Shi wa tenshi no nikoge no nioi o sasete mau. von Ren-chan (Der Tod trägt den Duft eines Engels) ================================================================================ Kapitel 9: Solange du da bist. ------------------------------ Hallo alle zusammen. Puh heute bin ich ganz schön spät tut mir leid. Ich hatte noch eine Menge zu tun. Aber ich hoffe dass das Kapitel euch für die lange Wartezeit entschädigen wird. Vielen Dank übrigens an alle meine lieben Kommischreiber. Ihr seid echt toll.^^ Gruß Ren-chan » Trotz all der Streitereien der letzten Zeit verlief der Silvesterabend völlig ungestört und harmonisch. Yami und Seto hätten sogar ohne zu zögern behauptet es war ihr schönster gemeinsamer Abend bisher. Nach dem Abendessen waren sie ein wenig spazieren gegangen und als um Punkt Mitternacht die Hundertneun Glockenschläge erklangen, die das neue Jahr einleiteten waren sie zusammen im Park gewesen, ganz in der Nähe eines Tempels. Sie hätten hingehen können um wie hunderte Menschen dem Feuerwerk beizuwohnen, aber das war einfach nicht ihre Art. Völlig zufrieden damit nur einander zu haben gingen sie weiter. Es dauerte lange bis sämtliche Glocken verstummt waren und nur noch die stillen, nächtlichen Geräusche des Parks zu hören waren. Der Jüngere liebte diesen Ort. Obwohl er in der größten Metropole der Welt lag, war er stets still und unerschütterlich in seiner Ruhe. Dieser offensichtliche Gegensatz war etwas, was Yami immer wieder an seinem Heimatland faszinierte. Diese Symbiose aus Technik und Fortschritt auf der einen Seite, und Natur und Tradition auf der Anderen. Lange gingen sie still nebeneinander her, ehe Seto das Wort ergriff. „Und? Hast du alle Hundertneun Begierden gemeinsam mit den Glockenschlägen gen Himmel geschickt und geschworen von ihnen ab zu lassen?“ Fragte er vergnügt. „Hast du?“ Kam prompt die Gegenfrage. Der Kleinere konnte es einfach nicht unterdrücken, es war ein Reflex. Doch Kaiba war ohnehin längst an dieses Spiel gewöhnt und wusste, dass es das Einfachste war antworten. „Nein, nicht ganz. Ich hab es versucht, aber nur Hundertacht Begierden wollten weichen.“ „Und was ist mit der Letzten?“ Wollte Yami neugierig wissen. „Die geht gerade neben mit her und löchert mich mit Fragen.“ Antwortete der Größere keck und zog seinen Geliebten zu einem langen Kuss heran. Seto hatte vor ihrem Aufbruch einige Gläser Wein getrunken. Das heißt nicht dass er auch nur annähernd betrunken war, aber es schlug sich eben doch spürbar in seiner Laune nieder. „Soso. Verstehe. Ja ich denke die Meisten konnte ich verbannen, aber ein paar sind wohl übrig geblieben. Vielleicht gehen sie ja nächstes Jahr.“ Der Jüngere bemühte sich darum seiner Stimme einen möglichst fröhlichen, schalkhaften Ausdruck zu verleihen um die Trauer die darin lag zu überspielen. Er wusste genau, dass es kein nächstes Jahr geben würde, zumindest keines in dem er von seinen Begierden, oder Sünden ablassen konnte. Es würde sein wie all die Jahre zuvor in denen er einsam und allein gewesen war. Der Tod war sein ständiger Begleiter und der gestattete keine weitere Gesellschaft. Der Teenager wollte einfach versuchen dieses einmalige Erlebnis so lange zu genießen wie es ihm möglich war. Es sollte ihm in guter Erinnerung bleiben, so lange wie möglich. Als es schon beinahe ein Uhr morgens war, machten sie sich auf den Weg zurück, doch Seto bestand auf einen Umweg. Über eine viertel Stunde gingen sie stetig Bergauf durch dichten Wald. Der Pfad war kaum zu sehen, aber der Ältere