Nackte Worte und erotische Fantasien von -Auryn (Was ist nur mit uns los?) ================================================================================ Kapitel 1: Nackte Worte und erotische Fantasien ----------------------------------------------- Nass fielen die Strähnen langen, schwarzen Haares in das konzentrierte Gesicht und der groß gewachsene Junge schien weder sie noch den leichten Lufthauch zu bemerken, der über den noch feuchten, bloßen Oberkörper strich und ihm eine Gänsehaut bereitete. Seine vollkommene Aufmerksamkeit galt lediglich den schwarzen und weißen Holzfiguren vor sich, die in präziser und doch für einen Laien scheinbar willkürlichen Aufstellung auf dem Spielfeld standen. Das weiche, dunkelrote Handtuch, das um seine Hüften geschlungen war, war des Schwarzhaarigen einzige Bekleidung, war er doch erst vor kurzer Zeit aus der Dusche des anliegenden Baderaumes getreten und hatte sich bisher noch nicht die Mühe gemacht, sich anzukleiden. Stattdessen wollte er zuvor erst einmal seinen Zug auf dem Feld ausüben. Es war ein kleines Spielchen, das Yun und er vor kurzem begonnen hatten. Immer wenn einer von ihnen Zeit hatte, zog er eine seiner Figuren. Nun war Nathaniel daran eine der schwarzen Figuren auf dem Feld voran zu bewegen. Nachdenklich in die Welt des Spieles versunken runzelte er kurz die Stirn ehe ein leichtes Lächeln über seine Lippen glitt und er einen der Läufer einige Felder vorzog. Erst dann erhob er sich, um seine eigenen vier Wände auf der Suche nach den Kleidern zu betreten. Trotz oder gerade aufgrund der bloßen Füße, war sein Schritt so lautlos wie eh und je und die Bewegungen der Muskeln schienen von einer geschmeidigen, fast mühelosen Eleganz, wie sie die großen Jäger der Tierwelt auch besaßen, die hinter den Gittern der meisten Zoos zu bestaunen waren. Es war die raubtiergleiche Geschmeidigkeit eines Jägers, die teilweise seinen Genen entsprang und teilweise von der Zeit bei dem Stamm seines Großvaters herrührte, deren voller Wirkung er sich allerdings nicht bewusst war. Auch wenn die Haut, die seinen Körper überzog aufgrund der „Einkreuzung“ der Weißen bereits etwas blasser war, als bei einem Indianer üblich, so war sie doch von einer leichten Bräune geprägt. Ein noch viel deutlicheres Zeichen seiner Abstammung allerdings waren die Augen, die den Farbglanz des Obsidians besaßen und nun, während er den kurzen Flur durchschritt einen nachdenklichen Ausdruck annahmen, als er sich zu fragen begann, wo eigentlich sein Zimmergenosse steckte. Wobei – wenn er näher darüber nachdachte, war es ihm eigentlich egal. Hauptsache war, dass er nicht hier war. Und das war gut. So hatte der Junge wieder einmal die Wohnung für sich und konnte sich in angenehmer Einsamkeit räkeln. Zumal der Asiate neuerdings reichlich seltsame Charaktereigenschaften aufzuweisen begann, die den Schwarzhaarigen lediglich zum verwirrten Hochziehen einer Augenbraue verleiteten und ihn ansonsten eher kalt ließen. Wenn er auch schon das ein oder andere Mal begonnen hatte ernsthaft darüber nachzugrübeln, was im Falle eines Anfalls von vollkommener Verrücktheit zu tun wäre. Er hatte sich mit sich selbst darauf geeinigt die Sache bei einem Anruf zu belassen und seinen Mitbewohner in die zuversichtlichen Hände der Männer in den weißen Jacken zu übergeben, die ihm sicherlich einen ruhigen, schallisolierte kleinen Raum zuweisen konnten und so nicht nur für das seinige, sondern auch Nathaniels Seelenwohl sorgen würden. Yun hatte sich am frühen Abend vor den Spiegel gestellt und begonnen sich mit Lobpreisungen zu überhäufen. Nicht das er sonderlich selbstverliebt war - Nein, er doch nicht - aber es war ihm mal wieder gelungen unvergleichlich heiß aus zu sehen und da eine bestimmte Dame ihn dazu aufgefordert hatte, war er ihrem Aufruf gefolgt und hatte sich von ihr nach einer Stunde im Bad entführen lassen. Es war nicht allein der Lidstrich der perfekt gezogen werden musste, sondern auch die Kleidung musste stimmen und vor allem die Ausstrahlung. Wenn er einen schlechten Tag hatte, konnte er nicht ausgehen. Aber wann hatte er schon einen schlechten Tag? Bestimmt niemals. Wegen einer verlorenen Wette war er an die junge Frau gebunden gewesen und an ihrer Seite war er zum Ball begangen. Alles nur in der eindeutigen Absicht mit ihr später ein paar nette Stunden im Bett zu verbringen. Er hatte diese behämmerten Ausbrüche einer versuchsweisen Konversation ertragen. Er hatte alle ihre Wünsche mit einem Nicken und strahlenden Lächeln erfüllt... und was hatte er dafür bekommen? Gut, sie waren ja in das Zimmer von dem Mädchen gegangen, aber sie hätte wenigstens andeuten können, dass sie bereits einen Freund besaß und das dieser nicht gewillt war die irdischen Freuden ihres Körpers zu teilen. Nach dieser kleinen Lappalie, einer halben Schlägerei und einer Verwarnung von einem der Professoren, die durch den Lärm angelockt wurden, hatte sich der Halbjapaner in denkbar schlechterer Laune auf den Weg nach einer neuen Beschäftigung gemacht. Als auch diese ausblieb, oder eher etwas was das Laken wärmte, war seine Stimmungstemperatur unterhalb des warmen normalen Pegels auf Eiszeit hinabgeflossen. Wie konnten diese ganzen hinterbliebenen Groupies nur so verklemmt zwischen den Beinen sein? Einmal ein wenig Spaß haben, was war denn schon dabei? Das war ja nicht mal fremdgehen. Verächtlich schnaufte der Schwarzhaarige als er durch den Gang wanderte und vor der Tür seiner Unterkunft innehielt. Es war nicht mal mehr seine Unterkunft. Er musste sie teilen, mit jemand anderem und obwohl es an dieser Schule mehr als jede Menge blonde Zicken gab, war Nathaniel mit seinem Mitbewohner wohl der gestrafteste Mensch auf dem gesamten College. Erstens einmal machte der Halbjapaner ihn kontinuierlich mit irgendwelchen böswilligen Kommentaren zur Schnecke, hielt aus nichts seine empfindliche Nase raus und dazu kam, dass er seit wenigen Tagen nicht einmal mehr die Privatsphäre des anderen achtete. Natürlich nicht in diesem Sinne, das er mitten in der Nacht bei dem Anderen ins Zimmer platzte, sondern eher in dem Sinne, dass er es iggnorierte, wenn der Indianerstämmige allein sein wollte. Was bestimmt sehr sehr oft passierte, mit einem Hyperaktivling wie ihm, mit dem er anscheinend nicht sehr viel anfangen konnte. Alles in allem wunderte es Yun ein wenig, dass er noch immer in den Genuss der Gegenwart von dem Anderen kam. Es hatte auch seine guten Seiten immer irgendwie beschäftigt zu sein und fast freute er sich darauf, ihn gleich wieder zu sehen. Denn wo sollte er sich schon rumtreiben, wenn nicht in den eigenen zugeteilten vier Wänden? Der Einzelgänger war eindeutig nicht der Verschnitt der auf diesen Ball ging, wie den gerade ebend erlebten. Das beruhigte den Halbjapaner ein wenig und ein Schmunzeln zauberte sich auf seine Lippen. Er hatte eine Idee, wie er das wenige, was ihn heute Morgen am Leben gehalten hatte, auffrischen und ausführen konnte. Er drückte die Türklinke herunter und vernahm das Geräusch was sie verursachte nicht, denn beide Ohren waren mit zwei kleinen Knöpfchen ausgestattet aus denen Musik in einer Lautstärke dröhnte, dass sie von vielen aus gefährlich eingestuft werden konnte. Er jedenfalls machte sich nichts daraus sondern trat über die Türschwelle und so in die Wärme des Raumes, der vor ihm lag. Er hielt seinen Blick stark auf die gegenüberliegende Wand gerichtet und fixierte dort einen Punkt. In den nächsten Sekunden war er damit beschäftigt sich aus seine Kapuzenjacke zu manövrieren und sie danach, natürlich so das sie kleine Falten bekam, an einem der Bügel von der Garderobe zu hinterlegen. Danach manövrierte er einen der Stühle vor dem Tisch mit dem Schachbrett an und setzte sich darauf. Gerade hatte sein Hinterteil das Holzstück mit Zielsicherheit angedockt, als er auch schon ein wenig nach hinten wippte mit den Stühlbeinen - nannte man in der Fachsprache der Schüler auch kippeln - und eine seiner Fußhacken direkt neben den Figuren auf dem Schachbrett postierte. Ein sehr gefährliches Unterfangen, denn sobald er hintenüber stürzen würde, würde er - theoretisch - die stundenlange Arbeit beider Gehirne mit in den Untergrund reißen und sie dort für immer zu zerstören. Eine seiner Finger suchte das Kabel, was von seinem Stick ausging bis an der Stelle, wo es sich trennte und ruckte am rechten Draht, bis der Gegenstand sich aus seiner Ohrmuschel löste und nur ein einziges Organ noch beschallt wurde. Nathaniel hatte eine der Figuren verändert. Bei der langen Zeit wo sie dieses Spiel schon spielten stach es ihm sofort in den Blick, dass sich etwas auf dem Brett verändert hatte. Also war sein Mitbewohner da und aus den Augenwinkeln sah er sich suchend um und entdeckte ein Exemplar, was eindeutig menschlich und männlich war. Menschlich, weil es sich bewegte und auf zwei Beinen lief. Männlich, weil der nackte Oberkörper alles darüber aussagte, dass es sich hier nicht um die feminine Seite der Gattung handelte. Ein anzügliches Grinsen spielte sich auf seinen Lippen ein und seine Zungenspitze fuhr neckend über die Oberseite von dem oben genannten Organ. "Awww... Tiger!" Er schaukelte weiterhin ein wenig vor und zurück und ließ den Anderen nicht eine Sekunde aus den Augen, fast schien es als würde sich sein Blick von jedem einzelnen Bauchmuskeln zum Nächsten fressen. "Willst du das ich rot werde?" Neckend - gezielt und eindeutig spielerisch. Er hatte den Schwarzhaarigen mal wieder in Flagranti mit sich selbst erwischt. Wie hörte sich das denn bitte an. Er holte sich schließlich keinen runter, sondern stand da nur mit einem ganz normalen Handtuch bekleidet. Aber die kleinen Freuden des Lebens sollte man sich von solch kleinen Nebensächlichkeiten nicht verderben lassen, oder? Also beschaute der Halbjapaner lieber genauer was sich ihm da alles auf dem Präsentierteller bot und suchte dabei mit ruhigen Fingern in seiner Hosentasche nach einer Zigarette. Gefundenes Objekt wurde angezündet, in den Mund ansatzweise eingeführt und dann brach eine kleine Wolke von nikotinverseuchter Luft aus ihm hervor. Gerade hatte der Dunkelhaarige in die traute Ruhe und Privatsphäre der eigenen vier Wände treten wollen, da vernahmen seine Ohren das Klicken der Türe und fast schon widerstrebend wandte er sich, betont langsam um, verfolgte mit übertriebener Ausdruckslosigkeit das Eintreffen des Japaners, während er die rechte Schulter gegen die Zimmerwand lehnte, einen Fuß angewinkelt, in äußerst lässiger Pose, wenn dies auch mehr unterbewusst geschah. Schweigend verfolgte er, wie der andere seine Gesäßmuskeln auf dem Stuhl platzierte und konnte dabei ein missbilligendes Verziehen der Mundwinkel nicht unterdrücken, als er die gefährliche Nähe der Füße zu den geliebten Holzfigürchen beäugte. Dennoch verkniff er sich ein Kommentar und wollte sich stattdessen, da der andere ihn ja glücklicher Weise noch nicht zur Kenntniss genommen hatte, umwenden und heimlich in sein Zimmer entschwinden, in der törichten Hoffnung, es würde weiterhin bei der Unaufmerksamkeit des anderen bleiben. Nun, er irrte sich, wie ihm just in diesem Moment klar wurde, als sich der gedanklich Erwähnte auch bereits suchend nach ihm umsah und ihn schließlich, nachdem er ihn ausgemacht hatte, fixierte. Und er fixierte ihn tatsächlich. Plötzlich kam sich der Junge seltsam nackt vor, fuhr doch der Blick des Japaners ausgiebig üder die freigelegte Haut und schien sich in seiner Musterung alle Zeit der Welt zu nehmen. Misstrauisch kniff der Student die Augen hinter dem Vorhang dunklen Haares zusammen. Gleich darauf weiteten sich die Pupillen auch sogleich wieder voller Erstaunen, fast schon Entsetzten, als er die Worte des anderen vernahm. Erst zwei Sekunden später, hatte er sich wieder unter Kontrolle und runzelte kurz ärgerlich die Stirn ehe er in typischer Geste erneut die Augenbraue hob, um die nachfolgenden Worte in ihrem tiefen Sarkasmus nur noch mehr zu unterstreichen. "Danke, ich weiß selbst, wie bezaubernd sexy ich ausssehe." Freilich meinte er diese Worte nicht halb so ernst, wie der Japaner sie meinen würde, hätte er sie ausgesprochen. Es fiel Nathaniel reichlich schwer, sich jemand selbstverliebteres als Yun vorzustellen und er glaubte tatsächlich, dass dies auch gar nicht im Bereich des möglichen lag. Zumindest wagte er es zu hoffen. Mit einem letzten leichten Knurren, wandte er sich ab, um nun doch in sein Zimmer zu entschwinden und in die nach dem seltsamen Auftritt des Kleineren noch ersehnteren Kleidungsstücke zu schlüpfen. Gerade hatte er die Hand auf der Klinke des ersehnten Raumes, da wiederholte sich das leichte Runzeln der Stirn ein zweites Mal und er hielt inne. Soeben erst, war etwas zu ihm durchgedrungen, dass er bereits die ganze Zeit am Rande wahrgenommen, aber, aufgrund der gesprochenen Worte nicht bewusst bemerkt hatte. Er wandte sich um, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, dass wenig mit freunddschaftlichen Gefühlen gemein hatte. "Ach, ich hoffe du hast dich gut... amüsiert?!" fragte er betont beläufig, auf den Ball anspielend, wandte aber deutlich mehr Sarkasmus und Betonung bei dem letzen Wort an. Seine Inspirationsquelle für jede Art zerstreuter Gedanken - die am Ende allerdings eines gemein hatten - bewegte sich relativ schnell von einem Punkt A bis B und ließen ihn damit zwanghaft an etwas anderes denken. Es war natürlich nicht so, dass jede einzelne Zelle seines Gehirns momentan auf das Wort, das mit S anfing ein E in der Mitte hatte und am Ende ein X besaß, ausgerichtet waren, aber doch solche Empfindungen trafen es nach näherer Überlegung grob überschlagen zumindest ansatzweise auf den Punkt. Diesem uralten Verlangen ging er aber nicht so nach, indem er einfach ins Bad verschwand und diesem nachgab, oder sich durch irgendetwas verriet und einfach über den anderen herfiel. Wie das halt so bei jungen Menschen seiner geschlechtlichen Richtung war, behielt er es in seiner Fantasiewelt und äußerte sich dazu nicht weiter, außer einem mittellauten unwilligen Murren, womit er die Worte des zweiten Schwarzhaarigen in diesem Raum quittierte, der sich zu einer wenig ernstgemeinten Bemerkung hingerissen hatte. Der Halbjapaner war es gewöhnt in seinem Mitbewohner einen einigermaßen einsatzbereiten schlagkräftigen Gegner zu haben, wenn es um die Austeilung von Anspielungen, oder späteren zynischen Äußerungen ging, also machte er sich nicht viel daraus. Männchen, die auch mal den Mund aufmachten bevor man sie alleinig als hirnverblödetes Sexobjekt abstempelte hatte er persönlich lieber, als diese dressierten kleinen Dinger, die ihm normalerweise hinterher liefen. Er wusste es zu schätzen, wenn ihm die geballte Power von einer Bemerkung fast den Atem nahm, oder eher die gebündelte Ladung von Sarkasmus, die jetzt zwischen Nathaniels Lippen förmlich hervor troff, obwohl er eben jene wenige Momente zuvor noch in seinen Träumen ander Dinge hatte tun lassen. Das war nur ein winziges Hindernis aus seinem Lauf gegen die Zeit und so schob Yun seinen Fußballen lieber auf dem Tisch den Figuren provozierent ein wenig näher an die Figuren heran. Es schien schon fast so als könne die Schuhspitze die gegnerische Dame in die Mangel nehmen. Aber erst kurz vor ihrem anvisierten und scheinbaren Ziel verharrte eben jenes Stück Stoff und er realisierte den vorgegebenen Drang des Indianerstämmigen ihm zu entkommen, oder eher sich endlich ein wenig mehr an den Körper zu legen. Wenigstens hatte er ihn zeitweilig mit seinem eigenen anzüglichen Ausbruch aus seiner eiskalten Aura heraus gezerrt und ihm ein wenig Unbehagen in die hübschen Gesichtszüge gezaubert. Erneut leckte er sich gespielt lasziv über die Lippen und nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette. Es war nicht das Rauchen an sich, oder der Drang 'cool' zu sein der ihn dazu trieb, genau eben jenes zu tun, sondern eher das Wissen, dass er ohne diese kleine weiße Hülle, gefüllt mit Tabak, eindeutig unglücklicher aus der Wäsche gucken würde und somit nicht mehr der geborene Optimist war. Aber wer war in seinem Alter schon ein Optimist - außer vielleicht diese reichen Königssöhne von damals - gut, die waren wohl eher unter die Kategorie von Geistesgestörten gefallen. Aber waren sie das nicht alle? "Yay, wilde kleine Raubkatze - zahl's mir heim." Was war eigentlich grade in ihn gefahren? Hatte er es etwa so nötig. Nein, es war eher seine normale Erwiederung auf Anfänge einer 'Revolution', die Nathaniel grade gegen seinen Vorstand in jedweder Art der Kommunikation verfocht. Also räkelte er sich ein wenig auf dem Stuhl und schmiegte seinen Rücken an die Lehne. Allerdings wirkte sich seine gespielte Unruhe auch auf sein Gleichgewicht aus und sein anfängliches sanftes Kippeln erinnerte den Betrachter nun schon an einen Drahtseilakt der heutigen Gymnastik. Seine freie Hand suchte mit den Fingerspitzen nach einem Bügel seiner Sonnenbrille und zog sie von seinen Augen herunter, fast ein wenig stolz blickte er mit dem nun zur Betrachtung freigelegtem ansatzweise gefärbten blauen Augenring in das Licht der Lampe. Es wies genau solch eine Färbung auf, wie alle Gliedmaßen die einen starken Schlag kassiert hatten. "... ach, wie kann ich denn ohne dich Spaß haben?!" Er hätte ebenso gut sagen können: 'sieht man das nicht?!'