Vertraue mir von Pijara ================================================================================ Kapitel 13: Schockierende Wahrheit ---------------------------------- Kaiba blieb die Luft weg und zum ersten Mal begann er zu zweifeln. War es wirklich möglich, dass an all dem, was Yugi und Kiara bisher immer von sich gegeben hatten, irgendetwas Wahres dran war? Ein triumphierendes Leuchten glomm in Kiaras Augen, als sie ihn ansah. „Glaubst du mir jetzt?“, fragte sie grinsend und nahm die Schachtel an sich. Kaiba zuckte mit den Schultern. „Das hat gar nichts zu bedeuten.“ „Ach wirklich nicht?“ „Das kann auch ein Zufall sein!“ „Wieso? Hast du gerade zufällig vor ein paar Tagen eine Kopie davon bei E-Bay ersteigert?“ Kaiba setzte zu einer Antwort an, doch Kiara kam ihm zuvor. „Seto, begreif doch endlich! Du hängst in dieser Sache mehr drin, als du bereit bist zuzugeben. Warum willst du einfach nicht glauben, dass hier Dinge geschehen, die über den normalen Verstand hinausgehen?“ Kiaras Blick fiel wieder auf das Auge und eine düstere Vorahnung erfasste sie plötzlich. Das Auge lauschte – zumindest hatte sie den Eindruck. Langsam schlossen sich die Fahrstuhltüren, doch der Fahrstuhl selbst setzte sich nicht in Bewegung. Kiara blickte unsicher hoch. Irgendetwas stimmte nicht. „Du bist also tatsächlich der Meinung, dass das Auge das Päckchen beschriftet, sich reingesetzt und zur Post getragen hat, damit es endlich in meiner Nähe ist?“ „Weißt du, wenn du das Alles nur ins Lächerliche ziehen kannst…“ „Das will ich ja gar nicht! Aber ich würde gern wissen, wie du glauben kannst, dass ein Auge einen solchen Aufwand betreiben kann.“ „Es ist doch nicht das Auge, Seto! Es ist der Geist des Priesters, der das Auge bewohnt, kapierst du? Und stell dir mal vor, er ist mit höchster Wahrscheinlichkeit sogar in der Lage, von anderen Menschen Besitz zu ergreifen! Und darin dürfte ja wohl auch der Schlüssel liegen, wie das Päckchen in deinen Besitz gelangt ist.“ „Meinetwegen … gehen wir mal davon aus, dass es so ist. Was will er von mir?“ Kiara wollte antworten, merkte aber sofort, dass ihr eigentlich selbst nicht klar war, warum Aknadin ausgerechnet den Weg zu Kaiba gesucht hatte. Sicher, Kaiba war mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit die Wiedergeburt seines Sohnes, aber … was erhoffte er sich jetzt? Dass Kaiba ihn schützte? „Ehrlich gesagt … hab ich keine Ahnung.“, stellte sie schließlich verblüfft fest. „Bei mir hat sich momentan die Theorie verankert, dass er zu dir wollte, weil du sein ehemaliger Sohn bist…“ „Was ist auch jetzt noch bestreite.“ „Aber …“, fuhr Kiara fort und überging seine Bemerkung, „…das erklärt in der Tat nicht, was er von dir will.“ Kiara kroch es eiskalt den Rücken hinab. Ihre Nackenhärchen stellten sich auf und ihr gesamter Körper wurde von einer heftigen Gänsehaut erfasst. Vor ihren Augen blitzte es auf, Aknadins Gesicht, Atem, Yugi … sämtliche Bilder wechselten sich so schnell ab, dass sie irgendwann das Gefühl hatte, nur noch einen wirbelnden Sog von Farben zu sehen. Das Päckchen entglitt ihren Fingern und polterte auf den Boden. Das Auge kullerte heraus und rollte auf Kaiba zu. Seto wollte es aufheben, zuckte aber geschockt zurück, als der Millenniumsgegenstand sich plötzlich von selbst in die Luft erhob und auf Augenhöhe mit Kaiba stoppte. „Du glaubst also nicht an ein neues Leben nach dem Tod, Seto Kaiba?“, schallte es durch den Fahrstuhl und Kiara presste unweigerlich ihre Hände gegen die Ohren. „Du glaubst also nicht, dass es möglich ist, dass du vor Tausenden von Jahren einst mein Sohn warst?