Under the surface von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: 萎れた 花 ---------------- Vorsichtig rüttelte Tohya an Tomo. Tomo hatte weder seinen noch Tohyas Wecker gehört und Tohya wollte nicht, dass Tomo Ärger bekam. Es dauerte allerdings einige Zeit bis Tomo wach wurde. Er blickte in Tohyas große Augen. Der Blondschopf schlug seine Bettdecke zurück und richtete sich auf. Er blickte Tohya verschlafen an, welcher ihm munter zulächelte. „Beeil dich!“ sagte er und setzte sich auf die Bettkante. Tomo sah Tohya verwirrt an. Warum wartete der kleine Welpe auf ihn? Hatte er nicht deutlich genug gezeigt, dass er gar nichts mit ihm zu tun haben wollte? Er war lieber allein. Widerwillig stand Tomo murrend auf und machte sich schnell im Bad zurecht. Er schlurfte aus dem Bad, griff nach seiner Schultasche und ging gähnend mit Tohya zum Speisesaal, wo sie ihr Frühstück zusammen aßen. Tomo grinste und erklärte Tohya etwas über seine neuen Lehrer. Warum ließ sich Tomo plötzlich auf eine längere Unterhaltung mit Tohya ein? Ihm kamen, nun da er wach war, viele Bilder der letzten Nacht in den Sinn und allein die Erinnerung daran erfüllt ihn mit Energie und einem unbeschreiblich guten Gefühl. „Was grinst du plötzlich so breit?“ fragte ihn Tohya verunsichert. Diesen Gesichtsausdruck hatte er bei Tomo noch nie gesehen. Tomos Grinsen wurde schelmischer, doch er schwieg nur und sie beendeten ihr Frühstück im Stillen. Rui wollte einfach nicht wach werden, obwohl sein Zimmergenosse es seit 20 Minuten angestrengt versuchte. Dieser seufzte und gab es nun endlich doch auf, verließ das Zimmer, um auch noch eine Kleinigkeit zu frühstücken, während Rui friedlich weiter schlummerte und nichts mitbekam. Er träumte von einem Leben als Rockstar, umjubelt von vielen weiblichen Fans und Nacht für Nacht in einer anderen Stadt auftretend. Erst das Klingeln zur ersten Stunde vermochte es, Rui aus seinen Träumen zu reißen. Erschrocken sprang er aus seinem Bett, landete mit dem Gesicht zuerst auf dem Boden, zog sich vor Schmerzen fluchend rasch an, sprintete die Gänge entlang zum Biologiesaal und traf nur fünf Minuten nach dem Lehrer ein, wobei ihn alle mehr oder weniger schadenfroh angrinsten, denn er hatte sich soeben Nachsitzen eingehandelt. Mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck folgte er dem Unterricht, doch entging ihm Umis Wut und Tomos Freude nicht. Umi und Yuh waren als erste ihm Speisesaal gewesen und waren auch überaus zügig mit ihrem Frühstück fertig, sodass sie sich noch vor dem großen Ansturm raus stehlen konnten und vor dem Unterrichtsraum warteten. Yuh warf Umi immer wieder nervöse und besorgte Blicke zu, denn Umi war in einer sehr aggressiven Gemütsverfassung und leicht reizbar. Er hatte sich sogar seine blonden Haare wieder schwarz gefärbt. So sah er richtig angsteinflößend aus. Umi setzte sich neben die Tür auf den Boden, während sich Yuh lässig gegen die Wand lehnte. Er zupfte sich sein Hemd zurecht und grinste in sich hinein. Er freute sich schon auf heute Abend und schloss verträumt seine Augen. Er würde sie wiedersehen. In seiner Gedankenwelt versunken, vernahm Yuh wie es allmählich um sie herum lauter wurde, da nun viele Schüler auf ihrem Weg zu ihren Unterrichtsräumen waren und vereinzelt blieben Schüler neben ihnen stehen. Pünktlich mit dem Klingeln öffnete ihnen ihr Lehrer den Unterrichtssaal und alle gingen auf ihre Plätze. Tomo ging schweigend hinter Tohya bis sich sein Blick und Umis Blick trafen. Umi funkelte ihn mörderisch von seinem Platz her an, während Tomo ihm gehässig zugrinste und sich ebenfalls auf seinen Platz setzte. Tomo spürte Umis Blick im Nacken und so auch Tohya. Er sah immer wieder besorgt zu Tomo, dann zu Umi rüber. „Was ist zwischen den beiden nur vorgefallen?