Des Engels Tagebuch von MoonshineTora (Rrazpharroth) ================================================================================ Kapitel 7: Das leben beginnt ---------------------------- Hier sitze ich nun. In einem fremden Haus. Am Fenster und versuche das wenige Licht einzufangen, das zu dieser Jahreszeit den Boden berührt. Die einzige Person der ich vertrauen kann… Myke. Sie wirkt gestresst. Es ist meine Schuld. Der Himmel ist von einem einfarbigen Grauton bedeckt. Diese Wolkenwand macht das Durchdringen des Lichtes fast unmöglich. Es scheint, als sei die natur genauso müde wie ich. Wie Myke. Eine weiße Flocke fällt vom Himmel. Dann Zwei. Es beginnt zu schneien. Langsam aber stetig wird der Boden mit Schnee bedeckt. So etwas habe ich noch nie gesehen. Aber es begeistert mich nicht. Die Zeit schleicht. Sie scheint fast still zu stehen. Das warten macht müde. Es ist so still im Haus. Ich höre ein Summen. Das sind bestimmt die elektronischen Geräte. Im Labor klingt es fast genauso. Myke kommt die Treppe runter. Ich höre es nur. Leichtfüßig betritt sie das Wohnzimmer: „Zero?“ „Ja?“ Ich blicke weiterhin aus dem Fenster. „Es tut mir Leid.“ „Wofür entschuldigst du dich?“ Sie schweigt eine Weile. „Ich war unfreundlich zu dir.“ „Du hast deine Arbeit getan. Dafür musst du dich nicht entschuldigen. Du solltest bedenken, dass ich für den Krieg geschaffen wurde. Sympathien für mich zu entwickeln ist sinnlos.“ „Aber du bist ein Lebewesen!“ Ich schweige. Damit hat sie Recht. Aber ich würde keinen Platz in dieser Gesellschaft finden. Deshalb bin ich im Krieg besser aufgehoben. „Zero?“ „Ja?“ „Magst du mit mir einkaufen gehen? Die Sonne geht in fünf Minuten sowieso unter.“ Der Schnee leuchtet bläulich in der Dämmerung. Ich nicke und erhebe mich. „Du kannst das Gestell ab lassen. Ich vertraue dir. Aber der Professor darf es niemals erfahren, hörst du?“ Wieder nicke ich. Ich schließe die Augen um die Illusion aufzubauen. „Du solltest dir vielleicht andere Klamotten anziehen. In der Uniform geht man nur zur Schule. Ich habe da auch etwas für dich.“ In meinem Zimmer holt sie Kleidungsstücke aus dem Schrank. Einen weißen Pullover und eine dunkelblaue Hose. Einen dunkelblauen Halbmantel. „Ich wusste nicht ob du frieren kannst. Deshalb habe ich dir einfach einen Mantel gekauft.“ Es ist fast dunkel als wir in das Auto steigen. Es schneit noch immer. Ganz leise. Unser Weg führt uns wieder in das Bling-Bling-Viertel. Auf einer Größeren Fläche stehen viele Autos nebeneinander gereiht. Wir stellen uns dazu. Schon auf dem Platz schaue ich in die staunenden Gesichter anderer Menschen. Mir weht ein kalter Wind ins Gesicht. Aber ich habe nicht das Gefühl zu frieren. Wir betreten das große Gebäude. Darin tummeln sich unglaublich viele Menschen. Das überrascht mich. Ein so breiter Korridor. Dennoch treten sich die Menschen gegenseitig auf die Füße. In der Mitte des Korridors stehen Bänke um kleine Grünanlagen. An den Seiten die Geschäfte. Ich schaue nach oben. Unglaublich. fünf Stockwerke. Und auf jedem Geschäfte und Menschen. Myke nimmt mich bei der Hand: „So verlieren wir uns nicht.“ Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll zu schauen. Es ist das zweitgrößte was ich in meinem leben je gesehen habe. Wir besuchen viele Geschäfte. Zuerst kauft Myke Lebensmittel. Haushaltsmittel. Dann diverse Büroutensilien. Es fällt mir schwer ihr zu folgen. Sie eilt so. Überall wo ich eine Sitzgelegenheit finde, lasse ich mich nieder. Dass der Tag doch noch so anstrengend wird hätte ich nicht gedacht. Momentan sitze ich auf einer Bank. Einkaufstaschen stehen um mich herum. Ich schaue einigen Menschen nach, die an mir vorbeilaufen. Myke ist solange in eine Buchhandlung gegangen. Bei weiterem um schauen entdecke ich eine Gruppe Mädchen. Sie sind nicht von meiner Schule. Aber sie tragen eine Schuluniform. Ich beobachte ihr Verhalten. Denn sie benehmen sich fragwürdig. Sie scheinen sich zu scheuen. Eines der Mädchen schaut in meine Richtung. Schnell blickt sie wieder weg. Ich schaue hinter mich. Aber dort ist nichts wovor man Angst haben könnte. Wieder wende ich mich der Gruppe zu. Diesmal schauen alle in diese Richtung. Ich fühle mich dadurch schon ein wenig angesprochen. Sie winken schüchtern. Unsicher werfe ich den Mädchen ein freundliches Lächeln zu. Aber dann wende ich mich ab und schaue suchend in die Buchhandlung. Ich merke wie jemand auf mich zukommt. Es sind zwei Mädchen der Gruppe. Die anderen stehen noch immer neugierig im Abseits. Da kommt Myke aus dem Laden: „So Zero. Ich habe alles. Jetzt können wir endlich nach Hause fahren.“ Mit großen Augen wende ich mich Myke zu. Dann wieder zu den beiden Madchen die Myke erschrocken anschauen. Schnell gehen sie zurück zu ihren Freundinnen. Was haben sie sich denn erhofft? Zuhause lege ich den Mantel ab und lasse die Illusion fallen. Myke räumt die Taschen aus. „Ich lege mich ins Bett. Ich muss mich ausruhen.“ „Warte.“ Sie läuft mir entgegen. „Hier. Ein neuer Wecker. Uuund hier hinten ist der Ausschalter. Okay? Er ist schon gestellt. Den Wirfst du mir bitte nicht mehr an die Wand.“ „Ja. Danke.“ Ich nehme ihn an mich und gehe nach oben. Das Zimmer ist nicht groß. Aber es reicht zum Schlafen. Ich habe noch nie so viel geschlafen. Ich bin fast dauerhaft müde. Ich lege mich auf den Bauch und die Hände neben meinen Kopf. Es ist so angenehm. Ich könnte immer schlafen. Gerade als ich dabei bin einzuschlafen klopft Myke an die Tür: „Zero, du hast Besuch von einer Schulkameradin.“ Das letzte Wort betont sie ganz besonders. Was mich natürlich nervös macht. Schnell baue ich die Illusion auf. Myke öffnet schon langsam die Tür. Ich setze mich auf. Schaue neugierig zur Tür. Gabriel? Sie stellt sich vor die Tür und lächelt freundlich. Ich sehe aber Sorge in ihren Augen: „Wie geht’s dir, Zero? Ich habe mir Sorgen gemacht.“ „Bitte setze dich. Ich bin müde.“ Sie legt ihren Rucksack ab und setzt sich neben mich. „Anämie ist schon was Schlimmes. Ich hoffe dass solche Schwächeanfälle nicht oft vorkommen bei dir.“ „Es hält sich in Grenzen.“ Da ist ein Gefühl in mir. Es kommt mir bekannt vor. Ich meine es vor gar nicht all zu langer zeit schon einmal gefühlt zu haben. Ich finde es so schön. „Kommst du morgen wieder in die Schule?“ Sie schaut mich an. In mir überschlagen sich die Gefühle. Ich muss fast weinen. „Ja.“ „Das ist schön! Hast du deine Eltern gefragt ob du mit mir in die Stadt gehen darfst?“ „Oh… Das hatte ich total vergessen…“ beschämt lasse ich den Kopf sinken. „Das macht doch nichts. Warst ja auch krank.“ Sie streichelt mir über den Rücken. „Du hast aber ganz schön warm. Hast du auch kein Fieber?“ Sie fasst mir an die Stirn und dann an ihre. „Du bist ganz schön warm! Leg dich hin und ruh dich aus!“ Gabriel drückt mich ins Kissen. „Aber ich bin immer so warm.“ Ich drück sie zurück und setze mich wieder auf. „Echt?