor? Wenn ich raus gehe werde ich nichts mehr von dir wissen.“ Da hatte er recht. So ein Mist. „Du siehst echt Scheiße aus, Kleines“ „Wie nett du doch zu mir bist..ich fühle mich gerade auch Scheiße.“ Die Augen schloss ich und versuchte mich einfach so schnellstens zu erholen, bis ich den Geruch von Blut wahr nahm und fast aufstöhnen musste. „Wenn du das auch nur einen erzählst, werde ich dir gehörig den Arsch versohlen, kleiner Blutsauger.“ Ich sah zu ihm hin. Er hatte mir den Rücken zugedreht und doch wusste ich, was er da tat. „Sorin...“ Er drehte sich zu mir um, mit einer Wunde in der Handfläche. Warum tat er das? Verdammt nochmal, Kathrin! Jetzt nicht die Kontrolle verlieren! Ich schloss wieder meine Augen, doch nicht mal tief durchatmen konnte ich, da ich ansonsten den Geruch von seinem Blut wahr nahm und es mich nur dazu bringen wollte, ihn anzufallen. „Sorin..ich will...will dich nicht umbringen..“ „Dafür musst du wohl noch um einiges stärker werden, Kleines.“ Er lachte, doch ich fand das nicht gerade sehr witzig, wenn ich an die letzten paar male dachte. Doch dann war mein Denken auch schon vorbei, als er mir zu nahe kam. Ich sprang ihn regelrecht an und verbiss mich in seiner Handfläche. „AU...Hey! Das tut weh..nicht so fest, ich hätte dich doch saugen lassen!“ Das war mir aber egal. Ich hielt mich an seinem Arm fest und trank in geradezu gierigen Zügen. Es schmeckte anders als das sonstige. Etwas leichter..etwas würziger und komischerweise hörte ich von selber auf, lies von ihm ab. Ich sah zu Sorin hoch, der mich etwas an feixte. „Das erste mal anderes Blut als das von Menschen, wa?“ Ich nickte und musste mich dann hinsetzen, während er die Wunde an seiner Handfläche verband. Er nahm dazu einen der Kissenbezüge. „Ich glaube jetzt sollte ich doch raus gehen. Nicht das du auf den Geschmack gekommen bist und noch mehr willst.“ Verständlich, dachte ich mir und dankte ihm. Vor allem da ich die offene Wunde noch riechen konnte und er wohl dies meinte. Bevor sie nicht verschlossen war, sollte er nicht wieder her kommen. „Kleines, egal was hier gerade wirklich abgeht. Pass auf dich auf.“ Fragend sah ich zu ihm hin, doch ging er dann schon raus und sah nicht mal zu mir zurück, als er die Tür hinter sich schloss. Ich legte mich längs auf die Couch und strich mit der Hand über meinen Hals. Er fühlte sich schon nicht mehr so Wund an und als ich über meine Seite strich, spürte ich zwar noch immer ein paar Schmerzen, aber nicht mehr so stark wie vorhin noch. Ob er schon in mein Zimmer gegangen war? Was hat er sich wohl dabei gedacht? Glaubte er mir jetzt vielleicht? Ich musste es raus finden. Auch wenn ich ihm noch mehr Zeit geben sollte, ich konnte nicht und schloss meine Augen. Die Barriere war nicht da, was hieß, das er mich wohl erwartete. Hoffentlich nicht um mich sofort fertig zu machen. „Alucard?“ Ich rief seinen Namen und spürte gleich darauf seine Präsenz, sie zog mich geradewegs zu sich und hielt mich fest. „Wer bist du?“ „Das hatte ich gesagt, Kathrin! Glaubst du mir endlich, das du mich kennst?“ War er in dem Zimmer gewesen? Ich hoffte einfach, aber warum sonst sollte er mich so schnell zu sich gelassen haben? „In dem Zimmer waren wirklich Sachen von einer Frau und es sah aus, als wenn das Zimmer erst vor kurzem genutzt wurde.“ „Ach wirklich? Hätte ich jetzt nicht gedacht.“ Ich seufzte. „Alucard. Ich kann hier nicht raus, ansonsten würdest du dich mit Sicherheit wieder an mich erinnern.“ „Wo bist du?“ Endlich kamen wir mal zum wichtigen Teil des Gespräches. „In einer kleinen Stadt Namens Durau. Sie liegt irgendwo bei den Karpaten..Aber Alucard, wenn du her kommst und dir sollte ein Werwolf über den Weg laufen, tu ihm bitte nichts.“ Plötzlich war es ganz ruhig und ich hatte schon sorge ihn verloren zu haben. „Du machst mich neugierig, Kathrin.“ Er sagte meinen Namen, ein Schauer zog sich über meinen Rücken. Warum auch immer, ich mochte es, wenn er ihn aussprach. „Wenn dich das schon überrascht, dann warte ab, bis du dem Drachen gegenüber stehst.“ Es war eigenartig, fühlte sich wie ein Streicheln über meine Wange an, als er wieder anfing zu lachen. „Ein Drache? In was bin ich da verwickelt?“ Ich wusste ja noch nicht mal, in was ich verwickelt war. Wie sollte ich ihm das dann erklären? „Wirst du mir jetzt helfen? Ja oder Nein?“ Komm schon, sag ja und beweg deinen Arsch hier her, aber schnell, befahl ich ihn in Gedanken und wurde so langsam unruhig. „In deinen Träumen sehen wir uns.“ „Was?? Nein! Wieso kommst du nicht einfach her??“ „Weil ich vorher wissen will, auf was für einen Drachen ich treffe und vor allem, will ich mehr über dich wissen.“ Und damit schmiss er mich geradezu aus seinen Gedanken raus. Ich konnte das nicht glauben. Wieso kam er nicht einfach hier her?? Letztes mal war er doch auch einfach aufgetaucht! Aber letztes mal wusste er ja auch wer ich war und hatte mich von sich aus ebenso gesucht gehabt. Ich rieb mir dir Stirn. Wenn es so weiter ging konnte ich zumindest von mir sagen, das ich es beherrschte mit Alucard über weite Distanzen zu reden. Vor einigen Tagen war ich nur mit viel Mühe dazu in der Lage gewesen. Warum nur konnte ich nicht auch bei anderen Sachen so schnell dazu lernen und beherrschen? Nun gut, es brachte nichts darüber nach zu denken. In meinem Traum hatte er gesagt. Ich sah auf die Uhr beim Fernseher. Wir hatten es kurz nach 15 Uhr. Hoffentlich tauchte Juraj nicht so schnell hier auf. Ich legte mich hin und versuchte einzuschlafen, aber da ich in letzter Zeit so verdammt viel geschlafen hatte, brachte ich es schon wieder nicht fertig richtig einzuschlafen. Eine halbe Stunde später starrte ich noch immer nur auf die Zeiger der Uhr. Vielleicht sollte ich mich selber fertig machen. Immerhin, das Zimmer verlassen sollte ich nicht, aber ich konnte doch ein wenig mit meinen Fähigkeiten üben. Dabei verausgabte ich mich so gut wie immer. Ich stand auf und ging zu einer Zimmer ecke. Warum nicht mit den Schatten verschmelzen? Ich blieb hier drinnen, übte aber und wurde hoffentlich müde. Kurz fröstelte es mich, doch dann machte ich es einfach und ließ mich von den Schatten einhüllen. Die Kälte kroch mir wieder in den Körper rein und dieses mal ließ ich es zu, ohne mich zu wären. Als ich es das letzte mal getan hatte, konnte ich mich durch die Finsternis bewegen. Eventuell gehörte sie einfach dazu und um so mehr ich versuchte mich vor ihr zu schützen, um so weniger konnte ich erreichen. Langsam konnte ich meine Finger nicht mehr spüren und versuchte sie zu bewegen, was mir dann auch gelang. Lächelnd machte ich einen kleinen Schritt und tatsächlich...ich konnte mich bewegen. Wenn auch sehr mühselig und langsam, aber es ging. Nur blieb ich dann stehen. Ob ich es jetzt auch hin bekam meine Augen zu öffnen? Noch immer fühlte es sich an wie ein schweres Gewicht auf meinen Lidern. „Unter anderen Umständen würde ich es begrüßen, was du hier machst, aber nicht jetzt!“ Ich erschrak und wurde mit Gewalt aus den Schatten gerissen. Es schmerzte unheimlich, vor allem als die Kälte aus mir raus gezogen wurde. Meine Augen öffnete ich, war noch immer im Zimmer, aber hielt mich Juraj fest in seinen Armen. Als ich das registrierte, stieß ich ihn von mir und landete mit dem Rücken gegen die Schrankwand, welche wackelte, zum Glück aber nichts kaputt ging. „Ich hab das Zimmer nicht verlassen!“ Schrie ich ihm entgegen und wollte das er verschwand. „Dennoch werde ich nicht zulassen, das du durch die Schatten mit ihm Kontakt aufnimmst!“ Was? Er wusste also nicht, das ich das auch ohne konnte? Interessant. „Von mir aus...Du wirst doch aber sicher nichts dagegen haben, wenn ich mich schlafen lege, oder?“ ich ging an ihm vorbei und setzte sich auf die Couch. „Reiz mich nicht, Dakaria. Ich will dir ungern Schaden zufügen.“ „Tse! Als wenn!“ Er wollte noch etwas sagen, hob ich aber meine Hand. „Spar dir das für jemanden, der dir glaubt. Du hast bei mir verschissen! Ich weiß das du es kein bisschen gut mit mir meinst!“ „Nicht mehr lange, nur noch ein paar Tage muss ich das ertragen.“ Er ging zur Tür und schien dies wie ein Mantra immer wieder zu wiederholen. Da fragte ich mich doch kurz, warum er sich diese ganze Mühe gab, wenn es ihn doch genau so ankotzte wie mich. Als er die Tür hinter sich schloss, ließ ich mich rücklings aufs Sofa fallen und schloss die Augen. Zumindest war ich jetzt wirklich müde. Ich war in einem Park und hatte einen Hund, mit welchem ich gerade Gassi ging, als dieser mir von der Leine gerissen wurde und weg lief. Ich lief ihm sofort nach, doch stieß ich dabei gegen jemanden und wäre beinahe auf den Boden gefallen, wenn er nicht den Arm um mich gelegt hätte. Sofort sah ich hoch. „Alucard?..Nur ein Traum?“ Fragte ich und sah mich wieder um. „Du hast mich ganz schön warten lassen, kleines Nichts.“ „Ich konnte nicht einschlafen und verdammt nochmal! Könnt ihr alle nicht mal aufhören mir irgendwelche Pseudonyme zu verpassen??“ Ich ging von ihm ein paar Schritte zurück, was er auch zu ließ. „Warum sollte ich?“ Fragte er grinsend und schob seine Brille ein wenig runter, so das ich ihm in die Augen sehen konnte. „Jetzt zeig mir diesen Drachen.“ „Und wie? Ich konnte ihn leider nicht als Handgepäck mit her nehmen!“ Verdammt nochmal, ich war noch immer etwas gereizt wegen dem was vorhin geschah. „Das hier ist ein Traum, stell ihn dir vor, so wie er wirklich aussieht.“ Als er das sagte und ich kurz wieder an das eine mal denken musste, als er das Bild erschienen ließ von dem, an was ich damals dachte in meinem Traum...ich musste rot wie eine Tomate sein. „An was denkst du gerade?“ „NICHTS!! Und wehe du spielst wieder mit meinen Gedanken!!“ Das eine mal hatte mir schon gereicht, nochmal würde ich mit Sicherheit nicht verkraften. „Also haben wir bereits mit einander gespielt?“ Wie er das letzte Wort betonte, es lief mir kalt den Rücken runter und ich drehte mich wieder zu ihm. „Du hast angefangen mich zu trainieren. Mir gezeigt, wie ich mit den Schatten verschmelzen kann und wolltest mir beibringen mich durch diese zu bewegen.“ „Wirklich? Wie kam ich dazu, einer wie dir das alles beizubringen?“ „Die Frage habe ich mir auch dutzende Male gestellt..vielleicht kannst du sie mir beantworten.“ Warum hatte er es getan, wenn er es doch anscheinend niemals machen würde. Dann aber dachte ich wieder an seine Worte von damals. „Weil du es meiner Mutter versprochen hast...Das hast du immer wieder gesagt.“ Und wieder war es wie ein Stich in die Brust hinein. Warum nur fühlte ich mich auf einmal, als würde mir jemand ein Messer in die Brust jagen? Ich drehte mich von ihm weg. „Dann bist du also tatsächlich Vladianas Tochter...wer ist dein Vater?“ „Woher soll ich das wissen? Bis vor kurzem wusste ich ja nicht mal, das meine eigentlichen Eltern nicht meine richtigen sind und den Namen meiner richtigen Mutter hattest du mir erst letztens gesagt!“ Wieso war ich so aggressiv ihm gegenüber? Ich musste mich beruhigen, bevor er noch verschwand und mich alleine zurück ließ. Ich durfte nicht vergessen, sobald er in das Zimmer kam, oder ich hinaus ging, müsste er sich wieder an alles erinnern. Meine Faust ballte ich ein paar mal und drehte mich wieder zu ihm um. „Du hast mir nie gesagt, was du meiner Mutter genau versprochen hast. Was war es, das mich zu betreffen scheint, obwohl ich damals ja noch nicht mal existiert habe?“ „Sollte einer von uns vernichtet werden, wird der andere denjenigen vernichten, der dies getan hat.“ „D..Das ist alles?..Aber...was hat das mit mir zu tun?“ Ich verstand gerade gar nichts mehr. „Wie es scheint, bis du der Grund für ihren tot. Deswegen werde ich dich in meiner Nähe behalten haben. Jener welcher Vladiana vernichtet hat, wird es wohl auf dich abgesehen haben. Ging ich wohl von aus.“ Mir stockte der Atem. Das war alles? Dann ging es dabei ja nicht mal um mich wirklich. Es fühlte sich an, als wenn eine Welt zerbrach. Es war noch schlimmer als ich von meinen Eltern erfuhr, das ich adoptiert war..noch schlimmer als sie einfach verschwunden waren und noch schlimmer als sie mich einfach zurück gelassen hatten. Nein, das konnte nicht wahr sein, das musste ein Missverständnis sein. Er konnte doch nicht wirklich... Ich sah wieder zu ihm und musste mir selber eingestehen, dass dies wirklich alles war. Er hatte mich nur benutzt, genau wie es Juraj versucht hatte. Die Tränen, welche sich bahnen wollten, unterdrückte ich und schloss dafür kurz meine Augen. Als ich mir sicher war, das sie nicht fließen würden, sah ich wieder zu ihm hin. „Du bist ein verdammtes Arschloch!!“ Schrie ich ihm zu und zwang mich dann selber aufzuwachen. Er kam auf mich zu und griff meinen Arm. Komm schon, wach auf Kathrin!! Jetzt!! Rief ich selber zu mir und sah zu Alucard hoch, meine Tränen noch immer zurück haltend. „Zeig mir den Drachen!“ „Sieh ihn dir doch selber an!“ Ich wusste wirklich nicht mehr, wem ich eigentlich überhaupt noch glauben oder trauen konnte. Erst Juraj und jetzt auch noch er. Gab es überhaupt auch nur einen, der mich meinetwegen wollte und der mich nicht verriet? Nicht hinterging? Nicht verletzte? „Ich werde dich nicht gehen lassen, ehe du ihn mir gezeigt hast!“ „Als wenn du mich aufhalten könntest! Das hier ist mein Traum und in dem habe ich noch immer ein Mitspracherecht und jetzt lass mich los!“ Ich schlug seine Hand von meinem Arm, nur um als nächstes seine Hand an meiner Kehle zu haben. Wieso nur griffen die immer dort hin? Er hob mich etwas an, so das ich nur noch auf den Zehenspitzen stand und zog mich nahe an sein Gesicht ran. „Was ist alles zwischen uns geschehen, das du auf einmal meine Hilfe nicht mehr willst, nachdem du geradezu danach gebettelt hattest?“ „Nichts ist zwischen uns geschehen...du hast mich lediglich trainiert..entschuldige..mich in deiner Nähe behalten...damit du das Versprechen erfüllen kannst!“ Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, konnte mich aber gerade noch so zurück halten. „Es muss mehr gewesen sein.“ „Wenn, dann hast du es mir nicht gesagt..und jetzt lass mich los!..Du weißt wo ich bin...weißt wo der Drache ist...wenn du dir so sicher bist das er meine Eltern umgebracht hat...dann such ihn doch einfach auf....“ „Das werde ich und danach werde ich mich um dich kümmern.“ Ich musste etwas lächeln. Sollte er Juraj wirklich in den Arsch treten, werde ich schnellstens verschwinden und versuchen nie wieder auch nur an ihn zu denken. „Durau in Rumänien? Ich werde bald dort sein und dann sehen wir uns wieder.“ Jetzt ließ er mich los, verschwand und ich konnte endlich aufwachen, setzte mich aufs Sofa. Meine Wangen waren ganz nass und ich sah auf meine Hände. Verdammt, ich hatte geweint, während ich schlief. Dort konnte ich die Tränen zurück halten, hier hatte es nicht geklappt. Ich stand schnell auf und suchte nach einem Taschentuch. Als ich keines fand, riss ich einfach den Vorhang vom Fenster runter. Das brauchte so wie so keinen, wenn die Fensterläden zu waren. Jetzt hieß es abwarten. Hoffentlich sorgte er dafür, das Juraj nicht noch einmal in meiner Nähe aufkreuzte. Wegen Sorin machte ich mir etwas Sorgen, hoffte das er nicht ins Kreuzfeuer geriet. Immer wieder ging mein Blick zur Uhr. Eine Stunde...zwei Stunden....drei Stunden und die Tür öffnete sich. Juraj brachte mir ein Glas Blut. Ich lächelte ihm kurz zu und wünschte ihm in Gedanken größte Schmerzen. Ob er wirklich meine Eltern auf dem Gewissen hatte? Wollte ich das überhaupt wissen? Das Glas trank ich schnell leer und reichte es ihm zurück. Ich war noch immer so zornig wegen dem was Alucard gesagt hatte, das ich für kaum was anderes platz hatte und nicht mal die Kontrolle verlor beim trinken. „Sorin, kann er wieder zu mir?“ Fragte ich und tat so, als würde ich einsam sein. Doch wollte ich nur, das er hier war, wenn es los gehen sollte. „Du hast den Wolf wirklich gerne, nicht wahr?“ „Einer der ehrlich zu mir ist, ja!“ Gestand ich ihm und ging von Juraj weg, drehte ihm meinen Rücken zu und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. „Ich werde den Wolf zu dir schicken. Aber lass ihn nicht zu viel mit dir spielen. Irgendwann sieht er dich wirklich noch als Spielzeug an und die Wölfe können so verdammt schlecht Teilen, wenn es darum geht.“ Als wenn mich das interessierte! Ich sah wieder auf die Uhr als er raus gegangen war. Eine halbe Stunde später kam Sorin rein und ich drehte mich gleich zu ihm. Er musste den Kopf schütteln und dann lachen. „Dafür sollte man Eintritt bezahlen!“ „Ich kann drauf verzichten.“ Lächelnd ging ich zum Sofa und setzte mich drauf, schaltete den Fernseher an, so wie auch die letzten paar Male, wenn er her kam. „Sag mal Sorin, wie sieht es eigentlich bei euch im Rudel aus? Gibt es da Häuser oder lauft ihr alle nackt durch die Gegend?“ „Wir laufen so herum wie wir wollen. Wenn jemand ne Hose tragen will, soll er machen. Ich mache es nur, weil ich mir dachte das dir meine Gegenwart dann angenehmer ist.“ „Das ist sie so auch und bitte behalt die Hose ja an!“ Er musste wieder lachen und schlug mir kurz auf den Rücken. Ich ächzte dabei auf und lehnte mich kurz nach vorne. Hatte er einen festen Schlag drauf. „Wir haben aber auch Häuser. Einige von uns bevorzugen es dort drinnen zu leben und warum sollten wir es verbieten? Jedem das seine.“ „Das hört sich gut an.“ „Warum willst du das wissen, kleiner Blutsauger?“ „Nur so...nein..sag mal, wenn..könnte ich für ein paar Tage bei euch unterkommen? Du sagtest doch, das ein Schutzbann um Euer Gebiet gezogen ist, das Menschen fern hält..hält es auch andere Vampire fern?“ „Es hält jeden außer Wölfe fern. Aber wieso willst du zu uns?“ „Keine Ahnung..besser als in irgend eine Stadt, wo ich vielleicht aus Verzweiflung und Hunger irgendwelche Menschen umbringe...Du hast doch selber gesagt, ich sei so schwach das du mich mit Leichtigkeit daran hindern könntest dich leer zu trinken.“ „Mich ja, aber andere, vor allem unsere jungen, da...“ Er schwieg und ich hielt mich an ihm fest als der Boden unter unseren Füßen begann zu wackeln. Nicht nur dieser, das ganze Haus begann zu beben. Der Wandschrank fiel um und alles was drinnen war schepperte auf dem Boden. Der Fernseher flog vom Tisch und ich sprang auf das Sofa rauf. Sorin jedoch sprang hinter dieses und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie sofort und wir rannten in das kleine Minibad, welches mit zu dem Zimmer hier gehörte und nur in einer Art Nische versteckt war. Er hielt mich fest in seinen Arm, als wir uns dort hin stellten. War es hier wirklich sicherer als dort hinten? Meine Frage hatte sich erledigt, als die Lampe auf das Sofa fiel. Ich schrie vor Schreck auf und vergrub mein Gesicht an Sorins Brust. War das hier alles wegen Alucard? War er hier? Als ein markerschütterndes Brüllen zu hören war, hielt ich mir die Ohren zu. Juraj, dachte ich nur. Das war er..er als Drache. „Alles wird Gut.“ Der Wolf versuchte mich zu beruhigen und strich mir immer wieder über die Haare. „Wir müssen hier weg!“ Schrie ich hysterisch und weinte dabei. „Noch nicht. Das ist zu gefährlich. Sobald die Luft rein ist, rennen wir, hast du gehört? Bleib immer hinter mir.“ Ich nickte und drückte mich noch fester an ihn ran. Der Boden wackelte noch immer und ich hielt die Augen geschlossen, hoffte das nicht die Decke runter fiel und uns begrub. Sirenen ertönten und etwas das wie Schusswaffen klang. Es mussten die Menschen sein, sie wussten nicht, auf was sie sich da gerade einließen. Ob das hier überhaupt auch nur einer überlebte? Wieder schrie ich auf, als die Wand hinter mir begann zu glühen. Es roch nach verbranntem Gras, aber auch nach etwas viel schrecklicheren, nach verbrannten Haaren und Haut. „Nicht zu tief einatmen.“ Wieder nickte ich und fragte mich, wie es für Sorin sein musste, der mit Sicherheit um einiges besser riechen konnte als ich. „Mach dich bereit...wenn ich sage Los, dann rennst du los und hältst erst an, wenn ich anhalte, verstanden?“ „Ja...“ Meine Stimme bröckelte. Ob ich das wirklich packte? Was wenn Juraj uns sah und was wenn er uns vorher verbrannte? Ich wollte nicht sterben, noch nicht. Dann schob er mich etwas von sich weg. „LOS!“ Als er es schrie und los rannte, eilte ich ihm sofort hinter her. Noch immer keine Schuhe an, aber er ebenso wenig. Ich sprang über den umgefallenen Schrank drüber und trat mir zum Glück nichts ein. Sorin stieß die Tür mit der Schulter auf und ich rannte aus dieser hinaus, ihm hinterher. Daran, wie er kurz den Kopf bewegte konnte ich feststellen, dass er überrascht war mich zu sehen, dann aber ihm sofort wieder alles einfiel. Er rannte nicht zur Vordertür, sondern einen Flur entlang. Da ich ihm vertraute und mal hoffte, das dies kein Fehler war, folgte ich ihm. Wir liefen durch eine Küche und er trat dort hinter die Tür auf, durch welche wir weiter raus rannten. Es war Dämmerung. Die Sonne am untergehen. Der Wald vielleicht einen Kilometer entfernt, auf den wir zu liefen. Wieder ein Brüllen und ich wollte mir die Ohren zuhalten. „Nicht stehen bleiben!!!“ Hätte er es nicht gesagt, ich wäre bestimmt kurz langsamer geworden, so aber blieb ich weiter dicht hinter ihm. Die ersten Tannen. Sorin verschwand hinter diesen regelrecht und gerade als ich ihm dort hinein folgen wollte, breitete sich eine Feuerbrunst vor mir aus. Ich schrie und lief zurück. „Kathrin!!!!!“ Sorin war auf der anderen Seite und zum Glück unbeschadet. Dennoch, ich würde nicht zu ihm durch kommen, außer ich liefe durch das Feuer und ganz sicher war ich einiges, aber nicht Feuerfest. „Lauf!!“ Rief ich ihm nun zu und deutete nach rechts, wo ich nun hin lief, in der Hoffnung einen Weg zu ihm zu finden. Was hinter mir geschah, wollte ich gar nicht wissen und riskierte daher nicht mal einen Blick. Es reichte mir schon zu hören wie die Welt unter zugehen schien. Es begann zu regnen. Wieso regnete es? Ich musste mich gerade an meinen einen Traum erinnern, als ich auf der Wiese war. Warum nur jetzt? Ich hatte keine Zeit daran zu denken und lief einfach weiter. Hörte diese verdammte Feuerwand denn nie auf? Da! Endlich sah ich eine Möglichkeit! Ein Felsvorsprung. Dieser hatte einen kleinen Hohlraum zwischen den Flammen verursacht. Es war meine einzige Möglichkeit, also nutzte ich sie und lief gebückt durch. Das Feuer war heiß, es sengte mir schon die Haare an und selbst meine Haut schmerzte vor Hitze. dennoch schaffte ich es durch zu kommen und gleich darauf hin weiter zu laufen. Zwei starke Arme umschlossen mich und ich schrie, erkannte dann aber Sorin, der den Daumen nach oben zeigte und dabei lächelte, gleich aber weiter lief. Ich folgte ihm wieder und wir rannten immer tiefer in den Wald hinein. Dieses mal versuchte ich dabei auch drauf zu achten, auf keinen Kiefernzapfen zu treten. Ich konnte es mir nicht leisten stehen zu bleiben. „Irgendwann musst du mir erzählen, was das alles mit dir zu tun hat!“ Brüllte er von vorne zurück. „Wenn ich es selber weiß, sag ich es dir!“ Noch immer konnten wir die Erde beben fühlen. Selbst die Bäume schwanken und das, obwohl wir bestimmt schon über eine halbe Stunde gerannt waren. So langsam konnte ich nicht mehr, während Sorin noch nicht mal aus der Puste zu sein schien. Ich wurde langsamer und irgendwann hielt ich dann an, beugte mich nach vorne. „Nicht stehen bleiben!“ „Ich kann einfach nicht mehr...“ Gestand ich und lehnte mit einer Hand am Baum an. „Wir müssen weiter...komm schon...noch etwa drei Stunde und wir sind in der Nähe des Schutzbannes.“ „Drei Stunden laufen? Vergiss es! Ich bin nun mal kein Wolf.“ „Aber ein Blutsauger und jetzt beweg dich.“ Nur deswegen konnte ich dennoch nicht Stundenlang laufen. Ich stieß mich vom Baum ab und lief weiter, allerdings mehr als langsam. Gerade als wir an einem kleinen Bach lang kamen, über den er mit Leichtigkeit sprang, war mir alles egal und ich ging einfach durch. Das kühle Wasser tat meinen Füßen sogar richtig gut und ich blieb einen Moment stehen, rannte dann aber weiter, als er wieder nach mir rief. Eine kleine Anhöhe mussten wir hoch und als es dann geradeaus weiter ging, wurde ich zur Seite weg gerissen. Ich versuchte um mich zu schlagen, doch hielt er mir die Arme fest. Erst dachte ich, es wäre Juraj, doch dann sah ich die Handschuhe und schluckte. Nein! Ich durfte mich nicht so einfach geschlagen geben! Nicht nachdem was er gesagt hatte! Ich stemmte mich gegen ihn und schlug mit meinem Ellbogen zu. Danach mit meinem Fuß gegen sein Knie. Als er mich los ließ, rannte ich sofort weiter. „Kathrin!! Bleib stehen!“ Er folgte mir und holte mich auch schnell ein. War er schon fertig mit Juraj? Was wollte er dann noch von mir? Plötzlich tauchte er vor mir auf, doch noch ehe er mich greifen konnte, ließ ich mich fallen und rutschte ein paar Meter auf dem Boden an ihm vorbei. Sorin stand vor mir und zog mich schnell hoch, rannte mit mir weiter. „Wer ist der Blutsauger?“ „Niemand!“ „Dafür ist er aber ziemlich hartnäckig!“ Ich wollte nicht darüber reden, nicht jetzt wo ich meine ganze Kraft brauchte um vor ihm weg zu laufen. Als die Erde schon wieder bebte und ich das laute Brüllen erkannte, wusste ich nun wirklich nicht mehr, was ich denken sollte. Ich dachte Alucard hatte ihn fertig gemacht, ihn vernichtet, wie er doch wollte. Wieso also war er hinter mir her und lies diesen Mistkerl am Leben? „Du kennst den Blutsauger! Wie stark ist er?“ Was? Hatte Sorin etwa vor? „Zu stark!...Tu nicht das...was ich denke...das du es...tun willst..“ Röchelte ich beim laufen. Ich konnte nicht mal mehr einen Satz zusammenhängend sagen, so fertig war ich. „Okay Kleine...dan Plan B. Spring!“ „Was??“ Ich sah ihn fragend an, als ich sah, das er auf eine Schlucht zu lief. War er verrückt? Wie sollte das Alucard aufhalten? eher würde es mich umbringen! Doch noch ehe ich stoppen konnte, griff er mein Handgelenk und sprang. Ich schrie und schloss meine Augen. Das Ende wollte ich einfach nicht mit ansehen. Als wir aufkamen wartete ich auf den Schmerz oder irgend was anderes, aber ich hörte nur mein Herz rasen und meine schnelle Atmung. Langsam öffnete ich die Augen und wurde von Sorin schon weiter gezogen. Wir waren nicht ganz auf der anderen Seite, sondern etwas tiefer auf einem Vorsprung, der einige Meter weiter tiefer war und auf den wir uns fort bewegten. „Keiner kennt die Wälder besser als wir!“ Sagte er lachend und rannte mit mir durch eine Höhle, die sich auftat. Sie war dunkel, doch konnte ich sehen wo wir lang liefen. Genau so gut wie ich sehen konnte, das vor uns eine Gestalt aus dem Nichts auftauchte. Der Wolf blieb sofort stehen und zog mich hinter sich. „Der Kerl ist echt hartnäckig...Dann eben auf die harte Tour.“ Mir rutschte das Herz gerade zu in die Hose. „Nein!! Glaube mir! Du schaffst es nicht gegen ihn!“ „Lass es ihn doch versuchen.“ Jetzt stellte ich mich vor Sorin, was bestimmt ein komisches Bild abgab. „Was willst du? Juraj scheint sich seines Lebens noch immer zu freuen! Also tu was du tun willst und verzieh dich!“ „Ich werde mich um ihn kümmern, sobald du in Sicherheit bist.“ „Ich bin in Sicherheit!“ „Naja..Sicherheit würde ich anders interpretieren.“ Ich sah über meine Schulter hinweg Sorin böse an, er sollte mir jetzt nicht in den Rücken fallen. „Der Köter hat recht. Sicherheit wird anders definiert.“ „Hast du mich eben Köter genannt, Blutsauger?“ Sorin schlug mit der Faust in seine Handfläche und fletschte die Zähne. „Soll ich dich eher Fußabtreter nennen?“ Das war gar nicht gut. Ich drehte mich sofort um und stemmte beide Hände gegen Sorins Brust, doch dann ging ich schnell von ihm zurück, als ich zusah wie seine Knochen begannen sich zu verformen. Das Knacksen und Knarren verursachte mir Übelkeit. Sein Schädelknochen begann sich zu verändern und seine Zähne verformten sich, genau wie alles andere auch. Ich spürte eine Hand an meinem Handgelenk und sah zu Alucard hin. „Tu ihm nicht weh...“ Bat ich ihn und wurde plötzlich nach hinten in die Finsternis gezogen. Ich konnte noch sehen, wie die Wolfsgestalt von Sorin auf Alucard zustürmte und dieser nur grinste. Kapitel 44 Mit voller Wucht wurde ich aus der Finsternis geschmissen und hustete in den unter mir liegenden Dreck. Langsam richtete ich mich auf und fragte mich ernsthaft, ob es irgendwann mal ein Ende nahm von einem Ort zum anderen gebracht zu werden. Nachdem ich es geschafft hatte aufzustehen, sah ich mich um und war dann doch verwundert. Ich war in der Nähe der Themse in London. Also wieder zurück in England. „Also wirklich! Sie sollten sich schämen in der Öffentlichkeit so leicht bekleidet herum zu laufen!“ Eine ältere Dame, welche gerade mit ihrem kleinen Hund spazieren war, sah mich streng und missbilligend an. Am liebsten hätte ich ihr konter gegeben, doch fiel mir nichts gescheites ein. Daher ließ ich es und ging lieber ein paar Schritte weiter. Ich hoffte sehr, das es Sorin gut ging und ebenso, das Alucard ihn in ruhe ließ und sich lieber um Juraj kümmerte. Das war es doch eh, was er wollte. Der Hund von der älteren Dame begann heftig zu bellen, und sie schimpfte immer wieder mit ihm, das er ruhig sein sollte, als plötzlich vor mir Alucard auftauchte. Die ältere Dame bekreuzigte sich bei dem Anblick und lief schließlich so schnell weg, wie sie nur konnte. Den kleinen Hund dabei hinter sich her ziehend. Auf Alucards Wange war ein tiefer Kratzer, welcher jedoch bereits am verheilen war. „Wie geht es Sorin?“ „Der Wolf leckt sich die Wunden.“ Er kam näher auf mich zu, wohingegen ich von ihm weg ging. „Lass mich in Ruhe! Kümmere dich lieber um Juraj!“ „Das werde ich, wenn ich mit dir fertig bin.“ Was meinte er damit nun schon wieder? „Bis dahin wird Juraj über alle Berge sein!“ „Er wird nicht sehr weit kommen.“ Da schien er sich aber richtig sicher zu sein. Was er dem Drachen wohl vorher angetan hatte, bevor er mich im Wald verfolgte? Wollte ich das überhaupt wissen? Um ehrlich zu sein, nein. „Alucard...was willst du noch von mir? Du hast doch das was du wolltest.“ „Hab ich das?“ „Ja! Du wolltest den finden, der Vladiana auf dem Gewissen hat und ich wette mit dir, das es Juraj war, also los! Kümmere dich endlich um ihn und dann lass mich in Ruhe!“ Noch immer war ich wütend auf ihn. Er hatte mich angelogen und mein Vertrauen missbraucht. Ich dachte bei ihm sicher zu sein und das er mir helfen wollte mit allem fertig zu werden. Auf seine verschrobene Art und Weise, dennoch. Er hatte es geschafft, das ich ihm vertraute und dann war es alles nur gelogen, alleine um dieses verdammte Versprechen zu erfüllen, was er ihr gegeben hatte. Er sollte meinetwegen zur Hölle fahren. Mit dem Rücken stand ich an eine der Häuserwände. Er war mir so nahe, das ich kurzentschlossen handelte. Ich griff an seine Seite und zog seine eine Waffe, welche ich direkt gegen ihn richtete. Doch drückte er sich mit der Brust gegen den Lauf. „Willst du mich erschießen?“ „Wenn du noch näher kommst, drücke ich ab!“ „Und dann?“ Was meinte er mit und dann? Wollte er etwa, das ich ihm eine Kugel verpasste? Würde sie überhaupt was bei ihm ausrichten? Er war vieles, aber er konnte doch sicher nicht Kugelsicher sein, oder? Er beugte sich zu mir nach vorne und meine Hand fing an zu zittern. Ich traute mich nicht abzudrücken, wollte ihn doch nicht umbringen. Dann jedoch legte er seine Hand auf meine und es ging ein Schuss los. Ich schreckte auf und ließ die Waffe sofort fallen. Natürlich hatte ich oft genug mit einer auf dem Schießstand geschossen, aber noch nie auf eine Person gefeuert. Er bewegte sich nicht mehr. Hatte ich ihn umgebracht? Oh bitte nicht! Ich sah zu seinem Gesicht, auf welchem sich aber ein Lächeln ausbreitete. „Seras wird dich gleich abholen und dich zurück bringen.“ Er konnte noch reden? Mit einer Kugel in der Brust? Ich sah nun auf die Stelle hin und mir blieb glatt die Luft weg. Er...Er...er hatte ein Loch dort, aber dieses begann sich zu schließen. Das war doch nicht real. Wie ging das? „Irgendwann wird es bei dir genau so sein.“ Wirklich? Aber das war doch... Wie konnte das nur sein? Er lehnte sich zurück und ging schließlich einen Schritt von mir weg. Die Waffe, welche eben noch am Boden lag, flog in seine Hand. Er musste viel mehr Geheimnisse haben, als er mir sagte. Obwohl, sicher hatten die so ziemlich alle. Nur ich nicht. „Jetzt werde ich mich um den Drachen kümmern.“ Und damit verschwand er wieder im Schatten, ließ mich hier auf der Straße alleine stehen. Ich war noch immer vollkommen baff und schockiert. Alles das eben geschehene musste ich verdauen. Doch dann fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. Sollte ich auf Sera warten? Mit ihr zurück? Warum? Vielleicht dachte Alucard ja, das es nicht Juraj war, welcher Vladiana umgebracht hatte und will mich deswegen noch länger in seiner Nähe behalten. Aber das konnte er vergessen! Ich lies mich doch nicht ausnutzen! Genau aus diesem Grund machte mich schleunigst auf den Weg weg von hier. Wohin? Egal, nur nicht länger hier bleiben. Ich würde mir später etwas überlegen. Ich lief durch die Straßen von London und wurde von den wenigen Menschen, welche ich in der Nacht antraf komisch angesehen, was an meiner spärlichen Kleidung lag. Wenn ich es nur auch hinbekommen könnte bewusst mich durch die Schatten zu bewegen und zu sehen wo ich hin ging, ich hätte in irgend einen Laden gekonnt und mir dort Sachen einfach weg genommen. Aber da ich keine Lust hatte plötzlich in irgend einem Zimmer zu stehen, vielleicht noch mitten in einem Wohnzimmer von irgend wem, machte ich es lieber nicht. Es war vielleicht kurz vor vier Uhr Morgens als ich vor dem Bahnhof stand. Ich hatte mir vorgenommen meinen damaligen Plan umzusetzen. Ich wollte nach Frankreich zu meiner Familie. Jene bei denen ich mir sicher sein konnte, das sie mich nicht für ihre eigenen Ziele benutzen. Drinnen in der Bahnhofshalle sah ich mir den Fahrplan an. Der nächste Zug fuhr um kurz nach sechs Uhr. Also etwa zwei Stunden. Ich sollte die ganze Zeit nicht hier verbringen, irgendwie war ich mir sicher, das er mich schneller fand wenn ich stehen blieb. Wenn er überhaupt nach mir suchen sollte. Eventuell war er noch immer mit Juraj beschäftigt und Sera? Ein wenig tat es mir leid wegen ihr, doch dann fragte ich mich, ob sie mich nicht auch belogen hatte. Ich ging mehrere Runden immer wieder um den Bahnhof herum, in verschiedenen Abständen und sah ständig auf die Uhr, wenn ich am Bahnhofsgebäude vorbei kam. Mittlerweile war es halb sechs. Wenn ich jetzt noch eine Runde drehte, könnte ich den Zug verpassen, also ging ich wieder hinein und direkt zum Bahnsteig. Hoffentlich klappte alles und ich konnte mich tatsächlich vor dem Schaffner verstecken. Ich wollte so schnell es nur ging nach Frankreich. Auf dem Bahnsteig ging ich hin und her, und wenn einer der anderen Wartenden mich komisch ansah, erwiderte ich dessen Blick und fragte ob irgendwas sei. Es half so gut wie immer und sie sahen weg, ignorierten mich dann einfach. Doch genau das war es auch, was ich wollte. Als endlich der Zug einfuhr, stieg ich in den letzten Wagon und setzte mich auch auf einen der letzten Plätze. „Kathrin, wo willst du hin?“ Seine Stimme war in meinem Kopf und ich schloss die Augen, atmete tief durch. Den Gedanken, das er wirklich versuchte mit mir zu reden hatte ich in den letzten Stunden verworfen und fragte mich, wieso erst jetzt? War er fertig mit dem Drachen oder hatte er gewartet? „Steig aus und komm zu mir.“ Als wenn ich das machen würde. Ich ignorierte ihn ganz einfach, sollte er doch sagen was er wollte. Ich würde nicht aussteigen und zu ihm kommen! Endlich fuhr der Zug los und ich entspannte mich, rutschte in dem Sitz etwas nach unten. „Jetzt muss ich zu dir kommen.“ Ich seufzte und lehnte mit der Stirn gegen die Fensterscheibe neben mir als er tatsächlich im Wagon auftauchte. „Du spielst unfair.“ meinte ich und bekam mit, wie die drei anderen Passagiere hier drinnen aufstanden und den Wagon wechselten. Er musste sie manipuliert haben. „Warum sollte ich fair spielen?“ „Weil ich dann eine Chance hätte.“ Doch zuckte er dazu nur mit den Schultern und kam näher auf mich zu. Ich schloss wieder meine Augen. „Was willst du noch von mir?“ „Ich konnte mich nicht an dich erinnern, als du in diesem Haus warst.“ „Nicht in dem Haus, in dem Zimmer...es war nur das eine Zimmer. Aber ist doch jetzt auch egal. Hast du Juraj..“ „Er wird uns keine Probleme mehr bereiten.“ Hieß das jetzt, er war tot oder was? Sollte mir auch egal sein. Solange ich endlich meine Ruhe hatte. „Du warst mir fremd.“ Als wenn das jetzt noch eine Rolle spielte. So konnte ich wenigstens die Wahrheit erfahren und war auch dankbar dafür. „Lass mich einfach in Ruhe und geh.“ „Das werde ich nicht.“ „dann wirst du wohl oder übel mich nach Frankreich begleiten müssen, denn aussteigen werde ich nicht!“ Jetzt sah ich wieder zu ihm und zuckte kurz zusammen. Er hatte sich neben mich gesetzt. „Was wird das?“ „Du willst nach Frankreich, dann fahren wir dort hin.“ „Ja, ich will da hin, aber ich alleine!“ Doch ging er darauf nicht mehr ein und ich schüttelte frustriert den Kopf. „Ich verstehe dich nicht. Was willst du noch von mir?“ „Dich nicht alleine in dieser Welt herum laufen lassen, solange du eine Gefahr für jene bist.“ „Was sollte ich denn für eine Gefahr sein?“ Doch noch ehe er darauf antwortete, hielt ich meine Hand hoch. „Vergiss es einfach. Ich kann mir schon einige Sachen vorstellen.“ Das größte Problem war wohl mein Durst. Da hatte er recht. Ich hatte keine Lust irgendwelche Menschen nochmal umzubringen. „Also gut. Zeig mir wie ich mich unter Kontrolle halten kann, wenn ich von Menschen trinke und danach trennen sich unsere Wege!“ „Die Wege sind nicht immer gerade.“ Was meinte er damit nun schon wieder? Doch er griff dann schon meine Hand. „Nicht schon wieder!“ Schrie ich und wurde dann aber von ihm bereits in die Finsternis gezogen. Wieso konnten wir uns nicht einmal ganz normal fort bewegen? Ich hielt mich dabei an ihm fest und spürte währenddessen wieder eine Wärme um mich herum. Wir kamen in einem dunkeln Zimmer raus und ich sah mich kurz um. „Wo sind wir?“ „In meinem Zimmer.“ In seinem Zimmer? Wirklich? Hier drinnen war ich bisher noch nicht gewesen. Dann fragte ich mich aber auch, wieso er mich hier her mit nahm? Ich ging sofort ein paar Schritte von ihm zurück. Zumindest konnte ich mich gleich duschen und dann umziehen gehen. Obwohl ich mal wieder Lust auf eine Badewanne hätte. Ob ich irgendwo im oberen Teil des Gebäudes einfach eine aufsuchen sollte? Ich flüchtete schon wieder mit meinen Gedanken irgendwo hin. „Wann fangen wir damit an, das du mir beibringst mich unter Kontrolle zu halten?“ Um so eher um so besser, so musste ich nicht lange in seiner Nähe bleiben. „Sobald du bereit bist.“ Jetzt sah ich ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich bin schon lange bereit.“ Ein Lachen, welches von ihm kam, und wieder hatte ich das Gefühl, als wenn etwas über meine Wange strich. Sofort schüttelte ich den Kopf und ging zur Tür. Ich musste hier raus. Mich aufhalten tat er nicht, wahrscheinlich hatte er auch keinen Grund dazu. Immerhin war ich wieder zurück und konnte es nicht fassen. Warum nur hatte ich zugesagt? Ich wollte ihn am liebsten hassen, und doch..er war meine einzige Möglichkeit mit allen richtig fertig zu werden, mir alles beizubringen so ungern ich es auch einsehen wollte. Nachdem ich die Tür zu seinem Zimmer hinter mir geschlossen hatte, atmete ich erst mal tief durch. „Kathrin? Geht es dir gut?“ Ich sah nach links wo Sera gerade im Gang stand und mich ziemlich baff ansah. „Ja, nur etwas fertig...ich brauche dringend eine Dusche.“ Ich ging an ihr vorbei ohne mich noch weiter großartig mit ihr zu unterhalten. Aus irgend einem Grund schien sie verwirrt zu sein, ich hatte aber auch keine Lust darauf mich mit ihr zu unterhalten. Endlich war ich wieder in meinem Zimmer und öffnete den Kleiderschrank. Andere Sachen, ich freute mich richtig drauf aus den dreckigen raus zu kommen und nahm eine dunkle Jogginghose und ein schwarzes Shirt raus. Mit den Sachen unterm Arm ging ich die Treppe nach oben. In einem der dortigen Bäder fand ich auch eine Wanne und ließ das Wasser rein laufen, zog die Sachen aus und schmiss sie in die Ecke. Nochmal anziehen würde ich die mit Sicherheit nicht. Mit einem wohligen Seufzer glitt ich in das warme Wasser. Während ich mich anfing in der Wanne zu entspannen, kamen wieder die Bilder von den letzten Tagen in mir hoch und damit auch erneut die Wut auf Alucard. Doch war ich dann auch erleichtert, dass er dafür gesorgt hatte, das Juraj nicht nochmal in meine Nähe kam. Obwohl ich noch immer nicht wusste, was ansonsten passiert wäre. Ich öffnete die Augen. Mit dem Mund war ich unter Wasser und blubberte dieses ein wenig, bevor ich mich nach oben streckte und die Arme auf den Wannenrand legte. Eventuell noch eine Woche, vielleicht etwas mehr bis der Zauber ganz von mir verschwunden war. Ich betrachtete meine Haut auf dem Arm und strich etwas drüber, als wenn ich diesen Zauber weg wischen könnte. Warum nur wurde ich überhaupt damit belegt, wenn er zeitlich begrenzt war? Wäre es nicht besser gewesen dafür zu sorgen, ihn so lange auf mir zu behalten, bis ich an Altersschwäche starb? Zudem, meine Eltern hatten es gewusst, von Anfang an. Sie hätten es mir eher sagen sollen. Ich hätte mich darauf vorbereiten müssen.. Was wäre gewesen, wenn wir nicht hier in England gewesen wären? Hätte es jemanden in Frankreich gegeben, der mir beigestanden hätte? Der mir alles erklärte und versuchte mich in diese Welt einzuführen? Und schon wieder machte ich mir zu viele Gedanken. Es war passiert und damit hatte es sich erledigt. Mein altes Leben war vorbei, ich sollte aufhören darüber nach zu denken was gewesen wäre. Die Zeit zurück drehen kann ich eh nicht. Wieder schloss ich meine Augen. Ich hörte wie draußen auf dem Gang Leute lang gingen. Sicher war gerade großes Reinemachen angesagt bei denen. Ich stieg aus dem Wasser raus, ehe sie noch auf die Idee kamen, das Bad zu putzen. Nachdem ich mich abgetrocknet und angezogen hatte, verließ ich es. Meine dreckigen Sachen hatte ich in den kleinen Mülleimer im Bad gestopft. Auch wenn sie nicht ganz rein passten, war wohl der Sinn und Zweck eindeutig zu erkennen. Ich ging wieder nach unten und in mein Zimmer, wo ich mich direkt aufs Bett fallen ließ. Die letzten Tage hatte ich nur sporadisch geschlafen und wenn, war er in meinen Träumen gewesen, also konnte man von Schlaf nicht wirklich reden. Warum auch immer, sobald ich mich hingelegt hatte, spürte ich eine schwere über mich kommen und war schnell eingeschlafen. Mich streckend erwachte ich und fühlte mich so gut wie lange nicht mehr. Scheinbar hatte ich die Ruhe dringend nötig gehabt. Als ich mich umsah, war ich auch noch immer hier im Zimmer und dies alleine. Wäre es anders gewesen, ich hätte wohl getobt oder geschrien. Nachdem ich aufgestanden war und mich ausgiebig gestreckt hatte, ging ich zum Kleiderschrank und zog eine Jeans und ein Shirt raus. Danach sah ich erstmals auf die Uhr. Ich hatte gut 18 Stunden durch geschlafen. Besser als Tage zu verlieren. Noch hier im Zimmer zog ich mich an und band mir danach die Haare zu einem Pferdeschanz zusammen. Mein Magen hatte sich bereits bemerkbar gemacht und ich war doch etwas überrascht, das Walter noch nicht hier gewesen war. Wusste er überhaupt, das ich wieder hier war? Mit Sicherheit. Doch ging dann schon die Tür auf und ich drehte mich um, wollte eigentlich sagen, wenn man vom Teufel spricht. Doch es war nicht Walter. „Seit wann benutzt du denn Türen?“ Ich war überrascht Alucard zu sehen und ging dann zu meinem Sneakers. Endlich mal wieder Schuhe an. „Ich wollte was neues ausprobieren, aber es macht mir nicht so viel Spaß.“ War ja klar, dachte ich nur und sah ihn abwartend an. „Du wirst ab jetzt nichts mehr von hier zu trinken bekommen.“ Jetzt sah ich ihn überrascht an. „Wieso nicht?“ „Weil du lernen musst dich unter Kontrolle zu behalten. Das war es doch, was du wolltest.“ „Ja, aber...Wieso?“ Ich verstand es nicht. Er hingegen drehte mir einfach den Rücken zu und war dann schon wieder weg. „Die Tür macht man hinter sich zu!!“ Schrie ich noch ins Nichts hinein und erschrak, als diese zusprang. Nun, zumindest hatte er auf mich gehört. Ich saß gelangweilt auf einen der Stühle und drehte immer wieder den Bleistift auf der Spitze im Kreis. Ganze drei Stunden saß ich jetzt schon hier und bisher war er noch nicht wieder gekommen. Keiner war bisher her gekommen. Sollte das ein Test werden, wie lange ich es durch hielt mich zu langweilen? Wenn ja, würde ich mit bestnote durchfallen. Ich hatte keine Lust mehr hier einfach herum zu sitzen und zu warten das was geschah. Mein Zimmer ließ ich hinter mir und verließ das Gebäude. Ich hatte ein Ziel und das war meine Sabroa. Nachdem ich den Fingerabdruckscann hinter mir gelassen hatte, nahm ich sie vorsichtig heraus. So lange hatte ich sie schon nicht mehr in meiner Hand gehalten. Ein Wunder das sie überhaupt noch hier war. Ich legte ein paar Kugeln hinein und schloss den Schrank danach wieder. Mit der geladenen Sabroa in meiner Hand verließ ich das Gebäude und ging zum Schießstand. Wie viele Nächte hatte ich hier gestanden und geübt bis ich anfing mit irgendwelchen Kunststückchen? Ein Lächeln huschte auf meine Lippen, als ich die Waffe nach vorne richtete und das Ziel genau anvisierte. Dann der erste Schuss. Das Gefühl des Rückstoßes, welches mich nicht mehr erschrak, sondern ich es genoss. Ich wollte gerade ein weiteres mal feuern, als sich eine Hand auf die meine legte. Sofort verkrampfte ich mich. „Ein wenig höher. Du willst doch auf den Kopf zielen, nicht wahr?“ „Ich will das du von mir weg gehst und mich nicht nochmal anfasst.“ Mit zusammengebissenen Zähnen sagte ich dies zu ihm. „Und was willst du dagegen tun? Mich erschießen? Versuch es kleines Nichts.“ Ich knurrte und drehte mich zu ihm um, wollte mit der Waffe nach ihm schlagen, doch war er da bereits von mir weg gegangen. Sofort lief ich auf ihn zu und versuchte nach ihm zu treten. Er wehrte meine Bewegungen ab und ich hasste ihn dafür noch viel mehr. Wieso hatte er das eben gesagt?? Machte es ihn Spaß mich fertig zu machen? Wollte er mich ärgern? Warum nur war ich doch hier her zurück gekommen? Meine Bewegungen wurden schneller und präziser, bis ich es schaffte ihm einen Schlag gegens Schulterblatt zu verpassen. Gleich darauf hin griff er jedoch mein Handgelenk und zog mich so, das er hinter mir stand und meinen Arm nach hinten zog. Meinen Oberkörper drückte er nach vorne und ich schrie auf vor Schmerzen. „Später wirst du dich mit vielen Situationen auseinander setzen müssen, in welchen du die Beherrschung verlieren könntest. Lerne damit umzugehen. Ignoriere das gesagte.“ Ich sah über die Schulter hinweg zu ihm und mein Blick verfinsterte sich. „Ich kann das bereits, hab es Jahrelang getan!“ Damit trat ich nach ihm, wobei er mich los ließ. In einer Drehbewegung griff ich wiederum nach seinem Arm und wollte ihn nach vorne ziehen um danach mein Knie in seinen Bauch zu rammen, doch drehte er sich dabei weg und legte den Arm von hinten um meine Kehle. „Kommt mir gerade nicht so vor, kleines Nichts.“ Wieder entfachte er den Zorn in mir und ich ließ dieses mal meinen Kopf nach hinten schnellen. Es tat mir selber unheimlich weh, als mein Hinterkopf sein Kinn traf, zumindest aber ließ er mich dabei los und ich konnte mich zu ihm umdrehen, verpasste ihn noch einen Tritt gegens Knie, was ihn aber nichts auszumachen schien. Er griff mein Bein, als ich gerade wieder zutreten wollte und hielt es nach oben fest. „Du lässt dich zu sehr von deinen Gefühlen leiten.“ „Das sagst du nur, weil du keine hast!!“ Schrie ich und versuchte mein Bein von ihm weg zu ziehen, schaffte es aber nicht und als er einige Schritte zurück ging, musste ich ihm hinter her hüpfen. „Im Gegensatz zu dir, habe ich schon vor Jahrhunderten gelernt mich zu beherrschen und die Situationen zu meinem Vorteil zu nutzen.“ Er schlug mit der anderen Hand auf meine Wade und ich hörte es knacken. Ein heftiger Schmerz ging durch mein Bein und ich schrie laut auf, ging zu Boden. Er hatte mir doch tatsächlich den Knochen gebrochen. Ich konnte es durch die Hose sehen, wie ein Stück meines Wadenknochens raus ragte. Tränen schossen in meine Augen und ich konnte nicht aufhören vor Schmerzen zu schreien. „Und Kathrin, behalte den Schmerz für dich. Jemand anderer wüsste genau in diesem Augenblick, das du am Boden bist und würde dir den letzten Stoß geben.“ Ich sah mit Tränennassen Augen zu ihm hoch, als er meine Waffe vom Boden zu sich schnellen ließ und sie auf meine Schulter richtete. Ich dachte wirklich er wolle mir gerade nur Angst einjagen, als er tatsächlich schoss. Warum tat er das? Ich fiel nach hinten weg auf den Boden und wusste nicht mehr wohin mit meinen Schmerzen. Er ging an mir vorbei und ließ dabei die anderen Kugeln aus der Waffe zu Boden fallen. „Jetzt wäre der Moment, in welchem du aufstehen solltest.“ Ich konnte nichts sagen, hoffte einfach das der Schmerz schnell vorbei ging. „Aber wie es scheint, bist du noch immer zu schwach. Hoffen wir, das es bald anders ist.“ Er ließ meine Waffe nun auch zu Boden fallen. Ich hasste ihn immer mehr und als er weiter weg ging, drehte ich mich mit Mühe zur Seite, robbte zur Waffe und griff diese unter Schmerzen. Ich hatte zwei Kugel mit eingesammelt gehabt, welche ich rein legte und dann mit Zorn in den Augen zu ihm sah. Dabei drehte ich mich auf den Bauch und ächzte vor Schmerzen, doch richtete ich schließlich den Lauf auf seinen Rücken und drückte ganze zwei mal ab. Ich erwischte ihn einmal an der Hüfte und einmal in der Mitte seines Rückens. Dann lies ich die Waffe aber fallen und mich ebenso. Ich konnte nicht mehr. Mein Körper schrie nach Ruhe und ich fragte mich wirklich, ob ich das hier überstand, oder ob es nicht doch zu viel war. Kapitel 35: Kapitel 45-46 ------------------------- Kapitel 45: Das erste was ich spürte, als ich wieder zu mir kam, war der Schmerz an meinem Bein. Das zweite war jener an meiner Schulter und sofort konnte ich mich auch wieder daran entsinnen, woher diese kamen. Nachdem ich meine Augen geöffnet hatte, bemerkte ich, dass ich in meinem Zimmer im Bett lag. Um meine Schulter herum war ein Verband. Ich strich leicht drüber, wodurch meine Fingerspitzen leicht rot waren. Das Blut hatte den Verband leicht durchnässt. Als nächstes sah ich zu meinen Bein. Der Knochen wurde wieder eingerenkt und auch darum hatte ich einen Verband, wie eine provisorische Schiene. Müsste man so was nicht gipsen, fragte ich mich und biss schließlich die Zähne zusammen, als der Schmerz wieder über mich kam. Doch er war nicht so stark wie vorhin. Kurz fragte ich mich auch, wer mich hier her gebracht und meine Kleidung gewechselt hatte. Ich trug nur ein leichtes Nachthemd. Vorsichtig richtete ich mich in eine sitzende Position und drückte die Hand nochmal gegen den Verband an der Schulter. Der Mistkerl hatte wirklich einfach so auf mich geschossen. Ich konnte es noch immer nicht wirklich glauben. Was hatte er eigentlich für ein Problem? Langsam stand ich auf und versucht ein paar Schritte bis zum Tisch zu gehen. Ich knickte zum Glück nicht ein und doch fühlte sich mein Bein an, als würde es gleich zerbrechen. Beim Tisch angekommen, ließ ich mich auf einen der Stühle nieder und atmete etwas schwer aus. Ganz langsam begann ich den Verband an meiner Schulter zu entfernen. Ich wollte mir die Verletzung ansehen, außerdem brachte meiner Meinung nach, der Verband relativ wenig. Als ich ihn endlich abgewickelt hatte, strich ich vorsichtig über die Schusswunde. Ich war erstaunt. Sie war kaum noch zu sehen, nur ein leichter Riss in der Haut. Drum herum eine etwas gelbe Salbe, welche wohl Jod sein sollte. Wie lange hatte ich denn geschlafen? Meine Tage die ich noch hatte wurden immer weniger. Doch als ich auf den kleinen Wecker in der Ecke sah, sah ich auch die Datums anzeige. Es war nur der nächste Tag, 16:47 Uhr. Keine Tage verschlafen, nur die restliche Nacht und den halben Tag danach. Aber wie konnte es dann sein, dass die Schusswunde so schnell verheilt war? Anhand des Blutes am Verband konnte es keine kleine Verletzung gewesen sein. Heilten die Wunden etwa schneller? Was das auch der Grund, warum ich mein gebrochenes Bein bereits so gut bewegen konnte und es mich trug? Vielleicht sollte ich dort die Schiene und auch den Verband lösen um nach zu sehen. Doch ich entschied mich dagegen. Es einen weiteren Tag drum zu lassen, wird bestimmt nicht schaden. Zudem wollte ich den offenen Bruch nicht sehen. Ich legte den Kopf nach hinten und seufzte etwas ins Zimmer hinein. Was wohl als nächstes kam? Ob Alucard mich noch weiter fertig machen würde? Vor allem, wo lag eigentlich sein Problem? Ich sollte wieder zurück ins Bett, dachte ich mir und versuchte wieder aufzustehen, doch landete ich dabei erneut auf dem Stuhl. Noch ein paar Minuten hier bleiben, war vielleicht nicht ganz so verkehrt. „Deine Verletzungen heilen bereits schnell.“ Oh nein, nicht er und nicht jetzt, bitte! „Lass mich zufrieden!“ Zischte ich vor mich hin. Er war hinter mir aufgetaucht, doch umdrehen tat ich mich nicht. Als er seine Hand auf meine Schulter legte, schlug ich sie weg und biss abermals die Zähne zusammen. Die Wunde war vielleicht fast verschwunden, aber es schmerzte noch immer extrem. „Nicht mehr lange und solche Verletzungen werden in kurzer Zeit verheilt sein.“ Als wenn mich das interessierte. „Kannst du mir nicht einfach sagen, was du von mir willst? Warum bist du hier?“ Diesesmal drehte ich mich zu ihm um. An ihm war keinerlei Verletzung zu erkennen, dabei hatte ich ihn zwei mal getroffen gehabt. Doch erinnerte ich mich auch an vorgestern. Die Wunden bei ihm verheilten extrem schnell. Also wohl kein Wunder, das nichts mehr zu sehen war. Ob ihn überhaupt jemand ernsthaft Schaden zufügen konnte? „Um nach dir zu sehen.“ „Wohl eher um mich weiter fertig zu machen. Du hast mir das Bein gebrochen und mich angeschossen!“ Schrie ich ihm entgegen und stand schließlich auf. Ich musste mich zusammenreißen um mein Bein durchzustrecken und stehen bleiben zu können ohne zu schwanken. Ich wartete darauf, das er etwas erwiderte, doch es kam nichts von ihm. „Lass mich einfach in Ruhe und verschwinde. Ich verstehe so wie so nicht, was das alles überhaupt soll! Verdammt, Alucard! Was willst du wirklich?“ Mit der Hand musste ich mich schließlich doch am Tisch abstützen. „Das du deiner Macht bewusst wirst und das du nicht länger wie ein weinerliches Kind aufführst.“ Wie gerne hätte ich ihm das Lächeln aus dem Gesicht geprügelt! „Schon mal daran gedacht, dass dies alles hier verdammt viel für mich ist? Ich bin erst siebzehn!“ Und so viel weinte ich auch nicht herum. „Dennoch kannst du dich erwachsener benehmen.“ „Ich kann es auch sein lassen!“ Er sollte einfach verschwinden und mich alleine lassen, aber war dies nur Wunschdenken, denn er machte keine Anstalten abzuhauen. Daher bemühte ich mich zum Bett zurück zu gehen und mich auf dieses fallen zu lassen. Seufzend sah ich hoch zur Decke. „Ich kann es nicht leiden nur ausgenutzt zu werden und das hast du gemacht.“ „Warum soll ich keinen Nutzen aus dir ziehen?“ Wie das klang, ich hätte ihn erwürgen können, wenn ich denn dazu in der Lage gewesen wäre. „Weil man so was nicht macht!“ „Sagt wer?“ „Der normale Menschenverstand und das gute Benehmen!“ „Beides ist bei mir nicht vorhanden.“ Sofort sah ich wieder zu ihm hin. Mittlerweile hatte er sich auf den Stuhl gesetzt, die Arme vor der Brust verschränkt und ein Bein über das andere geschlagen, wobei der Knöchel seines linken Beines auf dem Knie seines rechten ruhte. „Warum nur glaube ich dir das sogar?“ Dieses mal war ich es, welche Lächeln musste. „Sei ehrlich zu mir, wirst du mich gehen lassen, wenn ich gelernt habe mich unter Kontrolle zu halten?“ „Die Wahrheit? Nein. Ich werde dich weiterhin in meiner Nähe behalten. Ich bin mir nicht sicher warum, aber du scheinst Probleme geradezu anzuziehen und ich bin gespannt was als nächstes geschieht.“ „Was meinst du damit?“ „Nun, du wurdest von einen Drachen verfolgt und zudem der Angriff auf das Anwesen hier. Es ist schon lange her, seit sich jemand getraut hatte es anzugreifen. Und ich denke, es hatte was mit dir zu tun.“ „Aber der Angriff war doch auch Jurajs Schuld, oder etwa nicht?“ Ich hatte es zumindest angenommen um mich damit zu sich zu locken. „Nein, der Angriff erfolgte durch Menschen und der Drache schien mir keiner zu sein, welcher Menschen um sich scharrte.“ Das bedeutete, jemand anderer dort draußen war auch hinter mir her? Konnte mein Leben eigentlich noch beschissener und komplizierter werden? Ich hatte die Hoffnung gehabt endlich etwas ruhe zu haben. „Ich will doch nur ein normales Leben haben, ist das so schwer?“ „Es ist nicht zu verwirklichen. Doch warum ein ruhiges, wenn es auch ein ausgefülltes und spannendes Leben werden könnte?“ Jemand anderer hätte sich mit Sicherheit für ein solches interessiert. Doch ein wenig hatte er auch recht, als ich etwas darüber nach dachte. Ein ganz stinknormales Leben war auf dauer langweilig. Gut, auch hier musste ich mich ab und an mit langer Weile herum schlagen, aber das war eine andere. „Du scheinst es langsam zu akzeptieren.“ „Ich finde mich damit ab, ja. Es ändern kann ich doch eh nicht.“ „Es würde vielleicht einen weg geben, aber dieser ist mir unbekannt. Ich war schon erstaunt, dass Vladiana einen solchen Zauber auf dich wirken konnte, der zudem so lange hielt.“ Da war er wohl nicht der einzige. Er wollte gerade noch etwas sagen, als er den Kopf leicht zur Seite drehte und aufstand. Ob die Verrückte gerade nach ihm rief? Bestimmt, denn schon war er wieder verschwunden. Nicht mal ein Wort zu seinem verschwinden konnte er sagen. Doch daran hatte ich mich ja bereits auch gewöhnt gehabt. Ich legte den Unterarm auf meine Stirn und schloss wieder die Augen, ging meinen Gedanken nach und versuchte das grummeln in meiner Magengegend zu ignorieren. Eingeschlafen war ich nicht nochmal, hatte nur etwas vor mich hin gedöst als ich einen süßen Geruch aufnahm. Sofort hatte ich mich aufgerichtet und ging langsamen Schrittes zur Tür, damit mein Bein nicht zu sehr schmerzte. Nachdem ich die Tür geöffnet hatte, sah ich zur Treppe hin. Der Geruch kam näher und dann sah ich Walter, welcher eine Flasche mit Blut bei sich hatte. Doch an mir ging er nur mit einem entschuldigenden Lächeln vorbei und brachte diese in Seras Zimmer. Verdammt, dachte ich mir. Anscheinend machte Alucrd ernst. Ich würde hier in nächster Zeit wohl nichts mehr bekommen und für meinen derzeitigen Hunger war das nicht vom Vorteil. Denn als Walter wieder an mir vorbei ging, überlegte ich bereits mich einfach auf ihn zu stürzen. doch konnte ich mich selber zurück halten und schloss die Tür wieder. Ich bewegte mich zurück zum Bett, wo ich mich wieder drauf fallen ließ. Wie lange würde ich wohl warten müssen? Und was dann? Würde ich alleine in die Stadt gehen oder in Begleitung? Fragen die ich eigentlich nicht stellen sollte. Ich kam mir bei den Gedanken so doof vor. Die ganze Nacht verbrachte ich in dem Zimmer. Am meisten davon im Bett um das Bein zu schonen, welches von Stunde zu Stunde weniger schmerzte. Hin und wieder nahm ich eines der Bücher zur Hand, welche hier noch herum lagen und las in diesen. Vorzugsweise die Kapitel über Hexen und ich war erstaunt, wie viel es da zu lesen drüber gab. Früher dachte ich auch, die seien nur eingebildet, aber mittlerweile war ich mir da nicht so sicher. Bestimmt sahen sie anders aus, wie in den Abbildungen beschrieben, aber deren Macht müsste hinkommen. Das rege Treiben in den oberen Stockwerken konnte ich leise wahr nehmen und nach der Uhr hatten wir schon Vormittag. An schlafen war nicht zu denken, zu sehr war ich im Moment ausgeruht und bekam die Augen nicht zu, außer um etwas zu dösen. Alucard war auch nicht wieder zurück gekommen. Ich legte das Buch zur Seite und setzte mich auf. Genug war genug, dachte ich mir und machte jetzt endlich die Schiene ab. Die Verletzung an meiner Schulter war bereits vollständig verschwunden, genau wie der Schmerz. Nachdem ich die Schiene und den Verband gelöst hatte, sah ich mir mein Bein an und war auch hier überrascht. Es war nichts mehr zu erkennen von dem Bruch. Zudem konnte ich es ohne Probleme bewegen. Erstaunlich. Es hatte eben auch seine Vorteile kein Mensch zu sein. Aber ob diese die Nachteile überwogen? Daran hatte ich noch immer meine Zweifel. Nach der dritten Runde durchs Zimmer holte ich eine blaue Jeans und ein dunkelrotes Shirt aus dem Kleiderschrank. Samt Unterwäsche und einem Handtuch machte ich mich damit auf den Weg in das nahegelegene Bad und kam kurze Zeit später angezogen wieder ins Zimmer zurück. Das Buch legte ich zurück auf den Stapel und setzte mich an den Tisch. Meine Aufmerksamkeit galt den Menschen über mir. Ich sah hoch zur Decke und nahm die Schritte von ihnen wahr. Zudem dachte ich daran, einfach hoch zu gehen und meine Zähne in irgendwen von ihnen zu versenken. Dieses mal sperrte ich diese Gedanken nicht weg. Ich musste lernen mit ihnen klar zu kommen und mich zu beherrschen, egal wie schwer es mir fiel um so mehr ich darüber nachdachte. Ein kurzer Blick auf den Wecker und ich stellte fest, das wir bereits Mittag hatten. Mein Hunger wurde größer und mir lief ab und an etwas Speichel im Mund zusammen. Es reichte! Ich stand auf und verließ mein Zimmer, ging zu jenes von Alucard und klopfte an seine Tür, wartete. Doch es machte keiner auf. „Alucard!! Ich hab Hunger! Entweder du begleitest mich, oder ich werde mir irgendwie selber helfen müssen!“ Hatte ich das eben echt gesagt? Ich war erstaunt über meine Worte und zuckte schließlich mit den Schultern. Keine Reaktion, ob er mich ignorierte? Abwarten wollte was geschah oder ob er mich einfach nicht hörte? Vielleicht war er nicht mal da. Ich ging wieder zurück ins Zimmer und setzte mich auf den Stuhl. Mit jeder Stunde die weiter verging, wurde der Hunger größer. Von einem Moment zum anderen wurde auf meinem Vorhaben mich einfach nur unter Kontrolle zu halten die Verzweiflung endlich etwas zu mir zu nehmen. Einen letzten Versuch unternahm ich, auch wenn ich genau wusste, danach noch mehr dem Verlangen ergeben zu sein. Ich versuchte Alucard gedanklich zu erreichen, doch jedesmal traf ich dabei auf eine Wand und verfluchte ihn dafür. ich ließ es schließlich bleiben und schmiss vor Wut den Stuhl durchs Zimmer. Ich hatte Hunger, verdammt nochmal! Weitere zwei Stunden konnte ich mich hier unten aufhalten, dann hielt ich es aber einfach nicht mehr aus und stürmte geradezu aus dem Zimmer nach oben. Es war später Nachmittag und ich verließ das Gebäude. Es war noch immer an einigen Stellen beschädigt, aber nicht mehr so doll wie damals. Die Reparaturarbeiten waren gut voran gekommen. Ein paar Soldaten trainierten auf einem nahe gelegenen Platz, wo ich nun hin ging und ihnen dabei zu sah. Doch meine Aufmerksamkeit galt dabei nicht deren Übungen, sondern den einzelnen Personen selber. Welchen von ihnen könnte ich mit Leichtigkeit überwältigen? Die Konsequenzen waren mir dabei egal, ich brauchte was zu trinken und zwar schnell. Meine ganzen Sinne hatten sich darauf eingestellt jemanden zu Boden zu drücken und meine Zähne einfach in sein Fleisch zu schlagen um danach von ihm zu trinken. Dort! Zwei von ihnen verließen die Gruppe. Wo sie hingehen wollten war mir egal. Ich folgte ihnen und behielt sie ständig im Blick. Hatten sie mit bekommen, das sie beobachtet wurden wie Beute? Sie drehten sich ständig um und schienen verunsichert zu sein, doch hielt ich mich auf Distanz und in den Schatten, auch wenn ich nicht mit jenen verschmolz. Das Sonnenlicht, welches das Anwesen noch erhellte, bereitete mir einige Probleme. Leichter wäre es im dunkeln mich an die beiden ran zu schleichen, doch warten kam für mich nicht in Frage. Ich versuchte auch anderen dabei aus dem Weg zu gehen und nicht aufzufallen, die beiden weiterhin im Blick. Endlich waren sie weit genug weg von anderen und verschwanden in eines der Gebäude. Ich durfte sie nicht aus den Augen verlieren, daher schlich ich kurze Zeit später auch ins Gebäude rein. Es war eine Art Kaserne, überall standen Betten, ich hörte Stimmen und versteckte mich in einer Ecke des Zimmers. Die Lampen hier drinnen waren hell und das anschleichen an die beiden so gut wie unmöglich, doch ich wollte nicht aufgeben, konnte es nicht. Vielleicht insgesamt 20 Soldaten waren hier drinnen, mit den beiden zusammen. Während ich darüber nachdachte näher an die beiden heran zu kommen und dabei von den anderen nicht wahr genommen zu werden, sah ich das ein anderer in einem der Betten schlief. Der Weg zu ihm war frei, die Stimmen weiter weg. Daher hatte sich mein Ziel verschoben und ich ging langsam und leise auf dieses zu. Ständig sah ich mich dabei um, das keiner in meine Richtung sah, zudem hielt ich mich unten und versuchte die leeren Betten als eine Art Sichtschutz zu nutzen. Schließlich hatte ich es geschafft und sah den Soldaten auf dem Bett an. Mir lief der Speichel schon fast aus dem Mund. Ich konnte seinen Puls hören und sehen wo das Blut durch seine Adern floss. Vielleicht hätte ich mich zurück halten sollen, sofort von hier verschwinden, aber ich konnte nicht. Ich fixierte mich geradezu auf ihn und leckte mir über die Lippen. Schließlich beugte ich mich vor und wollte einfach in die freie Stelle an seiner Schulter meine Zähne versenken, als sich plötzlich eine Hand auf meinen Mund legte und ich kräftig nach hinten gezogen wurde. Das konnte nicht wahr sein! So nah und doch so fern! Ich wollte toben, wollte die Hand beißen. „Nicht hier.“ das Flüstern kam mir so weit weg vor, da ich den Soldaten noch immer im Fokus hatte und schließlich aber von ihm weg gezogen wurde. Die Gespräche verstummten und mein Fokus wachte auf, saß senkrecht im Bett und sah mir geschockten Blickes hinterher, wie ich aus der Kaserne raus gezogen wurde. Draußen ließ er mich endlich los und ich drehte mich zornig um. „Warum hast du mich aufgehalten?? Ich hätte ihn beinahe gehabt!!“ Schrie ich ihn an, wobei er plötzlich mein Kinn festhielt und mich daran etwas nach oben zog. „Du hättest beinahe dafür gesorgt, das ich dich umbringe.“ Und dennoch hatte Alucard ein Lächeln auf den Lippen, als er dies sagte. Ich ballte meine Fäuste und fletschte die Zähne. „Wenn ich nicht bald etwas zu trinken bekomme, werde ich noch jemanden umbringen!“ „Das hättest du eben schon beinahe getan, wenn ich dich nicht aufgehalten hätte.“ „Du hättest mich nicht aussperren sollen aus deinen Gedanken! Dann hättest du gewusst, das ich Durst habe!“ „Und mir den Spaß nehmen lassen um zu sehen, wie weit du kommst?“ Ich knurrte ihn an. Diese Spielchen wollte ich nicht. Ich wollte meinen Hunger stillen. Daher drehte ich mich und wollte wieder rein. Auch wenn nun alle wussten, auf was ich es abgesehen hatte, es war mir egal. Irgend einen von ihnen konnte ich vielleicht erwischen und wenn es nur zwei, drei Schluck Blut waren, so war es zumindest etwas. Aber ich kam nicht mehr dazu, Er griff nach meinem Arm und zog mich wieder mit sich in die Schatten. Ich schrie dabei vor Verzweiflung und fand mich mit ihm in einer Gasse wieder. „Durch die Heilung deiner Verletzungen scheinst du geradezu ausgehungert zu sein.“ Ach ne, echt? Wäre ich ja nie drauf gekommen! Ich riss mich von ihm los und fauchte ihn erneut an. „Komm mit, wenn du deinen Hunger stillen willst.“ Als er mir den Rücken zugedreht hatte, wollte ich mich schon auf ihn stürzen und einfach von ihm trinken. Aber sicher war das keine gute Idee. Daher folgte ich ihm, war innerlich aber ziemlich angespannt. Wir gingen durch ein paar Gassen, bis wir auf jemanden trafen, der am Boden lag. Er roch extremst nach Alkohol und Urin. Trotz meines Hungers, wendete ich mich von ihm ab. „Entweder er oder keiner.“ Ein Witz, das musste es sein. Doch sein Blick sagte, das dies keiner war. Es brauchte nicht viel an Überwindung, denn mein Hunger hatte schnell die Oberhand und ich kniete mich neben den Mann hin, verlor schließlich den Fokus und alles um mich herum aus den Augen, als meine Zähne durch die Haut des Mannes glitten. Es war wie eine Erlösung, als das Blut von ihm sich in meinem Mund sammelte und ich es mit gierigen Schlucken zu mir nahm. Zwar schmeckte es nicht so gut, wie das andere, welches ich sonst immer getrunken hatte, aber für den Zweck reichte es. „Kathrin... es reicht.... Kathrin...“ Ich wollte nicht aufhören, auch als er mich weg ziehen wollte, ich verbiss mich einfach tiefer ins Fleisch und versuchte keinen Tropfen auszulassen, doch riss er schließlich so fest an mir, das ich dabei ein Stück Fleisch aus dem Arm des Mannes einfach raus riss. Erst als ich es bewusst mitbekam, spuckte ich es schnell aus und sprang geradezu einige Meter davon weg. Der Mann war leichenblass und es tropfte kaum Blut aus der Wunde, welche ich ihm zugezogen hatte. „Deine Selbstbeherrschung lässt weiterhin zu wünschen übrig.“ Während er dies sagte, richtete er die Waffe auf den Mann und schoss. Der Schuss hallte durch die Gassen und ich konnte Menschen schreien hören, welche nicht wussten woher es kam. Er reichte mir seine Hand, nachdem er die Waffe weg gesteckt hatte. Und wieder war ein Mensch meinetwegen gestorben. Wie viele Leichen würden meinen Weg wohl noch pflastern? Ich griff nach seiner Hand, bevor die Polizei hier noch auftauchen würde. Er zog mich mit in die Dunkelheit und wir kamen in meinem Zimmer wieder raus. „Bleib hier.“ „Was? Wohin willst du?“ „Mich um die Reste kümmern.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen verschwand er wieder und ließ mich hier alleine zurück. Hieß das, er wolle sich um die Leiche kümmern? Aber wie? Obwohl..sollte ich das wirklich fragen? Sicher würde er sie irgendwo in der Wüste oder sonst wo liegen lassen, schneller konnte er wohl jemanden nicht verschwinden lassen. Ich setzte mich aufs Bett und wischte mit dem Unterarm über meine Lippen. Blut klebte mir noch am Kinn und einiges davon war auf meinem Shirt. Aber es hatte so gut getan zu trinken und den Durst zu stoppen. Ich fühlte mich satt und gut. Am liebsten hätte ich mich aufs Bett gelegt und mich durch gestreckt. Es war eigenartig. Die Gewissensbisse zum Tod des Mannes hielten nicht lange an. War das normal? Als er wieder im Zimmer auftauchte, sah ich zu ihm hoch. „Wie geht es dir?“ Erstaunt legte ich den Kopf etwas zur Seite. „Es geht mir...gut. Ich weiß nicht warum, ich habe den Mann eben umgebracht und dennoch..geht es mir gut. Ist das normal?“ „Ja, das ist es.“ „Aber das ist doch nicht gut. Wie kann es mir so egal sein?“ „Warum sollte es dir nicht egal sein? Du musstest trinken.“ „ja, aber ich hab ihn dabei umgebracht. Es geht doch sicher auch ohne jemanden dabei umzubringen.“ „Wenn du endlich gelernt hast dich zu kontrollieren, dann kannst du auch dafür sorgen, das die Menschen am Leben bleiben.“ Wenn war hier das entscheidende Wort. „Kathrin, du wirst es lernen. Vielleicht dauert es bei dir etwas länger als bei anderen, aber irgendwann wird es.“ Na wie aufmunternd von ihm. Jetzt kam ich mir wirklich schlecht vor. Nach seinen Worten hatten ich zu nichts Talent. Ich war ein lausiger Blutsauger und doch musste ich darüber lachen. Jetzt sah er mich verwundert an und ich wank nur ab. „Vergiss es...Danke. Das du mich begleitet hast und..wegen den Soldaten..ich glaube die werden mich ab jetzt mit anderen Augen ansehen.“ „Sie werden dir gegenüber vorsichtiger sein. Doch ich muss gestehen, du hast dich gut gemacht ihnen zu folgen und beinahe hättest du es auch geschafft dich an einem zu nähren. Aber mache es nicht nochmal. Es hier zu vertuschen ist bei weitem schwerer als sonst wo.“ Hatte er es etwa schon mal gemacht, das er so darüber sprach? Doch nach seinem Blick zu urteilen, würde ich auf diese Frage keine Antwort bekommen, daher ließ ich sie lieber. „Du hast dich damit abgefunden?“ „Ich hab zumindest begriffen, das ich keine andere Wahl mehr habe und ich will nicht irgendwann irgendwo eingesperrt sein und dort verhungern.“ Dafür war mir mein Leben doch zu schaden. „Dann sollten wir weiter dafür sorgen, dass du dich später selber schützen und versorgen kannst.“ Ich stand nun auf und nickte ihm zu. „Aber ich will von dir nicht mehr angelogen werden. Wenn du mich aus Eigennutz in deiner Nähe halten willst, dann sag es gefälligst auch!“ „Wenn du nicht sofort eingeschnappt bist und versuchst weg zu laufen.“ Na das sollte ich ja wohl hinbekommen, hoffte ich mal und reichte ihm die Hand. Er musste über diese Geste lachen und doch nahm er meine Hand an. Damit war es für mich beschlossene Sache und ich würde versuchen ihm wieder etwas zu trauen. Mal zu hoffen, das es kein Fehler war. Kapitel 46: Bereits den dritten Tag in Folge, seit unserer kleinen Aussprache sind wir am trainieren und üben. Pausen? Ach wozu denn? Die sind vollkommen überbewertet, laut ihm. Mein Körper hingegen könnte ruhig eine gebrauchen. Ich konnte mich schon kaum auf den Beinen halten und mein Hunger war noch schlimmer als die Tage zuvor. Seit von dem einen Mann in der Gasse hatte ich nicht wieder getrunken. Mich selber darum kümmern ging auch nicht, denn er blieb immer zu in meiner Nähe. Gerade war er dabei mir weiteren Techniken im Nahkampf bei zu bringen. Doch ich landete öfter auf dem Boden, als einen Treffer bei ihm. Wenn ich durch die letzten Wochen nicht mitbekommen hätte, das es sinnvoll war und auch nützlich, hätte ich ihn wohl schon lange hier einfach so stehen gelassen. Schon wieder lag ich rücklings auf den Boden. Alle Viere von mir gestreckt und sah hoch zur Decke. Zu gerne hätte ich jetzt einfach die Augen geschlossen und wäre eingeschlafen. Das letzte mal, etwa vor drei Stunden als es mir passierte, drehte er meinen Arm so um, das er beinahe gebrochen wäre. Aus diesem Grund riss ich meine Augen auf und versuchte wach zu bleiben. Als ich ihn fragte, warum wir die letzten Tage durch gemacht hatten und wieso ohne Pause, kam von ihm nur als Antwort, das es immer solche Situationen geben könnte. Irgendwie freute ich mich auf die weniger. Langsam richtete ich mich wieder auf und strich dabei über meine Kehrseite. Vielleicht war es nur Einbildung, aber mir kam es so vor, als wenn mein Körper begann an einigen Stellen zu kribbeln. „Greif mich an.“ So wie die letzten male schon, wobei ich bestimmt erneut auf den Boden landen werde, dachte ich mir und sah dabei zu ihm hin. Seinen Mantel hatte er abgelegt, genau wie seine Brille und im Gegensatz zu mir wirkte er kein bisschen Erschöpft. Wo war da die Fairness? Ich hätte jetzt alles für ein wenig Schlaf, eine kalte Dusche und etwas zu trinken getan. „Kathrin, komm schon. Greif mich an.“ Wie er das sagte, mit diesem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Ich schnaufte kurz und lief wieder auf ihn zu. Es dauerte aber nicht lange und ich lag erneut auf den Boden. Nur dieses mal mit dem Gesicht voran. „Ich kann einfach nicht mehr...“ Es war die Wahrheit. Er hatte mich vollkommen ausgepowert. Jeder Zentimeter meines Körpers schmerzte und brauchte eine Pause. Er stand neben mir, ich konnte seine Schuhe sehen und wollte dann schon wieder weg dösen, als er mir auf den rücken trat und immer mehr Gewicht drauf legte. Stöhnend öffnete ich die Augen. „Alucard...bitte...ich bin wirklich fix und alle...und ich habe Hunger...eine kleine Pause, mehr verlange ich doch nicht.“ „Wenn es kein Training wäre..“ „Jaja, ich weiß..wäre ich schon lange tot...“ Er übte noch etwas mehr Druck auf und ich schrie kurz auf vor Schmerz. Dann aber nahm er seinen Fuß von meinem Rücken. „Komm und steh auf.“ Als wenn das so einfach gewesen wäre. Dennoch versuchte ich es und stemmte mich langsam hoch. Am ende aber landete ich wieder auf dem Boden. „Lass mich einfach hier liegen...“ Mit der Hand versuchte ich ihm zu zeigen, das er ruhig gehen sollte. Doch schreckte ich kurz auf, als er mich plötzlich hoch zog. Jetzt stand ich wieder auf den Beinen und schwankte. „Zwei Stunden, dann machen wir weiter.“ In zwei Stunden konnte ich sicher nicht die Erholung finden, welche ich brauchte. Aber es war eine Pause und ich würde einen Teufel tun, etwas dagegen zu sagen. Nachher entschied er sich noch anders. Sofort machte ich mich auf den Weg und wollte nur in mein Zimmer zurück. Ganz geradeaus gehen bekam ich dabei nicht mehr hin. Irgendwann lag ich schließlich endlich im Bett. Ich hatte mich auf dieses einfach drauf fallen lassen. Nicht mal bis 10 musste ich zählen und war schon eingeschlafen. „Zwei Stunden sind vorbei.“ Ich zog die Decke unter mir vor und über meinen Kopf. Ich war doch eben erst eingeschlafen. „Steh auf, oder ich muss dich dazu zwingen.“ „Du bist ein Monster...“ Entgegnete ich schlaftrunken und drückte mein Gesicht fester in die Matratze unter mir. „Immer zu Diensten und jetzt aufstehen.“ Er zog an der Decke und da sie noch zur Hälfte unter mir lag, mich mit raus. Somit lag ich nun auf dem Boden vor meinem Bett und sah zu ihm hoch. „Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.“ „Dann müsstest du Jahre schlafen.“ hatte er das eben echt gesagt? Sofort funkelte ich ihn böse an und richtete mich auf. Die Müdigkeit hing mir noch immer in den Knochen und ich hätte sofort wieder einschlafen können. „Okay. Ich bin wach...aber ganz ehrlich. Wieso keine richtige Pause? Ich meine, selbst trotz des Trainings, ein anderer hätte mich eh längst umbringen können.“ Bei all dem was ich bisher erlebt hatte, war mir klar, das ich verdammt schwach war und keine 10 Minuten überleben würde, wenn überhaupt. „Die Wahrheit?“ Sofort verschränkte ich die Arme vor mir. „Aber so was von die Wahrheit!“ „Wir wissen nicht wie lange es noch dauert, bis dieser Zauber von dir genommen wird und was dann geschieht erst recht nicht. Solltest du zu schwach sein, könnte es wohl möglich geschehen, dass du es nicht überlebst.“ Ich stockte etwas und musste mich mit dem Rücken gegen die Wand lehnen. Wieder fegte ein Kribbeln über meine Haut und ich ignorierte es. „Wenn das wirklich stimmt, verstehe ich noch immer nicht, wieso ich überhaupt damit belegt wurde.“ „Zu deinem Schutz. Wer würde schon nach dir unter Menschen suchen? Wer weiß ob Vladiana wusste, wie lange der Zauber anhält.“ „Also hätte er auch länger sein können?“ „Oder kurzer. Vielleicht nur ein Jahr oder hundert.“ Hundert wäre schön gewesen, dachte ich mir und musste seufzen. „Wenn ich aber vollkommen fertig bin und mich kaum noch rühren kann, nützen mir alle Trainingsstunden dieser Welt nichts.“ „Morgen gönne ich dir den ganzen Tag eine Pause, und jetzt lass uns für dich etwas zum trinken suchen.“ Als er das sagte, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Aber wir gehen zu Fuß! Oder mit einem Wagen von mir aus..du kannst doch fahren, oder?“ „Wozu sollte ich fahren müssen?“ War ja so was von klar und ehe ich noch etwas anderes sagen konnte, hatte er schon nach meinem Handgelenk gegriffen und mich mit sich gezogen. Wir waren wieder in einer dunklen Gasse und ich sah mich um. Es roch hier noch schlimmer als letztes mal in der anderen. „Ich hätte nichts gegen einen Ort, der besser riecht.“ „Wenn du gelernt hast, nicht so auffallend zu sein.“ „Schon mal dran gedacht, dass es mehr auffällt plötzlich irgendwo zu erscheinen?“ „Wo bleibt da nur der Spaß?“ Er ging los und doch konnte ich sein Grinsen geradezu erahnen. „Man kann im Leben nicht immer nur Spaß haben.“ „Deswegen solltest du dir den holen, welchen du bekommen kannst.“ „Sag mal...wer von uns beiden ist hier eigentlich der ältere?.Apropo..wie Alt bist du eigentlich, Alucard?“ „Alt.“ Er konnte einen wirklich zur Verzweiflung bringen. „Und das sind in Jahren?“ „Viele.“ Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. „Wirst du mir irgendwann mal mehr über dich erzählen?“ „Warum sollte ich?“ Eine gute Frage. Weil ich es einfach wissen wollte. Obwohl er mich fertig machte und mich ausnutzte, wollte ich ihn dennoch näher kennen lernen. Eventuell so auch mehr über mich begreifen. War er auch ein Reinblut, so wie er mich immer nannte oder ein geschaffener wie er Sera geschaffen hatte? „Hör auf über mich nach zu denken und spare deine Kraft für den Menschen.“ Er blieb stehen und deutete in die Richtung. Ich sah auch hin. Ein junge, etwa so alt wie ich, welcher sich gerade über einem Feuerzeug etwas erhitzte. Er schien uns nicht mal zu bemerken. Seine Augen waren gläsern und seine Sachen abgenutzt und dreckig. „Wo kommt eigentlich das Blut bei euch her? Ich kann mir nicht vorstellen das ständig Leute umgebracht werden. Es müsste doch auffallen.“ „Es wird gespendet. Von den Soldaten und auch von außerhalb. Die von außerhalb denken für einen guten Zweck... Was es in meinen Augen auch ist.“ Gab er lächelnd von sich und leckte sich dabei über die Lippen. „Versuch dich dieses mal mehr unter Kontrolle zu behalten.“ „Als wenn ich das mit Absicht machen würde.“ Ich konnte mich einfach nicht zurück halten und musste ihm mit den Ellbogen gegen die Seite stoßen, bevor ich auf den Jungen zuging. Irgendwie tat er mir leid. Er hatte sicher Familie, welche ihn vermisste. Aber immerhin, wenn nicht ich dann würden ihn vielleicht die Drogen irgendwann umbringen und vielleicht schaffte ich es ja dieses mal mich zu beherrschen. Wie kalt war ich eigentlich geworden um so zu denken? Der Junge hatte sich gerade die Nadel durch die Haut gestochen, als er mich sah. Sein Gesichtsausdruck war leer und als er die Nadel wieder raus zog, leckte ich mir über meine Eckzähne. Vielleicht hätte ich mich noch mit ihm unterhalten oder sonst was, aber als ein wenig von seinem Blut aus der Einstichstelle lief, gab es für mich kein halten mehr. Der Schrei des Jungen wurde unterdrückt, wie oder wodurch, war mir vollkommen egal. Mir ging es einzig und alleine um den Geschmack auf meiner Zunge und das stillen meines Hungers. Auch wenn der Geschmack alles andere als Gut war, nicht so wie jener von früher, schaffte ich es wieder nicht, mich richtig zu beherrschen und hörte erst auf, als ich nichts mehr aus ihm raus bekam. Ich stand sofort auf, rieb mir mit dem Unterarm über die Lippen. Die Augen des Jungen waren noch immer offen und er schien mich direkt anzusehen, doch rührte er sich keinen Millimeter. „Zumindest musste ich dich dieses mal nicht von ihm weg reißen.“ Während er sich darüber zu freuen schien, kam von mir nur ein seufzen. Ich drehte mich weg und sah zu einer Hausecke, stutzte etwas. War das ein Licht gewesen? „Was wirst du jetzt mit ihm machen?“ Wollte ich schon fragen und ging dabei auf die Hausecke zu. „Ihn verschwinden lassen.“ Gerade wollte ich fragen, wie er das meinte, als ich wieder ein kleines Licht sah..nein, kein Licht. Es war ein kleiner Blitz gewesen! Ich konzentrierte mich und gewöhnte meine Augen schnell an die Entfernung um gleich darauf erschrocken zurück zu weichen. Eine Frau mit einer Kamera. Wie es schien, hatte sie bemerkt, das ich sie gesehen hatte, denn schnell drehte sie sich um und flitzte weg. „Ihr nach.“ Alucard raunte mir die Worte zu. „Was?“ „Jag sie.“ Er meinte das ernst und ich war im Zwiespalt. Doch als ich mir dann darüber im klaren wurde, was sie mit den Bildern machen könnte, setzte ich mich sofort in Bewegung. Ich überlegte mir dabei bereits eine Geschichte, die ich ihr auftischen konnte. Alles nur Show? Wir übten für ein Theaterstück oder sonst was? Vielleicht würde sie es mir ja glauben und die Bilder löschen. Aber was wenn nicht? Sie lief auf eine etwas belebtere Straße und ich musste einigen anderen Passanten ausweichen, die mir nur perplex nach sahen. Die Frau wurde langsamer und ich konnte sie mit Leichtigkeit einholen. Mein Sportlehrer würde jetzt sicher die Kinnlade runter fallen, wenn der gesehen hätte, wie schnell ich gelaufen war. Sie drehte sich zu mir um, stand mit dem Rücken zu einem Schaufenster, in welchem lauter verschiedene Kleider ausgestellt waren. Ich hatte sie zwar fest gesetzt und wie es aussah, hatte die Frau, welche locker ein Kopf größer war als ich und ende 20, angst vor mir. Doch was sollte ich nun mit ihr machen? Immer wieder gingen Leute an uns vorbei und sahen misstrauisch zu uns beiden. „Noch einen Schritt und ich schreie!“ Sie drohte mir? Nun, ich war wohl auch gerade in der weniger günstigen Position. Wenn ich sie angreife, würde das nur Aufmerksamkeit erregen oder noch schlimmer, andere kamen um ihr zu helfen. „Bleib weg von mir, Blutsauger! Oh ja! Ich weiß was du bist und bald werden es alle erfahren!“ Sie ging seitlich und ich überlegte noch immer, was ich tun konnte, doch stand dann schon Alucard neben ihr und als sie es bemerkte, schrie sie laut auf. Einige andere sahen kurz zu uns und ich bekam auf der stelle Angst, das hier gleich sonst was geschah. Doch nichts dergleichen, sie gingen einfach weiter und sahen nicht mal mehr zu uns hin. Zu gerne hätte ich gewusst, wie er das anstellte, denn ich war mir sicher, das er damit zu tun hatte. Die Frau reichte ihm die Kamera und drehte sich um und ging. Jetzt war ich vollkommen baff. „Was?.. Ich meine..wie?“ Er kam zu mir und legte mir die Kamera in die Hand. „Der Verstand der Menschen ist so leicht zu manipulieren.“ Na wenn er das sagte. Ich drehte die Kamera um und sah mir schließlich die Bilder an. Sie waren verschwommen, man konnte gar nichts richtig darauf erkennen. Ich löschte die Bilder und legte die Kamera dann einfach an die Hauswand auf den Bordstein. Mit ihr was anfangen konnte ich schlecht, außerdem wollte ich nichts klauen. Alucard war bereits am Ende der Straße als ich zu ihm lief. „Der Junge!“ Fiel mir ein und ich wollte sofort dorthin zurück laufen. „Ist bereits weg.“ So schnell, wollte ich fragen, ließ es aber. „Was machst du mit den Leichen?“ „Resteverwertung.“ „Hä?“ Sollte ich das verstehen? „Hundefraß.“ „Hunde?..Warte mal!“ Ich überholte ihn und stellte mich vor ihm hin. „Du hast Hunde?“ Das hätte ich ja nun gar nicht von ihm gedacht und dann aber dachte ich an Dark. „Ab und an ist einer bei uns herum gelaufen. Etwa so groß, weiches, schwarzes Fell und rote Augen. Ist er etwa deiner?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er strich mit dem Finger über mein Kinn. Erst wollte ich seine Hand weg schlagen, doch zog er sie schon weg und ich sah, wie er ein wenig Blut von der Spitze seines Handschuhs leckte. Wie es aussah, war dort noch etwas von dem des Jungen gewesen. „Könnte man so sagen, ja.“ „Und an ihn verfütterst du die...oh mein Gott..ich werde mir sicher nie von Dark das Gesicht ablecken lassen, wenn der es mal versucht...Warte mal..wenn es deiner ist, wie heißt er dann richtig?“ Er zuckte mit den Schultern und ging an mir vorbei. „Dark passt schon.“ „Jetzt sag bloß, du hattest nie einen Namen für ihn?“ Doch ging er nicht mehr auf das Thema ein und ich beließ es dabei. Jetzt wusste ich zumindest, zu wem der große Hund gehörte. Wir gingen weiter durch die Straßen in Richtung des Anwesens, welches ich schon in der Ferne sehen konnte. Ich war dankbar, dass er mich nicht einfach so wieder zurück gebracht hatte. Der kleine Spaziergang tat richtig gut. Vor allem streckte ich den Kopf in den Nacken und sah nach oben zum Himmel. Man konnte nicht viele Sterne sehen, aber zumindest ein paar. Als wieder ein jucken über meine Haut ging, strich ich über den Arm. Ein paar Teenager gingen an uns vorbei und unterhielten sich über die letzte Nacht in einer Disco. Kurz sah ich ihnen nach und blieb stehen. „Sag mal Alucard...werde ich eigentlich älter?“ „Die Frage kann ich dir nicht beantworten.“ Verwundert sah ich zu ihm hin. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Willst du denn altern?“ „Ein wenig schon. Ich will nicht in 20 Jahren noch im Körper einer Teenagerin sein.“ „Andere würden sich nichts sehnlicheres wünschen.“ Dafür streckte ich ihm die Zunge raus. „Oh..da fällt mir ein..wie lange werde ich eigentlich leben?“ Nun bekam ich von ihm einen verwunderten Blick und ein schallendes Lachen. „Was denn?“ Ich wollte es wirklich wissen. Er hingegen setzte seinen Weg fort und lachte noch immer über meine Frage. Ich folgte ihm und schmollte dabei. Immerhin könnte es ja sein, das ich nach hundert Jahren den Löffel abgeben muss, oder nach 500? Wow. Wenn ich daran dachte 500 Jahre zu haben. Das war eine verdammt lange Zeit und wenn ich dann daran dachte in all den Jahrzehnten so auszusehen wie jetzt, bekam ich glatt wieder komplexe. „Wenn ich echt länger als ein Mensch lebe, wie soll ich es dann schaffen dies vor denen zu verbergen? Geschweige denn, wie nicht alleine sein?“ Denn nun dachte ich auch daran, das es wohl auffallen würde, wenn ich in etlichen Jahren nicht ein wenig altere. „Bist du alleine?“ Verwundert über die Frage blieb ich stehen und sah ihm nach, als er weiter ging. War ich gerade alleine? Irgendwie ja und irgendwie nein. „Ich werde es irgendwann sein, wenn meine Eltern nicht mehr sind...“ Als ich daran denken musste, wurde es mir etwas schwer ums Herz. „Und ich weiß nicht mal, ob und wie ich Freunde später finden soll..es gibt sicherlich keinen Ort wo Vampire zusammen leben, oder?“ Ich konnte es mir zumindest nicht denken und als er sich zu mir umdrehte und grinsend ansah, wusste ich schon, das er sich wieder über mich lustig zu machen schien. „Aber sicher doch. Ein Land namens Traumland existiert irgendwo und dort leben viele von uns in Glück und Harmonie zusammen. Es gibt Bäche aus Blut und überall laufen Menschen herum, welche nur von uns gebissen werden wollen.“ Ich rollte mit den Augen und zeigte ihm schließlich den Mittelfinger. „Werwölfe leben zusammen, warum also nicht auch Vampire?“ „Weil wir nicht auf einander schlafen und alleine zurecht kommen.“ Ich zuckte mit den Schultern, wie es aussah, vertraten wir andere anschichten, was das Leben mit anderen anging. Jedenfalls war ich niemand, der ständig alleine sein konnte. „Oh verdammt..wie finde ich dann eigentlich einen Freund oder vielleicht sogar mal einen richtigen Mann?“ Jetzt blieb er ruckartig stehen und sah zu mir. „Wozu?“ „Wie wozu? Na für...also..um eben nicht immer alleine zu sein..man braucht doch jemanden an seiner Seite..so wie meine Eltern sich haben und irgendwann...“ Wieso sprach ich mit ihm eigentlich darüber? Wurde ich gerade rot im Gesicht? Mit Sicherheit, als ich so darüber nachdachte was später mal sein könnte. Eines stand fest, ich wollte nicht für den Rest meines Lebens Jungfrau bleiben. „Ach vergiss es!“ Mit den Worten ging ich schnell an ihm vorbei und schlang die Arme um mich. Sicherlich gab es einen Weg. Ich sollte mir darüber jetzt noch nicht so viele Gedanken machen, dennoch störte mich diese Unwissenheit. Würde ich vielleicht sogar irgendwann mal eine Familie haben? Ging das? Als meine Eltern mich bekamen, wurden sie ja scheinbar meinetwegen umgebracht. Na super Vorlage für ein Familienglück. Wir kamen bei dem Tor zum Anwesen an und ich blieb davor stehen, noch immer in meinen Gedanken. „Wenn du nicht alleine sein willst, dann bleib hier.“ Verwundert sah ich zu ihm, während er nur gerade aus sah als das Tor sich öffnete und dann weiter ging. „Ich kann doch nicht ewig hier bleiben. Ich will auch etwas leben. Hier würde ich mich auf Dauer nur wie eine Gefangene fühlen.“ Was ich ja jetzt auch ab und an schon gefühlt hatte. „Aber du hättest Seras hier.“ Das stimmte wohl, doch blieb ich nun weiterhin vor dem offenen Tor stehen und sah ihm nach. Ich hätte Sera hier, ja...aber doch auch ihn, oder etwa nicht? Kapitel 36: Kapitel 47-48 ------------------------- Kapitel 47: Noch immer stand ich vor dem geöffneten Tor und bekam nur am Rande mit, wie die Soldaten mich ansprachen. Näher auf mich zu kamen sie aber nicht um ihre Worte Deutlichkeit zu verleihen. Erst das Hupen eines Wagens brachte mich wieder hier her zurück und ich ging sofort aus dem Weg. Die blöde Verrücke saß drinnen und funkelte mich wütend an. Was hatte die nur ständig für ein Problem? Es war doch nicht meine Schuld, das ich hier war und auch nicht mein Wunsch damals gewesen. Reiche Zicke, wollte ich ihr schon nach rufen, als ein weiterer Wagen an mir vorbei fuhr. Dessen Scheiben waren aber vollkommen schwarz getönt, so das ich nicht sehen konnte, wer drinnen saß. Es sollte mich eigentlich auch nicht interessieren, dennoch ging ich nun auch durchs Tor, welches hinter mir geschlossen wurde. Die Wagen hielten vor der Tür zum Villa und ich hätte laufen müssen um dort anzukommen um zu sehen wer das im anderen Auto war, bevor diese nach drinnen verschwanden. Aber ich wollte ja nicht neugierig sein. Von wegen! Ich beeilte mich und stand bald schon an der Ecke der Villa, von wo ich einen besseren Blick hatte. Der Fremde war bereits aus dem Wagen gestiegen und als ich ihn sah, musste ich etwas stutzen. Er kam mir bekannt vor. Es dauerte nur einen Augenblick und ich riss meine Augen weit auf. Der Mann, etwa ende 60, vielleicht Mitte 70, mit einem maßgeschneiderten, schwarzen Anzug, welcher der reichen Zicke rein folgte sah genau so aus wie einer der Männer die damals im Kreis um mich herum gestanden hatten. Zwar hatte er damals andere Sachen an, aber dieses Gesicht von ihm, das konnte man nicht vergessen. Hohe Wangenknochen und die viel zu kurze Nase. Was machte der hier? Ich begann zu zittern und ging schnell rückwärts. Wussten die hier, wer er war? Ich sah nicht nach hinten und konnte daher nicht verhindern mit jemand anderen zusammen zu stoßen, welcher dabei eine Kiste mit Munition fallen ließ. „Pass doch auf!..Ich meine..Tschuldigung.“ Der Soldat schrie mich erst an, dann aber als er mich sah, wurde er Kleinlaut und ging auf Abstand. „Schon gut.“ Meinte ich nur und drehte mich schnell wieder um. Der alte Mann war bereits drinnen verschwunden, doch der Typ, welcher bei seinem Wagen stand sah zu mir und als er lächelte, lief es mir kalt den Rücken runter. Seine Zähne waren wie lauter kleine Dolche, das konnte ich selbst von hier aus sehen. Sah das denn kein anderer? Der Kerl schloss seine Lippen wieder, behielt mich genau im Blick. Ich musste hier dringend weg. Nur wohin? In einem der Gebäude verstecken? Es war zumindest eine Alternative. Zudem wollte ich in jetzt in der Nähe von meiner Handfeuerwaffe sein und machte mich daher auf den Weg dorthin. Der Kerl hatte mich eh im Blick, also versuchte ich jetzt unauffällig zu sein und so zu tun, als wenn er mich einen Dreck interessierte. Zum Glück kam ich ohne Probleme zu meiner Sabroa. Ich legte sofort ein paar Kugeln hinein und setzte mich auf den Boden, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Dabei behielt ich den Eingang genauestens im Blick. Es verging einige Zeit, bis ich neben mir eine Bewegung wahr nahm und sofort meine Waffe darauf richtete. „Du müsstest mittlerweile wissen, das diese mir nichts anhaben können.“ Erleichtert atmete ich aus, als es nur Alucard war. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du deine Pause hier drinnen verbringst.“ „Ich würde auch lieber schlafen gehen...Alucard..der Mann, welcher gerade bei der verrü...ich meine, welcher gerade bei Lady Integra ist, er war damals dort...auf der Wiese wo mich Juraj hingebracht hatte...“ „Wirklich?“ Auf seine Lippen legte sich ein Lächeln und ich nickte. „Das ist nicht witzig! Wer ist das?“ Er zuckte nur mit den Schultern. „Hat mich bis eben nicht interessiert. Bleib hier.“ Und damit war er schon wieder weg, ohne das ich ihn noch fragen konnte, was er vor hatte. Verdammt. Er hätte mich zumindest schnell in mein Zimmer bringen können. Dort hätte ich die Tür verbarrikadiert. Dann aber viel mir wieder der Tunnel ein. Wenn ich mich recht erinnerte, kam ich auf der anderen Seite des Geländes in einem der Lagerhäuser raus. Ohne noch lange nachzudenken, krallte ich mir eine handvoll Munition, steckte die in meine Hosentasche und machte mich schleunigst auf den Weg. Denn man mochte kaum glauben, wie dringend ich auch eine Dusche haben wollte. Immerhin hatte ich in den letzten drei Tagen eher wenig Bekanntschaft mit solch einer gehabt. Mein Plan stand somit. Schnell durch diesen komischen unterirdischen Gang bis in den Keller, mit der Hoffnung das die Tür dort auf war. Dann unter die Dusche ganz schnell und schließlich im Zimmer sich verbarrikadieren. Der Weg zu dem Lagerhaus war nicht schwer zu finden und zum Glück schien mir dieser unheimliche Typ bei dem Wagen nicht zu folgen. Nochmal sah ich mich um, da keiner zu sehen war, ging ich rein. Die Tür zu dem Gang runter war blockiert durch lauter Kisten. Wie es schien wollte jemand nicht, das man sie benutzte. Tja Pech gehabt. Ich räumte die Kisten schnell zur Seite weg und war hierbei doch froh, das ich die schweren Teile bewegen konnte, wenn auch mit großer Anstrengung. Schließlich hatte ich die Tür frei geräumt und ging durch sie hinein in den Gang. Noch immer keine Lampen, aber egal. Meine Augen hatten sich schnell daran gewöhnt und dieses mal vermied ich es an die Decke zu sehen. Ich würde auch in keine der Räume rein gehen..obwohl, als ich so weiter ging, kam mir der Gedanke, dass sie vielleicht am besten als Versteck hier geeignet waren. Ich hatte immerhin keine Ahnung was der komische Kerl vor hatte und wollte es auch nicht wissen. Da er aber damals dabei war, als Juraj so komisch ausgeflippt war, konnte ich mir schlecht vorstellen, das er unbedeutend ist. Wie lange ich ging? Keine Ahnung. Vielleicht eine halbe Stunde. Dieses mal hatte ich auch einen schnelleren schritt drauf als letztens und als ich dann bei einen der Räume ankam, wo ich damals nicht so überfallen wurde von Spinnen, öffnete ich die Tür. Es war die große Präsidentensuite, wie ich den Raum damals nannte und wo ich das eine mehr als uninteressante Buch gefunden hatte. Die Tür schloss ich wieder hinter mir. Es war irgendwie unheimlich, wenn sie offen stand. Als wenn plötzlich was rein kommen könnte. Viel verändert hatte sich hier nicht, dachte ich lächelnd und ging auf das alte Bett zu. Es lag eine alte Decke drüber. Sie war mit einer dicken Staubschicht bedeckt und ich musste meinen Mut zusammen nehmen um sie runter zu ziehen. Immerhin hätte mich sonst was anspringen oder an krabbeln können. Aber es war nur Staub. Die Decke schmiss ich über den Tisch. Ich setzte mich auf das Bett und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Es war kein Bezug drauf. Nur ein altes Kopfkissen, aber darauf wollte ich meinen Kopf ungern parken. Weder zu meiner linken, noch zu meiner rechten und zu meinem Glück auch über mir waren keine Viecher. Ich dankte dem Herren dafür und schloss die Augen. Schlafen wollte ich zwar nicht, doch es verhindern konnte ich eben so wenig. Zu sehr zollten die letzten Tage ihren Tribut. Ungern wollte ich die Augen öffnen, doch kitzelte mich etwas auf der Wange. Ich schlug es weg und wollte weiter schlafen, als es wieder da war. Jetzt erst riss ich meine Augen auf. Ich war noch immer in dem großen Raum. Ich war zur Seite auf das Bett gekippt und sah eine Kellerassel neben mir laufen. Anscheinend war das Ding auf meiner Wange gewesen. Zum Glück nichts anderes. Dennoch stand ich auf und strich über meine Sachen, als wenn noch andere Viecher drauf gewesen wären. Wie lange war ich wohl schon hier? Sollte ich weiter gehen und raus finden ob der Kerl samt Anhängsel bereits weg war? Nein. Es gab auch eine andere Möglichkeit und ich hoffte sehr, das er diesmal keine Mauer um seinen Verstand herum baute. Ich schloss meine Augen und begann mich wieder auf Alucard zu konzentrieren. Zu meiner Erleichterung stieß ich nicht gegen eine Wand. „Alucard, hörst du mich?“ „Klar und deutlich. Wo bist du?“ Ich musste etwas lächeln. Vielleicht sollte ich diesen Ort hier doch als kleinen Rückzugsort ansehen. Er war nicht ganz so weit weg von dem Lagerhaus aus gesehen. „Auf dem Anwesen.“ Das sollte meiner Meinung nach reichen. „Ist er weg?“ Fragte ich nun direkt und wartete auf eine Antwort von ihm, welche aber nicht kam. „Alucard?...Bist du noch da?...Alucard?“ Wieso antwortete er mir nicht mehr? Ich erschrak als sich ein Arm um meine Taille legte und sprang nach vorne. Dabei drehte ich mich um und musste mein Herz erst mal wieder dazu bringen ruhiger zu schlagen. „Verdammt! Du sollst mich doch nicht immer so erschrecken?.. Außerdem, woher weißt du immer wo ich bin?“ Das war es wohl mit dem Rückzugsort nur für mich. „Du strahlst geradezu in der Dunkelheit.“ Ich strahlte? Was meinte er damit wieder? „Egal..also, ist der Mann weg?“ „Seit gut vier Stunden.“ Welch eine Erleichterung. „Ich werde mich nachher noch einmal mit ihm beschäftigen.“ Und wieder sah ich fragend zu ihm. „Wenn er dort war, wo du sagtest, dann ist er kein Mensch.“ „Woher willst du das wissen?“ „Noch einmal. Ein Drache gibt sich nicht mit Menschen ab.“ Dann war in der damaligen Runde keiner ein Mensch gewesen? Wie sollte man dann nur den Unterschied erkennen? Meine Finger begannen zu kribbeln und ich schüttelte die Hand etwas aus. Als ich Alucards Blick bemerkte, zuckte ich nur mit den Schultern. „Meine Hand ist anscheinend eingeschlafen.“ Zumindest fühlte es sich gerade so an. „Wie kommst du eigentlich hier runter?“ Er drehte sich zur Seite und sah zum alten Bett. „Ich hatte Langeweile und war mich umsehen gegangen. Dabei stieß ich auf den Raum hier.“ Das ich dabei die Tür damals eingetreten hatte zu dem Gang, musste ich ja nicht erwähnen. Das Kribbeln breitete sich von meiner Hand zum ganzen linken Arm aus, bis hoch zur Schulter und ich strich drüber. War das normal? Ich kannte es so gar nicht. Als ich zu Alucard sah, bemerkte ich, wie er seine Lippen bewegten aber ich verstand kein Wort. Es war alles still. Plötzlich begann meine Sicht unscharf zu werden. „Alucard....ich glaube...irgendwas stimmt hier nicht...“ Meine Stimme..sie hörte sich dumpf an, als wenn ich mir die Hand vor dem Mund gehalten hätte. Er drehte sich zu mir und neigte den Kopf dabei zur Seite. Ich versuchte auf ihn zu zugehen, wobei ich jegliches Gefühl im Bein verlor und weg knickte. Bevor ich auf den Boden auftraf, fing er mich auf und drehte mich um. Seine Lippen formten Worte, als ich zu seinem Gesicht hoch sah. Ich glaubte er sagte meinen Namen, doch ich war mir nicht sicher. Die Sicht verschwamm immer mehr und mein Körper fühlte sich zunehmend tauber an. Ich versuchte meine Finger zu bewegen, doch ob ich es schaffte? Ich wusste es nicht, denn ich konnte nicht zu ihnen sehen, geschweige denn den Arm heben. Was geschah mit mir? Die Farben der Umgebung vermischten sich. Das Schwarz und Grau mit den roten Sachen von Alucard. Eigentlich hätte ich Angst haben müssen, aber die hatte ich nicht. Ich fühlte mich ganz ruhig, wie kurz vorm einschlafen und schließlich wurde alles um mich herum schwarz. Ich spürte nur noch eine Wärme in mir drinnen, die sich ausbreitete und sich schließlich um mich legte, aber es fühlte sich nicht richtig an. Ich wollte nicht die Wärme haben, welche mich zu beschützen schien, ich wollte die Kälte, welche versuchte zu mir durch zu kommen. An den Fingerspitzen konnte ich sie fühlen. Sie war außerhalb und lechzte nach mir. Die Wärme sollte verschwinden und ich wollte gegen sie angehen, sie von mir schütteln, aus mir raus schieben, doch es gelang mir nicht als wenn etwas sie dort fest hielt. Ich gab schließlich auf und lies es, wie es war, auch wenn es falsch schien. „...aufwachen...rin...auf...mich....Kat...hörst du...Kathrin? Wach auf....“ Nur langsam kamen die Worte zu mir durch. Ich kniff meine Augen zusammen und schüttelte den Kopf. „Kathrin..wach auf...Kathrin, hörst du mich?“ „Mhh..ja..du bist zu laut...“ Ich öffnete meine Augen und sah in die von Sera. Sie hatte ein Tuch in der Hand, welches sie auf meine Stirn legte und drüber wisch. „Du bist wach, endlich. Ich hatte mir solche Sorgen gemacht, nachdem dich mein Meister hergebracht hatte.“ Ihr Meister? Ach ja, so nannte sie Alucard immer. „Was ist passiert?“ Ich wollte mich aufrichten, doch drückte sie mich sofort zurück ins Bett. „Nicht bewegen. Ich weiß nicht was geschehen ist, aber du warst so blass wie eine Leiche.“ War ich das? Derzeit fühlte ich mich eher träge, doch ich konnte meinen Körper wieder spüren, sogar wie ich mit den Zehen wackelte. „Fräulein Polizistin, lass uns alleine.“ Seine Stimme, sie schien von überall her zu kommen und Sera stand sofort auf. „Ich komme nachher wieder nach dir sehen.“ Lächelnd nahm sie das nasse Tuch mit, welches sie auf meiner Stirn gelegt hatte und verschwand. Nachdem sie die Tür hinter sich schloss, tauchte Alucard aus dem Schatten aus und sah mit einem Lächeln auf den Lippen zu mir. „Was war los?“ Konnte er es mir sagen? Wieder versuchte ich mich aufzurichten. Weder half er mir, noch drückte er mich zurück ins Bett. Er beobachtete mich einfach nur, bis ich endlich mich aufgesetzt hatte und mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. „Es hat begonnen.“ Was? Wollte ich wissen und sah zu ihm. Noch immer sah er mich lächelnd an und sein Blick schien umher zu huschen. Langsam sah ich an mir runter. Ich hatte nur ein weißes Shirt an, dazu einen schwarzen Slip. Mehr nicht. Hatte Sera mich gewaschen und umgezogen? Ich schnappte mir die Decke und legte diese sofort über mich drüber. „Was hat begonnen?“ Er kam auf mich zu und nahm seine Brille runter, legte diese auf den Tisch. Anschließend streifte er sich den Mantel ab, welchen er über die Stuhllehne hing. Was wurde das jetzt? Ich beobachtete ihn ganz genau, als er den anderen Stuhl zu sich zog und drauf setzte. „Deine Verwandlung. Der Zauber scheint sich von dir zu lösen.“ War es wirklich das? Ich sah auf meine Hände und drehte diese hin und her, konnte aber keine Veränderung sehen. „Ich..fühle mich aber nicht anders. Außer etwas kaputt.“ „Noch ist es auch nicht ganz vollzogen und ich muss gestehen, ich bin froh darüber.“ Was? Ich sah zu ihm hoch und verstand nicht so recht. „Du wärst beinahe drauf gegangen. Aus welchem Grund auch immer. Dein Körper scheint sich dagegen zu wehren und das hätte fast dazu geführt, dass ich dich verloren hätte.“ Das letzte sagte er sehr leise, dennoch hörte ich es und war nun wirklich verwundert. Hatte er etwa Angst mich zu verlieren. Doch bei seinem Blick schien es eine andere Bedeutung zu haben, denn ich sah keine Trauer, Mitleid oder sonst was. Nur sein Lächeln. Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Wand. „Ich hatte eine Wärme in mir gespürt, doch habe ich mir die Kälte gewünscht.“ Schilderte ich ihm und danach noch das andere. Wie es anfing. Zuerst mit dem Kribbeln in der Hand und wie später meine Sicht sich komplett veränderte. Auch wie ich die Wärme spürte und die Kälte mir wünschte. „Es war wie..in den Schatten..“ Er sah mich nun fragend an. „Vielleicht ist es nur Einbildung, aber wenn ich in die Schatten gehe, fühlt es sich an, als wenn ein warmer Umhang sich um mich legt..doch ab und an habe ich es jetzt auch schon erlebt, dass ich mich der Kälte hingeben kann und dann scheint alles möglich zu sein. Es ist eigenartig. Mit der Wärme um mich herum fühle ich mich zwar Sicher und geborgen, aber auch eingeengt. Bei der Kälte hingegen fühle ich mich verloren und einsam, aber auch zu allem fähig.“ Ich sah bei den letzten Worten zu ihm hoch und zuckte mit den Schultern. „Wie ist es bei dir?