“ „Ich glaube einfach nicht, dass irgendjemand auf irgendeine Weise wiedergeboren werden könnte.“, schnaubte Seto herablassend. Von einem Geist würde er sich ganz sicher nichts sagen lassen. „Ach bist du der Meinung? Dann sieh dir das Mädchen mal ganz genau an.“ Seto knurrte und ballte die Hände zu Fäusten. „Was soll dieses Spiel?“ „SIEH SIE DIR AN!!!“ Kiara brach in die Knie und krümmte sich zusammen. Ihr ganzer Körper schien vor Schmerz zu schreien. In ihrem Kopf herrschte ein gewaltiger Druck, der ohne Zweifel durch Aknadin verursacht wurde. Sein grenzenloser Hass durchströmte sie wie ein gefährliches Gift und einzig und allein die Kraft des Millenniumsgürtels schien sie davor zu bewahren, diesem Hass zu erliegen. „Dieses Mädchen“, fuhr Aknadin fort, „ist mehr als nur eine einfache Kopie der Pharaonenprinzessin. Um genau zu sein, ist sie die Prinzessin!“ Kiara hob ungläubig den Kopf und starrte Kaiba geschockt an. Was sollte das bedeuten? Kaiba wischte Aknadins Behauptung mit einer Handbewegung zur Seite. „Das ist doch lächerlich.“ „Ist es das? Du willst, dass es so ist, aber du weißt, dass da etwas Wahres dran ist!“ „Was soll … soll das heißen?“, fragte Kiara, während sie sich mühsam auf die Beine kämpfte. Das Auge wandte sich ihr zu – ein Umstand, der Kiara sofort beunruhigte. „Du bist keineswegs das, was du glaubst zu sein, Prinzesschen. Ich weiß, dass ihr alle der Meinung seid, dass du – ebenso wie dein Bruder – die Herrin des Millenniumsgürtels bist, in dem der Geist der Prinzessin lebt. Tatsache ist aber, kleine Kiara, dass der Millenniumsgürtel überhaupt nicht das Zuhause der Prinzessin ist. Anders als ihr Bruder, der Pharao, der seinen Geist im Millenniumspuzzle einschloss, starb die Prinzessin. Ihre Seele ist in das Totenreich eingekehrt, so wie es sich gehörte. In dem Gürtel kann sie nicht leben!“ Kiara begann zu zittern. Wenn die Prinzessin in Wahrheit gar nicht im Gürtel lebte, wie war es dann möglich, dass sie existierte, mit ihr sprach und ihren Körper übernehmen konnte? „Was du bist, Kiara, ist ganz einfach zu erklären. Du bist die Wiedergeburt der Pharaonenprinzessin. Du bist nicht Trägerin eines Millenniumsgegenstandes, der ihren Geist beherbergt, du bist die Prinzessin! Der Gürtel hat lediglich die Fähigkeiten, Monster zu realisieren und dich zu schützen – er tut genau das, was er bereits vor 5000 Jahren für dich getan hat.“ Kiara funkelte das Auge an. „Wenn dem wirklich so ist, wie kann ich dann aber mit der Prinzessin reden? Wie kann es sein, dass ich sie in meinen Gedanken höre und mit ihr sogar den Körper tausche? Wie kann Yugi sie sehen, der Pharao … wie soll das gehen, wenn sie nicht wirklich im Gürtel lebt?“ „Hast du mir nicht zugehört? Du bist die Wiedergeburt der Prinzessin.“ „Schon klar, aber das würde ja wohl bedeuten, dass ich nur eine einzige Seele habe. In mir schlummern aber seltsamerweise zwei… erklär mir mal dieses Phänomen!“ „Nichts leichter als das! Du bist Trägerin eines Millenniumsgegenstandes – ihres Millenniumsgegenstandes, um genau zu sein. Als du den Gürtel zum ersten Mal angelegt hast, spaltete sich deine Seele. Der Teil von dir, der niemand anderes als die Prinzessin war, wurde durch diesen Gürtel von dem Teil, der du selbst bist, der nichts mit der Prinzessin zu tun hat, abgetrennt. Du bist schizophren, Kiara! Du leidest an einer Seelenspaltung, darin liegt der Schlüssel begraben.“ Kiara schluckte. „So wie … bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde.“ „Mit dem Unterschied, dass du dir der zweiten Seite von dir durchaus bewusst bist, mit ihr kommunizierst, dir sogar einbildest, dass ihr die besten Freunde seid, obwohl ihr ein- und dieselbe Person seid! Der Gürtel hat mit alldem überhaupt nichts zu tun. Er ist lediglich ein Artefakt, dass dich schützt und dir bei dem Kampf gegen … Wesen wie mich hilft. Anders als bei Yugi, der dem Geist des Pharaos seinen Körper leiht, indem er selbst sich in das Puzzle zurückzieht, seid ihr zwei gleichzeitig vorhanden, zwar getrennt von einander, aber in einem Körper. Du kannst sie zwar als Geist sehen und sie dich, euch gegenseitig in euren Gedanken hören … aber ihr seid keine getrennten Persönlichkeiten in dem Sinne, wie es der Pharao und Yugi sind. Du bist sie und sie ist du und euer beider Zuhause ist und bleibt dein Körper.“ Kiara schüttelte den Kopf. „Das … das ist doch Unsinn!!“ „Ist es das? Hast du dich denn nie gefragt, warum du, wenn du ohnmächtig wirst, ohnmächtig bleibst? Wenn Yugi das Bewusstsein verliert, übernimmt der Pharao die Kontrolle, während Yugis Geist sich unbewusst in das Puzzle zurückzieht, ein Nickerchen hält und seinen Körper schont. Auf diese Art und Weise bleibt er trotzdem wach. Aber genau das wird bei dir niemals funktionieren, weil keiner deiner beiden Seelen sich in irgendeinen Gegenstand zurückziehen kann, um deinen Körper zu schonen und dem anderen Platz zu machen. Deine Seele mag gespalten sein, aber beide Teile können sich nicht komplett von einander trennen. Auch wenn du dich dagegen sträubst, aber du bist und bleibst anders als dein Bruder, so ähnlich ihr euch auch sein mögt!“ Kiara schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist doch einfach nicht möglich! Warum sollte ich ausgerechnet dir glauben? Mein bester Freund bist du ja nun nicht gerade.“ „Versuch nur ruhig, dir was vorzumachen! Aber du weißt ganz genau, dass ich Recht habe. Aber belassen wir es dabei. Wenn ich richtig informiert bin, wolltest du mich doch herausfordern, hab ich Recht?“ Seto blickte überrascht auf. „Wie bitte?“ Kiara biss sich auf die Unterlippe. Genau das war es, was sie hatte vermeiden wollen. Sie wusste selbst nicht warum, doch sie hatte nicht vorgehabt, Kaiba klar zu machen, dass sie bereit war, sich auf ein Spiel der Schatten einzulassen. „Du wolltest dich mit ihm duellieren?“, fauchte er sie an und schleuderte das Auge zur Seite. Poltern donnerte es gegen die Metallwand des Fahrstuhls und kullerte zu Boden. Kiara fing an zu zittern. „Ich…“ „Wann hattest du denn vor gehabt, mich in deinen Plan einzuweihen?“ „Ich …“ „Damit eines klar ist, Kiara! Ich werde mich ganz sicher nicht auf ein Duell mit einem Geist einlassen.“ Kiara straffte sich und blickte Kaiba wütend an. „Das hab ich ja auch überhaupt nicht verlangt!“, schrie sie aufgebracht, während sich durch das Haar fuhr. „Ich werde dieses Duell ganz allein bestreiten. Von dir wollte ich lediglich wissen, ob du irgendeine Ahnung hast, wo das Millenniumsauge steckt. Da es mir ja mittlerweile zu Füßen liegt, kannst du dich beruhigt zurückziehen und ganz entspannt in deinem Büro arbeiten. Vergiss ruhig, dass Yugi im Koma liegt, er jeden Moment drauf gehen könnte, ich normalerweise jeden möglich Beistand gebrauchen könnte! Vergiss ruhig, dass auf diesem gottverdammten Planeten noch andere Menschen existieren, von denen einige sogar sehr gut deine Hilfe …“ Kiara brach ab und sah sich verstört um. Der Fahrstuhl begann gefährlich zu vibrieren. Vor ihren Augen tauchte das Millenniumsauge auf. Und dann verschwand der Boden unter ihren Füßen. Kiara griff geschockt nach Kaibas Arm, bevor sie zusammen in die Tiefe stürzten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)