Shi wa tenshi no nikoge no nioi o sasete mau. von Ren-chan (Der Tod trägt den Duft eines Engels) ================================================================================ Kapitel 1: Der verlorene Sohn ----------------------------- Hallo erst mal. Schön dass ihr den Weg zu meiner neuen FF gefunden habt.^^ Die Idee zu der Geschichte ist schon ziemlich alt und ich hatte sie auch schon mal angefangen zu schreiben, musste sie aber dann noch mal komplett überarbeiten und ändern weil ich damit unzufrieden war. Ich hoffe sie gefällt euch und ihr habt beim lesen so viel Spaß wie ich beim schreiben. Ich werde die neuen Kapitel übrigens jeden Freitag posten. Also dann, viel Vergnügen.^^ Es war bereits drei Uhr am Morgen als es in Los Angeles plötzlich zu regnen begann. Mit Ausnahme der großen Hauptstraße war nirgendwo mehr Licht in den Häusern, oder gar Menschen auf der Straße. Es war fast totenstill, nichts regte sich, bis auf eine dunkle Gestalt in einer der engen Seitengassen nahe dem Hafen. Ein dicklicher älterer Mann rannte völlig verängstigt und außer Atem auf ein Lagerhaus zu. Die Laterne an dem alten Lagerhaus, das etwas abseits zu den anderen lag, war bereits seit langer Zeit defekt und das einzige das ein wenig Licht spendete waren die grellen Blitze die sich ab und an ihren Weg auf die dunkle Erde bahnten. Am ende seiner Kräfte erreichte der Mann das Lagerhaus. Die Türen sahen verschlossen aus, was sonst nie der Fall war. Panisch drehte sich der Mann um, um sich zu vergewissern ob er seinem Verfolger entkommen war. Es machte den Anschein als hätte er ihn abgehängt. Mit zitternden Händen ergriff er den Schlüssel, doch als er ihn zum Schloss führen wollte ging die Tür plötzlich auf. Erschrocken wich er einige Schritte zurück. In der Halle und auch davor war es Stock finster und man konnte nicht ausmachen ob sich in der Halle nun jemand befand oder nicht. Plötzlich erhellte ein Blitz den Nachthimmel und der Mann erstarrte bei dem Anblick der sich ihm bot. Aus der Halle bewegte sich, mit langsamen und gleichmäßigen Schritten, eine dunkle Gestalt von der nur eine Silhouette zu erkennen war. Es handelte sich um eine Person um die 1.70m von sehr schlanker Statur. Mehr konnte man in der Dunkelheit nicht erkennen. Unfähig vor Angst sich zu bewegen kauerte der rundliche Mann zitternd auf dem Boden und wartete darauf dass sein Gegenüber etwas tun würde. Dieser blieb jedoch einige Meter vor ihm stehen. Er blickte den Mann aus der Dunkelheit heraus an und begann zu lächeln. Ein bösartiges Lächeln das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Eine ganze Weile stand er so im Regen und beobachtete das zitternde Bündel zu seinen Füßen. Keiner der Beiden sprach auch nur ein Wort. Bis auf den gelegentlich aufkommenden Donner herrschte absolute Stille. Als etwa drei Minuten verstrichen waren verschwand das selbstgefällige Lächeln von seinem Gesicht und verwandelte sich in eine vollkommen ausdruckslose Miene. Er lief einige Schritte auf den Mann zu und ging vor ihm in die Hocke. Endlich durchbrach er die Stille und sprach seinen Gegenüber in einem ruhigen und zugleich strengen, ja fast belehrendem Tonfall an. ”Tyler Davis." Der angesprochene zuckte beim erwähnen seines Namens zusammen und öffnete den Mund zu einer Antwort. Er brachte jedoch keinen Ton heraus. Als er keine Antwort bekam ergriff der Fremde erneut das Wort. ”Kannst du dir vorstellen warum ich hier bin? Nun, wenn ich dich so zittern sehe gehe ich mal davon aus, dass du es weißt, oder? ” Endlich fand Davis seine Stimme wieder und mit all seinem Mut schaffte er es, wider