“ Eventuell konnte er mir dahingehend einen Rat geben. Bisher dachte ich ja nicht, dies könnte etwas mit einander zu tun haben. Aber vielleicht war es ja der Grund, warum ich mich so bescheiden in den Schatten bewegen konnte und die Fähigkeit nicht wirklich bei mir funktionierte. „Weder Kälte noch Wärme fühle ich dort. Es ist leer von jeglichen Gefühlen.“ „Oh?..Wirklich?“ Nun war ich erstaunt. „Ist es denn so unterschiedlich?“ „Nein. Ich hab noch von keinem gehört, das er Wärme oder Kälte in den Schatten fühlte.“ Na super! Ich hob die Hände und seufzte resigniert. „Kann auch mal irgendwas normal bei mir sein??“ „Dann wäre es doch langweilig.“ Ich funkelte ihn böse an und als er wieder anfing zu lachen, schmiss ich einfach das Kopfkissen zu ihm hin. Er fing es aber auf und legte es neben seiner Brille auf den Tisch. „Okay. Was soll ich machen, wenn es wieder so weit ist?“ „Vertraue deinen Instinkten. Wenn du sagst, die Kälte fühlt sich richtig an, dann lass diese in dich rein fließen.“ „Das hatte ich versucht, aber es nicht geschafft...Sehen wir es doch ein, ich bin einfach zu nichts zu gebrauchen!“ Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen und hätte ich weinen können, ich hätte es getan. Doch dazu war mir nicht zu mute. „Vielleicht liegt es auch daran. Du machst dich ständig Kleiner als du bist. Redest dir ein, nichts besonderes zu sein und machst deine Fähigkeiten runter.“ „Weil es doch auch alles so ist! Ich kann selbst nach Monaten des Trainings noch nicht mal die Augen in der Finsternis öffnen! Mich kaum dort drinnen bewegen! Ich bringe es nicht fertig meinen Durst zu kontrollieren und ich werde wohl für den Rest meines Lebens, welches scheinbar nicht mehr lange ist, im Körper einer 17 jährigen bleiben!“ Es war alles so verdammt viel und kotzte mich dermaßen an. Und den Teil, das ich verdammt nochmal keine Jungfrau sein wollte bei meinem Tod, konnte ich mir gerade noch so verkneifen. Ich hatte die Knie angezogen, als ich spürte wie die Matratze sich bewegte. Er nahm meine Hände und zog sie von meinem Gesicht weg. „Wenn ich wüsste, das es dich nicht umbringen würde, würde ich dir jetzt jedes dieser Worte aus dem Leib prügeln.“ „Wie nett du doch mal wieder zu mir bist.“ Mit dem linken Bein kniete er auf der Matratze vor mir. Das rechte hatte er ausgestreckt auf dem Boden vor dem Bett stehen. „Seit Anfang an versuche ich dir klar zu machen, das du nicht normal bist und das du dich glücklich schätzen solltest. Schon mal daran gedacht, dass du dich selber blockierst? Du versuchst normal zu sein. Lass es endlich! Du bist es nicht und wirst es auch nie sein! Fang an zu begreifen was du wirklich bist und fang an deine Grenzen auszutesten. Du versteckst dich in dir drinnen und trägst deine Unsicherheit als Schutzschild vor dich. Wenn das so weiter geht, verliere ich bald endgültig meine Beherrschung.“ „Aber ich...“ „Kein Aber mehr! Lerne dich richtig kennen! Halte dich nicht mehr zurück und nimm dir was du willst!“ Das klang ziemlich egoistisch und das letzte von ihm verstand ich so gar nicht. „Wieso mir nehmen, was ich will?“ Fragte ich und sah nur, wie er sich von mir weg stieß und seinen Mantel, so wie seine Brille nahm, die er aufsetzte. Danach drehte er sich wieder grinsend zu mir um. „In einer Stunde im Trainingsraum. Versuchen wir dich noch etwas zu formen.“ „Warte! Alucard!“ Und schon war er wieder weg. Konnte er nicht mal in klaren Sätzen mir sagen, was er da meinte? Ich sollte mich nicht mehr zurück halten und mir das nehmen was ich wollte? Was wollte ich mir denn nehmen? Ich sah mich im Zimmer um und überlegte. Ich wollte zu meinen Eltern, aber das konnte ich mir nicht nehmen, das konnte ich nur irgendwann erreichen. Ich wollte Leben..aber auch das war nichts zum nehmen und wo ich mich zurück hielt. Einige Zeit dachte ich noch über seine Worte nach, verstand sie aber nicht und irgendwann stand ich schließlich auf. Ich fühlte mich nicht mehr so schwach wie vorhin. Außerdem wollte ich duschen gehen. „Kathrin. Du solltest noch liegen bleiben.“ „Nein, mir geht es schon viel besser. Danke übrigens fürs umziehen und frisch machen, Sera.“ Ich lächelte sie an und wollte dann schon weiter gehen. „Ich habe nur die kalten Umschläge auf deine Stirn gelegt.“ Sie sah mich verwundert an, aber genau so sehr sah ich sie fragend an. „Aber ich hatte vorhin andere Sachen an..“ „Tut mir leid. Als mein Meister mich rief und sagte ich solle mich um dich kümmern, warst du schon in den Sachen.“ Als ihr...hieß das etwa? Oh bitte lass es nicht so sein. Er konnte mich doch nicht ausgezogen und gewaschen haben, oder etwa doch? Als ich daran dachte, wurde mir plötzlich ganz anders zu mute. Ich hoffte wirklich, das vielleicht eine der Dienerinnen von der Verrückten damit was zu tun hatten. Wie automatisch ging ich zur Dusche und zog mir danach eine schwarze Jogginghose, so wie ein dunkelgraues Shirt über, nachdem ich meine Unterwäsche angezogen hatte. Die nassen Haaren band ich zu einem Pferdeschwanz zusammen und schlüpfte in meine Sneakers. Gleich danach ging ich zu der Trainingshalle. Meine Sabroa lag nirgends im Zimmer, sonst hätte ich sie vorher weg gebracht. Vielleicht war sie noch in dem einen Raum. Alucard war schon da und lag auf eine der Bänke an der Seite des Raumes. Er sah lächelnd zu mir rüber und hatte die Arme hinterm Kopf verschränkt. „Du bist früher als vereinbart.“ „Ich..ja...“ Ich wollte ihn fragen ob er mich umgezogen hatte, aber brachte es nicht fertig. Was wenn ja? Alleine bei dem Gedanken lief ich wieder Feuerrot an. „An was denkst du gerade?“ „An nichts!...“ „Du weißt das ich es heraus finden kann?“ „In Träumen ja, aber auch in der Wirklichkeit?“ „Ich könnte in einem deiner Träume wieder zu dir kommen und mir die Information holen.“ Also konnte er es nicht außerhalb dieser? Welch ein Glück und Erleichterung. „Musst du nicht. Ich bin nur am überlegen, wie ich es schaffen kann um mich auf nächsten mal vorzubereiten.“ „Dann lass uns anfangen.“ Ich wollte gerade nicken, als er schon verschwunden war und ich plötzlich auf dem Boden lag. Er hatte sein Knie auf meinem Brustbein liegend und sah zu mir runter. „Werd schneller.“ Ich wollte gerade etwas sagen, doch kamen mir dann wieder die Bilder ins Gedächtnis, welche ich mir unter der Dusche vorgestellt hatte. Das war doch nicht zum aushalten! „Du bist in Gedanken wo anders. Sag es mir.“ Er wollte mich foltern, ich war mir ganz sicher und versuchte ihn von mir runter zu drücken, was ich aber nicht schaffte. „Sag mir was dich ablenkt und ich werde dich aufstehen lassen.“ Das machte es nicht einfacher. „Ich..hast du mich umgezogen, vorhin?“ Jetzt war es raus und ich wohl wieder rot wie eine Tomate. Ich konnte ihm nicht mal in die Augen sehen. „Kathrin. Du kannst mir glauben, du bist nicht die erste Frau, welche ich nackt gesehen habe.“ Also hatte er wirklich? Das war mir so was von peinlich. „Wie konntest du nur?.. und das ist nicht witzig!!“ Schrie ich ihn an, als er wieder lächelte. Ich wollte ihn erneut von mir runter drücken und nutzte dabei auch meinen Zorn auf ihn. Plötzlich sprang er von mir runter und stellte sich mir mit etwa 5 Schritten Abstand gegenüber. „Du kannst mich doch nicht einfach ausziehen!!“ „Ich hab dich auch wieder angezogen.“ „Na und? Das geht so nicht!“ Ich schlang die Arme um meinen Körper. „Wo liegt das Problem? Du warst durchgeschwitzt und deine Sachen klatsch nass. Ich hab dich ausgezogen, unter die Dusche gestellt und danach was übergezogen und ins Bett gelegt.“ Er tat so, als wenn es das natürlichste der ganzen Welt wäre. Verstand er denn nicht, das er mich damit vollkommen fertig machte? Ich schämte mich regelrecht. „Du bist ein Mann, verdammt noch mal!!“ Schrie ich ihm entgegen und ging noch ein paar Schritte weiter von ihm weg. „Das ist dein Problem?“ „Ja verdammt nochmal!! Das ist mein Problem! Ich hab mich noch nie vor einem Jungen ausgezogen! Geschweige denn vor einem Mann!!“ „Ich bitte dich. Erinnerst du dich, als du vor dem Spiegel gestanden hattest? Damals hatte ich dich auch ohne Sachen gesehen und du hast nicht solch einen Aufriss gemacht.“ „Da hatte ich auch gehofft du hast nicht viel gesehen!“ „Da muss ich dich enttäuschen und in deinem Traum, als ich dich zeigen ließ, an was du gerade denkst?“ Ein diabolisches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er hatte es nicht vergessen und wieder lief ich feuerrot an. Es schien fast so, als wenn meine Brust sich verengen würde und ich keine Luft mehr bekam. Ich musste mich schnellstens beruhigen, doch als er noch etwas sagte, reichte es mir und ich funkelte ihn zornig an. Ich wusste nicht wie oder was ich gemacht hatte, aber von einem Moment zum anderen stand ich vor ihm und schlug meinen Ellbogen in seinen Magen. Gleich danach traf ich mit meiner Faust gegen sein Kiefer und griff nach seinem Kragen. Daran warf ich ihn über meine Schulter und lies mein Knie in seinen Bauch fallen, blieb so auf ihn und schlug ihm immer wieder ins Gesicht. Mir taten bereits die Fingerknöchel weh, doch ignorierte ich den Schmerz einfach und konnte nicht aufhören. Ich merkte nicht mal, ob er sich überhaupt wehrte. Das nächste was ich noch mit bekam war, wie ich meine Zähne vor lauter Wut in seinen Hals versenkte. Ich wollte ihm nur weh tun, ihm Schmerzen bereiten und einfach nur beißen, doch als ich sein Blut auf meiner Zunge spürte, wollte ich mehr! Ich konnte seine Brust unter mir beben fühlen und sein Lachen hallte in meinen Ohren wieder. Langsam kam ich wieder zu mir und als ich merkte, was ich gerade tat, ließ ich sofort von ihm ab und kroch von ihm runter. Ich saß auf den Boden und sah geschockt zu ihm hin. Doch Alucard richtete sich nur auf und strich über die Stelle an seinem Hals. Die Verletzungen in seinem Gesicht waren schon fast komplett geheilt. Er hatte noch einen kleinen Riss an der Lippe, doch innerhalb von Sekunden war auch dieser weg, genau wie die Bisswunde an seinem Hals, welche nicht mehr zu sehen war. „Du hast mich gebissen.“ Keine Frage, eine Feststellung und ich nickte. Doch sah ich dann auch wieder ernst zu ihm. „Zieh mich nie wieder aus ohne das ich zustimme! Und komme gefälligst nicht in mein Zimmer, wenn ich mich umziehe!!“ Schrie ich ihm zu und sah ihn wieder finster an. „Wenn du darauf so reagierst wie gerade, werde ich nächsten mal vielleicht mehr machen.“ Er leckte sich ein wenig seines Blutes von der Unterlippe und grinste mir zu. „Wag es dir und ich werde...“ „Was?“ Jetzt stand er schließlich auf und sah zu mir runter. Irgendwie kam ich mir dabei gerade ziemlich Klein im Gegensatz zu ihm vor. „Was wirst du machen? Mich umbringen?....versuch es.“ Die letzten zwei Worte hauchte er gegen meine Kehle. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er seine Zähne in meinen Hals schlug. Ich schlang dabei die Arme um ihn. Eigentlich wollte ich ihn von mir drücken, konnte aber nicht. Es fühlte sich...gut an. Kapitel 48: War das genau so, wenn ich von jemanden trank? Ich fühlte mich wirklich gut und wollte nicht, das Alucard aufhörte. Als er es dann aber doch machte, fiel gerade zu ein Schleier von meinem Verstand und ich registrierte jetzt erst, was eben passiert war. Sofort legte ich meine Finger auf die Stelle an meinem Hals und sah mit großen Augen zu ihm hin. „Was du mir nimmst, hole ich mir doppelt und dreifach wieder.“ sagte er grinsend und leckte sich über den Mundwinkel, wo eine kleine Blutspur war. „Ich.. Wollte das nicht..“ „Nein, du wolltest nur mal knabbern.“ Ich lief etwas rot an, als er lachte und zu mir runter sah. „Nun steh auf. Fang an zu üben. Wer weiß wie viel Zeit dir noch bleibt.“ Wollte er das Thema wechseln? Ein wenig war ich dankbar dafür. Dennoch aber würde ich ihn irgendwann nochmal mit dem Thema konfrontieren. Es konnte nicht angehen, das er mich einfach auszog oder sonst was.. Wieder lief ein Schauer über meine Haut, als ich darüber nach dachte. Jetzt jedoch stand ich auf und keuchte leicht auf. Ich spürte ein ziehen am Hals und strich wieder drüber. Die Bisswunde von ihm konnte ich noch immer fühlen und fragte mich, wie lange es wohl bei mir dauerte bis sie verschwunden war. Es war eigenartig.. Irgendwie wollte ich gerne das sie etwas da blieb, zumindest bis ich sie im Spiegel wenigstens mal gesehen hatte. Aber er hatte recht. Ich musste mich auf andere Sachen konzentrieren. „Bereit?“ fragte er mich und ich sah zu ihm hin. „Wofür?“ Doch keine Antwort. Er griff nach meiner Schulter und zog mich mit sich in die Schatten. War ja klar, das er dies meinte. Ich hatte die Augen wieder geschlossen und versuchte sie zu öffnen, was aber nicht funktionierte. „Kälte oder Wärme?“ Seine Stimme kam von überall, ich könnte nicht sagen, wo er sich gerade befand. „Wärme...“ Brachte ich heraus und wollte mich immer kleiner zusammen rollen. Sie legte sich wieder um mich und gab mir Sicherheit. Ich wusste, ich sollte sie nicht an mich ran lassen aber konnte es nicht unterbinden. „Versuche sie von dir zu streifen.“ Als wenn dies so einfach war, wie er es sich vorstellte. Ich konnte sie nicht wie einen alten Mantel ablegen und in die Ecke hängen. Noch bevor ich etwas anderes machen konnte, atmete ich erschrocken aus. Er hatte mich aus den Schatten raus gezogen und wir standen wieder in der Halle. Wieso wollte es nicht funktionieren? Was machte ich nur falsch? „Nochmal.“ Bevor er nach mir greifen konnte, sprang ich ein paar Schritte zurück. „Warte!..Ich weiß nicht ob es stimmt, aber...ich würde es gerne alleine versuchen..also ich meine..könntest du mich alleine lassen?“ Vielleicht machte ich mir gerade etwas vor, oder aber ich hatte eine Ahnung und hoffte, sie war richtig. Sein Blick wandelte sich zu einem fragenden und schließlich verschwand er, mal wieder einfach so ohne die Tür zu benutzen. „10 Minuten.“ Hörte ich ihn noch sagen, doch sollten die vollkommen ausreichen. Ich wusste ja nicht mal, wie lange ich noch in den Schatten aushielt, ehe ich mich darin vollkommen verlieren würde. Tief ein und ausatmend schloss ich meine Augen und begann mich zu konzentrieren. Ich spürte, wie die Dunkelheit sich zu mir ausbreitete und mich berührte, umhüllte und zu sich hinein zog. Es war immer wieder eigenartig, wie leicht andere es hinbekamen in sie einzutauchen und zu bleiben, während ich mich extremste konzentrieren musste um hinein zu finden und rechtzeitig wieder raus zu kommen. Meine ganze Aufmerksamkeit galt meiner Umgebung. Ich konnte nichts sehen, weil ich meine Augen noch immer nicht auf bekam, aber...ich spürte auch keine Wärme. Zu erst machte es mir wieder etwas Angst, doch schob ich das Gefühl schnell zur Seite und konnte sie wieder spüren. Die Kälte. Sie war an meinen Fingerspitzen, kroch über die Glieder, die Arme und breitete sich in meinem Körper aus. Ich spannte mich etwas an, doch nur weil ich erst wieder dachte zu erfrieren. Schließlich aber hieß ich sie Willkommen. Ich versuchte erst gar nicht meine Augen zu öffnen, das würde zu viel Kraft verbrauchen. Statt dessen versuchte ich mich zu bewegen. Meine Haut spannte und es schien mich zu zerreißen, doch vom letzten Mal her weiß ich noch, das es sich damals genau so angefühlt hatte und kämpfte nicht dagegen an, bis ich es endlich schaffte. Wieder nur ein kleines Stück. Ich ließ die Schatten hinter mich und tauchte aus ihnen auf, befand mich in der Halle, aber am anderen Ende von dieser. Hatte sich meine Vermutung bewahrheitet? Als ich darüber nachgedacht hatte, wann ich die Wärme und wann die Kälte spürte, war mir nur eines aufgefallen. Alucards Nähe. Ich verstand nicht, was dies mit ihm zu tun hatte, aber jedes mal wenn er in der Nähe war, fühlte ich mich geborgen, beschützt und da lag wohl das Problem. Er tauchte vor mir auf und wollte gerade etwas sagen, als ich meine Hand hob um ihn zum schweigen zu bringen. „Ich weiß nicht wieso oder warum, aber du bist schuld!“ Verständnislos sah er zu mir und neigte dabei den Kopf etwas zur Seite. „Wenn ich in den Schatten bin..kann es sein, dass du dort irgendwas machst?“ Ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine Lippen und er ging einige Schritte um mich herum, was mir wieder eine Gänsehaut bescherte. „Es gibt vieles, das ich machen könnte und doch habe ich mich bisher zurück gehalten und dich nur beobachtet.“ Ich glaubte ihn einfach mal und rieb mir dennoch über die Arme, als ein kleiner Schauer drüber huschte. „Aber warum kann ich mich dann nur bewegen, wenn du nicht in meiner Nähe bist?“ „Vielleicht musst du es alleine lernen.“ Er stand hinter mir, weswegen ich mich umdrehte. „Wie war es bei dir? Als du es gelernt hast? Jemand muss dir doch auch alles beigebracht haben.“ Ein schallendes Lachen kam von ihm. „Mir etwas beigebracht? Mit Nichten.“ Hieß das, er hatte sich alles selber beigebracht? „Woher wusstest du dann, was und wie du etwas zu machen hast?“ „Intuition?....“ Jetzt schwieg er und sah von mir weg. „Es ist schon so lange her. Vielleicht würde ich mich daran erinnern, wie ich es lernte, vielleicht auch nicht.“ „Wie kann man so etwas denn vergessen?“ „Warum sich dies merken, wenn man die Fähigkeiten nutzen kann?“ Wieder einmal begann ich mich zu fragen, wie alt er nun tatsächlich war. So etwas konnte man doch nicht einfach vergessen. Wenn er es wirklich selber lernte und rein aus Intuition her, müsste er sich doch wahnsinnig erschrocken haben damals. Mir zumindest wäre es so ergangen. „Wer bist du wirklich, Alucard?“ Diese Frage stellte ich sehr leise und sah ihn dabei nachdenklich an. „Zerbrich dir über mich nicht deinen Kopf. Vielleicht wirst du es irgendwann erfahren..“ „Oder vielleicht auch nicht.“ Beendete ich seinen Satz und bekam von ihm ein Grinsen. „Du verheimlichst ziemlich viel.“ „Es ist nie ratsam viel von sich preis zu geben. Das solltest du dir merken für die Zukunft. Lass keinen wissen, was du wirklich kannst, außer du willst ihn ängstigen.“ Und anhand seiner Gestik und Mimik konnte ich genau erkennen, das ihm dies mehr als die größte Freude bereitete. Er spielte gerne mit anderen, das hatte ich bereits früh herausgefunden und es wurde mir gerade wieder deutlich. „Wenn ich nicht die Tochter von Vladiana wäre..müsste ich Angst vor dir haben?“ „Warum über etwas nachdenken, das nicht geschehen wird?“ „Weil ich noch immer nicht weiß, ob ich dir trauen kann.“ „Vertraue niemanden, außer dir selbst.“ Nun, ich hatte gefragt und bekam eine Antwort. „Was hat dich so kalt werden lassen?“ Doch eine Antwort bekam ich auf diese Frage nicht und ich glaubte sogar zu spüren, das er sich von mir zurück zog. Es legte sich auch kein Lächeln auf seine Lippen, wie sonst immer. Er wirkte eher ernst und in Gedanken vertieft. „Lerne dich darauf zu konzentrieren am Leben zu bleiben, ich werde mich um den Fremden kümmern.“ Und wieder war er weg. „Warte!!“ Ich griff ins leere, als ich ihn aufhalten wollte. Wieso haute er jetzt ab? Ich war mir sicher, das es nur eine Ausrede war, dass er sich jetzt dem Kerl annahm, welcher letztens hier war und den ich wieder erkannt hatte. Warum nur machte er das? Ich rieb mir über die Stirn und sollte nicht mehr darüber nachdenken. Er hatte sicher seine Gründe, auch wenn ich die Zugern erfahren hätte. Vielleicht bot sich irgendwann die Möglichkeit. Ein Buch mit sieben Siegeln würde meine Mutter jetzt sagen. Es vergingen Minuten bis ich mich wieder auf das Konzentrierte, warum ich überhaupt hier war. Er hatte recht, ich sollte weiter üben. Wer wusste schon, wann ich wieder in solch eine Situation kam wie vorhin und ob ich die überstand. Was war wenn nicht? Es legte sich geradezu ein Stein in meinen Hals und ich konnte kaum schlucken. Was wenn das hier und heute mein letzter Tag wäre? Nein! Ich durfte nicht an so etwas denken! In den letzten Wochen hätte ich einige male drauf gehen können und dennoch stand ich hier! Da packte ich doch das alle mal! Ich ballte die Hand zur Faust und drehte mich anschließend zur Seite. Jetzt keinen Rückzieher machen. Ich richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf die Schatten vor mir und lud sie ein, mich zu umschließen. Nach nicht mal einer halben Stunde kniete ich erschöpft auf dem Boden. Ich hatte kein einziges mal die schützende Wärme um mich herum gespürt und war mir sicher den-je, dass dies etwas mit Alucard zu tun hatte, wenn ich auch nicht wusste warum. „..wobei ich im Endeffekt den Laden verließ und die kleine...“ Ich hörte Stimmen und sah sofort zur Tür. Mehrere Leute kamen gerade rein. Es waren Soldaten, was ich an ihren Sachen sehen konnte. „Vorsicht!“ „Lasst uns lieber verschwinden.“ „Ja, besser ist es..“ Sie hatten Angst vor mir, und das obwohl ich vollkommen fertig auf dem Boden kniete. Sollte mich das jetzt glücklich machen? Tat es nicht. Ich wollte nicht, das sie sich vor mir fürchteten, dennoch machten sie auf der Stelle kehrt und verließen die Halle wieder. Langsam richtete ich mich auf und stand auf etwas wackeligen Beinen. Ich brauchte eine Pause und die wollte ich nicht hier drinnen verbringen. Nach einigen Schritten hatte ich die Balance wieder und verließ schließlich die Halle. Ich ging jedoch auch nicht zur Villa, sondern zu dem Garten dahinter. Es war gerade spät Nachmittag, als ich mich ins etwas feuchte Gras legte. Da es nicht geregnet hatte, musste jemand dieses gegossen haben. Ich beobachtete die Wolken über mir, wie sie vorbei zogen und entspannte mich. Nach kurzer Zeit begann jedoch meine Haut zu kribbeln und ich strich über den linken Arm. Als es nicht aufhörte, sah ich hin in der Annahme ein Grashalm oder vielleicht etwas anderes wäre darauf, aber nichts zu sehen. Einen Moment dauerte es, bis mir das Herz in die Hose rutschte. Begann es gerade wieder? Vor Schreck stand ich sofort auf. „Alucard!“ Ich versuchte ihn in Gedanken zu erreichen, doch prallte ich dabei gegen eine Mauer und musste mir die Schläfen massieren. Gleich darauf wollte ich es nochmal probieren, doch hielt ich mich selber zurück. Was machte ich hier? Wenn meine Annahme richtig war, hielt seine Gegenwart mich aus irgend einem Grund zurück. Aber was wenn ich falsch lag und ich jemanden brauchte, der mir dabei zur Seite stand? Den Blick ließ ich nochmal nach oben gleiten und sah zu den vorbeiziehenden Wolken. Das Kribbeln breitete sich weiter aus, als wusste mein Körper, das ich mich darauf einließ. Das Zwitschern der Vögel verstummte, genau wie die anderen Geräusche um mich herum. Es wurde ruhig und doch wusste ich nun, das es an mir lag. Das Kribbeln wandelte sich zu Taubheit und vielleicht hätte ich versuchen sollen in mein Zimmer zu gehen, aber war es nicht eigentlich egal? Bevor ich auf den Boden gefallen wäre, ließ ich mich auf die Knie nieder und sackte schließlich zur Seite weg. Mein Körper fühlte sich schwer an und ich versuchte mich zu bewegen, was jedoch nicht klappte. Schließlich schloss ich meine Augen und spürte, wie mich die Dunkelheit hinab zog. Dennoch fühlte es sich anders an. Vielleicht lag es daran, dass mein Körper taub war, oder wurde er gar nicht mit hinab gezogen? Dann aber spürte ich sie, die Kälte. Sie strich über meine Fingerspitzen und ich versuchte mich nach ihr zu strecken. Langsam kroch sie meinen Handrücken entlang und breitete sich immer weiter aus. Im Gegensatz zum letzten mal, fühlte sich dies richtig an, auch wenn es mir eine Heiden Angst einjagte. Immer schneller sickerte sie in mich hinein und es kostete mich viel Überwindung nicht zu versuchen dagegen anzugehen. Als sie meine Brust erreichte, schien sie mich geradezu zuzuschnüren. Das Atmen fiel mir schwer und ich konnte nur noch flache Atemzüge nehmen. Ich hörte wie mein Blut durch meine Adern rauschte und wie dieses immer langsamer wurde. Allmählich veränderte sich die Kälte. Sie wurde zu einen Brennen. Zu erst spürte ich es am Bein. Als wenn jemand ein Feuerzeug gegen meine Haut halten würde. Danach kam mein Rücken dran und schließlich mein Nacken. Hatte Alucard nicht gesagt, er hatte damals seinen Intuitionen vertraut? Genau darauf setzte ich jetzt auch. Jeder Zentimeter meiner Haut brannte, als würde ich in Flammen stehen und ich biss die Zähne zusammen. Wie lange konnte ich das durchhalten? Sekunden? Minuten? Es schien für mich schon viel zu lange zu sein. Doch dann glaubte ich, das es vorbei sei. Das Brennen nahm ab und machte der Kälte wieder platz, welche sich hiernach richtig wohltuend anfühlte. Es war aber nur von kurzer Dauer, denn kaum hatte ich geglaubt, es sei vorbei, durchzog ein heftiger Schmerz meinen ganzen Körper und ich fühlte mich, als wenn mich etwas von innen her zerreißt. Meine Haut spannte sich und schien gleich darauf aufzuplatzen. War es nur ein Gefühl? Aber es schien so real zu sein, das ich mich begann zu wehren. Ich schrie, flehte das es aufhören solle und versuchte um mich zu schlagen, doch etwas hielt mich fest. Ich konnte mich nicht bewegen. Dort wo es sich so anfühlte, als hätte ich keine Haut mehr, dachte ich plötzlich kleine Krallen würden sich hinein graben und die Muskelfasern einzeln auseinander reißen. Ich konnte nicht mehr, Tränen flossen über mein Gesicht und selbst diese brannten wie Säure und schienen sich ins Fleisch zu ätzen. Die einzige Erlösung welche ich schließlich fand, war jene der Ohnmacht nach all den Schmerzen und ich wehrte mich kein bisschen dagegen. Wie lange diese anhielt? Ich hatte keine Ahnung, doch ging ein Ruck durch meinen Körper und ich öffnete mit einem tiefen Atemzug die Augen, saß dabei geradezu senkrecht im Gras. Jede Stelle meiner Haut schmerzte bei meinen Bewegungen. Ich nahm nur langsam die Umgebung um mich herum wahr. Es standen etliche Soldaten von hier im Abstand um mich herum. Richteten sie die Waffen gerade auf mich? Meine Sicht musste sich einstellen, da ich vieles nur verschwommen wahr nahm und nur langsam es scharf wurde. Endlich sah ich auch, dass das Gras unter mir nicht mehr grün war. Es hatte sich rot gefärbt...durch mein eigenes Blut. War es vielleicht keine Einbildung gewesen was ich gespürt hatte? Aber wie konnte ich dann noch hier sein? Doch nicht nur das Gras war in Blut getränkt wurden. Meine ganzen Sachen waren schwer und nass und ich war dankbar dafür, das es mein eigenes war. Wäre es das von jemand anderen gewesen, ich hätte nicht gewusst, wie ich darauf reagiert hätte in dem Moment. Die Geräusche begannen zurück zu kehren. Stimmengewirr. Alarm. Hektische Herzschläge und Atmungen. Sie alle waren in Alarmbereitschaft und hatten Angst. Ich leckte mir über einen meiner Eckzähne und fühlte mich plötzlich wie ausgehungert. Vorsichtig stand ich auf. Meine Schultern hingen etwas nach vorne, bekam diese jedoch durch die schwere und nasse Kleidung nicht gerade. Langsam begann ich mich zu drehen, aber nur um sie alle genau anzusehen. vielleicht 50? Oder mehr? Zu wenig, sagte etwas in mir drinnen und ich konnte nur zustimmen. Es waren zu wenige. Ich bog meine Finger vor und zurück, wobei sie begannen zu knacken und begann zu lächeln. Lass uns Spaß haben. Wieder diese Stimme in mir drinnen und wieder konnte ich nur zustimmen. Es hielt mich nichts mehr und ich lief los. Die Soldaten begannen zu schreien, irgendwelche Befehle wurden von sich gegeben und die ersten Schüsse lösten sich. Ich spürte kleine Rückstöße beim laufen. Es waren die Kugeln, welche mich trafen und dennoch hielt ich nicht an. Sein vor Schreck und Angst verzerrtes Gesicht konnte ich noch wahrnehmen und wollte ihn am liebsten in der Luft zerreißen, mich drunter stellen und sein Blut mit der Zunge auffangen. Mit den Fingernägeln kratzte ich ihm bereits die Brust auf, wurde dann jedoch zurück gezerrt und schrie, wehrte mich dagegen. Ich wollte zu dem Blut, welches sich dort auf dem Boden begann zu sammeln. Der Widerstand wurde stärker und als ich mich erneut mit aller Kraft dagegen lehnen wollte, wurde ich in die Finsternis gezogen. Plötzlich befand ich mich an einem Ort, wo ich nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnte. Ich schrie meinen Frust hinaus, wurde meines Spaßes und Essens beraubt! Etwas packte mich wieder von hinten und zog mich von den Füßen. Ich landete mit den Schultern vorneweg auf den harten Steinboden. Danach spürte ich ein Gewicht auf meinen Brustkorb, der mich runter drückte. Ich versuchte mich dagegen zu stemmen und als es mir nicht gelang, fletschte ich die Zähne. „Es reicht! Reiß dich zusammen!“ Die Stimme...sie kam mir bekannt vor. „Geh runter von mir und ich lass dich am leben!“ Zischte ich der Stimme zu und war überrascht, wie dumpf sie klang. Doch lange hielt ich mich damit nicht auf und stemmte mich noch einmal gegen jenes, was mich am Boden hielt. Als wenn ich mir den Arm abreißen würde und doch machte ich weiter. Der Widerstand ließ nach und schließlich konnte ich mich wieder aufrecht hinstellen. Dennoch fühlte sich etwas links komisch an und ich versuchte meinen Arm zu bewegen. Er hing nur noch ein paar Muskeln. Hätte ich ihn mir wirklich beinahe abgerissen? Welch ein jammer. Ich begann zu grinsen und leckte mir über die Lippen. Noch immer konnte ich nichts sehen, doch ich hörte ihn. Er bewegte sich, versuchte hinter mich zu kommen und mich von dort aus anzugreifen. Als ich es merke, wisch ich aus und griff nach ihm. Doch auch er war schnell und entkam mir. Wir umkreisten uns etliche male und versuchten gegenseitig den jeweils anderen zu Boden zu bringen. Mein Hunger wurde dabei immer größer und ich spürte langsam eine Lethargie über mich kommen. Mein Verstand fühlte sich an wie in Watte gepackt. Lass uns den Hunger stillen. Nichts lieber als das hätte ich getan, doch ich kam nicht dazu und blieb schließlich stehen. Langsam schlossen sich meine Augen und ich kippte nach hinten weg. Bevor ich auf den Boden auftraf, wurde ich aufgefangen. „Ruh dich aus.“ Ich wollte mich nicht ausruhen, ich wollte essen... wollte Spaß haben. Wieso verstand er das denn nicht? Dennoch driftete ich immer mehr weg und lag schließlich ruhig dort, begann mich zu entspannen. Kapitel 37: Kapitel 49-50 ------------------------- Kapitel 49: Die Dunkelheit umhüllte mich noch immer. Ab und an versuchte ich mit einer halbherzigen Geste sie beiseite zu schieben, doch mein Arm wollte sich nicht bewegen lassen. Es war schwer ihn anzuheben und noch schwerer ihn auch nur ein paar Zentimeter zu bewegen. Ich fühlte mich ausgelaugt, müde, zerrissen. An etwas konnte ich mich noch erinnern. Ich hatte einen der Soldaten die Brust aufgerissen und gleich danach war ich an diesen Ort gekommen...nein, ich wurde her gezerrt von Alucard. Seine Gegenwart spürte ich noch immer. Er hielt mich nicht, war aber in der Nähe und schien mich zu beobachten. Ich hingegeben sah nicht einmal meine Hand, welche ich eh nicht vor meine Augen bewegen konnte. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ein Gefühl von Enge und als wenn mir die Luft weg bleiben würde. Nur knapp schaffte ich es, mich nicht in das Gefühl hineinzusteigern und nach Atem zu ringen. Etwas kaltes glitt an meinem Bein entlang und war genau so schnell weg, wie es aufgetaucht war. Der Ort kam mir bekannt vor und als ich immer mehr zu Verstand kam, wusste ich es wieder. Es war der Raum im Keller, im hinteren Flügel des Anwesens. Jener in welchen Alucard mich gut ein Jahr einsperren wollte, wenn ich ihn nochmals mit dem einen Namen ansprach. „Alucard?“ Mit Müh und Not brachte ich das Wort über meine Lippen. Meine Stimme klang kratzig und rau, als hätte ich seit Tagen nichts getrunken. Wie lange war ich schon hier unten? „Ich bin hier.“ Alleine durch seine Worte konnte ich erahnen, dass er wieder ein Lächeln auf den Lippen trug. Langsam versuchte ich erneut meinen Arm zu bewegen, doch nach wenigen Zentimetern, welchen ich ihn anhob, knallte er zurück auf den harten Steinboden. „Was ist passiert?“ Ich schloss meine Augen, denn sehen konnte ich eh nichts und so konnte ich mich besser auf meine Umgebung konzentrieren. Er war rechts von mir und seine Stimme klang nicht so weit weg, doch bei ihm hieß das nie etwas. „Der Zauber beginnt sich von dir zu lösen.“ Wirklich? Tat er das? Wieder erinnerte ich mich an etwas. Die unsagbaren Schmerzen, als ich dachte meine ganze Haut würde aufplatzen und dann aber auch an die Feuchtigkeit meines eigenen Blutes. Das war mit Sicherheit keine Einbildung gewesen. „Ist es noch nicht vorbei?“ Anstelle einer Antwort bekam ich nur sein Lachen zu hören. Ich wollte diese Schmerzen nicht noch einmal erleben, aber etwas in mir drinnen sagte, dass es dazu kommen wird. „Versuch wieder zu schlafen. Dein Körper muss sich weiter erholen.“ Ich wollte vieles, schlafen gehörte nicht dazu. Aus diesem Grund drückte ich mich mit den Schultern vom Boden weg und wollte mich irgendwie aufrichten. Ein Schmerz durchfuhr meinen Arm. Bisher hatte ich nicht mal versucht gehabt diesen der beiden zu bewegen und jetzt bemerkte ich auch wieso. Er begann zu heilen und doch fühlte ich, dass der Oberarmknochen nicht mit der Schulter verbunden war. Hätte ich mich nur nicht bewegt, wäre mir der Schmerz sicher erspart geblieben. „Ich hatte dir gesagt, du sollst versuchen zu schlafen.“ So schnell wie der Schmerz gekommen war, so schnell war er auch wieder weg. Ich war der festen Überzeugung, das Alucard dafür verantwortlich war, genau so wie dafür, das ich wieder in die Bewusstlosigkeit abdriftete. Es war ein traumloser Schlaf aus dem ich wieder erwachte. Doch wenigstens konnte ich dieses mal meinen Arm etwas anheben und mit viel Geduld mir übers Gesicht streichen. Mein anderer Arm schien auch wieder zusammengewachsen zu sein und das obwohl ich mich wunderte, wie dies funktionierte. „Wie fühlst du dich?“ „Beschissen.“ Wie kam er nur dazu, mir so eine Frage zu stellen. Als wenn es mir gerade gut ging. Was dachte er sich eigentlich? Als ich bemerkte, wie reizbar ich gerade war und das meine Stimmung sich zu ändern schien, atmete ich ein paar mal tief durch. Es war eigenartig, als wenn eine andere Person in mir drinnen die Führung übernehmen wollte. Hoffentlich verlor ich nicht den Verstand. Bei meinem Glück jedoch, war dies nur eine Frage der Zeit. „Eine wohl ehrliche Antwort.“ Ich konnte sein Atem auf meiner Haut spüren und danach seine Hände, die unter meine Schultern griffen. Er half mir dabei mich aufzurichten. Ein Glück war alles um mich herum Finster, ansonsten hätte meine Umgebung mehr als nur geschwankt. Es war dennoch eigenartig, wie dicht die Dunkelheit war, denn ich konnte ihn noch immer nicht sehen und das obwohl er mir ganz nahe sein musste. Wie schaffte er es nur in dieser zu sehen? „Geh ein paar Schritte.“ Eine komische Anordnung von ihm und doch setzte ich einen Fuß vor den anderen. Bei den ersten vier Schritten knickte ich jedes mal wieder ein, wurde aber durch ihn gestützt, bis ich auch ohne seine Hilfe vorwärts gehen konnte. „Ich werde dich jetzt ins Bad bringen, wo du dir dein Blut vom Körper waschen kannst und danach wirst du dir etwas frisches anziehen. Wenn du fertig bist, bringe ich dich hier her zurück.“ Ein Schauer ging durch meinen Körper. Ich wollte hier nicht länger als nötig drinnen bleiben, doch bevor ich einen Einwand vorbringen konnte, riss es mir geradezu die Luft aus den Lungen. Die Helligkeit des Badezimmers brachte mich dazu, meine Augen zuzukneifen und die Arme schützend davor zu halten. Bevor ich mich an das Licht gewöhnen konnte, schlug ich auf den Schalter ein und machte es aus. So war es um einiges besser und ich konnte meine Augen wieder öffnen. In dieser Dunkelheit konnte ich zumindest etwas sehen. Alucard stand vor mir. Er trug seinen Mantel nicht und sein Anzug war an den Ärmeln zerrissen, genau so wie sein Kragen nur noch ein ein paar Fäden hing. „Wie es scheint brauchst du dringender neue Klamotten als ich.“ Scherzte ich etwas und wollte gerade lächeln, als ein Schmerz durch mein Gesicht zog. Seit wann tat es so verdammt weh die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen? „Du hast mehrere Stunden durch geschrien, deine Muskeln sind müde. Versuche sie nicht zu benutzen.“ Er ging an mir vorbei, als ich die Hände auf meinen Wangen legte um den Schmerz weg zu streichen. Gleich daraufhin war er auch schon verschwunden. Wieder einmal ohne die Tür zu benutzen. Ich brauchte ein bisschen Zeit, bis ich es schaffte mich zu bewegen und in den Spiegel zu sehen. Meine Wangen sahen wie eingefallen aus und ich hatte Augenringe. Selbst bei der Grippe vor drei Jahren sah ich nicht so schlimm aus wie jetzt. Meine Haare waren verklebt und hingen kreuz und quer. Meine Sachen waren nicht nur zerrissen und Blut durchtränkt, sondern hingen nur noch in Fetzen an mir. Zum Glück bedeckten sie weiterhin den Großteil meiner Haut. Ich begann mich langsam aus den Stofffetzen zu schälen und zischte bei fast jeder Bewegung vor Schmerz. Es war schlimmer als jeder Muskelkater in meinem Leben zusammen. Als das Wasser warm genug war, stellte ich mich drunter und seufzte erleichtert auf. Es tat gut und sorgte für ein wenig Entspannung. Bestimmt ganze drei mal wusch ich meine Haare, bis sie nicht mehr zusammen klebten und sich so anfühlten, als käme ich mit einer Bürste durch. Das Wasser musste ich nicht sehen um zu wissen, dass es sich rot gefärbt hatte und wiedereinmal war ich froh darüber, dass es nur mein eigenes zu sein schien. Als ich mich sauber genug fühlte und auch noch den letzten Rest Duschgel aus der Tube verbraucht hatte, machte ich die Dusche aus und stieg raus. Mit dem Tuch trocknete ich mich schnell ab und legte es danach um mich herum. Meine Beine hatten bereits begonnen zu zittern. Die Anstrengung steckte mir noch immer in den Knochen, doch ich würde hier mit Sicherheit nicht auf Alucard warten, vor allem nicht fast nackt. Ich ging aus dem Bad, musste mich an der Wand festhalten. Ein wenig verschwamm die Umgebung, doch ich schaffte es ins Zimmer. Nur der Weg zum Kleiderschrank erschien mir so lang. Ich lies mich auf einen der nahegelegenen Stühle nieder um erst mal zu Kräften zu kommen. Meinen Kopf lies ich dabei etwas zur Seite fallen und schloss für einen Moment die Augen. Während dessen dachte ich daran, wie ich gerade einen der Soldaten oben an mich riss und meine Zähne in seine Haut versank. Ich musste mir über die Lippen lecken, als Speichel an der Seite entlang lief. Doch als mir bewusst wurde, woran ich eben dachte, riss ich meine Augen sofort wieder auf und schüttelte den Kopf. Was waren das nur für Gedanken? Ich wurde echt noch verrückt. Ich richtete mich wieder auf und schaffte es dieses mal auch zum Kleiderschrank. Ich zog einfach eines meiner Kleider über. Ein langes, dunkelblaues. Für Unterwäsche fehlte mir die Geduld und Kraft. Mit dem Kleid am Körper torkelte ich zum Bett und ließ mich auf die Matratze fallen. Mit Abstand viel besser als der Steinboden. Nachdem ich mich richtig hingelegt hatte, konnte ich auch endlich meinen Gedanken etwas nach gehen. Ich versuchte mich an alles zu erinnern was geschehen war. Doch vieles war wie in einem Nebel. Vor allem nachdem ich die Augen auf dem Gras geöffnet hatte. Ich erinnerte mich nur noch an Fetzen. Der Soldat, was wohl mit ihm geschehen war? Als ich die Bilder von ihm wieder sah, knurrte mein Magen und ich legte die Arme darüber. War ja klar, das dies passieren musste. Ich versuchte mich weiter zu erinnern. Alucard hatte mich in den Raum gezerrt, aber danach...war wieder wie alles im Nebel, bis ich aufwachte und versuchte mich zu bewegen. „Fertig?“ Alucard stand neben mir und ich sah ihn kurz fragend an, als er schon nach meinem Arm griff und ich plötzlich wieder in dem Raum mit der Finsternis war. Ich schrie dabei vor Schreck auf und drehte mich einige male um mich selber. „Alucard?..Wieso?“ „Hier wirst du keinen verletzen können, wenn es weiter geht.“ „Wenn es weiter geht? Wann geht es denn weiter?“ Es kam keine Antwort von ihm und ich wurde etwas nervöser. „Du weißt das ich hier drinnen nicht mal die Hand vor Augen sehen kann, oder?“ Denn irgendwie glaubte ich, er hatte eine Geste mit seiner Hand gemacht. Zumindest hatte ich geglaubt ein Geräusch in dieser Richtung zu hören. „Habe ich vergessen.“ Ich konnte mir nur an die Stirn fassen, als er lachte und ich ihn plötzlich an meinem Rücken spürte. Ich hielt für einen kurzen Moment die Luft an, entspannte mich dann aber wieder und nahm die Gelegenheit war, lehnte mich ein wenig gegen ihn. Es tat gut mich nicht die ganze Zeit darauf zu konzentrieren hier umzukippen. „Ich kenne mich selber nicht mit der Aufhebung dieses Zaubers aus. Aber da du dich noch immer nicht wirklich mit deinen Fähigkeiten auseinander setzen kannst, scheint der Zauber nicht ganz von dir gegangen zu sein.“ Wie aufmunternd. Ich seufzte und lehnte mich noch mehr an ihn, als mein Magen schon wieder begann zu knurren. „Okay. Anderes Thema. Ich hab Durst. Ich weiß, das du mir hier nichts mehr geben wolltest, da ich lernen soll meinen Hunger zu kontrollieren, aber echt jetzt, ich könnte eine ganze Kuh verschlingen.“ Konnte ich eigentlich von Tieren trinken? Ich musste kurz darüber nachdenken, bis ich spürte wie er einen Arm um meine Schulter legte. „Ich bin gespannt was geschieht, wenn du deinem Hunger nach gehst.“ „Hä?“ Musste ich das verstehen? Scheinbar nicht und irgendwie änderte er auch schneller seine Meinungen als sonst was. Denn noch ehe ich was anderes sagen oder fragen konnte, zog er mich schon wieder mit sich in die Schatten. Irgendwann einmal würde ich ihm alles heimzahlen und ihn auch ohne Ankündigung von einen Ort zum anderen bringen..wenn ich es denn mal beherrschte. Wir fanden uns in einer dunklen Gasse wieder, dennoch musste ich den Arm über meine Augen halten. Es war Tag und ich sehnte mich zurück in die Dunkelheit. Ein eigenartiges Gefühl begann sich in mir auszubreiten und ich schloss meine Augen. Ich begann Geräusche um mich herum wahr zu nehmen. Schritte von etlichen Personen in der Nähe. Verkehr. Autos bremsten und fuhren wieder an. Eine Fahrradklingel, so wie ein paar bellende Hunde und eine fauchende Katze, die auf eine Feuerleiter zu springen schien. Außerdem hörte es sich an wie ein Schiffshorn. War es von einem Schiff auf der Themse? Als nächstes hörte ich die Glocke von Big Ben und musste dir Ohren dabei zuhalten. Das war eindeutig zu laut gewesen. „Verdammt.“ Zischte ich und öffnete meine Augen wieder. Meine Umgebung fing wieder an zu wanken, doch als Alucard mir helfen wollte, schlug ich seine Hand weg und zischte ihn an. Ich brauchte seine Hilfe nicht und haben wollte ich sie erst recht nicht. Meine Fingerspitzen begannen zu kribbeln und mein Kiefer spannte sich an. „Mhh....Lass uns spielen...“ säuselte ich mit verspielter Stimme und grinste. Die Muskelschmerzen waren mir dabei egal. Es war eigenartig. Ich fühlte mich als wenn ich nicht ich wäre. Ich fühlte mich leichter und zudem so, als wenn ich nicht gerade Stunden oder Tage damit verbracht hätte mir die Seele aus dem Leib zu schreien vor Schmerzen. „Kathrin.“ Ich drehte mich um und neigte meinen Kopf von links nach rechts und danach wieder zurück. „Alucard?“ Ich wusste, ich sprach, doch hörte es sich nicht so an wie meine Stimme, sondern weicher und als wenn ich beim sprechen schnurren würde. Die zwei Schritte zu ihm brachte ich langsam hinter mich und doch war es eher so, als wenn jemand anderes meinen Körper steuern würde. Verlor ich gerade wirklich den Verstand? Ich strich mit dem Finger über einen der Knöpfe an seinem Hemd und schien geradezu fasziniert davon zu sein. Jedenfalls bis meine Aufmerksamkeit etwas anderes auf sich zog. Ein paar Kinder. Sie spielten mit einem Fußball, traten ihn vor sich hin und lachten. Sie kamen hier her. Ich ging an Alucard vorbei und konnte das junge Blut schon auf meiner Zunge schmecken. Es waren drei Kinder. Sie redeten irgendwas von einem Fußballspiel am Abend, das sie sich im Fernsehen ansehen wollten. Als wenn es dazu noch kommen würde. „Wie gerne würde ich das jetzt zulassen, aber du musst dich mit etwas anderem begnügen.“ Seine Worte fachten meine Wut an. Ich wollte keine anderen! Als er nach mir griff, packte ich sein Handgelenk zuerst und drehte es um, bis es knackte. Gleich danach rannte ich los. Dieses mal würde er sich nicht zwischen mir und meinem Essen stellen! Doch noch bevor ich um die Ecke laufen konnte um die Kinder abzufangen, stand er vor mir. Ich fauchte ihn an, als er seinen Arm um meine Taille legte und mit mir in die Dunkelheit verschwand. Wir tauchten in einer anderen Gasse auf, wo es schon nach Tod stank. „Aahhhh...Wieso hast du das getan??“ Ich war außer mir vor Zorn und stieß ihn von mir weg. „Weil du dich an Regeln halten solltest und ich unnötig ärger vermeiden will.“ Er wischte es mit einer Handbewegung weg, als sei es nichts schlimmes gewesen, doch für mich war es dies. Zugern hätte ich ihm sein blödes Grinsen aus dem Gesicht geschlagen, doch erregte meine Aufmerksamkeit danach eine Bewegung hinter mir. Ich drehte mich um und sah, wie ein scheinbar Obdachloser uns fasziniert zu beobachten schien. Ich tat es den Mann gleich und machte seine Kopfbewegungen nach, die von Neugier zu resultieren schienen. Dann aber reichte es mir auch schon und ich bewegte mich schnell auf ihn zu. So schnell, das er nicht mal mit bekam, wie ich plötzlich vor ihm stand und meine Zähne in seine Kehle schlug. Ich trank nicht nur von ihm, ich riss sie ihm regelrecht dabei raus um noch schneller von ihm trinken zu kommen. Sein Blick dabei, ich empfand ihn als süße Nachspeise hierzu, auch wenn ich mir sicher war, dass das Blut der Kinder bei weitem besser gewesen wäre. Doch irgendwann werde ich auch noch dazu kommen..wenn Alucard nicht in der Nähe war. Als nichts mehr bei dem Obdachlosen zu holen war, ließ ich von ihm ab und leckte mir die Lippen ab, wischte den Rest von meinem Kinn und leckte dann auch noch meine Finger ab. „mhhh...als Vorspeise ging es, doch das Hauptgericht sollte nicht so unangenehm dabei riechen.“ Ich trat gegen den leblosen Körper und drehte mich zu Alucard um. „Willst du ihn nicht verschwinden lassen?“ Mein Ziel war es, das er mich alleine ließ und ich mich schnell auf die Suche nach den drei Kindern machen konnte. Vielleicht erwischte sie ja doch noch irgendwo, oder andere. Er kam zu mir und ich ging einen Schritt zur Seite, damit er sich sofort ans Werk machen konnte, doch anstelle sich darum zu kümmern, griff er in mein Haar und zog meinen Kopf zurück. „Zu erst kümmere ich mich um dich.“ Er zog noch etwas kräftiger und leckte über mein Kinn, wobei ich ihn mit dem Knie treten wollte. Doch wisch er dem schnell aus und zerrte mich mit sich in die Schatten. Gleich darauf fand ich mich wieder in dem Raum mit der Dunkelheit und schrie. Ich verfluchte Alucard regelrecht dafür, das er mich hier her zurück gebracht hatte. Immerhin hatte ich doch noch nicht mal angefangen meinen Spaß zu haben!! Als er wieder in meiner Nähe war, was ich spürte, griff ich ihn sofort wieder an. „Kathrin! Reiß dich zusammen!“ Das konnte er vergessen. Stattdessen wich ich seinem Arm aus und drehte mich hinter ihn, biss in seine Schulter. Der Stoff war mir im Wege. Er griff über seine Schulter nach mir und warf mich über diese auf den harten Steinboden, das es mir geradezu die Luft aus der Lunge presste. Als er dann noch sein Knie auf mein Brustbein drückte und mich unten festhielt, verfluchte ich ihn etliche male, bis ich langsam begann mich zu beruhigen und der Nebel aus meinem Verstand begann sich zu lösen. Ich wurde immer ruhiger und atmete dementsprechend. „Alucard...was geschieht mit mir?“ Es war wirklich geschehen, ich hatte keine Kontrolle mehr über mich gehabt und dennoch hatte ich genau gewusst was ich gemacht hatte. Ich konnte mich daran erinnern. „Du fängst an dich wie ein Reinblut zu benehmen und ich muss gestehen, es macht mir Spaß dir dabei zu zusehen und es mit zu erleben.“ „Wie kannst du so was sagen? Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle!..ich wollte den Kindern.. Oh mein Gott...“ Als ich daran dachte, was für Gedanken ich gehabt hatte wurde mir sogar etwas schlecht. Ich hatte mich ja schon abgefunden damit von Menschen zu trinken, aber doch nicht auf die Art und Weise wie ich es mir vorgestellt hatte in der Gasse. „Hmpf...Du hast wohl mehrere Seiten an dir, welche sich endlich zeigen. Ich bin gespannt wie es sich mit dir weiter entwickelt.“ Und ich wollte diese andere Persönlichkeit von mir ganz sicher nicht nochmal erleben oder auch nur die Führung überlassen...war es das was geschehen war? Eine andere Persönlichkeit von mir? Ich wurde wirklich verrückt. Wie konnte das nur sein? Und wie ließ sich das unterbinden? Es musste damit zu tun haben, dass der Zauber begann sich von mir zu lösen und ich hoffte gerade, dass ich mich selber dabei nicht verlor. Kapitel 50: Es waren Stunden vergangen seit dem kleinen Ausflug in die Stadt und ich war noch immer in dem Raum, wo ich nichts sehen konnte. Alucard hatte mich alleine gelassen. Ich war mir sicher, das er gerade bei dieser Verrückten war, nur das er mich hier alleine ließ und dies so lange, gefiel mir ganz und gar nicht. Ich hatte mich auf dem Boden gesetzt, die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen. Natürlich hatte ich erst versucht hier raus zu kommen, aber nachdem ich etliche male gegen die Wand gelaufen war und selbst, als ich ihr gut eine Stunde gefolgt war, keine Tür fand, hatte ich aufgegeben. So saß ich nun hier am Boden und versuchte mit meiner Umgebung klar zu kommen. Einmal hatte er mir angedroht mich ein Jahr hier unten einzusperren, ich wurde schon nach der kurzen Zeit jetzt ganz verrückt. Wenn etwas an mir vorbei kroch, versuchte ich es weg zu schlagen und wollte mir nicht mal vorstellen, was es sein könnte. Ab und an fühlte es sich pelzig an und ein anderes mal glitschig. Somit stand für mich fest, dass es verschiedene Dinger hier gab, aber was? Keine Ahnung . Ebenso fragte ich mich auch wieder, wozu dieser Raum diente. Ich strich mir durchs Haar und schrie meinen Frust raus. Warum machte ich mir darüber Gedanken? Es gab andere Sachen die mehr Aufmerksamkeit von mir verlangten. Zum Beispiel was genau mit mir geschah. Diese andere Persönlichkeit, dieses andere ich..es lauerte unter meiner Haut. Ich konnte es genau spüren. Es kribbelte richtig und doch hielt es sich zurück. Fast so als wolle es nur raus kommen, wenn es sich auch lohnte. In meinen Gedanken versunken spürte ich erst nach einiger Zeit, wie der Boden unter mir begann zu vibrieren. Ein Erdbeben? Ich stand auf und musste versuchten dabei nicht um zufallen. Es wurde immer stärker und zudem konnte ich spüren wie die pelzigen und glitschigen Dinger über meine Füße liefen...nein, sie liefen nicht nur über meine Füße, sie blieben auf ihnen stehen und versammelten sich darum. Ich versuchte sie immer wieder von mir zu treten und fluchte am laufenden Meter, dabei versuchend nicht umzukippen. Wer wusste schon, was diese Teile mit mir anstellen würden, wenn ich auf dem Boden lag. „Verdammt!!.....Alucard!! Was geht hier vor sich??“ Schrie ich in die Dunkelheit hinein und trat jetzt fest auf eines der Dinger drauf. Ich konnte richtig fühlen wie das Gewebe unter meinem Fuß nachgab und die kleinen Knochen knackten. Mir wurde richtig schlecht dabei und ich dankte für die Finsternis um mich herum. So musste ich das Mus aus Gewebe und Pelz nicht unter mir und meinem Fuß sehen. Es reichte mir schon, es am Steinboden von der Sohle abzukratzen. Nachdem ich einen festen Stand hatte, atmete ich tief durch und versuchte nochmal zu Alucard irgendwie Verbindung aufzubauen. „Ich schwöre dir, wenn du mich absichtlich ignorierst, werde ich dir das irgendwie heimzahlen...AAAHHHH...Scheiß Biester!!!“ Eines der kleinen Teile hatte mich in den Unterschenkel gebissen. Sofort trat ich drauf und kannte dieses mal kein Mitleid. „Sie suchen bei dir Schutz.“ „Sie sollen sich verpissen!!“ Er sprach in meinen Gedanken und doch wusste ich, dass er meine Worte auch verstand, die ich laut ausspuckte. „Und vor was suchen sie Schutz? Was ist das? Und wo bist du? Hol mich hier gefälligst raus!!“ „Dort wo du gerade bist, bist du bei weitem sicherer.“ Wenn er das so ausdrückte, war irgendwas schon wieder im Gange. „Bin ich hier wirklich sicher oder wird alles über mir zusammen brechen?“ Denn so stark wie der Boden wackelte, sah ich mich schon unter etlichen Tonnen Trümmern und war mir ziemlich sicher das nicht zu überleben. „Der Raum ist in vielerlei Hinsicht geschützt. Selbst wenn das ganze Anwesen einstürzt wird der Raum bestehen bleiben.“ „Na welch eine herrliche Aussicht. Sprich, wenn alles einstürzt, verrecke ich hier unten weil keiner weiß wo ich bin und ich nicht alleine raus komme!!“ „Wenn du es so ausdrücken magst, dann ja.“ Oh wie konnte er doch einen beruhigen. Ich biss die Zähne zusammen und sprang schließlich ein paar mal auf und ab, damit diese Viecher merkten, bei mir gab es keinen Schutz!! Sie sollten sich wo anders zusammen rotten. Endlich hatten sie es auch selber gemerkt und ließen von mir ab. Ein Problem weniger. Das nächste war es ihn schnellstens dazu zu bringen mich hier raus zu holen. Es war mir klar, das ich ohne seine Hilfe den Weg aus diesem Raum nicht finden würde. Jedenfalls nicht solange ich in der Dunkelheit nichts sehen konnte. Ob es mir vielleicht jetzt besser gelang meine Augen zu öffnen, wenn ich mit den Schatten verschmelze? Ich hatte es noch nicht ausprobiert, doch war gerade eine gute Gelegenheit dazu. Eventuell nützte es ja was, dass der Zauber mehr von mir gebröckelt war. Ich atmete ruhig vor mich hin und ignorierte weitestgehend den wackligen Boden. Dann ließ ich die Schatten an mich ran und mich einhüllen, mich zu sich rein ziehen. Die Kälte kroch binnen Sekunden in mich und doch wehrte ich mich nicht gegen sie oder versuchte mich aufzuwärmen. Als ich meine Fingerspitzen nicht mehr spüren konnte, begann ich mich darauf zu fokussieren die Augenlider anzuheben. Noch immer schien es, als wenn ein Gewicht drauf liegen würde und doch war ich erstaunt. Es war nicht mehr so schwer wie früher. Mit sehr viel Mühe und Konzentration, die schon beinahe dafür sorgte, dass mein Kopf sich anfühlte als würde er gleich zerbersten, schaffte ich es endlich meine Augenlider einen kleinen Spalt zu öffnen. Es war nicht viel das ich sehen konnte, doch was ich sah, verschlug mir die Sprache. Alles war in Grautönen gehalten und wirkte verschwommen. Ich konnte unter mir den Steinboden sehen. Doch auch dieser war verschwommen und es schien so, als wenn ein zweiter Boden nur cm weit über den anderen wäre. Die Luft um mich herum bewegte sich wie in dünnen, grauen Schwaben. Ich streckte meine Hand nach oben und ließ den Nebel darüber gleiten, spüren tat ich nicht das geringste. Als ich meine Hand wieder senkte, wirbelte ich die Schwaben darum auf und sie begannen sich schneller zu bewegen, drifteten etwas auseinander, nur um danach sich wieder zu verbinden. Jetzt drehte ich mich um mich selber und versuchte mehr zu erkennen von dem Ort, an welchem ich gerade war, bis ich dachte eine schnelle Bewegung gesehen zu haben. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf diese und mir wurde bewusst, dass ich mich ziemlich schwerfällig bewegte. Es war als wenn der Nebel um mich herum mich einhüllte und versuchte mich dazu zu bringen, mich nicht zu bewegen. Wieder eine Bewegung, dieses mal deutlicher zu erkennen. Etwas schwarzes und flinkes. Aber was genau konnte ich nicht erkennen. Die Gestalt war verschwommen und wirkte nicht fest.So fasziniert wie ich auch von der Umgebung war, genau so sehr erschauerte sie mich und ich drehte mich weiter um. Die Wand nahe hinter mir war zu erkennen und ich streckte den Arm wieder aus, wollte die Handfläche auf sie legen. Durch die erste Schicht fasste ich einfach hindurch und spürte erst danach etwas. Aber es fühlte sich nicht an wie eine Steinwand. Wenn ich etwas Druck ausübte gab sie nach. Ich zog meine Hand weg und drehte mich weiter. Gut drei mal hatte ich mich gedreht bis ich schließlich einen leichten, rötlich glänzenden Schimmer wahrnahm. Er war sehr dünn und hätte ich mich nicht mehr darauf konzentriert, wäre er mir wieder entgangen. Langsam versuchte ich darauf zu zu gehen und jetzt konnte ich auch sehen, dass die Nebelschwaden sich um meine Beine schlangen. Sie wollten mich an Ort und Stelle festhalten. Das war jenes Gefühl sonst immer gewesen. Als ich mich endlich vorwärts bewegte, was mich erneut zu zerreißen schien, stockte mir kurz der Atem. Meine eigene Gestalt blieb dort zurück und verblasste erst nach wenigen Augenblicken. Sie war genau so verschwommen wie alles andere hier auch und nur in dunklen Grau-Schattierungen gehalten. Ich musste mich zusammen reißen und ging weiter, sah aber einige male zurück, alleine um diese Bilder zu verstehen. Es war unheimlich mich selber zu sehen und wie ich in der Dunkelheit verschwamm und mich schließlich auflöste. Nach für mich einer gefühlten Ewigkeit und ziemlich großer Kraftanstrengung war ich endlich bei dem kleinen Farbschimmer angekommen. Es war der einzige Ort, wo es nicht nur Schwarz und Grau war. Selbst an mir konnte ich keine Farben ausmachen. Ich stand nicht vor einer Wand, sondern vor einer Tür. Sie war gewaltig und schwankte immer wieder hin und her, zudem verblasste sie ab und an etwas und war dann jedoch wieder deutlicher zu erkennen. Es gab etliche Verzierungen an ihr, die sich aber wie ein Hologramm darüber abzuheben schienen. Dort wo der Türgriff eigentlich sein sollte, war nur verdichtetes Grau in Grau, das aussah wie Wolkenschleier. Ich nahm einfach meinen Mut zusammen und griff danach, fasste aber hindurch. Vielleicht war es wie alles andere auch, das jenes weiter dahinter sich befand? Also streckte ich meine Hand durch das Gebilde und tastete dahinter tatsächlich etwas, aber es wirklich zu greifen, bekam ich einfach nicht hin! Es war zum verrückt werden! Wie sollte ich hier raus kommen, wenn ich die Tür nicht geöffnet bekam? Nachdem ich mich aufgeregt hatte, kam mir aber auch in den Sinn, dass es vielleicht eine von den Sicherheiten ist, welche Alucard vorhin angesprochen hatte. Ebenso sollte es vielleicht nicht so einfach sein, denn ansonsten könnte man hier drinnen sicher keinen einsperren wie er es mir mal angedroht hatte. Ich musste aus den Schatten wieder raus, ehe sie mich noch zu sehr verzehrten und wenn ich Glück hatte, stand ich vielleicht jetzt auch vor der Tür außerhalb der Finsternis. Ich schloss wieder meine Augen und atmete einige male tief durch. Dann begann ich mich von den Schatten zu trennen. Dieses mal schien es fast so, als wenn sie versuchten mich etwas länger bei sich zu behalten, doch konnte ich mich schließlich von ihnen entfernen. Ich war etwas geschafft und doch streckte ich meine Hand in guter Hoffnung aus. Es war kein Stein unter meinen Fingerspitzen, es fühlte sich eher wie Holz an. Sofort tastete ich nach den Türgriffen und als ich diese endlich hatte, versuchte ich die Tür zu öffnen. „Jetzt komm schon!!! Verdammt nochmal!!“ Ich rüttelte daran und stieß sogar mit meiner Schulter dran, doch es nützte nichts, sie blieb verschlossen. Es wäre auch zu einfach gewesen. Resigniert ließ ich mich an ihr zum Boden nieder, mit dem Rücken gegen diese. In den Schatten hatte ich die Vibrationen der Umgebung nicht mehr wahr genommen, jetzt aber fühlte ich sie wieder, jedoch abgeschwächter. Vielleicht war es ja bald ganz vorbei. Nur zu Hoffen das dies nicht für mich zutraf. Noch während ich darüber spekulierte, was dort draußen vor sich ging, fiel ich auf einmal nach hinten weg und schrie dabei überrascht auf. Ich lag plötzlich auf den Rücken und sah in das Gesicht von Walter, welcher die Tür geöffnet hatte. Das dumpfe Licht von draußen schien ihm in den Rücken und erhellte nicht viel von dem Boden unter mir. Ich riss mich schnell zusammen und sprang auf, rannte nach draußen auf den Gang. Wenn er schon so nett war und für mich die Tür öffnete, dann sollte ich nicht zu lange warten. „Eure Sabroa. Ihr werdet sie brauchen.“ Verwundert sah ich zu meiner Waffe und nahm sie schließlich auch in die Hand. Ich checkte schnell das Magazin, welches voll war und sah schließlich wieder zu Walter. „Was ist hier los?“ „Kennen Sie sich mit Ghuls aus?“ als ich das hörte, durchfuhr mich sofort ein eiskalter Schauer. Oh ja, ich erinnerte mich noch genau an diese Dinger und hatte gehofft nie wieder welche sehen zu müssen. „Wie?“ „Das werden wir noch raus finden müssen, genau wie wir diese Unterhaltung verschieben sollten.“ Ich nickte ihm zu und rannte ihm schließlich hinterher. Wir liefen die Treppe des Kellers nach oben und dann den Flur entlang durch eine Seitentür nach draußen. Ich musste mir die Nase kurz zu halten. Es roch nach vergammelten und verbrannten Fleisch. „Junge Dame!“ Sofort drehte ich mich zu Walter und wollte ihn schon fragen was sei, als ich ein paar dieser ekelhaften Kreaturen auf mich zu laufen sah. Mir wurde schon alleine bei ihrem Anblick schlecht, von dem Gestank mal ganz abgesehen. Ich richtete ohne groß zu überlegen meine Waffe auf sie und schoss direkt in ihre Köpfe. Es waren nur drei von ihnen gewesen und ich hatte schon mein halbes Magazin an die verschossen aus angst, sie könnten doch wieder aufstehen. Als ich mich umsah war Walter schon nicht mehr hier und ich rannte in die Richtung, wo er vorhin noch stand. Mein Weg führte mich in den großen Garten und ich blieb fast rutschend stehen als ich gut 50 von ihnen entgegen stand. Es waren nicht nur Männer, auch Frauen...Ihre Sachen waren zerschlissen und wie sie sich bewegten. „Na endlich! Fräulein Dakaria! Wie lange haben wir nach Ihnen gesucht? Wurde auch Zeit!“ Ich hatte meine Waffe schon auf die ersten paar Ghuls gerichtet, als ich diese Stimme hörte und mich zu ihr umdrehte. „...Tereza?“ Fragte ich und sah die Vampiren auf mich zu kommen. Sie trug eine verwaschene Jeans und ein dunkelrotes Shirt. Ihre Haare hatte sie hinten lose zusammengebunden. „Das ist sie? Scheint mir nichts besonderes.“ Ein Mann kam neben sie. Er war etwa 1,75 Meter groß, dunkelbraune Haare und sah Tereza vom Gesicht her etwas ähnlich. Er war eher schmal gebaut, hatte die Hände in seinen Hosentaschen. Er trug eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzen Kapuzenpullover. „Im Gegensatz zu uns, ist sie jedoch ein Reinblut...Fräulein Dakaria, wenn ich Euch vorstellen darf, mein Bruder Philip.“ Sollte ich jetzt Grüßen oder Winken? Ich hatte keine Ahnung was hier gerade ablief. „Wart ihr das?“ Fragte ich deutete mit einer Kopfbewegung zu den Ghuls, welche sich in Bewegung gesetzt hatten. Zu meinem Glück nicht direkt auf mich zu. „Ja. Es hat lange gedauert genug zusammen zu bekommen.“ „Am Ende haben wir einfach eine kleine Stadt vor der hier genutzt.“ Philip sagte es einfach so heraus und zuckte dabei mit den Schultern, als sei es nichts besonderes. Als irgendwas hinter mit explodierte, zuckte ich erschrocken zusammen und drehte mich um. Die Soldaten von hier schossen auf die Kreaturen. Ich musste ihnen helfen, wollte aber die beiden auch nicht aus den Augen lassen. „Verdammt...Ruft sie zurück!!“ Schrie ich und sah die beiden zornig an. „Ihr liegt was an diesen Menschen?“ „Soweit ich es richtig mitbekommen hatte, ist sie unter ihnen aufgewachsen und dachte sie sei selber einer bis vor kurzem.“ „Wie jämmerlich.“ „Hey!! Könntet ihr aufhören über mich zu reden als wäre ich nicht anwesend? Ich kann jedes Wort hören!“ Mischte ich mich in die Unterhaltung der beiden ein. „Wir sollten abhauen, bevor der Kerl hier noch auftaucht.“ Tereza stimmte mit einem nicken ihren Bruder zu und sah wieder zu mir. „Lasst uns gehen, Fräulein Dakaria.“ „Ja sagt mal, hakt es jetzt richtig bei euch? Wer sagt denn, dass ich mit euch mit kommen will? Verschwindet lieber und nehmt die mit!“ Die beiden sahen mich nun verwirrt an. „Wir sind hier um Euch zu retten.“ „Ich muss nicht gerettet werden!! Ich muss gar nichts von euch!! Verdammt! Wieso denkt ihr eigentlich, bräuchte ich eure Hilfe??“ Es reichte mir und ich wurde Zunehmens wütender. Ich konnte schon spüren wie mein Körper begann zu kribbeln. Wenn ich jetzt die Kontrolle über mich verlor, wusste ich nicht was passieren würde. Was wenn diese andere Persönlichkeit von mir keinerlei Probleme sah in dem was hier gerade von statten ging? „Das nächste mal müsst ihr die Party doch nicht extra zu mir bringen.“ Sofort versteiften sich die beiden und gingen in eine Abwehrhaltung. Ich drehte mich etwas zur Seite und sah Alucard auf mich zu kommen, der gerade seine Waffe lud und dies so, als hätte er gerade alle Zeit der Welt. Anschließend richtete er sie neben sich und schoss auf den Weg zu uns auf Ghuls in weiter Entfernung. Er sah nicht einmal hin und doch war jeder Schuss ein Treffer. Als die Waffe leer war, stand er direkt neben mir und grinste zu den beiden. „Hab mich schon gefragt, wann ihr euch endlich zeigt.“ In meinem Kopf ratterte es, bis mir ein Gedanke kam. Hatte Walter mich etwa dort nur raus geholt um die beiden herzulocken? Ich ballte meine Hand zur Faust und biss die Zähne fest zusammen. „Geh uns aus dem Weg!“ „Oder was?“ Er schob ein neues Magazin in seine 454 Casull Magnum und lud diese schließlich durch, sah noch immer grinsend zu den beiden Geschwistern. Schneller als ich es realisieren konnte, drehte er sich um und schoss mehrere male. Jetzt erst sah ich, dass gut 10 von den Ghuls auf uns zugelaufen waren. Ich rückte automatisch zwei Schritte näher an Alucard, als dieser sich wieder zu den beiden Geschwistern umdrehte, die aber nicht mehr da waren. „Spielen wir jetzt verstecken?“ Ohne mich weiter zu beachten, ging er und ließ mich hier alleine. „Alucard...warte!!“ Ich lief ihm hinterher, als er über seine Schulter hinweg mir eine Packung zuwarf. Ich fing diese auf. Es waren Patronen für meine Sabroa. Ich lud sofort meine Waffe nach und entsicherte sie. „Die Soldaten!“ Schrie ich, da diese noch immer mit den Ghuls beschäftigt waren. „Seras kümmert sich drum. Ich werde mich lieber um das andere Gesindel kümmern.“ „Und was soll ich in der Zeit tun?“ Denn Erfahrung hatte ich mit solchen Situation nicht wirklich. Am liebsten hätte ich mich jetzt irgendwo verkrochen und gewartet bis alles vorbei war. Ein anderer Teil von mir wollte aber auch die Fähigkeiten ausprobierten, welche ich so lange trainiert hatte. „Geh und hilf ihr...und versuche hier zu bleiben.“ Er sah kurz zu mir und zog seine Brille dabei etwas runter, so das ich ihm in die Augen sehen konnte. „Was wenn nicht?“ „Wie letztes mal, ich würde dich finden und dich danach in dem Raum für einige Zeit anketten.“ Wie er das sagte, mit absoluter Gewissheit war es von ihm ernst gemeint. „Ach und Kathrin...bleib bei Sinnen.“ Ich schüttelte verständnislos den Kopf, als er plötzlich verschwunden war. Dieser Typ machte mich noch irre! Doch es war keine Zeit darüber nachzudenken. Ich rannte sofort zurück in der Hoffnung Sera tatsächlich etwas helfen zu können. Ich lief dabei an etlichen Leichen auf dem Boden vorbei und musste mich zwingen nicht runter zu sehen. Wie viele hatten die beiden nur in Ghuls verwandelt? Es mussten hunderte sein. Wie konnten sie das nur tun? Ich rannte aus dem großen Garten raus und sah eine Einheit von Soldaten, die versuchte ein dutzend der Kreaturen zurück zu halten. Die Mauer hinter ihnen war zerstört, wodurch sie scheinbar rein kamen. Erst wollte ich weiter, Sera finden, doch entschied ich mich dann zu ihnen zu laufen und richtete meine Waffe auf die Ghuls. Ich schoss so gut ich konnte auf sie und musste dabei mehrmals meine Waffe nach laden. Es war schon etwas anderes auf ein sich bewegendes Ziel zu feuern, als auf eines, das nur still stand. Gut 15 Meter von mir entfernt wurde einer der Soldaten von gleich 3 Ghuls zu Boden gerissen. Ich wollte noch auf die Dinger schießen, als der Soldat mich geradezu flehend ansah und ich statt dessen ihm zu erst eine Kugel verpasste. Danach aber die Kreaturen ins Nirwana schickte. „Es sind zu viele!“ „Reißt euch zusammen und haltet die Linie!!“ Die Soldaten um mich herum schossen weiter, während immer neue Ghuls von draußen durch den Riss in der Mauer rein strömten. Ich lud die letzten Patronen aus dem kleinen Kästchen in meine Waffe und hoffte, das dies hier bald ein Ende hatte. Kapitel 38: Kapitel 51-52 ------------------------- Kapitel 51: Meine letzte Kugel traf einen der Ghuls genau im linken Auge und er ging zu Boden. Leider war es aber nicht der letzte. Ich senkte meine Waffe. Den Soldaten um mich herum ging es nicht anders. Auch sie brauchten dringend Nachschub an Munition. Doch ich wollte sicher nicht einfach aufgeben und nichts tun. Über diese Grenze war ich bereits hinweg. Meine Sabroa ließ ich auf den Boden fallen. Am Kleid hatte ich keine Möglichkeit sie zu befestigen, würde mir aber genau merken wo sie lag. Jetzt hoffte ich sehr, dass das Training mit Alucard auch was gebracht hatte. Ich überwand meinen Ekel den Dingern nahe genug zu kommen und griff einen von ihnen am Hinterkopf, schleuderte diesen zu Boden und zerdrückte dabei dessen Schädel. Das knacken der Knochen war deutlich zu vernehmen und ein Teil der Gehirnmasse klebte an meinen Fingern, ich durfte mich davon nicht beeinflussen lassen und ignorierte es weitestgehend. Als einer der Ghuls mich am Stoff des Kleides packte, griff ich sofort nach seinem Hals und drückte diesen fest zu, anschließend riss ich ihm den Kopf von den Schultern. Das zerreißen der Haut, der Sehnen und Muskeln war genau zu hören, ebenso der Moment als ich das Rückrad durchbrach und so den Kopf samt unteren Hals auf den Boden schmeißen konnte. Schließlich trat ich drauf. Einen nach dem anderen tötete ich und verfiel dabei Zunehmens in einen Rausch. Bald schon wusste ich nicht mal mehr, wie viele ich schon erledigt hatte und ich wollte es auch gar nicht wissen. Ich wollte nicht einmal das es aufhörte. Es begann mir Spaß zu machen zu fühlen, wie ihre Knochen unter meinen Händen zerbarsten, oder ihr Hirn auf dem Boden sich verteilte. Ich hatte dem letzten Ghul erst den Arm ausgerissen und danach dessen Kopf von seinen Schultern gezerrt. Grinsend drehte ich mich danach zu den Soldaten um, welche zu mir sahen. Ich leckte mir über die Lippen. Jetzt etwas zu beißen war doch nicht verkehrt und zudem hatte ich es mir doch sicher mehr als nur verdient. Sie richteten ihre Waffen auf mich und ich musste nur noch mehr lachen. Letztes mal konnten die mich auch nicht aufhalten und ich wusste zudem, das sie kaum noch Kugeln hatten. Doch gerade als ich mich auf sie stürzen wollte, wurde ich zurück gerissen. „Ich wollte ungern stören, aber die Zeit rast.“ „Dann lass sie rasen und verzieh dich!“ Ich sah zu diesem Philip hin und war dann doch ein wenig erstaunt, dass er überhaupt noch am Leben war. Wollte sich Alucard nicht um die beiden kümmern? „Jaja. Genug davon. Komm endlich mit!“ Fauchend stieß ich ihn von mir und drehte mich wieder zu den Soldaten, welche bereits den Rückzug angetreten waren. Noch konnte ich sie erreichen, bevor sie bei der anderen Truppe weiter weg ankamen. „Hey! Dreh mir nicht den Rücken zu!“ Ich fühlte seine Gegenwart und wich ihm aus, als er versuchte nach mir zu schlagen. Sofort griff ich nach seinem Handgelenk und drehte mich um, riss ihn dabei nach hinten weg und wollte ihn über meine Schulter werfen. Zu meiner Überraschung landete er aber auf den Beinen und drehte seinen Arm so, das es knackte. Scheinbar war es ihm egal, das sein Knochen brach. „Händchen halten wollte ich dann doch nicht mit dir.“ Sagte er grinsend, wobei ich ihn anknurrte. „Du bist nicht mein Typ!“ Entgegnete ich ihm und schlug mit der anderen Hand gegen seine Schulter. Noch bevor ich ihm den Arm abreißen konnte, trat er mir gegens Knie. Ich knurrte kurz und stieß meinen Ellbogen gegen sein Brustbein, worauf hin er mit seiner Hand nach meiner Kehle griff und sie zudrückte. „Meine Schwester hatte gesagt, du seist wie ein Mensch. Schwach und ängstlich.“ „Dann liebe Grüße an deine Schwester, ich werde dir und ihr jeden Knochen im Leib brechen und euch danach den Kopf von euren Schultern reißen!“ Fauchte ich ihm zu und griff nach seiner Hand, mit welche er meine Kehle festhielt und schon fest zudrückte. Er war stark, oder ich einfach noch zu schwach. Doch in diesem Moment war es mir egal. Ich gab nicht auf und hatte sogar gefallen daran jemanden mir gegenüber zu haben, der einiges einstecken konnte. „Letzte Chance, Dakaria. Du kannst jetzt freiwillig mit kommen, oder ich werde dir das Genick brechen und dich dann mit nehmen.“ Ich ging mal davon aus, dass ein Genickbruch mich nicht umbrachte. „Mein Name ist Kathrin! Und ich hatte bereits gesagt, dass ich nicht mit euch kommen werden! Also verzieht euch endlich!“ Ich wollte seinen Arm brechen, mit welchem er mich festhielt als er noch mehr Druck ausübte und ich es schon bei mir knacken hören konnte. Doch bevor er mir das Genick ganz brechen konnte, vernahm ich einen Schuss. Er ließ von mir ab und ging einen Schritt zurück. In seinem Gesicht stand Unverständnis und ich bemerkte das große Loch in seiner Brust. Es dauerte nicht lange bis er sich in Staub aufgelöst hatte. Ich selber hatte auch Schmerzen in meiner Brust und sah runter. Ein Loch in meinem Rumpf. Jetzt drehte ich mich um und sah zu Alucard, welcher seine Waffe weg steckte und zu mir kam. Er grinste mich an, während ich in die Knie ging. Würde ich jetzt auch zu Staub zerfallen? Ich wusste es nicht und verlor das Bewusstsein schließlich. Als ich zu mir kam, spürte ich noch immer heftige Schmerzen und legte die Hand auf meine Brust. „Wenn ich tot bin, wieso tut es dann so verdammt weh?“ Wollte ich wissen und bekam ein lautes Lachen zu hören. „Du bist nicht tot.“ Verwundert drehte ich mich um. Ich lag in meinem Bett im Zimmer des Kellers. Alucard saß auf einen der Stühle. Hatte ich das alles eben nur geträumt? Nein. Ich trug noch immer mein dunkelblaues Kleid. Auch wenn das ein ziemlich großes Loch in der Mitte hatte. Die Haut untendrunter war gerötet und als ich drüber strich, durchfuhr mich ein stechender Schmerz. „Warum bin ich noch am leben?“ „Weil dich das alleine nicht töten kann.“ „Aber der andere war doch...“ „Vergleich uns nicht mit solchen Abschaum.“ Ich schwieg ja schon und setzte mich auf. Dabei griff ich aber nach der Decke um diese vor das Loch des Kleides zu halten. „Ich hatte mich wieder nicht unter Kontrolle gehabt Alucard..ich meine..ich kann mich noch an alles genau erinnern, aber als ich mit diesen..Ghuls fertig war..ich wollte bei den Soldaten weiter machen.“ „Es wird noch öfter geschehen. Irgendwann kannst du dich jedoch beherrschen.“ Na ob das stimmte? Ich wusste ja nicht. Dann aber sah ich wieder zu ihm. „Der Angriff und diese..Tereza?“ „Sie ist nicht mehr und oben wird gerade aufgeräumt.“ Mal wieder, dachte ich mir und seufzte etwas. „Sie waren deinetwegen dort.“ „Deswegen hast du mich aus dem Raum holen lassen, oder?“ „Ja.“ Er hatte nicht mal versucht es abzustreiten. Wütend funkelte ich ihn daraufhin an. „Gut das du nicht mit gegangen bist.“ „Ja schon klar. Ansonsten hättest du mich irgendwie zurück geholt und eingesperrt.“ Ich wollte aufstehen, verharrte dann aber mit einem Bein in der Luft. „Kannst du verschwinden?“ Denn ich wollte mir schnell was anderes überziehen. „Noch nicht.“ „Alucard...Zieh Leine!“ Ich ballte bereits meine Faust. „Wie gesagt, noch nicht. Du wirst morgen das Anwesen verlassen.“ Jetzt fiel ich aus allen Wolken und ließ mich gegen die Wand nach hinten lehnen. „Was?“ „Es war bereits der zweite große Angriff auf dieses Anwesen und erneut wegen dir. Wenn zeitnahe wieder jemand angreifen sollte und das mit einem genau so großen oder größeren Aufgebot, dann werden die Menschen es hier nicht so leicht weg stecken können.“ „Aber sie haben dich doch an ihrer Seite.“ Er griff zum Tisch und zu seiner Brille, welche er aufsetzte. „Es war auch nicht meine Entscheidung.“ Sofort kam mir diese Verrückte in den Sinn. „Ich bring sie um!“ Das stand für mich fest. Erst hielt die mich hier wie gefangen und dann soll ich einfach so verschwinden? Die hatte sie ja echt nicht mehr alle! „Super! Ich wollte eh nicht hier bleiben!“ kam es wütend von mir und ich verschränkte die Arme vor der Brust. Nur wusste ich auch nicht so recht wohin. Ja klar, ich könnte wieder versuchen zu meinen Eltern zu reisen aber wenn ich daran dachte wie wenig es mich gestört hatte Kindern etwas anzutun..oder den Soldaten vorhin. Ich würde mit Sicherheit keine Probleme haben meinen eigenen Eltern an die Kehle zu springen. „Es gibt ein kleines Haus in Ipswich. Dort werd ich dich morgen hinbringen.“ „Was? Wieso?“ „Weil ich dich nicht aus den Augen lasse!“ Und damit stand er auf. Ich wollte ihn gerade noch etwas fragen als er schon wieder verschwand und erneut ohne die Tür zu benutzen. Was sollte das denn jetzt? Gefrustet stand ich auf und ging zum Kleiderschrank. Das Kleid konnte ich weg schmeißen. Ich zog es aus und schmiss es die Ecke. Danach zog ich mir schnell eine dunkelblaue Jeans und ein grauen Kapuzenpullover über. Anschließend wollte ich hier schnellstens raus und mich irgendwie abreagieren. Ich hatte schon wieder ein Kribbeln in den Fingerspitzen und war mir sicher, das dieses andere Ich von mir raus wollte und..wie sagte es immer so schön? Spaß haben wollte. „Kathrin, darf ich rein kommen?“ „Ja..klar.“ Sera kam rein und lächelte wie sonst auch immer mir zu. „Hey. Alles in Ordnung mit dir? Das war ein ganz schöner Kampf gewesen vorhin.“ „Ja...es geht mir gut. Dir auch?“ „Nur ein paar Schrammen, nichts schlimmes.“ Ob sie bei mir von dem Loch in meiner Brust wusste? Ich sprach es lieber nicht an. „Sag mal Sera, wenn du schon hier bist eine Frage. Hast du manchmal das Bedürfnis über einige der Soldaten einfach her zu fallen?“ Jetzt sah sie sich erschrocken an, doch dann senkte sie auch den Blick. „Ab und an ja. Aber ich kann es dann sehr gut unterbinden. Dennoch habe ich immer ein schlechtes Gewissen danach.“ Ich nickte ihr zu und beließ das Thema dann dabei. Wenn sie es schaffte, dann ich doch wohl auch! „Und dir geht es wirklich gut? Ich hab mir sorgen gemacht bei der Verletzung.“ „Laut Alucard sollte bei solchen Verletzungen uns nichts geschehen.“ Wieder sah ich zu ihr hin, wobei sie sich räusperte. „Sera?..Was ist los?“ Die Arme verschränkte ich vor der Brust und sah sie durchdringend an. „Ihn bringt so was mit Sicherheit nicht um, aber bei uns..da bin ich mir nicht so sicher. Ich will es jedenfalls nicht ausprobieren.“ Hieß das etwa...er wusste es zu dem Zeitpunkt auch nicht, ob es mich umbringen würde oder nicht? Hätte der Kerl einfach so...Ich mahlte mit den Zähnen. „Aber eventuell wusste er es ganz genau bei dir. Du bist immerhin kein geschaffener Vampir.“ „Das hat damit nichts zu tun! Er hätte mich umbringen können!“ Wutschnaubend ging ich an Sera vorbei und direkt auf die Tür zu Alucards Zimmer. Dort angekommen hämmerte ich richtig dagegen und schrie er solle aufmachen. Ich wollte es von ihm selber hören ob er sich Sicher war, das ich das überlebt hätte oder nicht. „Kathrin...er ist gerade bei Lady Integra.“ „Auch noch bei der...“ Doch war mir das egal und ich lief die Treppe nach oben. Sera wollte mich zwar aufhalten, aber ließ ich das nicht zu. Ich stürmte an einigen Dienern vorbei, welche erschrocken zur Seite wichen. Als ich endlich bei einem der Räume ankam wo ich diese Verrückte drinnen vermutete, stürmte ich auch gleich rein. Wie ich richtig annahm war sie hier. Zusammen mit dem Butler und Alucard. „Was fällt dir ein, du jämmerliche, kleine...“ „Klappe zu!! Mit Ihnen habe ich später noch was zu besprechen, aber erst mal zu dir!!“ Ich zeigte dabei auf Alucard und ging zu ihm hin, griff an seinen Mantel und zog ihn etwas zu mir. „Hast du das gewusst??“ Ich wollte eine Antwort von ihm und ignorierte die wüsten Beschimpfungen von der Verrückten, später würde ich mich mit ihr befassen. „Alucard! Schaff sie hier raus! Auf der Stelle!“ Er legte seine Hand auf meine, mit welchen ich noch immer den Stoff seines Mantels festhielt. „Ein schlechter Zeitpunkt.“ „Das ist mir egal! Ich will eine Antwort! Sofort!“ „Tut mir leid, ich hatte versucht sie aufzuhalten, aber...“ Jetzt war auch Sera da und die Verrückte schien nur noch mehr auszuticken, dennoch behielt ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Alucard, bis dieser mich mit sich in die Schatten zog. Ich erschrak dabei, vor allem da ich meine Augen offen behalten konnte. Verwundert sah ich zu ihm. Im Gegensatz zu mir und der Umgebung war er nicht in Grautönen gehalten. Das Rot seiner Sachen konnte ich genau erkennen. Als ich dann runter sah und nichts unter meinen Füßen hatte, nicht mal den Boden sehen konnte, drückte ich mich sofort an ihn ran und krallte mich richtig in ihm fest. „Wo sind wir hier??“ „Du hast endlich gelernt in den Schatten zu sehen?“ „Ich wünschte ich hätte es nicht getan.“ Noch mehr drückte ich mich an ihn ran und vergaß dabei, weswegen ich ihn zur rede gestellt hatte. „Keine Angst, wir werden schon nicht fallen. Solange ich dich festhalte du auch nicht.“ Jetzt sah ich zu ihm hoch, während er zu mir runter grinste. Bei ihm war ich sicher, das er mich los lassen würde und wenn es nur zum Spaß war. „Zu deiner Frage. Ich habe es nicht gewusst, aber geahnt. Deine Fähigkeiten haben sich verbessert und vor allem, wenn du die Kontrolle über dich verlierst.“ „Du hättest mich umbringen können!“ „Es wäre ein schneller Tod gewesen.“ Finsternis legte sich in meinen Blick und zu gerne hätte ich ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht geprügelt, wenn ich nicht solche Angst gehabt hätte zu fallen..wohin auch immer. „Ich hasse dich.“ „Alles andere wäre auch nicht vom Vorteil.“ Was meinte er damit? Doch anstelle das ich fragte oder eine Antwort bekam, legte er den Arm um meine Taille und ich sah nur, wie sich die Umgebung um uns herum schnell veränderte. Wir bewegten uns, ein leichtes ziehen konnte ich spüren. Doch schienen wir uns so schnell zu bewegen, dass ich nicht mal meine zurück gebliebenen Formen sehen konnte wie letztes mal. Als wir ankamen trat er auch gleich aus den Schatten und nahm mich mit. Wir standen in einem Raum wo sämtliche Möbel mit Lacken überzogen waren. „Das Haus in Ipswich, wie bereits erwähnt.“ „Aber...ich dachte erst morgen.“ „Bis dahin hätte mich Integra nur dazu gebracht dich wirklich umzubringen.“ Und schon war er wieder weg. „Hey!! Du kannst doch jetzt nicht einfach hier verschwinden!!“ Schrie ich ihm nach und hätte ihm glatt wieder den Kopf abreißen können. Gefrustet sah ich mich um, doch holte ich dann auch erst mal tief Luft. Meine Gefühle fuhren mit mir gerade Achterbahn und ich war mir nicht sicher ob ein Teil davon vielleicht auf die Sache mit dem von mir lösenden Zauber zu tun hatte. Ich ging zu einem von den Lacken und zog es weg. Dort drunter stand ein Tisch aus dunklem Holz. Er wirkte alt, hatte aber einige Verzierungen an den Seiten. Ringsherum mussten die Stühle stehen, von welchen ich die Laken zog und mich dann auf einen von ihnen setzte. Was sollte ich jetzt machen? Ich wusste ja nicht mal wo dieses Ipswich lag! Sollte ich mich einfach umsehen gehen? Aber was wenn ich dabei wieder die Kontrolle über mich verlor? Eines stand nämlich fest, sollte ich irgendwelchen Menschen begegnen, ich würde über sie herfallen. Ich hatte schon seit vorhin als ich aufwachte einen ziemlich großen Hunger. Es nützte nichts hier einfach herum zu sitzen. Daher beschloss ich die Laken von allen Möbeln zu ziehen und diese auf einen großen Haufen zu legen. Als ich fertig war konnte ich mir auch sicher sein in eine Mischung aus Wohn- und Esszimmer zu stehen. Die Fenster waren mit schweren, dunkelroten Vorhängen zugezogen und ich zog diese schließlich auf. Es war hell draußen und ich musste mir kurz die Augen zuhalten. Doch dann ging es. Ich sah hinaus. Vor mir erstreckte sich eine Allee mit Bäumen. Die Straße war leer und lauter Blätter lagen auf ihr. Ich war mir sicher, das sie schon lange nicht mehr benutzt worden war. Mehr als Bäume und Gras, so wie die verlassene Straße konnte ich nicht erkennen. Es schienen keine Menschen in der Nähe zu sein. Ich haderte einige Minuten mit mir, doch dann hielt ich es nicht mehr aus und verließ den Raum. Ich stand in eine Art Flur, ging zu der großen Tür am Ende. Zum Glück hatte ich mich nicht getäuscht und stand auf einer Veranda. Es war ruhig hier draußen. Als ich ein bisschen weiterging erkannte ich einen großen Zaun, welcher das Gelände zu umrunden schien. Deswegen war bestimmt keiner hier. Wem es wohl gehörte? Ich ging wieder zurück und rein in das Wohnzimmer, sah mir dort etwas genauer die Inneneinrichtung an. In einem Schrank standen ein paar Bilder und als ich eines genauer betrachtete schien es fast wie eine kindliche Version von der Verrückten zu sein. Oh ich hoffte jetzt nicht, das dies hier auch ihr gehörte! Aber mit Sicherheit tat es das. Der Tag wurde immer besser! Kapitel 52: Draußen fing es schon an zu dämmern. Nachdem ich einige Zeit in dem Wohnzimmer auf Alucards Rückkehr gewartet hatte, konnte ich einfach nicht länger nur in dem Wohnzimmer meine Zeit vergeuden. Ich ging mich im Haus etwas umsehen und war überrascht. Es hatte zwei Schlafzimmer wo alle Möbel mit Laken eingedeckt waren. In einem der beiden Schlafzimmer zog ich die Decke von dem Bett runter. Es war nicht bezogen und sah genau so alt aus wie der Tisch im Wohnzimmer. Verwundern taten mich aber vor allem die Verzierungen am Kopf des Bettes. Ich hatte keine Ahnung was sie darstellen sollten. Wer nur behielt solch ein altes Bett? Ich verließ das Schlafzimmer und ging mich weiter umsehen, stand nun in einer Küche. Hier war nichts mit Laken überzogen und daher befand sich eine Staub Schicht auf dem Möbeln. Es stand nur ein alter Herd und eine Spüle zusammen mit einem Küchenschrank und einem kleinen Esstisch hier drinnen. Mehr nicht. Es sah fast aus wie eine Küche aus dem Anfang des 20.Jahrhunderts. Nicht mal einen Kühlschrank gab es. Ich öffnete den einen Schrank und fand dort drinnen ein paar Teller, Gläser und Tassen. Wo hatte der mich nur hingebracht? Am Ende saß ich wieder im Wohnzimmer. Selbst das Bad hatte sich heraus gestellt wie aus einer anderem Zeit. Zumindest war eines hier drinnen, dafür war ich dankbar. Aber die Badewanne stand doch tatsächlich mitten in dem Badezimmer und hatte Metallfüße. Gelangweilt saß ich auf einem der Stühle vor dem Tisch und hatte meinen Kopf in den Nacken gelegt, sah hoch zur Decke. Wenn er nicht innerhalb der nächsten ein oder zwei Stunden hier auftauchen würde, würde ich einen schnellen und effizienten Weg finden um den Zaun um das Gelände herum zu überwinden. Mein Hunger war gewaltig und dementsprechend auch meine Laune im Keller. Ich hatte keine Lust wieder die Beherrschung zu verlieren und ich war mir sicher, dies geschah wenn ich am Rande des Verhungerns sein werde. Meine Augen hielt ich geschlossen, denn nochmal den Stuck an der Decke wollte ich nicht betrachten. Als ich endlich seine Gegenwart fühlte, sah ich nach vorne. „Warum hat das so lange gedauert?" fragte ich als erstes und er sah sich im Wohnzimmer um. „Du hast es dir bereits gemütlich gemacht?" „Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich hätte auch einen Weg über den Zaun finden können..." „Gut das du es nicht gemacht hast. Ansonsten würde ich dir unbeschreibliche Schmerzen zufügen." „Ja. Das alte Lied mal wieder." ich winkte mit der Hand ab und stand auf. „Ich würde mich gerne noch weiter mit dir unterhalten. Aber ich hab Hunger und wenn ich mich recht erinnere, wirst du mir wohl nichts von eurem Blut Vorrat geben oder?" „Du hast recht. Das werde ich nicht. Erst wenn du gelernt hast dich zu beherrschen." „Dann sollten wir jetzt gehen.“ Ich hatte derzeit keine Lust mich mit ihm weiter zu unterhalten. Noch immer war ich auf ihn wütend. Er ging an mir vorbei und zur Tür. Verwundert sah ich ihm nun nach. „Warte mal...du benutzt Türen? Echt jetzt? Seit wann denn das?“ Ich ging ihm nach und konnte das Lächeln auf meinen Lippen dabei nicht unterdrücken. „Du kannst mir schlecht folgen, wenn ich es nicht machen würde.“ „Hey! Mittlerweile kann ich mich auch in den Schatten fortbewegen.“ Wenn auch noch immer als Anfänger, aber immerhin. „Es geht nicht darum. Während du hier bist, hältst du dich von den Schatten fern.“ „Wieso? Sonst hast du immer gesagt, ich soll üben üben und nochmals üben.“ „Dort wussten scheinbar schon alle die nach dir suchten, wo du dich genau aufhältst. Hier jedoch weiß es niemand und so soll es auch bleiben. Wenn ich nicht hier bin, wer wird dich dann vor ihnen beschützen?“ Er hielt mir die Eingangstür mit einem Lächeln auf den Lippen auf und ich blieb mit verschränkten Armen vor der Brust stehen. „Ich kann selber gut auf mich aufpassen!“ „Deswegen hast du dir vorhin auch fast das Genick brechen lassen? Interessante Sichtweise auf sich selber acht zu geben.“ Knurrend ging ich an ihm vorbei. Draußen blieb ich aber auf dem Weg stehen und sah zum Zaun. „Soll der eigentlich Leute drinnen oder draußen lassen?“ Fragte ich und deutete nur mit einer Kopfbewegung darauf. „Bei dir? Beides. Du sollst hier drinnen bleiben und keiner soll zu dir rein kommen.“ „Solche wie dich..oder mich wird er nicht aufhalten.“ „Nein, aber Menschen schon und ich will vermeiden, dass du ein Blutbad anrichtest...wenn ich nicht dabei bin.“ Ich sah zu ihm bei den letzten Worten, als er schon an mir vorbei ging. Manchmal verstand ich ihn einfach nicht. Es sollte ein Blutbad verhindert werden, solange er nicht hier war? Kopfschüttelnd folgte ich ihm zu dem Tor, um welchen eine Kette gelegt war. Als er einen Schlüssel dafür aus seiner Tasche zog, war ich noch erstaunter. „Trägst du den immer bei dir?“ „Ich habe ihn vorhin eingesteckt, also nein.“ Die Kette ging mit einem lauten Klirren auseinander und er hing sie über den Zaun, öffnete das Tor durch welches ich ging. Die Allee aus Bäumen zog sich die Straße weiter entlang und ich schlang die Arme enger um mich als ein frischer Wind aufkam. „Es ist hier kühler als in London.“ „Wir sind nahe an der Küste.“ „Wirklich? Wo genau?“ „Ipswich liegt im Osten von England, etwa 30 Kilometer von Felixstowe entfernt.“ „Ja...und ich hab eine Landkarte im Kopf.“ Als wenn ich wüsste wo das wiederum lag. Er seufzte und ging weiter, wieder folgte ich ihm. „Direkt am Meer.“ Es dauerte vielleicht 5 Minuten und wir sahen die ersten Häuser. Noch wirklich von einer Stadt zu sprechen, wäre zu früh gewesen. „Hm...Vor 10 Jahren wir hier noch alles Wald.“ „Also warst du solange schon nicht mehr hier gewesen?“ „Damals nur kurz...vielleicht eine Woche.“ „Aber die Verrückte...ich meine Lady Integra.“ Korrigierte ich mich, als ich seinen Blick sah. „Die war des öfteren hier?“ Denn ich ging davon aus, dass dieses Haus ihr gehörte. „Nein. Ich hatte ihr damals gestattet mit zu kommen, als ich für diese kurze Zeit hier her zurück kam.“ „Also...gehört das Haus gar nicht ihr?“ „Nein. Es gehörte einem alten..Bekannten von mir, welcher schon seit über einem Jahrhundert verstorben ist.“ „Und du hast das Haus was? Geerbt? Geschenkt bekommen?“ „Geschenkt trifft es wohl, ja.“ Ich wartete, doch er sagte nicht mehr, mal wieder. Dennoch sollte ich wohl froh sein, das er mir so viel verriet wie er es getan hatte. „In dem Schrank im Wohnzimmer steht ein Foto, es sieht dieser Ve...Lady Integra sehr ähnlich.“ „Das ist sie auch. Sie sagte damals irgendwas von...Andenken...Ich hab es sie hinstellen lassen.“ Musste ich das nun wiederum verstehen? Ein Andenken? Woran denn? An sie? Na vielen Dank auch. Die Straße führte uns an den wenigen Häusern vorbei und bald schon kamen wir an den Rande einer größeren Stadt. Es war ein Industriegebiet. „Es hat sich wirklich schnell verändert.“ „Wie sah es denn vor 10 Jahren hier aus?“ „Nur Felder bis dort hinten hin.“ Er zeigte auf einen Kirchturm, der sicher einen halben Kilometer weit weg war und wir uns auch dorthin bewegten. „Du hättest vielleicht öfter her kommen sollen. Was wenn du eines Tages her gekommen wärst und neben dem Haus befände sich jetzt eine Fabrik?“ Fragte ich grinsend. „Um das Anwesen herum ist zwar ein Zaun, doch das Grundstück reicht bis zu der Stelle wo die ersten Häuser standen.“ Jetzt war ich tatsächlich überrascht. „Wirklich? aber das ist ja riesig....“ Er zuckte nur mit den Schultern, während ich das alles nicht richtig glauben konnte. Als wir bei der Kirche ankamen, konnte ich ein pfeifen nicht zurück halten. „Wow..die sieht alt aus.“ „Etwa ein Jahrtausend müsste sie hinter sich haben.“ „Nicht schlecht....aber..nur mal so für mich, warum sind wir hier her gekommen?“ Wie um zu zeigen, warum wir eigentlich los gegangen sind, begann mein Magen zu knurren und ich hielt die Arme sofort über den Bauch verschränkt. „Dort hinten ist ein Teil des alten Friedhofs und wenn ich mich nicht irre, gibt es noch immer ein paar Menschen, die gerne des Nachts sich auf diesem aufhalten.“ „Hä?“Ich folgte ihm weiter und als wir den schöneren Teil der Kirche hinter uns ließen, fegte wieder ein kühler Luftzug an mir vorbei. Bald schon aber bemerkte ich, was er meinte. Ein paar Jugendliche, vielleicht mein alter, saßen auf einer Bank in Mitten des alten Friedhofsteil und unterhielten sich, tranken dabei Biere. Ob ich so was auch gemacht hätte, wenn ich nicht plötzlich in dieses andere Leben gezogen wurden wäre..nun, vielleicht wenn ich Freunde gehabt hätte? Ich vertrieb die aufkommenden Gedanken sofort wieder. Es nützte nichts darüber nach zu denken was hätte sein können. „Dein Abendessen.“ „Wie nett von dir, fehlen nur noch die Kerzen zum Candle-light-dinner.“ Gab ich scherzend von mir und ging an ihm vorbei. Ich nahm mir richtig vor mich zusammen zu reißen und die Kontrolle zu behalten. Komme was wolle, ich musste es einfach schaffen. Das hier war mein Leben, egal wie verkorkst es war. „...wegen dem danach und anschließend hat Jackson dem Kerl echt eines zwischen die Beine gegebene.“ „Das war nicht mit Absicht! Ich konnte nichts dafür, das der Wichser hinter mir stand als ich grade mit dem Schläger ausgeholt hatte!“ „Dennoch war es zum Schreien komisch.“ Es waren fünf Jugendliche, zwei Mädels und drei Kerle, und sie alle lachten gerade über die erzählte Geschichte. Einfach so über sie herfallen..ja, hätte ich tun können, doch mit Sicherheit würde dies mein anderes Ich befördern. Daher kam ich näher und räusperte mich schließlich. „Abend.“ Sie drehten sich zu mir um, da ich mich von hinten an sie ran bewegt hatte. „Abend...und du bist?“ Fragte die eine mit dem knallrot gefärbten Haaren, welche sie sich als Bob geschnitten hatte. Sie trug etliche Piercings im Gesicht und ein Outfit, welches für die Jahreszeit zu kalt sein müsste. Einen kurzen, schwarzen Rock mit Karomuster drauf und ein Top an welchem lauter kleine Schnallen befestigt waren. Dazu knöchelhohe, schwarze Schuhe mit silbernem Metall-hacken. Dieser Kerl, welcher wohl Jackson war, stellte sich neben die Frau und schien sich aufzubauen. Seine kurzen, dunkelbraunen Haare waren nach oben gestylt und er trug schwarze Lederklamotten, dazu die passende Jacke. „Mein Name ist Kathrin. Ich bin neu hier.“ „Kein Zweifel, so ein Freak wie dich hätten wir ansonsten schon mal gesehen.“ Sagte dieser Jacksonverschnitt und ich wusste sofort, das er damit auf meine Augen und Zähne hinaus wollte. Das alte Lied kannte ich bereits zur genüge. „Möchtegernvampire haben hier nichts verloren! Verzieh dich zu deines gleichen.“ „Meinesgleichen?“ „Ja! Ihr lungert doch sonst nur im Chuntry Park herum.“ Es gab Möchtegernvampire? Verwundert sah ich die fünf an und schüttelte schließlich mit dem Kopf. „Ich bin keiner von denen.“ „Schön für dich, verzieh dich dennoch.“ „Wow..seit ihr unfreundlich.“ „Wir kennen dich nicht und du passt nicht zu uns, also nochmal, verzieh dich.“ Jetzt standen die anderen drei von der Bank auf. „Hast du nicht gehört? Hau ab! Oder sollen wir dir Beine machen??“ „Vielleicht will sie ja was von uns, Patrick.“ „Wenn sie was von mir will, sollte ich es ihr vielleicht geben.“ Der Kerl, welcher wohl Patrick sein sollte, steckte seine Hände in die Hosentaschen und grinste mich an. Er trug einen langen, dunkelbraunen Mantel mit Schallen an den Ärmeln und darunter eine schwarze Hose mit lauter Taschen. Seine Haaren waren dunkelblond und zerzaust in allen Richtungen. Zu erst wollte ich einen bissigen Kommentar zurück geben, doch dann lächelte ich ihn an. „Vielleicht will ich wirklich was von dir...Patrick..“ Ich drehte mich um und ging, sah dabei aber nochmal über meine Schulter zu ihm zurück und zwinkerte ihm zu. „Wuuuhhh..alter! Ich glaube die will echt flachgelegt werden von dir!“ „Na dann will ich sie mal nicht warten lassen. Möchtegern-Vamp hin oder her. Die hat jedenfalls nen geilen Arsch.“ Wie gerne hätte ich ihm alleine für den Kommentar eine in die Fresse geschlagen, doch ging ich weiter weg und bemerkte schon bald, das er mir folgte. „Hey nun warte doch mal Süße.“ Er legte seine Hand auf meine Schulter und ich drehte mich zu ihm um. Die anderen waren schon außer Sichtweite. „Warum sollte ich?“ Ich legte meinen Finger an eine der Schnallen seines Mantels und begann diese zu öffnen. „Weil ich dir gerne gebe, was du willst.“ „Ach ja? Wirst du das?“ Ich schmunzelte und leckte mir dabei über die Lippen. Wollte dann meinen Kopf zu seinem Hals bewegen, doch beugte er sich dabei schnell runter und legte seine Lippen auf meine. Ich war komplett überrascht, vor allem als er seine Arme um mich legte und mir an den Hintern grapschte. Ich wollte ihn gerade von mir stoßen, als er am Kragen seines Mantels weg gerissen wurde. Noch ehe er zu Schreien beginnen konnte, hatte Alucard ihm seinen Willen genommen, alleine durch einen Blick. „Es war von Hungerstillen die Rede gewesen, nicht von sich flach legen lassen.“ Ich legte die Fingerspitzen auf meine Lippen und sah dann wieder zu Alucard hin. „Das war...mein erster Kuss...“ Gestand ich ihm und konnte gar nicht anders als zu lächeln. Auch wenn es nicht wirklich freiwillig geschah, dennoch schien der Kerl ein guter Küsser zu sein. Schneller als ich sehen konnte, hatte Alucard dem Kerl in die Kehle gebissen und stieß ihn zu mir. Überrascht fing ich ihn auf. „Was soll das?“ Fragte ich noch, doch stieg der süße Geruch in meine Nase und ich sah hin. Warum es verschwenden lassen? Dachte ich und fletschte meine Zähne. Dann aber schlug ich sie auch in dessen Hals und begann von ihm zu trinken. Ich stillte meinen Hunger und ließ von ihm ab. Das war das erste mal, das ich nicht vollständig die Kontrolle verloren hatte und noch immer musste ich Lächeln, als ich an den Kuss eben zurück gedacht hatte. Der Kerl war noch am Leben und würde es mit Sicherheit auch überleben. Daher wollte ich Alucard gerade bitten ihm die Erinnerung zu nehmen. Er konnte das mit Sicherheit doch noch bevor ich ihn fragen konnte, drehte er ihm den Hals um. „Was? Was sollte das???“ Fragte ich entsetzt und sah zu ihm. „Nichts.“ „nichts? Du hast ihm den Hals umgedreht!“ „Ein versehen.“ Er ging weg und winkte mir nur über die Schulter. „Alucard!!“ „Ich muss mich um die anderen vier kümmern, welche deinen Namen nun kennen.“ „Aber..du wirst sie nicht auch noch umbringen, oder?...Oder?“ Ich bekam keine Antwort und seufzte nur, riss die Arme nach oben. Früher wäre ich bestimmt noch mehr ausgeflippt aber mittlerweile nicht mehr. Dennoch sah ich auf diesen Patrick runter und wieder legte ich die Finger auf meine Lippen. Wie schade das Alucard ihn umgebracht hatte. Schreie ertönten von dort wo die vier noch waren, doch so schnell wie sie kamen, waren sie auch wieder weg, kurze Zeit später kam Alucard zu mir zurück. „Du kennst den Weg zurück? Dann geh schon mal vor.“ „Wirst du mir irgendwann auch zeigen was du mit den Leichen machst, dich ich hinter mir zurück lassen?..Verdammt...ich bin schon eine Serienmörderin oder?“ „Später ja, aber jetzt noch nicht und im Sprachgebrauch der Menschen..ja.“ Ich seufzte und drehte mich um. Vielleicht würde ich mein Foto irgendwann auf einen Aushang sehen: Gesucht, lebendig oder Tod. Wieder musste ich schmunzeln, als ich an so einen alten Western dachte und an diese Steckbriefe. Auf dem Weg zurück dachte ich aber auch darüber nach, warum Alucard den Kerl umgebracht hatte. Es war wirklich das erste mal gewesen, das ich von mir aus aufhören konnte, das ich nicht die Beherrschung verloren und das nicht dieses andere Ich die Kontrolle über mich genommen hatte. Mit der Hand wischte ich ein paar mal über meine Lippen und somit auch das Blut weg, welches ich jedoch danach von den Fingern ableckte und weiter meinen Gedanken nachging. Als ich am Ende von der Straße ankam und abbog in Richtung jener zu dem Industriegebiet, tauchte er aus den Schatten eines der Gebäude auf und ging neben mir. „Wirst du nachher wieder verschwinden und mich alleine in dem Haus zurück lassen, wo es außer Staub zu wischen nichts zu tun gibt?“ „Wenn jemand mal Staub wischt, tut es dem Haus sicher gut.“ „Und du glaubst wirklich, das ich es machen werde?“ „Es wird für längere Zeit dein zu Hause sein, du solltest es dir gemütlich machen.“ „Ach wenn das so ist, dann hätte ich gerne einen Fernseher, einen Rechner ein vernünftiges Bett wäre auch nicht schlecht und einige andere Sachen fallen mir bestimmt auch noch ein.“ Zählte ich an meiner Hand ab. „Es gibt ein Bett für dich..“ „Ohne Bettzeug?“ „Das liegt in einem Schrank, dem Bett gegenüber.“ Ich dachte kurz nach. Bei dem Bett mit den Verzierungen war kein Schrank im Zimmer mit gewesen der diesem gegenüber stand, aber in dem anderen wo ich nicht das Lacken von dem Bett gezogen hatte. „Wenn ich in dem Bett schlafen soll...für wen ist dann das andere reserviert?“ „Für mich.“ Und schon blieb ich stehen. „Für dich?“ „Es ist meines und ich will nicht, das du in diesem schläfst!“ „Du hast nicht im Keller des Gebäudes geschlafen?“ Ich ging weiter und somit nun hinter ihm her. „Die Gemäuer unter dem Gebäude sind für andere Zwecke gedacht.“ „Jetzt hast du mich neugierig gemacht.“ „Du kannst dich gerne dort umsehen gehen, doch wird es dort von Kriechtieren wimmeln.“ Und damit meinte er sicher Spinnen. Sofort durchzog mich ein Schauer. „Wie lange wirst du mich hier alleine lassen?“ „Du solltest drei, vier Tage nichts mehr zu dir nehmen müssen, wenn du dich nicht überanstrengst.“ So lange also wollte er mich alleine lassen? Na super und ich würde mit Sicherheit nichts von dem bekommen, was ich verlangt hatte. Auf Putzen hatte ich jedoch auch keinen Bock. Irgendwann kamen wir wieder bei dem Haus an und Alucard befestigte hinter mir die Kette an der Tür neu. „Um wie viel wollen wir wetten, das es Leute dennoch schaffen über das Tor zu klettern, wenn sie es wollen?“ Fragte ich, da dieses oben herum abgeflacht war. Ja, es war hoch, doch wer gut im klettern war, sollte es dennoch schaffen. „Betreten auf eine Gefahr.“ Er tippte gegen ein Schild das neben dem Tor hing und ich konnte mein Lachen einfach nicht unterdrücken. „Okay...du hast gewonnen.“ Damit ging ich weiter auf das Haus zu, „Kathrin, du wirst innerhalb dieses Geländes bleiben, zu deiner eigenen Sicherheit. Es weiß niemand außer mir wo du gerade bist.“ An der Eingangstür drehte ich mich nochmal zu ihm um. „Es werden verdammt langweilige Tage, aber ich werde sie schon überleben...obwohl, wenn du willst, könntest du doch wenigstens Dark her schicken. Dann hätte ich gleich noch einen Wachhund und das Schild käme dann sicher noch besser rüber.“ Gab ich zwinkernd von mir und ließ ihn dann draußen stehen. Ich war mir sicher, das er kurz danach zurück gekehrt war und ließ mich auf einen der Stühle im Wohnzimmer nieder. Drei vier Tage nun mit Nichtstun vertreiben. Oder ich sollte die Zeit nutzen um mich auszuruhen und vielleicht raus finden was genau mit mir passiert ist in den letzten tagen. Doch sagte er nicht, ich solle mich nicht überanstrengen wegen dem Hunger? Es war doch zum verrückt werden. Ich resignierte und legte den Kopf wieder in den Nacken als ich auf einmal das Bellen eines Hundes hörte. Sofort stand ich auf und ging raus, musste lächeln. „Dark...“ Ich kam zu ihm und legte gleich die Arme um seinen Kopf. „Danke Alucard...“ Sagte ich und hoffte das er die Worte vernahm und keinen Schutz zu seinen Gedanken gerade aufgebaut hatte. Kapitel 39: Kapitel 53-54 ------------------------- Kapitel 53: Nicht mal ein Tag war vergangen und ich langweilte mich jetzt schon fast zu Tode. Nachdem ich mich richtig über Darks Gesellschaft gefreut hatte und mit ihm etwas schmuste, fragte ich Alucard in Gedanken nach Futter für ihn, bekam jedoch nur ein schallendes Lachen in meinem Kopf und die Aussage, das er sich um sich selber kümmern konnte. Na Danke auch, dachte ich mir. Aber zumindest war ich somit nicht vollkommen alleine hier. Ich befand mich gerade in der alten Badewanne, nachdem ich raus gefunden hatte wie das warme Wasser funktionierte und ich einige Liter durch den Abfluss laufen lassen musste. Das Wasser war zu erst Braun wie Schlamm gewesen, doch dann endlich klar. Jetzt lag ich drinnen und genoss die herrliche Wärme. Der Hund saß bei der Tür und sah mir dabei zu. Wie ich es mir gedacht hatte, ein perfekter Wachhund eben. Ich summte gerade irgendwas vor mich hin, als ich bemerkte wie er sich bewegte und zu ihm sah. Seine Ohren stellten sich auf. „Hörst du was Dark?“ Ich stand sofort auf, auch wenn es mir um das heiße Wasser leid tat. Doch ich hatte keine Lust nackt im Bad überrascht zu werden und bei meinem Glück hätte es schneller dazu kommen können, als mir lieb war. Ich griff nach dem Handtuch, das ich mir bereit gelegt hatte und schlang es um mich, als ich auf Dark zu ging und mit meiner Hand durch sein Fell strich. „Was hast du mein Großer?“ Fragte ich nochmal und ging aus dem Bad raus auf den Flur. Hören tat ich nichts, außer den Regen, welcher draußen begonnen hatte. Er prasselte genau gegen die Fensterscheiben. Vielleicht war es nur irgend ein Tier, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Ich zuckte mit den Schultern und ging wieder zurück, lies das Tuch zu Boden fallen und stieg zurück ins Wasser. Seufzend lehnte ich mich zurück und legte die Arme auf die Seitenränder der Wanne. Sie wirkte erst klein, doch nachdem ich drinnen lag bemerkte ich, das man sich doch fast ausstrecken konnte. Nur meine Zehen reckten vorne hinaus. Wieder begann ich mich zu entspannen und zu summen, als Dark nun begann zu knurren. „Oh man, Dark! Du bist ja schon fast genau so anstrengend wie dein Herrschen. Da ist nichts. Beruhige dich und komm her.“ Ich streckte meine Hand aus und wartete, als er nicht kam, sah ich zu ihm, doch bei der Tür saß er nicht mehr. „Dark?...Verdammt...“ Das wars mit meiner Ruhe. Wieder stand ich auf, trocknete mich schnell ab und stieg in meine Sachen. Das war auch noch ein Thema, welches ich anschneiden musste. Ich hatte hier keine Klamotten und diese alten Fetzen in dem Schrank neben der Bettwäsche würde ich sicher nicht anziehen. Die Haustür stand einen Spalt offen und ich ging darauf zu, durch sie durch. Er stand auf der Veranda und hatte die Ohren aufgestellt. „Du solltest noch lernen Türen hinter dir zu schließen, die ganze Kälte kommt sonst rein.“ Ich klopfte ihn auf die Seite und sah mich um, doch es war nichts hier draußen, dachte ich zumindest. Bis ich die Namen hörte. Es waren Menschen, nur wenige. Vielleicht acht oder neun und sie riefen jene Namen, von denen ich welche kannte, Jackson und Patrick. Es waren wohl Familienmitglieder oder eine Art Suchtrupp. Hatte Alucard die anderen also doch umgebracht? Nur weil ich ihnen meinen Namen gesagt hatte? Ich verstand nicht wieso er es getan hatte und stöhnte auf bei den Gedanken. Wieso nur machte mir das auch so verdammt wenig aus? Das war zum Verrückt werden. „Lass uns wieder rein gehen, Dark.