. Aber er beließ es bei dieser weiteren Anspielung um seine Rothaut ein wenig stimmiger zu machen. Nun aber fixierte er weiterhin den Oberkörper des Anderen und gab sich, an seinem leicht entrückten Blick gut erkennbar, ein paar möglichen Vorstellungen hin. Die selbst Nathaniel ansatzweise erraten könnte, sofern er es denn wollte. "Hast du wenigstens auch Spaß gehabt - bis ich gekommen bin?" Entweder hieß das so viel, dass er einsah, dass er ein Arsch war und störte - oder aber es war eine Anspielung darauf, dass er vermutete, das sein Mitbewohner zuvor keinen Spaß gehabt hatte und er jetzt dafür sorgen wollte. Mit allen verfügbaren Mitteln und die waren immerhin nicht sehr klein ausgefallen. Er hatte sich in der Tür umgewandt, als die letzten Worte seine Lippen verlassen hatten und nun, da er einmal von der süßen Freude des Sarkasmus gekostet hatte, hatte er es nicht mehr eilig seinen Körper in irgendwelche Hüllen zu kleiden oder sich zurück zu ziehen. Gegenteilig machte sich ein mutwilliges, kampfeslustiges Funkeln in den dunklen Tiefen des einen Auges breit, dass nicht von Haaren verschleiert wurde und der Bogen jener Mundpartie auf eben dergleichen Seite wurde von einem leichten Zucken geplagt, das freilich auf die Entfernung nicht auszmachen war, aber durchaus ein klein wenig Sadismus enthalten mochte. Er konnte nicht umhin, dass ihn die Bemerkungen des anderen, sowie das neuerliche laszive Lecken der Lippen in gewisser Weise beunruhigten - oder zumindest mehr als nur nachdenklich stimmten. Hatte er zuvor noch an Zufälligkeiten oder missverstandene Zweideutigkeiten geglaubt, so war er sich nun über die nicht mehr so missverständlichen, im Gegenteil sehr offenen, Andeutungen des Japaners sicher. Und das wiederrum, so wusste er, hätte ihn durchaus beunruhigen sollen. Das er stattdessen aber sogar begann, den anderen zu provozieren mochte wohl an der momentan sehr spielerisch gestimmten Laune liegen. Spielerisch im leicht sadistischen Sinne wohl und freilich nicht mit der Absicht verbunden aus dem Spiel Ernsthaftigkeit werden zu lassen, hegte der Dunkelhaarige doch nicht einmal den Verdacht daran sexuell in irgendeiner bestimmten Weise geprägt zu sein. Im Gegenteil hatten ihn Dinge dieser Art bisher in keinster Weise berührt. Etwas, dass ihn manches Mal beunruhigte, im größtenteils aber schlichtweg egal war. Für ihn waren Frauen und Männer gleich - gleichermaßen uninteressant und hatten ihn bisher allesamt kalt gelassen. Dass er nun auf solche Weise mit dem Japaner spielte, war durchaus in gewisser Weise typisch für ihn, mochte er es doch in bestimmten Phasen seiner Launenhaftigkeit die ebenfalls gut mit der einer Raubkatze vergleichbar war, andere zu provozieren und aufs Äußerste zu reizen, hatte er das aber andererseits zumeist auf.. unbefänglicher Ebene getan. Dass die Verknotung des Handtuches sich mittlerweile leicht gelöst hatte und eben jenes auf seiner Hüfte kaum merklich tiefer gesunken war und nunmehr den oberen Teil der Beckenknochen freilegte, die bei dem schlanken Körperbau durchaus hervortraten, war zwar keineswegs Absicht - so weit würde er dann doch nicht gehen - trug aber bestimmt wesentlich zur Aufmerksamkeit seines Gegenübers bei. Auf die Worte des anderen hin, hoben sich tatsächlich leicht die ein wenig schmalen Lippen des Dunkeläugigen Stundenten und ein neurliches, leises Fauchen, in dem durchaus soetwas wie Wut mitschwang, zischte über die entblößten, weißen Zähne. "Ganz gewiss nicht in der Weise, wie du es gerne hättest..." Verachtung lag in seinen Zügen - nicht so stark, als wenn er auf die - seiner Meinung nach - tiefsten Abgründe der Menschheit blickte, aber dennoch eine Spur. "Im Übrigen bist du der kleinere von uns beiden, Yun-chan." Erwähnte er nun weniger wütend, fast schon mit der üblichen, desinteressierte Beläufigkeit, die er sonst zu Gesicht trug. Zumindest, wenn man das noch immer in seinen Augen lodernde, belustigte Funkeln außer Acht ließ. Dass er die übliche, japanische Floskel an den Namen des anderen hängte, betonte nur die Art und Weise, wie er sich über eben jenen lustig machte. Ein leichtes, nicht gerade als mitleidig zu betitelndes Grinsen schlich sich kurz auf seine Züge, als er das nette Veilchen des anderen mit leicht geneigtem Kopf interessiert musterte. "Scheint, als wärst du nicht ganz so unwiderstehlich, wie du immer glaubst." War sein einziger Kommentar dazu, die Worte seines Gegenübers, die sich in deutlich zweideutiger Art und Weise auf ihn bezogen, geflissentlich ignorierend. Es war besser, sich momentan nicht über derartige Dinge Gedanken zu machen. Viel besser, oh ja. "Hast du wenigstens auch Spaß gehabt - bis ich gekommen bin?" Er beschloss nicht weiter auf die Doppeldeutigkeit der letzten Aussage einzugehen. Vor allem, da es wahrscheinlich, dem Veilchen nach zu urteilen, nicht so weit... gekommen war und verbiss sich den überaus sarkastischen Beitrag dazu. Zu weit wollte man ja nicht gehen... oder? Nun, er konnte der überaus süßen Versuchung nicht wiederstehen. Sarkasmus war nunmal etwas, das ihn seit jeher reizte. "Wie? Ich dachte du wärst nicht... gekommen?!" Meinte er belustigt und hob fragend eine Augenbraue. Dass er tatsächlich ohne den Japaner nicht wirklich Spaß sondern vielmehr Ruhe gehabt hatte, dass war allerdings unbestreitbar. Schließlich hatte er ja gerade hier seinen Spaß - wenn auch auf Kosten des anderen. Es wurde eine apathische eingespielte Bewegung, als er die Stuhlbeine mit der Hilfe seines Fußballens, der an der Tischplatte immer auf und ab rutschte, in irgendeinem unbekannten Takt in der Minute des Öfteren bewegte. Unbeschäftigt, wie ein kleines Kind was es nicht ohne eine Sekunde des Spielens aushielt drückte er die abgerauchte Kippe in dem überfüllten Aschenbecher auf dem Tisch aus und folgte ihrem Rauch, der an die Zimmerdecke stieg und nicht enden wollte. Seine Gedanken gingen zurück zu dem Mädchen und ihrem Freund - den er sich irgendwann bei zeiten mal wieder vorknöpfen sollte. Es ging schließlich nicht an, ihm einfach und ohne Grund eine zu verpassen. Wer hatte eigentlich von ihnen beiden angefangen? Yun seufzte und griff nach einem erneuten Glimmstängel um sich damit abzulenken. Er schob die Schuld dem Anderen zu und wenn man es aus den Augen eines neutralen Betrachters mitbekommen hätte, wäre er der Schuldige gewesen. Welcher Freund hätte anders reagiert, wenn er mit einem Mal in dem Bett seiner Geliebten einen anderen Mann entdeckte, der zu allem Überfluss auch noch halb bekleidet war? Aber wieso regte er sich so auf, schließlich war die Tussi nicht herausragend schön gewesen, geschweige denn treu. Bei so etwas sollten sich die beiden Kerle lieber zusammen schließen, einander die Hand schütteln und die betreffende Dame zum Mond schießen. Diese Höflichkeitsfloskeln schien keiner in der jetzigen Welt mehr beachten zu wollen, oder zu kennen. Mit der Prügelei und dem Auftauchen der Professorin hatte er seine dritte Verwarnung wegen körperlicher Gewalt in diesem Semester bekommen. Einfach eine dummme Sache, wegen der Schnikse so viel zu riskieren. Mit Nathaniel wäre das bestimmt nicht passiert, da hätte er wegen zu großer Bedrängung von seinem Zimmerpartner eine aufs Maul bekommen und dann wäre die Sache niemals rausgekommen. Denn welcher Kerl gab schon gerne in seinem Kreis von Kumpels zu, dass er von einem Mann belästigt worden war? Wirklich eine amüsante Sache. Sex war etwas normales und egal mit wem... wieso hatten die Menschen da so verschiedene Ansichten von? Ein leichtes Hämmern hinter seiner Stirndecke meldete sich, das erste offizielle Anzeichen dafür, das er zuviel nachdachte und nicht die Situation als solches genoss. Sein Blick ging erneut zu seiner Rothaut - Ohja er benutzte für ihn schon ein besitzanzeigendes Fürwort, was er immer gerne getan hatte - und seine Pupillen vergrößerten sich leicht, als er das deutliche Debakel mit dem Handtuch betrachtete. Ob Nathaniel es absichtlich getan hatte, war ihm ein Handgriff zufälligerweise entgangen, sollte das ein Hinweis auf die Willigkeit seines Partners darstellen? Ob ja oder nein, der Halbjapaner liebte es mit dem Feuer zu spielen, was einem so schnell die Handflächen und später den gesamten Körper versengen konnte. War denn der Tiger überhaupt sadistisch genug um so etwas anzudeuten und sich ihm danach zu entziehen? Hatte er genug spielerischen Willen, wie jedes Raubtier für eine öffentliche Zurschaustellung seiner Künste. Nein, eigentlich nicht. Außerdem konnte sich der Schwarzhaarige garnicht vorstellen, dass der Andere wusste, was passierte sobald er die ansatzweise freigelegten Beckenknochen mit den Augen anstierte. Gut, es war nur eine kleine Verhüllung auf einer sehr sehr langen Laufbahn der menschlichen Anatomie, aber es war der Ansatz von etwas und Yun hatte genug Fantasie um sich vorzustellen was danach so alles unter dem Handtuch sichtbar werden konnte. Ein klein wenig gepeinigt schaute er auf den Schwarzhaarigen. "Dir ist da was runter gerutscht." Wenn das so weiter ging signalisierte sein eigener Körper noch peinliche Signale und er wollte keinem Anwesenden in diesem Raum irgendein Druckmittel gegen sich in die Hand geben. Vor allem nicht so ein auffälliges. Also wiederstand er der Versuchung und wies lieber auf bestimmte Fehler hin, die sich ihm so zeigten, anstatt sich allein der Vorstellung hinzugeben. Ob das nicht irgendwo auch einen dunklen Gedanken im Hintergrund hatte? Natürlich. Denn welcher Spinner machte schon etwas für andere Leute, damit diese sich nicht blamieren konnten. Seine Augen jedoch, ohne das er sich dem gewar wurde oder es wollte, fraßen weiter an dem bloßgelegten Leib des Mitbewohners herum und er strich sich mit einem freien Zeigefinger eine gelöste Strähne aus dem Sichtfeld, was ihm auf garkeinem Fall verschleiert werden wollte. "Ganz gewiss nicht in der Weise, wie du es gerne hättest..." Na das war deutlich, aber anstatt sich nun in die sicheren Gefilden des Smalltalks zurück zu ziehen blieb er bei der Flirtoffensive. Man konnte sich schnell so etwas einfangen, besonders bei schweigsamen Gesellen, die eh nicht viel von Sex hielten, aber dann gleich aufgeben? Niemals. "Das werden wir noch sehen... oder eher - du wirst es spüren?!" Beinahe hätte sich die Zunge erneut den Weg zwischen den vollen Lippen nach draußen gesucht, aber die Andeutungen von sexuellen Praktiken hatten für diesen Abend genug. Er wollte handeln, aber sich von seinem gemütlichen Platz aufsetzen und somit nicht mehr die Deckung des Spieles zu genießen? Der Andere würde ihn körperlich niemals angreifen, wenn er in der Nähe etwas so Wichtigem Stellung bezogen hatte. Außerdem gab es da einen zweiten Grund - der, genau in jener Sekunde aus dem Mund des Anderen floß. Pikiert schnippte der Halbjapaner am Ende der Zigarette, damit sich ein wenig Asche löste und auf die glattpolierte Fläche des Tisches fiel. Wenig bedauernt blickte er ihr nach. Es war eigentlich eine einzige Provokation. Er wollte nicht kleinkindlich darauf reagieren, obwohl er kurz davor war es zu tun und lächelte statt dessen nur, somit gut verdeckend das er, was die Größe anging, einen sehr empfindlichen Punkt getroffen hatte. Denn wer dachte dieser Mensch eigentlich, wer er war? Er war sich selbst bewusst... das er ein klein wenig... aber nicht so sehr, das man auf dieser Tatsache verbal herumtrampeln musste. "Scheint, als wärst du nicht ganz so unwiderstehlich, wie du immer glaubst." Jetzt hätte er sich durch ein Schmollen beinahe verraten, aber er konnte es mit aller Mühe unterdrücken. "Natürlich bin ich unwiderstehlich. Sonst würdest du süßer kleiner Kerl dich nicht extra für mich frei machen..." Es war bösartig. Schließlich konnte er nichts dafür, dass er nach dem Duschen grade von seiner Anwesenheit belästigt wurde und er hatte ihm nicht einmal die Chance gegeben sich normal zu bekleiden. Es wäre auch zu langweilig gewesen. Die Inspiration wäre in seinen Augen erloschen und der Gedanke an Tätigkeiten zwischen beiden, außerhalb von solchen verbalen Dingen, wäre ebenfalls gestorben. "Wie? Ich dachte du wärst nicht... gekommen?!" Ein erneuter Anklagepunkt und zu seinem Amüsement musste er dem Anderen eine gewisse Ausdruckswahl zugestehen, aber er war besser in solchen Spielchen... wie er eigentlich in allem besser war. "Ich liebe deine Zungenfertigkeiten." Ein ganz unschuldiges Kommentar, ein Lob... wäre da nicht wieder dieses verräterische notgeile Funkeln in seinen Augen aufgetreten und der Gedanke an etwas ganz anders. Nämlich der Wanderweg von seiner freien Hand, nämlich jene die nicht gerade die Nikotinbombe hielt, hinab in andere Zonen seines Körpers. Andere Zonen - eigentlich einer ganz bestimmten. Nämlich jener die sein Heiliger aus dem Morgenland gerade so perfekt angesprochen hatte. Sehr deutlich stoppte seine Handfläche an diesem Fleck zwischen seinen Beinen. Nun gut, nicht direkt darauf, sondern ein paar Zentimeter weiter oben, aber immerhin so deutlich, das man sich folgende Aktionen erahnen konnte. "... aber wenn du willst... Ich könnte sofort..." So etwas war für ihn der letzte Ausweg. Die eigene Hand. Ein leichtes Schauern legte sich über seinen Rücken und sein Kippeln wurde schneller. Er brauchte dringend Sex. Er brauchte Nathaniel. Jetzt. Sofort. Wieso sträubte sich der Bastard überhaupt die ganze Zeit über so? Was war denn schon dabei. Misstrauisch und aufmerksam verfolgten die schwarzen Augen, die leicht mit denen der dunkelgefiederten Vögel der Krähenrasse zu vergleichen waren, jedem Vor- und Zurückwippen des Stuhles und jeder Regung die auch nur annähernd in der Nähe seiner wohlbehüteten und hingebungsvoll verehrten Schachfiguren vonstatten ging. Bei jeder Bewegung die seiner Auffassung nach zu viel des Guten war und sich über die Toleranzgrenze hinweg in gefährlicher Nähe zu den wohlgearbeiteten Holzfigürchen hinaus wagte, zuckte es unwillig um seine Lippen, als wolle er erneut ein leises Knurren ausstoßen hielte sich aber zurück und ein jedes Mal verengten sich kurzzeitig die Sehorgane des Indianerstämmigen. Er wusste es war Yuns Art seinem Spiel der Worte zu begegnen, mit seinen Nerven zu spielen, aber er konnte nicht verhindern, dass es diesem durchaus gelang. Und der gefährliche Ausdruck, der sich jedes Mal in den obsidianfarbenen Tiefen widerspiegelte, wenn sein kostbares Kleinnot in Gefahr geriet, verriet Tod durch grausamste Folter, würde eben jenen Figuren auch nur eine Holzfaser gekrümmt. "Dir ist da was runter gerutscht." Okay..langsam aber sicher schwankte der so sicher geglaubte Boden, den er sich mit seinem beißenden Sarkasmus erarbeitet hatte beträchtlich und das imaginäre Seil ihres Wettkampfes rückte wieder ein Stück auf den Japaner zu, hatte es sich zuvor in seine Richtung verlagert. Es war das Glück des Dunkelhaarigen, dass er sich noch immer in Nähe der Zimmertür, sprich ein gutes Stück von dem anderen entfernt befand, sodass die Blässe, die unter die milchkaffebraunen Haut vielleicht nicht ganz so auffiel. Dennoch verriet ihn die etwas zu hastige Bewegung mit der er seine einzige Bedeckung wieder an ihren ursprünglichen Platz zog und sie dort sicher verknotete eventuell gegenüber einem aufmerksamen Beobachter. Und der Blick des anderen war geradezu auf seiner Hüftregion festgesaugt. Die sehr offensichtlichen Gründe dafür, waren eben der Anlass weswegen er erblasst war und weswegen seine Handlungen von der üblichen, desinteressierten Kühle abwichen. Er schwankte zwischen Scham, Erschrecken und Unsicherheit darüber, was ihm die ganzen letzten Minuten überdeutlich verrieten, nämlich das sein Zimmergenosse nicht nur offensichtliches Interesse an beiden geschlechtlichen Vertretern der menschlichen Rasse fand, sondern sich dieses... Begehren speziel auf ihn ausgelegt zu haben schien und Wut darüber, dass der Kleinere mit dem hübschen lila Lidschatten - der wohl zweifelsohne sehr einseitlich verteilt war - ihn so leicht aus der Fassung bringen konnte. Von spielerischen Vergnügen, über Entsetzen - und zu seiner eigenen Empörung Unsicherheit - bis hin zu eben jener Wut. "Auch wenn du noch stundenlang so starrst, wird sich