The GazettE - Das Hotelzimmer von -Harlekin- (Besser du betrittst es nicht...) ================================================================================ Epilog: Die Geschichte eines Mörders ------------------------------------ Doch eines hatte Aoi nicht bedacht… Denn die Geschichte war ab dem Zeitpunkt seines Todes…nicht vorbei. Im Gegenteil… Sie existiert noch immer…und lebt weiter. Sie ist so lebendig…wie noch nie zuvor. Eine bedrückende Stille breitet sich im Zimmer aus, als der Besitzer zu Ende erzählt hat… Dann…als die abstrakte Geschichte endlich in die Köpfe der Reporter durchdringt…hört man das leise Schluchzen der Fotografin…auch der Mann muss nachdenklich und etwas schockiert auf die Badezimmertür starren. „Wie grausam…“ Der Besitzer steht stumm vor dem Fenster und blickt traurig in den grauen Himmel. Genau hier…genau hier…wird wohl Ruki gestanden haben…als er noch voller Hoffnung in die gleißende Sonne geblickt hat…noch nicht wusste…dass er kurz daraufhin von seiner Liebe umgebracht werden würde. Seine zitternde zerbrechliche Hand umklammert schwach den Vorhang…Krampfhaft versucht er sich zu wehren…sich zu wehren gegen die Tränen…sich zu wehren…in…ein unendlich tiefes…schwarzes Loch zu fallen…und nie mehr wieder herauszukommen…ein harter Kampf…ein…verlorener Kampf. „Ich habe ihn geliebt.“ Keine Erkenntnis…sondern eine Tatsache. Verwundert blicken ihn die Gäste an. „Sie…haben Uruha geliebt?“ Langsam hebt der Besitzer den Kopf zur Sonne…Sonne, die sich hinter den grauen Wolken versteckt…nur ein…ein einziger Lichtstrahl kann sich durch die großflächigen Wolken zwängen…ein…starker Lichtstrahl. Doch er…er würde hinter den Wolken verschwinden…denn er ist schwach. Zu schwach. „Nein. Aoi.“ Nun blicken die Beiden noch verblüffter drein. Ein…Hotelbesitzer verliebt sich…in einen Gitarristen von einer Visual Kei – Band? Bizarre… Der Besitzer dreht sich zu ihnen um und muss sanft in die verdutzten Gesichter lächeln. Seine Hand lässt den haltsuchenden Vorhang los…nur langsam kann er diese dann heben. Der Ärmel rutscht herunter und offenbart eine lange Narbe. Sofort schrecken die Gäste auf. „Sie…Sie sind Kai??!“ Er lässt den Arm wieder sinken, der daraufhin in seine Hosentasche verschwindet. Diese Narbe…Er verbindet so viel Schmerz mit ihr…denn…diese Narbe ist nicht nur einfach eine Narbe…Nein…sie ist viel mehr. Sie…ist die schmerzhafte Erinnerung dafür…dass Aoi…der Mann den er liebte…schon jemand anders gehörte…Ruki hatte ihn für sich beansprucht…ohne…daran zu denken, was dieser eigentlich wollte. Er hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass dieser…mit ihm unglücklich sein würde…dass dieser…jemand anders und nicht ihn so sehr begehrte…sein Herz…schon längst an Uruha verloren hatte. „Ich…habe das Hotel übernommen…Ich konnte mich nie von der Geschichte losreißen…Ich…war dafür…nie stark genug.“ Egoist. Kranker…verlorener Mensch… Die Welt war zu hart für ihn. Die Welt hatte ihn verdorben…ihn…zerstört. Ruki wollte doch nur…glücklich sein. Einmal in seinem Leben glücklich sein… Kai schüttelt leicht den Kopf. Mit so einem Menschen kann man nur Mitleid haben…Nur…weil man mit seinem Leben nicht zufrieden ist…heißt es nicht gleich, dass man andere da mit reinziehen muss…Wenn…er doch mit ihnen geredet hätte…dann…hätten sie ihm doch helfen können…Aber…so was wie Freundschaft…hatte ihm wohl nichts bedeutet. Seinen…besten Freund zu töten…hatte ihm nichts bedeutet…Seine Liebe zu…zerstören…hatte ihm nichts bedeutet. Er hatte…immer nur an sich gedacht. „Ist…alles…wirklich wahr?“ Kai wird mit dieser stechenden Frage aus seinen Gedanken gerissen. Die Gäste scheinen sich von ihrem kleinen Schock wieder erholt zu haben. Er schließt kurz die Augen…öffnet sie dann wieder. Ein kleiner…schwacher Versuch, sich zu fassen… „Ja.