“ Ich strich ihm übers Fell, doch blieb er draußen. „Dann mach doch was du willst. Türen zu öffnen scheinst du ja zu können. Komm wieder rein wenn du fertig bist.“ Das Bad konnte ich vergessen und ließ das Wasser aus der Wanne abfließen. Danach ging ich ins Schlafzimmer und bezog es schnell mit Laken, Kopfkissen und einer Decke. Anschließend ging ich wieder runter und nochmal raus. Dark stand noch immer auf der Veranda in Habachtstellung. „Also Dark, du kannst hier draußen bleiben und aufpassen, was du auch richtig gut machst, oder du kommst mit rein und wir gehen schlafen.“ Seine Ohren bewegten sich und ich war mir ja schon sicher, das er mich genau zu verstehen schien. „Na was ist mein Großer?“ Einen Moment dauerte es, und er drehte sich gerade zu schnaufend um, trottete dann aber hinein und ich schloss die Tür hinter ihm. „Ja, bist eben doch ein braver Junger.“ Ich kraulte ihm dabei hinter dem Ohr und ging die Treppe nach oben, er hinter mir her. Oben angekommen öffnete ich das Fenster einen kleinen Spalt um frische Luft rein zu lassen. Es tat gut mal wieder in einem richtigen Zimmer zu schlafen und nicht irgendwo eingesperrt oder in einem Kellerloch. Als ich mich umdrehte, saß Dark schon im Bett. „Hey! Ich hoffe du hast dir die Pfoten vorher sauber geleckt!“ Meinte ich ernst zu ihm und sah zum Glück nichts dreckiges auf den frischen Laken. „Dein Glück auch.“ Von ihm kam etwas, das sich wieder anhörte wie ein Schnauben. Kopfschüttelnd ging ich auf die andere Seite des Bettes und zog mir den Pullover über den Kopf, danach stieg ich aus der Hose und legte mich nur in Unterwäsche ins Bett, zog die Decke über mich und sah zu meinem Wachhund, dem ich gleich wieder durchs Fell strich. „Alucard,,kannst du mich hören?..Wenn ja, kannst du mir ein paar meiner Sachen her bringen? Ich will ungern die nächsten tage nackt durch die Gegend rennen.“ Ich versuchte einfach mit ihm zu reden und schloss dann meine Augen. „Dark wird es mit Sicherheit nichts ausmachen, wenn du so umher läufst.“ Seine Stimme in meinem Kopf und ich musste etwas lächeln. „Aber mir macht es was aus...Bitte.“ „Ist gut, ich werde dir welche bringen, noch etwas?“ „Ja, ein paar Liter Blut abgefüllt in einer Flasche und dazu ein paar Bücher..ach und vergiss den Fernseher und den Rechner nicht.“ Zählte ich auf und bekam nach kurzer Zeit sein Lachen wieder zu hören. „Also Gut..“ Jetzt freute ich mich noch mehr. „.. Ich lasse dich die nächsten Tage mit vergnügen Nackt durch die Gegend laufen. Wir sehen uns in zwei, drei Tagen.“ Und damit war meine gute Laune dahin. Gefrustet schlug ich auf die Decke und sah danach zu Dark. „Dein Herrschen ist echt Scheiße, weißt du das?“ Er neigte seinen Kopf etwas und sah mich mit diesen Augen an, die mir nur zu gut bekannt vorkamen. Ich sah etwas länger hinein, schüttelte dann aber den Kopf und drehte mich auf die Seite, kuschelte mein Gesicht kurz in dessen Fell und legte mich danach wieder zurück. „Schlaf Gut Dark, und wenn was ist, belle ruhig.“ Davon würde ich mit Sicherheit wach werden. Hoffte nur, er bellte nicht ohne Grund. Es dauerte nicht sehr lange, bis ich eingeschlafen war. Als ich aufwachte war es draußen noch hell, doch es neigte sich auch bald dem Abend entgegen. Streckend richtete ich mich auf und schlug die Decke dabei weg. Dark lag noch immer auf der anderen Seite des Bettes und sah zu mir. „Nah mein Großer..lass uns aufstehen.“ Meine Sachen sammelte ich vom Boden auf und stieg zu erst in meine Jeans, danach zog ich den Pullover über. Es lagen hier keine meiner Sachen herum, daher ging ich runter, doch auch nichts im Wohnzimmer oder im Bad. Hatte er also wirklich vor mich in den selben Sachen Tagelang herum laufen zu lassen? Oder würde er später noch vorbei kommen? Ich hoffte für ihn zweiteres. Gefrustet ließ ich mich auf einen der Stühle nieder und sah wieder hoch zur Decke. Was jetzt? Hier wieder nur den ganzen Tag sitzen? Dark legte sich neben mich auf den Boden und schnaufte kurz. „Ja, mir ist auch langweilig...was hältst du davon, wenn wir etwas raus gehen?“ Ich kraulte ihm kurz durchs Fell und dann verließ ich mit ihm zusammen das Haus. Die frische Luft atmete ich ein und hoffte irgendwie bald doch mal zum Meer zu kommen, welches ja nur einen Katzensprung von hier entfernt zu sein schien. Dark blieb neben mir und ich klopfte ihm erneut auf die Seite. „du kannst ruhig herum laufen, mein Großer...Na los.“ Ich stieß ihn etwas vorwärts und ging dann selber die Stufen der Veranda runter. Davor streckte ich mich nach oben und gähnte dann. Menschen konnte ich nicht in der Nähe hören. Wie es schien hatten sie bemerkt, das hier weitersuchen nichts brachte. Ein bisschen Mitleid mit den Familien hatte ich schon, doch mehr konnte ich jetzt auch nicht tun und ging den Weg entlang bis zu dem Tor. Probleme sollte es mir kaum bereiten hier drüber zu klettern, doch ich ließ es vorerst. Ich ging den Weg einmal um den Zaum herum entlang, einfach nur weil ich nichts weiteres zu tun hatte. An manchen Stellen waren Gebüsche so dicht, das ich nicht mal den unteren Teil des Zaunes sehen konnte. „Hier hat bestimmt schon Jahrelang sich keiner mehr drum gekümmert..wieso hat er das so verwahrlosen lassen?“ Fragte ich mich selber und ging weiter, bis ich nun auf der Rückseite des Hauses stand. Es lagen etwa 100 Meter zwischen Zaun und hinterem Teil des Hauses. Der meiste Teil war mit Bäumen und Gebüschen übersät, aber als ich zum Haus sah, erblickte ich auch etwas, das aussah wie die Reste eines Springbrunnens. Ich ging darauf zu und stand bald schon davor. Er war kaputt und doch konnte man einen Teil der Statur in dessen Mitte erkennen. Einen Frauenkörper und wie so üblich nackt dargestellt. „Wieso immer Frauen? Könnte es nicht mal ein nackter Kerl sein?“ fragte ich mich selber und rieb mir über die Augenlider, als ich neben mir ein Schnaufen vernahm und hinsah. „Was denn? Ist doch wahr. Immer nur nackte Frauen, anstelle mal eines nackten Mannes.“ Gab ich murrend von mir und ging dann weiter. Doch musste ich auch gestehen, dass die Statur bestimmt schön ausgesehen hatte, als sie noch ganz war und der Springbrunnen mit Sicherheit ebenso. Bald schon kam ich wieder am Tor an und drehte mich zurück zum Haus. „Mein neues zu Hause für unbestimmte Zeit...Hoffentlich gibt es hier einen Gärtner oder so was..er muss sich nicht einbilden, das ich dies machen werden.“ Das konnte er gleich vergessen, genau so wenig wie ich drinnen sauber machen würde. Es war nicht mein Haus und nur weil er sich Jahre lang nicht drum gekümmert hatte, hieß das nicht, ich würde es für ihn übernehmen! Doch am Ende seufzte ich und rieb mir den Nacken. Was dachte ich da nur? Irgendwann würde ich doch Anfang etwas Sauber zu machen, denn wenn ich hier schon leben würde, dann nicht in einem staubigen Haus. Ich konnte es lediglich etwas herauszögern und in der Zeit hoffen, er würde selber den Arsch bewegen, sein Anwesen auf Hochglanz zu bringen. Was nützte es so etwas zu besitzen und dann nicht zu pflegen? Wollte er es zerfallen lassen? Wie viel bedeutete es ihm denn? So wie es schien ziemlich wenig. Ich ging nach einiger Zeit wieder rein ins Haus. Dark blieb draußen, wusste ich ja, das er die Tür aufbekommen würde..oder bellte damit ich ihn rein ließ. Ich machte es mir wieder im Wohnzimmer bequem. Dieses mal aber auf der ziemlich alten Couch und ich hoffte das sie nicht gleich zusammen brach als ich mich drauf setzte. Doch sie hielt es aus, welch ein Glück. Nur was jetzt machen? Wenn mir jetzt schon wieder so langweilig war, wie würde es dann nachher sein? Was hatten die Menschen nur früher gemacht? Ich schlug mit den Händen auf meine Knie und stand wieder auf. Nein, ich wollte mich hier nicht langweilen und ging daher wieder raus. Dark war nirgends zu sehen, doch sicher lief er irgendwo auf dem Grundstück herum. Ich selber ging einige Meter vom Haus weg und begann danach mich durch einige Dehnübungen warm zu machen. Er sagte zwar, ich solle mich nicht überanstrengen und von den Schatten fern halten, doch ein paar Übungen waren doch hoffentlich nicht verboten und wenn ich daran dachte, dass ich selbst als ich die Kontrolle über mich verloren hatte, gegen diesen anderen Vampir nichts wirklich ausrichten konnte. Das wurmte mich noch immer etwas. Nach dem aufwärmen ging ich die verschiedenen Techniken durch, welche Alucard mir einst gezeigt hatte. Mit jemanden zusammen hätte es bestimmt mehr Sinn gehabt, aber ich konnte eben nicht alles haben. Die zeit verging, irgendwann war Dark wieder hier und hatte sich beim Tor hingestellt, sah mir zu wie ich mich bewegte und gegen ein fiktives Etwas kämpfte. Die Sonne war schon untergegangen und der Mond leuchtete am Himmel. Ich war verschwitzt und sollten später wirklich keine meiner Sachen hier sein, blieben mir nur die Optionen, die alten Sachen aus dem Schrank anzuziehen, meine weiterhin anbehalten oder wirklich nackt herum zu laufen. Ich strich mir den Schweiß von der Stirn und atmete tief ein, als ich wieder die Stimmen von Menschen hörte, und wieder suchten sie nach den vermissten Jugendlichen. Wie lange sie es wohl noch machen würden? „Wir sollten wieder rein gehen.“ Sagte ich zu Dark und wollte mich gerade umdrehen, als ich die Lichter von Taschenlampen sah. Dark stellte sich genau vors Tor und fing an zu knurren, als einige der Suchenden näher ran kamen. „Da ist jemand!“ Schrie einer von ihnen und ich seufzte nur, ging aber auch zum Tor und stand bald einigen älteren Herrschaften gegenüber. Gut, damit war mein schlechtes Gewissen echt im Kellergeschoss angekommen. „Betreten verboten und auf eigene Gefahr! Sie sollten von hier verschwinden!“ Sagte ich zu ihnen und strich dabei Dark durchs Fell. „Wir wussten nicht das hier jemand lebt..“ „Das Haus steht seit Jahren leer.“ Ich wollte mich nicht mit ihnen unterhalten, war mir sicher, das dies nur zu Problemen führen konnte und doch, als ich in die Augen der älteren Dame blickte, zerriss es mir fast das Herz. „Ich bin erst einige Tage hier. Das Anwesen gehört...einem Bekannten.. ich will hier abschalten.“ Sagte ich und setzte ein charmantes Lächeln auf. „Sie sind auf der Suche nach jemanden?“ Fragte ich dann um das Gespräch schnell dorthin zu lenken und sie dann somit wieder weg zu schicken. „Was?..Ja! Unsere Kinder. Sie sind Gestern nicht nach Hause gekommen. Haben Sie sie gesehen? Hier ein Foto von ihnen.“ Sie zeigte es mir und obwohl Dark noch lauter knurrte, griff ich durch die Stangen des Tores und nahm das Bild kurz an mich, reichte es dann aber wieder zurück. „Nein, tut mir leid. Aber hier sind sie nicht gewesen.“ Sie sah mich geradezu verzweifelt an und nickte dann aber. „Danke..wenn Sie sie sehen sollten...“ „Dann werde ich sie nach Hause schicken.“ Sagte ich und nickte ihr zu, sah ihnen nach, als sie gingen und musste mir wieder über den Nacken streichen. „Mein Karma wird so was von im Arsch sein...“ Ich klopfte Dark ein paar mal gegen die Seite. „Lass uns rein gehen..ich glaube ein Bad wird mir wieder gut tun.“ Er blieb wo er war und ich zuckte nur mit den Schultern. Wie es schien war er ein Wachhund durch und durch. Ich würde später nochmal nach ihm sehen und ging wieder ins Haus und machte die Wanne bereit. Es gab hier keine Dusche, ansonsten hätte ich die genommen. Gerade legte ich meinen Slip auf den Stapel mit der Wäsche, als ich etwas spürte und mich dann schnell umdrehte, gleich daraufhin aber die Arme vor mir verschränkte. „Was machst du hier??“ „Dir Sachen bringen.“ Er grinste mich an und hielt ein paar meiner Sachen hoch, während ich bestimmt knallrot anlief. „Verdammt!! Alucard!!“ Ich griff schnell nach dem Tuch und schlang es um mich herum, nachdem ich ihm den Rücken zugedreht hatte. Danach sah ich wütend zu ihm hin. „Wir hatten darüber schon mal gesprochen!! Was fällt dir ein hier einfach so rein zu kommen??“ „Es ist mein Anwesen, ich kann kommen und gehen wann ich will.“ „Aber doch nicht ins Bad wenn ich hier drinnen bin!!“ Gerade hätte ich mir gewünscht Dark wäre hier und würde ihm ins Bein beißen..oder wo anders hin. „wie ich schon mal sagte, du bist nicht die erste Frau, welche ich nackt gesehen habe. Nichts besonderes.“ Nichts besonderes? Bezog er es jetzt auf die Nacktheit oder auf mich? Es war wie ein Faustschlag in die Magengrube. Ich funkelte ihn wütend an und fletschte meine Zähne. „Verschwinde...“ Fauchte ich zu ihm, als er die Sachen auf einen kleinen Schrank legte. „Und wenn nicht?“ Das war nicht gut..gar nicht gut. Ich spürte das kribbeln in meinen Fingern und wie ich langsam die Beherrschung verlor. Ich musste mich zusammen zu reißen und versuchte meine Atmung zu beruhigen, als er mich bereits angrinste und danach den Kopf etwas zur Seite streckte, bis es sich anhörte, als wenn sein Genick knacksen würde. „Du verlierst die Kontrolle, nicht wahr? Und das schon wieder nur wegen solch einer Kleinigkeit.“ Er machte es nicht gerade besser und ich griff fester ins Handtuch an der Stelle, wo ich es oben hielt. Gerade wollte er noch etwas sagen, doch ich konnte nicht mehr an mich halten und griff ihn wieder an, landete aber schneller als ich sehen konnte auf den kalten Fliesen unter mir. Fauchend versuchte ich nach ihm zu treten, doch legte er sein eines Bein quer über meine Oberschenkel und drückte sie runter. „Du bist noch immer schwach.“ „Lass mich los und ich zeige dir, wie schwach ich bin!!“ Keifte ich ihn an und wollte ihn am liebsten unter mir blutend sehen, ihm jedes seiner Gliedmaßen raus reißen und danach ihn an seinen Eingeweiden am Tor aufhängen, in der Hoffnung Dark gefiele sein Abendessen! „Noch immer frage ich mich, welche deiner Seiten es schafft die Oberhand zu gewinnen...spätestens wenn der Zauber wirklich ganz und gar von dir weg ist und es du bist, werde ich dich irgendwie zähmen müssen.“ „Vorher wirst du mich töten müssen!!“ „Kann ich auch, aber das würde weniger Spaß mit sich bringen.“ Er stieß sein Knie in meine Magengrube und ich schrie vor Schmerzen auf, vor allem als er mit der Hand gegen die Stelle drückte, wo er mir letztens ein Loch verpasst hatte. „Doch lieber wäre mir eine Mischung aus beiden von dir..wir werden sehen was geschieht und auch wie es mit deinem Erbe aussieht.“ Ich sah ihm in die Augen, als er das sagte. Erbe? Was für ein Erbe meinte er? „Ich werde dich jetzt wieder los lassen, Kathrin. Also reiß dich zusammen, oder ich muss dich dazu zwingen und du weißt, wie viel Freude mir das bereiten würde.“ Er grinste und ging nun von mir runter. Wütend sah ich ihn an und stand ebenso auf. Das Handtuch war etwas verrutscht, doch schien es mich nicht zu stören, es war mir sogar egal. „Oder eine Mischung aus beiden wäre gefährlich für mich...“ Meinte er nun und ich knurrte ihn an, ballte die Fäuste um gleich danach nach ihm zu schlagen. Er bewegte sich zu schnell und ich spürte noch, wie er mit einem heftigen Schlag gegen meine Schulterblätter mich traf und danach sein Knie wieder gegen meinen Magen traf. Nach vorne gebeugt ging ich auf die Knie und spuckte Blut auf die weißen Fliesen. „Ich werde jetzt wieder gehen bis übermorgen.“ Und damit verschwand er. Ich schoss meine Augen und musste mich dringend beruhigen um dieses andere Ich wieder weg zu sperren, was sich aber als ziemlich schwer heraus stellte. Erst nachdem die halbe Einrichtung in dem Bad zertrümmert war, fand ich wieder zu mir selber und saß auf den Wannenrand, zog mir einige Splitter des Spiegels aus der Fußsohle. Ich musste dringend etwas unternehmen wegen dem anderen Ich. Kapitel 54: Nachdem Bad hatte ich einen provisorischen Verband um meinen Fuß gemacht. Ich war mir sicher, dass die Wunden bald verheilt sein würden. Danach ging ich raus und rief nach Dark, doch er kam nicht. Ob Alucard ihn wieder mit genommen hatte? Ich hoffte nicht und ging mich daher draußen umsehen. Es dauerte zum Glück nicht lange bis ich ihn fand. Er saß bei einem der Bäume, mit Blick zum Zaun. „Hey mein Großer. Na hast du wieder was gehört?“ Fragte ich und strich ihm durchs Fell. Es war mitten in der Nacht und bis auf den Wind und einigen Nachteulen konnte man nichts hören. Eigenartig, solch eine Ruhe. Ich begann sie zu genießen. Fast wie früher, als ich ein kleines Kind war und mich heimlich Nachts aus dem Haus geschlichen hatte. Lächelnd strich ich Dark weiter durch Fell und schloss dabei die Augen. Hätte mir damals jemand gesagt was auf mich zukommen würde, mit Sicherheit hätte ich ihm kein Wort geglaubt. Nach einigen Minuten ließ ich seufzend von Dark ab und drehte mich in Richtung des kaputten Springbrunnens. Ich ging zu ihm und setzte mich auf den halbwegs heilen Steinrand. „Wie er wohl ausgesehen hatte damals?“ Fragte ich mich und stellte es mir vor, wie hier alles einst ausgesehen haben könnte als es noch nicht so heruntergekommen war. „Warum hat er es zerfallen lassen?“ Fragte ich mich erneut, strich mit den Fingerspitzen eine kleine Fuge entlang. Er sagte, er hatte das Anwesen geschenkt bekommen, von einem alten Bekannten. Wer das wohl war? Und wieso hatte er es ausgerechnet ihm geschenkt? Ich war in Gedanken versunken, bis ich etwas an meinem Bein spürte und hinsah. Dark hatte sich an mich gelehnt und sich hingelegt. Lächelnd sah ich zu ihm. „Wie ist dein Herrschen wohl zu dir gekommen? Ob er mir das irgendwann mal erzählt?“ Fragte ich und bekam mal wieder nur ein Schnauben von ihm zu hören. Irgendwann, so hoffte ich, würde ich diese Geheimnisse lüften. Einige Zeit blieb ich hier sitzen und als die ersten Vögel begannen zu singen, stand ich auf, ging zurück ins Haus. Dark folgte mir dieses mal ohne das ich etwas zu ihm sagen musste. Im Bett angekommen lag er auf der rechten Seite. Ich zog mich schnell aus und krabbelte unter die Decke. „Bis später mein Großer.“ Bis ich eingeschlafen war, kraulte ich durch sein weiches Fell. Es fühlte sich warm und geborgen an, als ich wach wurde. Langsam öffnete ich meine augen und sah verwundert in zwei rote hinein. „Alucard?“ Was machte er hier? Er legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen und beugte sich zu mir runter. Ich schloss meine Augen genau in dem Moment als er seine Lippen auf meine legte. Ein kribbeln durch fuhr mich und ich krallte mich mit den Fingernägeln ins Laken hinein. Warum tat er das? Doch noch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, löste er sich von mir. Kurz danach schreckte ich auf. Ich saß senkrecht im Bett, sah mich um...aber keiner hier, bis auf Dark der neben mir lag und mich neugierig anzusehen schien. „Verdammt...nur ein Traum...“ Es war doch einer, oder etwa nicht? Mit den Fingern berührte ich meine Lippen und seufzte schließlich. Warum dachte ich darüber überhaupt nach? Selbstverständlich war es nur ein Traum und sollte auch einer bleiben, wenn es ging ein einmaliger und nicht wiederkehrender. Nachdem ich ein paar der Sachen angezogen hatte, die er mir gestern vorbei brachte, streckte ich mich ordentlich durch. Morgen im laufe des Tages, oder wohl eher in der Nacht würde er wieder her kommen. Bis dahin war ich hier weiterhin alleine. Ich verließ das Schlafzimmer, wobei Dark an mir vorbei lief und schon die Treppe runter sprintete. Ich sah ihm kurz nach und schüttelte dann aber mit dem Kopf, wollte ihn gerade nachgehen. Doch blieb ich stehen und sah zu der Tür zum anderen Schlafzimmer. Warum auch immer, ich wusste es nicht. Vielleicht nur um sicher zu gehen, ging ich auf diese zu und öffnete sie. Das alt aussehende Bett war nicht bezogen oder benutzt worden. Warum nur empfand ich dabei Wehmut? Ich ging näher auf das Bettgestell zu, streckte die Hand aus. Es war seines, hatte er das nicht gesagt? Ich strich vorsichtig über die Verzierungen am Kopfende. Zu gerne hätte ich gewusst was die Zeichen darstellen sollten. Ich war mir sicher, das sie eine Bedeutung hatten. Was machte ich hier gerade? Ich griff mir an den Hinterkopf und streckte meinen Kopf kurz in den Nacken. Danach drehte ich mich um und verließ das Zimmer schnellstens, lief die Treppe runter und direkt raus aus dem Haus. Die Tür hatte einen kleinen Spalt offen gestanden, weswegen ich davon ausgehen konnte, das Dark schon draußen war. Ich sollte mich nicht täuschen. Er stand am Tor und schien irgendwas zu beobachten. Deswegen ging ich zu ihm und sah ebenso in die Ferne. „Wollen wir uns etwas die Stadt ansehen gehen, Dark?“ Eigentlich hatte ich Alucard versprochen nicht weg zu gehen, doch er würde eh bis Morgen nicht zurück kommen, also warum die ganze Zeit hier drinnen verbringen? Ich wollte nicht länger irgendwelchen Gedanken nach gehen und sah zu dem Hund runter. Sein Blick jagte mir einen Schauer durch den Körper. Fast schon so, als wenn er gleich zu seinem Herren rennen und alles berichten würde. „Manchmal machst du mir richtig Angst, Dark.. Aber gut, bleiben wir hier.“ ich wollte seufzen, vernahm dann jedoch ein Motorengeräusch und sah in die Richtung aus der es kam. Dark knurrte bereits. Ich legte meine Hand in sein Fell als das Licht zweier Scheinwerfer mich traf. Sofort hob ich die Hand und schirmte meine Augen ab, bis ich mich ans Licht gewöhnt hatte. Es war ein alter Lieferwagen, dunkelblau lackiert. Jedenfalls an manchen Stellen. Beim überwiegenden Teil des Wagens schien der Lack bereits ab zu sein. Der Wagen hielt einige Meter vor dem Tor, dann ging die Fahrertür auf und eine Frau, etwa Mitte 20 stieg aus. Sie hatte dunkelblondes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz trug. Dazu hatte sie einen grünen Overall an. „Es stimmt also echt, jemand ist auf dem alten Dorset Anwesen.“ Ich sah sie fragend an. „Ähm...nichts für Ungut, aber was wollen Sie hier?“ „Ich war neugierig, nachdem meine Tante berichtete, sie hätte eine junges Mädchen alleine hier getroffen.“ „Ich bin nicht alleine.“ Entgegnete ich sofort und strich weiter durchs Darks Fell. „Wow. Der Hund ist aber riesig... ist sonst noch jemand bei dir?“ sie kam noch näher, blieb dann aber stehen als Dark lauter knurrte und die Ohren nach hinten anlegte. „Selbst wenn, das geht keinen was an.“ „Du musst schon verstehen das es eigenartig ist, wenn ein junges Mädchen ganz alleine so weit Abseits sich aufhält. Hier draußen könnte etwas passieren. Gerade erst werden vier Jugendliche vermisst.“ Das ich damit was zu tun hatte, behielt ich lieber mal für mich. „Danke für Ihre Sorgen, aber ich komme ganz gut alleine zu recht.“ „Amanda Cooper ist mein Name. Du kannst mich ruhig Amanda nennen und nicht siezen, dann komme ich mir so alt vor.“ Sie lachte, wobei ich meinen Kopf nur etwas zur Seite neigte. Die letzten, welche ich meinen Namen sagte, waren verschwunden..beziehungsweise nicht mehr am leben. Ich konnte mir sicher sein, wie auch immer, Alucard würde raus finden, wenn ich jemanden meinen Namen sagte. Also atmete ich tief durch. „Kat..nenn mich einfach Kat.“ In der Hoffnung das dies wenigstens in Ordnung war. „Kat also? Wie alt bist du?“ Solche Fragen konnte ich echt nicht leiden und biss die Zähne zusammen. „Siebzehn...“ „Wirklich? Und dann lassen dich deine Eltern hier alleine?“ Als sie das sagte, schien es fast so als wenn mich etwas runter ziehen würde. „Wie gesagt, ich kann gut auf mich aufpassen. Wenn sonst nichts weiter ist, solltest du jetzt gehen.“ „Ja...Okay. Aber sollte was sein, ruf doch bei uns im Laden an. Ich arbeite in einem Supermarkt, und wir liefern auch zu Leuten nach Hause.“ Sie wollte gerade eine Karte aus ihrer Hosentasche ziehen, doch ging ich dabei bereits einige Schritte zurück. „Tut mir leid, hab kein Telefon.“ „Was?...Nicht mal ein Handy?“ Ich hatte nicht mal eines jemals besessen. Damals brauchte ich keines und später..nun ja, war jemand anderes immer wieder dagegen gewesen, das ich mit anderen Kontakt aufnahm. „Kein Telefon, kein Handy, kein Internet.“ „Aber was wenn dir etwas passiert, du kannst doch gar keine Hilfe rufen.“ „Dann habe ich den Großen hier.“ Ich zeigte auf Dark, welcher schon die Zähne gefletscht hatte. Scheinbar war sie bereits zu dicht ans Tor ran gekommen. Sie sah mich verwundert an. „Und was wenn er dich angreifen sollte?“ Ich sah zu ihm und danach wieder zu ihr. „Dann ist es eben so.“ „Du bist eigenartig...“ Seufzend stemmte ich die Hände in meine Hüfte. „Ich will einfach nicht die Gesellschaft von Fremden.“ Denn das hatte mir in der letzten Zeit einiges an Ärger eingebracht. „Aber wenn du keine neuen Leute kennen lernst, werden alle für dich nur Fremde sein.“ Gab die überhaupt mal auf? „Ich brauche keine neuen Leute kennen lernen. Jene die ich bis jetzt kenne reichen mir vollkommen aus.“ „Kein Mensch kann ewig alleine leben.“ Und da war der Knackpunkt. Ich war kein Mensch. „Ich weiß nicht wie lange ich hier bleibe, sollte ich länger als beabsichtigt bleiben, komme ich bei eurem Laden vielleicht mal vorbei.“ Jetzt entwickelte sich ein Lächeln auf ihren Lippen und sie kam noch etwas näher. Als Dark knurrte, klopfte ich ihm kurz auf die Seite. „Ist schon gut mein Großer.“ Ich ging auch näher aufs Tor zu und nahm die Karte, welche sie mir entgegen streckte. „Wir sind ein Familienunternehmen, seit gut 170 Jahren jetzt schon bestehend. Etwa zwei Kilometer von hier weg...und natürlich immer auf der Suche nach neuen Kunden.“ Ich sah auf die Karte und nickte dann. „Gut zu wissen...“ Doch dann sah ich auch sofort wieder hoch. „Seit 170 Jahren? Dann muss deine Familie viel über den Ort hier wissen.“ „Selbstverständlich. Meine Ur Ur Großmutter hatte hier mal gearbeitet als Dienstmagd. Deswegen war ich ja so überrascht zu hören das nach solange Zeit wieder jemand hier ist. Denn seit damals steht es schon leer und wurde höchstens mal von einigen für kurze Zeit bewohnt...wenn es stimmt was man sich so erzählt.“ Von einigen? Ich musste an Alucard denken und war mir sicher, das wenn er nur alleine hier war...oder? Er war doch alleine hier gewesen. Aber was wenn nicht? Wie viele hatte er vorher schon mal hier her gebracht? Und warum machte ich mir darüber Gedanken? „Also dann, ich muss so langsam wieder zurück. Vielleicht sehen wir uns wieder, Kat.“ Ich nickte ihr zu und sah noch wie sie in den Wagen stieg und dann wieder weg fuhr. Die Karte steckte ich in die Hosentasche und drehte mich danach um, sah zum Haus zurück. Wenn ich weiterhin nur über irgendwas nachdachte, was ich doch nicht verstand oder mir erklären konnte, würde ich mich nur fertig machen. Ich ging zurück ins Haus. Dark blieb draußen am Tor, als wenn er dem nicht ganz traute und dachte es würde noch jemand vorbei kommen. Im Wohnzimmer stand ich vor dem Schrank und sah mir nun mal die anderen Bilder genauer an. Ich nahm sie vorsichtig hoch, da die Bilderrahmen alt wirkten und ich sie nicht kaputt machen wollte. Jedoch auf keinen der Bilder konnte ich ihn sehen. Also wie stand er in Verbindung zu dieser...Familie..den Namen hatte ich schon wieder vergessen. Ich wollte das Bild gerade zurück stellen, als mir ein weiteres auffiel und ich dieses von weiter hinten vorzog. Ich wischte den Staub ab und sah fassungslos drauf. Vorsichtig strich ich mit dem Finger drüber. „..Rian....“ Ich kannte ihn. Es war der Mann, welcher ab und an in meinen Träumen war..der mir Mut zusprach und bei dem ich mich Geborgen fühlte. Er hatte mich auch einst gewarnt von Juraj fern zu halten. Aber wie konnte das sein? Ich zog das Bild aus dem Rahmen raus um es ohne diese Glasscheibe davor genauer zu betrachten und setzte mich dabei aufs Sofa. Als ich es umdrehte, strich ich vorsichtig über eine Jahreszahl. 1857. Aber das vor für über 150 Jahren. Wie konnte ich von jemanden träumen der vor so langer Zeit gelebt hat? Unter der Jahreszahl stand noch etwas anderes. Die Buchstaben waren schwer zu entziffern und nur mit viel Mühe und immer wieder genauerem hinsehen schaffte ich es. „Ciprian Dorset...“ War das sein richtiger Name? Mir wurde richtig flau im Magen und meine Gedanken begannen zu rasen. Bis zu dem Moment wo ich das Bild nicht mehr halten konnte und es auf den Boden fiel. „Ciprian...Aber...“ Ich konnte es nicht fassen, nicht begreifen. War das ein Scherz? War das Schicksal? Wollte mich jemand quälen? Warum fand ich ein Bild von meinen leiblichen Vater hier in einem Schrank in einem Haus das scheinbar Alucard gehörte? Und vor allem, wie kam es das er genau so aussah wie jener Rian aus meinen Träumen..oder ...war es schon immer er gewesen?.. Hatte ich von meinen Vater geträumt? Hatte er mich geschützt, gewarnt? Wie war das möglich? Ich ging wieder zum Schrank, sah mir die anderen Bilder genaustens an und zog alle aus den Rahmen wo er drauf war. 1864...1877..1893...1901..auf all diesen vier Bildern war er zu sehen und ein Teil des Grundstückes oder des Hauses im Hintergrund. Ich erkannten den Springbrunnen, die Veranda und das Tor wieder. Dann noch sein Nachname. Dorset...Hatte diese Amanda nicht vorhin etwas von einem Dorset Anwesen erzählt? Er lebte hier..gehörte es einst ihm? Ich legte die Bilder auf den Tisch und stand auf, musste hier schnellstens raus an die frische Luft. Als ich draußen war, atmete ich tief durch. Alucard musste es doch gewusst haben..er hatte mir damals den Namen meines Vaters gesagt...den Vornamen nur, aber immerhin. Warum also hatte er mich hier her gebracht und es nicht gesagt? Er hätte mir ein Bild von ihm zeigen können als ich danach gefragt hatte! Er wusste das es welche gab! Aber das war nicht das einzige, nicht mal das was mich am meisten fertig machte. Am meisten beunruhigte mich die Tatsache, das ich ihn so oft in meinen Träumen gesehen hatte. Das er mir mit Ratschlägen zur Seite stand und mich getröstet hatte. Es war mein Vater gewesen und ich hatte es nicht einmal gewusst! Warum hatte er selber nie etwas gesagt? Konnte er es überhaupt? Waren es wirklich nur Träume und wenn...war er vielleicht gar nicht wirklich tot wie Alucard sagte? Was wenn er noch irgendwo war? Ich griff mir in die Haare und ging in die Hocke. Was sollte ich nur machen? Meine Gedanken rasten schon wieder, bis ich von etwas kühlem angestoßen wurde. Ich sah zur Seite und erkannte Dark, der mich ansah. Ich streckte die Arme aus und legte sie um ihn, drückte ihn an mich ran. „Was soll ich nur machen, Dark?“ Ich wusste das er mir keine Antwort darauf geben konnte und doch tat es gut überhaupt jemanden zu fragen. Aber vielleicht sollte ich auch einfach Alucard zur Rede stellen. Immerhin hatte er mir so einiges verheimlicht. Vielleicht war auch die Sache mit dem Tod meiner Eltern anders als er sagte. Was wenn ja? Wie weit konnte ich ihm dann noch trauen..und wieder war ich an dem selben Punkt wie damals. Jedes mal wenn ich glaubte ihm vertrauen zu können, zerbrach dies in etliche Scherben. Ich richtete mich wieder auf und ließ meine Schultern etwas kreisen. Morgen würde er zurück kommen, hatte er gesagt. Gut, würde ich ihn erwarten und dann hoffte ich für ihn, das er mir alles sagte was ich wissen wollte. Ich ging wieder rein und Dark folgte mir. Die restliche Zeit hatte ich hauptsächlich damit verbracht so viele Fragen wie möglich zu sammeln. Etwas aufschreiben konnte ich nicht. Hatte ich keinen Stift gefunden. Aber so wiederholte ich die Fragen ständig in meinem Kopf um keine zu vergessen. An schlafen war nicht mal zu denken. Ich saß im Schlafzimmer am Fenster und sah die meiste Zeit des Tages einfach nur hinaus, während Dark auf dem Bett lag und mich zu beobachten schien. Ich fand es schon etwas eigenartig das er nicht schlief und doch war ich ihm auch dankbar, das er die Zeit mit mir aufblieb und mir so Gesellschaft leistete. Die Zeit verstrich langsamer als gedacht, alleine dadurch das ich solange auf ihn wartete und irgendwann wiederholte ich wie ein Mantra, das er endlich kommen sollte. Vielleicht hörte er es ja sogar. Weit nach Mittag kam ein lautes Schnauben von Dark und er sprang auf, trottete aus dem Schlafzimmer. Ich war mir sicher, das er wohl raus wollte und ließ ihn, wendete meinen Blick wieder nach draußen. „Das du mich so sehr vermisst, vielleicht sollte ich doch etwas mehr Zeit hier verbringen.“ Sofort drehte ich mich zu ihm um. Ich sprang von der Fensterbank und kam zu ihm, dabei versuchte ich ruhig zu bleiben. Es nützte mir nichts jetzt die Fassung oder Kontrolle zu verlieren. „Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“ Er sah zu mir und dann zu der Kommode, wo die Bilder lagen. Er nahm eines davon in die Hand und sah es sich an. Eigentlich wollte ich sie ihm zeigen. Das er sie so schnell entdeckte und wusste, dass ich deswegen mit ihm reden wollte fand ich verwirrend. „Ciprian.“ „Ja...du hattest mal gesagt, das mein Vater so hieß...ist er das?..Ist das mein Vater??“ Wollte ich wissen und kam näher auf ihn zu griff nach den anderen Bildern und hielt sie hoch. „Die Frage ist eher, wie kamst du darauf? Wenn du nie vorher ein Bild von ihm gesehen hast?“ Mit dieser Frage nahm er mir so ziemlich jeglichen Wind aus den Segeln und all meine anderen Fragen schienen wie ausgelöscht zu sein. „Das...das spielt keine Rolle! Du hast es gewusst und mich hier her gebracht ohne etwas zu sagen!“ Ich ging einen Schritt zurück, als er auf mich zukam. „Warum sollte ich es dir sagen? Was hätte es gebracht? Dein Vater ist tot.“ „Wieso bist du dir da so sicher? Er könnte noch leben!“ „Und wie kommst du darauf?“ Jetzt stand er genau vor mir, nahm die anderen Bilder aus meiner Hand, während ich mich mit dem Rücken gegen die Fensterscheibe drückte. Ich musste mich zusammen reißen und atmete dann tief durch, beruhigte mich selber. „Ich...habe von ihm geträumt...lange bevor ich überhaupt wusste das meine Eltern..nicht meine leiblichen Eltern sind..“ Gestand ich nun und sah zu ihm hoch, in seine Augen. „Ich verstehe das nicht! Wenn er wirklich tot ist, wie konnte das sein?? Er muss doch dann noch leben!!“ Schrie ich ihn geradezu an und griff an seinen Mantel. Ich wollte mich an irgendwas klammern. Wenn Rian..Ciprian wirklich lebte, dann musste ich ihn finden. Alucard griff meine Hand und löste sie von seinem Mantel. „Du hast von ihm geträumt? Was genau?“ „Spielt das eine Rolle?? Es ist doch wichtiger das...“ „WAS. Hast du geträumt??“ Das erste Wort sprach er laut und die anderen mit durchdringender Stimme. Erschrocken sah ich in seine Augen und schwieg einige Sekunden lang. Dann aber ließ er meine Hand los und ich lehnte mich mehr an die kühle Fensterscheibe, begann ihm zu erzählen. Ich erzählte ich nicht alles, einiges an Erinnerung gehörte nur mir. Aber das er mich damals vor Juraj gewarnt hatte und mir auch sagte was er wirklich war, das erzählte ich ihm schon. „Verstehst du jetzt, wieso ich nicht glauben kann das er Tod ist?“ „Er ist es. Ich habe gespürt als er vor über 17 Jahren ausgelöscht wurde.“ „Was?“ Ich sah wieder zu ihm, während er einige Schritte von mir weg ging und die Bilder zurück auf die Kommode legte. „1784 habe ich ihn selber geschaffen, etwa zwei Kilometer von hier...deswegen konnte ich es auch spüren als er ausgelöscht wurde von diesem Drachen...“ Mein Mund blieb offen stehen, doch etwas sagen brachte ich nicht fertig. „Er war damals schon verdammt gut darin in die Träume anderer zu gelangen und das er es sogar noch über seinen Tod hinaus schafft..wie es scheint hat er mit letzter Kraft die er besaß diese Verbindung zu dir aufgebaut..aber ich bin sicher, alles was du erlebt hast waren nur seine Gedanken vergangener Tage.“ Ich ließ mich auf der Fensterbank nieder und zog die Knie an. „Wenn du fertig bist, um jemanden zu trauern den du gar nicht kanntest, ruf mich.“ „Was?“ Ich sah zu ihm als er mir zu winken wollte und sprang dann auf, kam zu ihm, ballte meine Faust und schlug mit voller Wucht genau in sein Gesicht. Sein Brillengestell ging dabei zu Bruch, mehr leider nicht. „Er war mein Vater! Du hast es gewusst und auch das er hier einst lebte! Ebenso das du ihn erschaffen hast! Wieso also hast du mir all das verschwiegen???“ Er nahm das kaputte Brillengestell von seiner Nase und ließ es zu Boden fallen. Dann funkelte er mich zornig an und doch blieb ich genau dort stehen wo ich war. „Weil er für mich vor hundert Jahren gestorben ist, als er mit Vladiana dieses Land verlassen hatte!“ Jetzt griff an meine Kehle und zog mich daran hoch. „Und wenn sie ihn nicht geliebt hätte, ich hätte ihm den schmerzhaftesten und grausamsten Tod von allen geschenkt.“ Zischte er mir zu und ließ mich dann wieder los. Ich hustete und rieb mir die Kehle, stand dann aber wieder auf. „Warum...wenn du ihn so hasst..hast du das Anwesen behalten?“ Fragte ich und sah wieder zu ihm rauf. Ich ließ mich durch ihn nicht einschüchtern. Als ich keine antwort bekam, wollte ich nochmal nachfragen, auch auf die Gefahr hin das er mir vielleicht wirklich den Kopf abriss. Doch schloss er dann seine Augen und drehte den Kopf etwas zur Seite. „Weil es ihr hier immer im Herbst gefallen hat...“ Das war der einzige Grund? Wieder fühlte es sich wie ein Stich in mir an und ich ging einige Schritte von ihm zurück. „Du hast sie geliebt..meine Mutter...“ „Selbst wenn, ist es lange her.“ Ja, es war lange her und doch als ich ihn ansah war ich mir sicher, das er selbst noch heute etwas für sie fühlte. Ich lehnte mich an die Schrankwand und atmete ein paar mal tief durch. „Wenn der Zauber ganz von mir ist..und ich noch ich selber sein sollte...werden sich unsere Wege trennen. Ich bin mir sicher mich dann unter Kontrolle halten zu können...immerhin hatte ich es letztes mal geschafft beim trinken diese nicht zu verlieren und ihn nicht umzubringen.“ Nein, das war er danach gewesen. „Ich schätze kaum, das du dann noch einen Grund haben solltest mich aufzuhalten...Juraj hast du umgebracht, nicht wahr? Und ich sollte keine Gefahr für die Menschen in der Umgebung von..was eigentlich? Deiner Herrin sein.“ Jetzt sah er wieder wütend zu mir. „Sie ist nicht meine Herrin! Ich habe lediglich ein Versprechen gegeben und das halte ich ein!... Aber nein, es gibt keinen weiteren Grund dich aufzuhalten.“ Ich nickte ihm zu und griff hinter mich an den Griff des Schrankes, drückte diesen fest. „Also wie lange denkst du, wirst du mich noch ertragen müssen?“ „...Vielleicht einen Monat insgesamt bis der ganze Zauber von dir ist und wir wissen wer du wirklich bist.“ Ein Monat, das war eine absehbare Zeit. Aber diese..jeden Tag, jede Nacht in seiner Gegenwart? „Du wirst mir noch zeigen was du mit den Leichen gemacht hast? Wie du sie verschwinden ließt und wie du die Menschen beeinflusst?“ Das waren noch Sachen die ich einfach lernen musste und ich würde mich in dieser Zeit zurück halten...versuchen ihm nicht näher zu kommen. „Heute Nacht wirst du dich wieder nähren müssen, dann werde ich es dir beibringen.“ Gut, dachte ich mir. „Dann solltest du jetzt verschwinden, wie sonst auch immer. Wir sehen uns heute Nacht.“ Sein Blick war durchdringend und doch verschwand er in den Schatten. Als er endlich weg war, ließ ich vom Schrankgriff ab, welcher sich bereits stark verbogen hatte und ging zu Boden. Ich hockte mich hin. Ich würde es schon schaffen...irgendwie. Kapitel 40: Kapitel 55-56 ------------------------- Kapitel 55: Es waren Stunden vergangen und noch immer hatte ich es nicht fertig gebracht mich von dem Fleck wo ich hockte weg zu bewegen. Was war nur los? Wieso fühlte ich mich, als wenn meine Brust sich zuschnürte und ich keine Luft mehr bekam? Warum nur konnte es nicht aufhören, das Tränen meine Wangen runter rannen? Ich war so wütend..auf alles, auf alle. Auf Alucard das er mir so viel verschwiegen hatte...auf Vladiana, das sie ihm so viel bedeutete. Ich kannte sie nicht einmal, zudem war sie tot und dennoch hatte ich das Gefühl, als wenn sie mir alles unter den Füßen weg gerissen hätte. Die Sonne war schon vor einer Weile unter gegangen. Nicht mal Dark kam zurück. Zu gerne hätte ich ihn hier gehabt, mich in seinem weichen Fell vergraben. Doch andererseits würde ich ihn, wenn das hier vorbei war, nicht mehr wieder sehen. Also um so besser. Ich wischte die Tränen ab und stand auf, griff mir ein paar andere Sachen vom Stapel und verschwand im Bad. Ich wusch mir schnell das Gesicht und sah danach in den Spiegel. Ich sah einfach nur Scheiße aus in diesem Moment und zum Glück konnte man es auch darauf schieben, das ich nicht geschlafen hatte. Denn ich wollte nicht das er bemerkte, dass ich wegen ihm so fertig war, obwohl ich noch immer nicht wusste warum...oder es einfach nicht wahr haben wollte. Ich zog mir neue Unterwäsche an und dann eine andere Jeans, dazu einen dunklen Pullover. Als ich die anderen Sachen zusammen falten wollte, spürte ich etwas hartes in der einen Hose und holte die Karte raus. Ich drehte sie um und sah eine kleine Wegbeschreibung drauf. Nun ja...wer wusste schon wozu es gut war. Wie es aussah geschah hier einiges aus gutem Grund. Daher steckte ich die Karte in jene Hose, welche ich gerade anhatte und ging aus dem Bad. Schnell schlüpfte ich in die Sneakers und dann ab aus dem Haus raus. Ich wollte ein paar Runden ums Haus gehen, einfach nur um einen klaren Gedanken zu fassen. Doch als ich auf die Veranda kam, stand er schon am Tor und sah zu mir. Die Kette an diesem hatte er abgemacht und eine Seite des Tors war offen. Ich straffte meine Schulter und kam dann zu ihm. Wie es aussah hatte er noch keinen Ersatz für seine kaputte Brille, also vielleicht doch kein großer Vorrat. Verdammt, ich wollte nicht in seiner Gegenwart lächeln! Und doch musste ich es kurz bei dem Gedanken, schob ihn dann aber schnell wieder weg und ging einfach an ihn vorbei. Das er mir folgte war klar und während des gesamten Weges sprachen wir kein Wort mit einander. Es fühlte sich dennoch an, als trug ich gut 50 Kilo Gewicht mit mir herum. Wir gingen wieder den selben Weg wie letztes mal. Zu erst an den einzelnen Häusern vorbei und dann kamen wir in dem Industriegebiet raus. Von dort aus zu der alten Kirche. Doch danach gingen wir noch weiter. Vielleicht 500 Meter von der Kirche entfernt war ein Tennis- und Fußballplatz genau nebeneinander liegend. Es war wohl kaum ein wunder das um diese Uhrzeit sich keiner darauf befand. „Ende des 19. Jahrhunderts hatte ich mich auch mal an dem Sport versucht.... Aber es war dann doch nichts für mich.“ Redete er mit mir? Ich hörte zwar hin, doch sah ich ihn nicht an und tat so, als wenn mich das kein bisschen interessieren würde. Ging sogar einfach weiter. Jetzt kamen wir an einer Halle vorbei. Über den Eingang stand in großen, leuchtenden Buchstaben „Sprough-Tons Bowls Club“ drauf. Eine Bowlinghalle. Sie hatte offen und man konnte einige Stimmen hören. Ich ging einfach rein und musste mir kurz an die Ohren fassen. Es war laut hier drinnen, alleine die Musik. Doch nach kurzem gewöhnte ich mich an sie und auch an all das Stimmengewirr. „Du wolltest mir doch beibringen, wie ich Menschen manipulieren kann..also bring es mir bei. Am besten gleich mit denen.“ Ich zeigte auf eine Gruppe von 5 Leuten. Sie waren alle etwa Ende 20 und schienen hier den Büroalttag hinter sich zu lassen. Denn alle trugen Anzughose und -hemd. Die Krawatten und Jacketts lagen auf einer separaten Bank neben denen. „Du solltest klein Anfangen. Mit einem und jemanden der schwächer im Geist ist.“ „Nein! Wenn schon gleich richtig! Ich habe keine Zeit für viel Lektionen oder sonstiges. Mir bleibt vielleicht nicht mal mehr ein Monat, richtig?“ Fragte ich und sah dann zu ihm und verdammt, ich hätte es nicht machen sollen. Sofort spürte ich wieder einen Stich in mir und drehte mich weg von ihm. „Richtig...“ Er ging an mir vorbei und auf die Gruppe zu, diesesmal folgte ich ihm und als wir nahe bei ihnen standen, deutete er per Kopfbewegung auf einen von ihnen hin. „Der mit der Brille und den kurzen, schwarzen Haaren, nimm dir den vor.“ Ich nickte. „Und weiter?“ „Geh auf ihn zu und sieh ihm in die Augen. Du müsstest eine Art Verbindung spüren, etwas das sich wie ein Faden anfühlt. Versuche ihn mit deinem Verstand zu greifen und daran zu ziehen. Wenn du es geschafft hast, wird er seine Aufmerksamkeit nur noch auf dich richten.“ Wenn ich nicht vorher schon gelernt hätte mich durch die Schatten zu bewegen oder in Gedanken mit jemanden zu sprechen, ich hätte ihn bei der Erklärung für verrückt gehalten. Doch so machte ich was er sagte und ging noch näher ran. Es dauerte etwas, bis der Kerl zu mir sah und als er das tat, sah ich ihm sofort in die Augen, wie Alucard es beschrieben hatte. Ich konzentrierte mich auf ihn, aber etwas das sich anfühlte wie ein Faden oder sonstiges? Das fand ich nicht und wollte gerade so auf ihn zugehen, spürte dann aber eine Hand auf meiner Schulter und wurde kurz starr. „Du bist innerlich aufgewühlt, lass das fallen. Es gibt hier nur dich und ihn. Lass es ihn wissen.“ Nur ihn und mich? Mein Mund wurde trocken und ich versuchte mich wieder zu fassen. Doch um so mehr ich an das dachte was er sagte, um so mehr verschwanden alle anderen um mich herum. „Ich kann das nicht...“ Ich drehte mich um und wollte schnell raus hier, doch hielt er mich am Oberarm fest und zog mich zu sich. „Lass mich los! Ich hab gesagt das ich es nicht kann..jetzt noch nicht..ich probiere es später...“ Wenn er nicht dabei war. Doch zog er mich mehr an sich ran und legte den Zeigefinger unter mein Kinn. „Nur dich und ihn...“ Wiederholte er und sah mir dabei in die Augen. Ich hasste ihn so sehr, doch nickte ich, woraufhin er mich los ließ und zur Seite ging. Es dauerte wieder einen Moment, bis der Kerl und ich uns in die Augen sahen. Ich war mir sicher, das Alucard so ziemlich alle rings um uns herum irgendwie manipulierte, damit sie nicht zu mir sahen, mich vielleicht nicht mal wahr nahmen. Ich durfte nicht an ihn denken! Nachdem ich das endlich geschafft hatte ihn wirklich zu ignorieren, mir sogar vorzustellen das er nicht in meiner Nähe war, schaffte ich es. Ich konnte etwas fühlen das sich wie ein Widerstand anfühlte. Jetzt musste ich es nur noch greifen. Das dies sogar noch schwerer war als das andere. Warum sollte etwas auch einfach gehen? „Erzwingen ist der falsche weg. Glaub mir. Damit zerreißt du den Faden eher.“ Wieder legte er seine Hand auf meine Schulter und dieses mal strich er mit seiner Hand runter bis zu meiner Hand. Ich wollte ihm sagen, das er mich nicht anfassen sollte. Doch die Worte blieben mir im Hals stecken und ich kostete den Moment aus. Auch wenn es ein Fehler sein sollte. Nur der kleine Moment. Seine Finger verschränkten sich mit meinen. Er machte es nur, damit ich es schneller lernte und er mich um so schneller los wurde, sagte ich zu mir selber und konzentrierte mich wieder auf den Mann vor mir. Dort! Da war es! Etwas dünnes, eine Verbindung. Ich konnte sie spüren und griff in Gedanken danach. „Zieh ihn zu dir.“ Sein Atem an meinem Ohr, ich machte was er sagte, zog langsam daran und bemerkte, wie der Kerl näher kam. Um so näher er jedoch kam, um so mehr entfernte sich Alucard von mir. Doch ich sagte nichts dagegen und machte weiter. Das eben war schon zu viel gewesen, was ich mir gegönnt hatte. Als er endlich bei mir war, lächelte mich der Kerl an. „Hallo, und du bist?“ „Kat. Ich bin neu hier.“ „Wirklich? Vielleicht kann ich dir etwas die Gegend zeigen.“ „Sehr gerne... Aber solltest du mir nicht auch deinen Namen vorher sagen.“ „John.“ Er griff zu einem Jackett und legte es um meine Schulter. „Draußen ist es kalt.“ „Wie aufmerksam.“ Ich ging mit ihm etwas raus und wunderte mich erst, warum seine Freunde nichts sagten. Doch dann bemerkte ich, das Alucard diese manipuliert hatte. Sie registrierten uns nicht mal. „Also Kat, wie lange bist du schon hier?“ „Drei Tage.“ Ich hatte die Bowlinghalle verlassen und ging am Rande des nahegelegenen Fußballfeldes mit ihm spazieren. „Und bist du hier alleine unterwegs?“ „Ab und an. Doch meist in der Stadt mit Begleitung.“ „Und gerade?“ „Ist er nicht hier.“ „Er? Dein Freund?“ „Nein! Ganz und gar nicht!...Eher so was wie...ein Mentor.“ Sagte ich und ging weiter mit ihm. Verdammt, warum unterhielt ich mich eigentlich mit dem Kerl? Noch immer konnte ich dieses dünne Band spüren und benutzte es. Ich zwang ihn dadurch neben mir zu gehen und blieb dann aber stehen. „John...“ Ich sah ihm in die Augen. „Vergiss mich hiernach..am besten den ganzen Abend.“ Hoffentlich funktionierte das. „Was? Wieso sollte ich denn....“ Doch weiter kam er nicht, denn ich beugte mich bereits vor und biss ihm in den Hals, zog ihn dabei am Kragen seines Hemdes zu mir runter. Er schmeckte eigenartig...etwa so ähnlich wie der Kerl damals in der einen Gasse...Drogen..Er nahm sicher welche. Dennoch war der Geschmack für mich wieder berauschend und ich drückte ihn etwas mehr an mich ran. Ich sollte aufhören, das war mir klar, doch andererseits wollte ich nicht. Warum auch?...Nein! Ich riss meine Zähne aus seinem Hals und hinterließ dabei eine offene Wunde. „Verdammt...“ Beim letzten mal war es anders! Da konnte ich mich besser zurück halten! Warum jetzt wieder nicht? John ging vor mir in die Knie und lag danach schon auf dem Boden. Das Gras unter ihm färbte sich rot. „Wie es scheint kannst du dich doch noch nicht ganz unter Kontrolle halten.“ Mein Blick ging direkt zu ihm. „Aber schon besser als ganz zu Anfang.“ Gab ich Konter. Er blieb vor mir stehen und strich mit seinem Finger über mein Kinn. Sofort schlug ich ihn weg. „Da ist sie wieder, die kleine Wildkatze.“ „Was??“ Er grinste und leckte das Blut von seinem Finger ab. „Du hast mich schon verstanden...Nun, ich denke du willst jetzt zu dem Thema mit der Leiche kommen?“ Ich nickte ihm zu und war dankbar drum, das er das Thema wechselte. Er sagte dann jedoch irgendwas, das ich nicht so ganz verstand. Ich wollte gerade wissen was er gesagt hatte, doch landete ich da schon vor Schreck auf den Hosenboden und kroch einige Meter von ihn weg. Aus seinem Arm..nein, das war sein Arm! Er hatte sich verwandelt, glich einem Maul mit scharfen Zähnen und etlichen Augenpaaren. Ich sah zu, wie das Teil die Leiche des Kerls regelrecht verschlang. Danach sah er zu mir und grinste. Mein ganzer Körper zitterte. Ich hatte schon viel gesehen, aber was verdammt nochmal!! Sein Arm war plötzlich wieder normal und er richtete sich den Handschuh, als sei nichts gewesen. „Nun, wie du gesehen hast, war es ganz einfach.“ „Wie...was...oh mein Gott...“ „Also wenn du mich so nennen willst.“ Er verbeugte sich leicht und ich sprang schließlich auf. „Wie hast du das gemacht??“ Ich sollte Angst haben und zu erst hatte ich die auch, doch dann wich sie der Neugierde. „Das könnte ich dir verraten, doch wo bleibt da der Spaß der Jahrhunderte? Finde es selber heraus.“ Meinte er das gerade ernst? „Du bist noch jung und hast so viel vor dir. Du musst nicht alles in wenigen Jahren lernen.“ „Und wie soll ich dann die Leichen weg schaffen?“ „Fabriziere keine.“ Er sagte es mir nichts dir nichts heraus und ich konnte meinen Blick nicht von seiner Hand lassen. „Und wenn du es doch tun solltest, lass sie nicht zu Ghulen werden.“ Alleine schon bei dem Wort lief mir ein Schauer über den Rücken. „Mein Weg wird von Leichen gepflastert sein.“ „Dann kann ich dich zumindest schneller finden, sollte ich dich suchen.“ Jetzt veränderte sich mein Blick und ich sah von ihm weg. „Tse...warum solltest du? Ich werde dir kaum eine Hilfe sein bei irgendwas..und ob ich dir dann helfen werde steht auch in den Sternen.“ „Diese Astronomie oder wie auch immer war noch nie meine Stärke. Doch wenn ich tatsächlich deine Hilfe brauchen sollte, müsste in der Tat etliches schief gelaufen sein.“ Er ging an mir vorbei und grinste mich dabei überheblich an. Wie sehr ich ihn hasste...und verdammt nochmal!! Wie sehr es mir aber auch gefiel das er so spielte! Ich legte die Fingerspitzen an meine Schulter. Das waren nicht meine Gedanken gewesen..oder doch? Vielleicht von diesem anderen Ich. Die Grenze zwischen der und mir schien sich immer mehr zu verwischen. Ich schüttelte den Gedanken weg und folgte ihm in Richtung des Anwesens. Wir kamen wieder an der Kirche vorbei und ich blieb stehen. „Alucard...warum hattest du sie alle verschwinden lassen und ihnen nicht nur die Erinnerung genommen an mich? Ich weiß das du das kannst.“ Dabei sah ich nicht zu ihm, sondern in die Richtung des alten Friedhofs. „Selbst wenn ich sie ihnen nur genommen hätte. Es wäre die Möglichkeit geblieben das ein Teil von ihnen sich an dich erinnern könnte und wenn jemand an diese Information kommt dauert es nicht lange bis andere es ebenso wissen.“ Ich fragte mich zwar schon, wie das gehen sollte und griff in meine Hosentasche, spielte an der einen Ecke der Karte herum. „Gestern war jemand beim Anwesen...sie scheint eine Verwandte von einem der Jugendlichen zu sein...sie hat mich nach meinen Namen gefragt...Ich hab Kat gesagt, wie vorhin bei diesem John...“ „Eine Frau Namens Kat, welche außerhalb der Stadt wohnt. In einem verlassenen Anwesen. Sie hat blutrote Augen und einen Körper der nach Sünde schreit..Ja, in der Tat. Wie könnte man dich mit Kathrin verwechseln, auf dessen Suche sie alle sind. Jene, welche für schwach gehalten wird. Da sie unter Menschen aufgewachsen ist und erst vor kurzem erfuhr, was sie wirklich ist“ Sofort sah ich zu ihm und bekam meinen Mund gar nicht mehr richtig zu. Was hatte er da eben gesagt? „Du glaubst ich behalte dich nur in meiner Nähe wegen deiner Mutter, doch du irrst dich. Es ist nicht nur wegen ihr und dem Versprechen das ich ihr gab.“ Er drehte sich weg und ging weiter den Weg entlang. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich wieder rühren konnte und ihm sofort nach lief. „Warte! Was meinst du damit??“ Doch er schwieg, mal wieder. Warum nur konnte er nie meine Fragen richtig beantworten? Was sollte das gerade? „Ich hab bereits zu viel gesagt. Es wird Zeit das du zurück kehrst. Warte dort auf mich und geh direkt zurück“ „Was? Wieso?..Hey!!“ Doch schon hatte er sich in Luft aufgelöst. Ich ballte die Fäuste und schrie meine Wut hinaus. „DU VERDAMMTER MISTKERL!!!“ Brüllte ich und hoffte das er es noch hörte, wo auch immer er gerade war. „Ganz ruhig Kathrin..tief durchatmen..“ Sagte ich zu mir selber und beruhigte mich dann auch wieder. Das Kribbeln unter meiner Haut verschwand. Ein gutes Zeichen. Auf direkten Wege zurück, hatte er gesagt...Ja, warum eigentlich? Ich meine...Oh, wir waren doch von rechts gekommen, nicht wahr? Ich ging einfach in die Richtung, auch wenn das Anwesen links lag. Wenn er mich schon einfach so alleine ließ nachdem er das gesagte hatte, einfach so verschwand, dann hatte ich doch auch das Recht mich ein bisschen in der Stadt um zusehen. Vielleicht war er ja eher zurück als ich..aber hey..das letzte mal war ich ihm zurück gefolgt und hatte nicht so auf die Umgebung geachtet. Da konnte man sich schon mal verlaufen. Zu meinem Pech lag aber hinter dem Industriegebiet nichts anderes als Felder und ein kleiner Wald. Ich hätte wohl zurück gehen müssen in Richtung Bowlinghalle um in die Stadt zu gelangen. Verdammt, das konnte mal wieder nur mir passieren. „Ahh, ift daf nich friedlich hier.“ Ich sah zu der Person, welche mich ansprach. Sie lispelte und als ich ihn sah, war mir auch ganz schnell klar warum. Der Kerl von damals, mit diesen vielen spitzen Zähnen im Mund. Was machte der hier? „Du brauft keine Angf habn..“ Na hoffentlich verstand ich ihn da richtig. „Ich habe keine Angst, nur bin ich verwundert, warum du hier bist..und was du von mir willst...“ „If? Nix..Mein Fef will von di waf.“ „Dann richte ihm aus, das jeder der ihr zu nahe kommt Hundefraß wird!“ „Hä?“ Ich sah hinter dem Kerl und dann nur dabei zu, wie Alucard ihn binnen weniger Sekunden erst eine Kugel in den Kopf jagte und danach wieder dieses Monsterding aus seinem Körper frei ließ, das den Kerl fraß. „Ich weiß das dein Orientierungssinn manchmal zu wünschen lässt, aber du wusstest genau das es nicht nach rechts ging.“ „Ich...wusste das mir jemand folgt...und wollte ihn raus locken aus der Stadt...“ Sagte ich und versuchte irgendwie zu lächeln. „Natürlich.... Doch bin ich überrascht, das sie dich so schnell gefunden haben..Sie müssen nur darauf gewartet haben, das du eine deiner Fähigkeiten einsetzt.“ „Aber wie soll das denn gehen? Nur weil ich versucht habe jemanden zu manipulieren kann man doch nicht gleich..“ „Es gibt mächtige Hexen und es gibt verdammt gute Zauber. Einer davon lag fast 18 Jahre auf dir. Du kannst mir glauben. Es wird auch jemanden geben der dich finden kann nur in dem du atmest.“ Und schon hielt ich unbewusst den Atem für kurze Zeit an. „Ich hätte vorsichtiger sein sollen.“ „Wieso du? Ich bin es die sie suchen.“ „Aber du hast keine Ahnung von dieser Welt!“ „Woher soll ich sie auch haben?? Du erzählst mir ja kaum was!!“ Schrie ich ihm entgegen und musste sofort wieder runter kommen. „Ich darf mich nicht aufregen...wenn ich das tue vergesse ich mich nur..“ Und jetzt war nicht die Zeit für dieses andere Ich. Kein bisschen. „Ich verstehe zudem nicht mal, was die eigentlich alle von mir wollen. Genau so wenig was damals so schlimm daran gewesen sein soll wenn tatsächlich Juraj in meiner Nähe gewesen wäre als der Zauber von mir angefangen hat zu bröckeln.“ Gestand ich und das alleine, diese Fragen machten mich verrückt. Alucard sah von mir weg, wobei ich anfing zu knurren. „Und wenn du jetzt wieder einfach so verschwindest, dann kannst du auch gleich ganz weg bleiben!!“ Schrie ich zu ihm und meine Wut verpuffte geradezu, als er lauthals lachte. „Nein. Ich wollte nicht weg, hatte nur überlegt wie ich das alles in Worte fassen kann.“ Fragend sah ich zu ihm, als er sich mit einem Grinsen zu mir drehte. „Erinnerst du dich noch daran, was ich einmal zu dir sagte?“ „Im welchen Bezug denn? Du hast mir einiges gesagt aber irgendwie nie das was ich wirklich hören wollte.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust, als er zu mir kam und meinen Arm griff. „Lass uns zu erst zurück kehren.“ „Wir können auch.....“ Doch schon hatte er mich mit sich gezogen und wieder standen wir wie im freien Fall. Ich klammerte mich sofort an ihn fest. „Ich hasse dich!!“ „Das ist auch gut so.“ Und schon bewegte er sich wieder. Warum nur hatte ich gelernt in den Schatten zu sehen? Ich schloss meine Augen, doch waren wir dann schon wieder draußen und ich stand am kleinen Tisch in der Küche. „Setz dich.“ Da mein Knie von eben noch wackelten, tat ich was er sagte. Er setzte sich mir gegenüber, legte den Knöchel seines linken Beines auf das rechte Knie und lehnte sich etwas zurück. „Wenn ich noch Tee trinken könnte, würde ich jetzt welchen kochen. Denn ich schätze mal, es wird eine längere Unterhaltung?“ „Es wird eine...ausgeprägtere, ja. Aber länger...wir werden sehen.“ Ich rollte mit den Augen und verschränkte erneut die Arme vor der Brust. „Damals, als du erfahren hast, was du wirklich bist und es endlich begriffen hattest habe ich zu dir gesagt, dass in dir Kräfte ruhen, welche andere niemals erreichen können. Zumindest nicht auf normalen Weg.“ Ich versuchte mich daran zu erinnern und irgendwie war dort auch was. Aber genau konnte ich mich an seine Worte nicht mehr erinnern. Zu sehr war ich damals von der Situation geschockt. „Juraj ist ein Drache gewesen. Er hat nicht die Möglichkeit dich in sich aufzunehmen und so an deine Fähigkeiten zu kommen. Doch als der Zauber von dir gegangen ist, erinnerst du dich? Du hast dich verändert. Deine Gedanken waren von Blut getränkt. Du wolltest nur eines und alles andere war dir egal gewesen. Wärst du zu diesem Zeitpunkt bei ihm gewesen. Er hätte mit Nichten versucht dich von diesem Wege zu ziehen, sondern eher dir eine ganze Stadt zum Essen serviert. Wäre es dazu gekommen, du wärst wohl zu seinem Spielzeug geworden. Er hatte dir damals immerhin das gewährt was du am meisten wolltest. Dein klarer Verstand wäre weg gewesen und nach einiger Zeit hättest du nie wieder zu ihm zurück gefunden. Damit hätte der Drache eine wirklich starke Waffe an seiner Seite gehabt.“ Ein Schauer lief über meinen Rücken als er das erzählte. Vor allem da ich an dem Moment zurück dachte, wo er mich von den Soldaten weg gerissen hatte. Wenn er nicht dagewesen wäre...Ich sah zu ihm hin. „Du hättest mich gleich weg sperren können als du wusstest was geschehen wird.“ „Hätte ich. Aber ich wollte auch sehen, wie du dich entwickelst. Was du machst und vor allem, ob du es schaffst wieder zurück zu kommen...außerdem gefällt mir deine andere Seite auch sehr gut. Manchmal würde ich sie sogar gewähren lassen... Doch andererseits würdest du dich dann mehr und mehr verlieren...Eine Zwickmühle.“ Ich zog die linke Seite meines Mundwinkels nach oben. Musste ich das gerade verstehen was er da von sich gab? „Gut..vergessen wir das...ich weiß jetzt warum er mich so nahe bei sich haben wollte. Aber was wollen die anderen?“ „Das gleiche. Dich auf ihrer Seite haben. Manche wollen dich verschlingen. Anderer werden versuchen dich zu manipulieren. Wenn du nicht aufpasst und zu viel von dir Preis gibst, kann es passieren das sie dich mit deinen Schwächen ködern.“ „Was habe ich denn für Schwächen?“ Wollte ich wissen und rollte mit den Augen. „Deine Familie? Also deine Adoptiveltern? Zudem bist du zu leichtgläubig. Du vertraust anderen noch immer zu schnell...und du lässt dich zu schnell um den Finger wickeln mit ein paar Bemerkungen.“ „Also damit wir uns hier richtig verstehen! Erstens ist die Familie so ziemlich von jedem der Schwachpunkt! Zweitens bin ich nicht leichtgläubig und vertraue keinen mehr so schnell! Das habe ich mittlerweile gelernt. Und drittens! Ich lasse mich sicher nicht so einfach um den Finger wickeln!!“ „Mh...Es gefällt mir richtig, wenn deine Augen aufblitzen und du mir die Stirn bietest.“ Ich räusperte mich nach seinen Worten und sah von ihm weg. „Du redest Schwachsinn.“ „Nein, ich beweise dir lediglich, das du dich zu schnell einwickeln lässt. Du wurdest eben unvorsichtig und das nur durch eine kleine Bemerkung meinerseits.“ Und schon war mir wieder klar, das er gerade nur gespielt hatte. „Keine Sorge..Es wird so schnell nicht noch mal passieren. Ich bin zum lernen fähig und solltest du nochmal versuchen mir Honig ums Maul zu schmieren, werde ich dir irgendwas brechen. Wie klingt das?“ „Was willst du mir denn brechen? Mein Herz? Das ist hart wie Stein.“ „Das war mir irgendwie auch klar...“ Gab ich zurück und winkte dann ab. „Wenn du wirklich gehst, sobald sich deine Kräfte manifestiert haben, musst du lernen auf dich selber acht zu geben. Ich werde dann nicht mehr zu dir kommen, wenn du nach Hilfe schreist.“ „Als wenn ich deine Hilfe bräuchte.“ Er streckte die Arme aus und lehnte sich noch mehr zurück. „Ach, dann ist dies hier wirklich nur ein Teekränzchen? Keine Hilfe?“ Fragte er mich und ich konnte nicht anders als zu lächeln, versuchte es schnellstens zu unterdrücken. „Weißt du eigentlich, das du es mir immer wieder verdammt schwer machst dich richtig zu hassen und zu verachten?“ „Eine meiner besonderen Fähigkeiten. Die Frauen liegen mir zu Füßen.“ Und schon war das Lächeln auf meinen Lippen verschwunden. „Ja..zum Glück bin ich nur ein Mädchen...keine Frau.“ „Was nicht ist, kann noch werden.“ Sein Blick war düsterer geworden. War das eine Drohung? Aber wozu? Ich schüttelte den Gedanken weg. „Also, wie geht es jetzt weiter?“ „Er wird es nicht für sich behalten haben, wo er dich gefunden hat, bevor er hier her kam. Also werde ich einen anderen Ort suchen, wo du erst mal sicher bist.“ „Und dann? Keine Fähigkeiten mehr einsetzen, welche ich aber lernen muss?“ „Mhh...gut gekontert...nein..Du musst sie einsetzen um sie beherrschen zu können....Wie es aussieht werde ich wohl tatsächlich einmal Hilfe brauchen.“ „Ach ne, echt jetzt? Der große und mächtige Alucard braucht wirklich Hilfe von anderen? Ein Weltwunder ist geschehen!“ „Aber was für eines. Und ich wusste doch, das du irgendwann begreifst mit wem du es zu tun hast.“ Jetzt konnte ich nicht anders als zu lachen und stand dann auf. „Gut, während du Hilfe suchst, kannst du ja wieder Dark her bringen. Er kann bestimmt hervorragend Eindringlinge vertreiben.“ „Nein. Er..ist gerade nicht abkömmlich..Aber ich werde Sera her bringen..sie sollte erst mal genügen.“ „Was?? Aber das....“ Und schon war er wieder weg und ich hätte am liebsten schreien können. Kapitel 56: Murrend saß ich in der Küche, nur dieses mal Sera gegenüber. Sie war noch immer ziemlich erschrocken von dem schnellen Tapetenwechsel. Vor allem da sie es überhaupt nicht kannte in die Schatten gezogen zu werden und dann plötzlich an einem anderen Ort wieder heraus kam. Was sollte ich dazu sagen? Willkommen in meiner Welt? Denn mir passierte das ständig. Wenigstens hatte er ihr kurz und knapp gesagt, das sie ein Auge auf mich haben sollte. War nicht schlecht, wirklich nicht...nur konnte sie keine Sekunde im Sonnenlicht sich aufhalten! Wie sollte sie dann für meine Sicherheit sorgen?? „Im Wohnzimmer gibt es große Vorhänge, die halten das Licht draußen...also scheint wohl so, als wenn du die meiste Zeit dich dort aufhalten musst.“ „Ja. Doch wirst du dann auch hier unten bleiben, nicht wahr? Denn ich muss dich erreichen können sollte etwas sein.“ Da war ja was. Ich rieb mir über die Nasenwurzel. Das Wohnzimmer war zwar groß, aber es stand nur ein altes Sofa dort drinnen. Im Schlafzimmer oben gab es zwar auch Vorhänge, doch waren diese nicht so dicht wie jene im Wohnzimmer. Die einzig wirklich dickeren Vorhänge in dem Haus gab es noch in dem anderen Schlafzimmer. Als ich aber daran dachte, Sera würde in dem Bett schlafen...Nein! Lieber schlief ich dann auf den Boden im Wohnzimmer. „Ich werde nachher ein paar Decken von oben aus dem Schrank holen.“ Eine Pyjamaparty mit einem anderen Mädchen hatte ich mir früher irgendwie anders vorgestellt. Doch ihr schien diese Situation eben so Unbehagen zu bereiten. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er lieber Dark hier her bringen sollen.“ „Dark? Wer ist das?“ Verwundert sah ich zu ihr, bis mir einfiel, dass ich ihm damals den Namen gegeben hatte. Ich musste bei dem Gedanken lächeln. „Der Hund von Alucard...etwa so groß, rote Augen und schwarzes Fell.“ Erklärte ich und zeigte in etwa die Höhe an. Sie sah mich an, als wenn ich von einem anderen Stern wäre. „Was denn?“ „Nichts..ich...bin nur verwundert...ich meine..Alucards Hund?“ „Ja..oder sein Wolf, was auch immer. Jedenfalls war er schon die letzten Tage hier gewesen und hatte mir Gesellschaft geleistet, Wache gehalten ebenso...Ich frage mich nur, warum er das jetzt nicht mehr machen kann..“ Wieso war er plötzlich unabkömmlich? „Und Alucard hat auch gesagt er sei sein...“ „Sein Hund...er meinte mal so etwas wie, das er mit einigen Leichen Resteverwertung machen würde..also Hundefraß...“ Als ich daran zurück dachte und dann an vorhin, sah ich mit großen Augen zu Sera hin. „Ist Dark etwa ein Teil von Alucard???“ Denn sein Arm hatte sich ja auch in etwas verwandelt, das aussah wie eine Schnauze mit vielen Zähnen..und noch mehr Augen. „Ein Teil von ihm...ja...so in etwa...“ „Oh Verdammt...ich hoffe nur das er dann nicht alles sehen kann, was er sieht..“ Wenn ich mir gerade vorstellte, dass er mich beim duschen..oder baden gesehen hatte...im Bett...beim träumen! „Ähm...das...solltest du ihn selber fragen.“ Das würde ich mit Sicherheit tun, und sollte sich heraus stellen das Dark wirklich...Jetzt hatte ich ihn schon so gern gehabt. Ich hoffte einfach mal das Beste. Irgendwann musste ich doch auch Glück haben. Etwa kurz vor Sonnenaufgang, solange saßen wir in der Küche und hatten uns nur unterhalten, standen wir auf. Sie zog die Vorhänge zu und schob noch einen Schrank davor, nur um sicher zu gehen, dass sie nicht aus welchem Grund auch immer einen Spalt aufgingen. Ich hingegen holte die paar Decken und zwei Kissen von oben. Eine Decke mit Kissen legte ich ihr aufs Sofa und ich selber machte es mir auf einer anderen Decke auf dem Boden gemütlich. „Das ist keine Dauerlösung. Einen Monat werde ich hier unten nicht verbringen.“ Meinte ich zu Sera und kuschelte mich in den Stoff ein. Ihr ging es bestimmt nicht anders. Nun, ich hatte zumindest Gesellschaft..und doch wünschte ich mir Dark her, auch wenn er...nein, daran dachte ich jetzt nicht! Ein kühler Luftzug streifte meinen unteren Rücken und ich drehte mich um, wachte dabei auf und sah verwundert nach oben. Einen Augenblick dauerte es, bis ich mich hingesetzt hatte. „Was machst du mit meiner Decke??“ Fragte ich Alucard verwundert und sah zu, wie er daran roch und sie dann wieder fallen ließ. Sera wachte auch auf und saß ebenso senkrecht. „Meister?“ „Ich hab nicht viel Zeit, zieh dich aus!“ Mir blieb der Mund offen stehen, genau wie auch ihr. „Ja sag mal...Hackts bei dir????“ Ich sprang nun auf und fauchte ihn an, während Sera sich noch immer nicht rührte und die Szene zu beobachten schien. „Ich brauche etwas von dir, mit einem frischen und starken Geruch, also zieh dich schon aus. Egal was..obwohl..ich hätte da schon was im Blick.“ Er sah an mir runter und zu meiner Hose. „Ich sollte wohl mal kurz...oh...“ Sera wollte nun doch das Wohnzimmer verlassen, doch war dies hier der einzige Raum, welcher vollkommen vom Sonnenlicht abgeschirmt war. „Du bist verrückt!“ Schrie ich und legte die Arme um mich. „Ich könnte dir etwas mit Gewalt vom Körper reißen..doch hätte das keinen guten Effekt...“ Ich sah ihn noch verwirrter an als es vielleicht Sera gerade bei uns beiden tat. „Was?“ „Ich war gerade bei diesem.. Werwolf.. Irgendwas mit S... Er hatte schon mal auf dich acht gegeben und seine Aufgabe gut gemacht. Zudem weiß ich, daß der Köter die Finger von jemanden wir dir lassen wird.“ „Sorin?“ fragte ich und war nun richtig erstaunt. Er war bei ihm gewesen? Das er Hilfe suchte war mir ja klar, aber ausgerechnet bei ihm? Doch irgendwie musste ich über den Gedanken auch lächeln. Ich hatte mich in der Tat gut mit ihm verstanden gehabt. „Und du würdest ihn dann her bringen?“ „Ich spiele zwar ungern für einen Flohzirkus das Taxi, doch bis er hier her gelaufen wäre, würde zu viel zeit vergehen.“ „Ich glaube die können auch fahren.“ gab ich von mir und musste grinsen. Doch schüttelte ich dann mit dem Kopf und sah Alucard genau an. „Dreh dich um!“ „Warum sollte ich?“ murrend sah ich zu ihm. „Du willst das ich mich ausziehe? Gut! Aber dann Dreh dich um!“ jetzt hob er seine Hände und machte was ich sagte. „Die letzten Male habe ich mehr von dir gesehen gehabt.“ ich wollte gerade etwas erwidern als eine Art fiepen von Sera kam. Na hoffentlich würde sie nachher mich nicht genauer danach befragen. Ich zog meinen Pullover aus und schnappte mir danach die Decke, welche er auf dem Boden fallen gelassen hatte. Diese hielt ich vor mich. Auch wenn ich Unterwäsche trug, es sollte ihn einen scheiß interessieren was ich ausgewählt hatte aus den Sachen die er mir brachte. „Hier und Wiedersehen macht Freude. Mein Kleidungsbestand ist auch so schon gering genug. Übrigens, du kannst mir ruhig mal mehr von meinen Sachen bringen.“ meinte ich und er griff danach. „Mhhh.. Ich hätte dennoch etwas anderes bevorzugt.“ „Wenn du glaubst ich gebe dir meine Hose, damit irgendwer daran schnuppern kann, hast du dich verdammt getäuscht!“ „Ich dachte eher eine Kleidungsschicht tiefer.“ ich konnte genau spüren das ich rot wurde und fauchte ihn daher an, worauf hin er lachend verschwand. „Ich... Kathrin.. Was läuft da zwischen euch?“ seufzend sah ich zu Sera und schüttelte dann mit mit dem Kopf. „Ich hab keine Ahnung.. Echt nicht... Aber eines weiß ich.. In einem Monat ca ist es vorbei.. Dann werden sich unsere Wege trennen...“ ging ich noch immer davon aus. Den einen Monat würde ich überstehen. „Das klang für mich eher wie eine Unterhaltung zwischen zwei li....“ „AAAHHH... Das will ich gar nicht hören! Wenn du das sagen wolltest was ich dachte vergiss es gleich wieder!!!“ ich wollte noch hinterher werfen, das er mal in meine Mutter verknallt war, aber ließ ich das Thema auch besser unter den Tisch fallen und setzte mich zurück auf den Boden. Es reichte mir schon darüber nach zu denken, was er für meine Mutter empfand, da musste ich es nicht auch noch aussprechen oder gar diskutieren. Die Decke drückte ich noch immer an mich ran. Immerhin, vielleicht würde er gleich wieder auftauchen. „Okay.. Dann sage ich es nicht..“ mit der Hand Strich ich durchs Haar und ließ den Kopf hängen. „Glaub mir einfach wenn ich dir sage, dass er verdammt viel Spaß daran hat mich zur Weißglut zu treiben.. Nichts weiter..Er hat kein Funken Interesse in dieser Hinsicht.“ War ich mir ziemlich sicher. So wie er sich immer benahm und mir irgendwas vormachen wäre mehr als falsch gewesen. Das hätte mir nur den letzten Rest Sicherheit genommen, welchen ich versuchte zu wahren. „Ich sollte mir was überziehen gehen.“ „Du solltest hier bleiben Kathrin.“ „Also bitte, ich bin nur 5 Minuten weg und immer noch hier im Haus.“ Ich ließ mich nicht von ihr aufhalten, schmiss die Decke von mir und verließ das Wohnzimmer. Sie wollte erst nach kommen, blieb aber an der Tür stehen, da die Sonnenstrahlen direkt durchs Fenster auf die Treppe schienen. „Aber sei vorsichtig...“ Augenrollend ging ich die letzten Treppenstufen hoch und dann in das Schlafzimmer, wo ich vom Kleiderhaufen mir einen anderen Pullover nahm, diesen überzog. Danach ging ich wieder runter. „Siehst du, es ist nichts geschehen. Mach dir also nicht immer so viele Sorgen.“ Ich setzte mich wieder auf die Decke am Boden und ließ mich nach hinten fallen. „Bei dir ist so viel geschehen, da kann ich mir doch nur Sorgen machen.“ Kurz ging ich in Gedanken durch, was mir alles passiert war und stimmte ihr schließlich mit einem seufzen zu. Gerade als sich Sera wieder auf die Couch setzen wollte, tauchte Alucard erneut auf und diesesmal mit Begleitung. Sofort sprang ich auf und musste strahlen. „Sorin!“ „Hey Kleine. Lange nicht gesehen.“ Ich wollte gerade auf ihn zu gehen, als sich Alucard mir in den Weg stellte. „Der Köter wird draußen Wache halten.“ „Das ist jetzt ein Scherz, oder?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust, als Alucard zu Sorin sah. „Abgemacht ist abgemacht. Aber halte lieber dein Versprechen, Blutsauger.“ Ich sah Sorin nach, als dieser das Wohnzimmer verließ. „Warte!“ Ich wollte ihm nach gehen, wurde aber aufgehalten. „Du bleibst hier.“ „Warum sollte ich?“ Eine Antwort blieb mir mal wieder verwehrt. „Meister, bist du sicher mit ihm?“ „Nein, aber ich bin mir bei keinem sicher außer mir selber, Fräulein Polizistin. Dennoch wirst du hier drinnen ein Auge auf sie haben. Der Köter kümmert sich außerhalb des Gebäudes darum.“ „Der Köter hat einen Namen!“ Mischte ich mich ein und trommelte mit den Fingern auf meinem Arm herum, als ich diese noch immer verschränkt vor der Brust hatte. „Außerdem kann Sera sich nicht im Sonnenlicht aufhalten und den ganzen Tag in diesem einen Raum? Das ist doch nicht dein ernst!“ „Ich kann dich noch immer fesseln und irgendwo einsperren, wo keiner an dich ran kommt.“ „Ha! Das glaubst du doch selber nicht! Irgendwie wird es irgendwer schon irgendwann schaffen.“ Gab ich grinsend von mir und ging einen Schritt weiter auf ihn zu. „Zudem glaube ich kaum, nichts für ungut Sera, das sie mich gut beschützen kann, wenn hier irgend einer auftauchen sollte der auch nur annähernd an Juraj ran kommt mit den Fähigkeiten.“ Gab ich ihm zu bedenken und sah kurz zu Sera hin. Sie schien es aber nicht persönlich zu nehmen. Bestimmt wusste sie selber um ihre Fähigkeiten Bescheid. „Gut. Du kannst dich auch außerhalb des Gebäudes aufhalten. Aber innerhalb des Zaunes und so das der Köter dich im Blick hat. Wenn irgendwas sein sollte, wirst du mich sofort rufen und das gilt auch für dich, Fräulein Polizistin.“ „Wenn du mich nicht wieder vor eine Wand laufen lässt vor deinen Gedanken, dann ja.“ „Nutze es nicht willkürlich, ansonsten muss ich mich revanchieren.“ Ich sah ihm genau in die Augen und fragte mich schon, was er damit meinte. Doch schließlich nickte ich ihm zu. „Einverstanden. Doch was ist mit dem Training und wenn ich hunger bekomme?“ „Ich werde jeden zweiten Tag her kommen und dich an einen anderen Ort bringen, wo du deine Fähigkeiten einsetzen kannst. Doch solange du hier bist, wirst du sie nicht benutzen! Kein Eintauchen in die Schatten. Keine Verbindung zu mir, außer es ist wirklich wichtig. Ansonsten besteht nur die Gefahr, dass sie dich um so schneller finden.“ „Das wird eine verdammt langweilige Zeit.“ „Du kannst sie zum lesen nutzen. Ich werde ein paar der Bücher her bringen.“ War ja so was von klar, dachte ich mir nur und drehte mich dann weg von ihm, als er schon wieder verschwand. „Tja, ich sollte es als Urlaub ansehen.“ Als Sera das sagte, drehte ich mich direkt zu ihr. „Ich wusste gerade nicht, was ich sonst sagen sollte und fand die Stille unangenehm.“ Meinte sie dann lachend. Darauf wusste ich echt nichts zu antworten in diesem Moment. „Ich werde kurz zu Sorin gehen und ihn richtig begrüßen und keine Sorge, ich bleibe in der Nähe des Hauses..auch wenn du nicht da hin kommen kannst im Moment.“ Ich ging an ihr vorbei und raus aus dem Wohnzimmer. Fast ein Monat mit Sera auf diesem kleinen Raum zusammen, na das wird noch ein Spaß, dachte ich mir und verließ das Haus. Draußen sah ich zu dem Werwolf, welcher sich das Grundstück anzusehen schien. „Hey.“ Lächelnd ging ich auf ihn zu, nachdem er sich zu mir umgedreht hatte. „Hat dich der Blutsauger raus gelassen?“ „Ihr beide könnt euch wohl einfach nicht mit Namen ansprechen, wa?“ „Warum sollten wir?“ Darüber konnte ich wirklich nur schmunzeln. Die letzten Meter zwischen uns überbrückte er und stand genau vor mir. Wieder trug er nur eine Hose, die an seinen Beinen etwas schlackerte. Keine Schuhe oder irgend ein Oberteil. „Ist dir nicht kalt?“ „Das bisschen Kälte macht mir nichts aus. Bevor ich anfange zu frieren müsste schon Schnee fallen!“ „Bitte nicht. Ich mag Schnee nicht besonders.“ Gestand ich und wusste gerade nicht, was ich weiter sagen sollte. Ich wollte ihn nach dem angeblichen Versprechen fragen, welches er vorhin kurz gegenüber Alucard erwähnt hatte. Doch wie sollte ich es richtig anfangen? „Ich hatte mir wirklich Sorgen um dich gemacht, Kleine.“ Verwundert sah ich zu ihm hoch. „Wirklich?“ „Ja. Du erinnerst mich immerhin ein wenig an meine Schwestern.“ „Oh? wie viele hast du denn?“ „Acht. Alles kleine Zicken die nur versuchen ihren Willen durch zu setzen.“ „Hey!“ Ich boxte ihn spielerisch in die Rippen, woraufhin er lachen musste, doch ich ebenso. „Du hast ziemlich viele Schwestern.“ „Ja, und dazu noch 5 Brüder.“ „Wow. Echt jetzt? Das sind aber viele Geschwister.“ „Mein Vater war sehr produktiv. Fast jedes Jahr ein Kind.“ „Ist das bei all euch Werwölfen so?“ Es interessierte mich wirklich, immerhin wann bekam man schon die Gelegenheit mit einem über so was zu sprechen? Als er weiter reden wollte, ging er ein paar Schritte und ich folgte ihm dabei. Wir machten einen Schlenker um das Haus herum. „So ziemlich ja.“ Ich nickte und dann aber fiel mir etwas auf. „Du sagtest, dein Vater. Habt ihr alle etwa unterschiedliche Mütter?“ „Na klar! Was denkst du denn?“ Sollte ich wirklich darauf antworten? Vor allem da er es anscheinend für vollkommen normal hielt. „Also wechselt ihr ziemlich oft den Partner?“ „Wenn wir auf jemanden Lust haben, dann treiben wir es mit einander. Warum sich zurück halten, wenn es Spaß macht?“ Wie er dabei grinste, ich ging automatisch einen Schritt zur Seite. „Tut mir leid..ich wow..ich meine..echt wow...ich kenne das gar nicht so. Also das alle anscheinend nichts dagegen haben...und es keine festen Partner gibt..keine Eifersucht..“ „Oh, die gibt es schon bei uns. Immerhin muss es von beiden Seiten freiwillig kommen. Es gibt auch welche, die werden von dem anderen abgewiesen.“ „Aber das passiert dir bestimmt nicht.“ „Na was glaubst du denn? Wer würde mich schon abweisen?“ Er blieb stehen und straffte seine Muskeln, woraufhin ich einfach nur lachen musste. „Keine Ahnung..vielleicht ein Blutsauger?“ Ich zwinkerte ihm zu und ging dann weiter. „Na kein Wunder. Du stehst eh auf den anderen Blutsauger.“ Und wieder blieb ich stehen, drehte mich erschrocken zu ihm um. „Wie kommst du denn darauf? Da ist nichts zwischen ihm und mir!“ Bestritt ich wehement. „Kleine, du vergisst das ich verdammt gut riechen kann und als ich vorhin in dem Raum stand, ihr beide vor mir, glaub mir, ich hab deine Erregung mehr als nur gerochen. Sie förmlich auf meiner Zunge geschmeckt.“ Sollte ich rot anlaufen, dann würde ich gerade wie eine hochrote Tomate aussehen. Ich drehte mich wieder um und ging schnellen Schrittes auf den alten Springbrunnen zu. „Das ist nur, weil ich gerade nicht weiß wohin mit meinen Gefühlen...das liegt nur daran, das dieser Zauber von mir geht und alles in mir vollkommen durch einander ist.“ Versuchte ich mich zu rechtfertigen und wünschte mir fließendes und klares Wasser in dem Springbrunnen um meinen Kopf einmal in dieses eintauchen zu können. „Hey. Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen. Meinetwegen kannst du dich nächstes mal auf ihn stürzen und ihm die Sachen runter reißen. Aber wenn so, das ich das nicht mit ansehen muss...Ich glaube das Bild von zwei Blutsaugern wie die es gerade mit einander treiben will ich nicht im Kopf haben.“ Wie nur schaffte er es über solch ein Thema so ungezwungen zu reden? Genervt sah ich zu ihm und wollte einen bissigen Kommentar zurück geben, als genau jener, über welchen wir sprachen, auftauchte. Ich sprang regelrecht zu Sorin und hielt mich an seinem Arm fest. „Wenn man vom Teufel spricht.“ „Ihr habt über mich geredet?“ „Nein!..Eher über was allgemeines.“ Mit Nichten würde ich ihm jemals erzählen, über was wir gerade gesprochen hatten. „Und was genau?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und sein Blick blieb dabei genau auf Sorin gerichtet, was ich nicht so ganz verstand. „Nichts besonderes. Nur dies und das.“ „Über Sex und Triebe.“ Als Sorin das raus haute, funkelte ich ihn böse an und hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht, doch war Alucard schneller als ich, griff an seine Kehle und riss ihn daran hoch. „Nicht! Hör auf damit Alucard! Ich hatte nur nach seiner Familie gefragt und dabei kam eben raus das Werwölfe ein ziemlich freies...Sexleben haben.“ Gab ich wieder und fragte mich auch, warum er gerade so ausflippte. „Du bist echt schnell angepisst, Blutsauger.“ „Und du stehst kurz davor ausgelöscht zu werden, Köter!“ Doch ließ er ihn los, woraufhin ich erleichtert ausatmete. Ein Kampf zwischen den beiden war das letzte was ich gebrauchen konnte und erst recht wenn Alucard Sorin umbrachte. „Du weißt aber schon, das sie in einem Alter ist, wo sie....“ Weiter kam er nicht, denn Alucard schlug ihn mit der Faust ins Gesicht, woraufhin Sorin nach hinten zurück fiel. Er lag auf den Boden und leckte sich sein eigenes Blut von den Lippen. „Was sollte das denn jetzt?? Bist du verrückt?“ Ich ging neben ihm auf die Knie und wollte Sorin hoch helfen. Dieser aber lehnte es ab und stand selber auf. „Mir gehts gut, Kleine.“ Er grinste dabei in Alucards Richtung. „Es geht mir echt gut...verdammt gut sogar.“ „Nach solch einem Schlag? Du blutest...“ Und zugern hätte ich es ihm vom Gesicht geleckt. Ich biss mir sogar auf die Lippe um mich zurück zuhalten. „Letztes mal hatte er fester zugeschlagen.“ Dennoch griff er sich an die Nase und richtete sich diese selber mit einem Handgriff. Ich zischte dabei und drehte mich von ihm weg. „Die Bücher sind im Haus, bei Seras. Geh dorthin zurück.“ Da ich mich nur schwer zurückhalten konnte und beinahe über Sorin hergefallen wäre, machte ich was er sagte. „Wir reden später weiter, Kleine.“ Ich winkte ihm nur über die Schulter zu und ließ die beiden alleine dort zurück, in der Hoffnung das Alucard ihm nicht noch mehr antat. Kapitel 41: Kapitel 57-58 ------------------------- Kapitel 57: Ich ging zurück ins Haus und ließ die beiden dort zurück. Mein Zahnfleisch tat weh und ich wusste ganz genau warum. Ich stellte mir Sorins Blut auf meiner Zunge vor, wie es meine Kehle ganz langsam hinunterfloss. Wasser sammelte sich in meinem Mund, als ich die Tür öffnete und hineinging. Sera hatte es sich wieder auf dem Sofa gemütlich gemacht. Doch was sollte sie auch sonst machen? Das Zimmer verlassen ging noch immer nicht. Irgendwie tat sie mir doch ein bisschen leid. Wenn ich mir gerade vorstellte am Tage nicht mehr umher zu laufen. Nein! Das wollte ich mir nicht einmal vorstellen und erleben schon gar nicht. Gerade wollte ich sie etwas fragen, als mir die Stapel Bücher in der Ecke des Raumes auf fielen. Er hatte es tatsächlich wahr gemacht und mir diese gebracht. Ich ging zu ihnen, nahm eines in die Hand und schlug es auf. Es wirkte alt und eine Staubwolke kam mir entgegen. Hustend legte ich es zurück auf den Stapel. Wieso konnte er sie vorher nicht mal öffnen? Sauber machen? Doch bevor ich noch wütender auf ihn wurde, sah ich tatsächlich ein paar meiner Sachen. Er hatte wirklich weitere hergebracht. Das wiederum brachte ihm einige Pluspunkte bei mir ein. Es ging doch, dachte ich mir und musste lächeln. Dadurch verging auch mein Hunger etwas, weil ich nicht mehr an Sorins Blut denken musste. Den zusammengefalteten Pullover legte ich zurück auf den Stapel und ließ mich neben Sera auf die Couch fallen. Sie quietschte dabei gefährlich und beinahe hatte ich gedacht, sie würde unter uns beiden zusammenbrechen. Auch Sera musste sich reflexartig festhalten. Zum Glück aber trug sie uns dann doch noch. “Sag mal Sera, vermisst du es eigentlich ab und an? Also das Mensch sein?” ich fragte einfach mal so, denn ab und an dachte ich ja auch zurück, was wäre wenn. Sie senkte den Blick und schien zu überlegen. “Es gibt Momente, wo ich es sehr vermisse. Wie jetzt zum Beispiel. Gerne würde ich raus in die Sonne gehen, sie auf meiner Haut spüren. Oder ich würde gerne in ein Restaurant gehen, etwas zu essen bestellen. Mich mit meiner guten.. Ehemals guten Freundin treffen. Aber andererseits hat es auch vieles Gutes so wie jetzt zu sein.” Meinte sie und lächelte schließlich zu mir. “Was hat es denn Gutes?” Die Vorteile waren mir nicht ganz so klar, wie ihr anscheinend. Bis auf das vielleicht sehr lange Leben.. Im Körper einer Teenagerin, gab es für mich nicht wirklich weitere Vorteile. Und als Teenagerin erst recht nicht. “Du bist stärker. Du bist schneller. Deine Sinne sind ausgeprägter. Bei dir wohl noch mehr als bei mir, sonst würde Alucard nicht so viel Zeit in dich investieren.” Oh? Das klang gerade etwas nach Eifersucht. Oder stellte ich es mir nur vor? Als ich sie Fragen wollte, ging gerade die Tür auf und ich stand auf. Sera ebenso. “Sorin?” Fragend sah ich ihn an und kam auch gleich zu ihm. “Alucard nicht mehr da?” Denn dieser kam nicht mit rein. “Ne. Der ist schon weg. Ich muss mal aufs Klo. Außer ich soll draußen mein Revier markieren, kann ich auch machen.” “Mhhhhhhh… Bitte nicht. Das Bad ist dort hinten.” Ich zeigte in die Richtung und er ging an mir vorbei, sah dabei ins Wohnzimmer hinein. “Wenn mir der andere Blutsauger zu nahe kommt, trage ich bald deren Zähne als Kette.” “Sag mal.. Wie kommt es eigentlich, dass ihr euch untereinander so sehr mögt?” Fragte ich sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust. “Vor ihm hatte ich nie einen Werwolf gesehen. Würde ich ihn so begegnen, ich würde es nicht mal mitbekommen, das er einer ist.” Gestand Sera und lächelte freundlich zu Sorin, so als wenn sie seine Drohung vorher nicht gehört hätte. “Du würdest es erst bemerken, wenn wir dir den Kopf abgerissen hätten und deine Zähne dir raus reißen!” Jetzt zischte ich den Wolf an und griff ihn am Arm, zog ihn hinter mich her, weg vom Wohnzimmer und von Sera. “Was soll denn das? Wieso bist du so feindlich ihr gegenüber? Wenn es nur deswegen ist, weil sie ein Vampir ist, das bin ich auch!” Ich musste in etwa einen Monat mit beiden klar kommen und ich hatte keine Lust, dass sich die beiden ständig nur anfeindeten. “Bei dir ist es etwas anders. Ich kann dich leiden und es ist auch etwas faszinierendes an dir.” “Ja, meine Faust die gleich wieder auf deiner bereits gebrochenen Nase landet!” Erwiderte ich mürrisch. “Nein, eher das du so jung bist. Gerade frisch verwandelt wie du selber gesagt hast und dennoch vom Geruch her dem anderen Blutsauger sehr nahe kommst.” Das hatte er schon mal erwähnt, bzw. einer von den Wölfen, die mich damals wegen Juraj festhielten. Ich rieb mir über die Stirn und sah dabei genau auf seine nackte Brust. Kopfschüttelnd sah ich wieder zu ihm hoch, in seine Augen. “Versuch dich bitte mit ihr für die Zeit, wo du hier bist, zu arrangieren. Du musst sie nicht mögen oder sonst was, dass verlangt keiner. Aber wenigstens keinen Streit.” Ein schelmisches Grinsen legte sich auf seine Lippen und er beugte sich zu mir vor. “Nur wenn ich dafür auch was bekomme?” “Was willst du denn? Einen Knochen?” Ich lächelte zurück und zog dabei meine Augenbraue nach oben, doch schneller als ich reagieren konnte, rieb er seine Nase an meinem Hals und ich sprang dabei einige Meter zurück. “Was sollte das??” “Meine Gegenleistung. Für jeden Tag den ich nett zu dem anderen Blutsauger sein soll, verlange ich etwas Stimulation für meine Sinne. Und dein Geruch ist zur Zeit echt berauschend, wenn du so in Extase und Erregung für den anderen Blutsauger bist.” Wieder legte sich ein Rotschimmer auf meine Wangen. “Wie oft eigentlich noch?? Ich hege nichts in dieser Richtung für den!! Verdammt nochmal. Das liegt alles nur daran… “ “Ja schon klar, an dieser Verwandlung oder sonst was von dir. Red es dir nur weiter ein, doch wette ich dein Höschen ist bereits mehr als feucht, wenn du nur an ihn denkst.” Wie er mich dabei angrinste. Zudem, wie nur brachte er es fertig, das so einfach raus zu hauen? Ich könnte es nicht. Es wäre mir einfach zu peinlich. “Meine Höschen gehen dich echt nichts an!” “Du musst unbedingt lernen lockerer zu werden. Oder ich nehme ja an, ihr Blutsauger seid von Natur aus so prüde.” “Komisch. Letztes Mal noch seid ihr davon ausgegangen, daß wir nicht mal die Ambitionen haben zu… Naja… Du weißt schon.. “ Ich wollte und konnte es einfach nicht so offen sagen wie er es tat. “Was?.. Na komm sag es… Sprich es zusammen mit mir… Na los… S.E.X. “ Das war mir einfach zu viel. Ich konnte ihm nicht mal mehr in die Augen sehen und ging an ihm vorbei, stieß dabei absichtlich meine Schulter gegen seinen Oberarm und verschwand die Treppe nach oben. Ich hätte vielleicht zu Sera gehen sollen, immerhin sollte sie auf mich aufpassen, doch in diesem Moment wollte ich mein Gesicht nur noch im Kissen vergraben. Genau das tat ich auch im Bett. Ich musste es mir eingestehen. Was das anging, war ich noch immer zu jung. Es verging sicher über eine Stunde, welche ich hier im Bett verbracht hatte, doch klopfte es an der Tür. Ich sah zum Fenster. Noch immer war die Sonne am Himmel, schien ab und an durch die Wolkenschicht hindurch. Demzufolge konnte es nicht Sera sein und Alucard? Der würde einen Teufel tun und anklopfen. Also konnte es wohl nur noch Sorin sein. Ich stellte mich taub, wollte gerade weder mit ihm reden noch ihn sehen. “Komm schon Kleine, mach auf.” Also war es wirklich Sorin, doch das ich ihm öffnete, konnte er vergessen. “Hey… Ich wollte dich echt nicht so in Verlegenheit bringen.. Jetzt komm schon, mach auf Kleine.” Murrend drehte ich mich mit dem Rücken zur Tür, bis ein süßer Geruch meine Geruchsnerven zum tanzen brachte. Sofort saß ich senkrecht im Bett und war dann schon an der Tür, die ich öffnete. Sorin hatte sich an der Handfläche selber verletzt und grinste mich nun an. “Wusste ich doch, dass ich dich damit zur Tür bekomme.” Doch was er wirklich auslöste, war ihm sicher nicht ganz klar. Sein Geruch.. Ich konnte mich plötzlich an den Geschmack von damals erinnern. An diese Stärke, die in mich floss. Meine Fingerspitzen begannen zu kribbeln und ich wollte ihm noch sagen, er solle verschwinden. Doch meine Stimme versagte mir den Dienst. Beziehungsweise ich wollte es gar nicht mehr sagen. “Lass mich kosten und ich höre dir zu, wenn du etwas zu sagen hast.” hörte ich mich sprechen und wollte schnellstens die Kontrolle zurück haben, über meinen Körper. Sein Blick wurde skeptisch und er neigte den Kopf zur Seite. “Bilde ich es mir ein, oder klingst du glatt eine Oktave tiefer in der Stimme?” Nein. Er bildete es sich nicht ein und ich streckte meine Hand aus, strich über seine Brust. Mit den Fingerspitzen fuhr ich eine seiner Narben entlang. “Lass mich kosten.” Raunte ich ihm zu und es war mir egal ob er mir seine Hand freiwillig hin hielt. Ich war bereit ihn sofort an mich ran zu zerren und meine Zähne in sein Fleisch zu vergraben. “Etwas stimmt gerade nicht mit dir.” Er kräuselte die Nase und wollte einen Schritt zurück gehen, doch packte ich ihn am Handgelenk und zog dieses zu mir, legte seine Handfläche an meine Lippen und ließ meine Zunge drüber lecken. Ein Schauer ging durch meinen Körper und mit einem verschleierten Blick sah ich zu ihm auf. Sein Atem stockte und er entriss mir die Hand. Gerade als ich protestieren wollte, griff er in meinen Nacken und zog mich eng an sich ran. “Dein Geruch macht mich wahnsinnig.” Raunte er gegen meine Lippen und bedeckte diese mit seinen. Ich ließ mich darauf ein, doch nur während ich ihn mit meinen Zähnen in die Unterlippe ritzte. Er drängte mich weiter ins Zimmer und zum Bett, wo ich mit den Kniekehlen gegen die Bettkannte traf und rücklings drauf fiel. Er ließ sich mitziehen und strich unter den Saum meines Pullovers. Ich schrie während dessen, wollte es nicht. Ich wollte das er aufhörte, das ich aufhörte. Doch hörte es keiner. Gegen mich selber stemmend versuchte ich die Kontrolle über meinen Körper zurück zu erlangen. Doch die Gier nach seinem Blut, dieser Geschmack, es war berauschend für meine Sinne. Seine Hand glitt höher zu meinem Busen, welchen er unter dem Pullover begann zu kneten. Doch das erregte mich kein bisschen… Es erregte sie kein bisschen. Mein anderes Ich wollte nur eines und das war an seine Ader, seine Vene kommen. Am besten alles aus ihm raus saugen. Endlich ließ er von meinen Lippen ab, doch hatte ich mich zu früh gefreut. Er legte seine Lippen auf meine Kehle und leckte über diese. “Gnnhh… Ich will mehr von dir.” Hauchte Ich und schlang ein Bein um ihn herum. “Wenn du es willst, von mir aus gerne.” Mit Sicherheit war ihm nicht klar, von was ich wirklich sprach. Mit etwas Schwung drehte ich meine Hüfte und dann ihn mit um. So saß ich nun auf ihn und er ließ sich zurück ins Laken fallen. Seine Augen waren dunkel, von etwas erfüllt, das ich vorher noch nie gesehen hatte. Ich Strich mit den Fingern wieder über seine Brust und grinste ihn dabei an. Gerade als er seine Hüfte gegen die meine drückte, um zu zeigen was er wollte, kratzte ich mit meinen Fingernägeln über seine Brust und beugte mich runter, leckte die köstlich rote Flüssigkeit von seiner Haut. Genau das war es, was mich in diesem Moment so erregte. “Kleine… wenn du an etwas saugen willst, geh tiefer mit deinem Mund.” Er griff zwischen uns und wollte gerade seine Hose öffnen, als ich einen Arm um meiner Kehle spürte und zurück gezogen wurde. Ich schrie gefrustet und wütend auf. “Lass mich los!!” “Ey jetzt komm schon Blutsauger! Lass sie ihren Spaß haben!” Sorin richtete sich auf und grinste dabei. Ich sah das Blut aus seiner Haut rinnen und auch bemerkte ich, dass die ersten Stellen begannen sich zu schließen. Das durfte, wollte ich nicht zulassen und stemmte mich erneut gegen den Körper von demjenigen, welcher mich davon abhielt mir zu nehmen, was mir zustand! “Sie will nur dein Blut.” “In meinem Schwanz ist gerade mehr davon als gut ist, also lass sie ruhig etwas saugen.” Ich spürte, dass Alucard seine Muskeln anspannte. Er drückte mich dabei noch fester an sich ran. “Ich dachte ihr Wölfe habt was gegen uns!” “Haben wir auch. Aber sie ist anders.” “Lass deine Pfoten von ihr!” “Warum sollte ich? Wenn sie mit mir ficken will, soll sie es tun. Ist bestimmt eine ganz neue Erfahrung für mich. Wie sie sich wohl anfühlt? Feucht und warm? Oder kalt und trocken? Hmm.. Ich sollte sie probieren.” Ich konnte hören wir Alucard seine Zähne fletschte. “Wenn ich den Teil meiner Abmachung einhalten soll, lass deine Pfoten von ihr.” Er sprach es gefährlich aus und noch immer versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. Ich hatte noch nicht aufgegeben mir alles von Sorin zu nehmen, was ich brauchte und wollte. Doch hob er da schon die Hände. “War mir gar nicht klar, dass es mit zu dem Handel gehört. Aber okay. Von mir aus. Muss ich eben davon träumen, wie ihre süßen Lippen sich um meinen Schwanz legen.” Er stand dabei auf und griff in seinen Schritt. Ich verfolgte diese Geste nur beiläufig, trauerte eher der sich schließenden Wunde nach als er an mir vorbei ging und mir zu zwinkerte. Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, ließ auch endlich Alucards von mir ab und ich drehte mich wütend zu ihm um. “Warum tust du das? Du hattest kein Recht dazu, mich von ihm zu zerren und mich aufzuhalten!” Keifte ich ihm zu. Während er seinen Unterarm gegen meine Kehle gedrückt hatte, konnte ich kaum noch sprechen. “Ich scheine mich geirrt zu haben. Nicht alles gefällt mir an dir. Komm wieder zur Vernunft!” “Ich bin bei Vernunft! Und jetzt geh mir aus dem Weg und lass mich zu Ende bringen, was ich angefangen habe!” Verlangte ich von ihm und wollte schon an ihm vorbei, hinter Sorin her. Doch er hinderte mich daran und legte erneut den Arm um meine Kehle, drückte meinen Rücken dabei gegen seine Brust. “Beruhigen dich, Kathrin.” Ich krallte mich in den Stoff seines Ärmels und verfluchte ihn dabei. Mich beruhigen sollte ich? Das konnte er vergessen! Ich trat gegen seinen Unterschenkel und auf seinen Fuß, doch es machte ihm nichts aus. Deswegen wollte ich ihn auch noch mit meinem Hinterkopf treffen. Doch bevor ich dazu kam, drückte er mich nach vorne weg und mit dem Gesicht runter auf den Boden. Sein Knie stemmte er dabei genau zwischen meinen Schulterblätter. “Meister?” Ich konnte nur eingeschränkt nach vorne sehen, doch erkannte ich Sera in der Tür stehen. Anscheinend war die Sonne gerade untergegangen. “Das nächste Mal, Fräulein Polizistin, ruf mich eher.” Also war sie der Grund, warum ich nicht das bekam, wonach ich mich verzerrte? Das würde ich ihr heimzahlen, schwor ich mir und schrie vor Schmerzen auf, als er sein Gewicht weiter auf mich runter drückte. “Schließ die Tür. Ich habe etwas privates mit Kathrin zu besprechen.” Ich konnte bei den Worten sein Grinsen auf den Lippen geradezu wahrnehmen. Es dauerte etwas, bis Sera nickte und das tat, was er von ihr wollte. Die Tür glitt ins Schloss und ich versuchte mich dabei vom Boden hoch zu drücken, was er aber immer wieder unterband und mich weiter unter ihm festhielt. “Noch einmal, Kathrin. Beruhige dich.” “Ich sagte schon mal! Ich bin ruhig!!” Mit einer schnellen Bewegung und indem er kurz sein Gewicht von mir runter nahm, drehte er mich auf den Rücken und drückte danach sein Knie gegen mein Brustbein. Er beugte sich genau zu mir runter. “Deine Augen sind voller Gier. Zu gerne würde ich dir das geben, nach was du verlangst. Doch wirst du dich da drinnen verlieren.” Und das wollte er scheinbar nicht zulassen. Ich knurrte ihn an, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem Entfernt. Doch anstatt nochmal zu versuchen ihn zu treten, oder zu schlagen, legte ich meine Hand auf sein Bein und grinste ihm ins Gesicht. Er schien zu stutzen, bis er bemerkte wie ich begann die Schatten um mich herum zu ziehen und in diese eintauchen wollte. “Kathrin! Willst du, dass sie dich finden?” “Wenn sie mir dann das geben, was ich will, ja!” Entgegnete ich und spürte die Kälte schon an meinen Zehen lechzen. “Dann habe ich wohl keine andere Wahl.” Was es auch immer für eine sein sollte, es war mir egal und ich grinste noch immer zu ihm, hieß die Schatten mehr und mehr willkommen. Kurz bevor sie mich ganz in sich aufnahmen, durchzog jedoch ein Schmerz meine Kehle. Er hatte sich nach vorne gebeugt und seine Zähne durch meine Haut getrieben. “Aaahhhh… “ Im ersten Moment schrie ich auf, doch versiegte mein Schrei. Genau wie der Wunsch in die Finsternis gezogen zu werden. Meinen Kopf streckte ich etwas in den Nacken und schloss meine Augen. Es fühlte sich… So gut an. Wie konnte es sich nur so gut anfühlen? Ich gab meinen Widerstand auf und als er es spürte, ließ er von meinem Hals ab. Seine Lippen waren rot von meinem Blut und ein kleiner Rinnsal lief ihm rechts hinunter zum Kinn. “Kein bisschen nährt mich dein Blut und wird nur dafür sorgen, dass ich die doppelte Menge von jemanden anderen nehmen muss.” Ich fühlte mich zwar schwach, doch auch seelig. Langsam bewegte ich meine Finger, die noch immer an seinem Bein lagen. “Hast du dich endlich beruhigt?” fragte er mich und stand auf. “Gut. Leg dich schlafen. In ein paar Stunden werde ich wieder herkommen. Noch bist du zu jung um den Blutverlust selber zu regeln.. Und halte dich in der Zeit vom Köter fern!” Damit verschwand er ziemlich schnell, während ich noch immer benommen auf dem Boden lag und mit den Fingerspitzen über meinen Hals strich. Ein leichter und dennoch für mich mehr als angenehmer Schmerz zog von der Stelle über meinen Körper hinweg. Was machte ich hier eigentlich? Endlich kam ich wieder zu klarem Verstand und erhob mich sofort. Als es mir klar wurde, ließ ich mich erst aufs Bett fallen. Doch dann rollte ich von diesem runter. Ich hatte mit Sorin… fast… Als ich daran zurück dachte, ich zog das Laken vom Bett und schmiss es in die nächste Ecke, bezog das Bett schnell mit einem anderen aus dem Schrank und ließ mich danach drauf fallen. So konnte ich ihm doch nie wieder unter die Augen treten.. Nein! Ich musste ihm einfach erzählen was wirklich geschehen war. Das war nicht ich gewesen.. Also nicht das jetzige ich.. Wann hörte dieser Wahnsinn endlich auf? Kapitel 58: Einige Zeit lag ich noch im Zimmer. Jetzt sofort konnte ich Sorin noch nicht unter die Augen treten und zudem fühlte ich mich nach einigen getanen Schritten nicht wohl. Ich hatte es gerade mal geschafft ins nahegelegene Badezimmer zu verschwinden und mir einige Ladungen kaltes Wasser ins Gesicht zu schütten, bevor mir wieder schwindelig wurde. Ich sah mich im Spiegel an, mein Gesicht und die Haare drum herum waren klatsch nass. Ich sah schrecklich aus. Blass und meine Wangen wie eingefallen. Konnte man binnen weniger Stunden um Jahre altern? Ich kam mir gerade so vor und trocknete mein Gesicht dann einfach ab. Als ich wieder hoch sah und mich erneut im Spiegel betrachten wollte, erschrak ich und drehte mich direkt um. Mein Puls hatte sich beschleunigt und ich musste mich am Waschbecken hinter mir festhalten. „Nur Einbildung...“ Sagte ich schließlich zu mir selber, nachdem ich den Raum mit meinen Augen abgescannt hatte. Eben als ich rein sah in den Spiegel dachte ich ernsthaft, gelb-leuchtende Augen gesehen zu haben. Doch sicher war es nur ein Trugbild. Vielleicht wurde mir doch alles langsam zu viel. Ich atmete tief durch und streckte dabei den Kopf gen Nacken. „Lass uns gehen.“ „Wuaah!!“ Wieder erschrak ich und drehte mich dabei um, wollte mit dem Arm ausholen. Alucard fing diesen aber ab. „Du hast mich erschreckt!“ Warf ich ihm vor und musste kurz die Augen schließen, mich beruhigen. „Vergiss es... ich fühle mich gerade nicht so gut.“ Wollte wieder zurück ins Bett und etwas schlafen. „Ich hatte dir doch gesagt. dass du noch zu jung bist um den Blutverlust selber zu regeln.“ Seufzend nickte ich und entriss ihm dabei meine Hand. Ich hielt mich hinter mir am Waschbecken wieder fest und schloss meine Augen für einen kurzen Moment. „Was wäre, wenn ich nicht an Blut ran kommen könnte?“ Würde ich dann sterben? Das ging mir vorhin wirklich kurz durch den Kopf. „Du mit Sicherheit ja.“ Wie er das sagte, so überheblich. Sofort sah ich zu ihm hin und verzog die Mundwinkel. Hatte ich den letzten Teil nicht gedacht auf das er eben antwortete? Kopf schüttelnd vergaß ich es wieder. Sicher hatte ich es laut ausgesprochen. „Du kannst echt Charmant sein.“ „Zu dir immer. Jetzt lass uns gehen. Ich habe nicht die ganze Nacht zeit.“ „Ach nein? Was hast du denn noch vor?“ Ich lächelte kurz, bis er mich wieder am Handgelenk packte und mit sich in die Finsternis zog. Ich schloss dieses mal bewusst meine Augen. Erst als ich spürte, wie er aus den Schatten mich mit sich raus nahm, öffnete ich sie wieder. Wir waren an einem See, umgeben von lauter Laubbäumen. Das Wasser spiegelten den Wolkenverhangenen Himmel wieder. „Wo sind wir?“ „In der Nähe von Llanelltyd.“ Fragend sah ich zu ihm und rieb mir schließlich über die Stirn. „Ich glaube irgendwann brauche ich doch mal einen Atlas, den ich mit mir herum trage.“ Immerhin wie kam er darauf, das ich wüsste wo der Ort lag, welchen er mir gerade nannte? „Wir sind in Wales, nah der Küste.“ „Na endlich mal etwas, womit ich was anfangen kann.“ Zumindest wusste ich, wo Wales lag, das war doch schon mal was. „Ein paar Kilometer in dieser Richtung liegt der Ort.“ „Und warum hast du uns dann nicht direkt dort hin gebracht?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und musste dann doch meinen Blick wieder zum See schweifen lassen. Es war richtig schön hier. Am Tage bestimmt noch mehr als in der Nacht. Es vergingen etliche Sekunden in denen keine Antwort von ihm kam. Verwundert sah ich wieder zu ihm hin, während er mich die ganze Zeit über angesehen zu haben schien. „Alucard? Alles in Ordnung?“ Ich ging einen Schritt auf ihn zu und musste mich dabei selber beruhigen. „Ja. Lass uns gehen.“ Und damit drehte er sich um und machte sich auf den Weg. Was hatte ich auch erwartet? Das er mal irgendwas anderes sagt? Seufzend folgte ich ihm, sah dabei aber nochmal zu dem See zurück. Ob es einen Grund hatte, das er ihn mir zeigte? Manchmal glaubte ich, das er für alles einen Grund hatte und es mir selber nur so vorkam als wenn nicht. Den Gedanken schüttelte ich gleich wieder weg und genoss lieber die Nachtluft. Doch schlang ich dann die Arme noch etwas fester um mich herum. „Wie kommt es eigentlich, das ich friere und dir es scheinbar egal ist, wie kalt wir es haben?“ „Es ist mir nicht egal. Doch noch ist mir auch nicht kalt.“ Wieder wartete ich auf mehr, was nicht kam und ich die Arme noch fester um mich schlang. „Nächstes mal sollte ich eine Jacke mit nehmen.“ „Du solltest lernen deinen Körper vor solchen Kleinigkeiten abzuschirmen.“ Machte er das so? Obwohl, was fragte ich? Er konnte scheinbar etliches von dem ich noch nicht mal eine Ahnung hatte. „Wie wäre es denn, wenn du es mir beibringen würdest?“ „Ich kann dir nicht alles beibringen. Einiges musst du auch alleine lernen.“ „Ach und das obwohl ich meine Fähigkeiten nicht einsetzen darf?“ „Hier darfst du dich nach Herzenslust austoben. Deswegen habe ich dich so weit von Ipswich weg gebracht.“ Ich rollte mit den Augen und folgte ihm weiter durch den Wald. „Ich bin froh, wenn mir gerade nicht schwindelig wird und dann soll ich anfangen herum zu spielen?“ „Nicht spielen. Dich austesten.“ „Das ist das gleiche.“ „Wenn du alles für ein Spiel hältst, dann pass auf, dass du dich am Ende nicht in diesem verlierst.