das Handtuch trotzdem nicht unter deinem Blick demateralisieren, dazu müsstest du schon aufstehen und es mir runter reißen." Fehler. Er wusste es noch in der Sekunde in der er den Satz zu Ende gesprochen hatte - denn es war Yun nur zu gut zuzutrauen, dass er sich diese "Einladung" nicht entgehen lassen würde - und biss sich eiligst auf die Lippen um ein heftiges Fluchen zu unterdrücken. Stattdessen fügte er dem Satz noch ein - falls möglich - noch weitaus bissigeres "Nicht, dass ich dich auch nur in meine Nähe lassen würde, um das zu tun." hinzu. Und tatsächlich wirkte er wie ein in die Enge getriebener Wolf, das Nackenfell gesträubt, die Zähne gebleckt in drohender Abwehrhaltung. Oh ja, das Territorium wurde eindeutig gefährlicher für ihn, das Seil bewegte sich bedrohlich nahe auf ihn zu. Aber noch war es nicht über die weiße Linie, noch hatte er nicht verloren. Und er hatte es auch keineswegs vor. Auch ein in die Enge getriebener Wolf war noch gefährlich und würde seinen Angreifer seine Zähne spüren lassen. Und genau das hatte Nathaniel vor, ehe er sich vorläufig zurück ziehen würde. Allerdings nicht als Verlierer, der seine Wunden leckte, sondern zumindest als Gleichwertiger in einem Unentschieden. Ein Wolf hatte auch seinen Stolz... und Nathaniel Krähenauge sowieso. Ein Spitzname, den seine Schwester ihm früher gerne gegeben hatte, wenn sie wieder einmal von einer Zukunft im Reservat fantasiert hatte und mit Taubenfedern geschmückt durch die schmuddelige Sozialwohnung geturnt war, als wäre es die Wildnis Kanadas. "Ich will dir ja deine schmutzigen kleinen Fantasien nicht verderben, sind sie doch scheinbar von größerem Erfolg gekrönt, als die Wirklichkeit, aber ich halte es doch für sehr unwahrscheinlich, dass sie jemals in Erfüllung gehen, Yun-chan." Da war er wieder, dieser zuckersüße Sarkasmus, der wie Honig über die sonst so schweigsamen Lippen des Psychologiestudenten floss, aalglatt wie Seide und doch scharf wie Stahl, eine scheinbare Mischung aus Aphridisiakum und Gift. "Natürlich bin ich unwiderstehlich. Sonst würdest du süßer kleiner Kerl dich nicht extra für mich frei machen..." Wie gut, dass er die Stelle mit dem Erblassen schon hinter sich hatte und sich zudem langsam mit der neuen Basis des Spiels abgefunden hatte und von derartigen Dinge nciht mehr aus der Bahn geworfen wurde. Zumindest nicht, solange der Japaner noch ruhig auf seinem Platz verweilte und ihn immer noch einige Meter, sowie ein Handtuch von eben jenem trennten. Nicht, solange das Niveau der Worte nicht zu tief sank oder ebene jene ein Gesprächsthema ansprachen, dem er nicht gewappnet war. So war er nun nicht aus der widergewonnen Ruhe geworfen worden und es begann bereits wieder ein Ansatz des vertrauten, belustigten Funkelns in den Pupillen des Langhaarigen aufzuglimmen, als er tadelnd mit der Zunge schnalzte. "Deine Wunschträume werden immer realitätsferner, wie es scheint. Denn ich muss dir leider mitteilen, dass ich durchaus Wert auf Hygene lege und diese nicht absichtlich so lege, dass du mich dabei mit deiner Anwesenheit penetrieren kannst. Das entspricht nicht meiner Art von... Erregung, entschuldige." Natürlich war die Verwendung des Verbes penetrieren mit voller strategischer Absicht vorgenommen worden. Wenn sie schon auf das tiefste aller möglichen Niveaus herabstiegen - geprägt von allen Arten natürlicher Instinkte - so aber bitte wenigstens auf voller Bandbreite und voller netter Zweideutigkeiten. Apropo Zweideutigkeiten. Der nächste Satz des Wortduells zwischen den Schwarzhaarigen Zimmergenossen ließ ihn doch eine Augenbraue heben und tatsächlich zuckte für einen Moment ein Lächeln über die Lippen des Größeren. Er konnte nicht bestreiten, dass er ein anständiges Wortgefecht mehr als nur zu schätzen wusste und er fand an solcherart Spielen fast ebenso viel Gefallen, wie an einer Runde Schach. Es war gleichfalls ein Kampf der Geister, ein Wettstreit, der ihn schon immer gereizt hatte und der seit jeher eine kampfeslustige Erheiterung in ihm hervorrief. Eines jedoch unterschied sich vom Schach, denn hier kam es auch auf die Schnelligkeit der Züge an, jeder Schlag musste blitzschnell von einem Gegenschlag gefolgt werden. Und so folgte auch seiner binnen weniger Sekunden, ohne dass er noch länger über die nötigen Auswirkungen des Spieles nachdachte. Er war vollkommen in dem Spiel versunken, viel zu sehr darauf bedacht, es zu spielen, als über das Nachher und Später nachzudenken. Es war seine Schwachstelle. Es gab weniges, dass ihn Begeistern konnte, aber wenn, dann schlug es ihn zu leicht vollkommen in Bann, zumindest war es bei der Art ihres Spieles gefährlich und er hätte es wissen müssen, hätte vorsichtig sein müssen - wusste dies auch im hintersten Teil der verschlungenen Windungen grauer Materie in seinem Schädelknochen, jener Materie die mittels elektronischer Signale in irgendeiner noch nicht ansatzweise ermittelten Form jene Präsenz zusammenstellten, die die Menschen ihr "Bewusstsein" ihr "Denken" nannten. "Du kennst meine Zungenfertigkeiten noch nicht einmal ansatzweise Yun - und wirst das wohl auch niemals." Kaum hatte er den Satz vollends über die Lippen gebracht und diese geschlossen, da weiteten sich seine Augen kaum merklich und folgten fast widerstrebend, doch unwiderruflich angezogen der schlanken Hand des anderen, die sich gemächlich einen Weg hinab suchte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, befeuchtete er nervös die plötzlich so spröden Lippen, ehe er den Blick losließ und sich eben jener schlagartig verdüsterte. Das war mies. Der andere spielte mit unfairen Mitteln. Es prickelte beunruhigend in seinem Körper, der ihm unvermittelt kühl erschien und er musste sich zwingen den Blick - der weiterhin von unheilsschwangeren Wolken überzogen war - auf das Gesicht des Gegenübers zu legen. Zu sehr stach ihm der blasse Fleck im unteren Bereich seines Sichtfeldes immer wieder in die Augen, der dort auf dem dunklen Stoff der Hose verweilte. Unwillig verengte er die Augen, konzentrierte sich auf die Augen des Japaners, versuchte diese mit Blicken zu durchbohren. "Tu dir keinen Zwang an, es scheint ja, als hättest du es heute dringend nötig." Noch ein letzter, vernichtender, spottend sarkastischer Satz, ehe er sich umdrehte und nun entgültig hinter der Holztür seines Zimmer verschwand, wo er fast ein wenig zu energisch begann Kleidung aus dem Schrank zu wühlen, die Ohren unbewusst auf jedes kleinste Geräusch lauernd. Er wusste nicht, ob er nun den Kampf verlorgen oder gewonnen hatte oder ob es ein Unentschieden war, aber er wusste sicher, dass es der Gesundheit des tätowierten nicht gut täte, seine heiligen vier Wände in diesem Augenblick zu betreten. Noch viel weniger, als wenn er dies überhaupt wagen würde und das wollte etwas heißen, würde er ihm doch selbst bei guter Laune und unter normalen Umständen schon die Haut vom Leibe ziehen. Allerdings hegte er sowieso den Verdacht, dass dieser nicht einmal den Versuch starten würde, war er doch bestimmt momentan mit wichtigeren... Problemen beschäftigt. Es gab keine einzigen Moment an dem sich die dunklen Augen des Halbjapaners nicht vollends auf das Antlitz seines Gegenübers richteten. Ach was - Antlitz? Nein, eher nur eine bestimmte Region des Körpers, nämlich dessen so unglaublich anziehenden und zu Fantasien anregenden Hüftknochen, der wie auf dem Servierteller wenige Meter von ihm entfernt war. Er gab sich nicht der Illusion hin heute abend noch zu punkten, oder nannte man es ein wenig zynischer gar treffen? Nein, wirklich nicht. Es war wieder eine solcher Momente, wo er zwischen Begierde, Langeweile und Müdigkeit hin und her schwankte. Aber er war ein zu stolzes und geübtes Wesen um sich von dem Abstand ablenken zu lassen, das seine Kleidung vermengt mit getrocknetem Schweiß war und seine Augen kurz davor waren zu zu fallen. Außerdem hatte er keine Lust mehr auf Sex. Nicht mehr hier. Nicht mehr jetzt. Es war sogar schon... Yun schaute überlegend auf die schwarze Uhr, die sich mit ihrem ledernen Band an seinem Handgelenk und zeitgleich erlaubte er sich einen weiteren Zug von dem Glimmstängel zwischen seinen langen schmalen Fingern. 6.10? Zum Glück war morgen Samstag, sonst hätte er einen weiteren Tag ohne Entschuldigung im Bett verbringen müssen und ein erneutes Gespräch mit dem Herrn Direktor hätte unangenehme Folgen gehabt. Seine Großeltern wurden sowieso mit jedem Monat knausriger - so jedenfalls gedachte es sich der Schwarzhaarige. Aber er konnte auf den Geldharn nicht verzichten und deshalb spielte er seine Rolle als liebevollen Enkelsohn mit Bravur und legte jedes Wochenende die geschriebenen Arbeiten ab. Es gab nichts anderes als Kontrolle. Eine kleine Steilfalte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Er hasste es so abhängig zu sein und vor allem konnte er es nicht leiden, überhaupt daran erinnert zu werden, abhängig zu sein und genau deshalb machte er Nathaniel für den Umstand schuldig. Er wurde zwar ein wenig beruhigt, als dieser so offensichtlich auf seine anzügliche Bemerkung ansprang und er kassierte die auftretende Blässe mit einem Kopfnicken. Gott, was war er gut und was hatte er bloß für eine Ausstrahlung. Auf alles... Frauen wie Männer. Es war ein einfaches dekladentes Spiel. Aber die Erinnerung an den sichtbaren Knochen des Anderen konnte für diesen nicht von Vorteil gewesen sein, denn sein eigener Leib reagierte wieder auf die anschaulichen Bilder vor ihm und ein wenig bestürzt und schmollend schob er seine Unterlippe vor, als man seine schönen Aussichten mit einem Schlag hinter das Tuch steckte. Er war doch gerade erst beim Vorspiel gewesen. Wieso mochte es dieser Indianer eigentlich nicht, für seine Sexfantasien herzuhalten? Schließlich sollte er sich eher geehrt fühlen, wie manch anderer Bewohner des Colleges es tat, sobald er sein Augenmerk auf ihn legte. Ein keckes Grinsen umspielte seine Züge als er die versteckte Aufforderung des Gegenübers mitbekam. '...dazu müsstest du schon aufstehen und es mir runter reißen.' Wunderbar, das er ein Meister im Verdrängen war. So hatte er die vorigen Wörter einfach garnicht beachtet und sah diesen Vorstoß in seine Privatsphäre als eine Aufforderung und er war kurz davor sich aufzusetzen und den heimlichen Wunsch der Rothaut zu folgen, bis dieser - seinen Fehler eindeutig zu bemerken - seine Aussage korrigierte. "Du bist so ein kleiner feiger Spielverderber Nath und selbst wenn ich mich jetzt aufsetzen wollte und mich auf dich stürze. Wieso sollte ich das tun? Du zitterst ja jetzt schon vor Verlangen. Ich müsste nicht einmal mit dem Finger schnipsen, so geil bist du schon..." Ein wenig weit interpretiert in die Gesten des Anderen, aber er liebte es zu necken und das er dabei die empfindlichen Punkte von ihm traf, war eigentlich nur ein Bonus für seine Beschwerden am frühen Morgen. Es wäre zu langweilig geworden, wenn sich der Spielpartner sich ihm jetzt schon hingegeben hätte. Dann wäre er nach kurzer Zeit nicht mehr von Bedeutung gewesen und er hätte sich ein neues Ziel gesucht. Aber mit dieser Bravur, wie er ihm auswich und dabei auf erfrischende naive Weise auch rot oder blass wurde, eindeutig wegen seiner Anspielungen und zeitgleich sich seine eigene Person vom Leibe hielt, war ein Drahtseilakt und dafür bewunderte Yun ihn im Stillen. Er war es nicht gewöhnt, dass mit ihm gespielt wurde und wahrscheinlich war sich das Wesen mit dem unbekleideten Oberkörper auch garnicht dessen bewusst, was für eine immense Anziehungskraft er auf ihn übte, eben genau wegen seiner süßen Zurückhaltung. Aber Nathaniel verlor. Er verlor mit jeder Sekunde mehr, die er verstreichen ließ, bis er zur Antwort ansetzte und das kränkte den Halbjapaner mehr als er zugeben wollte. Er brauchte Geplänkel, aber er führte sie alleinig mit geeigneten Gegnern aus und er hatte ihn bis jetzt zur oberen intelligenten Schicht des Colleges gezählt. Wieso aber machte er es ihm jetzt so einfach? Man konnte es sich vorstellen wie ein Tierschützer... der schlürfend seinen Kaffee auf der Veranda konsumierte, während das Rodungsgerät direkt vor seinen Augen durch den Regenwald fuhr. Wieso war ihm dieser Vergleich in den Schädel gesprungen? Wie exotisch... Gut zu vögeln? Bitte was?! Da spielte ihm das Verlangen aber wirklich einen Streich und er strich sich, in einem Anfall von Hitze mit dem flachen freien Handrücken über die Stirn. Sollte dieser junge Mann von ihm denken was er wollte. Ewig konnte er ihm auch nicht entkommen und dann würde er zum Zug kommen. Egal wie sehr er sich auch sträuben würde. Nicht das Yun ein Typ von Mann war, der sich die Zuneigung im Bett von Anderen erst erkämpfen musste, oder sie sich mit Gewalt nahm. Nein, es war - zum Trotz einiger Gerüchte - völlig gegen seine Natur anderen irgendwie weh zu tun. Denn wie lautete das Motto: Wer nicht will, der hat schon. Eigentlich hatte er eher Mitleid mit jenen, die in ihrem Leben niemals neben ihm aufgewacht waren. Schließlich hatten sie so die schönste Nacht ihres eigenen Lebens meist nicht miterlebt. Mochte es sich hier auch um die großspurige Gedankenwelt eines etwas verwirrten Studenten halten - Er selbst hielt sich für den einzigen wichtigen Liebhaber und daran konnte auch sein Mitbewohner nicht rütteln. Es war seine Bestimmung andere Leute unter den Laken glücklich zu machen. Natürlich nur jene, die auch ihre Karte ins Himmelsreich verdient hatten. Er achtete auch ein wenig auf das, was da in seinen Armen dem Orgasmus entgegensteuerte. Genug der Ausführungen. Es gab wichtigere Dinge. Wie zum Beispiel die Entwicklung seines Geplänkels. "Ich will dir ja deine schmutzigen kleinen Fantasien nicht verderben, sind sie doch scheinbar von größerem Erfolg gekrönt, als die Wirklichkeit, aber ich halte es doch für sehr unwahrscheinlich, dass sie jemals in Erfüllung gehen, Yun-chan." Aber Hallo - wie lange konnte er sich bei diesen ganzen Einladungen noch auf seinem keuschen Posten halten? Das er von dem Gedanken daran langsam merklich körperliche Ausmaße bekam, war gut zu erkennen, aber seine Hand verdeckte es noch. Aber wusste denn dieser dumme kleine Junge nicht... was diese Endung an seinem Namen, die ihn hatte treffen sollen, eher neckte und aufforderte. Eigentlich war Chan eine Beleidigung für jeden jungen Mann, aber wenn jüngere Männer sich untereinander so nannten, war es eher eine Einladung für eine kürzere oder längere Geschichte. Aber es war ja nicht die Schuld der Rothaut, das er in eine der vielen Fallen getappt war, die es auf dem Weg bis zum perfekten Japanisch so gab. Er sprach seine Muttersprache nicht oft, aber er kannte die meisten Höflichkeitsfloskeln und ihn mit seinem Vornamen anzureden und einen Suffix dahinter zu setzen, war eine Vertrautheit die ihn Schmunzeln ließ. Ein deutliches Anzeichen für Nathaniel, das er sich so eben auf unsicheres Terrain bewegte hatte und sein gezielter Schuß nach hinten los ging. "Wen interessiert schon die Wirklichkeit..." Er zuckte gespielt mit den Schultern und sein Augenmerkmal wanderte auf gezierte langsame Art den nackten Bauch hinauf, über den Bauchnabel, zu den Brustwarzen, anschließend zum Hals, bei dessen Anblick sein Blick ein 'fress dich Blick' wurde und verhingen sich dann an dem eigenen Blick des Anderen. "In meinen Fantasien bist du wenigstens nicht so kratzbürstig und vor allem ist da dein Oberkörper ein wenig besser ausgestattet und deine Haare sind nicht so strähnig und außerdem hast du vollere Lippen, nicht solche ausgelatschten multifunktional benutzten Treter." Das erinnerte jetzt ein wenig an Zickenkrieg, aber er wurde müde und gereizt. Er fühlte sich nicht mehr wohl. Er wollte endlich ins Bett und deshalb musste er seinen Kumpanen dringend verscheuchen. "Deine Wunschträume werden immer realitätsferner, wie es scheint. Denn ich muss dir leider mitteilen, dass ich durchaus Wert auf Hygene lege und diese nicht absichtlich so lege, dass du mich dabei mit deiner Anwesenheit penetrieren kannst. Das entspricht nicht meiner Art von... Erregung, entschuldige." Aber bitte - da hatten wir das leidige Thema ja ein weiteres Mal und dieses eine Mal war er in die Falle gegangen, der er so lange und erfolgreich getrotzt hatte. Das anzügliche Lächeln veränderte sich ein ein sadistisches und eine Fingerspitze, von jener Hand die auch den Glimmstängel der Erdanziehungskraft entzog, legte sich lasziv an seinen freien Hals und seine so ungezähmte Zunge leckte sich, zum was weiß ich nicht wie vielten Male, über die eigenen Lippen. "Realitätsferner sagst du? Vorher waren sie wohl näher an der Realität. Wenn du solche Angst vor Sex hast... können wir auch erstmal ganz langsam und zärtlich anfangen. Wir brauchen nicht gleich wie die