“ fragte sich Tohya insgeheim und wunderte sich, wo Tomo gestern mitten in der Nacht wohl hingegangen war. Vor allem mit dem ganzen Zeug, das er bei sich getragen hatte. Mit seinen Grübeleien beschäftigt, merkte Tohya nicht, dass der Lehrer eine Frage gestellt hatte und dass alle in dieser nun folgenden Stille auf seine Antwort warteten, doch in diesem Moment kam Rui ins Klassenzimmer gestürzt, sodass des Lehrers Ärger nun auf Rui fiel, der heute Nachsitzen aufgebrummt bekam. Auch die anderen Schüler hatten sich schadenfroh grinsend Rui zugewandt, welcher völlig außer Atem war. Tohya verscheuchte seine Bedenken und mit einem höflichen Lächeln folgte er nun gewissenhaft dem Unterricht und war in der Lage, die Fragen des Lehrers prompt zu beantworten. Nach Biologie hatten sie eine Doppelstunde Japanisch, eine Stunde Politik und dann wieder eine Doppelstunde Mathematik bis es schließlich zur Mittagspause klingelte. Tomo verließ das laute Gebäude und suchte sich ein ruhiges Plätzchen am internatseigenen See. Er atmete die kühle Luft ein und ließ sich den Wind durch die Haare wehen. Er schloss seine Augen und genoss die Stille. Tomo machte schnell lauter werdende Schritte aus. Als er sich umdrehte, schlug ihm eine Hand fest ins Gesicht und er spürte wie das Blut aus seiner Nase floss. „UMI!“ keifte er aufgebracht und hielt sich eine Hand auf seine blutende Nase. Er hatte es krachen gehört, weshalb er vermutete, dass sie gebrochen war. Tomo sah Umi auf den Boden spucken und starrte ihn wutentbrannt an. „Du Bastard! Bild dir bloß nichts darauf ein! Grünschnäbel wie du bleiben nicht lange oben. Dafür werde ich sorgen!“ schrie er ihm zu, wirbelte herum und hatte sich bereits einige Meter entfernt, als ihm Tomo lachend „Dazu musst du mich schon umbringen!“ hinterher rief. Umi blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich zu Tomo um. Umis Blick ließ Tomos Blut gefrieren und zugleich vernahm er ein prickelndes Gefühl in seinem ganzen Körper und beobachtete Umi, wie er auf ihn zu kam. Er blieb direkt vor ihm stehen, fixierte ihn für einen Augenblick, dann stieß er Tomo in den kalten See und verließ den Schauplatz in Richtung Internatsgebäude. Als Tomo aus dem See stapfte und triefend herüber sah, sah er wie das Tor zugezogen wurde. „Stinkstiefel“ murmelte er, wrang sein Hemd aus und schlurfte zurück ins Gebäude, zurück in sein Zimmer, damit er seine nasse Kleidung mit trockener austauschen konnte. Tohya saß derweilen mit Yuh und Rui gemeinsam an einem Tisch in der Mensa (Es waren sonst keine freien Tische mehr da.) und aßen stillschweigend ihr Mittagessen. Irgendwann begann dann Rui neugierig ein Gespräch mit Tohya. Er wollte gerne mehr über den Neuen wissen und bist jetzt hatte er keine Gelegenheit gehabt, Tohya anzusprechen, denn er war seit seinem Ankommen nur mit Tomo unterwegs gewesen. Besser gesagt, war Tohya nur in seinem Zimmer gewesen und das musste sich dieser Pechvogel mit Tomo teilen. Man würde wohl selten zwei andere Menschen finden, die so wenig gemeinsam hatten wie Tomo und Tohya. Rui begann den Kleinen zu mögen und obwohl sich Yuh nicht am Gespräch beteiligte, entwickelte auch er eine Sympathie für Tohya. „Er ist wie eine frische Brise in einer heißen Sommernacht“ dachte Yuh und lauschte grinsend der Unterhaltung der beiden, die sich mittlerweile um den Musikgeschmack Tohyas drehte. Tohya genoss das Gespräch mit Rui und war ganz aufgeregt, Ruis CD-Sammlung zu begutachten, die ihm Rui nach dem Nachmittagsunterricht zeigen würde, denn ihre Mittagspause war nicht lang genug und hinzu kam, dass sie einen Großteil der Zeit verquatscht hatten. Rui wurde es richtig warm ums Herz, als ihn Tohya so lieb anlächelte, was sich auf seine großen, schönen Augen ausgebreitet hatte. Yuh grinste, verwuschelte Tohyas Haare als sein Blick auf die Tür der Mensa fiel. „Umi!