schien genau zu wissen wo er hin musste. Unfähig irgendetwas zu erkennen, klammerte Yami sich an die Hand seines Partners und folgte ihm bis auf eine Lichtung. Der Braunhaarige hatte ihn auf einen Felsvorsprung geführt. Neugierig ging der Kleinere auf den Abgrund zu und blickte in die Ferne. Vor ihm lag die erleuchtete Stadt in all ihren glitzernden Farben und über ihm ein klarer Sternenhimmel. Sterne, diese leuchtenden Gebilde die, die Menschen seit Jahrtausenden zu Poesie und Träumereien bewegten, er hatte sie seit Monaten nicht gesehen. Obwohl Tokyo eine bemerkenswert saubere Großstadt war, sah man auf Grund des Smogs dennoch nur selten einen Stern am Himmel, zumindest wenn man direkt im Zentrum wohnte. Die Augen des Jüngeren begannen zu strahlen. „Manchmal frage ich mich wie du das machst.“ Hauchte er begeistert. „Ziehst du solche Orte aus einem magischen Hut?“ Seto versetzte ihn immer wieder in Erstaunen. War er sonst so ein beherrschter, ruhiger und verschlossener Charakter, so zeigte er hin und wieder Seiten an sich die man niemals erwartet hätte. Ein gewisser Sinn für Romantik gehörte da durchaus dazu. „Ich bin ein begnadeter Magier wusstest du das nicht?“ Erleichtert darüber, dass die Überraschung geglückt war, schloss er seinen Geliebten von hinten in die Arme. „Ich hatte gehofft dass es dir gefällt. Frohes neues Jahr.“ Yami war sprachlos. Er hatte kein Geschenk erwartet, hätte auch eigentlich keines gewollt, aber das hier…das war einfach unbeschreiblich. Die kalte Winterluft wirbelte einige Schneeflocken auf und kleine Wirbel tanzten über die von weißem Reif bedeckte Wiese und um sie herum. Für einen Moment war es vollkommen still. Selbst der Wind schien lautlos zu sein in jener Nacht. „Ich liebe dich.“ Beinahe ungehört verhallten diese drei kleinen Worte in der Dunkelheit, aber der für den sie bestimmt waren, hatte jedes Einzelne von ihnen gehört, als hätte der Ältere sie in die Welt hinaus geschrien. Ohne Vorwarnung begann Yamis Herz zu rasen und das Blut rauschte in seinen Ohren. Hatte er sich vielleicht verhört? Unverzüglich drehte er sich zu seinem Partner um der ihn immer noch in den Armen hielt. Nein, er hatte sich nicht verhört, das war ihm spätestens klar als er in die ernsten, blauen Augen seines Gegenübers sah. Pure Entschlossenheit lag in ihnen. Es musste ihn eine Menge Überwindung gekostet haben diese Worte auszusprechen. Zwar waren die Beiden bereits seit einiger Zeit ein Paar, aber sie hatten es bisher nicht über sich gebracht dem Anderen zu sagen was genau sie fühlten. Es war eigentlich auch nicht nötig, denn tief in ihrem Herzen wussten sie ohnehin, dass sie einander brauchten wie die Luft zum atmen. Diese wenigen Silben aber ausgesprochen zu hören war doch etwas anderes, Bewegenderes. Ohne dass er es wollte, versetzten sie den Körper des Jüngeren in einen Zustand unaussprechlichen Glücks, was ihm gleichzeitig tiefste Wunden in die Seele riss. Zugern hätte er ihm das gleiche erwidert, doch er wusste dass das den bevorstehenden Abschied nur noch härter machen würde. Was sollte er nur tun? Konnte er einfach schweigen? Der Zufall war erneut seine Rettung. Gerade als er ansetzten wollte etwas zu sagen ging irgendwo in der Nähe eine verspätete Silvesterrakete hoch und gab einen markerschütternden Knall von sich. Seto konnte nur gesehen haben wie sich Yamis Lippen bewegt hatten, doch das schien ihm zu reichen. Erleichtert legte er ihm eine Hand in den Nacken und zog ihn erneut zu einem leidenschaftlichen Kuss heran. Alles war perfekt, zumindest für diesen Moment.