“ Wieder verzog ich die Mundwinkel und raffte den Pullover noch enger um mich. Ich hielt für den Rest des Weges meine Klappe und konzentrierte mich mehr auf den Weg vor mich. Ab und an musste ich die Augen zusammen kneifen und mich darauf konzentrieren hier nicht stehen zu bleiben. Schließlich hatte ich nicht mehr Waldboden, sondern Beton unter meinen Füßen. „Eine Straße.“ Das war doch mal was und ein paar Häuser in denen Licht brannte, konnte ich am Ende von dieser auch sehen. „Der Ort ist klein und ruhig. Du wirst keine Menschen um dieser Zeit auf der Straße finden.“ „Das heißt, wir müssen in eines der Häuser?“ „Du musst. Ich halte mich da raus. Immerhin wolltest du doch lernen.“ „Ja schon, aber ich....Alucard?..Hey! Wo bist du!! Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen!!“ Der Mistkerl war einfach verschwunden, nachdem er mich angegrinst hatte. Wie konnte er es nur wagen?? Dieser verdammte!!! Ich musste mich beruhigen, es nützte nichts hier und jetzt mich weiter über ihn aufzuregen. Es war eben Alucard. Der machte was er wollte. Ich ging einfach weiter und stand schon bald vor dem ersten Haus. Es sah alt aus. Da jedoch in diesem kein Licht brannte, ging ich einfach mal weiter. Der Ort schien wirklich nicht groß zu sein. Aus diesem Grund wollte ich mir zu erst einmal einen kleinen Überblick gönnen. Genau neben der Straße lief eine Mauer aus Stein, sie schien ebenso alt zu sein, wie einige der Häuser hier. Bestimmt war diese noch von vor einigen Jahrhunderten, konnte ich mir zumindest vorstellen. Bald schon stand ich vor einem Holzschild. Auf diesem stand, das den Hang nach oben ein Hotel sei. Von der Straße bog eine Einfahrt ab, diese war durch einen etwa ein Meter hohen Eisenzaun für die Durchfahrt gesperrt. Ich ging darauf zu und sprang einfach drüber. Bestimmt kam man nur mit dem Wagen hier lang, wenn man sich vorher angemeldet hatte. Das Hotel sah für mich eher wie eine alte Villa aus. Dennoch ging ich auf den Eingang zu und legte meine Hand auf den Türgriff. Zu meiner Überraschung ging die Tür auf und ich trat ein. Ich stand in einer Art Lobby. Sie wirkte alt eingerichtet. Holzvertäfelte Wände und dunkler Parkett auf dem Boden. An den Wänden hingen verschiedenste Bilder welche wohl den Ort darstellen sollten. „Guten Abend, oder eher schon guten Morgen.“ Ich drehte mich sofort um und stand einer vielleicht Mitte 50 jährigen Frau gegenüber. Sie hatte dunkelblondes Haar, welches schon mit graue Strähnen durchzogen war. Die Haare trug sie zu einem Dutt. Dazu einen dunkelblauen Anzug und ein dunkelviolettes Halstuch. Da diese Farbe auch einer der Prospekte an dem Tresen hatte, ging ich mal davon aus, sie musste sich so anziehen. „Morgen.“ Ich ging auf sie zu. „Kann ich Ihnen helfen?“ Sie sah mich scannend an und irgendwie konnte ich mir vorstellen, dass sie sich gerade fragte, was ich hier machte. „Ich hab mich verlaufen..sie werden es nicht glauben, aber ein Bekannter, den ich irgendwann noch umbringen werde, hat mich einfach im Wald alleine gelassen.“ „Wirklich?“ „Ja, wirklich. Wenn es Sie nicht stört, wärme ich mich kurz etwas auf und verschwinde dann wieder.“ „Bitte nur zu, möchten Sie vielleicht einen Tee? Ich könnte Ihnen auch ein Taxi rufen.“ „Oh nein, schon gut. Danke. Ich wohne nicht weit von hier.“ Lächelnd ging ich zu einem der Sessel, welche in der Ecke standen und setzte mich in diesen rein. Erst hatte ich mir vorgenommen, einfach die ältere Dame anzufallen, aber dann überkam mich ein neuer Schwindelanfall, aus diesem Grund saß ich nun hier und atmete ein paar tief durch. Noch immer wurde ich von ihr eher skeptisch angesehen. Aus den Augen ließ sie mich dabei keine Sekunde. Bestimmt wusste sie nicht, ob man mir trauen konnte. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und dann jedoch erwiderte ich den Blick der Frau. Alucard sagte ja, hier könne ich mich jetzt etwas ausprobieren und warum auch nicht? Ich konzentrierte mich auf sie, versuchte eine Verbindung zu ihr herzu stellen. Ich spürte ein leichtes brennen in mir drinnen, der Hunger zerrte an mir und doch ließ ich nicht zu, das er die Oberhand gewann, nicht jetzt. Es kostete mich einiges an Kraft, doch hatte ich schließlich einen Widerstand vor mir, nach welchem ich griff. Nicht mit Gewalt, das sagte er einst zu mir, um die Verbindung nicht abzureißen. Vorsichtig zog ich daran, stand schließlich auf und ließ die ältere Dame, welche nach dem Namensschild auf ihrer Bluse Abby hieß, näher zu mir kommen. „Geht es Ihnen gut? Vielleicht brauchen Sie einen Arzt?“ Fragte sie mich und ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich brauche etwas anderes und Danke schon mal dafür...“ Sie sah mich fragend an und dann, schneller als sie noch reagieren konnte, zog ich sie an mich ran und schlug meine Zähne in ihren Hals. Durch das dünne Band, welches ich noch immer mit meinen Gedanken festhielt, zwang ich sie nicht zu schreien und war selber überrascht, das es so problemlos zu funktionieren schien. Ihr Geschmack war süßlich, ich kostete ihn etwas aus und gerade als ich noch fester zu beißen wollte, mich wieder in diesem Geschmack verlieren wollte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich ließ von der Frau ab, welche zu Boden ging. „Du hast dich unter Kontrolle behalten.“ Und sie scheinbar am Leben, denn ich konnte noch immer hören, wie das Blut durch ihre Adern floss, wenn auch langsam. „Ich lerne eben dazu.“ Erwiderte ich und spürte mich schon um einiges besser. „Was geschieht mit ihr?“ „Nichts. Ich werde dafür sorgen, das sie dich vergisst.“ Das nannte ich doch mal einen Erfolg und wollte gerade mich zu Alucard drehen, ihm noch einiges an den Kopf werfen das er einfach so verschwunden war. Doch sah ich in einem der Bilderrahmen eine Reflexion und blieb wo ich war. Schnell war sie wieder weg. Hatte ich es mir nur eingebildet? Ich hoffte sehr und als er mich wieder ansprach, drehte ich mich schnell zu ihm um. „Was?“ „Was hat dich eben abgelenkt?“ „Mich?..Ähm..nichts..ich...tut mir leid, ich muss hier raus.“ Ich ging an ihm vorbei und ließ ihn alleine in dem Hotel zurück. Draußen atmete ich die frische Luft ein. Wieder hatte ich diese gelb leuchtenden Augen gesehen. Das war alles nur eine Einbildung, sagte ich immer wieder zu mir und sah nach oben. „Wenn es etwas gibt, das du mir sagen willst, dann tu es jetzt. Was hat dir eben Angst eingejagt.“ „Woher willst du denn wissen, das ich angst hatte? Vielleicht wollte ich nur deine Nähe nicht ertragen.“ Ich sah ihn dabei nicht an und hatte weiterhin die Arme vorne verschränkt. „Was hat dir Angst gemacht, Kathrin? Ich kann mir die Information auch anders holen.“ „Tse! Ich will zurück.“ Wollte nicht länger hier bleiben. Da er jedoch keine Anstalten machte mich fortzubringen und ich noch keine Ahnung hatte wie ich solch lange Wege innerhalb kürzester Zeit schaffen konnte, gab ich nach einigen Minuten schließlich auf. „Ich dachte, ich hätte Juraj gesehen...“ „Unmöglich. Ich habe ihn vernichtet.“ „Ja, das war mir auch klar! Deswegen wollte ich es auch nicht sagen! Ich hab es mir sicher nur wieder eingebildet.“ „Es war nicht das erste mal?“ Nun schloss ich meine Augen und rieb mir über den Nacken. „Nein. Vorhin im Bad hatte ich es mir auch schon eingebildet...vergiss es einfach. Können wir zurück?“ Nun drehte ich mich zu ihm. „Wenn du das nächste mal wieder solch eine Einbildung hast, gib mir sofort Bescheid.“ „Warum sollte ich denn? Es ist nicht real.“ „Das kannst du nicht beurteilen. Jemand könnte mit dir spielen oder versuchen dich zu finden.“ Wieder schüttelte ich mit dem Kopf. „So langsam habe ich echt genug davon! Die müssen es doch irgendwann satt haben hinter mir her zu sein!“ „Solange du ein Reinblut bist und leicht zu manipulieren, werden sie es weiter versuchen.“ Nun knurrte ich ihn an. „Es reicht mit diesem verdammten Reinblut! Außerdem...aarrrgghhh...Sorin ist doch auch einer! Wieso ist dann keiner hinter einen von denen her??“ „Wie kommst du darauf, das der Köter einer sein könnte?“ Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, was mich nur wieder wütender machte. „Du hattest mir selbst gesagt, ein Reinblut ist ein Kind dessen Eltern der selben Art angehören! Also demzufolge jeder Mensch!..Fast jeder Mensch jedenfalls und Sorins Eltern sind doch beides auch Werwölfe!“ „Die Wölfe kann man nicht kontrollieren. Man kann sie sich zu eigen machen, in dem man mit ihnen einen Handel eingeht. Menschen sind nichts anderes als Getier, das wir mit Leichtigkeit zerquetschen können. Aber du hast Recht, vielleicht war meine Wortwahl nicht die richtige, damit du es verstehst. Sie werden nicht aufgeben, da du das erste geborene Kind zweier Vampire seit über einem Jahrtausend bist.“ „Selbst wenn! Die haben kein Recht dazu!“ „Du solltest aufhören in den Schienen zu denken, in welchen du aufgewachsen bist. Recht wie du es kanntest gibt es bei uns nicht.“ „Doch hältst du dich ziemlich oft an Regeln.“ „Aufgrund einer Abmachung, welche zeitlich begrenzt ist.“ Ich sah ihn abwartend an, doch wieder schwieg er und überließ mir nur die Hälfte des Wissens. „Es reicht. Ich habe echt genug davon. Können wir zurück oder willst du lieber vorher nochmal verschwinden und mich alleine lassen?“ Sein Blick wurde durchdringender und dennoch sah ich ihm weiterhin in die Augen. „Jetzt und hier hast du noch die Gelegenheit dich auszuprobieren. Wenn wir zurück sind, wirst du keine deiner Fähigkeiten einsetzen.“ „Das ist mir klar und im Gegensatz zu dir kann ich das, es ist nicht lange her, da hatte ich sie nicht mal!“ fauchte ich ihm entgegen. Jetzt musste er sogar lachen, dabei wollte ich vieles, aber ihn zum lachen bringen gehörte nicht dazu. Doch schließlich reichte er mir seine Hand und ich nahm diese an, wurde von ihm in die Schatten gezogen. Dieses mal behielt ich die Augen offen und sah ihn die ganze Zeit über an. Den fehlenden Boden unter mir versuchte ich dabei so gut es ging zu ignorieren, festigte jedoch den Griff, mit welchem ich seine Hand festhielt. Als ein kalter Schauer über meinen Körper ging, zog er mich an sich ran. Sofort spürte ich wieder eine Wärme durch mich durchfließen. „Hat das irgend einen Sinn, warum wir gerade hier bleiben?“ Wollte ich wissen und sah zu ihm hoch. Er hatte den Blick geradeaus gerichtet. Als ich diesem folgte konnte ich nichts erkennen außer grauen Nebel. In diesem schienen sich die Umrisse von Bäumen wieder zu finden. „Ich hab mir gerade etwas vorgestellt.“ „...und was?“ Fragte ich nach einigen Sekunden. Er sah zu mir und grinste. „Irgendwann erzähl ich es dir vielleicht.“ Bevor ich weiter nachhaken konnte, drückte ich mich fest an sich ran. Er ließ den Ort hinter sich und zog mich dabei mit. Die Umgebung rauschte erneut schnell an uns vorbei und am liebsten hätte ich geschrien, konnte es aber unterdrücken und befand mich dann schon wieder im Schlafzimmer. „Ich werde dich morgen nicht besuchen kommen.“ „Musst du auch nicht. Ich habe hier ja Gesellschaft...nein Warte!“ Er wollte gerade verschwinden und ich griff nach seinem Ärmel. Warum hatte ich das getan? „Ich...nichts. Vergiss es. Wir sehen uns irgendwann.“ Ich ließ von ihm ab und ging einige Schritte zurück. „Wenn etwas sein sollte, dann sag es mir. Ansonsten verhalte dich ruhig.“ Und damit war er verschwunden. Ich musste zum Fenster gehen und dieses erst mal öffnen. Wieso nur wollte ich nicht, das er ging? Ich rieb mir übers Gesicht und setzte mich dann auf die Fensterbank. „Kathrin, alles in Ordnung bei dir?“ In der Tür stand Sera. Ich sah zu ihr und nickte. „Ja. Alles bestens. Kannst du die Tür schließen?“ Nachdem ich es sagte und sie es wirklich machte, musste ich wieder an vorhin denken und hoffte so sehr, das sie nicht zu viel mit bekommen hatte. Dann aber kam mir auch noch ein anderer Gedanke und ich sah aus dem Fenster. Sollte ich es versuchen? Obwohl, was würde schon geschehen? Ich stand auf und schwang mich über das Fensterbrett. Selbst wenn ich runter fallen sollte, ich hatte eine Kugel in meiner Brust überlebt. Einen fast abgerissenen Arm und sonstiges. Ich versuchte an der Hausfassade runter zu klettern, denn an Sera vorbei wollte ich nicht. Irgendwie glaubte ich, sie würde sofort Meldung an Alucard machen. „Weißt du, es gibt Türen und Treppen.“ Ich sah runter und musste lächeln. „Sind alles überbewertet.“ Sagte ich und ließ mich dann fallen. „Hey!!“ Ich war mir irgendwie sicher, das er mich auffangen würde und wie ich es mir dachte, tat er es auch. „Sag mal, was sollte das denn werden?“ „Ein Test? Nein. Danke dir Sorin. Kannst du mich jetzt runter lassen?“ „Nur wenn du nicht wieder hoch kletterst und erneut dich fallen lässt.“ „Selbst wenn, so viel dürfte nicht geschehen.“ „Ihr Blutsauger habt sie echt nicht mehr alle.“ Doch ließ er mich los und ich klopfte mir kurz über die Sachen. Etwas von dem Dreck der Fassade hatte sich daran gehaftet. „Ich wollte mich bei dir Entschuldigen, wegen vorhin. Das war nicht ich..also schon ich aber.. Tut mir einfach leid. Ich werde versuchen dafür zu sorgen, das es nicht nochmal passiert.“ Jetzt musste er lachen, während ich ihn finster ansah. „Das ist nicht lustig! Ich versuche mich hier gerade bei dir zu entschuldigen!“ „Ja ich weiß..hahahah...nur weiß ich nicht warum...“ „Warum? Ich hätte dich umbringen können!“ Meine Stimme wurde lauter, denn für mich war das kein Spaß gewesen. „Ach Kleine. Um mich umzubringen bist du noch viel zu jung und schwach. Glaub mir.“ Wütend sah ich ihn an, wobei meine Augen zu schlitzen wurden. „Nun sieh mich nicht so an, Kleine. Du musst echt noch viel lernen. Glaubst du wirklich ich habe nicht mit bekommen, das du nur auf eines scharf warst?“ „Und dennoch hast du...haben wir..ich...“ „Kleine, vergiss es. Ich hätte dich an meinem Schwanz lutschen lassen, mehr auch nicht.“ Ich atmete tief durch und boxte ihn dann genau gegen die Brust. „Kannst du mal aufhören so offen über so was zu reden??!!“ Jetzt musste er wieder lachen und rieb sich über die von mir getroffene Stelle. „Nein kann ich nicht. Das gehört zu meiner Natur. Aber hey, wenn du willst, bringe ich dir ein paar Techniken bei. Ganz unter uns. Du hast vorher noch nie jemanden geküsst, wa?“ Wieder wurde ich etwas rot um die Nase. „Doch! Habe ich!!“ Das es irgend ein Kerl war und auch nur ganz kurz, brauchte ich nicht zu erwähnen! „Du hast keine Erfahrung mit Männern oder Jungs. Oder hast du seit damals, als wir zusammen am Feuer saßen schon mit einem was gehabt?“ Oh ja, da war mir ja mal etwas heraus gerutscht. Sofort griff ich ihn an und versuchte ihn in den Schwitzkasten zu nehmen. „Behalt das ja für dich!!“ Schrie ich dabei und lag aber ziemlich schnell unten auf dem Boden. Lachend sah er von oben auf mich herab. „Wenn du mich so sehr darum bittest, klar mach ich das.“ Er reichte mir seine Hand und irgendwie kam mir die Szene gerade bekannt vor. Ich wollte gerade nach seiner Hand greifen, als er seinen Blick veränderte und ich nur auf dem Boden von ihm weg rutschte. Genau vor meinen Augen begann er sich zu verwandeln und obwohl ich es nun schon ein paar mal gesehen hatte, jagte es mir noch immer einen Schrecken durch den Körper. Vor allem aber, weil ich gerade nicht wusste, wieso er das tat. Kapitel 42: Kapitel 59-60 ------------------------- Kapitel 59: Mit gefletschten Zähnen stand Sorin einige Meter von mir entfernt und ich hatte keine Ahnung, aus welchem Grund er dies gerade getan hatte. Warum hatte er sich verwandelt? Einige Sekunden lang geschah nichts und ich stand nun endlich auf. „Sorin...was ist denn los?“ Sein Fell begann sich zu sträuben. Wollte er mich angreifen? Aber wieso? Doch er machte nichts in dieser Richtung. Sollte ich Alucard rufen? Doch wusste ich ja nicht mal, ob wirklich ein Grund vorlag. War das hier vielleicht ganz normal? Eventuell musste sich Sorin ja verwandeln. So sehr kannte ich mich mit Werwölfen auch nicht aus. Da er keine Anstalten machte sich auf mich zu zubewegen, drehte ich mich ein wenig um und sah nur zur Vorsicht hinter mich. Doch war da nicht das geringste zu sehen. „Kathrin!“ Sera kam gerade aus dem Haus und erschrak als sie Sorin sah. „Was geht hier vor?“ „Ich hab keine Ahnung....“ Gestand ich ihr und beruhigte mich allmählich. Auch Sorin schien sich wieder zu fangen und verwandelte sich dann zurück. Bisher hatte ich immer nur gesehen, wenn sie sich in Wölfe verwandelt hatten, aber noch nicht umgekehrt. Es schien schmerzhaft zu sein. Seine Muskeln zuckten und das Fell fiel ihm geradezu vom Körper. Es war fast so, als wenn er sich häuten würde und dabei seine Knochen brachen. Ich musste mich von ihm weg drehen und auch Sera schien den Anblick nicht wirklich ertragen zu können. „Ich hatte den Geruch von etwas in der Nase und dachte es sei eine Bedrohung, aber vielleicht habe ich mich geirrt.“ Als ich Sorins Stimme hörte, drehte ich mich wieder zu ihm und musste dann tief durchatmen. Seine Hose hatte die Verwandlung nicht gut aufgenommen und hing ihm nur noch in Fetzen am Körper. Jetzt begann er diese auch noch von sich runter zu reißen. „Nicht!! Bitte..sag das du eine weitere Hose hier hast.“ „Wozu sollte ich?“ Fragte er das jetzt echt? Doch warum dachte ich überhaupt darüber nach? „Weil es sich nicht gehört nackt herum zu laufen.“ Sprach nun Sera und ich konnte ihr nur zustimmen. „Ihr Blutsauger seid echt prüde.“ Das hinderte ihn nicht dran sich auch noch den letzten Fetzen vom Körper zu reißen und ich musste meinen Blick einfach nach oben richten. „Das wars für mich. Ich geh wieder rein.“ Sera folgte dicht hinter mir. „Jetzt kommt schon!“ Doch ließen wir ihn alleine draußen zurück. Drinnen musste ich erst mal in die Küche. Ich ließ etwas Wasser in das Spülbecken laufen und spritzte es mir danach ins Gesicht. „Ich hab vorher noch nie gesehen, wie sich ein Werwolf verwandelt hat.“ Sera musste lachen und setzte sich an den Küchentisch, während ich mir das Gesicht mit einem dunkelgrünen Tuch abwischte. „Ich in diese Richtung auch noch nicht. Aber es sah ziemlich schmerzhaft aus.“ „Und unheimlich.“ Da hatte sie recht. Mit der Hand rieb ich mir über den Nacken. „Du hast dich raus geschlichen.“ Augenrollend sah ich zu ihr. „Ich hab mich nicht raus geschlichen. Ich hab lediglich andere Wege ausprobiert, für den Ernstfall.“ „Ah ja. Wirklich?“ Ein Lächeln kam noch von mir, ein gespieltes und ich ging an ihr vorbei. „Kathrin. Bitte. Ich bin nur hier um auf dich aufzupassen.“ „Ich weiß. Aber ich kann es eben nicht leiden eingesperrt zu sein.“ „Du bist nicht eingesperrt. Du kannst dich überall hier frei bewegen. Ich muss doch nur wissen, wo du bist... oder versuchst du mir absichtlich aus dem Weg zu gehen?“ Selbstverständlich hatte ich das auch versucht. Immerhin war mir noch immer die vorherige Situation peinlich, in welcher sie mich mit Alucard zurück gelassen hatte. „Ich geh wieder nach oben. Wir sehen uns später.“ „Kathrin! Warte! Rede doch mit mir.“ Darauf aber konnte sie lange warten. Ich sprintete die Treppe nach oben und ging zurück ins Schlafzimmer. Dort schloss ich erst mal das Fenster und atmete tief durch. Noch immer klopfte mein Herz wie verrückt vor Aufregung. Ich war so kurz davor gewesen, Alucard zu rufen und musste nun doch deswegen etwas schmunzeln. Ich griff nach den Vorhängen und als ich sie zuziehen wollte, sah ich im Spiegelbild der Scheiben plötzlich wieder gelb-leuchtende Augen. „Das ist nicht real...“ Hauchte ich leise und zog die Vorhänge schließlich zu. Den Griff um diese ließ ich noch einige Sekunden und drehte mich dann um. Hinter mir war nichts zu sehen. Ich machte mich selber verrückt. Eventuell war die Aufregung der letzten Tage einfach zu viel gewesen. Laut Alucard sollte ich das zwar nicht selber beurteilen, aber ich wollte es einfach im Moment nicht glauben. Ich ging aufs Bett zu und zog dabei den Pullover über meinen Kopf, ließ ihn zu Boden fallen. Nachdem ich mich aufs Bett gesetzt hatte, zog ich schnell meine Schuhe aus und ließ mich schließlich nach hinten weg fallen, sah hoch zur Decke. „Irgendwann wird es eine Zeit geben, in der ich mich etliche Zeit nur langweilen werde.“ Versuchte ich mich selber etwas aufzumuntern und schloss schließlich meine Augen. Eigentlich wollte ich schlafen, doch konnte ich es nicht so schnell, wie erhofft. Immer wieder versuchte ich in der Umgebung etwas zu verspüren. Ich hatte sorge das ich mir doch nicht alles nur eingebildet hatte. Als die Sonne aufging, gab ich es schließlich auf und wurde auch ruhiger, schlief endlich ein. Mit der Hand strich ich durchs fließende Wasser. Ich stand bei dem Brunnen hinterm Haus und versuchte einige der Sterne zu fangen, die sich dort drinnen spiegelten. Die Bäume waren um mich herum dicht bewachsen und das Gras, auf welchem ich barfuß stand, kitzelte meine Füße etwas. Gerade als ich es endlich geschafft hatte, einen der Sterne tatsächlich mit den Händen zu greifen und ihn raus ziehen wollte, wurde das Wasser blutrot. Ich sprang auf und einige Meter weg vom Brunnen. Das blutrote Wasser floss immer schneller im Brunnen und schwappte schließlich über den Rand. Ich wollte mich gerade umdrehen und weg laufen, als ich sah wie sich etwas aus diesem erhob. Zu erst konnte ich nicht erkennen, was oder wer es war. Doch dann blieb ich wie angewurzelt stehen. Die Haare, der ganze Körper war mit Blut bedeckt. Selbst die Kleidung war von diesem durchtränkt. „Es wird Zeit.“ Ihre Stimme, es war wie meine eigene, nur ein wenig tiefer. „Was willst du?“ Ein Lächeln zog sich über mein eigenes Gesicht, denn vor mir stand ich selber. „Freiheit....Zu lange waren wir eingeschlossen.... Komm und lass uns das nehmen, was uns zusteht.“ Sie kam auf mich zu, streckte ihre Hand aus. Ich konnte mich nicht bewegen, meine Füße gehorchten mir nicht. „Du bist verrückt und irre! Lass mich endlich in Ruhe und verschwinde!“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten. „Warum wehrst du dich so? Lass mich dir zeigen, was du wirklich bist. Wer du wirklich bist. Ich kann dir das geben, was du willst...Was du begehrst.“ Mit ihrer Hand...meiner Hand, strich sie über meine Wange und schließlich zeichnete sie meine Lippen entlang. Ich konnte das Blut darauf spüren. „Lass mich dir zeigen, was es heißt wirklich frei zu sein. Lass mich dir zeigen, wozu du im Stande bist. Wozu wir fähig sind.“ Ich wusste, ich musste nur das Blut von meinen Lippen lecken und würde mich in ihr..in meinem anderen ich verlieren. Noch konnte ich mich zurück halten. Ich durfte die Kontrolle nicht über mich verlieren, durfte mir selber nicht erliegen. „Wenn du ihn so begehrst, dann überlass es mir. Ich werde dir das geben, was du willst, was du dir wünscht....Du weißt es doch bereits selbst. Er sehnt sich nach jemanden wie uns.“ Ihre Stimme wurde weicher und ich spürte, wie mein Körper schwächer zu werden schien. Es wurde still um mich herum und ich vernahm nur noch ein leises Trommeln in meinem Ohr. Ich wusste, das es mein eigener Herzschlag war, welcher immer langsamer zu werden schien. Ich brauchte das Blut auf meine Lippen, damit es nicht vollkommen zum erliegen kam. Die Umgebung begann zu verschwimmen und sich aufzulösen, bis ich mir selber nur noch in der Finsternis gegenüber stand. „Lass dich fallen und gib auf. Du hättest niemals existieren dürfen.“ Sie hatte recht. Von Anfang an war ich nie wirklich ich gewesen. Eingesperrt durch einen Zauber. Mit meiner Zunge wollte ich über meine Lippen lecken, doch bevor ich dazu kam, saß ich plötzlich senkrecht im Bett und sah mich um. Ein lautes Grollen war draußen zu hören und ich vernahm das plätschern von Wasser. Ein Gewitter. Ich ließ mich wieder zurück aufs Bett fallen. Es war nur ein Traum gewesen. Ein ziemlich verrückter. Ich stand dann schließlich doch auf und schnappte mir ein paar meiner Sachen. Mein Ziel war das Bad unten. Dabei ging ich am Wohnzimmer vorbei. Sera schlief auf der Couch und ohne sie zu wecken verschwand ich im Bad. Während ich mir die restlichen Sachen auszog, ließ ich das Wasser in die Wanne laufen. Das Gewitter draußen schien an Intensität zu zunehmen. Ich fragte mich auch, ob Sorin noch immer draußen war, ihn eben auf den Weg ins Bad hatte ich nicht gesehen. Sollte ich zu ihm raus gehen? Ihn vielleicht eine Decke bringen und wenn es nur dafür war, das er sie sich um die Hüfte legen konnte. Ich rieb mir übers Gesicht und stieg dann endlich in das warme Wasser, lehnte mich in der Wanne zurück und tauchte schließlich einmal unter. Wenn ich schon hier drinnen saß, konnte ich meine Haare gleich mit waschen. Als ich wieder auftauchte, strich ich mit den Händen über die Haare nach hinten und öffnete meine Augen. Gleich darauf erschrak ich und hievte mich über den Rand der Wanne aus dem Wasser. Auf den kalten Fliesen kniete ich und musste mich beruhigen. Eben noch war das Wasser Rot wie Blut gewesen und plötzlich war es wieder klar. „Alles in Ordnung?“ Ich sah zur Tür, welche Sera aufgestoßen hatte und mich besorgt ansah. Ich griff direkt zu dem großen Tuch in der Nähe und schlang es um mich herum, stand dann auf. „Ja... ich...alles in Ordnung...hab mich nur erschrocken. Es geht mir gut...“ Ich versuchte zu lächeln und erst sah sie mich misstrauisch an, dann jedoch nickte Sera und schien sich selber zu beruhigen. „Ich hatte mir eben richtig sorgen gemacht als du einfach so geschrien hast..zum Glück ist es draußen fast so dunkel wie bei Nacht.“ Sie lächelte und meinte damit wohl das Gewitter. Wenn das nicht gewesen wäre, ob sie dann Alucard her gerufen hätte? Ich musste kurz daran denken und war doch irgendwie froh über das Wetter. „Okay, wenn nichts ist, dann gehe ich wieder.“ Ich nickte ihr zu und wartete, bis sie die Tür hinter sich schloss. Erst dann lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die kühle Wand. Ich machte mich selber verrückt, so viel stand fest. Den restlichen Tag geschah zum Glück nicht noch mehr. Ich war wieder ins Schlafzimmer zurück gegangen und hatte die Vorhänge aufgezogen, sah dem Regen dabei zu, wie er gegen das Fenster prasselte. Ebenso beobachtete ich die Blitze. Nach Sorin sah ich nicht, hoffte einfach mal, das er alleine klar kam. Wenn es ihm draußen zu ungemütlich wurde, konnte er immerhin auch jederzeit ins Haus kommen. Gegen Abend nahm auch das Gewitter ab, doch der Regen blieb und hielt sich über den Großteil der Nacht. Irgendwann hatte ich mich dazu entschlossen eines von den Büchern hoch zu holen, welche Alucard mit gebracht hatte. So lag ich nun etwa gegen drei Uhr Morgens auf dem Bett und las mir wieder irgend welches Zeug durch. Dieses mal waren es verschiedene gruselige Legenden aus der Amerikanischen Geschichte. Ab und an bekam ich Gänsehaut, als ich die Geschichten durch las und hoffte sehr, dass sie wirklich nur Gruselgeschichten waren. Zumindest war es mal eine Abwechslung zu den sonst so staubtrockenen Texten. Ich war gerade in einem Abschnitt versunken, in welchem es um ein Wesen ging, das zwischen Leben und Tod wandelte und nur bei nebeliger Nacht an einem bestimmten Highway auf einer Insel erschien. Wenn es auftauchte, so sagte man sich, würde derjenige welcher es sah einen schrecklichen Tod sterben noch ehe er den Highway verlassen konnte. Die bildliche Darstellung des Wesens führte dazu, das ich mir unbewusst über den Arm strich. Doch als etwas gegen meine Scheibe flog, ließ ich das Buch schreckhaft aufs Bett fallen. Nach einigen tiefen Atemzügen zur Beruhigung ging ich aufs Fenster zu und öffnete es, konnte dabei gerade so einen geworfenen Stein ausweichen. „Was sollte das denn??“ Schrie ich runter und sah zu Sorin, der mich angrinste. Er hatte die Hände an seine Hüfte gestemmt und ich sah dann doch lieber in die weite Ferne vor mich. „Mir ist hier unten langweilig.“ „Dann beschäftige dich mit irgendwas...geh dir eine neue Hose besorgen zum Beispiel.“ „Ich glaube kaum das mir eine deiner passen würde.“ Als wenn ich ihm auch eine meiner geben würde. Obwohl, wenn sie ihm gepasst hätten wäre es alle mal besser gewesen. Ich seufzte und dachte etwas nach. „Ungefähr zwei Kilometer die Straße runter sollte ein Laden sein, geh doch mal hin. Vielleicht haben die ja Hosen im Sortiment.“ Ich erinnerte mich an den Besuch letztens von dieser Amanda. „Um diese Zeit wird wohl kein Laden aufhaben und ich hab kein Geld bei mir.“ „Versuch es einfach und lass es Anschreiben..auf das Anwesen hier. Ähm...Dorset Anwesen. Sag denen einfach die sollen die Rechnung her schicken zum Dorset Anwesen.“ „Und du glaubst echt, die machen es?“ „Besser als das du weiter nackt durch die Gegend läufst! Eines steht fest, so werde ich mich mit dir nicht weiter unterhalten!“ Und damit war auch dieses Gespräch für mich beendet und ich schloss das Fenster wieder. Vielleicht klappte es nicht, aber vielleicht gaben sie ihm doch eine Hose, wenn die solche Sachen führten und ließen ihn nicht weiter nackt durch die Gegend herum laufen. Zurück auf dem Bett nahm ich das Buch wieder zur Hand und las es weiter. Als die Sonne am aufgehen war, blätterte ich zur letzten Seite und las den letzten Abschnitt mir durch. Danach schlug ich das Buch zu, stand auf und legte es auf den Tisch in der Ecke. Streckend ging ich zum Fenster. Von Sorin nichts zu sehen. Ob er schon zum Laden gegangen war und was bekommen hatte? Vielleicht war er auch gerade hinterm Haus. Ich musste dabei unfreiwillig an den Traum gestern Morgen denken und schüttelte den Kopf. Gerade als ich mich umdrehen wollte um doch mal runter zu gehen, auch wenn nur kurz, sah ich einen Wagen die Straße lang fahren und direkt vor dem großen Tor halten. Den Vorhang zog ich dabei ein Stück weiter auf und erkannte schließlich, dass es sich um den alten Lieferwagen handelte. Die Beifahrertür ging auf und jemand stieg aus. Schnell erkannte ich Sorin und war doch etwas überrascht. Er trug nicht nur eine Hose, sondern auch ein Sweatshirt. Nur warum hatte er sich her fahren lassen? Das Rätsel wurde ziemlich schnell gelöst, als er ins Haus kam und nach mir rief. Ich kam die Treppe runter und sah dabei kurz zu Sera, welche sich wieder im Wohnzimmer verbarrikadiert hatte. „Eine neue Hose?“ „Jo. Hat alles geklappt, aber die süße will trotzdem die 87 Pfund für alles jetzt schon haben. Anschreiben geht nicht. Bezahlung auf andere Weise kann sie leider nicht machen, die Bücher will sie nicht fälschen.“ Er zuckte dabei mir den Schultern und erst musste ich überlegen, was es für andere Möglichkeiten zur Bezahlung geben könnte. Dann aber räusperte ich mich nur und sah zu Sera. „Du hast nicht zufälligerweise 87 Pfund? Ich will ihn ungern wieder ohne Sachen sehen.“ „Hey! Gib es doch zu Kleine, du würdest mich liebend gerne wieder ohne sehen.“ „Wenn du dich dann besser fühlst, träume ruhig weiter davon.“ Meinte ich zu ihm und sah dann wieder zu Sera, welche nur mit dem Kopf schüttelte. Also was nun? „Dann bleibt uns wohl keine andere Möglichkeit. Kannst du Alucard fragen ob er was her bringen kann? Vielleicht auch etwas mehr, falls Sorin wieder vergisst sich auszuziehen, bevor er die Gestalt wechselt.“ „Das nächste mal wenn ich denke eine Gefahr ist in der Nähe, werde ich extra für dich mich in einen Raum verziehen, mich ausziehen und dann erst verwandeln. Bist zwar bis dahin bestimmt schon tot, aber immerhin hab ich die Sachen nicht kaputt gemacht.“ Er streckte mir die Zunge raus, woraufhin ich ihn anfauchte. „Es muss doch Sachen geben, die diesen Gestaltwechsel besser überstehen!“ Wand ich nun ein, denn so oft konnten die sich doch auch nicht Klamotten besorgen. „Gibt es, aber die kratzen so verdammt am Fell.“ „Für die kurze Zeit wirst du es doch ertragen können!“ „Mhhh....lieber laufe ich nackt durch die Gegend.“ „Sorin!“ Mein Blick war ernst und er warf dabei nur die Arme nach oben. „Ist ja gut. Verdammt. Ihr Blutsauger habt sie echt nicht alle. Total die Spießer.“ Es war wohl alles eine Sache der Gewohnheit, dachte ich mir und sah zu Sera, die gerade ihre Hand hob, wohl um zu zeigen das sie auch etwas zu sagen hat. „Alucard sagte eben, dass er in einer halben Stunde da sein wird.“ „Er soll gleich her kommen!“ Sie zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. „Oh man, irgendwann werde ich das Irrenhaus sicher vermissen.“ Ich ging nun auch die letzten stufen der Treppe runter und am Wolf vorbei zur Eingangstür. „Kathrin??“ „Ich gehe nur Bescheid sagen, dass es etwas dauert...bevor sie noch wen anderes ruft.“ Und dabei dachte ich mehr an die Polizei wegen Zechprellerei oder sonst was in dieser Richtung. Als ich auf den Lieferwagen zuging, sah ich schon wie die Fahrertür aufging und jemand ausstieg. Es war tatsächlich diese Amanda. „Morgen. Tut mir leid, dass du warten musst aber es dauert noch einen Moment...Ich hab meine Brieftasche verlegt, aber wir suchen sie gerade. Dürfte nicht lange dauern.“ „Keine sehr neue Ausrede.“ Sie lehnte sich mit der Schulter lächelnd gegen die Seitentür des Wagens. „Mir ist auf die schnelle keine bessere eingefallen.“ Gab ich wieder und blieb beim Tor stehen. Da Sorin dieses hinter sich nicht geschlossen hatte, stand es auf der linken Seite von mir aus offen. „Wenigstens das ist mal ehrlich.“ Sie stieß sich nun vom Wagen ab und kam auf mich zu. „Du bist also nicht mehr alleine hier?“ „Hat sich so ergeben. Mit ein paar Freunden macht der Aufenthalt hier gleich noch viel mehr Spaß.“ Sie nickte mir zu und blieb direkt vor mir stehen. „Ich muss gleich zurück zum Laden.“ Ich stellte mich ihr etwas lockerer entgegen und seufzte. „Tut mir wirklich leid. Derjenige mit den Finanzen ist in zirka einer halben Stunden da.“ „Und ihr habt kein weiteres Geld da?“ „Brauchten wir bisher nicht. Wir haben eigentlich alles was wir brauchen.. bis auf Ersatzsachen für Sorin.“ „Ja, er hat mir schon erzählt, dass er die aufgrund des spontanen Aufbruchs hier her vergessen hätte. Aus irgend einen Grund konnte ich es ihm nicht ganz glauben. Aber ihn weiterhin ohne Sachen durch die Gegend laufen lassen, wollte ich auch nicht.“ Und dafür war ich ihr mehr als Dankbar. „Doch, er hat wirklich keine weiteren Sachen hier.“ Bestätigte ich nochmal dessen Aussage und wollte gleich noch etwas hinter her werfen, als ich sah wie Alucard hinter ihr auftauchte. Er trug zu meiner Überraschung wieder seine komische Brille . Scheinbar hatte er eine neue sich angeschafft. Augenblicklich hellte sich meine Stimmung auf. „Na endlich, was hat denn so lange gedauert?“ Wollte ich wissen und nun drehte sich auch Amanda um. Als sie ihn sah, erstarrte sie kurz und schließlich ging sie einfach zu ihrem Wagen. Verwundert sah ich zu, wie sie schließlich davon fuhr. „Äh...und das Geld?“ fragte ich verwundert als er mir seine Hand entgegen streckte. Was war denn jetzt los? Ich neigte den Kopf etwas zur Seite und streckte dann aber doch meine Hand aus. „Alles in Ordnung mit dir?“ Wollte ich wissen. „Kathrin!!! Nicht!!“ Verwirrt dreht ich mich um, als Sorin aus dem Haus gestürmt kam und sich beim rennen verwandelte. Die schönen neuen Sachen, dachte ich mir in dem Moment nur. Kapitel 60: Bevor Sorin bei mir ankam, wurde ich am Handgelenk gegriffen und nach hinten weg gezerrt. Die Schatten hatten sich um mich gelegt, doch anstelle von sonst, wo ich mit Alucard über einen Bodenlosen Abgrund stand, befand ich mich dieses mal noch immer auf dem Grundstück. Sorin lief geradewegs in seiner Wolfsgestalt durch mich hindurch und es fühlte sich an, als wenn ich auseinander gerissen werden würde. Er schien wütend zu sein. Ihn hören konnte ich nicht und selbst ihn sehen tat ich nur sehr verschwommen. Ich drehte mich zu Alucard um, welcher noch immer mein Handgelenk festhielt und wollte ihn gerade fragen was das hier sollte. Doch war auch er, genau wie alles andere um mich herum und ich selber in Grautönen gehalten. Das war nicht normal...das war nicht...er. Jedes mal wenn er mich mit in die Schatten gezogen hatte, waren seine Sachen dennoch in dem selben Rot gewesen wie sonst auch. „Wer bist du?“ Wollte ich wissen und versuchte auch gleich mich aus der Finsternis zu befreien. „Die Täuschung ist mir dieses mal wohl nicht gut gelungen.“ Seine Stimme klang wie die eines Teenagers meines alters. Sie war etwas hoch. Ich wollte von ihm weg, als er sich vor meinen Augen verwandelte. Seine Haare waren grün und nach oben kurz gestylt. Die Seiten kurz rasiert. Seine Augen glichen denen einer Katze und schienen grün zu leuchten. Das Gesicht wirkte jugendlich und passte eher zu der Stimme als vorher. Nur die Sachen, welche er trug, veränderten sich kein bisschen. „Da hatte ich mir so viel Mühe gemacht diesen beschissenen Modestil nach zu machen und dann hielt die Illusion nicht mal wenige Minuten. Echt Scheiße.“ Er grinste mich an. „Aber wir haben keine Zeit.“ „Da hast du recht, deine Zeit ist abgelaufen! Alucard wird gleich hier sein!“ „Ich weiß, deswegen sollten wir jetzt auch verschwinden.“ Als wenn ich mit dem mitgehen würde. Ich fletschte meine Zähne, als er meine Hand nicht los ließ. Aus diesem Grund wollte ich gerade nach ihm treten, als er mich wieder angrinste und dabei an seinen Hals griff. Er zog einen Anhänger vor, der aussah wie eine Muschel und zerdrückte diese in seiner Hand. Gerade als ich ihn mit einem Tritt in die Seite traf, wurde ich wie mit einem starken Wirbel fortgerissen. Ich landete mit voller Wucht gegen eine Felswand und danach zu Boden. „Scheiße Alter! Die hat einen verdammt starken Tritt!“ „Nenn mich nicht Alter!“ Ich sah nach oben und rieb mir dabei über den schmerzenden, unteren Teil meines Rückens. Der Junge mit den grünen Augen schmiss den zerdrückten Anhänger in die Ecke. „Ich sag was ich will und wann ich es will! Und jetzt her mit den Moneten!!“ Er streckte seine Hand aus, doch bevor dort etwas rein gelegt wurde, sah ich nur, wie ein etwa 40 cm langes Messer durch seinen Kopf gestoßen wurde. Ich riss dabei die Augen auf, vor allem als es nach oben weg gezogen wurde. Der Junge stand noch wenige Sekunden aufrecht und fiel schließlich nach hinten weg. Auf dem Boden, nur wenige Meter von mir entfernt verteilte sich sein Blut und etwas von seiner Gehirnmasse. Ich musste mich davon weg drehen, doch vor allem da ein anderer Teil von mir zu gerne wissen wollte, wie das Blut des Jungen wohl schmeckte. „Bei mir musst du dich nicht zieren, du kannst gerne deinen Gelüsten nach kommen.“ Der Führer des Messers kam auf mich zu und blieb neben mir stehen. Danach strich er mit seinem Finger über die Klinge. „Du solltest wirklich probieren. Einen Gastaltwandler zu finden ist mehr als schwierig und so schnell wirst du nicht mehr in den Genuss von solch einem Blut kommen.“ „Genau aus dem Grund hättest du ihn auch nicht gleich umbringen müssen.“ „Doch. Der Vampir und der Wolf würden seinen Geruch mit Sicherheit schnell zusammen finden. Du seist also gut beraten einen weiteren Durchgang zu erschaffen, altes Weib!“ Ich behielt mich unter Kontrolle, auch wenn es mir verdammt schwer fiel. Zu gerne hätte ich das Angebot angenommen und doch von der köstlich riechenden Flüssigkeit probiert. Nachdem er merkte, dass ich es nicht annahm, wischte er den Finger an einem Tuch ab und wischte damit auch die Schneide des Messers sauber. Anschließend steckte er es in eine Scheide an seinem Gürtel. Seine Kleidung kam mir alt vor. Er trug eine Mischung aus Anzughose und Überrock. Alles war in einem eher ausgeblichenen Schwarz gehalten. Hier und da befanden sich rote Staubflecken, wohl von dem Gestein rings herum. Ich wagte es nun auch ihn anzusehen, nachdem ich den eben erlebten Schock und die Gier nach dem Blut überstanden hatte. Als ich ihn ansah, blickte er mich von oben herab an. Ich stand vorsichtig auf und tastete dabei die hintere Wand ab. „Du...siehst fast aus wie Juraj...aber...“ „Juraj war mein kleiner Bruder. Hmpf. Das er wegen dir drauf gegangen ist. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass man kein 300 Jahre altes Kind auf so was wie dich ansetzen sollte. Aber Vater hat ja nicht gehört. Wollte unbedingt seinen Liebling los schicken. Tja, Pech für ihn das der nicht mehr zurück kommt.“ Wie es aussah bestand keine große Geschwisterliebe zwischen den beiden. Irgendwie glaubte ich, war dies zu meinem Glück im Moment. Nachdem ich endlich stand versuchte ich in Gedanken mit Alucard Kontakt aufzunehmen. „Das würde ich dir nicht raten, Kind. Ich habe ein feines Gespür für die Anwendung solcher Gaben.“ Eine ältere Frau, vielleicht an die 80 Jahre kratzte irgend ein grünes Zeug etwas weiter hinten von der Wand in einen Mörser direkt hinein. Ich konnte nicht sehr viel von ihr erkennen, da sie einen langen Mantel mit einer Kapuze trug. „In was für einen Film bin ich hier nur rein geraten?“ Ich sprach mehr zu mir selber. „Da ich mich damit wenig auskenne, kann ich dir die Frage nicht beantworten. Aber eines sollte dir klar sein, versuchst du etwas dummes, werde ich ganz schnell herausfinden ob du schon so weit bist und es überstehst, wenn ich dir den Kopf abtrenne.“ Ich rieb mir über den Hals und war mir irgendwie sicher, das er diese Drohung Wirklichkeit werden ließ. „Beeil dich endlich, altes Weib! Ich will ungern meinen Vorteil aufgeben!“ „Immer diese Hektik. Ihr jungen Leute solltet Geduld lernen.“ Hatte sie eben junge Leute gesagt? Und das zu einem dessen jüngerer Bruder angeblich 300 Jahre alt war? Wie alt war die dann? Und vor allem, was war sie? Wieso außerdem hatte ich mich über eine langweilige Zeit beschwert gehabt? Ich wollte wieder zu der Langeweile mit dem Büchern zurück! „Diese Tugend bleibt mir hoffentlich noch lange verwehrt.“ „Könntest du mir wenigstens sagen, wer du bist und was du von mir willst?“ Er sah wieder direkt zu mir und ein Grinsen zierte dabei sein Gesicht. „Ich werde dich zu Vater bringen. Er hat schon lange auf so was wie dich gewartet..naja..fast so was wie dich. Erst muss dieser elende Schutzfilm von dir runter, welcher deine wahre Natur verbirgt.“ „Das ist ein Scherz, oder? Was will denn ein Drache von mir?“ „Also bitte. Du bist ein mehr als seltenes Objekt. Das würde hervorragend in seinen Hort passen. Eventuell dienst du später auch zu anderen Zwecken. Du bist doch ein Blutsauger, dann kannst du andere in dich aufnehmen und deren Fähigkeiten für dich nutzen. Das wird mehr als nützlich sein für ihn.“ Warum hatte ich gerade ein Bild von mir im Kopf, wie ich in einem Käfig in mitten eines Berges fest saß und um mich herum ein großer Drache schlief? „Es ist fertig.“ Die alte Frau kam auf uns zu. Ich bemerkte, dass sie beim gehen ihr rechtes Bein hinter sich herzu ziehen schien. Sie reichte ihm eine Muschel und ich bemerkte, dass einige von diesen dort hinten verstreut auf dem Boden lagen. „Wohin wird es mich bringen, altes Weib?“ Ich betete regelrecht das es ein Ort in England war, oder zumindest einer in Frankreich. „Zu einem Ort im Kaukasus Gebirge.“ „Kaukasus Gebirge??“ Fragte ich nochmal nach und verfluchte innerlich meine frühere Abneigung gegenüber Geografie. „du weißt genau, dass es dort gerade mehr als kalt ist und ich die Kälte verabscheue!“ „Du wolltest einen schnellen Durchgang. Halte sie nahe bei dir und zerdrücke dann die Muschel.“ Kurz bevor sie diese in seine Hand fallen ließ, schloss sie ihre Hand darum. „Erst mein Amulett. Abgemacht war abgemacht, Drache. Hiernach stehe ich nicht mehr in deiner Schuld.“ „Verflucht seist du, altes Weib!“ „Das bin ich schon seit einer Ewigkeit.“ Er griff in die Seitentasche und zog ein etwas kantiges Objekt raus. Es sah aus wie aus Bronze und in der Mitte erkannte ich ein Symbol. Es war ein gerader Strich und oben dran waren links, rechts und in der Mitte jeweils ein Kreis. Nachdem sie danach griff, ließ sie die Muschel in seine Hand fallen und löste sich buchstäblich in Luft auf. Er sah nun zu mir und kam noch näher. „Das wirst du bereuen.“ „Bestimmt werde ich das irgendwann einmal. Doch mit Sicherheit nur, die Alte aus dem geschuldeten Gefallen entlassen zu haben.“ Als er nach mir griff, wehrte ich mich nicht. Ich wollte ihn etwas in Sicherheit wiegen. Immerhin, wenn ich Glück hatte war es die alte Frau, welche nur spüren konnte das ich meine Fähigkeiten einsetzte. Sobald ich etwas Abstand zwischen ihn und mich gebracht hatte, würde ich mich mit jemanden schnellstens in Verbindung setzen. Er zerdrückte die Muschel in seiner Hand und wieder schien es, als wenn ein Strudel mich mit sich zog. Ich schlang die Arme um mich und konnte meinen eigenen Atem vor mir sehen. Es war eisig kalt. Wir standen in einem Tal, umgeben von lauter Gebirgen die mit Schnee bedeckt waren und es hatte sicher mehr als Minus 20 Grad hier. Es war Tag, doch aufgrund der vielen Wolken konnte man keine Sonne sehen. „Beweg dich und versuch keine Tricks! Ich habe mich abgesichert!“ Murrend sah ich zu ihm und bemerkte, wie der Schnee um ihn herum begann zu schmelzen. „Und wie? Mit einer eingebaute Heizung oder wie?“ Sein Blick war finster. „Ich habe etwas das dafür sorgt, dass du keine Möglichkeit hast mit jemanden zu sprechen der sich nicht in deiner Unmittelbaren Nähe aufhält.“ Es dauerte einen Moment, bis ich überhaupt begriffen hatte, was er da gerade sagte. „Ihr Drachen spielt wirklich mit miesen Tricks!“ „Wir nutzen nur unsere Vorteile und jetzt los! Ich will hier nicht fest frieren wegen dir!“ Er deutete per Kopfbewegung hinter mich. Aus diesem Grund drehte ich mich um und ging los. Der Schnee ging mir bis zu der Mitte meiner Unterschenkel. „Willst du nicht vorgehen, dann sind wir sicher schneller!“ Immerhin taute um ihn herum alles, während ich mich durch den festen Schnee bewegen musste. „Ich werde nicht den Fehler machen dich aus den Augen zu lassen und jetzt geh schneller!“ Damit war es amtlich, ich konnte ihn kein bisschen leiden! „Verrätst du mir jetzt wenigstens deinen Namen, wenn ich schon die nächste Zeit dich in meinem Rücken haben werde?“ In etlichen Metern Entfernung konnte ich eine Hütte erkennen. Anscheinend war diese unser Ziel. Ich konnte mir ein besseres Versteck vorstellen. Wie wäre es mal auf einer karibischen Insel? „Du kannst mich Reko nennen.“ „Reko? Und das ist dein wirklicher Name?“ „Ich habe kein Interesse daran eine Bindung oder ein Gespräch mit dir zu führen, also warum sollte ich dir dann meinen richtigen Namen sagen?“ Juraj war mir da doch sympathischer gewesen, vor allem schien der hier tatsächlich gefährlicher zu sein. „Nun gut, Reko. Ich habe aber vielleicht Interesse an einem Gespräch, wenn ich schon von dir festgehalten werde.“ „Dann werde ich dir die Zunge raus reißen müssen.“ Unterbewusst biss ich mir selber auf diese und stellte es mir gerade vor. Jetzt wurde mir noch kälter. Als wir bei der Hütte ankamen, ging ich sofort hinein und stampfte mit den Schuhen auf den Boden. Die Hütte war nicht sehr groß. Links ging es direkt zu einer kleinen Küche und rechts war eine Sitzecke, wohl als Essmöglichkeit gedacht. Geradeaus ging es zu einem Kamin und davor stand ein altes Sofa mit irgend einem Fell überzogen. Es ging noch eine Treppe an der Wandseite nach oben. Doch war dort kein weiteres Zimmer, sondern eine Schlafmöglichkeit die man jedoch genau einsehen konnte, wenn man vor dem Kamin stand. Alles in allem hatte die Hütte vielleicht nur 60 qm Grundfläche. „Holz liegt bestimmt hinterm Haus.“ Ich dachte er würde welches holen gehen und mich kurz alleine lassen. Das wäre meine Gelegenheit gewesen irgendwas unternehmen zu können. Doch sah er mich abwartend an und deutete dann mit einem Blick an, dass ich nochmal raus gehen sollte. „Echt jetzt? Ich soll nochmal nach dort draußen?“ „Ich sollte dir vielleicht gleich die Zunge raus reißen, deine Wiederworte nerven.“ Mit geballten Fäusten ging ich wieder raus und er folgte mir dabei auch noch. Hinterm Haus war wirklich etwas Holz gestapelt und ich fragte mich sofort, wem die Hütte wohl gehörte. Ob derjenige hier bald auftauchen würde. „Muss ich dir echt alles sagen? Nimm schon ein paar Holzscheite und trag sie rein!“ Knurrend packte ich einige auf meinen Arm und trug sie ins Haus, während er mir dabei nur folgte und keinen Finger rührte. Ich konnte ihn wirklich nicht leiden. Drinnen ließ ich das Holz vor dem Kamin fallen und strich mir den Schnee von der Kleidung. „Du solltest ein Feuer im Kamin machen, wenn du nicht weiter frieren willst.“ „Ich? Aber wie?“ „Holz rein, gucken ob der Abzug funktioniert..obwohl. Eine Rauchvergiftung solltest du aushalten können..vielleicht. Und dann das Feuer anmachen.“ Als wenn ich irgend eine Ahnung von Kaminen gehabt hätte. Dennoch schmiss ich etwas von dem Holz rein. Nur hatte ich nichts zum Feuermachen und sah ihn daher an. „Spuck Feuer, mein Drache.“ Sagte ich mit einem Lächeln zu ihm und deutete drauf. Reko kam zu mir und bedachte mich dabei mit einem mehr als bösen Blick. Er kniete sich hin und streckte die Hand aus. Ich konnte die Hitze spüren, welche er ausstrahlte. Er schien das Holz zu trocknen und dann fing es tatsächlich an Feuer zu fangen. Etwas erstaunt blickte ich hin. Nachdem er sich wieder aufrichtete, zog er den Überrock aus und legte diesen über die Sofa-lehne. Er trug ein weißes Hemd und drüber eine golden-farbige Weste mit lauter Verzierungen, die ich aber nicht genau erkennen konnte. Wenn ich jetzt nicht gewusst hätte, das er ein Drache, wie Juraj war, ich hätte ihn wie auch seinen Bruder zuvor, für einen Engel gehalten. Wieso nur mussten scheinbar Drachen so verdammt gut aussehen? Kopfschüttelnd sah ich sofort von ihm weg. „Mein Bruder scheint bei dir einige seiner Verführungskünste angewendet zu haben. Wie es scheint aber mit wenig Erfolg.“ „Ich verstehe unter Verführungskünste nicht, mit jemandem Gedanken herum zu spielen.“ Entgegnete ich und sah mich etwas mehr hier um. Es wurde sogar langsam warm in der Hütte. Ich war unschlüssig, ob ich mich auf einen Stuhl, welcher in der Ecke stand, setzen oder weiter hier in der Gegend herum stehen sollte. „Setz dich endlich!“ Damit wurde mir die Entscheidung abgenommen und ich ging zu dem Stuhl. Die nächsten Stunden, welche vergingen, blieb ich dort wo ich war und beobachtete ihn einfach nur. Ich hatte es einmal versucht mit Alucard doch Kontakt aufzunehmen, aber es blieb nur bei dem Versuch. Scheinbar hatte er die Wahrheit gesagt. Reko hatte sich auf dem Sofa lang gestreckt und sah dem prasselnden Feuer zu. Ich musste einen Weg finden hier abzuhauen. War nur zu hoffen, dass er vielleicht irgendwann auch mal schlafen musste. Immerhin konnte er doch sicher nicht Tagelang aufbleiben, oder? Nur wie viel Zeit wirklich verging, konnte ich auch nicht genau feststellen. Es gab hier keine Uhren und er hatte die Fensterläden alle geschlossen. Wohl damit nicht doch die Sonne herein schien, wenn sie scheinen sollte. Ich musste mich bei den Gedanken schon wieder an Juraj erinnern. „So gerne ich auch weiter meine Zeit mit Nichtstun verbringen würde, ich bräuchte eine Toilette.“ „Hm...Wie kann es eigentlich sein, das ihr Blutsauger solcher Bedürfnisse nach gehen müsst?“ „Woher soll ich das denn wissen? Und über so was will ich auch nicht mit jemanden wir die reden!“ Entgegnete ich und stand dann auf. „Also, wo ist das Bad?“ Fragte ich und bekam nun ein diabolisches Grinsen von ihm zugeworfen. Mir lief dabei ein kalter Schauer über den Rücken. Doch erst recht, als ich von ihm begleitet nach draußen ging. Es war doch nicht zu glauben, hier gab es nur eine Toilette in einem kleinen Häuschen, gut 10 Meter von der Hütte entfernt. „Die Tür bleibt offen.“ „Es gibt vieles, was ich mir gefallen lassen, aber das geht gar nicht!“ „dann wirst du es dir verkneifen müssen.“ Ich biss mir auf die Lippe und blieb vor dem Toilettenhäuschen stehen. Irgendwann zischte er mir entgegen. „Gut, aber wenn du was versuchen solltest...“ „Jaja, schon klar.“ Ich winkte ab und verschwand dann sofort hinein. Es brauchte Überwindung, da ich solch eine Örtlichkeit nicht gewohnt war und verzweifelt suchte ich erst das Toilettenpapier. Nachdem ich fertig war, griff ich einige Meter von dem Häuschen entfernt nach dem Schnee vom Boden und zerrieb diesen zwischen meinen Händen. „Verwöhntes Balg.“ „Was soll das denn heißen?? Ich hab nur einfach keine Lust mir sonst was einzufangen!“ „Als wenn dir so etwas Probleme bereiten könnte.“ vielleicht hatte er da recht und doch ging ich genervt an ihm vorbei und zurück in die Hütte. Auf dem Weg dorthin, schnappte ich mir auch gleich noch ein paar Holzscheite. Wenn ich eh schon draußen war. „Du hättest vor 500 Jahren leben sollen. Da sahen solche Örtlichkeiten noch bei weitem anders aus als heute.“ „Vor 500 Jahren?...Wie alt bist du?“ Fragte ich nun und legte das Holz vor den Kamin ab. „500. Das hätte dir eben klar sein müssen. Du bist wirklich beschränkt in deinem Denken.“ Ich musste mich zusammen reißen, es würde nichts bringen mich jetzt aufzuregen. Zumindest redete ich mir dies immer wieder ein. „Also, wie schaffe ich es, das du schnellstens diese lächerliche Menschlichkeit los wirst?“ „Gar nicht! Die gehört zu mir!“ „Das bezweifle ich stark.“ Ich setzte mich wieder auf den Stuhl und würde einen Teufel tun, ihm irgendwas über mich zu sagen. Er musste nicht wissen, dass ich selber gerade mit mir rang. Ob Alucard schon auf der Suche nach mir war? Mit Sicherheit. Nur ob er mich auch finden wird, obwohl ich so weit weg war und nicht mit ihm in Verbindung treten konnte? Ich hoffte es einfach. Kapitel 43: Kapitel 61 - 62 --------------------------- Kapitel 61: Es war schon ein Tag vergangen, auch wenn ich es nicht mit Gewissheit sagen konnte. Ich hatte es mir auf dem einzigen Bett in dieser Hütte gemütlich gemacht und wusste genau, dass Reko mich dabei immer wieder beobachtete. Als wenn ich plötzlich verschwand. Doch kam mir der Gedanke in der Tat. Nur hatte ich noch nicht geschafft mich in den Schatten schnell zu bewegen. Ich war ja schon froh normal in denen zu gehen. „Wie lange kannst du ohne Blut auskommen?“ Nach mehreren Stunden hatte er endlich das Schweigen zwischen uns gebrochen und dies war seine erste Frage? Mit einem abwertenden Zischlaut drehte ich mich auf die Seite und ihm somit meinen Rücken entgegen. „Irgendwann wirst du mir die Frage schon beantworten, spätestens wenn du Durst bekommst.“ „Hattest du nicht gesagt, du hast kein Interesse daran mit mir ein Gespräch zu führen? Dann halt die Klappe!“ Meinte ich nur und schloss meine Augen. Ich würde einfach versuchen die Zeit verstreichen zu lassen. So tun als schlief ich und wenn er dasselbe tat, weit genug von ihm wegkommen. Es verging erneut eine Zeit des Schweigens und ich hörte das Knarren der Leiter. Auf der Stelle setzte ich mich auf und knallte dabei mit der Stirn gegen einen der Balken. „Verdammt!!“ Fluchte ich und sah ihn dann finster an. Er grinste geradezu hämisch zu mir, verschränkte die Arme und legte diese auf den letzten Treppenabschnitt. „Solch ein Drang zur Selbstverletzung?“ „Was willst du hier oben?? Lass mich in Ruhe und krieche am besten in deine Höhle zurück!“ Doch legte er sein Kinn auf den Unterarm und fixierte mich dabei genau. Ich griff nach der Decke, ließ mich wieder zurückfallen und zog diese über mich drüber. „Wieso hängst du so sehr an deiner Menschlichkeit?“ Ich ignorierte ihn einfach und nach einiger Zeit bemerkte ich, das er sich wieder von mir distanzierte. Ich nahm das Geräusch wahr, wie er sich aufs Sofa zurücklegte. Daher zog ich langsam die Decke von meinem Gesicht und drehte mich um, so das ich ihn sah. Er lag auf den Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte hoch zur Decke. „Na was solls. Ich hab schon öfter längere Zeit mit warten verbracht um an eine Beute ran zu kommen. Bin mal gespannt, wie lange es bei dir dauern wird. Eine Woche? Ein Monat? Ein Jahr?“ Das sagte er doch nur, um mich zu verunsichern. Wer würde schon ein Jahr warten um an etwas ran zu kommen? Doch als ich mir dann durch den Kopf gehen ließ, wie alt er war. Da war ein Jahr sicher nichts im Vergleich zu. Zumal wenn alles stimmte, was Alucard sagte, mir nicht mal ein Monat blieb und ich noch immer keine Ahnung hatte, was bis dahin alles mit mir geschah. Ich ließ meinen Blick zum Kamin schweifen. Das Feuer war schon am abklingen und er unternahm keinerlei Anstalten die letzten vier Holzscheite von denen, welche ich reingebracht hatte, hinein zu werfen. Aufstehen wollte ich nicht, doch mir den Arsch abfrieren noch weniger. Daher schlug ich die Decke weg und kam runter. „Du kannst dich ruhig ums Feuer kümmern!“ „Ich regle meine eigene Temperatur.“ Dabei hielt er seine Hand von sich weg und ich sah, wie kleine Flammen um diese zu tanzen begannen. „Wow, damit könntest du glatt in einer Freakshow auftreten.“ Murrend nahm ich die letzten Holzscheite und legte sie in den Kamin hinein. „Ich stehe so kurz davor, dir deine jämmerliche Zunge raus zu reißen!“ „Ach bitte! Wenn du das gewollt hättest, hättest du es schon lange getan!! Ich wette ja eher, du hast schiss, dass dein Vater dich umbringt, wenn du mich nicht unversehrt zu ihm bringst!“ Vielleicht ging ich gerade etwas forsch mit ihm um und hätte mich zurückhalten sollen. Doch war mir klar, dass ich mich hier nicht wie ein kleines Mäuschen ducken sollte. Ich war ihm eindeutig unterlegen, aber das Bluffen hatte ich erst so richtig bei Alucard gelernt. Mit vor der Brust verschränkten Armen funkelte ich ihn böse an und riss mich zusammen um nicht zu zucken oder sonst was, als er plötzlich vor mir stand. Er hatte sich so schnell bewegt, dass ich es nicht mal gesehen hatte. „Ja, jetzt begreife ich eher, warum mein kleiner Bruder dich nicht einfach weggesperrt hat. Er fand dich interessant.“ Das war wohl eher, weil er glaubte, ich würde auf seiner Seite stehen und ihm vertrauen, dachte ich. Zumindest am Anfang. „Fass mich an und ich werde dir die Hand abbeißen.“ Knurrte ich ihm entgegen und fand seine Hand schnell an meinem Kinn wieder. Er zog es runter und drückte dabei Daumen und Zeigefinger fest in die Mundwinkel hinein, so das ich gar nicht anders konnte als den Mund zu öffnen. Als er doch tatsächlich nach meiner Zunge greifen wollte, holte ich mit dem Knie aus und traf ihn unerwartete zwischen den Beinen. Dadurch ließ er mein Kinn etwas locker und ich biss so fest zu, wie ich nur konnte, riss dabei an seinem Arm. „Verfluchtes Weibsstück!“ Er ließ ganz von meinem Kinn ab, aber nur um mich mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Ich fiel zur Seite und auf den Boden. Seine Kraft war eben doch größer als die meinige. Ich spuckte den abgebissenen Finger von ihm auf die Erde und wischte mir die Lippen sauber. Sein Blut auf meiner Zunge war scharf und schien diese verbrennen zu wollen. Sofort versuchte ich, es auszuspucken. „Du hast mir einen Finger abgebissen!“ „Du wolltest mir die Zunge raus reißen!!“ Obwohl ich im Moment nichts dagegen hatte, so wie diese brannte. Er griff nach mir und zerrte mich an den Haaren hoch. „Du jämmerliches Wesen!“ Ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. Als wenn mich solch eine Beleidigung in irgend einer Art und Weise noch traf. Zu oft hatte Alucard mich ebenso genannt und des Öfteren keinen Hehl daraus gemacht es mir zu zeigen. „Ein jämmerliches Wesen, das seine Drohung wahr gemacht hat.“ Und damit spuckte ich ihm ins Gesicht, wobei er mich zur Couch warf und diese durch die Wucht des Aufpralls nach hinten umkippte. Ich landete unbequem daneben. „Mit einem hast du recht. Ich hätte nicht gedacht, dass du so es wahr machen würdest.“ Er griff erneut in meine Haare und zog mich daran hoch, schmetterte meinen Kopf mit Wucht gegen einen der großen Balken und dies nicht nur einmal. „Es ist meinen Vater egal, ob du in einem Stück zu ihm kommst oder nicht! Hauptsache ist ihm, dass du lebst und ihn nützlich sein kannst!! Und wenn ich dich dafür bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln muss, dann tu ich das mit Vergnügen!“ Als schon die Haut auf meiner Stirn aufgeplatzt war und immer mehr Blut mir vom Gesicht runter lief, schleuderte er mich in Richtung des Kamins. Ich traf mit dem Rücken genau gegen diesen und lag schließlich hustend auf der Funkenschutzvorlage. Ich bekam immer mehr den Drang ihm hier und jetzt die Eingeweide raus zu reißen um ihn anschließend an diesen aufzuhängen. Doch kurz bevor ich mich wieder auf ihn stürzte, ballte ich die Fäuste und rammte mir selber die Fingernägel in meine Handfläche. Das war es doch, was er erreichen wollte. Er setzte sicher darauf, dass ich mich verlor, dass ich nicht mehr Herr über meine Sinne war. Langsam richtete ich mich auf und ließ den Kopf kreisen, wobei mein Nacken etwas knackste. Dann aber drehte ich mich um und machte mich zur Tür auf. „Wo gedenkst du hinzugehen, Weibsstück??“ Er kam sofort zu mir um mich wieder an den Haaren zu packen, doch fauchte ich ihn dabei wütend an. „Erstens! Nenn mich nicht Weibstück!! Und zweitens will ich neues Feuerholz holen und mich abkühlen!“ Verdutzt sah er mich an und als er anfing, laut loszulachen, war ich es, welche verwirrt zu ihm sah. „Kann es sein, dass du unter einer gespalteten Persönlichkeitsstörung leidest?“ Ich biss mir auf die Innenseite meiner Lippe und öffnete die Tür. „Selbst wenn, es wird keine geben die auch nur annähernd sich mit dir einlassen würde!“ „Was spielst du für ein Spiel? Willst du testen, wie weit ich gehe? Was ich für Tricks drauf hab?“ Er stemmte seine Hand gegen die Tür und drückte diese zurück in die Angeln. „Du bist ein Drache! Dein größter Trick ist wohl Feuer zu spucken.“ Entgegnete ich grinsend und musste mich zusammenreißen. Ein Schmerz durchzog mein Gesicht. Sicher war es mehr als nur Grün und Blau angeschwollen. Doch ihm zeigen, dass es schmerzte? Mit Nichten! Ich hatte schon weitaus schlimmere Schmerzen erlitten. Da musste ich nur an letztens denken, als jemand eine Kugel durch meinen Brustraum gejagt hatte. Sein Blick glitt an meinen Körper runter und danach wieder hoch. „Nach den Erzählungen von Juraj, die er gab, bevor er getötet wurde, sollst du ein jämmerliches Etwas sein. Schwach, weinerlich, eben ganz und gar menschlich.“ Weinerlich? Doch hatte er sicher recht. Früher traf dies zum Teil auf mich zu. „Vielleicht ist er genau deswegen krepiert. Schon mal dran gedacht?“ „Seit einem kurzen Moment, in der Tat.“ Jetzt spielte er aber mit ziemlich offenen Karten. „Versuch mich noch einmal zu provozieren und ich werde dir solch eine Lektion erteilen, dass dein hübsches Gesicht danach nie wieder wie vorher aussehen wird.“ Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. Hatte er eben hübsches Gesicht gesagt? Ich schnalzte mit der Zunge und riss erneut die Tür auf. „Pass du lieber auf, bevor ich dir beim nächsten mal was anderes abreiße!“ „Vorher musst du erst mal daran kommen.“ „Mein Knie hat doch hervorragende Vorarbeit geleistet.“ Damit ließ ich ihn dort einfach so stehen und war selbst über mich erstaunt, was ich ihm hier für Sätze an den Kopf knallte. Die eisige Luft vor der Tür tat für den Moment gut. Ich beugte mich vor und nahm eine Handvoll Schnee hoch, drückte mir diese ins Gesicht. Zumindest eines schien festzustehen. Ich würde es so gut es ging vermeiden, nochmal sein Blut an mich ran kommen zu lassen. Es hatte wie Feuer in meinem Mund gebrannt. Selbst als ich kleine Reste davon runter geschluckt hatte, brannte mir die Speiseröhre. Nachdem ich mein Gesicht gekühlt hatte, begab ich mich zu dem Stapel Holz hinterm Haus und nahm einige davon auf den Arm. „Alucard, hol mich nur schnell hier raus. Ich werde danach auch brav die Bücher lesen.“ Flüsterte ich dabei, auch wenn er mich bestimmt nicht hörte. Doch als ich gerade den letzten Holzscheit auf meinen Arm legte, glitten die Gedanken an andere Erlebnisse und ich dachte auch daran zurück, dass ich mich früher in einigen meiner Träume mit ihm unterhalten hatte. Was wenn das noch funktionierte? Wenn dieser Drache es nicht abgeschirmt hatte? Eventuell wusste er nicht mal um derartige Fähigkeit. Während ich so darüber nachdachte, sah ich in die Ferne und bekam erst mit, das Reko bei mir stand, als er mir in die Kniekehle trat. Ich knickte dabei weg und das Holz von meinem Arm landete vor mir im Schnee. „Ahh!! Was sollte das denn???“ Knurrend drehte ich mich zu ihm um. „Du bist langsam!“ Wie gerne würde ich ihm eine rein hauen! Doch unterdrückte ich es. „Du kannst mir ja helfen!“ „Warum sollte ich? Beeil dich. Es wird kalt in der Hütte.“ Ich nahm die Holzscheite wieder auf und ging zurück- „Warum lässt du auch die Tür auf??“ Fragte ich aufgebracht und trat hinein. Es war ja kein wunder, dass es in der Hütte eisig wurde. „Wie schon mal gesagt, mir ist es relativ egal.“ Er streckte sich beim vorbeigehen und ich konnte nicht anders. Ich legte das Holz runter, raffte etwas Schnee vor der Tür zusammen und schmiss ihn diesen in Form eines Balles an den Hinterkopf. Gleich danach schloss ich aber die Tür und nahm das Holz wieder auf. „Vielleicht sorgt das ja dafür, dass du etwas abkühlst. Ansonsten kannst du deinen Kopf ja gerne einige Minuten in den Schnee rein stecken.“ „Weibsstück, das wirst du mir...“ „Hatte ich nicht schon mal gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst??“ Verärgert sah ich zu ihm und deutete danach auf das umgeschmissene Sofa. „Übrigens, dein Schlafplatz, Drache!“ Und damit strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und begab mich auf die Leiter zu. Ich ignorierte ihn ab da ganz einfach, ebenso all das, was er mir weiterhin entgegen schmetterte. Zu meiner Überraschung ließ er mich echt diese hochsteigen und in das Bett dort legen. Erst dachte ich, er würde mir doch noch eine verpassen, aber geschah das nicht. „Ach und achte auf das Feuer, wenn du schon dort unten bist. Ich habe kein Interesse, dir näher zu kommen als ich muss. Du bestimmt ebenso wenig.“ „Verwöhntes Balg!“ Ich war mit Sicherheit einiges, aber das nicht. Dennoch musste ich in mich hinein grinsen. Mit Gewissheit überspannte ich den Bogen immer weiter, doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Es hatte doch etwas Gutes, dass meine Verletzungen schnell heilten und das ich nicht so leicht den Löffel abgab. Ebenso das ich etliche Beleidigungen und Drohungen von Alucard schon gewöhnt war. Reko richtete das Sofa wieder und ließ sich auf dieses schließlich nieder. Ich schloss die Augen, nachdem ich die Decke hochgezogen hatte. Es war eine meiner wenigen Hoffnungen im Moment und ich musste mich konzentrieren. Ich hoffte, dass ich es wieder hinbekam mit Alucard in Kontakt zu treten. Länger als gedacht schaffte ich es nicht, Schlaf zu finden. Es fiel mir schwer, doch endlich hatte ich es geschafft. Leider hatte es nur keinen Effekt gebracht, als ich wieder aufwachte. Doch so leicht gab ich nicht auf. Während ich geschlafen hatte, hatte der Feuerspucker keine Anstalten gemacht, das Feuer am Laufen zu halten. Nachdem ich aufgewacht war, hatte sich die Hütte dementsprechend abgekühlt. Ich stand vor dem Kamin und murrte vor mich hin. „Du musst die Asche raus holen, das weißt du doch sicher, oder?“ Fragte er mich grinsend. Als wenn ich das gewusst hätte. Woher denn? Nachdem ich fertig war und die Asche einfach in einen Eimer neben dem Kamin schüttete, stapelte ich neues Holz in den Ofen rein. „Wenn du es schon nicht am Laufen hältst, dann fach es wenigstens an!“ Verlangte ich und verschränkte die Arme vor mir. Reko stand bereits auf und blieb vor dem Kamin stehen. „Sag bitte bitte und vielleicht erfülle ich dir den Wunsch.“ „Ich geh Streichhölzer oder ein Feuerzeug suchen. Es muss hier doch so was geben.“ Entgegnete ich nur und machte mich in die kleine Nische, wo eine Küche eingebaut war, auf die Suche. Dort öffnete ich die Schränke und zog ebenso die Schubladen auf. „Juchhu. Wer sagst denn.“ Lächelnd hielt ich eine Packung Streichhölzer hoch. „Wozu braucht man einen feuer-spuckenden Drachen, wenn man das hat?“ Ich kam zurück zum Kamin und versuchte dann diesen zum Laufen zu bringen. Aber irgendwie wollten die Flammen von den Streichhölzern nicht aufs Holz übergehen. „Wärst du ein Mensch, wärst du schon lange tot.“ „Wäre ich ein Mensch, würde ich nicht in dieser Situation sein!“ Schnauzte ich zu ihm und versuchte erneut den Kamin zum Brennen zu bringen, mit dem nächsten Streichholz. Ich hielt es solange an einen der Holzscheite, bis es zu meinen Fingerkuppen runter brannte. „Verdammt!“ „Mein Angebot steht noch. Sag einfach bitte bitte und ich werde es mir überlegen, dir zu helfen.“ Ihn ignorierend sah ich mich in dem Schrank, nahe des Kamins um. Ich zog dort die zwei Schubladen raus und fand dort einen kleinen Karton. Auf diesen stand Zündwolle. Ich kniete mich wieder vor den Ofen und zündete eines davon mit dem vorletzten Streichholz an. Als es brannte, legte ich es in den Kamin und nur zur Sicherheit weitere 3 Zündwollen dazu. Es dauerte zwar, doch endlich hatte ich es geschafft. „Ha! Ich sagte doch, wer braucht einen Drachen?“ Noch ehe ich meinen Triumph richtig auskosten konnte, hörte ich ein Motorengeräusch. Reko sah zur Tür und ging auf diese zu. War jemand zu meiner Rettung unterwegs? Doch sicher nicht mit einem Wagen, oder? Ich folgte dem Drachen, welcher die Hütte verließ. Da kam jemand angefahren, jedoch auf einem Schneemobil. Solche Dinger hatte ich bisher nur in Filmen gesehen. „Ein Mensch.“ Meinte Reko und ich sah ihn verwundert an. Woher wusste er das? Der Fahrer hielt vor uns und stieg ab, nahm den Helm ab. Es war ein älterer Mann, anfang 50. „Ras aket’eb ak’ ch’ems salonshi? Neba vinmes sashualeba mogets’at’ shesvla? Movutsodeb polits’ias“ Ich stand da und sah den Mann verständnislos an. Was hatte er gesagt? „Es aris misi k’okhi? Ch’ven ar vits’it’. Ch’ven davkarget.“ War ich hier die Einzige, welche nicht verstand, was gesprochen wurde? Der Mann schien zu überlegen und zeigte in eine Richtung. „5 kilometria sop’eli! gak’reba ik’!“ Also 5 Kilometer hatte ich verstanden. Das war doch schon mal ein Anfang, oder? „Ich hab keinen Nerv für so was. Wie sieht es aus, hast du hunger?“ Verwirrt sah ich zu dem Drachen. „Was?“ Doch ehe ich weiter fragen konnte, hatte er den Kerl schon an der Kehle gepackt und griff fest zu. Der Mann versuchte, sich zu wehren, aber schaffte es nicht. „Essenszeit.“ Reko zog das Messer, mit welchem er in der Höhle schon den Gestaltwandler umgebracht hatte und ließ es quer über die Brust des Mannes ziehen. Danach schmiss er diesen mir vor die Füße. „Bist du irre???“ Schrie ich und drehte mich weg. Der Geruch von dem Blut stieg mir in die Nase und mir wurde nur zu bewusst, dass ich schon seit 3 Tagen nichts mehr zu mir genommen hatte. Ich durfte mich davon nicht beirren lassen und wollte schnell die Tür hinter mir schließen. Doch das Wasser im Mund lief mir zusammen und ich drehte mich Lippen-leckend um. Es war zu verlockend ... und warum verkommen lassen? Das Blut sickerte in den Schnee hinein, färbte es rot. Wie bezaubernd der Schnee in diesem Moment aussah. „Beeil dich, bevor er tot ist. Ich hab mal gehört, Blutsauger stehen nicht so auf Blut von toten Menschen.“ Stimmte das? Und wenn ja, warum? Mit der Zunge strich ich über den rechten Eckzahn und es legte sich ein Grinsen auf meine Lippen. „Wenn sie tot sind, dann kann man schlecht mit ihnen spielen.“ Hörte ich mich sagen und griff an den Kragen des Mannes, riss ihn daran hoch und strich mit meinem Finger über die Wunde. Ich drückte sogar hinein und spürte eine Rippe. Der Mann schrie auf, war dem zu Folge nicht tot und sogar etwas bei Bewusstsein. Wie herrlich, dachte ich mir und leckte das Blut mir vom Finger. Oh ja, ich war in der Tat hungrig und wie. Mit der Hand griff ich an den Wundrand und riss ihm das Fleisch ein Stück runter. Sein Schrei hörte sich so schön an in meinen Ohren und schließlich biss ich ihm genau in die Kehle. Während ich von ihm trank, griff ich mit den Fingern die eine Rippe und brach sie ihm. Den Schmerz konnte er noch spüren, ehe ich soviel von ihm getrunken hatte, dass sein Herz aufhörte zu schlagen. Ich ließ erst von ihm ab, als kein Blut meine Kehle mehr runter floss, ließ den leblosen Körper in den Schnee fallen und leckte mir die Finger genüsslich sauber. „Und wo bleibt der Nachtisch?“ Fragte ich und sah dabei grinsend zu dem Drachen, welcher das Messer mit etwas Schnee sauber wischte und es zurück in die Scheide steckte. „Sieh an, doch eine gespaltene Persönlichkeit?“ „Nur eine, die Hunger hat.“ Raunte ich und ging auf ihn zu. „Ich glaube, so langsam fange ich an zu begreifen.“ Reko zeigte in eine Richtung. „5 Kilometer dort entlang soll es ein kleines Dorf geben. Dort sollten genügend Menschen sein um deinen Durst zu stillen.“ „Und wenn nicht?“ „Dann sehen wir weiter.“ Endlich jemand der wusste, was ich brauchte, was ich wollte. Ich ließ ihn dort im Schnee stehen und ging zu dem Gefährt. „Du fährst.“ Meinte ich nur, denn ich hatte vorher nie solch ein Ding benutzt, oder ein anderes in dieser Art. Obwohl, wenn er es nicht tat, würde ich es einfach ausprobieren, wie man es bedient. Doch kam der Drache dann schon und stieg auf, ich setzte mich hinter ihn und freute mich jetzt schon auf meinen Nachtisch. Kapitel 62: Er hatte recht behalten, es waren genug Menschen hier die meinen Durst stillen konnten. Zumindest den gerade aufgekommenen. Genüsslich leckte ich das Blut des etwa 5 jährigen Jungen von meinen Fingern, dabei diabolisch zu der am Boden kauernden Mutter sehend. Reko hatte ihr die Sehnen an den Füßen abgetrennt, wodurch sie ihrem kleinen Kind nicht zur Hilfe kommen konnte. Ihre Schreie die ertönten, als ich die Haut des kleinen Jungen mit meinen Zähnen durchbohrte und erst recht, nachdem ich ihm die Wunde am Hals mehr aufriss um schneller an die köstliche rote Flüssigkeit zu gelangen. Es war pure Musik in meinen Ohren. Mit der Zunge strich über die obere Zahnreihe und näherte mich mit langsamen Schritten der Frau. Sie sagte immer wieder die selben Worte unter Tränen, doch verstand ich die Frage nicht und hockte mich vor sie hin. „Du wirst gleich bei deinem Kind sein, also beruhige dich.“ Gab ich mit einer ruhigen Stimme von mir und begann nach dem Faden für ihre Gedanken zu suchen. Ich hatte eine mehr als gute Idee und strich mit den blutverschmierten Händen durch ihr Haar. Die blonden Strähnen verfärbten sich leicht. „Was hast du vor, Blutsauger?“ „Wenn ich nicht mehr als zufrieden wäre, dass du mich hier her gebracht hast, würde ich dich für die Bezeichnung von mir in Stücke reißen.“ „Oho? Du kannst es versuchen.“ Lächelnd erhob ich mich und ging um die Frau herum, welche versuchte, sich am Boden entlang zu ihrem toten Kind zu ziehen. „Denkst du wirklich, ich könnte dir keinen Schaden zufügen?“ „Ich denke, du hältst dich für mächtiger als du bist. Doch bist du noch ein Baby. Nicht mal alt genug um alleine krabbeln zu können. Hilfloser als dieser Wurm auf dem Boden.“ Und dabei deutete er auf die Frau, welche unter Tränen die leblose Hand ihres Jungen berührte. „Verwechsle mich nicht mit dem Wesen, welches unter Menschen aufgewachsen ist!“ Ich hob mein Kinn an und neigte den Kopf leicht zur Seite. „Das tu ich nicht. Doch wenn du mich wirklich in » Stücke reißen« könntest, dann hättest du es schon längst getan, nicht wahr?“ Als er die von mir gesagten Wörter wiederholte, deutete er mit den Fingern Gänsefüßchen in der Luft an und sprang von der Tisch-kannte runter, auf welcher er gesessen hatte um sich das Schauspiel mit anzusehen. Leider hatte er Recht gehabt, was ich aber nicht zugeben würde! Ich war noch nicht stark genug um gegen ihn zu bestehen, doch würde es nicht mehr lange dauern. Da war ich mehr als sicher. Ich spürte jetzt schon eine Macht durch meinen Körper fließen. Alleine dadurch, dass ich mich meinen Hunger richtig hingeben konnte und dies ohne das mich einer daran hinderte. Als ich an den einen denken musste, welcher es immer tat, setzte ich ein mehr als zufriedenes Grinsen auf die Lippen. Was würde er wohl sagen, wenn er mich so sehen könnte? Ob es ihm auch gefiel? Ich wendete mich wieder der Frau zu und schlenderte auf sie zu, drückte meine Fußspitze gegen ihre Rippe und zwang sie so mich anzusehen. Gleich darauf konzentrierte ich mich und fand schnell den Faden zu ihren Gedanken. Diese Trauer, Wut, Verzweiflung und Seelenschmerz. Es war ein wahrer Gaumenschmaus. Sie wehrte sich dadurch nicht einmal richtig, als ich mit ihren Gedanken begann zu spielen. Ich ließ sie sehen, wie sich ihr Kind bewegte, so das noch Hoffnung bestand. Einige Minuten hielt sie ihr Kind in den Armen, wiegte es und betete. Doch dann ließ ich es in ihren Gedanken qualvoll an dem Blut ersticken. Ein Schauer der Erregung floss dabei durch meinen Körper und ich wollte mich an diesen Satt trinken. Doch spürte ich ein brennen in mir drinnen und ein mehr als lästiges Gewissen! Wieso nur konnte dieses jämmerliche Etwas nicht endlich verschwinden? Sie sollte einsehen, dass sie hätte niemals existieren dürfen! Noch ehe sie mir alles kaputt machen konnte, griff ich nach den blonden Strähnen der Frau und zerrte sie daran hoch, trieb meine Zähne durch ihr Fleisch und trank so viel von ihr, bis ich ihren Herzschlag nicht mehr vernehmen konnte. Danach ließ ich sie auf den Boden fallen. Um so mehr ich zu mir nahm, um so stärker ich wurde, um so leichter fiel es mir diese schwache Seite von mir zu unterdrücken und hoffentlich bald ganz auszulöschen. „Bist du fertig, oder hast du noch immer Durst?“ Reko stellte sich etwas schräg hinter mich und streckte sich. Er hatte die Show genossen, das konnte ich ihm ansehen. „Für den Moment genügt es, doch werde ich bald nach mehr verlangen.“ Damit war die nächste Frage auch geklärt. Wir würden hier in dem kleinen Haus, am Rande des Dorfes etwas verweilen. Vielleicht kam ja schon bald der Herr dieses Heimes zurück. Es dauerte länger als angenommen, bis der besagte Herr das Haus betrat. Was er schrie, als er fassungslos und geschockt sah, konnte selbst ich verstehen. Oder ich interpretierte einfach mal, dass er mich Mörder und Monster nannte. Sollte mir recht sein. Zugern zeigte ich ihm, was dieses Monster konnte und griff an seine Kehle, als er nach einem Schürhaken griff. Er stieß diesen durch meine Brust und zu erst keuchte ich auf. „Jetzt sind meine Sachen ruiniert.“ „Als wenn das eine Schande wäre.“ entgegnete mir der Drache und ich musste grinsen. Der Mann riss derweil seine Augen auf und flüsterte immer wieder Monster, bis es mir reichte und ich ihm mit Leichtigkeit das Genick brach. Ich ließ ihn zu Boden fallen und zog den Schürhaken aus mir raus. „Au.“ Sagte ich dabei und ließ meine Schulter kreisen. Es tat weh, doch begann es bereits zu heilen. Sicher lag es daran, dass ich mich kurz zuvor mehr als satt getrunken hatte. „Nun brauche ich wirklich neue Sachen.“ „Dann zieh welche von dem Weib an.“ Ich sah nach Rekos Worten zu der Frau und anschließend zu ihm. „Nicht mein Geschmack.“ Denn deren Sachen wirkten kein bisschen weiblich. Mehr funktional gegen die Kälte als alles andere. Aus diesem Grund verließ ich das Haus. Es gab hier nichts mehr, dass mich in irgend einer Weise interessierte. Dadurch, dass wir es bereits nach Einbruch der Nacht hatten, war wenig los auf den Straßen. Es liefen mir vielleicht 5 oder 6 Menschen entgegen und jeder sah argwöhnisch hinter mir her. Doch bei meiner Kleidung zu dieser Jahreszeit sicher kein Wunder. Hätten sie gewusst, dass dies kein roter Nagellack an meinen Fingern war, wie sie sicher vermuteten, hätten sie bestimmt schon die Polizei angerufen..sollte es so etwas in diesem Ort geben. Vor einem Haus blieb ich stehen und sah am Fenster eine Frau stehen. Sie trug ein eng anliegendes, bordeauxrotes Kleid und zog gerade die Vorhänge zu. So etwas entsprach viel eher meinen Geschmack. „Weiber.“ Hörte ich des Drachen Kommentar und lächelte zu ihm. „Gib es doch zu. Du hast auch viel lieber eine Frau neben dir, welche nicht gekleidet ist wie...nun ja..“ Ich hob meine Arme etwas an und sah an mir runter. „..ein gewöhnlicher Mensch eben.“ „Damit könntest du recht haben.“ Eine Haarsträhne nach hinten streichend ging ich auf das Haus zu. Es dauerte nicht einmal 10 Minuten und ich war drinnen, die Frau ausgeblutet am Boden und ich vor deren Kleiderschrank ein paar Zimmer weiter stehend. Sie hatte etliche schöne Sachen. Das einzige Problem, ihre Sachen waren mir einen Tick zu groß oben herum. „Ich stehe auf Weiber mit ordentlich Holz vor der Hütte.“ „Dann tu dir keinen Zwang an. Ich bin sicher, sie wird nichts dagegen haben, wenn du dich an ihr bedienst.“ Zischte ich zum Drachen und griff nach einer ziemlich eng anliegenden Jeans. Zumindest die passte. Dazu streifte ich mir ein Shirtkleid aus dunklem Samtstoff über. Es betonte zwar nicht so gut meine Figur, aber zumindest besser als die Sachen zuvor. Jetzt sollten nur noch die Schuhe passen. Zwei Nummern zu klein. „Tse!“ Ich schmiss jene in die Ecke. Dann würde ich mir eben anders wo welche besorgen. Die hier war hoffentlich nicht die einzige Frau in der Umgebung mit halbwegs gutaussehenden Schuhen. Der Drache und ich verbrachten etliche Stunden in dem Dorf und ich hatte doch noch ein paar schwarze Stiefel in einem der Häuser gefunden, die mir gefielen. Zudem hatte ich meinen Durst mehr als nur befriedigt. An der Summe sollten es 9 gewesen sein, an denen ich mich satt getrunken hatte. Vielleicht würde ich in den nächsten paar Tagen wieder zurück kommen. Denn leider wollte Reko aufbrechen. Zuerst stellte ich mich dagegen. Warum einen Ort wie diesen verlassen, wo ich mich endlich ausleben konnte? Aber nachdem er mir beinahe mit bloßer Hand das Herz aus der Brust gerissen hätte, gab ich nach. Nur konnte ich vorher mir wieder ein neues Oberteil besorgen und trug eben ein Sweatshirt, was mich kein bisschen erfreute. Irgendwie würde ich das dem Drachen noch heimzahlen. Zudem ärgerte es mich, dass er nicht mal eine Minute gebraucht hatte um mich so weit zu haben, dass ich aufgab! Wir waren wieder in dieser elenden Hütte. Den Toten hatte Reko einfach etwas abseits des Hauses verbrannt und nachdem er dies getan hatte, sinnierte ich ein bisschen vor mich hin. Hätte ich vielleicht die Menschen, welche ich in dem Dorf das Leben nahm auch irgendwie verschwinden lassen sollen? Ach wozu. Was sollte schon geschehen? Wenn es Probleme geben sollte, hätte der Drache sicher etwas gesagt. Es vergingen zwei Tage und innerhalb dieser hatte ich es geschafft, diese schwache Persönlichkeit von mir zu unterdrücken und sogar etwas mit ihr zu spielen. Immer wieder dachte ich daran, wie schön es doch wäre in den Armen der Menschen zu liegen, die mich groß gezogen hatten nur um ihnen danach jene auszureißen und an den Gedärmen kopfüber aufzuhängen. Der Drache beobachtete mich nicht mehr andauernd. Ihm war aufgefallen, dass ich noch keinen Sinn darin sah von hier zu fliehen. Doch wurde mir zusehends langweiliger, weswegen ich beschloss meine Talente zu fördern. Ich driftete immer wieder in die Schatten und konnte dabei mitbekommen, dass er zu dieser Fähigkeit nicht in der Lage war. Daher brauchte er einst wohl die Hilfe von anderen. Es war erstaunlich. Nur zu schade, das ich mich in jenen nicht allzu weit fort bewegen konnte. Eine Vorkehrung seinerseits und ich fragte mich, wie hatte er das hinbekommen meine Fähigkeiten so weit einzuschränken? Ob er etwas bei sich trug, dass dies bewerkstelligte? Wie einst die Muschel, welche ihn und mich zu diesem Ort brachte? Zu gern hätte ich es gewusst, doch zog ich mich schnellstens aus den Schatten zurück und atmete etwas hektisch. Als ich gerade versucht hatte in jenen Objekte zu berühren um mit diesen vielleicht doch zu interagieren, spürte ich eine Präsenz und die kannte ich nur zu gut. „Alucard...“ Hauchte ich leise. Wie konnte er hier in der Nähe sein? Woher wusste er, wo wir uns aufhielten? Ich hatte keine Sekunde versucht mit ihm Kontakt aufzunehmen.. War er es doch, welcher mich ständig daran hinderte mich weiter zu entwickeln. Reko sah über die Sofalehne zu mir, als er die Augen öffnete. „Was?“ Ich hätte schon gern miterlebt, wie Alucard dem Drachen den Arsch aufriss, aber war dies zum Nachteil für mich und ohne den Drachen würde ich es schwerer haben, da war ich sicher. Doch wusste ich ebenso wenig, wie lange er noch zögern würde mich weiter zu reichen wie einen Gegenstand. Hatte er doch gesagt, er würde mich seinen Vater übergeben. Darauf konnte ich verzichten. Jetzt im Moment jedoch war er aber mein kleineres Problem. „Alucard ist in der Nähe. Ich hab ihn gespürt.“ „Du kannst ihn spüren?“ Sollte das ein Scherz sein? Wie konnte man denn nicht? Fühlte er ihn etwa nicht? „Scheint wohl so.“ Meinte ich und strich mir durch die Haare. „Verdammt! ich hab damit gerechnet, dass er irgendwann auftauchen könnte, aber nicht nach so wenigen Tagen!“ Er sprang auf und kam zu mir. „Wird wohl Zeit, dass du beweist, wie viel du Wert bist.“ Ich zog den linken Mundwinkel abwertend nach oben. „Was willst du von mir?“ „Bring uns von hier weg. Das solltest du doch können.“ Meinte er damit sich durch die Dunkelheit zu bewegen? Jetzt musste ich lachen. Hatte ich jenes doch die letzten Stunden immer und immer wieder versucht gehabt. „Dann hör auf mich daran zu hindern, mit was auch immer.“ Ein Grinsen machte sich über seinem Gesicht breit und er zog unter seinem Hemd eine Kette hervor. An dieser war ein Anhänger, welcher aussah wie aus Bernstein. „Damit wir uns verstehen, Blutsauger. Sobald du uns von hier weg gebracht hast, werde ich die Sicherheitsvorkehrung wieder aufleben lassen.“ Na da sollte er sich nicht allzu sicher sein. Ich beobachtete, wie er über den Stein strich und etwas vor sich hin sprach. gleich danach spürte ich eine Hitze und sah, wie der Stein begann zu glühen. Okay, das bekam ich nicht so hin ohne das nötige Equipment dazu. Aber vielleicht musste man den Stein auch einfach nur zerstören. Irgendwie würde ich da ran kommen und es ausprobieren...wenn ich es denn schaffte ihn und mich von hier weg zu bekommen. Nachdem der Stein schon vor Hitze rot glühte, ließ er ihn los und kurz war ich erstaunt, dass er sich daran nicht verbrannte. Doch wie sollte sich ein Drache auch an so was stören lassen? „Jetzt mach schon! Er wird nicht ewig in diesem Zustand bleiben!“ Ich zischte ihm zu und ließ schließlich die Schatten zu mir kommen, verband mich mit jenen. Zumindest das konnte ich bereits mehr als gut. Das Reko mit mir in diese kam, lag sicher nur daran, das er mich am Handgelenk festhielt. Jetzt kam aber der schwierigere Part. Ein paar Schritte waren ja kein Problem, aber um vor Alucard weg zu kommen müssten es sicher einige hundert, wenn nicht sogar tausend Kilometer sein. Am besten auf die andere Seite des Planeten. Ich versuchte es einfach und bemühte mich. „Was wird das? Ich sagte beeil dich!“ „Ich bin dabei!“ „Was heißt dabei? Andere wären bereits Meilenweit gekommen!“ Ich fletschte die Zähne. „Hätte sie mehr geübt und sich anfangs nicht so schwer damit getan, dann hätte sie dir helfen können.“ Diese Stimme. Ein Schauer lief durch meinen Körper und dieser war keiner vor Freude. Ich drehte mich sofort um. Er war es wirklich. Alleine dadurch, dass er sich von den Grautönen der Umgebung abhob, zeigte es mir. Selbst Reko hielt sich in Grau- und Schwarztönen, so wie meine eigene Gestalt. „Da er dich nicht töten wird, werde ich schon irgendwie an dich ran kommen.“ Der Drache ließ sofort von meinem Handgelenk ab und ich konnte fühlen, wie er dabei aus den Schatten geworfen wurde, nur warum? Außerhalb der Schatten zog er an der Kette um seinen Hals und riss diese ab. Er hielt sie in seinen Händen als sein Körper begann sich zu verändern. Seine Muskeln zuckten, seine Knochen verrückten sich. Er begann sich zu verwandeln. Als große Flügel aus seinem Rücken hervorbrachen, war ich doch ziemlich erstaunt und zu gerne hätte ich ihn in richtigen Farben gesehen. Ich bemerkte nicht einmal, das Alucard neben mir stand als Reko mit einigen kraftvollen Flügelschlägen die Hütte zum bersten brachte und in den Himmel aufstieg. Wäre er noch eine Sekunde länger am Boden geblieben, der Vampir neben mir hätte sich bestimmt um ihn gekümmert. Der Vampir neben mir. Als ich das registrierte, sah ich zu ihm und fauchte. „Verschwinde!“ Ich trat einige Schritte von ihm weg, aber war er schneller und plötzlich hinter mir. „Warum machst du es mir so schwer? Ich glaube schon langsam, du hast gefallen daran, dass ich jedes mal mach dir suche.“ Wie er das sagte, mit einem kalten Ton, der in mir das Blut zum gefrieren brachte. „Davon kannst du nur träumen! Verzieh dich!“ Jetzt ließ ich mich auch aus den Schatten fallen, denn in jenen konnte ich mich schon so nicht richtig bewegen. Um mich herum waren die Trümmer der Hütte und als er ebenso die Dunkelheit hinter sich ließ, knackste ein Stück Holzwand unter seinem Schuh. „Ich werde nicht mit dir zurück kommen und ich werde dich auch nicht irgendwo anders hin begleiten!“ Denn bei ihm war es mir unmöglich, mich weiter an der Oberfläche dieses Bewusstseins zu halten. Ich spürte sie bereits, wie sie nach ihm schrie. Dieses verdammte, jämmerliche und schwächliche Etwas! „Mh, du erahnst nicht einmal, wie es mir gefällt, wenn du versuchst dich zu wehren.“ Ein Windzug kam auf und wehte den unteren Teil seines Mantels etwas hoch. Doch trug der Wind auch etwas mit sich und als ich es roch, krümmte sich mir dir Magen. Dieser Gestank, es war widerlich. „Nächstes mal, räume hinter dir auf.“ Er wisperte mir dies ins Ohr und erneut erschrak ich, da er sich so schnell bewegt hatte. Ich drehte mich um die eigene Achse um ihn im Blick zu haben und sah hinter ihm einige Gestalten auf uns zu kommen. Als ich sie erkannte, wurden meine Augen größer. Es waren Ghuls und irgendwie ahnte ich, dass ich nicht ganz so unschuldig an deren erscheinen war. Doch zauberte mir dies auch ein Lächeln auf die Lippen. „Wie viel kannst du wohl erledigen, bevor sie dich fertig machen?“ „Glaubst du wirklich, mit solch ein paar werde ich nicht fertig?“ Ich hatte es in der Tat angenommen. Doch noch ehe ich eines besseren belehrt wurde, riss er mich am Kragen zu sich. „Ich weiß nicht warum, aber ich glaube mal, dass das gleiche wie letztes mal funktionieren wird.“ Gegen seinen Griff mich wehrend und den Ghuls beim näherkommen zusehend schrie ich auf, als er mit voller Kraft seine Zähne in meine nach hinein gestreckte Kehle trieb. Es schmerzte und zudem fühlte ich mich immer schwächer. So wollte ich mich nicht fühlen! Doch ihn von mir drücken brachte ebenso wenig. Zudem zerrte dieses andere Ich an mir und versuchte mich nach unten zu ziehen. Aber dieses mal gab ich nicht so leicht klein bei! Ich griff nach eine seiner Waffen und zog diese, richtete sie auf sein Gesicht, nahe meines Halses und schoss. Das halbe Gesicht hatte ich ihm dabei weg geschossen und fiel nach hinten weg in den Schutt der Hütte. Ich sah wie auch er zu Boden ging und sein Blut sich auf dem Boden mit dem herüber gewehten Schnee vermischte. Kapitel 44: Kapitel 63-64 ------------------------- Kapitel 63: Mit der Waffe in der Hand stand ich hier. Auf den Trümmern der Hütte hatte sich eine leichte Schneeschicht ausgebreitet, die der Wind her wehte. Mit dieser vermischte sich sein Blut. War er wirklich tot? Zumindest bewegte er sich nicht mehr. Einen kurzen Moment wartete ich auf eine Reaktion von ihm. Als diese nicht eintraf, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die mich zu laufenden Ghuls. Sie waren nicht mehr weit weg und viele Optionen blieben mir nicht übrig. Ich spürte zwar, dass ich eine Verbindung zu ihnen aufbauen könnte, doch als ich es versuchte, schaffte ich es nicht. Immer wieder entrissen sie meiner Kontrolle. Daher blieb mir nichts anderes übrig als schnell das Weite zu suchen. Doch bevor ich dies tat, beugte ich mich hinunter und griff Alucards zweite Waffe, sowie etwas von der Munition, die er mit sich trug. In dem Moment, als ich nach den Patronen fasste, erschrak ich. „Das ist nicht wahr!“ Schrie ich aufgebracht und versuchte meine Hand weg zuziehen. Ich hörte sein Lachen und sah, wie das auf dem Boden verteilte Blut zu ihm zurückfloss. Sein von der Schusswaffe zerfetztes Gesicht setzte sich wieder zusammen, als er meine Hand festhielt, mit der ich die Patronen griff. „Hätte ich gewusst, welchen Ärger und Stress es mit sich bringt, ein pubertierendes Reinblut in seiner Nähe zu behalten, ich hätte dich von vorherein eingesperrt und den Schlüssel weggeworfen, bis alles vorbei ist.“ Etwas erwidern, brachte ich nicht fertig. Ich konnte nur zusehen, wie das Gewebe sich neu zusammen setzte und er sich Stück für Stück regenerierte. Dann griff er nach seinen Waffen und nahm mir diese aus der Hand. Mich dagegen wehren? Hätte ich tun können, aber ich ließ ihn und stand auf, ging einige Schritte zurück. Er richtete sich auf, zielte auf die fast bei uns angekommenen Ghuls und feuerte eine Kugel nach der anderen ab. Als beide leer waren, wechselte er die Patronen und schoss weiter. So schnell wie er alle niederschoss, hätte ich nicht mal die Waffe abfeuern können. „Einen habe ich für dich übrig gelassen. Ich will dir nicht den ganzen Spaß wegnehmen.“ Er ging an mir vorbei und drückte dabei eine seiner Pistolen gegen meine Brust, die ich an mich nahm. Einer von den Ghuls stand wirklich noch und bewegte sich auf mich zu, es war ein kleiner Junge und ich wusste genau, wer es war. Sollte ich Mitleid mit ihm haben? Als wenn. Ich richtete die Waffe auf ihn und als er nur etwa 4 Meter von mir entfernt war, schoss ich und sah zu, wie er zu Boden fiel. „Scheußliche Kreaturen.“ Kam es von mir und ich wollte die Pistole einstecken, doch nahm er sie mir da aus der Hand. „Jetzt kommen wir zu uns beiden zurück.“ „Es gibt kein uns! Hast du es immer noch nicht gemerkt? Verzieh dich und lass mich endlich das werden, was ich bin!“ „Eine eingebildete und verweichlichte Prinzessin?“ Hätte mein Blick getötet, er wäre nicht mehr auf dieser Welt. „Du kennst mich nicht und weißt rein gar nichts über mich!“ Ich stockte und biss die Zähne zusammen. Was machte ich hier? Ich sollte schnellstens einen Weg weg suchen. Er reizte mich und versuchte, dass ich die Beherrschung verlor. Sollte das geschehen, wäre es für ihn ein leichtes dafür zu sorgen, dass ich mich diesem verweichlichten Etwas ergeben müsste. „Lass uns eines für alle mal klar stellen! Ich bin nicht jene jämmerliche und weinerliche Kathrin, welche du kennst! Ich hege kein Interesse an den Menschen, außer zum Trinken und Spaß haben und ich will mit dir nicht das geringste zu tun haben! Eine Marionette der Menschen! Wie erbärmlich!“ Er blieb mir gegenüber stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du gehst mir auf die Nerven.“ Was hieß das denn? Doch Fragen konnte ich nicht mehr, da er mit einer schnellen Bewegung bei mir war und seine Hand direkt durch meinen Brustkorb stieß. „Was ich noch mehr verabscheue als Ghuls, sind unseres Gleichen, die nichts anderes fertig bringen als nur zu töten und dabei keinen Funken Anstand besitzen. Du besitzt nicht einmal den Hauch von Würde in dir, also Maße dir nicht das Recht an, zu leben!“ Ich spürte, wie er die Hand um mein Herz legte und zudrückte. Ich versuchte, ihn davon abzuhalten, aber es gelang mir nicht. Also was blieb mir anderes übrig? Bevor ich spürte, wie mich jegliche Kraft verließ, knurrte ich ihn an und spuckte in sein Gesicht. „Irgendwann ... werde ich dich vernichten ...“ Ich schloss meine Augen und ließ mich fallen. „Sollte der Tag kommen, werde ich es dir nicht leicht machen.“ Hörte ich seine Stimme. Es war wie ein elektrischer Schlag, der durch mich fuhr, als ich meine Augen öffnete. Die Kehle trocken und das Zahnfleisch schmerzte, genau so wie mein ganzer Körper sich vor Schmerzen zu winden schien. „Ruhig Kathrin.“ Mein Kopf war kurz davor zu bersten, während ich mich auf die Seite drehte und versuchte aufzustehen. Wo war ich? Es dauerte, bis ich mich orientiert hatte und feststellte, in dem Zimmer in der Villa zu sein, welche angeblich meinem Vater gehört hatte. War das Alles geschehen oder nur ein Traum gewesen? Ich hoffte auf Letzteres, aber wusste ich es bereits und griff mit der Hand zu meiner Brust. „Die Verletzung ist am heilen.“ Ich sah in das Gesicht von Sera und nickte dieser zu. „Ja, das habe ich mit bekommen.“ Mehr als ein dünnes, schwarzes Hemd hatte ich oben rum nicht an und unten drunter nicht einmal einen Verband. Als ich das Hemd etwas anhob, sah ich, dass noch immer ein Loch in meiner Brust war. Hätte ich nicht schon anderes Schreckliches, oder Ekliges gesehen, ich wäre ausgerastet, oder würde mich übergeben. „Ich dachte, er bringt mich um.“ Gestand ich ihr und versuchte aufzustehen, aber brachte es nicht fertig, auch nur 5 Sekunden stehen zu bleiben, sackte zurück aufs Bett. „Du wärst tot, wenn ich nicht bemerkt hätte, dass du dich nach oben kämpfst. Lass uns alleine. Fräulein Polizistin.“ „Aber Meister, sie ...“ Und schon verließ Sera das Zimmer, als Alucard sie mit einem Blick ansah, der selbst mir eine Gänsehaut verursachte. „Du hättest mich umbringen sollen. Was wenn ich es nicht schaffe, dieses andere ich zu kontrollieren und sie wieder ...“ Ich dachte an das, an was ich mich erinnerte und in mir stieg die Galle hoch. So laut hatte ich versucht zu schreien und irgendwas zu versuchen, dass sie nicht ... dass ich nicht wahllos tötete, aber es nicht geschafft. „Es gibt bestimmte Siegel, welche deine Kräfte einsperren können.“ Als er das sagte, blickte ich sofort zu ihm hoch. „Warum hast du sie dann nicht gleich genutzt?“ Wollte ich wissen und versuchte erneut aufzustehen, scheiterte aber kläglich. „Weil ich gehofft hab, dass du nicht so jämmerlich bist, wie du wirktest. Aber ich muss mir eingestehen, dass es nur zwei Möglichkeiten zu geben scheint. Erstens, du entfaltest deine ganze Macht und wirst dadurch zu etwas, das ich mit Freude beseitige oder aber, ich werde deine Macht in dir einsperren und dich erst einmal weiter als das jämmerliche Etwas leben lassen, was du gerade bist.“ „Lieber ein jämmerliches Etwas, als weiterhin Unschuldige töten.“ Gestand ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Zu gern hätte ich zwar weiter herausgefunden, was ich alles kann, wozu ich in der Lage sein könnte, aber wenn das bedeutete, in Ungewissheit und mit der Gefahr zu leben, irgendwann mein Selbst zu verlieren? Dann eher nicht. „Damit wir uns verstehen. Ich werde der einzige sein, welcher es dir entfernen kann, wenn die Zeit reif ist.“ „Wieso irgendwann entfernen? Ich dachte wenn dann gleich für immer.“ Fragte ich und sah ihn verwirrt an. „Ich sagte, dass ich deine Macht erst einmal einsperren werde und nicht für immer. Nur solange, bis ich mir mit dir sicher bin.“ Mit mir sicher bin? Ich wiederholte den Satz von ihm in Gedanken und kam nicht dahinter, was er meinte. Doch sollte das nicht egal sein? Ich schüttelte den Kopf und atmete tief durch. „Dann los, gib mir schon was auch immer, wo das Sigel drauf ist. Was ist es? Eine Kette? Ein Armband?“ Fragte ich und streckte meine Hand aus, während er mich grinsend ansah. „Ich habe es bereits in dir hinterlassen, bevor deine Verletzung begann zu heilen.“ Hatte ich da eben richtig gehört? Er hatte es in mir ... Ich legte sofort meine Hand auf die Brust und sah runter. „Aber warum? Was wenn ich jetzt nein gesagt hätte??“ Fragte ich und sah wieder zu ihm hin, während er mit den Schultern zuckte. „Hätte ich es dir aus der Brust gerissen.“ „Du bist echt ... solch ein Mistkerl!“ „Mhhh, ich hege die Vermutung, du wolltest mich anders nennen.“ Und zugern hätte ich ihm dabei das dämliche Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. „Kommen wir zu was anderem.“ „Wir sind mit dem Thema noch nicht fertig! Du kannst nicht immer wieder über meinen Kopf hinweg entscheiden!“ „Doch!“ Und ohne weiter darauf einzugehen, lehnte er sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde Seras Morgen zurück nach London bringen und selber auf dich in den nächsten Wochen acht geben. Dich zu einem anderen Ort verfrachten hat wenig Sinn und viele sind nicht abgelegen oder einsam, wie dieser hier.“ „D ... Du willst hierbleiben? Ist denn die Verrückte damit einverstanden?“ Wollte ich wissen und sah ihn skeptisch an. „Integra weiß Bescheid und sie kann mich jederzeit zu sich rufen, sollte etwas sein.“ „Habe ich die Möglichkeit dem zu widersprechen?“ „Wenn du es vorziehst in dem Kerker unterm Anwesen eingesperrt zu werden, ja.“ Ich wollte etwas sagen, verkniff es mir dann und biss die Zähne zusammen. „Kann man jetzt endlich rein kommen, oder willst du noch länger mit ihr alleine sein?“ Die Tür öffnete sich und ich sah sofort hin. Meine Augen begannen zu strahlen. „Sorin! Es geht dir gut.“ „Ja, nachdem der Blutsauger versucht hatte aus meinem Fell einen Bettvorleger zu machen.“ Er lachte, als er dies sagte, während ich finster zu Alucard blickte. „Er konnte nicht das geringste dafür!“ „Er hätte schneller reagieren müssen! Wozu hat man einen Wachhund, wenn er nicht mal das bewacht, was er soll??“ „Es war aber meine Schuld! Ich hätte aufpassen müssen!“ „Du bist jung und naiv oben drein!“ „Hey hey, ist ja schon gut. Ich lass euch Turteltauben dann doch lieber alleine.“ „Turteltauben?? Wie sind keine Turteltauben!“ Kam es von mir und wieder richtete ich mich auf, schaffte es sogar, länger als 10 Sekunden zu stehen. Danach aber versagten meine Beine und ich fiel in Richtung Boden, wurde aber zum Glück aufgefangen, wobei ein heftiger Schmerz durch meinen Körper glitt. „Vorsichtig Kleine. Du hast richtig was abbekommen. Nur zu Hoffen das derjenige, welcher dir das antat, ordentlich litt oder noch leiden wird.“ Dabei sah Sorin zu Alucard hin und ich ebenso. Hatte er ihm denn nicht gesagt, wie es in Wahrheit geschehen war? „Du nimmst dir zuviel raus, Köter.“ „Ich weiß, ich weiß. Aber ganz ehrlich. Hätte ich sie auf den Boden fallen lassen sollen?“ Fragte er mit einem schelmischen Grinsen und hob mich hoch. „Sorin!“ „Alles gut Kleines, ich wollte dich nur zurück ins Bett legen und dann lasse ich euch beide schon wieder alleine.“ Er legte mich wirklich ins Bett, zwinkerte mir zu und verließ den Raum. Nachdem er gegangen war, wendete ich mich Alucard zu. „Du hast ihnen nicht gesagt, dass du mich beinahe umgebracht hast?“ „Ich habe es nur dem Köter nicht berichtet.“ „Aber warum nicht? Er sollte wissen, was geschehen war, nur für den Fall das so was wieder passieren könnte und.“ „Zu meinem Bedauern liegt ihm was an dir. Ich werde nicht zulassen, dass es zu Problemen kommt.“ Darauf etwas zu erwidern brachte ich nicht fertig, denn mir fiel nichts ein. Vor allem lag es erneut daran, dass ich nicht verstand, was er damit meinte, wie so oft schon. „Gut. Also für mich nochmal zusammen gefasst.“ Ich setzte mich im Bett richtig hin und fühlte mich dabei nicht gerade wohl. „Du hättest mich beinahe umgebracht. Hast dann dafür gesorgt, dass etwas in mir ist, dass meine ... Kraft einschränkt? Willst die nächste Zeit hier bleiben, was mir ganz und gar nicht gefällt. Ist das so richtig?“ Während ich das zusammenfasste, rieb ich mit der Hand über meine Brust und versuchte zu fühlen, was er in mir hinterlassen hatte, doch ich konnte nichts spüren. Wusste jedoch ebenso wenig, wie groß dieses etwas überhaupt war. „Ich bin noch am überlegen, ob ich den Köter wegscheuche. Aber sollte ich kurz wegmüssen, wäre er nützlich.“ „Wenn du schon Sera wegschickst, dann lass wenigstens Sorin hier. Ich brauche jemanden Normalen, mit dem ich reden kann.“ „Du kannst mit mir reden.“ „Ich sagte eben, mit jemanden Normalen.“ Wieder legte sich ein Grinsen auf seine Lippen und er stieß sich von der Wand ab, kam auf mich zu. „Du solltest was trinken, damit deine Verletzung schneller heilt. Ich hatte wohl zu viel von dir getrunken.“ Er wechselte absichtlich das Thema. „Und wie gedenkst du, solle ich das anstellen? Ist dir nicht aufgefallen, dass ich mich gerade ziemlich schwer nur bewegen kann?“ Um es deutlicher zu machen, zeigte ich auf die Stelle, wo die Verletzung unter dem Stoff war. „Außer natürlich Sorin würde ...“ „Das wird niemals wieder geschehen!“ Sein Ton wurde rau und ich erkannte, wie er die Zähne zusammen biss. „Ich werde dir etwas besorgen.“ „Aber hattest du nicht mal gesagt, du würdest mir nichts mehr zu trinken geben?“ „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.“ Jetzt musste ich lächeln und nickte ihm zu. Mir sollte es nur recht sein. „Alucard.“ Bevor er verschwand, hielt ich ihn auf. „Wie denkst du, wird es weitergehen?“ Und damit meinte ich nicht nur mit mir, sondern eigentlich auch mit uns, aber das aussprechen konnte ich nicht. Sicher würde er dann nur lachen oder sonst was Herablassendes sagen. „Die Wunde wird viel Zeit benötigen zum Heilen, da ich deine Fähigkeiten eingeschränkt habe. Sobald sie verheilt ist, werden wir versuchen in deinen Träumen zu trainieren. Sollte das nicht gelingen, müssen wir sehen, was die Zeit bringt. Ist ja nicht so, als wenn ich schon mal einem Reinblut dabei geholfen hätte seine Kraft zu entwickeln., nachdem diese jahrelang brach lagen.“ Mehr nicht? Ich verstand und nickte, als er in die Schatten verschwand. Dann jedoch kam ein bitteres Lachen von mir. Warum nur immer wieder dachte ich an etwas anderes? Ich sollte endlich aufhören an sowas zu denken und mich lieber auf andere Sachen fokussieren. Zum Beispiel daran, wie ich es hinbekam, dass ich nicht meinen Verstand verlor. Kapitel 64: Vier Tage waren vergangen und ich bekam es endlich hin, dass Zimmer zu verlassen. Das Loch in meiner Brust hatte lange gebraucht um sich zu schließen. Kurze Zeit dachte ich, es würde gar nicht mehr heilen. Erst da bemerkte ich, wie verwöhnt ich in den letzten Monaten von den Fähigkeiten war, die Alucard in mir versiegelt hatte. Dieser brachte mir übrigens jeden Abend eine halbe Flasche Blut und als ich jenes trank, schmeckte ich erneut den Unterschied. Es war kühl und zudem fehlte das gewissen Etwas darin. Aber ich beklagte mich nicht, denn so ging ich sicher, dass ich keinen das Leben nahm. Während ich nur im Bett vor mich hinvegetierte, dachte ich an einiges von früher. Was wenn diese Momente, als ich damals das Blut trank und es sich anfühlte, als würden meine Sinne verloren gehen und ich alles um mich herum vergaß schon die ersten Anzeichen dieser anderen Persönlichkeit in mir wahren? Zumindest konnte es so sein. Das erklärte einiges, zum Beispiel dass mit dem Erwachen, wie er es immer bezeichnete, nicht nur gemeint war, dass meine Fähigkeiten besser wurden, sondern ich mich selber von Grund auf veränderte. Wenn das stimmte, musste ich einen Weg finden mit mir allein ins Reine zu gelangen. Eventuell war das alles nur ein Übergang, der dazu führen sollte, diese beiden Seiten in mir zusammen zu bringen. Das Menschliche und das, wie ich es mittlerweile bezeichnete, Bestialische. Etwas anderes fiel mir dazu nicht ein. „Sieh an, wer mich hier unten besucht. Ich dachte schon, du lässt mich ganz alleine.“ Lächelnd hielt ich mich am Treppengeländer fest und nahm eine Stufe nach der anderen. „Du hättest hochkommen können, Sorin.“ „Wo mich der Blutsauger mit Haut und Fell verspeisen will? Nie und nimmer!“ „Da könnte man glatt meinen, der große und böse Wolf hat Angst vom Rotkäppchen.“ „Wenn er ein Rotkäppchen ist, dann bemitleide ich sämtliche Großmütter dieser Welt.“ Ich konnte nicht anders als zu lachen und endlich hatte ich es nach unten geschafft. Die Verletzung schmerzte immer noch. „Ich mache mir echt Sorgen um dich. Solche kleinen Kratzer sollten dir nichts ausmachen.“ Er wusste nicht, dass Alucard irgendwo in meinem Brustraum ein Sigel hinterlassen hatte und so sollte es vorerst bleiben. Ich wollte nicht, dass sich der Wolf zu große Sorgen machte wegen mir. Reichte es schon, dass er hier war und Wache schob. „Ich war grade dabei zu Essen, also wenn du nichts dagegen hast?