“ flüsterte er und die beiden anderen sahen sich um, Yuhs Blick folgend. Tohya bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und widmete sich seinem kaltgewordenen Essen, Rui und Yuh jedoch folgten Umi mit ihren Blicken als er sich Tohya gegenüber auf den freien Stuhl fallen ließ. Er seufzte tief und fuhr sich mit zitternder Hand durchs Haar. „Das Schwarz steht dir gut.“ Komplimentierte Rui Umi und grinste ihn aufmunternd über den Tisch zu, doch Umi ignorierte ihn bloß. Tohya sah verunsichert zu den anderen beiden, doch Yuh lächelte Tohya nur zu und Rui zuckte nur mit den Schultern und zeigt damit, dass sich Tohya nicht so viele Gedanken machen sollte, denn seine Unsicherheit war deutlich zu spüren. Rui schob seinen Teller von sich (anscheinend hatte er keinen Hunger mehr) und begann erneut ein Gespräch mit Tohya. Diesmal fragte er ihn über seine alte Schule aus und Tohya ging hastig auf die Konversation ein, doch verschluckte er sich an dem letzten Bissen und Tränen schossen ihm in die Augen. Rui klopfte dem Kleinen auf den Rücken, sodass dieser wieder Luft bekam und Umi lenkte seine Aufmerksamkeit jetzt auf Rui und Tohya. Er nahm den Neuankömmling genauer unter die Lupe. „So viel weiches, so viel Gefühl. Was will der Welpe hier?“ dachte Umi und somit genau das, was sich auch schon Tomo gefragt hatte. Er verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und stieg unerwartet in das Gespräch mit ein. So unterhielten sich die drei (Yuh hielt sich immer noch raus) bis fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn, dann begaben sie sich zusammen in Richtung Sporthalle. Dort angekommen fiel Tohyas Blick auf Tomo, der seine Sportkleidung bereits trug und offensichtlich eine verletzte Nase hatte, denn diese war ganz geschwollen und es bildeten sich blaue Flecken auf dem Nasenrücken. „Das muss schmerzhaft sein.“ Nuschelte Rui neben Tohya. Tohya wusste nicht, ob er zu Tomo rüber gehen sollte oder nicht, aber da er ihn mochte, gerade wegen seiner kaltblütigen Art, stakste er auf ihn zu. „Wie ist das passiert?“ fragte er Tomo besorgt und beäugte seine Nase. Tomo sah Tohya an und schielte kurz zu Umi rüber. „Ach…“ begann er, doch weiter kam er nicht, denn ihre Sportlehrerin war zu ihnen gestoßen. „Dann fangen wir mal an, Jungs und Mädels!“ sagte sie munter und schloss die Kabinentüren auf, damit sie sich umziehen konnten. „Tomo, kommen Sie bitte mit mir.“ Rief sie über die Köpfe der Schüler und Tomo, der bereits in der Umkleidekabine war, musste sich zwischen den Schülern zu Frau Kobayashi durch kämpfen. „Ja?“ fragte er höflich. Sie gab nicht sofort eine Antwort, sondern sah sich seine Nase genauer an. „Sie begeben sich bitte sofort ins Krankenzimmer. Das sieht mir nach einem Bruch aus.