“ Die Gäste schlucken. „Und…und was ist mit Reita?“ Vergeblich…Er kann es nicht…Er kann sich nicht fassen…Er ist zu schwach… „Tot.“ Wieder ein kleiner Schock für die Gäste. Und für ihn…wieder ein großer seelischer Schmerz…ein großer weiterer Schritt in das schwarze Loch…das bedrohlich näher rückt… „Tot?? Aber…wie?“ „Autounfall, letztes Jahr. Er war betrunken am Steuer gewesen. Ihn…hat die…ganze Geschichte extrem mitgenommen…Er hat sich Vorwürfe gemacht…Seit dem…habe ich ihn nie mehr wieder lachen gesehen. Er…er war…so ein fröhlicher Mensch gewesen vorher…“ Das schwarze Loch…ist da. Er fällt hinein. Es…verschlingt ihn…Es…tötet ihn. Nicht körperlich, sondern seelisch. Nun…verfliegt die Trauer. Nun…verfliegt der Hass. Nun…verfliegt der Schmerz. Sie…wurden verschlungen. Komplett. Übrig…bleibt nur noch Gleichgültigkeit. Betäubt…Er fühlt sich wie betäubt. Und…es tut gut…betäubt zu sein. Ausdruckslos schaut er die Gäste an. „Wissen Sie…Ich habe…gesehen, wie er Ruki den Kopf eingeschlagen hatte…Ich war entsetzt, da ich es noch nicht verstanden hatte…und bin wieder aus dem Zimmer gerannt…Ich sollte nur nachsehen, wo denn die anderen geblieben waren…mehr nicht. Nur das.“ Mitleidsvoll schauen sich die zutiefst berührten Gäste an. Doch sie können…nicht mal ansatzweise…Kais Situation nachempfinden. Dieser sieht vor sich…nur bedeutungslose Zuhörer…die seine Geschichte niemals verstehen können. Ihn…niemals verstehen können. Sie waren nicht dabei gewesen. „Ich habe…vorher noch nie jemanden, die ganze Geschichte erzählt…Nicht einmal der Polizei…Als mich jemand darauf ansprach…habe ich mich immer dumm gestellt. Aber…es tat gut, jemanden…endlich die Wahrheit zu sagen…Diese…Geschichte…war wie ein Kloß im Hals…der dort jahrelang vor sich her vermoderte…Jetzt…ist er gelöst. Ich…bin erlöst…“ „Dann ist es doch gut, dass sie mit uns geredet haben.“ Die Gäste lächeln ihn aufmunternd an. Aber der betäubte Besitzer…schaut an ihnen vorbei. Gedankenverloren blickt er auf die Wand…Er kann sie spüren…Wie seine verstorbenen Bandkollegen dort an der Wand stehen und ihn anschauen…Sie sind hier…genauso wie die anderen Menschen, die in diesem Raum gestorben sind… Eine Träne entweicht ihm…denn er kann auch seinen Geliebten spüren…Aoi… Dann plötzlich fängt Kai an zu lächeln. „Sie sind alle tot…alle…außer mir. Aber…wir sind eine Band. Wir gehören zusammen.“ Doch…bevor ich endlich gehe… Entschlossen greift er zu der kalten Waffe, die er die ganze Zeit über in seiner Jeans hatte. Er hatte…nur darauf gewartet…sie endlich…benutzen zu können. Die Gäste schauen beängstigend und schockiert zur Waffe. Immernoch…mit einem Lächeln im Gesicht, richtet er diese auf die Beiden. …werde ich so viele Menschen mit mir nehmen, wie ich nur kann… „Glauben Sie mir. Die Leute haben Recht…Dieses Zimmer ist verflucht. Aber…eines wissen sie nicht. All die Leute…die nach diesem Vorfall sich in diesem Zimmer selbst umgebracht haben…Sie starben nicht…wegen diesem Fluch oder gar Selbstmord…Sie starben…durch mich.“ „Sie…Sie haben einen echt guten Sinn für Humor…“ Der Mundwinkel von Kai hebt sich leicht… „Ich…habe keinen Humor.“ … KNALL! Denn…ich bin voller Hass erfüllt…voller…Rachesucht. Rachesucht…die ich niemals befriedigen kann, Taka. Denn…ich bin voller Liebe erfüllt…voller…Sehnsucht. Sehnsucht…die ich ebenfalls niemals befriedigen kann, Suguru. Doch…keiner…keiner darf die Wahrheit erfahren… …die ganze Geschichte…und alles was dahinter steckt… …hinter den vorgespielt fröhlichen Fassaden… …hinter…dieser ehemaligen erfolgreichen Band… …hinter theGazettE. Ihr Image muss gewahrt werden. So…will ich wenigstens meine Mordlust stillen. Das Einzige…was mein Leben noch lebenswert macht. [Liebe…hat sie ins Verderben gebracht.] Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)