seiner eher ängstlichen Natur, der dunklen Schattengestallt entgegen zu rufen. ”Wer hat dich geschickt?” Angst schwang in seinen Worten, die dem Anderen nicht verborgen blieb. ”Hmm. Du glaubst doch nicht etwa das ich dir das verrate, oder?” Etwas verächtliches lag in seiner Stimme, etwas das Davis erschaudern lies. Dennoch schaffte er es sich nochmals aufzuraffen und sein Gegenüber am Kragen zu fassen. Er wiederholte seine Worte, doch diesmal lauter und mit mehr Nachdruck. ”Red du Teufel wer hat dich geschickt? Und warum? ” ”Teufel? Wenn ich der Herrscher der Hölle bin was bist du dann?" Höhnte der Angesprochene. Nach diesen Worten ergriff die dunkle Gestalt Davis' Hand, die sich immer noch an seinem Kragen befand. Er packte sie und drückte langsam zu. Man konnte jeden Knochen einzeln dem Druck nachgeben und zerbersten hören. Ein Markerschütternder schrei war am ganzen Hafen zu hören. Während Davis damit beschäftigt war seine schmerzende Hand zu halten, stand die andere Person langsam und fast geräuschlos auf. Er zog eine Waffe aus seiner Tasche und richtete sie auf den winselnden Mann vor sich. Als er die Waffe entsicherte gab sie ein kurzes klicken von sich welches Davis' Aufmerksamkeit wieder auf die dunkle Gestalt ihm gegenüber lenkte. Er konnte zwar nicht sehen was dieses Klicken verursacht hatte, aber er wusste es auch so ganz genau. Zu oft hatte er selbst den Abzug einer Waffe betätigt, als das er dieses Geräusch je hätte verwechseln können. Davis sah keinen Ausweg mehr, und so versuchte er es mit einer letzten Verzweiflungstat. ”Bitte verschone mich. Ich gebe dir alles was du willst. Ich besitze ein riesiges vermögen. Sag mir einen Preis, irgendeinen, ich zahle was du verlangst. ” Einen kurzen Augenblick herrschte Stille, doch diese wurde sogleich von einem Lachen unterbrochen. Ein kaltes, unbarmherziges Lachen. Es endete eben so schnell wie es angefangen hatte. Nicht mehr lachend, aber dennoch aufs höchste vergnügt sprach der Fremde zu Davis. ”Du jämmerlicher Wurm. Du bist die 20.000 gar nicht wert die ich für deinen Kopf bekomme. Es ist ja schon fast eine Schande überhaupt eine Bezahlung dafür entgegenzunehmen. Aber naja...” Bei diesen Worten verfinsterte sich seine Stimme wieder und sein Gesicht nahm erneut diesen emotionslosen Ausdruck an wie schon zuvor. ”Man kann sich seine Jobs eben nicht immer aussuchen.” Plötzlich Blitze es und Davis konnte nun etwas sehen. Er blickte in ein Paar eiskalte Magenta farbene Seelenspiegel die ihn fixierten. Vor Schreck weiteten sich seine Augen und mit dem nächsten Donnerschlag löste sich ein Schuss, der ungehört in der Dunkelheit der Nacht verhallte. Ein Teppich aus rotem Blut zog sich über den Boden und begann langsam zu versickern. »Mordserie nimmt kein Ende. Schläft die Polizei den Schlaf der Gerechten?« Wieder fiel dem Serientäter einer der großen Geschäftsmänner der USA zum Opfer. Das letzte Opfer war der Präsident der bekanten Davis Enterprise, Tyler Davis. Hier ein Interview mit dem Polizeipräsidenten von Los Angeles (Mr. W. Graham) der für die Ermittlungen in diesem Fall zuständig ist. L.A Times: Mr. Graham was sagen sie zu diesem Fall? Graham: Nun dieser Fall unterscheidet sich nicht ausschlaggebend von denen zuvor. Es gibt keine Spuren eines Kampfes oder Ähnlichem. Die einzigen Verletzungen, die dem Toten beigefügt wurden sind eine Schusswunde an der rechten Schläfe, welche zum sofortigen Tode führte und einige gebrochene Knochen in der rechten Hand." L.A Times: Heißt das, wir haben es bei dieser Mordserie mit einem Profi zu tun? Graham: Auf Grund einiger Umstände können