“ Verwundert sah ich ihm nach, als er in die Küche verschwand und folgte ihm. Auf dem Tisch lagen einige Scheiben Brot und dazu mindestens 4 verschiedene Sorten an Wurst. „Wird es ein Sandwich?“ „Jo. Ich hab schon lange nichts mehr zwischen die Beißerchen bekommen und nachdem dieser Blutsauger endlich begriff, dass ich nicht von Luft alleine lebe, hat er tatsächlich was ran geschafft.“ Als ich mir dabei Alucard vorstellte, wie er das Zeug her brachte, zu gern hätte ich es mit angesehen. „Ich würde dich ja fragen, ob du was ab haben willst.“ „Nein passt schon. Leider nicht mehr, ansonsten zu gerne.“ Ich setzte mich auf einen der Küchenstühle und sah Sorin dabei zu, wie er sich ein Sandwich belegte. „Da wir grade von ihm gesprochen haben, weißt du, wie lange Alucard weg ist?“ „Ist er weg? Mir kam es so vor, als wenn der die ganze Zeit hier wäre.“ Daraufhin schüttelte ich nur den Kopf und Sorin schien verwundert zu sein. Alucard hatte zwar gesagt, er würde ständig bei mir sein und auf mich acht geben, oder besser genau aufpassen, aber daraus wurde nichts. Er brachte mir das Blut, sah zu, wie ich es trank, und verschwand dann wieder. Obwohl ich manchmal das Gefühl hatte beobachtet zu werden, war ich dennoch alleine im Zimmer gewesen. Vor allem nach dem er Sera fortgebracht hatte. Das angesprochene Training in meinem Träumen hatte er ebenso wenig aufgenommen. Laut seiner Aussage brauchte ich noch etwas Erholung. „Also im Gegensatz zu dir bin ich ganz froh, wenn der Blutsauger nicht hier ist. Du solltest dich nach einem anderen umsehen. Immerhin würde dich so mancher Kerl nicht vom Bett stoßen.“ Sofort boxte ich den Wolf gegen die Rippen, als er in das Sandwich biss. Dabei ließ er es etwas locker und einige Scheiben Wurst fliegen raus. „Nein! Mein special Sorin Sandwich!“ „Du hast ein Sandwich nach dir benannt?“ „Na klar! Warum nicht? Hab es mir immerhin ausgedacht wie ich es belege und es schmeckt einfach geil! Wenn du es essen könntest, dir würde dabei einer abgehen!“ Er stopfte die Scheiben Wurst zurück ins Brot und biss genüsslich zu. „Oh ja Baby, so liebe ich mein Fleisch. Gut gewürzt und eingepackt zwischen zwei saftigen Schnitten.“ Mittlerweile war ich seine Ausdrucksweise gewöhnt und amüsierte mich darüber. Es wurde mit ihm zumindest nicht langweilig. Wie schade das er mich in den letzten Tagen oben nicht besuchen kam. „Sag mal Sorin, wie...“ „Mal.“ Verwirrung machte sich in meinem Gesicht breit, als er mich angrinste. „Du hast gesagt, ich soll Mal sagen.“ „Wally!“ Ich bezeichnete ihn als Vollidiot und ehe ich drüber nachdachte direkt auf Französisch. „Was hast du gesagt?“ Als ich es registrierte, schüttelte ich mit dem Kopf. „Vergiss es.“ Es war lange her, seit ich das Letzte mal meine Muttersprache gesprochen hatte und es tat gut sie zu benutzen. Als ich darüber nachdachte, musste ich an meine Familie, jene die mich aufgezogen haben, denken. Seit dem Tag damals, als meine Mam mich bei dieser Verrückten gelassen hatte, hatte ich nichts mehr von ihnen gehört. Ob sie an mich dachten? Ich schüttelte den Kopf, um die Sorgen loszuwerden. Irgendwann würde ich sie wieder sehen. „Du driftest mit deinen Gedanken ab.“ „Und du solltest nicht mit vollen Mund reden.“ Ich wischte mir ein paar der von ihm ausgespuckten Krümel vom Arm. „Sei froh das ich Sachen anhab beim Essen.“ Darauf ging ich nicht weiter ein und rutschte etwas von ihm weg. „Ich wollte dich fragen, wie das bei euch Werwölfen so aussieht, wenn ihr beginnt eure ... Verwandlungen und all sowas zu entdecken? Ist das richtig gefragt?“ „Entdecken ist gut gesagt. Irgendwann passiert es einfach und du wünscht dir nur, jemand würde dich auf der Stelle erschießen. Aber nach den ersten paar hundert Verwandlungen ist dann alles ganz einfach und man spürt kaum noch was von den Schmerzen.“ Ich konnte gar nicht glauben, was er da erzählte. Nach den ersten paar hundert Gestaltwechseln schmerzte es erst nicht mehr? Warum machten sie es dann überhaupt? „Wieso lasst ihr das über euch ergehen? So wie ich es mit bekommen hab, verwandelt ihr euch doch freiwillig, oder nicht? Dann hört doch damit auf.“ „Das gehört zu uns, unsere Natur. Es wäre genau so, als wenn du kein Blut mehr trinken würdest. Außerdem fühlst du dich erst richtig lebendig, wenn du den Boden unter deinen Pfoten spürst. Jemand der das nie erlebt hat, wird es auch nicht verstehen. Der Waldgeruch und die Freiheit beim Laufen.“ Während er sprach, hatte er das Sandwich auf den Teller gelegt und schien es sich vorzustellen, zumindest deutete ich so seinen seligen Gesichtsausdruck. „Jetzt frage ich mich ernsthaft, welche Gestalt dir lieber ist.“ „Ich habe keine Lieblingsgestalt. Beide gehören zu mir.“ Als er das sagte, horchte ich auf und setzte mich gerade hin. Beide gehörten zu ihm? „Und wie machst du es, dass die zwei sich ... verstehen? Also das keiner die Überhand gewinnt?“ An seiner Reaktion erkannte ich, dass er versuchte herauszufinden, warum ich das fragte. „Es geht um diesen anderen Wesenszug von dir, oder? Der, welcher mich zu gerne flach gelegt hätte, nur um von mir zu trinken.“ „Ich hätte dich eher ausgesaugt als dich flach zu legen.“ „So schnell bin ich nicht kleinzukriegen und sag schon, was willst du wissen, Kleine?“ Ich biss mir auf die Unterlippe und kaute darauf herum. „Ich will lernen mit mir selber ins Reine zu kommen.“ „Da kann ich dir nicht bei helfen.“ Eine solch schnelle Absage hatte ich nicht von ihm erwartet und sah Sorin sprachlos an. „Aber ... Warum nicht?“ „Du bist ein Blutsauger, kein Wolf. Wärst du so wie ich, wüsste ich schon, wie ich dir beibringe beide Seiten deines Seins zum Vorteil zu nutzen. Aber da du das nicht bisst, rate ich dir, sprich lieber mit dem Blutsauger. Auch wenn ich das ungern zugeb, aber der kennt das sicher, was in dir vorgeht und wer weiß, vielleicht kommt ihr euch dabei näher.“ „Ich will ihm nicht näher kommen!“ Protestierte ich sofort und verschränkte die Arme vor der Brust, was mir einem schmerzhaften Stich einbrachte. Jetzt nahm er das restliche Sandwich wieder in seine Hände und biss mit einem breiten Grinsen hinein. „Was du versuchst dir einzureden, ist echt niedlich. Aber vergiss nicht, ich kann auf zwei Kilometer riechen, wenn eine Frau läufig ist und Kleine, du bist sowas von heiß.“ Gut, manche seiner Äußerungen verkraftete ich dann doch nicht und stand sofort auf. „Hör auf solch einen Schwachsinn zu reden!“ Das war mir doch zu peinlich und ich verließ die Küche, bevor ich rot anlief. Aber sicher war ich das längst. „Hey, warte doch ... lass mich wenigstens das Sandwich aufessen! Dann können wir weiter quatschen.“ „Mach das, ich gehe ins Wohnzimmer.“ Nach draußen wollte ich erst mal nicht, ohne das jemand anwesend war. Wer wusste schon, was als nächstes geschah. Hier drinnen war ich vielleicht ebenso nicht sicher, aber ich fühlte mich zumindest so. Vor dem Fenster blieb ich stehen, sah hinaus und direkt auf ein paar Bäume. Tiefe Kratzer zierten die Rinden von mindestens 5 der Baumstämme und zwei waren ganz umgeknickt. Ich fragte mich schon, was da wohl geschehen war und wer sie verursacht hatte. Doch dachte ich dann, dass es sicher Sorin war, während er in seiner Wolfsgestalt dort herumlief. „Also echt, du wirkst gerade nicht wie eine Halbwüchsige.“ Sorin stellte sich neben mich und wuschelte mir durch die Haare, wobei ich seine Hand wegschlug. „Hey! Ich bin keine Halbwüchsige!“ Reichte schon, dass er mich immer als Kleine bezeichnete, dann musste er sich jenes Wort nicht auchnoch einprägen. „Außerdem, warum denn nicht?“ „Weil du zu vergrübelt wirkst.“ Damit hatte er nicht unrecht. Ich grübelte vor mich hin und seufzte daher über meine Gedanken, sah wieder hinaus. „Du hast den Garten ganz schön zugesetzt.“ „Irgendwie musste ich doch versuchen mich zu verteidigen!“ „Verteidigen? Gegen was oder besser wen denn?“ „Na hallo? Weißt du eigentlich, wie dein Blutsauger abgegangen ist, als der hier ankam und du nicht da warst?“ Wieder boxte ich ihn in die Seite. „Er ist nicht mein Blutsauger, hör auf sowas zu sagen und nein, weiß ich nicht. Zu deiner Information, ich hatte die Zeit über damit verbracht, mir den Arsch abzufrieren.“ Nachdem ich das sagte, lehnte er sich zurück und sah auf diesen. „Für mich sieht der noch ganz aus. Nen bisschen flach für meinen Geschmack, aber hey, manche stehen drauf nichts Richtiges in den Händen zu halten.“ Ich hielt lieber den Mund und gab keinen Kommentar von mir. „Ich hoffe nur, dass mich das Nächste mal, wenn mich einer entführen sollte, was ich nicht will und auch nicht hoffe! Das er mich dann auf eine karibische Insel oder so mit nimmt.“ „Also sollte dich wieder einer verschleppen, hoffe ich nur, der nimmt mich dann mit.“ Ich lachte über seinen Kommentar und schüttelte dabei den Kopf. „Nein ganz ehrlich. Ich will wirklich nicht mehr, dass irgendeiner mich kidnappt.“ „Dann solltest du etwas dafür unternehmen. Würde das einer mit mir versuchen, hätte der sofort meine Zähne in seinen Weichteilen.“ Das bildlich vorzustellen wollte ich unterlassen, doch war es genau wie mit dem rosa Elefanten auf dem Einrad. Wenn man es hörte, dachte man daran. „Wie es scheint, geht es dir besser, dass du aufstehen und herumlaufen kannst.“ Über die Schulter hinweg, sah ich zu Alucard, welcher im Wohnzimmer auftauchte. „Ich kann nicht die ganze Zeit nur im Bett liegen. Da werde ich verrückt.“ „Oh, und wenn du nicht mehr alleine liegen müsstest?“ Sorin wackelte dabei mit den Augenbrauen und kam mir etwas näher. Doch ehe ich mich versah, stand Alucard plötzlich genau zwischen uns. Es ging so schnell, dass ich erschrak und nach hinten fiel, dabei mit der Schulter auf die Fensterbank traf. „Verdammt! Alucard! Was sollte das?“ Ich rieb mir über die Stelle. Es reichte doch schon, dass ich noch immer mit der Verletzung am Oberkörper zu kämpfen hatte, da musste er mir nicht eine weitere zufügen. „Manchmal glaube ich echt, du stehst drauf, mir weh zu tun.“ Rutschte es mir dann noch raus und als ich es bemerkte, sah ich direkt zu ihm. „Ich wusste doch, dass er ein Sadist ist.“ Lachend entfernte sich der Wolf, als Alucard zu ihm sah. „Lass ich euch beide lieber wieder alleine. Ich stehe zwar ab und an auf Schmerzen, aber eher bei anderen Aktivitäten.“ „Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen!“ Ich wollte ihm hinterher, doch griff Alucard nach meinem Arm und hielt mich auf, wobei ich zu ihm zurücksah. „Um deine Frage zu beantworten, ja.“ Verwirrung machte sich in mir breit. „Was?“ „Ich füge dir gern Schmerzen bei, denn ich weiß, dass du durch diese stärker wirst.“ Meine Augen schlossen sich für einen Moment. Ich hatte echt gedacht, er würde etwas anderes sagen, aber dem war nicht so. „Irgendwann wirst du es verstehen.“ „Ich verstehe es bereits jetzt. Um so stärker ich werde, um so weniger musst du auf mich acht geben oder sonst wer und umso eher kann ich von hier weggehen.“ Er ließ mich los und verschwand genau so schnell, wie er gekommen war. Ich ging zur Couch und ließ mich auf diese fallen. Das Knarzen dabei hatte ich schon ganz vergessen. „Da dachte ich, ich könne spannen und dann sitzt du nur alleine auf dem ollen Ding?“ Seufzend lehnte ich mich zurück und schlug die Hände vors Gesicht zusammen. „Wie oft noch Sorin? Er will nichts von mir.“ Dass ich von ihm nicht das Geringste wollte, brauchte ich nicht zu sagen, denn hatte er mittlerweile klar gestellt, dass er genau wusste, was bei mir Sache war. „Bist du dir da echt sicher? Weil ich nämlich ...“ „Lass gut sein! Ja ich bin mir sicher und weißt du auch woher? Er steht oder stand besser gesagt auf meine Mutter! Das ist der einzige Grund, warum er das hier alles überhaupt abzieht!“ Mir platzte der Kragen und ich hatte genug davon. Ich wollte mir nichts mehr ein- oder schönreden. „Warte mal ... der Blutsauger steht auf deine Mutter?“ „Eher die Vergangenheitsform, da sie nicht mehr am Leben ist.“ „Wow. Na gut, das wusste ich nicht. Erklärt einiges.“ Für mich sorgte es mehr für Probleme. „Wenn es nicht du wärst, mit der ich hier gerade sitze, würde ich sagen, lass uns ausgehen. Das hilf manchmal.“ „Bei mir nicht, da wette ich drauf.“ „Ja, die Wette würdest du gewinnen. Bei deiner Glückssträhne würde ich nicht mal ohne Regenschirm rausgehen, wenn der Wetterbericht ansagt, es soll den ganzen Tag die Sonne scheinen.“ Und wieder hatte er es geschafft, das sich ein Lächeln auf meine Lippen setzte. „Ach Sorin, du bist einfach der Beste.“ „Das wusste ich schon längst, Kleine. Na komm, lass uns was zusammen machen.“ „Und was?“ „Wie wäre es, wenn wir das Untergeschoss des Hauses erkunden. Wie es scheint verzweigt es sich unter dem ganzen Grundstück.“ Meinte er den Keller? Jenen wo man nur durch die Küche hinein kam? Als ich daran dachte und ebenso, was dort alles rumkriechen könnte, schauderte es mich. „Du hast doch keine Angst? Immerhin bin ich da. Dein großer und starker Wolf!“ Er tippte mit dem Daumen auf seine Brust und streckte diese dabei vor. „Wie könnte ich in deiner Gegenwart nur daran denken Angst zu bekommen? Das ist doch absurd.“ „Meine Rede! Also los! Lass uns auf Erkundungstour gehen.“ Ich war mir sicher, dass er nur versuchte, mich auf andere Gedanken zu bringen, und wohl ebenso seine Langeweile vertreiben wollte. Aus dem Grund stimmte ich zu. Wenigstens hatte ich jemanden, der mich vor diesen achtbeinigen Mistviechern retten konnte. Kapitel 45: Kapitel 65-66 ------------------------- Kapitel 65: Die Tür war genau so alt wie der Rest des Hauses und als Sorin sie öffnete, vernahm man ein lautes Quietschen. Es gab keinen Lichtschalter und dennoch tastete der Wolf danach und zog seine Hand zurück, welche mit Spinnenweben überzogen war. Sofort durchzog mich ein Schauer und ich ging etliche Schritte von ihm weg. „Vergiss es! Ich will nicht mehr auf Erkundungstour.“ „Hä? Warum? Nur weil es dort dunkel ist? Ihr könnt doch angeblich so verdammt gut im Dunkeln sehen.“ Um die Finsternis machte ich mir keine Gedanken. Sorin schien zu begreifen und hob seine Hand an, sah auf die Spinnenweben und danach wieder zu mir. „Jetzt sag nicht, ein Blutsauger hat Schiss vor ein paar Kriechtieren. Ich werd verrückt!“ Er musste lachen, während ich mir auf die Lippen biss. „Na und! Es gibt bestimmt auch Sachen, die dir eine Scheißangst einjagen!“ Protestierte ich und lief am anderen ende der Küche auf und ab. „Aber doch keine Viecher, die einem nichts antun.“ „Sie sind ekelhaft! Und zu dem tauchen sie immer plötzlich auf und bewegen sich so schnell! Das ist doch nicht normal!“ „... Wir reden hier aber nicht grade über einen anderen Blutsauger oder?“ Ich blieb abrupt stehen und sah zu ihm hin. Zuerst wollte ich ihm einen blöden Kommentar zurückgeben, dachte aber über seine Worte nach und lächelte. „Nein tun wir nicht. Aber ich hab wirklich Schiss vor Spinnen und mach dich nicht nochmal darüber lustig!“ Ich kam auf ihn zu und tippte mit meinem Finger gegen seine Brust, wohingegen er die Hand, an welcher noch immer einige Spinnenweben klebten, hob. Sofort trat ich einen Schritt zurück. „Okay, pass auf Kleine. Du musst echt keine Angst haben.“ Er schüttelte seine Hand sauber und grinste mich an. „Ich werd dir den Weg frei räumen. Doch vorher bräuchte ich schon so etwas wie eine Lampe.“ „Wölfe können wohl nicht so gut im Dunkel sehen?“ Fragte ich ihn neckisch und kicherte. „Wenn ich mich verwandle schon, aber so, nein, nicht so gut wie deinesgleichen.“ Ich ließ ihn suchen, doch am Ende war es lediglich eine Kerze, welche er fand und anzündete. „Echt mal, keine Taschenlampe zu finden. Nicht sehr besucherfreundlich.“ „Du hast mein größtes Mitgefühl.“ Ich blieb beim Tisch stehen, als er die Treppe hinunter verschwand. „Wenn ich die kleinen Tierchen lebend hochbringen würde, würdest du dann abhauen?“ „Was glaubst du denn?“ Stellte ich ihm die Gegenfrage und zog eine Augenbrauche nach oben. „War nur eine Frage.“ Kam es belustigend von ihm zurück und ich wartete weiter, sah aber genau zur Tür. Sollte auch nur eines von diesen Mistviechern da durch laufen, wäre ich sofort weg von hier. „Das wars. Die ersten paar Meter alles clean und jetzt komm.“ Mir über die Arme reibend kam ich zu ihm und sah vorsichtig zur Treppe. Mein Blick scannte jeden Bereich ab, jederzeit bereit, mich umzudrehen und abzuhauen. „Du bist echt süß, Kleines. Jetzt aber los. Wo bleibt dein Sinn für Abenteuer?“ Ich streckte ihm die Zunge raus und ging die Treppe nach unten. Er hatte recht, ich sollte mich nicht so haben. Die Viecher konnten mir nichts anhaben und dennoch jagten sie mir einen Schauer über den Rücken. Am Fuß der Treppe verlief ein Gang etwa 15 Meter geradeaus mit jeweils einen Raum zur rechten und zur linken. Dann machte der Gang eine Biegung. Sorin ging an mir vorbei und mit der Kerze in der Hand voran. „Ich bin ja mal gespannt, was wir hier unten finden werden.“ „Eingelagerte Gläser? Kohle? Irgendwelches ausrangierte Zeug?“ Vermutete ich drauf los. Bisher war hier nichts, außer die kahle Steinwand und zwei leere Räume. „Verstecke Leichen. Ein geheimer Fluchtweg? Oder eine Folterkammer?“ Rätselte Sorin und wieder schmunzelte ich. Mit absoluter Sicherheit. Für was sonst bräuchte man einen Keller? Wir bogen um die Ecke und standen vor einer Steinwand. „Oder eine Sackgasse. Echt tolles Abenteuer.“ Ich klopfte Sorin auf den Arm und wollte mich umdrehen, als er mein Handgelenk festhielt. „Du glaubst doch nicht echt, dass es hier nicht weitergeht, oder etwa doch?“ Na was vermutete er denn? „Da ist eine Wand vor uns und keine Tür.“ „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen sah ich ihn an, als er mir die Kerze entgegenhielt. Ich nahm diese an mich. „Sorin, wenn da hinter nichts ist, wirst du nur um sonst die Mauer beschädigen.“ Doch auf mich hörte er nicht und nahm etwas Schwung, um mit seiner Schulter gegen die Wand zu stoßen. Von der Decke rieselten kleine Gesteinsbrocken. Als er es nochmal machte, hatte ich schon die Befürchtung, gleich würde über uns alles zusammen stürzen. Doch dem war nicht so, da sich Sorin plötzlich auf der anderen Seite der Mauer befand und hustend zu mir sah. „Na also ... was habe ich gesagt?“ Ich kam auf ihn zu, drückte ihm die Kerze zurück in die Hand und stieg über die Reste der Wand hinweg. Unter diesen befand sich auch etwas Holz, was darauf schließen lies, dass hinter der Steinmauer eine Tür gewesen war. Der Gang ging in der Tat weiter und ich war sichtlich überrascht. Aus welchem Grund hatte man die Tür zugemauert und vor allem, wann? War es zu der Zeit, als mein richtiger Vater hier lebte? Oder war es nach dessen Tod gewesen? Hatte das Alucard oder ein anderer getan? „Na komm Kleine. Nicht stehen bleiben. Wer weiß schon, was wir entdecken werden.“ Er ging weiter, dicht gefolgt von mir, die sich genau umsah und vor allen in die Ecken blickte. Wieder führten ein paar Räume zu den Seiten weg, aber waren jene ebenso leer. Für was die einst genutzt wurden? Eventuell doch, um irgendwas zu lagern. „Hey Kleiner, komm mal her.“ Ich stand in einem der leeren Räume, als Sorin nach mir rief und ich sofort in den nächsten zu ihm kam. „Was ist denn los? Hast du doch ein Einmachglas gefunden?“ Fragte ich witzelnd, während er sich hingehockt hatte und mit der Handfläche über den Boden strich. Ich kniete mich ebenso und sah einige Einkerbungen im Steinboden. „Wie es scheint, befand sich hier eine Tür.“ „Wieder eine zugemauerte?“ Fragte ich und sah zu der Wand vor uns, als der Wolf mit dem Kopf schüttelte. „Nein. Sieh dir die Steine an. Die Fugen dort sind breiter als bei den anderen.“ Ich zuckte nur mit den Schultern, denn es waren nur Millimeter Unterschiede. „Du musst echt noch viel lernen.“ „Deswegen bin ich doch mit dir unterwegs, um was zu lernen.“ Erwiderte ich zwinkernd und richtete mich auf. „Du meinst also, dass die Wand als Tür genutzt wurde?“ „Der Teil der Wand ist eine Tür, ich frage mich nur, wo der Mechanismus ist um sie zu öffnen, denn sie geht nach außen auf und nicht nach innen.“ Ich sah mich um, doch es fiel mir nichts auf, der Raum war vollkommen leer. „Kannst du nicht eine deiner Blutsaugerfähigkeiten einsetzen? Ihr könnt doch durch Wände gehen.“ Ich zog die Augenbrauen hoch und überlegte erst einmal, was er meinte, bis es mir einfiel. Er spielte sicher auf die Fähigkeit an, sich in den Schatten von einem Ort zum anderen zu bewegen. Doch schüttelte ich daraufhin nur mit dem Kopf. „Ne, vergiss es. Das pack ich nicht.“ Erstens schaffte ich es nicht, mich in den Schatten durch Wände zu bewegen und zweitens konnte ich mich nicht mal so in die Finsternis hineinziehen lassen, dank des Sigels in mir. Ich hatte es schon versucht, aber war kläglich gescheitert. Also blieb uns nichts anderes übrig, als auf den herkömmlichen Weg den Raum abzusuchen. Sorin tastete sich an der Wand entlang. „Ich wette, es gibt irgendwo einen Stein, der als Mechanismus dient.“ „Um wie viel willst du wetten?“ Fragte ich lächelnd und sah mich auf der anderen Seite des Raumes um, tastete ebenso die Wand ab. Doch wirklich überzeugt war ich nicht, dass es hier so etwas gab. „Wenn ich recht habe, klau ich mir von dir einen Kuss.“ Und damit hielt ich mitten in meinem Tun inne, drehte mich zu Sorin um. „Was? Aber ... warum?“ „Du kannst noch ziemlich viel Übung gebrauchen beim küssen und so habe ich einen Grund es dir beizubringen.“ Er sagte es so, als sei es das Normalste der Welt und vor allem brachte er mich wieder dazu, rot zu werden. „Woher willst du denn wissen, dass ich Übung beim Küssen brauche??“ Jetzt drehte er sich zu mir um und zwinkerte mir zu. „Du bist echt eine miese Küsserin.“ Seine direkte Art machte mich ab und an wütend und verlegen. „Ich brauche keine Hilfe um das zu lernen! Wenn ich irgendwann mal jemanden gefunden habe, kann ich mit dem üben.“ „Willst du den nicht lieber von dir überzeugen, indem du ihm einen mehr als heißen Kuss aufdrückst, der ihm die Sinne raubt?“ Als wenn ich überhaupt den Mut dazu aufbringen würde, jemanden von meiner Seite aus so zu küssen. Ich biss mir erneut auf die Unterlippe und drehte mich von ihm weg. „Du musst echt lernen, nicht mehr so prüde zu sein. Lebe deine Sexualität aus ... verdammt. Das ich mal mit einem Blutsauger über sowas rede, hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Dachte früher echt, ihr wärt dazu nicht fähig.“ Ja, an die Unterhaltung mit den anderen Wölfen erinnerte ich mich noch lebhaft. Sorin lachte und stand an der Wand links von mir, als er einen der grauen Steine nach innen drückte. „Sieh an. Gefunden und Wette gewonnen.“ Sofort drehte ich mich zu der anderen Wand um, die ein Stück aufging. Sorin ging zu dieser und zog sie weiter auf, wobei der Stein auf dem Boden entlang schabte. Ich hob die Kerze auf, wo er sie hingestellt hatte, und reichte sie ihm, ging dieses Mal sogar vor. Es waren keine Kriechviecher, die mir Angst bereiteten zu sehen, aber dafür etwas, dass mir die Sprache für den Moment raubte. „Hey, was ist mit dem Wetteinsatz?“ Ich ging weiter und fand mich in einem Gang wieder, wo sich mehrere Zellen befanden. Die Gitterstäbe sahen alt aus, dennoch schienen sie robust zu sein. „Was zum...“ Ich blieb vor einer Zelle stehen und umfasste den Gitterstab, rüttelte daran. Er gab kein bisschen nach. „Es riecht nach Blut, verdammt viel Blut.“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit zurück auf Sorin und sah, wie er den Kopf leicht nach oben gestreckt hatte. „Wenigstens kein frisches.“ Kam es von mir und ich ging weiter. Es breitete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen aus. Wollte ich wissen, was hier geschehen war und wozu der Ort unter dem Anwesen meines leiblichen Vaters diente? „Nein, kein Frisches. Aber ich rieche Blut von meinesgleichen.“ Eine der Zellen stand offen und ich betrat diese, als Sorin zu mir kam. „Von deinesgleichen?“ Fragte ich und drehte mich zu ihm zurück. Seine Augen schienen heller zu werden, oder bildete ich mir das nur ein? Er sah erst zu mir und dann in die Zelle, in welcher ich grade stand. Da mir ein Schauer über den rücken lief, kam ich lieber schnell aus jener raus. „Ich hoffe nur, dass meinesgleichen nicht für die Blutsauger hier als Dinner heralten mussten.“ Während er das sagte, vernahm ich ein Knurren im Ton und legte die Hand auf seine. „Selbst wenn, das muss schon eine Ewigkeit her sein.“ „Du bist zu jung, um das zu verstehen. Selbst wenn es Jahrzehnte her sein sollte, betrifft es mich.“ „Doch zu ändern ist es ebenso wenig.“ Ich spürte, dass es ihm nahe ging und er sich nur wegen mir zurückhielt. Sicher hätte er sich am liebsten in seine Wolfsgestalt verwandelt und hier so einiges verwüstet. „Lass uns weiter gehen.“ Ich nickte und folgte ihm. Ob Alucard hiervon Bescheid wusste? Hatte er was damit zu tun gehabt, was auch immer hier abgelaufen war? Und ob er mir die Fragen beantworten würde, wenn ich ihm diese stelle? Wir ließen die letzte der 8 Zellen hinter uns und bogen um die linke Ecke, zu einem größeren Raum, den wir betraten. Selbst ich roch dort drinnen die Verwesung und den Tod. Ketten hingen an den Wänden und ebenso eine von der Decke hinab. „Sorin, lass uns umdrehen und zurückgehen.“ Ich zog an seinem Handgelenk und schaffte es, dass er zu mir sah und nickte. „Dein Blutsauger wird mir dennoch einige Fragen beantworten müssen.“ „Ob er das kann, ist eine andere Frage. Denn das Anwesen soll einst Rian gehört haben ... ich meine Ciprian.“ Wir verließen den Raum und gingen weiter. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, hier hinunter zu kommen. „Ciprian?“ Sorin ging erst neben mir und drückte kurz meine Hand, ließ sie aber wieder los und lief dann vor mir. „Mein Vater, also mein leiblicher. Ciprian Dorset. Das Anwesen soll einst seiner Familie und somit ihm gehört haben. Alucard hat es nach seinem ... durchbrennen mit meiner Mutter behalten, aufgrund der Erinnerungen an sie.“ Ich hoffte, es richtig erzählt zu haben, und rieb mir über die Schläfen. „Aus dem Leben deiner Eltern könnte man glatt eine von diesen Seifenopern machen.“ Ich glaubte, nicht mal nur aus deren Leben. „Was damals genau abgelaufen ist, weiß ich ja selber nicht und ich will es gar nicht wirklich wissen.“ Denn nur zu hören, wie Alucard mit Vladiana irgendwas hatte, oder wie sehr er sie vermisste, würde mich zur Verzweiflung bringen. „Der Blutsauger stand doch auf deine Mutter, hattest du das nicht vorhin gesagt?“ „Lass uns bitte nicht über das Thema reden, ja?“ „Irgendwann wist du dich damit auseinandersetzen müssen. Du solltest eines nicht vergessen, Kleine. Ihr Blutsauger lebt oft länger als ein normales Menschenleben ... außer ihr legt euch mit einem von uns an, dann wird es schon mal kürzer. Aber um zurück zum Eigentlichen zu kommen. Selbst wenn er mal was für deine Mutter gefühlt haben sollte und ja, ich meine wirklich, sollte. Bei dem bin ich mir echt nicht sicher, ob der überhaupt Gefühle hat.“ Sorin schüttelte mit dem Kopf. „Jedenfalls, ist deine leibliche Mutter doch tot und die Liaison zwischen den beiden bestimmt eine Ewigkeit her. Also warum quälst du dich dann mit den Gedanken darum, was einmal war?“ Ich blieb dort stehen, wo ich war, und sah ihm zu, wie er einige Meter weiter lief und sich schließlich zu mir fragend umdrehte. „Warst es nicht du, der vorhin sagte, selbst wenn es Jahrzehnte her sei, betrifft es dich noch immer?“ Jetzt neigte er den Kopf verständnislos zur Seite und letztlich folgte ein Nicken. „Ich sollte mich an die eigene Nase fassen, schon verstanden, meine Kleine. Na gut. Genug Trübsal geblasen! Wir sind hier um was zu erleben! Also los! Ich wette da hinten ist irgendwo die Folterkammer und die verstecken Leichen!“ Es folgte ein herzhaftes Lachen von ihm, als er sich umdrehte und weiter voranschritt. Wieder lief ich hinter ihm her und seufzte. „Ich wäre noch immer für Einmachgläser und ausgelagerten Schrott.“ Denn auf das andere konnte ich verzichten. Dennoch hatte Sorin es geschafft, dass ich wieder lächelte. Die Gänge verzweigten sich und wir folgten den geradeaus, unterhielten uns über dies und jenes. Als wir zu einer Sackgasse kam, drehten wir um und bogen einfach bei einer der Kreuzungen ab. Sorin brachte es fertig, dass sich seine Hand alleine nur verwandelte in eine Klaue und ich musste wieder zusammenzucken, bei dem Geräusch der brechenden Knochen. Mit der Kralle ritzte er ein Zeichen in die Steinmauer, damit wir uns hier unten nicht verliefen. Er hatte zumindest recht behalten, dass es ziemlich groß war, und erneut fragte ich mich, aus welchem Grund? Schlussendlich standen wir beide vor einer Leiter und sahen nach oben. „Okay...wenn die jetzt zu einem Gullideckel führt, dann bin ich echt baff.“ „Du hast zu viele Filme geguckt.“ Gab Sorin lachend von sich und trat zur Seite. „Ladys First.“ „Wie charmant von dir.“ Ich stieg die ersten Sprossen der Leiter hoch, als er die Kerze auspustete, welche fast von selber erloschen wäre. „Na eigentlich dachte ich mir, wenn die Leiter morsch sein sollte, fällst du als Erstes.“ Absichtlich trat ich nach ihm und erwischte seine Schulter. „Hey, pass auf wo du hintrittst, Kleine!“ „Das war mit Absicht!“ Kam es von mir zurück und ich war schließlich ganz oben, drückte gegen die Decke. Sie ließ sich nur schwer bewegen, und dies auch nur ein kleines Stück, wo ich erkannte, dass sie zugesperrt war. Sorin drängelte sich neben mich auf der Leiter, was dazu führte, dass ich mich schließlich an ihm festhielt, um nicht runter zu fallen. „Sag mal, du bist immer noch nicht auf der Höhe seit deiner Verletzung, oder?“ „Nein, aber es wird.“ Log ich und sah ihm dabei zu, wie er die Luke ohne Probleme aus der Verankerung riss und anhob. „Na komm, hoch mit dir.“ Er half mir und ich kletterte zuerst nach oben, strich mir den Staub von der Hose, als Sorin ebenso hinaufkletterte. Wir befanden uns in einer steinernen Ruine, mitten im Wald. „Hm...Interessant. Also doch ein geheimer Gang.“ Ich boxte ihn gegen den Oberarm und ging von ihm weg. „Ist ja gut, du hast gewonnen, einverstanden?“ „Sag das nochmal.“ Er legte sein Kinn auf meine Schulter und grinste dabei dämlich. „Du hast gewonnen. Zufrieden?“ „Noch nicht ganz. Ich glaube da fehlt noch ein Kuss.“ Anstelle dessen zog ich die Augenbraue hoch und schnipste ihm mit den Finger gegen die Nasenspitze. „Du bist zu aufdringlich, Wolf.“ „Ich will nur, dass du etwas mehr aus dir heraus kommst.“ Kopfschüttelnd lief ich an der steinernen Wand der Ruine entlang und blieb stehen, als etwas unter meinen Füßen knirschte. Ich kniete mich hin und hob einen alten Bilderrahmen auf. Es sah aus wie das Bild von einem Baby. Doch war es kein Foto, sondern sah aus wie selbstgezeichnet. Wem es wohl gehörte? Und warum lag es hier inmitten der Ruine? „Dreh es mal um.“ Sorin hatte sich neben mich gestellt und griff nach dem Bild, drehte es selber um und wischte mit den Fingern die restlichen Scherben sowie den Dreck beiseite. „Dakaria, 2000“ als er das vorließ, blieb mir die Luft weg. „Hatte dich Juraj nicht mal so genannt?“ Ja das hatte er, denn es war mein wirklicher Name. Aber ich verstand es nicht. Wieso? „Das... ist sicher nur ein Zufall.“ Brachte ich stockend hervor. „Ein Zufall? Ein Bild mit deinem Namen hinten drauf und.. wie alt bist du nochmal? Siebzehn? Also da würde ich nicht an einen Zufall glauben.“ Wieder schüttelte ich den Kopf und versuchte mich an einem Lächeln. „Ich bin in Frankreich zur Welt gekommen und aufgewachsen, also kann das nicht stimmen!“ „Hast du eine Geburtsurkunde die das belegen kann?“ Verständnislos sah ich zu ihm. „Deine Eltern sind beide tot nicht wahr? Übrigens, dass du ein geborener Blutsauger bist, habe ich mittlerweile auch raus bekommen.“ Stimmte ja, ich hatte ihm nie erzählt, dass meine Eltern Vampire waren, doch da ich vorhin so über die beiden gesprochen hatte, musste er es selber raus gefunden haben. „Das kann nicht sein! Wieso sollten sie hier her zurückkommen, wenn sie doch beide zusammen von hier damals abgehauen waren?“ Wollte ich wissen und langsam machte es bei mir Klick. Was wenn sie damals nach Alucard suchten? Vielleicht um ihn um zu Hilfe bitten? Hatte er diese abgelehnt? Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Immerhin bestand er ständig so sehr darauf, sein Versprechen gegenüber Vladiana zu erfüllen. „Hey...Hörst du mich überhaupt?“ Sorin riss mich aus meinen Gedanken und brachte mich dazu, hochzusehen. „Was?“ „Ich hab gefragt, ob es sein kann, dass deine Eltern hier angegriffen wurden. Denn die Ruinen scheinen frisch zu sein.“ Er zeigte auf die Mauerreste und ich sah ihn fragend an. „Würde es länger her sein, hätte sich der Wald mit Sicherheit mehr zurück geholt.“ Da ich keine Ahnung von so etwas hatte, zuckte ich nur mit den Schultern. „Du gibst einem immer größere Rätsel auf, meine Kleine. Bei dir scheint es so schnell nicht langweilig zu werden.“ „Also über Langeweile werde ich mich weder beschweren noch sonst irgendwas. Denn wenn ich das tu, passiert sicher etwas.“ Das hatte ich schon gelernt und strich mir durch die Haare. „Es nützt nichts. Ich muss Alucard fragen, ansonsten mache ich mich nur selber verrückt.“ „Dann bleibe ich aber dabei, denn Zugern will ich wissen, wie das hier alles zusammen passt. Du hast mich neugierig gemacht.“ Er reichte mir das Bild, welches ich an mich nahm und mit den Fingern die Linien nach zeichnete. Es war ein Wunder, das Jenes solange hier überstanden hatte und ich es fand, oder war es Absicht? „Lass uns zum Haus zurückkehren. Dein Blutsauger wird sicher nicht begeistert sein, wenn der mit bekommt, dass wir uns hier draußen aufhalten.“ Ich stimmte ihm zu und machte mich mit ihm auf den Rückweg. Zum Glück wusste der Wolf, wo es lang ging. Seine Nase fand eben doch den Weg zurück zum Anwesen. Wir kamen auf der Rückseite an und Sorin hob mich überraschend auf die Arme. „Was soll das?“ Fragte ich, doch grinste er nur und nahm etwas Anlauf, sprang einfach über den meterhohen Zaun. Auf der anderen Seite ließ er mich wieder runter. „Wow. Na da Frage ich mich echt, wozu der überhaupt was nützt.“ „Er dient vor allem dafür, die Menschen abzuschotten. Denn die sind oft ein größeres Problem als andere.“ Sorin stupste mir auf die Nase und beugte sich zu mir vor. „Also, bevor wir rein gehen und deinen Blutsauger nach Antworten ausquetschen, währe immer noch die Sache mit dem Kuss.“ „Ich dachte das hätten wir geklärt.“ Ich ließ ihn dort stehen und ging an ihm vorbei, doch hielt er mich am Arm fest und drehte mich zu sich um, nahm sich einfach jenes, was er wollte. Ich blieb vor Überraschung wie angewurzelt stehen, bis er ihn beendete. „Kleine. Du bist echt verdammt mies in küssen.“ Ich biss die Zähne zusammen und wollte ihm etwas entgegnen, als er plötzlich vor mir auf den Boden fiel „Sorin!“ Ich kniete mich direkt neben ihm, um zu helfen, doch schüttelte er mit dem Kopf. „Schon gut. Alles in Ordnung. Ich hätte mit sowas rechnen sollen.“ Obwohl er lächelte, hörte ich den Schmerz aus seiner Stimme heraus. „Na los, geh schon mal vor. Ich komme gleich nach.“ „Bist du sicher? Soll ich dir nicht doch helfen?“ „Nein nein, vertrau mir. Du hilfst mir eher, wenn du gehst.“ Das musste ich nun doch nicht verstehen, oder? Widerwillig erhob ich mich und ging in Richtung Haus, sah dabei aber immer wieder zu Sorin zurück, welcher sich langsam von selbst aufrichtete. Ich sah zudem, dass er die Lippen bewegte und mit jemanden zu sprechen schien, aber mit wem oder was er sagte, vernahm ich dank der versiegelenden Kraft des Siegels in mir nicht. Kapitel 66: Bei der Tür des Hauses angekommen, drehte ich mich nochmal zu Sorin um, welcher zu mir sah und nickte, jedoch keine Anstalten tat, her zu kommen. Aus diesem Grund betrat ich das Haus alleine, ließ für ihn aber die Tür offen. Das Bild hielt ich fest in der Hand, während ich über den Flur und ins Wohnzimmer ging. „Alucard, bist du da?“ Ich drehte mich in dem Zimmer einmal um mich selber. „Alucard!“ Mit ihm gedanklich in Verbindung zu treten, brachte ich nicht mehr fertig. Es war eigenartig, wie sehr mir doch einige meiner Fähigkeiten fehlten, seit dem ich sie nicht mehr einzusetzen vermochte. „Alucard! Verdammt nochmal! Ich weiß genau, dass du mich hörst! Ich muss mit dir reden!“ „Das heißt noch lange nicht, dass ich springe, wenn du es willst. Außer ich bekomme dafür etwas, dass ich will. Eventuell würde ich mich dann bereit erklären für einen kleinen Sprung.“ Ich drehte mich sofort in die Richtung, aus welcher die Stimme kam, erschrak aber, als er hinter mir auftauchte. „Ich hab gerade keine Zeit für sowas und ich will Antworten!“ Gab ich ihm zu verstehen und hielt ihm das Bild hin. Doch er nahm es nicht an sich, sondern setzte sich einfach auf einen der Stühle an dem großen Esstisch im Wohnzimmer und schlug die Beine übereinander. „Wir bekommen nicht immer das, was wir wollen.“ Zähneknirschend knallte ich das Bild auf die Tischplatte. „Sag mir die Wahrheit! Wie kommt das hier her, wenn ich doch angeblich in Frankreich geboren bin??“ Wollte ich wissen und fixierte ihn genau. „Wer hat denn jemals behauptet, dass du in Frankreich zur Welt gekommen bist? Habe ich das jemals gesagt?“ Verwirrt sah ich ihn an und schüttelte schließlich den Kopf. Nein, er hatte es nicht gesagt. Seufzend ließ ich mich auf die Couch fallen. „Ich verstehe das nicht. Wieso habe ich das Bild in einer Ruine gefunden?“ „Mich würde mehr interessieren, warum du dort hin gegangen bist, obwohl ich sagte, du sollst in diesem Haus bleiben.“ Er trug zwar ein Lächeln auf den Lippen, doch vernahm ich eine Spur von missfallen und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Sorin und ich haben uns unterm Haus etwas umgesehen. Übrigens, hast du eine Ahnung, was dort unten geschehen ist? Sorin sagte, es rieche nach seinesgleichen.“ Wenn ich schonmal bei dem Thema war, konnte ich ihn auch direkt danach fragen. „Auch ich musste einst aus Fehlern lernen.“ „Das beantwortet mir nicht meine Frage.“ „Es ist die einzige Antwort, welche du von mir darauf bekommen wirst.“ Er schaffte es immer wieder, dass ich ihn am liebsten erwürgen wollte. „Und um zu deiner eigentlichen Frage zurückzukommen.“ Er nahm dabei das Bild in seine Hand und sah es sich an. „Ciprian konnte schon immer gut zeichnen.“ „Also hat das mein Vater gemalt?“ Ich war eher davon ausgegangen, Vladiana hätte es gezeichnet und nicht er. „Ich geh davon aus. Vladiana hatte kein solches Talent. Ihre waren anderer Natur.“ Ich wollte ihn gerade etwas anderes fragen, als er das Bild plötzlich verschwinden ließ. „Was soll das??“ Ich sprang auf und rannte zu ihm hin, doch ehe ich ihn erreicht hatte, war er ebenso verschwunden und ich landete krachend über den Stuhl. „Ahh...Verdammt!“ Der Stuhl lag neben mir und ich rollte mich auf den Rücken, drückte meine Hand auf die Brust und hoffte, dass der Schmerz schnell vorbei ging. „Du bist zu langsam.“ „Woran das wohl liegen mag!“ Zischte ich ihm zu und richtete mich unter Qualen auf. „Was hast du mit der Zeichnung gemacht?“ Wollte ich wissen und sah erstaunt zu seiner Hand, die er mir reichte. Ich nahm sie nach kurzer Bedenkzeit an und wurde von ihm mit Schwung nach oben gezogen. „Deine Gedanken sind nicht bei der Sache, wenn du solchen Hirngespinsten nach jagst.“ „Wieso das denn?“ „Weil es keinen Unterschied macht, wo du geboren wurdest, oder wo deine Eltern sich alles aufhielten, ob mit oder ohne dich. Sie sind tot.“ „Du bist echt gefühllos, ist dir das eigentlich klar?“ Ich sah ihn ernst und durchdringend an, während er mich angrinste. „Ich tu, was ich kann.“ Und deutete dabei eine Verbeugung an. „Alucard!“ Zugern hätte ich ihm noch einiges an den Kopf geworfen, doch atmete ich tief durch, um mich zu beruhigen. Es brachte nichts. „Ich will Antworten.“ „Und ich will, dass du lernst, dich zu kontrollieren.“ Seinem Blick wich ich nicht aus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also wenn ich es fertig bringe, dieses andere Ich in mir zu bezwingen, dann gibst du mir die Antworten?“ „Du musst dich nicht selber überwältigen, lediglich mit dir ins Reine gelangen.“ „Als wenn das so einfach wäre.“ Nuschelte ich vor mich hin und drehte mich von ihm weg. „Es ist leicht, du machst es lediglich kompliziert, in dem du an deinen menschlichen Wesenszügen festhältst.“ „Was ist so schlimm daran?“ „Du bist und warst nie ein Mensch. Da liegt der unterschied, Kathrin. Du solltest endlich akzeptieren, was du bist und dann lernen damit umzugehen. Sieh dich nicht als etwas, dass du nicht bist.“ „Die erste Grundlage in dem Streit mit seinem inneren Tier.“ Bevor ich etwas sagen konnte, drehte ich mich um und sah hinter Alucard Sorin ins Wohnzimmer kommen. „Was denkst du hier zu machen, Köter?“ „Mich der Unterhaltung anschließen. Beziehungsweise zuhören. Ist immerhin das erste Mal für mich, Blutsaugern dabei zuzusehen, wie sie lernen mit ihrer selbst klar zukommen. Könnte nützlich sein.“ Es war eigenartig, aber ich glaubte zu erkennen, dass Alucard kurz davor stand, Sorin einen Kopf kürzer zu machen. Aus diesem Grund griff ich nach Alucards Arm und drehte ihn zu mir um. „Lass uns mit dem versprochenen Training beginnen.“ Es war ein Themenwechsel meinerseits. „Der Köter schläft draußen.“ „Tut er mit Sicherheit nicht. Außer du willst, dass ich mir die Stadt für einige Stunden ansehen gehe. Hey, ganz ehrlich. Wenn du nicht willst, dass ich hier bin, dann kannst du mich auch wieder nach Hause bringen.“ Ich verstand Sorin überhaupt nicht. Was bezweckte er damit? Und warum sagte er das? Wollte er drauf gehen? „Das Hündchen will spielen?“ „Das Hündchen beißt dir gleich in den Arsch.“ „Ich sollte dich kastrieren.“ „Versuch es Blutsauger. Ich wette, ich habe dir vorher den Schwanz abgebissen.“ „Ich steh nicht drauf, von einem Fiffi einen geblasen zu bekommen.“ Immer wieder sah ich hin und her, wenn einer der beiden etwas von sich gab und drehte mich schnell zwischen sie. Obwohl sowohl Alucard wie auch Sorin ein Lächeln auf den Lippen hatten, war mir durchaus klar, dass sie kurz davor standen sich an die Gurgel zu gehen. Dazu wusste ich weiterhin nicht, aus welchem Grund der Wolf so streitlustig war. „Was auch immer grade euer Problem ist, lasst es gut sein. Wir haben bei weitem andere Sorgen.“ Meine flache Hand ruhte dabei auf Alucards Brust und als ich es bemerkte, nahm ich sie schnell von ihm weg, räusperte mich und sah danach zu Sorin. Zuerst wollte ich etwas sagen, doch stand er bereits auf und neigte seinen Kopf zur Seite, wobei es knackte. „Weißt du, was dein Problem ist?“ „Nein, aber du wirst es mir gleich sagen, nicht wahr Köter?“ „Sorin, lass bitte gut sein.“ Beschwor ich und faltete sogar die Hände zusammen. „Du versteckst dich hinter einer Wand aus Infantilität und Soziopathie. Wenn du so weiter machst, wird das, was du haben willst, bald weg sein.“ Das Grinsen auf Alucards Lippen verschwand und ich sah, wie er eine Faust ballte. „Aber mach was du denkst. Nur jammere nicht irgendwann rum, wenn du nicht das bekommst, was du willst.“ „Sorin!“ „Ist ja gut, ist ja gut. Hab nur meine Meinung gesagt und lasse euch beide schon alleine.“ Damit ging er zur Tür, drehte sich bei dieser jedoch um. „Das heißt aber nicht, dass ich draußen pennen werde. Ich glaube oben ist noch ein Zimmer frei.“ Dabei legte er den Zeigefinger aufs Kinn und tippte drauf herum. „Hab zumindest bisher nie einen dort schafen sehen.“ „Wag es ruhig.“ Mir gefror das Blut in den Adern, als ich Alucards Stimme hinter mir hörte. „Ich kann auch bei ihr im Bett mit schlafen. Sie hat sicher nichts dagegen, oder Kathrin?“ „Was? Wie kommst du jetzt darauf?“ Selbstverständlich hatte ich was dagegen und war kurz davor ihm etwas entgegenzupfeffern, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Oh, jetzt fällt mir doch glatt ein, ich hab draußen noch was zu erledigen. Wir sehen uns später.“ Sorin zwinkerte in meine Richtung und verschwand schnell um die Ecke. Seufzend rieb ich mir über die Stirn. „Warum nur kann ich kein normales Leben haben?“ „Normalität ist nur der Trott der Masse als Maßstab für alles.“ Fragend drehte ich mich zu Alucard. „Und jetzt mit Erklärung. Was?“ „Vergiss es. Du solltest schlafen gehen.“ Murrend verschränkte ich die Arme. „Irgendwie ist meine Lust vergangen, mit dir zu üben. Vielleicht solle ich lieber nach Sorin sehen. Er hat sich eben so komisch aufgeführt.“ Nachdenklich drehte ich mich zurück zur Tür und fragte mich ernsthaft, wie ich hier nur rein geraten war. Warum konnte nicht alles einfacher sein? War das denn zuviel verlangt? „Mh..Wir beide reden noch über das Bild, ich habe es nicht vergessen! Ich will es wieder haben!“ Mit den Worten ging ich in Richtung Tür. Ich musste mit Sorin sprechen. Doch bevor ich überhaupt bei der Eingangstür ankam, wurde um mich herum alles finster und ich fühlte mich, als wenn meine Beine einbetoniert wären. „Ich habe dir viel zu lange Zeit zum Erholen gegeben. Ebenso hattest du genügend Zeit, um mit dem Köter zu spielen. Ich verschwende meine Zeit nicht länger mit warten.“ Von einem Augenblick zum nächsten fand ich mich oben im Schlafzimmer wieder und konnte mich endlich frei bewegen. Jedoch war es nicht das meinige. „Leg dich hin oder schlaf auf dem Boden, es ist mir egal.“ „Ja...Bett ist nicht schlecht. Ich...geh dann mal.“ Und zeigte auf die Tür, um zügig den Raum zu wechseln. „Hoffst du, dass der Köter seine Androhung wahr macht?“ Schnell drehte ich mich um, doch war Alucard nirgends zu sehen. Ich hasste dieses Spiel im Moment. „Das ist doch Schwachsinn. Du müsstest Sorin mittlerweile kennen. Er spielt gerne und sagt Sachen, die er gar nicht so meint.“ Hoffte ich zumindest. „Ihr beide macht mich echt fertig. Ich hätte vorhin einfach im Bett bleiben sollen. Warum nur bin ich aufgestanden?“ Dabei schmiss ich die Arme in die Luft und begab mich zum Bett. Ich hatte genug davon mich mit ihm oder Sorin auseinanderzusetzen. Mit der Hand klopfte ich auf die Decke und hustete. „Weißt du, wenn das dein Bett ist, warum beziehst du es dann nicht mal neu?“ „Weil ich es nicht zum Schlafen benutze.“ „Wozu denn dann? Wofür ist ein Bett sonst gut, außer darauf zu schlafen?“ Ich raffte die Decke hoch und fand untendrunter eine weitere. Verwirrt sah ich auf jene in meinen Armen. „Zwei Decken?“ „Das eine ist eine Tagesdecke.“ „Ähhh...aus welchem Jahrhundert stammst du gleich nochmal?“ So etwas hatte ich bisher nur bei meinen Großeltern gesehen und fand es da nur schrecklich. Aber mir vorzustellen, wie Alucard morgens ... oder eher nachts eine drüber legte. Das Grinsen bekam ich einfach nicht aus meinem Gesicht verbannt. „Um zu deiner vorherigen Frage zurückzukommen. Es gibt einiges, was in einem Bett gemacht werden kann, außer zu schlafen.“ In seiner Stimme schwang Humor mit und sofort ließ ich die Decke zurück aufs Bett fallen. Mir kamen Bilder hoch, wie er mit Vladiana dort drinnen ... „Ich gehe nach nebenan. Sollte Sorin tatsächlich dazu kommen, ist ebenso.“ Ohne mich von ihm aufhalten zu lassen, verließ ich das Zimmer und ging ins benachbarte hinein. Warum nur wurmte mich das jedes Mal so, wenn ich daran dachte, wie die beiden ... Ich hätte mir selber dafür eine verpassen können. Außerdem, was interessierte es ihn denn, wenn Sorin sich zu mir legen sollte? Verdammt. Man bemerkte doch, dass wir beide uns gut verstanden und da nicht das geringste mehr war. Glaubte er etwa, ich sei noch ein Kind? Bei dem Gedanken biss ich mir auf die Lippen und rieb mir über die Brust. Manchmal kam ich mir doch so vor, wenn ich darüber nachdachte, in was für Fettnäpfchen ich alles getreten war. Wenn ich nur von Anfang an der Sache anders gegenübergetreten wäre, ob dann einiges anders gewesen wäre? Das Kopfzerbrechen würde mir nichts bringen. So entschloss ich, mich lang zu legen und schnell einzuschlafen. Um so eher ich das hier alles hinter mir ließ, um so eher konnte ich damit beginnen, ein halbwegs normales Dasein zu fristen. Obwohl ich gestehen musste, dass es auch etwas für sich hatte, dass Alucard meine Fähigkeiten unterdrückt hielt mit diesem Ding in mir. Warum nur hatte er es nicht eher getan? Das hätte mir um einiges an Ärger erspart. Meinen Blick hielt ich zur Decke gerichtet. Das Einschlafen fiel mir schwer, was sicher auch damit zu tun hatte, dass ich die letzten Tage kaum etwas anderes machte, außer nur im Bett vor mich Hinzuwegetieren. Aber es lag nicht nur daran, sondern ebenso an meinen Gedanken. Irgendwann packte ich es dann doch und fand mich im Land der Träume wieder. Dass es einer war, bemerkte ich schnell, denn ich fand mich nah meines alten zu Hauses und saß im Gras am Bach. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich spürte keinen funken Wärme. „Es ist eigenartig. Ich weiß, dass es ein Traum ist und ich bedaure es.“ Seine Anwesenheit fühlte ich. Es hatte lange gedauert, bis er sich mir zeigte. „Warum? Genieße ihn. Hier kann dir nichts geschehen, wenn du deine Gabe richtig einsetzt.“ Rian setzte sich neben mich, mit den Ellbogen stützte er sich ab und sah hoch. „Warum hast du mir nie gesagt, wer du wirklich bist? Und vor allem, wie kannst du hier so mit mir reden? Bilde ich mir das nur ein?“ „Ein wenig tust du das. Doch den Großteil beeinflusse ich.“ Er streckte seine Hand aus und der strahlend blaue Himmel wurde von einem wolkenbehangenen nachtschwarzen Firmament abgelöst. „Lass dich nicht unterkriegen, mein kleiner Mondschein.“ Er stand auf und lächelte zu mir runter. Es war eigenartig ihn anzusehen, jetzt wo ich wusste, wer er wirklich war. Dennoch stand ich auf und kam einen Schritt auf ihn zu. „Er will eindringen. Wenn du es jedoch nicht willst, werde ich ihm den Zugang für alle Zeit versperren,“ „Wem? Alucard? Doch. Ich will, dass er her kommt. Er hilft mir.“ „Er hilft nur sich selbst.“ Bei der Aussage sah ich ihn fragend an, doch löste er sich da in Luft auf. Kurz darauf veränderte sich die Umgebung erneut und der Bach versiegte, trocknete aus. Das Gras wurde strohig und es zog ein heftiger Wind auf. Er peitschte mir ins Gesicht und das konnte ich sehrwohl fühlen. „Du bist nicht in vielen begabt, aber bei dieser Fähigkeit sehe ich Hoffnung.“ „Alucard?“ Ich drehte mich zu ihm und wurde von einer starken Böe erwischt, die mich von ihm wegwehte. „Was machst du da?“ Er rannte mir nach und griff meinen Arm, zog mich an diesen zu sich ran. „Ich habe gar nichts gemacht!“ Schrie ich ihm entgegen und sah Ciprian hinter ihm stehen. „Ich habe dich unterschätzt.“ „Du hattest nur Augen für sie.“ „Und dennoch habe ich sie an dich verloren.“ „Hey! Das hier ist mein Traum, also warum keift ihr euch an?“ Mischte ich mich mit ein und klammerte mich an Alucard fest, als ein erneuter Windzug mich fortreißen wollte. „Was soll das??“ „Das hier ist eine Angelegenheit, für die du zu jung bist, mein kleiner Mondschein. Also überlasse uns das Feld. Das Einzige was du zu tun hast, ist in der nächsten Zeit nicht aufzuwachen. Um den Rest werde ich mich kümmern.“ „Wie du dafür gesorgt hast, aus ihr einen Menschen machen zu wollen?“ „Das war nicht meine Idee gewesen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sie in die Obhut eines unseres Gleichen gegeben. Doch Vladiana war schneller und bevor ich dazu kam, übergab sie Dakaria bereits diesen Abschaum. Du kanntest sie. Schon immer lag ihr viel an diesen minderwertigen Kreaturen.“ Er sprach doch nicht etwa von meinen Eltern, die mich aufgezogen haben, oder doch? So hatte ich Rian nie über sie sprechen hören. Ich hatte ihn vorher noch nie über einen anderen so reden hören. „Aber anderseits hatte es etwas für sich. Hätte sie gezögert, wäre mein kleiner Mondschein in dieser Nacht mit uns zusammen verblasst.“ „Und das erzählst du mir warum? Denkst du, es interessiert mich?“ „Nein. Tut es nicht. Dich begeisterte schon immer etwas anderes.“ „Aber mich interessiert es! Ich will mehr wissen.“ Dieses Mal stellte ich mich vor Alucard, mit dem Rücken zu ihm. „Ich will mehr über euch beide wissen und auch, was genau vorgefallen war.“ Sein Blick wirkte betrübt. „Das kann ich nicht. Es liegt an dir selber, es herauszufinden.“ „Also jetzt komm aber!! Das ist doch ein Scherz, oder?“ Mir reichte es langsam. „Nein. Eher ein Wunsch deiner Mutter. Sie hat etwas für dich hinterlassen, was viele deiner Fragen beantwortet. Es liegt nur an dir, das zu finden. Ich bin lediglich hier, um dir eine Richtung zu zeigen und dir ein wenig von deinem Erbe mit zu geben. Immerhin glaube ich kaum, dass er dir beibringen kann, deine Fähigkeiten in dieser Welt einzusetzen.,“ „Jetzt bist du es, welcher mich unterschätzt.“ „Ach sag bloß? Ich bezweifle, dass...“ Weiter kam Ciprian nicht, denn unter ihm tat sich die Erde auf und er verschwand. „Zweifel so viel du willst. Ich hatte genügend Zeit, in welcher ich nichts andres zu tun hatte.“ Irgendwas wollte ich dazu sagen, aber mir fiel nichts ein und ich sah weiterhin stumm auf den leeren Fleck inmitten des trockenen Grases. „Solange wir unsere Ruhe haben, sollten wir beginnen. Du wirst bald aufwachen.“ Er trat von mir weg und ich drehte mich zu ihm um. „Ich verstehe das alles nicht! Können wir nicht erst einmal das klären, was eben geschehen ist?“ „Es ist nichts vorgefallen und die Zeit rinnt uns durch die Finger.“ „Wir haben genügend Zeit.“ Widersprach ich, doch stieß ich dabei auf taube Ohren. Zu gern hätte ich ihn angeschrien. Da ich jedoch wusste, dass dies nichts brachte, hob ich mir meine Kraft lieber für später auf. „Ich bemerke, dass du wütend bist. Also komm, und lass es raus.“ Er grinste mich an, streckte die Hand aus und winkte mich mit zwei Fingern zu sich ran. Ja er hatte recht. Ich war zornig. Denn endlich hatte ich gewusst, wer Rian wirklich war und ich konnte mich dementsprechend mit ihm unterhalten. Ich wusste ja nicht, wann es das nächste Mal geschehen würde. Denn bisher hatte es nie geklappt, wenn ich es von mir aus wollte. Genau aus diesem Grund rannte ich auf ihn zu und ließ all meine Wut und den Frust an ihm aus. Kapitel 46: Kapitel 67-68 ------------------------- Kapitel 67: „Die Enttäuschung lässt sich nicht in Worte fassen, welche ich für dich empfinde. Wie kannst du es wagen, hier her zurückzukommen und das ohne sie? Mit was für einem Fluch wurde ich belegt um solch unnütze Söhne zu haben? Erst Juraj und nun du, Villads! Hast du nichts weiter dazu zu sagen?“ Der Drache biss die Zähne zusammen und stand mit gesenktem Kopf vor seinem Vater. Dieser wirkte im Gegensatz zu dem, welcher sich der Blutsaugerin als Reko vorgestellt hatte, einen Kopf größer. Vom Aussehen jedoch erkannte jeder auf den ersten Blick, dass diese beiden Vater und Sohn waren. Sie ähnelten sich mehr, als Villads zugeben wollte. Die Augen seines Vaters konnten die Farbe nicht mehr ändern, waren und blieben sie die einer lodernden Feuersbrunst. „Ich habe dich etwas gefragt, Junge!“ Wie gerne würde er das hier hinter sich lassen, doch noch war nicht die Zeit gekommen. Eines Tages, dann würde er seinem Vater den Kopf von den Schultern reißen und dessen Platz einnehmen. „Verzeih, Vater. Ich konnte sie nicht hier her bringen. Sie war noch nicht vollkommen erwacht und bevor es dazu kam, hat sich der Mörder von Juraj eingemischt.“ „Dann hättest du erst recht dortbleiben sollen! Du Nichtsnutz! Geh mir aus den Augen!“ Sofort drehte er sich um und verließ die alte Festung, welche seit nun mehr über 700 Jahren das Heim seiner Familie war. Die Gänge waren lang und nur Fackeln säumten die kahlen Steinwände. Bisher hatte es sein Vater nicht geschafft, die Bequemlichkeiten des 21. Jahrhunderts hier einziehen zu lassen. Aber was hatte er erwartet? Nicht mal jene des 19. Jahrhunderts waren hier drinnen willkommen. Aus diesem Grund hielt er sich nur solange an jenem Ort auf, wie es von ihm verlangt wurde. Schnellstens wollte er zurück zu seinem Rückzugsort, den niemand kannte, außer seiner Schwester und genau jene stand an einer der Wände gelehnte, grinste ihn an. Ihre weißen Zähne glichen Dolche. Sie war jung und konnte ihre Gestalt nicht lange zur Menschlichen werden lassen. Aus diesem Grund vermischte sich der ihrer Drachengestalt mit der jetzigen. „Was willst du, Antonina?“ Ihm war nicht nach reden zu Mute. Weiterhin quälten ihn die Vorwürfe seines Vaters. Er hatte nichts Falsches getan, als er seine Schuppen rettete. Gegen diesen anderen Blutsauger hatte er kaum eine Chance gehabt und er war nicht lebensmüde um die wenigen auszureizen. „Ich hab gehört, du hast den Schwanz eingezogen wie ein kleiner Welpe, bevor ich ihn verschlinge.“ Als er an ihr vorbei schritt, stieß sie sich von der Wand ab und folgte ihm leicht tänzelnd. Sie liebte es in dieser Gestalt umher zu laufen. Ihre Bewegungen wurden von Tag zu Tag besser. „Ich habe nichts der Gleichen getan und gebe nichts auf Gerüchte. Eines Tages können dir jene den Hals brechen.“ „Ach jetzt komm aber Bruderherz. Sei nicht so grausam zu mir.“ Ein Zischlaut kam von ihm, als er durch eine große Tür auf einen der Balkone schritt. Er musste schnellstens von hier fort, sich einen neuen Plan ausdenken, um an dieses elende Reinblut zu kommen. Aus welchem Grund nur war sie seinem Vater so wichtig? Er sollte einfach irgend einen Blutsauger finden und diesen als sie ausgeben. Sein Vater wusste doch nicht einmal, wie sie aussah! „Villads! Warte!“ Er wollte grade in seine Drachengestalt wechseln, als sie ihn am Handgelenk aufhielt. Ihre Augen strahlten hellblau und ihr leuchtendes, platinblondes Haar wurde durch den Wind nach hinten geweht. „Erzähl mir etwas von ihr. Was macht sie so besonders, dass Vater keine Nacht ruhen will, ohne sie gefunden zu haben?“ „Halt dich da raus! Hast du mich verstanden, Antonina? Halt dich einfach daraus. Das ist nichts, in was du dich einmischen oder auch nur darüber nachdenken solltest!“ Er liebte seine kleine Schwester und wusste genau, dass es sie umbringen konnte, sollte sie sich in diese fanatische Idee mit einbinden lassen. Er hoffte einfach, dass sein Vater klar war, wie jung Antonina war und sie somit nicht mit einbezog. Es reichte schon, dass sie Juraj verloren hatten. Auch wenn er es nicht zugeben wollte und nach außen hin den Unbeteiligten spielte, so hatte es dennoch ein großes Loch in Villads Brust hinterlassen, vom Tod seines jüngeren Bruders zu hören. Schwer atmend legte er die Hand in ihren Nacken und zog sie an sich ran, drückte ihre Stirn gegen die Brust. „Verbessere deine Fähigkeit, um unter den jämmerlichen Menschen zu leben. Es ist von nutzen.“ „Mhh...du behandelst mich noch immer wie ein kleines Kind.“ Weil sie das war, dachte er sich und ließ von ihr ab. Direkt danach sprang er vom Balkon und verwandelte sich während des Fallens in seine wahre Gestalt. Den gesamten Flug bis zu seinem Rückzugsort sinnierte er darüber nach, wie er an diese kleine Blutsaugerin kam, welche ihm durch die Finger glitt. Es gab einige Weitere, die ihm so manchen Gefallen schuldig waren und den einen davon würde er in den nächsten Tagen einen Besuch abstatten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Ich kann nicht mehr! Wie kann es sein, dass ich in meinem eigenen Traum so fertig bin?“ Völlig fix und alle ließ ich mich auf den schneeweißen Boden nieder. Warum auch immer ich von diesem Ort geträumt hatte, ich wusste es nicht. Denn ehe ich richtig in jenen versinken konnte, war mein Peiniger bereits aufgetaucht. „Die selbe Frage habe ich mir die anderen Nächte ebenso gestellt gehabt und bin zu keinem Ergebnis gekommen.“ Genau aus diesem Grund ließ ich mit letzter Kraft, die mir blieb eine Lawine auf ihn stürzen. Zu meinem Bedauern schüttelte er den Schnee wie Puderzucker von seinen Schultern. Ich hasste ihn dafür. Es war mittlerweile der neunzehnte Tag in Folge, an welchem er mich in meinen Träumen heimsuchte. Oh ja, ich sah es nicht mehr als Training, sondern als Heimsuchung an, was er hier mit mir tat! Ich brauchte meinen Schlaf! Also einen ruhigen und keinen, wo ich am nächsten Abend aufwachte und mir vorkam, als hätte mich ein Schnellzug erwischt und etliche Kilometer unter sich mitgeschleift. Das Wort Gnade und Mitleid fehlte eindeutig in seinem Wortschatz, da war ich sicher. „Steh auf. Wir haben nicht mehr viel Zeit, ehe du erwachst. Du solltest länger schlafen.“ „Als wenn ich das beeinflussen könnte!!“ „Du hast Monate verschlafen, warum dann nicht ein paar Stunden mehr?“ Dass ich ihm dies einmal erzählt hatte, ich hätte mich selber Ohrfeigen können dafür. Noch immer zog er mich damit auf. Ich wusste bis heute nicht, wie das geklappt hatte, doch war ich mir zu einem großen Teil sicher, dass dieser Drache einst eine wichtige Rolle dabei spielte. „Warum schlägst du nicht einfach weiter auf mich ein, während ich hier am Boden liege?“ Schlug ich vor und schloss die Augen. Des Öfteren hatte ich mich dabei erwischt, darüber nachzudenken, ob ich vielleicht inmitten eines Traumes einen weiteren haben könnte. Hier einfach einschlafen und eine Ebene tiefer gleiten, wo er nicht hinkam. Wie er es überhaupt jedes Mal schaffte, so leicht einzudringen blieb mir ein Rätsel. Aber sicher lag es mit daran, dass ich meine Fähigkeiten außerhalb dieser Traumwelt nicht nutzen konnte und wessen Schuld war das? Genau. Ich sah zu demjenigen hin, welcher zu mir trat und mir seine Hand reichte. Murrend nahm ich sie an und ließ mich nach oben ziehen. Der Schnee trug keinerlei Spuren von den gesamten Übungen, die wir bis jetzt hinter uns gelassen hatte. Warum nur konnte mein Körper nicht genau so sein, wie dieser? „Lass uns erneut von vorne beginnen.“ „Oh nein, bitte Alucard. Ich brauche echt eine Pause.“ An seinem Blick erkannte ich, dass es ihm kein bisschen gefiel. Dennoch verschwand er kurze Zeit später und Erleichterung breitete sich in mir aus. Endlich hatte ich Ruhe und war alleine, konnte mich Erholen. Hätte es doch nur funktioniert, zu meinem Leid jedoch wurde ich aus diesem Traum heraus gerissen und saß senkrecht im Bett. Sowohl meine Haare, wie mein Gesicht und das Kissen unter mir waren klitschnass. Er hatte es tatsächlich gewagt einen Eimer kaltes Wasser über mich zu gießen. Erst geschockt und danach wütend vor Zorn sah ich zu Alucard. „Wenn du nicht weiter üben willst, solltest du dich um andere Anliegen kümmern.“ Dabei deutete er auf die Bücher, welche er her gebracht hatte. „Eines schönen Tages werde ich dich umbringen. Ganz langsam.“ Sagte ich ihm, während ich aufstand und mir das Wasser aus den Haaren wring. „Auf diesen Tag freue ich mich bereits jetzt.“ Knurrend sah ich zu ihm, als er mir näher kam und eine meiner nassen Strähnen mir hinters Ohr strich. In mir stieg der Impuls hoch, ihm in die Hand zu beißen, aber beließ ich es. „Ich hasse dich.“ „Wie ich bereits sagte, das ist vom Vorteil.“ Und erneut verstand ich das nicht. „Jetzt fang an zu lesen. Die Nächte werden nicht länger.“ Wie schade, dachte ich mir und schnalzte mit der Zunge. Doch anstelle zu den Büchern zu gehen, begab ich mich zu allererst ins Bad, um mich frisch zu machen. Danach wechselte ich meine Kleider. Im Zimmer war er nicht mehr und noch sah ich keinen Grund die Bücher anzurühren. Ich hatte grade genug davon, mir von ihm vorschreiben zu lassen, was ich zu tun hatte. Aus diesem Grund ging ich nach unten. Sorin hatte sich zu meiner Überraschung die letzten Tage etwas von mir distanziert. Zugern hätte ich ihm mein Leid geklagt, doch hielt er sich vermehrt draußen auf und das nicht nur innerhalb dieses Geländes. Des Öfteren streifte er außerhalb des Zaunes umher und zu meist in seiner Wolfsgestalt. Ob etwas mehr zwischen den beiden vorgefallen war, was ich nur nicht mit bekommen hatte? Zugern hätte ich es herausgefunden. Jedoch wollte keiner der beiden mit mir darüber sprechen und sie zwingen tat ich nicht. Zähneknirschend betrat ich die Küche, öffnete den funkturnierenden Kühlschrank und war zumindest Alucard dafür dankbar, dass er von seiner Idee zurückgewichen war, mir kein Blut mehr zu besorgen. Ich setzte mich mit der Flasche in der Hand an den Tisch, und hatte erst überlegt ein Glas dazuzunehmen. Aber aus welchem Grund, dachte ich danach und trank den Inhalt so aus. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Kalender, welchen Sorin angebracht hatte. Alle drei Tage ging er einkaufen. Immerhin brauchte er reichlich frisches Fleisch, jedenfalls behauptete er es. Ich war mir sicher er benutzte die Ausrede nur, um von dieser Trostlosigkeit wegzukommen. Wie gern hätte ich es ihm nachgemacht. Mein Kopf landete auf der Tischplatte. Nicht mal mehr zwei Monate, und mein achtzehnter Geburtstag stand vor der Tür. Früher hatte ich mir immer ausgemalt, wie ich diesen verbringen würde. In keiner der Varianten kam jemals ein Werwolf und Vampir drinnen vor. Bestimmt wussten die beiden nicht einmal, dass ich in 53 Tagen Geburtstag hatte. Dann aber dachte ich darüber nach, was solch ein Geburtstag überhaupt wert war. Immerhin, wozu zählen, wie alt ich werde, wenn ich es eh irgendwann keinem Menschen mehr sagen konnte? Es wäre immerhin merkwürdig, wenn ich eines Tages auf jemanden zugehe, und sage, hey, ich bin übrigens dreihundert und noch ein paar zerquetschte Jahre, und du? Die Zeit strich voran und die Müdigkeit forderte ihren Tribut. Ich hatte es nicht einmal bemerkt, wie ich mit dem Kopf auf der Tischplatte weggedämmert war. Erst als jemand an meiner Hand sich zu schaffen machte, schreckte ich auf und saß senkrecht im Stuhl. „Was??“ Fragte ich verschlafen. Meine Augen brauchten einen Moment, bis ich die Umgebung wahrnahm. „Ich wollte dich nicht wecken, dachte mir nur, ich spüle die Flasche aus, bevor sich der Geruch weiter im Haus verteilt. Es stört meine Nase ganz schön.“ „Hm? ... Ach so... Ja. Schon gut.“ Ich rieb mir über die Augen und anschließend über die Schläfen. Seit einigen Tagen plagten mich des Öfteren Kopfschmerzen und hätte eine Tablette etwas daran geändert, ich hätte eine genommen. Als ich das Erste mal vor einigen Tagen nach einem Aspirin fragte, hatte mich Sorin angesehen, als würde ich von einem anderen Stern kommen. Dennoch hatte er mir einige besorgt und danach rum gejammert, dass es deswegen nicht mehr für zwei weitere Steaks gereicht hatte. Er tat mir in diesem Augenblick ja so leid. Zugern hätte ich ihm die Kopfschmerzen überlassen, auf dass er auf die Tabletten verzichten und sich dafür jenes Fleisch mitbringen konnte. „Brauchst du irgendwas? Ich bin morgen wieder kurz in der Stadt.“ Erstaunt sah ich zu ihm. Mich von sich aus gefragt hatte er die letzten Wochen nicht getan. „Naja, wenn du mich so fragst. Ja. Wie wäre es mit einem Buch? Also einem richtigen? Ein Roman oder so etwas?“ Etwas anderes zu lesen würde mir so gut tun als ständig nur jene Lektüre, die mir Alucard bereitstellte. „Und vielleicht ein Radio?“ Denn hier gab es keines und die Langeweile zerrte an meinen Nerven des Nachts. Viel lieber hätte ich nach einem Fernseher mit DVD-Player gefragt, doch war ich mir sicher, dass er nicht viel Geld bei sich trug, wenn er in die Stadt ging. Es war immerhin schon erstaunlich, dass Alucard ihm überhaupt jedes Mal etwas zukommen ließ. „Ein Buch und ein Radio. Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Er stellte die abgewaschene Flasche in einen Kasten und drehte sich zur Tür um. Bevor er die Küche verlassen konnte, rief ich seinen Namen, woraufhin er stehen blieb, sich aber nicht zu mir umdrehte. Ich kaute auf meinen Lippen herum. „Bist du aus irgendeinem Grund wütend auf mich?“ Brachte ich es endlich heraus. Ich konnte genau erkennen, wie seine Schultern sich verkrampften. Er drehte sich zu mir um und versuchte anscheinend die Verspannung weg zu massieren. „Um ehrlich zu sein, ich bin nicht wütend auf dich. Es ist nur...“ Er sprang von einem Bein aufs andere. Ich konnte genaustens erkennen, dass es ihm unangenehm war darüber zu sprechen. „Es ist was?“ Ich stand auf und kam auf ihn zu. „Was ist los, Sorin?“ Fragte ich erneut und blieb genau vor ihm stehen. „Verdammt Kleines. Du bringst mich echt in Schwierigkeiten.“ Meine Stirn legte sich in Falten. „Seit wann interessiert dich denn so etwas?“ „Seit dem es mein Rudel mit betrifft. Hör zu Kleines. Wenn es nur um mich ginge, würde ich so weitermachen wie zuvor. Da es hier aber ebenso um mein Rudel geht und die Abmachung mit diesem beischlafsunfähigen Blutsauger, muss ich mich an seine Spielregeln halten. So ungern ich die auch einhalten will ... und eine davon ist es nun mal, mich von dir fernzuhalten.“ Bei seinen Worten schloss ich die Augen und rieb mir über die Nasenwurzel. „War er es damals, mit welchem du dich unterhalten hattest? Als wir von den Ruinen wieder kamen?“ Und mit Absicht erwähnte ich nicht den Kuss, welchen er als mies bezeichnete. Das übrigens hatte ich noch immer nicht vergessen. „Ich weiß echt nicht, wo sein Problem liegt. Er scheint keinen hochzubekommen, hat aber dennoch etwas dagegen, wenn ich dir beibringen will, wie es richtig geht. Wäre ja nicht so, als wenn ich dich ins Bett bekommen wollen würde. Dafür fehlen die eindeutig einige Attribute.“ „Ah!! Ist ja gut! Ich weiß! Du musst damit nicht wieder anfangen!“ Ich hob meine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, doch griff er nach diese und drückte sie. „Hör zu Kleine, du verdrehst sicher so manchem Kerl den Kopf. Aber ich stehe echt auf Weiber, die etwas mehr auf den Rippen haben und ich keine Angst haben muss, sie beim Sex zu verletzen.“ „Wer sagt überhaupt, dass ich an dir interessiert sei?“ Ich versuchte, meine Hand, aus seiner Umklammerung loszumachen. „Ich weiß, dass du keinerlei solcher schwärmerein für mich übrig hast. Aber ich weiß ebenso, wann ich dich mit meinen Äußerungen ab und an verunsichere. Das musst du aber nicht sein.“ Jetzt endlich ließ er meine Hand los und ich rieb über diese, da sie etwas schmerzte. Das Thema beließ ich lieber damit. Ich wollte nicht näher drauf eingehen. „Wirst du dich weiterhin von mir distanzieren?“ „Solange er mit dem Schutz meines Rudels die besseren Karten in der Hand hält, bleibt mir wenig übrig. Aber keine Sorge. Das heißt nicht, dass ich ihm nicht weiterhin auf die Eier gehen werde, sollte er tatsächlich welche besitzen.“ Ich stieß ihn mit dem Ellbogen gegen die Seite. „Ich wette, genau aus solchen Gründen hat er dich auf den Kieker.“ „Auf den was?“ Augenrollend huschte ein Lächeln auf meine Lippen. Es tat gut, wieder mit ihm so ungezwungen zu quatschen. „Versuch doch mal, etwas netter zu ihm zu sein.“ „Soll ich ihm vielleicht die Pantoffeln ans Bett bringen?“ Das Lachen konnte ich nicht unterdrücken, als ich es mir vorstellte. „Du kannst es ja mal versuchen.“ Er wuschelte mir durch die Haare. „Aber klar doch. Und kurz danach rolle ich mich vor ihm auf den Rücken und lasse mir von ihm den Bauch kraulen.“ Der Lachanfall verlängerte sich und ich musste mir die Tränen aus dem Gesicht wischen. Er haute noch einige solcher Sprüche raus, bis ich endlich dazu kam, mich wieder zu beruhigen und mich mit der Schulter an den Türrahmen lehnte. „Ich werde mit Alucard sprechen. Immerhin sollte er froh sein, dass du überhaupt hier bist, anstelle mit dem Schutz deines Rudels zu drohen.“ Stellte ich fest und kurz schien es so, als wenn Staunen in Sorins Augen aufblitzen würde. „Meine Rede! Aber verklickere das Mal diesem Sturkopf. Tse! Ich wette der ist einfach nur untervögelt.“ Und wieder stieß ich ihn mit dem Ellbogen an. „Hey..Komm schon, es ist doch wahr. Ich wette, der hat seit Jahrzehnten kein Rohr mehr verlegt... sagt man das überhaupt noch?“ Er rieb sich über das Kinn und ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube schon. Aber da ich schon so lange nicht mehr unter meines Gleichen ... ich meinte, unter Menschen war ... also Teenagern, weiß ich es selber nicht.“ „Es fehlt dir, oder? Ich weiß zwar nicht wieso, aber es ist so, wa?“ Ich konnte nur nicken, denn es fehlte mir wirklich ab und an. „Das schlimmste für mich ist, dass ich nie richtig erwachsen werde. Für immer in dem Körper einer Sechzehnjährigen gefangen bin.“ Seufzend sah ich zum Boden, doch legte er seine Finger unter mein Kinn und hob es an. „Damals im Wald, als ich dich das erste Mal sah, wirktest du wie ein Kind, doch hast du dich in der Zeit danach verändert. Wie es scheint lagen wir damals falsch. Aber damals wusste ich zum Beispiel noch nicht, was du wirklich bist.“ Fragend sah ich ihn an und zwinkerte einige male, bis er mir auf die Nasenspitze stupste und dann mich alleine hier stehen ließ. Ich rieb mir über die Nase und musste lächeln. Hatte er das ernst gemeint? „Anstelle hier sinnlos herum zu stehen, solltest du dich nützlich machen.“ Und schon war meine gute Laune weg. Ich drehte mich nicht zu Alucard um, sondern ging zur Treppe und hoffte einfach, dass er nicht so viel von dieser Unterhaltung mit bekommen hatte. Kapitel 68: Aus irgend einem Grund ahnte ich, warum die Trainingseinheiten in meinen Träumen aggressiver wurden und Alucard zudem sichtbar in meiner Nähe blieb, als ich mit der Nase über den Büchern hing. Er hatte scheinbar doch das Gespräch mit Sorin mitbekommen gehabt. Aber warum nur musste er seinen Frust dann an mir auslassen? Die Beiden sollten vielleicht mal vor die Tür gehen und das mit einander austragen. Doch als ich diesen Gedanken weiter spann, ahnte ich bereits, welcher von den Beiden danach wohl ins Totenreich Einzug hielt. Daher beließ ich meinen Frust bei einem seufzen. Dennoch glitt mein Blick zu einem Buch auf dem nahegelegenen Tisch. Sorin hatte mir tatsächlich eines mit gebracht. Irgendein Roman, dessen Titel ich nicht kannte. Laut der Rückseite sollte es in diesem um irgendwelche Highlander gehen, zur Zeit als einen Zwist zwischen Schottland und England bestand. Irgendwann im Geschichtsunterricht hatte ich davon etwas gehört, doch entsann ich mich kaum noch an die Details. Zudem kam ich eh nicht dazu, das Buch zu lesen. Denn mit dem Vampir in meinem Nacken gestaltete es sich ziemlich schwer. Am vierten Tag reichte es mir schließlich und ich schlug das Buch über Mythen und Legenden zur Zeit des 16. Jahrhunderts zu. Mein Kopf dröhnte erneut und zudem war die Schrift kaum zu entziffern. „Das ist doch Schwachsinn! Zu der Zeit glaubten die ja sogar, dass rothaarige Frauen Hexen seien! Warum muss ich den Mist überhaupt lesen?“ Wollte ich frustriert wissen und war zu einem Teil mehr als froh, nicht in dieser Welt gelebt zu haben. „Es gibt einen schmalen Grad zwischen Wirklichkeit und Imagination. Es wird dir von Nutzen sein, wenn du weißt, was auf dich zukommen kann.“ Murrend sah ich zu ihm und hob dabei den etwa zwei Kilo schweren Koloss an Buch hoch. „Und du glaubst wirklich, dass mir dies hier von Nutzen sein wird? Ich merke mir doch eh nicht alles, was dadrinnen steht. Zudem, woher soll ich wissen, was nützlich ist und was nur in den Köpfen von irgendwelchen Spinnern entstand?“ Ich ließ das Buch zurück auf die Bettdecke fallen und stand auf, streckte mich. „Sera muss das doch auch nicht alles lernen, also warum ich?“ Mein Hals knackte, als ich den Kopf zur Seite drehte. „Weil sie nicht in eine Welt vollkommen Blind umherlaufen wird, wie du es tun wirst und die Bücher kannst du nicht mit nehmen. Geschweige denn später auf sie zurückgreifen.“ Ich hatte meinen Oberkörper zur Seite gedreht und sah dabei zu ihm hin. Dann fiel mir wieder ein, dass ich irgendwann von hier weggehen würde, immerhin hatten wir eine Abmachung getroffen. Doch Sera würde bei ihm bleiben, zumindest in dem großen Anwesen von dieser Verrückten. „Ist ja gut, ich habs begriffen. Aber kannst du dann nicht wenigstens wieder verschwinden, so wie früher? Es macht mich kirre, dass du ständig hier bist.“ „Hab ich solch eine Wirkung auf dich?“ Sein Grinsen wieder, ich musste ihn anknurren und ballte die Faust. „Jeder braucht seinen Freiraum und du schränkst meinen seit geraumer Zeit stark ein. Hast du nichts anderes zu tun?“ „Zur Zeit ist es sehr ruhig, was ich selber bedaure. Doch sollte etwas geschehen, werde ich dich selbstredend für kurze Zeit alleine lassen.“ Ich stieß nach diesen Worten ein Stoßgebet Richtung Himmel und wünschte mir, dass irgendwo etwas geschah, was seine Anwesenheit benötigte. Zumindest für ein paar Stunden. Auch wenn ich es mir nur schwer zugestand, mochte ich seine Gegenwart, aber doch nicht die ganze Zeit, immerhin wollte ich mich von ihm distanzieren. Das hier verursachte aber lediglich, dass ich mich des Öfteren dabei erwischte, wie mein Blick zu ihm glitt. „Ich hab Hunger, als wenn du nichts dagegen hast, gehe ich was trinken.“ Damit konnte ich mich zumindest etwas Abstand zwischen uns bringen. Denn runter in die Küche folgte er mir nicht. Nur wenn ich zulange fortblieb und dann auch nur, um mich dann erneut daran zu erinnern, wie viel Bücher noch darauf warteten von mir gelesen zu werden. Es war erstaunlich, wie viele sich in den letzten Jahrhunderten über diverse Themen angesammelt hatten. Man hätte damit glatt eine ganze Bibliothek ausstatten können. Woher diese Verrückte wohl all diese Bücher hatte? Einige davon mussten sicher ein Vermögen wert sein, nahm ich zumindest an. „Na, hast du eine Pause genehmigt bekommen?“ Mit der Flasche voll Blut in der Hand, drehte ich mich um und schlug den Kühlschrank hinter mir zu. „Hör bloß auf! Der bringt mich noch an den Rand des Wahnsinns! Keine Sekunde lässt der mich in Ruhe! Ich komme mir vor, als wenn ich in ein paar Tagen eine wichtige Arbeit zu schreiben hätte.“ Klagte ich Sorin gegenüber mein Leid, welcher in einen herzhaften Lachanfall versank. Noch immer sprachen wir nicht mehr so viel miteinander wie früher. Ich musste mir selber eingestehen, dass ich es einfach nicht überwand mit Alucard darüber zu reden. „Du schaffst das schon. Kopf hoch und Zähne zusammenbeißen.“ Mit dem Kommentar verschwand er wieder nach draußen. Hoffentlich hatte er recht, denn allmählich wollte nichts mehr in meinen Kopf rein gehen. Es war einfach zu viel Wissen, dass ich mir aneignen sollte und dies in so kurzer Zeit. Die Flasche trank ich in wenigen Schlucken leer und spülte sie danach aus. Mein Blick schweifte dabei zum Kalender und wieder entfloh mir ein Seufzen. Nachdem ich die Flasche in den Kasten gestellt hatte, ging ich zurück nach oben und ins Zimmer hinein. Mein Peiniger saß weiterhin auf seinem Platz und schien mich nicht einmal wahrzunehmen. Seine Augen waren geschlossen. Ob er schlief? Verwundert blieb ich stehen und war nahe dran zu überlegen, was ich machen könnte. „Das Buch ist nicht einmal bis zur hälfte gelesen.“ Von wegen schlafen, der Kerl war hellwach. Ihn anzischend ging ich zurück zum Bett und griff mir das Buch. „Sollte ich jemals einer Hexe begegnen, bitte ich sie, dich zu verfluchen!“ „Hexen bittet man nicht, man handelt mit ihnen. Müsste in dem in blauen Samt gebundenen Buch stehen.“ Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den großen Haufen ungelesener Bücher und ich legte das angefangene zurück. Es dauerte keine paar Minuten, bis ich es entdeckte und aus den Haufen zerrte. Die Seiten waren vergilbt und fühlten sich abgegriffen an. Mit den Fingerspitzen strich ich über den Samt und setzte mich auf die Fensterbank, wo ich es öffnete. Die ersten Seiten waren nicht zu lesen und verwundert blickte ich zu Alucard, welcher mich wieder beobachtete. „Was ist das für eine Sprache?“ „Gälisch.“ Wieder sah ich auf die unbekannten Wörter. „Warum hast du es mitgebracht, wenn ich es nicht lesen kann?“ „Nur die ersten Seiten sind in Gälisch. Es wird lediglich eine Warnung ausgesprochen.“ Nun sah ich neugierig zu ihm hin. „Was für eine?“ „Im Allgemeinen, dass niemand leichtsinnig mit dem enthaltenen Wissen umgehen soll. Der Preis, welcher verlangt wird, durch die Verwendung des Inhaltes, kann größer ausfallen, als jenes Ergebnis des geäußerten Zieles.“ Überrascht sah ich wieder auf das Buch und blätterte weiter durch. Nach einigen Seiten begann der Text wirklich ins Englische überzugehen und ich konnte es lesen. „Wohl ein Thema, dass dich interessiert?“ Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. „Es ist zumindest etwas, dass nicht so eintönig und abstrakt klingt, wie die anderen Sachen, welche ich lesen muss.“ Zumal ich mir bei Hexen sicher war, dass es sie wirklich gab. Dafür musste ich nur an diese eine Frau in der Höhle denken, als mich Reko mitnahm. Irgendwann kam ich bei den verschiedensten Symbolen an und musste dabei an das Amulett dieser Hexe denken. Dort war ein Zeichen drauf gewesen, wenn ich mich recht erinnerte. Ich hatte es nur kurz gesehen, dennoch suchte ich vergebens danach. Vielleicht war es aber auch gar kein solches Zeichen, sondern etwas anderes. Ob ich Alucard danach fragen sollte? Immerhin wusste er eine Menge, auch wenn ich das grade ungern zugeben wollte. Aus dem Grund stand ich auf und stellte mich vor ihm hin. Ich zeigte auf eines der Zeichen, die dem anderen sehr ähnlich war und beschrieb jenes, was ich damals gesehen hatte. Doch zu meiner Überraschung konnte er mir keine Antwort darauf geben und meinte dann, dass es eine abgewandelte Form der Lebensrune sein könnte. Murrend setzte ich mich mit dem Buch zurück auf die Fensterbank und las nun einfach von Beginn an. Zumindest ab der Seite, wo ich verstand, was dort stand. Die Zeit verging und noch immer konnte ich nicht glauben, dass es tatsächlich etwas faszinierendes in dem ganzen Stapel an Papier gab, was in der Ecke gelegen hatte. Es war zumindest bei weitem interessanter als das andere alles, was ich zuvor gelesen hatte. Während ich in dem Buch vertieft war, hatte ich nicht mal mitbekommen, dass Alucard das Zimmer verlassen hatte. Erst als die Sonne aufstieg und ich dessen rötlichen Schimmer am Firmament bemerkte, sah ich von dem Buch auf und bemerkte sein verschwinden. Kurz ließ ich meinen Blick durchs Zimmer schweigen und ging vom Fenster weg. Hätte er nicht zumindest etwas sagen können? Wenigstens wie lange er wegblieb? Nicht das ich ihn vermissen würde, ich hätte es nur gut gefunden zu wissen, wie lange ich Ruhe vor ihm hatte. Die Chance ließ ich wenigstens nicht ungenützt verstreichen. Mit dem Buch in der Hand begab ich mich schnell in das unten befindliche Bad und ließ die Wanne volllaufen. Mit einem wohligen Seufzen genoss ich die Wärme um mich herum und las danach direkt weiter. Ich war grade bei den Beschreibungen angekommen, wie angeblich eine Hexe ihre Nachfolgerin bestimmte. Dass es so funktionierte, war mir nicht klar gewesen. Ich dachte immer, entweder man hat die Fähigkeiten oder nicht. Doch scheinbar gab es unterschiede zwischen den einzelnen Hexen. Als ich den letzten Absatz auf der linken Seite durchlas, wurde mir das Buch aus der Hand genommen. „Ist dir klar, wie alt diese Bücher sind und was geschieht, wenn du sie ins Wasser fallen lässt, beziehungsweise mit nassen Fingern berührst?“ Zu meinem Entsetzen sah ich in zwei rote Augen hinein. „Bist du wahnsinnig??? Du kannst doch nicht einfach hier rein kommen!!“ Schrie ich ihn an und verschränkte die Arme vor meiner Brust, versuchte dabei tiefer ins Wasser zu tauchen und wäre mehr als dankbar gewesen für ein Schaumbad. „Wie du siehst, kann ich das sehr wohl.“ Er schlug das Buch zu und sah mich weiterhin an, während ich nur darauf wartete, dass er endlich verschwand. „Schön, dann kannst du das eben. Aber dann hau wenigstens jetzt ab!“ „Vielleicht gefällt mir der Anblick.“ Ich riss meine Augen weit auf und wurde sicherlich rot wie eine Tomate. Wenn er nicht dieses schalkhafte Grinsen auf den Lippen getragen hätte, ich hätte es ihm eventuell sogar geglaubt. Doch so zischte ich ihm entgegen und fletschte die Zähne. Kurz darauf verschwand er lachen. Erleichtert lag ich noch kurze Zeit in der Wanne. Dann aber stieg ich schnell raus und zog mir sofort etwas an, bevor er doch nochmal her kam. Mit einem Tuch um die Haare verließ ich das Badezimmer. Die kühle Luft schlug mir gradewegs entgegen und ich ging ins Wohnzimmer, wo jemand, wahrscheinlich Sorin das Fenster geöffnet hatte. Nachdem ich es schloss, führte mich mein Weg zurück nach oben ins Schlafzimmer. Von Alucard keine Spur, aber das Buch lag auf dem Nachtisch. Zu erst wollte ich es wieder an mich nehmen, doch dann entschied ich mich eher dafür mein Bett von dem anderen Koloss an Buch frei zu räumen und mich danach auf dieses im Schneidersitz nieder zu lassen. Ich rieb mir über den Nacken und musste an die Situation eben zurückdenken. Ob ich jemals ein Bad nehmen werde, wo er nicht plötzlich auftauchte? Das schlimmere jedoch war, dass ich seinen Blick genossen hatte. Was war nur mit mir los? Ächzend ließ ich mich nach hinten fallen. Ich wusste, was los war. Sorin hatte es des Öfteren schon erwähnt und konnte es angeblich riechen. Es war gefährlich, für mich. Um so oft ich mir auch vorsagte, dass ich mich von ihm fernhalten sollte, fiel es mir schwer, in Gedanken nicht an ihn zu denken, zumindest in bestimmten Situationen. Mein Glück war, dass er in meinen Träumen nicht wieder meinen Gedanken Formen verlieh. Als ich an das eine Mal zurückdachte, wurde mir schon wieder ganz anders zumute. Irgendwann schaffte ich es, mich wieder mit dem Buch auseinander zu setzen und suchte jene Seite, wo ich aufhören musste. Es fehlten nicht mehr viele Seiten, bis zum Ende und es war wirklich interessant. Noch sieben Seiten fehlten und mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich bersten. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, das Buch zu ende zu lesen, schaffte ich es einfach nicht mehr. Die Buchstaben begannen bereits vor meinen Augen zu schwimmen und ich legte das Buch zurück auf den Nachttisch, stand auf und ging zum Fenster, welches ich öffnete. Vielleicht half frische Luft, die ich tief einatmete und mich dabei am Fenstersims abstützte. „Alles in Ordnung bei dir da oben?“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit nach unten und sah Sorin, welcher sich grade die Hose zumachte. Scheinbar war er in seiner anderen Gestalt draußen unterwegs gewesen. Ich wank ihm zu und versuchte mich an einem Lächeln. „Alles Gut.“ Meinte ich und musste mich danach wieder am Fenstersims festhalten, da schwarze Punkte vor meinen Augen begannen zu tanzen. „Ich komm hoch.“ „Nein nein, alles gut. Bin nur müde.“ Ich schloss das Fenster wieder und ging zurück zum Bett. Sicher war ich einfach nur fertig, dachte ich mir und ließ mich Bauchlinks auf die Decke fallen. Ich versuchte einzuschlafen, doch mit diesem Presslufthammer im Kopf gestaltete sich das schwerer als gedacht. Ächzend drehte ich mich auf den Rücken, sah zur Decke hoch und ihr dabei zu, wie sie hin und her schwank, als würde ich auf einem Schiff bei Sturm liegen. Ich nahm alles zurück, es ging mir überhaupt nicht gut. Eine Hand legte sich auf meine Stirn und erst da bemerkte ich die Anwesenheit von Alucard, welcher sich über mich gebeugt hatte. Er sagte irgendwas, ich erkannte es daran, dass seine Lippen sich bewegten. Doch was er sagte, ging in einem Rauschen unter, das in meinem Kopf dröhnte. „Alucard?...Ich fühle mich krank.“ Meine Stimme klang wie gedämpft, so kam es mir zumindest vor. Ich schloss die Augen, damit das Zimmer nicht noch mehr schwankte. Er rüttelte an meiner Schulter, weswegen ich sie kurz wieder öffnete und ihn ansah. Mit der Hand wollte ich nach ihm greifen, seine Hand von mir lösen, fasste jedoch daneben und spürte, wie sie zurück auf die Bettdecke fiel. „Lass mich schlafen.“ Murrte ich, denn das schien das einzige zu sein, was mir einfiel, damit es schnell vorbei ging. Auch wenn ich nicht wirklich schlaf fand. Alleine schon die Augen zu schließen führte dazu, dass ich mich etwas besser fühlte. Ich spürte, dass er weiterhin an mir rum rüttelte und als er mein Kinn griff um es etwas nach oben zu ziehen, wollte ich erneut nach seiner Hand greifen, doch erstarrte ich, als ich etwas weiches auf meinen Lippen spürte. Ich musste die Augen öffnen und sah in seine hinein. Er ließ wieder von mir ab und sagte erneut etwas, das ich nur mit viel Mühe vernehmen konnte. „... nicht einschlafen....“ Drang zu mir durch und meine Gedanken waren dabei noch immer bei dem eben erlebten. Hatte ich das eben nur halluziniert? Doch noch immer fühle es sich wie ein Kribbeln auf meinen Lippen an. Ich nickte ihm unmerklich zu, wobei er mir half, mich aufzusetzen. Das Zimmer drehte sich weiterhin, doch sah ich, wie die Tür aufging und Sorin rein kam. Er sagte irgendwas zu Alucard und dann hielt er mir ein Glas hin. Ich nahm es an und trank es geradezu begierig aus. Sie unterhielten sich, wobei nur Wortfetzen zu mir durchdrangen. Wie es schien, war Alucard nicht sehr erfreut das zu erfahren, was Sorin ihm sagte, seine Miene verfinsterte sich und der Wolf streckte nur die Hände nach oben, als wolle er sich ergeben, beziehungsweise zeigen, dass er nichts wusste. Dann jedoch zeigte er auf mich. Alucard richtete sich auf und sah erst zu Sorin und danach zu mir runter. Was war jetzt schon wieder? Ihre beiden Blicke auf mich gerichtet, fühlte ich mich noch unwohler als bisher. Ich wollte noch einen Schluck trinken, führte das Glas zum Mund und sah dabei auf meine Hand, sofort hielt ich inne. Sie sah gräulich aus und meine Fingernägel wirkten fast bläulich. Selbst ich erkannte, dass es nicht gut war. „Was ist das?“ Fragte ich mit krächsender Stimme und sah wieder zu den beiden zurück, doch beugtte sich Alucard etwas vor und ließ seine Arme sowohl unter meine Knie gleiten, wie unter meinen Rücken. Direkt danach hob er mich an. Ich fühlte mich so komisch in diesem Moment, als wenn er mich nicht nur etwa einen Meter, sondern mehrere hochgehoben hätte. Kurz sah ich zu Sorin, welcher noch irgendwas zu sagen schien. Dann jedoch verschwand er, was daran lag, das Alucard mich sich in die Schatten zog. Das hatte er schon lange nicht mehr gemacht gehabt, dachte ich mir und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Im nächsten Moment waren wie schon wieder aus diesen raus und obwohl sich das Zimmer nur schneller zu drehen schien, erkannte ich schnell, wo wir waren. Wir waren wieder in London, und zwar genau in dem Zimmer, wo diese elende Verrückte sich aufhielt. Sie stand ziemlich schnell auf, und schien wild zu gestikulieren. Ich schloss meine Augen erneut und lehnte die Stirn an Alucards Schulter. Wie eine schwere Decke legte sich die Dunkelheit über mich und obwohl ich wusste, dass ich nicht einschlafen sollte, konnte ich mich nicht mehr wach halten. Kapitel 47: Kapitel 69-70 ------------------------- Kapitel 69: Der Schlaf tat gut. Ich fühlte mich ausgeruht und die Kopfschmerzen waren weg. Zudem fühlte ich mich grade wie auf einer Wolke. Es wäre so schön gewesen, wenn ich nicht dauernd ein elendes Piepen im Hintergrund vernehmen würde. Ich wollte die Augen öffnen, doch fühlte es sich an, als wenn etwas drauf liegen würde und mich so daran hinderte, sie zu öffnen. Mit viel Mühe und Anstrengung bekam ich es endlich hin und konnte durch einen kleinen Spalt meine Umgebung wahr nehmen. Helles Neonlicht führte jedoch dazu, dass ich sie sofort wieder zusammenkniff. Ich wollte meine Hand so legen, dass mich die Lampe nicht mehr blendete, doch als ich sie nach oben zog, spürte ich einen stechenenden Schmerzen auf meinem Handrücken. Vorsichtig öffnete ich wieder meine Augen und gewöhnte mich nur langsam an das Licht. Als ich es endlich geschafft hatte, sah ich zu meiner Hand. Eine Kanüle war dort angebracht und durch diese floss eine dunkelrote Flüssigkeit. Nun erkannte ich auch, woher das Piepen kam. Es wurde von einem Gerät erzeugt, welches die Flüssigkeit durch die Kanüle zu bewegen schien. Langsam ließ ich meinen Blick um mich herum schweifen. Ich lag in irgend einem Zimmer und war mit einer dicken, weißgelb karierten Decke zugedeckt. Wo war ich hier? Ich versuchte, mich aufzusetzen, doch schaffte es nicht, wurde aber wenigstens munterer. War ich in einem Krankenhaus? Das schien mir grade die einfachste Antwort zu sein. Aber wie kam ich hier her und warum? War vielleicht alles, was ich in den letzten Monaten geglaubt habe zu erleben nur ein Traum gewesen? Hatte ich vielleicht im Koma gelegen? Könnte das möglich sein? Wenn dem so war, sollte ich dann nicht froh sein, warum fühlte ich mich aber so, als wenn mir irgendwas geraubt wurde? Als eine Tür aufging, drehte ich meinen Kopf vorsichtig dort hin. Ein älterer Mann kam hinein. Seine Haare waren kurz und dunkelbraun, doch zogen sich bereits etliche graue Strähnen dadurch. Er trug eine Brille mir einem viereckigen Gestell auf der Nase, welche viel zu klein wirkte. Zudem trug er einen langen, weißen Kittel. Seine Gesichtszüge wirkten freundlich, als er ein Lächeln aufsetzte und näher trat. Die Tür schloss er dabei hinter sich, so dass ich nicht erkennen konnte, was sich dahinter befand. „Sie sind wach.“ „Wo...bin ich?“ Meine Stimme klang kratzig und genau so fühlte sich mein Hals an. „Sie befinden sich in einem Krankenzimmer im Hellsing-Anwesen.“ Hatte er das eben wirklich gesagt oder ich mir nur eingebildet? „Hellsing-Anwesen?“ Wiederholte ich und versuchte mich erneut etwas aufzusetzen. „Wissen Sie, was geschehen ist?“ Er kam zu mir, half mir, mich etwas aufrechter hinzusetzen. Dabei erkannte ich, dass ich ein hellblaues Nachthemd trug, welches ich nicht kannte. Er schien meinen Blick ebenso aufgefangen zu haben. „Fräulein Victoria war so nett, Ihnen etwas aus ihrem Kleidungsbestand zu leihen.“ Sera, schoss es mir durch den Kopf und damit stand zumindest fest, dass ich nicht geträumt hatte, was meine Erlebnisse begannen. Warum nur erfüllte mich das jetzt wiederum mit Freude und nicht mit Wehmut? „Warum bin ich hier?“ Fragte ich nun endlich und beantwortete gleichzeitig seine Frage damit, denn ich wusste nicht genau, was geschehen war. Ich erinnerte mich an die Kopfschmerzen, welche beinahe meinen Kopf zum Bersten gebracht hätten und daran, dass sich alles drehte. Ebenso, dass meine Haut grau aussah. Als ich daran zurückdachte, sah ich mir wieder meine Hand an, doch war nichts mehr von dem gräulichen Schimmer zu erkennen. „Sie scheinen über längere Zeit verdorbenes Blut zu sich genommen zu haben.“ „Verdorbenes Blut?“ So etwas gab es? Seit wann das denn und vor allem, was meinte er mit verdorbenen Blut? „Das Blut in den Flaschen bei Ihnen war versetzt mit jenes von Ghuls. Wissen Sie, wie es darein gekommen ist?“ „Nein! Woher denn? Alucard hatte es doch gebracht und in den Kühlschrank gestellt gehabt.“ Ich hatte es von dort nur herausgenommen und getrunken, mehr nicht. Doch es hatte ganz normal geschmeckt. Das konnte nicht daran liegen. Oder etwa doch? „Wo ist er?“ „Wer?“ Der Arzt leuchtete mir mit einer Lampe in die Augen, woraufhin ich ihn kurz anfauchte und meinen Kopf schüttelte. Ich konnte das helle Licht grade nicht vertragen. „Alucard.“ Gab ich von mir und öffnete meinen Mund, als er dies von mir verlangte. Was hoffte er denn, dort zu sehen? Seufzend ließ ich ihn jedoch machen und wartete auf eine Antwort. „Das weiß ich nicht. Ich glaube zudem, dass es kaum einer weiß, wo er sich immer aufhält.“ Der Arzt lachte kurz auf und griff meine Hand, hob sie an, um sich die Kanüle anzusehen. „Wie es scheint, sollte es Ihnen bald besser gehen. Bleiben Sie ruhig noch etwas liegen und sollte irgendwas sein, dann rufen Sie. Ich werde Lady Integra informieren, dass Sie aufgewacht sind.“ Ausgerechnet der, dachte ich mir und ließ mich seufzend zurück ins Kissen gleiten. Der Arzt verließ das Zimmer und murrend hätte ich mir selber einen Arschtritt geben können, dass ich ihn nicht gebeten hatte, das Licht auszumachen. Seufzend schloss die Augen und wollte es damit ausblenden. „Verdorbenes Blut, als wenn.“ Und sofort öffnete ich sie wieder, drehte meinen Kopf nach links. „Alucard? Du bist hier?“ „Wo sollte ich sonst sein?“ Irgendwo, wollte ich sagen, beließ es aber dabei und musste lächeln. „Dann anders, seit wann bist du hier?“ Wieder rutschte ich etwas nach oben. Ich brauchte ziemlich viel Kraft um mich etwas aufrechter hinzusetzen. „Wer sagt, dass ich überhaupt weg war?“ Verwunderung breitete sich in mir aus und ich zischte ihn schließlich an. „Als wenn du die ganze Zeit hier gewesen wärst... wie lange lieg ich hier eigentlich schon?“ „Seit vorgestern Mittag.“ Erleichterung machte sich in mir breit, als ich das hörte. Ich hatte schon mit mehr Zeit gerechnet gehabt. „Du glaubst nicht, dass es am Blut lag?“ „Ich habe es selber getrunken und Sorin konnte selbst mit senem Geruchsinn nichts verdorbenes daran feststellen.“ „Und was glaubst du, war dann der Hintergrund?“ Ich wartete auf eine Antwort, doch es folgte keine, daher sah ich resigniert auf meine Hände. Ich hatte diese zusammengefaltet auf der Bettdecke liegen. „Was es auch immer war, solltest du das nächste mal über Kopfschmerzen dich bei dem Wolf ausheulen, sag es ebenso mir! Ich habe noch nie einen Vampir getroffen, der aus keinerlei ersichtlichen Grund über Kopfschmerzen klagte.“ „Was sind denn ersichtliche Gründe bei dir?“ Fragte ich etwas zornig, immerhin woher sollte ich denn wissen, dass es nicht normal war? Meine Mutter hatte früher auch immer über Kopfschmerzen sich beschwert, vor allem wenn das Wetter umschwenkte. „Wenn dir jemand den Kopf abtrennt, kann es danach für kurze Zeit zu Schmerzen kommen.“ Wie er das sagte, als sei dies das Normalste der Welt. Ein Schauer lief über meinen Rücken und ich strich mir über die Kehle. „Ich hoffe nur, dass ich das nie erleben muss.“ Es breitete sich erneut ein Schweigen über das Zimmer aus. Wie es schien, war er mit den Gedanken wo anders und lehnte sich schließlich mit verschränkten Armen vor der Brust gegen die Wand. „Du bereitest einen ziemlich viele Probleme.“ „Na herzlichen Dank für die Blumen!“ Knurrend sah ich zu ihm, woraufhin er mich angrinste. „Gern geschehen.“ „Wenn ich dir so viele Probleme bereite, sollte ich wohl doch schneller abhauen als geplant!“ „Und mich der Freude berauben, Abwechslung im Leben zu erfahren? Wegen mir musst du das nicht tun.“ Fragend sah ich zu ihm, als er sich von der Wand abstieß und zu mir kam. Er legte seine Hand prompt auf meine Stirn und ich bewegte mich keinen Millimeter. „Zumindest fühlst du dich nicht mehr wie ein Eisklotz an.“ Er nahm die Hand von meiner Stirn. „Das war gerade ein Themenwechsel.“ Meinte ich und musste schmunzeln. „Danke Alucard.“ Warum auch immer, irgendwie dachte ich mir, sollte ich das sagen und ließ mich wieder zurück ins Kissen gleiten. „Wenn es dir nichts ausmacht, schlaf ich noch etwas. Ich fühle mich noch immer, als hätte mich ein Laster überrollt.“ „Ich habe nichts dagegen, wir sehen uns in deinem Traum.“ „Nein! Ich will nicht trainieren oder üben! Ich will einfach nur sch...“ Weiter kam ich nicht, denn er hatte sich vorgebeugt und seine Lippen auf meine gelegt. Ein Kribbeln zog sich von meinen Lippen an durch den ganzen Körper und ein leises Stöhnen entfloh meiner Kehle, als er von diesen abließ. „Dann schlaf und wenn du wieder aufwachst, bringe ich dich zurück in die Villa nahe Ipswich.“ Und damit war er schon wieder weg, während ich noch hier im Bett lag und mein Mund immer wieder auf und zu ging, wie bei einem Fisch auf dem Trockenen. Das war eben nicht wirklich geschehen, oder etwa doch? Er hatte eben nicht ... aber wieso? Vorsichtig hob ich meine Hand und strich mit den Fingerspitzen über meine Lippen. Hatte er mich eben wirklich geküsst? Dann war das andere Mal auch wirklich geschehen? Ein Kribbeln breitete sich in mir aus und doch erstarb es auf der Stelle. Ich musste mich zusammenreißen. Bei ihm konnte das eben auch einfach nur ein Spaß gewesen sein um sich zu amüsieren, oder um mich irgendwie fertig zu machen. Es brachte nichts, weiter darüber nachzudenken, und ich schloss lieber meine Augen. Dennoch konnte ich es nicht verhindern, dass meine Gedanken immer und immer wieder zu dem eben erlebten zurückglitten. Obwohl man das eben wohl eher nur als einen flüchtigen Kuss bezeichnen konnte, fühlte er sich bei weitem intensiver an, als den, welchen ich einst von Sorin bekam oder von diesem einen Kerl in Ipswich. Ich rieb mir übers Gesicht. Von wegen Schlafen, daran war nicht mal mehr zu denken! Irgendwann öffnete sich wieder die Tür und da ich mir sicher sein konnte, das Alucard diese nicht benutzte, sah ich hin. „Hey, na wie gehts dir?“ Es war Sera, welche hinein schaute und dann das Zimmer betrat. Es war schon etwas länger her, seit dem ich sie gesehen hatte und musste schmunzeln. „Hey. Es geht mir gut.“ „Wirklich? Dann bin ich beruhigt.“ Wieder rutschte ich ein kleines Stück nach oben und deutete auf das Nachthemd. „Danke dafür.“ „Schon gut. Du hast was leichtes zum anziehen gebraucht und bei allen anderen Nachthemden, die man dir anziehen wollte, kam nur ein Einspruch von meinem Meister, bevor er es aus den Händen der Pflegerin riss.“ Sie lachte, wohl weil sie sich gerade daran erinnerte, wohingegen ich sie nur fragend ansah und es nicht so ganz verstand. „Warum?“ Brachte ich dann doch von mir und sah sie weiterhin irritiert an. „Keine Ahnung, doch wenn ich die mit dem Nachthemd vergleiche würde ich sagen, die anderen waren zu kurz und vor allem hinten offen.“ Ich erinnerte mich plötzlich daran, als meine Großmutter in einem Krankenhaus war und wir sie besuchen kamen, damals trug sie solch ein komisches Nachthemd, das hinten offen war und ein Schauer lief über meinen Rücken. „Dann sollte ich mich auch bei ihm bedanken.“ Denn so etwas, das hatte ich damals als Kind schon beschlossen gehabt, wollte ich niemals anziehen. „Sonst noch irgendwas, dass ich wissen sollte?“ Sie legte den Kopf etwas schief und schien zu überlegen, doch dann schüttelte sie nur mit dem Kopf. „Nicht das ich wüsste. Nur das ich mir Sorgen um dich gemacht hab. Du sahst aus, als wenn du wirklich tot wärst..also richtig tot. Deine Haut sah schon so aus, wie jene einer tagelang alten Leiche und dann hatten sich schon..“ „Ah! Nicht! Das möchte ich echt nicht wissen!“ Es gab Sachen, Details, die mussten nicht ausgesprochen werden. Und alleine das eben gesagte, veranlasste mich nur dazu, dass ich über die Haut meines Armes strich. „Jetzt jedoch siehst du fast schon wieder so aus wie zuvor.“ „Fast??“ „Ja, deine Wangen sind ganz rot, aber du hast sicher kein Fieber, oder?“ Sofort räusperte ich mich und schüttelte den Kopf. „Nein. Mir ist nur unter dieser dicken Decke etwas zu warm.“ Und schon versuchte ich sie von mir zu strampeln. Woher die wohl roten Wangen wirklich kamen, unterließ ich aufs Äußerste, ihr zu sagen. Endlich war die Decke weg und ich lächelte zu ihr hin. Jedoch schien sie mir nicht ganz zu glauben. Zum Glück jedoch sagte sie nichts dazu und wir unterhielten uns noch über das ein und andere. Ich erfuhr dabei, dass vor Kurzem die letzten Arbeiten an den beschädigten Gebäuden beendet wurden. Angeblich sollte nichts mehr darauf hinweisen, was geschehen war. Ebenso erfuhr ich auch, dass ein Raunen durch die Soldaten hier ging, als sie erfuhren, dass ich wieder hier sei. Wie es aussah, gingen viele davon aus, dass es meine Schuld gewesen sei, dass sie angegriffen wurden. Nun ja, das abstreiten konnte ich wohl nicht, denn es war meine Schuld und das nicht nur das eine mal, so viel war mir bereits klar. Laut Sera sollte ich mir keinen Kopf darum machen, was leichter gesagt als getan war. Jedenfalls wusste ich damit ebenso, warum Alucard vorhin sagte, dass er mich bald zurück nach Ipswich bringen würde. Es ging wohl nicht nur darum, dass ich dort angeblich sicherer war. Ein Seufzer entfloh meiner Kehle und ich legte mich wieder richtig hin, nachdem Sera sich verabschiedet hatte. Vielleicht sah ich sie ja nochmal, bevor es von hier wieder wegging. Dass wir uns ansonsten wann anders wiedersehen, davon ging ich ganz sicher aus. Die Decke zog ich wieder über mich und versuchte nun erneut zu schlafen. Diesmal schaffte ich es sogar. Als ich das nächste mal zu mir kam, stand der Arzt schon wieder bei mir und sah sich erneut die Kanüle an meinem Handrücken an. „Hm?..“ Fragte ich verschlafen und richtete mich etwas auf. „Wie geht es Ihnen?“ Fragte er mich und erneut leuchtete er mir mit der Lampe in die Augen. Zu gern hätte ich ihm diese weg genommen und ihm sonst wo rein gesteckt, doch murrte ich lediglich und ließ meine Schultern etwas kreisen. „Besser. Viel besser als vorhin.“ Und das stimmte sogar. Ich fühlte mich zumindest nicht mehr, als würde ich auf einer Wolke schweben. „Sie sehen auch schon viel besser aus. Ich würde Ihnen dennoch raten bis zum Morgen hier zu bleiben. Danach sollten Sie vorsichtiger sein mit dem, was Sie zu sich nehmen.“ Darauf konnte ich nur die Augen rollen. Wie Alucard war ich ganz sicher, dass dies nicht an verdorbenen Blut liegen konnte, aber beließ es dabei. „Was ist das eigentlich?“ Fragte ich und zeigte auf die rote Flüssigkeit. „Eine Mischung aus Blut und Kochsalzlösung.“ Das mit dem Blut hatte ich mir bereits gedacht. „Und wann kann ich das ab machen?“ „Gar nicht. Wenn werde ich es entfernen und das kurz bevor ich Sie hier raus lasse.“ Er lächelte mich nett an, wobei ich nur ein verschmitztes Schmunzeln zustande bekam. Na ob das funktionieren wird, dachte ich mir und zuckte dann aber mit den Schultern. „Wenn Sie meinen, Doktor.“ Mindestens eine Person kannte ich, welche davon nicht viel halten würde, aber das war nicht meine Angelegenheit. „Wie spät haben wir es eigentlich?“ Er sah auf seine Armbanduhr und danach wieder zu mir, nachdem er noch irgendwas an der Maschine einstellte. „Kurz nach zwei Uhr Nachmittag.“ Also würde es noch einige Stunden dauern bis zum nächsten Morgen. Doch das mir in dieser Zeit langweilig werden würde, ging ich nicht von aus, zumindest jetzt nicht. Obwohl ich wieder geschlafen hatte, hätte ich dennoch weiter die Augen zumachen können. „Ruhen Sie sich weiter aus, wenn was ist, dann...“ „Schon klar, dann ruf ich.“ Beendete ich seinen Satz und schloss meine Augen wieder. „Danke Doktor.“ Ich vernahm sein leises Lachen, als er den Raum verließ. Nun, zumindest bekam ich jetzt den Schlaf, welchen ich seit Tagen beansprucht hatte und das ohne, das sich dabei jemand mit in diesen einmischte. Nur schade, dass er mir ein wenig fehlte. Was dachte ich da nur schon wieder? Ich kniff die Lippen zu einem Strich zusammen und schlief bald wieder ein. Kapitel 70: Es war bereits Nacht, als ich erneut die Augen öffnete und mich in dem Zimmer umsah. Ein komisches Gefühl hatte sich in mir ausgebreitet. Zuerst dachte ich, es jemand sei im Raum, aber sehen konnte ich keinen. Vielleicht war aber auch nur wieder Alucard hier, den ich nicht wahrnahm. Ob er sich in der Finsternis aufhielt? Ihm zuzutrauen war es jedenfalls. Wieder zog ein Schauer über meinen Körper. Ich rieb über den linken Arm und versuchte, die Gänsehaut zu unterdrücken. Ich brauchte keine Angst zu haben, redete ich mir immer wieder ein. Wer sollte schon hier auftauchen? Vor allem an diesem Ort. Nun gut, die Frage wollte ich mir dann doch nicht lieber selbst beantworten und da das komische Gefühl nicht nach ließ, rief ich doch mal nach jemanden. Nur zur Sicherheit. Manchmal sollte man eben auf sein Bauchgefühl hören. Die Tür ging auf und jemand anderes als der Arzt, welchen ich bereits kannte, betrat den Raum. „Alles in Ordnung?“ Fragte mich eine etwa Mitte 40 jährige Frau, die ihre braunen Haare zu einem Dutt gedreht trug. Sie hatte zudem eine verwaschene Jeans an und ein dunkelgraues Sweatshirt. Auf der Nase trug sie eine halbrunde Brille. „Ja... wer sind sie?