DU - entkommst mir nicht von risuma (Mai und Anzu) ================================================================================ Kapitel 2: DU – erwischst mich nicht ------------------------------------ Ich hätte nie erwartet, dass ich mich so gut mit dir verstehe. Ich habe nie verstanden, warum Joey dich immer wieder zu uns einlud, wenn wir uns bei Turnieren über den Weg liefen, du passtest doch gar nicht zu uns, bist viel älter als wir... Überhaupt, dich hier in der Stadt zu treffen, ist die Überraschung für mich. Jetzt arbeitest du also als Bedienung in einem Café, und dort gefällt es mir ziemlich gut. Es ist gemütlich dort, ist nah bei meiner Arbeit und der Kaffee schmeckt ausgezeichnet. Am schönsten ist es aber, wenn du Zeit hast und dich zu mir setzen kannst. Ich kann mich so wundervoll mit dir unterhalten, und wir können tatsächlich über alles reden. Die Gespräche mit dir werden mir immer wertvoller, sie vertreiben ein wenig die Enttäuschung aus meinem Leben. Warum melden Yugi oder Yami sich nicht ein einziges Mal bei mir? Sie haben mir noch nicht mal geschrieben, ob sie gut in Ägypten angekommen sind. Auch, was die Anderen so treiben, weiß ich nicht, doch das interessiert mich auch nicht wirklich... Ich finde es sehr erstaunlich, obwohl du fast zehn Jahre älter bist, als ich, spüre ich den Altersunterschied überhaupt nicht. Du bist wirklich eine angenehme Gesellschaft, und ich bin froh, dass wir richtig gute Freundinnen geworden sind. Wenn ich so nachdenke, habe ich schon lange keine richtige Freundin mehr gehabt – seit dem ersten großen Duell-Monster-Turnier bin ich immer nur mit Yugi und seinen Freunden zusammen gewesen, die schließlich auch meine Freunde wurden. Aber jetzt sind alle meine Freunde sonst wo – Yami und Yugi, diese Verräter, sind in Ägypten und haben sich noch kein einziges Mal bei mir gemeldet. Jetzt habe ich immer nur meine Arbeitskolleginnen im Büro um mich herum, und die sind ja so was von nervig... Ständig reden sie über die Arbeitskollegen, und über einige Abteilungsleiter, in die sie sich verguckt haben. Hoffen, dass sie ihnen eines Tages auffallen und zu einem Date eingeladen werden. Das interessiert mich aber alles nicht, und auch die Männer interessieren mich nicht. Eine Kollegin hat mir sogar mal einen Katalog von einer Agentur mitgebracht, ob ich nicht darin einen geeigneten Kandidaten fände, sie würde dann ein OMIAI veranlassen, bei dem ich ihn kennen lernen könnte. Pah, ich will kein OMIAI... ich brauch kein OMIAI... und so lange meine Eltern keines veranlassen, werde ich auch auf keines gehen. Ich hab mir längst meinen Ehemann ausgesucht – Yami, oder auch Atemu, wie er ja richtig heißt. Aber für mich wird er immer Yami bleiben. Doch solange Yami in Ägypten bleibt, mache ich mir um die Liebe keine weiteren Gedanken. Hätte ich doch nur eine Adresse von ihm... Joey zu fragen, finde ich zu blöd, vor allem weil ich von ihm ja nur die Adresse haben will und es mich nicht interessiert, was er so macht. Heute ist mir etwas Dummes passiert: Als mich meine Kolleginnen mal wieder so richtig nervten, ist mir rausgerutscht, dass ich längst einen Verlobten hätte, der wegen einer Familienangelegenheit für eine längere Zeit nach Ägypten müsse, doch wenn er wieder zurück wäre, würden wir heiraten. Oh, man, jetzt wollen sie unbedingt ein Foto von uns Beiden sehen – aber es gibt doch gar keins... Ich werde meine ganzen Fotos herauskramen müssen, und vielleicht kann ich ja eins zusammen ’basteln’. Als ich dir das erzähle, guckst du mich nur ganz seltsam an, und meinst, dass dies keine gute Idee wäre. Der Schwindel würde mit Sicherheit irgendwann auffliegen, und außerdem würde ich mich in ein ziemliches Lügengespinst hineinmanövrieren. Aber ich will es nicht ändern... mir gefällt die Idee mit Yami verlobt zu sein, viel zu gut... Doch zum Glück reden wir nicht weiter darüber, und du fragst auch später nicht weiter nach – und so ist Yami kein Thema zwischen uns Beiden. Und im Büro werde ich nach einer Weile in Ruhe gelassen. Denn es ist ja nicht sehr interessant, wenn man immer nur kurz, wegen der Kosten, mit dem Verlobten telefoniert. Zu mehr lasse ich mich, dank deiner Warnung, nicht hinreißen. Als du mich eines Tages fragst, ob wir nicht mal was abends nach der Arbeit zusammen unternehmen wollen, werde ich vor Freude fast rot. Ich hatte noch nie ein Date, Yami hat mich ja leider nie danach gefragt... Es macht Spaß mit dir zusammen ins Kino zugehen – uns gefallen die gleichen Filme... Wir lachen über dieselben Witze und weinen an denselben Stellen... Doch am allermeisten gefällt mir die kleine Bar, die wir gemeinsam nach dem Kino entdeckt haben. Immer öfter gehen wir auch einfach nur dorthin, ohne vorher noch das Geld für einen Film auszugeben. Wir haben einen kleinen Zweiertisch als unseren Stammplatz auserkoren, und bisher ist er noch nie besetzt gewesen. Ich genieße unser Zusammensein sehr, denn du hast mich aus meiner leeren kleinen Wohnung herausgeholt. Umso mehr trifft es mich, als du bei unserem Discobesuch so seltsam reagierst. Wir hatten überlegt, mal in eine Disco zu gehen, statt immer nur ins Kino, außerdem gibt es zurzeit keine guten Filme. Eigentlich verläuft der Abend richtig schön, ich werde immer wieder zum tanzen aufgefordert und genieße den Rausch von Musik und Bewegung. Du ziehst es vor nicht zu tanzen, denn tanzen sei nicht so deine Sache, hast du gesagt. Doch, als ich durstig und erhitzt zu unserem Tisch zurückkomme, schaust du mich richtig sauer an. „Was ist los?