wir davon ausgehen, dass es sich keineswegs um einen Amateur handelt. Die Präzision mit der er vorgeht spricht da eine eindeutige Sprache. Er hinterlässt keinerlei Spuren und geht nie zweimal nach demselben Schema vor. L.A Times: Gibt es dennoch Hinweise die sie zu der Vermutung bewegen es handle sich um einen Serientäter? Graham: In der Tat, die gibt es. Zum einen, ist es diese Perfektion mit der er seine Opfer tötet, und zum anderen sind es die Tatorte. Jeder Tatort auf der ganzen Welt hat seine eigene Präsenz. Er hinterlässt einen bleibenden Eindruck, vor allem bei den Ermittlern. Und in kaum einem Fall meiner bisherigen Laufbahn, gab es einen derartig starken wie in diesem. Die Kaltblütigkeit mit der der Killer vorgeht ist unbeschreiblich. Keinerlei Spuren von Emotionen sind am Ort des Verbrechens vorzufinden. Kein Zögern, kein Fehlschuss, nichts. Als ginge es gar nicht darum ein Menschenleben aus zu löschen. L.A Times: Noch eine letzte Frage bezüglich des Täters. Was können sie uns über ihn sagen? Graham: Da es in allen 15 Fällen, die wir aktuell untersuchen, keine Zeugen gab ist es schwer eine Aussage über ihn zu machen. Doch wenn wir nach den gegebenen Umständen gehen, können wir mit relativ großer Sicherheit sagen, dass es sich um einen etwa 1.80m großen Mann mittleren Alters handelt. Mehr kann ich im Moment leider nicht dazu sagen. L.A Times: Vielen Dank für das Interview Mr. Graham. Der verlorene Sohn » Mit diesen Worten endete der Artikel auf der Titelseite der Zeitung. Der junge Mann, welcher diese soeben noch interessiert gelesen hatte, faltete sie nun sorgfältig zusammen und nahm den Hörer der Telefonzelle an sich, in der er sich befand. Es dauerte eine Weile bis der Anruf durchgestellt werden konnte und die Frau am anderen Ende bat um ein wenig Geduld. Die Verbindung war etwas instabil, aber es würde gehen, er hatte sowieso nicht vor sich mit langen Gesprächen aufzuhalten. Nach schier endlosem Klingeln wurde endlich abgenommen und eine freundliche Stimme erschallte im Hörer. "Hier bei Muto." Ein erleichtertes und fröhliches Lächeln erstrahlte auf dem Gesicht des Anrufers. "Großvater ich bin es, Yami." "Yami? Mein Gott bist du’s wirklich? Es wurde ja auch Zeit das du dich mal wieder Meldest. Wie geht es dir?" Das und vieles mehr sprudelte in kürzester Zeit aus dem Mund des alten Mannes. Es war wirklich schon sehr lange her, dass sein ältester Enkel sich bei ihm gemeldet hatte. Natürlich wusste er, dass die Schule viel Zeit erforderte, aber ein halbes Jahr war wirklich zu viel. "Großvater, hol doch erst mal Luft und lass mich zu Wort kommen. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich nichts von mir hab hören lassen. Aber in letzter Zeit war es wirklich sehr stressig. Ja...ja ich weiß dass das keine Entschuldigung dafür ist dich in Todesangst zu versetzen. Ja Großvater ich weiß...doch es tut mir wahnsinnig leid, so glaub mir doch." Am liebsten hätte Yami geräuschvoll ins Telefon geseufzt. Diese stundenlangen Diskusionen über seine Unzuverlässigkeit waren mit ein Grund warum er sich so selten meldete. Noch gut fünf Minuten lies der jüngere seinen Gesprächspartner lamentieren, ehe er ihm recht scharf das Wort abschnitt. "Jetzt hör doch endlich mal zu. Ich rufe aus einem bestimmten Grund an, wie du dir vielleicht denken kannst." Es war keineswegs seine Absicht unhöflich zu klingen, doch er war nun mal in Eile, da musste man eben Rücksicht auf seinen Tonfall nehmen. Auf diesen Gedanken schien Opa Muto auch gerade gekommen sein, denn er stellte seine Rede augenblicklich ein. "Also Großvater, der Grund aus dem