Wilden aufeinander loszustürmen." Zwei bissige Bemerkungen. Erstens einmal die Betitelung von Nathaniel als einen Wilden, die sehr stark mit seinem wirklichen Bild übereinstimmte und dazu... "Schließlich muss man Jungfrauen genießen, sofern man welchen begegnet." Oh ja. Er war ein Gott. Er war der Gott. Es gab außer ihm keinen anderen Gott in diesem Leben hier. Es gab niemanden, der ihn übertreffen konnte und obwohl er kurzweilig damit gebändelt hatte sich zu unterwerfen, damit das Geplänkel einem Ende entgegenblickte, verschaffte er sich damit die Nähe des glorreichen Sieges. Er konnte in so etwas nicht verlieren, außer er wollte verlieren und der Morgen war jung. Wieso nicht erst ein wenig später ins warme weiche Bett fallen? "Ja ja... wildes kleines Kätzchen. Du bist schon wieder so rupig zu mir. Irgendwann beginne ich es noch persönlich zu nehmen." Okay, das würde er niemals, aber das brauchte die Rothaut nicht zu wissen und auch nicht zu erfahren. Er kämpfte mit unfairen Mitteln, dessen war er sich bewusst, aber er liebte solche Momente, die für ihn allein stattfanden. Den unglücklichen Zwischenfall mit dem Veilchen hatte er erfolgreich verdrängt und er wollte ihn niemals wieder wach rufen. Es war die Zeit für Zugeständnisse und es gab für ihn keinen einzigen Grund dafür, seinem Gegner nicht auch einmal etwas zu gönnen. "Natürlich hab ich es nötig und ich tu dir sogar einen Gefallen. Weil du der Angebetete meines Herzens bist, werde ich natürlich dabei an dich denken..." Die letzten Silben verklangen leise in dem leisen Raum und danach endlich setzte er sich auf um zu handeln. Genau in jener Sekunde, wo sein Gegner den Rückzug in die heimatlichen Gefilde startete. Er spielte mit dem Gedanken ihm zu folgen und ihn zur Rede zu stellen, aber er hatte keine Lust mehr. Er brauchte erst ein wenig sichere Körperfunktionen. Schließlich durfte er sich nicht immer nur von Geilheit treiben lassen. So kam es, das er den Weg zu jener Tür suchte, aus der wenige Minuten zuvor bereits sein Vorgänger getreten war und er das Bad betrat. Dort entkleidete er sich, sorgfältig darauf bedacht nicht ein bisschen der Kleidung auf den Boden fallen zu lassen, sondern sie sofortig in die bestimmte Wäschetruhe zu verfrachten und sich anschließend dem warmen massierenden Wasser auf seinen angespannten Muskeln hinzugeben. Die notdürftige Hygiene schaffte er in ein paar Minuten und auch die wenigen Momente, wo er sich ein wenig Erleichterung verschaffte von eben jenem Anblick, verschwanden rasch. Nun selbst mit einem Handtuch bewaffnet, was sich um seine Hüften schlang und ein paar Wassertropfen an allen erdenklichen Stellen machte er es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem. So lag er - bis er den Fernseher anstellte und anschließend einen kleinen schwarzen Fellball an seiner Brust verspürte. Verliebt strich er durch das Fell seines kleinen Hundes, der trotz Widerstände durch Nathaniel, zu jeder Zeit aufs Sofa gelassen werden durfte und der so eine wunderbare Wärmequelle für ihn war. Er setzte sich leicht auf, rückte des Kissen unter seinem Kopf richtig und positionierte dann die nassen schwarzen Haare auf dem richtigen Fleck, das sie weder ihn noch Akuma irgendwie aufweckten oder erschreckten. Es dauerte nur eine gewisse Zeit bis er, fast vollständig unbekleidet auf dem Sofa des Wohnzimmers an sein Tier geschmiegt einschlief und sich nicht weiter ausführbaren Träumen hingab. Kapitel 2: Würgespielchen, schlechte Träume und Morgenmuffel ------------------------------------------------------------ Es machte für den Halbjapaner keinen Unterschied ob er am Freitagmorgen um 10 Uhr aufstand, oder erst um 11. Eigentlich hätte er auch bis um ein Uhr dösen können, es wäre sowieso keinem nennenswerten Individuum, das sein Leben auf dieser Welt verlebte, aufgefallen. Wieso also machte ihm sein unwilliger, am letzten Abend mehrmals zugerichteter Körper dann einen Strich durch die Rechnung und hieß ihn an sich leise aufzusetzen, oder eher langsam aufzuwachen. Eine sehr merkwürdige Frage, die er in seiner momentanen Verfassung des halben Schlafes nicht klären wollte. Denn würde er ebendies machen, könnte er sich von seiner wolligen Position des Denkens verabschieden und würde schlagartig vollständig erwachen und sich entscheiden, wieso er solche Schmerzen in seinem Rücken hatte, weshalb der Untergrund auf dem er schlief so unglaublich hart und kaum etwas mit der Weichheit seiner Bettmatratze gemein hatte und wieso er fast vollständig unbekleidet auf diesem Möbelstück, oder was auch immer es darstellen sollte, lag. Seine Schlaffrequenz schlug innerhalb weniger Sekunden von dem Dämmerzustand in den hochgefahrenen Modus und er setzte sich ruckartig auf dem Sofa auf. Die Sache war ganz klar - Er und Nath hatten letzte Nacht in diesem Wohnzimmer wilden hemmungslosen Sex gehabt und er war kurz nach der Orgie eingeschlafen und hatte Nath im Schlaf ausversehen aus dem Behilfsmässigen Untergrund verdrängt. Um seine zusammengedachte Aussage, oder eher Fantasiegeschichte, bestätigt zu wissen blickte er sich panisch aus den dunklen Augen um, nahm den Umstand war, das sein armes kleines Hündchen auf dem Teppichboden lag, der wahrscheinlich gemütlicher als die Couch war, dass die Kaffemaschiene dringend gereinigt werden musste und sich unter dem kleinen Röhrending eine kleine Pfütze gebildet hatte und ebenso, dass sein Nathaniel nicht aufzufinden war. Oder blickte er einfach in die falsche Richtung? Probehalber versuchte er den Kopf leicht um die eigene Achse zu drehen und verzog schmerzvoll das gebräunte Gesicht, als ein kleines Knacken im Nackenmuskel die Revolution seines Körpers ankündigte. Aber auch da war keine Spur von seinem Mitbewohner. Merkwürdig. Wieso war sein Körper dann so verspannt und wieso schlief er dann auf dem Sofa und hatte nichts an, was die wichtigsten Stellen seines Leibes ansatzweise bedeckte? Yun war nie Freund von FKK gewesen, besonders dann nicht, wenn auch noch merkwürdige notgeile alte Säcke auf dem Strand herumliefen. Was allerdings eher eine angeborene Abneigung war, konnte gleichfalls eine Art Phobie sein, denn wem garantierte dem armen Kerl denn, dass er am Ende seines Lebens nicht genauso verzweifelt - nackt - durch die Gegend wackeln würde und versuchte, mit dem letzten Rest seines Geldes ein wenig Anti-aging-creme aufzutreiben? Grauenvoll. Der Schwarzhaarige schüttelte andächtig seinen Kopf und schwor sich lieber vom nächsten Hochhaus zu springen, als eine solche Puppe des Klischees aus sich machen zu lassen. Ein erneutes Knacken sollte die Fingerknöchel dehnen und er musste zugeben das er nichts gegen das Geräusch an sich hatte, sondern er mochte es deshalb nicht, weil solche merkwürdigen Laute nur bei ihm entstanden und kein anderer seiner Kumpanen bis jetzt davon getroffen worden war. Oder wussten sie es einfach besser als er zu verbergen? Es gar zu verheimlichen, vor seiner angeborenen Fähigkeit jeden Tratsch und Klatsch im Umkreis von vier Meilen zu wittern und aufzudecken? Böser Yun. Was dichtest du dir schon wieder für einen Scheiß zusammen. Mach lieber was sinnvolles. Etwas was deine grauen Gehirnzellen ein wenig anstrengt und nicht dieser Mist, den man sonst so auf den Straßen zusammenträgt. Bist du ein Mann, oder eine Blondine? Was hatten eigentlich alle gegen Blondinen? Blondinen waren zwar meistens nicht besonders gebildet, aber sie hatten wenigstens Erfahrung im Bett und schmückten sich gerne für kurze Nächte mit einem neuen Liebhaber. Diese dummen Vorurteile gegen Blondinen. Wo kamen die bloß her? Sinnvolles. Er sollte etwas sinnvolles machen. Hatte das sein schlechtes Gewissen ihm nicht grade offenbart? Ebenso wie es dir offenbart hat, dass diese Frau von gestern Abend keinen Freund hatte und was war - sie hatte einen Freund. Wie konnte das eigene Bewusstsein eigentlich auf solch herrliche Weise einen solch starken Hang zum Zynismus besitzen? Konnte das ihm vielleicht mal jemand verraten? Nicht das er etwas gegen tiefsinnige Gespräche mit sich selbst hatte, aber bitte nicht gleich nach dem Aufstehen. Wenn er lieber nicht redete, aus der Angst sich über Nacht eventuell diese schlimme grauenvolle Pest eingefangen zu haben. Wie nannte man die Krankheit doch in den Fachkreisen der Schüler- und Studentenschaft? Mundgeruch... Ihm lief unweigerlich ein eisiger Schauer über das Rückrat. Mit dem modischen Ich beschäftigt setzte er vorsichtig den linken Fuß auf die dazugehörige Seite neben seinem Haustier und den rechten Fuß auf die andere Seite des treuen Freundes und brachte sich mit einem Ruck zum stehen. Sein Blick fiel für kurze Zeit auf das Handtuch, was so sinnlos und zusammengeknittert - unbrauchbar - in der Ecke neben den Kopfkissen lag und sich nicht mehr rührte. Zeitweilig spielte er mit dem Gedanken sich lieber zum Schutz eben jene Bekleidung anzueignen, aber wenn Nathaniel bis jetzt noch nichts gesagt hatte, oder eher geschlafen hatte, würde er auch bald nicht aufstehen und hysterisch durch die Gegend kreischen, weil ein nackter Mann in seinem Wohnzimmer stand. Ein besitzanzeigendes Fürwort. Unangebracht. Nannten wir es lieber - 'ihrem Wohnzimmer', dass kam der Wahrheit näher. So jedenfalls suchte er sich seinen Weg, auf reichlich zittrigen Füßen und so wie Gott ihn schuf, zu dem weiß gekachelten Raum, der gegen alle seine Phobien eine Antwort wusste. Meistens jedenfalls. Er umschlag mit den beiden Fingern, die er grade dazu überreden hatte können seiner Anweisung folge zu leisten, den Griff der Badezimmertür, zog die Tür auf, trat über die Schwelle und knallte sie beinahe hinter sich zu. Ein Aufweckmanöver, damit der Jungspund von Indianer auch mal den Weg aus den Federn fand. Er wollte nicht die einzige Person sein, die sich an diesem Morgen dreckig fühlte. Wenn wir leiden, dann zusammen. Alleine machte es keinen Spaß. Yun jedenfalls betätigte die Dusche ein zweites Mal an diesem Tag und diesen zweiten Versuch bekam er keine Milde, denn er stellte den Strahler auf kalt, bis er bibbernd und frierend - gar zitternd, aber wir wollen es nicht so genau nehmen - nach einer zweiminütigen Tortur endlich erkannte, dass er den Hebel einfach nur in die andere Richtung schieben musste um ein wenig Hitze zu bekommen. Hatte er neuerdings ein Problem die Seiten voneinander zu unterscheiden, oder war er unfähig geworden etwas zu lesen. Oder Farben zu erkennen? Blau = kalt, rot= warm. Eindeutig. Gabs nichts zu diskutieren. Er hauchte sich probeweise auf die angelaufenen Finger und erlebte seinen nächsten Schrecken als er sich an der Wassertemperatur zeitweilig die Schultern verbrannte. Frustriert schreiend schlug er mit der geballten Faust auf den Duschhahn ein, hätte diesen beinahe lebensbedrohlich verletzt, bis er sich soweit beruhigte, das er ein und aus atmen konnte, ohne dabei zu hyperventilieren und endlich das Gewünschte erhielt. Nach dem Duschvorgang mit Hindernissen schüttelte er kurz die nassen Haare, die sich liebevoll an seinen Kopf schmiegten, betrachtete sich mit einem Lächeln im Spiegel und suchte den Weg in den Bademantel, der so wundervoll rein und weiß am Harken neben der Tür hing. Im Wohnraum angekommen erkannte er seine Aufgabe wieder. Die SINNVOLLE Aufgabe, derer er sich bis jetzt so gut erwehrt. Nun gut, jeder musste etwas gutes Tun, auch wenn es an Tagen wie diesen war. Mit zusammengebissenen Zähnen fixierten seine Fingernägel - man beachte - Fingernägel - einen Schwam am Rande der Spühle und wischte die Kaffeeflecken weg, die ihn so in seinem Schönheitsempfindungen gestört hatten. "Verdammte Scheiße." Bei all dem Lärm war der Kerl noch immer nicht aufgewacht. Da musste man zu härteren Methoden greifen. Er wrang den Lappen aus, schmetterte ihn angeekelt in die hinterste Ecke des Waschbeckens und wischte seine Hände ab. Danach stieß er mit der Fußspitze, mit der gekonnten Art eines angelernten Hausmannes, die Tür des Wandschrankes auf und balancierte auf den Fußspitzen ein kleines Tablett ans Tageslicht. Er bückte sich, hob es hoch und packte danach, mit einem wohlwissenden Grinsen, einen Teller, eine Tasse mit Inhalt und ein wenig andere essbar erscheinenden Artikel darauf. Aller Anfang war schwer, aber am Ende sah das Ding schon fast heimelich aus. Es hatte einen ... man musste es nicht übertreiben mit den selbstheischenden Empfindungen, oder eher mit dem Wringen um Gunst. Obwohl er wusste, dass es seinen Tod bedeutete, ging er auf Zehenspitzen gen dem Raum, der als einziger in der WG tabu war und öffnete die Tür, die sehr leise seiner Anforderung nachgab. Er war darauf versessen ein - Früüühstüüück - in den Räumlichkeiten, aber beim Anblick des schlafenden Nathaniels kniff er in der letzten Sekunde vor dem Ausbruch die Lippen aufeinander und fixierte die Zunge mit den Zähnen auf der Stelle. Er schlich weiterhin über den Boden, bedacht darauf keinen Laut zu machen und stellte das Tablett, gut sichtbar für Nath, sofern er die Augen öffnete, auf die Erde und beugte sich zu ihm hinab. Gleichsam hielt er die Strähnen seines leicht nassen Haares nicht fest, so dass sie dem Mitbewohner über die Wange streichelten. "Lieeebling. Früüüühstüüück." Wie kam es bloß, dass seine Stimme so rauchig klang, wie die einer älteren Frau. Er hatte sich das Privileg genehmigt die ihm nach folgenden Worte des anderen mit Missachtung zu strafen und sie stattdessen durch das leise Zuschnappen seiner Tür zu einem bloßen, nicht mehr verständlichen Murmeln herabzudämpfen, das seinerseits rasch verschwand. Teils aus seinen Kopf ausgeblendet, teils weil sie von sich aus verstummt waren, nachdem der Asiate seine Abwesenheit registriert hatte. Der Indianerstämmige vermutete nicht, dass dieser sich noch lange darüber ärgern würde, ob er nun mit Abwesenheit glänzte oder nicht. Er war wohl durchaus mit wichtigeren Dingen beschäftigt, die wie er sich mit einem verärgerten Stirnrunzeln eingestand, allerdings mindestens genauso viel mit seiner Wenigkeit zu tun hatten – eine Tatsache, die der Mitbewohner ja durchaus und unmissverständlich deutlich gemacht hatte. Nun gut, was betraf es ihn, wenn der andere seine körperliche Befriedigung in den Gedanken an ihn fand? Solange er nicht dafür sorgen musste, sondern der andere selbst Hand anlegte - im Sinne des genannten Wortlautes - mochte es ihm doch durchaus gleich bleiben... Wobei es dennoch eine Überlegung wert war, ob dieser Fall unter gegebenen Umständen schon als sexuelle Belästigung galt und es seiner eigenen Person möglich war, den anderen vor einem jener Häuser anzuklagen, die mit der Aufgabe betraut waren dem Volke Recht zu sprechen. Aber warum, verschwendete er seine Gedanken an einen weiteren verachtenswerten Menschen dieser Welt, von denen er sich abzugrenzen er sich doch geschworen hatte? Noch schlimmer, warum drangen wie von selbst sofort derartige, die oben erwähnten Dinge für seinen Geschmack zu detailliert darstellende Bilder in seinen bisher diesbezüglich so unbefleckten, schlichtweg desinteressierten Geist, der daraufhin unangenehm interessiert reagierte? Widerwillig schüttelte er den Kopf, vertrieb sie aus den Windungen seiner Gedanken und ignorierte das verräterische Summen in seinem Hinterkopf, das ihn drängte darauf aufmerksam zu werden, was nur flüchtige derartige Gedanken für körperliche Reaktionen heraufbeschworen hatten. Rasch wich das Handtuch frischen, rot-schwarz karierten Boxershorts, die tatsachlich das einzige Kleidungsstück darstellten, das bei ihm öfter einmal von dem kontinuierlichen, monotonen Schwarzton abwich, den er davon abgesehen zu Leibe trug. Ohne Frage, besaß er auch solchermaßen gefärbte, doch unter diese mischten sich hier und da schwarz-rot karierte, grün-schwarz karierte oder blau-schwarz karierte. Neben diesen Boxershorts, war er, abgesehen von dem kleinen, schwarzen Wildlederbeutel, der an seiner Schnur auf seine Brust herab hing und den er nur zum Duschen oder Schwimmen ablegte und mit Habichtsaugen hütete mit Nacktheit geschlagen. Nun doch mit relativer Müdigkeit geschlagen, hatte er diesen Abend zwar nicht wie fast alle seine Mitschüler mit einem berauschenden Ball ausklingen lassen, was allein seiner abgrundtiefen Abneigung gegenüber Menschen an sich und Menschenmassen im Besonderen zu verdanken war, allerdings diese Zeit auch nicht müßig verbracht, sondern mit allerlei diversen Tätigkeiten, darunter auch einigen Stunden des Lernens ausgefüllt, ließ er sich nun in das breite Bett sinken, das neben den anderen Möbelstücken des Raumes den üblichen, den Studenten zur Verfügung gestellten Standards entsprach, die er lediglich seinen Wünschen gemäß umgeordnet hatte. Der quadratische, mittelgroße Raum erschien auf den ersten Blick relativ nüchtern - wenn