“ Fragte ich dann einfach und bekam von ihr ein Lächeln geschenkt. „Die Vertretung von Dr. Wilington.“ Erst wusste ich nicht, wen sie meinte, bis es bei mir klick machte. Sicher meinte sie den Arzt und es war doch auch ganz logisch, dass dieser nicht die ganze Zeit durcharbeitete. „Also, was ist los?“ Sie schloss die Tür hinter sich und kam näher. Sollte ich ihr von meinem eigenartigen Gefühl berichten oder hielt sie mich dann für irre? „Ich müsste mal aufstehen.“ Kam es dann schließlich von mir und ich deutete zu einer Tür, wo ich einfach davon ausging, dass es die Toilette war. Schmunzelnd half sie mir, mich aufzurichten. Ich war etwas wacklig auf den Beinen, doch legte sich das ziemlich schnell und bald schon kam es mir gar nicht mehr so vor, das ich überhaupt zurück ins Bett müsste. Nur als ich auf den Weg zur Toilette war, blieb ich stehen, denn das Gerät, mit welchem die Kanüle an meinem Handgelenk verbunden war, ließ sich nicht bewegen. „Würde es sie stören, das abzumachen?“ „Wenn Sie sich beeilen, nein.“ Mit gezielten Handgriffen hatte sie es abgezogen. „Geben Sie mir Bescheid, sobald Sie fertig sind.“ Damit verließ sie das Zimmer und ich ging ins Bad. Obwohl ich alleine im Raum war, schloss ich die Tür. Sicher war sicher. Nachdem ich fertig war, verließ ich es wieder und streckte mich ausgiebig. Es tat gut sich zu bewegen, auch wenn die Zeit im Bett schön war. Noch hatte ich keine Lust die andere Ärztin zu rufen, damit sie mich für den Rest der Nacht an dem Gerät wieder festmachte. Ich ging zum Fenster und sah in die Nacht hinaus. Der Himmel war bewölkt, man konnte weder die Sterne noch den Mond sehen. Wie schade, dachte ich mir und lehnte mich mit der Schulter gegen die Fensterfront. Meine Gedanken kreisten umher und blieben irgendwann bei meinem früheren Leben hängen. Als ich hier aufwachte, hatte ich zuerst den Gedanken, dass alles Bisherige nur ein Traum sein könnte. Was wenn das wirklich stimmte? Ich wusste, dass es nicht sein konnte, doch gab ich mich einfach den Gedanken hin, was passiert wäre, wenn ich an dem einen Tag nicht beschlossen hätte in den Park zu gehen, bzw. mich in London umzusehen. Wäre ich ihm über den Weg gelaufen? Hätten meine Eltern gewusst wohin mit mir, als ich begann mich zu verändern? Was wenn ich bei ihnen geblieben wäre oder Alucard mich damals im Zug nicht dazu gebracht hätte auszusteigen? Ich fühlte das andere Ich noch immer in mir, wie es wütete und schrie um hinaus zu kommen. Dank des Gegenstandes, welches Alucard in mir gelassen hatte, unterdrückte es mein anderes Wesen und doch schien es ab und an, als wenn ich dessen Krallen an mir spürte und es mich hinab ziehen wollte, nur um meinen Platz einzunehmen. Ich wusste, irgendwann musste ich mich richtig damit auseinandersetzen, auf ewig konnte dieser Gegenstand es nicht verhindern, auch wenn Alucard wohl anderer Meinung war. Ich spürte jetzt schon, dass er nicht für die Ewigkeit hielt. Ein Seufzen entfloh meiner Kehle. Warum nur musste alles so kompliziert sein und konnte nicht so ablaufen wie in den ganzen Filmen oder Büchern? Wurde da einer zum Vampir, dauerte es nie solange, bis er sich richtig eingefunden hatte in deren Welt. Doch bei mir schien diese Findung kein Ende nehmen zu wollen. Ich war sechzehn, als das alles begann und in wenigen Woche würde ich achtzehn werden. Zumindest eine Angst wurde mir bisher genommen, ich musste nicht auf ewig im Körper eines Teenagers verbringen, wenn ich Sorins Worten glauben konnte. Wenn ich mich selber im Spiegel sah, so wie gerade jetzt in der Reflexion des Fensterglases, konnte ich kaum eine Veränderung zu damals feststellen. Meine Haare waren etwas länger und ich hatte Muskeln an stellen bekommen, wo ich nicht mal wusste, das ich dort welche hatte. Schmunzelnd strich ich bei dem Gedanken über meinen Bauch. Die kleinen Polsterchen von damals waren schon lange nicht mehr. Doch lag das bestimmt auch mit daran, dass ich keine Schokolade mehr genießen konnte. Wie gerne hätte ich jetzt ein Stück davon zwischen meinen Zähnen. Alleine als ich an den Geschmack davon zurückdachte, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Es war doch schrecklich, dass ich solche Dinge nicht mehr zu mir nehmen konnte. Um so länger ich meine Reflexion im Fensterglas betrachtete, umso mehr schien es so, als wenn das Bild meiner wahren Mutter mich ansehen würde. Ich musste an das eine Porträt von ihr denken, was ich in einem der Gänge hier gesehen hatte. Ich konnte es zwar leugnen, doch schien ich ihr immer ähnlicher zu sehen, umso mehr Zeit verging. Und da war das nächste Problem, was sich mir stellte. Ich wusste, was er für sie empfand und somit auch, dass alles, was er für mich schienbar fühlte, nur ihr gehörte. Ich war kein kleines Kind mehr, um das nicht zu begreifen. Zwar hatte ich noch nie eine Beziehung oder Sonstiges Annäherendes jemals gehabt, aber einen normalfunktionierenden Menschenverstand. Nun gut, oder Vampirverstand, je nachdem wie man es betrachtete. Auf den Kuss bildete ich mich nicht das geringste ein. Er war schön, ließ meinen ganzen Körper prickeln und doch war er einmalig. Ich würde es jedenfalls dabei belassen und straffte innerlich meine Schultern. Wenn er glaubte, mich nach ihr zu formen um mich als deren Ersatz zu haben, dann hatte er sich geschnitten und bisher hatte er keinerlei Andeutungen gemacht, dass dem nicht der Fall war. Als die Tür aufging, drehte ich mich um und stand erneut der Ärztin gegenüber, welche nach mir sehen wollte. Sie ging nicht davon aus, dass es so lange dauern würde, bis ich mich meldete und ich wusste, dass es Zeit war, die Kanüle wieder mit diesem komischen Gerät zu verbinden. Obwohl ich mich jetzt schon wie neu geboren fühlte, wollte ich lieber einen Rückfall vermeiden, setzte mich aufs Bett und ließ sie machen. Als ich die rote Flüssigkeit durchlaufen sah, musste ich lächeln. Noch etwas hatte sich geändert. Früher konnte ich kein Blut sehen, zumindest hatte es mich so sehr fasziniert, dass ich nie wegsehen konnte und mein Gehirn geradezu ausgeschaltet hatte. Doch jetzt war dem nicht mehr so. Seit dem ich gelernt hatte, meine Kontrolle zu waren und dem gelust nicht vollkommen nach zu gehen, schaffte ich es Blut anzusehen ohne mich dabei zu verlieren. Natürlich lief mir des Öfteren das Wasser im Mund zusammen und mein Zahnfleisch fühlte sich an, als würde es aufgerissen werden, aufgrund meiner Eckzähne, die sich in freudiger Erwartung verlängerten. Es gab nichts Schöneres, als wenn ich mit ihnen die Haut durchdrang und die warme Flüssigkeit meine Kehle hinunterfließen ließ. Ich schüttelte den Gedanken schnellstens zur Seite und musste dennoch zu der Ärztin sehen, welche einige Regler an der Maschine betätigte. Ich roch ihre Haut und konnte den Pulsschlag an ihrem Hals wahrnehmen. Obwohl ich mit Blut direkt in meine Ader versorgt wurde, wollte ich nichts lieber als sie zu greifen und mich an ihr zu laben. Noch ehe ich diesen Gedanken beendet hatte, spürte ich bereits, wie ich mich aufrecht hingesetzt hatte und nach ihr greifen wollte. Jedoch in dem Moment, wo ich meine Hand ausgestreckt hatte, wurde ich am Handgelenk festgehalten. Die Ärztin drehte sich just in diesem Moment um und sah überrascht zu mir und Alucard. Deser hielt noch immer mein Handgelenk fest, jedoch hatte er es an seine Lippen gezogen und seine Zähne verweilten genau über die Haut. „Ich sollte lieber raus gehen.“ Meinte die Ärztin und sah zwischen ihm und mir hin und her, verschwand dann schnell nach draußen. Als sie die Tür hinter sich schloss, wollte ich Alucards Hand abschütteln. „Da war ein Fussel auf ihrer Schulter, ich wollte den nur weg machen.“ Verteidigte ich mich. Mir stockte der Atem, als ich die Spitzen seiner Zähne an meiner Haut kratzen spürte. „Selbstverständlich. Als wenn ich davon ausgehen würde, das du dich nach etwas anderem gesehnt hast, als ihre Kleidung von Flusen zu befreien.“ Sein Lachen war leise und zog sich mir durch Mark und Bein. „Lässt du... meine Hand los?“ Fragte ich und versuchte sie abermals weg zu ziehen, doch ließ er sie noch immer nicht los. „In deinen Augen kann ich dir Gier sehen. Verlangen überkommt dich.“ Zischend entriss ich ihm endlich mein Handgelenk und strich mit den Fingern drüber. „Gar nichts überkommt mich!“ Widersprach ich und sah von ihm weg. „Morgen bei Sonnenaufgang werde ich dich zurück bringen.“ „Sobald der Arzt das Ding entfernt hat, ja. Vorher nicht und wenn er es erst gegen Mittag macht, musst du eben so lange warten.“ „Und du glaubst, ich würde darauf warten?“ Nein, würde er nicht und obwohl ich es mir vorhin vorgenommen hatte, schien es dennoch so, als würde ich erneut in seinen Augen versinken, nachdem er mich zwang ihm in die Augen zu sehen. Dabei hatte er seine Finger an mein Kinn gelegt und meinen Kopf zu sich gedreht. „Hast du eine Ahnung, was wirklich geschehen ist?“ Ich wollte das Thema wechseln und zu dem dafür sorgen, das er sich etwas von mir entfernte, weswegen ich seine Hand griff und von mir zog. Er ließ es zu und zum einen war ich froh darüber, doch dann wiederum hatte ich gehofft, er würde sich genau so dagegen streuben, wie als ich versuchte meine Hand von ihm weg zu ziehen. Was war nur los mit mir? Er machte mich einfach wahnsinnig. „Noch nicht. Sobald wir zurück sind, werde ich dem auf den Grund gehen.“ „Dann tauch nur nicht zu tief unter, nachher kommst du nicht wieder hoch.“ Scherzte ich und rieb mir übers Gesicht. „Oh man Alucard, was soll ich nur machen, damit ich endlich mal meine Ruhe habe und nicht solche komischen Sachen geschehen?“ Und damit meinte ich alles. Auch diese anderen Wesen, welche hinter mir her waren, warum auch immer. Die könnten sich doch auch irgendein Hobby suchen. „Ich wette das hat wieder was mit diesen Drachen zutun, du nicht?“ Sprach ich nun einfach meinen Gedanken aus und sah zu ihm, während er sich plötzlich auf die Bettkante setzte. Auf der Stelle rückte ich etwas weiter zur Seite von ihm weg und war froh, das ich nicht an sowas wie einem EKG angeschlossen war. Sicher hätte er sonst bemerkt, dass mein Puls sich um einiges beschleunigte. „Wenn ich wüsste, wer im Hintergrund die Fäden zieht, ich hätte ihn schon längst zu Staub zermalmt. Aber da ich bis vor kurzer Zeit nicht mal annahm, dass Drachen in der Tat sich als menschliche Wesen ausgeben konnten, oder überhaupt noch existierten, hatte ich mich nie mit ihnen auseinander gesetzt.“ „Aber seit Juraj hast du es getan?“ „Ja und ich habe einiges in Erfahrung gebracht. Doch nichts davon bringt mich näher an denjenigen ran, der für alles verantwortlich ist.“ „Was hast du dann erfahren?“ Wollte ich wissen. Immerhin ging es hier in aller erster Linie um mich. Aus diesem Grund sollte ich so vieles wissen, wie es nur ging. „Drachen leben in Clans zusammen. Es gibt nicht mehr viele von ihnen. Vielleicht 4 insgesamt.“ Ich hörte ab diesem Moment nicht mehr richtig zu, sondern ging meine eigenen Gedanken nach. Vier Clans hatte er gesagt und wenn ich davon ausging, das nur ein bestimmter hinter mir her war, dann musste man doch herausfinden, welcher genau. Es bestand die Chance von eins zu vier, den Richtigen aufzuspüren. „Wo leben diese Clans?“ Fragte ich und verstummte augenblicklich. Seinen Blick zu deuten fiel nicht schwer. Ich sollte mich nicht mit diesem Thema beschäftigen. Genau so wenig würde er mir diese Frage beantworten, das stand fest. „Was denn? Denkst du etwa ich würde zu ihnen hin gehen und mit ihnen reden wollen? Falls ja, dann kann ich dich beruhigen. Das hatte ich keineswegs vor. Aber wenn ich weiß, wo diese vier Clans sich aufhalten, kann ich mich leichter von ihnen fern halten.“ Denn ihnen nahe kommen wollte ich ungern. Nachher landete ich wirklich noch in einem Käfig in irgend einer Höhle. Ich stellte es mir bildlich vor und schüttelte dann den Kopf. „Selbst wenn du es weißt, sie halten sich nicht nur in dem Gebiet auf, wo sie leben.“ Ja, das war mir auch irgendwie klar und ich seufzte. „Aber ich muss dir wohl oder übel vertrauen und wenn du irgendwann alleine unterwegs sein solltest, solltest du wissen, wo es für dich gefährlich sein könnte.“ Hatte er das eben echt gesagt? Wenn ich alleine unterwegs sein sollte? Wieder spürte ich einen Schmerz in mir und doch war mir dies von vornherein klar gewesen. Was dachte ich da nur? Ich selber wollte doch irgendwann weg von ihm. „Und welche sind es nun?“ Ich sah dabei auf den Monitor, welcher immer wieder eine kleine Zahl anzeigte. Wohl die Menge an Blut und Kochsalzlösung, die sich zusammen vermischte, ehe sie in die Kanüle zusammenfloss. „Einer lebt in China, in der Nähe von Chengdu.“ Und erneut kam der Wunsch nach einem Atlas in mir hoch. Aber ich wusste zumindest, wo China lag. „Ein Weiterer in Paraguay, nahe Horqueta. Der Dritte Clan soll in Angola beheimat sein. In der Stadt Luanda.“ Damit waren es schon mal drei und bei zweien hatte ich nicht mal im entferntesten eine Ahnung, wo sie lagen. Gut, mit Paraguay konnte ich zumindest Südamerika in Verbindung bringen, aber Angola? Das Land hatte ich noch nie gehört oder in Geographie nicht genau zugehört. Den Gedanken verwarf ich ebenso schnell, wie er gekommen war. Ich hatte in dem Fach nie wirklich zugehört, da es mich nie interessiert hatte. „Und der Vierte?“ „Russland.“ Ich sah ihn abwartend an. „Ähm... Russland ist groß.“ „Ich weiß, doch einen genauen Ort konnte ich bisher nicht ausmachen.“ Tatsächlich? Oder wollte er es mir nur nicht sagen, da er davon ausging, dass jener wirklich dahinter steckte? Denn ich hatte das große Gefühl, das es genau so sein musste. Immerhin jene, also Juraj und Reko sahen für mich nicht asiatisch aus oder südamerikanisch oder..okay, da ich nicht wusste, wo das andere Land lag, konnte ich das nicht sagen. Aber dennoch blieb das Gefühl, dass es sich um den Clan aus Russland handeln musste. „Na gut, halte ich mich also von Russland fern.“ „Und den angrenzenden Ländern. Es wäre besser, du würdest hier in Großbritannien bleiben.“ Fragend sah ich zu ihm hin und schüttelte schließlich den Kopf. „Großbritannien ist toll, aber ich glaube wenn ich von hier weg gehe, werde ich doch eher wieder zurück nach Frankreich gehen.“ Zumal das hier nie meine Heimat wurde. In Frankreich jedoch bin ich aufgewachsen und mit Glück konnte ich doch zu dem Teil meiner Familie zurück, den ich kannte und hoffentlich nichts antat. Vielleicht fand ich auch noch ein bisschen mehr über den Moment raus, an welchem meine Eltern mich weggegeben hatten. Ich war mir sicher, das meine Eltern dazu etwas wussten. Ansonsten hätten sie nicht geahnt, was ich wirklich war. „Ich lasse dich erst gehen, wenn ich mir sicher bin, das ich mich nicht anschließend um irgendwelche Ghulplagen kümmern muss.“ Augenrollend winkte ich ab und tippte danach auf meine Brust. „Wenn du dir so unsicher bist, musst du doch nur niemals diesen Bann aufheben, dann bleibe ich so schwach wie jetzt und kann eh nichts machen.“ Sein Blick veränderte sich und ich wusste nicht genau, ob ich darin Schmerz oder Sorge sehen konnte. Hatte er mir etwas verheimlicht? Mit Sicherheit hatte er das, ansonsten wäre er nicht Alucard. „Wir führen dieses Gespräch wann anders weiter.“ Zu gern hätte ich ihn danach gefragt, doch beließ ich es vorerst dabei und nickte. „Morgen bei Sonnenaufgang werde ich wieder hier sein.“ „Von mir aus.“ Meinte ich nur und wollte mich grade wieder richtig hinlegen, als er sich vorbeugte und erneut seine Lippen mit meinen verschloss. Was war jetzt los? Hatte ich etwas nicht mit bekommen? Warum tat er das? Anscheinend spürte er mein Unbehagen und ließ von mir ab. „Kathrin, was du auch immer denkst, ich wollte das und nicht aus einem Gefühl der Vergangenheit wegen.“ „Hä?“ War das einzige was ich noch raus brachte, ehe er lachend in den Schatten verschwand. Kapitel 48: Kapitel 71-72 ------------------------- Kapitel 71: Der Morgen kam viel zu schnell und ich öffnete die Augen, während Dr. Wilington die Kanüle von meinem Handrücken entfernte. „Hm?“ Ich sah verschlafen auf sein tun. „Guten Morgen, junge Dame. Wie geht es Ihnen?“ Ein Lächeln umspielte meine Lippen nach seinen Worten und ich richtete mich etwas auf. „Morgen. Gut, glaube ich. Wie spät ist es?“ „Kurz vor Neun Uhr.“ Kein Wunder, das ich mich so schläfrig fühlte. „Sollte es Ihnen nicht gut gehen, kommen Sie sofort hier her zurück. Ich habe wenig Erfahrung mit solchen Behandlungen und weiß daher nicht, ob ein Rückfall eintreten kann.“ Ich nickte ihm zu. „Also kann ich gehen?“ „Ich werde Sie hier nicht festhalten. Alles Gute für die Zukunft.“ Mit den Worten verließ er das Zimmer und ich setzte mich langsam auf, schwang die Beine über den Rand des Bettes und rieb mir übers Gesicht. Anschließend ließ ich meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Alucard konnte ich nirgends sehen und doch war ich mir sicher, das er bald hier auftauchen würde. Doch zunächst stand ich auf und musste mein Gleichgewicht wieder finden. Im ersten Moment hielt ich mich an der Wand fest, bis ich diese Stützte nicht mehr brauchte. Das Bad war mein Ziel, zusammen mit der provisorischen Dusche dort drinnen. Ich schälte mich aus dem hellblauen Nachthemd und ließ es zu Boden fallen, schaltete anschließend das Wasser an. Mit den Händen stützte ich mich an den weißen Kacheln vor mir ab. Nach der Dusche schlang ich das Handtuch um mich. Es war nicht sehr lang, dennoch konnte ich das nötigste damit verbergen und kam aus dem Bad raus. Zu meiner Überraschung lag sowohl eine Hose, wie auch ein Pullover auf dem Bett. Fragend sah ich mich im Zimmer um und musste schließlich schmunzeln. Ich zog es mir schnell über, auch wenn mir die Unterwäsche fehlte. „Es wird Zeit.“ Überrascht drehte ich mich um. „Verdammt, wann hörst du endlich auf, mich zu erschrecken?“ Ich sah Alucard tadelnd an und musste dann doch lächeln. „Ja, Sorin wird mich sicher schon vermissen und sich Sorgen machen.“ „Der Köter sollte seine Sache besser machen, sonst muss er sich bald über sich selber sorgen.“ Ich wollte grade dazu noch etwas sagen, doch kam ich nicht mehr dazu. Er griff nach meinem Unterarm und zog mich dabei mit sich in die Finsternis. Ohne groß Nachzudenken, griff ich mit der anderen Hand nach dem Saum seines Oberteils und hielt mich daran fest. „Ich werde mich nie daran gewöhnen.“ Mein Blick ging dabei nach unten ins scheinbare Nichts. „Vertraue deinen Fähigkeiten und lass dich von diesen leiten.“ „Als wenn das jemals funktionieren wird.“ Sagte ich leise und schloss die Augen. „Kathrin, dass Einzige, was dich von all dem abhält, bist du selber. Also hör auf zu denken, du kannst das nicht.“ „Deine Zuversicht möchte ich haben.“ „Du brauchst lediglich mehr Selbstvertrauen.“ „Was ich wirklich brauche, sind Erfolgserlebnisse. Bisher habe ich nur kleine gehabt und die Rückschläge waren bei weitem heftiger.“ „Da kann ich schlecht Widersprechen.“ Ein Lachen entstieg seiner Kehle und ich sah finster zu ihm hoch. „Du könntest es versuchen!“ „Warum sollte ich? Vor allem, wenn du es mit solch einer Überzeugung von dir aus sagst.“ Er beugte sich vor und lehnte seine Stirn gegen meine. Ich musste dabei den Atem anhalten und meine Finger verkrampften sich mehr an den Saum seines Stoffes. „Alucard... Willst du noch länger hier an diesem Ort bleiben?“ Ich hätte mich selber Ohrfeigen können, dass ich diesen Moment zerstörte und doch konnte ich so nicht länger mit ihm hier stehen bleiben. „Was hält dich zurück und hindert dich dadran, dich fallen zu lassen?“ Den Sinn dieser Frage verstand ich nicht und sah zu ihm hoch, in seine Augen hinein. „Was meinst du damit?“ „Lass dich fallen und genieße den Moment.“ „An diesem Ort fällt mir das ziemlich schwer.“ „Du solltest lernen die Umgebung nicht nur als Ort wahrzunehmen.“ „Wieso musst du immer so kryptisch reden?“ „Tu ich das?“ Er grinste mich erneut an und noch ehe ich es bejahen konnte, verfestigte ich meinen Griff, da er mich mit sich durch die Finsternis nahm. Tief zog ich die Luft ein, als wir jene verließen. Die Sonne schien und ich musste die Hand schützend über meine Augen halten. „In London war es bewölkt.“ Mir war selber klar, dass diese Anmerkung vollkommen bescheuert war und doch wollte ich irgendwas sagen, zumal ich mich einige Schritte von ihm entfernte. „Da sind ja meine beiden Lieblings Blutsauger. Obwohl, eigentlich nur einer von euch beiden.“ Ich drehte mich um und wank Sorin zu. Er stand an der Hauswand gelehnt und hielt eine Tasse in der Hand. Der Geruch des Kaffees kam bis zu mir. „Übrigens, mit dir muss ich noch reden.“ Dabei sah der Wolf nicht zu mir und ich senkte meinen Arm. „Ich hatte irgendwie mit einem anderen Willkommensgruß gerechnet.“ Sagte ich zu ihm. „Tschuldigung Kleines, aber das ist etwas zwischen Erwachsene.“ Und nach diesen Worten kam ein kehliges Knurren aus meinem Rachen. „Hey hey, nicht böse sein, Kleines. So war das doch gar nicht gemeint.“ Er zwinkerte mir schelmisch zu und dennoch drehte ich mich weg, ging in Richtung des großen Tores. Dort lehnte ich mich gegen die Gitter und ließ die beiden reden. Ein Keuchen entfloh mir, als ein Arm sich auf meine Schulter legte. „Sag, was du zu sagen hast, Köter.“ Überrascht sah ich zu Alucard, welcher jedoch den Blick zu Sorin gerichtet hatte. Dieser wiederum sah verwundert zwischen uns hin und her, bis sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. „Hast du es doch endlich gewagt, Blutsauger? Ich bin glatt sprachlos. Meinen Respekt.“ Er hob die Kaffeetasse an und da ich wusste, dass dieser Kommentar mit mir zu tun hatte, versuchte ich so unbeteiligt, wie es nur ging vor mich hinzustarren. „Du laberst zu viel, Fiffi.“ „Jaja, schon klar. Ich kann es nur nochmal bestätigen. Keine der Blutvorräte weißt eine Verunreinigung auf. Zumindest konnte ich keine riechen und du weißt wohl so gut wie ich, dass Ghulblut verdammt stinkt.“ Selbst ich wusste das bereits und musste mich an den Geruch dieser Dinger erinnern. Ein Schauer durchzog meinen Körper. „Aber ich habe mich im ganzen Haus mal genauer umgesehen und kann nur erneut eines feststellen. Ich hasse Hexen, die spielen nie fair.“ „Hexen?“ Fragte ich und sah wieder zu Sorin hin. „Warum sollte mir eine von denen was antun wollen? Ich habe denen nie etwas zu Leide getan.“ „Was hatte ich dir erst letztens darüber gesagt?“ Ich sah zu Alucard hoch und zuckte mit den Schultern. „Du solltest besser aufpassen.“ „Ich passe auf, aber ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.“ „Das Hexen so etwas sind wie Auftragsentgegennehmer. Sie machen wenig aus Eigennutz, sondern bieten ihre Talente ziemlich oft für einen gewissen Preis an.“ „Selbst der Kläffer weiß das.“ Meine Augen wurden zu schlitzen, aus denen ich Alucard finster ansah. „Das beantwortet aber noch immer nicht die Frage.“ „Doch, tut es. Es bedeutet, dass jemand eine auf dich angesetzt hat und ich wette mit dir Kleines, dass es da nur ganz wenige gibt, die ein solch großes Interesse daran haben, um bereit zu sein, den Preis dafür zu zahlen.“ Ich rieb mir über die Stirn. „Wir reden hier erneut von diesen Feuerspuckenenden Echsen?“ Mittlerweile gingen selbst mir die auf den Geist. „Aber er will mich lebend und nicht tot.“ Warf ich dann noch schnell ein. „Ich schätze mal, hätte der Parasit dort dich nicht so schwach gemacht, würde es nicht solch extremen Auswirkungen auf dich haben.“ Überrascht sah ich wieder zu Alucard, welcher seine Augen geschlossen hatte. „Der Köter hat recht. So schnell hätte dich das nicht umgehauen. Dennoch werde selbst ich so langsam wütend.“ „So langsam? Warst du etwa bisher gelassen?“ „Bisher habe ich es lediglich als Spiel betrachtet, aber ab jetzt werde ich in die Offensive gehen.“ Verständnislos sah ich ihn an und wollte etwas sagen, kam aber nicht mehr dazu. „Pass gut auf sie auf, Köter, und rühr sie nicht an.“ „Ich klaue doch anderen nicht ihre Spielsachen.“ Mein Blick glitt von einem zum anderen und dann war Alucard bereits verschwunden. Ich sah nur auf die leere Stelle neben mir. „Und ich soll jetzt einfach hier warten?“ „Vielleicht eher drinnen im Haus?“ Murrend sah ich zu Sorin und dennoch nickte ich. Ich ließ das eben geführte Gespräch nochmal Review passieren und ging an Sorin vorbei, welcher mir einige Fragen stellte, auf die ich nur kurz und knapp antwortete und dann die Treppe nach oben schnellte. Mein Ziel war ein bestimmtes Buch, welches ich noch nicht zu ende lesen konnte und wohl jetzt mehr denn je Sinnvoll war. Ich griff nach dem im blauen Samt gehüllten Buch und schlug es auf. „Sorin, kennst du jemanden, der Gallisch lesen kann?“ Verwundert sah mich der Wolf an und nippte an seinem Kaffee. „Du weißt schon, dass ich auf dich aufpassen soll, oder? Ich glaube kaum, dass deine Bitte zum Vorteil für diese Aufgabe ist.“ „Es geht hier um mich und so langsam reißt selbst mir der Geduldsfaden. Außerdem kann ich Alucard schlecht alles alleine machen lassen.“ „Doch doch, lass ihn das ruhig alleine machen. Ich bin mir sicher, er weiß, was er da tut.“ Während er seine Tasse leerte, fixierte ich ihn mit meinen Blick und schließlich rollte er mit den Augen. „Du machst mich echt fertig, Kleines. Wegen dir werde ich mein Fell bald als Bettvorleger wiedersehen.“ „Ich verrate nichts, wenn du nichts verrätst.“ „Als wenn das nützen würde.“ Er schüttelte den Kopf und sah in seine leere Tasse. „Ich brauche dringend neuen Kaffee und dann ein Telefon.“ Ich biss mir auf die Lippen und ließ meinen Blick im Zimmer umherschweifen. „Gibt es hier denn überhaupt ein Telefon?“ Denn ich hatte bisher keines entdeckt. „Muss ich wohl oder übel in die Stadt... und du auch. Ich lasse dich nicht aus den Augen.“ Mit einem Lächeln sah ich zu ihm. „Gerne doch. Ich ziehe mir nur schnell was anderes an.“ Denn ohne Unterwäsche wollte ich dann doch nicht losgehen. Sorin nickte mir zu und drehte sich dann um. Während er das Zimmer verließ, hörte ich, wie er sich immer wieder fragte, warum er das überhaupt tat. Nachdem ich meine Sachen gewechselt hatte, kramte ich in dem Schubfach des Nachtschrankes nach etwas und zog schließlich eine kleine Karte raus. Es war jene von dieser Amanda, welche in dem kleinen Laden arbeitete, der nur etwa zwei Kilometer von hier entfernt sein soll. Zu Fuß war das schnell zu schaffen und meine beste Option. Ich faltete die Karte und steckte sie in die Hosentasche. Danach verließ ich das Zimmer und ging runter. Sorin stand in der Küche und trank grade den letzten Rest der Tasse leer. „Bereit für einen kleinen Ausflug, welcher sicher damit enden wird, dass mir der Blutsauger sämtliche Knochen im Leib bricht?“ „Wir werden einfach vor ihm wieder zurück sein.“ Ich deutete auf die Tür und wartete einen Moment, bis Sorin sich seufzend von der Theke abstieß. Zusammen verließen wir das Haus und ich hoffte wirklich sehr, dass Alucard sich zeit ließ und nicht so schnell zurückkam. „Vielleicht sind wir in nicht mal einer Stunde schon wieder zurück. Zwei Kilometer von hier gibt es einen kleinen Laden.“ „Ich weiß.“ Überrascht sah ich zu ihm, bis mir wieder einfiel, dass Sorin ja schon mal dort war. Amanda brachte ihn sogar hier her zurück damals. Das war als dieser komische Formwandler oder was auch immer, mich mit sich riss. Es war so viel geschehen, dass ich manchmal glatt das eine oder andere vergaß. Wir kamen beim Tor an. „Bist du dir ganz sicher? Wir können auch einfach warten, bis er zurück ist und du fragst ihn dann einfach.“ „Er würde ablehnen und das weißt du genau.“ „Aber ich wette mit dir, das tut er nur, um dich zu beschützen.“ Was mir klar war und dennoch deutete ich mit dem Blick zum Tor. Er seufzte nochmal und öffnete es dann schließlich. „Zumindest ist es am helllichten Tag und ich bezweifle, dass irgendjemand hier draußen nur darauf lauert, dass wir raus kommen.“ „Ja, da gebe ich dir recht. Wenn jemand will, kann er auch über den Zaun springen.“ Was er bereits einmal vorgemacht hatte. Wir ließen das Anwesen hinter uns und folgten dem Weg. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen und es hatte was Friedliches an sich, der Straße zu folgen. „Mhhh... ich traue dem allem nicht.“ Damit war die friedliche Stimmung dahin. „Sorin.“ „Das kam jetzt falsch rüber. Ich meinte damit lediglich, dass ich die Gestalt wechseln sollte. Dann ist zumindest mein Geruchs- und Gehörsinn besser.“ „Es sind nur zwei Kilometer.“ „In denen wer weiß, was geschehen kann.“ Er zwinkerte mir zu und noch ehe ich etwas erwidern konnte, begann er bereits sich auszuziehen. „Muss das sein?“ „Hey, ich kann es auch an lassen, nur werde ich dann in dem Laden nackt rumlaufen.“ Seufzend drehte ich mich um und ließ ihn machen. Als ich hörte, wie seine Knochen knackten, konnte ich mir ziemlich bildlich vorstellen, wie er sich grade verwandelte. Ein Schauer fegte dabei durch meinen Körper, bis er mich mit der Schnauze anstupste. Ich drehte mich zu ihm und musste kurz tief durchatmen. Etliche male hatte ich ihn schon so gesehen und dennoch war es jedes Mal aufs Neue erstaunlich. Ich hob die Sachen von der Straße auf und ging schließlich mit ihm weiter. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich musste kurz an Dark denken und dass ich mir komischerweise wünschte, dass er als Hund, oder Wolf, je nachdem, was er wirklich war, neben mir herlaufen würde. Nur war mir mittlerweile auch klar, dank dem Gespräch mit Sera, dass dann Alucard wohl genau wissen würde, was wir grade taten. Die etwa zwei Kilometer brachten wir ohne irgendwelche Zwischenfälle hinter uns und als wir auf einen Parkplatz vor dem Laden ankamen, stupste mich Sorin erneut an und griff mit der Schnauze nach seinen Sachen auf meinem Arm. Ich verstand und ließ sie los. Er trottete zu ein paar Bäumen und nach kurzer Zeit kam er wieder zurück, knöpfte sich dabei das Hemd zu. „Jedes Mal habe ich das Gefühl, mit dir zu leiden, wenn du dich verwandelst.“ Doch winkte er da ab. „Wie schon mal gesagt, nach dem hundertsten Mal, hat man sich an den Schmerz gewöhnt.“ Wir überquerten den Parkplatz und betraten schließlich den Laden. Er war nicht so klein, wie ich angenommen hatte und dennoch strahlte er eine Gemütlichkeit aus. „Hey, wen haben wir denn da? Die Bewohner des Dorset Anwesens.“ Ich sah zu Amanda, welche auf uns beiden zukam. „Sorin, freut mich dich wieder zu sehen.“ „Und mich erst, meine Schöne. Du hast irgendwas an dir verändert in den letzten Tagen.“ „Das dir das auffällt, ja, ich war beim Friseur.“ Augenrollend entfernte ich mich von den beiden einige Schritte. Bei dem geflirte musste ich nicht anwesend sein. Ich ließ ihnen aber ein paar Momente, bis ich mich wieder einmischte. „Habt ihr hier ein Telefon, dass wir kurz benutzen könnten?“ „Auf einmal doch? Wie wäre es mit einem Handy? Wir haben einige neue Modelle erst letzte Woche rein bekommen und zudem..“ „Tut mir leid, aber die kann ich mir nicht leisten.“ Etwas enttäuscht sah sie zu mir und drehte sich um, winkte uns aber hinter sich her. „Ich frage mich wirklich, wie du ohne Geld und ohne Handy klar kommst.“ „Es geht. Vor allem, wenn man nie so etwas hatte, vermisst man es auch nicht.“ Das hieß nicht, dass ich nicht an manchen Tagen an die Zeit mit meinem Rechner zurückdachte und wie viel Zeit ich einst davor verbracht hatte. „Das ist mal eine Einstellung. Und du Sorin? Wie wäre es mit dir? Dann könnte ich dich auch ab und an mal anrufen, oder du mich.“ Den letzten Teil sagte sie ziemlich leise, wohingegen Sorin auflachte. „Oh nein, glaub mir, das wäre nicht so gut. Nachher würde ich alles andere um mich herum nur vergessen, weil ich ständig und überall nur auf einen Anruf oder eine Nachricht von dir warten würde.“ Konnte einem eigentlich übel werden, bei so viel geflirte? Zudem fragte ich mich, ob er das alles ernst meinte, was er zu ihr sagte. Wir kamen im hinteren Bereich des Ladens an, was aussah wie eine Informationstheke und Amanda stellte sich dahinter, holte von weiter unten ein Telefon hervor. „Vielleicht können wir heute Abend was zusammen unternehmen.“ „Ob ich heute Abend Zeit hab, weiß ich noch nicht. Aber ich lass es dich wissen.“ „Und wie?“ Er zuckte mit den Schultern. „Wenn ich hier nicht vor Einbruch der Nacht auftauche, weißt du, dass ich keine Zeit hatte.“ „Oder ich komme dich einfach beim Dorset Anwesen abholen.“ „Sorin.“ Ich zeigte auf meine imaginäre Armbanduhr um ihm zu signalisieren, dass wir schneller machen sollten. „Amanda, Süße. Ich werde sehen, was sich machen lässt und wenn ich Zeit habe, komme ich her und gebe dir Bescheid, in Ordnung?“ Sie seufzte resigniert und sah dann zu mir. „Und ihr beide seid sicher nicht zusammen? Nicht das ich mir nachher Hoffnung mache und dabei ist was zwischen euch.“ Wie kam sie jetzt dadrauf? Sofort hob ich meine Hände. „Oh nein, du kannst mir glauben, ich hab nichts mit ihm!“ Verteidigte ich mich sofort. „Zumal derjenige, welcher bereits Anspruch auf sie erhoben hat, mir den Kopf abreißen würde, wenn ich sie anfasse.“ „Oh? Wirklich? Du hast einen Freund?“ „Nein! Habe ich nicht!“ Zischte ich in Sorins Richtung und stieß ihn mit dem Ellbogen gegen die Seite. „Sie machen es komplizierter, als es ist. Aber egal. Wenn du gestattest, das wird ein etwas privateres Telefonat.“ „Na gut, wir können ein anderes Mal darüber reden.“ Sie zwinkerte Sorin zu und ließ uns dann alleine. Ich sah ihr nach, bis sie aus unserem Blickfeld verschwunden war und wendete danach meine Aufmerksamkeit zurück an Sorin. „Warum gehst du nicht einfach mit ihr aus, wenn sie dir gefällt?“ Wollte ich nun wissen, als er nach dem Hörer griff. „Weil ich nicht das gleiche von ihr will, wie sie von mir. Im Gegensatz zu mir ist sie eher eine von den Frauen, die an einer Beziehung interessiert sind.“ Ich stützte meinen Unterarm auf der Theke ab und zog eine Augenbraue nach oben, während er die Zahlentasten auf dem Telefon betätigte. Ich beließ das Thema einfach und schüttelte nur mit dem Kopf. Das folgende Gespräch konnte ich nicht verstehen, da Sorin auf einer anderen Sprache telefonierte und nach etwa zwei Minuten legte er auf. „Er könnte in vier Tagen in der Stadt sein und sich das Buch ansehen.“ „In vier Tagen erst?“ „Hey, nicht jeder kann so schnell reisen, wie dein Freund.“ Ich biss die Zähne zusammen und atmete tief durch. „Er ist nicht mein Freund.“ „Wie du meinst, Kleines.“ Damit wuschelte er mir durch die Haare und ging auf ein Regal zu. Er griff nach einer Packung Trockenfleisch und ich folgte ihm schließlich. „Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zu warten.“ „Außer du beherrscht bis dahin die Fähigkeit, dich ebenso so schnell von einem Ort zum anderen zu beamen.“ „Das ist kein Beamen. Oh man Sorin.“ „Geduld ist eine Tugend, meine Kleine. Jetzt lass uns zurückgehen, ansonsten steigt nur die Gefahr, dass ich bei lebendigem Leibe gehäutet werde.“ Und dennoch stellte er sich an die Kasse und öffnete die Packung, schob sich ein paar der Trockenfleischstücke in den Mund hinein. „Hey Manuel.“ Er nickte dem Kassierer zu und ich fragte mich, wie viele er hier eigentlich noch kannte. „Sorin, konntest du wieder nicht warten?“ „Die schmecken einfach zu gut. Schreibst du es fürs nächste mal an? Hab mein Geld zu Haus liegen lassen, aber wollte eh morgen wieder meinen Einkauf machen.“ „Wofür brauchst du nur das ganze Fleisch.“ „Hab hungrige Wölfe im Keller.“ Der Kassierer lachte und nickte ihm schließlich zu. „Ist gut, ich setzte es für morgen auf die Rechnung.“ „Danke dir, bis Morgen dann und bestell noch ein paar von den Teilen hier. Die sind echt verdammt lecker.“ Nach dieser Konversation verließen wir den Laden. „Du scheinst dich gut integriert zu haben.“ „Tja, wer weiß wie lange ich noch hier bleiben werde und im Gegensatz zu dir, bin ich nicht ständig eingesperrt. Außerdem sollten wir ein wenig Normalität vorzeigen. Ansonsten werden die Menschen nur misstrauisch. Obwohl, bei dir sind sie es bereits.“ „Ach ja?“ Fragend sah ich ihn an, während wir über den Parkplatz in Richtung Straße gingen, welche zurück zum Anwesen führte. „Na hör mal. Ein junges Mädchen, das die ganze Zeit über Abseits des Ortes in dem verlassenen Anwesen hockt. Was glaubst du denn, entstehen da für Gerüchte? Manche behaupten schon, du seist der Geist einer Verstorbenen, welche vor Jahrhunderten dort gehaust hätte.“ Bei der Äußerung biss ich mir auf die Zunge und sah nach vorne weg. „Ich bin kein Geist, was man wohl sehr gut erkennen kann.“ „Klar kann man das, aber wie gesagt, Menschen neigen dazu, sich die abstrusesten Gedanken zu machen.“ Damit war das Thema beendet und ich ging auch nicht weiter darauf ein. Was sollte ich auch schon machen, um dagegen zu wirken? Nichts. Als wir den Parkplatz hinter uns ließen, drückte mir Sorin die halbleere Packung Trockenfleisch in die Hand und zuerst sah ich ihn fragend an, doch dann war mir klar, dass er sich wieder verwandeln wollte und drehte mich schnell weg. „Andere würden den Moment nutzen.“ „Es gibt Dinge, die muss ich einfach nicht sehen.“ „Och komm und gib es zu. Du würdest gerne so einiges sehen.“ „Nicht an dir und jetzt mach hinne. Nicht das doch noch irgendwelche Leute auftauchen.“ Sorin lachte, bis seine Knochen erneut begann zu knacksen und ich das Gesicht verzog. Als er fertig war, hob ich seine Sachen erneut auf und wir ginen weiter. Nachdem er mich einige male mit der Schnauze angestoßen hatte, begann ich ihm auf den Weg zum Anwesen immer wieder etwas von dem Trockenfleisch zuzuwerfen. Als wir schließlich ankamen, war die Packung vollkommen leer und ich zerknüllte diese, bevor ich das schwere Tor öffnete. Wie es aussah, hatten wir Glück, denn Alucard schien noch nicht wieder da zu sein. Ich war mir irgendwie sicher, wäre er hier gewesen, hätte er direkt hier auf uns gewartet. Ich verschloss die Kette am Tor und reichte Sorin seine Sachen, welcher sie mit der Schnauze ergriff und sie einfach auf den Boden legte. Während er sich zurückverwandelte, ging ich schon aufs Haus zu und betrat es, schmiss die leere Verpackung in der Küche weg. „Man sollte glauben, dass mehr Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, wenn das Haus schon verlassen wird.“Erschrocken drehte ich mich um und drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand. „Hey Kleines, sag mal, hast du was anbrennen lassen?“ Fragte Sorin und kam ebenso rein, doch sofort knurrte er und spannte sich an. „Ihr Lycanthropen seit auch nicht mehr das, was ihr Mal wart. Früher wart ihr loyaler. Doch mittlerweile bietet ihr auch jeden eure Dienste an und wozu? Nur für ein wenig Schutz eures Rudels?“ „Ich werd dich zerfleischen, Drache!“ Doch bevor Sorin die Gelegenheit bekam, sich zu verwandeln, schmiss Reko ihm etwas entgegen, was dieser auffing und ich sehen konnte, wie sämtliche Farbe aus seinem Gesicht wich. „Weißt du, Reinblut. Du machst es einem echt nicht leicht. Was ich alles versucht habe um diesen Vampir von hier wegzulocken. Wer hätte geglaubt, dass es erst funktioniert, wenn man dich fast umbringt. Aber wie heißt es immer so schön. Angriff ist die beste Verteidigung, nicht wahr?“ Er grinste mich an und schlug das eine Bein über sein anderes. „Du hast ihn weggelockt?“ „Ich war mir sicher, dass er nicht länger nur die Beschützerrolle spielen wird, wenn wir dich gezielt angreifen. Wie gut, dass ich recht behielt. Wäre schade um dich gewesen, wenn es dich tatsächlich dahingerafft hätte. Aber genug mit dem Smalltalk.“ Er stand auf und sah grinsend zu Sorin. „Dem Großteil deines Rudels geht es gut, auch wenn sie bis zu deiner Rückkehr ohne ein Alphatier auskommen müssen.“ „Du elender Mistkerl. Sie haben dir nichts getan!!“ Schrie er und ich hätte niemals geglaubt Sorin mit so viel Hass im Gesicht zu sehen. „Ich habe lediglich vorgesorgt und die bestehenden Risiken beseitigt.“ Er vollführte eine wegwerfende Geste mit seiner Hand, während Sorin scheinbar nicht mehr an sich halten konnte und sich schließlich verwandelte, auf den Drachen zu schnellte. Ich sprang zur Seite weg und bekam nur noch mit, wie die ganze Kücheneinrichtung zu Bruch ging. Es dauerte nicht mal 5 Sekunden und Sorin lag am Boden, während Reko den halblädierten Kühlschrank öffnete und sich ein Stück Fleisch raus holte. „Nun zu dir Weibsstück.“ Ich presste mich noch mehr an die Wand und sah zu Sorin, welcher sich versuchte hoch zu stemmen. Zugern hätte ich ihm geholfen, doch wusste ich, dass ich das nicht konnte. Der Drache stellte seinen Fuß auf dessen Nacken und drückte ihn zurück nach unten auf den Boden. „Im Gegensatz zu dir, wird es ihn umbringen, wenn ich sein Genick an dieser Stelle breche. Also sag mir, Weib, wirst du dich fügen, oder dich zieren?“ „Alucard wird dich umbringen.“ Zischte ich ihm entgegen und ein Keuchen entfloh meiner Kehle, als ich das leise Knackgeräusch hörte, während der Drache mit seinem Bein druck ausübte. „Niemand lebt ewig und zu meinem Glück, wirst du dann bereits bei meinem Vater sein. Soll er sich mit ihm herum Ärgern.“ Wieder ein leichtes Knacken und meine Knie gaben leicht nach. „Nicht! Hör auf! Bitte!“ Ich sah in Sorins Augen und konnte den Schmerz dadrinnen lesen und dieser zeugte nicht vom körperlichen. „Selbst wenn ich mit dir komme, du bist nicht in der Lage durch die Schatten zu reisen und ich ebenso wenig. Einen Wagen habe ich nirgends gesehen. Glaubst du ernsthaft, du schaffst es weit genug weg?“ Ein letzter Versuch meiner Seits, in der Hoffnung damit nicht Sorins Todesurteil unterzeichnet zu haben. „Du hast wohl vergessen, was ich bin?“ Er grinste mich an und ich konnte nur zusehen, wie er sich vor meinen Augen verwandelte. Ein lautes jaulen war dabei von Sorin zu hören und ohne groß nach zu denken, lief ich auf ihn zu, versuchte Reko von ihn zu stoßen, doch ohne Erfolg. Während er sich in seine Drachengestalt verwandelte, erhöhte er den Druck auf dessen Genick. „ICH KOMME MIT DIR!!!“ Schrie ich unter Tränen raus und hoffte nur, dass es nicht zu spät war, als er endlich von ihm abließ. Durch seine Verwandlung brachte er das ganze Haus zum Einsturz, doch war mir dies nicht so wichtig, wie Sorin, welcher kaum noch zu atmen schien. Durch seine Gestalt schützte Reko mich und somit Sorin vor den Trümmern des Hauses, die auf uns runter stürzten. Ich griff in sein Fell und strich mit zitternden Händen über dieses. „Halte durch ... er wird bald zurück sein und dir helfen.“ Flüsterte ich ihm zu und vergrub mein Gesicht in dessen Fell. Ich hoffte so sehr, dass er dies überlebte. Doch mehr Zeit blieb mir nicht mehr. Der Drache war gut an die 20 Meter groß und seine Schuppen reflektierten das Licht, als er mit seiner großen Pranke mich umschloss und von Sorin wegzog. Einmal war ich bisher geflogen und das in einem Flugzeug. Mit dem hier war dies jedoch kein bisschen zu vergleichen. Panik hatte sich in mir ausgebreitet und die Angst plötzlich fallen Gelassen zu werden. Dennoch riskierte ich einen Blick zurück und sah nur noch die Trümmer des einstigen Anwesens. Es schmerzte mich, dies zu sehen, und ich schwor, dafür würde der Drache büßen. Kapitel 72: Wenn ich eine Uhr gehabt hätte, dann könnte ich erahnen, wie lange der Flug gedauert hatte. Doch leider fehlte mir diese, weswegen ich nur eine Schätzung abgeben konnte. Vielleicht fünf oder sieben Stunden waren wir in der Luft und der eiskalte Wind peitschte mir immer wieder ins Gesicht. Ich war mir sicher, wäre ich nur ein Mensch, ich hätte das nicht überlebt. Die Gegend zog schnell vorbei. Ich hielt mich, so gut es ging an den Klauen von Reko fest, um nicht doch nach unten wegzufallen. Wie gerne säße ich jetzt in einem Flugzeug. Noch während ich weiter davon träumte und den Drachen verfluchte, schrie ich auf, als dieser plötzlich die Richtung nach unten einschlug. Es ging alles so schnell, dass ich nicht mal richtig mitbekam, wann er mich losgelassen hatte, schon landete ich mit Wucht auf dem nackten Stein. Mir taten sämtliche Knochen im Leib weh, als ich grob am Oberarm nach oben gezogen wurde. Erst jetzt konnte ich mich etwas umsehen. Es war wohl ein Balkon, auf welchem wir gelandet waren, jedoch ohne Geländer. Mir wurde alleine schon bei dem Ausblick nach unten mulmig in der Magengegend. Das Gebäude stand auf einer Klippe und trotz des Schnees, welcher die Gegend bedeckte, peitschte Wasser gegen die nackten Felsen unten uns. „Wenn du versuchst abzuhauen, habe ich keinerlei Hemmungen, dich dort runter zu schmeißen.“ „Und du denkst, das kann mich umbringen?“ Ich wollte bereits lachen, als sich auf seinem Gesicht ein breites Grinsen entfaltete. „Wer sagt denn, dass ich dich umbringen will? Es wird schon reichen, wenn du dir alle Knochen im Leib brichst und dich nicht mehr bewegen kannst.“ Mit einem murren sah ich ihn an und hätte am liebsten noch irgendwas gesagt, doch fiel mir nichts Gescheites ein, weswegen ich den Mund hielt. „Jetzt los! Ich will hier nur solange wie nötig verweilen.“ „Hey, mir geht es genau so, also wenn du auch nicht hierbleiben willst, kannst du mich sofort wieder zurück nach England bringen.“ „Als wenn ich gerne in dieses elende Land reisen will.“ Er stieß mich an der Schulter Richtung Eingang. Drinnen waren die Wände kahl und es hingen in einigen Metern entfernt Fackeln an den Wänden. „Wo bin ich hier? Im Mittelalter?“ „An manchen Orten bleibt die Zeit still stehen.“ Ich vernahm, dass er es ebenso nicht sonderlich mochte. Vielleicht ließ sich damit noch was anfangen. Wir kamen an einigen Wesen vorbei, wo ich mir sicher war, dass dies keine Drachen sein konnten. Sie gingen selbst mir grade mal bis zum Schlüsselbein. Deren Haut war gräulich und die Haare mehr als dünn. Man sollte zwar keine Vorurteile gegenüber anderen haben, aber denen wollte ich nicht zu nah kommen. „Was sind die?“ Fragte ich daher leise über die Schultern zu meinem unfreiwilligen Begleiter. „Unser Fressen, wenn sie nicht jene Aufgaben gut erfüllen, die wir ihnen auftragen.“ Das beantwortete selbstverständlich all meine Fragen. Ich rollte nur mit den Augen bei dieser Aussage. „Weiter.“ Wieder stieß er mich an der Schulter und ich ging den Gang entlang, der nicht ein bisschen gemütlicher wurde. Nach etlichen Metern schlug mir ein Geruch entgegen, der nach verbranntem Fleisch und vor allen Haaren roch. Ich hielt mir die Hand vor der Nase, um den Geruch nicht zu stark einzuatmen. Der Gang wurde breiter und höher, als ich auf eine Tür zuging, die gut 4 Meter hoch schien. Mit einem mulmigen Gefühl ging ich unfreiwillig durch diese. Vor mir lagen dutzende Körperteile und sie wirkten ziemlich frisch. Nur ebenso auch ziemlich angebraten. „Hast du mich endlich einmal nicht enttäuscht?“ Ich blieb nahe bei Reko stehen und sah auf die andere Seite des großen Raumes. Meine Gesichtszüge entgleisten dabei, ohne das ich etwas dagegen tun konnte. Am anderen Ende des Raumes stand eine Mischung aus Mensch und Drache. Er sah aus wie ein Ding, das nur ein psychisch Kranker hätte zeichnen können. Die Beine waren die eines Drachen, der untere Teil des Körpers der eines Menschen. Die Arme konnten sich scheinbar nicht entscheiden, was sie werden wollte und der Kopf war überdimensional groß zum restlichen Körper. „Was ist das?“ Fragte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen und konnte den Blick nicht abwenden. „Mein Vater.“ „Das Ding? Nie und nimmer. Du verarschst mich doch.“ Ich zeigte dabei auf das komische Ding und wäre wohl in einen hysterischen Lachanfall versunken, wenn mir nicht lieber zu weinen zumute war. „Nein. Er mag es, beide Seiten seines Wesens zu zeigen, wenn Besuch da ist.“ „Na danke auch, dann verzichte ich gerne darauf hier Besucher zu sein.“ „Ich hab sie gebracht, damit sind meine Verpflichtungen dir gegenüber beendet!“ „Hey warte mal! Du haust doch jetzt nicht etwa ab?!“ Fragte ich geschockt zu ihm. Klar, ich konnte ihn nicht leiden und wünschte ihm nach der Aktion mit Sorin den Tod an den Hals, aber das war doch sicher nicht sein ernst! Ich konnte es einfach nicht fassen und griff nach seinem Unterarm. „Wenn du mich jetzt alleine lässt, werde ich dich irgendwann finden und dir irgendwas antun, dass du es bitter bereust.“ „Lerne erst mal, jemanden gescheit zu drohen, bevor du irgendwas sagst.“ Mit finsteren Blicken strafte ich ihn. Wenn Blicke töten könnte, lege er bereits in Scheiben geschnitten vor mir. „Du scheinst dich gut mit ihr zu verstehen, mein Sohn.“ Ich drehte mich eher unfreiwillig zu diesem Monster, oder was er auch immer war, um. Zu meinem Glück verwandelte er sich endlich in eine Gestalt. Er sah fast genauso aus wie Reko, lediglich ein wenig älter und dazu um gut einen Kopf größer. Nur eines störte mich, und zwar das er es wohl bevorzugte nackt herumzulaufen. „Selbst wenn, mir egal. Ich habe sie dir gebracht wie gewünscht und werde nun gehen.“ „Mh. Aber aber. Nicht so schnell, Villads. Wenn du dich so gut mit ihr verstehst, wirst du hierbleiben und dafür sorgen, dass sie nicht verschwindet. Ich will doch mein neues Geschenk nicht sofort wieder missen.“ Villads? Ich sah den Drachen neben mir fragend an. War das sein richtiger Name? „Sie kann nirgendwo hin. Sie ist so schwach wie ein kleines Kind. Also wirst du mich nicht brauchen.“ „Das hast du nicht zu entscheiden!“ Die Stimme des Älteren brachte die Wände regelrecht zum Wackeln. „Ja, Vater.“ Aus zusammengebissenen Zähnen presste Reko dies hervor und neigte seinen Kopf. „Wenn Ihr es wünscht.“ „Ich befehle es dir. Von wünschen ist hier keine Rede! Und lass mich mein Geschenk genauer betrachten.“ Mittlerweile stand der ältere Drache genau vor mir und griff nach meinem Kinn, drehte es in verschiedene Richtungen und griff mit einer festen Bewegung in meinem Kiefer, dass ich automatisch den Mund öffnen musste. „Was soll das? Lass mich los!“ Ich schlug seine Hand von mir weg. Immerhin war ich doch kein Pferd! „Störrisch. Aber sie hat mir nicht mal ansatzweise Schmerzen zugefügt.“ „Weil sie es nicht kann. Ich sagte doch, dass sie schwach ist... unreif.“ Wie das klang. Es regte mich auf, wie die beiden über mich sprachen und doch schluckte ich meinen Widerwillen hinunter. Was sollte ich auch sonst anderes tun? Es war mir schon klar, dass ich keinen der beiden ernsthaft verletzen konnte. „Das wird sich noch ändern. Spätestens wenn wir sie genügend gefüttert haben.“ Jetzt kam ich mir echt wie ein Pferd vor. Ob ich ihm sagen sollte, dass es keinen Sinn hatte? Ich griff mit der Hand an meine Brust und hoffte wirklich, dass dieser Gegenstand von Alucard dort drinnen das hielt, was er versprach. Nicht auszudenken, wenn mein anderes Ich hier zum Vorschein kam und ich es nie wieder unter Kontrolle bekam. „Lass ihre Fähigkeiten erst mal versiegeln und danach bring sie in eines der Verliese. Bleib bei ihr in der Nähe und nun verschwinde.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung drehte er sich um, beugte sich vor und griff nach einem Stück verbrannten Fleisch, welches er von dem Knochen regelrecht mit den Zähnen abriss. Ich spürte Rekos Hand auf meiner Schulter und folgte ihm mehr als freiwillig. Nur weg von diesem was auch immer. „Du weißt, du könntest jetzt auch einfach abhauen und mich mit nehmen. Ich würde hier sicher nicht freiwillig wieder her kommen und dem irgendwas verraten.“ Sagte ich über meine Schulter hinweg, während er mich in irgend eine Richtung dirigierte. „Du spielst gern mit dem Feuer, oder?“ „Um ehrlich zu sein, fange ich grade an eine Abneigung gegen dieses zu entwickeln.“ Wir schritten immer weiter voran und gingen dadurch immer tiefer in den Gebäudekomplex hinein. Einige von diesen komisch aussehenden Wesen kam an uns vorbei und wollten sich vor Reko noch kleiner machen, als sie eh schon waren. Den ganzen Weg über dachte ich darüber nach, wie ich von hier verschwinden konnte. Mit einer aussichtslosen Lage wollte ich mich nicht abfinden. Mehr als gefrustet trat ich gegen die metallene Tür. Vor nicht mal einer Minute hatte der Drache mich doch wirklich in diesen fünf mal fünf großen Raum gestoßen und die Tür hinter mir verschlossen. Hier waren nicht mal Fenster an den Wänden. Hätte ich nicht etwas im dunkel sehen können, ich würde nur in einer einzigen Schwärze mich befinden. Aber eines stand fest, es war bei weitem nicht so schlimm wie in dem Raum, auf diesem Anwesen der Verrückten. Gefrustet ließ ich mich an der steinernen Wand nach unten gleiten und saß seufzend auf dem verdreckten Boden. Vom Saubermachen schienen die hier auch noch nie was gehört zu haben. Wie gerne hätte ich jetzt meine Fähigkeit einfach so mit Alucard zu kommunizieren, aber scheinbar blieb mir dazu nur eine einzige Alternative und in Hoffnung, das er irgendwann schlief, und ich es schaffte, schloss ich meine Augen. Ich war nicht im Geringsten müde, trotz der letzten Stunden und schlug irgendwann gefrustet mit der Faust auf den Boden neben mir. Der Staub vom Boden verteilte sich dabei im Raum und brachte mich mehrmals zum Niesen. „Verdammt..ich sollte froh sein, das hier zumindest nicht alles voll mit Urin ist.“ Sagte ich zu mir selber, um auch ein wenig die Einsamkeit zu überspielen. Seufzend lehnte ich mit dem Kopf gegen die steinerne Mauer. Was jetzt wohl geschah? Ich hatte noch immer keine Ahnung, was ich hier überhaupt sollte und was die, oder besser gesagt, dieser komische Drache von mir wollte. Ich ging in Gedanken das Gespräch, oder Aufeinandertreffen, je nachdem wie man es formulierte nochmal durch. Wie es schien, verstand sich Reko nicht sonderlich gut mit seinem Vater. Ob ich ihn überzeugen könnte mir zu helfen? Aber was könnte ich ihm anbieten? Ich hatte nichts. Verzweifelt rieb ich mir die Augen und hörte sofort damit auf, als die Tür aufgemacht wurde. „Ich will doch nicht, das du verhungerst.“ Reko schmiss eine Plastikflasche zu mir, welche ich reflexartig auffing. „Frisch abgezapft.“ Meinte er dazu und wollte die Tür schon wieder schließen, doch stand ich direkt auf. „Warte!“ Vergebens, denn die Tür fiel bereits wieder ins Schloss und wurde zugesperrt. Gefrustet schlug und trat ich dagegen. Irgendwann hatte ich es mir auf dem Boden wieder bequem gemacht und den Schraubverschluss der einstmaligen Wasserflasche geöffnet. Ich setzte sie an und trank das Blut. Den ganzen halben Liter auf einmal. Woher er es hatte, fragte ich mich schon, doch konnte ich ihn schlecht fragen. Denn dafür musste er ja erst mal mit mir reden. Wie viel Zeit genau verging, konnte ich nicht sagen. Fünf, sechs Stunden vielleicht, in denen ich irgendwann begann mit dem Hinterkopf immer wieder leicht gegen die Steinwand zu schlagen. Ich hatte sogar überlegt, dieses Amulett mir selber aus der Brust zu reißen, wo ich es vermutete. Doch dann kamen mir wieder Alucards Worte in den Sinn. Ich würde keinen Erfolg damit haben. Hätte er nicht irgend eine Sicherung miteinbauen können? Irgend so ein Zauberwort, womit ich es selber deaktivieren konnte? Das Schlafen wollte sich ebenso wenig einstellen. Ich hatte es immer wieder versucht. Selbst Schäfchen hatte ich gezählt ohne Effekt. Ich spielte am Saum meiner Kleidung herum, nur um irgendwas zu tun zu haben. Selbst ein Buch hätte ich jetzt gerne hier gehabt zum Lesen. Was nützte es überhaupt, mich zu entführen, nur um mich dann einzusperren? Das ergab doch gar keinen Sinn. Nach, meiner Schätzung zufolge bestimmt gut 10 Stunden, lag ich seitlich auf dem Boden und zog mit dem Zeigefinger kleine Zeichnungen durch den Dreck. Hier mal ein Haus, dort ein Baum oder einfach nur irgendwelche Kreise. Zum Glück gab es hier so verdammt viel Dreck, das es oftmals reichte, ein paar mal drüber zu wischen und es lag wieder genügend Schmutz vor mir um von vorne zu beginnen. Meine Augen fielen mir dabei sogar zu, aber schlafen? Ach iwo, wie kam ich überhaupt nur darauf, daran zu denken? Ich drehte mich auf den Bauch und legte die Stirn auf die vor mir verschränkten Arme. Dabei vermied ich es, durch den Mund zu atmen. Als die Tür erneut geöffnete wurde, drehte ich den Kopf zur Seite und versuchte so hinter mich zu blicken. Da es mir nicht recht geling, drehte ich mich zurück auf sie Seite. „Ist dir langweilig?“ Ein grinsen lag auf den Lippen des Drachens, und ich sah ihn finster an. „Ne! Überhaupt nicht! Endlich komme ich mal dazu, all das zu erledigen, was ich schon immer wollte! Und mir zu überlegen wie ich ein Drachennest am besten ausräuchere, steht dabei ganz oben!“ „Dann viel Erfolg damit. Ich bezweifle, dass du es hinbekommen wirst.“ Er hielt wieder eine kleine Flasche und schwenkte diese mit Zeige- und Mittelfinger am Flaschenhals hin und her. „Sag lieb Bitte Bitte.“ Das Knurren bahnte sich seinen Weg ganz alleine aus meiner Kehle. „Dann eben nicht. Wird es wohl gerinnen und nicht mehr zu gebrauchen sein.“ Mit einem Achselzucken wollte er schon wieder raus gehen. „Wie lange noch?“ Verwirrt blieb er stehen und sah mich an. „Wie lange muss ich hier noch eingesperrt bleiben?“ „Weiß ich doch nicht. Mir auch egal. Hauptsache ich kann hier bald weg.“ Den letzten Teil flüsterte er nur, dennoch vernahm ich es und sah mal wieder auf die sich zufallende Tür. Damit traf mein Kopf auch erneut auf den kalten Boden. Kapitel 49: Kapitel 73-74 ------------------------- Kapitel 73: Niemals wäre mir der Gedanke gekommen, auszutesten wie lange ich ohne Schlaf auskam. Doch die Situation hier, brachte mich dazu, es herauszufinden. Es mussten Tage vergangen sein, seit dem sich die metallene Tür hinter mir geschlossen hatte und ich in diesem winzigen Raum mein Dasein fristete. Es war egal, was ich versuchte, ich konnte keinen Schlaf finden und dabei war mein Körper vollkommen ausgelaugt. Mein Kopf dröhnte und meine Glieder schmerzten. Nicht mal schlummern schaffte ich. So etwas war mir noch nie geschehen und nur an der Umgebung konnte es nicht liegen. Nach dem vielleicht vierten Tag, fing ich an lautstarke Unterhaltungen mit mir selber zu führen und von einer Ecke des Raumes zur anderen zu gehen, was ich mit drei Schritten schaffte. Meine Klamotten rochen nach Dreck und Schmutz. Nicht mal etwas zum Erleichtern hatten die mir hier gelassen und ich musste eine kleine Ecke des Raumes nach einer gewissen Zeit dafür vorsehen. Ich schwor, sollte ich hier raus kommen, würde ich dem Drachen nicht nur die Krallen einzeln ausreißen, sondern auch jede verdammte Schuppe und erst dann sollte er krepieren. Wenn sich die Tür kurz öffnete und dieser verfluchte Drache mir eine kleine Flasche mit Blut rein schmiss, versuchte ich, die Tür aufzureißen und zu entkommen, jedoch ohne Erfolg. Ich nahm an, dass er zwei mal am Tag mir was zu trinken brachte, womit ich einigermaßen die Zeit hier drinnen abschätzen konnte. Die leeren Flaschen stapelten sich in einer Ecke. Anscheinend hatte Reko kein Interesse sie raus zu holen, oder er nahm an, dass ich dies dazu nutzen konnte, zu entkommen. Kluger Drache, musste ich gestehen. Einmal kam ich auf die Idee, mich tot zu stellen, beziehungsweise ohnmächtig, jedoch schmiss er mir nur die Flasche an den Kopf und schloss die Tür danach sofort wieder. Es war ihm also mehr als egal, was mit mir hier drinnen geschah. Das ich nicht krepieren würde, war ihm klar und sollte ich das Bewusstsein verlieren, schien es ihm nur recht zu sein. „Wenn du nur auf ihn gehört hättest, und nicht weggegangen wärst, dann hätte dieses Mistvieh sich bestimmt nicht aufs Grundstück begeben können!“ „Ach jetzt hör aber auf! Er wäre so oder so rein gekommen! Warum verdammt nochmal, gibst du mir die Schuld?“ „Warum wohl? Du bist immer Schuld. Sieh es doch ein. Du kannst nichts weiter als dich ständig und überall nur wegschleifen zu lassen!“ „Als wenn ich das gewollt hätte! Du tust ja fast so, als würde ich grade zu darum betteln, entführt zu werden!“ „Tus du auch!!“ „Ach halt die Klappe!“ Ich riss mir an den Haaren und schlug mit der Stirn gegen die kalten Steine der Wand. Meine Selbstgespräche raubten mir noch den letzten Nerv. Doch ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. „Wie schön wäre es, wenn du wirklich deine Klappe halten würdest!“ Fragend sah ich auf den grauen Stein vor mir und tippte mit dem Finger dagegen. „Kannst du reden? Werd ich wahnsinnig?“ „Ich auf jedenfall, wenn du nicht endlich mal ruhe da drüben gibst! Es gibt hier auch andere, die ein schweres Los haben!“ Meine Augen wurden größer und ich drückte mit beiden Handflächen gegen die Steine, lehnte mein Ohr gegen die Wand, obwohl ich auch so ziemlich gut die Worte vernommen hatte. „Wer bist du? Kannst du mich hier raus holen???“ „Wenn ich das könnte, ich hätte es schon vor zwei Tagen gemacht, nur um meine Ruhe wieder zu haben. Halt einfach dein Maul!“ „Oh bitte entschuldige, wenn ich keine gute Mitgefangene bin! Habe nicht viel Erfahrung in so was!“ Regte ich mich auf und schlug mit der Faust gegen den Stein, als könnte es denjenigen auf der anderen Seite verletzten. „Nach deinen Gesprächen zu urteilen, wurdest du öfter entführt, als andere die Unterwäsche wechseln.“ „Aber nicht in einen winzigen Raum eingesperrt und so oft war es auch nicht! Vielleicht....drei...oder vier mal...“ Nuschelte ich vor mich hin und glaubte glatt, es waren mehr. „Sei einfach ruhig!“ Ich zischte und schlug nochmal gegen die Steine, lies mich dann aber auf den Boden nieder und seufzte. Kurzzeitig hatte ich Hoffnung bekommen, der auf der anderen Seite könnte mir vielleicht helfen, doch war diese schneller zerplatzt als eine Seifenblase. Erneut war ein halber Tag in die Lande gezogen, meiner Schätzung nach und ich sah nur mit einem zornigen Ausdruck zu Reko, als er die Tür öffnete und mir die Flasche hinschmiss. Nachdem die Tür wieder zu fiel, lehnte ich den Kopf seufzend zurück und legte die Flasche auf meine verschränkten Beine. „Wie lange bist du schon hier drinnen?“ Meiner Meinung nach, hatte ich es lange genug ausgehalten ruhig zu sein. Doch irgendwie musste ich mich beschäftigen, bevor der Wahnsinn mich tatsächlich fest in seinen Griff nahm. „Ich weiß, dass du mich hörst. Ignorieren bringt nichts.“ Da er nach etlichen Minuten immer noch nicht geantwortet hatte, begann ich in verschiedenen Rhythmen gegen den unteren Stein zu klopfen. Meine Fingerknöchel waren bereits Wund und ich wollte schon fluchen, als ein nerviges Stöhnen von der anderen Seite kam. „Warum nur musste ich mit solch einem Nebengefangenen bestraft werden??“ „Was hast du denn gemacht, dass du denkst, mit mir bestraft zu werden?“ Versuchte ich, das Gespräch zu eröffnen, und klopfte weiterhin gegen die Wand. Doch es kam keine weitere Antwort. Ein paar mal versuchte ich es noch, mit ihm zu reden, gab es aber für den Moment auf. Stattdessen widmete ich mich dem Blut in der Flasche, bevor es noch begann zu gerinnen. Die leere Flasche schmiss ich auf den kleinen Haufen an der gegenüberliegenden Wandseite und fragte mich, ob die hier vielleicht einmal die Woche wenigstens sauber machen. „Weißt du, ich kann auch einfach von mir was erzählen. Ein bisschen zumindest.“ Probierte ich es nochmal, würde aber nicht viel von mir preisgeben. Eventuell etliche Sachen erfinden. Er konnte ja kaum die Richtigkeit meiner Angaben prüfen. „Bitte nicht noch mehr! Ich hab in den letzten Tagen genug von dir gehört!“ Ich rollte mit den Augen, während ein Murren von meinen Lippen kam. „Ich langweile mich hier drinnen eben zu Tode.“ „Wenn doch nur, wenn doch nur!“ Es klang fast flehend, was mich komischerweise zum Lächeln brachte. „Nun, ich kann Stunden und Tage lang weiter vor mich hin quatschen, oder du redest einfach ein bisschen mit mir und hast dadurch zwischenzeitlich deine Ruhe.“ Das war doch ein gutes Angebot, oder nicht? Durchreden würde ich sicher hinbekommen, erst recht, wenn der Wahnsinn mich in seinen Krallen hatte, dank des fehlenden Schlafes. Ich wartete wieder einige Zeit auf Antwort und als ich bereits dachte, sie würde nicht kommen, drehte ich mich verwundert um, als könnte ich denjenigen auf der anderen Seite der Steinwand sehen. „Von mir aus, aber dann halt auch endlich die Klappe!“ „Abgemacht. Wie heißt du? Ich heiße Kathrin.“ „Michael.“ War die kurze und knappe Antwort. Ich hoffte auf ein bisschen mehr, vielleicht sogar eine Gegenfrage, doch scheinbar musste ich das Gespräch führen, wenn ich es aufrecht erhalten wollte. Alles war mir im Moment lieber als in dieser Stille weiter vor mich hin zu vegetieren und an meinem Verstand zu zweifeln. Vielleicht aber war das hier auch nur eine Projektion meines übermüdeten Geistes. Doch war es nicht egal? „Michael. Ein schöner Name. Wie alt bist du?“ Ich hoffte, er war älter als ich, denn dann konnte er mir vielleicht doch irgendwie helfen. Eventuell fanden wir ja sogar einen Weg hier raus. „Sieben oder Acht.“ „Jahre???“ Kam es aus meinem Mund geschossen und ich riss die Augen ungläubig auf. Dabei klang er nicht wie ein Kind. „Was denn sonst? Datteln?“ „Aber dann bist du doch noch ein Kind, warum klingst du dann nicht so?“ Vielleicht sollte ich die nächsten Gespräche nicht mit dem Namen beginnen, sondern eher anfragen, was der andere war. „Weib! Du strapazierst meine Geduld! Nicht Sieben oder Acht Jahre, sondern Sieben oder acht Tausend Jahre!“ Nun fehlte mir glatt die Sprache und ich konnte nicht mal schlucken. „Das ist doch ein Scherz, oder?“ Fragte ich, nachdem ich endlich wieder fähig war, Wörter zu formen. „Ich Scherze nie! Reicht das als Gespräch? Ich will endlich meine Ruhe!“ „Was? Nein. Warte. Was bist du?“ Wollte ich nun doch wissen und krallte meine Fingernägel geradezu in den Stein, in der Hoffnung ihn beim Gespräch zu behalten. „Wozu sollte ich dir das sagen, Blutsauger?“ „Echt jetzt? Ich kann doch nichts dafür, dass ich das Zeug brauche zum Leben! Wieso nur müsst ihr mich immer alle so nennen?“ „Du hast dir dein Schicksal selber ausgesucht! Die Lebenden bestehlen, um sein eignes Wesen zu verlängern. Wenn ich könnte, würde ich dir deine Zähne raus reißen und den Mund zu nähen, auf das du nie wieder etwas zu dir nehmen kannst!“ „Ich habe mir das sicher niemals ausgesucht!!! Ich wurde als das geboren!!“ Platze es nun aus mir heraus und ich schlug mit der Faust gegen die Wand, was nur dazu führte, dass meine ohnehin trockene Haut riss. Ich zischte kurz vor Schmerz und legte meine Lippen auf die Verletzung, mit der Gewissheit, dass sie gleich wieder vergessen war. „Du bist ein Reinblut?“ Oh oh, ging es mir durch den Kopf und ich lehnte mich mit den Rücken gegen die Wand. Darauf antwortete ich lieber nicht und hoffte, er vergaß es. „Wie können solche Wesen Nachwuchs zeugen? Das ist nicht möglich! Deine Spezies ist tot und nicht in der Lage Leben zu erschaffen!“ Wenn er das hier als leben bezeichnete, konnte ich nur höhnisch lachen, beließ es aber dabei und räusperte mich. „Ich hab mich versprochen..ich meinte wiedergeboren..ich wollte es nicht. Es geschah versehentlich.“ „Das erklärt, warum Philemon an dir Interesse hat. Und ich dachte bereits, er sei dazu übergangen mich einfach nur mit einer neuen Methode quälen zu wollen.“ „Philemon? Wer ist das?“ „Du bist seine Gefangene.“ Kam es lachend von der anderen Seite und ich verstand. Also hieß dieser verdammte Drache so. „Erzähl Weib, wie alt bist du und wie bist du geboren!“ Mit zusammengebissenen Zähnen stieg ich in die Konversation ein. „Nenn mich nicht Weib! Ich habe einen Namen!“ „Und bist ein Weib, also nenne ich dich bei dem Offensichtlichsten. Ich kann auch Blutsauger sagen.“ „Dann macht es dir ja nichts aus, wenn ich dich Macho nenne.“ „Es ist mir ganz gleich, wie du mich nennst und jetzt beantworte meine Frage, Weib.“ Warum nur wollte ich ein Gespräch mit diesen Sexist? Vielleicht sollte ich nun so tun, als würde ich ihn nicht mehr hören, und schloss meine Augen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Worte immer und immer wieder in meine Gedanken eindrangen und mir höllische Kopfschmerzen bereiteten. „Was machst du da? Hör auf!!“ Die Handflächen drückte ich gegen meine Schläfen und rollte mich auf dem Boden zusammen. „Du hast keine Barrieren um deinen Geist geschaffen. Bist vollkommen schutzlos und schwächer als ein Säugling.“ Schutzlos stimmte wohl, aber das andere? „Ich red ja schon! Hör auf!“ Schrie ich auf und atmete erleichtert aus, als die Schmerzen endlich aufhörten. Mit der Hand wischte ich unter meine Nase die Feuchtigkeit weck und bemerkte, dass ich Nasenbluten bekommen hatte. Das nächste mal sollte ich doch besser die Klappe halten und nicht versuchen, mit jemand Fremden mich zu unterhalten, nur weil ich denke, er säße im selben Boot. Nach einiger Anstrengung saß ich wieder mit dem Rücken gelehnt an der Steinwand. Meinen Kopf hatte ich den Nacken gelegt und kniff meine Nase zu. „Ich bin 17. Werde bald 18. und zu meiner Geburt kann ich nichts sagen. War zwar anwesend, aber mehr auch nicht. Meine Eltern sind tot. Also kann ich auch niemanden fragen. Beantwortest du mir nun endlich mal die Frage, was du eigentlich bist und wie hast du das eben gemacht?“ „Es war ein leichtes Unterfangen. Ich gehöre zu den Cherubinen.“ Seufzend drückte ich meine Nase etwas fester zu. „Keine Ahnung was das ist. Troll? Untoter? Zombie? Hexe? Wer-was-auch-immer? Kannst du nicht in diese Richtung gehen?“ „Verwechsle die Cherubinen nicht mit Kreaturen der Schatten! Wie sind Lichtwesen!“ „Na super. Dann erhelle doch mal meine Zelle hier etwas und las Tageslicht hinein. Vielleicht hellt es meine Stimmung auf.“ „Du musst wirklich ein Reinblut sein, wenn du das in deinem Alter und bei deiner Schwäche gedankenlos aussprichst.“ Meine Nase ließ ich los, in der Hoffnung, dass das Nasenbluten vorbei war und atmete erleichtert auf. „Sag mal Macho, wie lange bist du schon hier drinnen und wann kann man hier raus?“ „Wenn dein Wille gebrochen wurde und ich bin bereits seit gut zwei Jahrhunderten hier drinnen.“ „Was? So lange? Das ist ja eine halbe Ewigkeit!“ „Es ist nichts im Vergleich zu den Jahrhunderten, welche ich vorab hinter mir ließ.“ Meinte er belustigend und dennoch musste ich schlucken. Für mich war es eine Ewigkeit, wenn ich bedachte, wie viele Jahre ich erst hinter mir hatte. „Macho, du musst doch dann einiges auf den Kasten haben, warum bist du dann noch hier drinnen und nicht geflohen?“ „Der Großteil meiner Fähigkeiten wurde eingeschränkt. Andernfalls würde mich hier nichts halten.“ „Aber du hast noch einen Teil davon. Eventuell solltest du es mal probieren. Bestimmt sind die Türen und Mauern in der Zeit morscher geworden.“ „Da mir wichtige Fähigkeiten verschlossen bleiben, um von diesem Ort hinter den Wänden zu entfliehen, warte ich einfach ab, was die Zeit mit sich bringt.“ „Sagt der, welcher über sieben tausend Jahre alt ist. Ich will hier aber keine zwei Jahrhunderte verrotten!“ Schrie ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Dann lass deinen Willen brechen und dich von Philemon benutzen.“ „Wozu eigentlich? Was will der von mir?“ „Wozu braucht man ein Blutsauger-Reinblut?“ Wider dieser belustigende Unterton in seiner Stimme, welcher mich auszulachen schien. „Ich weiß es nicht! Wozu denn?“ „Oh? Wer hat dich aufgezogen, dass du davon nichts weißt?“ „Menschen.“ „Menschen??? Nun bin ich in der Tat neugierig und muss gestehen, dass ich mehr von dir erfahren will.“ „Ach lass mal gut sein. Ich glaube, wir sollten es lassen. Du schweigst wieder und ich führe Selbstgespräche. Sind wir besser dran.“ Nuschelte ich und rieb mir die Schläfe, da diese noch immer etwas pochten. „Wie wäre es dann mit einem Kompromiss? Ich beantworte eine deiner Fragen im Gegenzug zu meinen und sollte einer von uns nicht antworten, ist das Gespräch beendet.“ Zuerst wollte ich ablehnen, doch stockte ich nach dem ersten Wort. Ich musste doch nicht aufrichtig antworten und würde vielleicht einiges in Erfahrung bringen. Mit der Hoffnung, dass er die Wahrheit von sich gab. „Wozu braucht man ein Vampir-Reinblut?“ Fragte ich daher direkt und erschauerte bei seinem Lachen. „Beantworte erst meine Frage, danach werde ich deinen Wissensdurst stillen.“ Zähneknirschend begann ich ein wenig von meinen Eltern zu erzählen. Ich nahm andere Namen, zwar das Land, aus dem sie kamen, jedoch eine weit entfernte Stadt, in welcher ich angeblich aufwuchs. Was ebenso ehrlich blieb, war, dass ich bis vor über einem Jahr noch nicht mal wusste, was ich wirklich wahr. „Dir scheint nicht bewusst zu sein, dass deine Stimme sich verändert, wenn du in was Erdachtes abweicht. Doch scheint ein Großteil zu stimmen und ich nehme es hin, weil du scheinbar jene beschützen willst. Das finde ich wiederum ebenso faszinierend.“ „Oh bitte nicht solche Worte, bitte.“ Ich konnte das nicht mehr hören und seufzte. „Beantwortest du mir jetzt meine Frage, Macho?“ Ich hatte mich mittlerweile seitlich auf den Boden gelegt und die Augen geschlossen. „Es wird etwas vermutet, doch bisher konnte niemand diese These bekräftigen, da es deines Gleichen nicht geben dürfte.“ „Du redest um den heißen Brei herum. Was will dieser verdammte Drache oder sonst wer von mir?“ „Das Schattenreich unter seine Kontrolle bringen.“ „Okay, ihr seid alle verrückt. Wie soll man sowas denn schaffen? Vor allem, was will man da kontrollieren?? Es wird benutzt um schnell von einem Ort zum anderen zu kommen, oder um sich in den Schatten zu verstecken.“ „Wie wenig du von deinesgleichen weißt. Jegliches Leben außerhalb der Schattenwelt ist mit dem in jenem verwoben. Wenn etwas innerhalb dieses vergeht, verliert es auch in seiner wirklichen Welt das Dasein.“ „Wenn ich nicht so verdammt müde wäre, könnte ich dir sicher besser folgen.“ „Anders ausgedrückt. Ihr Blutsauger neigt dazu, euch am besten in der Schattenwelt zurechtzufinden und mit ihr am geschicktesten zu interagieren. Ihr könnt über große Entfernungen jemand anderen in dieser ausfindig machen und sie nutzen um sein Dasein zu beenden. Angeblich kann ein Reinblut dafür sorgen, andere Wesen, ohne nahe bei ihnen zu sein, durch dieses Reich zu schädigen.“ „Das ist doch mehr als Schwachsinn und nur deswegen werde ich andauernd in solchen Mist gezogen? Echt jetzt?“ „Nun, es soll noch eine weitere geben. Sehr wenige deiner Art, welche an einer Hand abzuzählen sind und wohl seit langer Zeit nicht mehr existieren, sollen die Fähigkeit gehabt haben, andere Wesen in sich aufzunehmen. Dadurch wurden diese selbst zu einem Teil des Blutsaugers.“ Jetzt wurde ich munterer und setzte mich wieder hin. Ich musste unwillkürlich an Alucard denken. Hatte sich nicht mal sein Arm in sowas wie eine Hundeschnauze verwandelt gehabt?? Und hatte Sera nicht behauptet, Dark wäre ein Teil von Alucard? Aber wenn das stimmte... warum verdammt nochmal wurde dann keine Jagd auf ihn gemacht, sondern auf mich? Er war bei Weitem mächtiger als ich und konnte sicher alles, was dieser Drache von mir sich versprach. Meine Gedanken sprangen von einer Ecke zur nächsten und ich nuschelte sogar vor mich hin. Irgendwann kreisten meine Gedanken aber nur noch um diesen Vampir und ich wünschte mir, er wäre hier. Wenn ich doch nur endlich schlafen könnte, vielleicht würde ich ihn dann erreichen. Während ich all meine Optionen durchging, dachte ich aber auch an vorhin zurück und klopfte gegen die Wand, auch wenn das wohl wenig brachte. „Macho. Du kannst doch scheinbar in meinen Kopf, also irgendwie. Kannst du es schaffen, dass ich einschlafe?“ „Hatte ich schon mehrfach versucht, als du mir mit deinen Selbstgesprächen zur Last fielst. Scheinbar ist eine deiner Fähigkeiten mit dem Schlaf verbunden, weswegen er nicht über dich kommt.“ „Wie meinst du das?“ „Philemon sorgt dafür, dass wir unsere Fähigkeiten nicht benutzen können. Frag mich nicht wie. Ich habe mir darüber lange genug sinnlos den Kopf zerbrochen. Doch solange er das tut, wirst du keinen Schlaf finden und somit diese Fähigkeit nicht ausüben.“ „Dann heißt das, ich werd nie einschlafen? Dann kann man mich doch gleich umbringen, bevor ich noch wahnsinnig werd!“ „Scheinbar hat er keine Ahnung, dass du die Gabe als Traumwandlerin hast. Man hätte sie anders blockieren können...aber man kann sie auch fremd nutzen.“ Seine Stimme nahm wieder einen belustigenden Unterton an. „Leih mir für ein paar Stunden deinen Geist. Ich werde keinen großen Schaden damit anstellen.“ „Was?? Was meinst du damit? Was hast du vor?“ „Keine Sorge. Du wirst wach sein, zumindest in etwa.“ „Was heißt hier in etwa??“ Panik breitete sich in mir aus bei seinen Worten. „Kennst du den Zustand von etwas, dass man Wach-Koma nennt? Ich glaube, so wird es genannt.“ „Warte mal! Das erklärt noch lange nicht, was du mit mir vorhast!!“ „Keine Zeit für lange Erklärungen. Dein Aufpasser ist auf den Weg hierher und kann unser Gespräch mit anhören.“ „Das ist doch egal! Mach nichts mit mir, bevor du mir nicht erklärt hast, was du eigentlich vorhast!!“ Schrie ich aus und wollte noch etwas nachsetzen, als mein Kopf plötzlich wieder begann zu dröhnen und mir wurde klar, dass die Kopfschmerzen hier vorher wohl nicht durch den Schlafmangel ausgelöst wurden, sondern durch ihn. „Hör auf!!“ „Schweig Weib! Ich werde versuchen, jemanden zu finden, der dir helfen will und das Zeug dazu hat. Hoffentlich kennst du nicht nur solche schwachen Kreaturen, wie du es selbst bist.“ Zugern hätte ich was erwidert, doch krümmte ich mich bereits auf den Boden. Es fühlte sich an, als wenn jemand mein innerstes zerreißen wollte und mein Hirn durch die Schädeldecke versuchte zu drücken. Als die Tür aufging, konnte ich Reko nur durch einen Tränenschleier hindurch ansehen. Doch er grinste nur und warf die Flasche neben mich. „Netter Versuch. Von mir aus kannst du wirklich leiden. Krepier nur nicht, ohne was zu sagen.“ Mit dem Grinsen im Gesicht schloss er die Tür wieder und ich hasste ihn noch um einiges mehr. Kapitel 74: Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich zerbersten. Ich riss an meinen Haaren, versuchte so die Qualen woanders hin zu lenken, aber es nützte nichts. Mein ganzer Körper begann sich zu verkrampfen und schließlich konnte ich nicht mal mehr mit meinen Händen fest zugreifen. Sie erschlafften einfach und das einzige, was ich noch zu bewegen vermochte, waren meine Augen. Aber selbst das wurde Stück für Stück schwerer. Zuerst fühlte es sich an, als wenn sie austrocknen würden und eine Art dunster Schleier legte sich drüber. Als etwas begann an mir zu zerren, verlor ich immer mehr von meinem Blickfeld, bis alles nur noch eine graue Masse zu sein schien. Ich versuchte, meine Augen zu schließen, doch selbst das wollte mir nun nicht mehr gelingen und wieder spürte ich etwas an mir zerren. Doch war es nichts, was an meinem Körper zog, sondern eher, als wenn etwas in meinem Inneren mich zusammenziehen wollte. Mit einem heftigen Stich spürte ich plötzlich einen Widerstand in mir, der kurz dafür sorgte, dass mir die Atmung wegblieb. Ich wusste genau, was es war, aber nicht, warum es mir Schmerzen bereitete und erst recht nicht, was es zu bedeuten hatte. Was machte dieser Michael mit mir? Wie bekam er es hin, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte? Vier weitere Male spürte ich den Schmerz an derselben Stelle und er wurde von Mal zu Mal stärker. Schließlich fühlte es sich so an, als wenn etwas in mir zerbersten würde und mein Brustkorb zog sich brennend zusammen. Kurz darauf jedoch konnte ich tief Luft holen und saß plötzlich aufrecht auf dem dreckigen Boden. Ich sog die Luft gierig in mich hinein und hustete, als hätte sich eine zentimeter dicke Staubschicht auf meinen Lungen gelegt. „Was war das?“ Fragte ich hustend und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Den Kopf hatte ich dabei in meinen Nacken gelegt, um noch tiefer Luft inhalieren zu können. „Ich bin gespannt, ob derjenige dich finden wird. Er hatte es zumindest eilig gehabt. Dabei hatte ich übrigens gespürt, dass etwas in dir ist, was dich noch mehr einschränkt, hab es vergebens versucht zu entfernen.“ Ich verstand nur Bahnhof im ersten Moment, da mein Verstand noch immer versuchte das eben erlebte richtig einzuordnen und dann griff ich mir an die Stelle, wo der Schmerz gewesen war. „Vergebens?“ Fragte ich nochmal nach und war erleichtert. Hätte er es geschafft, nicht auszudenken, was dann geschehen wäre. „Du weißt schon, dass alleine dadurch du bei weitem Schwächer bist?“ „Ja, und das soll auch so bleiben.“ Entgegnete ich nur und schloss meine Augen. Mein Mund fühlte sich trocken an. Ich wüsste nicht, wie lange das eben gedauert hatte. Sekunden? Minuten? Doch als ich meinen Blick zu der Flasche schweifen ließ, welche Reko zuvor reingeschmissen hatte, musste ich schlucken. Das Blut dort drinnen musste Stunden alt sein. Aber wie war das möglich? So lange kam es mir nicht vor. Sollte ich nachfragen, wie er das gemacht hatte? Zuerst wollte ich, doch dann entschied ich mich dagegen. Selbst wenn ich fragte, was würde es bringen? Ich konnte es mit Sicherheit nicht bewerkstelligen und geschehen war geschehen. Nach dem einige weitere Minuten verstrichen waren und ich mich beruhigt hatte, sah ich hoch zur Decke. „Wen hast du erreicht und wie vor allem?“ Fragte ich nun neugierig. „Keine Ahnung wer es ist. Er schien in eine Art Dämmerzustand zu sein, nur so kann ich mir erklären, dass es einfach war ihn zu finden. Er schien zumindest für dich offen zu stehen.“ War es verwunderlich, dass ich kaum ein Wort verstand, von dem, was er sagte? Der Kerl schien meine Fähigkeiten besser zu beherrschen und zu verstehen, als ich selber. „Wie sah er aus? Groß, schwarze Haare, rote Augen?“ Fragte ich mal so und hoffte einfach, er sagte ja. „Nein. Eher dunkle, braune Haare und blaue Augen.“ Kam es von der anderen Wandseite und mein Blick glitt sofort von der Decke zur gegenüberliegenden Wandseite. „Sorin?“ Fragte ich sofort nach und atmete erleichtert aus. Wenn das stimmte, dann hatte er überlebt. „Da er sich nicht vorgestellt hatte, kann ich die Frage nicht beantworten. Ich hab demjenigen zumindest alles zugetragen, was ich weiß und hoffe, dass er den Weg her findet.“ Während Michael noch redete, was ich mehr als verwunderlich fand, nach dem er zuvor so wenig wie möglich reden wollte, drifteten meine Gedanken zu Sorin. Er hatte gesagt gehabt, der andere wäre in eine Art Dämmerzustand. Vielleicht lag Sorin irgendwo und musste sich von seinen Verletzungen regenerieren. Sie heilten zwar auch bei ihm schnell, aber wer wusste schon, wie schlimm sie wirklich waren? Ich war ja bereits froh zu hören, dass er womöglich noch am leben war. Nachdem ich nicht mehr ins Gespräch eingestiegen war, da ich mit den Gedanken wo anders war, hatte Michael kein Wort mehr gesagt. Als die Tür zu meiner Zelle aufging, sah ich vom Boden aus zu dem Drachen und fing die mir zugeworfene Flasche auf. „Wann wird hier eigentlich er Stall gemistet?“ Fragte ich ihn und deutete mit einer Kopfbewegung auf die etlichen Flaschen an der Seite und meine, leider noch immer vorhandene Notdurft in der Ecke. Es war erstaunlich, an was man sich alles gewöhnen konnte. „Wie kann es sein, dass so was wie du nur überhaupt sowas macht?“ „Frag mich was Leichteres, aber das Thema müssten wir glaube ich, schon mal gehabt haben.“ „Mach deinen Dreck alleine weg!“ „Gerne!“ Kam es mit Begeisterung von mir und ich stand auf. Meine Beine waren ein wenig zittrig und ich lehnte mich an die Wand um festen Stand zu haben. „Bring mir einen Eimer, Besen und Wischmopp. Handfeger und Kärschaufel und Wasser natürlich. Dann mache ich alles sauber und bringe es sogar noch weg. Es gibt bestimmt irgendwo dort draußen einen Ort, wo ich es hinbringen kann.“ Redete ich auf Reko mit einem Lächeln ein und ich sah richtig, dass es in dem Drachen zu rattern begann. Er neigte seinen Kopf zur Seite und fixierte mich genauestens, während seine Lippen ein wenig sich öffneten. „Hältst du mich für so beschränkt? Du kommst hier nicht raus, ehe es mein Alter nicht will!“ „Tja, dann musst du wohl den Stallknecht spielen.“ Erwiderte ich zuckersüß und drehte den Verschluss der Flasche auf, leerte dessen Inhalt mit wenigen Schlucken und warf ihm die leere Flasche zu. „Damit kannst du den Anfang machen.“ Seine Augen begannen vor Wut zu funkeln und wechselten die Farbe zum Gelben hin. „Reiz mich nicht!“ „Oder was? Willst du mich einsperren? Ach, hast du ja schon getan. Willst du mich foltern? Nun, das hier eingesperrt sein, erachte ich als Folter. Was bleibt denn dann noch übrig? Mich umbringen? Könnte schwer werden, zumindest beim Erklären deinem Vater gegenüber.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wusste nicht, was los war mit mir, aber irgendwie fühlte ich mich, als wäre ich die letzten Tage nicht durchgehend wach gewesen. Ob das eine Nebenerscheinung des vorhin erlebten war? Eventuell fehlten mir deswegen einige Stunden und nicht wie angenommen, nur Minuten. Ebenso aber war es auch für mich eine Überraschung, dass der Drache bisher nicht einfach die Tür zugeschlagen hatte und wegging, so wie sonst auch immer. Sein Blick ging zur Ecke meiner Flaschensammlung und anscheinend hatte er bisher keinerlei Gedanken daran verschwendet. „Ich kann die auch weiter sammeln. Ist nur die Frage, wie lange ich hier noch drinnen bleiben muss und ob ich mich nicht irgendwann hinter einer Wand voller Plastikflaschen verbarrikadiere. Obwohl, ich bin auch ein bisschen neugierig, woher ihr überhaupt so viele habt.“ „Halt einfach die Klappe und schmeiß sie zu mir! Bleib dabei aber dort hinten!“ „Als wenn ich dir im Moment gefährlich werden könnte.“ Ich rollte mit den Augen und ging zu dem kleinen Haufen, wo ich zwei Flaschen aufhob und sie zu ihm schmiss. Jedoch mit einiges an Kraft, die ich noch zur Verfügung hatte und freute mich, als ein ächzen von sich gab, da ich ihn an einer ziemlich ungünstigen Stelle getroffen hatte. „Ups. Bin wohl etwas eingerostet hier drinnen.“ Meinte ich grinsend und schmiss ihm noch die anderen zu. Er selber ließ sie alle hinter sich fallen und nachdem auch die letzte aus meiner Zelle verschwunden war, kam ein rollendes Grollen aus seiner Kehle. „Und mein Vater glaubte ernsthaft, du seist leicht zu zähmen in deinem derzeitigen Zustand.“ Nun machte sich Überraschung auf meinem Gesicht breit. „Was?“ „Da muss er wohl noch länger warten und ich weiterhin den Kindersitter spielen. Als wenn ich nichts anders zu tun hätte!“ Während er die Tür hinter sich schloss, kam dies motzend von ihm und ich stand nur wie angewurzelt im Raum. Ich ließ mich wieder auf den Boden nieder und murrte. Als wenn ich klein beigeben würde. Was dachte dieser alte Drache eigentlich? Nur weil er mich hier einsperren ließ und dafür sorgte, das ich auch noch die letzten Reste meiner Fähigkeiten nicht mehr nutzen konnte, würde ich mich doch nicht so schnell geschlagen geben. Was waren schon ein paar Tage hier drinnen eingesperrt? Aber wenn ich dann an Michael dachte, welche schon seit ein paar Jahrhunderten hier drinnen war, kam es mir doch übel hoch. Zudem wusste ich ja nicht, ob Sorin mir helfen konnte. Hatte er alles richtig mitbekommen und gab er die Infos vielleicht weiter? Was wenn er her kam? Schon beim letzten Mal hatte er keine Chance gegen Reko gehabt, wie ist es erst dann mit zwei Drachen? Da mein Verstand wieder richtig zu funktionieren schien, konnte ich wieder über etliches nachdenken und versuchte einen Plan zu entwickeln um alleine hier raus zu kommen. Doch selbst wenn ich das schaffen sollte, aus der Zelle und diesem Ort zu entfliehen. Außerhalb des Gemäuers würde ich nicht weit kommen. Durch die Schatten konnte ich mich nicht alleine bewegen, solange das Sigel in mir drinnen war. Also stand ich wieder am Anfang, wie vor einigen Tagen und ließ meinen Kopf nach vorne, auf meine angewinkelten Knie fallen. Die Arme hatte ich um meine Waden geschlossen. „Ich hasse mein Leben.“ Die nächsten Stunden verstrichen, ohne das irgendwas geschah. Ich hielt mich mit Gesprächen zurück, da von Michael nichts mehr kam. Er war wieder so ruhig wie die ganzen Tage zuvor, wo ich nicht mal geahnt hatte, dass jemand auf der anderen Seite der Mauer war. Als ich erneut eine Flasche in den Raum reingeschmissen bekam, wartete der Drache doch tatsächlich dieses Mal an der Tür und als ich fragte, was noch sei, meinte er nur, dass er gleich die leere Flasche mit nehmen würde. Anscheinend hatte ich eines bewerkstelligt, aber das andere war noch zu erledigen und ich fragte erneut nach jemanden zum sauber machen. Mehr als ein, interessiert mich nicht, kam jedoch nicht von ihm. Zu meiner Überraschung kam bei seinem nächsten Besuch jemand mit. Es war das, was er bei meiner Ankunft hier, als deren Fressen bezeichnet hatte. Das Wesen machte mit seinen bloßen Händen die Ecke sauber und ich musste mich abwenden. Mir wurde beim Zusehen doch etwas übel. Doch der Gestalt schien dies nicht im Geringsten etwas auszumachen. Nachdem sie fertig war, lief sie gebeugt an Reko vorbei. „Danke.“ Meinte ich nun an ihn gewand. Er schnaufte und verzog die Lippen. „Bedank dich bei meinem Vater! Er wollte, dass du es hier einigermaßen gut hast. Warum auch immer.“ Verwundert sah ich ihn an und zog dann eine Augenbraue nach oben. „Meint er das ernst? Hallo? Ich bin in einem winzigen Raum ohne sanitären Anlagen gefangen und es soll mir gut gehen? Sag mal, kann es sein, dass dein Vater noch im siebzehnten Jahrhundert lebt?“ Fragte ich gefrustet nach. „Wohl eher im fünfzehnten.“ Meinte er zu meiner Überraschung erwidernd und ich musste nun doch tatsächlich etwas lachen. „Weißt du, ich verstehe einfach nicht, warum das überhaupt machst. Du scheinst deinen Vater nicht leiden zu können und hasst es hier zu sein. Dennoch haust du nicht einfach ab.“ „Jeder hat seine Gründe! Außerdem würde ich ihn nicht unterschätzen.“ Den letzten Teil sagte er nur leise und schüttelte dann den Kopf. „Warum rede ich überhaupt mit dir?“ Fragte er sich nun selber und schloss die Tür wieder hinter sich, ließ mich damit alleine zurück. Nur jetzt in einer zumindest halbwegs gereinigten Zelle. Das war doch mal ein kleiner Fortschritt. Dennoch wollte ich hier ungern länger drinnen bleiben. Ich ließ mich wieder auf den kalten Boden nieder, denn was anderes konnte ich nicht machen. Es vergingen erneut ein, oder sogar zwei Tage, wenn ich das mit den Flaschen richtig mitbekam. Ich hatte meine Augen geschlossen und war wieder kurz davor lautstarke Selbstgespräche zu führen, als der Boden unter meinem Hintern begann zu wackeln. Hatte ich mir das nur eingebildet? Kapitel 50: Kapitel 75-76 ------------------------- Kapitel 75: Ich dachte wirklich, ich hätte es mir nur eingebildet, wie es unter mir wackelte, aber als es erneut geschah, drückte ich meine Handflächen auf den Boden. Ich versuchte mich irgendwie zu stabilisieren um nicht zur Seite weg zu fallen und zuckte zusammen, als ein heiden Lärm begann loszubrechen. Was war geschehen? Stürzte das Gebäude gerade ein? Wenn ja, hoffte ich sehr, hier noch schnell hinaus zu kommen. Einige Steine an der Wand begannen zu bröseln und kleinere Teile davon verließen ihre Verankerungen. Kurz versuchte ich aufzustehen, doch konnte ich keinen festen halt finden, und landete wieder auf meinem Allerwertesten. Als dann auch noch der Staub von der Decke hinunter prasselte, hielt ich meine Hände schützend über den Kopf. Erst recht, nachdem ein großer Stein auf der rechten Seite hinunterfiel. Ich konnte den Schreckensschrei nicht mehr unterdrücken und presste mich gegen die Wand hinter mir. Es gab nirgends eine Möglichkeit sich unterzustellen und ständig scannte ich die Decke ab, nur um sicher zu gehen, dass nicht der nächste Stein direkt auf mich fiel. Es kamen noch weiterer hinunter und ich erblickte einen kleinen Teil, von einem Raum über mir. Nur dort hochkam ich nicht, da ich nicht mal so hochspringen konnte. Aber vielleicht die Tür? Eventuell war das Mauerwerk um diese ebenso beschädigt? Oder ein anderer Teil der dortigen Wand? Ich lief schnell darauf zu und preschte mit der Schulter dagegen. Schmerzhaft rieb ich mir dann jedoch die Schulter und hatte mich etwas nach vorne gebeugt, als neben mir wieder Steine zu Boden fielen. Es waren aber keine von der Decke, sondern von der Nebenwand und ich musste meine Hand vor die Augen halten, als ein heller Lichtschein von dort rein kam. War dort vielleicht ein größeres Fenster als mir, in welchem die Sonne geradezu rein schien? Dabei dachte ich, es sei Nacht. Das Licht verblasste ziemlich schnell und ein Mann, etwa Mitte 30 stand plötzlich vor dem Loch in der Wand. Seine Kleidung sah schäbig aus, hing in Fetzen an ihm runter. Vor allem aber wirkte sie, wie aus einem komplett anderen Jahrhundert. Die dunkelblonden Haare gingen ihm weit über das Gesäß und sahen so aus, als bräuchten sie dringend eine Kur und einen Kamm, oder gar gleich einen Friseur. Die Gesichtszüge des Mannes wirkten hart, sein Kiefer war angespannt und die hellblauen Augen schienen selbst im Dunkeln etwas zu glühen. „Du bist wirklich noch ein Kind.“ Fassungslos sah ich zu ihm und erkannte die Stimme auf anhieb. „Michael?“ Fragte ich dennoch verwirrt und er stieß mit seinem Fuß einen weiteren Teil der Mauer zwischen uns nieder. „Hast du jemand anderen erwartet?“ Fragte er grinsend und kam näher auf mich zu. Ich schreckte dabei zur Tür weg und drückte mich mit dem Rücken dagegen. Warum auch immer, der Typ hatte eine Ausstrahlung an sich, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Überwinde deine instinktive Angst mir gegenüber. Heute werde ich dir kein Leid zufügen, Baobhan-Sith.“ Er stand nun direkt vor mir und ich zog meinen linken Mundwinkel nach oben. Was hatte er eben gesagt? Beziehungsweise, wie hatte er mich eben genannt? „Was?“ Fragte ich mit zittriger Stimme und wieder legte sich ein kaltes Grinsen auf seine Lippen. Meine Atmung hatte sich beschleunigt, genau so wie der Drang so schnell es nur ging, irgendwie von ihm wegzukommen. Nun beugte er sich nach vorne und schien tief zu inhalieren. Ich hätte fast angefangen zu heulen und konnte mich gerade noch so zurückhalten. „Unschuld lastet schon lange nicht mehr auf dir.“ „Ähm...müsste das nicht anders heißen? Schuld lastet schon lange nicht mehr auf dir, oder so?“ Versuchte ich, meine Panik zu überspielen, dass mir jedoch kein bisschen gelang. „Tritt zur Seite, damit ich den Weg freimachen kann.“ Langsam rutschte ich von der Tür weg zur Wand daneben. Ich verließ jedoch die steinerne Mauer mit meinem Rücken keinen Zentimeter. Noch einmal setzte er ein Grinsen auf und ich glaubte fast, mir blieb dabei vor Schiss die Luft weg. Doch dann ging er einige Schritte zurück, nur um danach mit Anlauf gegen die Tür zu springen. Ich hielt meine Arme nach oben vors Gesicht und drehte mich schützend zur Seite, hockte mich sogar hin. Nur langsam wendete ich mich zur Tür hin, oder besser gesagt zu dem, was vorher mal die Tür gewesen war. Sie war komplett aus den Angeln..Nein, selbst diese waren nicht mehr im Mauerwerk vorhanden. Vorsichtig ging ich zu dem Loch hin und lehnte mich hinaus. Der Gang war dunkel und voller Trümmer. „Dieses Mal lasse ich dich und deinesgleichen am Leben, vorwiegend jedoch, da ich meine Kräfte neu sammeln muss. Sollten wir uns je wieder begegnen, werde ich dich dort hin schicken, wo du herkamst!“ „Nach Frankreich?“ Fragte ich zittrig und sah ihn mit großen Rehaugen an. Nun machte sich Überraschung auf seinem Gesicht breit und kurz darauf musste er heftig lachen. Er setzte sich in Bewegung und ging den Gang hinunter, wohingegen ich mich langsam an den Steinen runter rutschen ließ. Ich hockte mich hin, den Kopf zwischen meine Beine. Noch immer fühlte ich mich so, als wenn ich gerade dem Tod von der Schippe gesprungen wäre. So hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nie gefühlt gehabt. Diese Angst und Panik. Was war er? Und wie hatte er das gemacht? „Nicht mal einen Tag kann man dich alleine lassen!“ Ich richtete meinen Blick auf und sah eine Schattenwolke auf mich zukommen. Das sollte mir alleine ja keine Sorgen bereiten, aber diese unzähligen roten Augen in dieser doch schon. Ich hielt mich an den Resten der Mauerwerk fest, als sich aus dem Gebilde jemand formte, den ich sehr gut kannte. „Alucard...ALUCARD!!“ Zu erst hatte ich seinen Namen geflüstert, doch dann lief ich auf ihn zu. Ich war einfach nur froh, ihn zu sehen. Doch bevor ich bei ihm ankam, machte er einen Schritt zur Seite. Rein aus Reflexen ließ ich mich zu Boden fallen. Eine enorm heiße Feuersbrunst breitete sich über mich aus und ich kauerte mich am Boden. „Welch ein Glück, ich muss dich nicht mal suchen.“ „Wie kannst du es wagen, mein Nest anzugreifen??“ „So, wie ich es getan hab.“ Erwiderte Alucard nur grinsend und drehte sich um. Die Feuersbrunst hatte sich verzogen und langsam hob ich meinen Kopf. Dieser alte Drache stand am hinteren Ende und Qualm kroch aus seiner Nase. „Kathrin, es wird Zeit, dass du verschwindest.“ „Hä? Aber..Aber...“ „Verschwinde!“ Er drehte sich zu mir um und sah mich finster an. Ich sprang sogleich auf und rannte in die entgegengesetzte Richtung von den beiden. Was auch immer los war. Er wollte nicht, dass ich weiter dort blieb und vielleicht lag es auch daran, dass gerade alles hinter mir zusammenfiel. Ich schrie dabei, denn immerhin wusste ich ja nicht mal, inwiefern die Schäden, welche ich vielleicht erleiden würde, sollte mich einer dieser tonnenschweren Steine treffen, schädigen. Ob ich es überhaupt überleben würde? Ungern wollte ich das ausprobieren. Auf meiner Flucht lief ich an anderen Gestalten vorbei, die gerade aus den anderen Kerkern hinaus kamen. Ich hatte keine Zeit, sie mir genauer anzusehen und bei manchen sollte es wohl auch mein Glück sein. Die Bilder würde ich ansonsten für sehr lange Zeit nicht mehr loswerden. Nur knapp hatte ich es geschafft hinaus zu rennen und wurde dennoch von einem Brocken am Rücken getroffen. Ich lag schmerzerfüllt im Schnee, mit dem Gesicht genau in diesem. Mit viel Mühe schaffte ich es, mich umzudrehen und konnte nur zusehen, wie auch die letzten Reste des Schlosses einen Abgang über die klippe machten oder zur Seite weg fielen. Den Himmel konnte man nicht mehr sehen, denn ein überdimensionaler Drache hatte sich aufgetan, und spuckte eine Fontäne Feuer in Richtung der Klippe. Als diese erlösch, konnte man inmitten vom geschmolzenen Schnee und Gestein nur eine einzige Gestalt noch ausmachen, die sich den Dreck vom Ärmel strich, als sei nichts gewesen. Ich glaubte schon, dass Alucard bestimmt etliches drauf hatte, aber das Ding über mir war sicher so groß wie eine ganze Kleinstadt. Das konnte er doch nie und nimmer schaffen. Nachdem ich mich irgendwie auf die Beine gehievt hatte und den Schmerz unterdrückte, rannte ich einfach weiter. Zuerst war in mir ein Drang, ihm zu helfen. Doch was konnte ich schon ausrichten? Eher würde meine Anwesenheit ihn behindern, wenn er dann überhaupt Rücksicht dabei auf mich nahm. Mehreremale wurde ich durch eine heftige Druckwelle nach vorne oder zur Seite geschleudert. Ich schmeckte bereits Blut in meinem Mund und war mir sicher, das es mein eigenes war. Zudem spürte ich kaum noch einen Muskel in meinem Körper. Was ich aber genau fühlen konnte, waren meine Knochen. Wie viele angeknackst oder gar gebrochen waren? Ich wusste nicht einmal, dass es überhaupt soviel in einem Körper gab. Wenigstens schien ich nun in Sicherheit zu sein. Hinter einem Abhang war ich den Schnee hinuntergerutscht und riss mir an einer scharfen Eiskante das linke Bein von der Mitte des Oberschenkels bis zur Hüfte auf. Der weiße Schnee um mich herum verfärbte sich immer mehr rot. Ich konnte einfach keinen Schritt weiter gehen und lag mit dem Blick nach oben dort. Sollte das mein Ende sein? Hier blutend verrecken im Nirgendwo? Ich musste tatsächlich lächeln. Von wegen Unsterblichkeit. Da konnte ich nur drüber lachen und schloss meine Augen. Ich riss diese jedoch auf, als ein heftiger Schmerz durch meine Brust ging. Mein Oberkörper bäumte sich auf und es fühlte sich an, als wenn ich meine gesamten inneren Organe auskotzen musste. „Zu sterben ist zwar ein Segen, doch diesen werde ich dir nicht gewähren.“ Mit der Hand auf meiner Brust saß ich vornübergebeugt dort und krallte die Fingernägel in mein Brustbein. Ich konnte ihn hören. Aber...das hieß doch nicht etwas..oder doch? Hatte er etwa wirklich das getan, was ich gerade glaubte. Vorsichtig erhob ich mich und biss die Zähne zusammen, als ich meine Knochen an ihre ursprüngliche Position zurückbewegte. In mir begann es zu kochen und ich spürte, wie sich etwas nach oben schlängeln wollte. Nur mit Müh und Not konnte ich es unterdrücken und bei Sinnen bleiben. Es war jetzt nicht die Zeit um Hunger zu entwickeln und erst recht nicht, das ich die Führung meinem anderen Ich übergab, welche sich immer wieder gewaltsam gegen mein Innerstes drückte. Gerade als ich dabei war, meinen rechten Unterarmknochen wieder reinzudrehen in den Arm, drehte ich mich fauchend um. Hinter mir landete gerade ein anderer Drache. Er war Nichtmal ansatzweise so groß wie der, gegen den Alucard noch immer kämpfte. Während er den Boden berührte, begann er sich zu verwandeln in ein junges Mädchen. Obwohl sie hauptsächlich menschlich aussah, blieben dennoch viele Erscheinungen die eines Drachen. Zum Beispiel ihre Zähne und ihr Schwanz. Ihre blonden Haare wehten im Wind und sie grinste mich überheblich an. „Heute werde ich meinen Bruder rächen.“ Sprach sie und sprintete auf mich zu. Ich sprang zur Seite und landete in einer Grätsche auf dem Boden, stützte mich mit dem linken Arm an Boden ab und fauchte sie noch immer an. „Ich habe keinen von euch je etwas getan.“ Zischte ich ihr zu. „Du bist der Grund, warum Juraj nicht mehr da ist!!“ Schrie sie mich an und wollte mich erneut angreifen. Bei einer Drehung griff ich ihre Schulter und schleuderte sie über diese nach hinten weg. Sie landete mit einem Aufschrei auf einem Felsen unter dem Schnee und sah zu mir hoch. „Antonia!!“ Hinter mir tauchte Reko auf, wobei ich mich sofort anspannte und ihm am liebsten die Gliedmaßen ausgerissen hätte. „Warte!“ Schrie er nun zu mir und hielt seinen Arm ausgestreckt. Sollte das ein Trick sein? Es war schwer mich zu beherrschen und noch immer hatte ich den Drang sie beide zu zerreißen und komischerweise am liebsten auch zu verschlingen. „Sie ist noch ein Kind! Sie kann nichts für alledem!“ „Konnte ich für das alles etwas?“ Fragte ich zurück und ließ meine Fingerknöchel knacken. Mein Körper hatte sich bereits begonnen zu regenerieren und es würde nicht mehr lange dauern, bis die gröbsten Verletzungen geheilt waren. Damit stand zumindest fest, dass Alucard tatsächlich das Schutzamulett in mir drinnen irgendwie erloschen ließ. Zu meiner Verwunderung ging er plötzlich in die Knie. „Bitte...wenn, dann lasse deine Wut an mir aus, aber nicht an ihr.“ „Villads! Was tust du da? Sie ist nichts weiter als ein...“ „Schweig!“ Brüllte er zu ihr und sie verstummte tatsächlich. Ein Knurren stieg meiner Kehle hinauf. Dennoch ballte ich meine Hände zu Fäusten. „Genug haben heute ihr Leben gelassen! Beim nächsten Mal jedoch werde ich mich nicht mehr zügeln!“ Spie ich ihm entgegen und konnte Unglauben in seinem Blick erkennen. Doch sofort streckte er die Hand nach dem Mädchen aus, welches zu ihm gerannt kam. „Wir können sie zusammen mit Leichtigkeit vernichten.“ Sagte sie zu ihm und erntete dafür einen finsteren Blick, woraufhin sie wieder schwieg und er sich in seine Drachengestalt zurückverwandelte. Ich hatte kaum den Glauben, ihn in dieser bezwingen zu können, doch zu meiner Verwunderung stieg er in die Luft und das Mädchen folgte ihm direkt danach. Ob das eine gute Entscheidung war? Ich war mir nicht sicher, doch die Zukunft würde es zeigen. Der Lärm des Kampfes in der Ferne schien ebenso zu verblassen, wie es meine Kraft tat. Ich sackte in den Knien zusammen und lag auf allen vieren auf den Boden. „Die Zeit ist gekommen.“ „Wir sollten nicht länger warten.“ „Und den Kreis schließen.“ „Kann ich nicht mal für fünf Minuten eine Pause haben???“ Schrie ich in den Himmel und sah mich dann um. Ich erkannte die Wesen, welche nach und nach um mich herum auftauchten. Es waren jene, welche ich einst begegnet war, als Juraj mich irgendwohin mitgenommen hatte. Nur das sie dieses Mal in einer Sprache sich unterhielten, dich ich auch verstehen konnte. „Was wollt ihr von mir?“ „Dem Erwachen beiwohnen.“ „Einem Ereignis Zeuge leisten.“ „Welches es seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr gegeben hat.“ „Kann nicht einer in einem Satz reden??“ Verlangte ich. Denn ständig musste ich zwischen den Wesen hin und her blicken, wenn einer sprach. Sie wendeten die Köpfe zur Seite, und begannen sich alle gegenseitig anzusehen, nickten sich zu und sahen wieder zu mir. „Der Drache wollte sie für sich.“ „Der andere hat sie preisgegeben.“ „Die Schuld wurde mit Blut gesühnt.“ Ich schmiss die Arme in die Luft und rollte mit den Augen. „Das wars! Ich bin raus! Ich hab keinen Schimmer, von was ihr da labert, verdammt nochmal!“ Ich richtete mich wieder auf und wankte kurz hin und her. „Also, wem soll ich die Fresse einschlagen?“ Fragte ich dann und drehte mich im Kreis umher. „Zu jung?“ „Zu impulsiv.“ „Noch nicht brauchbar für den Kreis.“ Wieder nickten sie sich alle zu und verschwanden von einem auf den anderen Moment. Am liebsten hätte ich vor Frust geschrien...Warum eigentlich nicht? Ich tat es einfach. Warum konnte mir denn keiner sagen, was hier eigentlich vonstatten ging? „Ein anderes Gebaren hatte ich schon vorausgesetzt, als ich beschloss, her zu kommen.“ Schnell drehte ich mich um und sah plötzlich den Vampir auf der Anhöhe stehen. Er lebte noch? Und er schien unverletzt zu sein? „Ich will nach Hause.“ Rutschte es aus mir heraus und er kam in langsamen Schritten auf mich zu. „Ich habe wohl noch nicht alles erlebt in meinem unsterblichen Leben.“ Kam es nun von ihm und ich humpelte dennoch auf ihn zu. Er ließ seinen Blick umherschweifen, als wenn er jemanden suchen würde. „Alucard.“ Er rutschte den Abhang hinunter und ich fiel ihm einfach in die Arme. Alles andere war mir gerade egal. Er konnte auch ruhig denken, was er wollte. „Eben noch waren hier andere.“ Ich nickte nur. „Ich hab keine Ahnung, wer die sind oder was die wollen und es ist mir auch egal. Ich will wirklich einfach nur nach Hause.“ Als er mir eine Haarsträhne nach hinten strich, sah ich zu ihm hoch. „Du reichst streng.“ Eben noch hatte ich mich gefreut ihn zu sehen, nun trat ich ihn gegen das Schienbein, woraufhin er lachen musste und mich mit sich in die Schatten zog. Wenn ich nicht gerade so dankbar dafür gewesen wäre, dass er hier war, ich hätte ihm sonst was gegen den Kopf gedonnert. Doch so hielt ich mich einfach nur an ihm fest und war froh, dass es vorbei war. Selbst im Reich der Dunkelheit fühlte ich mich unendlich wohl und geborgen. Es fühlte sich an, als wenn eine ganze Last von meinen Schultern fiel und die Beschwernis meinen Körper verließ. „Kathrin, öffne deine Augen.“ Ich schüttelte den Kopf, wollte das nicht. „Kathrin.“ Seufzend machte ich, was er sagte. Um uns herum war es schwarz und wir schwebten über einen bodenlosen Abgrund. Doch begann sich plötzlich die Umgebung zu ändern und nicht mehr nur schwärze bestimmte die Gegend. Ich konnte kleinste Wellen wahrnehmen, während sich kleine, leuchtende Punkte an verschiedensten Orten zu sammeln schienen. „Was ist das?“ Fragte ich verwirrt. „Du beginnst zu sehen, dich zu orientieren.“ Verwirrt sah ich mich um und verstand nicht, was er damit meinte. „Sie schließen dich nicht mehr nur aus.“ „Wer?“ „Die Schatten. Sie heißen dich willkommen.“ Überraschung machte sich auf meinem Gesicht breit. Hatten sie mich denn vorher nie willkommen geheißt? Ich dachte schon. „Was bedeutet das?