ich anrufe ist folgender. Wir haben jetzt Sommerferien und ich wollte dich und Yugi in Tokyo besuchen kommen. Geht das in Ordnung?" Selbstverständlich war die letzte Frage rein rhetorischer Natur, aber er stellte sie trotzdem. Einfach weil er wusste, dass es seinen Großvater im Dreieck springen lies. "Was für eine Frage. Als ob du hier nicht willkommen wärst." Schnaubte der Alte vergnügt. "Wenn du nicht von alleine gekommen wärst hätte ich dich her geschleift das kannst du mir glauben Bürschchen." Die Freude in seiner Stimme war wirklich kaum zu überhören. Und sie war auch irgendwie ansteckend, denn Yami hatte auf einmal das Bedürfnis leise zu lachen. Etwas, das er in den letzten Jahren zunehmend seltener getan hatte. Ein wenig melancholisch dachte er an die alte Zeit zurück, als er noch bei seiner kleinen Familie in Japan gelebt hatte. //11 Jahre.// Dachte er betrübt. //11 Jahre ist es nun schon her, dass ich euch verlassen musste. Wie die Zeit vergeht.// Beinahe wäre der Jugendliche in seinen Gedanken versunken, doch die ungeduldige Stimme am anderen Ende der Leitung holte ihn aus seinen Tagträumen zurück. "Ich hab dich gefragt wann du kommst. Hörst du mir überhaupt zu? Yami?" "J-ja Großvater...ich hör dir zu. Also wir sehen uns dann. Ich muss jetzt wirklich los. Grüß Yugi von mir, und sag ihm bloß nicht dass ich komme. Tschüss Großvater." Damit hatte er auch schon eingehängt und war mit seinem Koffer in Richtung Gangway verschwunden. Er hatte nur noch 10 Minuten zu seinem Flug von Los Angeles nach Tokyo, er musste sich beeilen.« » Punkt zwei Uhr des nächsten Tages ertönte die Türglocke, welche Großvater Muto unsanft aus seiner verdienten Mittagsruhe aufschrecken lies. //So eine Unverschämtheit. Einen alten Mann aus dem Mittagsschlaf zu holen.// Reichlich übelgelaunt ging er hinunter in seinen Laden um die Tür zu öffnen und den Störenfried möglichst schnell zu verscheuchen. ,,Können sie nicht lesen? Wir haben geschlossen. Kommen sie in einer Stunde noch mal, wenn die Mittagspause vorbei ist." Um seine energischen Worte noch zu unterstreichen wollte der Spielladenbesitzer die Tür schwungvoll hinter sich schließen, doch eine amüsierte Stimme hinter ihm hinderte ihn daran. ”Tut mir leid Großvater. Ich wusste nicht dass ich derart ungelegen komme. Soll ich lieber später nochmal vorbei schauen?” Wie versteinert stand der Alte da und lies die gesagten Worte erst mal sinken. Kaum hatte er realisiert was da gerade vor sich ging hatte er sich auch schon umgedreht und seinen Enkel in die Arme geschlossen. „Mein Junge. Ist das schön dich zu sehen. Aber was stehst du da so rum? Komm doch rein." „Sag schon wie geht es dir? Was macht die Schule? Isst du auch anständig? Warum hast du denn nicht gesagt dass du kommst?“ Ohne den Angesprochenen auch nur Luft für eine Antwort holen zu lassen schob er ihn ins Haus und verfrachtete ihn auf einen der Küchenstühle. "Nun sei doch nicht so stumm wie ein Fisch. Rede Kind, ich will alles wissen." Brabbelte der alte Muto munter weiter. "Großvater..." Sagte Yami schon beinahe vorwurfsvoll. „Wie soll ich denn auf dein Kreuzverhör antworten, wenn du die ganze Zeit redest und mich nicht zu Wort kommen lässt?" Das schien zu wirken. Mit einer verlegenen Geste bedeutete der Mann seinem jungen Gast zu sprechen. Zufrieden mit diesem Umstand begann der Neuankömmling zu sprechen. "Hallo erst mal. Es ist schön dich so munter und geschwätzig zu sehen, das sagt mir zumindest, dass du gesund bist." Lachte er fröhlich und fuhr dann fort. "Mir geht es gut wie du wahrscheinlich siehst und, um dein Gedächtnis aufzufrischen, ich