“ Erklärte sie und schickte ihn umgehend ins Krankenzimmer. Tomo hatte sich zwar gewehrt, hatte jedoch herzlich wenig Erfolg gehabt und begab sich mit hängenden Schultern schlurfend in Richtung Internat. Tohya sah Tomo besorgt hinterher. Was war denn in der Mittagspause vorgefallen? Er kratzte sich am Kopf, seufzte und wechselte seine Kleidung. Umi stand zwischen Yuh und Tohya und sah zufrieden mit sich aus. Rui und Yuh wechselten vielsagende Blicke, die Tohya nicht entgingen. Er sah Umi für einen Moment lang geschockt an, dann besann er sich eines besseren, wandte seinen Blick wieder ab und zog seinen linken Schuh an. Tohya musste feststellen, dass der Sportunterricht eine reine Tortur für ihn war, da er nicht so trainiert und seine Ausdauer nicht so gut war wie die der anderen. Erst mussten sie so viele Runden wie möglich über den Platz in 30 Minuten laufen, dann Hindernislauf, Dehn- und Muskelaufbauübungen und wer die geforderten Ansprüche nicht schaffte, musste zur Strafe Liegestütze machen. Am Ende der letzten Sportstunde war Tohya total fertig und konnte kaum mehr laufen, da seine Beine so sehr zitterten. Wackelig auf seinen Beinen ging er zurück ins Internat, zurück in sein Zimmer und sah Tomos Tasche neben dessen Schreibtisch liegen. Tohya ließ seine Tasche ebenfalls neben seinen Tisch fallen, kramte seinen Lieblingsjogginganzug raus und verschwand im Bad, um sich eine erfrischende Dusche zu gönnen. Er ließ sich ausgesprochen lange Zeit, denn es war kein Tomo da, der darauf wartete, auch duschen zu können. Vorm Krankenzimmer stehend zögerte er einen Moment. Er mochte ihren Schularzt nicht. Er war so sadistisch, dass sich Tomo ernsthaft fragte, wie er seine gebrochene Nase wohl behandeln würde. Er gab sich nur widerwillig einen Ruck und klopfte an der Tür, bevor er eintrat. „Guten Tag“ begrüßte Tomo Herrn Umeda, welcher nur genervt von seinen Unterlagen aufblickte. „Guten Tag“ grüßte er freundlich zurück und auf seinem Gesicht bildete sich ein gehässiges, leicht sadistisches Grinsen. „Wen hast du denn wieder getroffen?“ fragte Herr Umeda Tomo und schob ihn zu dem Stuhl, sodass er ihn besser behandeln konnte. Er wartete nicht auf eine Antwort, denn Tomo würde sowieso nichts sagen. „Nun gut.“ Sagte er nach einigen Minuten, schmierte ihm eine kühlende Salbe auf die Nase, stand auf, und wusch sich seine Hände. „Du solltest ins Krankenhaus und dir deinen Bruch operieren lassen. Das kann ich leider nicht machen. Ich werde das mit der Direktion klären. Du kannst gehen, aber nicht in den Unterricht und überanstreng dich vorerst nicht.“ Sagte er mit dem Rücken zu Tomo stehend. „Okay“ antwortete Tomo, doch glücklich war er darüber nicht. Das bedeutete, dass er im Moment keine neuen Aufträge bekommen würde. So ein Scheiß. Er stand vorsichtig von dem Stuhl auf, zu dem ihn Umeda geführt hatte und verließ langsam das Krankenzimmer. Draußen im Flur lehnte er sich gegen die Wand und sah aus dem Fenster. Er konnte von hier aus den Sportplatz sehen und auch seine Klassenkameraden wie sie ihre Runden rannten. Klassenkameraden. Was waren die schon? Unbedeutende Individuen für Tomo. Tohyas lachendes Gesicht erschien ihm. Er schüttelte seinen Kopf, um das Bild los zu werden. Er ging langsam in sein Zimmer und ließ seine Tasche neben seinen Schreibtisch plumpsen. Er legte sich auf sein Bett und hielt sich seinen Kopf. Egal wie cool er sich gab, seine Kopfschmerzen brachten ihn noch um und das Kopfschütteln hatte dies mur noch verstärkt. Er wusste nicht wie lange er so da lag, in die Leere starrend und an nichts denkend. Da es ihm in dem Zimmer nur schlecht wurde, zog er sich um und seine Jacke über und ging raus, um einen Spaziergang um den See zu machen. Er verweilte dort eine Weile. In der Ferne sah er seine Klassenkameraden die Umkleidekabinen verlassen. Sie wirkten alle total müde und geschafft, aber ein Junge ganz besonders. „Welpe“ murmelte Tomo und setzte sich auf eine kleine, rote Bank und grinste in sich hinein. Er kaute auf seiner Lippe und nahm eine Schmerztablette aus seiner Jackentasche. Tomo hatte vergessen, dass er die dort reingetan hatte. während er so dasaß, vergaß er völlig die Zeit und ging bei Dämmerung wieder zurück ins Gebäude. Rui machte sich Sorgen um den Kleinen. Er war vorher ja auf einer anderen Schule gewesen und hatte dort sicherlich keinen bestialischen Sportunterricht gehabt, so wie es hier üblich war, doch er schlug sich tapfer, auch wenn er Klassenschlechtester wer. Rui war sich allerdings sicher, dass Tohya sein Defizit bald ausgeglichen haben würde. Auch er ging ausgepowert mit den anderen zurück in ihre Zimmer. Sein Schlafmangel machte sich bemerkbar, sodass seine Duschzeit geringer ausfiel und er sich rasch in sein Bett begab, um Schlaf nach zu holen. Er hatte vollkommen vergessen, dass er Tohya seine CD-Sammlung hatte zeigen wollten. Umi und Yuh waren die Letzten, die die Kabinen verließen. Sie redeten nicht mit einander, aber Umi spürte, dass Yuh ihn beobachtete und er wusste, was Yuh dachte. Yuh seufzte mehrmals und öffnete einige Male seinen Mund, um ein Gespräch mit Umi zu beginnen, doch über ein „Umi…“ kam er nicht hinaus. Also verstummte er jedes Mal direkt wieder. Umi grinste. „Ja. Ich habe ihn geschlagen. Ich habe ihn auch in den See gestoßen und nein, ich bereue es nicht.“ Teilte er Yuh unverblümt mit. Er beschleunigte seine Schritte, während Yuh stehen geblieben war und ihn unschlüssig nachsah. Sollte er ihn jetzt belehren oder ihm sonst was an den Kopf werfen? Yuh wusste es nicht und so stand er dort und war unfähig sich zu rühren. Nach einigen Augenblicken rannte er los (dass er dazu noch in der Lage war?!) und hatte Umi bald eingeholt. Als er gleichauf war, schlug er Umi feste gegen den Hinterkopf, grinste aber breit. Umi starrte ihn verdattert an und rieb sich seinen Hinterkopf. Damit hatte er nicht gerechnet. Gemeinsam gingen sie in ihr Zimmer und während es sich Umi auf seinem Bett gemütlich machte, ging Yuh duschen, denn er hatte ja eine Verabredung mit Hina, seiner Freundin. Er summte vergnügt unter der Dusche und benötigte heute sehr viele mehr Zeit als sonst, doch Umi machte das nichts aus. Als Yuh aus dem Bad kam, war Umi eingeschlafen und sah total friedlich aus. Ausnahmsweise. Yuh sah auf seine Uhr und stellte erleichtert fest, dass er noch drei Stunden Zeit hatte. Er atmete tief aus und setzte sich an seinen Schreibtisch, um mit seinen Hausaufgaben anzufangen, doch er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und die brauchte er für seine Mathematikaufgaben. Nachdem Tohya mit dem ausgiebigen Duschen fertig war, fing er mit seinen Hausaufgaben an, denn Tomo war immer noch nicht zurück und er wollte Rui genug Zeit lassen für alles. Tohyas Augen fingen an zu lodern, als er an Ruis CD-Sammlung dachte und freute sich wie ein Schnitzel, sich die CDs mit Rui gemeinsam anzuhören. Er gab sich einen Ruck und erledigte zuerst seine Biologieaufgaben, die ihn einige Zeit kosteten, doch da Tohya ein fleißiger Schüler war, würde er nicht eher Rui in seinem Zimmer besuchen, bis er alles erledigt hatte. So merkte er auch nicht wie es Draußen allmählich dunkler wurde. Er schrak ziemlich zusammen, als Tomo plötzlich zurückkam. „Hallo“ sagte Tohya freundlich und lächelte Tomo offenherzig zu, jedoch schwand sein Lächeln etwas als er Tomos Nase sah. Die blauen Flecken waren nun grünlichgelb. „Ich fahr morgen ins Krankenhaus und lass mich operieren.