“ „Das ich schnell dafür sorgen muss, dass du nicht an deiner wachsenden Macht zu Grunde gehst und unschuldige Leben zerstörst.“ Ich sah zu ihm nach oben und verzog mein Gesicht. „Was?“ „Wir reden später darüber, nachdem du dich ausgeruht hast.“ So schnell wollte ich ihn nicht davon kommen lassen und sofort eine Erklärung haben, doch bevor ich diese verlangen konnte, spürte ich eine ungemeine Müdigkeit über mich hineinbrechen. Ich wusste, dass er etwas damit zu tun hatte, und verfluchte ihn lautstark dafür, bevor ich in seinen Armen vollständig zusammenbrach. Kapitel 76: Langsam, sehr, sehr langsam erwachte ich aus meinem Dämmerzustand und öffnete die Augen. Wo war ich? Es war dunkel, kein Licht an. Doch gewöhnten sich meine Augen schnell daran und ich konnte die Umgebung schließlich wahrnehmen. War ich hier wirklich in dem Zimmer, von dem ich es annahm? Vorsichtig drehte ich mich auf die Seite, doch ich spürte keine meiner Verletzungen mehr. Sollten sie alle schon geheilt sein? Es schien so und ich hatte mich auf die Bettkante gesetzt, strich mit der Hand über einige Rippen. Tatsächlich. Sie waren verheilt, und zwar vollkommen. Auf dem Tisch konnte ich eine Weinflasche erkennen. Doch Wein war in diesem nicht drinnen. Meine Kehle fühlte sich wie ausgetrocknet an und ich griff direkt danach, benutzte nicht einmal das Glas, als ich sie in wenigen Zügen leerte und wieder zurück auf den Tisch stellte. Danach streckte ich mich durch. Obwohl ich mich noch immer benommen fühlte, schien es mir so, als ginge es mir besser als je zuvor. Nur eine Frage stellte sich mir. Warum war ich in Alucards Zimmer? Warum hatte er mich nicht in das andere gebracht, welches ich immer bewohnt hatte, seit dem ich auf dem Anwesen dieser Irren war? Und vor allem, warum hatte er mich hier her zurückgebracht. Ach ja, das Haus meines leiblichen Vaters bestand nicht mehr. Betrübt sah ich mich hier etwas um. Wo steckte er überhaupt? Ich ging zur Tür, öffnete diese und sah mich auf dem Gang um. Keiner, der dort irgendwo stand. Doch dann entsann ich mich auch wieder, dass ja kaum jemand hier hinunter kam in dem Keller. Ich musste seufzen. Warum nur musste ich wieder hier her zurück kommen, wo ich mich jedes Mal wie ein Fremdkörper fühlte. „Du bist wach?“ Auf der Stelle drehte ich mich um, als im Zimmer Alucard aus den Schatten trat. „Warum hast du dafür gesorgt, dass ich eingeschlafen bin?“ War meine erste Frage an ihn und ich ging direkt auf ihn zu. „Es ist mir ebenso eine Freude, dich zu sehen und zu erkennen, dass es dir gut geht.“ Ich rollte mit den Augen, doch dann musste ich auch ein wenig schmunzeln. „Ja, das auch.“ Meinte ich dann und ließ mich wieder auf der Bettkante nieder. Die Ereignisse der letzten Tage schwirrten mir wieder im Kopf herum, aber nicht nur diese, sondern auch all jene davor. Dann griff ich erneut an mein Brustbein. „Das Amulett!! Du hast es deaktiviert! Hast du es wieder aktiviert?“ Wollte ich direkt wissen und hatte vollkommene Panik, dass mein anderes Ich zum Vorschein kommen könnte. „Sollte eine Gefahr bestehen, werde ich es tun, aus diesem Grund habe ich es in dir belassen.“ Ich sah ihn fragend an, als er auf mich zukam. „Wie fühlst du dich?“ War das sein ernst? Konnte man mir nicht ansehen, wie ich mich fühlte? Körperlich schien es mir besser den je zu gehen, aber was das andere betraf, da wusste ich es einfach nicht. Zu viele offene Fragen und erst recht, als ich wieder an all diese Wesen denken musste, die um mich herum gestanden hatten und so komisches Zeug von sich gaben. Warum konnte mir denn nicht einfach jemand erklären, was hier abging? Warum mussten soviel Fragen unbeantwortet bleiben? „Es geht.“ Gab ich schließlich als Antwort und legte die Hände vors Gesicht. „Du wirst für ein, zwei Tage hierbleiben. Danach jedoch werde ich dich woanders hinbringen müssen.“ Das war ja mal ein Themenwechsel. Ich sah wieder zu ihm hin. „Was meinst du damit?“ „Du spürst es selber nicht, nicht wahr?“ Um was ging es hier eigentlich? Verwirrt sah ich ihn an. „Kannst du bitte aufhören in Rätseln zu sprechen? Ich bin dafür gerade nicht in Stimmung." „Als du dem Tode nahe warst, hat sich deine Macht vervielfältigt. Deine wahre Natur ist zum Vorschein gekommen und beginnt sich in dir auszubreiten. Sie wird in den nächsten paar Tagen vollkommen von dir Besitz ergreifen und ich muss gestehen, dass ich nur aus Erzählungen weiß, was dir und anderen bevorstehen wird. Doch bin ich bereits mehr als nur gespannt darauf, es mit zu erleben.“ Darum ging es also mal wieder. „Kannst du das Ding in mir nicht wieder anschalten? Oder was ist mit der Sache, jemanden zu finden, der diesen Zauber, der auf mir lag, irgendwie wieder drauf zu packen? Ich habe wirklich keine Probleme damit, als ein Mensch durch die Gegend zu laufen, alt zu werden und in ein paar Jahrzehnten zu sterben.“ Den Mensch setzte ich dabei mit den Fingern in Anführungszeichen. „Vielleicht will ich das nicht.“ Erneut bekam er von mir einen fragenden Blick zugeworfen. Plötzlich verschwand er, aber nur um innerhalb weniger Millisekunden direkt vor mir zu erscheinen und mich nach hinten aufs Bett zu drücken. „Was...wird das?“ Unsicherheit machte sich in mir breit. „Vladiana hatte ich einst gehen lassen, doch bei dir werde ich diesen Fehler kein zweites mal begehen.“ Als er den Namen meiner leiblichen Mutter aussprach in diesem Kontext, schnürrte es mir das Herz zu. „Ich bin kein Ersatz für sie.“ Spie ich ihm entgegen und er musste daraufhin lachen. „Nein, das bist du wahrlich nicht und das will ich auch nicht. Ich will nur nicht denselben Fehler zweimal begehen.“ Was meinte er damit? Doch sprach er dann schon weiter. „Es ist mir gleich, was du willst. Ich werde nicht zulassen, dass du dich vor mir zurückziehst oder das du deine wahre Natur unterdrückst.“ Er drückte mich noch weiter nach unten und es reichte mir. Ich fauchte ihm ins Gesicht und wollte meine Wut raus schreien, das er scheinbar so egoistisch war, um über meinen Kopf hinweg zu entscheiden, als er plötzlich von mir mit einer gewaltigen Druckwelle geschleudert wurde. „Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Er stand langsam auf und ich konnte hören, wie er dabei einige Knochen in sich zurechtrückte. Der ganze Raum hatte gewackelt und ich stand vorsichtig auf. „War ich das etwa?“ „Du bist stärker, als du glaubst. Ich sollte froh sein, dass ich so alt bin und schon ganz anderes überstanden habe. Aber lass das niemals an Seras oder einem anderen aus. Außer es ist jemand, den man entbehren kann, oder auslöschen will. Eines von beiden.“ Er lachte, als er dies von sich gab, während ich noch immer völlig fassungslos war und auf meine Hände blickte. „Mit denen hat das nichts zu tun. Es kam durch den Einsatz deiner Kraft im Allgemeinen.“ „Meine...Kraft?“ Ich sah wieder ihn an und das vorherige Thema schien damit beendet zu sein, obwohl ich nicht mal wusste, ob er es überhaupt ernst gemeint hatte. Bei ihm war ich mir nie richtig sicher darüber. „Du scheinst deine unkontrollierbare Seite beseitigt, oder aber dich mit ihr irgendwie verständigt zu haben. Ich hätte es zu gerne miterlebt, wie es dazu kam. Aber anderseits hatte mir der Kampf mit dem Drachen auch gefallen ... auch wenn er am Ende doch schwächer war, als ich annahm. Welch eine Schande. Doch hat er sich schließlich ziemlich gut als Hundefutter gemacht.“ Ich verzog die Lippen und sah ihn weiterhin sprachlos an. Der Drache sollte schwach gewesen sein? Das riesen Ding? „Verdammt...wie stark bist du eigentlich?“ Wollte ich nun mal wissen und er ließ seinen Hals kurz knacken, als wenn er da einen Wirbel wieder einrenkte. „Noch stärker als du. Aber wird das sicher nicht von bleibender Dauer sein. Daher bin ich schon darauf gespannt und freue mich darauf, wenn ich endlich mal an meine Grenzen komme und eventuell diese nicht überschreiten kann.“ Ich rieb mir über die Stirn. Was sollte ich darauf auch antworten? Doch dann wollte ich zu einem anderen Thema wechseln. „Was ist übrigens mit Sorin? Ist er auch hier?“ „Tse. Der Köter ist bei seines gleichen und leckt sich die Wunden. Wenn es nach mir geht, musst du ihn nie wieder sehen.“ „Das hat nichts mit müssen zu tun, ich will ihn wieder sehen. Immerhin ist er mein Freund.“ Jedenfalls ging ich mal davon aus. „Vergiss ihn!“ Wie der Vampir mich dabei ansah, ein Schauer ging über meinen Körper. „Das kannst du wiederum vergessen.“ Erwiderte ich und sah ihn ernst an, zumindest versuchte ich es. Er wollte gerade auf mich zukommen, blieb dann aber stehen. Es legte sich ein diabolisches Grinsen auf seine Lippen, das mir durch Mark und Bein ging. „Warte hier, ich komme gleich zurück.“ Und damit verschwand er in den Schatten. Was sollte das denn nun schon wieder? So leicht wollte ich mich nicht abspeisen lassen und wo ging er hin? Ich wollte ihm nach, doch hatte ich keine Ahnung, ob ich dies überhaupt konnte. Sollte ich es versuchen? Immerhin hatte ich meine Fähigkeiten wieder und laut seiner letzten Aussage in den Schatten, schien ich diese so langsam doch zu verstehen. Ob ich...mich auch in denen endlich bewegen konnte, ohne das es sich so anfühlte, als würde es mich zerreißen? Einen Versuch war es doch wert, oder etwa nicht? Ich beschloss es einfach. Was würde schon im schlimmsten Fall passieren? Naja, höchstens dass ich mich in diesen verlor und nie wieder daraus kam. Ich atmete tief durch und überwand meine Angst. Zu viel hatte ich in den letzten Tagen erlebt, da war dies doch gar nichts dagegen. Ich ging auf die Schatten drauf zu und spürte sie schon nach mir lechzen. Es dauerte nicht lange, bis ich von ihnen eingehüllt wurde und in die Dunkelheit eintauchte. Zu meiner Überraschung fiel es mir kaum schwer, die Augen dort drinnen zu öffnen. Wieder sah ich alles in grautönen und die Wände wirkten erneut schummrig, als seien es mehrere übereinander. Doch nicht nur die konnte ich wahrnehmen, sondern auch erneut diese leuchtenden Punkte. Aber sie waren überall verstreut. Manche schienen nahe zu sein, und andere sehr weit entfernt. Ich ging auf die Wand zu und war erneut erstaunt, dass es sich so leicht anfühlte, als könnte ich geradezu schweben..Moment mal, tat ich das gerade? Ich schrie auf, als ich die Decke über mir spürte und hielt die Hände über den Kopf. Doch bevor ich gegen die Decke stieß, wurde ich am Arm gepackt und fand mich schnell an Alucard gedrückt wieder. „Ohne mich solltest du das vorerst nicht wagen.“ Sprach er grinsend aus und ich drückte mich an ihn ran. Auch wenn ich es eigentlich nicht wollte, fühlte ich mich zumindest in diesem Moment bei ihm sicher. „Du musst erst lernen, dich hier richtig zu orientieren, bevor du einfach so durch die Schatten wanderst. Ansonsten kann es sein, dass du an einem vollkommen fremden Ort auftauchst und sollten dich dabei irgendwelche Menschen bemerken, könnte es zu einer Hysterie führen. Auch wenn mir das gleich wäre, gibt es einige hier, die davon nicht sehr viel halten.“ Ich krallte mich an seinen Ärmeln fest, als er dies sagte. „Warum kann ich nicht einfach normal sein?“ Fragte ich mit zitternder Stimme, da das eben mich schon wieder vollkommen durcheinander gebracht hatte. Ich wollte eigentlich keine Angst mehr zeigen und doch konnte ich es nicht verhindern. „Warum willst du normal sein?“ Musste ich auf diese Frage antworten? Ich sah zu ihm hoch. „Weil ich dann um einiges weniger Probleme habe?“ „Nur andere, nicht weniger.“ Kam es als Antwort und er strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Kehre zurück und warte auf mich.“ „Was ist, wenn ich nicht will?“ „Dann werde ich dich aus den Schatten werfen und dich in meinem Bett festketten.“ Und das er das ernst meinte, konnte ich an seinen Blick erkennen. Ich zog dabei scharf die Luft ein und konzentrierte mich darauf, von hier zu verschwinden. Die Dunkelheit ließ augenblicklich von mir ab, was ich erneut ziemlich erstaunlich fand, da sie ansonsten mich immer versucht hatte eher zu verschlingen. Doch leider war ich irgendwie mitten in der Luft raus gekommen, und fiel geradewegs auf die Kante des Tisches. Ächzend drehte ich mich auf den Rücken. Das musste ich definitiv noch lernen. Der Schmerz hielt eine Weile an und als die Tür aufging, sah ich fragend dort hin. Immerhin ging ich nicht davon aus, dass Alucard die Tür benutzen würde. „Ich wollte euch nicht erschrecken, junge Dame.“ Zu meiner Überraschung tauchte der Butler auf und hatte eine frisch gefüllte Flasche bei sich. Jene, welche auf dem Tisch gestanden hatte, war bei meinem Fall zu Boden gegangen und sofort hob ich sie hoch. „Danke Walter.“ Meinte ich und reichte ihm die Leere. Er stellte die Volle auf den Tisch und nahm die andere an sich. „Sehr gerne. Ich freue mich übrigens, Sie wieder hier im Hause willkommen zu heißen.“ „Tja, ist nur die Frage wie lange. Anscheinend bin ich morgen, oder Übermorgen schon wieder weg.“ „Doch werdet Ihr sicher bald erneut hier her kommen. Ich muss nun leider weiter.“ Er deutete eine Verbeugung an und ich konnte nicht anders als zu lächeln. Noch immer war er einer der wenigen hier, die ich wirklich mochte und leiden konnte. „Ist gut, und danke nochmal.“ Ich deutete dabei auf die Flasche. „Solltet ihr etwas brauchen, gebt mir Bescheid.“ Und schon war er wieder verschwunden. Ich setzte mich an den Tisch ran und streckte die Beine aus. Danach ließ ich meinen Gedanken freien lauf. Ich wusste jetzt schon, dass in den nächsten Tagen einiges auf mich zukam und hoffte einfach, dass ich es überstand. Aber ebenso hoffte ich auch, noch viele Fragen der letzten Wochen und Monate klären zu können, mit oder ohne die Hilfe eines gewissen Vampires. Doch irgendwie musste ich mir auch wieder eingestehen, dass ich es am liebsten mit seiner Hilfe machen wollte. Kapitel 51: Kapitel 77-78 ------------------------- Kapitel 77: Nur einen Tag verbrachte ich im Anwesen dieser Irren und knallte die Tür zu deren Zimmer so stark zu, dass die Wände selbst fünf Zimmer weiter noch wackelten und man einiges aus irgendwelchen Schränken oder Regalen fallen hörte. Ich konnte sie kein bisschen leiden. Was war ihr Problem mit mir? Warum musste sie mich immer beleidigen? Als wenn ich freiwillig in ihrem blöden Haus gewesen wäre. Die ganzen vorherigen Stunden hatte ich bei Alucard im Zimmer verbracht, wobei der Vampir nicht zurückgekommen war. Mittlerweile hatte ich erfahren, dass er außerhalb von London war und sich dort mit Sera um etwas kümmerte, zumindest hatte mir Walter das berichtet, als er eine neue Flasche Blut zu mir ins Zimmer gebracht hatte. Da war es doch wohl kein Wunder, das ich keine Lust hatte, noch länger nur in dem Raum meine Zeit zu verbringen. Ich war die ganzen Tage davor eingesperrt gewesen in einen fünf mal fünf Meter großen Raum. Alleine als ich daran zurückdachte, flammte in mir Wut auf. Aus diesem Grund hatte ich den Keller verlassen und ging durch die Eingangshalle. Den Ort hier konnte ich zwar ebenso wenig leiden, bis auf vielleicht ganz wenige Anwesende, doch zumindest konnte ich mich frei bewegen. Das hatte ich jedenfalls angenommen. Denn als ich die Treppe nach oben ging, das mehr als großzügige Bad in der Etage war mein Ziel, kam ich an einer geöffneten Tür vorbei, wo mich die Hausherrin direkt anspie. Ich hätte hier nichts zu suchen und was einer unwürdigen Kreatur wie mir einfallen würde, ihr unter die Augen zu treten. Fragend ging ich ein paar Schritte auf sie zu und wollte ihr klar machen, dass ich nicht freiwillig hier war. Doch als sie erneut irgendwelche Beleidigungen mir entgegen spie, reichte es mir und ich schrie zurück. Ich schrie alles das raus, was mir in den letzten Wochen passiert war und das sie keinerlei Recht hatte, so mit mir zu sprechen. Direkt danach ließ ich sie in ihrem Zimmer alleine zurück, ohne noch auf irgendwas zu warten von ihr und ließ meine restliche Wut an der Tür aus. Zurück in den Keller ging ich nicht, sondern verließ das Haus einfach und stand draußen auf dem Platz davor. Am liebsten hätte ich jemanden gehabt um an diesen meine Wut auszulassen, doch so musste ich tief durchatmen um niemanden versehentlich umzubringen. Keiner der an mir vorbeigehenden Menschen, sprach mich an. Deren Glück. Hätten sie es getan, hätte ich für nichts garantieren können. Nachdem ich etwas runtergekommen war, ging ich über den Platz. Das Anwesen ganz zu verlassen hätte ich zwar tun können, doch tief in mir drinnen wusste ich, dass dies keine gute Idee wäre. Ich sollte auf Alucard warten, auch wenn mir dies im Moment ziemlich schwer fiel. Ein Ziel hatte ich nicht und doch blieb ich in der Nähe des Schießstandes stehen. Als ich einigen der dort Trainierenden zusah, musste ich an meine Schusswaffe zurück denken. Ich hatte die Sabroa hier auf dem Gelände einst fallen lassen, als wir angegriffen wurden. Zu gut konnte ich mich noch daran zurück erinnern. Nur wo sie jetzt wohl war? Ob sie jemand an sich genommen hatte? Ich wusste nicht, ob es wirklich sinn machte. Dennoch ging ich zu dem Schrank, wo ich sie einst immer drinnen gelagert hatte. Als ich meinen Zeigefinger gegen den Scanner hielt, hatte ich keine großen Hoffnungen und wurde erst recht überrascht, als sich die Tür öffnen ließ. Doch noch mehr verwunderte es mich, dort drinnen tatsächlich etwas vorzufinden. Vorsichtig nahm ich die Waffe raus und strich mit den Fingern über den kühlen Lauf. Es war meine Sabroa und sie war sogar gereinigt und poliert. Ich nahm das Magazin raus, welches jedoch leer war. Da keine Kugeln im Schrank zu finden waren, ging ich mit der Waffe zu dem Gebäude, nahe des Schießstandes. Immerhin befand sich dort ebenso Munition. Während ich die 11,5 Millimeter Geschosse nachlud, gingen meine Gedanken an das erste Mal zurück, als ich dies tat. Nein, nicht ich, sondern Marcus. Was aus ihm wohl geworden war? Ob er noch hier war? Hatte er den damaligen Angriff überstanden? Seufzend verließ ich das Gebäude und stellte mich einer freien Zielscheibe gegenüber. Im Gegensatz zu früher saß jeder meiner Schüsse. Zudem konnte ich mich hierdurch etwas abreagieren, was wohl auch daran lag, das ich mir bestimmte Personen oder Kreaturen vorstellte. Genug Munition zum Nachladen hatte ich mitgenommen und war gerade bei der fünften Runde angekommen, als jemand anderes eine Kugel in meine Zielscheibe versenkte. Sie landete genau ins Schwarze und sofort drehte ich mich zu dem Schützen um. „Tschuldigung, da bin ich wohl etwas verrutscht.“ Meinte er grinsend und ich zog die Augenbraue nach oben. „Verrutscht? Wie kann man denn auf einem Schießstand im Ziel verrutschen?“ „Vielleicht, in dem man abgelenkt ist.“ Ich sah den Mann neben mir mehr als nur verwirrt an. Er war etwa einen Kopf größer als ich, schlank von Statur und scheinbar Scharfschütze. Zumindest nach dem Gewehr in seiner Hand. Jetzt richtete er doch tatsächlich jenes genau auf mich, dabei standen wir nur etwa 10 Meter auseinander. „Du zuckst ja nicht mal. Hast du gar keine Angst?“ „Wovor sollte ich den angst haben?“ „Na das ich dich erschießen könnte.“ Ich konnte gar nicht anders als zu grinsen und stemmte meine freie Hand in die Seite. Mit der anderen Hand hielt ich meine Sabroa fest. „Und hast du keine Angst, dass ich dich beißen könnte?“ Dabei fletschte ich die Zähne, woraufhin sich, auf dessen Gesicht ein Lächeln breitmachte. „Vielleicht stehe ich ja auf sowas.“ Das war ein Konter, der mich vollkommen aus der Bahn warf und zum Räuspern brachte. Schnell wendete ich den Blick von ihm ab und sah wieder zur Zielscheibe. „Oh, jetzt sag bloß, du bist prüde.“ Augenblicklich musste ich an Sorin denken, da er dies auch immer von mir behauptet hatte. „Ich bin nicht prüde! Ich gehe nur nicht auf solche Gespräche ein!“ Ich richtete meine ganze Aufmerksamkeit wieder der Zielscheibe und schoss das Magazin mit schnellen Schüssen leer. Nachdem ich fertig war, wollte ich weggehen, doch stellte sich der Kerl mir direkt in den Weg. „Sag mal, bist du Lebensmüde?“ „Eher abenteuerlustig. Ich hab einiges von dir gehört, und du wirkst gar nicht so angsteinflößend.“ Ich ging an ihn vorbei und wollte ihn dort stehen lassen, nur leider folgte er mir zum Munitionsgebäude. Dabei erzählte er von den ganzen Gerüchten, welche über mich im Umlauf waren. Als wenn mich das interessieren würde. Nachdem ich die unverbrauchten 11,5 Millimeter Geschosse zurück in die Kiste legte, drehte ich mich mit verschränkten Armen um. „Willst du mir jetzt die ganze Zeit nach laufen? Hast du nichts anderes zu tun?“ „Um ehrlich zu sein, habe ich gerade nichts zu tun.“ Seufzend rieb ich mir über die Stirn. Vor etlicher Zeit, hätte ich es vielleicht angenehm empfunden, wenn hier jemand mit mir sich unterhalten wollte. Doch nach all dem was geschah, bevorzugte ich doch lieber einen gewissen Abstand zu jenen, die ich nicht kannte. „Okay, pass auf...ähm...wie heißt du eigentlich?“ „Dylan. Freut mich.“ Er reichte mir doch tatsächlich seine Hand, auf die ich mit hochgezogener Augenbraue sah. War das sein ernst? Doch schließlich gab ich seufzend auf und nahm sie an. „Nun, mich nicht wirklich und wie ich heiße, weißt du ja anscheinend bereits. Also hör zu, Dylan. Ich will keinen Ärger oder sonstiges. Ich suche keine Freunde hier, denn werde ich nicht lange hier bleiben und du solltest dich weitestgehend von mir fern halten, ansonsten könnte deine Abenteuerlust ein ziemlich jähes Ende finden.“ Damit ließ ich seine Hand los und wollte wieder an ihm vorbei gehen. „Wow, nun warte doch mal. Ich wollte mich doch nur etwas mit dir unterhalten.“ Verstand der etwa nicht, was ich sagte? War mein Englisch vielleicht zu akzentbelastet? Ich fletschte die Zähne in seine Richtung, was ihn nun doch dazu brachte, ein paar Schritte zurückzugehen. Dies nutzte ich aus, um an ihn vorbei aus dem Munitionsgebäude zu kommen. Auch wenn es mir nicht gefiel, sollte ich wohl doch wieder zurück in die Kellergewölbe gehen. Dort lief mir zumindest niemand über den Weg, der Lebensmüde war. „Hey...Vampirbraut. Warte doch.“ Ich musste tief durchatmen und nahm mir eigentlich vor, ihn nicht zu beachten, doch nachdem er dies sagte, drehte ich mich knurrend zu ihm um. „Wie hast du mich genannt?“ „Was denn? Bist du das etwa nicht? Ein Vampir und eine heiße Braut?“ Meine Gesichtszüge entglitten mir. „Was?“ Mehr konnte ich einfach nicht sagen und ballte die Fäuste. Ich stand so kurz davor, ihm die Kehle raus zu reißen und es war eigenartig, dass ich diesen Impuls dennoch so gut kontrollieren konnte. Aber ebenso, dass es mir scheinbar weniger ausmachte wie früher, daran zu denken. „Du spielst gerade mit dem Feuer. Ich stehe so kurz davor, dich umzubringen.“ Die Chance musste ich ihm noch geben, bevor ich meine Gedanken wahr werden ließ. Doch der Kerl verschränkte die Arme hinter seinen Nacken und zwinkerte mir zu. „Was wäre, wenn ich Pyromane wäre?“ „Dann wäre ich Feuerwehrmann!“ „Ich stehe auf Rollenspiele.“ Er kam mir noch näher und ich wollte bereits schnell von ihm verschwinden, der Kerl hatte sie doch echt nicht mehr alle. Doch dann blieb ich stehen, sah jedoch zur Seite weg. Dieser Geruch, der mir entgegenschlug. Ich hatte vorher gar nicht darauf geachtet, doch ich kannte ihn. Irgendwoher kannte ich ihn. Ich wendete den Blick wieder zu diesem Dylan und neigte den Kopf zur Seite. „Du bist kein Mensch.“ Stellte ich fest und er sah mich erst überrascht und dann wieder grinsend an. „Na zum Teil schon.“ Gab er von sich und zuckte dabei mit den Schultern. „Du bist ein Werwolf?“ Fragte ich nach und ging nun einige Schritte zurück, während er mir folgte. „Ein Gestaltwandler, ja. Aber kein Wolf. Es gibt nicht nur Lykanthropen.“ „Ja, ich weiß...Es gibt auch Drachen.“ Meinte ich und ging weiter zurück. „Was willst du von mir?“ Warum redete ich überhaupt mit ihm? Ich sollte ihn eher umbringen. Dennoch hielt mich etwas zurück. Immerhin hatte er mir bisher nichts getan, außer mir eben auf die Nerven zu gehen. Aber ich fragte mich auch, warum er überhaupt hier als Soldat rum lief. Ich glaubte mittlerweile kaum, dass er wirklich hier her gehörte. Denn immerhin hätte Alucard das doch sicher sofort bemerkt..oder wurde er genau so geduldet wie er und Seras? „Nur meine Neugier stillen. Du sollst immerhin außergewöhnlich sein. Das Kind zweier Untoter. Aus diesem Grund sollst du Nekyomantie beherrschen können. Ist das wahr?“ Als ich die Mauer des Gebäudes im Rücken spürte, blieb ich stehen. „Was? Was soll das denn sein?“ Von dem Wort hatte ich noch nie gehört. Er lehnte seinen Unterarm an die Mauer neben meinem Kopf und beugte sich zu mir vor. „Sind die Gerüchte wirklich falsch?“ „Solch eines mit Sicherheit! Ich hab keine Ahnung, von was du redest!“ Ich wollte ihn gerade von mir drücken, als er von sich aus zurück wich und einige Meter Abstand zwischen uns brachte. „Ich denke, wir werden uns bald wieder sehen. Bis dahin kannst du dir deine Antwort ja nochmal überlegen. Wir sehen uns.“ Er zwinkerte mir erneut zu und drehte sich dann einfach um, ging weg. Sollte es das gewesen sein? Wie bestellt und nicht abgeholt, ließ er mich hier stehen. Warum hatte ich mich überhaupt in die Enge treiben lassen? Ich rieb mir übers Gesicht. Nachdem ich gemerkt hatte, dass er kein normaler Mensch war, stieg sofort die Panik in mir hoch. Ich wollte nichts von dem nochmal erleben, was die letzten Monate zuvor geschah. Einfach nur etwas Ruhe. Auch wenn mir diese sicher nicht lange gegönnt war, nachdem was ja angeblich noch mit mir geschehen sollte. Nachdem ich mich einigermaßen wieder im Griff hatte, ging ich schnell zurück und ins Gebäude hinein, nur um danach im Keller zu verschwinden. Doch ging ich nicht in Alucards Zimmer, sondern in jenes, das einst das meinige war. Zuerst dachte ich, es sei nicht mehr sonderlich wohnlich. Warum sonst hätte er mich in sein Zimmer gebracht? Doch es war dem nicht so. Es sah noch genau so aus wie das letzte Mal, als ich hier war. Ich ging zum Tisch und setzte mich an diesen ran. Was war da eben passiert und warum verdammt nochmal, habe ich den Kerl nicht einfach von mir geschleudert, wie ich es bei einem anderen, gewissen Vampir getan hatte? Ich hätte wirklich einfach nur hier unten warten sollen. Warum hatte ich das nur nicht getan? Es fiel mir schnell ein. Ich wollte ein heißes Bad nehmen. Aber anscheinend blieb nur die Option der Dusche hier unten. Meine ungeladene Sabroa legte ich auf den Tisch und stand auf. Ich ging zum Kleiderschrank, öffnete diesen. Mit viel hatte ich nicht gerechnet, aber es waren noch etliche meiner Sachen hier. Ich nahm eine bequeme, schwarze Leggins und ein langes, graues Shirt raus, welches mir gut bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Dazu noch frische Unterwäsche und schon war ich aus dem Zimmer raus und ihm nahegelegenen, kleinen Bad verschwunden. Das Wasser der Dusche brauchte einen kurzen Moment, bis es die von mir gewünschte Temperatur erreicht hatte und ich drunter stieg. Es tat so unbeschreiblich gut. Als wenn ich den ganzen Dreck dieses Gefängnisses von mir abwaschen würde. Ich muss bestimmt wie sonst was gestunken haben, ging es mir durch den Kopf. Ein Wunder, das ich mich selber noch riechen konnte, oder aber ich hatte mich einfach daran gewöhnt. Ganze drei mal, seifte ich mich ein und erst dann kam es mir so vor, als wenn ich nichts mehr davon an mir spüren würde. Meine Haare erhielten sogar das doppelte der Behandlung. Nachdem ich fertig war, genoss ich lediglich noch das heiße Wasser und hatte meinen Kopf in den Nacken gelegt, ließ mir das Wasser genau auf die Stirn prasseln. Ich wusste nicht warum, aber ich stellte mir in diesem Moment vor, dass mich ein gewisser Blutsauger mal wieder unerwartet aufsuchen würde. Als ich mir auf die Unterlippe biss und mir vorstellte, wie er vor mir knien würde, seine Zähne in die Innenseite meines Oberschenkels schlug, ganz nah an einer anderen Körperstelle, stöhnte ich auf und drehte das Wasser auf eiskalt. Kurz darauf verließ ich die Dusche und trocknete mich schnell ab, zog mich danach an. Diese Gedanken sollte ich nicht noch einmal haben. Nicht mit ihm. Nicht mit jemanden, der zwar meinte, ich sei kein Ersatz für jemand anderen und doch immer wieder mich mit ihr verglich. Ich steckte eindeutig zu tief in der Pubertät. Ob die irgendwann aufhörte? Was war eigentlich für ein Datum? Hatte ich meinen achtzehnten Geburtstag verpasst, oder stand er noch vor mir? Ich hatte bei dem Drachen komplett das Zeitgefühl verloren und machte nur Annahmen in dessen Bezug. Ich verließ das Bad ziemlich schnell und als ich draußen auf dem Gang mit einem gewissen Schwarzhaarigen kollidierte, schrie ich zum einen erschrocken und zum anderen ertappt auf. Hatte er irgendwas davon mitbekommen, an was ich gedacht hatte? Konnte er Gedanken lesen? Meine Atmung ging um einiges schneller und ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Du bist wieder zurück, seit wann?“ „Eben.“ Gab er nur als Antwort und beugte sich nach vorne, während ich mich zurücklehnte. „Was ist geschehen, während ich weg war und warum hast du nicht in meinem Zimmer gewartet?“ „Nichts!.. und..ich war duschen.. Mehr nicht..“ Irgendwie wollte ich an ihm vorbei, konnte mich aber nicht bewegen. „Du warst auf den Schießstand.“ „W..Woher weißt du das?“ Fragend sah ich nun doch zu ihm hoch. Hatte er auch das andere alles mit bekommen? „Deine Schusswaffe liegt auf dem Tisch und wurde vor kurzem benutzt.“ Gab er von sich und ich musste erleichtert aufatmen. Daher also. „Ja...naja..Kurz. Ich dachte, etwas Übung schadet nicht...wenn du mich jetzt entschuldigst..ich gehe mal die dreckigen Sachen verbrennen.“ Meinte ich und wollte nun wirklich an ihm vorbei. Er ließ mich auch, doch nicht sehr weit. Denn ehe ich mein Zimmer erreichen konnte, schlang er den Arm um meine Hüfte und zog mich an sich ran, was mich zum quietschen brachte. „Alucard! Lass mich los!“ Verlangte ich von ihm und erschauerte, als er an meinen Haaren roch. „Du verheimlichst mir etwas. Ich will es wissen.“ Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich krallte mich in seinen Arm, mit welchem er mich festhielt. Mit der freien Hand strich er eine meiner nassen Haarsträhnen zur Seite und strich mit seiner Nasenspitze an meinem Hals entlang. „Dann lass mich los...lass mich los und ich erzähle es dir.“ Das unter der Dusche nur über meine Leiche, doch das mit diesem Gestaltwandler, konnte ich ihm sagen. „Hmm...dann sollte ich diesmal meiner Neugier nicht nachgeben.“ Hauchte er gegen meine Haut und ich schrie auf, als er seine Zähne in mir versenkte. Ich wollte ihn von mir drücken, doch dauerte es keine zwei Sekunden, ehe ich begann mich gegen ihn zu lehnen und meine Hand in seinen Nacken legte. Ich drückte ihn an mich ran, hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte, wenn er das tat. Es fühlte sich einfach zu gut an, als sich der Schleier über meinen Verstand legte und ich alles um mich herum zu vergessen schien. Erst als er von mir abließ, kam auch mein normaler Menschenverstand wieder zurück und ich legte die Hand auf die Stelle an meinem Hals, drehte mich sofort zu ihm um. Er leckte sich über die Zähne und ein kleiner Rinnsal lief ihm den Mundwinkel hinab, welchen er aber mit dem Daumen wegwischte und von diesem die rote Flüssigkeit leckte. „Warum?“ Fragte ich und ging weiter zurück. Die dreckigen Sachen hatte ich auf den Boden fallen lassen und stand mit dem Rücken zur Tür zu meinem Zimmer. „Weil ich es wollte.“ Meinte er und ging an mir vorbei. „Morgen werde ich dich von hier wegbringen, bis dahin ruh dich aus.“ Er ging ohne mich anzusehen an mir vorbei und ich sah ihn tatsächlich mal eine Tür benutzen, als er in seine Räumlichkeiten verschwand. Dennoch brachte ich es für etliche Zeit nicht über mich, mich vom Fleck zu bewegen. Meine Knie zitterten und ich wünschte mir so sehr, er hätte einfach weiter gemacht. Nein! Warum wünschte ich mir das? Ich griff die dreckigen Klamotten und verschwand schnell ins Zimmer, wo ich die Sachen in die Ecke schmiss und wirklich später irgendwo verbrennen würde. Mit dem Gesicht voraus ließ ich mich aufs Bett fallen und schrie ins Kopfkissen. Hatte er vielleicht doch etwas bemerkt gehabt? Ich hoffte es nicht. Nachdem ich mich auf den Rücken drehte, sah ich hoch zur Decke und schlug schließlich die Hände vors Gesicht. Was sollte ich nur machen? Was sollte ich davon halten? Mit Sicherheit war dies für ihn nur ein Spaß, wie alles andere auch, oder eben ein Ersatz. Ich sollte dafür sorgen, dass es nicht nochmal geschah. Jedenfalls nicht solange ich keinerlei Ahnung hatte, was er wirklich damit bezweckte. Doch sollte ich mir wohl nun auch über andere Sachen den Kopf zerbrechen. Morgen also wollte er mich wo anders hinbringen. Wohin nur, war da die Frage und dann, was hatte das mit dem Gestaltwandler vorhin auf sich. Was für eine Fähigkeit wurde mir angedichtet? Irgendwas mit Nekyo...sobald ich die Möglichkeit fand, sollte ich in eines der Bücher nachschlagen, nur befanden sich keine Solchen hier. Doch wie ich Alucard kannte, würde er mir sicher irgendwann jene bringen, um noch mehr von dieser Welt zu erfahren, in welcher ich wohl den Rest meines Daseins fristen musste. Seufzend schloss ich meine Augen und spürte erneut seine Zähne an meinem Hals. Das durfte doch nicht wahr sein!! Frustriert zog ich die Decke über mich und hoffte, dass alles schnell vorbei ging und ich vielleicht doch einen weg in ein normales Leben fand. Kapitel 78: Ständig drehte ich mich im Bett hin und her. Egal wie sehr ich versuchte zu schlafen, damit die Zeit schneller vorbei ging, ich konnte einfach nicht. Aus diesem Grund murrte ich Alucard an, als er in meinem Zimmer erschien. „Ich hab selbst gesehen, dass du eine Tür benutzen kannst! Warum also machst du es dann nicht?!“ Dabei stand ich auf und strich die Haare nach hinten, welche mir ins Gesicht fielen. „Weil ich nicht will.“ Eine andere Antwort hätte ich wohl nicht mal erwarten sollen, oder? Ich zog eine meiner Augenbrauen nach oben und beließ es dann einfach dabei. „Komm.“ Er reichte mir seine Hand und ich sah, dass er bereits dabei war, in die Schatten einzutauchen. „Vergiss es! Erst einmal will ich wissen, wo es überhaupt hingeht! Und kann ich nicht selber ein Mitspracherecht haben? Du hast bestimmt mehr als nur einen Ort, wo es hingehen könnte, oder?“ Denn die ganze Zeit über, als ich wach dagelegen hatte, hatte ich mir schon ausgemalt, wo er mich diesmal wohl hinbringen würde. Mit Sicherheit erneut ein Ort irgendwo in England, wie die ganzen anderen Male zuvor. Ob er auch Ortschaften in Frankreich zur Auswahl hatte? Irgendwie hoffte ich darauf. „Diese Entscheidung werde ich dir nicht überlassen und dich nicht daran beteiligen.“ Finster sah ich ihn darauf hin an. „Dann muss ich wohl hierbleiben.“ Und weigerte mich weiterhin auf ihn zuzugehen. Ein Grinsen begann sich auf seinem Gesicht breit zu machen, was mich nur zum Knurren brachte. „Du willst spielen?“ „Nein! Ich will einfach Mitspracherecht an meinem Leben haben!“ Gab ich ernst von mir und wollte direkt danach weiter reden, doch verschwand er bereits in die Schatten. „Alucard!!“ Das durfte doch nicht wahr sein! Ließ er mich jetzt etwa wirklich hier zurück? Als wenn, das hätte ich mir gleich denken können, denn er tauchte hinter mir auf und griff nach meinem Oberarm, woraufhin ich mich zu ihm umdrehte. Doch noch während ich mich umdrehte, zog er mich bereits mit sich in die Finsternis hinein. „Verdammt...Was soll das?“ Fragte ich aufgebracht. Doch meine Wut begann ziemlich schnell zu verblassen, als ich mich umsah. Es war noch immer erstaunlich, dass die Schatten mich regelrecht akzeptierten und ich mich nicht mehr wie ein Fremdkörper, in diese für mich vollkommen anderen Welt, fühlte. „Schließ die Augen.“ Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus, als er mir dies geradewegs zuflüsterte. „Gerade jetzt, wo ich sie endlich richtig öffnen kann?“ Denn früher hatte ich damit immer wieder Probleme gehabt, und musste kurz schmunzeln, als ich an damals zurückdachte. „Wenn dir schlecht wird, gib nicht mir die Schuld.“ Was meinte er denn damit? Aber noch ehe ich weiter darüber nachdenken, oder ihn fragen konnte, verschwamm die gesamte Umgebung und ich krallte mich geradewegs an ihm fest. Es dauerte keine Minute, bis wir die Schatten hinter uns ließen und er mit mir irgendwo auf einem Felde aus diesen auftauchte. Ich ließ mich auf die Knie sinken und musste mir den Bauch halten. Doch zu meinen Gunsten musste ich auch sagen, dass ich mich nicht übergeben hatte. Auch wenn der Drang verdammt groß gewesen war. „Du solltest auf mich hören.“ Gab er grinsend von sich und ich wünschte mir so sehr, ich hätte ihm etwas erwidern können. Langsam beruhigte sich mein Magen und ich konnte aufstehen. Die Sonne war gerade dabei aufzugehen, als ich meinen Blick über das weite Feld schweifen ließ. Was genau angepflanzt wurde, konnte ich nicht erkennen, doch war es irgend eine Getreideform. „Hier ist weit und breit nichts.“ Stellte ich fest und drehte mich dabei um meine eigene Achse. „Wir sind zwischen Swindon und Bristol.“ „Ah ja....klar...wie konnte ich nur selber darauf nicht kommen?“ Kopfschüttelnd rieb ich mir über die Schläfe. Als wenn ich eine Ahnung hätte, wo das liegen würde. Ich hatte nicht mal eine Ahnung, ob es in England oder wo anders war. „Und was wollen wir hier? Dem Getreide beim Wachsen zu sehen?“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn und schaffte es, den Anblick von der aufgehenden Sonne zu nehmen. „Es sind Meilen weit keine Menschen anwesend und somit niemand, dem du schaden könntest. Doch nah genug, dass wir dir im ungünstigsten Fall schnell Nahrung beschaffen können.“ Er sagte es, als würde er dies nur nebenbei von sich geben, während ich den Kopf etwas zur Seite neigte und ihn fragend ansah. „Wir?“ War das Erste, was mir dazu als Frage an ihn gerichtet einfiel und er mir noch immer seinen Rücken zugedreht hatte. „Er lässt auf sich warten.“ „Wer denn?“ Ich stellte mich neben Alucard und sah in dieselbe Richtung, in welche auch er blickte. Doch bis auf die weiten Felder und dem angrenzenden Wald, konnte ich nichts erblicken. Nun gut, bis auf ein paar Rehe in der Ferne, die uns aber nicht beachteten. Als er den Kopf leicht nach unten neigte, drehte er diesen etwas zur Seite, wodurch er über den Rand seiner Brille hinweg sah. „Kannst du mir nicht einfach sagen, auf wen wir hier warten?“ Vor allem da ich immer dachte, er würde lieber alles alleine machen. Doch dann drehte ich mich zur Seite und konnte einen mehr als großen Hund sehen, der auf uns zu gerannt kam. Nein, es war kein Hund, wurde mir schnell klar und meine Augen weiteten sich. Noch ohne irgendwas zu Alucard zu sagen, rannte ich direkt auf den großen Wolf zu, der etliche Meter vor mir vom Boden absprang und direkt gegen mich prallte, wodurch zu Boden ging. Einige Meter rutschte ich durchs Feld und musste lachen, als er mir übers Gesicht leckte, was aber nicht für lange anhielt, da er plötzlich jaulend von mir runter gezerrt wurde. Alucard hatte ihn weggeschleudert. „Du tust ihm weh!“ Beschwerte ich mich und stand auf, wobei ich meine Schulter wieder einrenkte. „Das bisschen sollte er aushalten. Zudem hätte ich etwas anderes mit größerer Freude getan.“ Meinte er noch und erläuterte dieses andere jedoch nicht weiter. Augenrollend wendete ich mich von ihm ab und sah wieder zurück zu dem Wolf, dessen Knochen begannen zu knacksen und sich unwirklich verdrehten. Sofort wendete ich den Blick wieder ab. Daran würde ich mich wohl nie gewöhnen können. „Wie habe ich dich vermisst, Kleines!“ Auf der einen Seite freute ich mich über diese Umarmung, auf der anderen Seite jedoch schloss ich sofort die Augen, da ich ganz genau wusste, dass er nackt war. „Bitte sag mir, dass du was zum Anziehen mit hast?“ „Noch immer prüde? So langsam solltest du dich dran gewöhnen... Hey!! Verdammter Blutsauger!“ Er ließ von mir ab und ich drehte mich nur ein ganz kleines Stück zurück. Ich wollte wirklich nicht hinsehen...aber ein bisschen luchsen konnte doch nicht schaden. Er hatte doch tatsächlich den roten Mantel von Alucard gegen sich geworfen bekommen und wollte sich weigern, ihn anzuziehen. „Bitte Sorin..für mich...“ Bat ich ihn und er sah zu mir, nickte dann mit seinem mir nur allzugut bekannten Grinsen. „Ich werde ihn danach verbrennen.“ Meinte Alucard, nachdem Sorin sich den Mantel übergezogen hatte und damit zumindest etwas seine Blöße bedeckte. Denn er hätte ihn nicht zubekommen, wenn er ihn sich über die Schultern legte. Darum hatte er ihn sich mehr als recht um die Hüfte gewickelt. Mit ausgebreiteten Armen kam er auf mich zu und zu gerne hätte ich ihn richtig umarmt, wurde jedoch am Kragen von Alucard nach hinten weg und hinter ihn gezogen. „Was soll das?“ Fragte ich aufgebracht und murrte, als er mich nicht weiter zu beachten schien. „Du bist spät, Köter.“ „Hättest mir auch sagen können, dass dies hier am Arsch der Welt ist! Dann hätte ich nen Flug eher nach England genommen. Weißt du eigentlich, dass ich die halbe Nacht durch gelaufen bin, um her zu kommen? Eines kannst du mir glauben, die Wälder von hier können es mit denen aus meiner Heimat nicht aufnehmen. Zudem, wenn es dir so wichtig gewesen wäre, dass ich rechtzeitig hier bin, dann hättest du mich auch einfach her bringen können! Und geh zur Seite! Du versaust hier ein freudiges Wiedersehen!“ „An deiner Stelle würde ich froh sein, dass du noch lebst und ich dir überhaupt gestatte, sie wieder zu sehen! Elender Köter!“ „Ach halts Maul Blutsauger! Du hast keine....“ „Hey! Jetzt reicht es aber!“ Mischte ich mich ein und trat nach vorne, auch wenn ich mit bekam, dass Alucard darüber nicht sehr begeistert war. „Ich freue mich ja, das ihr beide euch noch genau so benehmt wie zuvor, aber noch mehr würde ich mich darüber freuen, wenn ihr euch nicht immer in die Wolle bekommen würdet.“ „Bei diese Freude müssen wir dich wohl Enttäuschen. Ich bezweifle, dass der Blutsauger auch nur annähernd versteht, was es heißt, einen Freund zu begrüßen..oder gar eine Freundin.“ Sorin grinste dabei geradezu provozierend in Alucards Richtung. Bevor dieser etwas erwidern konnte, hob ich meine Hand und wollte dann schnellstens das Thema wechseln. Es schien bei den Beiden einfach keinen Sinn zu haben. „Wie geht es deiner Familie?“ Immerhin erinnerte ich mich noch daran, was Reko einst sagte, bevor er ihm fast das Genick gebrochen hatte. Sein Blick wurde trübe, was mir auf der Stelle ein schlechtes Gewissen bescherte und ich näher auf ihn zuging. Er jedoch schüttelte den Kopf und legte ein gekünsteltes Lächeln auf, das sofort von seinem echten zu unterscheiden war. „Meinen Schwestern geht es allen gut, aber ich habe drei meiner Brüder und meinen Vater verloren...und meine Mutter ist kurze Zeit später meinem Dad gefolgt...“ Er zuckte beim erzählen mit den Schultern, als wenn es überhaupt nichts wäre und doch vernahm ich den Schmerz in seiner Stimme und konnte einfach nicht anders als die paar Meter zu ihm zu überbrücken und ihn in meine Arme zu nehmen. „Es tut mir so leid.“ „Schon gut, meine Kleine. Du kannst nichts dafür. Wir waren einfach zu unvorsichtig und hatten uns zu sehr der Bequemlichkeit hingegeben, auf unsere Sicherheit zu vertrauen, anstelle sie zu verteidigen oder mal in Frage zu stellen.“ Für etwa eine Minute drückte ich ihn weiter an mich und konnte bereits spüren, dass er seine Anspannung verlor und wohl kurz davor war, seinen wahren Gefühlen freie Bahn zu lassen. Doch bevor es dazu kam, drückte er sich doch von mir weg und ging einige Schritte zurück. Mit einem Grinsen richtete er sich wieder an Alucard. „Also, wie läuft es diesmal ab, Blutsauger? Soll ich wieder nur Wachhund spielen, während du dich sonst wo rum drückst?“ „Als Wachhund hast du mehr als versagt. Höchstens als Schoßhündchen taugst du was.“ „Oh, der Schoßhund von ihr wäre ich mit dem größten Vergnügen.“ Dabei kam er doch wieder näher und legte den Arm um meine Schulter. Doch kurz darauf schien er Schmerzen zu haben und ließ wieder von mir ab. „Verdammter Blutsauger!“ Meinte er zischend, woraufhin ich finster zu Alucard sah. „Wir sollten beginnen.“ Gab dieser nur von sich und schien sich nicht an meinem Blick zu stören. „Womit denn?“ Fragte ich murrend, verschränkte dabei die Arme vor meiner Brust. „Damit, den letzten Schritt zu gehen.“ Ich verstand genauso viel, wie vorher auch schon. „Du hast ihr nichts darüber gesagt? Wow. Na dann halte ich lieber etwas Abstand.“ Womit der Wolf etliche Meter zwischen uns brachte. „Muss ich mir Sorgen machen? Oder sollte ich Angst haben?“ Fragte ich an Sorin gerichtet, da er bei Weitem auskunftsfreudiger in solchen Angelegenheiten war, als ein gewisser anderer. „Keine Panik. Für dich sicher nicht so sehr, wie für andere in deiner Nähe...daher...werde ich mal kurz nach dort hinten mich verziehen.“ Ich wollte ihn aufhalten und noch was fragen, doch rannte er da bereits über das Feld und war bestimmt gut zweihundert Meter von uns entfernt stehen geblieben. Das klamme Gefühl in meiner Bauchgegend nahm daraufhin weiter zu. „Was hat das zu bedeuten?“ Ich wendete mich an Alucard, der ebenso einige Schritte von mir wegging. „Wie ich bereits sagte, wir werden beginnen.“ „Und womit?“ Denn darauf hatte ich noch keine Antwort bekommen und würde wohl auch weiterhin auf eine verzichten müssen. Zumindest in gesprochener Form. Es ging alles so schnell, dass ich nicht reagieren konnte. Er war von einem auf dem anderen Moment verschwunden und direkt hinter mir aufgetaucht. Ich spürte einen heftigen Schmerz durch meinen Rücken, der danach durch meinen ganzen Körper schoss. Als ich an mir runter sah, erkannte ich Alucards Handschuh, von dem Blut runter floss. Er hatte seinen Arm durch mich gestoßen und dies genau unterhalb meines Rippenbogens. Blut floss mir an der Seite des Mundes hinunter, als dieses meine Speiseröhre nach oben floss und ich es ausspuckte. Mit einem Ruck zog er seinen Arm zurück und ich sackte nach unten weg, auf die Knie. Fassungslos sah ich auf die unter mich ausbreitende Blutlache. Langsam begann der Schmerz zu verebben und dennoch konnte ich nicht begreifen, was eben geschehen war. Warum hatte er das getan? Er kam um mich herum und sah von oben auf mich herab. Sollte ich ihn hassen? Ich wusste es nicht. Ich begriff es nicht. Doch ich spürte eine Wut in mir aufsteigen. Mein Blick schien ihn zu amüsieren. Er griff nach meinem linken Arm um brach mir diesen mit einer gezielten Drehung dessen durch. Ich schrie vor Schmerzen auf, als sich meine gebrochene Speiche durch die Haut bohrte und sah auf den durchgebrochenen Knochen, an welchem Gewebe hing. Kurz darauf wollte er nach meinem anderen Arm greifen, doch jagte dabei wie ein Stromschlag durch meinen Körper und ich schleuderte ihn gut über 50 Meter von mir weg, wobei er ab und an bekanntschaft mit dem Boden machte, ehe er sich abbremsen konnte und sich aufrichtete. Langsam erhob ich mich ebenso, da meine Bauchverletzung bereits begann zu heilen. Den Armknochen schob ich wieder an die richtige Stelle und verfluchte Alucard dabei. „Was soll das?...Warum tust du das?“ Fragte ich und konnte die Tränen dabei nicht aufhalten, welche begannen sich einen Weg über meine Wange zu suchen. „Um es zu beschleunigen.“ Hörte ich ihn sagen und verstand es einfach nicht. Er verschwand, doch schnell drehte ich mich um und wehrte seinen nächsten Angriff ab, der genau so gewesen wäre, wie der erste vorhin. Er war nicht drauf aus, mich umzubringen, ansonsten hätte er etwas anderes getan, da war ich mir sicher. Und weil er mich wohl ansonsten bei jeder anderen Gelegenheit schon hätte umlegen können. Doch was war dann sein Ziel? Mir Schmerzen zufügen? Wollte er, dass ich mich gegen ihn verteidige? Warum? Wieder verschwand er ins Nichts, doch ließ ich das nicht auf mir sitzen und folgte ihm diesmal in die Schatten. Sie schlängelten sich um mich und es schien so, als wenn sie sich genau über meine Verletzungen legen würden, doch war mir das egal. Meine Aufmerksamkeit galt dem Vampir, der mir hier gegenüberstand, oder besser gesagt, etwas über den Boden zu schweben schien. Ob ich das auch konnte? Unten im Keller hatte ich es doch geschafft gehabt, auch wenn ich keine Ahnung hatte, ob ich es abbremsen konnte. Dennoch versuchte ich mein möglichstes und konzentrierte mich darauf. Jedoch blieb mir nicht die Zeit, es weiter auszuprobieren, da er um sich herum die Schatten verdichtete. Wie bekam er das hin? Diesen Trick hatte er mir bisher noch nie gezeigt gehabt. Sprachlos sah ich ihm dabei zu und riss meine Augen auf, als er sie in meine Richtung entließ. Ich riss schreiend meine Arme nach oben und ließ mich zu Boden fallen. Sie fühlten sich wie tausende Rasierklingen an, die über meine Haut schliffen. Als es vorbei war, schmerzte mein ganzer Körper. Überall hatte ich aufgerissene Haut, vor allem am Rücken, wo es sich anfühlte, als wenn meine Wirbelsäule keinerlei schützende Haut mehr drumherum hätte. Vorsichtig richtete ich mich wieder auf und schwankte dabei. Dennoch hielt ich mich irgendwie aufrecht und sah mehr als wütend zu ihm, während er mich nur weiter angrinste, und erneut begann die Schatten um sich zu bündeln. Meine Finger begannen zu kribbeln und ich knirschte mit den Zähnen. Ich hatte keine Ahnung, was ich danach machte, oder wie es dazu kam, doch ehe ich mich versah, wurde die Umgebung dichter und kurz darauf konnte man schon nicht mal mehr die eigene Hand vor Augen sehen. Doch das was ich sah, waren noch überall diese kleinen, leuchtenden Punkte, von denen ich noch immer keine Ahnung hatte, was sie waren. Ich konnte genau spüren, wie von ihnen Wellen abzugehen schienen. Sie waren schwach, doch eine war mehr als stark und präsent und jene musste genau vor mir sein. Konnte das wirklich sein? Ich dachte nicht länger darüber nach und begann rein instinktiv zu handeln, als ich losrannte. Es war fast so, als wenn die Schatten mir den Weg frei machen würden und sie dafür sorgten, dass ich mich schneller bewegen könnte. Ob ich richtig stehen blieb, konnte ich aufgrund der Finsternis um mich herum nicht feststellen. Dennoch schlug ich mit voller Kraft zu und war erstaunt, als ich etwas traf und es sich anhörte, als wenn ein Knochen dabei zu Bruch ging. Auf der selben Stelle blieb ich nicht stehen und bewegte mich etwas, nur um erneut zuzuschlagen und danach wieder. Der dritte Schlag jedoch ging ins Leere und ich wurde am Handgelenk gegriffen. Er zerrte mich daran zu sich und drehte sich selber leicht zur Seite, nur um seinen Ellbogen genau gegen mein Brustbein zu donnern. Als wenn mein Herz einige Schläge aussetzte, fühlte es sich an. Ich wollte dem keine Beachtung schenken, doch jagte er mir kurz darauf ein Knie gegen die erst eben verheilte Bauchdecke. Erneut spuckte ich Blut. „Hör auf, dich zurückzuhalten.“ „Ich halte mich nicht zurück...“ „Wenn dem so wäre, hätte ich nicht so leichtes Spiel. Und jetzt streng dich endlich an. Oder war alles, was ich in dir zu sehen geglaubt habe nichts wert? Vielleicht hätte ich meine Zeit nicht mit dir vergeuden sollen. Eventuell war es doch nur die Sentimentalität zu Vladiana, welche mich dazu brachte, in dir mehr zu sehen.“ Während er dies alles sagte, hatte er weiterhin den Griff fest um mein Handgelenk und schlug dennoch mit der anderen Hand, oder trat mich weiter. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er in Watte stecken und mein ganzer Körper schien mir kaum noch zu gehorchen. Doch nach seinem letzten Satz, packte mich eine noch größere Wut, als jene zuvor. Und diese richtete sich nicht alleine gegen ihn, sondern ebenso gegen meine angebliche Mutter, die noch immer mehr als es mir passte, Alucard etwas bedeutete. „Hör auf...hör auf....HÖR AUF!!!“ Schrie ich. Wie eine Welle ging eine Energie von mir ab, die sämtliche Schatten um mich herum wie von einer Druckwelle erfasst, wegschleuderte. Ich sackte auf dem Feldboden in die Knie und griff in den Boden. Mein Körper zitterte und dies nicht nur von Anstrengung und Schmerzen. Langsam richtete ich mich wieder auf, um einen eventuellen Angriff von Alucard auszuweichen oder abzuwehren. Doch jener kam nicht. Ich sah mich fassungslos um. Das ganze Feld um mich herum war zerstört. Der Boden aufgewühlt. Ich drehte mich in die Richtung, wo Sorin vorhin hingerannt war, und konnte selbst dort nur zerstörten Boden ausmachen. Von ihm aber keine Spur. Zuerst wollte ich in die Richtung rennen um nach ihm zu sehen, doch vernahm ich die Anwesenheit des Vampirs und drehte mich sofort in Abwehrhaltung zu ihm um. Er jedoch kam nur gemächlichen Schrittes auf mich zu. Seine Kleidung war dreckig und an einigen Stellen eingerissen. Die Brille hing schräg in seinem Gesicht und er nahm sie in einer lässigen Bewegung von sich, ließ sie einfach zu Boden fallen. „Für den Anfang sollte dies erst mal reichen. Wir machen weiter, sobald du dich gestärkt hast.“ „Wo...mit...“ Ich verstand es einfach nicht. Erst griff er mich an und jetzt sollte ich mich ausruhen? Wozu? „Deine Macht zu entfesseln und dir das zurückgeben, was durch den Unterdrückungszauber gehindert wurde.“ Fassungslos sah ich ihn an. Als ich meine Anspannung aufgrund seiner Worte fallen ließ, konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten und ging in die Knie. „Wahnsinn!! Jetzt sag nicht, das war die Kleine.“ Ich sah zur Seite, wo der Wolf angerannt kam und dabei etliche Schürfwunden hatte und sich nur irgendwie den Mantel von alucard um die Hüfte hielt, was er sicher nur wegen mir tat. „Sorin.. habe ich dich verletzt?“ „Ach schon gut. Beim nächsten Mal, bringe ich lieber noch mehr Abstand zwischen uns. Also, lass mich raten, ich bleibe hier und du besorgst ihr was zu trinken?“ Er bekam keine Antwort darauf, denn Alucard war bereits verschwunden und ich zuckte nur die Schultern, was ich augenblicklich bereute. „Vorsichtig Kleine. Du hast einiges einstecken müssen.“ „Ihr hättet mir auch sagen können, was das werden sollte!“ Beschwerte ich mich bei ihm und war dennoch dankbar, als er sich zu mir auf den Boden kniete und mir durch seine Schulter halt gab, damit ich nicht vornüber in den Dreck landete. „Ich dachte, er hätte es.. Aber ich verstehe ihn schon. Oftmals ist es besser jemanden ins kalte Wasser zu werfen. Dann sind seine Reflexe um einiges besser. Machen wir bei uns auch ab und an. Da wird ein junger Wolf einfach mal so in das Gebiet eines anderen Rudels geschickt. Wenn er lebend wieder kommt, ist er um einiges mehr zu gebrauchen für unser Rudel.“ „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert! Ist denn sowas noch nötig??“ Fragte ich ihn aufgebracht. „Tja. Unseren Instinkten ist es scheißegal, welches Jahrtausend wir haben. Glaub mir.“ Er grinste mich an und ich beließ es einfach dabei, schloss für diesen kurzen Moment meine Augen. Ich konnte noch immer spüren, wie ein Echo der vorhin gebrauchten Energie durch mich hindurchfloss und irgendwie...war es ein mehr als gutes Gefühl. Kapitel 52: Kapitel 79 - 80 --------------------------- Kapitel 79: Auf dem aufgewühlten Boden sitzend, hatte ich meinen Rücken gegen den von Sorin gelehnt. Nachdem das Echo der in mir gewühlten Energie verging, konnte ich mich kaum noch bewegen und würde mich wohl nicht mal von selber in einer sitzenden Position halten können. Wenn es immer so sein würde, sollte ich mich niemals so sehr verausgaben. Denn wenn es mehr als ein Gegner war, hätte ich ziemlich schlechte Karten. Alucard schien sich keinerlei Eile hinzugeben, denn es mussten bereits Stunden vergangen sein, als er verschwunden war. Was er wohl wieder trieb? Angeblich wollte er mir doch etwas zur Stärkung besorgen, das ich mehr als nur gebrauchen konnte. Mein Magen hatte sich vor längerem bemerkbar gemacht und nur mit viel Mühe unterdrückte ich den Drang, mich über Sorin her zu machen. Es war aber auch zu verlockend, meine Zähne durch seine Haut zu schlagen und an die mehr als köstliche Flüssigkeit heranzukommen. Mir lief regelrecht das Wasser im Munde zusammen, als ich nur daran dachte. Ob ich ihn bitten sollte, mir freiwillig etwas von ihm zu gewähren? Immerhin erinnerte ich mich an das letzte Mal, als ich von ihm trank. Ich konnte von ganz alleine aufhören. Warum nur musste ich mich daran erinnern? Plötzlich hatte ich wieder diesen würzigen Geschmack auf der Zunge und krallte mich am Boden fest. Vielleicht war es einen Versuch wert, ihn zu fragen? Nein! Ermahnte ich mich selber und doch war ich wie zwiegespalten. Ich bekam nicht mit, was Sorin die ganze Zeit von sich gab, über was er sprach und rang in Gedanken mit mir selber. Ich musste mich unter Kontrolle halten, durfte diese nicht verlieren. Aber ein kleiner Schluck wäre doch nicht dramatisch. Es würde keinem schaden. Ich kniff meine Augen zu und biss die Zähne fest zusammen, während in mir zwei Fraktionen gegeneinander kämpften. „Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ Aus dem Zwiegespräch in mir aufgeschräckt, riss ich meine Augen auf und sah wie im Dämmerzustand über meine Schulter zu Sorin, der mich an der Schulter gerüttelt hatte. „Was?“ Fragte ich mit trockener Zunge. „Dir gehts gar nicht gut.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung und als er sich erhob, landete ich mit dem Rücken auf dem Boden. Meine Muskeln hatten keinerlei Ambitionen sich anzustrengen. „Verdammt, du siehst auch gar nicht gut aus.“ Er legte seine Hand auf meine Stirn, die viel zu kalt wirkte. „Und du glühst. Wo ist dieser verdammte Blutsauger, wenn man ihn mal braucht? Warum dauert das so lange bei dem?“ Diese Frage hatte ich mir ja auch schon gestellt gehabt. Noch immer hatte er seine Hand auf meiner Stirn liegen und ich konnte sehen, wie das Blut durch sein Handgelenk floss. Es würde mich nicht viel kosten, diese zu packen und zu meinem Mund zu zerren und obwohl diese Vorstellung mehr als verlockend war, schloss ich meine Augen. „Kleines, wenn es etwas gibt, was ich tun kann, dann sag es.“ Sollte ich es wagen? Doch andererseits hatte er mich gerade von sich aus gefragt. Wieder öffnete ich meine Augen. „Sorin, darf ich von..dir trinken?“ Meine Zunge schien regelrecht am Gaumen festzukleben. „Von mir?... Oh..ja klar.“ So einfach sollte das sein? Er zog seine Hand von meiner Stirn und hielt mir diese hin. „Warum hast du das denn nicht eher gefragt, Kleines? Besser du trinkst etwas von mir, als das du noch wahnsinnig vor Durst wirst.“ Gab er feixend von sich, während ich sein Handgelenk griff und sofort meine Zähne durch seine Haut bohrte. Er verzog dabei die Lippen, doch schloss ich dann schon wieder meine Augen. Ich wollte ihn dabei nicht ansehen und gab mich ganz dem Genuss hin, welcher sich auf meiner Zunge ausbreitete. Wie in meiner Erinnerung. Sein Blut schmeckte würzig und verursachte die reinste Geschmacksexplosion. Vielleicht sieben oder acht mal schluckte ich sein Blut hinunter, ehe der Durst wie weggeblasen schien und ich von selber erneut aufhören konnte. Nachdem ich seine Hand los ließ, spürte ich bereits, wie meine Muskeln wieder begannen, ihre Arbeit aufzunehmen. Ich drückte mich nach oben und konnte mich selber aufrecht halten. „Danke.“ Meinte ich mit einem leichten Lächeln und sah zu ihm hin, als er sein Handgelenk an Alucards Mantel, welcher noch immer um seiner Hüfte lag, abwischte. „Schon gut. Wie gesagt, besser als wenn du vor Durst durchdrehst. Geht es dir denn besser?“ Ich nickte ihm zu und richtete mich dann langsam ganz auf, bis ich stand. „Oh ja. Dein Blut ist echt die reinste Wunderdroge.“ „Sag das Mal lieber nicht zu laut. Nicht das andere Blutsauger noch auf die Idee kommen, uns als Blutquellen zu halten.“ Gab er lachend von sich. „Ich denke mal, ihr würdet euch da ziemlich gut gegen wehren.“ „Aber sowas von!“ Kam es voller Enthusiasmus von ihm und er legte seine andere Hand wieder auf meine Stirn, wobei ich ihn fragend ansah. „Du glühst aber noch immer, also lag das nicht an deinem Durst.“ Nachdem er seine Hand weg nahm, legte ich meine drauf, konnte aber nicht wirklich einen unterschied feststellen. „Vielleicht braucht es etwas. Immerhin geht es nicht so schnell nach dem trinken.“ „Vielleicht.“ Wiederholte er und zuckte dann aber mit den Schultern. Er drehte sich um und stemmte die Hände in seine Hüfte. „Aber dennoch, wo bleibt dieser elende Blutsauger? Es ist bald Mittag.“ Seufzend bewegte ich mich ein paar Schritte, was ziemlich gut tat. „Wer weiß das schon. Eventuell wurde er ja von dieser Verrückten aufgehalten.“ „Verrückten? Welcher Verrückten? Sag bloß, der Kerl fährt zweigleisig.“ Was meinte er denn damit? Anscheinend hatte er meinen Blick richtig gedeutet und wollte gerade ansetzen dies zu erklären, als ich ihn auch schon spürte und mich umdrehte. „Wenn man vom Teufel spricht.“ Entfuhr es Sorin direkt. Alucard hatte saubere Sachen an und trug einen anderen Mantel, in der Hand hielt er eine Flasche und ich musste nicht erst Fragen, was in dieser drinnen war. „Du kommst zu spät, Blutsauger. Ich musste ihr was von mir geben.“ Er zog seine Augenbraue nach oben und sah anschließend zu mir. „Es kam etwas dazwischen, doch muss ich mir bei dir wenig Sorgen machen.“ Die Worte richtete er zu mir und ich verschränkte meine Arme vor der Brust. „Was denn?“ „Etwas, das dich nicht zu interessieren hat.“ Damit warf er die Flasche mir zu und reflexartig fing ich diese auf. „Auch wenn du vom Köter was zu dir genommen hast, trink es dennoch. Du wirst es in den nächsten Stunden brauchen.“ Wie nett er doch mal wieder war. Ich zischte ihn kurz an und öffnete dennoch dabei den Verschluss der Flasche. Das Blut dort drinnen konnte es kein bisschen mit dem von Sorin aufnehmen und dennoch trank ich den ganzen Liter aus. Da Alucard keine Anstalten machte, die leere Flasche zurück zu erhalten, stellte ich sie auf den Boden. „Und was jetzt? Willst du mich wieder angreifen?“ „Du solltest das vielleicht nicht tun, es schien ihr eben überhaupt nicht gut zu gehen, und sie glühte regelrecht.“ Mischte sich Sorin ein und trat neben mich. „Das ist nicht zum Nachteil. Ihr Körper muss sich an vieles neues gewöhnen und anpassen.“ „Na wie toll.“ Meinte ich murrend. „Gib mir dennoch ein paar Minuten, bevor du mich wieder ausbluten lässt.“ Bat ich ihn und ließ mich wieder auf den Boden nieder. „Wie hast du das vorhin eigentlich gemacht gehabt? Wie hast du die Schatten wie Klingen zu mir gewirbelt?“ Fragte ich ihn nun doch, denn das wollte ich unbedingt auch können. „Wie hast du es geschafft, die Schatten zusammenzuziehen und dich vollkommen ohne Mühe in ihnen bewegt?“ Fragte er mich zurück und ich neigte den Kopf zur Seite. „Ähm..ich weiß nicht...irgendwie... Warte mal! Heißt das, dass du dies nicht kannst?“ Sofort sah ich ihn mit großen Augen an. Sollte ich tatsächlich etwas können, das er nicht beherrschte? „Ich hab es vorher noch nie ausprobiert.“ Erwiderte er schulterzuckend und schlagartig war meine gute Laune weg. Ich war mir ziemlich sicher, dass wenn er es ausprobieren würde, er es auch hinbekam. „Zu deiner anderen Frage, finde es selber heraus. Immerhin würde doch der Reiz fehlen, wenn man alles erklärt bekommt.“ Während er dies sagte, legte sich ein Grinsen auf seine Lippen. Er hatte auch gut reden, so stark wie er war. „Ähm...ich will mich ja nur ungern in eure Unterhaltung einmischen, aber mal nur so als Frage. Wie lange werden wir eigentlich hierbleiben? Ich bekomme nämlich auch langsam hunger.“ „Dann jag dir ein Reh.“ Kam es von Alucard und er drehte sich von Sorin weg, als wenn er nicht weiter mit diesem reden wollte. „Na danke auch. Und was ist mit einer Unterkunft? Oder willst du bis zum Sankt-Nimmerleinstag hierbleiben? Immerhin ihr könnt euch ja sonst wo hinbewegen, ich muss den natürlichen Weg benutzen...Hey..ich rede mit dir, Blutsauger!...Hey!“ Egal wie sehr Sorin es versuchte, er bekam keine Antwort. „Verdammter Blutsauger!“ „Beruhig dich Sorin, du kennst ihn doch.“ Mischte ich mich nun ein und schenkte ihm ein Lächeln, wobei ich wieder aufstand. Es ging mir wirklich schon viel besser und ich streckte mich. „Genau aus dem Grund will ich es ja auch wissen. Was wenn er wieder einfach so abhaut und dann mehrere Tage nicht her kommt? Bei dem ist doch alles möglich. Sollen wir dann die ganze Zeit hier rumgammeln?“ Wo er recht hat, ging es mir dann durch den Kopf und ich sah zu Alucard hin. Doch erneut kam in diesem Bezug nichts von ihm. „Anstelle uns über unwichtige Belange zu unterhalten, sollten wir weiter machen.“ Das war das Stichwort, denn er verschwand in die Schatten und ich sah kurz zu Sorin. „Bring am besten wieder etwas Abstand zwischen uns.“ Ich wartete nicht auf eine Antwort von ihm, sondern folgte Alucard direkt in die Schatten. Meinen Blick ließ ich umherstreifen und konnte einen ziemlich hellen Umriss erkennen, der sich von mir entfernte. Wenn ich das richtig interpretierte, müsste dies Sorin sein. War es wirklich möglich? Doch andererseits hatte ich dies letztes mal bereits angenommen. Schnell richtete ich meine Aufmerksamkeit jedoch auf Alucard, als ich eine Veränderung spürte. Es war wie kleine Stromstöße. Er stand etwa 20 Meter von mir entfernt und bündelte um sich herum die Schatten. Es war nicht derselbe Angriff wie beim letzten Mal. Er versuchte was anderes. War es möglich, dass er jenes probierte, was ich getan hatte? Denn die Finsternis um ihn herum wurde immer dichter und legte sich um ihn herum. Dieser Mistkerl hatte es scheinbar wirklich geschafft! Und dabei brauchte er nur einen Versuch? Wie unfair war das denn? Mit einer Druckwelle, die mich einige Schritte taumeln ließ, schleuderte er die Dunkelheit um sich herum und hüllte alles in ein tiefes Schwarz. Ich konnte nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen. Wie weit sie reichte, wusste ich nicht, denn es gab keine sichtbare Grenze. Nur war jetzt die Frage, ob er mich in dieser auch finden konnte. Ich hatte ihn beim Letzten mal eher gespürt und auf gut Glück angegriffen. „Nützlich, aber nicht gerade praktisch.“ Hörte ich seine Stimme und drehte mich etwas um. War er dort? Wie weit weg? Bewegte er sich auf mich zu? Bisher hatte er mich noch nicht angegriffen. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Was ich überhaupt nicht gebrauchen konnte, war in Panik zu verfallen. „Es wird Zeit, dass du mich angreifst, Kathrin.“ Mit einem belustigenden Unterton sagte er dies und zuerst wollte ich etwas erwidern, biss mir dann aber auf die Lippe. Warum sollte ich ihn angreifen? Beim letzten Mal hatte er darauf auch nicht gewartet gehabt. Was, wenn er genau wie ich, nichts sehen konnte? War es möglich, dass er mich genau so wenig spüren konnte? Jedenfalls nicht so, wie ich ihn? Denn umso mehr ich mich auf ihn fokussierte, umso mehr konnte ich die Welle einer Energie aufnehmen und die kam eindeutig von ihm. Es war genau die Gleiche wie beim letzten Mal. War es so möglich, andere innerhalb der Schatten ausfindig zu machen? Kurz ging mir ein Gedanke durch den Kopf. Hatte dieser eine Kerl in der Nachbarzelle, oder was es auch immer war, nicht irgendwas über eine meiner eventuellen Fähigkeiten behauptet gehabt, die kein anderer besaß? Zumindest nicht, wenn er kein Reinblut war und ich war eines! Laut ihm konnte ich Wesen auch außerhalb dieser Schattenwelt spüren und ihnen sogar Schaden zufügen, wenn sie sich nicht in dieser befanden. Hatte ich deswegen diesen Umriss von Sorin gesehen gehabt? Und deswegen diese anderen schemenhaften, leuchtenden Umrisse? Also wenn ich sie außerhalb spürte, dann auch in ihr und wenn Alucard kein Reinblut war, dann konnte er dies nicht? Wollte er deswegen, dass ich ihn angriff, damit er wusste, wo ich mich befand? Ein Grinsen entwickelte sich auf meinen Lippen. Es war ein Versuch wert und ich würde diesen mit Nichten vorbeiziehen lassen. Das Erste, was ich versuchte, war, ob ich mich genau so frei bewegen konnte wie letztens. Immerhin hatte nicht ich diese Dunkelheit herbeigeführt. Doch nach dem ich ein paar Schritte gegangen war, musste ich wieder Lächeln. Es konnte also losgehen. Ich musste es nur anders angehen, als letztes Mal. Einen, vielleicht zwei Angriffe würde ich auf ihn ausführen können, dann würde er aber mit Sicherheit wie auch vorhin wieder die Oberhand haben. Das hieß, ich musste mich schnellstens von ihm zurückziehen und dabei versuchen keine Geräusche von mir zu geben. Dies war wohl mit das Schwerste. Wenn ich ebenso wie er über den Boden schweben könnte, würde es mir einfacher fallen, aber ich wollte mich jetzt nicht damit beschäftigen. Immerhin war es nur eine Frage der Zeit, bis er mich doch fand und mein Glück zu lange strapazieren wollte ich nicht. Noch einmal atmete ich tief durch und dann lief ich los. Die Schatten glitten an meinem Körper vorbei und ich konnte sie dabei genauestens spüren. Dennoch sorgten sie abermals dafür, dass meine Bewegungen schneller wurden und keinerlei Widerstand zu spüren war. Zwar fragte ich mich auch, wie er damit bezwecken wollte, dass ich zu der Kraft finde, die angeblich in mir verschlossen sei, doch sollte ich mir darum wohl doch später Gedanken machen. Mit meiner Handkante schlug ich so stark zu, wie ich nur konnte und war froh, nicht ins leere getroffen zu haben. Schnell bewegte ich mich wieder weg und vernahm einen Zischlaut, der eindeutig von Alucard kam. „Du hast dazu gelernt.“ Meinte er und abermals antwortete ich ihm nicht. Ich lief um ihn herum und sprintete dann erneut auf ihn zu, nur um ihn mit der Faust zu treffen, was mir abermals gelang und ich erneut von ihm weg mich bewegte. Es schien genau so zu sein, wie ich es mir gedacht habe. Zu schade, dass ich nicht jubeln konnte, doch zumindest begann nun für mich der Spaß. Ich wiederholte dies etliche Male und traf ihn immer wieder an anderen Stellen. Eventuell war ich zu übereifrig, beziehungsweise dachte, ich hätte diesmal die Oberhand. Doch er belehrte mich ziemlich schnell, dass dem nicht so war. Denn als ich, wie die anderen Male schon zuvor, genau so wieder angreifen wollte, spürte ich einen heftigen Schmerz durch mein Bein gehen und gleich darauf durch meine Schulter. Etwas Spitzes hatte mich getroffen und bohrte sich durch meine Haut, hielt mich an Ort und Stelle gefangen. „Hast du wirklich geglaubt, dass ich noch länger nur so herumstehen würde, ohne eine Abwehr zu entwickeln?“ Das Grinsen konnte man regelrecht aus seinen Worten hören. „Du bist schnell gewesen und dennoch ziemlich unvorsichtig. Zu erst habe ich wirklich angenommen, dass du im Gegensatz zu mir tatsächlich etwas sehen könntest, doch ist dem nicht so... Welch ein Pech für dich.“ Die letzten Worten sprach er leise und dennoch vernahm ich sie, da ich seinen Atem genau auf meiner Wange spüren konnte. „Und jetzt hör auf zu spielen!“ Mit einem kräftigen Schlag zerschmetterte er mir regelrecht mehrere Rippen und ich beugte mich keuchend nach vorne. Die Stacheln bohrten sich dabei tiefer durch mein Fleisch und ich fühlte mich mehr und mehr aufgespießt. Einen weiteren spitzen Gegenstand konnte ich an meiner Hüfte spüren und als er mich erneut schlug, riss dieser auch dort meine Haut auf und bohrte sich in mich hinein. Wenn es jetzt nicht schon vorbei sein sollte, musste ich mich schleunigst von diesen Dingern befreien. Nur wie, wenn ich keinerlei Möglichkeit hatte, mich irgendwo gegen zu stemmen? Nachdem einer seiner Schläge mein Nasenbein traf, schrie ich laut auf und versuchte einfach etwas. Was sollte schlimmstenfalls schon geschehen? Sterben würde ich hoffentlich nicht. Daher biss ich die Zähne zusammen und drückte mich gegen die Stacheln, ließ sie tiefer durch mich bohren und stemmte mich mit den Beinen dagegen, bis ich auf dem Boden angekommen war. Auf dem Weg dorthin hatte sich noch ein weiterer durch mein Handgelenk gebohrt, doch zumindest lag ich nun vollkommen auf dem Boden und drehte mich zur Seite, schrie dabei auf vor Schmerzen. Ich riss diese Teile regelrecht durch meinen Körper und als ich den aus meiner Schulter und meiner Hüfte draußen hatte, konnte ich mich einigermaßen gut wieder bewegen und drückte mich nach oben weg, zog die anderen dabei aus mir raus. Aufgrund einer Luftbewegung vor mir erahnte ich, dass ich nur knapp einen Angriff von ihm ausgewichen war, was nicht mein Plan war. Ich rollte mich nach hinten weg und drückte die Hand auf meine Hüfte. Das Blut sickerte aus der Wunde. Doch spürte ich bereits, wie diese sich schloss, genau wie die anderen Verletzungen ebenso. Immer weniger Blut vergoss ich auf den Boden und musste mich bemühen, nicht zu lange an ein und demselben Ort zu verweilen. Ich spürte ihn, wie er näher kam, und wisch ihm immer wieder aus. Warum wusste er, wo ich war? Als wenn er meine Frage gehört hätte, lachte er und gab mir die Antwort. „Ich höre, wie dein Blut zu Boden tropft.“ Das war es also, was mich verriet. Nur war leider das Problem, dass die Wunde sich nicht ganz schloss, wenn ich mich nicht kurz erholte. Ich hatte ihn mal wieder unterschätzt. Irgendwie musste ich es schaffen, ihn kurz dazu zu bringen, innezuhalten. Mit sich reden lassen, würde nichts bringen. Ihn anzugreifen ebenso wenig. Ausweischen schaffte ich immer wieder nur knapp und war froh darüber, wenigstens einen kleinen Vorteil zu haben, und zwar, ihn spüren zu können. Meine einzige Hoffnung, die ich sah, war jene, herauszufinden, wie ich es verdammt nochmal schaffen konnte, durch die Schatten zu einem anderen Ort zu gelangen. Wenn ich von hier wegkam, irgendwo anders hin, dann bräuchte er mit Sicherheit ein wenig Zeit, bis er dort ebenso auftauchte. Also, wie bekam er das hin und wie konnte ich ihm das nach machen? „Es wird langsam langweilig, Kathrin.“ Hörte ich ihn sagen und der Unterton in seiner Stimme gefiel mir ganz und gar nicht. Was hatte er nun schon wieder vor? Wenn er genau so, wie letztes Mal diese Attacke auf mich abfeuerte und ich sie nicht sah, würde ich wohl wieder chancenlos auf dem Boden landen. „Ich habe dich nicht hierzu gebeten! Wenn dir langweilig wird, such dir ein Hobby!“ Schrie ich ihm zu und rollte mich auf den Boden zur Seite, als ich einen Luftzug in Brusthöhe wahrnahm. Direkt danach aber ballte ich meine Fäuste und rannte zur Seite hin weg, ohne mich nochmal umzudrehen. „Weglaufen wird dir nichts bringen.“ Damit hatte er sowas von recht, doch war dies nicht mein Ziel und ich hoffte, es klappte. Ich rief die Schatten zu mir und spürte, wie sie an meiner Haut lechzten. Schicht für Schicht legten sie sich um mich, als ich immer weiter rannte und nur noch eines wollte, von hier weg. Als wenn sie meinen Wunsch vernahmen, spürte ich einen Ruck durch meinen Körper gehen. Es war so, als wenn die Dunkelheit mich am ganzen Körper packen und mich mit sich zerren würde. Ich schrie dabei vor schrecken auf, da ich auf dies nicht gefasst war. Ebenso wenig darauf, dass die Schwärze mit einem Mal um mich herum verschwand und ich wieder die graugehaltene Schattenwelt um mich herum wahrnahm. Hatte es geklappt? Ich wollte gerade doch kurz jubeln, doch dauerte es nicht mal eine Sekunde und auch jene verschwand, als erneut etwas mich mit sich zerrte. „Stopp!!!“ Rief ich in der Hoffnung, dass es klappte, aber es gelang mir nicht und es fühlte sich an, als wenn mich etwas geradezu auseinander reißen würde. Der Schmerz war schlimmer, als jener, den ich durch Alucard erfahren musste und ich wollte mich zusammenkrümmen, doch gelang mir das nicht. Es mussten Minuten vergangen sein und ich wünschte mir nichts anderes, als das Bewusstsein zu verlieren, doch war mir dies nicht vergönnt. Als mir dies klar wurde, riss ich mich regelrecht zusammen. Ich konnte entweder weinen, schreien, beten, oder aber etwas dagegen unternehmen. Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte ich mich gegen das, was mich mit sich zerrte. Es war, als wenn meine Haut sich von meinem Körper schälen wollte, doch gab ich nicht auf. Ich hatte schon schlimmeres überstanden, rief ich mir selber ins Gedächtnis und irgendwie schaffte ich es tatsächlich, mich von den Schatten frei zu machen, die an mir gezerrt hatten. Die Dunkelheit um mich herum verschwand und ich wurde regelrecht aus ihr hinaus katapultiert. Krachend landete ich auf einem Boden und rollte über diesen hinweg, bis irgendwann mehrere Bäume mich aufhielten und ich mir mehr als sicher an diesen das Rückgrat brach. Ich schrie laut auf und versuchte mich zu bewegen, doch konnte ich nicht mal mehr meine Zehen bewegen. Nur langsam öffnete ich meine Augen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Vor mir erstreckte sich eine Anhöhe und es war dunkel. Der Nachthimmel hatte sich ausgebreitet. Aber ich war mir mehr als sicher, dass ich keine Stunden mit Alucard in den Schatten gewesen war. Auch wenn es eine Scheißidee war zu lachen, musste ich das tun und hörte gleich daraufhin wieder auf, da die Schmerzen mich dazu zwangen. Ich schien nicht mehr in England zu sein, das hieß, ich hatte es geschafft. Ich war alleine durch die Schatten gereist. Nur das es so verdammt qualvoll sein würde, hätte ich niemals angenommen. Vorsichtig begann ich mich zu bewegen. Meine Finger besaßen mittlerweile wieder Gefühl und ich renkte mir die Knochen nach und nach ein, robbte mich an dem Baumstamm in eine sitzende Position und sah an mich hinab. Meine Kleidung sah aus, als wenn unzählige Rasierklingen drüber gefahren wären und meine Haut hatte etliche Einrisse. Sie waren nicht sonderlich groß, aber dafür zahlreich. Den Oberschenkelknochen renkte ich mir wieder ein und ebenso meinen linken Fußknöchel. Welch ein Glück, dass mir dies so langsam nichts mehr auszumachen schien. Um so öfter ich mir was brach, um so leichter fiel es mir, damit umzugehen und den Schmerz wegzuatmen. Nachdem ich alle Knochen wieder an ihren ursprünglichen Ort gerenkt hatte, schloss ich meine Augen um mich zu erholen und meinem Körper Zeit zu geben, zu heilen. Vielleicht ein, oder zwei Stunden waren vergangen und ich stand langsam auf. Einige Blessuren hatte ich noch immer, vor allem blaue und lila Flecken, doch zum Glück war mein Rückrad wieder gänzlich geheilt. Mit schweren Schritten bewegte ich mich auf die Anhöhe zu. Hinter mir lag nur Wald und bevor ich durch diesen mich durchschlug, wollte ich sehen, was auf der anderen Seite der Anhöhe zu finden war. Kapitel 80: Mein Blick schweifte über die kleine Stadt, welche hinter der Anhöhe sich befand. Sie lag an einem See, der jedoch bei weitem größer wirkte als dieser kleine Ort. Vielleicht war es auch nur ein Dorf. Richtig einschätzen konnte ich es nicht. Mit mühsamen Schritten ging ich hinab und rutschte dabei sogar einige Meter hinunter, da der Boden durch das feuchte Gras glitschig war. Wo ich auch immer gelandet war, ich sollte es schleunigst heraus finden. Meine Sachen hingen in Fetzen an mir runter und ich war mehr als froh, dass sie dennoch den Großteil bedeckten. Doch auch um dieses Problem sollte ich mich kümmern. Hinter ein paar Häusern kam ich an und ging an diesen vorbei. Es brannte kein Licht, deshalb ging ich davon aus, dass die Bewohner gerade schliefen. Sollte ich einbrechen? Nach kurzem überlegen, entschied ich mich dagegen und ging erst einmal weiter. Eventuell fand ich ein Kleidungsgeschäft. Immerhin war ja nicht gesagt, dass die Bewohner dieser Häuser dieselbe Größe hatten wie ich. Die Straßen waren menschenleer und nur jede zweite Straßenlaterne spendete Licht. Nach einer guten halben Stunde Fußweg hatte ich endlich so etwas wie ein Kleidungsgeschäft gefunden. Es war eher eine kleine Boutique. Nur ein Schaufenster, in dem gerade einmal fünf verschiedene Sachen ausgestellt waren. Ich hoffte wirklich, dass dort was drinnen war, das ich gebrauchen konnte. Mit einem tiefen Atemzug ließ ich mich erneut in die Schatten tauchen. Ich hatte es bereits geschafft, durch diese zu reisen.. wohin auch immer. Dann sollte ich es doch jetzt auch hinbekommen, diese Wand zu durchdringen, ohne die Tür zu benutzen. Alucard machte dies immerhin ständig. Gerade als ich es probieren wollte, fühlte es sich an, als wenn ein Stromschlag durch meinen Körper ging. Ich drehte mich um, doch konnte ich nichts erkennen. Woher kam das? Nein! Ich sollte mich aus jeglichen Schwierigkeiten raus halten. Zumindest solange ich alleine unterwegs war. Meine Handfläche drückte ich gegen die Mauer des Gebäudes. Also wie ein Geist würde ich sie wohl nicht durchdringen können. Was dann tun? Ich konzentrierte mich und ließ die Schatten um mich herum wieder dichter werden, in der Hoffnung, dass sie mich nicht sonst wohin schliffen. Danach richtete ich meinen Fokus dadrauf, durch diese Wand zu kommen, und ging los. Ich hatte vollstes Vertrauen in mich, und wurde bitter enttäuscht, als ich gegen das feste Mauerwerk lief. Wütend schlug ich auf die Wand und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. So einfach war es anscheinend doch nicht. Also wie dann? Vielleicht musste ich gar nicht gehen. Eventuell musste ich mich von den Schatten dorthin bringen lassen. Also ein neuer Versuch. Wieder ließ ich die Dunkelheit um mich herum sich verdichten. So langsam machte sich in mir die Idee breit, dass diese Schatten ein ganz eigener Organismus sein könnten. Vielleicht waren wir lediglich in der Lage, mit diesem zu interagieren. Während ich so darüber nachdachte, spürte ich richtig, wie ein ziehen durch meinen Körper ging und es sich anfühlte, als wenn sich etwas an meine Haut haftete. Ich biss die Zähne zusammen und ließ mich geradewegs führen. Diesmal stieß ich nicht mit der Nase gegen die Mauer, doch musste ich mich zusammenreißen um nicht vor schmerzen aufzuschreien. Es fühlte sich an, als wenn etwas versuchte mir die Haut runter zu reißen. Als ich es nicht mehr aushielt, stieß ich die dichten Schatten um mich herum direkt von mir weg und trat aus der Dunkelheit hinaus. Mit vorgebeugten Körper, hatte ich die Hände auf meinen Oberschenkeln liegend. Noch immer schmerzte jeder Zentimeter Haut und damit wuchs zugleich auch mein Durst. Nach einigen tiefen Atemzügen richtete ich mich wieder richtig auf und sah mich um. Ich stand im Verkaufsraum und war erleichtert. Gezielt ging ich auf die Shirts drauf zu, welche zusammengefaltet in einem Schrank lagen. Ich griff mir ein dunkelblaues und riss die fetzen meiner Sachen mir vom Leib, ehe ich das Shirt überzog. Es war zwar nicht mein Geschmack, vom Schnitt her, doch wie es aussah, gab es in diesem Laden nur Sachen für Leute über 50. Besser als nackt durch die Gegend zu laufen, redete ich mir ein und griff eine schwarze Stoffhose. Zu meinem Glück gab es direkt nebenan einen kleinen Schuhladen. Alles in einem anscheinend und sie hatten hier sogar Turnschuhe, mit denen ich mein Outfit vervollständigte. Hätte ich etwas Geld bei mir gehabt, ich hätte es irgendwo liegen lassen. Doch so nahm ich den selben Weg raus, wie ich rein gekommen war und stand schließlich nahe einer Straßenlaterne, die angefangen hatte zu flackern. Jetzt musste ich mich nur noch um meinen Durst kümmern und danach einen Weg zurück suchen. Vielleicht sollte ich vorher erst mal raus bekommen, wo ich überhaupt war. Ich folgte der Straße ohne besonderes Ziel und war doch etwas überrascht, als ein Streifenwagen in meine Richtung fuhr. Nachdenklich neigte ich den Kopf zur Seite. Da stand tatsächlich Sheriff auf den Wagen. War ich etwa in Amerika gelandet? Na wenigstens wurde hier auch englisch gesprochen. Der Wagen hielt neben mir und die Seitenscheibe ging runter. Im Wageninneren saß ein Mann, an die 40, wenn ich es richtig einschätzte. Sein Haar begann an manchen Stellen bereits dünn zu werden und vereinzelte, graue Streifen zogen sich durch. „Guten Morgen, Miss. Kann ich Ihnen helfen?“ Alleine bei dem Miss zog ich schon meine Augenbraue nach oben. „Nein, ich gehe lediglich etwas spazieren.“ Erwiderte ich höflich lächelnd. Erst hatte ich mir überlegt, ihn für meinen Durst zu benutzen, doch würde dessen Verschwinden sicher mehr Probleme mit sich bringen, als bei irgend einem Bewohner dieser kleinen Stadt. Gerade als ich weiter gehen wollte, stieg er aus dem Wagen und ich rollte mit den Augen. „Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis.“ Sollte das ein Scherz sein? Als wenn ich so etwas bei mir hätte. „Warum? Ich gehe lediglich spazieren.“ „Miss, ich muss Sie höflich darum bitten, sich auszuweisen. Wenn nicht, muss ich Sie mit nehmen, um Ihre Identität zu prüfen.“ Das wurde mir wirklich zu blöd. Bevor ich mich weiter mit ihm unterhielt, versuchte ich eher, in dessen Verstand einzudringen, was gar nicht mal so schwer war. Der Kerl schien keine besonders große Leuchte zu sein. Diese Fähigkeit empfand ich mit als eine der nützlichsten und ich brachte den Kerl dazu, dass er sich zurück in sein Fahrzeug setzte und weiter fuhr. Nachdem er dies getan hatte, hätte ich mir selber eine Scheuern können. Vorher hätte ich ihn noch danach fragen sollen, wo ich eigentlich genau war. Murrend ging ich weiter. Vor einem etwas abseits stehenden Haus, am Ende einer Straße, blieb ich stehen. Hinter dem Haus begann der See, welchen ich mir zugern angesehen hätte, jedoch bei Tageslicht. Ich wusste nicht, wer in dem Haus lebte, dennoch nutzte ich meine neuerlernte Fähigkeit und stand bald darauf in einem Wohnzimmer, dessen Möbel gut aus dem neunzehnten Jahrhundert hätten sein können. Selbst das Radio, welches auf den einen Tisch stand, wirkte eher so, als wenn es in ein Museum gehören würde. Ich hoffte nur, dass ich den Bewohnern hier keinen Herzinfarkt bescherte, bevor ich mich an ihnen nähren konnte. Obwohl ich auch in einem kurzen Gewissenskonflikt stand, als ich so darüber nachdachte. Sie könnten meine Großeltern sein. Warum fühlte sich das so komisch an, und bei jenen, die etwa mein alter waren, oder zumindest noch über die Hälfte ihres Lebens vor sich hatten, schien es für mich vollkommen in Ordnung zu sein. Kopfschüttelnd ging ich über den Parkettboden, der an einigen stellen knackste. Es ging eine Treppe, welche schon mal bessere Jahre gesehen hatte, ziemlich steil nach oben. Wenn hier wirklich ältere Leute wohnten, war ich mir unsicher, ob diese die Treppe noch schafften. Daher folgte ich lieber den Flur im Erdgeschoss und öffnete eine der Türen. Der Raum dahinter entpuppte sich als Küche. Die Einbauschränke waren in einem grässlichen Blumenmuster. Der Nebenraum war das dazugehörige Esszimmer, in welchem ein großer Tisch mit sechs Stühlen dran stand. Vielleicht waren sie einst eine Großfamilie, schoss es mir durch den Kopf und ich ging auf die letzte Tür zu, welche jedoch nur ein kleines Badezimmer war. Doch genau jenes konnte ich jetzt auch gut gebrauchen, stellte ich fest und benutzte die Toilette. War nur zu hoffen, dass die Toilettenspülung keinen aufweckte. Kurz lauschte ich nach Geräuschen, konnte aber keine ausmachen und ging daher die Treppe nach oben. Jede Treppenstufe schien etwas gegen mich zu haben, so sehr wie diese knacksen. Oben angekommen wünschte ich mir, die Fähigkeit Schweben zu haben und rieb mir anschließend über die Stirn. Ich hätte es bei weitem einfacher haben können, wenn ich diesen Weg in der Schattenwelt hinter mich gebracht hätte. Es war eindeutig, ich musste noch viel lernen und vor allem mich darauf besinnen, das ich kein Mensch war. So gerne ich dies auch sein wollte. Im Obergeschoss gab es drei Zimmer und ich ging in das erste hinein. Ein altes Kinderzimmer, kam es mir in den Sinn. Ich betrat es und sah mich neugierig um. An den Wänden hingen lauter Poster von Filmen aus den Achtzigern und ich musste schmunzeln, als ich eines von dem Film Indianer Jones sah. War der Film wirklich schon so alt gewesen? Ich schüttelte den Kopf und ging auf einen Schrank zu, auf dem lauter kleine Skulpturen aus Stein waren. Es waren sowohl Tierstatuen, nicht größer als meine Hand und Abbildungen von bestimmten Monumenten. Hier schien mal jemand eine Leidenschaft für so etwas gehabt zu haben. Es war zwar Diebstahl, doch andererseits, was interessierten mich denn noch diese Kleinigkeiten, nachdem ich bereits dutzende Morde begangen hatte. Ich griff eine kleine Steinstatue eines heulenden Wolfes und nahm mir vor, diese Sorin zu geben. Vielleicht würde er sich darüber freuen. Hinter der nächsten Tür hörte ich ein leises Scharchen. Im Bett lag eine ältere Frau und ich ging auf sie zu. Sie erinnerte mich wirklich an meine Großmutter und ich biss mir auf die Zunge. Jetzt hatte ich den ganzen Weg hier her hinter mich gebracht und dennoch hielt mich etwas davon ab. Sie hatte ihr Leben gelebt, sollte ich es nicht lieber so betrachten? Zu gern hätte ich das getan, doch brachte ich es nicht über mich und zog mich zurück. Gefrustet stand ich schließlich vor dem Haus. Und jetzt? Mein Magen gab den Ton an und ich ging weiter. Etwa hundert Meter stand ein weiteres Haus und jenes wirkte bereits von außen jünger. Diesmal blieb ich in den Schatten, als ich mich innerhalb des Hauses aufhielt, in welchem eine vierköpfige Familie lebte. Das kleine Kind lag bei den Eltern mit im Schlafzimmer in einem Gitterbett. Diesmal machte ich keinen Rückzieher und nahm mir vor, nur so viel zu mir zu nehmen, wie ich brauchte. Gegebenenfalls meinen Hunger auf beiden Erwachsen aufzuteilen. Als der Mann seine Augen öffnete, griff ich direkt in seine Gedankenwelt ein und schickte ihn postwendend zurück in seinen Schlaf. Ich war über mich selbst überrascht, dass ich dies so einfach schaffte und noch dazu die Kontrolle bei mir behielt, als ich von ihm trank. Wie ich mir gedacht hatte, reichte es nicht um meinen Hunger zu stillen und da ich ihn aber auch nicht umbringen wollte, war dessen Frau eben noch dran. Ich verzog die Lippen, nachdem ich von ihr getrunken hatte. In ihrem Blut war mehr Alkohol drinnen, als alles andere und damit stillte sie das kleine Kind wohl noch? Ich verließ das Anwesen und rieb mir über den Nacken. Es war eigenartig, ich fühlte mich tatsächlich ein wenig beschwipst. War das normal? Wurde ich etwa jetzt auch noch betrunken, wenn ich das Blut von jemanden trank, der zuvor sich die Kante gegeben hatte? Und wenn ja, warum hatte ich einst keine solchen Auswirkungen gehabt, als ich das Blut von diesem Drogenjunkie zu mir genommen hatte? Fragen über Fragen, die mich beschäftigten. Sobald ich wieder bei Alucard war, konnte er mir diese sicher beantworten. Ob ich versuchen sollte, mit ihm Kontakt aufzunehmen? Ob er mich suchte? Oder wartete er dort auf dem Feld mit Sorin lediglich darauf, dass ich dorthin zurückkam. Selbst wenn, würde ich das schaffen, oder nur wieder irgendwo anders raus kommen? Ich hatte ja noch immer keine Ahnung, wie ich eigentlich hier gelandet war. In Gedanken versunken war ich an einer alten Kapelle vorbei gegangen und sah neugierig zur Seite, als ich aus der Richtung leises Gemurmel vernahm. Ich ging auf eine etwa eineinhalb große Steinmauer zu, über welche ich rüber sehen konnte. Es war ein Friedhof und etwas weiter in der Ferne konnte ich seichtes Licht erkennen. Was machte jemand mitten in der Nacht auf einem Friedhof? Und warum interessierte es mich überhaupt? Neugierig sprang ich über die Mauer und ging auf das Stimmengewirr zu. Es schienen Jugendliche zu sein. Hatte ich jetzt etwa deren Treffpunkt in diesem winzigen Ort ausgemacht? Sie saßen alle um mehrere Kerzen herum und trugen weitestgehend schwarze Klamotten. War es ein Vorurteil, wenn ich sie damit in eine Schublade steckte? Etwas Abseits von dem ganzen blieb ich stehen und sah ihnen zu, wie sie scheinbar versuchten irgendwas zu beschwören. Ob denen klar war, dass es tatsächlich Wesen gab, mit denen man sich nicht anlegen sollte? Ich grinste regelrecht, als ich darüber nachdachte und zuckte zusammen, als es erneut durch meinen Körper zog, als wenn ich einen Stromschlag bekommen hätte. Was war das? Die Heftigkeit ließ mich glatt in die Knie gehen und ich krallte mich an einen der Grabsteine dabei fest. Mir blieb fast die Atemluft weg, als ich etwas um mich herum spürte. Da waren lauter verschiedene Essenzen und jede strömte eine andere Art von Welle aus. Mein Körper begann zu kribbeln und es war fast so, als wenn diese Energie-Wellen versuchten, sich an mich zu binden. Hatte das was mit dem zu tun, was diese Jugendlichen dort taten? Anstelle es herauszufinden, sollte ich doch lieber schleunigst von hier verschwinden, nur gehorchten mir meine Beine nicht mehr. Immer mehr Wellen strömten auf mich ein und drückten mich dabei regelrecht gen Boden. Ich musste den Grabstein loslassen und krallte mich stattdessen in die unter mir liegende Erde. Es war fast so, als wenn ich einen Puls dadrunter wahrnehmen konnte. Da mir nichts anderes übrig blieb, begann ich mich darauf zu fokussieren und griff in Gedanken nach einer dieser Wellen. Ich nutzte die gleiche Methode, als wenn ich in die Gedanken eines Menschen eindringen würde um diesen kurzzeitig zu kontrollieren. Es war dennoch vollkommen anders und fühlte sich innerlich kalt an. Als der Boden begann zu beben, schreckten die Jugendlichen auf und begannen wild umher zu sprechen. Ich hörte ihre Angst aus deren Stimme. Zwei von ihnen versuchten die anderen zu beruhigen, dass es sicher nur ein kleines Erdbeben war, sowas kam hier immerhin öfter vor. Kurzzeitig ließen sie sich dadurch beruhigen, doch als erneut ein Ruck durch den Boden ging, schrien einige der Mädels laut auf und rannten vor Schreck weg. Ich sah ihre Silhouetten hinter der Mauer verschwinden. Die Jungs versuchten scheinbar, die mutigen zu spielen, und rissen Witze über das, was hier gerade geschah. Doch auch mit deren Tapferkeit war es schnell geschehen, als der Boden sich bei einem der Gräber auftat. Ein paar von ihnen fielen auf den Boden und nässten sich ein, schienen nicht in der Lage zu sein, weg zu rennen. Das war jetzt wohl doch der beste Moment um zu versuchen, ob ich Alucard erreichte, denn das Ding, welches da aus dem Boden gerade gekrochen kam, war noch nicht lange tot. Etliche Maden fraßen sich durch dessen Gewebe und das halbe Gesicht war bereits vom Schädelknochen verrottet. Ich stand kurz davor mich zu übergeben, als es sich aus dem Grab nach oben zog und mit einem Auge in meine Richtung sah. Der Kiefer hielt sich nicht mehr richtig, da ein Teil der Muskulatur nicht mehr vorhanden war. Der Anzug, welchen er noch trug, war zum Glück halbwegs intakt. Denn ich hatte keine Lust zu sehen, was sich dort drunter abspielte. Nachdem die Leiche sich aus ihrem Grab befreit hatte, spürte ich, wie sämtliche andere Wellen, die mich zuvor noch festgehalten hatten, plötzlich von mir abließen und ich fühlte mich um etliches leichter. Endlich konnte ich auch aufstehen. Zuerst wollte ich mich umdrehen und auch einfach wegrennen, doch was dann? Die Jungs, welche zu Boden gegangen waren und vor sich hin wimmerten, schien das Wesen überhaupt nicht zu interessieren. Demzufolge war es nicht auf menschliches Fleisch oder sonstiges aus. Was also dann? Ich nahm meinen Mut zusammen und ging auf dieses Ding drauf zu. Sollte es mir was tun wollen, war ich sicherlich schnell und konnte mich zudem in die Schatten begeben. Irgendwie ahnte ich, dass dieses Teil dies nicht beherrschte. Als ich an einen der Jugendlichen vorbei ging, sah er mit entsetztem Blick zu mir und jetzt schien endlich wieder leben in ihn zu kommen, denn er schaffte es aufzustehen und sich schleunigst vom Acker zu machen. Nur vergaß er dabei seine beiden Freunde, die noch immer wie gelähmt auf dem Boden lagen und sich wohl zu ihrer Mama wünschten. Die Leiche lag mit dem Unterkörper auf dem Boden und stemmte sich mit den Armen nach oben. Es war so, als wenn es versuchte, mit mir Blickkontakt aufzunehmen. Eine Hand legte ich auf meinen Bauch, da mir regelrecht flau wurde und ich tatsächlich kurz davor stand, mich zu erbrechen. Ich stand nun fast genau vor diesem Teil, während es versuchte, röchelnd zu sprechen. Doch dank des immer wieder wegrutschenden Kiefers gelang es ihm nicht. Mich angreifen oder etwas in dieser Art, tat es nicht. Demzufolge stellte es keine Gefahr da, hoffte ich. Nur was sollte ich jetzt machen? Ihm das Genick brechen? Er war doch schon tot. Toter als tot ging wohl schlecht. Mir musste etwas einfallen und das Erste, was mir durch den Kopf spuckte, war, es einfach mit einem Befehl zu versuchen. Ich wusste nicht, woher ich diesen Gedanken erhielt, oder war es eher eine Eingebung? Doch versuch machte Klug und dementsprechend versuchte ich mit ernster Stimme, die ziemlich zitterte, diesem Wesen zu befehlen, wieder tot zu werden. Das Ding begann erneut zu röcheln und streckte eine seiner Hände nach mir aus. Doch kurz danach sackte es in sich zusammen und blieb auf der aufgewühlten Erde liegen. Mir schlotterten regelrecht die Knie und ich ging schleunigst etliche Schritte zurück. Die zwei Jugendlichen um mich herum, sahen mich entgeistert an. Vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass sie dies hier vergessen, doch brachte ich es gerade nicht fertig. Zu sehr hatte mich dies hier mit genommen. Ich wollte nur noch von hier weg und drehte mich um, rannte von dannen. Immerhin hatte ich keine Ahnung, ob sowas gleich nochmal geschehen würde. Mit einem Sprung überwand ich die Steinmauer und rannte einfach weiter. Ich wusste nicht wohin, war es mir aber gleich. Am Ende stand ich wieder vor dem Haus dieser alten Frau, wo ich heute schon mal drinnen war. Doch ich ging um das Haus herum und setzte mich ans Wasser um mich zu beruhigen. Es vergingen einige Stunden, in welchen ich nur auf das Wasser sah und dabei den Sonnenaufgang mit erlebte, meinen Gedanken nachging, als ich ihn in meinem Kopf vernahm. Jetzt erst breitete sich regelrecht Erleichterung in mir aus und ich war so froh, dessen Stimme wahr zu nehmen. Kapitel 53: Kapitel 81- 82 -------------------------- Kapitel 81: Mein Lächeln fror auf den Lippen ein und meine Mundwinkel zuckten, während ich mir sowas wie eine Bergpredigt anhören konnte. Dabei war der Redner noch nicht mal in meiner Nähe. Ich hörte Alucards Stimme in meinem Kopf und hatte mich wieder hingesetzt, die Füße hielt ich in das kühle Wasser des Sees vor mir. Irgendwas von wegen, ich solle endlich anfangen, meine Kräfte richtig zu kontrollieren und so weiter. Ich hörte irgendwann gar nicht mehr zu. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, mir die Ohren zuzuhalten, ich hätte dies gemacht. Ihn raus schmeißen brachte ich ebenso wenig fertig. Meine Gedanken vor ihm abschirmen auch nicht. Nachdem er endlich fertig zu sein schien, plantschte ich mit den Füßen und fragte, wo er gerade sei und wann er hier war. Denn ich traute mich nicht, alleine durch die Schatten zu reisen. Bei meinem Glück kam ich in Timbuktu raus. Sofort hielt ich mit den Füßen inne, als er mir doch tatsächlich offenbarte, dass er in einem Privatjet sitzen würde. Anscheinend zusammen mit Sera und diese Verrückten sollte auch dabei sein? Was hatte ich verpasst? Und was wollten die hier? Es stellte sich nach kurzem heraus, dass diese Irre in den Vereinigten Staaten ein Treffen besuchen wollte. Um was es in diesem ging, verriet er mir natürlich nicht. Doch war es verwunderlich, dass ich mich fragte, wie dies zusammen passte? Warum jetzt? Und warum verdammt nochmal, reiste er mit der in einem Flugzeug, anstelle sofort zu mir zu kommen?? Mir hätte sonst was passieren können oder ich hätte sonst etwas anstellen können. Aber scheinbar war ihm das egal, dass er sich so lange Zeit ließ. Er hätte einfach her kommen und mich zurückbringen können. Stattdessen war er scheinbar zurück nach London gekehrt, um dann sich auf diesen weg hier her aufzumachen. Als ich so darüber nachdachte, fragte ich mich nun auch, ob er sofort gewusst hatte, wo ich mich befand. Warum denn sonst sollte er so hier her kommen und nicht anders? Und was war mit Sorin? Fragen über Fragen und ich bekam nicht mal auf die Hälfte von denen eine Antwort. Gefrustet ließ ich mich nach hinten fallen und sah zu den immer heller werdenden Wolken, aufgrund des Sonnenaufganges. „Bleib, wo du dich derzeit aufhältst. Ich werde dich holen kommen, sobald wir in Washington gelandet sind und dich hier her bringen.“ „Du hättest mich auch gleich dorthin bringen können!“ Konterte ich in Gedanken und strich mit der Handfläche über das vom Morgentau feuchte Gras. „Das wäre nicht so schnell geschehen, wie dies hier.“ Nun horchte ich doch überrascht auf. „Wie meinst du das? Ich war binnen Minuten hier, dann müsstest du das in Sekunden schaffen und sonst hat es doch auch funktioniert.“ „Innerhalb Europas waren die Strecken nicht so weit von einander entfernt und zumeist kannte ich jene Regionen, wo du dich aufgehalten hast. Zumindest einige dort in der Nähe und war dadurch schneller an meinem Ziel.“ Verständnislos sah ich weiter nach oben und den vorbeiziehenden Wolken dabei zu, wie sie ihre Form änderten. „Warte...du kannst dich bei weiteren Strecken nur dahin bewegen, wo du die Umgebung kennst?“ Fragte ich nach und glaubte wirklich, mich verhört zu haben. Immerhin war ich definitiv noch niemals in Amerika! Klar, auf dem Globus und in Büchern oder im Internet habe ich schon mal die eine oder andere Stadt gesehen. Auch im Fernsehen. Aber ich war definitiv noch niemals an diesem Ort! Und ich kann mich auch nicht entsinnen, genau diese Umgebung irgendwo gesehen zu haben. Nicht mal auf einer Postkarte. Also was verdammt nochmal, wurde hier gerade gespielt? War ich es vielleicht nicht alleine gewesen, als ich durch die Schatten gezogen wurde? Hatte etwas anderes damit was zu tun? Doch wenn, dann müsste dieses andere doch auch hier sein. Sofort richtete ich mich auf und sah mich aufmerksam um. Nein, ich war hundertpro alleine. Eine Antwort von Alucard blieb aus auf diese Frage und ich begann mir tatsächlich auf der Lippe herumzukauen. Das gefiel mir immer weniger. Von dem erlebten, auf dem Friedhof hatte ich ihm noch nichts erzählt gehabt und war mir nicht sicher, ob ich dies überhaupt ansprechen sollte. Zumindest nicht, wenn er nicht wirklich da war. „Kathrin! Hörst du mir überhaupt zu?“ Ich sah wieder nach oben zum Himmel, auch wenn dort nichts außer Wolken war. „Da du ziemlich präsent in meinem Kopf bist, bleibt mir gar nichts anderes übrig!“ Gab ich etwas giftiger zurück, als eigentlich gewollt. Doch hatte er mich in meinem Gedankenfluss gestört. „Verhalte dich die nächsten Stunden unauffällig. Ich werde gegen Abend bei dir sein.“ „Das sind nicht nur ein paar Stunden, das ist ein ganzer Tag. Was soll ich so lange machen?“ „Dich unauffällig verhalten, wie ich es bereits erwähnte.“ Ich verzog meine Lippen bei dieser Erwiderung und rollte nur mit den Augen. Das war mal wieder so typisch für ihn. Doch schließlich gab ich seufzend auf. Immerhin hey, ich war in Amerika. Als er sich aus meinen Gedanken endlich zurückzog, da seine Aufmerksamkeit etwas anderes verlangte und ich war mir dabei extrem sicher, dass es diese Irre sein musste, was mir überhaupt nicht gefiel, hatte ich beschlossen, bis heute Abend mich in der Stadt umzusehen und so zu tun, als sei ich eine ganz normale Touristin. Die Stadt war zwar nicht groß, doch immerhin für mich vollkommen fremd. Nur von dem hiesigen Friedhof hielt ich mich ganz weit fern. Auf noch so ein Erlebnis hatte ich beim besten Willen keine Lust. Hätte ich vorher nicht schon Bekanntschaft mit Gouls gemacht, mich hätte der Anblick schockiert oder gar traumatisiert. Mein Weg führte mich sowohl über die Hauptstraße der Stadt, wie auch durch kleinere Gassen und irgendwann hatte ich dann sogar den Namen raus bekommen. Ich befand mich derzeit in Incline Village. Einen Ort, von dem ich vorher noch nie in meinem ganzen Leben gehört hatte. Doch von einem hatte ich schon mal gehört, Baseball. Es gab zwei Spielfelder, direkt nebeneinander. Auf einem befanden sich mehrere Kinder, die spielten und auf einem anderen schien ein Club gerade zu trainieren. Die Bühnen waren zu dieser Zeit frei zugänglich und ich setzte mich einfach auf eine der freien Bänke. Wenn ich schon mal hier war, dachte ich mir und fragte mich nach etlichen Minuten doch, was an dem Sport so interessant war. Mir die Hand vor dem Mund haltend, gähnte ich. Ob die hier auch irgendwo eines dieser amerikanischen Footballplätze hatten? Vielleicht war der Sport ja interessanter, überlegte ich, während sich eine junge Frau in meiner Nähe hinsetze. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich sah zu ihr hin. Sie hatte sich drei Reihen vor mir gesetzt. Ihre langen, blonden Haare fielen ihr lockig über den Rücken. Sie wirkte zierlich und doch bekam mich ein schlechtes Gefühl. Anscheinend hatte sie ebenso etwas vernommen, denn nun drehte sie sich zu mir um und sah mit ihren stahlgrauen Augen in meine. Überraschung breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie neigte den Kopf erst zur einen und dann zur anderen Seite, ehe sie aufstand und tatsächlich auf mich zukam. Da ich mir sicher war, dass sie hier, vor den Team, das unten auf dem Feld trainierte, nichts Schlimmes machen würde, blieb ich zunächst ruhig sitzen. Doch bereitete ich mich innerlich auf das schlimmste vor. Es mussten etliche Sekunden vergangen sein, ehe sie ihre glockenhelle Stimme erhob. „Vladiana? Bist du das?“ „Was?“ Den Namen meiner leiblichen Mutter zu hören, brachte mich geradewegs aus dem Konzept. Ich musste mich zusammenreißen und sah mir die Frau genauer an. Sie konnte nicht älter als Ende zwanzig sein. Woher also sollte sie Vladiana kennen, wenn die doch vor knapp achtzehn Jahren umgekommen war? Außer als Kind, was ich mir schlecht vorstellen konnte. Oder aber... war sie kein Mensch? Ich stand postwendend auf und trat einige Schritte zurück. Irgendwelchen Ärger konnte ich beim besten Willen nicht gebrauchen. „Nein. Du bist nicht sie. Vladiana war weiblicher vom Körperbau her.“ Wenn man den Satz etwas umdrehte, hätte dies glatt als Beleidigung durchgehen können, wurde mir bewusst und ich biss die Zähne zusammen. „Ich kenne Sie nicht. Schönen Tag noch.“ Erwiderte ich und drehte mich um. „Warte! Bist du etwa Dakaria!“ Ein Zucken ging durch meinen Körper und ich blieb aus Reflex stehen. Langsam drehte ich mich zu der Frau um, welche mich noch immer vollkommen überrascht, aber nicht böse ansah. Was ging hier vor? „Ich weiß nicht, was sie meinen. Ich kenne weder eine Vladiana noch eine Dakaria.“ Gab ich ernst von mir und wollte weiter gehen, als sie mir hinterher rannte und nach meinem Handgelenk griff. „Warte! Du bist es wirklich, nicht wahr?? Du bist ihr Kind!“ „Ich sagte nein! Und jetzt lassen Sie mich los!!“ Ich stand kurz davor, sie von mir zu stoßen. Auch wenn das für Aufmerksamkeit gesorgt hätte. „Du hast hier her gefunden. Das muss bedeuten, der Schutzzauber ist dabei zu versagen. Das ist nicht gut.“ Mitten in meiner Bewegung, sie von mir zu stoßen, hielt ich inne. Was hatte sie eben von sich gegeben? „Schutzzauber?“ Fragte ich nach und sie nickte mir ernst zu. „Ich hatte bereits heute Nacht solch eine Ahnung gehabt, dass heute etwas vorfallen wird und mein Gefühl mich hier her zu begeben hatte mich nicht getrübt.“ Sie schien gerade mit sich selber zu reden und sah mir danach erneut in die Augen. „Du musst mit mir kommen! Wir müssen ihn erneuern!“ „Hä?“ Ich war mit der ganzen Situation gerade vollkommen überfordert. Was sollte das alles? „Schnell! Wenn du bereits von alleine herkommen konntest, ist kaum noch Zeit!“ Gab sie ernst von sich und zog mich tatsächlich hinter sich her. Jedoch nur ein paar Schritte, denn dann schlug ich ihre Hand von mir und brachte direkt wieder etliche Schritte zwischen uns. „Sie spinnen doch! Lassen Sie mich ja zufrieden!