habe angerufen und zwar gestern. Ich habe aber extra nicht erwähnt wann ich komme, weil ich dich und Yugi überraschen wollte. Bei dir hat das ja wunderbar geklappt, jetzt muss ich nur noch warten bis er von der Schule heimkommt. Du hast ihm doch nichts erzählt oder?" "Natürlich nicht. Ich will mir sein erstauntes Gesicht ja schließlich auch nicht verderben. Er wird Augen machen wenn er dich sieht." Lachte Herr Muto gut gelaunt und setzte ungefragt Teewasser für seinen Besucher auf. Das war etwas auf das sich Yami ungeheuer gefreut hatte. Eine Tasse guten, japanischen Tee. Allein der Gedanke an das Aroma und den Geschmack erfüllten sein Herz mit fast kindlicher Vorfreude. Dabei war er eigentlich kein großartiger Teetrinker. An der Sorte lag es auch nicht, wenn er unbedingt gewollt hätte, hätte er nur einen Asiamarkt aufsuchen müssen und er wäre sicher fündig geworden. Nein es ging hierbei um etwas ganz Anderes. Es ging um dieses Gefühl von Heimat, das er verzweifelt auf der ganzen Welt gesucht, aber nirgends gefunden hatte. Er empfand es nur hier. Im Haus seiner Familie, wenn sein Großvater Tee kochte und er sich unbefangen mit ihm und seinem Bruder unterhalten konnte. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, als dieses Ritual Teil seines Alltags war. //Endlich wieder daheim.// Dachte er erleichtert und legte den Kopf auf seine Arme, die bereits auf dem Tisch ruhten. Und ehe er es sich versah, war er auch schon eingeschlafen. Es dauerte eine Weile bis Herr Muto bemerkte, dass er keine Antwort mehr bekam. Ein mildes Lächeln schlich sich auf seine Züge, als er seinen Enkel friedlich schlafend am Küchentisch sah. Das sonst so ernste und erwachsene Gesicht glättete sich entspannt und lies den Teenager noch um einiges jünger wirken als er war. Darum bemüht ihn nicht aufzuwecken brachte der alte Mann ihn in Yugis Zimmer und legte ihn aufs Bett. "Schlaf gut mein Junge."« » Fünf Uhr, endlich. Das lang ersehnte Wochenende konnte endlich starten. Den ganzen Tag hatten Yugi und seine Freunde auf das erlösende letzte Klingeln gewartet. Alle zusammen machten sie sich auf den Heimweg und diskutierten aufgeregt über ihre Wochenendpläne. Sie hatten vor am Samstag in eine der unzähligen Spielhallen zu gehen und ihr Taschengeld auf den Kopf zu hauen. Am Sonntag dann wollten sie die Reste zusammenkratzen und ins Kino gehen. Für die Zwischenzeit war abhängen bei Yugi geplant. Im Spiele laden seines Großvaters gab es immer etwas zu tun und zu entdecken. Und wie zum Beweis waren sie auch gerade auf dem Weg genau dorthin. Yugi hatte gerne viel Gesellschaft, weshalb er sich immer sehr darüber freute Tea, Joe und Tristan zu sich nach Hause einladen zu können. Hin und wieder kam auch Bakura mit, aber das war eher selten. "Sag mal Yugi, ist heute irgend ein besonderer Tag? Du wirkst so aufgeregt." Meldete Joey sich irgendwann zu Wort, weil ihm das nervöse Dauergrinsen seines Freundes aufgefallen war. "Naja...eigentlich nicht. Aber seit ich heute Morgen aufgestanden bin hab ich so ein Gefühl, als würde irgendetwas passieren." "Solange es nicht wieder eine Kreuzfahrt auf eine Insel voller duellierender Verrückter ist soll es mir recht sein." Mischte nun auch Tea mit und sprach damit aus was alle dachten. Zwar war der Besuch in Pegasus Königreich der Duellanten ein spannendes Abenteuer gewesen, aber dennoch rissen sich die vier nicht unbedingt darum etwas Ähnliches in Kürze zu wiederholen. Dazu war das ganze einfach zu nervenaufreibend gewesen. "Vielleicht irre ich mich auch." Gab Yugi schließlich nach. "Gehen wir einfach und finden es heraus."