« » Die Straßen waren wie leergefegt auf ihrem Weg nach Hause. Die Kälte zog ihnen allmählig in die Glieder, doch das störte die beiden Liebenden kaum. Arm in Arm gingen sie durch die stillen Gassen der Großstadt bis sie die geräumige Villa erreichten. Die Uhr sagte ihnen dass es bereits drei Uhr am Morgen war. Müdigkeit überkam sie, doch so schnell wollten sie den Abend noch nicht enden lassen. Ohne dass sie es in irgendeiner Weise besprochen hätten ging Seto hinauf ins Bad und lies ihnen heißes Wasser in die Wanne. Er versetzte es mit einigen wohlduftenden Ölen und richtete Bademäntel und Handtücher. Yami indessen ging hinunter in den Keller und suchte einen besonderen Wein für sie heraus. Ein wenig betrübt blickte der Teenager auf die Flasche. Es war derselbe Wein den sie an ihrem Wochenende in der Skihütte getrunken hatten. Die Erinnerungen an diesen Tag waren noch so frisch als wären erst wenige Stunden seit dem vergangen. Ein trauriger Blick stahl sich in die Magenta Farbenen Augen. So gut es ging versuchte er seine aufkommenden Gefühle zu unterdrücken. Mit dem Wein in der Hand lief er in die Küche, und letztendlich ins Badezimmer. Sein Partner hatte in der Zwischenzeit längst das Licht gedämmt und eine angenehme Atmosphäre geschaffen. Ohne jede Hast befreiten sie ihren Gegenüber von der lästigen Kleidung. Die durchgefrorenen Körper schmiegten sich behutsam aneinander als sie in das angenehm warme Wasser stiegen. Obwohl die Wanne groß genug gewesen wäre, dass sie sich beide bequem hätten ausstrecken können, saßen sie dich beisammen. Um genau zu sein saß Yami direkt zwischen Setos Beinen und lehnte sich an dessen Oberkörper. Müde legte er den Kopf auf seine starke Brust und schloss entspannt die Augen. Der Ältere legte währenddessen die Arme um den schlanken Körper und bettete seinen Kopf auf dem seines Geliebten. So saßen sie eine lange Zeit, ohne dass jemand etwas gesagt hätte. Ohne dass es einen von ihnen gestört hätte zu schweigen. Schweigen war etwas dass sie beide gut konnten. Beinahe wäre der Kleinere eingeschlafen, wenn er nicht die plötzliche Bewegung seines Hintermannes gespürt hätte. Dieser griff nämlich gerade nach der vergessenen Flasche Wein. Er öffnete sie und schenkte beiden ein Glas ein. //Wenn es doch nur immer so sein könnte.// Dachte Seto ein wenig betrübt wenn er an die vergangenen Tage dachte. Auch wenn er es immer gern überspielte, er hatte durchaus die Veränderung bemerkt die sein Partner durchgemacht hatte. Die deutliche Abweisung mit der er ihn immer wieder bedachte, die Zurückhaltung wenn er ihm nahe sein wollte, der gedankenverlorene Blick in seinen Augen. Immer wieder hatte er darüber nachgedacht mit ihm darüber zu sprechen, aber das letzte Mal steckte ihm noch tief in den Knochen. Er wollte jeden Streit vermeiden, auch wenn er wusste dass er sich so selbst belog. Denn die Angst Yami könnte ihn verlassen saß tief in ihm. Zu viele Menschen hatten ihn in seinem Leben schon verlassen. Seine Mutter, sein Vater, Menschen die er für Freunde gehalten hatte. All diese Verluste hatten ihn stärker gemacht, aber auch misstrauischer, unnahbarer, so dass es fast jedem unmöglich war ihm nahe zu kommen, wichtig für ihn zu werden. Doch Yami hatte es geschafft. Er bedeutete Seto mehr als es sich dieser je zu träumen gewagt hätte und genau das machte ihm Angst. Denn wenn er eines gelernt hatte dann das, dass man nur denen gegenüber wirklich verletzlich ist die wertvoll für einen sind, die einen besonderen Platz im Herzen einnehmen. Und genauso erging es ihm mit seinem ehemaligen Rivalen. Aber er würde nicht zulassen dass er ihn verlies. Er würde ihn bei sich behalten, was immer auch kommen sollte. Das schwor er sich an jenem Abend. Wohin auch immer sein Geliebter gehen würde, er würde ihm folgen und wenn es auf direktem Wege in die Hölle war.