“ Nuschelte Tomo und verschwand unter der Dusche, gefolgt von Tohyas mitleidigen Augen. Er seufzte und widmete sich der letzten Aufgabe, die er zu erledigen hatte. Erleichtert packte der kleine seine Sachen ein und beim Hinausgehen hörte er Tomo aus dem Bad kommen. Er rannte die Flure entlang, wobei er an einer Gabelung fast in Yuh rein gerannt wäre. Er schien es auch eilig zu haben, sodass die Entschuldigungen beider eher knapp ausfielen und sie in entgegengesetzte Richtungen weiter sprinteten. Tohya blieb erschöpft vor Ruis Zimmer stehen. Erst jetzt bemerkte er die Schmerzen in seinem ganzen Körper. Er würde morgen sehr starken Muskelkater haben, so viel stand fest. Er klopfte ein paar Mal, bis ihm ein kleiner, etwas pummeliger Junge die Tür öffnete. „Ähm… Hallo. Ich möchte Rui besuchen.“ Sagte Tohya schüchtern und lächelte etwas zittrig. Ruis Zimmergenosse lies Tohya rein, indem er einen Schritt zur Seite machte und Tohya mit einer Handbewegung Willkommen hieß. „Rui schläft allerdings.“ Sagte der Junge und las in seinem Buch weiter. Tohya schloss vorsichtig die Tür hinter sich und schlich zu Rui rüber, der im Schlaf vor sich hin murmelte. Da Tohya aber kein Wort verstand, schloss er, dass Rui auf einer anderen Sprache träumen würde. „Rui!“ sagte Tohya und pikste ihm dabei in die Wangen. „Lasch misch…“ nuschelte Rui und drehte sich auf die Seite. Tohya fing an zu kichern und pikste fester zu, doch es half nichts. Tohya sah sich im Zimmer um, fand einen alten Fußball und pfefferte diesen in Ruis Magen. Fluchend und wach warf er den Ball weg – seinem Zimmergenossen auf den Kopf. „AU“ rief dieser nur und warf den Ball wieder zurück auf Tohya, der den Ball glücklicherweise auffangen konnte. „Wach?“ fragte er Rui kichernd und sah von oben auf ihn hinab. Grummelnd stand er auf und legte seine Haare wieder richtig. „Bist du zu müde, um mir deine CD-Sammlung zu zeigen?“ fragte Tohya Rui herausfordernd, doch Rui grinste ihm zur Antwort zu. In der zwischen Zeit rannte Yuh durchs Schulgebäude. Er hoffte sehr, dass Hina nicht allzu lange auf ihn wartete. Er raste auf die Bank unter den Bäumen am See drauf zu, wo ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren in einem weißen Rüschenkleid auf ihn wartete. „Yuh…“ Sie flüsterte sanft seinen Namen und als sie lächelte, hatte Yuh das Gefühl, dass die Sonne scheinen würde und ihm ging das Herz auf. „Hina“ sagte er und umarmte sie. Er roch ihr blumiges Parfum und spürte ihr weiches Haar an seiner Wange. „Zu schade, dass wir keinen Unterricht gemeinsam haben und die Schlafräume nach Geschlechtern getrennt und in verschiedenen Teilen des Gebäudes sind.“ Flüsterte Yuh seiner Freundin ins Ohr, welche sich an ihn lehnte und friedlich lächelte. Sie seufzte und blickte mit einem sehr traurigen Blick zu ihm hoch. „Was ist Süße?“ fragte er Hina, während er in ihre tiefbraunen Augen sah. Sie schwieg ihn an und wandte ihren Blick ab auf das schöne Szenario, dass sich ihnen bot, denn der Vollmond spiegelte sich auf dem schwarzen Wasser des Sees. Er zog ihr Gesicht zurück und küsste sie zärtlich auf den Mund. „Ich liebe dich, Hina!“ wisperte er, kaum dass er den Kuss löste. „Ich liebe dich auch.“ Antwortete sie mit leiser Stimme unter Tränen und schmiegte sich wieder in die Umarmung und genoss die vertraute Wärme. „Du bist so schön warm.“ Sagte sie mit einem seligen Lächeln in seinen Pullover. Er freute sich, dass sich Hina in seinen Armen so wohl fühlte und strich ihr durchs Haar. Er mochte den Glanz ihrer Haare und das es so weich war. „Du bist so unglaublich schön. Jede Stunde mit dir ist etwas Besonderes für mich und unsagbar wichtig.