« » Yugi stürmte als erster in den Laden und begrüßte seinen Großvater fröhlich und ausgelassen wie immer. "Hallo Opa. Ich hab Besuch mitgebracht, ist das ok?" "Als ob ich sie schon jemals weggeschickt hätte." Lachte der Greis und begrüßte sie alle zusammen. Es war schwer zu übersehen, dass Großvater Muto heute in ungewöhnlicher Hochstimmung war. Noch ehe sich die anderen fragen konnten, welchen Grund das wohl haben mochte, war Herr Muto auch schon auf dem Weg nach oben. "Yugi mein Junge, ich hab eine ganz besondere Überraschung für dich. Warte hier." Gesagt getan. Während sein Großvater also nach oben in die Wohnung verschwand, warteten die anderen geduldig im Laden. "Sieht aus als hättest du doch recht gehabt mit deinem Gefühl." Meinte Tristan und sah, ebenso wie die anderen gespannt zur Treppe. Ein gewohntes Poltern kündigte an, dass ihr Gastgeber wieder auf dem Rückweg nach unten war. Doch irgendetwas an dem Geräusch war anders als sonst. Die Schritte waren viel zu ungleichmäßig. Es klang, als wäre da noch jemand. Und tatsächlich. Kaum dass der alte Muto wieder breit lächelnd im Raum stand, folgte ihm eine andere Person. Es war ein hochgewachsener junger Mann, den Yugis Freunde auf etwa 18 oder 19 Jahre schätzten. Er war gut einen Kopf, wenn nicht sogar zwei, größer als Yugi und braun gebrannt. Abgesehen davon hatte er enorme Ähnlichkeit mit dem Kleinsten ihrer Gruppe. Er trug ein schwarzes, ärmelloses Oberteil, das recht eng an seinem muskulösen Oberkörper anlag und keinen Zweifel an seiner Sportlichkeit zu lies. Dazu hatte er eine mit Nieten verzierte Jeans an und um seine schmalen Hüften hingen locker zwei Gürtel, die wohl eher gut aussehen sollten, als etwas an seinem Platz zu halten. Alles in allem machte der Fremde einen durchweg positiven Eindruck auf die drei Besucher. Wenn ihnen nur endlich jemand gesagt hätte wer das war. Fast eine ganze Minute herrschte gebanntes Schweigen in dem kleinen Geschäft, bis der neuerliche Gast endlich das Wort ergriff. "Hallo Yugi." Sagte er mit einer tiefen, aber recht melodischen Stimme zu seinem, irgendwie versteinert wirkenden, Gegenüber. Offenbar war es genau das was Yugi gebraucht hatte um aus seiner Starre zu erwachen, denn nur den Bruchteil einer Sekunde später hing er dem Sprecher dieser Worte auch schon am Hals. "Nii-san...Du bist wieder da. Warum hast du mir nicht gesagt dass du kommst? Ich freu mich so." Der Ältere fragte sich bereits zum wiederholten Male am heutigen Tag, ob wasserfallartiges Sprechen in Situationen der Freude eine Art Erbkrankheit in seiner Familie war, von der lediglich er verschont geblieben war. Wie dem auch sei, es störte ihn in diesem Moment nicht. Überglücklich schloss er seinen kleinen Bruder in die Arme und drückte ihn fest an sich. "Ich freu mich auch. Wie geht es dir? Du siehst gut aus." Das tat er wirklich. Noch an seinem letzten Besuch vor 4 Jahren war Yugi ein blasser kleiner Junge gewesen, der den ganzen Tag allein in seinem Zimmer, oder allenfalls im Spiele laden verbracht hatte. Doch das hatte sich anscheinend geändert. Er war zwar immer noch reichlich klein für sein Alter, aber in seinem strahlenden Gesicht konnte Yami ablesen, dass es ihm wirklich gut ging. Und seine Freunde die er mitgebracht hatte, bestätigten das Ganze noch. Das Mädchen unter ihnen kannte er sogar. Yugi hatte sie ihm einmal gezeigt als er ihn von der Schule abgeholt hatte. "Yami, das sind meine Freunde, Tea, Joey und Tristan. Leute, das ist mein Bruder Yami." Stellte der Kleinste unter ihnen die Anwesenden vor. Nachdem das nun auch geklärt war konnten sie sich endlich wichtigerem zuwenden. Dem Essen. Man hätte meinen können Tokyo leide unter einer Hungersnot, so versessen stürmten die Oberschüler in die Küche um Töpfe und Pfannen aus den Schränken zu ziehen. Ein lustiges Schauspielt wie Yami fand, aber doch ein wenig zu chaotisch für seinen Geschmack. //So kriegen wir frühestens morgen was zu essen.