« » Etwa gegen vier Uhr morgens hatten die beiden Liebenden es endlich aus dem gemütlichen Bad geschafft und sich leicht angetrunken und todmüde ins Bett fallen lassen. Nur in Bademäntel gekleidet lagen sie dicht beieinander und schliefen friedlich ein. Zumindest was Seto anging. Yami selbst war hellwach, seine Nerven bis zum zerreißen gespannt. Völlig bewegungslos lag er da und lauschte dem gleichmäßigen Atem seines Geliebten bis er sich völlig sicher war dass er schlief. Dann stand er auf und begann leise damit sich anzuziehen. Er packte alles zusammen was er je hier zurückgelassen hatte, Kleider, Zahnbürste und andere Utensilien. Nachdem er so weit damit fertig war schlich er sich völlig geräuschlos an das große Doppelbett heran in dem der andere noch immer friedlich schlummerte. Seine Hand wanderte in die Tasche seines Mantels, den er bereits übergezogen hatte. Noch immer unsicher und leicht zittrig umfassten seine Finger jenen Gegenstand, der ihr weiteres Schicksal bestimmen würde. Er wollte das hier nicht tun, doch er musste das wusste er. In seinem Leben war kein Platz für Gefühle. Kein Platz für einen Partner, einen Seelenverwandten. Seine Seele hatte er an den Teufel verkauft und den Tod dafür an seine Seite bekommen. Und der war sein einziger Partner, bis in alle Ewigkeit. Noch immer unschlüssig ging er einen weiteren Schritt auf den Ahnungslosen zu. Immer wieder stellte er sich dieselbe Frage, konnte er nicht einfach hier blieben? Alles aufgeben wofür er die letzten elf Jahre gelebt hatte und noch einige glückliche Monate verbringen ehe seine Feinde ihn fanden und samt seiner Familie auslöschten? Nein, das konnte er nicht zu lassen. Er wollte nicht dass sie seinetwegen starben. Wollte nicht dass sie litten. Tief zog er die Luft ein um sein aufgeregt flatterndes Herz zu beruhigen. Der Griff um den Inhalt seiner Tasche wurde fester und er überwand die letzten Schritte bis zum Bett. Nun stand er genau vor Seto. Er ging in die Knie, damit er ihn nicht doch noch unterbewusst wahrnahm. Alle Selbstbeherrschung zusammennehmend beugte der Teenager sich vor und gab seinem Geliebten einen letzten zarten Kuss auf die leicht geöffneten Lippen. „Ich liebe dich.“ Hauchte er in die Dunkelheit. „Bitte verzeih mir.“ Damit zog er seine Hand aus der Tasche und stand auf. //Hier findet es also nun ein Ende.// Dachte er betrübt und legte den Zettel den er bisher so krampfhaft umschlossen hielt auf den Nachttisch. Auf ihn waren nur wenige Worte geschrieben worden. Es ist vorbei! Die fein geschwungene Handschrift war im Dunkeln kaum zu sehen, und doch brannten diese kleinen Worte in Yamis Herz wie Feuer. So schnell er konnte verließ er das Haus und stürmte vom Gelände. Als das geschafft war beruhigte sich sein aufgewühltes Herz fast schlagartig. Der schwerste Schritt war getan. Von nun an brauchte er nur noch seinem Plan zu folgen. Alles war bereit. Es gab noch viel zu tun in dieser Nacht.