“ Lies er sie wissen. Sie war der wichtigste Mensch auf der Welt für ihn und er würde alles für sie tun. Wirklich ALLES. Nach einigen Minuten führte er Hina mit sich zur Bank, setzte sich hin und Hina auf seinen Schoß. Er drückte sie an sich und sie küssten sich leidenschaftlich. Er strich ihr über die Schulter, den Rücken, die Hüfte – und spürte einen stechenden Schmerz in der Hand. Erschrocken lehnte er sich zurück und besah sich seine Hand. Blut lief an den feinen Fingern hinunter, tropfte auf Hinas weißes Kleid. „Was…?“ fragte er entsetzt und sah Hina fassungslos an. Hina hatte den Kopf hängen gelassen, sodass ihr langes, schwarzes Haar über ihre Schultern fiel. Er hörte sie heftig schluchzen. „Hina, was hat das zu bedeuten?“ fragte er mit matter, zitternder Stimme. Sie schniefte, stand auf, zog einen zusammen geknüllten Brief aus einer Tasche und gab ihn Yuh. Er hielt den Brief in heftig zitternden Händen und mit jeder Zeile weiteten sie sich seine Augen. Sehr geehrte Hina, Wir wissen von Ihrer Beziehung zu Yuh. An dieser Schule dulden wir keine solchen Beziehungen, denn ihre Aufträge sind das Wichtigste für Sie und zwischenmenschliche Beziehungen behindern Sie nur bei der Ausführung ihrer Aufträge. Um Sie für Ihr Verhalten zu strafen, werden Sie Yuh in den nächsten sieben Tagen umbringen. Wenn Sie sich weigern sollten, wird er mit dem Mord an Ihnen beauftragt. Überlegen Sie sich gut, was schmerzhafter für Sie und ihn sein wird. Mit freundlichen Grüßen, Ihre Direktion Als er fertig war, rannen ihm die Tränen die Wangen runter. „Nein…nein… das darf nicht wahr sein!“ stotterte er fassungslos. Er fühlte den Boden unter sich zusammen brechen. „Du sollst mich umbringen beziehungsweise ich dich?“ flüsterte er und sah zu Hina auf, doch sie stand nicht mehr vor ihm. Sie stand am Rand des Sees mit dem Messer in der Hand. Sie hatte sein Blut an ihrem Kleid abgewischt. „Hina“ rief er, sprang auf und trat näher an sie heran. „Ich kann dich nicht töten.“ Sagte sie unter Tränen. Sie sah ihn nicht an. Sie sprach ihn auch nicht direkt an. „Und ich kann dich mich nicht töten lassen!“ sagte sie und blickte verzweifelt zu ihm rauf. Sie senkte ihren Blick wieder und starrte das Messer in ihrer Hand an. Sie stolperte zwei Schritte zurück und stand nun direkt am See. „Pass auf!“ sagte Yuh, doch als er ihr seine Hand reichte, hob sie nur das Messer an. Zögernd zog er seine Hand zurück. „Hina“ flüsterte er leise und zaghaft. Im nächsten Moment hatte sie sich beide Pulsadern aufgeritzt und schmiss das Messer ins Wasser. „HINA!!!“ schrie Yuh und presste sie an sich. Er wollte sie nicht verlieren. Sie schob ihn von sich und kramte mir ihrer linken Hand in ihrer Tasche und zog eine kleine Pille raus. Gift. Sie sah ihn lächelnd an. „Ich werde dich für immer lieben!“ sagte sie bestimmt, nahm die Pille in den Mund und biss drauf. „Ich werde dir folgen!“ sagte Yuh als ihre Augenlieder zu zittern begannen. Sie lächelte glücklich und fiel Rückwerts in den See. Mit einem lauten Platschen wurde Yuh mit Wasser übergossen. Er sprang in den See und tauchte nach dem Messer. Als er es gefunden hatte, schwamm er zurück zu Hina und gab der toten Schönheit einen Kuss. „Ich werde dich auch für immer lieben!“ sagte er, setzte das Messer an und schnitt sich die Halsschlagader auf. Es dauerte nicht lange bis Yuh und Hina gemeinsam umschlungen zwischen den Seerosen schwammen. Der See glänzte im Mondschein absonderbar, denn ihr Blut färbte das Wasser um sie herum rot. Schön anzusehen, wenn es nicht so tragisch wäre. Im Schloss hatte Tomo Tohya aus dem Zimmer sprinten sehen. Er war froh, dass Zimmer mal wieder für sich alleine zu haben. Er fühlte vorsichtig nach seiner Nase. „Umi, du Bastard. Das bekommst du wieder!