“, will ich von dir wissen, als ich mich setze und mein Glas nehme. „Wieso guckst du so sauer?“ Du gibst mir keine Antwort, aber dein Blick ändert sich nicht. „Stört es dich etwa, dass ich tanze?“, frage ich dich direkt heraus. Denn mir fällt kein anderer Grund für deine schlechte Laune ein. „Mit wem du tanzt.“, antwortest du säuerlich. Überrascht blicke ich dir ins Gesicht. Mit solch einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. „Wieso? Bist du etwa ne Lesbe?“, frage ich dich nicht ganz ernst. „Und wenn es so wäre?“, kommt es schnippisch von dir. „Stört es mich nicht, so lange du mich in Ruhe lässt.“, antworte ich dir ehrlich und meine es auch so. „Wenn ich das aber nicht will?“ Jetzt muss ich aber ziemlich schlucken. Mit vielem hätte ich gerechnet, aber damit nicht. Langsam schüttle ich meinen Kopf. „Bitte, mach unsre Freundschaft nicht kaputt.“, sage ich leise, trinke mein Glas leer, drehe mich um und gehe. Das muss ich erst einmal verdauen. Zu Hause angekommen, werfe ich mich enttäuscht auf mein Bett. Das hätte ich jetzt überhaupt nicht von dir erwartet... Ich kann in dieser Nacht nicht gut schlafen, zu vieles geht mir im Kopf herum... Dinge, über die ich mich nie gewundert habe, die ich nie hinterfragt habe... Warum haben wir nie über Männer geredet? Über sie abgelästert, wie es zwischen Frauen doch üblich ist? Weil wir Beide nie über Männer reden wollten. Und nun bekommt deine Antwort wegen Yami auf einmal für mich einen ganz anderen Sinn... Völlig durchwacht trete ich am Morgen meinen Dienst im Büro an. Alle schauen mich irritiert an und wollen wissen was mit mir los ist. Erst weiß ich nicht, was ich antworten soll, ich kann doch nicht sagen, dass mich eine Lesbe so aus der Bahn geworfen hat. Schließlich kommt mir die rettende Idee: Ich erzähle allen, dass mein Verlobter die Verlobung gelöst hat, weil er jemand standesgemäßes heiratet. Nun habe ich von allen das volle Mitgefühl und jeder versucht mich aufzumuntern, aber niemand drängt mich, mich gleich nach jemand anderem umzusehen. Mittags meide ich das Café, in dem du arbeitest, ich kann dir im Augenblick nicht unter die Augen treten, ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Einmal lässt es sich nicht vermeiden, doch da setze ich mich an einen der anderen Tische, damit du mich nicht bedienen kannst. Ich seh dir an, dass du enttäuscht bist, weil ich mich nicht an einen deiner Tische gesetzt habe, doch ich kann es einfach nicht. Aber die Gespräche mit dir fehlen mir doch... deine Gesellschaft fehlt mir... Du fehlst mir... Ich kann die ganze Woche nicht gut schlafen, am Samstag muss ich einfach raus aus meiner kleinen Wohnung. Ehe ich es recht merke, haben mich meine Füße zu unserer kleinen Bar getragen, und nach einigem Zögern gehe ich schließlich hinein. Wenn unser Tisch frei ist, will ich bleiben, ist er besetzt, dann gehe ich wieder, entscheide ich. Unser Tisch ist frei und so setze ich mich und bestelle meinen Lieblingscocktail. Nun sitze ich da und betrachte träge die Menschen in der Bar, die die kommen, und die die gehen... Auf einmal stehst du vor mir und setzt dich auf den Platz mir gegenüber – deinen Platz. „Hi.“, sagst du leise. „Hi.“, antworte ich ebenso leise. „Du siehst nicht besonders gut aus.“, verlegen lächelnd blicke ich dich an. „Du hast aber auch schon mal besser ausgesehen.“, antwortest du schief grinsend. Schweigend sitzen wir uns gegenüber. Du musterst mich so seltsam und fragend schaue ich dich an, denn ich kann aus deinem Verhalten gerade nicht schlau werden. Für einen kurzen Augenblick schauen wir uns in die Augen und plötzlich spüre ich deine Hände an meinem Gesicht. Geschockt halte ich ganz still, als deine Lippen meinen Mund berühren. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll... Die Freundschaft mit dir ist mir so teuer in der letzten Zeit geworden, wieso kannst du es nicht dabei belassen? Ich habe mich so gefreut, dich zu sehen, trotz deines Bekenntnisses. Ich will das nicht... nicht mit einer Frau... ~~~ OMIAI - Arrangiertes Treffen, bei dem sich Heiratswillige kennen lernen sollen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)