auch keineswegs ungemütlich - ganz so als ob der Bewohner es vermeiden wollte, seinen Charakter so ersichtlich nach außen zu tragen. Nur hier und da standen oder hingen einige persönliche Gegenstände, die zumeist ebenso schlicht, wie auch unauffällig waren und den wenigsten einen näheren Blick wert schienen, was nun ja auch durchaus Sinn und Zweck war. Zwar betrat sowieso niemand ohne ausdrückliche Erlaubnis und Begleitung seinerseits je seine vier Wände, da er diese verteidigte, wie der Löwe seine Höhle oder, ein ebenfalls zutreffender Vergleich, die Bärenmutter ihre Jungen. Er mochte es nicht, wenn irgendjemand in seinen privaten Dingen herumschnüffelte, ganz einfach auf der Tatsache begründet, dass er nicht wollte, dass jemand auch nur das geringste über seine Persönlichkeit wusste, das vermieden werden konnte. Er wollte Rauch sein, der ihren Finger entwischte, wenn sie danach trachteten ihn zu fassen. Niemand dieser verachtenswürdigen, in seinen Augen so widerlichen Kreaturen, die diese Erde verseuchten sollte sich in seiner Nähe aufhalten, niemand auch nur die kleinste Kleinigkeit über seine Persönlichkeit wissen, denn es verlieh ihm ein Gefühl des ausgeliefert seins, der Verletzbarkeit. Auf dem einfachen Nachtschränkchen neben seinem Bett, stand lediglich ein schwarzer, durchaus mit feinen, geschwungen Linien in einer schlichten Schönheit glänzender Bilderrahmen, hinter dessen gläserner, penibel staubfreier Scheibe ein Foto zur Schau gestellt wurde, das ein kleines, denselben hellen Braunton der Haut wie er aufweisendes Mädchen mit zu einem kurzen Pferdeschwanz gebundenen schwarzen Haaren und grüngrauen Augen zeigte, das fröhlich in die Kamera strahlte, hinter ihm das hellgrüne, bunt getupfte Wogen einer kleinen Waldlichtung. Kleine, kräftig rote Blümchen waren in das Gummi geklemmt worden, das seine Haare zwar im Nacken hielt, allerdings einige Strähnen nicht daran hindern konnte, das durchaus hübsche Gesicht zu umspielen, das dieselben, leicht auf die indianische Abstammung hindeutenden Züge wie das seine aufwies, lediglich ein wenig jugendlicher und auch weicher, fein geschwungener und nicht ganz so verschlossen. Während er die weiche Bettdecke über seinen bloßen Körper zog, fiel sein Blick auf das Bild und seine sonst so unlesbaren, desinteressierten Züge wurden für einen flüchtigen Moment von einer ungewohnten Weiche und fast schon Zärtlichkeit abgelöst. Sah man die mittlerweile Elfjährige so auf dem Bild, konnte ein unwissender, flüchtiger Betrachter nur ein fröhliches Mädchen sehen, das keine Sorgen und keinen Kummer der Welt kannte. Doch er, er sah die feinen Unterschiede, die kleinen Hinweise, die sich bereits jetzt unabänderlich in ihre Züge gegraben hatten und nie mehr schwinden würden. Er sah die beginnende Verschlossenheit in den grünen Augen, die bereits jetzt weniger nach außen hin auszusagen schienen, als es sein sollte. Sie wirkten wie Türen, die bereits im Begriff waren zuzufallen. Er bemerkte die unnatürliche Ernsthaftigkeit die hinter dem strahlenden Lächeln zu erahnen war, eine Ernsthaftigkeit, die sie noch nicht kennen sollte. Und es war auch nicht nur seiner Vorbildfunktion zuzuschreiben, dass die Farben der Kleidung des Mädchens nicht so leuchtend und bunt waren, wie sie sein sollten und sie stattdessen ein dunkelgraues T-shirt über einer langen Hose trug, obwohl das Wetter warm war. Trauer und Wut wallten in gleichem Maße in seinem Inneren auf. Keine Wut auf das Mädchen, sondern Wut auf denjenigen, der Schuld an all diesen feinen Veränderungen, Abweichungen war, die nicht zu einem Elfjährige Mädchen gehören sollten. Gleißend heiße Wut auf den eigenen Erzeuger, der in seinem trunkenen, geistig umnebelten Zustand nicht einmal bemerkte, wie er seine eigene Tochter bereits jetzt für alle Zeit ihres Lebens geprägt hatte. Und noch ein anderes Ziel fand dieser Zorn, dieser Hass in seinem Inneren. Ihn selbst, der er dieses Mädchen, das doch seinen Schutz brauchte, doch nur ihn auf dieser Welt hatte, alleine gelassen hatte um zu studieren. Es half nicht, dass er selbst wusste, dass er nur so ihnen beiden eine Zukunft schaffen konnte. Er hatte sie im Stich gelassen, den prügelnden Händen des Vaters schutzlos ausgeliefert und das würde er sich nie verzeihen. Ein Knirschen ertönte, als die oberen Zähne über die unteren schabten, während er den Kiefer fest aufeinander presste. Energisch zog er die Hand von dem Bilderrahmen zurück, drehte den Körper von dem Gegenstand ab, vor dem lediglich noch ein aufgeschlagenes Buch lag, auf die andere Seite. Diesseits auf dem Nachttisch stand ein anderer, in Einsamkeit prangender, Gegenstand, der nun seinerseits seinen Blick auf sich zog. Ein recheckiges Holzkästchen, auf Hochglanz poliert mit feinen, verzweigten Schnitzmustern verziert, die einer sehr begabten, sehr ruhigen Hand entspringen mussten. Lautlos schwang der Deckel hinauf, als er die Metalllasche hochklappte und gab den Blick auf den auf dunkelrotem Samt ruhenden Inhalt wieder. Eine selbst geschnitzte Flöte lag dort, nur wenige Löcher aufweisend, aus einem einzigen Stück Holz gefertigt und augenscheinlich der gleichen, begabten Hand entspringend. An einer dünnen, durch eine kleine Öse laufenden Schnur unterhalb des Mundstückes hingen zwei kleine Bussardfedern. Liebevoll strichen die überaus feinfühligen und für einen Jungen ungewöhnlich kleinen Hände des Neunzehnjährigen über das Musikinstrument, ehe der Deckel wieder zugeklappt wurde, er sich nunmehr endlich in die Mitte des Bettes legte und sich nach einigen ruhigen Atemzügen bereits in jenen traumlosen Zustand versetzt hatte, den er bei den Cree Indianern erlernt hatte. Es war ein Zustand der sich irgendwo zwischen Schlafen und Dösen befand, den andere vielleicht als eine Form der tiefen Meditation bezeichnet hätten. Er erlaubte seinem Körper zwar nicht das gleiche Maß an Erholung wie ein normaler Schlaf - was nach all den Nächten in denen er sich nur dies gestattet hatte Grund für die dunklen Ringe war, die oftmals unter seinen Augen lagen - aber er gestattete eine gewisse Bewusstheit über seinen Zustand und konnte bis zu einem gewissen Grade gesteuert, in jedem Falle aber beeinflusst werden. So konnte er sich jeglicher Form des Träumens fern halten, welche einen Störfaktor für den in gewisser Weise durchaus als kontrollsüchtig zu bezeichnenden Studenten darstellten, waren sie doch selten mit dem Verstand greifbar und führten sie dem Schlafenden auch oftmals unangenehm treffend jene Dinge vor Augen, die man in wachem Zustand zumeist in die hintersten, dunkelsten Tiefen des Bewusstseins drängte. Es schien ihm zumeist, als wäre der Schlaf der Schlüssel, der das so fest verschlossene Tor öffnete, hinter dem er derlei Dinge einzupferchen pflegte. Da ihm diese Kontrolle, die er benötigte sich in den meditativen Zustand zu versetzen allerdings nur gestattet war, wenn er vollkommen ruhig und geistig beherrscht war und ihm dies nicht möglich war, war er von Verwirrung, Ärger und einigen anderen, durch seinen lästigen Mitbewohner und seine eigenen Reaktionen auf diesen hervorgerufenen Gefühlen beherrscht, fiel er allerdings doch alsbald, gegen seinen Willen, in den richtigen, so gerne gemiedenen Schlaf. Unter einem lauten Knall schlug eine Tür zu, ließ den Dunkelhaarigen, zuvor so friedvoll auf einem abgewetzten Ledersessel Sitzenden tief in die Welt der schwarz gedruckten Buchstaben vor sich Versunkenen aus eben dieser auftauchen und den modrigen Verputz der Sozialwohnung von den Wänden rieseln. Ein leises, ängstliches Geräusch drang an die Ohren des inzwischen in ernster Aufmerksamkeit Aufblickenden, der auch sogleich die Augen von der Wohnzimmertür ab- und dem kleinen, vor ihm aufgetauchten, dünnen Mädchen zuwandte. „Shh, komm her Sarah, komm her.“ Murmelte er, während er immer wieder wachsam den Blick zur Tür hebend, die Schwester auf die Arme hob und aus dem Raum trug. Beruhigend strich der Ältere ihr über die Haare, ehe er sie in dem engen, gemeinsamen Zimmer unter dem Schreibtisch absetzte, das einzige halbwegs Sicherheit bietende Versteck, das dieser Raum bot. Zwei Betten beanspruchten den größten Teil des Zimmers, ließen in der Mitte nur noch einen sehr schmalen Gang frei. Der restliche Platz wurde vollkommen von dem kleinen Schreibtisch, dem noch schmaleren Schrank und dem einzige, wackeligen Stuhl eingenommen, sodass man kaum wagte zu atmen, aus Angst der Platz würde dafür nicht genügen. Während seine Schwester sich in die hinterste Ecke des Tisches kauerte, die aufgerissenen Augen hinter den Beinen des Stuhles hervorspähend, bezog er Stellung in der Mitte des Raumes, zwischen den zwei Betten eingekeilt, den Blick auf dem dunklen Holz der Tür festgenagelt, alle Muskeln zum Zerreißen angespannt, die Sinne zum höchsten Grade geschärft. Auf eine irreale Art und Weise, wie es nur im Träume möglich war und auch durchaus schon vorgekommen war, begann sich nun auf einmal sein Körper zu strecken, seine Wirbelsäule änderte ihre Form, seine Gelenke verschoben sich, Kleidung wich dichtem silbergrauem Fell, Nase und Mund wölbten sich zu einer Schnauze, die Zähne wurden lang, spitz und scharf und die Ohren wanderten den Kopf hinauf, stellten sich letztendlich auf. Bernsteinfarbene, schräg gestellte Augen blitzen in dem nunmehr einem Wolf angehörenden Gesicht, das Nackenfell des Tieres, das nun seine Verkörperung darstellte, sträubte sich, der Kopf war in lauernder, abwartender Haltung gesenkt, die Lefzen kaum merklich erhoben, einen Spalt der elfenbeinfarbenen Zahnreihe, die in dem mächtigen Kiefer prangte, entblößend und die Ohren zuckten, schienen jeden Moment bereit sich flach anzulegen. Sein ganzer Körper, glich einer bis zum Anschlag aufgezogener Feder, bereit im Bruchteil einer Sekunde hoch zu schnellen. Es war schon ab und an einmal vorgekommen, dass er in seiner Träume nicht im Körper eines Menschen weilte, sondern sich denjenigen seines Totems zu Eigen machte. Viel häufiger jedoch erschien ihm dieses im Träume, verkörperte Rat, Hilfe, aber auch Rätsel, die zu lösen ihm nicht immer gelangen. Seit jener Nacht der Mannesprüfung in dem ihm sein Totem offenbart worden war, war der Wolf sein ständiger Begleiter geworden, wie es der Ordnung entsprach. Wütende Schreie erklangen gedämpft und doch für die so überempfindlichen Ohren gut hörbar hinter der Tür. Dumpfe, hallende Klänge, als würden Fäuste auf einen metallenen Gegenstand eintrommeln, dann Stille. Alles umhüllende, bedrohliche Stille, vergleichbar dem tiefem Atemholen vor dem nahen Gewitter und von ebensolcher unabänderlicher Gewissheit, dass nichts das Kommende würde mehr aufhalten können. Dann Schritte. Leise, kaum hörbar. Untypisch für den verhassten Vater, aber er war seit jeher für seine Unberechenbarkeit bekannt und so schien es keinen weiteren Gedanken mehr wert zu sein. Und was folgen würde, das war allemal berechenbar. Der Wolf, der zugleich der Indianerstämmige war, kauerte sich auf den Boden, bereit, wartend, geistig in kühler Gelassenheit, konträr zu der angespannten Haltung des Körpers. Die Tür schwang auf, die Feder löste sich, der Wolf sprang, schnellte im Traume empor. Der Dunkelhaarige hingegen, der zuvor noch halbwegs friedlich in den Laken geruht hatte, schnellte seinerseits empor. Waren es im Traum die Tod bringenden Kiefer, die sich um den Hals des verhassten Erzeugers schlossen und die Knochen unter einem grässlichen Knacken zum Bersten brachten, waren es in Realität die blassen Hände des Neunzehnjährigen, die sich um den Hals des über ihn Gebeugten schlossen und mit aller, nicht unermesslichen Kraft, die ihnen zu eigen war, zudrückten. Gleich hingegen war in Traum wie in Realität das tiefe, bedrohliche Grollen, das aus der Kehle des noch im Halbschlaf Weilenden drang. Gleich war ebenfalls das gefährliche Feuer in den Tiefen der Augen, die sich nur in ihrer Farbe unterschieden. Ein Blinzeln, das lodernde Feuer flaute zu einem dennoch bedrohlichen Funkeln herab, als er vollständig erwachte. Die Hände zuckten wie verbrannt vom Hals des Japaners zurück, von dem sich nunmehr weiß die Abdrücke seiner Hände abzeichneten, als er diesen erkannte. Seine Mundwinkeln waren hinter den wild in sein Antlitz fallenden Haaren zu einem seltsamen Zähnefletschen verzogen, die Stimme von solch schneidender Kälte, dass es ein leichtes gewesen wäre mit ihr Wasser zu gefrieren, als er langsam, deutlich, jedes Wort betonend sprach: „Ich frage dich nur einmal Yun und rate dir, dir deine Antwort genau zu überlegen. Was – machst – du – hier?“ Der Blick der obsidianfarbenen Augen, deren Iris sich in ihrer Farbe so wenig von den Pupillen unterschieden, dass man es kaum wahrnehmen konnte, heftete Antwort fordernd auf den Augen seines Gegenübers, schweiften kein einziges Mal von ihnen ab, den nackten, durchaus ansehnlichen Körper hinab. Vielleicht, nein, sicher sogar, hätten sie das, wäre die Situation eine andere, hätte der andere ihn nicht aus jenem Traum aufgeschreckt, wäre die Wut des ansonsten so kühlen, verschlossenen Jungen in diesem Moment nicht so klar und deutlich umrissen, wie ein knapp unter der Eisfläche eines Sees eingefrorener Fisch. Ein kleiner Stein genügte und das Eis sprang auf, der Fisch wurde aus seiner Starre gerissen. Sie war spürbar, wie der kommende Schnee an einem klaren Wintermorgen, spürbar wie die Tatsache, dass es so gut wie keine mögliche Ausrede gab, die das Verhalten des Mitbewohners in irgendeiner Weise rechtfertigen konnte und ihn somit vor einem mehr als grausamen Ende zu bewahren vermochte. Yun wiederstand mit einiger Kraftanstrengung dem Reflex seiner Kiefer, beziehungsweise um es genauer ins Auge zu fassen - der Zähne - sich in einer Art Biss um die Ohren des Indianers zu legen und ihn somit gewaltsam aus dem Land der Träume in seine Arme zu zwingen. Eigentlich wäre es für Nathaniel zwar nur ein kleiner Austausch von Traumwelten gewesen, aber das konnte sein Mitbewohner nicht ahnen. Denn schließlich war er keine Esper, oder doch? Schuldbewusst schüttelte der schwarzhaarige Japaner seinen struppigen Schopf und schob überlegend die Unterlippe vor. Hätte man ihn nicht genau gekannt, wäre ihm an jener Stelle eine Naivität unterstellt worden, die einfach nicht zu ihm gehörte und wegen solcher Aktionen war er schon oft unterschätzt worden. Jedenfalls solange, bis es zu den Bettgeschichten kam und da lag Yun immer oben. Es gab keine einzige Sachen als oben liegen. Schließlich war er nicht so ein dämlicher kleiner Uke, der jeden Wunsch von den vollen Lippen seines Meisters las. So etwas konnte und wollte er nicht werden. Apropos Lippen. Die von dem Indianer waren mehr als gut und bei der Vorstellung sie mit den Seinigen kurzweilig zu berühren stellten sich seine Nackenhaare so stark auf, das man seine Reaktion unweigerlich als Gänsehaut betiteln konnte und er lügte sich nicht so weit an, das er bestritten hätte, das betreffende Person ihn nicht unglaublich anmachte. Aber genau wie gestern schob er seine eigenen Bedürfnisse schmerzlich zurück und wollte sich eigentlich für die gefallenen Worte vom Vortag ein wenig entschuldigen, obwohl es offiziell nichts wirkliches gab. Gut, wenn er ehrlich war, wollte er einfach nur in der Nähe seines Mitbewohners sein und dessen gleichmässige Atmung genießen, die besagte, das er keine harschen Bemerkungen einheimsen musste, dafür dass er hier saß und sich um einen Schlafenden bemühte. Wäre da nicht dieser starke Trieb irgendwo tief in seinem Körper verankert gewesen, hätte er es sich nicht nehmen lassen, ewig auf eine Reaktion des Mitbewohners zu warten, die viel schneller kam und in einer ganz anderen Form als er es erwartet hatte. Kurz bevor er dem naturellen Drang seiner Beißerchen dann doch nachgegeben hätte, legte sich diese kräftige Hand um seinen Hals und drückte zu. Unverständnis flackerte in seinen dunklen Augen auf und er fixierte erst scharf, dann immer verschwommener die Konturen seines neu geborenen Feindes, der es wie aus dem Nichts auf ihn abgesehen zu haben schien. Seine Atmung wurde unangenehm flach und dünne Schweißperlen traten auf die Haut seiner immer blasser werdenden Stirn. Ein gurgelnder Laut kam versuchsweise aus seiner Kerle - deren Laut wohl eigentlich ein 'Nathaniel' darstellen sollte, aber nur ein 'Nthr' herausbrachte. Es war sein eigener Instinkt, in dem sich seine Fingernägel ausstreckten und mit ganzer Kraft in das Handgelenk des Angreifers schlugen. Okay, aus der Sicht eines Drittens wäre es eine sehr mädchenhafte Art gewesen sich zu verteidigen, aber Yun war viel zu panisch, als dass er sich damit länger beschäftigen konnte. Er wollte nicht sterben. Er wollte auf garkeinen Fall sterben. Irgendwie verlangsamte sich die Zeit um ihn herum und kam ihm wie eine feste graue Masse vor. Was war gleich grau? Ach, genau. Das Kaugummi. Das Kaugummi, was er gestern eine Stunde zu lang aus Langeweile gekaut hatte und dann unter eine der vielen Bänke im Studienraum während der Vorlesung geklebt hatte. Er erinnerte sich ebenfalls daran, dass einer der Dozenten ihn dabei erwischt hatte und ihn gleichsam erst einmal das Schulhaus zu säubern hieß und er wiederwillig dieser Aufforderung gefolgt war und halb schmollend vor sich hindämmerte, während laute Musik seine normalen Gehirnfunktionen weghämmerte. Eigentlich kam dieses Gefühl dem, was er jetzt empfand, sehr nah. Er fühlte sich ebenfalls sehr lasch, müde, unnatürlich kraftlos und schwach. Er hasste es schwach zu sein und seine Fingerspitzen bohrten sich weiter in das weiße Fleisch vor ihnen. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Überhaupt nicht vorgestellt. Hatte er sich eigentlich genauer damit befasst? Nein, nicht wirklich. Wieso hatte er nicht alles genau abgewogen? Unbewusst stellte der halbe Japaner eine Liste jener Dinge auf, die er unbedingt vor seinem Tod hätte machen wollen. An erster Stelle war der Jumpingsprung, an zweiter Stelle das Eis essen im Winter innerhalb einer katholischen Kirche und irgendwo auf der verdrängten dritten Position der Sex mit dem Indianer. Es hätte eine Ehre für Nathaniel sein können, dass er so weit oben auf der Wunschliste von Yun stand, aber mit jener Sekunde, wo er weiter dessen Hals traktierte erstarb dessen Wunsch nach ihm immer mehr, bis er am Ende ganz verpuffte. Gott, wie er den Schwarzhaarigen in dieser Sekunde hasste und ihm alles Schlimme dieser Welt an den Hals wünschte. Oder eher - an seine Hände. Er wollte ihn kratzen, beißen... schlagen... einfach fertig machen. Das unangenehme schwarze Flackern in seinen Augenwinkeln sorgte dafür, dass er sich bewusst wurde, dass er es bald nicht mehr schaffen würde sich für diesen Angriff zu wehren. Aber in jener Sekunde wo der - in seinen Augen als Mörder abgestempelte einen recht unnormalen Laut zwischen seinen Lippen hervorstieß war das Märtyrium augenblicklich zu Ende und er taumelte, mit dem Bewusstsein kämpfend, einige Meter zurück, bis er ausglitt und nach hinten auf seinen Hintern fiel. Ein Schmerzensausruf entkam seiner geschundenen Kehle und er schützte sein Gesicht mit den beiden flachen Händen, von deren Nägeln bei seiner Befreiungsaktion drauf gegangen waren und die er jetzt nicht mehr zu erretten vermochte. Er nahm die eisgekühlte Aura seines Mitbewohners nicht wahr. Sie interessierte ihn nicht im Geringsten. Er hatte so etwas nicht erwartet und der Hass wollte einfach nicht verschwinden. Was fiel diesem kleinen dämlichen Bastard eigentlich ein?! Der Blick, den er jetzt in Richtung seines momentanen Zimmergenossens warf sprach Bände. Hass. Angst. Eine Spur von verwischtem Verlangen und eine ziemlich große Dosis von Unverständnis. Oder gar - Gekränktheit? War der Halbjapaner etwa darüber wie ein kleines Mädchen eingeschnappt, das er so eben von seinem gewünschten Date angegriffen worden war? Wenn man dem auf dem Grund ging, war die Antwort einfach - Ja, er war sehr gekränkt. Er hatte es einfach nicht erwartet. Er war es nicht gewöhnt und er war unglaublich sauer. Die Stimme die nun Nathaniel antwortete war wegen dem Angriff einige Oktaven höher als sonst. "Frühstück - du blöder Penner!" Ungeachtet der Tatsache, das es sich grade um einen geschundenen und unbekleideten Yun handelte, der in diesem Tonfall mit ihm sprach, konnte man es wirklich als eine unterschwellige Drohung verstehen, dieses Murren was tief unten hinter jedem Wort nachvibrierte. Er wollte keine Erklärung. Eigentlich gab es nichts, womit der Schwarzhaarige ihn momentan beruhigen konnte und ein Husten kam zwischen seinen eigenen Lippen hervor, als er versuchte tiefer einzuatmen. Das Husten wollte so lange nicht enden, bis es mitleidvoll fast zu einem Erbrechen gekommen wäre, aber es war kein Grund für ihn jetzt den Rückzug zu machen. Er war zu müde sich zu bewegen. Er wollte sich nicht bewegen. Eigentlich wollte er garnichts mehr. Vor allem aber keine gemeinsamen Stunden mit seinem Gegenüber mehr. Dem Husten folgte ein Schniefen. Ein Schniefen was sich verdächtig nach einem kraftvoll unterdrückten Heulanfall anhörte und er wischte sich mit der Handfläche über Augen und Gesicht. Ehe er in tieferen Regionen verweilte und mit seinen, nun sehr kalten Fingerspitzen über die Hautstellen fuhr, die sich nicht ganz von der Behandlung erholt zu haben schienen und eine unangenehme Färbung angenommen hatten. Das wirst du mir büßen. Er hatte keine Lust den Gedanken laut auszusprechen, oder eher, er hatte Angst vor einem erneuten Anfall solch unkontrollierter Gewalt, deren Ziel sein eigener Leib war. Klasse. Jetzt muss ich wie ne dumme Tucke mir Halstücher und so nen Scheiß um meinen Hals machen, sonst halten die Leute mich für so nen Psycho, der versucht hat sich zu erhängen. Wunderbar. Hat mir grade noch gefallen. Klasse. Drei Monate oder mehr keinen Sex mehr. Das wirst du mir büßen. Mit einem Mal war die Vorstellung des sich in Schmerzen windenden Mitbewohners immer willkommener in der grafischen Datei seines Gehirns und er beschwörte mehrere Vorstellungen auf einmal. Nur dies hielt ihn davon ab, sich selbst einmal auf den Raben zu stürzen und unkontrolliert auf dessen starres Gesicht zu schlagen. Erschießen. Erschlagen. Vergewaltigen. Töten. In Stücke hacken. Auspeitschen. Schlagen. Die Herrlichkeit brachte seine Atmung in ruhigere Gefilde und es war für ihn ein leichtes alle möglichen Stellen von ehemaligen Hardcorepornos in sich abzurufen. Vergewaltigungsfantasien... SM... Nein, das alles war nicht schlimm genug. Es wäre vorzüglicher, wenn Nathaniel als ein Opfer von Hannibal Lecter endete, oder auf dem Operationstisch irgendeiner durchgeknallten Kuh, die grade für ihre Versuche keine Tiere mehr hatte. Sühne. Sühne für mich. Blödes Arsch. Ich hasse dich. Büße für mich. Sühne. Verdammt. Unbewusst sich vor Augen geführt, wie sehr er an seinem eigenen Aussehen hang, warf ihn nicht in eine tiefe anhaltende Depression, sondern gab ihm die Kraft sich dem Feind entgegenzustellen und wenn erfordert ihn so weit herunter zu putzen, dass dieser nicht einmal am Ende wusste wo oben und unten war. Bestimmt nicht. Er würde nicht zählen können, nicht mal mehr Sprechen, wenn er ihm gleich von Anfang an die Zunge rausschnitt. Aber er brauchte diese gepeinigten Schreie doch, um sich zu beruhigen. Also verwarf er die Sache mit der raschen Zungenop schnell wieder und eigentlich bestanden seine Gedanken aus einem nicht endenden Zirkel von Bestrafungen für Leute, die es auf ihn abgesehen hatte und deren Reflexe besser waren als die seinigen. Normalerweise, gewiss, wäre der andere noch gelyncht und bestialisch gefoltert worden, ehe sein Hintern sich noch auf so unelegante, augenscheinlich sehr schmerzvolle Art und Weise auf dem Boden des Halbindianers abgesetzt hätte. Doch die Wut des Dunkelhaarigen, ausgelöst durch den Alptraum und leicht durch die noch benebelten, verwirrten Sinne geströmt, die sonst so sehr unter seiner geistigen Kontrolle standen, war bereits am Abflauen. Er kehrte in die Realität zurück. Der Traum war, nach der anfänglichen Wut nicht spurlos an ihm vorüber gezogen. Sein nackter Oberkörper, entblößt von der längst beim Aufrichten hinab geglittenen Decke glänzte von einer Spur mittlerweile kalten Schweißes. Er zitterte leicht, seine Schultern waren kaum merklich herabgesunken und er starrte auf den Japaner hinab, der dort, den Kopf in den Händen vergraben saß, wie ein, nebenbei nacktes, Häufchen Elend. Die ohnehin blasse Haut des zierlichen Zimmergenossen trat am Hals weiß hervor, begann aber bereits sich in anderen Tönen zu färben. Zwei seiner sonst so perfekt manikürten Fingernägel waren abgebrochen, das lange, schwarze Haar hing wirr in das von so vielen Gefühlen gezeichnete Gesicht. Er wirkte reichlich lädiert und keineswegs mehr so strotzend vor Selbstbewusstsein, wie sonst. Mitleid schwappte, entgegen der sonstigen, normalen Verachtung in dem Indianer auf. Mitleid und Scham, Reue. Gewiss, es war in einem Zustand des Erwachens, noch halb in der Traumwelt und im Bewusstsein, dass es der verhasste, trunksüchtige Vater wäre geschehen. Dennoch, es hätte ihm nicht passieren dürfen. Er hätte dem anderen, so sehr er ihn sonst auch nicht leiden konnte niemals wehgetan, wäre er sich dessen bewusst gewesen und er hätte es auch jetzt nicht dürfen. Er sprang auf, schwankend, noch immer zittrig, selbst verwirrt und irgendwie nicht ganz in seiner sonstigen, kontrollierten Form. Wankte die paar Schritte zu dem anderen hinüber und kniete sich vor ihn, im Bewusstsein dessen, dass er sich gut und gerne einen kräftigen Faustschlag oder auch andere derartige Gewalttaten, gewiss aber böse Worte einfangen würde. Vor dem Japaner auf dem Boden kauernd, dieser nackt, er selbst nur in Boxershorts, beide irgendwie angeschlagen, der eine mehr psychisch, der andere, hoffentlich, mehr physisch, kam er sich mit einem mal reichlich seltsam vor. Auch wusste er nicht, was er tun konnte. Sein Blick fiel kurz auf das Frühstück. Er zog eine Augenbraue hinauf. Natürlich, normal hätte ihn das auch nicht sanfter gestimmt, vor allem, wenn man die reichlich seltsame Zusammenstellung des Essmaterials auf dem Tablett näherer Betrachtung unterzog, aber jetzt, jetzt ließ es sich ihn nur noch ein wenig schlechter fühlen. „Ich, hm…ich schätze ein "es tut mir Leid" reicht nicht ganz, hm?“ versuchte er es mit einem jämmerlichen Abklatsch seiner sonstigen Redegewandtheit und nur einer winzigen Spur von Trockenheit. Er überlegte kurz, den Blick dabei eher unbewusst auf das Bild seiner Schwester gerichtet. Der Dunkelhaarige befand sich in einer reichlich unschönen Zwickmühle. Einerseits wollte er den anderen tatsächlich dafür entschädigen, was er ihm unabsichtlich angetan hatte, andererseits war ein solches Angebot selbst bei einem angeschlagen Yun mehr als nur verfänglich und würde gar in Torheit ausarten. Das geistige Bild einer Maus, die sich selbst in eine Mausefalle manövrierte, bot sich ihm. Er wusste, er sollte den andern nun eigentlich mit einem harschen „Zieh dir was an oder, nein am besten und raus hier.“ vertreiben und das ganze vergessen, allerdings war er für dessen Verfassung verantwortlich und, auch wenn man dies vielleicht so manchmal ob seiner üblichen Worte und Umgangsformen denken sollte, war er doch kein Unmensch. Im Gegenteil. Es war eine geheime Tatsache, dass er eigentlich ein recht sanfter, liebevoller Mensch war – zumindest unter der abweisenden Schicht aus Kälte und Sarkasmus, die er zur Schau trug. Gewiss war der einzige Mensch, der diese ungebrochene Sanftheit bisher miterleibt hatte, seine Schwester, um die er sich normaler Weise rührend kümmerte und sorgte, aber diese tief unter der Oberfläche verankerten Eigenschaften ließen ihn doch nicht kaltherzig und gefühllos sein. Grund genug also, warum der andere noch immer in seinem Raum verweilte und er sich sogar bereits entschuldigt hatte, wenn das auch eine reichlich mickrigen Entschädigung war. Er würde sich noch umschweifender Entschuldigen, weniger um sein eigens Selbstwertgefühl wieder aus dem Tal der Selbstverachtung, Schuldgefühle und Vorwürfe zu ziehen, an dessen steinigem Grund er gerade ohne Taschenlampe auf Erkundungstour zu gehen schien, sondern vielmehr um die so misslich scheinende Lage des, wohl zudem äußerst verstimmten Mitbewohners zu verbessern, an der er schließlich Schuld trug. Arsch. Krepiere. Stirb. Sühne. Erstech ihn doch jemand. Gnyah. Krepiere. Der Halbjapaner fixierte den Anderen weiterhin voller Verdruss. Mit großer Gekränktheit und einer sauertröpfischen Miene. In solchen Fällen war er eine geborene Zicke. Es gab nichts, was ihn dann noch gütig stimmen konnte. Gut, fast nichts. Solche Leute hatten verschissen. Bis sie ihn nie wieder sahen, dann gab er sich irgendwann damit ab, seine Feindschaft ruhen zu lassen. Aber wehe der Kontakt flammte noch einmal auf. Er strich liebevoll und andächtig über seinen Hals, der jetzt rötlich wurde und nicht mehr blass war. Wo hab ich ein Halstuch? War die erste Frage, die sich in seinem Kopf nach der langen Zeit wirklich dominierend breit machte. Er konnte sie nicht lösen, egal wie sehr er auch seinen heimatlichen Kleidungsschrank durchforstete. Solche Trends waren nicht seine. Er liebte es zwar auffällig, aber dabei elegant. Nun gut, ein kleiner Wechsel sollte nicht schaden. Das würde schon keinem auffallen. Aber davor musste er Nathaniel ordentlich auf den Kicker nehmen, bis dieser es bereute, ihn jemals kennen gelernt zu haben. Er hob schmollend die Unterlippe hervor und wurde sich endlich bewusst, das er hier entspannt saß, in dem wie Gott ihn schuf und sonst nichts. Gar nichts. Kein einziger Fetzen Kleidung hang an seinem Leib und in solchen Momenten hatte er heißen geilen Sex und nicht gerade die prüdeste Behandlung seines Lebens hinter sich. Es gab so etwas wie Scham in seinem Bewusstsein nicht, aber das, was er jetzt empfand, kam dem am Nächsten und hieß ihn dazu, die Beine ein wenig anzuwinkeln und somit den eher deutlichsten Teil seiner Existenz zu verbergen und auch den flachen Bauch, auf dessen angedeutete Bauchmuskeln er so unglaublich stolz war. Das verdeckte zwar nicht viel, präsentierte ihn aber nicht mehr auf dem Servierteller und schützte ihn vor Blicken, die nicht kommen würden, weil derjenige, von dem sie alleinig hätten kommen können, anscheinend grade seine Intelligenz wiedererlangt hatte und erstarrt war. „Ich, hm…ich schätze ein "es tut mir Leid" reicht nicht ganz, hm?“ Hatte er das grade wirklich gehört? War das wirklich die richtige Aussage von Nathaniel gewesen, oder besaß er neuerdings ein Problem mit seinen Ohren? So weit er sich erinnen konnte. Nein, er hatte keines. Aber was nicht war, konnte werden. Aber der abwartende, teilweise sehr beängstigende Ausdruck in dem Gesicht seiner angedeuteten Rothaut verschwand nicht und er wusste, dass er das Richtige aus dessen Mund vernommen hatte. Er war kurz davor zu schreien. Sich die abstehenden schwarzen Haare raufen und Kreischen wie ein durchgeknalltes Mädchen, was gerade seinen größten Schwarm getroffen hatte. Die Antwort lag ihm auf der Zunge. Er war kurz davor sie in dieses Gesicht zu schleudern. Nur wenige Millimeter fehlten zwischen ihm, seinem Ausspruch und Nathaniels seelischer Bestrafung. Nein du dummer Arsch. Natürlich reicht das nicht. Fick dich. Bis ihn irgendetwas davon abhielt. Es war nicht seine Art Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen. Aber sein Gegenüber wirkte wirklich verzweifelt. Vielleicht... Yun fing an unbewusst Ursachen für das Verhalten seines erhofften Bettgespielen zu finden. Eventuell war er missbraucht worden. Als kleiner Junge. Von seinem Vater. Immer und immer wieder. Das würde seine eigenen Chancen aber mit einem einzigen Mal für Null und nichtig erklären. Denn Männer mit einem solchen Trauma, ließen keine anderen an ihren Hintern. Das war eine Devise. Such dir niemals jemanden aus, der ein starkes Trauma mit solchen Dingen verbindet. Das gibt nur Unglück. Oder er hatte einfach geträumt und bei Yuns Anblick an einen nackten Irren gedacht, der ihn hatte vergewaltigen wollen. Er wusste nicht, wie weit er von der Wirklichkeit entfernt war, aber Spekulationen waren unglaublich gut um sein fließendes Blut zu beruhigen. Er wurde ruhiger. Mit jedem Atemzug kehrte die Ruhe ein wenig mehr in seine Person zurück und um sie mehr zu unterstützen griff er an einen Fleck an seinem Oberschenkel. An jene Stelle, wo normalerweise die giftstarken Nikotinmonster auf ihn warteten. Aber da war nichts, stellte er zu seiner Enttäuschung fest. Nur Leere und nackte Haut. Nackte Haut, die seine eigene war und auf der sich langsam eine Gänsehaut zu bilden schien. Was sollte er dagegen machen? Nunja, half nur eines. Er legte die blanke Handfläche ganz an seinen Oberschenkel und rieb ein wenig an ihm hoch und runter... Sich nicht bewusst, wie das eigentlich auf andere Vertreter seines Geschlechtes wirken musste. Er wollte nur das unangenehme Gefühl aus den Knochen vertreiben. Achja, die Antwort. Er war nicht allein. Man erwartete etwas von ihm. Er hob leicht sein Gesicht, sah Nathaniel trotzig wie ein Kleinkind an und das erwartete Donnerwetter scheiterte. "Nein. Wahrscheinlich nicht..." Er ließ den Satz einfach in der Leere des Raumes ausklingen und atmete erneut entspannt ein. Es konnte nicht mehr schlimmer kommen als jetzt. Er war Nathaniel zu nahe und wenn dieser ihn jetzt irgendwie von seinem Hass abbringen konnte, würde etwas sehr sichtbares und sehr unangenehmes mit