« » Schnellen Schrittes machte sich Yami auf den Weg in sein Appartement. Er hatte längst alles vorbereitet was nötig war. Alles würde perfekt seinem vorherbestimmten Szenario folgen. Tat es das nicht, war er dem Tod geweiht. Hastig schloss er die Tür seiner Wohnung hinter sich und stürmte zu seinem Schlafzimmer. Dort im Schrank hatte er versteckt was er jetzt benötigte. Behutsam hob er den leblosen Körper eines jungen Mannes auf die Arme und trug ihn zum Bett. Er schlief, tief und fest, ahnungslos welches Schicksal ihn ereilen würde. Yami hatte ihn am Tag zuvor auf der Straße gesehen. Viel eher er hatte nach jemandem wie ihm Ausschau gehalten und er war ihm ins Auge gesprungen. Warum er gerade ihn ausgesucht hatte? Ganz einfach, abgesehen vom Gesicht war dieser junge Mann Yami sehr ähnlich. Körperbau, Größe, Gewicht, Alter. Das alles war wichtig und es stimmte nahezu perfekt überein. Geschickt zog der 17 Jährige den Schlafenden aus und kleidete ihn in seine eigenen Kleider. Nachdem er diese Prozedur beendet hatte kümmerte er sich um die restlichen Vorbereitungen in seiner Wohnung. Alles was er noch brauchen konnte nahm er mit, dann verkabelte er die zuvor präparierten Sprengsätze und legte letztendlich den Zünder aus. Es war bereits kurz vor fünf. Er musste sich beeilen. Gehetzt flößte er seinem ohnmächtigen Opfer ein Glas Wein ein. Als das erledigt war legte er sich einen Arm des Jungen um die Schultern so dass es aussah als würde er ihn stützen. In die andere Hand nahm er eine kleine Tasche mit seinen wichtigsten Habseligkeiten. In dem Moment als sie die Wohnung verließen und er die Türen hinter sich schloss, klickte der vorbereitete Zünder in seine vorgesehene Position. Wenn am nächsten Tag jemand die Tür öffnete würde er zünden und alles in die Luft jagen. Jeder Beweis, dass er jemals hier gewesen war würde vernichtet werden in den Flammen des Vergessens. Sollte das ganze untersucht werden, würden es die Ermittler für ein Leck in der Gasleitung der Heizung halten. Er hatte in dieser Richtung für genügend Spuren gesorgt. So gut es eben ging band er sich den Bewusstlosen auf den Rücken und stieg aufs Motorrad. Es mag seltsam wirken dass er so derart offensichtlich mit seinem Opfer durch die Gegend fuhr, doch die Erfahrung hatte ihn gelehrt das Frechheit siegte. Je auffälliger er es gestaltete, desto weniger Misstrauen würde man ihm entgegenbringen. Im Zweifelsfall konnte er sagen dass er einen betrunkenen Freund nach Hause fuhr, was in der heutigen Nacht sicher hundertfach vorgekommen war. Er lenkte sein Gefährt den verlassenen Highway hinab in Richtung des Dominoviertels. Sein Ziel war klar, das Haus seines Großvaters. Kurz bevor er dort war stieg er ab und machte den Motor aus. Niemand durfte sie jetzt hören. Wenig vorsichtig schnallte er den jungen von seinem Rücken und setzte ihn auf das Motorrad. Dann zog er ihm seinen Helm über und legte seine Hand um das Gas. Er fixierte sie mit einigen Stofffetzen die im Feuer zu Asche verbrennen würden. Dann drehte er den Schlüssel in der Zündung und der Motor gab ein röhrendes Geräusch von sich. So fest es ging zog er das Gas zurück und das Motorrad sauste los, mit direktem Kurs auf die Hauswand des Spieleladens. Die schlingernden Bewegungen die das Zweirad vollführten waren sehr authentisch. Niemand würde später daran zweifeln, dass der Fahrer betrunken gewesen war, selbst wenn er das hier eben gesehen haben sollte. Unsichtbar im Dickicht versteckt beobachtete Yami den Verlauf seines Plans. Wie erwartet schlug das Motorrad mit voller Härte ein. Der Tank den er zuvor leicht beschädigt hatte fing augenblicklich Feuer und alles ging in lodernden Flammen auf. Kaum eine Minute später war ein lautes Stimmengewirr aus der Nachbarschaft und aus dem Haus zu hören. Wie gerne hätte der Teenager noch weiter hier verweilt um Yugi und seinen Großvater ein letztes Mal zu sehen. Aber das ging nicht. Er war gerade für immer gestorben. Verbrannt zwischen den Frackteilen seines Gefährts. 