Secret Society von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Lucion ----------------- Hier habt ihr gleich noch etwas Nachschub^^ damit der Prolog etwas Sinn ergibt. Sachen, die selbst nach diesen Kapi noch offen sind, sollen so sein ^^ Viel Spaß. ________________________________________________________________________________ Ephra strich sich fahrig durch sein streng zurück gebundenes, schwarzes Haar und lief schnellen Schrittes den dunklen Gang entlang. Es war kaum mehr als zwei Tage Zeit bis zur Zusammenkunft und für das darauf folgende Bankett fehlten noch immer zwei weitere Jünglinge. Fünf mussten es insgesamt sein. Er seufzte... Der Hunger seines kleinen Bruders, Lucion, war kaum mehr zu bändigen, dabei war man vor vier Jahren mit einem Jüngling ausgekommen. Hoffentlich konnte Enola geeignete Kandidaten finden, sonst würde noch ein Unglück geschehen... Er schluckte schwer und seine Schritte verlangsamten sich, als er der massiven Eichentür, die sein Ziel war, immer näher kam. Einen Moment blieb er stehen um sich zu sammeln, dann trat er ein. Kaum das der Vampir den Raum betrat, verspürte er einen eisigen Luftzug auf seiner Haut, obwohl das gesamte Gebäude mehr als großzügig beheizt war. Vor ihm präsentierte sich das Bild, welches er in seinen Gedanken erahnt hatte. Zwei kalkweiße Gestalten, ein Mann und eine junge Frau lagen reglos, mit erstarrten Gesichtszügen auf dem schwarz marmorierten Boden... nicht unweit von einem großen Kingsizebett. Mit wehmütigen Blick ging er darauf zu und betrachtete das weiße Geschöpf, welches flach atmend in den roten und schwarzen Seidendecken und Kissen gebettet lag. Noch immer zierten karmesinfarbene Flecken die Alabasterhaut und bildeten einen unwirklichen Kontrast. „Lucion...“, hauchte Ephra leise um seinen Bruder zu wecken und strich ihm zärtlich über die schweißnasse Wange. Der angesprochene öffnete leicht die Augen, sah aber so aus als würde er jeden Moment in die Bewusstlosigkeit abtreiben. Ephra erschauderte, wie es fasst jedes Mal der Fall war, wenn Lucion ihn anblickte. Diese Augen... diese hungrigen, verschieden farbigen Augen, die trotz geschwächten Zustand, starr bernstein- und smaragdähnlich unter langen silbrigen, fast weißen Haar hervor leuchteten. „So widerlich...“, war die heisere Antwort, die der schwarzhaarige erhielt. „Nur der Mann war für dich bestimmt... Das Mädchen war eine frisch gebissene...“ Der silberhaarige Vampir richtete sich unter Mühen auf und bleckte wütend seine spitzen Fänge. „Wie kannst du es wagen, mir einen Welpen zu schicken!“ Ephra sah tonlos auf seinen Bruder herab. Er war nicht gerade klein, nur einen Kopf kürzer und doch wirkte Lucion recht zerbrechlich, keiner würde darauf kommen, wie gefährlich dieser Vampir wirklich war. Der schwarzhaarige deutete eine leichte Verbeugung an. „Verzeih mir...“ Lucion schaute seinen Bruder ohne jeglichen Ausdruck an und ließ sich dann wieder erschöpft in die Kissen sinken. „Sie haben so widerlich geschmeckt... alle beide...“ „Es war einer der Jünger... Enola hat ihn selbst ausgesucht!“, sagte der größere beschwichtigend, doch die bernstein- smaragd Augen blieben starr... „Enola... wird nachlässig...“ Ein schwerer Kloß bildete sich in Ephras Kehle, doch er blieb stumm. „Ephraim...“, sagte Lucion leise und sprach in einer fremden Sprache weiter... Der angesprochene vernahm die Worte und erkannte den Befehl darin, dem er sich nicht widersetzen durfte... Folgsam setzte sich Ephra auf die Bettkante. Langsam hob er sein Handgelenk an den Mund und riss sich mit seinen scharfen Zähnen ohne mit der Wimper zu zucken den Puls auf... Eine Geste die ihm schwer fiel, denn von sich trinken zu lassen war schon demütigend, doch für einen anderen Vampir die eigene Ader zu reißen, war mehr als man vertragen konnte... dennoch... wenn er sein Blut nicht geben würde, würde das Zimmer seines Bruders mit Leichen überseht sein. Sein Blut vermochte den Hunger Lucions für einige Zeit zu stillen, doch war es keine dauerhafte Lösung. Das Blut eines Lamias, eines geborenen Vampirs war zwar sättigend, aber nicht sehr nahrhaft. Die Zunge des silberhaarigen holte ihn aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Wenige Sekunden später fühlte er wie sich Lucions weiche Lippen auf seine Wunde pressten und ein gieriger Sog entstand. Ein leises Stöhnen entwich Ephras Kehle und er spürte wie seine eigenen Lippen gierig anschwollen. Ein unangenehmer Nebeneffekt, den der Durst seines Bruders oftmals mit sich brachte. Der schwarzhaarige Vampir gab es nur ungern zu, aber jedes Mal, wenn Lucion von ihm Trank, war es ein erhebendes Gefühl. Woher es rührte wusste er nicht und ob es bei anderen genauso war konnte er auch nicht sagen. Denn sein Bruder war es als einzigem erlaubt den Durst an ihm zu stillen... Die Zeit zog sich hin und an Ephra zerrte die Erschöpfung. Es war schwer, sich gegen den Reflex zu wehren, der ihm immer wieder befahl den Arm wegzuziehen... Lucions schneeweiße Haut nahm endlich einen lebendigen Ton an, wenn auch nicht besonders auffällig. Wenige Sekunden später ließ er endlich vom schwarzhaarigen ab. Wohlig spürte er wie sein Herz wieder kräftiger zu schlagen begann um den frischen Lebenssaft durch seinen Körper zu pumpen... Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf sein blutbenetzten Lippen ab und er fuhr langsam, fasst schon zärtlich über das offene Fleisch seines Bruders. „Dein Blut ist so süß... wie immer“ Ephra senkte leicht den Kopf. „Es ehrt mich, wenn es dir schmeckt...“ Der Silberhaarige besah sich nachdenklich die Wunde, dann senkte er noch einmal sein Haupt an den Puls und leckte drüber... Die Wunde schloss sich. „Ich will das nächste Mal einen jüngeren Menschen... und wenn Enola noch einmal so dreist ist mir einen Welpen zu schicken....dann...“ Lucion gab das Gelenk seines Bruders frei. „Ich werde dafür sorgen, dass sie ihren Fehler bei dem Bankett wieder gut macht. Diesmal wird alles zu deiner Zufriedenheit verlaufen. Es werden die schönsten Jünglinge von ganz New Halen ausgewählt. Ihre Seelen werden dafür sorgen, das es die wieder besser geht.... Du solltest noch etwas schlafen, damit mein Blut bis zur Zusammenkunft hält...“ Lucion sah seinen Bruder nur kurz an und nickte dann leicht. Stumm drehte sich der Silberhaarige zu Seite und schloss die Augen... Als Ephra das Zimmer verließ, warf er noch einen kurzen Blick zurück auf die Leichen. Sie würden von den Sklaven weggeschafft werden... ♣~♠~♣~♠~♣~♠ Enola atmete tief ein. Die Luft im Konferenzraum war, durch dick wabbernden Zigarrenqualm alles andere als frisch. Sehnsüchtig sah sie aus den Panoramafenstern, die ihr einen atemberaubenden Ausblick über die nächtliche Millionenmetropole New Halen gewährte. Wie gern wäre sie jetzt da draußen auf der Jagd, statt dessen musste sie sich hier mit einem duzend überbeleibten Politikern herum schlagen... Sie konnte die nervösen Blicke auf sich fühlen. Spannung lag in der Luft und jene würde nicht abklingen ehe sie den Konferenzsaal verließ... Leise öffnete sich die Tür des Saals und der düstere Ephra trat ein. Sie begrüßte ihren ältesten Bruder mit einem kaum bemerkbaren Lächeln, jedoch erhielt sie von diesem nur einem finsteren Blick... Das konnte nichts gutes bedeuten. „Er ist sehr unzufrieden mit dir...“, raunte Ephra seiner Schwester ins Ohr, worauf ihre Haut um einige Nuancen bleicher wurde. „Er gibt dir noch eine Chance..., Enny.“, fügte der ältere noch hinzu, als er sich an das Kopfende des Tischkreises setzte. Enola räusperte sich leicht um sich wieder zu sammeln. Mit einer eleganten Bewegung strich sie sich eine Strähne ihres rot gefärbten Haares aus dem Gesicht und lächelte dann mit emotionsloser Maske auf die menschlichen Mitglieder der Styx Society herab. „Nun, beginnen wir mit der heutigen Sitzung... Meine Herren, wie sie schon seit einigen Tagen wissen, befinden wir uns in der Vorbereitung der alljährlichen Zusammenkunft der Lamia. Nun, es werden noch immer zwei 'Auserwählte' für den ehrenwerten Lunarie Incubus gesucht...“ Ein unruhiges Raunen ging, durch die Reihen der Männer. „Mit Verlaub, Miss Hunter, aber im letzten Jahr haben doch noch drei gereicht...“ Enola setzte zu einem gefährlich charmanten Lächeln an. „Sir Banksly. Es geht auf die Zeit des Erwachens zu. Lucion braucht jeden Tropfen Blut, denn seine Macht ist dabei sich zu entwickeln...