verschiedenen Stellen seines Körpers passieren und es schien ihm peinlich und angebracht. Gott bewahre uns davor. Nicht jetzt. Er hatte grade so viel gerettet. Er? Nein, sein Mitbewohner hatte grade viel gerettet und irgendwie schien dieser die Atmosphäre entspannen wollen. Sie hatten das erste tiefsinnige Gespräch seit Monaten, in denen keine versteckten Feindseligkeiten lagen. Er konnte mit dieser Konversation nicht verlieren. Er konnte von seinem Standpunkt aus eigentlich nur dazu gewinnen. Wieso also sich nicht darauf einlassen und den Anderen die Führung überlassen? Sollte der sich etwas einfallen lassen, wie er ihn gnädig stimmen konnte. Okay. Sie saßen sich hier auf dem Fußboden seines Zimmers gegenüber, der eine gänzlich unbekleidet, in der vollen Pracht, in der ihn Gott auf die Welt gesetzt hatte und den anderen trennten auch lediglich Boxershorts vor diesem Urteil. Der Hals des Japaners begann sich rötlich zu verfärben und in den schwarzen Augen des Indianerstämmigen glänzte zum ersten Mal, seit ihn die meisten kannten, Mitleid und Scham. Bizarrer konnte es wohl kaum noch werden. Ja, natürlich war ihm bewusst, dass er eigentlich etwas sagen sollte. Nicht, wie er es stattdessen tat, einfach anfangen am Bund seiner Boxershorts rumzuspielen, nur um etwas zu tun zu haben. Aber hey, er war keiner dieser Fernsehentertainer, die es fertig brachten an die 200 Wörter pro Minute zu sprechen. In 99 von 100 möglichen Fällen, war das, was seinen Mund verließ in beißenden Sarkasmus gepackt und Entschuldigungen waren eine derartige Rarität, dass man sie allgemein als unmöglich betrachtete. Nun, eine Erklärung der Ereignisse wäre dem Mitbewohner vielleicht ebenfalls Recht gewesen, aber, wenn es etwas gab, dass noch seltener aus dem Munde des Neunzehnjährigen zu vernehmen war, als Entschuldigungen, dann waren es Dinge, die etwas über seine Wenigkeit preisgaben. Und das hätte eine Erklärung der Sachlage zwangsläufig mehr als ausschweifend getan. Ergo – er gab sich trotz vehementer Gewissensbisse weiterhin dem Schweigen – und dem Bund seiner Boxershorts – hin. Eine Bewegung aus dem Augenwinkel veranlasste ihn dann allerdings doch zum misstrauischen Aufblicken. Eine Augenbraue zuckte in panisch-skeptischer Geschwindigkeit in seinem Gesicht hinauf. Was um alles in der Welt…? Der Tätowierte begann doch tatsächlich mit seiner Hand über eine Stelle seines Körpers zu reiben, die sich allen Anscheins nach, sehr nahe an einer sehr kritischen Körperzone befand. „Ich wäre dir verbunden, wenn du solche Aktivitäten nicht in meinem Zimmer veranstalten würdest Yun, ich steh' nicht so auf Flecken auf meinem Boden.“ Der trockene Satz war eher leise gesprochen, er war sich nicht einmal sicher ob der andere ihn wahrgenommen hatte. Zum einen war es die Panik, die ihn so leise sprechen ließ, zum anderen war er sich noch immer unsicher, wie weit er nach vorangegangenem „Missgeschick“ mit Worten gehen sollte. Nicht, dass er vorhatte diesen selbstgefälligen Trottel in Zukunft mit Samthandschuhen anzufassen. Genau genommen wollte er ihn gar nicht anfassen. Außerdem schien er dazu ja auch gar nicht nötig, der andere war ja augenscheinlich nur bereit diesen Job selbst zu übernehmen. Aber er wollte um des Gottes, an den er nicht glaubte, Willen nicht dabei zusehen! Er runzelte ganz leicht hinter dem Vorhang schwarzen Haares die Stirn und erhob sich. Dass der andere noch nicht in hohem Bogen aus seinem Zimmer geflogen war lag einzig und alleine an der Tatsache, dass er entgegen der weit verbreiteten Meinung doch so etwas wie ein Herz hinter der Schale kalten Sarkasmus und fast arroganter Distanz zu jeglicher Form menschlichen Lebens verbarg. Allerdings bedeutete das nicht, dass er nicht weiterhin für jedes zweibeinige Individuum der Rasse Homo Sapiens Sapiens empfand - vor allem nicht für solche die den natürlichen Trieben, in seinen vier Wänden nachgingen. Es war schon eine so tief verankerte Art der Weltanschauung, dass sie schon fast als Instinkt durchzugehen drohte. Und gerade diese seine ureigene Art machte es ihm gänzlich unmöglich ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit einem nackten, auf seinem Fußboden sitzenden Mann zu führen. Irgendetwas an dieser Tatsache blockierte seine Gehirngänge. Seltsam? Wohl eher nicht. Zudem war es ihm ja bereits beinahe unmöglich ein vernünftiges Gespräch mit einem bekleideten Menschen zu führen, ging er doch zumeist einfach von der Tatsache aus, dass alle ihn umgebenden Menschen schlichtweg verachtungswürdig und beschränkt waren. Nun, wer mochte es ihm verübeln? Der Großteil unter ihnen war es ja tatsächlich. Also, da er ja, so gerne er es vielleicht tun würde, den anderen unter diesen Umständen kaum aus seinen vier Wänden vertreiben konnte, musste er ihn wohl für den Augenblick erdulden. Noch immer rieb der andere mit stoisch gleichem Rhythmus über die blasse Haut seines Oberschenkels. Der Schwarzhaarige war ihm nahe genug, die feinen Härchen zu sehen, die sich dort aufgestellt hatten, nahe genug den leichten Atem zu hören und die Würgemale, die sich unter der Haut seines Halses abzuzeichnen begannen. Nahe genug das leichte Anheben der muskulösen Bauchdecke zu bemerken, wenn er einatmete und das daraufhin folgende Absenken. Ebenfalls nahe genug mit seiner bloßen Haut das leichte Ausstrahlen der fremden Körperwärme wahrnehmen zu können. Kurz gesagt, ZU nahe. Unangenehm nahe, wenn man zudem bedachte, dass sie beide kaum angekleidet waren. Das hier war nicht gut. Gar nicht gut. Fast schon fluchtartig, erhob er sich, die gleitende Geschmeidigkeit seiner Schritte wurde von der etwas zu offensichtlichen Geschwindigkeit etwas herabgemildert, als er sich zu einem kleinen Schränkchen hinüber begab, aus dessen Schublade er anschließend eine schwarze Boxershorts zog und dem Japaner kommentarlos zuwarf. Er war nun mal kein Freund der großen Worte und, wenn es nicht gerade um ein sarkastisches Wortgefecht sondergleichen ging, wie sie es sich sonst zu liefern pflegten, eher schweigsam. Er hatte es nicht mit Gesellschaft. Vor allem nicht hier. In seinem Zimmer. In seinem privaten Reich. Der Neunzehnjährige lehnte sich an den Schrank, verschränkte die Arme vor der nackten Brust, auf der lediglich der schwarze Wildlederbeutel hing und blickte zu seinem Mitbewohner. Noch immer hatte er sich jeglicher Antwort entbehrt, fiel ihm doch schlichtweg keine ein. Vor allem nicht, weil er nicht wusste, wie die Laune des anderen einzuschätzen war, wie er zu reagieren hatte. Er wartete darauf, dass der andere etwas sagte, etwas tat. Dass er sich entschuldigt hatte und ihn in seinem Zimmer duldete, war seiner Meinung nach Zeichen genug. Ebenso die Tatsache, dass er noch kaum etwas vernichtendes hatte verlauten lassen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn der Andere einfach mit der blanken Faust auf ihn losgegangen wäre, je länger er darüber nachsinnierte, was er eigentlich gerade machte. Am Anfang war für ihn die spontane Aktion ganz klar gewesen, ein Reingehen, ein Flachlegen und wieder Rausgehen, aber irgendwie stellte sich Nathaniel um einiges tiefsinniger und interessanter vor als er ihn bis jetzt empfunden hatte. Wie sollte er mit einem Gegenüber umgehen, der ihn sowohl mit seinen Zungenfertigkeiten manchmal überrannte - oh Verdammt - dieses eine unüberlegte Wort ließ ihn schon wieder an angenehmere Dinge denken, als auf dem Teppich zu sitzen und um das aufstauende Blut von seiner Körpermitte abzulenken biss er geräuschvoll die Zähne aufeinander. Sollte die Rothaut sich nun auch über ihn lustig machen und sonst was für Fantasien entwickeln, was interessierte ihn das? Schließlich hatte der Andere ihn gerade beinahe zu Tode gequält, ihn erwürgen und erniedrigen wollen und das alles nur weil er unbekleidet war? Gegenseitige Akzeptanz hatte ihn aber dazu gebracht sich zu beruhigen und er wollte diesen Zustand um nichts auf der Welt wieder ändern, denn er hatte ihn schon seit vielen Tagen nicht mehr empfunden und war sich vollends bewusst, dass er ihn auch nicht mehr so schnell erreichen würde. Diese gegenseitige Verletzlichkeit, Yun in seiner Körperlichen und Nathaniel mit seiner bloßen seelischen hatten ihn dazu verleitet Milde walten zu lassen mit seiner Wut und am Ende war sie - ohne dass er viel dafür machen musste - einfach abgeflaut. Nun sehnte er sich nur danach das Gespräch in Ruhe mit dem Anderen zu suchen und eventuell - so nargte ein Stück Neugier an ihm - den Grund für die wilde Attacke zu erfahren, aber er war nicht so dumm, gleich darauf einzugehen, denn solche Dinge musste man vorsichtig und mit viel Einfühlvermögen aus einem herausziehen und wenn er jetzt offensiv sich danach erkundigte, würde der Verschluss des Anderen und die Zerstörung der einigermaßen entspannten Atmosphäre die Folge sein, aber der Japaner war Zicke genug, um das alles nicht ohne Strafe auf sich sitzen zu lassen, die Frage war nur, wie er den Anderen am Besten in die Defensive treiben konnte und diesen noch einmal spüren lassen konnte, dass er eindeutig im Unrecht gewesen war mit seiner Attacke. Es war wie verhext, denn weder Kopf noch Körper wollten ihm so schnell eine Lösung für seine Tatkräftigkeit servieren und er nargte deprimiert auf seiner Unterlippe. Auf eben jener Unterlippe, wo er gerade noch so schmerzvoll stark seine Zähen versenkt hatte, aber solche Kleinigkeiten verdrängte er schneller als alle seine Gegenüber zusammen. Schmerzempfindlichkeit war nicht seine Sache, es war nur eine Ablenkung gegenüber von Dingen, die man im Moment nicht wollte, oder nicht zeigen konnte. Genauso wie diese leichte Erregung von seinem besten Stück wenn er den Blick der dunklen Augen über jeden einzelnen Zentimeter seines Gegenüber's Körper's gleiten ließ und es irgendwie genoss, trotz aller Nähe am Ende nichts tun zu können und irgendwie hilflos war. Er nahm Nathaniel nun jetzt nicht mehr als alleiniges Objekt der Begierde, er nahm ihn als Herausforderung und als solche musste er auch bereit sein umzudenken und sich in ein Paar neuen Gewässern des Jagens zu bewegen. Würde sein Kopf nicht so eindeutig überfordert sein und die Zigarette zwischen seinen Fingern fehlen. Dieser wundervolle graue Rauch, der seinem Mund nicht entwich und den er auch nicht inhalieren konnte. Gott, was litt er gerade unter Entzug und an allem war wieder dieser halbe Indianer schuld, oder was auch immer dieser auch darstellen sollte. Seine Hand ließ nun von der Stelle seines Körpers ab, als er irritiert die Worte des Anderen vernahm und sie ein paar Sekunden später auch richtig deuten konnte. Wieso war der Gegenüber so hohl und dachte von ihm, er würde solche dummen Dinge tun? Es würde ihm am Ende nichts bringen. Selbstbefriedigung war langweilig und hatte vor den Augen einer Person sowieso keinen Sinn. Oder wollte Nathaniel damit eine Vorliebe von ihm aufdecken? In jedem steckte schließlich teilweise ein Voyeur. Er hatte damals in den Zeiten seiner Kindheit auch gerne durch das Fenster die Wäscherfrau mit seinem Vater betrachtet, wie sie es auf die eine oder andere wilde Art trieben und es hatte ihn für die Nachwelt sehr inspiriert - zum Leidwesen seiner ersten Freundin. Die von ihrem ersten Mal eigentlich nur Romantik und Sanftheit erwartet hatte, aber eher etwas völlig geschultes und einstutiertes erlebt hatte. Wie typisch war das ein Zeichen von jungen Männern, aber solche Zeiten hatte der Halbjapaner schon lange hinter sich und er belächelte sie im Nachhinein, auch wenn er sich zu sehr ihrer schämte, als wenn er sie Anderen aus einem flüchtigen Witz heraus erzählen würde. So etwas wurde am Ende doch nur gegen einen gewandt, aber was interessierte ihn eigentlich eine Meinung, die nicht seine eigene war? Schließlich steckte in seinem Körper genug Narzissmus und Egoismus, um solche kleinen Stöhrungen im Verlauf seines hochentwickelten Egos einfach zu überbrücken. Einige mochten es Hochmut nennen. Er nannte es kontrollierte und unwiderstehliche Ausstrahlung. Aber der kleine Tiger hatte ihn offensichtlich mit seinen Worten bestürzen wollen und das erforderte gezielte und wohldozierte Rache an eine empfindliche Stelle und wie er sie ansetzen konnte, dass wusste er schon in der ersten Sekunde, wo die spitze Bemerkung gefallen war. Er ahmte den Ton des Anderen auf eine beharrliche und penetrante Art so gut es ging nach, was ihm nur teilweise gelang und es gab dem Ganzen einen noch zynischen Anklang. "Nur weil du mein lieber Nathaniel im Zusammenhang an meine Gestalt ständig an Sex denken musst, ist das noch lange nicht meine Absicht gewesen. Der einzige Grund, wieso meine Hand an diese Stelle gekommen ist, war die Offenbarung wie kalt es in diesem Raum auch ist und ein leicht erschreckter Körper kann sich, unter dem Motto der halben Erwürgung auch leicht unterkühlen. Wenn du mir aber von Anfang an gesagt hättest, dass du auf solche Spielchen stehst, hätten wir meinetwegen darüber nachdenken können, ob wir sie miteinander ausprobieren können. Nur du musst verstehen - solche Offensive bin ich dann doch nicht gewöhnt." Eventuell hatte er gerade ein wenig übertrieben, aber er hatte es gern getan und Nathaniel verdiente es. Die Wirkung seiner Sätze wurde aber durch das anhaltende leichte Zittern seines nackten Leibes ein bisschen angekratzt, trotzdem aber hatten sie eine große Chance direkt in das empfindliche Schwarze zu treffen. Es war so leicht sich in die Gedankenwelt eines anderen Menschens einzufressen und ihn nach besten Methoden zu verletzen, aber es war zu neckisch gemeint und es verwirrte Yun, wie sanft er es am Ende doch ausgesprochen hatte. Wie eine kleine Liebelei und nicht wie der Versuch, den Gegenüber in ein Tränenmeer zu stürzen und ihn in Verlegenheit zu bringen. Es war ein unbekannter Charakterzug, den er an seiner eigenen Person gerade erkannte. Der Schwarzhaarige vor ihm erweckte tatsächlich tief in seinem Inneren einen kleinen Funken an Mitleid, der ihm bis ebend völlig fremd gewesen war und den er auch nun wo er ihn empfand, nicht ganz deuten konnte, selbst nicht mit konzentrierter und vollständiger Kraft. Da fehlte wieder die entspannende Zigarette, die seine überhitzten Zellen ein wenig entspannen konnten. Von wegen Rauchen war schädlich, es war die einzige Möglichkeit im Leben nicht vorzeitig einen Schlaganfall wegen Überlastung zu bekommen. Herr Niimura - aber Bitte nicht so mit der Herzenswärme übertreiben und sich am Ende eine vollständige Blöße geben. Deshalb genoss er das fluchtartige Aufspringen des Anderen, womit dieser ganz offensichtlich seine Körpernähe mied und auch ein Zeichen von Schwäche gegenüber seiner Person signalisierte. Ein raubtierartiges Lächeln ließ seine Lippen auseinander gehen und eine Reihe von gepflegten weißen Zähnen entblößen. "Mein liebes kleines Kätzchen, zeig doch bitte nicht so offensichtlich, dass es dir eigentlich am Ende ganz gut gefällt und gib einfach deinem tiefen Verlangen nach." Er war gut darin zu verletzen, aber erneut war es nur ein sanftes Necken, kein wirklicher gezielter Angriff und er bedauerte es fast, denn mit so etwas hätte er bei der richtigen Betonung bestimmt Punkte gesammelt. Aber anstatt sich weiter Gedanken darum zu machen fing er verwundert - wegen den ausgeprägten Reflexen - die schwarze Boxershorts auf und beäugte den Stoff mit einem solchen Misstrauen, als dachte er, die Rothaut habe ihm gerade einen Sack voll Schlangen zugeworfen. Als er aber - nach mehrmaligem Wenden - entdeckte, dass es sich wirklich nur um eine Unterleibsbekleidung handelte wurde sein angespannter Gesichtsausdruck weicher. Es war eine merkwürdige Art der Zuneigung - denn so etwas gehörte wirklich nicht zu den Dingen - die man jeden Tag nach ein bisschen Langeweile an alle möglichen Menschen verschenkte, oder aber dem Anderen war es wirklich peinlich, dass er hier nackt auf seinem Fußboden saß und irgendwie an sich rumrieb. Hätte seine Erscheinung den Anderen nicht ganz kalt gelassen - so wäre es ihm bestimmt schon ein wenig aufgefallen - hätte Nath nicht eine sehr gute Körperbeherrschung, wovon er aber bedauerlichweise ausgehen musste. Somit war er verpflichtet mit verdeckten Karten zu spielen und er ließ sich in die Defensive Rollen drängen, in dem er schweigend und ohne jedes Wort der gezielten bösen Verachtung in die dargebotene Boxershorts stieg und sich der Stoff sehr angenehm an seinen Körper schmiegte. Hätte er die Zeit und die Lust auf Fantasien gehabt - wären bestimmt in diesem Moment welche entstanden. Schließlich hatte sein Tigerchen das Ding bestimmt schon öfters getragen und das Stöhnen wäre beinahe aus seiner Kehle entstiegen, aber sie war noch zu malträtiert, um so tiefe Laute zuzulassen und so entsprang ihr nur ein