5.20 Uhr. Er musste weg von hier, so schnell wie möglich. In wenigen Minuten würde sein Flug gehen. Er musste sich beeilen. //Lebt wohl.//« » Mit einem erstickten Schrei fuhr Seto Kaiba aus dem Schlaf. Sein ganzer Körper zitterte und kalter Schweiß bedeckte seine Haut. Er hatte einen furchtbaren Alptraum gehabt. Immer noch müde und aufgebracht wischte er sich den Schweiß von der Stirn und sah auf die Uhr neben seinem Bett. //5.20 Uhr. Noch so früh?// Ein wenig neben sich stehend machte er das Licht an und strich sich die wirren Haare aus dem Gesicht. //Was für ein Traum.// Verschlafen drehte er sich zur Seite in der Erwartung seinen Partner friedlich schlafend neben sich zu finden. Doch dieser war schon lange fort. „Yami?“ Rief Seto leise, in der Annahme sein Geliebter wäre nur schnell auf der Toilette, doch es kam keine Antwort. Verwirrt sah er sich um und sein Blick fiel auf seinen Nachttisch und einen gefalteten, Zettel. Neugierig nahm er das leicht zerknüllte Papier in die Hand und las seine Nachricht. Mit einem Mal war er hellwach. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sein Herzschlag beschleunigte sich. //Nein…das kann nicht wahr sein.// Trotzig zerknüllte er den Zettel und warf ihn achtlos in eine Ecke. Hektisch sprang er auf und zog sich eilig Hosen und ein Oberteil über. Das konnte nicht wahr sein, es durfte nicht wahr sein. Konnte er sich so sehr in Yami getäuscht haben? In den Gefühlen die sie füreinander gehegt hatten? Nein, ganz sicher nicht. //Es muss einen anderen Grund dafür geben.// Dachte der Braunhaarige und rannte hinaus in die eisige Nacht. Nicht einmal eine Jacke hatte er sich noch übergezogen. Doch das störte ihn nicht. Er hatte so viele Fragen auf die er eine Antwort brauchte, dass seine Gedanken beinahe seinen Kopf zu sprengen drohten. Binnen weniger Minuten war er an Yamis Appartement angekommen und hämmerte gegen die Tür. „Yami mach auf!“ Schrie er atemlos und klopfte wie ein Berserker gegen die Tür. Doch keine Antwort kam. Er versuchte an der Tür zu lauschen, vernahm aber kein einziges Geräusch. Sollte er seinen Zweitschlüssel nehmen und die Tür öffnen? Hatte er ihn überhaupt dabei? Sicher hatte er das. Er gehört zu jenen Dingen die Seto am meisten in seinem Leben schätzte deshalb ging er nie ohne ihn fort. Er war so eine Art Talisman für ihn, oder auch ein einfacher Beweis dafür, dass sein Partner ihm vertraute. Kaiba hatte das kleine Stück Metall bereits aus seiner Hosentasche gezogen und wollte es ins Schlüsselloch stecken, als er plötzlich inne hielt. Eine unsichtbare Macht schien ihn daran zu hindern. Ein innerer Instinkt vielleicht? Mit einem Mal war er sich sicher, dass Yami nicht hier war. Er konnte sich auch nicht erklären woher das kam, es war einfach so. Noch etwas zögerlich zog er seine Hand zurück und wand sich von dem Wohnungseingang ab. Aber wenn der Kleinere nicht hier war, wo war er dann? Auf dem Weg zurück auf die Straße dachte der Teenager über alle möglichen Orte nach, an denen Yami sich jetzt noch aufhalten könnte. //Sein Großvater…Yugi…// Schoß es ihm siedend heiß ins Gehirn. Ohne auch nur einen einzigen weiteren Gedanken daran zu verschwenden rannte er los. Doch der Weg nach Domino war weit. Nichtsdestotrotz rannte er weiter. Als er endlich vor dem kleinen Geschäft ankam brannten seine Lungen wie Feuer von der eisigen Nachtluft und seine Knie zitterten vor Anstrengung. Doch das war alles bei weitem nicht so schlimm wie der Anblick der sich ihm bot. Anders als er es sich vorgestellt hatte waren die Straßen hier hell erleuchtet und voller Menschen. Ein lautes Stimmengewirr drang ihm entgegen, als er sich dem Haus näherte, vor dessen Eingang sowohl ein Feuerwehrauto als auch ein Krankenwagen geparkt hatten. //Was ist hier nur passiert?