// Dachte der Ältere und entschied sich kurzerhand das Kochen selbst zu übernehmen. Dankbar nahmen die Anderen das Angebot an und setzten sich ins Wohnzimmer. "Bin mal gespannt was dein Bruder kocht...er kann doch kochen oder?" War der noch etwas unentschlossene Kommentar Joeys, der Yugi ein lautes Lachen abrang. "Was ist daran denn so lustig? Man wird ja nochmal fragen dürfen." Murrte der Blonde. "Tut mir leid Joey. Ich musste eben einfach lachen. Aber zu deiner Frage, ich hab keine Ahnung ob er es kann. Es ist vier Jahre her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Vielleicht kann er, vielleicht nicht." Nur etwa eine halbe Stunde später hatte niemand mehr Zweifel daran, dass er konnte. Wie ein Schwarm Heuschrecken fielen sie über das Essen her und schlugen sich nach Herzenslust die Bäuche voll. Der Meisterkoch selbst war nicht besonders hungrig gewesen und begnügte sich deshalb mit einer kleinen Portion. Es machte ihm ohnehin mehr Spaß die Gesellschaft um sich rum zu beobachten. Irgendwie fühlte er sich innerhalb dieser schrägen Truppe sehr wohl. Wohler als er gedacht hätte. //Schade, dass es nicht immer so sein kann.// Dachte er ein wenig betrübt. "Was wirst du jetzt eigentlich während deiner Sommerferien hier machen? Hast du dir schon etwas Bestimmtes überlegt?" Ein plötzliches Grinsen schlich sich auf die Züge des Angesprochenen. "Nun ja. Um ehrlich zu sein wollte ich meinen Umzug regeln." Zwei verwirrte Augenpaare trafen seinen Blick und er sprach weiter. "Ich habe vor kurzem eine günstige Wohnung hier in der Nähe gefunden. Bevor ich heute Mittag hier ankam hab ich die letzten nötigen Formalitäten geklärt. Und ab Montag gehe ich mit euch allen zusammen auf die Domino High." Aufmerksam beobachtete Yami die Reaktion auf seine Worte. Weder sein Großvater noch sein Bruder sagten im ersten Moment etwas. Tea war die erste, die die Stille brach. "Das ist ja toll. Wir haben schon überlegt wer der Neue sein könnte den unser Klassenlehrer neulich erwähnt hatte. Er hat aber kein Wort darüber verloren, dass du in unsere Klasse kommst." "Vielleicht kommt er ja in die Parallelklasse." Mischte nun auch Tristan mit. "Möglich, aber genau erfahre ich es erst nächste Woche." Meinte der Ältere der Mutobrüder vergnügt. Endlich fanden auch seine beiden Familienmittglieder ihre Sprache wieder. "Wow...das ist ja Wahnsinn. Ich freu mich." War Yugis begeisterter Ausruf. Schon oft hatte er seinen Bruder gebeten nach Japan zurückzukehren, doch bisher hatte er immer eine Ausrede gefunden. Und jetzt kam er sogar von alleine. Yugis Glück könnte gar nicht größer sein. "Das ist wirklich großartig Junge aber...sag warum willst du nicht bei uns wohnen? Du weißt dass du hier immer willkommen bist." "Natürlich weiß ich das. Aber...ich wohne jetzt schon sein über einem Jahr alleine und komme eigentlich sehr gut klar. Ich brauche ab und an meine Ruhe." Erklärte der Jugendliche geduldig. "Nun gut. Da kann man dann wohl nichts mehr machen. Du hast eben den Sturkopf deiner Mutter." Lachte der Alte. "Lasst uns anstoßen auf unseren Heimkehrer." Verkündete der Grauhaarige und hob sein Glas. "Willkommen daheim Junge." "Ja. Willkommen daheim." Stimmten alle im Chorus mit ein.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)