“ Die rothaarige erwartete noch weitere Kommentare, als nichts kam wanderte ihr Blick auf einen besonders fülligen Mann. „Senator Rougen wie ich hörte ist ihr jüngster Sohn in das sechzehnte Lebensjahr getreten. Ein sehr gutes Alter... Unser Herr, würde sich über seine Gesellschaft sehr freuen...“ Der Senator wurde kreide bleich und fuhr sich fahrig mit seinen fleischigen Fingern über die Stirn. „A-Aber Miss Hunter. Warum nehmen sie nicht Raphael. Gabriel ist noch so jung und relativ zart besaitet, er würde die Ehre nicht verstehen, die ihm zu Teil wird!“ Ephra richtete seinen kalten veilchenblauen Blick auf Rougen. „Raphael ist ein Welpenanwärter und, wie soll ich es ausdrücken...? Nicht sehr ansehnlich... Ich denke Lucion würde ihren Sohn Gabriel vorziehen und was das mit der Ehre angeht, auch wenn er es nicht versteht, so werden sie es jedoch tun. Selbstverständlich sind sie somit auch zur Zusammenkunft eingeladen...“ „Aber, mein Herr-“ „Senator Rougen!“, fauchte Enola kurz, setzte aber sogleich wieder ein süßliches Lächeln auf... „Senator Rougen... Sie bekleiden eins der höchsten Ämter in ganz New Halen. Durch uns haben sie es in Rekordtempo bis an die Spitze gebracht... Leider blieben ihre Tribute an die Society immer öfter aus. Sie sind in unserer Gunst sehr weit gesunken und das könnte sich auch auf ihre Karriere auswirken... jedoch, mit ihren kleinen Gab...“ Der dicke Mann schluckte leicht und schaute erregt von einem Kollegen auf den anderen. Sie alle sahen ihn finster an und ihm wurde bewusst, dass er weit aus mehr, als nur einen Sohn verlieren konnte. „I- Ich bin einverstanden...“, keuchte er heiser und auf Enolas Lippen formte sich ein breites Grinsen. So verlief die Tagung stundenlang, bis auch schließlich der letzte Auserwählte erkoren war. Der Raum leerte sich und die rothaarige Vampirin lehnte sich seufzend in ihren Ohrensessel zurück. „Wir haben alle zusammen... Was für ein Glück...“ Ephra setzte sich mit finsteren Blick vor seine Schwester auf die Tischkante und fixierte sie regelrecht. „Du hast eine Welpin zu ihm geschickt , Enny... Du weißt, wie er auf Frischlinge reagiert!“ Enola wedelte abwehrend mit der Hand. „Nun mach mal nicht so einen Aufstand! Dafür habe ich den besten Jünger kommen lassen, war das denn nichts?! Ich wollte ihn mir eigentlich vornehmen...“ Der Schwarzhaarige beugte sich zu ihr rüber und rammte seine Hand neben ihren Kopf hart in die Rückenlehne. „Wage es ja nicht von Lucion zu reden, wie von einem kleinen verwöhnten Kind!“ Die jüngere sog scharf die Luft ein. „Aber, genau das ist er! Schau Mal, du und ich gehören wie er zu den Lamia, und? Sind wir so wählerisch mit unseren Opfern?“ Der schwarzhaarige verzog ärgerlich sein Gesicht. „Pass auf, wie du von dem 'Lichtbringer' redest! Du weißt genau, was er für uns bedeutet! Sein Körper ist nicht stark genug für seine Macht, darum braucht er so viel hochwertiges Blut wie möglich!“ Enola bleckte ihre Fänge und gab ein bedrohliches katzenartiges Fauchen von sich. „Na dann, wenn es dir so wichtig ist, unterwerfe dich ihn und lass von dir saugen, wie von einem willigen Menschen!“ Ephras Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er griff an seinen Ärmel. „Ich habe ihn von mir trinken lassen...“ Mit einem Ruck zog er das Stück Stoff hoch und entblößte die Unterseite seines Handgelenks. Es war angeschwollen und die Adern pulsierten aufgequollen vor sich hin... Seine Schwester fuhr sich mit der Hand an den Mund. „Du, hast...! Aber, du bist ein Lamia! Wie kannst du es nur über dich bringen einen jüngeren Vampir von dir saugen zu lassen? Damit-“ „Stell ich mich unter ihm... Ja ich weiß... Aber ich stehe so oder so unter ihm und ich bin ihm treu ergeben! Ich gab unserem Vater mein Wort ihn zu beschützen... auch vor den Schmerzen des Blutdursts... Jetzt entschuldige mich, ich will noch einmal nach ihm sehen....“ Mit diesen Worten verließ der dunkelhaarige Vampir den Konferenzraum... Enola schaute indessen wieder aus dem Fenster. Ephra unterwarf sich dem kleineren Bruder total... wie weit es wohl noch kommen würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)