“ rief Tomo in die Stille des Zimmers hinein. Er setzte sich auf seine Bettkannte und betrachtete sich das Zimmer genauer. Auch wenn Tohya erst gestern eingezogen war, waren überall Zeichen von ihm. Er ließ seine Klamotten und Bücher überall liegen und war auch sonst sehr chaotisch, obwohl er seine Aufgaben so fleißig und gewissenhaft machte. „Ordnung im Kopf, Chaos überall sonst.“ Dachte Tomo laut und packte sich eine Tasche mit Sachen zusammen, die er mit ins Krankenhaus nehmen würde. Er hatte keine Lust, mit den Hausaufgaben anzufangen und so legte er sich auf sein Bett, entspannte sich, damit die Schmerzen nicht schlimmer wurden. Nach einigen Minuten war er eingeschlafen und träumte einen traumlosen Schlaf. Umi sah Yuh mit hochgezogenen Augenbraun nach, als dieser an ihm vorbei raste, da er schleunigst zu seiner Verabredung wollte. „So ein Idiot“ sagte Umi zu sich selbst und klappte sein Buch zu. Wie lange würde das Versteckspiel noch gut gehen? Beziehungen waren nicht erlaubt, doch er würde Yuh nie verraten. Er fürchtete die Konsequenzen für die beiden Liebenden und sie hatten ihr Glück doch verdient, nur spielten sie am falschen Ort. Er blickte aus dem Fenster und sah den Abendhimmel. Total klar. Man konnte Unmengen an Sternen erkennen und dank des Vollmondes war es recht hell draußen. Umi freute sich schon auf die Nacht, denn er konnte bei Vollmond nur schlecht schlafen. Der schwarzhaarige stand auf und machte das große Licht im Zimmer an, da das Licht seiner Nachttischlampe nicht mehr ausreichte. Umi stand vor dem Spiegel an seinem Kleiderschrank. Die schwarzen Haare standen ihm wirklich besser. Er blickte in die kalten Augen, die ihm selbst gehörten. Er wusste nichts mit sich anzufangen. In dieser Nacht würden wohl keine Aufträge ausgeführt werden, nicht bei diesem Vollmond, der jegliches Verstecken vergebens machte. Nachdem er sich selbst einige Minuten im Spiegel angestarrt hatte, ohne sich wirklich anzustarren, zuckte er plötzlich zusammen. Er wusste nicht warum, aber er hatte ein ganz mulmiges Gefühl. Um sich abzulenken ging er raus und zu Rui, um ein paar Spiele zu zocken. Das war jetzt genau das richtige. Umi musste allerdings feststellen, dass Rui bereits Besuch hatte. „Guten Abend“ begrüßte Tohya Umi höflich und Umi antwortete mit einem Nicken. „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob wir ein bisschen gemeinsam zocken, aber…“ sagte er an Rui gerichtet und war bereits im Begriff wieder zu gehen, als Tohya ihn bei der Schulter packte und fest hielt. „Bleib doch noch. Rui wollte mir eh ein paar Spiele zeigen. Da könnt ihr doch gemeinsam spielen, oder nicht?“ schlug er freundlich Umi vor, der sich zögernd zu Rui umdrehte. „Der Kleine hat recht. Bleib noch“ stimmte Rui Tohya zu und bedeutete Umi, sich auf das Kissen neben ihn zu setzten. „Danke Rui, danke Welpe.“ Sagte er und ging mit Tohya, der ihn eingeschnappt anfunkelte, zurück zu Rui, um ein passendes Spiel auszusuchen, während Ruis Zimmergenosse sie die ganze Zeit über beobachtete, bis er sich ihnen anschloss und mit Tohya die anderen beiden anfeuerte. So verging die Zeit, ohne dass irgendjemand etwas von dem mitbekam, dass sich am See abspielte. Das würde am nächsten Morgen ein trauriges und schreckliches Erwachen geben. Für alle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)