“ Sie Schaut mir direkt in die Augen. Ich will sie umarmen. Ich will gerade auf sie zukommen, da unterbricht sie: „Komm wir machen zusammen Hausaufgaben.“ Sie holt meine Schultasche und setzt sich im Schneidersitz auf mein Bett. Sie kramt in meiner Tasche herum. Ich starre sie stumm an. Begutachte mir ihr Lächeln, das sie niemals ablegt. Sie spricht irgendetwas. Aber ich höre ihr nicht zu. Ich verliere mich ganz in ihren Augen. In welchen ich mich wohl fühle. „Zero? Zero, hörst du mir überhaupt zu?“ Ein Rütteln holt mich zurück in die Realität: „Kannst du dich bitte noch einmal wiederholen? Einiges ist mir noch unklar.“ Ihr warmes Lächeln… „Du hast mir gar nicht zugehört. Zero jetzt pass’ aber auf. Ja? Dass ist wichtig.“ Sie muss mir vieles erklären. Ich kann mit Schreibutensilien noch nicht gut umgehen. Es fällt mir schwer so zu tun als kenne ich ‚Zahlen’. Ich kenne ein paar durch das Ablesen von der Uhr. Aber zusammenzählen kann ich sie noch nicht. Obwohl ihr Mathematik selbst schwer fällt, erklärt sie mir vieles gut. Und in nur kurzer Zeit kann ich ihr helfen die Aufgaben zu lösen. Es ist nur logisches denken. Aber dennoch unwichtig zum Leben. Nun haben wir alle Hausaufgaben erledigt. Gabriel lässt sich seufzend ins Bett fallen: „So schnell war ich noch nie mit den Hausaufgaben fertig. Und mit Mathe schon gar nicht.“ Sie setzt sich auf. Blickt mich an: „Immer wenn ich denke, du hättest die ersten 8 Schuljahre geschwänzt, überraschst du mich immer wieder mit deiner Intelligenz.“ Intelligenz. Sie bewahrt mich momentan vor großen Problemen. Gabriel schaut durch mein Zimmer: „Warum ist das so kahl? Keine Bücher, kein Computer, kein Fernseher. Nicht mal Stofftiere oder Bilder hast du an der Wand hängen.“ Ich überlege was ich ihr dazu sagen soll. „Ich bin doch erst hier eingezogen. Ich habe noch nicht die Lust gehabt alles auszuräumen.“ „Ach so. Ja, das leuchtet ein. Also gut, Zero. Ich mach mich auf den Heimweg. Mutter weiß nicht wo ich bin. Ich will ihr keine Sorgen bereiten.“ „Jetzt schon?“ Ich finde es schade. „Hey, nicht traurig sein. Wir sehen uns ja morgen wieder.“ Sie lächelt so wunderschön. Es rührt mich immer fast zu Tränen. „Bringst du mich noch an die Tür?“ „Ja. Selbstverständlich.“ Sie hüpft vom Bett wie ein junges Reh. Ich muss lächeln. Ihre Fröhlichkeit ist ansteckend. Sie sieht das. „Ha! Du hast gelächelt! Das ist dein erstes Mal dass du richtig gelächelt hast. Und es gehört nur mir!“ Sie zwinkert mir zu und verlässt das Zimmer. So dreist wie sie ist fragt sie Myke ganz persönlich, ob ich morgen mit ihr in die Stadt dürfte. Myke schaut mich unsicher an. Sie denkt sicher an den Professor. Das sieht man ihr an. „Das muss ich mit seinem Vater besprechen.“ Sie klingt besorgt. Gabriel schaut mich besorgt an. Sie scheint Mykes Unruhe zu merken… das beunruhigt mich. „Na gut. Sag mir dann Morgen bescheid, Zero. Danke noch mal für deine Hilfe. Hat Spaß gemacht.“ Ich öffne ihr die Tür. Sie verabschiedet sich von Myke und schenkt mir wieder ihr bezauberndes Lächeln. Ich blicke ihr nach bis sie um die Ecke gebogen ist. Ich lasse die Illusion fallen und gehe zu Myke ins Wohnzimmer: „Der Professor wird etwas dagegen haben, stimmts.“ „Höchstwahrscheinlich.“ Es vergehen keine zehn Minuten, da steht auch schon der Professor in der Tür. Man muss ihn nur erwähnen und er kommt angerannt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)