// Ein wenig wackelig auf den Beinen drängelte er sich durch die Menschenmassen der Schaulustigen um eine bessere Sicht zu haben. Er hatte sich gerade durch die letzte Reihe gekämpft als er sah, was alle so aufgebracht hatte. Direkt vor dem Eingang zum Spieleladen lag ein riesiger Haufen schwarzer Asche, zwischen der noch vereinzelt größere Metallteile lagen. Bei genauerem Hinsehen erkannte er, das Gerüst eines Motorrades. //Oh nicht doch…// Er betete zu allen Göttern dieser Erde dass seine Vermutung, was hier geschehen war, sich nicht bestätigen möge. Ungeachtet der Proteste setzte er sich über die polizeiliche Absperrung hinweg und lief direkt auf den Schutthaufen und die Personen die einsam davor standen zu. „Was ist hier passiert?“ Fragte er immer noch außer Atem und die beiden Angesprochenen drehten sich zu ihm um. Es waren Yugi und sein Großvater, die da mit verweinten und von Leid gezeichneten Gesichtern vor ihm standen. „Kaiba…wo kommst du denn her?“ Versuchte Yugi so klar wie möglich seine Frage zu stellen. Doch seine Stimme versagte immer wieder zwischendurch. „Ich…ich suche deinen Bruder.“ Gab der Ältere zu und bereute es im selben Moment schon wieder, als der Jüngere erneut in Tränen ausbrach. „Mein Junge…du hast dir einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht um hier her zu kommen.“ Sagte der alte Mann und nahm Yugi behutsam in den Arm. „Yami…mein Enkel…er lebt nicht mehr.“ Brachte der Alte unter Aufbringung all seiner Selbstbeherrschung hervor. Seine zittrige, vom Leben gezeichnete, Hand deutete leidvoll auf die noch immer glühenden Metallteile die wie schwarze Kohlen in einer längst vergessenen Feuerstelle weiter brannten. „Nein…nein das kann nicht sein. Er war doch gerade noch bei mir…er kann nicht…NEIN!“ Verzweifelt sank der Braunhaarige auf die Knie und die Tränen liefen ihm unaufhaltsam über die vor Kälte geröteten Wangen. „Es tut mir Leid Junge…Ich wusste nicht dass ihr so enge Freunde ward.“ Warmherzig wie er nun mal war tätschelte Herr Muto behutsam seine Schulter. „Die Polizei sagt er sei betrunken gewesen, ein paar Nachbarn haben den Unfall beobachtet und gesagt er hätte auf seiner Maschine stark geschwankt.“ „A-aber…woher wissen sie dass er es war? Ich meine es könnte irgendwer sein.“ Die Stimme des Alten zitterte vor Trauer, aber er versuchte sich zu beherrschen. „Sie haben Stoffreste und einen Geldbeutel gefunden. Die Sachen gehören ganz sicher ihm.“ Er musste heftig schluchzten. „Die Größe, das Gewicht, das Geschlecht…einfach alles passt.“ Nun war es genug. Jetzt versagte ihm die Stimme endgültig und auch er sank auf die Knie. Es war so furchtbar. Er hatte es kaum ertragen sein eigenes Kind zu Grabe tragen zu müssen, aber auch noch seinen Enkel…das war einfach zu viel. Ohne dass er es richtig realisierte fiel er in eine tiefe Ohnmacht. Alles um ihn herum wurde dunkel und das letzte was er hören konnte war Yugis aufgebrachte Stimme, die nach einem Arzt rief.<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)