“ Gab ich finster von mir und war so kurz davor, vor ihren Augen in den Schatten zu verschwinden. Doch noch hatte ich einen halbwegs klaren Verstand. Denn nicht nur sie könnte dies mitbekommen, auch andere hier. Immerhin hatten wir nun doch bereits für etwas Aufmerksamkeit gesorgt und einige von dem Club, die mehr am Rande oder auf der Bank saßen, hatten die Blicke zu uns gerichtet. „Ich werde dir nichts tun, Dakaria. Ich will dir helfen.“ „Ha! Wers glaubt!“ Zuviel hatte ich in dem letzten Jahr erlebt und würde mich keineswegs von irgendjemanden umstimmen lassen, ihn blindlings zu vertrauen. Das schien sie wiederum mit zu bekommen und ihr Blick wurde trübsinnig. „Du musst vieles durchgemacht haben, vor allem, als der Schutzzauber begann zu bröckeln. Und das alles ohne Hilfe. Ich hatte Vladiana gewarnt, das sie dich nicht bei Menschen lassen sollte. Sie können jemanden wie dich nicht beschützen.“ „Was?.. Hey! Hören Sie auf, so über meinen Eltern zu sprechen!! Sie kennen sie ja nicht mal!!“ Wurde ich nun laut und knurrte sie sogar an. Ihre Augen weiteten sich dabei und sie zog tatsächlich ihre Hand zurück, welche sie erneut nach mir ausgestreckt hatte. „Ich wollte dich nicht kränken und hab meine Worte nicht richtig bedacht. Verzeih mir. Und ich meinte es anders als von dir gedacht.“ Es interessiere mich nicht, was sie noch von sich gab, drehte mich um und ging weg. Mein Vertrauen, dass ich in Fremde hatte, wurde einst durch die Drachen vertrieben. Immerhin hatte damals alles damit begonnen, dass ich Juraj vertraute und wo hatte es mich hingeführt? Die Frau schien mir nicht zu folgen, was deren Glück war. Denn ansonsten hätte ich wohl wirklich andere Seiten aufgezogen. Erst recht, wenn keine Beobachter mehr anwesend waren. Es war gerade mal Mittag und somit erst der halbe Tag rum. Doch nach diesem Erlebnis eben, hatte ich mich dazu entschlossen, wieder zurück zu dem See zu gehen und dort auf Alucard zu warten. So kam es, dass ich nach einem guten Fußmarsch mich wieder an das Ufer setzte, die Schuhe auszog und meine Füße ins kühle Nass hielt. Dabei glitten meine Gedanken immer wieder zu dieser komischen Frau. War es wirklich nur Zufall gewesen? Oder war ich wirklich aus dem Grund hier, wie sie sagte? Das konnte einfach nicht sein. Woher hätte ich denn sowas wissen sollen? Oder war es so etwas wie ein Instinkt in mir drinnen, der mich hergebracht hatte? Kopfschüttelnd verneinte ich dies selbst und strich mir durch die Haare. Mein Leben war auch noch nicht kompliziert genug. Ich ließ mich auf den Rücken fallen, atmete tief durch und sah nun einfach weiter den Wolken zu, wie sie vorbei glitten. Es mussten bereits Stunden vergangen sein und es war so langweilig nur auf Alucard zu warten. Was brauchte er so lange? Ob ich ihm von dem Treffen mit der Frau berichten sollte? Vielleicht würde er dann einen Zahn zulegen, überlegte ich und wieder lief ein kalter Schauer über meinen Körper. Ich richtete mich auf und sah zur Seite, wo die Blonde mit zwei anderen zusammen stand und zu mir sah. Nun gut, wenn sie unbedingt ärger haben wollte, dann sollte sie diesen eben bekommen. Meine Schuhe ließ ich aus, da ich direkt auf sie zuging und alle Muskeln anspannte. Immerhin hatte ich noch keine Ahnung, was die wirklich waren. Vampire konnten sie nicht sein und Menschen auch nicht. Etwa fünf Meter von ihnen entfernt, blieb ich stehen. „Ich will keinen etwas antun, doch ich werde mich verteidigen!“ Sagte ich mit bedrohlicher Stimme zu ihnen und nahm direkt einen festen Stand ein, um schnelle Angriffe abzuwehren, auch wenn die nicht so aussahen, als würden sie einen versuchen. Doch Vorsicht war besser als Nachsicht. „Wir wollen dir nichts tun. Wir wollen lediglich einen Vertrag einhalten.“ „Vertrag?“ Fragte ich misstrauisch nach und behielt die Spannung in meinen Muskeln weiter aufrecht. „Nicht mit dir. Doch mit deinem Fleisch und Blut.“ Sagte eine andere. Alle drei Frauen waren blond und hatten fast dieselbe Frisur. Sie sahen sich auch ziemlich ähnlich. Ob es Schwestern waren? „Ich hab keine Ahnung, von was ihr redet und es interessiert mich auch nicht! Lasst mich in Ruhe! Ich werde auch bald von hier verschwinden!!“ Zugern wäre ich dies bereits, doch musste ich noch auf jemanden warten, der endlich auch ruhig mal ankommen könnte! „Das können wir nicht. Das ist zu wichtig.“ Sprach die Frau ganz links. Ihre Stimme war ruhig und wirkte einfühlsam, doch ließ ich mich davon nicht einwickeln. „Und wenn schon! Ich sagte doch, es interessiert mich nicht!“ Wiederholte ich mich und begann nun doch damit, mich darauf vorzubereiten, in die Schatten zu flüchten. Würde ich die Zeit bis zu Alucards auftauchen in diesen verbringen, in der Hoffnung, das die Drei keinen Weg dorthinein fanden. „Du verstehst es nicht, Dakaria. Du dürfest nicht einmal am Leben sein. Das ist eine Sünde der Natur.“ „Und doch wurde es dir gestattet, zu existieren. Wir sind niemand, der sich gegen diese auflehnt.“ „Doch werden wir dafür Sorge tragen, dass du nicht aufgenommen werden kannst in ihrer Mitte.“ „....Hä?..Was? Ich verstehe kein Wort von dem, was ihr da faselt.“ Und es wurde mir zu blöd, weswegen ich mein Vorhaben in die Tat umsetzte und in die Schatten mich zurückzog. Die drei Frauen vor mir konnte ich ziemlich gut ausmachen. Ihre Umrisse waren viel heller als jener von Sorin letztens. Hatte das was zu bedeuten? Kopfschüttelnd ging ich von ihnen weg und musste mich dabei aber konzentrieren um weiterhin in dieser Umgebung zu bleiben und dabei aber keinen Fehler zu machen. Nicht das ich wirklich plötzlich auf der anderen Seite der Erde landete. Hoffentlich wenn in einem Teil der Welt, den Alucard bereits kannte. Ich musste über meine eigenen Gedanken grinsen, als ich ein ziehen an mir spürte. Ich drehte mich um. Die Umrisse der drei Frauen wurden heller und zerschnitten regelrecht die Finsternis um mich herum. Was machten die? Ziemlich schnell bekam ich die Antwort, als die Dunkelheit um mich herum geradezu weg gesprengt wurde. Ich wurde dabei einige Meter weit geschleudert und landete tatsächlich im See. Erschrocken tauchte ich auf und hustete, nachdem ich versehentlich Wasser eingeatmete hatte. Was war geschehen? Wie hatten die das gemacht? Ich sah zum Ufer, wo die Drei standen und zu mir sahen. „Was habt ihr für ein Problem?? Verdammt nochmal! Ich will nichts von euch!!“ Schrie ich ihnen zu und war dabei ziemlich angepisst, in den See gelandet zu sein. Immerhin war das Wasser nicht gerade warm. „Wir wollen dir nichts Böses.“ „Ja ne, ist klar! Deswegen handelt ihr gegen meinen Willen!“ Ich schwamm zum Ufer und hievte mich nach oben, als ich dieses erreichte. Meine Sachen klebten an mir und ich wringte meine Haare aus, danach mein Oberteil. „Du bist noch jung und so leicht zu formen.“ „Wir werden dafür sorge tragen, dass dir ein normales Leben beschert wird und dich keiner für sich nutzt.“ „Doch dafür müssen wir dich erneut in deinem eigenen Fleisch festketten.“ Von einer zur anderen sah ich und wedelte anschließend mit der Hand vor meinem Gesicht, um ihnen zu zeigen, dass sie sie nicht alle hatten. „Ihr wisst schon, dass ihr auch normal mit mir reden könnt, oder? Also sagt endlich, was Sache ist!“ Verlangte ich. Denn ich hatte keine Lust deren Geschwafel weiter zu ertragen, und mir irgendwas daraus zu reimen. Eine der Drei trat einen Schritt nach vorne und setzte sowas wie ein sanftes Lächeln auf die Lippen, das mir dennoch einen Schauer über den Körper jagte. „Du bist zu jung für solche Kräfte, Dakaria. Du musst noch viel lernen, um sie richtig zu beherrschen und einzusetzen. In falschen Händen bist du eine Gefahr. Deine Fähigkeiten hätten noch gar nicht aufwachen dürfen. Wir hatten sie verschlossen bis zu dem Zeitpunkt, wo du bereit für sie wärst.“ Sprach sie und so langsam machte es dann doch mal klick bei mir. „Wartet! Ihr hattet mich in einen Menschen verwandelt?“ „Nicht verwandelt! Wir haben deine Fähigkeiten unterbunden. Du warst und wirst immer jenes Wesen sein, welches du bist.“ „Was für mich ein und dasselbe ist.“ Meinte ich nuschelnd und rieb mir über die Stirn. Das wurde mir hier alles zu viel. „Eure Besorgnis ist ja ganz nett...echt. Aber ihr kommt dafür ein paar Monate zu spät. Also nichts für ungut, aber ich habe kein Interesse daran, das ihr irgendwas mit mir macht!“ Die mittlere von ihnen neigte ihren Kopf zur Seite. „Noch wurdest du nicht in ihren Kreis aufgenommen. Es ist noch nicht zu spät.“ „Was für ein beschissener Kreis??? Redet verdammt nochmal endlich normal!!“ Mir platzte regelrecht die Hutschnur, während sie weiterhin die Ruhe selbst blieben. „Von jeder Art gibt es eines, das am machtvollsten ist.“ Sprach die Mittlere der Drei und setzte sich in Bewegung. Sie ging um mich herum gefolgt von der anderen und schließlich zogen die Drei doch tatsächlich Kreise um mich, während sie weiter sprachen. „Sie sind die reinsten ihrer Art. Ihr Blut wurde nicht vermischt.“ „Seit Jahrtausenden leben sie verborgen vor allen anderen.“ „Und doch wollen wenige, die von ihnen Kenntnis haben, in ihre Mitte aufgenommen werden. Sie versuchen, einen hohen Preis zu zahlen.“ „Ihnen zu beweisen, dass sie ihrer würdig sind.“ „Es gelang bisher keinen von ihnen.“ „Doch dich werden sie von sich aus aufnehmen.“ „Du bist das erste Reinblut deiner Art seit mehreren Jahrhunderten.“ „Deine Fähigkeiten übersteigen jene anderer um ein Vielfaches.“ „Durch deine Eltern hast du zudem besondere Gaben mit auf dem Weg bekommen.“ „Die Fähigkeit des Traumwandelns wohnt in dir. Eine Fähigkeit, welche es seit Generationen nicht mehr gegeben hat.“ Ich schüttelte den Kopf und versuchte, alles an Informationen aufzunehmen, was sie von sich gaben. „Mein Vater sollte das auch schon gekonnt haben!“ Warf ich direkt ein. „Ciprian war kein Mensch, wie viele angenommen hatten.“ „Und doch konnte er zu dem anderen Wesen werden, von dem du abstammst.“ Ich bekam Kopfschmerzen von all dem, was die von sich gaben. Warum konnten die denn keinen Klartext reden. Doch dann musste ich mich an etwas von damals erinnern, als mich Juraj einmal mit sich genommen hatte. Erschienen da nicht lauter komische Wesen in einem Kreis aufgestellt und er hatte mit denen auf irgend einer komischen Sprache was gesprochen? Jene Wesen waren es auch gewesen, die auftauchten, als Alucard diesen elenden Drachen fertig gemacht hatte. Was waren ihre Worte gleich noch gewesen? Irgendwas davon, den Kreis zu schließen und dann aber, das ich zu jung dafür sei. „Was war mein Vater denn dann?“ Fragte ich nun und endlich blieben sie stehen, wofür ich dankbar wenn, immerhin hatte mich es auch verrückt gemacht, wie sie ihre Kreise um mich gezogen hatten. „Ein Riyoon nennt man seine Art.“ Ich verzog das Gesicht und sah sie noch fragender an. „Ah ja,,ist klar...das sagt alles.“ Ich schüttelte den Kopf. „Gut, mal angenommen es stimmt, was ihr da schwafelt. Warum sollte es denn so schlimm sein, in deren Mitte aufgenommen zu werden?“ Fragte ich geradewegs heraus und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. „Bist du erst einmal in ihrer Mitte, führt kein Weg hinaus.“ „Sie werden wieder vollzählig sein und erneut die Welt zu ihrem Sinne formen.“ „Das letzte Mal ist Jahrtausende her, dass sie vollständig waren.“ „Und brachte großes Leid mit sich.“ Na toll, dachte ich mir nur. Aber zumindest schien ich hier endlich auch mal ein paar antworten zu bekommen, die ich schon länger suchte. „Okay. Ich verstehe. Aber habe ich da nicht auch noch ein Wort mitzureden? Vielleicht will ich gar nicht bei denen mit machen.“ „Macht verleitet. Zudem haben sie welche unter sich, die bekannt für Manipulationen sind.“ „Wie bereits erwähnt. Du bist jung und leicht zu formen.“ Ich wollte gerade noch etwas Einwänden, als ich innehielt. Ich konnte ihn spüren. Er war in der Nähe. Ebenso schienen auch die Drei es zu bemerken und sahen sich nun gegenseitig an, gingen aufeinander zu und fassten sich an ihre Hände. „Was seit ihr eigentlich?“ Fragte ich nun auch mal. „Wir sind Hexen und dienen der Natur.“ Das hätte mir auch gleich klar sein sollen. Erleichterung durchflutete mich, als ich die bekannte Gestalt vor mir auftauchen sah. Mit dem Rücken stand er zu mir, den Blick auf die drei Frauen gerichtet. „Warum überrascht es mich nicht, dass ich dich nicht alleine lassen kann, ohne das du Schwierigkeiten machst?“ Fragte er grinsend über seine Schulter hinweg. „Ich hab gar nichts gemacht!“ Konterte ich und musste dann aber tief durchatmen. „Dennoch bin ich froh, dass du da bist.“ „Gib mir die Kurzfassung.“ Woher wusste er, dass ich ihm gerade erzählen wollte, was geschah? Ich konnte nur wieder mit den Kopf schütteln und berichtete dann ganz knapp, das die drei Frauen Hexen waren und meine Kräfte wohl einst unterdrückten und dies nun wieder machen wollen. „Wenn ihr an sie ran wollt, solltet ihr erst an mir vorbei.“ Kam es von ihm zu den Frauen und jene sahen Alucard sehr lange an, bevor sie begannen zu sprechen. „Du bist der Grund, aus welchem unser Zauber nicht mehr aufrecht gehalten werden konnte.“ „Deine Verbindung zu ihrer Herkunft ist stark und wird von Erinnerungen geprägt.“ „Dennoch bist auch du nicht in der Lage, sie zu beschützen, wenn die Zeit reif ist.“ „Wer sagt, dass ich sie schützen will? Ich will wissen, wie stark sie sein und ob sie es mit mir aufnehmen kann.“ Gab er grinsend von sich und mir fiel dabei glatt die Kinnlade nach unten. „Mischt euch nicht ein und ich werde euch nicht zu Hundefutter verarbeiten.“ „Deine Entscheidung wirst du bereuen.“ „Noch können wir etwas unternehmen. Wenn sie zu stark wird, ist unser Zauber wirkungslos.“ „Kein Interesse.“ Gab er mit einer wegwerfenden Handbewegung von sich und drehte sich nun endlich zu mir um. „Und selbst, wenn sie es wollte, würde ich es nicht zulassen.“ Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich mit in die Schatten. „Ich hab dich auch vermisst!“ Entgegnete ich und deutete dann hinter ihn. „Sie können die Finsternis durchbrechen und auflösen.“ Warnte ich ihn. „Ich weiß. Ich hatte mit solchen bereits zu tun. Doch werden wir nicht länger hierbleiben und ihnen die Möglichkeit dazu geben.“ Noch bevor ich was fragen konnte, drückte er mich an sich ran und ich musste schlucken, als die Schatten um uns herum sich auch schon bewegten und ich die Augen schloss. Ich wusste, dass er mich irgendwo anders hinbrachte und irgendwie war ich ihm dafür sogar dankbar..oder lag es nur daran, dass er hier war? Kapitel 82: Noch immer hielt ich mich an seinem Mantel fest, auch wenn wir bereits aus den Schatten draußen waren und auf einem Gang standen, der von hellen Lampen erleuchtet wurde. „Du gelangst ziemlich schnell in Schwierigkeiten. Dagegen solltest du etwas unternehmen.“ Meinte Alucard lächelnd und sofort ließ ich von ihm ab. „Als wenn ich das freiwillig machen würde! Ich wollte nicht nach Amerika!..Zumindest nicht so.“ Gab ich kleinlaut von mir und strich mir anschließend über die Stirn. „Wo sind wir hier überhaupt?“ Fragte ich dann aber mal und drehte mich in dem Gang um. Der Boden war mit einem rötlichen Teppich ausgestattet und die Wände waren holzverkleidet. Es gingen mehrere Türen von dem Gang ab und am Ende dessen sah man eine größere, doppelte Holztür. „In Washington, in einem Hotel.“ „In einem Hotel?? Was machen wir hier? Können wir nicht zurück nach England?“ Fragte ich und erinnerte mich dann ja dran, dass er sagte, er könne so weit nicht durch die Schatten reisen. Doch irgendwie bezweifelte ich das noch immer bei ihm. Ob es einen anderen Grund hatte? „Was ist mit Sorin? Ist er auch hier?“ „Er ist dortgeblieben und wartet auf deine Rückkehr.“ „Du hast ihn alleine zurückgelassen? Alucard.“ Ich konnte das nicht glauben. Der arme Sorin. „Du machst dir zu viele Gedanken um den Köter. Beginne dir mehr um dich selbst Gedanken zu machen.“ Mit den Wörtern stieß er seine Hand gegen meine Schulter und drängte mich somit, vorwärts zu gehen, bis ich vor der Tür, mit der Zimmernummer 1603 stand. „Und jetzt?“ Denn ich hatte keinen Schlüssel und die Tür aufbrechen sollte ich bestimmt nicht. Ich sah neben mich, als er doch tatsächlich sowas wie eine Schlüsselkarte gegen das Schloss hielt und die Tür aufging. Sofort ging ich weiter, blieb aber wie angewurzelt im Eingangsbereich des Zimmers stehen. „Kein Kellergewölbe!“ Das musste ich einfach sagen und ging dann langsam weiter. Das Hotelzimmer war groß. Vielleicht an die 10 Meter breit und fast genau so lang. Es gab in diesem noch einen weiteren Raum und als ich hineinsah, erkannte ich ein separates Schlafzimmer mit angrenzendem Bad, wo ich sofort begann zu jubeln. Die Badewanne war der Traum. Etwas in den Boden eingelassen und so groß, das ich dort locker vier mal reinpassen könnte. Es hielt mich nichts mehr und ich griff nach einem der Badezusätze. Lavendelduft stand drauf und ich kippte den Inhalt der halben Flasche hinein, stellte danach das Wasser ein. Es begann sofort zu dampfen, da ich es auf heiß eingestellt hatte. Ich war gerade dabei, mir dieses Oberteil auszuziehen, als ich mir doch noch bewusst wurde, wer sich ebenso hier im Raum aufhielt und mich zu dem Schwarzhaarigen drehte. „Willst du mit rein?“ Was ich lediglich sarkastisch fragte und gleich etwas hinterher sagen wollte, doch begann ich zu schlucken und ging rückwärts, bis ich mit dem Rücken an der Wand stand. „Das war nicht ernst gemeint!“ Schrie ich zu ihm, als er doch tatsächlich seinen Mantel über die Schultern streifte und danach den Knoten des roten Stoffes an seinem Hals löste. Er öffnete die Fliege und die Bänder des Stoffes hingen hinunter, als er die ersten Knöpfe des Hemdes öffnete. Ich musste hier schleunigst raus, doch stand er genau bei der Badtür. „Alucard! Das war wirklich nicht ernst gemeint. Verschwinde!!“ Schrie ich ihn an, doch hatte er nur ein Grinsen auf den Lippen. Nach dem dritten Knopf seines Hemdes, ließ er davon aber ab, doch nur um sich seiner Weste zu widmen, die zu seinem Mantel nach unten auf den Boden fiel. „Ob ernst gemeint oder nicht. Ich habe schon lange kein heißes Bad mehr genommen. Bereits ganz vergessen, welchen Sinn dies hat. Warum die Gelegenheit nicht ergreifen und es wieder herausfinden?“ „Dann doch aber nicht jetzt! Oder lass mich wenigstens draußen warten.“ Er neigte den Kopf etwas zur Seite, als er das Aufknöpfen seines Hemdes fortführte. „Ich werde dich nicht aufhalten, wenn du raus gehst.“ Kam es von ihm und doch blieb ich dort stehen und sah zu, wie der weiße Stoff seinen Weg zum Boden fand. Ich brachte es nur mit äußerster Mühe zu stande, meine Augen wieder nach oben zu bewegen, um ihm nicht noch länger auf die nackte Brust zu starren. Die Reiterstiefel folgten gleich daraufhin und als er nun doch sich an seiner Hose zu schaffen machte, schaffte ich es, mich aus meiner Trance zu lösen und stieß mich von der Wand ab. Er ging dabei einen Schritt zur Seite und sah mich nicht an, als er grinsend zum Wasser ging und dabei die Hose über seine Hüfte abstreifen ließ. Bevor ich zu viel sah, war ich zum Glück bereits wieder im Schlafzimmer und zog die Tür hinter mir zu. Mit dem Rücken lehnte ich mich dagegen. Was dachte er sich nur dabei? Obwohl. Irgendwie war ich mir auch sicher, dass er mich einfach nur ärgern wollte und zu gerne mit mir spielte. Seufzend ging ich zum Bett und ließ mich auf dieses Fallen. Ein kurzes Wimmern entkam mir, als ich die Beine zusammenpresste, um dieses ziehende Gefühl loszuwerden. Es musste bestimmt schon eine gute halbe Stunde vergangen sein. Ich hatte mich Bauchlinks aufs Bett gelegt, die Beine nach oben angewinkelt und die Fußknöchel überkreuzt. Etwas wippte ich mit den Beinen und hatte die Arme verschränkt auf der Bettdecke liegen, darauf mein Kinn. Es war eigenartig, doch versuchte ich, mir die ganze Zeit vorzustellen, wie er wohl gerade dort in der Wanne lag. Ich biss mir dabei kurz auf die Lippe, als meine Gedanken erneut dahin schweiften. Ob ich doch mal nachsehen sollte? Nur um mich zu vergewissern, dass es ihm gut ging? Was, wenn ich es zu heiß eingestellt hatte und er einen Kreislaufkollaps bekam? Konnte er sowas überhaupt bekommen? Ich beantwortete mit die Frage direkt mit nein und sah ihn erneut vor meinem geistigen Augen. Stöhnend drückte ich mein Gesicht in die Bettdecke. Was war nur los mit mir? War sowas denn normal? Anstelle mir darüber den Kopf zu zerbrechen, wie das Wasser ihn umspielte, sollte ich lieber mir Gedanken über das machen, was diese drei Hexen von sich gegeben hatten. Immerhin waren die anscheinend dafür verantwortlich gewesen, dass ich als Mensch aufgewachsen bin. Sie hatten meine Kräfte unterdrückt und wollten es erneut tun, aufgrund eines Versprechens meiner Mutter gegenüber. Wenn ich sie richtig verstanden habe. Oder hatte mein Vater es mit ihnen abgemacht. Wie lief sowas eigentlich ab? Immerhin lebten beide nicht mehr. Daher mussten die sich doch überhaupt nicht mal mehr an diesen Vertrag oder das Versprechen halten. Ich drehte mich auf den Rüken, die Beine und Arme ausgestreckt, sah hoch zur Decke. Und dann das mit diesen Kreis. Ich hatte zwar nun erfahren, was diese komischen Individuen von mir wollten. Aber noch lange nicht, was es genau für Auswirkungen auf mich hatte. Ich konnte zu denen doch auch einfach nein sagen und dann hatte sich die Sache erledigt. Denn ich wollte mit denen nichts zu tun haben. Ich wollte einfach nur mein Leben leben. Seufzend rieb ich mir über die Augen. Mein Leben. Was für ein Leben war das nur? Ich wollte gerade mal nach langer Zeit wieder an meine Eltern, an die menschlichen denken, als es an der Tür klopfte. Da diese so weit weg war, vernahm ich es entsprechend leise und rollte vom Bett herunter, ging zur Tür. Es gab keinen Türspionen, was ich schade fand. Doch andererseits, wer könnte schon wissen, dass ich hier war? Oder betraf das Klopfen Alucard? Sollte ich aufmachen, oder nicht? Da derjenige auf der anderen Seite trotz meiner langen Überlegungszeit nicht aufhörte, öffnete ich nun einfach die Tür und spannte mal wieder alle Muskeln an, nur für den Fall der Fälle. Überrascht sah ich aber nur Sera vor mir, die mitten in der Klopfbewegung innehielt und ihre Gesichtszüge zu entgleisen schienen. „K...Kathrin, du hier?“ Fragte sie komplett verwundert. „Ja. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.“ Gab ich von mir, da sie mich noch immer fassungslos ansah und ich nicht ganz verstand, wieso eigentlich. Immerhin verstanden wir uns doch ziemlich gut, hatte ich angenommen. Also was hatte sie dann für ein Problem? „Fräulein Polizistin. Was führt dich her?“ Als ich seine Stimme hörte, drehte ich mich direkt um und trat dabei etwas zur Seite. Schließlich hatte er sie angesprochen. Mir fiel fast die Kinnlade nach unten und ich musste mich an der Türklinke festhalten. Nur mit einem großen, dunkelgrauen Handtuch um der Hüfte stand er dort und strich sich durch die feuchten Haare. „Meister...ich...ich meine...“ Als ich es endlich schaffte, meinen Blick von ihm zu lösen, sah ich zu Sera, welche immerwieder zwischen ihm und mir hin und her sah. Es dauerte etwas, bis es bei mir klick machte und ich sofort die Hände hob. „Egal was du gerade denkst! Es ist nicht so, wie es aussieht!! Er hat sich einfach ausgezogen und ist ins Badewasser gegangen!!....Als ich noch draußen war!...Ich war gar nicht im Bad dabei!“ Ich war sowas von am Ende und wusste überhaupt nicht, wohin mit mir. „Kathrin. Ich bezweifle, dass es dies ist, aus welchem Grund sie hier ist.“ Wieder drehte ich mich zu ihm um, wobei er zu uns gekommen war und ich den Kopf etwas heben musste, um ihm in seine Augen zu sehen und nur alleine dort sollte ich auch hinsehen! Nirgendwo anders hin! Erst recht nicht auf die Brust und die Muskeln die sich nach unten zogen und dieser verdammt gut geformte und definierte Bauch und...War mein Blick wirklich nach unten gerutscht?? Schnell drehte ich mich von ihm weg mit einem keuchen. Auch das noch. „Fräulein Polizistin. Ich warte auf eine Antwort.“ Anscheinend war ich nicht die einzige, bei welcher das Gehirn gerade verrückt spielte. Alucard griff nach der Tür und hielt diese fest, wobei er mir den Weg aber nun nach draußen versperrte und ich über seinen Arm hinweg zu Sera sehen musste. „Ich...ich...ich wollte nicht stören, Meister. Entschuldigt.“ Sie ging einen Schritt zurück und sah nochmal kurz zu mir, danach aber wieder zurück zu Alucard. „Ich dachte nur...wir wollten in der Stadt doch.. nach diesen künstlichen Vampiren suchen..und ich dachte...ihr kommt mir, Meister...“ „Künstliche Vampire?“ Jetzt wurde ich neugierig und konnte den Blick von Alucards Arm abwenden, um Sera anzusehen. „Es gibt künstliche Vampire? Wie das?“ „Sie scheinen mit einem Chip ausgestattet zu sein, der sie dazu macht. Wir wissen noch nicht viel. Aber scheinbar gibt es auch hier welche von denen. Vielleicht führen die uns zu dem Hersteller von den Chips.“ Und warum hörte ich davon heute zum ersten Mal? Fragend sah ich zu Alucard. „Geh dich umsehen. Wenn etwas sein sollte, gib mir Bescheid. Bis dahin störe uns nicht erneut, Fräulein Polizistin..und das meine ich ernst.“ Das anfängliche Lächeln auf seinen Lippen erstarb bei dem letzten Teil des Satzes und ich sah mehr als verwirrt zu ihm, als er die Tür vor Seras Nase schloss. Warum war er auf einmal so ernst? Und warum verdammt nochmal ließ das meine Knie weich werden?? Erst als ich merkte, dass wir beide ziemlich nahe beieinander standen, wobei er nicht mehr, als das Handtuch um seine Hüfte trug, wich ich sofort einige Schritte zurück. Er kam mir hinterher und sein Gang glich dem einer Raubkatze. Was hatte er vor? Was geschah hier gerade? Erneut fand ich mich mit dem Rücken gegen die Wand wieder und musste schlucken, als er mir so nahe war. Er streckte die Hand aus und strich mit dem Fingerknöchel über eine Stelle meines Kiefers. Danach sah er mich wieder grinsend an und hob seine Hand etwas höher. „Du solltest nun baden gehen. Außer du bevorzugst es, mit Dreck im Gesicht umher zu laufen.“ Seine Worte musste ich erst einmal verarbeiten, bis es mir klar wurde und ich auf seinen Fingerknöchel sah. An diesem war eine kleine Spur von Dreck. Ich war zwar in den See geschleudert wurden, doch hatte der nicht alle Spuren von mir runter bekommen gehabt, welche ich durch das vorherige Training mit ihm erhalten hatte. „Oh...du hast recht...ich sollte.. Baden gehen... Und du dir was anziehen.“ Gab ich noch schnell von mir und duckte mich unter seinen Arm weg, den er ausgestreckt hatte und mit der Handfläche sich gegen die Wand abstützte. Den Drang, mich zu ihm umzudrehen überwand ich und schloss etwas lauter als beabsichtigt die Badtür hinter mir. Ich konnte das Blut durch meine Adern rauschen hören und mein Herz fühlte sich an, wie ein Presslufthammer. Ich hoffte nur, dass er nichts davon mitbekommen hatte. Denn für weiteren Spot von ihm wollte ich nicht herhalten. Einige Minuten ließ ich verstreichen, um mich zu akklimatisieren und stieß mich von der Tür ab. Seine Sachen lagen noch auf den Boden. Hätte er sie nicht besser mit raus nehmen müssen? Oder aber er hatte draußen irgendwo Neue. Hatte er das Wasser neu eingelassen? Der Schaum bedeckte die ganze Oberfläche und irgendwie war ich mir sicher, dass es dies nicht getan hätte, wenn er es nicht neu einlaufen gelassen hätte. Überrascht sah ich es mir an und inhalierte dann aber den schönen Lavendelduft. Was dies auch immer für ein Schaumbad war, ich mochte es jetzt schon und streifte mir endlich diese Klamotten vom Leib. Zu erst hielt ich meine Zehenspitzen ins Wasser. Es war fast schon zu heiß und doch freute ich mich darauf. Vorsichtig stieg ich hinein und jauchzte vor Glück. Es gab nichts Schöneres auf der Welt, als ein heißes Bad nach all dem, was geschah, sagte ich zu mir selber und war bereits bis zu den Knien im Wasser, als die Badtür aufging. Mein Kopf drehte sich zur Seite und ich sah Alucard dabei zu, wie er einfach so hinein kam und seine Sachen vom Boden griff. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihm dabei zu, bis ich mich aus meiner Starre löste. „ALUCARD!!! Verdammt nochmal!!! Was soll das????“ Schrie ich ihn an und rutschte den Beckenrand hinunter ins Wasser. Dabei verschränkte ich die Arme vor meinen Brüsten, auch wenn es mittlerweile schon zu spät war und er mal wieder alles gesehen hatte. Warum nur kannte der Mistkerl keine Privatsphäre? Ich war kurz untergetaucht und kam wieder hoch, wobei mir das Schaumwasser übers Gesicht lief. Da ich es durch pusten nicht weg bekam, musste ich die Hände nehmen und sah erbost zu ihm hin. Denn er machte noch keinerlei Anstalten zu verschwinden. „Ich muss gestehen, der Anblick gefällt mir tatsächlich. Genau wie beim letzten Mal.“ Wieder dieses schalkhafte Grinsen auf seinen Lippen, dass er auch damals in der Villa drauf hatte, als er mich in der Wanne überrascht hatte. Nur damals konnte ich nicht so weit untertauchen wie jetzt gerade. „Verschwinde!!!“ Schrie ich ihm entgegen, doch trat er stattdessen einen Schritt auf mich zu. „Oder was?“ Fragte er das ernsthaft? Doch was sollte ich darauf erwidern? Mir fiel nichts ein und selbst jetzt fühlte ich mich wieder in die Ecke gedrängt. Ich hatte mich zum Ende der Wanne begeben und spürte den Beckenrand am Rücken. „Vielleicht sollte ich dir Gesellschaft leisten.“ Und er griff nach dem Tuch um seine Hüfte. „Untersteh dich!!! Verdammt nochmal, Alucard!! Verschwinde!!!“ Ich hätte beinahe angefangen zu weinen, so peinlich war mir diese ganze Situation. Vor allem aber auch deswegen, weil ich mir insgeheim wünschte, er würde es einfach machen. Den Stoff fallen lassen und zu mir kommen. Wieder begann es zwischen meinen Beinen zu kribbeln, als ich nur daran dachte und hoffte, die Röte in meinem Gesicht war der Hitze des Wassers zuzuschreiben. Als er begann zu lachen, sah ich fragend zu ihm. „Genieße es Kathrin. Vielleicht werde ich dir deinen Wunsch beim nächsten Mal erfüllen.“ „Wunsch? Ich hatte keinen Wunsch geäußert!!“ Schrie ich ihm nach, als er mit seinen Sachen auf dem Arm aus dem Bad ging. „Dein Körper tat dies.“ Hörte ich ihn noch sagen und die Tür schloss sich wieder. Ich rutschte bis zur Nase ins Wasser und wäre so gerne in diesem Moment gestorben. Kapitel 54: Kapitel 83-84 ------------------------- Kapitel 83: Etwa eine Stunde genehmigte ich mir in dem Wasser und ließ ab und an heißes nachlaufen. Dann aber stieg ich raus und überlegte. Ob er ein paar meiner Sachen mit hierher gebracht hatte? Hoffen konnte ich zumindest und griff nach einem der großen Handtücher. Als ich es um mich legte, konnte ich gar nicht glauben, wie flauschig und weich dies war. Danach aber öffnete ich die Tür zum Schlafzimmer und steckte den Kopf raus. „Alucard?“ Keine Antwort. War er etwa nicht mehr in dem Hotelzimmer? Wenn nicht, könnte er mit Sera nun doch unterwegs sein? Verwirrt verließ ich das Bad und öffnete einfach einige der Kleiderschränke. Immerhin so etwas wie einen Koffer konnte ich nirgends ausmachen. Doch leider war in den Schränken nichts zu finden. Nicht mal Sachen von ihm. Blieb mir also nichts anderes übrig, als die anderen Klamotten wieder anzuziehen? Seufzend ging ich zurück ins Bad und streifte mir diese über. Anschließend fand ich mich im Wohnzimmer, oder als was man das auch immer titulierte, wieder. Auch hier von ihm nichts zu sehen. Murrend ließ ich mich auf die Couch fallen, mit Blickrichtung zu den großen Fenstern, wo man auf die Stadt sehen konnte. Das Zimmer war ziemlich weit oben und bis auf einige Wolkenkratzer, waren die anderen Häuser um einiges kleiner. Ob ich mir die Stadt ansehen gehen konnte? Was sprach überhaupt dagegen? Es war keiner hier, der mich daran hätte hindern können und wieder seufzte ich. Vor allem, als sich mein Magen, bzw. der Durst bemerkbar machte. Ob es in dem kleinen Minikühlschrank was gab? Sofort öffnete ich den und schloss ihn gleich daraufhin auch wieder. Nur Wasser und alkoholische Getränke. Jetzt war ich schon volljährig und konnte mich noch immer nicht betrinken. Nur hatte es jetzt einen anderen Grund. Obwohl, hier in Amerika gab es eine andere Altersbegrenzung, wenn ich mich recht entsann. War es dann überhaupt legal, in einem Hotelzimmer so offen diese alkoholischen Getränke zu lagern? Und warum machte ich mir darüber Gedanken? Ach ja, weil mir langweilig wurde. Draußen war es bereits Nacht und man sah hauptsächlich die Lichter der Stadt und der Autos. Eine Menge Fahrzeuge, die unterwegs waren. Bald schon begann ich durch das Zimmer zu tigern. Ich hätte auch den riesen Fernseher anmachen können, aber wozu? Irgendwie reizte mich das gar nicht mehr, so wie früher. Und bis auf eine Bibel, die im Schubfach, des Schreibtisches in der Ecke lag, gab es hier keine weiteren Bücher. Ob ich mal die Bibel richtig mir durchlesen sollte? Als wenn da etwas für mich Interessantes drinnen stehen würde. Ich musste grinsen und doch fasste ich mir dann an den Hals. Die silberne Kette mit dem Kreuz trug ich noch immer. War es einst ein Geschenk meiner Grandma zur Konfirmation gewesen. Fast zwei Jahre hatte ich nun schon nicht mehr mit ihnen gesprochen, oder Kontakt gehabt. Ob sie sich überhaupt noch an mich erinnerten? Nachdenklich stand ich an einem der Fenster und sah auf die Stadt hinunter. Sie würden mich doch nicht einfach so vergessen, oder? Immerhin war ich sechzehn Jahre lang bei ihnen gewesen. Ich wünschte mir so sehr, sie wieder zu sehen und von meiner Mutter, meiner menschlichen, in die Arme geschlossen zu werden. War das denn so verwerflich? Als ein paar Tauben von einem der Hausdächer flogen, zerrten mich diese aus meinen Gedanken und ich schüttelte jene weg. „Alucard? Wo bist du?“ Versuchte ich es jetzt einfach mal, und über meine Gedanken mit ihm zu sprechen, wie es schon etliche andere Male zuvor funktioniert hatte. Dabei sah ich den Fahrzeugen zu, wie sie die mehrspurige Straße entlang fuhren. „Hast du Sehnsucht nach mir?“ Auf diese Frage konnte ich nur mit den Augen rollen. „Als wenn! Mir ist langweilig.“ „Dann beschäftige dich. Geh deine Fehler bei den letzten Trainingsrunden durch, um sie beim nächsten Mal zu vermeiden.“ Und erneut kam es mir so vor, als wenn ich sein Grinsen bei dem gedachten mit wahrnehmen konnte. Genau aus diesem Grund ging ich zur Tür, immerhin lag dort der Zimmerschlüssel auf der Kommode. Ich ging mal davon aus, er benutzte gerade wieder ungern die Türen. Doch kam mir dies gelegen. „Kathrin, was hast du vor?“ Doch antworten tat ich ihm nicht und schloss ihn sogar aus meinen Gedanken aus. Die Konversation war für mich beendet. Es war nicht nur der Trotz, der mich dazu brachte, das Hotel zu verlassen, sondern ebenso der beginnende Durst. Die Eingangshalle war erstaunlich. Vor allem die hohe Decke und der Stuck an dieser. Es war sowas von klar, dass dies hier ein Luxushotel sein musste. Etwas unsicher lächelte ich dem Pförtner zu, als er mir die Tür nach draußen öffnete und stand dann schon auf der Straße, wo ich jedoch beinahe umgerannt wurde. Es waren so viele Menschen unterwegs. Selbst in London waren nie so viele umhergerannt. Lag es nur an der Gegend, oder war dies in ganz Washington so? Ich hoffte wirklich auf die Gegend, merkte mir schnell den Namen des Hotels, welcher zum Glück auch auf der Schlüsselkarte stand und folgte dann einfach der Masse. Ich kam mir so klein vor und hatte wirklich so etwas wie Angst, regelrecht Panik, gleich überrannt zu werden. Es war erstaunlich und zugleich gefiel es mir. Endlich etwas Normales, dachte ich zumindest. Doch nach einigen hundert Metern hielt ich es dann doch nicht mehr zwischen all den Massen aus und musste in eine etwas abgelegenere Seitenstraße ausweichen. Dort holte ich tief Luft und lehnte mich mit dem Rücken gegen eine der Häuserwände. Eigentlich wollte ich mich nur ausruhen, doch während ich dies tat, kam mir ein Geruch entgegen, der mir sofort das Wasser im Munde zusammen laufen ließ. Irritiert blickte ich zur Seite und folgte diesem. Die Menschen, welche meinen Weg kreuzten, konnten den Geruch nicht wahrnehmen, was mir klar war. Ich bog in eine Art Gasse ab. Sie war eng und würde der Geruch des Blutes nicht für mich so dominant sein, hätte ich wohl Gerüche von verfaultem Essen und irgendwelcher Ausscheidungen in der Nase gehabt. Endlich kam ich bei der Quelle ein. Eine Frau, vielleicht Mitte dreißig lag auf dem Boden. Ihre Kleidung durcheinander und neben ihr die Tasche, dessen Inhalt achtlos auf dem Boden verteilt lag. Ihr Blut verteilte sich bereits auf den Boden, aufgrund der klaffenden Wunde an ihrer Kehle. Auf der einen Seite bedauerte ich, dass sie bereits tot war, immerhin hatte ich alleine durch den Geruch und Anblick einen ziemlichen Durst. Andererseits tat sie mir aber auch leid. Ich wäre weitergegangen, wenn mir nicht plötzlich jemand von hinten ein Messer an die Kehle gehalten hätte und ich musste dabei grinsen. Zu sehr war ich von dem Blut auf dem Boden abgelenkt gewesen. „Da ist wohl jemand zur falschen Zeit, am falschen Ort. Pech für dich, Süße.“ „Jetzt müssen wir dich auch abschlachten.“ Es waren nur zwei Kerle und beide wirkten wie Penner, wenn sie es denn nicht auch wahren. Während der andere noch immer die Klinge an meinem Hals hielt, ging der andere um mich herum. „Wir könnten die sicher auch für ein schönes Sümmchen an Diego bringen.“ „Bis dahin würde sie uns alles zusammen schreien. Vergiss es. Ich leg sie um und wir verschwinden.“ Warum nur musste ich mir dieses Gelabere anhören? Jetzt legte sich doch tatsächlich ein Grinsen auf meine Lippen und ich lehnte mich einfach nach vorne, der Klinge entgegen. „Scheiße!!! Was soll das??“ Schrie der eine vollkommen aufgelöst und zog die Klinge dabei weg, wodurch sie mir durch die Halsschlagader schnitt. „Die hat sie doch nicht mehr alle!!“ „Lass uns von hier verschwinden!“ Doch so leicht wollte ich es ihnen dann doch nicht machen. Immerhin hatte ich einen mordsmäßigen Durst und sie kamen beide wie gerufen. Noch ehe sie am Ende der Gasse ankamen, schnitt ich ihnen den Weg ab und hielt dabei die Hand auf meine Verletzung. Das Blut floss meinen Fingern entlang, während ich mir über die Lippen leckte. „Verdammt...was ist die?“ „Ne verfluchte Bitch!“ War ich verflucht? Vielleicht konnte man mein Leben wirklich so nennen. „Hey.... hör zu...das war doch alles nur Spaß...“ „Jo. Du hast dir das selbst angetan...“ Sie schlotterten vor Angst und rannten sofort in die andere Richtung, in der Hoffnung, lebend aus dieser kleinen Gasse zu kommen. Kurz ließ ich sie in dieser Hoffnung, bis sie das Ende fast erreicht hatten und abermals vor ihnen auftauchte. In diesen Momenten liebte ich es, durch die Schatten zu springen und mich schneller als sie bewegen zu können. Der Schnitt war bereits dabei, sich zu schließen, und genüsslich leckte ich mein eigenes Blut von den Fingern. „Spaß also? Ihr habt ja keine Ahnung, wie gerne ich Spiele.“ Gab ich lächelnd von mir und verstand zum ersten Mal, warum Alucard mich anscheinend so gerne neckte. Es machte wirklich Spaß. Jetzt hielt der eine doch tatsächlich das Messer in meine Richtung, obwohl es ihnen bereits klar sein müsste, dass mir sowas nichts anhaben konnte. Der andere sah sich panisch um und griff den Deckel einer blechernen Mülltonne. „Verzieh dich! Wir machen sonst ernst!!“ Drohten die mir wirklich? Erneut? „Und was, wenn wir ernst machen?“ Fragend zog ich meine Augenbraue nach oben und neigte mich etwas zur Seite, um an den beiden vorbei zu sehen. Hinter ihnen erschien zwei andere Kerle. Beide in etwa einen Kopf größer als ich. Der eine, kurze dunkelblonde Haare und der andere eher Schwarze. Von der Gesichtsform her hätten es Brüder sein können. Sie trugen einfache Klamotten. Jeans und Sweatshirts. Nichts Besonderes. „Was? Wo kommt ihr denn her?“ Die gleiche Frage hatte ich auch gehabt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht waren wir schon die ganze Zeit da. Könnte doch sein.“ Mit Sicherheit nicht. Ansonsten hätte ich sie schon vorher bemerkt gehabt. Doch irgendwas kam mir an denen spanisch vor und als sie näher kamen, wusste ich auch, was es war. Ich musste etwas glucksen. Da suchten Sera und Alucard nach irgendwelchen künstlichen Vampiren und ich war mir gerade ziemlich sicher, zwei von denen hier vor mir zu haben. War das jetzt Zufall? „Ihr beide stört mich hier beim Abendessen!“ Schrie ich daher einfach mal nach hinten und war gespannt, was zurückkam. Die Reaktion der beiden Menschen beachtete ich dabei nicht mal mehr. „Wir wollten keineswegs stören.“ „Nur gegebenenfalls etwas Gesellschaft leisten.“ Sprachen sie und ich konnte es nicht lassen, die Barriere in meinen Gedanken wieder für einen gewissen Blutsauger zu öffnen. „Und was, wenn ich keine Gesellschaft mag?“ „Das wäre wirklich schade. Zwei von denen sind doch viel zu viel für dich alleine, nicht wahr?“ Jetzt kamen sie auf dieser Spur. Gerade als ich etwas erwidern wollte, konnte ich ihn in meinen Gedanken vernehmen. Ich sollte sie hinhalten? Na wenn es weiter nichts war. „Vielleicht habt ihr recht. Einer würde mir in der Tat vollkommen reichen. Na von mir aus. Bedient euch an einen von denen.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung sah ich zu dem Kerl, welcher mir das Messer an die Kehle gehalten hatte, als die anderen beiden sich bereits über dessen Kumpel hermachten. Nackte Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben und zugern wäre ich über den hergefallen, doch ich riss mich noch zusammen. Ich hatte keine Ahnung, ob mir die anderen beiden Typen gefährlich werden konnten und wollte in deren Gegenwart nicht meine Vernunft verlieren. „Etwa doch keinen Hunger?“ Fragte der dunkelblonde und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. „Irgendwie ist mir gerade der Appetit vergangen. Ich weiß auch nicht warum.“ Daher zeigte ich auf den anderen Menschen, als wenn ich ihn für die freigeben würde. Doch kam es dazu nicht mehr. Denn ehe sie sich um den kümmern konnte, tauchte bereits Alucard auf und blieb vor dessen weiteren Opfer grinsend stehen. Das war meine Chance, an mein Abendessen zu kommen und ehe er oder jemand anderer noch was tun konnte, stand ich bereits hinter den Typen und labte mich regelrecht an ihn. „Wenn du solch einen Durst hattest, hättest du es mir sagen können. Ich hätte dir was ins Zimmer gebracht.“ Gab er belustigend von sich, worauf ich aber nicht einging und mich einfach nur satt trank. „Du bist keiner von uns!“ „Und die dann wohl auch nicht?“ Stellten die beiden Schlauberger fest und ich richtete mich langsam wieder auf. Das tat so gut, gesättigt zu sein. „Ich hatte mich wirklich gefragt, wie ihr Kopien von unserer Art wohl sein könntet. Selbst meine Vorstellungen waren bei weitem mehr wert, als ihr es in Wirklichkeit seid.“ Das schien gewaltig an dem Stolz der beiden gekratzt zu haben. „Für wen hältst du dich eigentlich? Wir sind bei weitem besser, als es einer, wie du jemals sein könnte!“ „Dann beweist es.“ Warum tat er das? Wieso machte er sie nicht einfach fertig, sondern provozierte sie erst und ließ sich dann von denen angreifen? Ich verstand das nicht und nahm mich lieber schnell aus der Schusslinie, weswegen ich auf eine der Feuertreppen sprang und von dort aus runter sah. Kapitel 84: Das Spektakel dauerte nicht sonderlich lange. Kurz dachten die beiden künstlichen Vampire, sie hätten die Oberhand und prahlten damit sogar. Doch es war mir klar, dass Alucard bisher nicht mal annähernd richtig los gelegt hatte. Als die beiden es auch endlich bemerkten, war es für sie zu spät und sie waren, wie er es bezeichnete, nur noch Hundefutter. Ich sprang von der Feuerleiter wieder hinunter. „Ähm..hättest du sie nicht vielleicht am leben lassen sollen?..Ich meine ja nur. Immerhin wolltet ihr doch mehr über sie erfahren, oder?“ Er hatte sich zu mir umgedreht und richtete sich gerade die Brille, welche ein wenig hinuntergerutscht war. „Als wenn ich solche Individuen am Leben lassen würde. Dass was wir benötigen, werden wir auch so erfahren.“ Na ob er sich da so sicher war? Ich zumindest bezweifelte es ein wenig. Doch noch bevor ich weiter Fragen konnte, fand ich mich mal wieder mit dem Rücken gegen eine Wand wieder. „Kathrin. Warum kannst du nicht auf mich hören? Warum ziehst du solche Situationen immer wieder an?“ „Wenn ich das wüsste, dann hätte ich bereits längst was dagegen unternommen. Vielleicht bin ich ja verflucht?“ Fragte ich mal so mit einem schiefen Lächeln und hielt die Luft an, als er mir noch näher kam. „Hey! Sie da! Hände hoch und keine Bewegung!!“ Kam es plötzlich von jemanden und ich sah schnell in dessen Richtung. Zwei Polizisten kamen mit gezogenen Waffen auf uns zu und mein Blick ging dabei zu den beiden Pennern, die genau so tot auf dem Boden lagen, wie auch die arme Frau. „Was jetzt?“ Fragte ich und fand mich in seinen Armen, in der Schattenwelt wieder. Mein Blick huschte umher und ich musste seufzen. „Sie werden denken, dass sie sich nur was eingebildet haben. Wie es die Menschen immer tun. Nun solltest du zurückkehren.“ „Alleine?“ Sein Grinsen breitete sich aus. „Wenn ich dich begleiten soll, dann sag es ruhig.“ „Nein! So meinte ich das nicht. Ich meine nur, dass du doch innerhalb von Sekunden mich ins Hotelzimmer zurückbringen könntest.“ „Du beherrscht die Fähigkeit noch immer nicht? Trotz deines letzten Ausfluges in diese amerikanische Stadt?“ Nun biss ich mir kurz auf die Innenseite meiner Wange. „Ich glaube, das war eher sowas wie ein versehen.“ „Selbst dann solltest du es beherrschen können. Übe es.“ „Was?“ Doch zu mehr kam ich nicht, denn schon fand ich mich auf der Straße wieder. Nur nicht an dem Ort, wo wir zuvor waren, sondern komplett wo anders. Ich drehte mich um die eigene Achse und verfluchte Alucard im nächsten Moment. Er hatte mich jetzt nicht tatsächlich irgendwo in Washington ausgesetzt, oder etwa doch? Was fiel ihm überhaupt ein?? Wieso tat er das? Ich hätte ihn den Arsch aufreißen können! „Alucard! Das kannst du nicht machen!“ Schrie ich ihn in meinen Gedanken zu und kochte geradezu vor Wut. „Warum nicht? Du musst dir keine Sorgen machen. Ich behalte dich diesmal im Auge. Dennoch will ich, dass du diese Fähigkeit endlich beherrschst. Sie wird uns einiges erleichtern.“ Mit zusammengeballten Fäusten stand ich da und ließ die Menschen an mir vorbei ziehen, welche die Straße entlang gingen. Doch dann überwand ich mich und glitt von selbst in die Dunkelheit. Ein wenig hatte ich schon sorge, dass mich wieder was zu diesen drei Hexen befördern konnte. Doch hoffte ich mal, dass Alucard sein Wort hielt und mich im Auge behielt. Ganz leichte Vibrationen konnte ich wahrnehmen, die wahrscheinlich dadurch entstanden, dass die Menschen nicht mehr um mich herumgingen und es erschauerte mich, dies zu wissen. War das nun eine andere Welt? Eine Parallelwelt? Ich hatte es noch immer nicht herausgefunden und drehte mich um die eigene Achse. Aus einiger Entfernung konnte ich eine mehr als deutliche Präsenz wahrnehmen. Ich war mir ziemlich sicher, dass diese zu Alucard gehörte. Gerade wollte ich mich auf den Weg zu ihm machen, als mir aus dem Augenwinkel mehrere andere auffielen und ich dort hinblickte. Es war eigenartig. Sie schwankten. Sie blieben nicht konstant wie die von anderen, sondern veränderten sich ständig. Mal waren sie ausgeprägt, und dann wieder kaum wahrzunehmen. Die Schatten schlängelten sich meinen Körper entlang, da ich zulang an einem Ort verweilte. Ich ließ sie, als wenn ich zu ihnen gehörte, was ich vielleicht auch tat. Doch dann siegte meine Neugier und zudem hatte er ja selber gesagt, er würde auf mich acht geben. Ich bewegte mich, so schnell ich konnte oder so schnell ich glaubte, es zu können. Immerhin hatte ich noch immer schiss davor, wieder am anderen Ende der Welt aufzutauchen. In Asien hatte ich keine Lust wieder raus zu kommen, denn dort beherrschte ich nicht mal die Sprache. „Du bewegst dich in die falsche Richtung, Kathrin.“ „Weil ich nicht ins Hotel zurückwill.“ Gab ich nun zu verstehen und noch ehe ich weiter konnte, tauchte er plötzlich genau vor mir auf. „Was hast du vor?“ Er hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt, was ich ihm aus einem Reflex heraus nach machte. „Ich nehme etwas Komisches war. Dort hinten.“ Und zeigte auf diese Anomalie für mich. Er wendete den Blick in diese Richtung. „Was nimmst du wahr?“ „Du spürst es nicht, oder? Und du siehst es auch nicht.“ Stellte ich nun endlich wirklich fest und bekam somit Gewissheit. „Beschreib es mir.“ Wie sollte ich das anstellen? Ich stellte mich neben ihn und überlegte. „Es ist eigenartig. Aber ich sehe die Umrisse von anderen. Also nicht genau deren Umrisse. Vielleicht sowas wie deren Auren? Wenn es sowas gibt. Außer bei Menschen. Bei denen fühle ich so gut wie gar nichts. Als wenn sie nicht da wären. Vielleicht weil sie so..“ „Schwach sind.“ Beendete er meinen Satz und ich musste ihm dabei zustimmen. „Ja, genau. Nur bei denen dort hinten ist es anders als sonst. Sie schwanken, diese Auren. Mal sind sie stark, und dann wieder so, als wenn sie von einem Menschen wären, nicht präsent.“ Auf seinem Gesicht hatte sich ein Lächeln gelegt. „Es hatte zwar einen anderen Zweck, diese Übung. Doch hast du mein Interesse geweckt. Also führe mich dort hin.“ „Nur, wenn du mich danach ins Hotelzimmer zurückbringst! Ohne irgendwelche Tricks oder sonst was!“ „Willst du etwa mit mir verhandeln?“ „Nein! Ich verhandle nicht, sondern ich fordere!“ Stellte ich direkt klar und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. Ich versuchte, ihm auch kontinuierlich in die Augen zu sehen. Nur aufgrund seiner Brille bekam ich das nicht hin. „Du forderst? Und du glaubst, ich würde darauf eingehen?“ Als er einen Schritt nach vorne trat, ging ich diesen zurück. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nicht zurückzuweichen. Tja, daraus wurde nichts. „Immerhin willst du etwas von mir, oder etwa nicht? Dann kann ich auch die Bedingungen stellen.“ „Und ich kann sie annehmen, oder ablehnen.“ Wieder ein Schritt, welchen ich zeitgleich zurückging. „So ist es.“ „Was wäre wohl geschehen, wenn ich dich nicht aufgehalten hätte? Du hättest mich ohne Forderung dort hingeführt.“ „Tja, das nennt man dann wohl Pech. Du hättest mir vertrauen sollen.“ Mehrere Meter waren wir bereits zurückgegangen und ich war froh, diesmal keine Mauer, oder Wand hinter mir zu haben. Nur ab und an vernahm ich die leichten Vibrationen. „Gut. Ich akzeptiere deine Forderung, wenn du noch etwas drauf legst.“ Fragend sah ich ihn an und blieb nun stehen, ging keinen Schritt weiter, auch nicht, als er mir näher kam. „Und was?“ „Etwas, das ich zu einem späteren Zeitpunkt bei dir einfordern werde.“ Verwirrt sah ich ihn an. „Und das wäre?“ Genau vor mir blieb er stehen und strich mit den Fingerspitzen mein Kinn entlang. „Noch ist es zu früh für dich.“ Ich verstand kein Wort, von dem, was er sagte und schüttelte den Kopf. „Alucard! Red Klartext. Was meinst du?“ Doch ich bekam keine Antwort auf meine Frage und er ging wieder von mir weg. „Lass uns weitergehen.“ „Aber....“ Doch ich gab auf und seufzte kurz vor mich hin, ehe ich ihm folgte. Wenigstens für ein paar Meter, ehe ich ihm den weiteren Weg beschrieb. Ich hatte keine Ahnung, ob er mich nachher nun wirklich ins Hotel bringen würde, oder nicht. Unser Weg führte auf die andere Seite der Stadt und ich war dankbar, mich schneller zu bewegen, als es wohl üblich war. Als wir endlich am Ziel waren, verließen wir die Dunkelheit. Zu meiner Verwunderung konnte Alucard anscheinend ziemlich gut feststellen, ob Menschen in der Nähe waren oder nicht. Denn der Raum, wo wir auftauchten, war menschenleer. Es sah aus wie in eine Art Programmierzimmer. Mehrere Rechner standen herum, auf denen verschiedene Programme liefen. „Ob die hier hergestellt werden?“ Fragte ich in den Raum hinein und ging auf einen der Rechner zu. Ich hatte keinerlei Ahnung von Programmieren und wusste daher nicht, was auf den Bildschirmen für Quellcodes abgebildet waren. „Ich kenne mich damit ebenso wenig aus. Doch werde ich dies weitergeben. Sollen sich welche darum kümmern, die es interessiert.“ „Ich dachte, du suchst nach den künstlichen Vampiren und willst mehr über sie erfahren.“ „Ich wollte lediglich wissen, wie stark sie sind. Doch sie sind jämmerliche Schwächlinge. Der Rest ist für andere von Bedeutung, solange mir nichts befohlen wurde.“ Ihn verstehen musste man nicht, oder? Denn ich tat es des Öfteren kein bisschen. „Also, gehen wir jetzt einfach wieder?“ Er nickte mir zu und ich konnte es nicht glauben. „Du kannst jedoch stolz auf dich sein. Du hast endlich deine Fähigkeit mal für etwas anderes benutzt, als dich in Schwierigkeiten zu bringen.“ Wie nett er doch war. Finster blickte ich zu ihm, als die Tür aufging und jemand hineinkam. Er sah eher wie ein Wissenschaftler, als wie ein Programmierer aus. Noch ehe er uns sehen konnte, zerrte mich Alucard zurück in die Schatten. „Lass uns verschwinden.“ „Wir sollten noch hierbleiben und mehr raus finden. Zum Beispiel, wie sie das machen. Wie schaffen die es, aus normalen Menschen mit einem Computerchip Vampire zu kreieren. Bist du denn gar nicht neugierig?“ An seinen Blick erkannte ich die Antwort. Nein, er war es nicht. Es interessierte ihn wirklich kein bisschen, also sagte ich nichts weiter dazu und fand mich kurz darauf mit ihm zusammen im Hotelzimmer wieder. Zumindest hatte dies geklappt. Doch setzte ich mich mit verschränkten Armen auf die Couch. Da hatte ich schon die Gelegenheit, etwas aufzuklären und bei etwas mitzuhelfen und dann sowas. „Du bleibst diesmal hier. Verstanden, Kathrin?“ „Von mir aus...aber bring mir andere Klamotten mit!“ Schrie ich ihm noch zu, als er schon wieder verschwunden war und mich somit erneut alleine ließ. Und was sollte ich jetzt machen? Wieder nur aus dem Fenster schauen, was anderes blieb mir ja nicht übrig. Zähneknirschend tat ich es auch, für etliche Minuten. Doch irgendwann sah ich dann zum Schreibtisch in der Ecke. Mich funkelte das Telefon geradezu an und ich stand auf. Ob man damit raus wählen konnte? Irgendwie hatte ich noch immer Sehnsucht nach meinen Eltern, und Großeltern aus Frankreich. Und nachdem ich ja anscheinend bei anderen Sachen nicht mithelfen konnte, oder durfte, weil einem Gewissen Jemand dies nicht interessierte, hatte ich zudem gerade viel Zeit. Nach einem tiefen Atemzug griff ich dann einfach nach dem Hörer und wählte die entsprechende Nummer, welche ich zum Glück auch nach zwei Jahren noch im Kopf hatte. Kapitel 55: Kapitel 85-86 ------------------------- Kapitel 85: Mein Herz schlug immer schneller. Mit jedem Ton, den ich vernahm und darauf warten ließ, dass jemand auf der anderen Seite abnahm. Was, wenn sie nicht mal mit mir reden wollten? War das möglich? Immerhin hatten sie sich seit zwei Jahren nicht mehr bei mir gemeldet. Hatten sie mich überhaupt vermisst? Oder waren sie vielleicht sogar froh, mich nicht mehr bei sich zu haben? So viele Fragen, die mir den Mut nehmen wollten, weiter den Hörer in der Hand zu behalten. Fast hätte es meine innere Stimme geschaft, und ich hätte einfach aufgelegt, als plötzlich auf der anderen Seite der Leitung jemand abnahm. „Meunier?“ Ich musste mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch setzen, als ich die Stimme meiner Großmutter vernahm. Sie klang noch genau so wie vor zwei Jahren. Tränen stiegen mir dabei unbewusst in die Augen und ich konnte kein Wort herausbringen. Sie blieben mir im Halse stecken. „Bonjour?... Qui est là?“ Ich hatte die letzten Jahre nur englisch gesprochen, und musste mich richtig zusammenreißen, Französisch wieder zu verstehen und zu antworten. „Grandma...“ Brachte ich mit piepsiger Stimme und in meiner Muttersprache heraus. Plötzlich war es auf der anderen Seite ruhig und ich hielt den Hörer noch fester. „Grandma....ich bin es..“ Sprach ich weiter in Französisch und wartete sekundenlang auf eine Reaktion. Hatte ich doch falsch gehandelt? Ich hätte nicht anrufen sollen, dann wäre mir die Erkenntnis erspart geblieben. Doch ich brachte es auch nicht fertig, aufzulegen. Als ich schon alle Hoffnungen verloren hatte, hörte ich endlich wieder die Stimme meiner Großmutter. „Kathrin...mein Kind, bist du das?“ Sie erinnerten sich also doch an mich und alle Dämme begannen zu brechen, während immer mehr Tränen meinen Wangen Hinabflossen. „Ja... Grandma!! Ich hab dich so vermisst!!“ „Mein Kind. Wir dich doch auch. Wie geht es dir? Wo bist du gerade?“ Ich konnte es an ihrer Stimme hören, sie zitterte. Ob sie wohl ebenso weinen musste? Oder hielt sie es besser zurück als ich? „In Washington...Amerika...“ Auf die andere Frage wusste ich noch keine Antwort. Ging es mir gut? Eigentlich ja. Andererseits nein. Ich wünschte mich jetzt gerade zu ihr, und in ein normales Leben. Aber dann wollte ich auch wiederum nicht alles aufgeben, was ich mir sozusagen antrainiert hatte. Ich begann diese andere Seite an mir zu mögen. Diese Macht, wenn man es so ausdrücken konnte. Nur deswegen wollte ich es ja auch nicht zulassen, dass diese Hexen mich erneut in eine menschliche Hülle einsperrten. „Ma, mit wem telefonierst du denn da?“ Im Hintergrund konnte ich die Stimme meiner Mutter hören und musste sofort wieder weinen, als meine Großmutter meiner Mutter erzählte, dass ich dran war. „Kathrin!! Alles in Ordnung bei dir? Wie geht es dir? Oh mein Kind, ich hab dich so vermisst!!“ Kam es direkt von meiner Mam. Sie hatten mich nicht vergessen. Es war wie eine Last, die von mir abfiel. „Mam!!“ Begann ich und sackte etwas nach vorne weg. „Ich dachte, ihr habt mich vergessen.“ Ich konnte es nicht zurückhalten, was mir die ganze Zeit durch den Kopf gegangen war. „Dich vergessen? Wie kommst du denn darauf, mein Schatz? Niemals würden wir dich vergessen. Wir haben uns jeden Tag um dich gesorgt. Jede Woche haben wir bei Inetgra Hellsing angerufen, um zu erfahren, wie es dir geht.“ „Was???“ Sie hatten angerufen? Jede Woche? Wieso hatte ich davon nichts erfahren? „Kathrin...hast du denn nie unsere Nachrichten erhalten?“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf und es dauerte einen Moment, ehe mir bewusst wurde, dass sie dies nicht sehen konnten. „Nein...Keine einzige Nachricht...deswegen dachte ich ja auch, ihr würdet mich vergessen wollen...“ „Was hatte ich dir gesagt, Mary?? Du hättest ihr nicht vertrauen sollen!! Hätten wir es gekonnt, dann hätte Vladiana uns aufgetragen, ihre Tochter an sie weiter zu geben, um auf sie zu achten!!“ Hörte ich meine Großmutter im Hintergrund und setzte mich dabei aufrecht hin. „Vladiana?“ Fragte ich leise nach. Der Name meiner wirklichen Mutter. „Ich konnte doch nichts tun, Mutter! Was hätte ich machen sollen? Ich bin kein Vampir. Ich kenne mich damit nicht aus und ich wollte das beste für meine Tochter!“ Die beiden stritten sich, als wenn ich nicht über Telefon alles mithören würde und ich unterbrach sie auch nicht. Immer wieder hörte ich die Vorwürfe meiner Großmutter, das sie niemals nach England hätten ziehen sollen. Bei ihr wären sie sicherer gewesen. Sie hätte schon gewusst, was zu machen sei. Doch was dies genau war, erfuhr ich nicht. „Was geschehen ist, ist geschehen.“ Beendete meiner Mutter die Diskussion und zugern hätte ich noch mehr erfahren. „Jetzt sag uns Schatz, geht es dir denn gut?“ „Ja. Es geht... Mam. Warum habt ihr mir nie früher etwas gesagt?“ „Weil wir nicht konnten. Wir haben es Vladiana versprochen gehabt, auf dich zu achten, als seist du unser Kind. Wir sollten dich, so lange es ging, von dieser Welt fernhalten. Sie wollte nur das Beste für dich.“ Aber ob es das auch wirklich wahr? „Schatz, hast du gelernt mit deinem...Hunger umzugehen?“ Es schien meiner Mutter Unbehagen zu bereiten, über dies zu sprechen, was ich sehr gut verstehen konnte. „Es geht. Dank Alucard habe ich viel darüber gelernt und ebenso, wie ich es am besten anstelle. Auch, um keine Leute unabsichtlich umzubringen.“ Und irgendwie war es komisch, über dies so einfach zu reden. Ich behielt es auch für mich, dass leider meinetwegen bereits einige das Zeitliche gesegnet hatten. Sie sollten es niemals erfahren. „Er scheint dir ein guter Lehrer zu sein.“ „Ja..kann man so sagen...also er bringt mir viel bei... ich lerne gerne von ihm...“ Auch wenn seine Methoden alles andere als nachvollziehbar waren. Ich berichtete den beiden, was ich bisher alles gelernt hatte und irgendwie war ich darüber sogar stolz, dass ich mich in der Schattenwelt endlich zurechtfinden konnte. Ebenso wie toll ich es fand, dass Verletzungen und Knochenbrüche innerhalb kürzester Zeit heilten. Als ich davon berichtete, konnte ich jedoch den Ärger aus den Stimmen meiner Mutter und Großmutter heraushören. Daher beruhigte ich sie sofort wieder und meinte, dass dies nicht so oft vorkam, nur zum Ausprobieren eben. Die Wahrheit behielt ich für mich und würde ihnen somit auch niemals davon erzählen, was mir alles ansonsten widerfahren war. Wie lang ich mit ihnen genau telefonierte, konnte ich nicht sagen. Doch als ein gewisser jemand im Zimmer auftauchte, mit einigen Sachen auf dem Arm, musste ich das Gespräch beenden und dabei war es mir egal, ob er es mitbekam oder nicht. „Ich muss Schluss machen. Ich rufe aber bald wieder an. Ich vermiss euch und hab euch lieb.“ Meinte ich zu den beiden und legte danach auf, ehe sie noch etwas sagen konnten. Anschließend stand ich auf und ging auf Alucard zu. „Wieso wurde mir nie gesagt, dass meine Eltern jede Woche anriefen??“ Fragte ich wütend und verschränkte die Arme dabei vor der Brust. „Aus welchem Grund sollte ich dir dies sagen? Es interessiert mich nicht.“ War das seine einzige Antwort dazu? Nur das es ihn nicht interessierte? „Und was ist mit mir?? Hast du eigentlich ne Ahnung, was ich mir alles für Gedanken die letzten zwei Jahre gemacht hab??“ „Gedanken über irgendwelche Menschen?“ „Über meine Eltern!! Meine Familie!!“ „Sie sind nicht deine Familie! Sie sind nur Menschen!“ Erwiderte er und diesmal lag kein Lächeln auf seinen Lippen. „Und selbst wenn, haben sie mich dennoch groß gezogen. Für mich sind sie Familie.“ Stellte ich klar und funkelte ihn wütend an. Es war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, zu erfahren, dass ich hätte jede Woche mit ihnen reden können und mir dies verheimlicht wurde. „Hätten sie sich wirklich sorgen gemacht, wären sie wohl zu dir gereist, anstelle nur anzurufen, um zu erfahren, ob es dir gut geht.“ Ich wollte gerade dagegen argumentieren, doch schloss ich meinen Mund wieder. Hatte er da recht? Immerhin waren zwei Jahre vergangen. Das hieß, sie mussten fast hundert mal angerufen haben und kein einziges Mal hatten sie dabei mit mir gesprochen. Hätte ihnen das nicht wirklich komisch vorkommen müssen? Oder hatten sie dieser Verrückten so sehr geglaubt? Was hatte sie überhaupt erzählt gehabt? Ich hätte danach fragen sollen und biss mir selbst auf die Zunge. Als Alucard mir ein paar Sachen entgegenhielt, holte er mich aus meinen Gedanken zurück. Ich nahm sie an mich und verschwand damit direkt ins Schlafzimmer. Endlich kam ich aus diesen anderen Klamotten raus. Kurz fragte ich mich, woher er die neuen Sachen hatte. Denn es waren keine, die ich schon mal getragen hatte. Ich beließ es dann aber einfach dabei und kam wieder aus dem Schlafzimmer raus. Dabei schloss ich die letzten Knöpfe der Bluse. „Danke.“ Meinte ich wegen den Klamotten und fühlte mich um einiges besser als zuvor. „Kann ich mit Integra sprechen?“ Denn ich wollte, dass sie mir ab jetzt immer Bescheid gab, wenn meine Eltern oder Großeltern anriefen. „Im Moment wohl eher kaum. Sie ist von dir nicht sonderlich angetan.“ „Das beruht auf Gegenseitigkeit! Dennoch will ich mit ihr reden!“ „Ich werde ihr etwas von dir ausrichten.“ Und das sollte ich glauben? Doch was anderes würde ich wohl nicht erreichen und gab daher erst einmal auf. Ich bat Alucard also, ihr meine Forderung, oder Bitte, je nachdem, wie man es rüber brachte, mitzuteilen. Er selbst war davon nicht angetan, was ich sofort merkte. Doch diesmal sagte er nichts weiter dazu. „Außerdem will ich, wenn wir aus Amerika zurückkehren, zu ihnen reisen. Ich will sie wieder sehen.“ „Lerne dich durch die Schatten zu bewegen, und du kannst selbst zu ihnen reisen.“ Zuerst wollte ich ihn vollmeckern, doch dann hielt ich mich erneut zurück. Er hatte nicht abgelehnt, nur gemeint, ich solle es selber hinbekommen. Vielleicht wollte er mich somit auch anstacheln, dass ich dies endlich hinbekam. Also nickte ich ihm zu. Es war abgemacht. Ich würde lernen, mich durch die Schatten zu bewegen, um schnell von einem Ort, zum anderen zu gelangen. Nur jetzt begann ich damit noch nicht. Immerhin hatte ich hier keine Ahnung, wo ich hin sollte. Alucard verschwand mal wieder und ich ließ mich auf die Couch fallen. Für den Rest der Nacht nahm ich mir vor, einfach nur aus dem Fenster das Stadt-Geschehen zu beobachten. Gerade als die Sonne dabei war aufzugehen, vernahm ich ein Klopfen an der Tür und ging zu dieser. Zu meiner Überraschung stand mal wieder Sera davor. „Guten Morgen.“ Strahlte sie mich an. „Morgen.“ Erwiderte ich etwas unsicher. „Ich dachte, ich frage dich, ob du morgen Nacht mit mir ein wenig dir die Stadt ansehen gehen magst. Ich würde mir gerne ein paar Sightseeing-Punkte ansehen, wenn ich schon mal hier bin.“ „Ähm..Ja, gerne...“ Ich lächelte ihr zu und sah ihr noch nach, als sie bereits wegging. Etwas die Stadt sich ansehen zu gehen, war bestimmt nicht schlecht. Immerhin wer wusste schon, wann ich mal wieder herkommen würde. Oder ob es dann noch genau so sein würde, wenn ich jemals wieder hier her kam. Ich musste bei dem Gedanken doch etwas schmunzeln. Es hatte bestimmt auch was Gutes, nicht nur ein Menschenleben zu haben. Kopfschüttelnd ließ ich mich wieder aufs Sofa fallen. Ich hätte zwar auch ins Bett gehen können, doch war mir noch immer nicht klar, ob dies nicht vielleicht Alucards war und mit ihm in einem schlafen? Nein. Das würde ich nicht! Daher genoss ich den Sonnenaufgang auf dem Sofa und schlief irgendwann dabei ein. Ich bekam nicht mal mit, wie jemand eine Flasche Blut auf den Tisch vor mich stellte, welche ich am Abend, als ich wieder aufwachte, entdeckte. Entweder war es Alucard selbst, oder Walter. Andererseits, war es auch egal. Ich genoss mein Abendessen, als es wieder an der Tür klopfte und ich Sera aufmachte. Ich wollte die Flasche wenigstens noch leeren, ehe es los ging und ließ sie daher rein. Sie sah sich dabei um und ich fragte mich schon, ob sie nicht genau solch ein Zimmer hier in diesem Hotel hatte. „Bist du alleine hier?“ Fragte sie mich unsicher und ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Doch dann blickte ich in Richtung Schlafzimmer und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich hab bis eben geschlafen. Vielleicht ist Alucard im Bett.“ Und ich deutete dort hin. „Ihr beide teilt euch also kein Bett?“ Wie kam sie denn dadrauf? „Nein! Wieso sollten wir??“ Fragte ich empört und goss den letzten Rest der Flasche ins Glas. „Ach, nur so. Ich hab mir wohl was eingebildet gehabt. Vergiss es. Also. Wollen wir?“ „Mhm.. Jep. Wir können.“ Und ich trank schnell das Glas leer, ehe ich mir Sera zur Tür ging. Ich freute mich irgendwie schon richtig auf diesen Ausflug. Kapitel 86: Die Stadt war riesig, wurde uns beiden bewusst, als wir durch einige Straßen gelaufen waren und vor einer Kreuzung die Köpfe zusammensteckten, um uns die Stadtkarte genauer anzusehen. Es gab so viel zu sehen und nur so wenig Zeit. Doch begannen wir nach und nach alles auszusortieren, wo wir des Nachts nicht hinkommen würden. Wie schade, das vieles nur tagsüber geöffnet hatte. Doch Sera war es nicht möglich, des Tages herumzulaufen, und ich hatte kein Bedürfnis dazu, morgen vollkommen alleine die Stadt unsicher zu machen. Bei meinem Glück geschah sonst was. „Auf jeden Fall will ich mir das Lincoln Memorial ansehen. Das habe ich schon so oft in irgendwelchen Filmen gesehen.“ Kam es von Sera und sie deutete auf die Karte. Wir waren davon noch Meilen entfernt und dennoch nickte ich. „Da in der Ecke sind ziemlich viele Sehenswürdigkeiten..sogar das Weiße Haus.“ Meinte ich grinsend und stellte mir gerade vor, dort hineinzugehen. Ob ich dafür in die Schattenwelt wechseln sollte? Andererseits konnte ich mich noch immer nicht wirklich gut durch Wände damit bewegen und beließ es lieber dabei. „Können wir dann auch mal durch Chinatown?“ Fragte ich nach und suchte dies auf der Karte, bis Sera drauf zeigte und ich grinsen musste. Es war ebenso in der Nähe von den anderen Sachen, die wir uns ansehen wollten. Wirklich alles lag so nahe bei einander. Ich hatte gedacht, dass sich dies alles etwas weiter verteilte in der Stadt, doch war dem nicht so. „Lass uns einfach losgehen und mal sehen, was wir so alles schaffen.“ Nachdem Sera die Karte zusammengefaltet in ihre Tasche steckte, ging es auch schon los. Da das Hotel, in welchem wir waren, auf der anderen Seite des Anacostia Rivers war, mussten wir zuerst eine der Brücken auf die andere Seite der Stadt nehmen. Wir benutzten dafür die Frederick Douglass Memorial Bridge und ich konnte gar nicht verstehen, dass so wenig Platz auf dieser für Fußgänger war. Wir konnten kaum nebeneinander hergehen. Immer wieder musste ich hinter Sera gehen, als uns jemand entgegenkam, bevorzugt auf dem Fahrrad. Legten die in dieser Stadt so wenig Wert auf Fußgänger? „Auf dem Rückweg lass uns eine andere Brücke nehmen. Da hinten sind doch auch welche.“ Meinte ich, als wir ungefähr die Hälfte hinter uns gebracht hatten und ich einfach ein paar Momente an der Stelle verweilte, um auf den Fluss hinauszusehen. Es fuhren einige Schiffe auf diesem entlang. Zumeist jedoch Kleinere, private Boote. „Ob die anderen besser sind? Ich glaube, die Leute haben keine Probleme damit. Immerhin gehen die sogar am Rande der Fahrbahn entlang.“ Ich drehte mich verwundert um und sah tatsächlich auf der anderen Straßenseite welche am Rande der Fahrbahn entlang gehen. Genau auf der durchgezogenen, weißen Linie am Rande, bevor eine Absperrung kam, um den schmalen Fußgängerweg von der Fahrbahn abzutrennen. „Vielleicht sollten wir nachher eine Fähre oder sowas benutzen.“ Wenn es das gab. Kopfschüttelnd ging ich dann aber weiter, vor allem, als uns mal wieder ein Radfahrer entgegen kam, der meinte, die gesamte Breite des Fußgängerweges gehörte ihm. „Echt jetzt?“ Fragte ich und musste seufzen. Das Erste, was wir auf der anderen Seite der Brücke sahen, war eine Brauerei. Es gab einige Bänke nahe am Wasser, wo noch immer Leute drauf saßen und etwas von dieser Brauerei tranken. Ich hatte ja nichts gegen Bier, fand es nur noch immer unfair, das ich nicht wie alle anderen in meinen Alter dazu kam, dies zu trinken. Ob ich jemals mich betrunken machen könnte? Vielleicht wenn ich ziemlich viel von jemanden trank, der ordentlich Promille in sich hatte. Ich schüttelte den Gedanken weg und lief lieber schnell hinter Seras her, welche bereits weitergegangen war und dabei erneut die Karte ausgefaltet hatte. „Hmm..wir sind hier. Wenn wir die Kreuzung hinter uns gebracht haben, müsste ein Stadion auftauchen.“ „Was denn für eines?“ Fragte ich und blickte mit auf die Karte. Leider stand das nicht drauf, doch fanden wir es nach einigen Minuten selbst heraus. Es war ein Baseballstadion und es war sogar offen. „Ich hab noch nie ein Baseballspiel gesehen.“ Kam es von Sera, während ich nur murrte. „Ich schon, ist nichts Besonderes.“ Vor allem, da ich mich dran erinnerte, was vor wenigen Tagen geschah, als ich in einem solchen Stadion drinnen war. Unser Weg führte uns die Straße weiter, entlang an Geschäften, die bereits geschlossen hatten. Bis auf irgendwelche kleinen Kioske. Dazu etliche Wohnhäuser. Irgendwann kamen wir schließlich bei unserer ersten, richtigen Station an, das Kapitol. Selbstverständlich konnten wir es um diese Zeit nur von außen uns ansehen. Dennoch gingen wir so nahe heran, wie es uns möglich war, und standen bald schon vor einen Drahtzaun. Um uns herum war ein großes Stück Wiese, auf die ich mich erst mal setzte und einfach nur den Anblick vor mir genoss. „Wofür ist das nochmal da?“ Fragte ich Sera und sie kratzte sich am Hinterkopf. „Gute Frage. Ich glaube, dass dies sowas wie der Sitz des Parlamentes ist.“ „Da tagt der Senat und das Repräsentantenhaus.“ Kam es von der Seite und ich drehte mich um. Es kamen ein paar junge Leute auf uns zu. „England?“ Fragte einer von ihnen und Sera bejahte dies sofort. „Man hört es.“ Meinte er weiter und die etwa 5 Leute blieben vor uns stehen. „Wenn ihr wollt, können wir euch ein wenig herumführen. Es ist nicht gerade sicher für zwei junge Frauen um diese Uhrzeit durch die Stadt zu laufen. Da kann sonst was geschehen.“ Erzählte er weiter, während ich eine meiner Brauen hochzog. „Wir können gut auf uns selbst aufpassen.“ Kam es von mir und ich sah zu dem Kerl hoch, blieb allerdings weiter auf dem Gras sitzen. „Wenn ihr meint. War nur ein Vorschlag.“ Und damit gingen sie weiter. „Da will man mal nett sein.“ „Du siehst eben nicht gerade nett aus, Brian.“ Kam es von einem der anderen und die Gruppe musste lachen. Vielleicht waren sie ja wirklich nett und es war ein ernst gemeintes Angebot. Doch nach allem, was ich bisher erlebt hatte, wollte ich es nicht darauf ankommen lassen. Zudem entsprach es der Wahrheit. Sera und ich würden mit jedem Menschen fertig werden, der versuchte uns was zu tun. Alle anderen Wesen waren wohl eher ein Problem. „Wollen wir weiter?“ Seufzend stand ich auf und klopfte meine Sachen kurz ab. Danach folgte ich Sera weiter durch die Straßen von Washington. Das Gute war, das wir zumeist nur eine Straße folgen mussten, um von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu kommen. Hierhingehend war die Stadt ziemlich übersichtlich aufgebaut. Gegen Mitternacht erreichten wir dann sogar endlich Chinatown und ich hatte es mir komplett anders vorgestellt, als es in Wirklichkeit war. In Filmen wurde es immer wie ein kleines China dargestellt. Doch zu meist waren es nur chinesische Läden, die dennoch in normalen Häusern waren. Das Imposanteste war wohl diese Art Stadttor, vor dem wir gerade standen. Jetzt war ich wirklich etwas betrübt. Vor allem, da mir ein mehr als leckerer Duft entgegenkam. Ich hatte früher immer asiatisches Essen gemocht, wusste aber, das ich es nicht mehr essen konnte. „Wohin als nächstes?“ Fragte ich daher und lehnte mich mit dem Rücken gegen eine der Fußgängerampeln. Die vorbeigehenden Leute waren mir dabei egal. „Wir könnten uns Downtown ansehen.“ „Warum nicht.“ Irgendwie sagte mir der Name was, doch erst als wir dort waren, wurde es mir wieder bewusst. Bisher kannte ich immerhin nur alles aus dem Fernseher. „Ich glaube, bei Tag wäre hier um einiges mehr zu sehen.“ Denn um diese Uhrzeit waren vor allem irgendwelche Luxus-Bars offen, wo ein Blick auf die ausgehängte Getränkekarte mir ausreichte. Wer bezahlte denn bitte fast 10 Dollar für ein Glas Bier? Aber zumindest war die Lichterkulisse der Stadt sehenswert. Dennoch hatte ich mir diese Sightseeingtour gestern vollkommen anders vorgestellt. Eventuell waren wir auch einfach nur in der falschen Stadt. „Nächstes mal lass uns irgendwie nach New York oder Las Vegas kommen. Ich glaube, da erleben wir des Nachts mehr.“ Nuschelte ich vor mich hin und hatte mich dabei auf eine kleine Steinstufe bei einer Statue gesetzt. Die Statue repräsentierte den General George Henry Thomas, sofern ich das richtig auf einen der Schilder lesen konnte, die etwas weiter weg waren. Ich hatte keine Ahnung, wer der war, oder was der gemacht hatte. „Ich hatte mir das auch alles anders vorgestellt.“ Gestand Sera und ließ sich neben mir auf eine der Stufen vor der Statue nieder. „Aber es war ein Versuch wert. Zumal Alucard eh nur wollte, dass ich Zeit mir dir verbringe...Äh, ich meine...Das wir zusammen was erleben.“ Sofort drehte ich mich zu ihr um. „Was?? Wie meinst du das? Warum Zeit mit mir verbringen??“ Fragte ich sofort aufgebracht. „Tut mir leid. So hatte ich das nicht gemeint. Vergiss, was ich gesagt hab.“ „Das kannst du sowas von vergessen! Was meinst du damit?“ Verlangte ich zu wissen und konnte dabei genau erkennen, dass sie ein mehr als schlechtes Gewissen hatte. Doch das war mir gerade sowas von egal. Es war ihr unangenehm darüber zu reden und doch ließ ich nicht locker, bis sie seufzend aufgab. „Er hat mich gestern Abend angewiesen, dass ich dich irgendwie heute Nacht ablenken sollte. Warum hat er aber nicht gesagt und ich fand das auch nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Ich wollte wirklich mir die Sehenswürdigkeiten ansehen gehen und es hat mir auch spaß gemacht, mit dir die Stadt zu erkunden.“ Ich war auf hundert-achtzig, als ich das hörte. Den letzten Teil von Sera bekam ich gar nicht mehr wirklich mit und brüllte bereits in Gedanken nach Alucard. „Ich gehe zurück zum Hotel!“ Ließ ich sie wissen und noch ehe Sera etwas sagen, oder machen konnte, zog ich mich schnell in die Schatten zurück. Immerhin konnte sie mir dahin nicht folgen. Ein wenig tat es mir leid, sie dort alleine zu lassen. Doch sie würde auch ohne mich zurechtkommen und den Weg zurückfinden. Ich wollte jetzt nur noch eines, und zwar einem gewissen Blutsauger den Arsch aufreißen! Ich ging zurück zum Hotel und blieb dabei in der Schattenwelt. Immerhin konnte ich mich in dieser um einiges schneller fortbewegen. Zuerst orientierte ich mich an den verschiedenen Sehenswürdigkeiten, wo wir lange gegangen waren, und hatte bald darauf die Brücke erreicht. Doch bevor ich diese überquerte, bemerkte ich ihn bereits und knurrte vor mich hin. „Ich gehe davon aus, dass Fräulein Polizistin davon berichtete, um was ich sie gebeten hatte?“ Fragte er mit einem Grinsen auf den Lippen. „Wohl eher angewiesen! Was sollte das? Wieso hast du das getan??“ Fragte ich aufgebracht und ging ihm dann einfach entgegen. „Ich nahm an, dass dir Ablenkung gut tun würde. Die ganze Zeit über in dem Hotelzimmer schien dir nicht gut zu tun.“ Wie kam er denn dadrauf? War es, weil ich meine Familie angerufen hatte? Meinte er das damit? „Selbst wenn ich mich dort gelangweilt hätte, hättest du Sera nicht anweisen müssen, mit mir Zeit zu verbringen! Sie ist doch nicht deine Untergebene!!“ „Was glaubst du denn, was sie für mich ist, Kathrin?“ Ich blieb nach etwa der Hälfte des Weges zu ihm stehen. Sah er sie wirklich als Untergebene an? Ich hatte ja mitbekommen, dass Sera ihn immer wieder Meister nannte. Aber hatte das nicht eher damit etwas zu tun, dass er sie sozusagen erschaffen hatte? Was lief da überhaupt zwischen den beiden ab und wie? „Ich weiß nicht, was das zwischen euch beiden ist, doch halte mich da raus!“ Schrie ich ihm entgegen. „Ich will nicht, dass du Sera benutzt, damit sie mich, aus welchem Grund auch immer, ablenkt oder sonst irgendwas! Du hättest mir auch einfach vorschlagen können, dass ich mit ihr zusammen mir die Stadt ansehen gehe. So wie ihr auch. Lass ihr die Möglichkeit Nein zu sagen!“ „Sie hat diese Möglichkeit. Doch nutzte sie jene nicht.“ Nun stand ich da, wie bestellt und nicht abgeholt. „Was?“ Er kam mir entgegen, während ich ihn weiterhin fragend ansah. „Ich zwinge Seras zu nichts. Sie hat einen freien Willen.“ „Aber...warum hat sie dann das getan, was du von ihr verlangt hast?“ Als er vor mir stehen blieb, sah ich zu ihm hoch. Jedoch konnte ich ihm, aufgrund seiner Brille, nicht direkt in die Augen sehen. „Frag sie selbst.“ Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, denn ich wusste, dass ich sie nicht fragen musste. Sie hatte mir vorhin bereits die Antwort gegeben. Doch war ich zu wütend gewesen, um sie zu hören. „Kathrin.“ Seufzend sah ich zur Seite weg, auf das Wasser des Flusses, welches in der Schattenwelt dunkler und trüber wirkte. Zudem schien eine Art Schmierschicht über der Oberfläche zu sein. „Hast du deine Antworten bekommen, die du gesucht hast?“ Ein lachender Unterton war bei dieser Frage zu vernehmen. „Das ist nicht witzig!“ „Mich amüsiert es, wenn du wütend bist. Immerhin könntest du nichts gegen mich ausrichten, selbst wenn deine Wut berechtigt wäre.“ Während er dies von sich gab, strich er eine meiner Haarsträhnen nach hinten und griff mein Kinn, um dieses zu sich zu drehen. „Vielleicht solltest du die Zeit nicht mit Telefonaten oder Gedanken über irgendwelche Menschen verbringen, sondern stattdessen deine Fähigkeiten weiter erkunden und ausbauen, damit du irgendwann wirklich eine Chance gegen mich hast.“ Während er dies sagte, beugte er sich nach vorne und hauchte den letzten Teil gegen meine Lippen. Ich musste dabei schlucken und verharrte regelrecht wie in Starre. „Oder muss ich dir erst wieder die nötige Motivation dazu zukommen lassen?“ Ich dachte wirklich, er würde mich küssen, doch statt seiner Lippen auf meinen, spürte ich nur, wie er mich von sich stieß und ich über die Brüstung der Brücke fiel. Er hatte mich tatsächlich runter gestoßen! Dieser verdammte Mistkerl!! Kapitel 56: Kapitel 87-88 ------------------------- Kapitel 87 Nachdem ich ins Wasser fiel, musste ich mich regelrecht an die Oberfläche kämpfen. Es war fast so, als wenn mich das Wasser ständig versuchte, runterzuziehen. Zudem schien es in der Schattenwelt um einiges dichter zu sein. Nachdem ich es geschafft hatte, sah ich finster nach oben. „Eine kleine Übung für dich. In bestimmten Elementen ist das Fortbewegen um einiges schwerer.“ Also war es nicht nur mein Gefühl, sondern war es tatsächlich schwerer, sich im Wasser fortzubewegen. Nur glaubte ich kaum, dass er mich deswegen extra von der Brücke hätte schmeißen müssen. Ich begann ans Ufer zu schwimmen und als es mir zu anstrengend wurde, aufgrund des Widerstandes, verließ ich die Schattenwelt. Am Ufer angekommen, setzte ich mich auf den Boden und wollte mich gerade nach hinten weg fallen lassen, als ich Alucard bereits neben mir bemerkte. Zugern hätte ich ihm einen Arschtritt gegeben, welcher ihn direkt selber in den Fluss befördert hätte. „Du hättest die Übung nutzen und nicht zwischen drinnen den leichteren Weg gehen sollen.“ „Warum denn nicht? Man sollte doch immer seine Kraft sparen, oder etwa nicht?“ Fragte ich zurück und stand dann endlich auf. „Jetzt sind meine Klamotten schon wieder klatsch nass. Ich hoffe, du hast weitere Wechselklamotten im Hotelzimmer für mich liegen!“ Meinte ich und wrang meine Haare aus, seufzte anschließend und sah wieder zu ihm hin. „Ich bin noch immer wütend auf dich, dennoch will ich wissen, warum es schwerer ist mich durchs Wasser zu bewegen. Denn durch Wände kann ich gehen...also wenn ich mich anstrenge.“ Fügte ich noch leise hinten dran. Er grinste mich an und verschwand in den Schatten. Zähneknirschend folgte ich ihm. Überrascht sah ich dabei zu, als er sich ans Ufer gehockt hatte und seine Hand ins Wasser hielt. „Diese Frage habe ich mir vor einer Ewigkeit selber gestellt. Doch die Antwort ist mir bis heute verwehrt worden.“ „Es gibt etwas, das du nicht weißt?“ Fragte ich ihn überrascht. „Es gibt einiges, das mir verborgen bleibt. Wenn ich die Ambition habe, finde ich es heraus.“ „Und...du hattest keine sonderliche Ambition das herauszufinden?“ „Wie ich bereits sagte, doch hatte ich. Doch ich habe keine Antworten finden können.“ Fragend blickte ich zu ihm und schüttelte dann den Kopf. „Übermorgen reisen wir ab.“ Durch den Themenwechsel war ich dann doch etwas überrascht. „Habt ihr alles raus gefunden zu den künstlichen Vampiren?“ „Diese widerwärtigen Individuen sind nicht von meinem Interesse. Doch muss ich mich mit ihnen beschäftigen. Wie es scheint, ist dessen Erschaffer nicht mehr auf diesem Kontinent. Er ist geflohen, nachdem er mit bekommen hat, dass wir hinter ihm her sind.“ „Wie hat er das mit bekommen? Können die sich untereinander verständigen, wie wir?“ Denn wie sollten sie es anders mit bekommen haben, das Alucard hinter ihnen her war? Doch ich bekam keine Antwort auf diese Frage. Stattdessen zog Alucard die Hand aus dem Fluss und blickte in die Ferne. Sollte ich es wagen? Ein Grinsen entwickelte sich auf meinen Lippen und ich überwand schnell die paar Schritte zu ihm. Doch genau in dem Moment, wo ich ihn selber in den Fluss stoßen wollte, verschwand er zur Seite und ich fiel selber hinein. „Verdammt!!“ Schrie ich auf und wollte zurück ans Land, doch stellte er sich mir dabei direkt in den Weg. „Lass mich raus!“ „Du wolltest mich in den Fluss stoßen?“ Fragte er mich mit einem grinsen. „Ich weiß gar nicht, was du meinst. Muss ein Versehen gewesen sein. Ich bin gestolpert.“ Fügte ich an. Es wurde immer schwerer mich in dem Wasser oben zu halten. „Selbstverständlich. Ein Versehen.“ Und dennoch ging er nicht von der Stelle des Ufers weg, wo ich raus wollte. Deswegen verließ ich die Schatten einfach wieder und konnte endlich ans Ufer. Jedenfalls bis zu dem Moment, als er wieder vor mir auftauchte, mich am Handgelenk griff, zurück in die Schatten zog und danach zurück ins Wasser stieß. „Alucard!!“ Noch einmal hatte ich es versucht, mit demselben Ergebnis. Daher blieb mir wohl nichts anderes übrig, als im Fluss zu bleiben. „Wie lange soll das denn dauern?“ Wollte ich wissen und hielt mich strampelnd an der Oberfläche. „Bis ich der Meinung bin, dass du genug Übung hast.“ War das sein Ernst? Also wohl bis zum Morgengrauen, oder gar darüber hinaus? Meine Gliedmaßen fühlten sich immer schwerer an, doch war nicht dies der Grund, weswegen ich Alucard anschrie. Etwas weiter entfernt konnte ich mehrere Auren ausmachen, die ziemlich stark zu sein schienen. Er drehte sich zwar um, doch war es ihm nicht möglich, etwas wahrzunehmen. Diesen Moment nutzte ich auch sofort, um ans Ufer zu kommen, und raus zu klettern. „Für dich hoffe ich, dass dies kein Ablenkungsmanöver war, ansonsten werde ich dich den ganzen Tag im Fluss lassen.“ „Ich hasse dich.“ Erwiderte ich nur und musste auf die Knie runter. Eine kurze Pause musste ich mir einfach gönnen, da meine Muskeln regelrecht streikten. „Bring mich zu diesen Auren.“ Er zog mich dabei am Oberarm hoch. „Kannst du mir nicht eine Pause gönnen?“ Selbstverständlich nicht. Murrend ging ich los, was ihm aber nach kurzer Zeit zu langsam war. Doch aufgrund dessen, dass ich noch immer so fertig von der Schwimmstunde war, konnte ich mich nicht so schnell in den Schatten fortgewegen, wie er es sich wohl gewünscht hatte. Zu meiner Überraschung kamen diese Wesen geradewegs auf uns zu. Es war fast so, als wenn sie auf uns treffen wollten. War das möglich? Es fehlten nur noch etwa 300 Meter, bis wir aufeinandertreffen würden. Doch in der Schattenwelt konnten wir sie nicht ausmachen. Es waren drei Wesen und so langsam breitete sich in mir eine Besorgnis aus. „Oh nein...“ Sagte ich und wollte gerade wieder weg, während Alucard mich verwundert anblickte. Doch weit kam ich nicht, als bereits etwas wie eine Druckwelle sowohl mich, wie auch Alucard erwischte und uns aus den Schatten hinaus schleuderte. Die Begegnung mit der Steinwand des Gebäudes presste mir die Luft aus den Lungen. Alucard wurde gegen etliche Müllcontainer geschleudert. „Dakaria. Wir wollen dir nichts Böses.“ „Wir wollen dir doch nur helfen.“ „Lass uns unseren Vertrag vollenden.“ Woher wussten diese verdammten Hexen, wo wir waren? „Schwester. Setz den Vampir fest, welcher uns daran hindern will.“ Sprach die mittlere zur rechten, welche sich auf den Weg zu Alucard machte. Dieser war gerade dabei die Container aus dem Weg zu räumen und danach sich einen Weg zu uns zu bahnen. Doch mitten in der Bewegung blieb er stehen. Wie hatte die das gemacht? Und vor allem, wie lange hielt das an? Bekam Alucard überhaupt in diesem Zustand mit, was geschah? „Ich will eure Hilfe doch gar nicht!“ Versuchte ich es nochmal. Doch es brachte kein bisschen. Sie ließen nicht locker, weswegen ich mich gegen sie wehren wollte. Doch es war wie ein unsichtbarer Schild, der mich davon abhielt, sie anzugreifen, und ebenso, von hier wegzukommen. „Nimm sie an, Dakaria. Wir werden dir kein Leid zufügen.“ Ich wollte ihnen gerade noch etwas entgegen werfen, doch schwieg ich dann. Wieso taten sie es nicht einfach. Warum bestanden sie jedes Mal darauf, dass ich ihre Hilfe annehmen sollte? Langsam machte es bei mir klick. Brauchten sie meine Zustimmung? Musste ich irgendwie dabei mit machen? Anders konnte das doch gar nicht sein. Ansonsten hätten sie mich doch genau so, wie Alucard festsetzen können. „Nein! Ich will eure Hilfe nicht! Ich will nicht, dass ihr meine Fähigkeiten erneut in mir verschließt! Es ist mir egal, was ihr sagt! Es ist mir auch egal, was sein könnte! Ich werde nicht mit machen!“ Stellte ich klar und sah sie dabei sowohl ernst, wie auch finster an. Meine Worte schienen sie überrascht zu haben. „Du bist noch so jung. Deine Entscheidung zu weitreichend.“ „Und dennoch ist es meine! Lasst mich in Ruhe!“ „Deine Eltern wollten etwas anderes für dich. Sie wollten dich in Sicherheit wissen, Dakaria. Lass uns unseren Vertrag mit ihnen vollenden.“ „Meinen Eltern sind tot!! Sie wissen doch gar nicht, was mir Sicherheit bringen wird! Vielleicht wird ja genau das mich in Gefahr bringen, wenn ich mich nicht mehr wehren kann!“ Sie schwiegen für einige Zeit. Vielleicht unterhielten sie sich auch miteinander, denn ihre Blicke huschten hin und her, biss die eine Hexe zu den beiden zurück ging und Alucard sich wieder bewegen konnte. Er wirkte darüber perplex. „Deine Entscheidung müssen wir akzeptieren.“ „Sie wird diese Welt ins Chaos stürzen.“ „Doch können wir dich nicht gegen deinen Willen von deinem gewählten Weg abhalten.“ Mit den Worten verschwanden sie in eine Art Luftwirbel. Das war es? Ich hatte mir eine längere Diskussion vorgestellt, oder das sie noch was anderes versuchen würden. Aber so einfach verschwinden? „Jetzt bin ich neugierig. Was ist geschehen?“ „Wie? Du hast wirklich nichts mitbekommen?“ „Sie sind mächtiger, als ich gedacht habe. Es müssen alte Hexen sein. Zu schade, dass ich sie unterschätzt habe. Ich hätte mich gern mit ihnen angelegt.“ „Und dabei sicher den Kürzeren gezogen.“ Kam es nuschelnd von mir. Anstelle einer weiteren Antwort legte sich nur ein Grinsen auf seine Lippen. Ich verstand einfach nicht, warum er ständig jemanden suchte, der ihm das Wasser reichen konnte, oder sogar stärker war als er selber. Was bezweckte er damit? Wenn er den Tod suchte, gab es sicher noch andere Möglichkeiten für ihn, oder? Ob ich jemals darauf eine Antwort von ihm bekommen würde? „Ich will zurück ins Hotel.“ Sagte ich dann aber und es dauerte einen Moment, bis er mir zunickte und wir gemeinsam zurückgingen. Auf dem weg zum Hotel berichtete ich ihm davon, was die Hexen erneut von sich gegeben hatten und auch, dass ich mich geweigert hatte mitzuspielen, weswegen sie dann ja verschwunden waren. „Ich wüsste zu gern, welchen Vertrag Vladiana mit ihnen ausgehandelt hatte, wenn er selbst über deren Tod hinaus noch bestand hat.“ „Mir ist das egal.“ Was es natürlich nicht wahr. Auch mich interessierte es ein wenig, aber ich gab es nicht zu. Denn, um dies herauszufinden, müsste ich wohl diese drei Hexen aufsuchen und darauf hatte ich überhaupt keinerlei Lust. „Reisen wir eigentlich übermorgen tagsüber, oder des Nachts ab?“ Wechselte ich nun das Thema. „Tagsüber.“ „Oh? Aber was ist mit Sera? Sie kann doch bei Tage nicht rumlaufen.“ „Sie wird es überstehen.“ Was keine Antwort war und ich ein eigenartiges Gefühl hatte. Sollte mir Sera leid tun? „Wenn wir zurück sind, wird dann Sorin auch gleich zu uns kommen?“ „Hmpf. Der Köter wird nicht in die Nähe des Anwesens gelangen. Doch er wird in der Nähe von London sich aufhalten.“ „Findest du das nicht etwas unfair? Er ist doch nicht gefährlicher als ich.“ „Es geht dabei nicht um seine Gefährlichkeit.“ „Sondern?“ Und wieder wartete ich auf eine Antwort, die er mir nicht gewährte. „Manchmal kommt es mir echt vor, als wenn du auf Sorin eifersüchtig wärst.“ „Als wenn der Köter mir das Wasser reichen könnte.“ Ganz eindeutig eifersüchtig, wie ich anhand seiner Stimmlage heraushören konnte. Nur warum, war mir einfach schleierhaft. Vielleicht, weil ich mich so gut mit ihm verstand? Aber das dürfte eigentlich nicht der Grund sein. Ich hatte keine Ahnung und hätte mir am liebsten die Haare gerauft, als wir vor einem Kleidungsladen stehen blieben. Fragend sah ich Alucard an, als er auch schon in die Schatten verschwand. Erst wollte ich ihm folgen, doch ließ ich es dann sein. Wir waren nicht mehr weit vom Hotel entfernt. Es dauerte vielleicht zwei Minuten, bis er wieder vor mir auftauchte und dabei tatsächlich sowohl eine Jeans-Hose, wie auch ein Sweatshirt in meiner Größe bei sich trug. Er reichte mir die Sachen, welche ich an mich nahm. „Danke...hast du dafür bezahlt?“ Sein Blick alleine genügte mir als Antwort und wir gingen weiter, diesmal ohne Halt zurück ins Hotel. Kapitel 88: Den nächsten Tag, wie auch die Nacht verließ ich das Hotel nicht mehr. Ich hatte mir die Stadt angesehen. Bei Nacht war sie für mich nicht sonderlich interessant. Bei Tage wollte ich nicht raus gehen. Dann beobachtete ich lieber das Stadtleben vom Fenster aus. Sera war in der Nacht noch zu mir gekommen und fragte, ob alles in Ordnung sei. Sie schien sich wirklich sorgen gemacht zu haben. Ich nahm es ihr nicht übel. Immerhin, sie hatte ja recht gehabt. Ein wenig hatte es schon spaß gemacht, mit ihr zusammen die Stadt zu erkunden. Sie selber bedauerte es sehr, dass sie nicht bei Tage herumlaufen konnte, was man ihr ansah, als sie davon sprach. Dann war auch endlich der Tag der Abreise von diesem Kontinent gekommen. Meine Frage, was mit Sera geschah, wurde mir beantwortet, als wir uns auf den Weg zum Flughafen machten. Sie musste tatsächlich den Flug in einem Sarg verbringen. Ironischer ging es wohl kaum. Es hätte mich wohl auch nicht überraschen müssen, dass wir keinen normalen Linienflug nahmen, sondern eine Privatmaschine. Nichtsdestotrotz mussten wir zu einem der Flughäfen bei Washington. Etwas zurückhaltend betrat ich den Airport und musste einigen anderen Leuten ausweichen, die mich beinahe umgerannt hatten, auf ihren Weg nach draußen. Inetgra war ziemlich weit vorne. Da ihr Blick mal wieder mehr als nur missbilligend in meine Richtung ging, hielt ich mich lieber weitestgehend von ihr fern. Ob man meine Unsicherheit spüren konnte? Damals, als meine Eltern mit mir nach England geflogen waren, hatte ich mich schon jede Minute in den Sitz gekrallt gehabt. Als ich nun daran dachte, dass dieser Flug nicht nur eine Stunde dauern würde, sondern um einiges länger ging, bekam ich immer mehr Panik. Was wenn das Flugzeug abstürzte? Würde ich den Aufprall überleben? Und was, wenn es genau über dem Ozean geschah? Könnte ich so weit schwimmen, um irgendwo ans Land zu kommen? Warum mussten wir überhaupt fliegen? Konnten wir nicht ein Schiff nehmen? Wäre das nicht die sicherere Reise gewesen? Mein Unbehagen war mir wohl anzusehen, denn Walter sah mich mit einem freundlichen Lächeln an. „Ihr braucht keine Sorgen zu haben, junge Dame. Der Flug ist sicher.“ „Ist es so offensichtlich?“ „Ihr seid sehr blass und eure Hände zittern. Entweder es ist der anstehende Flug, oder aber ihr habt heute Nacht nichts zu euch genommen.“ Da er es aber besser wissen musste, immerhin hatte er mir die Flasche Blut gebracht gehabt..woher er die auch immer hatte, war es für ihn offensichtlich. „Am liebsten würde ich einfach einschlafen und erst wieder aufwachen, wenn wir dort angekommen sind.“ Gestand ich ihm und steckte die Hände in die Hosentasche, damit ich irgendwie das Zittern unter Kontrolle brachte. „Wenn es euch hilft, könnt Ihr ein Buch haben, welches ich für die Reise mitgenommen hatte.“ Überrascht sah ich ihn an und nickte dann sogar. Alles was mich ablenkte, war willkommen. Wir mussten nicht lange in dem Airport warten, bis wir weiter zu der Privatmaschine gingen. Drinnen setzte ich mich, so weit es ging, von Lady Integra weg. Mehrere Stunden in einem Raum mit ihr eingeschlossen sozusagen. Hoffentlich ging das gut. Es wäre zwar auch die beste Gelegenheit sie auf meine Eltern und die Anrufe aus Frankreich anzusprechen, da ich aber Angst hatte, vor einem ihrer Wutanfälle, denen ich dann nicht durch Flucht entkommen könnte, schwieg ich lieb dazu. Warum ich auch immer vor ihr Angst hatte. Immerhin war sie doch nur ein Mensch. Aber Alucard schien ihr ziemlich nahe zu stehen und ich war mir sicher, sollte irgendwas sein, würde er an ihrer Seite stehen. Warum nur? Ob ich deren Vergangenheit irgendwann in Erfahrung bringen würde? Ich wendete den Blick von den Beiden ab, als mir Walter tatsächlich ein Buch reichte. Dankbar nahm ich es an mich und begann sogleich zu lesen. Es war ein Thriller und ich war schon verwundert, dass er solche Bücher las. Aber wie hieß es so schön? Stille Wasser sind tief? Mit jeder Stunde, die in dem Flugzeug verging, wurde ich trotz des Buches unruhiger. Ich konnte kaum noch still sitzen und vermied es, aus irgend einem der Fenster zu sehen. Das einreden, es handle sich um einen Bus oder Zug, in welchem ich saß, brachte auch nicht sonderlich viel. „Darf ich Ihnen etwas anbieten?“ Eine Frau stand plötzlich vor mir und hielt ein Tablett in der Hand. Sie gehörte zur Flugcrew. „Äh...“ Ich wollte gerade sagen, dass ich nichts zu trinken bräuchte, als ich auch schon den vertrauten Geruch wahr nahm. Das war kein Wein in diesem Glas. Also wussten sie Bescheid? Alle hier drinnen? Lächelnd nahm ich das Glas an und schloss die Augen, während ich die rote Flüssigkeit meiner Kehle hinunterfließen ließ. Die Ablenkung auf diesen Geschmack tat gut. Schade nur, dass sie so kurz anhielt. Der ganze Flug dauerte in etwa sieben Stunden und kein einziges Mal war Alucard von Integras Seite gewichen. Ab und an hatten sie sich über etwas unterhalten und des Öfteren ging deren Blick dabei zu mir. Ich konnte sie einfach nicht ausstehen, da ich noch immer nicht wusste, was deren Problem mit mir war. Nach der Landung war ich so froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Durch die Zeitverschiebung war es hier bereits früher Abend, obwohl wir morgens in Washington losgeflogen waren. Zwei Wagen warteten bereits auf uns und wieder stieg Alucard bei ihr mit ein, während ich in dem anderen Platz fand und mir darüber unnütz Gedanken machte. Als die Wagen sich aber bei einer Kreuzung trennte, blickte ich dem anderen fragend hinterher. „Sollten wir nicht den anderen nachfahren?“ Fragte ich verwundert den Fahrer vorne. „Ich soll Sie zu einem etwas abgelegeneren Anwesen bringen.“ „Was? Aber wieso?“ Doch konnte er mir die Frage nicht beantworten, da er lediglich Anweisungen ausführte. Hätte man mir das nicht vielleicht mal eher sagen können? Was sollte das schon wieder? Wieso mussten sie ständig irgendwelche Sachen über meinen Kopf hinweg entscheiden? Ich hätte ausflippen können, doch tat ich es nicht und knurrte lediglich vor mich hin. Die Fahrt dauerte etwa eine dreiviertel Stunde, bis wir ankamen. London hatten wir bereits verlassen gehabt und waren durch einen Vorort gefahren. Das besagte Anwesen lag ein paar Minuten außerhalb und ich stieg aus dem Fahrzeug aus, blickte mich um. Es war eine Art Villa, die alt, aber nicht heruntergekommen aussah. Sie wurde eindeutig gepflegt. Genau so wie die Umgebung. Der Rasen wurde erst frisch gemäht, da man noch die Spuren erkennen konnte und den Geruch wahrnahm. Ich wollte gerade den Fahrer fragen, ob hier noch andere seien, als er schon den Rückwärtsgang betätigt hatte und mich hier vollkommen alleine stehen ließ. „Sollen wir eine Wette abschließen, wie lange es dauert, bis du wieder weg bist?“ Ich drehte mich sofort um. „Sorin?“ Er kam lächelnd auf mich zu und breitete seine Arme aus. Natürlich konnte ich nicht anders, als zu ihm zu laufen und mich in seine Arme zu werfen. „Hab dich vermisst, meine Kleine.“ „Ich dich auch...und du hast diesmal sogar was an.“ Ich ließ wieder von ihm ab. „Also, was soll das hier alles?“ Wollte ich dann aber wissen, wobei er nur mit den Schultern zuckte. „Der Blutsauger meinte, nachdem du verschwunden warst, ich soll hier her gehen. Wenn er dich gefunden hat, würde er dich her bringen lassen. Hat nur ziemlich gedauert. Ich hatte mir schon ein wenig Sorgen gemacht.“ Und er deutete mit seinem Daumen und Zeigefinger einen winzigen Abstand an. „Ach hör bloß auf. Ich glaube, mein Leben ist verflucht.“ „Na wenn es nichts weiter ist.“ Fragend sah ich ihn an, als er begann zu lachen. „Einen Fluch kann man brechen.“ Er deutete aufs Haus und ich folgte ihm dann einfach. „Also, es gibt drei Schlafzimmer, zwei Bäder, eine Küche, zwei Wohnzimmer und eine Art Arbeitszimmer oder Bibliothek, je nachdem wie man es betrachtet.“ Begann er zu erzählen, als wir hinein gingen in das Haus. „Dazu noch einen Keller, der aber mit nichts verbunden ist. Wirklich nur ein Keller. Der unten gelagerte Wein ist aber echt spitze.“ Und er zeigte seinen Daumen hoch. „Du hast dir bereits alles genau angesehen?“ „Klar. Ich wollte ungern irgendwelche komischen Überraschungen erleben. Immerhin muss man bei dir ja besonders vorsichtig sein. Ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als wir auf so einem Anwesen waren.“ Auch ich musste mich daran zurück entsinnen und es gab noch so viele Fragen, die unbeantwortet waren. Aber vielleicht eine konnte ich durch Sorin klären lassen. Alucard hatte ich vergessen, danach zu fragen in all der Aufregung. Wir waren in der Küche und ich setzte mich auf einen der Hocker, welcher an eine Art Tresen stand, während Sorin sich eine Weinflasche aus dem Kühlschrank holte und sich etwas einschenkte. „Ich glaube, Blut müssen wir für dich erst organisieren.“ „Das können wir später noch. Ich habe gerade keinen Hunger.“ „Na dann. Erzähl mal. Was ist alles passiert in den letzten Tagen?“ Und ich begann ihm zu berichten, was mir widerfahren war, seit dem Training mit Alucard auf dem Feld. Dabei stellte ich ihm dann auch die Frage, welche mich brennend interessierte. „Und die Hexen sagten dann sogar, mein Vater sei kein normaler Mensch gewesen, schon vor der Verwandlung nicht. Er sei ein...wie nannten sie es...Ach ja. Riyoon. Weißt du, was das ist?“ Er hatte sich an seinem Wein verschluckt und sah mich mit großen Augen an. „Du weißt, was das ist?“ Ansonsten hätte er nicht so reagiert. „Erzähl es mir.“ „Bist du sicher, dass sie das gesagt haben?“ „Ja. Ganz sicher. Also, was ist das?“ „Ich...ich weiß es nicht. Davon höre ich gerade zum ersten Mal.“ Und er wich meinen Blick doch tatsächlich aus. „Sorin! Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir das abnehme. Also red schon.“ Verlangte ich von ihm und sprang vom Hocker, um ihm den Weg aus der Küche zu versperren, als er flüchten wollte. „Kathrin. Komm schon. Lass mich durch. Bitte.“ „Erst, wenn du meine Frage beantwortet hast. Was ist ein Riyoon?“ Ich konnte sehen, wie er mit sich selber Rang, doch es gab kein Weg hinaus für ihn. „Willst du nicht lieber Alucard danach fragen?“ Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an. Er nannte ihn beim Namen? Das war eine Seltenheit. Seufzend gab er schließlich auf und drehte sich wieder um. Er griff bei der Theke nach dem halbvollen Weinglas und leerte den Inhalt mit einem Zug, nur um danach sich wieder einzuschenken, während ich mich zurück auf den Hocker begab und wartete. „Riyoon´s sind Schattenwandler. So sagt man sich wenigstens. Es soll seit Generationen keine mehr geben. Sie sind irgendwann verschwunden, erzählt man sich zumindest. Ich habe daher noch nie einen gesehen und es gibt auch nicht viel Bekanntes über sie.“ Begann er und ich hörte ihm aufmerksam zu. „Mein Vater hat uns Kindern damals Gruselgeschichten über sie erzählt.“ Und seine Stimme wurde traurig, was ich verstehen konnte. Es tat mir noch immer Leid, was mit seiner Familie geschehen war. „Was denn für Geschichten?“ Sein Blick war voller Schmerz, als er zu mir sah und es zerriss mir glatt das Herz. Doch dann seufzte er nochmals und ließ den Kopf hängen. „Die Riyoon´s sollen sowas wie Söldner sein. Sie sind von einem normalen Menschen nicht zu unterscheiden. Selbst ihren Geruch können sie sehr gut anpassen. Sie werden oft auf andere Wesen angesetzt, gegen einen gebührenden Preis selbstverständlich und das ahnungslose Opfer bemerkt es meist erst ziemlich spät. Immerhin, er wird für einen Menschen gehalten. Was kann ein Mensch uns schon antun?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Nichts?“ Fragte ich und er nickte. „Genau. Nichts. Aber die Riyoon ´s... Sie ziehen dich in die Schatten, heißt es. Von dort soll es kein Entkommen geben. Sie sollen die Schatten um einen herum nach ihrem belieben formen können, wie sie es wollen. Deine größten Ängste heraufbeschwören und dich in diesen wandeln lassen, ohne Ausweg.“ „Aber wie ist das möglich? Man kann doch aus den Schatten wieder raus.“ „Nicht, wenn einer von denen dich hineingezogen hat. Dann gibt es keinen Ausweg mehr. Er kann den Übergang für denjenigen versperren. Es heißt, die Schatten werden mit ihm eins. Sie nähren sich an den Riyoon´s und diese nutzten sie für ihre Zwecke aus.“ War das wirklich möglich? Und wenn das stimmte und mein Vater tatsächlich einer gewesen sein soll, konnte ich dann vielleicht sowas auch? „Sag mal Sorin, diese Riyoon´s, waren die bekannt für sowas wie Traumwandeln?“ Überrascht sah er mich an und musste dann aber nachdenken. „Wenn ich mich recht erinnere, haben sie diese Fähigkeiten genutzt, um herauszufinden, was für Alpträume ihr Opfer hatte um diese dann in der Schattenwelt wahr werden zu lassen ... Warte mal ...“ Mit großen Augen blickte er mich an. „Das ist echt nicht wahr, oder?“ „Anscheinend doch.“ Gab ich von mir und versuchte mich an einem flüchtigen Lächeln, während er sich den Nacken rieb. „Wenn das wirklich stimmt, dann bist du nicht nur ein Vampir-Reinblut, sondern hast zudem noch die Fähigkeiten eines Riyoon´s. Das ist eine mehr als gefährliche Mischung. Du solltest das keinem erzählen. Das meine ich ernst. Das könnte etlichen Angst machen und sie könnten versuchen dich gleich umzubringen.“ „Was? Aber wieso? Ich tu ihnen doch nichts!“ „Das ist denen egal. Glaub mir. Würde ich dich nicht kennen und herausfinden, dass du von denen abstammst, ich würde dich auch sofort umlegen. Nur zur Sicherheit.“ Sprachlos sah ich ihn an. Meinte er das ernst? So wie es aussah, wohl ja. „Gibt es deswegen keine mehr?“ Fragte ich nach. „Ich weiß es nicht. Aber laut den Gruselgeschichten meines Vaters, sollen die noch irgendwo sich aufhalten. Es soll ein Reich inmitten der Schattenwelt geben, in welchem die sich aufhalten. Warum keiner von denen seit Generationen daraus gekommen ist, bleibt wohl ein Rätsel. Vielleicht wurden sie dort drinnen eingesperrt? Oder sie wurden tatsächlich so sehr gejagt, das sie sich irgendwann nicht mehr raus getraut haben. Aber um das in Erfahrung zu bringen, müsstest du dich wohl schon mit einen von denen unterhalten. Nur dafür müsstest du in die Schattenwelt und dort alles nach denen absuchen, um überhaupt herauszufinden, wo dieses besagte Reich ist. Vielleicht ist es nur sowas wie eine Kleinstadt, dann viel Erfolg beim Absuchen der ganzen Welt.“ Das würde tatsächlich viel Zeit in Anspruch nehmen. „Danke dir Sorin. Für die Infos.“ Meinte ich und blieb nachdenklich dort sitzen, wo ich war, während er mir zunickte und dann aber die Küche verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)