merkwürdig hohes Krächzen. Er bedauerte die Standhaftigkeit des Anderen und das dieser sich nicht mehr bewegte, denn das war es, was er wirklich an ihm liebte. Diese geschmeidige und tänzerische Art sich zu bewegen. Dieser Schleichgang einer Raubkatze und er wollte ihn nicht in die Ecke treiben, ihn gerade auch nicht verletzen, nur nach seinen sarkastischen Wörtern ein wenig die entstehende Vertrautheit genießen. Obwohl er es sich nicht eingestehen wollte, wurde ihm bewusst, dass auch von ihm jetzt etwas positives kommen musste, nicht nur etwas, was den Scham von Nathaniel in das Unermässliche steigern würde. "Entschuldige übrigens, dass ich dich so überrumpelt habe." Für ihn war eine Entschuldigung leicht, sofern er wusste, dass er sich im Unrecht befand - aber er bemerkte es oft nicht, wenn es so war und überging es lieber. Somit musste der Andere diesen Satz als eine Art Heiligtum beachten und ihn nicht dafür strafen - sofern ihm irgendetwas an dem entstandenen Frieden hing und er nicht Bekanntschaft mit einer geballten Zusammensetzung von Wut und gleichzeitigem beißenden Humor machen wollte. Yun aber maß ihn weiter mit den Augen ab, hatte eigentlich für keine einzige Sekunde aufgehört ihn anzusehen, selbst dann nicht, als er sich in das schützende Kleidungsstück gezwängt hatte, dass ihm auf merkwürdige Weise ein wenig zu groß war. Was an dem unterschiedlichen Körperbau der beiden Männer liegen konnte, aber Yun mochte es nicht gerne überragt zu werden, also mogelte er ein bisschen mit den Zehenspitzen, um sich aufzurichten. Ein kleiner Trick, den er so todsicher beherrschte, dass es nur einem geübten Beobachter auffallen konnte, dass er genau dies tat. Die Geste war eine Zwickmühle für den guten Nathaniel, wenn dieser ihn darauf ansprach um ihn zu verletzen, offenbarte er, dass er ihn auf genauste Art im Auge behielt und damit konnte er wiederrum ihn necken. Wenn er es aber überging, nahm er ihn ganz einfach als einen gleichstarken Rivalen hin, der mit ihm auf der gleichen Höhe war. Oh ja, Gemeinheit war schon etwas schönes. Kein Wunder, dass er bei Spielen wie Mühle niemals den Kürzeren zog. Er stand an den Schrank gelehnt da. Das kühle Holz ließ seinen Körper kurzzeitig leicht erschaudern, schickte eine Gänsehaut über seinen bloßen Oberkörper. Unbewusst hatte er einmal mehr in einer distanzierten, fast abwehrenden Haltung die Arme vor der Brust verschränkt. Auch wenn er schon lange nicht mehr der schmächtige, blasse Junge war, zierliche Junge war, wenn natürliches Wachstum und Krafttraining seine Gestalt größer, breiter, sehniger gemacht hatten, so wurde er manchmal unbeabsichtigt, ungewollt, grade nachts oder in schwachen Momenten von der Vergangenheit überrollt, dann war er wieder für einen Augenblick lang der kleine vierzehnjährige Junge, der versuchte sich und seine Schwester vor den Schlägen des Vaters zu schützen. Dann war er einmal mehr der kleine Junge auf den der breite Ledergürtel niederprasselte, der sich zusammenkrümmte in der törichten Hoffnung weniger Oberfläche zu bieten, weniger zu leiden. Der verschüchterte Junge der flehte, weinte, bettelte, nicht verstand, warum sein Vater zornig war, was er falsch gemacht hatte. Es gab Momente, da brannten die blassen Striemen auf seinem Oberkörper, brannten, obwohl sie schon längst verheilt waren, ließen ihm keine Ruhe, gaben ihm keine Möglichkeit zu vergessen. Die Angst, die Schmerzen und vor allem den grenzenlosen Hass, zu dem diese später geworden waren. Jeder Schlag, brannte in seinem Gedächtnis, hatte sich eingefressen, wollte gerächt werden. Und wenn er wieder einmal hilflos in seine Vergangenheit gerissen, fortgespült wurde, so wie jetzt, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, dann war er sich der Linien auf seinem Körper nur zu deutlich bewusst. Er war sich ihrer auch jetzt bewusst, wusste, dass er noch immer nahezu entblößt vor dem Japaner stand, entblößter vielleicht sogar, als der andere trotz seiner eigenen gänzlichen Nacktheit jemals sein konnte. Er war sich seiner momentanen Schwäche überdeutlich bewusst, spürte seit langem einen Anflug von Panik, hoffte der andere würde sich ihrer nicht auch bewusst werden, sie ausnutzen, sie hinterfragen. Unbewusst presste er die ohnehin schmalen Lippen aufeinander, versuchte die Angst zu unterdrücken, hatte sich doch geschworen nie mehr schwach zu sein, nie mehr Angst zu haben. Er unterdrückte sie, drängte sie mit all seiner Willensstärke zurück, die Angst davor entblößt zu werden, die Angst davor, dass alles in diesem einzigen, schwachen Moment ans Tageslicht dringen könnte, er einmal mehr einem Menschen vollkommen ausgeliefert sein würde, denn das wäre er unweigerlich, wenn ein anderer von seiner Vergangenheit erfuhr. Er wusste es, wusste, dass dann all seine Stärke zusammenbrechen würde, er wieder der kleine Junge sein würde, der sich der Macht eines anderen unterwarf. Ein leises Knirschen riss ihn aus seinen Gedanken, aus dem Strudel der Angst mit der er innerlich rang, das Knirschen seiner eigenen Kiefer, die fest aufeinander trafen. Dieser so reale Laut brachte ihm einen Funken Wirklichkeit, brachte ihm die Kraft, die Angst zu unterwerfen, seine Fassung, seine kühle, stoische, distanzierte Ruhe wiederzuerlangen. Vielleicht waren dem anderen die Narben aufgefallen, aber dafür war es ohnehin zu spät, er wusste es. Wenn nicht gestern, nach dem Duschen, so hatte er sie spätestens jetzt erblickt und wie er auch darauf reagieren mochte, Nathaniel würde sich keine Blöße geben, würde nicht zulassen, dass seine mühevoll aufgebaute Maske daran zerbrach. Ein neuerliches Knirschen ließ seinen Blick zu dem Japaner hinüberhuschen, der sowieso bereits seine Gedankenwelt beherrschte, wenn vielleicht auch auf andere Art, als sich dieser wünschen mochte. Oh, gewiss, hätte der Neunzehnjährige sich bereits eingestanden, dass ihn der andere auf eine gewisse Art anzog, hätte er daraus bereits den richtigen Schluss gezogen und wäre sich der ganzen Situation richtig bewusst geworden, so hätte der Japaner gewiss seine Gedanken auch auf diese Art – und wohl mehr als nur bildlich – geprägt und in gewisser Weise nahm er trotz seiner anderen Gedanken auch jetzt noch das Bild, das sich ihm bot viel zu genau wahr, war sich viel zu genau jedes Fünkchens nackter Haut des anderen bewusst. Dennoch, da eben diese Erkenntnis nicht der Fall war, wenn überhaupt bisher nur aus einer kleinern, überaus leisen Stimme in seinem Hinterkopf bestand, die ihn leise fragte, warum ein nackter Mann in seinem Zimmer ihn eigentlich derartig außer Fassung brachte und selbst diese Stimme von tausenden möglichen Gründe für diesen Zustand ertränkt wurde, zum schweigen gebracht wurde, und auch die noch eben ausgestandenen, immer noch irgendwo in seinen Gehirnwindungen präsenten Ängste ihn davon abhielten, war es nicht verwunderlich, dass er in keiner sichtbaren Art auf den anderen reagierte. Dass ihn die weißen Zähne des anderen, die nun begannen, scheinbar unbewusst, die zartrosa Unterlippe zu traktieren ihn allerdings in irgendeiner ihm noch unerklärliche Weise verwirrte, diese Erkenntnis war nicht zu leugnen, wenn er es auch niemals, nicht mal vor sich selbst und in Gedanken zugegeben hätte. Irgendwie zogen diese malträtierten Lippen immer wieder seinen Blick auf sich und unbewusst befeuchtete er seine eigenen, ehe er sich selbst dabei ertappte, die schwarzen Augen leicht verengte und den Blick bewusst auf die Augen des anderen haftete. Abwartend, noch immer schweigend, und seltsam unwohl in seiner Haut, stand er noch immer unbewegt an seinen Schrank gelehnt da. Er hasste derartige Situationen. Unter normalen Umständen hätte er den anderen bereits beim ersten Aufschlagen seiner Augenlider unter bissigen Kommentaren aus seinem Refugium vertrieben und gut wäre gewesen. Aber natürlich waren dies keine normalen Umstände, warum verlangte er auch derartig unmögliche Dinge vom Leben? Mittlerweile müsste er doch zu der glorreichen, weisen Erkenntnis gelangt sein, dass das Leben gerne genau das tat, was man am wenigsten wollte. Hachja, wie schade, dass man trotz heutiger Luftfahrttechniken noch immer nicht dazu in der Lage war, die Götter zu besuchen und ihnen vor ihre wolkigen Eingangstüren zu pissen. Manchmal hätten sie es echt verdient. Aber nein, stattdessen musste man sich mit ihren äußerst unwitzigen Attacken schwarzen Humors herumplagen. Sobald er tot war, würde er diesen göttlichen Gesichtern einiges zu sagen haben. Die Worte des anderen zogen ihn aus seinen beißend sarkastischen Gedanken und in die Wirklichkeit zurück. Ohne sein Zutun zuckte seine Augenbraue hinauf und ein spöttisches Lächeln zupfte im Ansatz an seinen Mundwinkeln. Seit seinem eigenen, inneren Kampf, war er nicht mehr ganz so unsicher, wieder mehr er selbst, wieder mehr der distanzierte, sarkastische Neunzehnjährige, der sich von der Welt im Allgemeinen und den Menschen im besonderen durch diese verbale Mauer abschirmte. Gewiss, er war noch immer vorsichtig dem anderen gegenüber, hatte er diesen doch tatsächlich unbeabsichtigt verletzt, beinahe erdrosselt, aber wenn ihm Spott entgegen gebracht wurde, so reagierte er nur zu gerne mit solchem, auch wenn er nicht ganz so verachtend klang wie sonst, eher mit dem gleichen Touch Verspieltheit, der auch den Worten des Japaners angehangen hatte. Seltsam, dies, aber irgendwie hatte die besondere Situation ihren Umgang in einer Weise beeinflusst, die er noch nicht abzuschätzen mochte, die ihn aber misstrauisch stimmte, wie alles, das er nicht gewohnt war. „Ich würde wagen zu behaupten, dass eindeutig du derjenige von uns beiden bist, der häufiger an Sex denkt, als ich. Zudem füge ich den Hinweis hinzu, dass die Temperaturen in diesem Raum wohl gänzlich meine Sache sind, da ich der einzige bin, der das Recht hat diesen Raum zu betreten und zu bewohnen und es gänzlich deine eigene, wenn ich hinzufügen darf, nicht gerade von mir gebilligte Entscheidung war hierher zu kommen. Des Weiteren hatte ich nicht vor irgendwelche meiner Bettvorlieben auch nur annähernd mit dir zu diskutieren, geschweige denn auszuleben, es ist mir gänzlich egal, wie offensiv du deine Sexualpartner gewöhnt bist. Und bevor ich es vergesse zu erwähnen, es ist auch nicht meine Schuld, wenn du durch dein unerwartetes und unerlaubtes Eindringen in meine Privatsphäre zufällig Ziel einer Attacke wurdest, die nicht deiner Person galt und zudem im Traumzustand geschah.“ Bei seiner letzten Aussage, flackerte für einen Moment eine Kälte in den schwarzen Augen auf, die unweigerlich verirrt, dass besagte, eigentlich gemeinte Person diese Attacke durchaus mehr als nur verdient hätte. In diesem kurzen, nur flüchtigen Moment beherrschte Hass die sonst so versteinerten, kühlen Züge des Schwarzhaarigen. Er zwang sich selbst zum Durchatmen, zwang sein Gesicht dazu, die übliche Maske beizubehalten, zwang die aufkommende, bittere Magensäure wieder nach unten, erstickte den flammenden Hass, den er immer noch verspürte. Der andere musste fort, musste irgendwie aus seinem Zimmer, weg von ihm. Er befand sich noch zu sehr in seinem Traum, war noch zu wenig er selbst, war noch zu labil. Immer wieder verlor er seine Maske, er merkte es. Doch er konnte ihn nicht rausschmeißen, konnte es einfach nicht nach dem, was er ihm angetan hatte. Und doch war es gefährlich, er hatte schon zuviel verraten, wenn es nach ihm ging. Wieder presste er seine Kiefer aufeinander, diesmal, um noch mehr Worte zurück zu halten und um die Ausdruckslosigkeit in seinem Gesicht zu halten. "Mein liebes kleines Kätzchen, zeig doch bitte nicht so offensichtlich, dass es dir eigentlich am Ende ganz gut gefällt und gib einfach deinem tiefen Verlangen nach." Gnarz. Er hätte nicht so hastig aufspringen dürfen, das wurde ihm jetzt allzu deutlich klar. Gewiss, er hatte die Nähe des anderen nicht länger ertragen, sie hatte ihn nur unnötig verwirrt, ihn noch schwächer gemacht, als er sowieso in diesem Moment bereits war, nur noch unnötig seine Maske gefährdet, die gerade sowieso einen Tanz auf Messers Schneide zu führen schien. Dennoch hätte er langsamer gehen sollen, so als diene sein Gang einem bestimmten Zweck – nun gut, tat er ja auch, der Flucht. „Oh ja, mein tiefes Verlangen… das da bitte wäre? Dich jetzt und hier auf der Stelle flachzulegen Yun? Glaubst du wirklich, ich wäre derartig primitiv? Ich habe kein Interesse an derartig animalischen Trieben, auch wenn du ihnen noch so gerne frönst. Vielleicht findest du ja jemand anderen, der sich noch nicht so sehr aus der Steinzeit heraus entwickelt hat und sich gerne anbetteln lässt, dich zu ficken, wenn du das so gerne möchtest.“ Er wählte bewusst solch ordinäre Worte, um seine Verachtung deutlich zu machen, seine Verachtung für die Menschheit, die nur zu oft durchblitzte, seine Verachtung für all die Menschen, die sich derartig hingaben, derartig ihre Selbstkontrolle aufgaben. Vielleicht rührte diese Verachtung ebenfalls von seinem Vater, daher, dass er für ihn immer ein Beispiel dieses Verlustes an Selbstkontrolle gewesen war. Vielleicht zwang er sich deshalb selbst so zur vollkommen Beherrschung, weil er nicht so werden wollte, wie sein Vater. Vielleicht hatte er deshalb ein solch verachtendes Bild von Alkohol und Sex. Vielleicht. Natürlich war es auch Absicht gewesen, dem anderen die passive Rolle zuzuschreiben, provozierende, neckische Absicht, die die vorangegangene Verachtung unbewusst herabmilderte in ihrer erneuten Verspieltheit, die Situation entschärfte, war auch ihm daran gelegen den seltsamen, ungewohnten Frieden zumindest für die Dauer aufrechtzuerhalten, in der er noch immer nicht genau wusste, wie mit dem anderen umzugehen. Seine Hände kramten in der Schublade, noch ehe er sich dessen richtig bewusst war. Irgendwie begann die Nacktheit des anderen ihn zu stören. Sie irritierte ihn, passte nicht in diese Situation, machte ihn und den anderen verlegen, lenkte ihn ab, auch wenn er sich dies nicht eingestand. Das seltsame Krächzen des anderen, als dieser die zugeworfene Boxershorts anzog, ließ ihn abermals leicht perplex eine Augenbraue heben, wusste er doch nicht recht, wie er diesen Laut einzuordnen hatte und wovon er hervorgerufen worden war. Jedoch hatte er kaum Zeit, sich darüber zu wundern, als er auch schon mit noch mehr ungewohnten Dingen überrumpelt wurde. "Entschuldige übrigens, dass ich dich so überrumpelt habe." Die zweite Augenbraue gesellte sich zur ersten und er strich sich erst einmal die Strähnen schwarzen Haares aus den Augen, musterte den anderen kurz mit leicht schräg gelegtem Kopf. Er wusste nicht Recht, wie auf diese Entschuldigung zu reagieren. Wieder eine dieser Situationen, die er hasste. Um überhaupt irgend etwas zu tun, seinen Körper zu beschäftigen trat er wieder auf den anderen zu, ging jedoch einen Schritt an ihm vorbei und beugte sich zum Nachtschrank hinunter, aus dessen Schublade er alsbald eine Zigarettenpackung zu Tage förderte. Heute ganz Genleman – Vorsicht Ironie! – hielt er sie zunächst dem anderen unter die Nase, ehe er sich selbst eine Nikotinstange herausfischte und sie zwischen seine Lippen gleiten ließ. Ein kurzes Aufschnappen des Feuerzeuges, ein fast schon automatisches Zuflattern der Augenlider und ein tiefes Inhalieren später, fühlte er sich ruhiger, ausgeglichener. Sanft ließ er den weißen Rauch über die leicht geöffneten Lippen in den Raum gleiten. Erst dann antwortete er. Sarkasmusfrei, ehrlich und neutral. Wow, was war in dieser Zigarette? Wahrheitsserum? Anti-sarkasmus-säure? „Ich kann wohl kaum sagen: Schon okay… also nehme ich die Entschuldigung vorläufig an und schlage vor, du merkst dir, dass es nicht ganz ungefährlich ist, sich in meiner Nähe aufzuhalten, wenn ich schlafe.“ Okay, das leichte Grummeln in seiner Stimme wegzulassen, wäre eindeutig Überforderung seinerseits gewesen, aber hey, für seine Verhältnisse waren diese Worte echt freundlich, fast schon sanft gewesen und das mochte etwas heißen! Mehr konnte man also wirklich nicht erwarten. Er ließ sich an der Wand herab gleiten, sodass er bald darauf angelehnt dort saß, inhalierte erneut den Qualm der Zigarette, die Augen geschlossen, den Kopf scheinbar entspannt nach hingen gelehnt, sodass die Haare ausnahmsweise einmal nicht die Hälfte seines Gesichtes verdeckten, sondern neben diesem herab, ob des überstreckten Halses, über seine Schultern fielen und seine Kehle kurzzeitig entblößt wurde. Natürlich war er sich der Anwesenheit des anderen immer noch überdeutlich bewusst, auch wenn er gerade versuchte sie auszublenden. Natürlich war er nicht annähernd so entspannt, wie er sich gab, lauschte sogar auf jede Regung des anderen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)